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FOR EDVCATION 
FOR SCIENCE 


LIBRARY 
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THE AMERICAN MUSEUM 
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NATURAL HISTORY 


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ARCHIV 
NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN, 
FORTGESETZT VON 


W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL, 
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, 
W. WELTNER unD E. STRAND. 


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FÖÜÖNFUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1919. 
Abteilung A. 
5. Heft. 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


EMBRIK STRAND 
(BERLIN). 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER 
Berlin. 


Inhaltsverzeichnis. 


ar-304Q fi N 00.28 Seite 
Vitzthum. Acarologische Beobachtungen. 3. Reihe. (Mit 52 Textfiguren) 1 
Poche. Einige Bemerkungen zur Synonymie der Hydridea. ...... 62 


— Die Erscheinungszeit von Heft XII des Jahrganges 1834 der „Isis“ 68 
Kleine. 1. Nachtrag zu meiner Arbeit über die Gattung Ithystenus Pascoe. 

(Mit 2 Textfiguren) . „2... 0.0000 0 Go 69 
Viets. Zusammenfassende Liste über brandenburgische Hydracarinen . 71 
Gengler. Der Formenkreis Emberiza eitrinella L. Eine zoogeographische 

Studie. (Mit einer Karte im Text und einer kolorierten Tafel) .. 75 
Bryk. Bibliotheca sphragidologiea. (Mit 20 Figuren)... ... a.“ 
Stumper. Über einige Anomalien des Ameisenlebens . . ....... 18 
Kriesche. Neue Batoceriden. (Col. Ceramb.) 


Monotype-Maschinensatz u. Druck von Julius Brandstätter, Leipzig, Querstr. 13 


Acarologische Beobachtungen. 
3. Reihe.') 
Von 


Graf Hermann Vitzthum, Weimar. 
(Mit 52 Textfiguren). 


1. Einzelne Bemerkungen. 


a) Nach Material, welches aus Kroatien stammt und dem Zoo- 
logischen Museum in Berlin gehört, hat Dr. Anton Krausse im 
„Zoologischen Anzeiger‘, Bd. 47, S. 97—98, ein Microtrombidium 
(Campylothrombium) Langhofferi als neue Art beschrieben, wobei 
er aus dem Berlese’schen Subgenus Enemothrombium die Arten 
mit umgebogenen, zweikammerigen Papillen ausschied und in 
dem neuen Subgenus Campylothrombium zusammenfaßte. Dr. 
Krausse legte mir drei Trombidien von 3080, 3020 und 1920 u Länge 
vor, die er Ende Juni 1919 auf einer Salzstelle im Walde bei Hel- 
drungen an der Unstrut gefunden hatte. Auf. Grund seiner Be- 
schreibung und Abbildung konnten sie einwandfrei als Camp. 
Langhofferi erkannt werden: Faunae nov. spec. Die Tiere waren 
in der den Acarologen geläufigen Alkohol-Glycerin-Eisessig- 
Mischung abgetötet worden und hatten darin bis zur Untersuchung 
wohlkaumlängerals zwei Tage gelegen. Esistalsonichtanzunehmen, 
daß ihre Farbe wesentlich verändert worden wäre; der Gesamt- 
eindruck ist ziemlich scharlachrot ; bei näherer Betrachtung erweist 
sich aber die Farbe des Rumpfes als orangegelb, die der Beine als 
orangerot, die der Papillen als purpurrot. 

b) Megninia oscınum (Koch) — vergl. C. L. Koch, Deutsch- 
lands Crustaceen, Myriapoden und Arachniden, Regensburg 1835 
bis 1844; Heft 33, Fig. 14, 15 (Dermaleichus oscinum); Robin & 
Me&gnin ‚„Memoire sur les Sarcoptides plumicoles‘‘ im Journal de 
l’anatomie et de la physiologie, Bd. 13 (Paris 1877), S. 507 ff. 
(Analges oscinum) ; Berlese, Acari, myriopoda et scorpiones hucus- 
que.in Italia reperta, Fasc. 65, Nr. 3, Taf. 136 (Megninia oscinum) 
— besitzt keine Verticalhaare und muß daher dem Genus Ingrassia 
Oudemans 1905 zugezählt werden; vergl. Oudemans in den 
„Entomologischen Berichten“ Bd. 1, S. 224. Ingrassia oscinum 


1) Die erste dieser Reihen, welche von einander unabhängig sind, er- 
scheint in den „Zoologischen Jahrbüchern“ (Verlag Gustav Fischer, Jena), 
sobald die augenblickliche Papiernot behoben ist. Die zweite erschien im 
Archiv f. Naturg. 1918, Abt. A, Heft 6. 

Archiv er 1 5, Heft 


28 Graf Hermann Vitzthum: 


war bisher nur auf Chloris chloris bekannt, sofern man Koch’s 
anderweit nicht bestätigte Angaben seines Befundes auf Motacilla 
alba und auf Lerchen außer Betracht lassen will. Ich fand die Art 
aber im Sommer 1919 in Weimar auch auf Fringilla coelebs. 


c) Im „‚Bulletin de la Societe Entomologique de France“, 
Jahrgang 1900, S. 377, behauptet Giard, auf der gewöhnlichen 
Apıs mellifica käme eine Trichotarsus-Art vor. Trotz größter Auf- 
merksamkeit habe ich diese Angabe niemals und nirgends bestätigt 
gefunden und muß ihre Richtigkeit daher bezweifeln. Unter allen 
Apis-Arten dürfte Apis indica die einzige sein, auf und bei der 
Acarinen parasitieren. Es handelt sich dabei um zwei Arten aus 
der Ordnung der Mesostigmata: Laelaps (nicht näher bezeichneter 
Untergattung) ampullula Berlese und Varroa Jacobsoni Oudemans. 
Wegen ersterer Art vergl. Berlese in der ‚Redia‘‘ Bd. 6 (1910), 
5.260. Wegen letzterer vergl. OQudemansin den ‚Entomologische 
Berichten“ Bd. 1, S. 161; Oudemans, „On a new genusand 
species of parasitic Acari‘‘ in den ‚‚Notes from the Leyden Museum“ 
Bd. 24 (1904), S. 216—222; auch Buttel-Reepen im ‚‚Bienen- 
wirtschaftlichen Centralblatt“, Jahrgang 1918; Nr. 9/10. 

d) Geh. Rat G. W. Müller, Greifswald, legte Phragmites- 
Stengel mit Gallen der verschiedenen Lipara-Arten vor. Ständiger 
Bewohner dieser Gallen scheint Tyroglyphus longior Gervais zu 
sein, was bei der bekannten Vielseitigkeit dieser Art hinsichtlich der 
Wahl des Aufenthalts keine Überraschung ist. Vereinzelt fanden 
sich einige wenige Oribatiden und Parasitiden. Die große Masse 
der diese Gallen bewohnenden Acarinen bestand aus Tarsone- 
miden. 

1. In und an einigen Gallen, doch nur bei einem kleinen Teil 
von ihnen, fand sich Pediculopsis graminum E. Reuter in allen 
Entwicklungsstadien. Vergl. über diese Art Enzio Reuter, ‚Zur 
Morphologie und Ontogenie der Acariden mit besonderer Berück- 
sichtigung von Pediculopsis graminum‘“ in den ‚Acta societatis 
scientiarum fennicae‘“‘ Bd. 36, Nr. 4, Helsingfors 1909; auch E. 
Reuter, ‚Über die Eibildung bei der Milbe Pediculopsis graminum“ 
Festschrift für Palmen, Helsingfors 1907. Die Art wurde zwar in 
Amerika schon auf pilzfaulen Dianthus-Knospen angetroffen und 
von Wolcott, ‚A mite accompanying the Bud-rot of Carnations‘“ 
in den „Studies from the Zoological Laboratory of the University 
of Nebraska‘, Lincoln, Nebraska, 1907, unter dem Namen Pedi- 
culordes dianthophilus Wolcott behandelt. Mit dieser einen Aus- 
nahme ist die Art aber sonst nur auf 33 Gräsern einschl. 4 Getreide- 
arten bekannt. Mit dem Vorkommen auf Phragmites dehnt sie 
ihr Verbreitungsgebiet über das Gebiet der echten Gramineen auf 
das der Cyperaceen aus. 

2. Sehr häufig war Tarsonemus Kirchnerii (Kramer); vergl. 
Kramer im ‚Archiv für Naturgeschichte‘, Jahrgang 42 (1876), 
Bd. 1, S. 197—208 (Dendroptus Kirchneri); Berlese, ‚‚Indagini 


Acarologische Beobachtungen 3 


sulle metamorphosi di alcuni Acari insetticoli‘‘, Florenz 1882, S. 
21; Berlese, ‚La sottofamiglia dei Tarsonemidi‘ im ‚‚Bullettino 
della Societa Entomologica Italiana‘‘ Bd. 18, Florenz 1886 (Tar- 
sonemus Kirchnerii) ,; Canestrini, „Prospetto dell’acarofauna ita- 
liana‘', S. 317 (Tarsonemus Kirchneri) ; Sicher & Leonardi, ‚Nuovi 
Tarsonemidi‘, Padua 1894, S. 10 (Tarsonemus gigas); Berlese, 
Acari, myriopoda et scorpiones „ „ . ., Fasc. 75, Nr. 3 (Tar- 
sonemus Kirchnerit). — Das Vorkommen dieses spezifischen Gallen- 
bewohners in Lipdara-Gallen ist nichts Verwunderliches, wenn es 
hier auch zum ersten Mal beobachtet wurde, wie überhaupt die 
Art in Deutschland bisher selten angetroffen wurde. Auffällig aber 
war, daß die Männchen gegenüber den Weibchen und gegenüber 
den Jugendstadien bei weitem überwogen, und ihre schon von 
Kramer beobachtete Körperhaltung. Sie trugen fast ausnahmslos 
das hinterste Beinpaar und den hintersten Teil des Rumpfes senk- 
recht nach oben gerichtet, sodaß sie bei ventraler Betrachtung 
den Anblick eines sechsfüßigen Tieres boten. Bei dorsaler Betrach- 
tung sieht man also die männlichen Geschlechtswerkzeuge senk- 
recht von oben. Man vergleiche damit die Abbildung von Tar- 

sopolibus (Tarsopolipus) corrugatus Berlese bei Berlese ‚Acari 
nuovi‘‘ in der ‚Redia‘‘ Bd. 9 (1913), Taf. 1, Fig. 9b, der sicherlich 
eine ähnliche Körperhaltung zu Grunde liegen dürfte. 

3. Die Hauptmasse aber wurde gestellt durch eine Tarsone- 
mus-Art, die ich für Tarsonemus spirifex Marchal halte. Vergl. 
wegen dieser Art Marchal ‚L’acariose des avoines ou maladie 
des avoines vrillees“ in den ‚Annales de l’institut national agro- 
nomique‘‘ Serie 2, Bd. 6 (Paris 1907), Heft 1, und Schoevers 
„Een nieuwe Havervijand“ nebst den durch Text erläuterten Zeich- 
nungen von OQudemans in der „Tijdschrift over Plantenziekten‘‘, 
21. Jahrgang (1915), S. 111—130. Die Art in den Greifswalder 
Lipara-Gallen ließ in keinem Entwicklungsstadium den leisesten 
Unterschied von den Oudemans’schen Abbildungen erkennen. Nur 
erschienen mir die hyalinen Blättchen an der Innenseite der Beine 
IV-beim & nicht kreisrund; ich hatte vielmehr den Eindruck, als 
ob dieses Chitingebilde aus jederseits zwei gewölbten ovalen Schalen 
bestünde, die sich bei der Copula der Körperrundung der weib- 
lichen Larve auflegen. Trotzdem dürfte nicht zu bezweifeln sein, 
daß hier Tarsonemus spirifex Marchal vorlag. — Übrigens muß 
Oudemans a. a. O. S. 126 und 128 ein Irrtum unterlaufen sein: 
bei keiner Tarsonemus-Art schwillt das weibliche Prosopon zu 
einem Embryonensack auf. Wenn Oudemans auf Avena sativa 
solche Embryonensäcke gefunden hat, dann dürfte es sich um 
Pediculopsis graminum E. Reuter gehandelt haben. Auch im vor- 
liegenden Falle lebte Pediculopsis graminum mehrfach dem Tar- 
“ sonemus spirifex benachbart. Aber die in den eng geschlossenen 
Kolonien von T. spirifex reichlich vorhandenen Eier ließen keinen 
Zweifel über den oviparen Charakter dieser Art. Dasselbe gilt 
übrigens auch für die Kolonien von Tarsonemus Kirchneri. 


]* 5. Heft 


4 Graf Hermann Vitzthum: 


2. Genus Dolaea Oudemans 1901. 


Die Gattung Dolaea ist in den tropischen Teilen von Asien 
einschließlich Insulinde und von Afrika beheimatet und entsendet 
in Süd-Afrika eine Abzweigung in die südlich-gemäßigte Zone. 
Ihre acht bisher bekannten Arten leben in engster Gemeinschaft mit 
Holzbienen, hauptsächlich von der Gattung Koptorthosoma, und 
zwar teilen sie nicht nur deren Nester, sondern die Weibchen halten 
sich vorzugsweise in dem Hohlraum des vordersten Abdominal- 
segmentes der weiblichen Koptorthosomen auf. Wie sie bei ihrer 
oft recht erheblichen Größe es fertig bringen, den engen Eingang 
zu diesem Hohlraum zu passieren, erscheint rätselhaft. Oudemans 
hat im ‚‚Zoologischen Anzeiger‘‘ Bd. 27, S. 137 ff, festgestellt, daß 
diese Lebensgemeinschaft wahrscheinlich schon 1839 von dem Hol- 
länder Brilman bemerkt wurde, der in der ‚Tijdschrift voor Neder- 
landsch Indie“ Bd. 2, S. 360—364, darüber schrieb. Dann wurde 
sie 1898 von den Engländern Green und Perkins gleichzeitig, 
aber unabhängig von einander wieder entdeckt und von Letzterem 
1899 im ‚„‚Entomologist’s Monthly Magazine‘, Ser. 2, Bd. 10, S. 37, 
erörtert. 1901 stellte Oudemans in der ‚Tijdschrift der Neder- 
landschen Dierkundigen Vereeniging“ Bd. 7, S. 60, für die hierher 
gehörigen Milben unter dem Namen Greenia ein besonderes Genus 
auf. Der Name Greenia war aber schon 1896 von Kirby für Insek- 
ten verbraucht worden und konnte demnach nicht beibehalten 
werden. Darum ersetzte ihn Banks 1904 in den ‚Proceedings 
of the United States National Museum‘, Bd. 28, S. 56, durch den 
Namen Greeniella. Greeniella Banks ist nicht zu verwechseln mit 
Greeniella Berlese 1910, der in der ‚‚Redia‘‘ Bd. 6, S. 247, darunter 
eine Untergattung der Gattung I/phiopsis versteht, die er aber 
1913 ebenda Bd. 9, S. 80, in Jacobsonia umbenannte. Die Bezeich- 
nung Greeniella ist aber auch bereits verbraucht, und zwar 1900 
durch Cockerell für Insekten. So benannte denn Oudemans 
seine Gattung 1912 in den ‚Entomologischen Berichten“ Bd. 3, 
S. 262, endgültig Dolaea. 

Die systematische Stellung des Genus Dolaea ist in nächster 
Nähe von Iphiopsis zu suchen, mit der es das Fehlen der Peri- 
tremata gemein hat, von der es sich aber durch das Vorhanden- 
sein von Krallen an den Praetarsi I unterscheidet. An sonstigen 
anatomischen Besonderheiten verdient hervorgehoben zu werden: 

Der Digitus fixus der Mandibeln ist in der Regel, jedoch nicht 
immer, dem Digitus mobilis gegenüber stark verkürzt. 

Gewisse Haare auf der Oberseite der Beine I und auf der 
Unterseite der Beine II werden sehr häufig zu kurzen, stämmigen 
Chitinzapfen umgewandelt. 

Beim 2 neigen die Sternal-, Metasternal- und Genitalhaare 
dazu, sich zu verdoppeln, ja sogar zu verdreifachen, wodurch die 
Symmetrie ihrer Anordnung stark gestört wird. 

Beim 9 ist die Form des Sternalschildes mitunter starken 
Abänderungen unterworfen. 


Acarologische Beobachtungen 5 


Auf der Oberseite von FemurlundlI werden ein oderzwei Haar- 
paare häufig in ähnlich auffälliger Weise ausgebildet, wie es z. B. 
bei Laelads agilis Koch, Laelaps hilarıs Koch, Liponyssus spinosus 
Oudms., Liponyssus arcuatus Koch, Liponyssus carnifex Koch usw. 
der Fall ist. 

Das Epistom ist stets ein unscheinbarer dreieckiger Vorsprung 
ohne besonders augenfällige Ausstattung. 

Das gabelförmige Haaram Palptarsus ist zweizinkig, woraus sich 
ergibt, daß Dolaea ebenso zu den Laelaptinae gehört, wie IPhioßsis, 

Das Auffinden mehrerer neuer Dolaea-Arten gab Veranlassung, 
das gesamte einschlägige Material einer erneuten Untersuchung zu 
unterziehen, wobei sich zeigte, daß die von mir herrührenden Mit- 
teilungen über Arten dieser Gattung, die einzigen in der deutschen 
Literatur, gründlicher Berichtigungen bedürfen. Besser präparier- 
tes Material und bessere optische Hülfsmittel gestatten, diese Be- 
richtigungen hier unten folgen zu lassen, und ich stelle bei der 
Gelegenheit zusammen, was bisher über die Gattung Dolaea bekannt 
war und was neuerdings darüber bekannt geworden ist. 


3. Dolaea Perkinsi (Oudms.). 


1901. Greenia perkinsi Oudemans in der Tijdschrift der Neder- 
landschen Dierkundigen Vereeniging, 2. Reihe, Bd. 7, S. 60—62, 
2, fälschlich als Wandernymphe bezeichnet. — Type der Gattung. 

1912. Greeniella Perkinsi Vitzthum in der Zeitschrift für wissen- 
schaftliche Insektenbiologie, Bd. 8 (1912), S. 95 —96, 9, fälschlich 
als Nymphe bezeichnet. 

Femina. — Länge 2640 u. Größte Breite 
1760 u. Gestalt breit elliptisch mit kaum 
merkbarer Andeutung von „Schultern“. 
Farbe: goldbraun in den stärker chitini- 
sierten, weißlich in den weichhäutigen Teilen. 

Rückenseite (Fig. 1). Ein einheit- 
liches Rückenschild deckt fast den ganzen 
Rücken und läßt nur in derhinteren Rumpf- 
hälfte einen schmalen Seiten- und Hinter- 
randstreifen frei. Struktur des Schildes 
schuppig. Ungefähr zwischen Trochanter III 
und IV ist das Rückenschild seitlich in un- 
regelmäßiger und unsymmetrischer Weise 
wie ausgenagt. Diese Unregelmäßigkeit in 
der Randlinie tritt sehr verschieden auf; 
ganz fehlt sie nie, dagegen kann sie sehr stark 
ausgeprägt sein. Größere Einbuchtungen 
können ein inselartig abgesprengtes Stück 
Schild enthalten, und umgekehrt kann 
die Schildfläche in der Umgebung der 
Einbuchtung eine lochartige unbedeckte Stelle umschließen. — 
Behaarung. Alle Haare sind kurz und glatt, ohne wesentlichen 


5. Heft 


Dolaea perkinsi 2. 


6 Graf Hermann Vitzthum: 


Längenunterschied zwischen den Haaren des Rückenschildes und 
der weichhäutigen Rückenfläche oder der verschiedenen Rumpf- 
gegenden. Über Trochanter I sind die Haare am zahlreichsten. ' 
Auf der Schildfläche stehen sie spärlich verteilt, lassen eine Sym- 
metrie der Anordnung kaum erkennen und meiden erhebliche 
Flächenteile gänzlich. 

Bauchseite (Fig. 2). Tritosternum sehr schwer wahrnehmbar; 
Basalstück anscheinend kurz, die Laciniae anscheinend sehr spär- 
lich behaart. Jugularia fehlen. Sternale breiter als lang, mit 
den Vorderecken zwischen die Coxae I und II 
hinaus strebend, im Prinzip wohl trapezförmig, 
doch mit starken individuellen Unterschieden 
hinsichtlich der Randlinien, worunter die 
Symmetrie oft stark leidet. Struktur fein 
schuppig, ähnlich dem Rückenschild. Genitale 
zuckerhutförmig; in der bei der Gattung üb- 
lichen Weise ziemlich schmal, hinter Coxae 
IV entspringend und nur bis zwischen Coxae 
III, also bei weitem nicht bis an das Sternale 
reichend. Struktur schuppig, jedoch sind die 
Schuppen hier längs gestellt und stark in die 
Länge gezogen, sodaß man fast von einer 
Längsstreifung sprechen könnte. — Anale etwas 
länger und vorne breiter als das Genitale, das 
Rumpfende erreichend. Anus im vorderen 
Dolasa, Perkind o Drittel. Struktur wie beim Sternale. Cribrum 

raea Zer5MSt # kaum erkennbar. Daß bei einer Gattung und 
Art, wo die Peritremata fehlen, auch keine Peritrematalia vorhanden 
sind, bedarfkaum der Erwähnung. — Inguinalia fehlen. — Die Stig- 
mata liegen als große Ovale an der bei der Gattung üblichen Stelle 
ziemlich lateral zwischen Coxae III und IV. — Behaarung. Alle 
Haare sind glatt. Von den drei Paaren der Sternalhaare steht regel- 
mäßig nur das vorderste Paarauf dem Sternale selbst. Das mittlere 
und hintere Paar pflegen außerhalb des Sternale auf weichhäutiger 
Fläche zu stehen; doch wären bei der Vorliebe der Gattung für 
Unregelmäßigkeiten Ausnahmen sehr wohl denkbar. Das Metaster- 
nalpaar flankiert zwischen Coxae III das Vorderende des Genitale. 
Das Genitalpaar flankiert hinter Coxae IV den Anfang des Genitale; 
es neigt dazu, mehrfach aufzutreten; das abgebildete Individuum 
zeigt das linke (vom makroskopischen Beschauer aus gesehen) 
Genitalhaar doppelt, das rechte aber sogar vierfach. Alle diese 
Haare sind mindestens doppelt so lang wie die drei Haare auf dem 
Anale und die auf der weichhäutigen Bauchfläche spärlich ver- 
teilten Haare. 

Epistom sehr schwer wahrnehmbar; wie in der Regel bei diesem 
Genus dreieckig und ohne besondere Ausstattung. Mandibulae 
(Fig. 3) in der dem Genus meist eigentümlichen Form mit stark 
verkürztem Digitus fixus. Beide Digiti tragen in der Mitte ihrer 


Acarologische Beobachtungen 7 


freien Kaufläche einen kräftigen Zahn, der Digitus mobilis außer- 
dem zwischen Mitte und Spitze einen weniger ausgebildeten Zahn, 
wie bei diesem Genus üblich. Pulvillum normal. Pilus dentilis 
am Digitus fixus normal. Über die 
Maxillae läßt sich nichts Besonderes 
sagen, da die Conservierung des 
Materials in Alkohol ungünstige 
Schrumpfungen erzeugt hat. Die 
Gabel am Palptarsus ist zweizinkig. Fig. 3. 

Beine. Längen (gemessen vom Dolaca Perkinsi 9. 
proximalen Ende der Coxa bis zum 
Ansatz des Praetarsus): I 1680, II 1460, III 1790, IV 2150u. 
Beine I und II sind stärker als III und IV, wodurch ihre geringere 
Länge noch besonders betont wird. Coxa I, II und III mit je zwei, 
Coxa IV mit einem rübenförmigen Haar, d.h. mit einem Haar, das 
aus einem verengten Wurzelhals entspringt, sich 
plötzlich erweitert und dann mehr oder minder 
langsam in eine Spitze ausläuft (Fig. 4). Femur 
I trägt dorsal und distal ein Paar auffällig langer 
Borsten, dorsal und proximal ein Paar kaum 
kürzerer steifer Haare. Genu und Tibia I tragen 
dorsal, proximal, median zwei und extern-lateral 
einen chitinösen Zapfen anstatt eines Haares 
und außerdem je zwei Paare steifer Haare. Tarsus 
I trägt je einen solchen Zapfen extern-lateral und 
dorsal; der letztere Zapfen ist von einer sehr 
starken und kurzen Borste begleitet. Ventraltragen Fig. 4a. Fig. 4b. 
Femur, Genu und Tibia I nur einige borstenartige 
Haare, Tarsus I, der ventral überdies die Abtrennung eines Basitar- 
sus erkennen läßt, außerdem ziemlich distal einen chitinösen Zapfen. 
Am Bein II fällt dorsal nur am Femur Ilein Paar längerer und stär- 
kerer Haare auf. Ventralsind Trochanter, Femur, Genu und Tibia II 
mit kräftigen Borsten versehen. Tarsus II, dem durchweg ein Basi- 
tarsus abgeschnürt ist, trägt proximal ventral-extern und distal 
einigermaßen medianje einen kräftigen Chitinzapfen, und außerdem 
ist die Ansatzstelle des Praetarsus II außen von einer sehr starken 
Chitinklaue begleitet. Die Behaarung der Beine III und IV ist 
durchweg dornartig und somit stämmiger, als die nicht in Chitin- 
zapfen umgewandelten Haare der Dorsalseite der Beine I und II. 
Tarsus III und IV mit Basitarsus. Alle Praetarsi sind normal 
und ungegliedert. 

Habitat: Hohlraum im 1. Abdominalsegment von Koptortho- 
soma latipes und Koptorthosoma tenuiscapa 2. 

Patria: Ost-Indien, Cochinchina, Java. 

Type in der Sammlung des Prof. Oudemans, Arnhem. 

Bemerkungen. {und.alle anderen Entwicklungsstadien un- 
bekannt. Das bearbeitete Material stammt aus dem Natur- 
historischen Museum zu Hamburg. 


5. Heft 


8 Graf Hermann Vitzthum: 


4. Dolaea Alfkeni (Oudms.). 


1901. Greenia alfkeni Oudemans in der ‚Tijdschrift voor Ento- 
mologie“ Bd. 45, S. 126—128, 2, fälschlich als Nympha bezeichnet. 

1912. Greeniela Alfkeni Vitzthum in der ‚Zeitschrift für 
wissenschaftliche Insektenbiologie“ Bd.8, S. 94, 9, fälschlich als 
Nympha bezeichnet. 

Femina.. Länge 1215—1295 u. Größte 
Breite durchschnittlich 7204. Gestalt breit 
elliptisch mit kaum merkbarer Andeutung von 
„schultern‘“. Farbe goldbraun in den stärker 
chitinisierten, weißlich in den weichhäutigen 
Teilen. 

Rückenseite (Fig. 5). Ein einheitliches 
Rückenschild deckt fast den ganzen Rücken 
und läßt nur in der hinteren Rumpfhälfte 
einen schmalen Seiten- und Hinterrandstreifen 
frei. Struktur des Schildes kaum wahrnehmbar 
schuppig. Die Randlinie des Schildes hat in der 
hinteren Hältte seitlich einige Unregelmäßig- 
keiten; ein regelmäßiges Vorhandensein von 
zwei stufenförmigen Einbuchtungen in der 
Randlinie, wie Oudemans betont und abbildet, 

Fig. 6. konnte nicht bestätigt werden, wenn es auch 
Dolaea Alfkeni 9. gelegentlich beobachtet wurde. — Behaarung. 
Alle Haare ‚sind glatt. Abgesehen von den 
Verticalhaaren stehen auf der Schildfläche ungefähr 42 kurze 
Haare von 58 u Länge einigermaßen symmetrisch verstreut. In 
der ‚Schulter‘gegend ist die Behaarung am 
dichtesten, fast unentwirrbar, weil hier noch eine 
erhebliche Anzahl weicher Haare von 140 u Länge 
hinzukommt, mit denen auch der weichhäutige 
Körperrand bis hinten hin dicht besetzt ist. 


Bauchseite (Fig. 6). Tritosternum mit sehr 
kurzem Basalstück; die Laciniae spärlich behaart. 
Jugularia fehlen. Sternale breiter als lang, die 
Vorderkante kürzer als die Hinterkante, an- 
nähernd trapezförmig, doch mit starken in- 
dividuellen Abweichungen hinsichtlich der Rand- 
linien, unter denen die Symmetrie oft sehr leidet. 
Struktur schuppig. Genitale zuckerhutförmig, 
im vorderen Teil kaum erkennbar. Es entspringt 
hinter Coxae IV und reicht bis zwischen Coxae III, 

Fig. 6. nr ee DD Ve nicht. HER 

"om; og, tur nicht erkennbar. Anale wenig länger und vorn 

re a breiter als das Genitale, das Rumpfende fast er- 
reichend. Struktur wahrscheinlich schuppig. Cribrum nicht wahr- 
nehmbar. Anus im vorderen Drittel. Peritrematalia und Inguinalia 


Acarologische Beobachtungen 9 


fehlen. Die Stigmata liegen als große Ovale an üblicher Stelle ziem- 
lich lateral zwischen Coxae III und IV; ihre radiär gestreiften Ränder 
senken sich nach innen hinein, eine spaltartige Öffnung bildend. — 
Behaarung. Alle Haare sind glatt. Von densechs Sternalhaaren 
stehen das vordere und mittlere Paar auf dem Sternale, das hintere 
dahinter auf weichhäutiger Fläche. Das Metasternalpaar flankiert 
zwischen Coxae III das Vorderende des Genitale. Das Genital- 
paar flankiert hinter Coxae IV das Hinterende des Genitale. Auf 
dem Anale die üblichen drei Haare, das unpaare > 
in der Mitte des Schildes. Auf der weichhäutigen 
Fläche hinter Coxae IV und seitlich des Anale 
ungefähr 26 lange weiche Haare. 

Epistom schwer wahrnehmbar, dreieckig, mit 
schwacher Andeutung eines seitlichen Vorsprunges. 
Mandibulae vor dem Ansatz der Digiti plötzlich 
stark verjüngt (Fig. 7). Der. Digitus fixus be- 
deutend kürzer als der Digitus mobilis. Der Di- 
gitus fixus mit einem sehr starken Hauptzahn 
und hinter diesem mit einem stumpfen und einem 
spitzen kleineren Zahn. Der Digitus mobilis im 
vorderen Drittel mit einem spitzen kleinen und im 
hinteren Drittel mit einem großen spitzen Zahn. 
Pilus dentilis und Pulvillum normal. Das Hypostom 
. konnte nicht erkannt werden. Palptarsus mit 
zweizinkiger Gabel. 

Beine. Längen, gemessen vom proximalen 
Ende der Coxae bis zum Ansatz der Praetarsi: 
1 760, Il 700, III 810, IV 960 u. Beine I und II, 
besonders I, bedeutend stärker als III und IV. Tarsus I 
deutet ventral die Abschnürung eines Basitarsus an. Tarsi II, 
III und IV mit Basitarsus. Coxae IV mit je 1, Coxae I, II und 
III mit je zwei gebogenen, starken Dornen (Fig. 8). 
Femur I dorsal distal mit einem Paar biegsamer Haare 
von 235 u Länge und drei etwas kürzeren Haaren, die 
nach hinten gewandt bis auf das Rückenschild reichen. 
Genu und Tibia I dorsal mit je zwei, seitlich nach .. g 
außen mit jeeinem starken Chitinzapfen. Tarsus I dorsal BE 
mit einem, seitlich nach außen mit zwei gleichen Chitinzapfen. 
Trochanter, Femur, Genu, Tibia und Tarsus I ventral mit kurzen, 
kräftigen Borsten. Femur II dorsal mit ähnlich langen Haaren wie 
Femur I. Genu II mit ähnlichen, etwas kürzeren Haaren dorsal, wie 
Femur II. Trochanter und Femur II ventral mit mehreren kräftigen 
Borsten. Genu und Tibia II ventral mit je zwei starken Dornen und 
seitlich nach außen je einem starken Chitinzapfen. Tarsus II ventral 
mit einem gleichen Chitinzapfen und distal seitlich nach außen kurz 
vor dem Ansatz des Praetarsus mit einem krallenartig geformten Chi- 
tinzapfen, der fast ebenso stark ist, wie der ganze Tarsus II am dista- 
len Ende. Beine III und IV teils mit mäßig langen, dornartigen 


5. Heft 


Fig. 7. 
Dolaea Alfkeni 2. 


10 Graf Hermann Vitzthum: 


Borsten, teils mit langen weichen Haaren. Die Praetarsi sind un- 
gegliedert und normal und tragen kräftige Krallen zwischen den 
Haftlappen. 

Patria: Ostindien, Hinterindien, Sumatra, : Java. 

Habitat: im Hohlraum des vordersten Abdominalsegmentes 
von Koptorthosoma . aestuans 9. 

Type in der Sammlung von Prof. Oudemans, Arnhem. 

Bemerkungen. g und alle anderen Entwicklungsstadien un- 
bekannt. Das bearbeitete Material stammt aus dem Naturhisto- 
rischen Museum zu Hamburg. 


5. Dolaea Braunsi (Vitzt.) 


1914. Dolaea braunsi Vitzthum im ‚Zoologischen Anzeiger“ 
Bd. 44, S. 315—318, 9, fälschlich als Protonympha bezeichnet. 

Femina. Länge 1730—1820 u. Größte Breite 915—1020 u. 
Gestalt elliptisch mit ‚‚Schultern‘‘.ungefähr über Trochanter II. 
Farbe kräftig ockerbraunin den stärker 
chitinisierten, weißlich in den weich- 
häutigen Teilen. 

Rückenseite (Fig.9). Ein ein- 
heitliches Rückenschild deckt fast den 
ganzen Rücken und läßt nur in der 
hinteren Rumpfhälfte einen schmalen 
Seiten- und Hinterrandstreifen frei. 
Struktur des Schildes schuppig. Die 
Randlinie des Schildes weicht über 
Trochanter III ziemlich plötzlich von 
der Randlinie des Rumpfes etwas 
zurück, verläuft im Übrigen aber ohne 
Einbuchtungen oder Einkerbungen. — 
Behaarung. Alle Haare sind glatt 
und nahezu steif; die Haare auf dem 
weichhäutigen Randstreifen der hin- 
teren Rumpfhälfte sind bei gleicher 
Stärke etwas länger und demgemäß 
biegsamer als die auf dem Rückenschild, 
jedoch nicht weich. Die Behaarung des 
Rückenschildes ist besonders reichlich 


Fig. 9. in der ‚Schulter‘ gegend und längs der 

EB Seiten. Zwischen Mitte und Könd blei- 

ben große Flächen kahl. In der Mittellinie des Schildes ist die 

Behaarung spärlich und läßt eine halbwegs symmetrische Anord- 

nung der Haare erkennen. Die Verticalhaare sind zwischen den 
starrenden Haaren ihrer Umgebung kaum herauszufinden. 

Bauchseite (Fig. 10). Tritosternum mit einem Basalstück, 

das kaum länger als breit ist; die Laciniae spärlich behaart. Jugu- 

laria fehlen. Sternale breiter als lang, die Vorderkante kürzer als 

die Hinterkante, ursprünglich wohl trapezförmig; die Randlinien 


Acarologische Beobachtungen 11 


sind aber so starken individuellen Abweichungen unterworfen, 
daß es unmöglich ist, eine bestimmte Form anzugeben (Fig. 11—13). 
Struktur nicht wahrnehmbar. Genitale zuckerhutförmig, im vor- 


Fig. 10. Fig. 11. 
Dolaea Braunsi. 2. Dolaea Braunsi 9. 


deren Teile kaum erkennbar. Es entspringt hinter Coxae IV und 
reicht bis zwischen Coxae III, erreicht also das Sternale bei weitem 


Fig. 12. Fig. 13. 
Dolaea Braunsi 9. Dolaea Braunsi 9. 


nicht. Struktur schuppig; die Schuppen sind längs gestellt und 
so stark in die Länge gezogen, daß man fast den Eindruck einer 
Längsstreifung erhält. Anale ziemlich eiförmig, vorn breiter als 
das Genitale, hinten mit dem spitzeren Ende das Rumpfende er- 


5. Heft 


12 Graf Hermann Vitzthum: 


reichend. Struktur schuppig. Anus im vorderen Drittel. Cribrum 
vorhanden, aber sehr unscheinbar. Inguinalia und Peritrematalia 
fehlen. Die Stigmata liegen als breite Ovale an der üblichen Stelle 
ziemlich lateral zwischen den Coxae III und IV; ihre einen schuppi- 
gen Eindruck machenden Ränder stülpen sich einwärts und bil- 
den eine Öffnung ungefähr von der Form einer Ohrmuschel. — Be- 
haarung. Alle Haare sind glatt. Von den sechs Sternalhaaren steht 
nur das mittlere Paar regelmäßig auf dem Sternale, niemals das 
hintere Paar, und nur gelegentlich eins oder das andere der vor- 
dersten Haare. Das Metasternalpaar flankiert zwischen Coxae III 
das Vorderende des Genitale. Das Genitalpaar flankiert zwischen 
Coxae IV das hintere Drittel des Genitale. Alle diese Haare neigen 
sehr stark dazu, doppelt und dreifach aufzutreten (Fig. 11—13). 
Individuen, bei denen Stellung und Zahl aller dieser Haare normal 
ist, kommen wohl überhaupt nicht vor. Auf dem Anale die üblichen 
drei Haare, das unpaare dicht hinter der Mitte des Schildes. Auf der 
weichhäutigen Fläche hinter Coxae IV und seitlich des Anale über 
50 Haare von ansehnlicher Länge, gleich denen auf 
den weichhäutigen Teilen der Rückenfläche mäßig 
stark, etwas biegsam, aber nicht weich. 

Epistom dreieckig, ohne jede Ausstattung. Ma n- 
dibulae. Der Digitus fixus ist verschwindend klein 
gegenüber dem Digitus mobilis. Er trägt einen mäßig 
spitzen Zahn. Der Digitus mobilis hat einen scharfen 
Zahn dicht hinter der Mitte und einen etwas klei- 
neren, ebenfalls ziemlich scharfen Zahn ungefähr im 
vorderen Drittel. Pilus dentilis und Pulvillum nor- 
mal (Fig. 14). Das Hypostom konnte nicht erkannt 
werden. Palptarsus mit zweizinkiger Gabel. 

Beine. Längen, gemessen vom proximalen Ende 

Fig. 14. der Coxae bis zum Ansatz der Praetarsi: I 1205, II 
Dolaca 1000, III 1130, IV 1315 u. Bein I und IH, besonders 
Braunsi 9. I, unverkennbar stärker als III und IV. Femur I 
zeigt einen Basifemur, Tarsus II, III und IV einen 

Basitarsus. — Behaarung. Coxae I, II und III mit jezwei dicken, 
rübenförmigen Haaren (Fig. 15). Auf Coxae III ist das vordere dieser 
x beiden Haare bedeutend schlanker und schwächer als 


das hintere. Coxae IV mit einem Haar, dem die rüben- 

förmige Anschwellung über dem Wurzelhals so gut wie 

ganz fehlt und das man darum nur als eine besonders 

Fig. 15. kräftige Borste bezeichnen kann. Weiche Haare kommen 
an den Beinen nicht vor. Alle Haare sind dornartig steif, 

sofern sie nicht überhaupt zu besonderen Chitingebilden umgewan- 
delt sind. Trochanter I ventral vorn mit zwei kräftigen Chitinzapfen; 
dahinter ein Haar, das an der Wurzel dick angeschwollen, dann 
aber in eine lange Spitze ausgezogen ist. Femur I ventral, außer 
einigen kurzen Borsten, mit einem Chitinzapfen und einem kurzen, 
stämmigen Dorn; dorsal mit zwei Paar durch Länge und Stärke 


Acarologische Beobachtungen 13 


ausgezeichneter Haare, die, rückwärts gewandt, bis auf das Rücken- 
schild reichen, im Verhältnis jedoch nicht so lang wie die gleichen 
Haare bei D. Alfkeni. Genu und Tibia I dorsal am proximalen 
Ende mit je einem Paar und außerdem lateral nach außen noch 
mit je zwei sehr starken Chitinzapfen. Tarsus I dorsal am proxi- 
malen Ende mit einem und seitlich nach außen außerdem noch 
zwei gleichen Chitinzapfen. Trochanter II ventral mit vier rüben- 
förmigen, aber schlanken Haaren, von denen das hinterste in eine 
lange Spitze ausgezogen ist. Femur II ventral mit drei rüben- 
förmigen, schlanken Haaren; dorsal fast genau wie Femur I. Genu 
und Tibia II seitlich nach außen mit je zwei starken Chitinzapfen; 
ventral mit je einem sehr starken Haar, dessen Spitze so umgebogen 
ist, daß es die Form von Gamskrickeln darstellt; dorsal im Übrigen 
mit starken Borsten. Tarsus II seitlich nach außen und ventral 
mit je einem Chitinzapfen und seitlich außen, dicht vor dem Ansatz 
des Praetarsus, mit einem starken, dunkel gefärbten, klauenähn- 
lichen Chitingebilde. Beine III und IV durchweg mit starren 
Borsten bestanden, die jedoch keine Besonderheiten bieten. Die 
Praetarsi sind ungegliedert und normal und tragen kräftige Krallen 
zwischen den Haftlappen. 

Gefunden von Dr. Brauns, im März 1912; später von Dr. 
Morstatt. 

Patria: Willowmore, Kapland. — Amani, Ost-Afrika. 

Habitat: auf Xylocopa caffra und Koptorthosoma nigrita und 
in deren Nestern. 

Type in meiner Sammlung. 

Bemerkungen. & und andere Entwicklungsstadien un- 
bekannt. - 

6. Dolaea maxima (Vitzt.). 

1914. Dolaea braunsi Vitzthum im 
„Zoologischen Anzeiger‘ Bd. 44, S. 318 — 
320, Q, fälschlich als Deutonympha be- 
zeichnet. 

Femina. Länge 3130—3440 u. Größte 
Breite durchschnittlich 2040 u. Gestalt 
breit elliptisch, mit etwas vorspringendem 
Vertex und ziemlich deutlichen ‚‚Schul- 
tern“ über Trochanter I und II. Farbe 
goldbraun in den stärker chitinisierten, 
weißlich in den weichhäutigen Teilen. 

Rückenseite (Fig. 16). Ein einheit- 
liches Rückenschild deckt fast den ganzen 
Rücken und läßt nur in der hinteren 
Rumpfhälfte einen schmalen Seiten- und 
Hinterrandsstreifen frei. Struktur des 
Schildes schuppig. In der hinteren Hälfte 
ist die Randlinie des Schildes stets mehr Fig. 16. 
oder weniger ausgenagt, doch nur selten Dolaea mazima 9. 


5. Heft 


14 Graf Hermann Vitzthum: 


so stark wie dies bei D. Perkinsi (Oudms.) der Fall sein kann. — 
Behaarung. Alle Haare glatt. Das Rückenschild trägt Hunderte 
von sehr kleinen Härchen ohne erkennbar symmetrische Anord- 
nung; die Härchen stehen bald dicht gedrängt, bald lassen sie 
Teile des Schildes fast kahl. In der Schultergegend und hier und 
da am Rande, besonders hinten, trägt das Schild auch längere 
Haare. Längere und biegsamere, wenn auch nicht eigentlich weiche 
Haare stehen auch auf der weichhäutigen Randfläche der hinte- 
ren Rumpfhälfte in erheblicher Anzahl. 

Bauchseite (Fig. 17). Basalstück des Tritosternums etwa 
doppelt so lang wie breit; die Laciniae spärlich behaart. Jugu- 
laria fehlen. Sternale ungefähr so lang, wie vorn breit. Es hat 
die Form eines Wappenschildes: von der annähernd geradlinigen 

‘oder leicht eingebuchteten Vorderkante 

:: ragen die Vorderecken zwischen die 

Coxae I und II hinein; dann folgt gleich 

eine kräftige Einschnürung, hinter welcher 
sich das Schild wieder verbreitert, ohne 
indes die Breite der Vorderkante wieder 
zu erreichen, vom proximalen Ende der 
Coxae II streben die Seitenkanten in ge- 
schwungener Linie einander wieder zu, 
bis sie sich zwischen den Coxae III zu 
einer leicht nach hinten ausgezogenen 
Spitze vereinigen. Unregelmäßigkeiten 
sind namentlich im vorderen Teil des 
Schildes häufig, lassen aber stets die ge- 
schilderte Grundform klar erkennen. 
Fie. 17 Struktur des Schildes schuppig. Genitale 
Be zuckerhutförmig, trotz kräftiger Chitini- 
sierung im vorderen Teil in radiärer 
Streifung in der weißlichen. Fläche der weichen Bauchhaut ver- 
schwindend. Es entspringt weit hinter den Coxae IV und erreicht 
vorn zwischen den Coxae III nicht ganz die Spitze des Sternale. 
Seine Struktur ist nicht schuppig, sondern glatt, mit der Maß- 
gabe, daß ein sorgfältig herauspräpariertes Genitale wie von zahl- 
losen winzigen Poren dicht durchsetzt erscheint. Rudimentäre 
Endopodialia zwischen Coxae II und III sowie III und IV. Anale 
vorn breiter als hinten, das Rumpfende fast erreichend; Struktur 
nicht erkennbar, wahrscheinlich schuppig. Cribrum sehr undeut- 
lich. Anus im vorderen Drittel. Inguinalia vorhanden, doch oft 
schwer wahrnehmbar. Die Stigmata liegen als breite Ovale an 
üblicher Stelle zwischen den Coxae III und IV. Ihre radiär ge- 
streiften Ränder stülpen sich nach innen ein, eine schlüsselloch- 
ähnliche Öffnung bildend. Die Stigmata bilden die Basis für eine 
bis fast zur Mitte von Coxae II nach vorn strebende Chitinplatte, 
‘die man wohl als Peritrematale bezeichnen muß, obwohl die Peri- 
tremata selbstverständlich fehlen. Diese Platten haben immer 


Dolaea mazxima 9. 


Acarologische Beobachtungen 15 


ziemlich genau die gleiche Form. —Behaarung. Alle Haare Sind 
glatt. Von den sechs Sternalhaaren steht das vorderste auf dem 
Sternale und teilt dessen Vorderkante in drei ziemlich gleiche Teile. 
Das mittlere Paar steht auf dem Sternale, ziemlich am Rande, 
wo dieses im hinteren Teil seine größte Breite erreicht. Das dritte 
Paar steht hinter dem Sternale, dessen Hinterspitze flankierend, 
in weicher Hautfläche. Das Metasternalpaar flankiert das Vorder- 
ende des Genitale. Das Genitalpaar flankiert das hinterste Drittel 
des Genitale hinter Coxae IV; dieses letztere Paar neigt dazu, 
doppelt aufzutreten. Das Anale trägt die drei üblichen Haare an 
üblicher Stelle. Die ‚Peritrematalia‘‘ pflegen ein kleines Haar zu 
tragen, das mit den Haaren auf der benachbarten weichhäutigen 
Fläche übereinstimmt. Auf der weichen Bauchfläche hinter Coxae 
IV und beiderseits des Anale stehen über 100 solcher Haare. Sie 
nehmen nach hinten erheblich an Länge, nicht aber an Stärke zu 
und werden dadurch biegsamer, niemals jedoch wirklich weich. 

Das Epistom, welches im hinteren Teil schuppige Struktur, 
nach vorne zu dagegen eine radiäre Streifung aufweist, ist drei- 
eckig. Die Spitze ist vorn unsymmetrisch mit etwa fünf winzigen 
Zähnchen versehen, denen sich seitlich je ein etwas größeres Höcker- 
chen anschließt (Fig. 18). Mandibulae (Fig. 19). Der Digitus 
fixus ist nur wenig kürzer als der Digitus mobilis. Er trägt unweit 
der Spitze zwei mäßig scharfe Zähne. Der Digitus mobilis hat 


Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. 
Dolaea mazxima 9. Dolaea mazima 9. Dolaea maxima 9, 


eine etwas eingekerbte Spitze. Dicht hinter dieser folgt ein ziem- 
lich stumpfer kleiner und dann vor der Mitte der Kaufläche ein 
großer scharter Zahn. Pilus dentilis und Pulvillum normal. Maxil- 
lae (Fig. 20.).. Die Coxalborsten von ansehnlicher Länge. Die 
inneren der hinteren Hypostomborsten noch etwas länger, die 
äußeren dagegen ganz kurz; die äußeren sind weiter vorgerückt 
als dieinneren. Die kräftig braun chitinisierten Hörnerbasen plump, 
fast viereckig. Eigentliche Hörner fehlen. An ihrer Stelle sind 


5. Heft 


16 Graf Hermann Vitzthum: 


den Hörnerbasen hyaline Kuppen aufgesetzt, die vorn mit einigen 
winzigen zahnartigen Höckerchen versehen sind. Membranulae 
und Laciniae fehlen; es macht den Eindruck, als ob alle diese Teile 
zu besagter Kuppe zusammengeschmolzen sind. Medianrinne glatt. 
Femur palpi ventral und ganz distal mit einem kleinen dunkel 
gefärbten Dorn. Gabel am Palptarsus zweizinkig. 

Beine. Längen, gemessen vom proximalen Ende der Coxae 
bis zum Ansatz der Praetarsi: I 1060, II 965, III 1280, IV 1610u. 
Beine I und II nur wenig stärker als III und IV. Femur I, III 
und IV zeigt einen Basifemur, Tarsus II, III und IV einen Basi- 
tarsus. — Behaarung. Coxa I mit zwei, II mit zwei, III mit zwei, 
IV mit einem Dorn. Alle diese Dorne sind klein und unter sich 
an Größe verschieden; am kleinsten die Dorne auf Coxa I und III, 
am größten der hintere Dorn auf Coxae II. Im Übrigen ist die 
Behaarung der Beine I und II, soweit die Haare nicht in Chitin- 
zapfen und Klauen umgestaltet sind, fein und in den längeren 
Haaren sogar ziemlich schmiegsam, die der Beine III und IV, 
abgesehen von einigen längeren Haaren, grob und dornig. Femur 
I dorsal und distal mit einem Paar auffallend langer, ziemlich 
weicher Haare. Genu I und Tibia I dorsal und proximal mit je 
einem Paar starker, mäßig spitzer Chitinzapfen und ferner seit- 
lich nach außen mit noch je zwei gleichen Zapfen. Tarsus I dor- 
sal und proximal mit einem, seitlich nach außen mit noch zwei 
solchen Chitinzapfen. Gleiche Zapfen finden sich ferner auf Femur 
II, Genu II und Tibia II ventral. Tarsus II ventral dicht vor 
der Spitze mit einem ganz großen plumpen und einem fast ebenso 
großen klauenartig geformten Chitinzapfen. Die Behaarung von 
Bein III und IV ohne Besonderheiten. Die Praetarsi ungegliedert 
und normal. 

Gefunden von Dr. Morstatt, Juli 1914, aber auch schon 
früher. 

Patria: Amani, Ost-Afrika. 

Habitat: im Nest von Koptorthosoma nigrita. 

Type in meiner Sammlung. 

Bemerkungen. &undalle anderen Entwicklungsstadien un- 
bekannt. Wegen der radiären Streifung des vorderen Teiles des 
Epistoms wird erinnert an Hypoaspis stabularis (Koch); vergl. 
Michael ‚On the variations in the internal anatomy of the Gama- 
sinae“ in „The Transactions of the Linnean Society of London“ 
Bd. 5 (1892), S. 315, und Oudemans ‚‚Acarologisches aus Maul- 
wurfsnestern“ im „Archiv für Naturgeschichte“, 79. Jahrgang 
(1913) Abteilung A, S. 189 ff.- 

Prof. Yngve Sjöstedt fand in Kamerun, auch auf Kop- 
torthosoma migrita, eine ebenfalls sehr große Dolaea-Art, welche 
Trägärdh 1904 in der ‚„Entomologiske Tidskrift“, Stockholm, 
Bd. 25, S. 152—156, unter dem Namen Greenia sjöstedti beschrieb. 
Ich habe von dieser Dolaea Sjöstedti (Träg.) kein Material in Hän- 
den gehabt und kenne sie nur aus der sehr genauen Beschreibung 


Acarologische Beobachtungen 17 


von Trägärdh und den dieser beigefügten Abbildungen einzelner 
Teile. Auf den ersten Blick könnte es scheinen, als ob jene D. S76- 
stedti mit der hier erörterten D. maxima identisch sei. Die Länge, 
die Trägärdh bei seiner Art auf ungefähr 3 mm angibt, stimmt so 
ziemlich überein. Die Randlinie des Rückenschildes und die eigen- 
artige Form des Sternale sind gleich. Auch hat die Trägärdh’sche 
- Art ebenfalls solche ‚‚Peritrematalia‘‘. Es bestehen aber doch auch 
durchgreifende Unterschiede. Es ist schon unwahrscheinlich, daß 
Trägärdh die feine Zähnelung der Epistomspitze übersehen haben 
sollte; er nennt das Epistom seiner Art „breit zungenförmig mit 
ungezähnten Seitenrändern“. Vor allem aber sagt Trägärdh ‚‚Die 
ganze Oberseite des Tierchens ist gleichmäßig dicht mit langen 
Haaren besetzt.‘ Keins dieser Wörter kann auf D. maxima An- 
wendung finden. Die Behaarung der Rückenseite von D. maxıma 
ist nicht dicht, sondern sie läßt sogar manche Stellen kahl. Ihre 
Dichte ist also auch nicht gleichmäßig. Ebenso wenig ist die Länge 
der Haare gleichmäßig. Die große Masse der Haare muß bei D. 
maxima unbedingt als kurz, im Verhältnis zur Größe des Tieres 
sogar als sehr kurz bezeichnet werden. Auch die etwas längeren 
Haare, die sich in der Schultergegend, am Hinterrande des Rücken- 
schildes und überhaupt am Rumpfende finden, kann man unmög- 
lich „lang“ nennen. Ferner paßt das, was Trägärdh über die Zahl 
und Stellung der Chitinzapfen und -dornen an den Beinen I und 
II sagt, nicht auf D. maxima. Daraus ergibt sich, daß D. Sjöstedti 
und D. maxima zwei sehr nahe verwandte, aber doch wohlunter- 
schiedene Arten sind. Es mag hier angefügt werden, daß unklar 
bleibt, was Trägärdh neben den adulten 22 seiner Art für weib- 
liche Nymphen beobachtet haben will. Er unterscheidet sie ledig- 
lich durch die Farbe und durch die Randlinie des Rumpfes, insofern 
die Nymphen licht gelb sein sollen, das Prosopon dagegen hell 
kaffeebraun, und insofern die größte Körperbreite beim Prosopon 
weiter nach hinten liegt, als bei der Nymphe. Andere Unterschei- 
dungsmerkmale gibt Trägärdh nicht an. Ei sagt insbesondere nichts 
über die Schilder der Bauchseite, deren Gestalt von der beim Pro- 
sopon unter allen Umständen auffällig abweichen müßte. Darum 
‚glaube ich annehmen zu müssen, daß das, was Trägärdh ‚Nymphen“ 
nennt, nichts weiter ist, als unausgefärbte adulte 22. 


7. Dolaea Jacobsoni (Berlese). 


1910. Greenia jacobsoni Berlese, ‚‚Lista di nuove specie € 
nuovi generi di Acari‘ in der ‚„Redia‘‘ Bd. 6, S. 263, 2. 

Weder Material noch Abbildung stand zur Verfügung. Aus 
der kurzen lateinischen Beschreibung von Berlese ergibt sich 
folgende Diagnose: 

Femina. Länge ungefähr 1750 u. Größte Breite 900 a. 
Farbe gelbbraun. Rückenschild ohne Einkerbungen, sehr lang, 
spärlich behaart. Rumpfende nur am äußersten Rand mit einigen 
ziemlich langen Haaren. Alle Coxae mit mäßig starken Dornen 


Archiv für i 
iv as 9 5. Heft 


18 Graf Hermann Vitzthum: 


ausgestattet. Sternum breit ‚wasseruhrförmig‘“, mit nicht ein- 
gekerbter Hinterkante. 

Gefunden von Dr. Jacobson. 

Patria: Java. 

Habitat: auf Koptorthosoma aestuans. 

Type in der Sammlung des Prof. Berlese, Florenz. 

Bemerkungen. und alle anderen Entwicklungsstadien un- 
bekannt. Die Art ist rund 500 länger als D. Alfkeni (Oudms.). 
Nach Berlese unterscheidet sie sich von dieser Art ferner ‚‚durch 
die Gestalt des Rückenschildes und durch andere Merkmale‘. 
Berlese’s Feststellung, daß das Rückenschild und die Hinterkante 
des Sternale ohne Einkerbungen seien, bezieht sich offenbar darauf, 
daß Oudemans in der Beschreibung seiner von Berlese zum 
Vergleich herangezogenen D. Alfkeni in der ‚‚Tijdschrift voor 
Entomologie“, Bd. 45, S. 127, sagt: ‚Between the shoulder and 
the posterior end the margin of the shield has two denticulations 
or two incisions, which, however, are not comparable with the 
erosions of the shield of Greenia perkinsi Oudms.‘ und ‚the sternal 
shield is somewhat trapezoidal, erosed as it were on its margins, 
bearing four hairs.“ Was unter ‚wasseruhrförmig‘“ (clepsidrae- 
forme) zu verstehen ist, erscheint unklar. Vielleicht ist damit ein 
Sternale gemeint, das dem von D. maxıma ähnelt. 


8. Dolaea hirtissima (Berlese). 


1910. Greenia hirtissima Berlese, ‚„Lista di nuove specie e 
nuovi generi di Acari‘ in der ‚„Redia“, Bd. 6, S. 263, 2 


Weder Material noch Abbildung stand zur Verfügung. Aus 
der kurzen lateinischen Beschreibung von Berlese ergibt sich 
folgende Diagnose: 

Femina. Länge ungefähr 1850 x. Größte Breite 950 u. 
Farbe gelbbraun. Der D. Jacobsoni ähnlich, aber mit langen, ziem- 
lich dichten Haaren auf dem Rücken und an den Seiten. Coxa I, 
II und III mit sehr dicken, eiförmig aufgetriebenen, dornartigen 
Haaren. 


Gefunden von ? 

Patria: Java. 

Habitat: eine Holzbiene, vielleicht Koptorthosoma aestuans. 

Type in der Sammlung des Prof. Berlese, Florenz. 

Bemerkungen. {und alle anderen Entwicklungsstadien un- 
bekannt. Die Coxalhaare, die Berlese als ‚appendices percrasse 
spiniformes, ovatae‘‘ bezeichnet, dürften wie die von D. Perkinsi 
(Oudms.) geformt sein. 


9. Dolaea amaniensis n. Sp. 


Es liegen nur ein und ein Q vor. Das Q ist offenbar schon in 
totem Zustande gefunden worden. Es hat auch durch die Kon- 
servierung gelitten, so daß sich nach dem vorhandenen Material’ ‘ 


Acarologische Beobachtungen .19 


keine halbwegs zuverlässige Zeichnung konstruieren läßt. Mit 
Sicherheit können nur die wenigen Angaben gemacht werden, die 
unten folgen. 

Mas. Länge 1760 u. Größte Breite 1050 u. Gestalt breit 
elliptisch mit etwas vorspringendem Vertex und einer ganz schwa- 
chen Andeutung von ‚Schultern“. Farbe dunkel ockerbraun 
in den stärker chitinisierten, weißlich in den weichhäutigen Teilen. 

Rückenseite (Fig. 21). Ein einheitliches Rückenschild deckt 
fast den ganzen Rücken und läßt nur in der hinteren Rumpfhälfte 
einen schmalen Seiten- und Hinter- 
randstreifen frei. Struktur des Schildes 
schuppig. Hinter Bein II ist die Rand- 
linie des Schildes leicht eingebuchtet, 
verläuft im übrigen aber regelmäßig und 
ohne Einkerbungen. — Behaarung. 
Alle Haare glatt. Die Schildfläche ist 
in der Hauptsache kahl. Außer den 
Vertikalhaaren stehen am Vorderrand 
des Schildes eine Anzahl biegsamer 
Haare mittlerer Länge. Dahinter vier 
längere Haare. Auf der Höhe von 
Bein II vier lange biegsame Haare, die 
inneren submedian, die äußeren sub- 
marginal. Vier ebenso lange Haare 
submarginal im hintersten Teil des 
Schildes. Mindestens 14 ebenso lange 
Haare stehen hart auf dem Schildrand. 
Es mag sein, daß ein besserer Be- Fig. 21. 
obachter feststellt, daß diese Haare 
schon der weichhäutigen Randfläche 
zuzuzählen seien. Mehrere solcher Haare sind bei der Präparation 
ausgebrochen worden, und ihre Ansatzstellen konnten nicht wieder 
gefunden werden. Längs der Mittellinie des Schildes verteilen sich 
mindestens 44 sehr kleine Haare. Eine Anzahl gleicher Haare steht 
auch auf dem äußersten Schildrand. Auf dem weichhäutigen 
Rumpfende einige längere, ziemlich weiche Haare. 

Bauchseite (Fig. 22). Tritosternum mit schlankem Basal- 
stück; die Laciniae spärlich behaart. Jugularia fehlen. Das 
Sterni-metasterni-genitale beginnt mit convexer Hinterkante hinter 
Coxae IV und erstreckt sich bis zum Vorderende von Coxae II. 
Hier erreicht es seine größte Breite, indem es mit den Vorderecken 
auf den Zwischenraum zwischen Coxae I und II hinzeigt.. In die 
Zwischenräume zwischen Coxae II und III, III und IV, sowie 
hinter Coxae IV entsendet es flache Spitzen. Vorderrand etwas 
convex, wo er die Genitalöffnung aufnimmt. Struktur nicht erkenn- 
bar. Peritrematalia fehlen natürlich. Inguinalia wahrscheinlich 
fehlend, jedenfalls nicht wahrnehmbar. Anale vorn bedeutend brei- 
ter als hinten, einigermaßen eiförmig, das Rumpfende fast erreichend 


A 
9% 
hi 

E 


Dolaea amaniensis 9. 


DE 5. Heft 


20 Graf Hermann Vitzthum: 


Struktur nicht erkennbar. Cribrum nicht wahrnehmbar. Die weich- 
häutigen Teile äußerst fein gewellt. — Behaarung. Alle Haare 
glatt. Auf dem Sterni-metasterni-genitale fünf Paar Haare mittlerer 
Länge; alle mehr oder minder dem Rande 
genähert ; diebeiden vordersten Paare zwischen 
Coxae II, das dritte Paar zwischen Coxae III, 
das vierte Paar zwischen Coxae III und IV, 
das hinterste Paar hinter Coxae IV. Auf dem 
Anale die üblichen drei Haare, von denen 
zwei die im vorderen Drittel des Schildes 
liegende Analöffnung flankieren; das un- 
paare Haar müßte in der Mitte des Schildes 
zu suchen sein; doch will es mir scheinen, 
als ob es in Gestalt eines kleinen Zapfens am 
äußersten Schildende gestanden haben könnte. 
Auf der weichhäutigen Fläche zwischen dem 
Sterni-metasterni-genitale und dem Anale so- 
wie beiderseits des Anale etwa 30 Haare ver- 
Fig. 2. schiedener Länge; die kürzesten vor dem 
Dolaea amaniensis g, Anale, weiter nach hinten länger werdend, 
zwei Paar lange Haare seitlich des Anale 
und zwei Paar lange Haare am Rumpfende. Auch hier kön- 
nen von längeren Haaren einige verloren gegangen sein. Stigmata 
als rundliche dunkle Flecke an üblicher Stelle. 

Epistom dreieckig und ohne augenfällige Ausstattung. Man- 
dibulae. Die Zeichnung (Fig.23) ist nicht unbedingt genau, weil 
die Mandibulae nicht in die richtige Seitenlage ge- 
bracht werden konnten. Der Digitus fixus erheblich 
kürzer als der Digitus mobilis; er trägt einen Zahn. Der 
Digitus mobilus mit einem kleineren Zahn hinter der 
Spitze und einem großen, scharfen Zahn vor der Mitte. 
Außerdem trägt er außen einen die Spitze weit über- 
ragenden hyalinen Sporn. Pilus dentilis und Pulvillum 
normal. Die Maxillae konnten nicht eingehend studiert 
werden. Hörner des Hypostoms klobig, doch nicht so 
plump wie bei D. maxima Vitzt. 2. Gabel am Palp- 
tarsus zweizinkig. 

Beine. Längen, gemessen vom proximalen Ende 
der Coxae bis zum Ansatz der Praetarsi: 11290, II 1090, 
III 1470, IV 1580 u. Beine I und II nicht stärker als 
III und IV. Femur I und III zeigen einen Basifemur, 
Genu Ilein Basigenu, Tarsi II, III und IV einen Basi- 


el tarsus, der bei Tarsus I nur ventral angedeutet ist. 
he gq. —Behaarung. Alle Haare sind steife Borsten, tragen 


aber keinen eigentlich dornigen Charakter. Coxa I mit 
einer, II und III mit zwei, IV mit einer gewöhnlichen Borste. Bein I 
trägt keine Chitinzapfen. Die dorsalen Haare auf Femur I zeichnen 
sich nicht voranderen aus. Femur II ventral mit einem Chitindorn, 


Acarologische Beobachtungen 21 


der kürzer, aber bedeutend stärker ist, als die übrigen Haare der 
Beine: dasan dieser Stelle zu erwartende Geschlechtsmerkmal, das 
bekanntlich bei Parasitiden groteske Formen annehmen kann. Tar- 
sus II ventral, dicht vor der Spitze, mit zwei kurzen, stämmigen 
Chitinzapfen. Die Behaarung der Beine III und IV bietet keine Be- 
sonderheiten. Die Praetarsi ungegliedert und normal. | 


Femina. Länge 2580 u. Größte Breite 16001. Gestalt wahr- 
scheinlich wie beim $. Farbe wie beim (4. 

Rückenseite hinsichtlich des Rückenschildes und der Anord- 
nung der Haare auf diesem sehr ähnlich dem £. 


Bauchseite nicht zu entwirren. Tritosternum mit schlankem 
Basalstück. 


Epistom dreieckig. Vom Hypostom konnte nur erkannt werden, 
daß die Hörner ziemlich normal zu sein scheinen, also bedeutend 
schlanker als beim $. Gabel am Palptarsus zweizinkig. 


Beine. Längen, gemessen vom proximalen Ende der Coxae 
bis zum Ansatz der Praetarsi: I 1545, II 1380, III 1710, TV 1880 u. 
Gliederung wie beim 3. Behaarung durchweg etwas länger und 
etwas weicher als beim $. Beine I ohne Chitinzapfen. Das vordere 
Paar der dorsalen Haare auf Femur I und II etwas, doch nicht 
besonders auffällig, länger als die anderen. Beine II ohne Chi- 
tinzapfen, mit Ausnahme von Tarsus II, der ventral dicht vor 
der Spitze zwei stämmige Dornen trägt, spitzer als die entspre- 
chenden Zapfen beim $. Behaarung der Beine III und IV ohne 
Besonderheiten. Die Praetarsi ungegliedert und normal. 


Gefunden von Dr. Morstatt, Juli 1914. 
Patria; Amani, Ost-Afrika. 

Habitat: im Nest von Koptorthosoma nigrita. 
Typen in meiner Sammlung. 


Bemerkungen. Alle anderen Entwicklungsstadien unbe- 
kannt. Esist dies das erste Mal, daß ein Dolaea-$ zur Beobachtung 
gelangt. Daß das beschriebene 2 zu dem beschriebenen & gehört, 
schließe ich mit Sicherheit daraus, daß sie zusammen gefunden 
wurden, ferner aus dem beiden gemeinsamen Fehlen dorsaler Chitin- 
zapfen auf den BeinenI und ventralerChitinzapfen auf den Beinen II, 
abgesehen vom Tarsus II, und aus der Gleichartigkeit der charak- 
teristischen Rückenbehaarung und der gewöhnlichen Borsten auf 
den Coxae. Das betreffende Nest der Koptorthosoma enthielt über- 
wiegend Exemplare von D. maxima Vitzt. An den Beinen der 
Koptorthosoma-Puppen, nicht der Larven, fanden sich mehrfach 
Dolaea-Eier angeklebt. Diese maßen 730—955 u in der Länge und 
durchschnittlich 420 „u in der Breite. Die Behaarung der Beine 
der in diesen Eiern enthaltenen Embryonen ließ sich mit der von 
D. maxima nicht recht in Einklang bringen, sodaß ich diese Eier 
der hier beschriebenen D. amaniensis zuschreiben möchte. Für 
andere Dolaea-Arten sind sie zu groß. 


5. Heft 


22 Graf Hermann Vitzthum: 


10. Hypoaspis amaniensis n. sp. 

Ovum. Länge 335, Breite 254 u, Gestalt also breit oval. 
Femina. Länge 770 u. Größte Breite 441 u. Gestalt ziem- 
lich oval, etwas vorspringender Vertex, so gut wie keine Schultern. 
Farbe ockergelb, in den weichhäutigen Teilen 
etwas heller, als in den stärker chitinisierten. 
Rückenseite (Fig. 24). Der einheit- 
liche Rückenschild deckt die ganze Rücken- 
fläche und greift seitlich etwas auf die 
Bauchfläche über. Struktur schuppig. — 
Behaarung. Alle Haare sind glatt und 
borstenartig steif. Außer den Verticalhaaren 
wurden auf der eigentlichen Rückenfläche 
44 Haare gezählt. Davon sind 16 mediane 
und submediane Haare auf der hinteren 
Schildfläche um die Hälfte kürzer als die 
übrigen. Ein weiteres Haarpaar fällt am 
Rumpfende auf. Dies beruht aber nicht auf 
einer besonderen Länge dieser Haare, denn 
sie sind nicht oder höchstens nur kaum merk- 
lich länger als die längeren Haare der Rücken- 
fläche, sondern nur auf ihrer Stellung, weil 
sie im Gegensatz zu allen anderen Haaren 
frei vom Rumpfende nach hinten abstehen. 
i Außerdem sind mindestens noch 16 Haare 
Fig. 4. von der längeren Sorte vorhanden, die die 
Hypoaspisamaniensis?. Randlinie begleiten und schwer zu finden 

sind, weil sie sich der Randlinie hart anschmiegen. 

Bauchseite (Fig. 25). Das Basalstück des Tritosternums 
hinten breit und massiv, nach vorne zu stark verjüngt; die Laciniae 
spärlich, aber deutlich behaart. Jugularia fehlen. 
Sternale fast von Coxae I bis an Coxae III heran- 
reichend, hinten etwas breiter als vorn; die 
Vorderkante leicht eingebuchtet;; die Vorderecken 
abgestumpft und sich den Coxae I anpassend; 
© die Seitenkanten der Innenlinie der Coxae II 
1 folgend; die Hinterkante eine flache, concave 
| Bogenlinie. Struktur glatt, von winzigen Poren 
durchsetzt; in den Vorderecken fällt ein kleiner 
stark lichtbrechender Strich (—_) auf. Meta- 
sternalia vielleicht vorhanden, waren jedoch nicht 
wahrnehmbar. Genitale hinten so breit wie vorn, 
zwischen Coxae IV und III verjüngt. Hinterkante 
Fig. 25. halbkreisförmig. Der hintere Teil ist bedeutend 
Hypoaspis stärker chitinisiert als der vordere, dessen Be- 
amaniensis 9. grenzung nach vorn.nicht erkennbar ist. Struktur 
der hinteren Hälfte grob schuppig und klar erkennbar. Die vordere 
Hälfte greift in sechs radiären Strahlenbündeln bis zur Mitte auf das 


Acarologische Beobachtungen 23 


Sternale über. Inguinalia klein und oval. Anale ungefähr herzförmig; 
Struktur wie beim Sternale ; Analöffnung in der Mitte. Cribrum deut- 
lich. Die Peritrematalia umsäumen als ganz schwache Chitinisationen 
die Stigmen und Peritremata. Die Stigmen groß und kreisförmig 
an üblicher Stelle. Die Peritremata verlaufen in üblicher Schlänge- 
lung ventral bis Coxa II und steigen dann zur Rückenseite empor. 
Ihr Verlauf dort ist nicht erkennbar; wahrscheinlich reichen sie 
bisCoxa I. —Behaarung. Alle Haare glatt und borstenartig steif. 
Die drei Sternalpaare auf dem Sternale in normaler Stellung. Das 
Metasternalpaar zwischen Coxae III und das Genitalpaar dicht 
hinter Coxae IV auf weichhäutiger Fläche. Auf dem Anale die 
üblichen drei Haare. Außerdem wurden auf der weichhäutigen 
Fläche der hinteren Rumpfhälfte 44 Haare gezählt. Alle diese 
Haare der Bauchseite sind nahezu gleich lang und nur die vordersten 
fünf Paare etwas stärker als die übrigen. 

Das Epistom ist kürzer als breit und springt als ein sehr 
hyalines, zunächst dreieckig geformtes, dann aber vorn völlig ab- 
gerundetes Dach vor; Vorderkante fein gezähnelt; es ähnelt dem 
von Dolaea maxima, ist aber noch kürzer. Die Styli dolchförmig 
und kaum gebogen. Die Mandibulae wurden nicht studiert. Die 
sehr hyalinen Einzelteile des Hypostoms konnten nicht sicher er- 
kannt werden. Gabel am Palptarsus zweizinkig. 

Beine. Alle Beine von gleichmäßiger Stärke. Längen, gemessen 
vom proximalen Ende der Coxa bis zum Ansatz des Praetarsus: 
I 566, II 469, III 520, IV 679 u. Glie- 
derung normal. Tarsi II, III und IV mit 
kurzem Basitarsus; der übrige Teil zer- 
fällt in Metatarsus und Telotarsus von 
gleicher Länge. Tarsus I deutet die Ab- 
schnürung eines Basitarsus nur ventral aan. 
— Behaarung. Alle Haare sind steife 
Borsten; etwas weicher sind nur die dor- 
salen Haare auf dem distalen Ende von 
Tarsus I, die dem Tastsinn dienen. Coxae 
IV mit einer, die übrigen Coxae mit je 
zwei gewöhnlichen Borsten. Auch sonst 
bietet die Beinbehaarung keine Besonder- 
heiten. Die dorsalen Haare auf Femur I 
oder II fallen in keiner Weise auf. Die 
Praetarsi sind ungegliedert und normal. 

Mas. Länge 712 u. Größte Breite 
431 u. Gestalt typisch hypoaspis-artig, 
hinten etwas schlanker als das 9, etwas Fig. 26. 
vorspringender Vertex, ziemlich deutliche . Ds 
ee en u 

Rückenseite (Fig. 26). Der einheitliche Rückenschild deckt 
die ganze Rückenfläche und greift seitlich und hinten erheblich 
auf die Bauchseite über. Struktur schuppig. — Behaarung. Alle 


5. Heft 


24 Graf Hermann Vitzthum: 


Haare borstenartig steif und unter sich gleich lang, von der Länge 
wie die kürzere Sorte der Rückenhaare beim 9. Bedeutend länger 
ist nur ein deshalb besonders auffallendes Haarpaar am Rumpf- 
ende. Auf der eigentlichen Rückenfläche wurden siebzehn Haar- 
paare in symmetrischer Anordnung gezählt; doch läßt die Symme- 
trie nach hinten hin zu wünschen übrig. i 
Bauchseite (Fig. 27.). Tritosternum wie beim 9. Jugularia 
nicht vorhanden, sofern man nicht eine treppenförmige Ab- 
stufung der Vorderecken des sternalen Teiles des Bauchschildes 
in der Richtung auf Coxae I als solche ansprechen 
will. Alle großen Bauchplatten sind zu einem ein- 
heitlichen Schild verschmolzen, der fast vom 
Tritosternum bis zum Rumpfende reicht. In der 
leicht concaven Vorderkante liegt die Geschlechts- 
öffnung. Von da an rückwärts folgt die Bauch- 
platte den Rundungen der Coxae, in deren 
Zwischenräume sie vordringt, ohne jedoch hier 
scharfe Spitzen zu bilden. Auf die Weise erreicht 
die Platte zwischen Coxae II und III eine ansehn- 
liche Breite. Die größte Breite erreicht sie aber 
erst unmittelbar hinter Coxae IV. Von hier aus 
strebt sie mit parallelen geraden Seitenlinien dem 
ig ar} Rumpfende zu. Das Anale ist, wie gesagt, in der 
a Gesamtplatte aufgegangen, ist aber doch in herz- 
ENEIE Ge gar ; 
förmiger Gestalt erkennbar geblieben. Auch das 
Cribrum ist erkennbar. Dieser hinterste Teil der Gesamtplatte liegt 
unter dem umgebogenen Hinterrand des Rückenschildes. Struktur 
der Gesamtplatte in der vorderen Hälfte und ganz hinten äußerst 
fein porös; im breiten Teil der hinteren Hälfte grob schuppig und 
klar erkennbar; zwischen Coxae IV eine Andeutung von Längs- 
streifung. Inguinalia wiebeimQ. Stigmata und Peritremata wie beim 
Q, doch scheinen Peritrematalia zu fehlen. Der sternale Teil der Ge- 
samtplatte zeigt in den Vorsprüngen der breiten Stelle zwischen 
Coxae II undIlIdieselbe eigenartige stark lichtbrechende Zeichnung, 
wie die Vorderecken des Sternale beim@.— Behaarung. Alle Haare 
glatt und borstenartig steif. Die drei Sternalpaare stehen auf der 
Bauchplatte; davon das vorderste Paar in den Vorderecken, 
das mittlere Paar zwischen Coxae II, das hinterste Paar hinter 
der Verbreiterung, welche die Platte zwischen Coxae II und III 
bildet. Das Metasternalpaar steht: auf der Platte auf den Vor- 
sprüngen zwischen Coxae III und IV, das Genitalpaar auf der 
Platte unmittelbar hinter Coxae IV, wo die Platte ihre schmalste 
Stelle erreicht, bevor sie sich hinter den letzten Coxae endgültig 
verbreitert. An ventralen Haaren finden sich zwei Paare zwischen 
den Inguinalia und ein Paar etwas weiter dahinter. Vier Paare 
umrahmen die Gegend des Anale, welches selber die üblichen drei 
Haare trägt. Der ventralwärts gebogene Rand des Rückenschildes 
trägt auch eine ganze Anzahl von Haaren, von denen jederseits 


Bi I 2 


Acarologische Beobachtungen 25 


mindestens zwölf gezählt wurden; sie sind also eigentlich der 
Rückenseite zuzurechnen. Jederseits vier ganz winzige Borsten 
‚finden sich unmittelbar auf dem Rand der Gesamtplatte in ihrem 
breitesten Teil. 

Das äußerst hyaline Epistom konnte nicht erkannt werden. 
Die Mandibulae konnten nicht studiert werden; sicher ist, daß 
der Digitus mobilis außen einen langen hyalinen Sporn trägt, der 
ihn um seine eigene Länge drei Mal überragt, wahrscheinlich ähnlich 
wie bei Laelaps (Cosmolaelaps) vacuus und cune:fer Michael &. 
Die sehr hyalinen Einzelteile des Hypostoms und der Maxillae 
konnten ebenfalls nicht sicher erkannt werden. Gabel am Palp- 
tarsus zweizinkig. 

Beine. Alle Beine von gleichmäßiger Stärke. Längen, gemessen 
vom proximalen Ende der Coxa bis zum Ansatz des Praetarsus: 
1518, II 431, III 469, IV 5641. Gliederung der Beine und Pseudo- 
gliederung der Tarsi wie beim $. Behaarung wie beim Q und ohne 
Besonderheiten, nur mit der Maßgabe, daß Femur II ventral ein 
dornförmiges Haar trägt, das zwar nicht länger ist, als die anderen, 
aber ganz bedeutend dicker und stärker. Praetarsi wie beim 9. 

Gefunden von Dr. Morstatt, Juni 1914. 

Patria: Amani, Ostafrika. 

Habitat: im Nest von Koptorthosoma nigrita. 

Type in meiner Sammlung. 

Bemerkungen. Jugendstadien unbekannt. Infolge des häu- 
figen Vorkommens und der großen Artenzahl läßt man sich gern 
verführen, Hypoaspis als ein selbstständiges Genus zu behandeln, 
während es in Wirklichkeit eine Untergattung der Gattung Laelaps 
ist; vergl. Berlese, ‚Acari mirmecofili“ in der ‚„Redia‘“ Bd. 1, 
S. 404—405. Es gehört zu den besonderen Merkmalen der Gattung 
Laelaps daß Femur II beim $ nicht, wie z. B. bei den Parasitus- 
Arten, mit spornartigen Apophysen oder, wie bei manchen anderen 
Parasitiden, ventral mit besonders starken Dornen ausgestattet 
ist. Eine Ausnahme von dieser Regel bilden nur die Apophysen 
bei der Untergattung Pseudoparasitus Oudemans mit der einzigen 
Art Pseudoparasitus meridionalis (Canestrini) und in der Unter- 
gattung Androlaelaps Berlese bei den Arten Androlaelaps herma- 
phrodita Berlese, Andr. sardous Berlese, Andr. Marshalli Berlese und 
Andr. Karawaiewi Berlese, die sich bei Pseudoparasitus nur beim 
d, bei Androlaelaps dagegen auch beim 2 finden, sowie die als 
Höcker angedeuteten Apophysen bei Cosmolaelaps vacuus Michael 
d. Solche Apophysen besitzt Hypoaspis amaniensis Z nicht, sondern, 
wie gesagt, nur ein zu einem starken Dorn umgestaltetes Haar, 
ähnlich wie bei Androlaelaps pilifer Oudemans 9 und $. Für eine 

. Art aus der Gattung Laelaps ist das ein recht auffälliges Kenn- 
zeichen, das nicht übersehen werden kann. Oudemans beschrieb 
1901 in der ‚‚Tijdschrift voor Entomologie‘““ Bd. 45, S. 128, einen 
Hypoaspis Greeni, der in Ostindien im Hohlraum des vordersten 
Abdominalsegmentes von Koptorthosoma tenuiscapa Q lebt. Von 


5. Heft 


26 Graf Hermann Vitzthum: 


der Oudemans’schen Art ist bisher nur das $ bekannt. Es gleicht 
dem der hier erörterten afrikanischen Art in weitgehendem Grade, 
unterscheidet sich aber doch schon allein durch die Größe; Oude- 
mans maß bei Hyp. Greeni ? eine Länge von nur 525—560 u. 
Es wäre interessant, festzustellen, ob etwa auch Hyp. Greeni & 
am Femur II ventral einen ähnlichen Dorn besitzt. Zutreffenden- 
falls wäre zu erwägen, ob nicht für Hy. Greeni und Hyp. amaniensis 
eine besondere Untergattung der Gattung Laelaps aufzustellen wäre. 


11. Glyeyphagus geniculatus n. sp. 


Femina. Länge von der Spitze der Mandibulae bis zum Ende 
der Bursa copulatrix 342 u. Größte Breite 200yu. Farbe blaß gelb- 
lich, die stärker chitinisierten Teile und die Beine im Leben wahr- 
scheinlich blaß rosa. Gestalt genau wie bei Glycyphagus destructor 
(Schrank), (Acarus destructor Schrank 1781= Acarus cadaverum 
Schrank 1781 und Gmelin 1790 =Acarus spinipes Koch 1841 
=Glycyphagus spinipes Berlese 1884 =Glycyphagus spinipes Oude- 
mans 1898 =Glycyphagus cadaverum Oudemans 1905; aber nicht 
= Glycyphagus spinipes. Michael 
1888 und insbesondere nicht 1901 
in den „British Tyroglyphidae‘ 
5.245 ff., welche Species richtiger 
Glycyphagus Michaei Oudms. 
heißen muß). Textur sehr fein 
punktiert, die ventralen Chitin- 
leisten glatt. 

Rückenseite (Fig. 28). 
Nicht die geringsten Reste einer 
Notocephale. Elf Paarihrer Länge 
und Feinheit entsprechend wei- 
cher Haare. Die Verticalhaare an 
üblicher Stelle; ihre kreisrunden 
Ansatzstellen lassen etwa das Vier- 

| fache ihres Durchmessers als Zwi- 

Fig. 8. schenraum zwischen sich; diese 
ee honiahs 9 Haare messen etwa ein Viertel 
} der Gesamtlänge. Dicht hinter 

Trochanter II zwei Paar Haare von mehr als der halben 
Körperlänge. Dicht dahinter zwei Paar Haare, das äußere von 
mehr als der halben Körperlänge, das innere etwas kürzer als 
‘ die Verticalhaare; dieses letztere Paar ist glatt. Vor Trochanter III 
ein Paar Haare von fast ganzer Körperlänge. Zwischen Trochanter 
IV ein Paar Haare von mehr als ganzer Körperlänge. Hinter Tro- 
chanter IV ein Paar und dem Rumpfende genähert zwei Paar 
Haare, sämtlich von ganzer Körperlänge, wenn nicht sogar etwas 
länger. Die übrigen bei dorsaler Betrachtung sichtbaren Haare 
gehören der Bauchseite an. Alle diese Rückenhaare sind ringsum 
dicht behaart, mit Ausnahme des einen Paares, wo das Fehlen 


Acarologische Beobachtungen 27 


der Behaarung ausdrücklich erwähnt wurde. Die Anordnung der 
Rückenhaare läßt sich also nicht mit dem Schema der sechs Quer- 
reihen zu je vier Haaren vereinen, das für Gl. destructor (Schrank) 
sowie Gl. sefosus Koch und deren Verwandte gilt; vergl. Oudemans 
in der „Tijdschrift der Nederlandschen Dierkundigen Vereenigung‘, 
Ser. 2, Bd. 8, S. 214 ff. und in der ‚‚Tijdschrift voor Entomologie‘“ 
Bd. 47, S. 127 ff. Die Bursa copulatrix deutlich dorsal; sie dürfte 
das Rumpfende wohl nie erheblich überragen. 

Bauchseite (Fig. 29). Epimera I vereinigen sich zu einem 
sehr kurzen Sternum. Epimera II parallel zu Epimera I, ebenso 
lang und am inneren Ende etwas nach rückwärts umgebogen. Epi- 
mera III kurz, aber deutlich. Epimera IV kaum 
wahrzunehmen. Die Genitalöffnung besteht in 
einem Längsspalt, der sich in der Mittellinie 
von hinter Epimera II bis zwischen Epimera IV 
erstreckt. Vorn wird der Spalt durch eine halb- 
mondförmige Chitinleiste abgeschlossen. Unter 
den Stützplatten befindet sich jederseits ein 
Paar kleiner Haftnäpfe. Der Genitalapparat 
ist also normal. Die Analöffnung ist ein Spalt, 
der um seine eigene Länge hinter dem Genital- 
apparat beginnt und bis zum Rumpfende reicht. 
— Behaarung. Ein Paar glatter Härchen 
flankiert das Sternum. Drei Paar glatte Härchen 
flankieren hinter einander den Genitalapparat. 
Zwei Paar glatte Härchen stehen in einer Quer- 
reihe vor dem Vorderende der Analöffnung. Ein 
Paar ringsum dicht behaarte Haare von einem 
Viertel der Rumpflänge steht der Randlinie ge- 
nähert neben dem Vorderende von Epimera II. 
Am Rumpfende drei Paar Haare; das innerste 
Paar mißt weniger als ein Viertel der Rumpf- 
länge und ist nur sehr spärlich behaart; die 
beiden anderen Paare sind ringsum dicht behaart, wie die Rücken- 
haare; von ihnen mißt das eine zwei Drittel der Rumpflänge, das 
äußerste die volle Rumpflänge. 

Mandibulae und Maxillae normal. 

Beine. Die Beinlängen normal. Femur und Genu, besonders 
I und II, auffällig verdickt. Tibia sehr kurz, besonders III und IV. 
Alle Tarsi nach einer proximalen Verdickung sehr schlank auslau- 
fend, besonders Tarsus IV. Tarsus IV ist ungefähr um die Hälfte 
dünner, als die anderen Tarsi; bei dorsaler Betrachtung noch dünner 
als die Rückenhaare. Längen der Tarsi: I und II 133, III 155, 
IV 180 u. Die Schlankheit der Tarsi scheint mir die anderer Gly- 
cyphagus-Arten noch zu übertreffen. Trochanter I dorsal mit dem 
pseudostigmatischen Organ normaler Gestaltung, dessen Einzel- 
heiten nicht sicher erkannt werden konnten. — Behaarung. Alle 
Tarsi ventral mit einer proximal eingelenkten schmalen Schuppe 


5. Heft 


Fig. 29, 
Glycyphagus 
geniculatus 2 


08 Graf Hermann Vitzthum: 


von der Länge des betreffenden Tarsus. Die Schuppe ist auf der 
dem Tarsus anliegenden Innenseite glatt, auf der Außenseite, also 
ventral, dicht behaart; die Schuppe liegt dem Tarsus im Allge- 
meinen eng an und ist alsdann nicht zu sehen (vergl. die linke 
Hälfte von Fg. 28 im Gegensatz zur rechten Hälfte); ihre Behaa- 
rung erweckt alsdann den Anschein, als wäre der Tarsus selbst seit- 
lich behaart. An ringsum dichtbehaarten Haaren stehen auf Genu 
I und II dorsal je ein Paar, auf Tibia I und II ventral je ein Paar, 
auf Genu und Tibia III und IV je ein einzelnes Haar ventral. 
Auf Tibia I und II dorsal je ein langes, ziemlich steifes, glattes 
Sinneshaar, das die Tarsusspitze überragt. Auf Genu und Tibia III 
und IV dorsal je ein kurzes gebogenes Härchen. Je ein feiner und 
kurzer Riechkolben dorsal auf Genu I und II distal sowie auf 
Tarsus I und II proximal. Haftlappen und Kralle an allen Tarsen 
wahrscheinlich normal, doch so überaus fein, daß sie nicht studiert 
werden konnten. 

Gefunden von Dr. Morstatt, im Juni 1914. 

Patria: Amani, Ostafrika. 

Habitat: im Nest von Koptorthosoma nigrita. 

Type in meiner Sammlung. 

Bemerkungen. Zund Jugendstadien unbekannt. Typus der 
Gattung Glycyphagus ist Gl. prunorum Hering 1835; vergl. Hering 
„Die Krätzmilben der Thiere und einiger verwandten Arten‘ in den 
‚Nova Acta Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae Germani- 
cae Naturae Curiosorum‘‘ Bd. 18 (1839), S. 619 mit Taf. 45, Fig. 
16 und 17. Die Art ist bisher nicht wieder gefunden worden, was 
vielleicht auf fehlerhafte Abbildung zurückzuführen ist. Die Gat- 
tung zu spalten lag bisher keine Veranlassung vor und tut es auch 
heute nicht. Oudemans hat jedoch 1905 in der ‚‚Tijdschrift der 
Nederlandschen Dierkundigen Vereeniging‘“ Bd. 8, S. 237 ff. die 
Gattung in verschiedene Gruppen zerlegt, deren wichtigste die 
destructor-Gruppe und die domesticus-Gruppe mit Gl. destructor 
(Schrank) 1781 und Gl. domesticus (de Geer) 1778 als Typen sind; 
von ersterer scheint er später noch eine selosus-Gruppe mit Gl. 
setosus (Koch) als Typus abgetrennt zu haben. Die hier erörterte 
neue Art ist der destructor-Gruppe (vielleicht auch der selosus- 
Gruppe) einzugliedern. 


12. Genus Triehotarsus Canestrini 1888. 


1839. Trichodactylus Dufour in den ‚Annales des Sciences natu- 
relles"‘, 'Ser.2,. Bd.41,48; 276: 

1844. Trichodactylus Gervais in Walckenaers ‚Histoire naturelle 
des insectes: Apteres‘‘, Bd. 3, S. 266. 

1868. Trichodactylus Donnadieu in den ‚Annales des Sciences 
naturelles‘‘, Ser. 5,.Bd. 10, S. 69. 

1885. Trichodactylus Canestrini und Berlese in den ‚Atti della 
gm Veneto-Trentina di Scienze naturali, Padua‘, Bd. 
9,:8:5207. 


Acarologische Beobachtungen 29 


1888. Trichotarsus Canestrini in „I Tiroglifidi: Studio critico“, 
SINE 

1888. Trichotarsus Canestrini im ‚‚Prospetto dell’ Acarofauna ita- 
Hanas:19..8356. 

1898 Trichotarsus Berlese, ‚‚Acari, myriopoda et scorpiones hucus- 
que in Italia reperta‘‘, Ordo Cryptostigmata S. 109. 

1899. Trichotarsus Kramer im ‚‚Tierreich‘‘, 7. Lieferung, S. 148. 

1900. Trichotarsus Giard im ‚‚Bulletin de la societ€e entomologique 

de France“, Jahrgang 1900, S. 375 ff. 

1900. Trichotarsus Oudemans in der ‚„Tijdschrift voor Entomo- 
logie“, Bd.43, S.115, und in seinen hier und in der ‚Tijd- 
schrift der Nederlandschen Dierkundigen Vereeniging‘“ fol- 
genden ‚Notes on Acari‘. 

1903. Trichotarsus Michael, British Tyroglyphidae, Bd. 2, S. 12 ff. 

Die älteste, wenn auch vor 1885 nur als Wandernymphe be- 
kannte Art der Gattung Trichotarsus im Sinne von Canestrini 
1888 ist Acarus cerambycinus Scopoli, schon erwähnt in der ‚„Ento- 
mologia Carniolica, exhibens Insecta Carnioliae indigena“, Wien 
1763, später bis 1905 gemeinhin Trichodactylus oder Trichotarsus 
xylocopae (Donnadieu) genannt. Aber der Name Acarus ceramby- 
cinus enthält noch keine Genus- und Species-Bezeichnung im Sinne 
der heutigen Nomenklatur. Dies ist erst der Fall bei dem einer 
anderen hierher gehörigen Art durch Dufour a. a. O. 1839 zuge- 
teilten Namen Trichodactylus osmiae. Der Name Trichodactylus 
war allerdings schon 1824 durch Latreille für Crustaceen vergeben, 
weshalb ihn Canestrini 1888 in Trichotarsus verbesserte. Typus 
der Gattung Trichotarsus ist also nicht Acarus cerambycinus Scopoli, 
sondern Trichotarsus osmiae (Dufour). 

Die von Canestrini 1888 für die Gattung Trichotarsus aufge- 
stellte Diagnose, der sich 1899 Kramer und 1903 Michael im Wesent- 
lichen anschließen, gründet sich, indem die Wandernymphe nur 
beiläufig erwähnt wird, auf die adulten Formen und lautet ins 
Deutsche und in die hier gebräuchliche Terminologie übertragen: 

„In beiden Geschlechtern fehlen die Analhaftnäpfe und beim 

d auch die Genitalhaftnäpfe, die beim 9 vorhanden sind. Die 
Tarsi enden in einen Haftlappen und eine zarte, doch voll ent- 
wickelte Kralle. Epimera II in beiden Geschlechtern von ein- 
ander getrennt. Der weibliche Genitalapparat reicht bis zwischen 
Epimera I. Kein Sexualdimerphismus hinsichtlich der Ausstat- 
tung der Beine. Rumpffurche zwischen Proterosoma und Hyste- 
rosoma fehlt. Wandernymphe mit Haftnapfplatte und mit einer 
oder mehreren langen Borsten am Tarsus IV“. 

Da seit 1839 Trichodactylus osmiae Dufour Typus der Gattung 
ist, ist an dieser Diagnose nur die Bemerkung wegen der Rumpf- 
furche zu beanstanden. Eine tief eingekerbte Furche hat Tr. osmiae 
zwischen Proterosoma und Hysterosoma freilich nicht. Die Grenze 
dieser Körperabschnitte ist jedoch auch beim Prosopon durch eine 
deutliche Linie unverkennbar markiert. Nun hat aber Canestrini 


5. Heft 


30 Graf Hermann Vitzthum: 


bei Formulierung seiner Diagnose 1888 die adulten Formen von 
Tr. osmiae garnicht gekannt, denn diese wurden erst 1903 von 
Michael gezüchtet. 1888 waren nur die 1885 von Berlese und Cane- 
strini gefundenen adulten Formen von Acarus cerambycinus Scop. 
bekannt. Auch diesen angepaßt, hat Canestrini’s Diagnose ihre 
Bedenken. So läßt sich darüber streiten, ob man beim Prosopon 
von Acarus cerambycinus die Krallen für so überaus zart erachten 
will, daß ihre normale Entwicklung und deutliche Erkennbarkeit 
betont werden muß. Und dann klammert sich die Diagnose all- 
zu eng an die eine Art. Nächste Verwandte von Acarus ceramby- 
cinus haben in den adulten Formen riesenhafte Krallen, und das 
g hat, wenn auch nicht leicht erkennbar, Genitalhaftnäpfe. End- 
lıch läßt die Diagnose das Eingehen auf die biologische Entwick- 
lung vermissen, das die grundverschiedenen Formen der Wander- 
nymphen dem Systematiker so nahe legen. 


Bis 1897 blieb die Gattung Trichotarsus auf die beiden Arten 
Tr. cerambycinus (vulgo xylocopae) (Scop.) und Tr. osmiae (Duf.) 
beschränkt. In diesem Jahre fügteCanestrini seine beiden papua- 
nischen Arten TY. trifilis und Tr. bifiis hinzu, denen bis heute 
neun von Oudemans beschriebene Arten folgen, abgesehen von 
Tr. manicati Giard 1900 und Tr. Ludwigi Trouessart 1904. 


Schon 1901 hatte Oudemans in der ‚‚Tijdschrift der Neder- 
landschen Dierkundigen Vereeniging“, Ser. 2, Bd. 7, S. 309, Be- 
denken geäußert wegen der Vielgestaltigkeit der Wandernymphen, 
die in der Gattung Trichotarsus vereinigt waren. 1905 und 1911 
teilte er darum das Genus in den „Entomologischen Berichten“, 
Bd. 2, S. 21—22 und Bd. 3, S. 165 —166, in vier selbständige und 
durchaus vollwertige Gattungen auf: 


1. Horstia Oudemans 1905. 

Nur Wandernymphen sind bekannt. Notocephale und Noto- 
gaster vorhanden; an allen Tarsen kurze Krallen, Tarsus IV außer- 
dem mit drei langen und mitunter zwei kürzeren Haaren; durch 
Verbindung des gegabelten Sternums mit Epimera II, von Epi- 
mera II mit Epimerit II, sowie Epimera III und IV mit einem 
rundlich v-törmigem Ventrum entsteht ein besonders charakte- 
ristisches Muster der Chitinleisten auf der Bauchseite. Hierher 
gehören Trichotarsus ornatus Oudms. 1899 als Typenart (vergl. 
„Lijdschrift voor Entomologie“. Bd.43, S. 117—118; lebt in Japan 
auf Xylocopa circumvolans.), Trichotarsus trifilis Canestrini 1897 
(vergl. ‚‚Nuovi Acaroidei della Nuova-Guinea‘ in ‚Terme£sztrajzi 
Füzetek az Allat-, Növeny-, Asvany- es Földtan Köreböl. Kiadja 
a Magyar nemzeti Muzeum, Budapest‘, Bd. 20, S.. 473—474, 
und Bd. 21, S. 196; lebt in Neu-Guinea auf Xylocoda combinata), 
Trichotarsus manicati Giard 1900 (vergl. ‚Bulletin de la Societe 
Entomologique de France“, Jahrg. 1900, S. 375—377 ; lebt in West- 
und Südeuropa auf Anthidium manicatum.), sowie Trichotarsus 
Dulcherrimus Vitzt. (vergl. hier unten). 


Acarologische Beobachtungen 31 


2. Tortonia Oudemans 1911. 

Nur Wandernymphen sind bekannt. Notocephale und Noto- 
gaster vorhanden; Sternum und Epimera III in der Medianlinie 
vollständig frei; Tarsi I, II, III mit einer kleinen Kralle und meist 
3—4 lanzettförmigen Klebhaaren; Tarsus IV mit oder ohne Kralle, 
ohne Klebhaare und mit einem oder mehreren langen Haaren. 
Hierher gehören Trichotarsus intermedius Oudms. 1901 als Typen- 
art (vergl. „Tijdschrift der Nederlandschen Dierkundigen Vereeni- 
ging‘, Ser. 2, Bd. 7, S. 308—309; lebt in Deutschland auf der im 
Nest von Osmia leaiana schmarotzenden Sielis phaeoptera), Tri- 
chotarsus helenae Oudms. 1901 (vergl. ‚„Tijdschrift voor Entomo- 
logie‘, Bd. 45, S. 144—145; lebt in Ostindien auf Koptorthosoma 
tenuiscapa), Tortonia smitvanburgsti Oudms. 1911 (vergl. Entomo- 
logische Berichten, Bd. 3, S. 166—167 ; lebt in Tunis auf Anthridium 
stichicum) und Tortonia fluctuata Oudms. 1916 (vergl. Entomolo- 
gische Berichten, Bd. 4, S. 391; gefunden bei Bremen auf Bombus 
proteus.). Die OQudemans’sche Diagnose ist hier bezüglich der Kleb- 
haare und des Tarsus IV berichtigt. 


3. Trichotarsus Canestrini 1888. 


Prosopon ohne jedes Rückenschild. Bei der Wandernymphe 
Notocephale und Notogaster vorhanden; Tarsi I, II, III der Wan- 
dernymphe mit großer sichelförmiger Kralle; Tarsus IV ohne Kralle, 
mit einem sehr langen und gegebenenfalls außerdem einem oder 
mehreren kürzeren bis sehr kurzen Haaren. Hierher gehören Tri- 
chodactylus osmiae Dufour 1839 (vergl. Annales des Sciences natu- 
relles, Ser. 2, Bd. 11, S. 276; lebt in Europa auf Osmia rufa und 
auf Arten der Gattungen Andrena und Megachile) als Typenart, 
Trichotarsus anthidii Oudms. 1911 (vergl. Entomologische Berich- 
ten, Bd. 3, S. 141; lebt in Tunis auf Anthidium stichicum), Tri- 
chotarsus Ludwigi Trouessart 1904 (vergl. Comptes rendues de la 
Societe de Biologie, Bd. 56, S. 234 und S. 365 — 368; lebt auf Ponape, 
Carolinen, im Nest von Lithurgus dentipes; siehe auch hier unten), 
und Trichotarsus reaumuri Oudms. 1905 (vergl. Tijdschrift voor 
Entomologie, Bd. 48, Verslagen S. LXXXI; gefunden in Öster- 
reichisch-Schlesien und Böhmen auf Osmia rufiventris und Osmia 
Panzeri). 

4. Sennertia Oudemans 1905. 


Prosopon mit kurzer Notocephale, von der bandförmige Chiti- 
nisationen seitlich in die Schultergegend hinübergreifen; bei der 
Wandernymphe Notogaster vorhanden, Notocephale fehlend; Tarsi 
wie bei Trichotarsus. Hierher gehören Acarus cerambycinus Scopoli 
1763 (vergl. oben; lebt in Südeuropa auf Xylocoda violacea und 
in deren Nestern) als Typenart, Trichotarsus bifilis Canestrini 
1897 (vergl. ‚,‚Nuovi Acaroidei della Nuova-Guinea“ in ‚ Termesze- 
trajzi Füzetek. . . . . “Bd. 20, S. 473—474, und Bd. 21, S. 196; 
lebt in Neu-Guinea auf Xylocopa combinata.), Trichotarsus alfkeni 
Oudms. 1899 (vergl. Tijdschrift voor Entomologie, Bd. 43, S. 115 


5. Heft 


32 Graf Hermann Vitzthum: 


—117; lebt in Japan auf X ylocopa circumvolans), Trichotarsus Japo- 
nicus Oudms. 1899 (vergl. ebenda S. 117; lebt ebenfalls in Japan 
auf Xylocopa circumvolans), Trichotarsus koptorthosomae Oudms. 
1901 (vergl. Tijdschrift der Nederlandschen Dierkundigen Ver- 
eeniging, Ser. 2, Bd. 7, S. 81; lebt in Ostindien und Java auf Kop- 
torthosoma tenuiscapa), Trichotarsus hipposiderus Oudms. 1901 
(vergl. Tijdschrift voor Entomologie, Bd. 45, S. 145—146; lebt 
in Ostindien auf Koptorthosoma tenuiscapa) und Trichotarsus sim- 
plex Trägärdh 1904 (vergl. Entomologiske Tidskrift, Stockholm, 
Bd. 25, S. 156—158; wurde auf einer aus Kamerun stammenden 
Dolaea Sjöstedti (Trägärdh) gefunden, lebt also sicherlich auf und 
im Nest von Koptorthosoma nigrita). Ferner wird eine neue Art 
hier unten beschrieben, und von Sennertia horrida Vitzthum wird 
eine bessere Beschreibung geboten, als bisher. 


13. Horstia trifilis (Canestrini). 


1897. Trichotarsus trifilis Canestrini, ‚Nuovi Acaroidei della Nuova- 
Guinea“ in „Termeszetrajzi Füzetek ..... “ Bd. 20, 
S. 473. Wandernymphe. 

1898. Trichotarsus trifilis Canestrini, ebenda, Bd. 21, S. 196—197. 
Adulti. 

1899. Trichotarsus trifilis Kramer im „Tierreich“, 7. Lieferung, 
„Demodicidae und Sarcoptidae“, S. 149. Kurze Diagnosen. 

Ins Deutsche übertragen und der hier üblichen Ausdrucks- 
weise und Stoffgliederung angepaßt, lautet Canestrini’s schwer zu- 
gängliche Beschreibung der Art: 2 

Deutonympha (Wandernymphe). Länge 160 u; größte Breite 
110 u. Gestalt klein. Idiosoma ohne Haare. Alle Tarsi mit einer 
sehr schwachen Kralle, Tarsus IV außerdem mit drei Haaren, von 
denen eins außerordentlich lang, eins lang und eins mäßig lang ist. 
Die Haftnäpfe der ventralen Haftnapfplatte stehen in drei Reihen: 
die hinterste Reihe mit zwei Haftnäpfen mittlerer Größe, die mitt- 
lere Reihe bildet einen nach vorn concaven Bogen von vier Haft- 
näpfen, von denen das mittelste Paar sehr groß ist; die vorderste 
Reihe mit einem Paar ganz kleiner Haftnäpfe. 

Adulti. & Länge 460 u; größte Breite 320 u. 2 Länge 550 u; 
größte Breite 460 u. Die adulten Formen dieser Art unterscheiden 
sich von denen von Sennertia bifilis (Canestrini) durch die geringere 
Größe, durch das etwas eingebuchtete Rumpfende, und beim 2 
dadurch, daß die Epimera I durch eine nach vorn concave Chitin- 
leiste verbunden sind, und endlich dadurch, daß die weibliche 
Genitalöffnung sehr lang und nicht von Haftnäpfen flankiert ist. 

Patria: Erima an der Astrolobe-Bai, Neu-Guinea. 

Habitat: Xylocopa combinata; die Wandernymphe auf der 
Xylocopa, die adulten Formen offenbar in deren Nest. 

Bemerkungen. Abbildungen der Art sind in der Literatur 
leider nicht vorhanden. Ohne sie wird es schwer fallen, die Art 
wiederzuerkennen. Die Wandernymphe von Horstia ornata Oudms. 


Acarologische Beobachtungen 33 


hat zwar nur sehr wenig Haare auf dem Idiosoma. Die Richtig- 
keit der Angabe, daß das Idiosoma der Wandernymphe der hier 
in Rede stehenden Art der Haare gänzlich entbehre, muß aber 
doch angezweifelt werden. Vielleicht sind die entsprechenden Haare 
bei A. trifilis so klein, daß sie übersehen werden können, 


14. Horstia pulcherrima (Vitzthum). 


1912. Trichotarsus pulcherrimus Vitzthum in der ‚Zeitschrift für 
wissenschaftliche Insektenbiologie“, Bd. 8, S. 182—184. 
Flüchtige Erwähnung und unzulängliche Abbildung der Deu- 
tonympha. 

Deutonympha (Wandernymphe). Länge der Idiosoma unter 
Ausschluß des überstehenden Randes der Haftnapfplatte 242—314u. 
Größte Breite 163—216 u. Die Größenverhältnisse sind also 
ziemlich veränderlich. Gestalt genau wie bei der Wandernymphe 
von Horstia ornata (Oudms.) 
(Trichotarsus ornatus bei Oude- 
mans, Tijdschrift voor Entomo- 
logie, Bd. 43, S. 117—118 nebst 
Tafel .6,: Fig.-22—23.).. Farbe 
schwach ockerbräunlich getönt. 

Rückenseite (Fig. 30). Die 
vorn sehr schwach und nach 
hinten zu nur wenig stärker chiti- 
nisierte Rückenbedeckung zerfällt 
in eine Notocephale und ein Noto- 
gaster. Die Notocephale, deren 
Ränder nicht erkennbar sind, 
deckt das vordere Drittel der 
Rückenfläche ganz. Eine das 
Prosoma und das Opisthosoma 
trennende Rumpffurche ist nicht 
vorhanden. Die nach vorn leicht 
convexe Vorderkante des Noto- 
gasters schließt als scharfe Linie 
unmittelbar an die Notocephale 
an. Das Notogaster deckt die Fig. 30. 
hinteren zwei Drittel der Rücken- 
fläche so gut wie ganz; nur ganz 
vorn läßt sie seitlich einen schmalen weichhäutigen Streifen frei. 
Strukturder Notocephale fein gerunzelt in quer verlaufenden Linien. 
Struktur des Notogasters ebenso fein gerunzelt in Linien, die nahe 
dem Vorderrand quer verlaufen, sich dann aber mehr und mehr der 
Längsrichtung des Körpers anpassen; die Linien haben eine Art 
Scheitelpunkt in der Mitte dicht hinter dem Vorderrand des Schildes. 
In der hinteren Hälfte wird die Runzelung unsichtbar. Außerdem 
ist das Notogaster von einer Anzahl winzigster Poren durchsetzt, 
die vorn wenig, nach hinten zu deutlich erkennbar sind. Wirkliche 

Archiv aan rgesehlehte 3 


Horstia pulcherrima Wandernymphe. 


5. Heft 


34 Graf Hermann Vitzthum: 


größere Poren, wie auf dem Notogaster der Wandernymphe mancher 
Sennertia-Arten, fehlen der ganzen Rückenfläche. Auch die 
Mündungen der Öldrüsen sind nicht sichtbar. — Behaarung. 
Sämtliche Haare stehen auf den Rückenschildern. Die Verticalhaare 
stehen an üblicher Stelle dicht bei einander; ihre Ansatzstellen 
berühren sich jedoch nicht. Hinter ihnen, submedian, ein Paar 
sehr langer, fadenförmiger Haare. Ein Haarpaar gleicher Art und 
Länge steht auf den ‚Schultern‘ zwischen Trochanter I und Il. 
Ein Paar starker kürzerer Haare submedian nahe dem Hinterrand 
des Schildes.. An einem Individuum mittlerer Größe gemessen, 
messen diese drei Haarpaare 167, 167 und 32 u. Gleichfalls un- 
gefähr 32 u. messen die Haare des Notogasters. Hier stehen zwei 
Haarpaare in einer nach vorn concaven Linie nahe dem Vorder- 
rand. Ein Paar submedian in der Mitte des Schildes und ein Paar 
in gleichem Abstand wie jenes etwa auf der Höhe von Bein IV. 
Alle diese acht Haarpaare der Rückenfläche sind glatt und stehen 
in auffallend großen Ansatzpfannen. 

Bauchseite (Fig.31). Epimera I vereinigen sich vor derMitte 
ihres Verlaufs Y-förmig zu einem Sternum. Das Sternum reicht 
bis zwischen Trochanter II und gabelt 
sich hier; die Enden dieser Gabelung 
reichen zwar dicht anEpimera II heran, 
verschmelzen mit diesen jedoch nicht. 
Epimera II streichen leicht gebogen an 
den Enden der Sternum-Gabelung vor- 
bei und verlaufen dann parallel zur 
Mittellinie der Bauchfläche bis zur 
Linie der größten Breite nach hinten, 
wo sie mit Epimerit II zusammen tref- 
fen. Mit Epimera III stehen diese 
Chitinleisten nicht in Verbindung. 
Aber Epimera III verlaufen ganz 
dicht an Epimerit II entlang und fast 
parallel dazu. In der selben Ent- 
fernung von der Mittellinie wenden 
auch sie sich, wie Epimera Il, rück- 
wärts und verschmelzen hinter Tro- 


‚Fig. 31. _ chanter III mit Epimera IV. Außer- 
Be Es dem stehen Epimera IV durch ein 
u a] kurzes, Y-förmiges Ventrum mit 


einander in Verbindung. Es entsteht so ein höchst eigenartiges 
Muster von Chitinleisten, das in weitgehendem Maße dem bei der 
Wandernymphe von Horstia ornata ähnelt. Die große Haftnapf- 
platte wäre kreisrund, wenn nicht ihr überstehender, ganz hya- 
liner, fein radiär gestreifter Hinterrand seitlich etwas eingebuchtet 
wäre. Nach vorn reicht sie bis zwischen Trochanter IV. Die Platte 
trägt drei Haftnapfpaare. Das sehrgroße Hauptpaar in der Mitteim 
Abstand der Hälfte ihres Durchmessers von einander. Ein kaum 


Acarologische Beobachtungen 35 


kleineres Paar schräg nach außen davor, ein bedeutendkleineres Paar 
schräg etwas weniger nach außen dahinter. Mindestens das vorderste 
und das hinterste Napfpaar ist weit nach vorne ausstülpbar, wobei 
sich das vorderste Paar durch seinen sehr dicken Stiel auszeichnet. 
Je nach der Contraktion oder Vorstülpung der Näpfe erscheint ihre 
Stellung bei flüchtiger Beobachtung verändert und das Gesamt- 
bild der Napfplatte wird dadurch stark beeinflußt. Daher kommt 
es, daß ich 1912 glaubte, überhaupt zwei Formen der Haftnapf- 
platte annehmen zu müssen, eine seither überholte Ansicht, die 
natürlich hinfällig ist. Die beiden Hauptnäpfe enthalten einen 
‚ovalen ‚Kern‘. Der becherförmige Hohlraum der vier anderen 
Näpfe ist an den Wänden mit concentrischen Ringen gezeichnet. 
Zwischen den beiden Hauptnäpfen liegt der längliche Spalt der 
Analöffnung, die größer und besser sichtbar ist, als sonst bei Tyro- 
glyphinen-Wandernymphen üblich. Zwischen den vordersten Haft- 
näpfen liegt die spaltförmige Genitalöffnung, wie es scheint, unter 
der Napfplatte. Sie scheint von zwei sehr kleinen Haftnäpfen oder 
einem kleinen Haarpaar flankiert zu werden. Die ganze Haftnapf- 
platte und ihre Umgebung gleicht also ebenfalls sehr der der Wan- 
dernymphe von Horstia ornata. — Behaarung. Alle Haare glatt. 
Ein Paar kurzer Haare auf Coxae I. Ein Paar kurzer Haare nahe 
dem Körperrande auf dem schmalen Zwischenraum zwischen Epi- 
mera III und Epimerit II wie bei Horstia ornata. Ein Paar kurzer 
Haare einwärts von dem Punkt, wo Epimera III und IV verschmel- 
zen. Diese sechs Haare stehen in Ansatzpfannen, die fast so groß 
sind, wie die der Rückenhaare. Ein Paar sehr kurzer Haare zwischen 
Trochanter IV, fast unter dem Vorderrand der Haftnapfplatte. 
Am Rumpfende jederseits drei Haare, von denen das mittelste 
drei mal länger ist als die anderen. Diese sechs Haare stehen unter 
dem überstehenden hyalinen Hinterrand der Haftnapfplatte. 
Irgendwelche Poren sind nicht vorhanden. 

Das Hypostom besteht in einem undeutlich abgegrenzten 
breiten Basalstück, das sich vorn in zwei Vorsprünge gabelt. Jeder 
Vorsprung trägt eine Borste, und eine etwas kürzere Borste steht 
jederseits an der Basis der Vorsprünge. Das Hypostom trägt also 
wie bei der Wandernymphe von Horstia ornata vier Borsten. 

Beine. Alle Beine sind dick, kurz und gedrungen, Beine IV 
beinahe sogar stummelhaft. Gliederung der Beine I und II nor- 
mal. Bei den Beinen III und IV ist nur Trochanter und Femur 
normal entwickelt. Genu und Tibia sind außerordentlich kurz, 
und die Tarsi noch gedrungener, als bei Iund II. Alle Tarsi tragen 
Krallen. Diese Krallen sind ungestielt, ganz kurz und mit ihrem 
hinteren Drittel in den Tarsus eingelassen. Sie sind fast garnicht 
gebogen. Sie enden spitz und müßten ihrer Gestalt nach eigent- 
lich besser als ‚‚Klauen‘ bezeichnet werden. —Behaarung. Tro- 
chanter I, II und IV haarlos. Trochanter III mit einer kurzen 
Borste. Femur IundII ventral mit einem längeren Haar. Femur 
IV ventral mit einem verhältnismäßig sehr langen Haar. Femur 


38 5, Heft 


36 Graf Hermann Vitzthum: 


I und II und Tibia III dorsal mit einer kurzen Borste. Tibia und 
Tarsus I und II dorsal mit je einem langen Sinneshaar, das die 
Tarsusspitze weit überragt. Tarsus II dorsal mit einem ganz langen 
Schlepphaar, dessen Länge fast der Rumpfbreite gleich kommt. 
Tarsi I, II und III tragen vorn dorsal und dahinter lateral zwei 
Haarpaare, die breit blattförmig verbreitert sind, ganz wie bei 
der Deutonympha von Horstia ornata. Tarsus IV endet in vier 
lange Haare. Die beiden längsten, von denen das eine ungefähr 
der ganzen Rumpflänge gleich kommt und das andere etwa um 
ein Drittel kürzer ist als jenes, stehen dorsal, die beiden anderen 
ventral. Gemessen an einem Tier mittlerer Größe betragen die 
Beinlängen: I 96, II 96, III 63, IV 63 u, wobei vom innersten Ende 
des Trochanters bis zur Tarsusspitze gemessen wurde. Beim glei- 
chen Tier maßen die langen Haare am Tarsus IV 280, 190, 48 und 
70 u. Das Längenverhältnis dieser Haare stellt sich also ziemlich 
genau auf12:8:2:3. Sämtliche Haare an den Beinen sind glatt. 

Sammler und Fundzeit unbekannt. 

Patria: Umgegend von Caracas, Venezuela. 

Habitat: auf X ylocoda ordinaris. 

Bemerkungen. Andere Entwicklungsstadien unbekannt. 
Sie dürften im Nest der X'ylocopa ordinaris zu suchensein. Auffällig 
ist die reichliche Behaarung der Rückenseite. Denn Canestrini’s 
Horstia trifilis aus Neu-Guinea soll überhaupt keine Haare auf 
dem Idiosoma tragen, und die japanische Horstia ornata hat nur 
ein Paar kurzer Borsten auf der Notocephale. Über die französische 
Horstia manicati, die mir noch nicht zu Gesicht gekommen ist, 
obwohl sie nicht selten sein soll, sagt Giard in der kurzen und 
leider von keiner Abbildung begleiteten Diagnose der Wander- 
nymphe ‚‚pilis sparsis vestita‘“; wenn er dabei so auffällige faden- 
förmige Haare auf der Notocephale vor Augen gehabt hätte, wie 
sie H. Sulcherrima hat, so würde er dies sicher besonders hervor- 
gehoben haben. Das verarbeitete Material stammt aus dem Ham- 
burger naturhistorischen Museum, in dessen Sammlung sich auch 
die Type befindet. 


15. Triehotarsus Ludwigi Trouessart 


1904. Trichotarsus Ludwigi Trouessart, ‚Sur la coexistence de 
deux formes d’Hypopes dans une mäme espece, chez les 
Acariens du genre Trichotarsus‘“ in den Comptes rendues 
de la Societe de Biologie, Bd. 56, S. 234. 

1904. Trichotarsus Ludwigi Trouessart, ‚‚Deuxieme note sur les 
Hypopes du genre Trichotarsus‘, ebenda, S. 365—366. 

1904. Trichotarsus Ludwigi Ludwig in der ‚Naturwissenschaft- 
lichen Rundschau“, Braunschweig, 19. Jahrgang, Nr. 17. 
Referat über die obigen Aufsätze von Trouessart. 

1909. Trichotarsus Ludwigi Enzio Reuter, ‚Zur Morphologie und 
Ontogenie der Acariden‘, Helsingfors, in den ‚‚Acta socie- 
tatis scientiarum Fennicae‘, Bd. 36, Nr. 4, S. 153 ft. 


Acarologische Beobachtungen 37 


Obgleich die nur ein Mal beobachtete Art in biologischer Hin- 
sicht gründlich studiert worden ist, fehlt in der Literatur eine 
Beschreibung der Art. Die Literatur enthält nur die übereinstim- 
menden Abbildungen der Dauernymphe. 

Protonympha. Länge, in einem besonders günstigen Prä- 
parat gemessen an einer die Dauernymphe umschließenden Haut, 
unter Ausschluß der Mundwerkzeuge, 385 u. 

Behaarung. Alle Rückenhaare sogut wie glatt; inder distalen 
Hälfte drei bis vier Unebenheiten, die aber so unscheinbar und 
schwer wahrnehmbar sind, daß man die Haare deshalb nicht gut 
als behaart bezeichnen kann. Die untereinander nicht ganz gleich- 
langen Haare messen 60—70 u. Die Verticalhaare stehen um einen 
Durchmesser ihrer kreisrunden Ansatzstellen auseinander gerückt. 
Drei Haarpaare in der ‚‚Schulter‘gegend; davon je ein Haar über 
Trochanter I und II. Vier Haarpaare submedian auf der Rücken- 
fläche. Ein Haarpaar am Rumpfende. Zwei Haarpaare am Rande 
der hinteren Rumpfhälfte. Ventral am Rumpfende ein Paar 200 u 
langer glatter Endhaare. Im Übrigen können über die Haare der 
Bauchseite keine Angaben gemacht werden. 

Der Textur der weichhäutigen Teile anderer Arten entspre- 
chend erscheint die die Dauernymphe umschließende Haut fein 
punktiert, d. h. wie von zahllosen feinen Poren durchsetzt. Außer- 
dem aber ist sie grob und ganz unregelmäßig gefeldert. Ob diese 
Felderung auch am lebenden Tier wahrnehmbar ist, dessen weiche 
Haut demnach eine schuppige Struktur haben müßte, erscheint 
recht zweifelhaft. Vergl. Fig. 32. 

Dugses stellte 1834 in den ‚‚Annales des sciences naturelles‘‘ 
Serie 2, Bd. 1, S. 37, für eine Tyroglyphinen-Deutonympha, die 
auf einem Heister gefunden war, ein Genus Hypopus auf. Das ihm 
vorliegende Tier, das er verzeihlicher Weise für ein Prosopon hielt, 
war seiner Ansicht nach identisch mit Acarus sdinitarsus Hermann 
(vergl. Hermann, M&moire apterologique, Straßburg 1804, S. 85 
mit Taf. 6, Fig. 5), welcher seither von Me&gnin in ‚„Memoire sur 
les Hypopes‘‘, Journal de l’anatomie et de la physiologie Bd. 10 
(1874), S. 225, und von Michael, British Tyroglyphidae (London 
1903), Bd. 2, S. 109 ff. als die Deutonympha von Tyroglyphus 
mycophagus M&gnin erkannt worden ist. Duges begriff in sein 
Genus Hypopus zugleich‘ — um die heutigen Benennungen zu 
gebrauchen — Anoetus muscarum (Linne) und sonderbarer Weise 
auch Ereynetes limacum (Schrank) mit ein. Nachdem hauptsäch- 
lich dank der Forschungen von M&gnin, Berlese und Haller 
richtig erkannt worden war, daß ‚„HAypopus“ überhaupt kein 
Prosopon, sondern eine durch ihren Heteromorphismus sich aus- 
zeichnende Tyroglyphinen-Deutonympha ist, hat sich im Laufe 
der Jahre der Gebrauch herausgebildet, solche Deutonymphen bei 
den Tyroglyphinen-Arten, wo zwischen Proto- und Tritonympha ein 
solches Nymphenstadium überhaupt vorkommt, ‚„Hypopus“ zu 
nennen; vergl.hierüber vor allemMichael, ‚The HypopusQuestion, 


5. Heft 


38 Graf Hermann Vitzthum: 


or Life-History of certain Acarina‘““ im Journal of the Linnean 
Society, Zoology, Bd. 17, S. 371—394, und Enzio Reuter in 
der oben angegebenen klassischen Arbeit S. 153 ff. Wenn der Aus- 
druck auch nicht mißverständlich ist, so liegt doch eigentlich kein 
Grund vor, beiden Tyroglyphinen, wo der Entwicklungsgang dieses 
Stadium nicht überspringt, das zweite Nymphenstadium anders 
als bei anderen Acarinen zu bezeichnen, nämlich als Deutonympha. 

Um also bei dem allgemeinen Ausdruck ‚‚Deutonympha“ zu 
bleiben: der hier behandelte Trichotarsus Ludwigi besitzt zwei 
Formen der Deutonympha, eine in normaler Weise frei bewegliche ' 
und eine rudimentäre so gut wie unbewegliche. Die Art hat diese 
Besonderheit gemein mit Tr. osmiae Dufour. ‚Die rudimentäre 
Form verläßt die Haut der Protonympha überhaupt nicht, sondern 
entwickelt sich innerhalb dieser zur Tritonympha. Die gleiche 
Erscheinung findet sich bei Glycyphagus domesticus de Geer und 
Glycyphagus Michael Oudemans (identisch mit Glycyphagus spi- 
mibes Koch nach der Auffassung von Michael, British Tyrogly- 
phidae, Bd. 1, S. 245 vergl. OQudemans, ‚Notes on Acari“ Ser. 
12, in der Tijdschrift der Nederlandschen Dierkundige Vereeniging, 
2.Reihe, Bd.8, 231), denen aber dienormale Formder Deutonympha 
fehlt. Hier von einem ‚‚encystierten Hypopus‘‘ zu sprechen, wie 
es vielfach in der Literatur der Fall ist, erscheint im Ausdruck 
verfehlt, weil man eine abgestorbene Nymphenhaut nichtals,,‚Cyste‘ 
bezeichnen kann. 

Im Gegensatz zu der allgemein offensichtlich der Verbreitung 
der Art dienenden normalen Deutonympha hat man die rudimen- 
täre Deutonympha als eine die Erhaltung 
der Art sichernde Überwinterungsform 
aufgefaßt. Die Ansicht läßt sich nicht 
halten. Denn schon bei Trichotarsus 
osmiae zeigt sich, daß die rudimentäre 
Form im Sommer genau ebenso so zahl- 
reich auftritt und im selben Zahlenver- 
hältnis zur normalen Form, wie im Winter. 
Und was will man in der unter dem 8. 
Breitengrad sich kaum über den Meeres- 
spiegel erhebenden Heimat von Tr. 
Ludwigi unter dem Winter verstehen ? 
Die Bedeutung der rudimentären Form 
erscheint noch der Klärung bedürftig. 
Daß sie nicht der Verbreitung der Art 
dient, ist handgreiflich. Sie kann also 
nur die Erhaltung der Art bezwecken, 
der über irgendwelche, noch unbekannte 
sie gefährdende Einflüsse hinweg geholfen 
werden soll. Im Gegensatz zur ‚„Wander- 
nymphe‘“ möchte ich sie daher ‚‚Dauer- 


Fig. 32. 
Trichotarsus Ludwigi 
Dauernymphe. nymphe‘ nennen. 


Acarologische Beobachtungen 39 


Deutonympha (Dauernymphe). Länge stets ziemlich genau 
265 u. Größte Breite 240 u. Gestalt nahezu kreisförmig im Umriß, 
mit der Maßgabe, daß das Rumpfende sich plötzlich etwas ver- 
jüngt (Fig. 32); wäre nicht eine dorso-ventrale Abplattung vor- 
handen, so wäre überhaupt das ganze Tier annähernd kugelförmig. 
In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Trouessart’schen Zeich- 
nungen ist die Lage der Dauernymphe innerhalb der umgebenden 
Haut der Protonympha bei sämtlichen vorliegenden Individuen 
so, daß sie auf dem Rücken liegt und ihr Hinterende dem Vorder- 
ende der Protonympha zukehrt. Ob dies wirklich auch die natür- 
liche Lage des lebenden Tiers ist, kann nicht entschieden werden. 
Farbe weißlich farblos. Textur anscheinend durchweg glatt. 
Rückenseite. Ohne Andeutung irgendwelcher Schilder und 
haarlos. 

° Bauchseite. Ebenfalls haarlos, die in der Zeichnung sicht- 
baren Haare gehören der Haut der Protonympha an. Vier Bein- 
paare sind in rudimentärem Zustand vorhanden. Beine I, II und 
IV sind ziemlich randständig, Beine III stehen stark der Mittel- 
linie genähert. Ihre Stellung gleicht also der bei der Dauernymphe 
von Tr. osmiae, doch sind die Beine III und IV nicht so stark 
rückgebildet wie dort. Alle Beine lassen eine undeutliche Gliede- 
rung erkennen. Epimera I vereinigen sich Y-förmig zu einem Ster- 
num. Epimera Il normal. Epimera III und IV fehlen. Mund- 
werkzeuge, Genital- und Analöffnung fehlen. Zwei verkümmerte 
Haftnäpfe und ihre Um- 
gebung deuten eine rudi- 
mentäre Haftnapfplatte 
an, die den vorspringen- 
den hintersten Teil der 
Bauchfläche einnimmt. 
Die Art ist also auch in 
dieser Hinsicht nicht so 
weit rückgebildet, wie 
Tr. osmiae. 

Deutonympha (Wan- 
dernymphe). Länge des 
Idiosoma 280u. Größte 
Breite 210 u. Gestalt wie 
bei der Wandernymphe 
von Tr. osmiae. Farbe 
sehr schwach ockergelb- 
lich getönt. 

Rückenseite (Fig. . .„ Fig. 33. Rx 
33). Das vordere Drittel er 
der Rückenfläche wird SEE OBES 
von einer Notocephale, der Rest von einem Notogaster be- 
deckt. Zwischen beiden Schildern ein deutlicher Zwischenraum. 
Die Notocephale hat die Form eines niedrigen Dreiecks, dessen 


5. Heft 


40 Graf Hermann Vitzthum: 


Seiten alle etwas convex sind. Sie läßt vorn und zu ihren Seiten 
einen erheblichen Streifen weicher Haut frei. Das Notogaster 
läßt nur in seinem vorderen Teil einen schmalen weichhäutigen 
Streifen frei und deckt weiter hinten den Rest der Rückenfläche 
ganz. Struktur der weichhäutigen Flächen fein gewellt. Eine 
Teilung in Prosoma und Metasoma durch eine Linie oder Furche 
findet nicht statt; doch deutet der Verlauf der feinen Runzelung 
eine solche Teilung an. Struktur der nur schwach chitinisierten 
Schilder genau wie bei Tr. osmiae und daher schwer in Worten zu 
beschreiben; vergl. hierüber Michael, British Tyroglyphidae, Bd. 
2, S. 24. Ein die Vorderspitze der Notocephale flankierendes 
becherförmiges Organ wie bei Tr. osmiae (Dufour), Tr. anthidii 
Oudemans und Tr. Reaumuri Oudemans konnte nicht beobachtet 
werden, dürfte aber sicherlich vorhanden sein. — Behaarung. Alle 
Haare glatt und steif. Von den neun Haarpaaren der Rückenseite 
ist nur ein Paar ganz am Rumpfende ganz kurz. Die übrigen acht 
Paare sind unter sich ziemlich gleich lang und messen ungefähr 
50 u. Von diesen acht Paaren stehen vier auf weichhäutiger Fläche: 
ein Paar flankiert die Vorderspitze der Notocephale; ein Paar steht 
dicht vor den Hinterecken der Notocephale; ein Paar steht am 
Körperrande hinter den Beinen II und ein Paar auf dem Zwischen- 
raum über Trochanter III und IV. Die-anderen vier Paare stehen 
auf den Rückenschildern: ein Paar mitten auf der Notocephale; 
ein Paar auf dem Vorderrand des Notogasters, unweit der Vorder- 
ecken, ein Paar nicht weit dahinter, etwas mehr einwärts, und ein 
Paar in der hinteren Hälfte. Ebenso steht das bereits erwähnte 
ganz kurze Haarpaar am Rumpfende auf dem Notogaster. Poren 
wurden auf der ganzen Rückentläche nicht gesehen. 
Bauchseite (Fig. 34). Textur nicht erkennbar; wenn nicht 
überhaupt glatt, dann höchstens äußerst fein gewellt. Trochanter 
I, II, III und andeutungsweise auch IV von einer bogenförmigen 
hitinleiste umschlossen. Epimera I vereinigen 
sich im vorderen Drittel Y-förmig zu einem 
Sternum, das bis erheblich hinter Trochanter II 
reicht. Epimera II nähern sich in flachem 
Bogen der Mittellinie und sind etwas länger als 
Epimera I. Epimerit II in ganzer Länge voll- 
ständig erhalten; dieinneren Enden nähern sich 
stark dem Mittelpunkt der Bauchfläche. Epi- 
mera III sehr kurz, das innere Ende auf der- 
selben Linie wie das innere Ende von Epimerit 
| II. Epimera IV in flach S-förmigen Schwung 
‚Fig. 3. nach innen strebend. Die Haftnapfplatte von 
N a en derselben annähernd kreisförmigen Gestalt wie 
ee mcermympie. nei Ty. osmiae. Sie trägt wie bei allen bisher 
bekannten Trichotarsus-Arten acht Haftnäpfe. Die beiden klein- 
sten Näpfe in der Mitte am Vorderrande der Napfplatte. Die beiden 
recht großen Hauptnäpfe in der Mitte der Platte; sie zeigen den- 


Acarologische Beobachtungen 41 


selben nach vorn gewandten Höcker an ihrem Vorderrande, wie 
bei Tr. osmiae und Tr. anthidii. Die bedeutend kleineren vier hin- 
tersten Näpfe stehen in einer Bogenlinie; die beiden mittleren dicht 
bei einander und, wie bei Tr. osmiae, gleichsam durch eine Chitin- 
spange zusammengehalten; die beiden äußeren in einigem Abstand 
von ihnen, etwas mehr als bei Tr. osmiae und etwa weniger als 
bei Tr. Reaumuri nach vorn gerückt. Die Genitalgegend konnte 
nicht klar erkannt werden; sicher ist, daß die Genitalspalte von 
zwei sehr kleinen Haaren flankiert wird..—Behaarung. AlleHaare 
glatt. Nahe dem Körperrande zwischen Trochanter II und III ein 
Paar Haare von der Art der langen Haare der Rückenseite. Alle 
anderen Haare sind dünner und weicher. Je ein langes Haarpaar 
auf Coxa I und III sowie beiderseits des vorderen Teils der Haft- 
napfplatte. Ein kurzes Haarpaar submedian hinter den inneren 
Enden von Epimerit II. Ein kurzes, nach außen gebogenes Haar- 
paar am Rumpfende hinter der Haftnapfplatte. 

Beine stämmig, jedoch nicht dick; wie bei Tr. osmiae. Ihre 
Längen, die unbedingt normal sind, konnten nicht gemessen werden, 
da eine Streckung nicht zu erzielen war. Aus demselben Grunde 
kann über die Behaarung der Beine I, II und III nur gesagt werden, 
daß sie der von Tr. osmiae zu gleichen scheint. Am Tarsus I fällt 
dorsal ein nach vorn gebogenes, durchweg gleichmäßig dickes Haar 
auf, das als Sinneskolben angesprochen werden müßte, wenn es 
nicht dafür etwas zu weit vorn aufgesetzt wäre. Auf Tibia I und 
II sowie Tarsus III dorsal je ein Sinneshaar von ansehnlicher Länge. 
Bei Bein IV folgen Genu, Tibia und Tarsus einander als cylindrische 
Glieder von gleicher Dicke; Tarsus IV doppelt so lang wie Tibia 
IV. Tarsus IV endet in ein steifes, aber biegsames Haar, welches 
an Länge fast der Rumpflänge gleichkommt. Seiner Ansatzstelle 
entspringt gleichzeitig nachaußen ein kurzes, kräftigesHaar. Außer- 
dem trägt Tarsus IV dorsal noch ein kräftiges Haar von fast einem 
Viertel der Länge des langen Endhaares. Tibia IV dorsal mit einer 
kurzen, dolchförmigen Borste. Nur die Tarsi I, II und III sind 
mit einer Kralle ausgestattet. Diese ist gestielt, groß, stark und 
schneckenförmig gewunden, genau wie bei Tr. osmiae. Jede Kralle 
wird vom Tarsus aus durch ein Paar feiner, die Kralle überragender 
Haare begleitet. Beieinem solchen Haar glaube ich an einem Tarsus 
III mit Sicherheit erkannt zu haben, daß es am äußersten Ende 
schmal blattförmig verbreitert war. Es ist daheranzunehmen, daß 
alle diese Haare der Tarsi I, II und III so gestaltet sind. 

Prosopon. Länge, einschließlich der Mandibeln, 425—465 u. 
Es liegen nur zwei Individuen vor, deren Erhaltungszustand aus- 
führliche Angaben unmöglich macht und nicht einmal die Ge- 
schlechtszugehörigkeit erkennen läßt. Die Länge stimmt ungefähr 
mit der des&von Tr. osmiae überein, und auch die Körperform sowie 
die Behaarung an Rumpf und Beinen scheint der von Tr. osmiae 
zu gleichen. Außer den völlig glatten Endhaaren von 140 u Länge 
zeigt die Rumpfbehaarung denselben überaus schwachen Ansatz 


5. Heft 


49 Graf Hermann Vitzthum: 


zu einer seitlichen Behaarung wie bei der Protonympha. Die 
Krallen sind an allen Tarsen bedeutend stärker als bei Tr. osmiae, 
Sammler unbekannt. 
Patria: Ponape, östliche Karolinen-Inseln. 
Habitat:imNest von Lithurgus dentibes (nicht, wie bei Troues- 
sart angegeben, Megachile lonalap) zwischen Hibiscus-Pollen. 
Bemerkungen. Das bearbeitete Material stammt von dem, 
seither verstorbenen Mikrobiologen Hofrat F. Ludwig in Greiz, 
nach dem die Art benannt ist, und gehört zu demselben Vorrat, 
aus dem das von Trouessart bearbeitete Material stammte. Nach- 
dem das Vorkommen zweier Formen der Deutonympha bei dieser 
Art und bei Tr. osmiae feststeht, wird vermutlich die Entwick- 
lungsform der Dauernymphe auch bei Tr. anthidii und Tr. Reau- 
muri auftreten. Sie müßte demnach zusammen mit den noch un- 
bekannten anderen Entwicklungsstadien dieser Arten im Nest von 
Anthidium sticticum bez. Osmia rufiventris und Osmia Panzeri zu 
finden sein. 
16. Sennertia Morstatti (Vitzt.). 
1914. Vitzthum im ‚„Zoologischen Anzeiger‘,:Bd. 44, S. 3233—324, 
kurze Beschreibung der Wandernymphe mit verbesserungs- 
bedürftigen Abbildungen. 
Ovum. Länge 129 u. 
Größte Breite 70 u. Gestalt 
schlank eiförmig. 
Deutonympha (Wander- 
nymphe). Länge des Idio- 
soma 235 bis 245 u. Größte 
Breite 175—209 u. Farbe 
weißBlich; in den stärker 
chitinisierten Teilen hell 
ockerbraun getönt, kräftig 
kaffeebraun in den Chitini- 
sationen des hintersten 
Rumpfendes und im Hinter- 
rand der Haftnapfplatte. 
| Gestalt wie bei Sennertia 
/ A cerambycina (Scopoli). 
Rückenseite(Fig.35). 
Ein Notogaster deckt den 
größten Teil der Rücken- 
fläche und läßt nur vorn 
und an den Seiten einen 
weichhäutigen Streifen von 
Hufeisenform frei. Das 
Rückenschild biegt sich am 
Rumpfende ein wenig auf die Bauchseite um. Textur der 
weichhäutigen Fläche fein gewellt; die Wellenlinien passen sich 
dem Körperumriß und dem Rande des Notogasters an. Struktur 


Fig. 35. 
Sennertia Morstatti Wandernymphe. 


Acarologische Beobachtungen 43 


des Notogasters wie mit zahllosen winzigen Poren durchsetzt; 
außerdem ist eine Strichelung, ähnlich den Wellenlinien der weich- 
häutigen Fläche, wahrnehmbar, die sich der Form des Schildes 
anpaßt. Die Wellenlinien der weichhäutigen Umrandung und diese 
Strichelung verlaufen also im selben Sinne. Am äußersten Hinter- 
ende des Rückenschildes in der Mittellinie eine sehr stark und dunkel 
chitinisieite Stelle von meist knaufförmiger Gestalt. Sie entspricht - 
dem dunklen Strich in der Mittellinie des Rückenschildes bei 
Sennertia Alfkeni (Oudms.) und Sennertia jabonica (Oudms.), nur 
daß hier der Strich fast bis auf einen Punkt verkürzt ist. Diese 
Chitinisation ist von der Bauchseite ebenso gut sichtbar wie von 
der Rückenseite. Poren oder Pseudoporen fehlen der Rückenseite 
gänzlich. — Behaarung. Alle Haare glatt, sehr steif und durch- 
schnittlich 85 u lang. Rückenschild kahl. Auf dem weichhäutigen 
Streifen fünf Paar Haare, die wie bei Sennertia hipposidera (Oudms.) 
angeordnet sind; es stehen also die allen Sennertia-Arten zukom- 
menden vier Paar Rückenhaare, die das Notogaster umgeben, in 
üblicher Anordnung, nur daß die beiden hinteren Paare sehr dem - 
Schildrand genähert sind, und außerdem ist hinter Trochanter II 
ein den übrigen Rückenhaaren gleichendes Haar auf die Rücken- 
fläche gerückt, das bei den anderen Sennertia-Arten bauchständig, 
höchstens ganz lateral, zu sein pflegt. Die Haare müssen beweg- 
lich sein; denn manche Individuen zeigen sie in radiärer Stellung, 
manche nach hinten umgelegt. 

Bauchseite (Fig. 36). Textur kaum wahrnehmbar fein ge- 
wellt in den weichhäutigen Teilen. Epimera I vereinigen sich auf 
halber Länge Y-förmig zu einem Sternum. Von der Mitte des ge- 
gabelten Teiles führen Chitinleisten seitlich zu 
Epimera II hinüber. Epimera II etwas kürzer 
als I, im vorderen Drittel mit einem seitlichen 
Vorsprung nach außen. Diese beiden Epimeren- 
paare ähneln also stark denen von Sennertia 
hipposidera, 5. Alfkeni und S. cerambycina. 
Epimera III und IV kaum wahrnehmbar. Epi- 
mera III hinten mit einer angesetzten, um 
Trochanter III herum greifenden Chitinleiste, 
‚ähnlich wie bei den drei genannten Arten. Von 
Epimera IV ist nur eine um Trochanter IV 


herum greifende Chitinleiste erkennbar. Schräg < es = BA 
vor Epimera III ein Paar Chitinleisten, ähnlich Wandecaymuhs k 


wie bei 5. Alfkeni und S. cerambycina. Das Noto- 
gaster greift ähnlich wie bei S. hidposidera auf die Bauchfläche 
über, jedoch weniger; es entsteht dadurch das Bild eines ganz 
niedrigen Dreiecks, dessen Spitze nicht nur abgestutzt, sondern 
sogar etwas concav eingebuchtet ist. — Behaarung. Alle Haare 
glatt und borstenförmig, nicht blattartig verbreitert. Ihre Anord- 
nung wie bei $S. cerambycina. Die Haftnapfplatte mit schwer er- 
kennbaren Umrissen klein, breit oval. Sie erreicht das Rumpfende 


5. Heft 


44 Graf Hermann Vitzthum: 


bei weitem nicht, sondern schneidet mit der Linie des distalen Endes 
von Trochanter IV ab (Fig. 37). Ihr Hinterrand stark chitinisiert. 
Ihr Vorderrand nimmt in einem tiefen Einschnitt die Genitalspalte 
auf. Die winzige Analöffnung in ihrer Mitte. Die Platte trägt 
acht Haftnäpfe. Von diesen stehen 
vier gleich kleine Näpfe in gleichen 
Abständen in einer Bogenlinie auf 
dem stark chitinisierten Hinterrand; 
sie enthalten je einen „Kern“. Da- 
vor zwei im Verhältnis zu diesen 
vieren sehr große Näpfe mit je zwei 
„Kernen“, und vor diesen, fast das 
Hinterende der Genitalöffnung flan- 
kierend, zwei ganz winzige Näpfe. 
Daß die knaufförmige Chitinisation 


NT, in der Mittellinie des Hinterendes 
Sennertia M orstetti . } 
Wandernymphe. des Notogasters bei ventraler Be- 


trachtung ebenso in die Augen fällt, 
wie bei dorsaler, wurde bereits gesagt. 

Beine stämmig, jedoch nicht dick, Gliederung wie bei allen 
Sennertia-Arten. Längen: 1116, II 118, III 103, IV 61 u. — Be- 
haarung der Beine I, II und III wie bei allen Sennertia-Arten. 
Hervorzuheben ist ein langes Haar seitlich außen an Femur II 
sowie je ein langes Sinneshaar dorsal auf Tibia I, II ünd III, bei 
III am längsten. Riechkolben in Form eines gekrümmten Stäb- 
chens dorsal und proximal auf Tarsus I und II. Tarsus I und II 
distal mit je zwei blattförmig verbreiterten Haaren. Die entspre- 
chenden Haare am Tarsus III scheinen nicht in dieser Weise ver- 
breitert zu sein, doch könnte ein besserer Beobachter eine andere 
Feststellung treffen. Tarsus IV endet in ein starkes, wenig bieg- 
sames Haar von 348 u Länge. Tibia IV läßt es durch ein 54 u 
langes Haar begleiten. Die Ausstattung von Bein IV ähnelt also 
der von S. Alfkeni und S. japonica; bei S. bifilis ist das entspre- 
chende Tibialhaar länger. Nur Tarsi I, II und III sind mit Krallen 
ausgestattet. Der Stiel dieser Krallen, der bei den oben ange- 
gebenen Beinlängen schon nicht mehr inbegriffen ist, ist höckerig 
wie bei den Trichotarsus-Arten. Die Kralle ist verhältnismäßig 
schwach, jedenfalls schwächer als bei S. cerambycina. Sie ist im 
Großen und Ganzen sichelförmig, macht aber dieselbe Schnecken- 
windung wie bei allen Sennertia-Arten. Eine Nebenkralle, wie bei 
S. Alfkeni, fehlt. 

Mas. Länge, gemessen von der Spitze der Palpi bis zum 
Rumpfende 439—467 u. Größte Breite 327—467 u. Es kommen 
also Individuen vor, bei denen Länge und Breite gleich ist. Farbe 
in den weichhäutigen Teilen blaß gelblich, in den Beinen und den 
sonstigen stärker chitinisierten Teilen rosa getönt. Gestalt fünf- 
eckig, ähnlich wie bei S. cerambycina; das Rumpfende kräftig ein- 
gebuchtet; je nach dem Ernährungszustand können die ‚Schultern‘ 


Acarologische Beobachtungen 45 


zwischen den Beinen II und III sowie die abgerundeten Ecken des 
Rumpfendes sehr stark hervorquellen. 

Rückenseite (Fig. 38). Eine Notocephale deckt die Vorder- 
spitze des Rumpfes und reicht nach hinten bis in die Linie der 
Mitte von Trochanter II; wie bei S. cerambycina verläuft von der 
Notocephale nach den Seiten ein Chitinband auf dem Körperrand 
entlang und verbreitert sich über Tro- 
chanter II zu einer rundlichen Schei- 
be: das Urstigma. Struktur der Noto- 
cephale wie mit zahllosen. winzigen 
Poren durchsetzt. Textur der weich- 
häutigen Rückenfläche fein gekörnelt. 
— Behaarung. Alle Haare schmal 
blattförmig und beiderseits mäßig 
dicht behaart, proximal weniger, 
distal mehr. Die beiden Vertical- 
haare etwas hinter dem Vorderrand 
“ der Notocephale; ihre kreisrunden 
Ansatzstellen berühren sich. Außer 
ihnen gehören dreizehn Haarpaare 
der Rückenseite an. Davon stehen 
vier Paare auf der mittleren Rücken- 
fläche: ein Paar dicht hinter der No- 
tocephale, ein Paar in der Linie der 
größten Breite, ein Paar hinter der 
Linie von Trochanter III und ein 
Paar hinter der Linie von Trochanter Fig. 38. 

IV. Die übrigen neun Paare begleiten Serie Morstaßr. 

den Körperrand: ein Paar in dem 

Zwischenraum zwischen der Notocephale und den seitlichen 
Chitinbändern, ein Paar seitlich außen hinter den Hinterenden der 
Chitinbänder, zwei Paare, von denen das hintere sich durch etwas 
größere Länge auszeichnet, auf den ‚Schultern‘ zwischen den 
Beinen II und III, je ein Paar über Trochanter III und IV, ein 
weiteres Paar im gleichen Abstand wie diese beiden weiter rück- 
wärts, ein Paar auf den abgerundeten Hinterecken und ein Paar 
in der Mitte der Einbuchtung des Rumpfendes. Die Länge der 
Haare schwankt bei den verschiedenen Individuen. Durchschnitt- 
lich messen sie 92 u; die längeren der beiden Schulterhaare 130 u. 

Bauchseite (Fig. 39). Epimera I vereinigen sich V-förmig, 
und bilden ein ganz kurzes Sternum. Epimera II, ziemlich von 
gleicher Länge wie I, streben schräg fast geradlinig der Mittellinie 
zu; ein kurzer Ansatz greift vorn etwas um Trochanter II herum. 
Epimera III legen sich im Bogen um Trochanter III und entsenden 
einen kurzen Vorsprung nach vorn. Epimera IV streben, hinten 
breit, vorn spitz, schräg vorwärts der Mittellinie zu. Außerdem 
sind Rudimente von Epimerit II vorhanden in Gestalt einer ge- 
schwungenen Chitinleiste in der Linie der größten Breite. Die 

5. Heft 


46 Graf Hermann Vitzthum: 


Analöffnung ist ein langer schmaler Spalt, der fast von der Linie 
von Trochanter IV bis fast zum Rumpfende reicht. Der Genital- 
1 5. cerambycina. Er reicht nach vorn 
. bis in die Linie der größten Breite, also 
weiter als im allgemeinen bei Tyro- 
glyphiden üblich, und läßt hier deut- 
lich zwei Paar winziger Genitalhaft- 
näpfe erkennen. — Behaarung. Alle 
Haare glatt und biegsam. Ein Paar 
zwischen Epimera I und II; ein Paar 
schräg vor Trochanter III; ein Paar 
zwischen Epimera IV; ein Paar, 
welches das Rumpfende überragt, 
flankiert das Hinterende der Anal- 
spalte. Ferner ein Paar langer End- 
haare auf den abgerundeten Hinter- 
ecken; beieinem Individuum von 467 u 
Rumpflänge wurde ihre Länge auf 
541 u gemessen; doch übertrifft ihre 
Länge nicht immer die Rumpflänge so 
bedeutend. Endlich flankiert ein Paar 
kurzer Haare das Vorderende des Ge- 
nitalapparates, welches selber ein Paar ganz kurze Borsten trägt. 

Gnathosoma wie bei S. cerambycina und ohne Besonderheiten. 

Beine schlank, bei seitlicher Betrachtung jedoch dick erschei- 
nend (vergl. Bein II und IV in Fig. 38). Längen, bei einem Indi- 
viduum von 467 u Rumpflänge gemessen vom proximalen Ende des 
- Trochanters bis zum Ansatz des Krallenstieles: I 280, II 322, III 
331, IV 385 u. Gliederung normal, alle Tarsi schlank, besonders 
III und IV. — Behaarung spärlich. Je ein gefiedertes Haar dorsal 
auf Genu I und II. Alle anderen Haare glatt. Je ein langes Sinnes- 
haar dorsal auf Tibia I und II sowie Tarsus III und IV. Je ein 
kürzeres Sinneshaar auf Tarsus I und II. Der Krallenstiel an allen 
Tarsen von zwei kurzen Borsten begleitet. Riechkolben von schlan- 
ker Stäbchenform dorsal und proximal auf Tarsus I und II. Ver- 
mittels eines kurzen, dorsal höckrigen Stieles sind an allen Tarsen 
Krallen von außerordentlicher Größe und Stärke befestigt. Sie 
sind sichelförmig und zeigen nicht die Schneckenwindung wie bei 
der Wandernymphe. Die Kralle am Tarsus I ist etwas schwächer 
als die übrigen. 

Femina. Länge, gemessen wie beim d, 409 u. Größte Breite 
351 u. Farbe wie beim $. Gestalt wie beim &, die Einbuchtung 
am Rumpfende jedoch flacher. 

Rückenseite (Fig.40). Notocephale und seitliche Chitinbänder 
nach Form und Struktur wie beim $. Textur der weichhäutigen 
Fläche wie beim $&. — Behaarung. Form und Anordnung der 
Verticalhaare sowie der übrigen elf vordersten Haarpaare wie beim 
d. Unterschiede zeigen sich erst am Rumpfende. Hier ist das 


Fig. 39. 
Sennertia Morstatti J. 


Acarologische Beobachtungen 47 


Haarpaar, welches genau wie beim & in der Mitte des Rumpfendes 
‘ steht, noch von einem den übrigen Rückenhaaren gleichenden Haar- 
paar flankiert, das beim & fehlt; und die Haare auf den abgerunde- 
ten Hinterecken sind beim ® nicht behaart, sondern glatt und 
messen 262 u. 


Fig. 40. Fig, 41. 
Sennertia Morstatti 2. Sennertia Morstatti 2. 


Bauchseite (Fig. 41). Epimera I breit, fast geradlinig der 
Mittellinie zustrebend; sie würden sich nicht mit einander vereinigen 
wenn sie nicht durch einen nach vorn convexen Chitinbogen W-för- 
mig verbunden wären. Epimera II schmaler und länger als I, am 
inneren Ende leicht hakenförmig nach vorn gebogen. Epimera III 
und IV von gewöhnlicher Form, mit einem um Trochanter III 
und IV herumgreifenden Ansatz. Epimerit II rudimentär wie 
beim $. Der Genitalapparat geformt wie bei S. cerambycina, vorn 
durch den Epimera I verbindenden Chitinbogen abgeschlossen. 
Unter den Stützklappen jederseits zwei Genitalhaftnäpfe deutlich 
erkennbar. — Behaarung. Alle Haare glatt und biegsam. Ein 
Paar zwischen Epimera I und II. Zwischen ihnen ein Paar kurzer 
Borsten auf dem Vorderrande des Genitalapparates. Je ein Paar 
ungefähr zwischen Epimera III und IV, ähnlich wie beim &. Vor 
dem Vorderende der Analöffnung, welche der des & gleicht, zwei 
Paar kleiner Haare. Das Hinterende der Analöffnung wie beim & 
von einem Paar längerer Haare flankiert. Am Rumpfende ein 
Paar langer Endhaare von 369 u Länge. 


Gnathosoma genau wie beim (. 
5. Heft 


48 Graf Hermann Vitzthum: 


Beine nach Gliederung und Behaarung wie beim d. An dem 
gemessenen Individuum von 409 u Rumpflänge betrugen die wie 
beim g gemessenen Beinlängen: I (konnte nicht gemessen werden), 
II 234, III 257, IV 285 u. Krallen riesenhaft wie beim (. 

Gefunden vonDr.Morstatt, Juni1914, die Wandernymphen 
auch schon im Oktober 1912. 

Patria: Amani, Ostafrika. 

Habitat: im Nest von Koptorihosoma nigrita, die Wander- 
nymphen auch auf der Koptorthosoma. 

Typen in meiner Sammlung. 


Bemerkungen. Andere Entwicklungsstadien als die hier be- 
schriebenen unbekannt. Die Zugehörigkeit des hier beschriebenen 
Prosopons zu der schon seit 1912 bekannten Wandernymphe folgere 
ich lediglich aus dem gemischten Vorkommen zahlreicher Wander- 
nymphen und zahlreicher Sg der oben beschriebenen Form; 92 
sind bedeutend seltener. Es lebt aber in den Nestern von Kodtor- 
thosoma nigrita zahlreich auch das 9 noch einer anderen Sennertia- 
Art, das dem hier beschriebenen äußerst ähnlich ist und mit ihm 
leicht verwechselt werden kann, weshalb ich ihm den Namen S. 
perturbans gab (vergl. unten). Es ist nicht ausgeschlossen, daß 
das Prosopon dieser anderen Art zu der Wandernymphe von S. 
Morstatti gehört. Wirkliche Klarheit könnte nur durch Züchtung 
geschaffen werden. Aber vorläufig erscheint es zweckmäßig, an 
der hier vertretenen Ansicht festzuhalten. Die Zahl der als Pro- 
sopon bekannten Sennertia-Arten (5. cerambycina und S. bifilis) 
wird durch S. Morstatti auf drei erhöht, zu denen hier unten noch 
zwei weitere Arten hinzutreten werden. Sicher ist, dass S. Mor- 
statti nicht identisch ist mit S. simplex (Trägärdh), von der nur 
die Wandernymphe bekannt ist, die Sjödtedt in Kamerun einer 
Dolaea Sjödtedti anhaftend auch auf Koptorthosoma nigrita fand. 
Wenn auch die beiden Wandernymphen hinsichtlich der Form, 
der Anordnung der Rückenhaare und wohl auch der Haftnapf- 
platte weitgehende Übereinstimmung zeigen, so betont doch Trä- 
gärdh in der „Entomologiske Tidskrift‘“, Stockholm, Bd. 25, S. 156 
bis 158, daß die Wandernymphe von S. simplex an den Tarsen 
' keine blattförmig verbreiterten Haare besitze, und daß das lange 
Haar am Tarsus IV, welches 260 u messe, an seiner Ansatzstelle 
von zwei äußerst kleinen Haaren begleitet sei. Das sind zwei 
Merkmale, die, trotz der Gleichheit der Wirtstiere, eine Identität 
der Trägärdh’schen und der hier beschriebenen Wandernymphe 
ausschließen. 


17. Sennertia perturbans n. sp. 
Ovum. Länge 470, größte Breite 216 u. Gestalt schlank 
eiförmig. 
Tritonympha. Länge, gemessen von der Vorderspitze der 
Notocephale bis zum Rumpfende 610 u. Größte Breite 480 x. 
Es erscheint aber fraglich, ob diese Zahlen als maßgebend gelten 


Acarologische Beobachtungen 49 


dürfen. Denn das einzige vorhandene Individuum befand sich im 
Teleiophanstadium (im Sinne von Henking, ‚Zeitschrift für wissen- 
schaftliche Zoologie‘‘, Bd. 37 (1882), S. 595 ff.) und barg in seinem 
Innern ein nahezu voll entwickeltes weibliches Prosopon. Der 
Körper war infolgedessen vermutlich nach allen Richtungen mehr 
erweitert, als er bei der normalen Tritonympha sein würde. Farbe 
blaß gelblich in den weichhäutigen Teilen, in den Beinen und den 
sonstigen stärker chitinisierten Teilen rosa getönt. Gestalt nach 
vorne hin einigermaßen zugespitzt, im übrigen breit oval, jedoch 
mit unverkennbarer Andeutung der Fünfecksgestalt des Prosopons. 
Rückenseite (Fig. 42). Den vordersten Teil der Rücken- 
fläche deckt eine Notocephale. Daneben die Urstigmata, wie 
bei S. cerambycina und S. Morsiatti, Struktur der Notocephale 
wie mit zahllosen winzigen 
Poren durchsetzt. Textur 
der weichhäutigen Fläche 
fein gekörnelt. — Be- 
haarung. Die Verticalhaare 
etwas hinter dem Vorder- 
rand der Notocephale lassen 
zwischen den Ansatzschei- 
ben einen Zwischenraum 
vom Durchmesser einer 
dieser Scheiben. Hinter 
Trochanter Il in der Schul- 
tergegend, dem Körperrande 
genähert, drei Paar Haare, 
von denen das vorderste das 
kürzeste, das in der Linie 
der größten Rumpfbreite 
das längste ist. Über Tro- 
chanter III und IV je ein 
Haar. Hinter Trochanter IV 
nahe dem Körperrande ein 
Haarpaar. Auf den abge- 
rundeten Hinterecken je 
ein Haar, und ein Haarpaar Fig. 42. 
ganz am Rumpfende. Alle Sennertia perturbans Tritonymphe, 
diese neun Haarpaare sind 
schmal blattförmig und allseitig mäßig behaart, distal mehr als 
proximal. Außerdem steht je ein Haarpaar in dem Raum zwischen 
der Notocephale und den seitlichen Chitinbändern, der Mittel- 
linie genähert dicht hinter der Notocephale, dicht vor der Linie 
der größten Breite, auf der Linie von Trochanter III, die Rumpf- 
breite in drei Drittel teilend, und in gleicher Stellung hinter der 
Linie von Trochanter IV. Diese fünf Haarpaare bestehen in ein- 
fachen kurzen Borsten, die von der Körperfläche senkrecht hoch- 
stehen und daher schwer zu sehen sind. Auch ihre Ansatzschei- 
Archiv für Naturgeschichte 5, Heft 
1919. A. 5. 4 er 


50 Graf Hermann Vitzthum: 


ben sind so klein, daß sie in der gekörnelten Textur der Rücken- 
fläche kaum herauszufinden sind. Das vorderste Paar dieser Haare 
zwischen der Notocephale und den Chitinbändern konnte nicht 
sicher erkannt werden. Wäre es gleich den großen Rückenhaaren 
geformt, so müßte es deutlich zu sehen gewesen sein. Da es das 
nicht war, so wurde gefolgert, daß dieses Paar Borsten sein müß- 
ten, wie die dahinter stehenden drei Paare. Das wäre aber über- 
raschend, da das weibliche Prosopon an dieser Stelle Haare hat, 
die wie die großen Rückenhaare geformt und behaart sind. Die 
Länge der behaarten Rückenhaare schwankt wie bei S. Morstatti. 

Bauchseite (Fig. 43). Epimera I vereinigen sich natürlich 
nicht. Epimera II bedeutend länger als I und in der üblichen ge- 
schwungenen Linie der Mittellinie zu- 
strebend. Beide Epimerenpaare grei- 
fen mit einem Ansatz um die ent- 
sprechenden Trochanteren herum. 
Epimera III und IV schwach ent- 
wickelt und in flachem Bogen ein 
- kurzes Stück der Mittellinie zustre- 
bend. — Behaarung. Vier weiche 
glatte Haarpaare mäßiger Länge stehen 
zwischen den Epimeren I und II, 
zwischen Epimera III, zwischen Tro- 
chanter IV und beiderseits der als 
lange schmale Spalte an üblicher 
Stelle befindlichen Analöffnung. Am 
Rumpfende ein Paar langer, wenig 
biegsamer, glatter Haare von etwa 


. 350 u Länge. 
Fig. 43. Gnathosoma normalund ohne Be- 
Sennertia perturbans sonderheiten. 


AR it h ” . .. 
rıtonymphe Beine. Längen, gemessen vom PTO- 


ximalen Ende des Trochanters bis zum Ansatz des Krallenstiels: I 
217, 11230, III 235, IV 304 u. Gliederung normal. Alle Tarsi schlank, 
besonders III und IV. Die spärliche Behaarung scheint mit der des 
weibliche Prosopons übereinzustimmen; doch konnte sie nicht genau 
studiert werden, da sich infolge des Teleiophanstadiums im Präparat 
in den Beinen Gasblasen gebildet hatten. Alle Tarsen tragen ver- 
mittels eines dorsal etwas höckerigen Stieles riesenhafte Krallen, die 
von sichelförmiger Gestalt sind, jedoch ohne Schneckenwindung. Die 
Stiele aller Tarsi tragen beiderseits ein senkrecht abstehendes hya- 
lines Läppchen, wie es mir bisher noch bei keiner Sennertia-Form 
aufgefallen ist. Nalepa hat in der 2. Abteilung seiner ‚Anatomie 
der Tyroglyphen“ in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Aka- 
demie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche 
Klasse, Wien, Bd. 92 (1885), 1. Abteilung, S. 119—120, bei Carpo- 
glyphus anonymus (Robin), den er, durch Berlese verführt (vergl. 
Acari, myriopoda et scörpiones hucusque in Italie reperta, Ordo 


Acarologische Beobachtungen 51 


Cryptostigmata, fasc. 14, Nr..10 mit Taf. 219), Trichodactylus 
anonymus nennt, die Verbindung zwischen Tarsusspitze und Kralle 
erkannt als einen verkehrt herzförmigen, trichterförmig zusammen- 
gefalteten Lappen, der von zwei nach vorn divergierenden Chitin- 
stäben durchzogen ist, die als Stützapparat der Kralle dienen. 
Zwischen diesen Chitinstäben laufen Sehnen zum Beugen und Strek- 
ken der Kralle. Im Prinzip dürfte diese Form des Ambulacrums 
bei allen Tyroglyphiden wiederkehren, also auch bei den Sennertia- 
Arten, vielleicht abgesehen von den Sennertia-Wandernymphen. 
Ich nehme an, daß hier jene Chitinstäbe und die zwischen ihnen 
laufenden Sehnen zu dem kräftigen Krallenstiel der Sennertia- 
Arten weiter entwickelt und die bei der hier in Rede stehenden 
Tritonympha sichtbaren hyalinen Seitenlappen Rudimente des 
trichterförmigen Ambulacrallappens sind. Vorhanden dürften diese 
Seitenlappen bei allen Sennertiaformen außer den Wandernymphen 
sein; nur daß sie im allgemeinen dem Krallenstiel anliegen und 
daher unsichtbar bleiben. Der Übergang von der Tritonympha 
zum Prosopon, wie überhaupt von einem Entwicklungsstadium 
zum nächsten, verursacht aber eine Streckung aller Körperteile, 
die nur irgend gestreckt werden können. Dadurch dürfte sich 
erklären, daß diese Seitenlappen hier plötzlich an allen Tarsen klar 
sichtbar werden. 

Mas. Länge, gemessen von der Vorderkante der Notocephale 
bis zum Rumpfende, 470—480 u: Größte Breite 431—450 u. 
Farbe in den weichhäutigen Teilen 
blaß gelblich, in den Beinen und den 
sonstigen stärker chitinisierten Teilen 
rosa getönt. Gestalt fünfeckig, ähnlich 
wie bei 5. cerambycina, am Rumpf- 
ende ziemlich kräftig eingebuchtet. Je 
nach dem Ernährungszustand können 
die ‚Schultern‘ zwischen den Beinen 
II und III sowie die abgerundeten 
Ecken des Rumpfendes sehr stark 
hervorquellen. | 
.. Rückenseite (Fig. 44). Noto- 
cephale und Urstigmen wie bei der 
Tritonympha, also entsprechend wie 
bei S. cerambycina und S. Morstatti. 
Ebenso gleicht die Struktur der Noto- 
cephale und die Textur deı weich- 
häutigen Rückenfläche genau der von 
S. Morstatti. — Behaarung nach Art 
der Haare und deren Anordnung genau 
wie bei der Tritonympha; die Ansatz- 
stellen der wenig behaarten Vertical- 
haare berühren einander beinahe. Die Haare in dem Raum zwischen 
der Notocephale und den seitlichen Chitinbändern sind Borsten, 


4* 5. Heft 


Fig. 44. 
Sennertia perturbans Q'. 


52 Graf Hermann Vitzthum: 


und zwar sind diese Borsten, wie auch die übrigen auf der 
Rückenfläche verteilten vier Borstenpaare, noch kürzer, als bei 
der Tritonympha und beim 9. 

Bauchseite (Fig. 45). Epimera I vereinigen sich auf derMitte 
ihrer Länge Y-förmig und bilden ein Sternum, das nach hinten 
bis in die Linie der größten Rumpfbreite reicht, das somit länger 
ist, als bei S. Morstatti $. Epimera II 
kürzer als I, fast geradlinig der Mittel- 
linie zustrebend. Ein Ansatz an Epi- 
mera I und II greift um die ent- 
sprechenden Trochanteren herum. Epi- 
mera III wie bei $S. Morstatti $. Epimera 
IV am inneren Ende hakenförmig rück- 
wärts gekrümmt, mit einem Ansatz um 
Trochanter IV herumgreifend. Außer- 
dem findet sichin der Linie der größten 
Rumpfbreite eine schwache Chitini- 
sation als Rudiment von Epimerit Il. 
Die Analöffnung ist ein langer schmaler 
Spalt, der fast von der Linie von Tro- 
chanter IV bis fast zum Rumpfende 
reicht. Der Genitalapparat ist geformt 
wie bei S. cerambycina. Er reicht nach vorn bis zwischen Tro- 
chanter III, also erheblicher weniger weit, als bei S, Morstatti. 
und läßt hier deutlich zwei Paar winziger Genitalhaftnäpfe er- 
kennen. Behaarung. Alle Haare glatt und biegsam. Anordnung 
wie bei 5. Morstatti. Die das Vorderende des Genitalapparates 
flankierenden Haare sind sehr kurz. Die langen Endhaare 
wurden auf 470 u gemessen, doch ist ihre Länge individuell 
verschieden. 

Gnathosoma wie bei S. cerambycina und ohne Besonder- 
heiten. 

Beine schlank. Längen, bei einem Individuum von 480 u 
Rumpflänge gemessen vom proximalen Ende des Trochanters bis 
zum Ansatz des Krallenstieles: I 281, II 332, III 332, IV 385 u. 
Gliederung normal, alle Tarsi schlank, besonders III und IV. 
Die spärliche Behaarung im allgemeinen wie bei S. Morstatti 3, 
jedoch mit folgenden Besonderheiten: Genu I und II tragen dorsal 
ein breites, schwertförmiges Haar, an dem ich keine Behaarung 
erkennen konnte; auf Genu II ist dieses Haar vorn seitlich der 
Spitze etwas eingekerbt. Femur I und II und Genu II ventral mit 
je einem kräftigen glatten Haar. Genu I ventral mit einem 
höchst auffälligen Haar, das sich vorn geweihartig verzweigt und 
an gewisse Flechten erinnert, z. B. an Ceiraria islandiea oder 
Evernia prunastri. Schon allein dieses Haar würde zum Wieder- 
erkennen der Art ausreichen. Die riesenhaften Krallen und deren 
Stiel wie bei der Tritonympha, mit der Maßgabe, daß am Stiel 
keine hyalinen Seitenläppchen sichtbar sind. 


Fig. 45. 
Sennertia perturbans Q'. 


Acarologische Beobachtungen 53 


Femina. Länge, gemessen wie beim d, 610—639 u. "Größte 
Breite 480—500 u. Farbe wie beim $. Gestalt fünfeckig wie beim 
d, das Rumpfende jedoch weniger tief eingebuchtet. 


Rückenseite (Fig. 46). Notocephale und seitliche Chitin- 
bänder geformt und feinporig wie beim d, desgleichen die ge- 
körnelte Textur der weichhäutigen Fläche. 
Behaarung nach Form und Anordnung 
der Haare wie beim {, doch mit der Maß- 
gabe, daß das Haarpaar in dem Raum 
zwischen der Notocephale und den seit- 
lichen Chitinbändern in gleicher Weise be- 
haart ist, wie die anderen großen Rücken- 
haare; die kurzen Rückenborsten etwas 
länger und darum etwas besser sichtbar 
als beim {. 

Bauchseite genau wie bei S. Morstaiti 
9, sodaß sich Beschreibung und Abbildung 
erübrigen. Die langen Endhaare darch- 
schnittlich 400 u. 

Gnathosoma wie bei S. lasäinn 
‚und ohne Besonderheiten. 

Die Beinlängen konnten nicht ge- 
messen werden. Ihre Ausstattung mit 
Haaren, riesenhaften Krallen und Krallen- 
stielen wie bei der Tritonympha, mit der 
Maßgabe, daß an den Krallenstielen keine hyalinen Seitenläpp- 
chen sichtbar sind. 

Gefunden von Dr. Morstatt, Juni 1914. 

Patria: Amani, Ostafrika. 

Habitat: im Nest von Koptorthosoma nigrita. 

Typen in meiner Sammlung. 

Bemerkungen. Andere Entwicklungsstadien als die hier er- 
örterten unbekannt. Es ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß 
die hier beschriebenen adulten Formen, sowie die dazu gehörige 
Tritonympha zu der Wandernymphe gehören, die unter dem Namen 
S. Morstatti Vitzt. seit 1912 bekannt ist; in diesem Falle würden 
die bei S. Morstatti beschriebenen adulten. Formen eine Art für 
sich bilden. Bei dem verwirrenden gemischten Vorkommen ist 
das Auseinanderhalten beider Arten nicht leicht; daher die Be- 
nennung als S. Derturbans. 


Fig. 46. 
Sennertia perturbans 9. 


18. Sennertia caffra n. sp. 


Deutonympha (Wandernymphe). Länge des Idiosoma 245 u. 
größte Breite 200 u, beides mit geringfügigen Schwankungen. 
Farbe: weißlich farblos; in den stärker chitinisierten Teilen sehr 
schwach ockerbraun getönt, etwas stärker in dem Notogaster, am 
stärksten in der medianen Chitinisation am Hinterende des Rücken- 


5. Heft 


54 Graf Hermann Vitzthum: 


schildes, welche bei einzelnen Individuen kräftig kaffeebraun er- 
scheint. ' Gestalt wie bei Sennertia cerambycina (Scopoli). 

Rückenseite (Fig. 47). Ein Notogaster deckt ungefähr die 
Hälfte der Rückenfläche und läßt vorn und an den Seiten einen 
weichhäutigen Streifen von Hufeisenform frei. Das Rückenschild 

biegt sich am Rumpfende ein wenig 

auf die Bauchseite um, wo die 

chitinisierte Fläche etwas größer ist, 
als bei der Wandernymphe von Sen. 
Morstatti Vitzt. Textur der weich- 
häutigen Fläche und Struktur des 
Notogasters wie bei S. Morstalti; 
desgleichen die knaufförmige Chitini- 
sation in der Mittellinie am Ende 
des Rückenschildes, nur dass diese 
bei der vorliegenden Art blos in Aus- 
nahmefällen sattbraun gefärbt, sehr 
oft sogar völlig farblos ist und dem- 
gemäß das Bild der Bauchfläche nur 
wenig oder garnicht beeinflußt. Das 
Notogaster trägt fünf Paar Pseudo- 
poren: ein Paar nahe dem Vorderende, 
ganz am Rande; ein Paar um ein 
Viertel der Schildlänge dahinter, etwas 
weiter auseinander gerückt, aber in- 
folge der hier größeren Breite des 
Schildes etwas weiter vom Rande 
entfernt; ein Paar in der Mitte des 
Schildes, dessen Breite drittelnd; ein 
Paar ungefähr über Trochanter IV, 
dem Schildrande genähert, und ein Paar dicht dahinter hart am 
Schildrande. — Behaarung. Alle Haare glatt. Anordnung der 
Haare wie bei S. Morstatti. Die das Notogaster 
umgebenden Haare nehmen jedoch nach hinten 
an Länge ab, sodaß das hinterste dieser Haare 
kaum halb so lang ist, wie das vorderste. Alle 
untersuchten Individuen tragen die Haare der 
Rückenfläche rückwärts gewandt. 

Bauchseite (Fig. 48). Textur der weich- 
häutigen Teile kaum wahrnehmbar fein gewellt. 
Das Sternum reicht nicht ganz so weit nach 
hinten, wie bei S. Morstatti. Im übrigen stimmen 

Fig. 48. Epimera I und II mit denen der Vergleichsart 
BE caffra ijberein. Das Gleiche gilt für Epimera III. Bei 

andernymphe. Coxa IV kann man fast von einer rudimentären 
Coxalplatte sprechen, die dem Trochanter IV vorgelagert ist und 
die einen Ausläufer in der üblichen Epimerenform nach der Mitte 
der Bauchfläche hin entsendet, während ein anderer Aus- 


Fig. 47. 
Sennertia caffra Wandernymphe. 


Acarologische Beobachtungen 55 


läufer um Trochanter IV herumgreift. Diese Chitingebilde sind 
sehr schwer, oft garnicht wahrnehmbar. Schräg einwärts vor Epimera 
III liegt jederseits eine Chitinleiste, die deutlich als ein Rudiment von 
‚Epimerit II zu erkennen ist. Das Notogaster biegt am Rumpfende 
ähnlich wie bei S. Morstatti auf die Bauchfläche um. Die gepan- 
zerte Fläche am Hinterende der Bauchfläche bietet einen Anblick, 
als ob hier schon an sich eine chitinisierte Fläche vorhanden wäre, 
die den hinteren Teil der Haftnapfplatte umschließt, und als ob 
sich auf diese der umgebogene Teil des Notogasters in der von S. 
Morstatti her bekannten Form auflegt. Als Ganzes betrachtet ist 
die Chitinfläche hier viel weiter nach vorn reichend als bei der 
Vergleichsart. Behaarung nach Art und Anordnung der Haare 
wie bei S. Morstatti. Die Umrisse der Haftnapfplatte (Fig. 49) 
sind klarer erkennbar, als bei der Vergleichsart. Eine feine Linie 
bildet ein breites Oval, das hinten die eigentliche Haftnapfplatte 
und vorn auch noch das vor der Genitalöffnung stehende Haar- 
paar umschließt. Die eigentliche Haft- = 

napfplatte füllt die hintere Hälfte 
dieses Ovals. Ihre Hinterkante wäre 
halbkreisförmig, wenn sie sich nicht 
zwischen den äußeren Haftnäpfen und 
dem mittleren Napfpaar der hinteren 
Napfreihe einbuchtete. Ihre Vorder- 
kante ist geradlinig, entsendet aber 
rechts und links nahe der ovalen Linie 
der Umrandung eine Spitze nach vorn 


Fig. 49. 
und buchtet sich in der Mitte ent- Sennertia caffra 


sprechend der vorgelagerten Genital- Wandernymphe. 


öffnung tief ein. Die eigentliche Haftnapfplatte trägt acht Haft- 
näpfe. Alle diese Näpfe sind größer als die entsprechenden der Ver- 
gleichsart. Vier davon stehen in einer Bogenlinie längs der Hinter- _ 
kante derNapfplatte; das mittelste Paar eng zusammen gerückt, das 
äußere Paar in einigem Abstand davon; die Anordnung weicht also 
von der der Vergleichsart ab. Davor liegt ein bedeutend größeres 
Napfpaarin der Mitte der vorderen Hälfte der Napfplatte. Das vierte 
(vorderste) Napfpaar ist winzig; es liegt vor der Mitte der Haupt- 
näpfe, hart an diese angeschmiegt. Die ‚Kerne‘ der einzelnen 
Näpfe bieten keine Besonderheiten; über ihre Anzahl läßt sich strei- 
ten. Die ganze Haftnapfplatte ist breiter und liegt erheblich mehr 
dem Rumpfende genähert, als bei S. Morstatti. Außer den acht 
Haftnäpfen der Haftnapfplatte gibt es zwei Haftnäpfe, welche die 
hintere Hälfte der Genitalöffnung flankieren. Ihre Größe ist un- 
gefähr dieselbe wie die der hintersten zwei Napfpaare auf der Napf- 
platte. Doch ist ihr äußerer Umkreis meist schwer wahrnehmbar; 
augenfällig ist nur ein innerer Kreis, der ebenso winzig ist, wie das 
vorderste Napfpaar auf der Napfplatte. Die dorsale knaufförmige 
Chitinisation am Hinterende des Notogasters ist, wie gesagt, meist 
mehr oder minder farblos. Ist sie aber kräftig braun ausgefärbt,, 


5. Heft 


56 Graf Hermann Vitzthum: 


dann markiert sie sich auch auf der Bauchseite und reicht dann 
bis an den Hinterrand der Napfplatte. 

Beine stämmig, jedoch nicht dick. Gliederung wie bei allen 
Sennertia-Wandernymphen. Längen, gemessen vom proximalen 
Ende des Trochanters bis zum Ende des eigentlichen Tarsus, also 
unter Ausschluß der Kralle und deren Stieles: I 110, II 104, III 
106, IV 67 u. Behaarung der Beine I, II und III genau wie bei 
S. Morstatti, also auch in Bezug auf die blattförmig verbreiterten 
beiden Haare am Tarsus I und II. Auch bei der hier erörterten 
Art konnte nicht mit Sicherheit erkannt werden, ob die entspre- 
chenden beiden Haare des Tarsus III blattförmig verbreitert sind 
oder nicht; auf Grund der Untersuchung von etwa 20 Individuen 
halte ich sie für einfach. Alle Glieder des Beines IV sind haarlos, 
außer dem Tarsus IV. Dieser endet in ein 380 u langes Haar. Sein . 
Ursprung wird von einer dorsal eingepflanzten sehr kurzen Borste 
begleitet. Diese Borste ist bedeutend kürzer als das Haar an Tibia 
IV bei S. Morstaiti und kann leicht übersehen werden. Die Aus- 
stattung mit Krallen an den Tarsen I, II und III genau wie bei 
S. Morstatti. 

Mas. Länge, gemessen von der Spitze der Palpi bis zum 
Rumpfende, 340 u. Größte Breite 239 u. Farbe: weißlich farblos. 

Gestalt sicherlich ähnlich 5. ceramby- 
cina; die drei einzigen vorhandenen 
Individuen, deren eines der Fig. 50 
zu Grunde liegt, sind im Präparat 
durch das Deckglas etwas breitge- 
drückt. 

Rückenseite (Fig. 50). Noto- 
cephale und Urstigmen genau wie 
bei S. Morstatti. Struktur der Noto- 
cephale nicht erkennbar ; so glatt, wie 
sie in den vorliegenden Präparaten sich 
darstellt, dürfte sie kaum sein. Textur 
der weichhäutigen Fläche ähnlich wie 
bei S. Morstatti fein punktiert oder ge- 
körnelt. — Behaarung. Die stab- 
förmigen Haare ringsum behaart wie 
bei S. Morstatti. Die beiden Vertical- 
Fig. 50. haare an üblicher Stelle, um einen 
Durchmesser ihrer kreisrunden Ansatz- 
stellen aus einander gerückt. Außer 
ihnen gehören dreizehn Haarpaare der Rückenseite an. Ihre Anord- 
nung weicht aber von der beiS.Morstatti Setwas ab. Das Paar hinter 
der Notocephale und das Paarin dem Zwischenraum zwischen der 
Notocephale undden seitlichen Chitinbändern stehen zwar angleicher 
Stelle wie bei der Vergleichsart. In der Schultergegend, hinter den 
Urstigmen, stehen aber nicht drei, sondern nur zwei Haarpaare. Das 
längste dieser Haare, das bei S. Morstatti in der Linie der größten 


HR 


Sennertia caffra Q'. 


Acarologische Beobachtungen 57 


Rumpfbreite wagerecht vom Körperrande absteht, ist bei S. caffra 
gauf die Bauchseite gerückt und kann also den Haaren der Rücken- 
seite nicht zugezählt werden. Übereinstimmend mit S. Morstatts 
sind bei S. caffra vorhanden die beiden Haarpaare am Rumpfende 
und die drei Haarpaare, die längs des Körperrandes ungefähr über 
Trochanter III, über Trochanter IV und dahinter stehen. Desgleichen 
sind die drei Haarpaare der mittleren Rückenfläche vorhanden. 
Nur stehen sie bei S. ca/fra mehr der Mittellinie genähert, und 
zwischen ihrem hintersten Paar und dem mittleren Paar der End- 
haare steht noch ein weiteres Paar, das bei S. Morstatti & fehlt. 
Mündung der Öldrüsen besonders deutlich sichtbar. 

Bauchseite. Eine Zeichnung erübrigt sich. Die Bauchseite 
gleicht völlig der von S. Morstatti $, mit der Maßgabe, daß der 
Genitalapparat so liegt, wie bei S. derturbans &, also normal, und 
daß das längste Haar der Schultergegend von der Stelle, wo es 
bei S. cerambycina, S. Morstatti, S. perturbans $ usw. anzutreffen 
ist, bei S. caffra auf die Bauchseite gerückt ist und hier mehr den 
Charakter eines Seitenhaaresannimmt. Das Paar der langen glatten 
Endhaare mißt 200 u. 

Das Gnathosoma wurde nicht besonders studiert. Es gleicht 
offenbar dem von S. cerambycina g und bietet keinesfalls Besonder- 
heiten. 

Beine in jeder Beziehung völliggleich denen von S. Morstatti 3. 
Längen, gemessen vom proximalen Ende des Trochanters bis zum 
Ansatz des Krallenstieles: I 126, II (konnte nicht gemessen werden) 
III 160, IV 170 u. 

Gefunden von Dr. H. Brauns, Jahreszeit unbekannt. 

Patria: Willowmore, Kapland. 

Habitat: auf Koptorthosoma caffra. 

Typen in meiner Sammlung. 

Bemerkungen. Andere Entwicklungsstadien sowie das Qun- 
bekannt. Eine gründliche Untersuchung des Nestes von Koptor- 
thosoma caffra würde wohl alle noch vorhandenen Lücken ausfüllen 
und auch in Bezug auf andere Milbenarten interessante Ergeb- 
nisse zeitigen. 


19. Sennertia horrida (Vitzt.). 

1912. Trichotarsus horridus Vitzthum in der ‚Zeitschrift für wissen- 
schaftliche Insektenbiologie‘‘, Bd. 8, S. 289—290; ganz ober- 
flächliche Beschreibung und Abbildung der Wandernymphe. 

Deutonympha (Wandernymphe). Länge des Idiosoma ‘480, 
größte Breite 355 u, mit nur geringfügigen Abweichungen. Farbe: 
leicht ockergelblich getönt in den weichen Teilen; die stärker chiti- 
nisierten Teile hell ockerbraun; die Chitinisation in der Mittellinie des 

Notogasters kräftig kastanienbraun. Gestalt ungefähr wie bei S. 

cerambycina (Scop.). 

Rückenseite (Fig. 51). Ein Notogaster deckt den größten 

Teil der Rückenfläche und läßt nur vorn und an den Seiten einen 


5. Heft 


58 Graf Hermann Vitzthum: 


weichhäutigen Streifen von Hufeisenform frei. Das Rückenschild 
biegt sich am Rumpfende ein wenig auf die Bauchseite um, beson- 
ders an den Hinterecken des Rumpfes, soweit bei der abgerundeten 
Gestalt von ‚Ecken‘ die Rede sein kann. Textur der weichhäu- 
| tigen Fläche verhältnis- 
mäßig grob gerunzelt; ab- 
gesehen von der ‚Schulter“- 
gegend paßt sich die Run- 
zelung im allgemeinen dem 
KörperumrissunddemRand 
des Notogasters an. Struk- 
tur des Notogasters wie mit 
zahllosen winzigen Poren 
durchsetzt; außerdem ist 
eine Strichelung in der bei 
den ” Sennertia - Wander- 
nymphen üblichen Weise 
vorhanden, die sich in 
concentrischen Linien der 
Form des Schildes anpaßt. 
Am Hinterrande ist das No- 
togaster etwas dunkler chiti- 
nisiert, und von hier ver- 
läuft in der Mittellinie bis 
fast zur Mitte des Schildes 
eine kräftig kastanienbraune 
Chitinisation, die der von 
S.japonica (Oudms.) gleicht. 
Das Notogaster trägt sechs 
Paar Poren: Vier Paare sub- 
Fig. 51. median, zwei Paare ziemlich 

randständig; alle diese Poren 
sind sehr klein und nicht 
bei allen Individuen gleich gut wahrnehmbar. Über Trochanter IV 
ist die Mündung der Öldrüsen deutlich sichtbar. — Behaarung. 
Alle Haare glatt und sehr steif. Rückenschild kahl. Auf dem 
weichhäutigen Streifen nicht fünf, sondern sechs Paar Haare. 
Von den acht Haaren, die bei S. cerambycina das Notogaster um- 
geben, stehenhier nur die beiden vorderstenPaare an der herkömm- 
lichen Stelle; siesind am längsten und messen ungefähr 180 u. Das 
nur wenig kürzere dritte Paar ist erheblich nach vorne gerückt und 
flankiert daher nicht die Mitte, sondern ungefähr das vorderste Drit- 
tel des Rückenschildes. Das hinterste Paar von etwa 125 u Länge ist 
vom Schildrand abgerückt und steht, dem Körperrande stark ge- 
nähert, auf dem Zwischenraum über Trochanter IIIundIV. Das Paar 
der Seitenhaare ist deutlich rückenständig und steht hinter Tro- 
chanter II, dicht vor dem dritten Paar der das Notogaster umgeben- 
' den Haare; es mißt ungefähr 110 u. Außerdem gibt es aber ein sechs- 


Sennertia horrida Wandernymphe. 


Acarologische Beobachtungen 59 


tes Haarpaar, dasanderen Sennertia-Wandernymphen fehlt ; es steht 
submedian dicht hinter dem vordersten Paar der Rückenhaare und 
mißt ungefähr 100 u. Sollten vielleicht die Poren, die OQudemans 
in der ‚„Tijdschrift voor Entomologie‘‘, Bd. 43, Tafel 5 in Fig. 18 
für die Wandernymphe von S. Alfkeni und in Fig. 21 für die Wander- 
nymphe von S. japonica an dieser Stelle zeichnet, Ansatzstellen 
abgebrochener gleichartiger Haare sein? Alle Rückenhaare schei- 
nen nach hinten gerichtet getragen zu werden. 

Bauchseite (Fig. 52). Textur in den weichhäutigen Teilen 
kaum wahrnehmbar fein gewellt. Alle Chitinisationen sind sehr 
kräftig, Epimera II vereinigen sich auf halber Länge Y-förmig zu 
einem Sternum. In Verbindung mit 
dem Vorderende von Epimera I um- 
schließt eine bogenförmige Chitinleiste 
Trochanter I und verbreitert sich 
zwischen Trochanter I und II zu einer 
richtigen kleinen Platte. Epimera II 
etwas länger als Epimera I und von 
normaler Gestalt und Lage; in Ver- 
bindung mit dem Vorderende um- 
schließt eine bogenförmige Chitinleiste 
Trochanter II. Epimerit Il ist in ganzer 
Länge vollständig erhalten; an seinem 
der Mittellinie der Bauchfläche ge- 
näherten Teil erkennt man klar, welche 
Bedeutung der rudimentären Chitin- 
leiste zukommt, die sich bei vielen 


Sennertia- und auch anderen Tyro- N e ja = 
1 nd Tacp ennertia horrida 
glyphiden-Wandernymphen an dieser indecnofle: 


Stelle vorfindet. Epimera II steht mit 
Epimerit IL in Verbindung; eine bogenförmige Chitinleiste umschließt 
Trochanter III. Epimera IV bieten keine Besonderheiten, abgesehen 
davon, daß sie ebenso wie der Trochanter IV umschließende Chitin- 
bogen ungewöhnlich gut sichtbar sind. Das Notogaster greift am 
Rumpfende auf die Bauchfläche über, in der Mitte nur wenig, seitlich 
dagegen in jederseits einem großen Vorsprung; esentsteht dadurch 
ein Bild, als ob die Haftnapfplatte in dieser Gegend durch Klammern 
festgehalten würde. — Behaarung. AufCoxae Iein Paar kräftiger 
glatter Haare, die bei den einzelnen Individuen bald etwas länger, 
dünner und spitzer, bald etwas kürzer, breiter und stumpfer ge- 
formt sind. Auf einer Querlinie, die vor Trochanter III vorbei- 
streichend zu denken ist, stehen nicht, wie zu erwarten, zwei, 
sondern drei Paar Haare, sämtlich von auffälliger Form. Das 
innerste Paar, am inneren Ende von Epimerit II, ist breit blatt- 
förmig, meist stumpf, seltener spitzig. Das zweite Paar, auf Coxae 
III, ist rübenförmig; eine ganz ähnliche Haarform wurde bei 
Dolaea Braunsi Vitzt. auf den Coxae beobachtet. Zu diesen nor- 
maler Weise bei allen Sennertia-Wandernymphen wiederkehrenden 


5. Heft 


60 Graf Hermann Vitzthum: 


beiden Haarpaaren tritt vor Trochanter III noch ein besonderes 
drittes Paar, geformt wie eine breite Messerklinge, hinzu. Man 
vergleiche mit dieser Querreihe von Haaren die entsprechenden 
lanzettförmigen Haare der Wandernymphe von S. Alfkeni Oudms. 
und S. japonica Oudms.; offenbar ist dort das schlank-lanzett- 
förmige Haar auf Trochanter III dasselbe, das hier auf die den 
Trochanter III umschließende Chitinleiste gerückt ist. Vor Tro- 
chanter IV auf Coxa IV steht ein starkes glattes Haar von gewöhn- 
licher Form. Am Rumpfende steht das Paar der ungefähr 270 u. 
langen glatten Endhaare, und zwischen ihnen noch ein Paar ganz 
kurzer Haare, die fast dornigen Charakter haben. Die Haftnapf- 
platte liegt dem Rumpfende genähert, erreicht es aber nicht. Ihr 
Umriß ist ziemlich kreisförmig. Sie trägt acht Haftnäpfe. In 
einer Bogenlinie nahe dem Hinterrand der Napfplatte stehen die 
beiden Paare der hintersten Näpfe. Von ihnen stehen die beiden 
mittleren einander genähert, während das äußere Paar etwas ab- 
gerückt ist; alle vier Näpfe können nach vorn vorgestülpt werden. 
Vor der Mitte der Napfplatte liegt das Hauptnapfpaar, das 
alle anderen an Größe weit übertrifft. In einigem Abstand davor 
das vorderste Paar, welches ganz winzig ist. Über die Genital- 
öffnung und ihre Umgebung können keine Angaben gemacht werden; 
das Durchschimmern der medianen Chitinisation des Notogasters 
machte es unmöglich, einen klaren Überblick über diese Körper- 
gegend zu gewinnen. 

Beine stämmig. Gliederung wie bei allen Sennertia-Wander- 
nymphen. Längen, bei einem Individuum mittlerer Größe gemes- 
sen vom proximalen Ende des Trochanters bis zum Ansatz des 
Krallenstieles bez. bei Tarsus IV des langen Endhaares: I 210, 
II 220, III 164, IV 143 u. Behaarung der Beine I, II und III 
im Großen und Ganzen ohne Besonderheiten und durchweg glatt. 
An auffällig langen Haaren sind hervorzuheben je ein langes Haar 
an Femur I und II ventral, an Genu und Tibia Iund II dorsal und 
ein sehr langes Haar an Tarsus IV dorsal. Am Tarsus I fällt dorsal 
ein senkrecht hochstehendes, stark nach vorn gekrümmtes, gleich- 
mäßig dickes und stumpf endendes Haar von ansehnlicher Länge 
auf, das ich für einen Sinneskolben halten möchte, wenn die ziem- 
lich weit nach vorn gerückte Ansatzstelle nicht dagegen spräche. 
Tarsus I, II und III distal mit je zwei blattförmig verbreiterten 
Haaren. Tarsus,IV endet in ein ungefähr 620 u langes Haar, trägt 
aber außerdem dorsal ein kräftiges Haar von fast 200 u Länge. 
Tarsus IV erinnert also an den der Wandernymphe von S. Alfkeni 
und S.japonica. Nur die Tarsi I, II und III sind mit Krallen aus- 
gestattet. Die Krallen sind stark, sichelförmig und besitzen die 
den Sennertia- und Trichotarsus-Wandernymphen eigentümliche 
Schneckenwindung. Der kräftige Stiel dieser Krallen ist dorsal 
höckerig, ebenfalls wie bei allen Trichotarsus- und Sennertia- 
Wandernymphen. Eine Nebenkralle fehlt. 

Sammler und Fundzeit unbekannt. 


Acarologische Beobachtungen 61 


Patria: Java, Batavia. 

Habitat: Xylocopa (Koptorthosoma?) dissimils. 

Type in meiner Sammlung. 

Bemerkungen. Alle anderen Entwicklungsstadien sind unbe- 
kannt. Sie dürften mit Sicherheit im Nest von X'ylocopa dissimslis 
zu finden sein. Wenn, wie anzunehmen, die adulten Formen in 
der Größe den Wandernymphen entsprechen, dann müssen auch 
sie sehr groß sein. Das untersuchte Material stammte aus dem 
Naturhistorischen Museum zu Hamburg. 


20. Sennertia bifilis (Canestrini). 


1897. Trichotarsus bifilis Canestrini, ‚„Nuovi Acaroidei della Nuova- 
Guinea‘‘ in „Terme6szetrajzi Füzetek . .. . .“, Bd. 20, 
S. 474. Wandernymphe. 

1898. Trichotarsus bifilis Canestrini, ebenda Bd. 21, S.196. Adulti. 

1899. Trichotarsus bifilis Kramer im ‚‚Tierreich‘‘, 7. Lieferung, 
„Demodicidae und Sarcoptidae‘, S. 149. Kurze Diagnosen. 

Ins Deutsche übertragen und der hier üblichen Ausdrucks- 
weise und Stoffgliederung angepaßt, lautet Canestrini’s schwer zu- 
gängliche Beschreibung der Art: 

Deutonympha (Wandernymphe). Länge 240 u; größte Breite 
180 u. Sehr ähnlich der S. cerambycina (Scopoli), auch bezüglich 
. der starken Haare auf der Rückenfläche und an den Seiten. Tarsus 
I, II und III mit einer Kralle, die etwas schwächer ist, als bei S. 
cerambycina; Tarsus IV ohne Kralle, aber mit zwei Haaren, deren 
eins außerordentlich lang ist, während das andere etwa ein Drittel 
des ersteren mißt. Haftnäpfe der ventralen Haftnapfplatte in 
drei Reihen: die hinterste mit vier gleich großen Haftnäpfen, die 
mittlere mit einem Paar Haftnäpfen von gleicher Größe wie jene 
vier, die vorderste mit einem Paar ganz kleiner Haftnäpfe. 

Adulti. &: Länge 590 u; größte Breite 390 u. 2: Länge 870 u; 
größte Breite. 550 u. d ohne Copulations- und Genitalhaftnäpfe. 
Epimera I vereinigen sich in der Mittellinie. Alle Beine gleich- 
mäßig entwickelt mit einem Tasthaar an der Basis von Tarsus I 
und II. Rumpf hinten abgerundet und ohne Einschnitt. Mandi- 
bulae mit zwei starken und mehreren kleineren Zähnen auf jedem 
Digitus. Palpi lang und fein, das letzte Glied ziemlich kurz. Penis 
zwischen den Trochanteren IV. Auf dem Rande des Rumpfendes 
lange Haare. @ mit kurzer Genitalöffnung, neben der beiderseits 
zwei Haftnäpfe deutlich sichtbar sind. Epimera I durch eine trans- 
versale, fast geradlinige Chitinleiste mit einander verbunden, 

Patria: Erima an der Astrolabe-Bai, Neu-Guinea. 

Habitat: Xylocopa combinata; die Wandernymphe auf der 
Xylocoda, die adulten Formen offenbar in deren Nest. 

Bemerkungen. Abbildungen der Art sind in der Literatur 
leider nicht vorhanden. Ohne sie wird es schwer fallen, die Art 
wiederzuerkennen. Die Beschreibung der Adulti ist dazu unzu- 
länglich, aber die Wandernymphe mit den offenbar verhältnis- 


5. Heft 


62 Dr. Franz Poche: 


mäßig kleinen Haftnäpfen der Mittelreihe und die Haare am Tarsus 
IV bieten vielleicht Anhaltspunkte, die unter günstigen Umstän- 
den ein Wiederfinden ermöglichen könnten. 


Inhaltsverzeichnis. 


Die beschriebenen oder ausführlich besprochenen Arten sind 
folgende: 


1:-Dolaea Perkinsi (Oudemans) 2. ...”. ». nr Kar 5 
2. Dolaea Alfkeni (Oudemans) 7". . 2% N Verse 8 
3. Dolaea  Braunsı:Vıitzthum 9, ihn. Age 10 
A, Dolaea maxima Vitzthüm 2% . vo... 0 2 oe 13 
5. Dolaea “Jacobsoni (Berlese), 9. 22. 22 7 IT 
6: Dolaea hirtissima. (Berlese) 9... "ir Free 18 
1. Dolaea amaniensis-n. sp. 8, .2..% %. 7 Eee ee 18 
8. Elypoaspis amaniensis n.’sp. ®, 9. - u. 2 = m 22 
9. Glycyphagüs 'geniculatus n. sp. 2... . 7, VER eEe 26 
10. Horstia trifilis (Canestrini), Deutonympha ...... 32 
11. Horstia pulcherrima (Vitzthum), Deutonympha . ... 83 
12. Trichotarsus Ludwigi Trouessart, Protonympha, Deuto- 
hymphae, Prosopon  . ...'. 2... 20 39.) 36 
13. Sennertia Morstatti Vitzthum, Deutonympha, d, 2 . . 42 
14. Sennertia perturbans n. sp., Tritonympha, 9, 2. . .. 48 
15. Sennertia cafira a. sp., Deutonympha’ 7: De rss 59 
16. Sennertia horrida (Vitzthum), Deutonympha . .... 97 
17. Sennertia bifilis (Canestrini), Deutonympha, 9, 2 ». . 61 


Einige Bemerkungen zur Synonymie 
der Hydridea. 


Von 


Dr. Franz Poche, Wien. 


1914, p. 69 hatte ich gesagt, daß zu der Gattung Coryne 
Gärtn. ‚als Synonym der von Mayer gebrauchte jüngere Name 
Sarsia Less. zu stellen ist und ebenso der von Stechow verwendete 
Syncoryne (= Syncoryna Ehrbg.)‘“, da dieser ein unbedingtes Sy- 
nonym von Stipula Sars darstellt, der seinerseits synonym mit 
Coryne ist. Für die Arten, deren Geschlechtsgeneration Sporosacs 
sind, hatte ich dagegen ein neues Genus Stechowia (genannt nach 
dem rühmlichst bekannten Hydroidenforscher E. Stechow) ge- 
gründet und als Synonym hiezu Coryne Stechow [et aut.] (nec 
Gärtn.) gestellt. — 1917, p. XII 381, sagt Hartlaub dazu: ‚Poche 
(1914) will den Namen Sarsia durchCoryne Gärtn. ersetzt haben. 


Einige Bamerkungen zur Synonymie der Hydridea 63 


Dies setzt voraus, daß Gärtners Coryne pusilla eine Form mit 
frei werdenden Medusen wäre, was aber nicht der Fall ist. Viel- 
mehr ist Gärtners Coryne sicherlich eine Art mit Sporosacs.... 
Das neue Genus Stechowia Poche für die Arten mit Sporosacs 
hat keine Berechtigung, vielmehr ist für die bisher Syncoryne 
genannten, Medusen sprossenden Species eine anderer Gattungs- 
name zu verwenden und dies müßte wohl Sarsia sein. Daß der 
Gattungsname Syncoryne Ehrenb. umbedingt ein Synonym von 
Coryne und Stipula Sars ist, hat Poche mit Recht betont.‘ — 
Dazu möchte ich Folgendes bemerken: Bei Annahme der von 
Hartlaub vertretenen systematischen Auffassung, daB Coryne 
pusilla Gärtn. (die einzige ursprüngliche und daher typische Art 
von Coryne) sicherlich eine Art mit Sporosacs ist, sind seine Aus- 
führungen durchaus zutreffend. Jene Auffassung des ausgezeich- 
neten Hydrozoenkenners deckt sich aber nicht mit der von mir 
l. c. und verschiedenen anderen Autoren in älterer und neuerer 
Zeit vertretenen Anschauung, indem nach dieser Coryne pusilla 
eine Medusen, und zwar solche der Gattung Sarsia Less., er- 
zeugende Spezies darstellt. So betrachtet schon Agassiz, 1862, 
p. 340 Coryne pusilla Gärtn. als eine Medusen erzeugende Art, 
indem er in der Synonymie derselben die Medusen ‚Oceania tu- 
bulosa Sars‘‘, ‚Sarsia tubulosa Less., Forbes“ und ‚‚Sthenyo 
Duj.‘‘ anführt. Ebenso gebraucht z. B. Calkins, 1899, p. 336 
ausdrücklich den Namen Corynidae für jene Formen, die freie 
Medusen erzeugen, und den Namen Syncorynidae für diejenigen, 
die sessile Gonophoren besitzen — ein Vorgehen, das natürlich 
gleichfalls die gedachte systematische Auffassung zur Voraus- 
setzung hat. Und Mayer, 1910, 1, p. 47 sagt unter der Gattung 
Sarsia: ‚Die hydroide Form wurde zuerst von Gärtner, 1774, 
in Pallas’s Eleunch. [errore pro: Elench.] Zooph., unter dem 
Namen Coryne beschrieben.‘“ [Das von ihm gegebene Zitat ist 
zwar unrichtig, indem die betreffende Form von Gaertner nicht 
t. c. (welches Werk überhaupt nicht 1774, sondern 1766 erschienen 
ist), sondern in Pallas, 1774, p. 40f. beschrieben wurde; dieses 
kleine Versehen ist aber für die Sache selbst natürlich ohne Be- 
deutung.] — Dieser von dem letzten Monographen der Medusen 
ganz decidiert vertretenen systematischen Auffassung, daß die 
von Gaertner beschriebene Coryne, i. e. Coryne pusilla, eine Me- 
dusen erzeugende Form ist, schloß ich mich um so eher an, als 
die Autoren, auf welche die allerdings viel verbreitetere gegen- 
teilige Ansicht zurückgeht, daß Coryne pusilla eine Sporosacs er- 
zeugende Art ist (Hincks und Allman), diese selbst als sehr un- 
sicher hinstellen. So sagt Hincks (1868, 1, p. 38): „Ich halte 
es für ganz unmöglich mit irgendeiner Annäherung an Gewißheit 
festzustellen, was die C[oryne] pusilla von Gaertner war. Der 
Name ist vielen verschiedenen Formen beigelegt worden, .... 
nnd es ist eine ernste Frage ob es nicht weise wäre ihn über- 
haupt fallenzu lassen. Da, jedoch, er alt und vertraut ist und einen 


5. Heft 


64 Dr. Franz Poche: 


Platz in jedem Werk über Zoophytologie findet, habe ich ihn bei- 
behalten, und habe ihn mit einer Art verbunden, die vielleicht ° 
besser als die meisten mit Gaertners Beschreibung und Ab- 
bildung übereinstimmt.‘ Und ähnlich sagt Allman (1872, p. 266£.): 
„Die Bestimmung, der .echten Coryne pusilla von Gärtner ist 
keineswegs eine leichte Aufgabe. Die Abbildung in den „Spici- 
legia Zoologica“ ist roh, und weit davon entfernt genügend ge- 
nau für zweifellose specifische Identifizierung zu sein, und ich 
kenne keine Art, die genau der Beschreibung entspricht. 

Es ist also, vielleicht, unmöglich mit Sicherheit die Art zu 
bestimmen die Gärtner vor sich hatte... . Eine Species, jedoch, 
die um unsere Küsten herum weit verbreitet ist, und an manchen 
Lokalitäten sehr häufig ist, würde so nahe wie irgend eine andere 
mit Gärtners Hydroiden übereinzustimmen scheinen... ... In seiner 
zweiten Auflage beschreibt Johnston [der jedoch den Genera- 
tionswechsel zwischen Polyp und Meduse noch nicht kannte] den- 
selben Hydroiden, aber gibt ihm nun Gärtners Namen Coryne 
pusilla wieder. 

Dieser Determination werde ich folgen. Es ist die Suaneste 
welche die zu unserer Verfügung stehenden Daten uns anzunehmen 
berechtigen‘. . ....., 

1917, p. XII 389 spricht sich Hartlaub mit Entschiedenheit 
gegen die von Mayer 1910 vorgenommene und von Neppi und 
Stiasny akzeptierte generische Vereinigung der ‚Stauridiumqualle‘‘ 
mit Sarsia [bezw. Coryne (s. oben p. 63)] aus, und zwar, wie auch 
ich es 1914, p. 70 getan hatte, auf Grund der Verschiedenheit 
ihrer Polypengeneration, „die von Wright den Namen Stauridium 
erhielt‘. Er bemerkt, daß es in einem Falle wie dem vorliegenden, 
wo der Zusammenhang der beiden Generationen vollkommen fest- 
steht, nicht angeht, der Meduse einen anderen Gattungsnamen 
zu geben als dem Polypen. ‚Für letzteren besteht jedoch Stau- 
ridium durchaus zu Recht. Der Autor dieser Gattung ist nicht 
Dujardin und keineswegs wurde von ihm, wie Mayer meint, Stau- 
ridium als Gattungsname zuerst für den Cladonema-Polypen ge- 
braucht. Denn Dujardin nennt letztere Polypen „une sorte de 
Syncoryne que j’ai nommee Stauridie“. Das Wort „Stauridie‘ 
wurde also hier im Sinne einer Speciesbezeichnung gebraucht. . 
Mithin ist Mayer im Unrecht, wenn er den Gattungsnamen von 
Stauridium productum aus Prioritätsgründen beseitigen möchte, 
und ich kann daher den von ihm eingeführten Namen „Stauri- 
diosarsia‘‘ weder, wie er will, als Subgenus von Sarsia noch als 
den einer selbständigen Gattung akzeptieren, als welche sie von 
Poche 1914 behandelt wird.‘‘“ — Hartlaub hat vollkommen Recht, 
wenn er sagt, daß nicht Dujardin der Autor der Gattung Stau- 
ridium ist, und ebenso darin, daß dieser Autor (1845, p. 271ff.) 
das Wort ‚„Stauridie‘ als Speziesbezeichnung gebraucht (cf. p. 275, 
wo esheißt: ‚‚Une espece de Syncoryne, tres voisine, en apparence, 
de la Stauridie..... “). Dazu kommt nun noch, daß Dujardin 


Einige Bemerkungen zur Synonymie der Hydridea 65 


„Stauridie‘‘“ gar nicht als wissenschaftlichen, also lateinischen 
Namen gebraucht, sondern nur als gallisiertes Lehnwort, wie 
auch aus der typographischen Unterscheidung klar hervorgeht. 
Dieser Nameist daher überhaupt nicht zulässig (cf. Poche, 
1912, p. 6f.). — Der Autor von Stauridium ist also derjenige 
Schriftsteller, der diesen Namen zuerst in zulässiger Weise als 
Gattungsnamen gebrauchte. Dies ist aber nicht, wie Hartlaub 
meint, Wright (1858, p. 283 [cf. p. 284]), sondern Krohn, 1853, 
p. 420. Dieser spricht ausdrücklich von einer ‚den Syncorynen 
nahestehenden Polypengattung, die, wegen der ins Kreutz ge- 
stellten Arme oder Tentakeln der Polypenthiere, den Namen 
Stauridium erhalten hat‘, auf die sich seine Beobachtungen be- 
ziehen, und nennt sie auch weiterhin ständig Stauridium, die 
dazu gehörige Meduse dagegen Cladonema. Und Krohn ge- 
braucht ‘den Namen Siauridium ausschließlich für die 
Polypengeneration von Cladonema Duj., sodaß er also 
ein totales Synonym dieses letzteren Namens darstellt. 
Auch Gegenbaur (1856, p. 230) gebraucht den Namen Stauridium, 
und zwar augenscheinlich ebenfalls in generischem Sinne, für die 
Polypengeneration von Cladonema. — Er kann somit schon des- 
halb auf keinen Fall für eine ganz andere Gattung verwendet 
werden, wie es Hartlaub (l. c; 1907, p. XII, 52f.) und andere 
tun, die ihn für das Stauridia producta Str. Wright umfassende 
Genus gebrauchen. Zudem ist aber der Name Stauridium für ein 
Coelenteratengenus überhaupt nicht verfügbar, da er durch 
Stauridium Corda, 1835, p. 181 (cf. p. 194 u. 207) unter den Ba- 
cillariaceae präoccupiert ist. Diese sind allerdings schon seit langem 
als Pflanzen erkannt; von Corda (und auch von verschiedenen 
nachfolgenden Autoren) wurde aber die Gattung Stauridium aus- 
drücklich (wie die Bacillariaceae überhaupt) dem Tierreich zu- 
gerechnet (cf. t. c., p. 166—168 u. 175), sodaß dieser Name also 
auch weiterhin in der zoologischen Nomenklatur zu berücksich- 
tigen ist und daher nicht anderweitig verwendet werden kann. — 
Nicht berechtigt ist aber andererseits auch Mayers (1910, 1, p. 64.) 
Verwerfung des Namens Siauridia, den er Dujardin, 1843, zu- 
schreibt [und womit er Siauridium augenscheinlich für identisch 
ansieht] für das oben gedachte (von ihm als ein Subgenus betrach- 
tete) Genus und seine Einführung des neuen Namens Stauridio- 
sarsia (p. 5 [cf. p. 48 u. 64]) für dasselbe. Denn Dujardin hat 
1843 oder anderwärts ebensowenig den Namen Stauridia für die 
Ammengeneration von Cladonema eingeführt wie Stauridıum, 
sondern gebraucht auch hier ausschließlich die gallisierte Form 
„Stauridie‘‘, bezw. in der Mehrzahl ‚‚Stauridies‘‘, „pour designer 
cette larve de Meduse‘‘. Und andererseits hat Wright 1858 [p. 283 
(cf. p. 284) ] [und ebenso bei dessen erster Aufstellung (1857, p. 340)] 
das hier in Rede stehende Genus nicht Stauridium genannt, wie 
Hartlaub ll. cc. angibt, sondern Stauridia. Und da dieser Name 
nicht identisch mit Stauridium ist, so ist er neben diesem 
Archiv für Naturgeschichte 5 5. Moft 
1919. A. 5. 


66 Dr. Franz Poche: 


verfügbar und somit für die in Rede stehende Gattung 
zu verwenden, während der jüngere Name Stauridiosarsia 
A. G. Mayer ein unbedingtes Synonym dazu darstellt. — Übrigens 
ist das Genus auch schon von verschiedenen anderen Autoren 
richtig Stauridia genannt worden, so z. B. von Hincks (1861, 
p. 296; 1862), Carus (1884, p. 27) und du Plessis (1888, p. 537). 
Der Name Stauridium wurde für es zuerst von Allman, 1864, 
p. 3591. und seitdem von zahlreichen anderen Autoren gebraucht. 
— Die Synonymie der Gattung gestaltet sich somit folgender- 
maßen: 
Stauridia Str. Wright. 


Stauridia Wright, 1857, p. 340; 

Stauridium Allman, 1864, p. 359 [non Stauridium Corda, 1835, 
P-481 40.9: 194 u. 207) (Bacillariaceae); nec Stauridium 
Krohn, 1853, p. 420 (Hydrozoa)]; 

Stauridiosarsia Mayer, 1910, 1, p. 5 (cf. p. 48 u. 64) (Subgenus) ; 
Poche, 1914, p. 70 (Genus). 

1914, p. 70, habe ich Amphicodon H. als eigenes Genus an- 
geführt mit der Begründung: ‚Diese Gattung trenne ich von 
Hybocodon ab, da sich die Polypen beider Gruppen wesentlich 
unterscheiden (s. z. B. Delage Herouard, 1901, p. 92)“. — Die 
betreffenden Angaben dieser und früherer Autoren beruhen aber 
auf einer bis auf Steenstrup zurückgehenden irrtümlichen Kom- 
bination eines ganz anderen Polypen, einer Clavopsis, mit der 
Meduse eines Amphicodon (s. Stechow, 1913, p. 19—21), während 
der wirklich zu Amphicodon gehörige Polyp, Auliscus Saemunds- 
son, durchaus keine wesentlichen Unterschiede gegenüber dem- 
jenigen der typischen Formen von Hybocodon aufweist. Auf 
diesen von mir seinerzeit leider übersehenen Sachverhalt hat mich 
bald nach dem Erscheinen meiner gedachten Publikation Herr 
Dr. E. Stechow brieflich in liebenswürdigster Weise aufmerk- 
sam gemacht, wofür ich ihm auch hier meinen herzlichsten Dank 
ausspreche. — Infolgedessen halte natürlich auch ich die generische 
Trennung von Amphicodon H. und Hybocodon Ag. nicht länger 
aufrecht, sondern stelle die erstere Gattung als Synonym zu letz- 
TeTer. 

Endlich habe ich 1914, p. 77 für die Familie Synthecidae 
den den internationalen Nomenklaturregeln entsprechenden ver- 
meintlich neuen Namen Syntheciidae eingeführt. Es war mir 
damals leider entgangen, daß bereits Marktanner-Turneretscher, 


1890, p. 248 die Familie Syntheciidae genannt hatte, sodaß 


also er als der Autor dieses Namens anzuführen ist. Dieser wurde 
auch seitdem wenigstens zweimal in der Literatur gebraucht, 
nämlich von Farguhar, 1896, p. 465 und von Hutton, 1904, p. 321. 


Literaturverzeichnis. 
Agassiz, L. (1862), Contributions to the N History of the 
United States of America, 4. 


- Einige Bemerkungen zur Synonymie der Hydridea 67 


Allman, [G. J.] (1864), On the Construction and Limitation 
of Genera among the Hydroida. (Ann. Mag. Nat. Hist. (3) 
13, p. 345— 380.) 

Allman, G. J. (1872), A Monograph of the Gymnoblastic or Tu- 
bularian Hydroids. Conclusion of Part I, and Part II. 


Calkins, G. N. (1899), Some Hydroids from Puget Sound. (Proc. 
Boston Soc. Nat. Hist. 28, p. 333—368, 6 tab.) 


Carus, J. V. (1884), Prodromus Faunae Mediterraneae sive De- 
scriptio Animalium Maris Mediterranei Incolarum quam com- 
parata silva rerum quatenus innotuit adiectis locis et nomi- 
nibus vulgaribus eorumque auctoribus in commodum Zoo- 
logorum congessit, [1], Pars I. 

Corda, A. J. C. (1835), Observations sur les animalcules micro- 
scopiques, qu’on trouve aupr&s des eaux thermales de Carls- 
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Delage, Y. Herouard, E. (1901), Traite de Zoologie Concrete, 2, 

#537. 2,5 Bartie: 

Dujardin, F. (1843), OBSERVATIONS sur un nouveau genre de 
Medusaires, provenant de la metamorphose des Syncorynes. 
(Ann. Sci. Nat., Zool., (2) 20, p. 370—373.) 

Dujardin, F. (1845), M&emoire sur le developpement des Meduses 
et des Polypes hydraires. (Ann. Sci. Nat., Zool., (3) 4, p. 257 
—281, tab. 14—15.) | 

Fargquhar, H. (1896), List of New Zealand Hydroida. (Trans. 
Proc. New Zealand Inst. 1895, 28, p. 459 —468.) 

Gegenbaur, C. (1856), Versuch eines Systemes der Medusen, mit 
Beschreibung neuer oder wenig gekannter Formen; zugleich 
ein Beitrag zur Kenntniss der Fauna des Mittelmeeres. (Zeit- 
schrift wiss. Zool. 8, p. 202—273, tab. VII—X.) 

Hartlaub, C. (1907), Craspedote Medusen. I. Teil. 1. Lief.: Codo- 
niden und Cladonemiden. (In: Nordisches Plankton. Her- 
ausgeg. von :K. Brandt und C. Apstein, 6 Lief.,, p. X. 
1—XII 135.) 

Hartlaub, C. (1917), Craspedote Medusen. 1. Teil, 4. Lief.: Fa- 
milie V. Williadae. (In: Nordisches Plankton. Herausgeg. 
von K. Brandt und C. Apstein. 19. Lief.) 

Hincks, T. (1861), A Catalogue of the Zoophytes of South Devon 
and South Cornwall. (Ann. Mag. Nat. Hist. (3) 8, p. 152— 
161, 251—262, 290—297, 360—3866, tab. VI—VIII.) 

Hincks, T. (1862), On the Production of similar Gonozooids by 
Hydroid Polypes belonging to different. Genera. (Ann. Mag. 
Nat. Hist. (3) 10, p. 459—461, tab. IX, Fig. 1—2.) 

Hincks, T. (1868), A History of the British Hydroid Zoophytes. 
2 Bde. 

[Hutton, F. W.] (1904), Phylum, Coelenterata. (In: Index Faunae 
Novae Zealandiae. Edited by F. W. Hutton. P. 314—321 
ef, p. 1Il#;],) DET 


5* 5. Heft 


68 Dr. Franz Poche: Die Erscheinungszeit v. Heft XII des Jahrganges 1834 


Krohn, A. (1853), Ueber dieBrut desCladonema radiatum und deren 
Entwickelung zum Stauridium. (Arch. Anat. Phys. wiss. Med. 
1853, p. 420—426, tab. XIII.) 

Marktanner-Turneretscher, G. (1890), Die Hydroiden des k. k. 
naturhistorischen Hofmuseums. (Ann. K. K. Nathist. Hof- 
mus. 5, 1890, p. 195—286, tab. III—VII.) 

Mayer, A. G. (1910), Medusae of the World. 3 Bde. 

Pallas, P. S. (1774), Spicilegia Zoologica quibus novae imprimis 
et obscurae animalium species iconibus, descriptionibus atque 
commentarlis illustrantur, Fasc. 10. 

Plessis, G. du (1888), Faune des Hydraires littoraux gymnoblastes 
observes a Villefranche-sur-Mer. (Rec. Zool. Suisse (1) 4, 
p. 525—544.) 

Poche, F. (1912), Die Bestimmung des Typus von Gattungen ohne 
ursprünglichen solchen, die vermeintliche Existenz der zoo- 
logischen Nomenklatur vor ihrem Anfange und einige andere 
nomenklatorische Fragen; zugleich eine Erwiderung auf die 
von Herrn Stiles an alle Zoologen der Welt gerichtete Her- 
ausforderung und eine Begründung dreier von zahlreichen 
Zoologen gestellter Anträge zwecks Einschränkung der 
Zahl der Namensänderungen und Abschaffung des 
liberum veto in der Nomenklaturkommission. (Arch. Nat.- 
gesch., 78. Jahrg., Abt. A, 8. Heft, p. 1—110.) 

Poche, F. (1914), Das System der Coelenterata. (Arch. Nat.-gesch., 
80. Jg., Abt. A, 5. Heft, p. 47—128.) 

Stechow, E. (1913), Hydroidpolypen der japanischen Ostküste. 
II. T. (Abh. math.-phys. Kl. Bayer. Akad. Wiss., 3. Suppl.- 
Bd., 2. Abh.) 

Wright, T. S. (1857), Observations on British Zoophytes. 1. Coryne 
gravata. 2. Stauridia producta. (Proc. Phys. Soc. Edinburgh 
1854—1858, 1, p. 338—342, tab. XIX.) 

Wright, T. S. (1858), Observations on British Zoophytes. (Edin- 
burgh New Phil. Journ. 1858, (N. S.) 7, p. 108—117, 282 — 
287, tab. I—III u. VII.) 


Die Erscheinungszeit von Heft XII des 
Jahrganges 1834 der „Isis“. 


Von 
Dr. Franz Poche, Wien. 


Das gedachte Heft, bzw. die darin enthaltenen Publikationen 
werden (wie der ganze Jahrgang 1834 der Isis) ganz allgemein 
als 1834 erschienen angeführt, so auch neuerdings von dem biblio- 
graphisch so genauen Harring (1913, p.128). (Nur Murray, 1911, 
p.196 gibt als Erscheinungszeit einer darin enthaltenen Arbeit 


R. Kleine: 1. Nachtrag zu meiner Arbeit ü.d, Gattung Ithystenus Pascoe 69 


Pertys das Jahr 1835 an.) Und tatsächlich trägt auch das Titel- 
blatt des betreffenden Jahrganges das Datum 1834. Gleichwohl 
ist das Heft XII desselben sicher erst 1835 erschienen. 
Denn in ihm teilt Perty (1835, col. 1243f.) mit, daß er Arctiscon 
mäüllerı im Januar 1835 1% Stunden südlich von Bern gefunden 
hat; und in einer Fußnote dazu heißt es: ‚‚Dieses 12. Heft Isis 
1834 erscheint später.‘“ Ebenso zitiert er in col. 1246 bereits Wieg- 
mann, 1835, p. 16. 

Das in Rede stehende Heft umfaßt col. 1161—1260. 
Die Feststellung der Erscheinungszeit desselben ist für unsere 
Wissenschaft deshalb von Bedeutung, weil sein Inhalt fast aus- 
schließlich zoologisch ist. Insbesondere werden darin auch von 
Perty (1835, col. 1243f.) drei neue Spezies von Tardigraden auf- 
gestellt. 


2 Literaturverzeichnis. 

Harring, H. K. (1913), Synopsis of the Rotatoria. (Bull. United 
States Nat. Mus., No. 81.) 

Murray, J. (1911), Water-Bears, or Tardigrada. (Supplementary 
Notes.) (Journ. Quekett Micr. Club (2) 11, 1910—1912, 
p. 181—618, tab. 8). 

Perty, [M.] [1835], Einige Bemerkungen über die Familie Xeno- 
morphidae Pty. oder die Sippe Arctiscon Schrank (Macro- 
biotus Schultze, Trionychicum Ehrb.). (Isis 1834, col. 1241 — 
1246.) 

[Wiegmann, A. F. A.] (‚Herausgeber‘‘) (1835), Bericht über die 
Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834. (Arch. Natgesch., 
1. Jahrg., 1, p. 1—44, 301—361.) 


l. Nachtrag zu meiner Arbeit 
über die Gattung Ithystenus Pascoe. 
Von 


R. Kleine. 
(Mit 2 Textfiguren.) 


Durch gütige Vermittelung Hofrat Hellers erhielt ich eine 
weitere, äußerst interessante neue Art dieser Gattung, die ich 
nachstehend beschreibe. 


Ithystenus (i. sp.) barbirostris n. sp. 
& Schwärzlich, metallisch, mit einem leichten Strich ins Grau- 
grüne, am ganzen Körper + matt glänzend, Extremitäten und 
das Abdomen dunkelbräunlich. 


5. Heft 


70 R. Kleine: 1. Nachtrag zu meiner Arbeit ü. d. Gattung Ithystenus Pascoe 


Kopf walzig, nirgends, auch am Hinterrande nicht gefurcht, 
sondern oberseits, bis zu den Augen, schwach querstriemig, Stirn 
flach gefurcht, Seiten in der basalen Hälfte kräftig gestriemt, 
vor den Striemen, nach den Augen, grob punktiert, hinter den 
Augen selbst ohne Skulptur; Unterseite mit langer Gularnaht, 


Fig. 1. 


im Bereich derselben querstriemig, dann einzeln grob, 
groß punktiert; in den Punkten einzeln aber lang 
und kräftig behaart; Augen groß, langelliptisch, wenig 
prominent. 

Metarostrum stumpflich-kantig, in der Mitte stumpf 
gekielt und dadurch zwei flache Furchen bildend. Skulp- 
tur: undeutliche zarte Punktierung. Mesorostrum etwas 
erweitert, im basalen Teil deutlich gefurcht ; Prorostrum 
von üblicher Form, nicht gefurcht, kräftiger aber weit- 
läufig, nadelstichig punktiert; Vorderrand gerade; 
Unterseite vom Kopf bis zum basalen Drittel des Pro- 
rostrums kräftig punktiert und dicht, lang, zottig 
behaart, jede Warzenskulptur fehlt. 

Fühler den Kopf nicht erreichend, Beborstung und 
Behaarung ohne Besonderes. 

Prothorax mit sehr tiefer Mittelfurche, Hinterrand 
breit, flach aufgebogen. Prosternum ohne Zäpfchen, 
vor den Hüften je eine Reihe + tiefer Querfurchen, 
und einige grobe Punkte. 


Elytren von üblicher Gestalt, Deckenanhänge denen von 
ophiopsis ähnlich, Sutura flach, die daneben liegende Rippe erreicht 
den Hinterrand nicht. Rippe 3 neben Furche 2 steilwandig, ent- 


Fig. 2. 


wickelt sich im hinteren Viertel zu einer regulären 
Rippe, die sich erweitert und auf den Anhang über- 
geht, Rippe 8 ist auf dem Absturz gleichfalls zur 
Entwicklung gekommen und geht scharfkantig auf 
den Anhang, die Furchenpunktierung wird auf dem 
Anhang sehr kräftig. 

Beine ohne Besonderes. 

Metasternum ungefurcht. 1. und 2. Abdominal- 
segment gewölbt, deutlich voneinander geschieden, in- 
dem das 1. bis zur Quernaht stärker vorgewölbt ist. 
Zwischen den Hintercoxen stark runzelig skulptiert; 3. 
Segment größer als das4., Apikalsegment langelliptisch. 

Parameren nicht gespalten, Lamellen bis zur Spitze 
verwachsen, die Verwachsungsstelle durch kielartige Er- 
höhung erkennbar, Behaarung fehlt, keine Erweiterung. 


der Taille. Abb.2. Penisrobust, kurz, vorn breit und nach innen etwas 
ausgehöhlt. Parameren sehr hyalin, Penis stärker pigmentiert. Abb. t. 

Länge (total): 41 mm. 

Breite (Thorax): 1.3 mm zirka. 

Heimat: Australien, ohne nähere Angaben. Aus Coll. Felsche, 
im Dresdener Museum. 


K. Viets: Zusammenfassende Liste über brandenburgische Hydracarinen 71 


Q nicht gesehen. 

Ich nehme keinen Anstand, diese interessante Art zu Ithy- 
stenus zu stellen, mit der sie in allen wichtigen Punkten überein- 
stimmt. Was als trennendes Merkmal vor allen Dingen in Betracht 
kommt, ist der Umstand, daß die Unterseite von Kopf und Rüssel 
langhaarig ist. Damit nähert sich die Art der Gattung Lasior- 
rhynchus Lacord. mit der sie sonst nichts gemeinsam hat. 

Rein äußerlich sieht die neue Art dem I. ophiodsis sehr ähn- 
lich. Die Anhänge sind leicht damit zu verwechseln, ich verweise 
auf die Zeichnung daselbst, während sie dort ein Dreieck bildet, 
ist hier die Innenkante nicht aus, sondern eingebuchtet, so daß 
das Organ nicht dreieckig aussieht, sondern mehr nach außen ge- 
bogen. Rippe 2 und 8 endigen auf dem Anhang. Beachtenswert 
ist ferner der Umstand, daß die Grundfarbe einen grünlichen Me- 
tallschimmer hat, etwas Ähnliches sah ich bei hollandiae. Die 
Gestalt des Begattungsapparates ist so.eigenartig, daß sich darauf 
ohne Frage eine selbständige Gattung begründen ließe; ich hätte 
es auch getan, wenn ich Ithystenus nicht als große Gattung auf- 
gefaßt hätte. Grundsätzlich ist barbirostris von allen Ithystenus 
s. lat. dadurch verschieden, daß die Parameren nicht getrennt, 
sondern verwachsen sind. Die mangelnde Behaarung würde sie 
in die confluens-Gruppe verweisen. Gegen die Aufnahme bestehen 
aber verschiedene Bedenken. Abgesehen davon, daß die Para- 
meren verwachsen sind, kommt noch hinzu, daß die bei der con- 
fluens-Gruppe allgemeine rugose Punktierung des Körpers fehlt. 
Der Penis ist ebenfalls ganz appart geformt: es gibt keine Art, 
wo die Spitze vorn + platt und nach innen gebogen wäre. Das 
Organ ist allgemein wenig pigmentiert. Jedenfalls ist barbrrostris 
eine der interessantesten Formen die ich in der ganzen Verwandt- 
schaft sah. Da, dem Fundort nach zu urteilen, das Tier auf dem 
australischen Festland lebt und Anlehnung an die festländische 
hollandiae zeigt, so sind die beträchtlichen Differenzen erklärlich. 
Vielleicht ist die Art für das Festland typisch; unter den zahl- 
reichen untersuchten Neu-Guinea-Tieren fand sich nichts Ähnliches. 


Zusammenfassende Liste 
über brandenburgische Hydracarinen. 
Von 
K. Viets, Bremen. 


In meiner ‚Revision der Hydracarinen-Sammlung des Königs- 
berger Zoolog. Museums‘ stellte ich die bis 1913 aus der Provinz 
Brandenburg bekannt gewordenen Hydracarinen-Arten zusammen. 
Es ergab sich, daß der brandenburgischen‘ Fauna mit Einschluß 
der in der angeführten Arbeit neu für die Provinz festgestellten 

5. Heft 


723 K. Viets: 


Formen insgesamt 42 Spezies zuzuweisen waren. Die Durch- 
arbeitung eines reichen Materials aus dem Königsberger Museum 
erbrachte einen weiteren Zuwachs von 19 Arten. Da damit in 
diesen Untersuchungen zunächst ein Abschluß erreicht sein dürfte, 
so erscheint eine Zusammenfassung der in der Literatur ziemlich 
zerstreuten Ergebnisse als Liste der bis jetzt bekannten Vertreter 
der brandenburgischen Hydracarinen-Fauna in einer Fachzeit- 
schrift am Platze. 

Die speziellen Fundorte der Tiere sind, soweit sie bereits 
bekannt sind, in der Liste fortgeblieben; sie können durch Heran- 
ziehung der betr. Arbeiten leicht festgestellt werden. 

Über wenige neue Funde finden sich die Fundangaben in 
Fußnoten. 

Ein Z (= Zacharias), P (= Protz), V (= Viele) zug up 
(= M. Pauly) und die Nummer verweisen auf den Autor der 
betr. Veröffentlichung und auf die Literaturliste am Schlusse. 

Vielleicht gibt diese Liste Anregung zu weiterer Bearbeitung 
und Erforschung der lokalen Fauna. 


Hydracarina.!) 


ee 
DmrHSsponnumem- 


. Limnochares aqualtica (L.) 
. Eylais bisinuosa Piers. 


—  extendens (Müll.) 
Hydryphantes vuber (Degeer) 
— bayeri Pisarovic 


. Thyas pachystoma Knk. 


— dentata lobata Viets 
— setibes Viets 
—  tyuncata (Neum.) 


. Protzia eximia. (Protz) 

. Diplodontus despiciens (Müll.) 
. Piersigia limnophila Protz 

. Hydrarachna globosa (Degeer) 
14. 
. Sperchon squamosus Kram. 


— distincta Knk. 


—  glandulosus Knk. 
— setiger S. Thor 

— clupeifer Piers. 

zw; bapillosus S. Thor 


. Pseudosperchon verrucosus (Protz) 
. Lebertia sp. |non tauinsignita Leb.)] 


— sp. (? plicata Knk.) | 
— sp. (? salebrosa Knk.) 


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1) In der Benennung und Reihenfolge entspricht die Liste F. Koenikes 
Bearbeitung der Hydracarina in A. Brauers ‚‚Süßwasserfauna Deutschlands“, 
Heft 12, 1909. 
2) In einem Loche am Finow-Kanal zwischen Eberswalde und Sommer- 
felde, 1918 gesammelt von Dr. A. Krausse-Eberswalde. 


Zusammenfassende Liste über brandenburgische Hydracarinen 73 


. Frontipoda musculus (Müll.) 
. Oxus ovalis (Müll.) 
. Limnesia fulgida Koch 


27. = 
28. — 
29. = 


30. Hygrobates longipalpis (Herm.) 
3. = 
32. n— 


undulata (Müll.) 
maculata (Müll.) 
koenikei Piers. 


naicus (Johnst.) 


33. Megapus ovalis Knk. 


34 — spinipes (Koch) 
30. — nodipalpis S. Thor 
36. — distans Viets 


37. Unionicola crassipes (Müll.) 


38. -— gracilipalpis (Viets) 
39. — figuralis Koch 

40. — intermedia Knk. 
41. — ypsılophora (Bonz) 


42. Neumania vernalis (Müll.) 


43. Er 


spinipes (Müll.) 


44. Acercus latipes (Müll.) 


45. —  JIutescens (Herm.) 
46. Piona longicornis (Müll.) 
47. — nodata (Müll.) 

48. —  controversiosa Piers. 
49. — longipalpis (Krend.) 
50. — rotunda (Kram.) 
51. — conglobata Koch 
52. — variabılis Koch 


59. Brachypoda versicolor (Müll.) 
54. Mideopsis orbicularis (Müll.) 
55. Ljania sp. 

56. Axonopsis complanata (Müll.) 
57. Aturus natangensis Protz 


58. Arrhenurus membranator S. Thor 


99. — caudatus (Degeer) 

60. — cylindratus Piers. 

61. — mediorotundatus S. Thor 
62. = globator (Müll.) 

63. — truncatellus (Müll.) 

64. — nodosus Knk. 

65 — stecki Knk. 

66. — integyator (Müll.) 


3) Nonnenfließ bei Eberswalde. 
*) Sumpf am Finow-Kanal bei Eberswalde, 1918 von Dr. A. Krausse 


gesammelt. 


5) Nonnenfließ (Unterlauf) bei Eberswalde. 


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°) Schwärzesümpfe und Nonnenfließ bei Eberswalde. 


5. Heft 


74 K.Viets: Zusammenfassende Liste über brandenburgische Hydracarinen 


67. 
68. 
69. 
70. 
71: 


72 
13 


74. 
75. 


D 


10. 


11. 


12. 


K. Viets. 


son a a Po 


Arrhenurus brachyurus Viets (v:413 
= albator (Müll.) (V::9. 10::MP-43) 
E maculator (Müll.) (2:12: V 103 
— berolinensis Protz (P5.V 8.) 
— cuspidator (Müll.) (V 10.) 
- crenatus Knk. (V 10) 
— claviger Knk. (V 10) 
—_ bicuspidator Berl. (P 3:MRE3 
-- crassicaudatus Kram. (V 9.) 


Literaturverzeichnis. 


M. Pauly. Zur Frühjahrswanderung der Uferfauna im großen 


Müggelsee. Zeitschr. f. Fischerei. 1917. N. F. Bd. 3, p. 77 
bis 212, Taf. 1 u. 24 Fig. i. T. 


A. Protz. Bericht über meine vom 11. Juni bis zum 5. Juli 1894 


ausgeführte zoologische Forschungsreise im Kreise Schwetz. 
Schrift. Naturforsch. Ges. Danzig. 1895. N. F. Bd. IX, 
H. 1, p. 254—268. 


— Arrenurus rugosus n. sp. Ebenda: p. 269—270, Fig. 1—4. 
— Beiträge zur Hydrachnidenkunde. Zool. Anz. 1896, No. 493, 


p. 23—26, Fig. 1—7. 


— Beiträge zur Kenntnis der Wassermilben. Zool. Anz. 1896, 


No. 513, p. 407—411, Fig. 1—10. 


— Neue Hydrachnidenformen aus Ostpreußen. Zool. Anz. 1900, 


v. 23, No. 629, p. 598—600, Fig. 1—4. 
Zwei neue Hydracarinen aus dem Genus Thyas 
Koch. Zool. Anz. 1911, v. 38, No. 13, p. 332—333, Fig. 1—2. 


— Arrhenurus berolinensis Protz &. Schrift. Physik.-ökonom. 


Ges. Königsberg. 1911. Jg. LII, p. 235—238. Fig. 1—2. 


— Revision der Hydracarinen-Sammlung des Königsberger 


Zoolog. Museums. Archiv f. Hydrobiologie u. Plankton- 
kunde 1913, v. 8. p. 335—418. Fig. 1—11. g 


— Zur Kenntnis der Hydracarinen-Fauna von Ost- und West- 


preußen und Brandenburg. Schriften. Physik.-ökonom. 
Ges. Königsberg. I. Mitteilung. LIV. Jg. 1913, p. 225— 
229, Fig. 1—3. — U. Mitteilung. LV. Jg. 1914. p. 234— 
240, Fig. 1—2. — III. Mitteilung. LVIII Jg. 1917, 
p. 14—19. 

Hydracarinologische Beiträge. VIII. Neue Arten aus den 
Gattungen Sperchon, Megapus und Arrhenurus nebst Be- 
merkungen zu Sperchon. Abh. Nat. Ver. Bremen. 1914. 
v. 22. Heft 2. p. 336—345. Fig. 1—10. a 


. Zacharias. Über das Ergebnis einer Seenuntersuchung in 


der Umgebung von Frankfurt a. O.. Monatl. Mitt. Gesamt- 
geb. d. Naturw. Organ des Nat. Ver. des Reg.-Bez. Frank- 
furt a. OÖ. 1888/89. 6. Jg. No. 8. S. 177—182. 


Dr. J. Gengler: Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 75 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 
Eine zoogeographische Studie 


von 


Dr. J. Gengler. 
(Mit einer Karte und einer kolorierten Tafel.) 


Als ich meine Goldammerforschungen vor bald zwanzig Jahren 
begann, konnte ich meine Studien mit wenigen Ausnahmen nur 
an trockenen Bälgen machen, doch gelang es mir mit der Zeit aus 
fast allen Gegenden Europas und Asiens, in denen Goldammern ° 
brüten, Bälge zur Untersuchung zu erhalten. 

Während des Weltkrieges war es mirnun beschieden, eine ganze 
Anzahl von Goldammern in ihrer Brutheimat beobachten und 
sammeln, sowie auf dem Winterstrich befindliche Stücke sehen und 
untersuchen zu können. So darf ich wohl mit Recht von mir be- 
haupten, daß ich wohl vorbereitet zu dieser Arbeit und mit einem 
sehr großen, nicht zum geringsten Teil selbst gesammelten und 
“präparierten Untersuchungsmaterial an die mir gestellte Aufgabe 
herangetreten bin. 

Bisher hat man es, meist im Gefühle etwas Unnötiges zu tun, 
nicht für nötig gehalten, auf die gewöhnlichen mitteleuropäischen 
Vogelformen ein intensiveres Augenmerk zu richten. Ja es hat 
eine Zeit gegeben, in der man L. Chr. Brehm, unseren besten 
Subtilforscher, nicht ernst zu nehmen versucht hat, sondern sich 
mit den von Linn aufgestellten Formen begnügte und annahm, 
daß sie ganz Europa besiedelten. Erst in neuerer Zeit ist dies 
» anders geworden. Und jetzt beschäftigt sich eine ganze Anzahl 
bedeutender Ornithologen, an ihrer Spitze der Altmeister der pa- 
läarktischen Ornithologie, Viktor von Tschusi, mit der Erforschung 
unserer europäischen Vogelformen. 

Und so möchte auch ich nicht zurückstehen und den Fach- 
genossen als Schlußstein meiner Goldammerforschungen folgende 
Zeilen vorlegen. 

Als ein Zeichen, wie meine Forschungen langsam vorschritten 
und allmählich nach allerlei Irrungen und Fehlschlägen feste For- 
men anzunehmen vermochten, führe ich hier die von mir im Laufe 
der Jahre der Öffentlichkeit übergebenen Arbeiten über den Gold- 
ammer auf. 

1. Emberiza citrinella L. $ad. Ein Versuch, den Goldammer 
nach der Färbung gewisser Gefiederpartien in geographische Grup- 
pen einzuteilen. Journal für Ornithologie 1907. S. 249—282. Mit 
zwei Tafeln. 

2. Der rumänische Goldammer ist eine eigene Form. Ornitho- 
logisches Jahrbuch 1911. S. 177—182. 

3. Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 1758. Ornithologi- 
sches Jahrbuch 1912. S. 88—92. 


5. Heft 


76 Dr. J. Gengler: 


4. Nochmals der Formenkreis Emberiza citrinella. Ornitho- 
logisches Jahrbuch 1914. S. 27—80. 

Wichtig für meine Arbeiten waren noch einige Untersuchun- 
gen, Abbildungen und Hinweise anderer Ornithologen, die ich des 
Gesamtbildes wegen ebenfalls gleich hier im Anfang anführen möch- 
te. Es sind dies 

1. Dr. C. Parrot. Kritische Übersicht der paläarktischen 
Emberiziden. Ornithologisches Jahrbuch 1905. S. 1—50 und 81 
—113. 

2. N. Zarudny. Über eine wenig bekannte Form von Embe- 
riza citrinella L. (Emberiza citrinella mollessoni Zard. Ornitho- 
logisches Jahrbuch 1902. S. 58. 

3. Einige Ausführungen von O. Kleinschmidt im Im) 
für Ornithologie 1903 S. 145 ff. und 1917 S. 93. 

4. Abbildungen O. Kleinschmidt’s im Journal für Ornitho- 
logie 1903 Taf. VII. 

5. Abbildungen in The Ibis 1901 Taf. X. 

Und nun zu den Goldammern selbst ! 

Was die anatomischen Verhältnisse anlangt, so habe ich fast 
keinen Unterschied zwischen den einzelnen geographischen Formen 
finden können. Es fiel mir wohl auf, daß die in Rußland gesammel- 
ten Stücke eine stärker entwickelte Brustmuskulatur hatten, wäh- 
rend die am Balkan abgebalgten einen spitzer zulaufenden Thorax 
zeigten. Doch sind dies vielleicht auch nur individuelle Eigenheiten ° 
der gerade in meine Hände gelangten Stücke gewesen. Einen 
Schluß daraus zu ziehen, ist unmöglich. Ich konnte auch wegen 
der stets drängenden Zeit keine Messungen an den Knochen oder 
Weichteilen vornehmen oder genauere Aufzeichnungen darüber 
machen. 

Nur über die Geschlechtsdrüsen habe ich eingehendere Auf- 
zeichnungen gemacht. 

Die Hoden sind fast stets von runder oder mehr eiförmiger 
Gestalt d. h. je kleiner sie waren, desto mehr näherten sie sich der 
Kugelform, je größer sie wurden, desto mehr bekamen sie eine 
rundeiförmige Gestalt. Die Farbe war nicht immer gleich. Ich 
fand bei Balkanvögeln die Hoden gelb, bei slavonischen weiß, bei 
galizischen gelb und bei süddeutschen (Württemberg) dunkelchrom- 
gelb. 

Vom 24. Januar an begannen sich die Hoden langsam zu ver- 
größern und stiegen von einer Größe von 3x2 mm. Ende Januar 
bis zu einer solchen von 13x10 mm im Mai, im September wieder 
abfallend bis zu 4x4 und 3x3 mm. 

Alle Hoden auf der höchsten Höhe der Brutzeit waren rahm- 
weiß bis rahmgelb. 

Von den Eierstöcken muß ich sagen, daß sie sich erst viel spä- 
ter vergrößern als die Hoden. Denn bei einem am gleichen Tage 
gesammelten Paar von Ende Januar war der Hoden bereits deut- 
lich im Beginn der Vergrößerung, während der Eierstock sich noch 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. Fit 


vollkommen im Ruhezustand befand und von weißer Farbe war. 
Auf der Höhe der Fortpflanzungsperiode ist der Eierstock stark 
vergrößert, traubenförmig und schattiert von weißlichgelb bis 
rötlichgelb alle Stufen durch. 

Nun einige Worte über die Abstammung und Verwandtschaft. 

Wenn ich auch mich nicht restlosmit den Ansichten Dunckers!) 
über die Entstehung der Gattung Emberiza einverstanden erklären 
kann, so bin ich doch ebenfalls der Meinung, daß die Urheimat der 
paläarktischen Ammern in Ostasien zu suchen ist. 

Somit hat auch der Formenkreis Emberiza citrinella seinen 
Ausgang in Ostasien genommen und sich von dort allmählich 
nach Westen verbreitend eine fast vollkommene Lösung von der 
Heimat erfahren. 

Nach langen Untersuchungen und Vergleichen bin ich zu dem 
Endergebnis gekommen, daß die Formenkreise Emberiza citrinella 
und Emberiza leucocephalos eine gemeinsame Stammform haben 
müssen oder daß höchst wahrscheinlich Emberiza leucocephalos 
selbst die Stammform beider Formenkreise darstellt. 

Vergleicht man die beiden Formen, so fällt sofort, besonders 
bei den älteren weiblichen Kleidern die fast ganz gleiche Zeichnung 
beiderauf. Aberauch im männlichen Alterskleid besteht der Haupt- 
unterschied eigentlich nur in der Farbe: Hier gelb und olivbraun, 
dort braun und weiß. 

Zweifellos ist die braun und weiß gezeichnete Form die ältere. 


Bei der Ausbreitung nach Westen — bekamntlich hat eine 
Anzahl paläarktischer Ammern das deutliche Bestreben, sich nach 
Westen auszubreiten, gehabt — ist dann allmählich die Abtren- 
ung erfolgt. Es hat sich Emberiza citrinella nicht nur als geogra- 
phische Form vom Formenkreis Emberiza leucocephalos gelöst, son- 
dern ist zumselbständigen Formenkreis Emberiza citrinella geworden, 
der sich jetzt nicht nur durch die Farben allein, sondern haupt- 
sächlich durch die Verteilung der korrespondierenden Farben unter- 
scheidet. Denn logisch, wenn ich so sagen darf, müßte Emberiza 
leucocephalos eine weiße Kehle haben, weil citrinella eine gelbe hat. 
Denn es vertritt doch im ganzen übrigen Gefieder stets die weiße 
Farbe die gelbe, die braune die olivbraune oder schwarze. Es ist 
aber nun eine Versetzung der braunen Farbe eingetreten, die die 
beiden Formenkreise voneinander trennt. 

Als die Trennung beider Formenkreise vor sich ging, erstreckte 
sich das Brutgebiet von Emberiza leucocephalos zweifellos nur bis 
zum Jenissei. Erst nach der Abtrennung von Emberiza citrinella 
— ein Zeitmaß steht uns hierfür ja nicht zur Verfügung — folgte 
Emberiza leucocephalos ebenfalls dem Zuge nach Westen und drang 
so in das Brutgebiet von Emberiza citrinella ein und bewohnt jetzt 
weite Strecken bis zum Ural hin gemeinsam mit dem so nahe ver- 
wandten Formenkreis. 


1) J. £. ©. 1912, S. 69. 
5. Heft 


78 Dr. J. Gengler: 


Daß hier wiederum Verbastardierungen vorkommen können, 
ist ja nicht unmöglich. Daraus allein aber auf eine Zugehörigkeit 
der beiden getrennten Ammern zu einem Formenkreis zu schließen, 
ist keinesfalls unbedingt nötig. Denn es verbastardieren sich doch 
auch eine ganze Anzahl anderer Fringilliden-Formen, weil sie 
eben nahe verwandt sind, ohne daß sie deshalb aber zu einem und 
demselben Formenkreis gehören oder gerechnet werden müssen. 

Es vermischen sich ja auch z. B. in der Familie der Paridae 
die Lasurmeise Parus cyanus Pall. und die Blaumeise Parus cae- 
ruleus L., wo sie zusammenstoßen und erzeugen die noch immer 
trotz Zollikofers Zucht etwas zweifelhafte Parus caeruleus pleskii 
Cab., ohne daß die Behauptung aufgestellt wird, die beiden Meisen- 
formen müßten deshalb unbedingt einem und demselben Formen- 
kreise angehören. 

Emberiza citrinella hat sich in der Folge unaufhaltsam weiter 
nach Westen ausgebreitet und so den direkten Zusammenhang 
mit seiner eigentlichen Urheimat verloren. 5 

Während Emberiza leucocephalos durch sein Stillstehen am 
Ural und sein Verbleiben in Sibirien keine Gelegenheit gefunden 
hat, neue geographische Formen bilden zu müssen, ist Emberiza 
cıtrinella durch seine immer vorwärtsschreitende Weiterverbrei- 
tung nach Westen durch Anpassung an ganz verschiedene Länder- 
striche mit verschiedener Vergangenheit und Gegenwart gezwungen 
worden, sich in eine Anzahl geographischer Formen aufzulösen. 

Diese den Formenkreis Emberiza citrinella L. 1758 bildenden 
geographischen Formen genau zu beschreiben und zu spezialisieren, 
soll der Zweck der folgenden Ausführungen sein. 

Ich möchte mich zuerst nicht an eine schematische, numerierte 

Aufzählung der einzelnen Formen halten, sondern dieselben so, 
wie sie sich geographisch aneinander anschließen und wahrschein- 
lich auch entwickelt haben, aufführen und kennzeichnen. Zum 
Schluß erst will ich dann zur Erleichterung der Übersicht und zur 
bequemeren Bestimmung der einzelnen Formen eine schematische 
Zusammenstellung und einen einfachen Bestimmungsschlüssel an- 
fügen. 

Die beigegebenen Zeichnungen mögen meine Ausführungen 
unterstützen. 

Ich beginne mit der der Urheimat des Formenkreises zunächst 
lebenden geographischen Form Emberiza citrinella erythrogenys Br. 
1855. Leider konnte ich von dieser Form meist nur Wintervögel, 
teils frisch geschossen im Fleisch, teils als trockene Bälge unter- 
suchen. 

Aus meiner Sammlung liegen mir zur Zeit noch vor 
1. Brutvogel: 

d ad. 30. 5. 1912 Oestlichste Sarpasteppe, Gouv. Astrachan, 

Rußland. 
2. Wintervögel aus Asien: 
d ad. 6. 10. 1904 Issyk-Kul, Oestliches West-Turkestan. 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 79: 


d ad. 9. 11. 1904 Naryeskoje, West-Turkestan. 

2 ad. 30. 10. 1905 Karakolskoje-Schlucht, Turkestan. 
3. Wintervögel aus Europa: 

& ad. 18. 2. 1909 Koselsk, Gouv. Kaluga, Rußland. 

& ad: 18: 2.1909 Koselsg,, sr 

d ad..18. 2. 1909 Koselsk, ,, » 

du. Q ad. 8. 11. 1915 Ostroviza, Polen. 

& ad. 12. 11. 1915 Kanie, Polen. 

Q ad. 16. 12. 1915 Iwangorod, Polen. 

Q ad. 20. 12. 1915 Wrotkow, Polen. 

Das Charakteristische dieser Form sind die auch im Hoch- 
zeitskleide deutlich sichtbaren weißen Federspitzchen auf der Unter- 
seite und das reine schöne Gelb2), das auch bei den Weibchen auf- 
fällt; obgleich es da eine hellere Schattierung zeigt. Kommt man 
vomWesten, dann fällt einem schon von weitem am lebenden Vogel 
die prachtvolle gelbe Farbe auf. 

Das alte Männchen im Hochzeitskleid hat folgende Kenn- 
zeichen: Stirn gelb, Oberkopf gelb, von der Stirn bis zum Hinter- 
kopf zieht sich ein schwarzes, aus feinen Stricheln gebildetes schwar- 
zes Band, auch zeigt: der Oberkopf in den hinteren Teilen eine 
Anzahl solcher Stricheln, die sich am Hinterkopfe zu längeren 
Streifchen vereinigen; Zügel und Augenbrauenstreif gelb, Augen- 
rand gelb, Wangen olivengelb, breit olivenbraun umsäumt, hinter 
dem Auge ein gelber Fleck; Nacken olivenbräunlichgrau mit gelben 
Federspitzchen, so daß die gelbe Farbe durchzuschimmern scheint. 
Dieses Nackenband ist bis zu 25 mm breit; am Rücken ist jede 
Feder graubraun mit rotbrauner Mitte und breitem schwarzen 
Mittelstrich, so daß das Ganze die eigenartige Ammerfärbung zeigt; 
Unterrücken und Oberschwanzdecken graubraun mit rotbraunen 
Federmitten, so daß eine trübrotbraune Gesamtfärbung entsteht. 
Die Deckfedern und Armschwingen sind graubraun mit rotbrauner 
Mitte und breiten schwarzen Schaftflecken, die Deckfedern mit 
weißen Endsäumen, die zwei wenig auffallende helle Flügelbinden 
bilden, übrige Flügelfedern dunkelgraubraun mit ganz feinen oliven- 
gelben Außensäumen; Kinn und Kehle scharf abgesetzt gelb, ein 
aus feinen roten Strichelchen gebildeter beiderseitiger Bartstreifen 
ist vorhanden, aber wenig auffällig; die Oberbrust hat ein durch 
olivengelb überhauchte Federspitzchen und schwärzliche Mittel- 
flecke gebildetes oberes und ein durch rotbraune Fleckung entstan- 
denes unteres Brustband; diese rote Fleckung zieht sich noch etwas 
zu beiden Seiten des Körpers herab und tritt weiter unten an den 
Bauchseiten als braune Längsstreifung mit schwarzen Schaftstri- 
chen wieder stärker hervor; die übrige Unterseite ist lebhaft rein- 
gelb; überall treten in den Brustbändern und an den Seiten weiße 
Federspitzchen hervor; Unterschwanzdecken gelb mit braunen 
Schaftstrichen und weißen Federspitzchen; Schwanz auf der Ober- 


») 


2) Schwefelgelb. 
9. Heft 


80 Dr. J. Gengler: 


seite graubraun bis erdbraun mit feineren hellen Außensäumen, 
die erste Feder mit weißem Außensaum, unterseits im oberen Drit- 
tel graubraun, sonst weiß mit graubrauner Außenfahne und sich 
löffelartig verbreitender graubrauner Zeichnung längs des Feder- 
schaftes hin. 

Maße: Schnabel 10 mm, Flügel 91 mm, Schwanz 70 mm, 
Lauf 20 mm. 

Die männlichen Wintervögel aus Turkestan, deren Brutheimat 
ich natürlich nicht kenne, stimmen mit dem Sommervogel im Gro- 
Ben und Ganzen überein, nur ist die durch die weißen Federspitz- 
chen hervorgerufene Überpuderung der Unterseite viel auffallender, 
die gelbe Kehle zeigt besonders in ihrem unteren Teile dunkle oder 
braunrote Fleckchen und der Kopf ist stärker schwarz gestrichelt. 
Die gelben Töne sind überhaupt nicht so rein gelb, sondern haben 
einen eigenartigen Beiton, der sich nicht so ohne weiteres durch 
Worte wiedergeben läßt. 

Maße: Schnabel 11—12 mm, Flügel 94—95 mm, Schwanz 
70—72 mm, Lauf 20--21 mm. 

Der weibliche Wintervogel aus Turkestan ergibt ein etwas 
anderes Bild. Im Groben betrachtet erscheinen alle Zeichnungen 
des Männchens wie unter einem gelbgrauweißlichen Schleier ver- 
deckt zu sein. Vom Rücken aus gesehen, gleicht der Vogel ganz 
auffallend der Emberiza leucocephalos, hat aber mehr gelblichen 
Ton im Gefieder. Das Gelb der Unterseite ist heller als beim Männ- 
chen, die Kehle ist ebenfalls scharf umrissen, die weißen Feder- 
spitzchen der Unterseite sind sehr stark entwickelt. 

Maße: Schnabel 11 mm, Flügel 91 mm, Schwanz 71 mm, 
Lauf 23 mm. 

Hier möchte ich die Beschreibung der Vögel aus dem Kau- 
kasus, von denen ich Stücke aus den Monaten Dezember und März 
untersuchen konnte und die ich dieser Form unbedingt zuzählen 
muß, einfügen. Oberkopf zitrongelb mit wenigen schwärzlichen 
Stricheln; Stirn, Scheitelrand und Nacken olivengrünlichbraun mit 
schwarzen Stricheln; Zügel und sehr schmaler Augenstreif blaß- 
gelb; Wangen und Ohrgegend gelblich, olivenbraun untermischt 
und ebenso breit umsäumt; Nackenband graugrün, setzt sich un- 
unterbrochen über die Oberbrust fort, dort breite dunklere, fast 
schwarze Flecken zeigend; Kinn und Kehle zitrongelb bis schwefel- 
gelb, die Mitte der Kehle ganz klein und fein schwarzbraun ge- 
strichelt; zu beiden Seiten der Kehle olivenbraune Flecken; ein 
Bartstreif nur durch feine blaßrötlichbraune Fleckchen angedeutet; 
Brustseiten orangebraun, Weichen rostbraun mit schwarzen 
Längsstreifen; Unterseite schwefelgelb, alles mit weißlichen Feder- 
spitzen, so daß manche Getiederteile, besonders im Nacken und 
auf der Brust weiß überpudert erscheinen; Rücken ammerfarben; 
Oberschwanzdecken lebhaft orangerotbraun mit weißlichen Feder- 
rändern; die beiden untersten Federn zeigen je einen schwarzen 
Fleck vor dem Rand. 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 81 


Maße: Schnabel 10—11 mm, Flügel 87—90 mm, Schwanz 70 
bis 72 mm, Lauf 20 mm. 

Als auffailenden Fund möchte ich hier anführen, daß auch 
ein altes Weibchen aus dem Kaukasus einen sehr schön entwickelten 
roten Bartstreifen besitzt, der nur im Vergleich zu dem der Männ- 
chen etwas weiter auf die Halsseiten hinausgerückt ist. 

Wenn auch unter den von mir untersuchten Kaukasusvögeln 
ein Männchen vom 30. März sich befindet, so glaube ich doch nicht, 
daß es sich hier um Brutvögel handelt und die Frage: ‚Wo ist die 
Brutheimat dieser Ammern ?" bleibt noch einstweilen unbeantwortet. 

Radde hält den Goldammer für einen Brutvogel des Kauka- 
sus, während Th. Lorenz sagt: „In der Brutperiode ist die Gold- 
ammer mir nicht begegnet.‘“?) 

Nun zu den europäischen Wintervögeln. Der Goldammer um 
Koselsk ist Sommer wie Winter dort anzutreffen, also nach all- 
gemein giltigen Begriffen Standvogel. Da ich aber nur Winter- 
vögel von dort untersuchen konnte und auch nur solche als Bälge 
besitze und es doch sehr leicht möglich ist, daß die Sommervögel 
im Winter westlich abstreichen und durch östliche ersetzt werden, 
so kann ich diese Vögel nicht als zweifellose Brutvögel der Gegend 
bezeichnen, sondern muß sie zu den Wintervögeln rechnen. Sie 
unterscheiden sich-von den Asiaten nur durch die robustere Gestalt 
und den gröberen Schnabel; sind also echte erythrogenys, stammen 
aber aus einer anderen Brutheimat wie die Turkestaner. 

Maße: Schnabel 12 mm, Flügel 99—91 mm, Schwanz 70 bis 
72 mm, Lauf 20 mm. 

Dasselbe ist von den polnischen Wintervögeln zu sagen, die 
aber wieder etwas schlanker und zartschnäbeliger sind, was wieder- 
um auf eine andere Brutheimat schließen läßt. 

Maße: & Schnabel 10—11 mm, Flügel 87—90,5 mm, Schwanz 
72—74 mm, Lauf 20—21 mm, 9 Schnabel 10—11 mm, Flügel 87 
bis 90 mm,# Schwanz 70—74 mm, Lauf 20 mm. 

Die polnischen Weibchen sind etwas geringer weiß überlaufen 
als das turkestanische, was bei diesem aber ja auch nur individuell 
sein kann. 

Was nun die von Homeyer aufgestellte Form Emberiza cıtri- 
nella brehmi, die ja niemals als eigne Form galt oder gelten wird, 
anlagt, so muß ich bestätigen, daß alle männlichen erythrogenys- 
Vögel, die durch meine Hände gingen, den roten Bartstreifen mehr 
oder weniger deutlich ausgeprägt, trugen, so daß ich dieses Abzei- 
chen jetzt nicht mehr, wie ich früher tun zu müssen glaubte, als 
ein Kennzeichen hohen Alters, wenigstens für die Form erythro- 
genys, ansehen kann. Ich muß vielmehr in dem Bartstreif ein 
Zeichen des ausgefärbten Männchens der geographischen Form ery- 
throgenys erblicken.?) 


®) Orn. Faun. an der Nords. d. Kaukasus. 
“ T'h. Lorenz fand ebenfalls bei allen von ihm in der Terschen Oblast 
und in der Kubansteppe gesammelten Goldammern den roten Bartstreif: 
Archiv für Naturgeschichte 
1919. A. 5. 6 5. Heit 


82 Dr. J. Gengler: 


Vielleicht ist dieser rote Bartstreifen als der Rest der einst 
rotbraunen Kehle zu betrachten und somit als ein Verwandtschafts- 
zeichen der beiden Formenkreise leucocephalos und citrinella auf- 
zufassen, das bei der der Urheimat am nächsten lebenden Form 
erhalten geblieben ist. 

Die von Sarudny als eigene Form Emberiza citrinella mollessoni 
aufgestellte Aberration ist daher als nichts anderes aufzufassen als 
ein Rückschlag auf die alte citrinella und leucocephalos gemeinsame 
rotkehlige Stammform, die jetzt nicht mehr besteht. 

So gibt die geographische Form erythrogenys ein sehr gleich- 
mäßiges, insich abgeschlossenesFormenbild, dessen hervorstechende 
Züge das reine lebhafte Gelb), die scharf abgesetzte gelbe 
Kehle, die weiße Überpuderung und die beiden Brustbänder bilden. 

Die Maße pendeln in folgender Weise: Schnabel 10—12 mm, 
Flügel 87—95 mm, Schwanz 70—74 mm, Lauf 20—23 mm. 

Nun will ich, so weit mir dies möglich ist, die Verbreitungs- 
grenzen dieser Form feststellen. Hartert gibt an „Rußland und 
Westsibirien, westlich bis Ostpreußen, nördlich bis zum 64° nördl. 
Breite, östlich bis zum Altai und Jenissei; gelegentlich in Turke- 
stan, Persien und Kleinasien.‘“ Das sind natürlich sehr allgemein 
: gehaltene Angaben, doch ist es in der Tat sehr schwer, hier genaue 
Grenzen festzustellen. Ich bin also somit ganz auf die Literatur 
angewiesen und, was ich aus dieser zusammenbringen konnte, möge 
hier folgen. 

Der Catalogue of the Birds of the British Museum von 1888 
kennt die Form erythrogenys überhaupt noch nicht. Aber es werden 
unter den Belegstücken Goldammern aufgeführt, die, aus Persien 
und vom Ob stammend, wohl leicht zu dieser Form gehören könn- 
ten. Sharpe führt in seiner Hand-List von 1909 dieselben Ver- 
breitungsgrenzen wie Hartert auf. Dubois kennt 1902 in seiner 
Synopsis wohl wmollessoni vom Jenissei, aber erythrogenys wird 
nicht einmal] als Synonym aufgeführt, so daß also in den größeren 
zusammenfassenden nicht deutschen Werken etwas Genaues über 
die Verbreitung dieser Form nicht gefunden werdenkann. Reiche- 
now und Hesse führen in der neuen Namenliste der Vögel Deutsch- 
lands diese Form selbstverständlich nicht auf und begründen dies 
auch in einer Fußnote. 

Aus der sonstigen in den verschiedensten Zeitschriften und 
Arbeiten zerstreuten Literatur kann ich entnehmen, daß diese 
Goldammerform mit Sicherheit als Brutvogel festgestellt wurde 
für weite Strecken von Westsibirien von Finsch, für das Gouver- 
nement Tomsk als zahlreicher Brutvogel von Johansen, für das 
Gouvernement Archangel als nicht zahlreicher, aber ständiger Brut- 
vogel von Härms, für Semirjetschensk von Loudon, für Trans- 
kaukasien von Buturlin und für die Niederung zwischen dem Flusse 
Kura und dem östlichen Kaukasus um Göktschai von Zugmayer. 
Ich selbst erhielt erythrogenys-Stücke im Fleisch aus dem russi- 


5) Schwefelgelb. 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 83 


schen Gouvernement Kaluga und Witherby, sah solche an der Süd- 
küste des Kaspischen Meeres zu Anfang März. Graf Zedlitz traf 
diese Ammernform als Zug- und Strichvogel im Schara-Gebiet 
und ich sammelte sie während des Winters im früheren Russisch- 
Polen bis zur Weichsel als westliche Grenze. 

Als südlichster Punkt in Asien wurde mir bekannt das Naryn- 
tal im westlichen Tienschan und als östlichster die Umgegend von 
Krasnojarsk am Jenissei. Daß die Goldammern dort auch Brut- 
vögel sind, kann aber mit Sicherheit nicht behauptet werden. Doch 
kann es für die Umgegend der letztgenannten Stadt vielleicht an- 
genommen werden, da weiter westlich im Gouvernement Tomsk 
das Brutgebiet der asiatischen Form mit Sicherheit beginnt. 

Daß natürliche Barrieren wie große Ströme oder hohe Gebirgs- 
züge kein Hindernis für die Ausbreitung einer geographischen Form 
bilden®), läßt sich hier am besten beweisen. Östlich wie westlich 
des Urals lebt die Form erythrogenys, weil sich dieselben Daseins- 
verhältnisse zu beiden Seiten des Gebirges finden. 

Die zweite geographische Form, die sich an die erstgenannte 
anschließt, ist Emberiza citrinella romaniensis Gengler 1911. 

Ich gebe hier zuerst die Kennzeichen eines Brutvogels aus 
Rumänien, der terra typica dieser Form. Oberkopf zitrongelb, 
mit dunkel olivbraunen Flecken unregelmäßig gezeichnet; diese 
Flecken und Fleckchen zeigen in ihrer Mitte fast schwarze Schaft- 
striche; ein olivengrünlichbrauner Streif zieht von der Stirne zum 
Genick, sich dort ausbreitend und mit dem Streifen der anderen 
Seite sich vereinigend, so daß dort eine bald eckige, bald mehr 
hufeisenförmige Figur sich bildet. Das Gesicht zitrongelb, am 
lebhaftesten hinter dem Auge, Ohrengegend und ein Streif vom 
Mundwinkel bis zum Ohr dunkelolivgrün; Kehle scharf abgesetzt 
schön zitrongelb, einzelne Federchen mit ganz feinen dunklen 
Haarstrichen, zu beiden Seiten derselben ein aus rotbraunen Flecken 
bestehender, nicht ganz fest zusammenhängender Bartstreifen; 
Nacken olivgrün, hie und da gelb durchschimmernd; ein olivgrünes 
schmales Band, das dunkelbraun bis schwarz gefleckt erscheint, 
zieht sich vom Nacken über die Oberbrust, Kehle und Brust scharf 
trennend. Rücken fahlrotbraun, jede Feder schwarz längsgefleckt 
und fahlbraun bis weißlichbraun gesäumt, im ganzen etwas grün- 
lich überlaufen; Bürzel und Oberschwanzdecken trüb zimtbraun 
mit hell rostbraunen Federspitzen. Flügeldecken und Armschwin- 
gen rotbraun mit breitem schwarzen Mittelfleck und hellen, fast 
weißen Säumen, so daß zwei ganz wenig auffallende Flügelbinden 
entstehen, Afterflügel zitrongelb, Handschwingen stumpf erdbraun 
‘“ mit schmalen hellgelben bis grünlichgelben Säumen. Unterseite 
‚hell zitrongelb, um die Brust zieht oben ein graues, darunter ein’ 
rotbraunes Band, beide mit dunkleren Flecken und gelben zackigen 
Streifen schattiert; die Seiten sind mit langen rotbraunen, häufig 


6) Siehe auch Gengler, Balkanvögel, 8. 31. 
6* 5. Heft 


84 Dr. J. Gengler: 


schwarz in der Mitte gestreiften Längsflecken gezeichnet. Die fein- 
sten Spitzchen der Federn der Brust und der Seiten sind weiß, so 
daß diese Teile aussehen, als seien sie ganz leicht weiß überpudert 
oder angeflogen. Unterschwanzdecken blaßgelb, jede Feder mit 
schmalem rotbraunen Mittelfleck, dieser wieder mit schwarzem 
Schaftfleck. Schwanz schwarzbraun, jede Feder zuerst mit licht 
rotbraunem, dann mit fahlem, fast weißem Saum. Die Unterseite, 
der Schwanzfedern von der Wurzel herab zu einem Drittel braungrau, 
zu zwei Drittel weißgrau bis fast weiß, die Außenfahne sich nach 
unten hin löffelartig verbreiternd braungrau. 

Von rumänischen Brutvögeln liegen mir aus meiner Sarmm- 
lung jetzt noch vor: 

& ad. 9. 5. 1910 Cernica, Rumänien. 

g ad. 10. 5. 1910 Comana, Rumänien. 

& ad. 10. 5. 1910 Prundu, Rumänien. 

& ad. 12. 5. 1910 Dobromir, Dobrudscha. 

d ad. 14. 5. 1902 Prundu, Rumänien. 

& ad. 18. 5. 1910 Funari, Rumänien. 

Die Maße dieser Sommervögel sind: Schnabel 10—12 mm, 
Flügel 89—97 mm, Schwanz 72—82 mm, Lauf 20—21 mm, so 
daß die Durchschnittsmaße sind: Schnabel 11 mm, Flügel 94 mm, 
Schwanz 77,5 mm und Lauf 20,2 mm. 

Alle diese Männchen haben den roten Bartstreif, also ist be- 
züglich dieses Zeichens hier dasselbe zu sagen wie bei der vorher- 
gehenden Form. 

Nun zu den Wintervögeln, von denen mir nur noch zwei aus 
meiner Sammlung vorliegen: 

& ad. 5. 4. 1909 Cernica, Rumänien. 

& ad. 17. 10. 1909 Comana, Rumänien. 

Die Färbung und Zeichnung ist genau die der Sommervögel, 
nur ist die weiße Überpuderung so stark, daß die Farben viel matter 
und wie von einem feinen Schleier überdeckt erscheinen. 

Nach meinen Erfahrungen verschwindet diese starke Über- 
puderung erst im Mai, so daß die Aprilvögel noch zum größten 
Teil das Winterkleid tragen. 

Ein von mir selbst gesammeltes 

Q ad. 8. 2. 1918 Ciocanesti, Rumänien 
und durch Autopsie als solches festgestellt, ist vom alten Männ- 
chen kaum zu unterscheiden, muß also als hahnenfederig angesehen 
werden. 

Die Maße der Wintervögel sind: Schnabel 11 mm, Flügel 89 
bis 92 mm, Schwanz 80 mm, Lauf 20 mm. Das Weibchen mißt 
Schnabel 11 mm, Flügel 88 mm, Schwanz 79 mm, Lauf 20 mm. 

Bei den rumänischen Vögeln kann man gut zwei Größenrassen 
unterscheiden, eine sehr robust gebaute mit starkem Kopf und 
klobigerem Schnabel und eine zartere, schmalköpfigere mit gra- 
zilerem Schnabel. Die Färbung ist dieselbe. Die Vögel stammen 
also nur aus verschiedenen Brutgebieten. 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 85 


Die bulgarischen Goldammern unterscheiden sich nicht von 
den rumänischen. Aus meiner Sammlung liegen mir noch vor 

d ad. 19. 12. 1903 Babukof, Bulgarien. 

d ad. 4. 5. 1904 Cranova, Bulgarien. 

d ad. 21. 1. 1917 Nevscha, Bulgarien. 

Q ad. 21. 1. 1917 Nevscha, Bulgarien. 

Auch hier sind zwei Größenrassen zu unterscheiden, bei denen aber 
die stärkere Rasse den grazileren Schnabel aufweist. Die Maße 
der Bulgaren sind: Schnabel 11—12 mm, Flügel 92—100 mm, 
Schwanz 68—81 mm, Lauf 20 mm. 

Die Weibchen unterscheiden sich von denen der Form erythro- 
genys durch dunklere Farbentöne am Rücken, wodurch die Ähn- 
lichkeit mit der Form leucocephalos ganz bedeutend schwindet. 
Das Gelb der Unterseite ist lebhafter gelb, weil hier die weiße Über- 
puderung nicht so stark hervortritt wie dort. 

Von den serbischen Goldammern liegen mir aus meiner Samm- 
lung noch vor 

d ad. 29. 9. 1916 Ralja, Serbien. 

ad, 24.12: 1916’ Gicevac, ‚Serbien. 

d ad. 8. 2. 1917 Bela-Palanka, Serbien. 

d juv. 30. 7. 1917 Cicevac, Serbien. 

. Dazu kommen noch aus Mazedonien 
d ad. 17. 11. 1916 Kumanovo, Mazedonien. 
Q ad. 17. 11. 1916 Kumanovo, Mazedonien. 
Alle diese serbischen und mazedonischen Vögel sind typische 
romaniensis; auch die Weibchen haben die lebhaft gelbe Unterseite. 
Die weiße Überpuderung ist gerade so wie bei den rumänischen 
und bulgarischen Vögeln, auch fehlt der rote Bartstreif keinem. 

Die Maße der Serben sind: Schnabel 10—11 mm, Flügel 92 
bis 96 mm, Schwanz 71—77 mm, Lauf 20—23 mm. 

Das männliche Jugendkleid dieser Form trägt folgende Kenn- 
zeichen. Oberkopf olivengraubraun mit dunkelolivbraunen Längs- 
stricheln, Nacken mehr gelbbräunlich überlaufen, welcher Ton 
durch die gelblichen Federspitzchen entsteht; Rücken wie im Alters- 
kleid, doch viel breiter schwarz längsgestreift, Bürzel und Ober- 
schwanzdecken trüb rotbraun mit breiten schwarzen Schaftstrichen 
auf den letzteren; Gesicht olivenbraun, etwas dunkler gestrichelt, 
um das Auge herum leicht gelblich getönt; Kinn und Kehle trüb- 
gelb mit braunen Fleckchen von drei- und viereckiger Form, Unter- 
seite hellgelb, auf der Brust mit braunen Mittelflecken und schma- 
len schwarzen Schaftstrichen, ebenso sind die Seiten schmal rot- 
braun längsgestreift und mit feinen schwarzen Schaftstrichen ver- 
sehen; Bauch bräunlich verwaschen und braun längsgestreift, Unter- 
schwanzdecken gelb mit feinen rotbraunen Längsstreifchen. Flügel 
wie im Alterskleid, doch ohne weißliche Endspitzen an den Deck- 
federn, Schwanz oberseits dunkel erdbraun, unterseits wie im Alters- 
kleid, doch ist die Verteilung von weiß und graubraun zu Gunsten 
des letzteren verschoben. 


5. Heft 


86 Dr. J. Gengler: 


So zeigt sich auch diese Form als eine sehr gut kenntliche und 
als ein abgeschlossenes geographisches Ganze. 

Verglichen mit der Form erythrogenys gibt sich als gemeinsames 
Zeichen das reine Gelb, die scharf abgesetzte Kehle und der rote 
Bartstreif im männlichen Alterskleid. Als Unterscheidungszeichen 
sind auffallend die mehr gefleckte Kehle, das lebhaftere Rotbraun 
des Bürzels und der Farbenton des Gelb, der bei erythrogenys 
schwefelgelb, bei somaniensis zitrongelb sich zeigt. Die Form roma- 
niensis erreicht auch im Winterkleide niemals die Stärke der weißen 
Überpuderung von erythrogenys. 

Die Maße dieser Form pendeln in folgender Weise: Schnabel 
10—12 mm, Flügel 88—100 mm, Schwanz 71—82 mm, Lauf 20 
bis 23 mm. Somit ist die Pendelweite dieser Form eine größere 
als die von erythrogenys und nähert sich langsam größeren Dimen- 
sionen. 

Die Verbreitung dieser Form ist für mich viel leichter festzu 
stellen als die der vorigen, schon deshalb, weil ich selbst den größ- 
ten Teil der von ihr bewohnten Landstriche bereist, dort beobachtet 
und gesammelt habe. 

Die Form romaniensis bewohnt als Be und Strichvogel, in 
vielen Gegenden als Standvogel die Dobrudscha, die Walachei, 
ganz Bulgarien, den größten Teil von Serbien und Mazedonien. 
Die transsilvanischen Alpen sind als die Grenzen gegen Siebenbür- 
gen hin anzusehen, während der Ammer in Serbien nicht bis zur 
Donau oder Save nach Norden hin wohnt, sondern die Verbreitungs- 
grenze die Höhenzüge um Ralja, wo die kleinen Flüsse Ralja und 
Lug entspringen und deren höchste Erhebungen der Avala mit 
565 m und der Vis mit 418 m sind, bilden. 

Die westliche Verbreitungsgrenze kann ich nicht mit voller 
Sicherheit feststellen. 

Hier ist es nun notwendig, einige Worte über die gegenseitige 
Abgrenzung der einzelnen Formen einzufügen. 

Selbstverständlich setzt sich eine geographische Form eines 
Formenkreises nicht durch scharf abgetrennte Grenzen von der 
benachbarten Form ab. Es entstehen ‚Grenz- oder, besser gesagt, 
Mischgebiete, in denen Individuen beider benachbarter Formen zu- 
sammentreffen und sich miteinander paaren, so daß Blendlinge 
entstehen, die entweder ein ganz eigenartiges Gepräge zur Schau 
tragen oder sich der einen oder anderen Form mehr oder weni- 
ger nähern. Kurz gesagt, es entstehen in den Grenz- oder Misch- 
gebieten Zwischenformen, die von der einen zur anderen geogra- 
phischen Form überleiten. 

Bisher hat man auf diese Zwischenformen zu wenig oder gar 
kein Gewicht gelegt. Und doch sind sie ganz außerordentlich wich- 
tig, um die Verbreitung eines Formenkreises und seine allmähliche 
Ausbreitung, sowie die Verwandtschaft der Formenkreise unter 
einander richtig verstehen zu lernen. 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 87 


Denn auch bei näher mit einander verwandten Formenkreisen 
kann man noch hie und da Übergangsformen feststellen; wie z. B. 
Sarudny bei Taschkent solche Übergangs- oder Zwischenformen 
von Emberiza citrinella und Emberiza leucocephalos gefunden und ge- 
. sammelt hat”), was also mein Untersuchungsergebnis über die ge- 
meinsame Abstammung beider Formenkreise zweifellos bestätigt. 

Doch dies nur nebenbei, denn hier soll ja das Hauptgewicht 
auf die Übergangsformen der geographischen Formen eines Formen- 
kreises gelegt werden. 

Wie ich oben gesagt habe, sind die transsilvanischen Alpen 
als die Grenze von romaniensis gegen Siebenbürgen hin anzusehen. 
Das Mischgebiet dehnt sich aber noch nördlich des Gebirges hin 
nach Siebenbürgen hinein aus, denn ich erhielt Goldammern 

& ad. 25. 4. 1904 Türkös bei Kronstadt, Siebenbürgen, 

d ad. 3. 5. 1904 Tarthan bei Kronstadt, Siebenbürgen, 
die der Zeichnung nach unbedingt zur Form romaniensis gehören, 
die auch den roten Bartstreif und eine leichte weiße Überpuderung 
der Unterseite haben, denen aber das reine Zitrongelb fehlt, wäh- 
rend sie das lebhafte Rotbraun des Bürzels und die Rückenfärbung 
der mitteleuropäischen Brutform zeigen. Es sind also zwei Männ- 
chen der Mischform romaniensis — syWestris, die in der am Nord- 
hang der transsilvanischen Alpen gelegenen Mischzone Brutvögel: 
sind. Die ersten reinen Mitteleuropäer bekam ich bereits aus der 
Umgegend von Schäßburg. 

Weitere Mischgebiete befinden sich in Nordserbien, Kroatien 
und Slavonien, doch liegen mir hier nur Wintervögel vor, die ja 
leicht aus anderen Brutgebieten zugestrichen sein können. 

d ad. 13. 12. 1885 Zagreb, Kroatien. 

Ein Vogel, der eine große Ähnlichkeit mit romaniensis aufweist, 
aber viel dunkler und unreiner auf der Unterseite gefärbt ist, des 
roten Bartstreifens entbehrt und kein Nackenband hat. Von Sla- 
vonien sind vorhanden 

@ ad. 1. 10. 1916 Cortanovci, Slavonien, 

d ad. 10. 2. 1917 Batajnica, Slavonien, 
die beide zu romaniensis gestellt werden müssen und sich von dieser 
nur durch geringere weiße Überpuderung unterscheiden lassen, wäh- 
rend ein 

d ad. 18. 6. 1917 Ripanj-Tunnel, Nordserbien 
fast vollkommen den Typus der nordeuropäischen Form trägt, 
also nur als ein durch irgendeinen Zufall dahin verschlagenes Stück, 
das dort zurückgeblieben, gedeutet werden kann. 

Solche Vögel werden in der Folge noch des öfteren angeführt 
werden. Es ist ihr Vorkommen nicht anders zu erklären als daß 
im Frühjahr einzelne der Strichvögel durch irgendeinen Grund an 
der Rückkehr in ihr Brutgebiet gehindert worden und sich dann in 
einem ihnen vollkommen fremden Gebiet ansiedelten und mit der 


?) Orn. Mitteil. 1913, S. 91—109, Nr. 2 (russisch). 
5. Heft 


88 Dr. J. Gengler: 


dort heimischen geographischen Form ihres Formenkreises paaren 
und so Blendlinge erzeugen, die das Erkennen und Studium dem 
Ornithologen in hohem Grade erschweren und nicht selten zu 
falschen Schlüssen veranlassen und Irrtümer verursachen. 

Hier möchte ich gleich eine Aberration anführen. 

g ad. 14. 11. 1903 Gracani, Kroatien. 

Dieser Vogel ist ein romaniensis ohne Bartstreif mit etwas dunk- 
lerem Rücken. Über seine Brust zieht sich ein 23 mm breites 
Band hin, das genau die Färbung des Rückens hat, so daß es 
aussieht als wäre ein Streifen des Rückengefieders auf die Brust 
herabgerutscht. Der Vogel hat ein so eigenartiges Gepräge, daß 
er eines Erwähnens hier wohl wert ist. 

Diese Zwischen- oder Mischgebiete können natürlich auch von 
einer außerordentlich großen Ausdehnung sein. Vielleicht sind es 
auch Gebiete, die von den einzelnen Formen noch nicht bewohnt 
waren und nun, oft von beiden Seiten her, von verschiedenen 
Formen besiedelt werden sollen. Wenn ich ganz genau entscheiden 
soll, so muß ich von Dalmatien an nach Westen hin alle von der 
Goldammer bewohnten Landstriche zur jetzigen Zeit eigentlich als 
Mischgebiet betrachten. Es hat sich in diesen Ländern noch keine 
vollkommen feststehende geographische Form ausgebildet, weil 
eben die Besiedelung noch eine ganz neue ist. 

Als Beispiel möge hier die Beschreibung eines italienischen 
Brutvogels 

d& ad. 2. 4. 1905 Cremona, Italien 
folgen. Oberkopf dunkel zitrongelb, sehr reichlich dunkelolivbraun 
gefleckt und mit ganz feinen schwarzen Nadelstricheln gezeichnet, 
Nacken gelblicholivgrün mit gelblich durchscheinenden Flecken, 
Rücken ammerfarbig mit ganz kurzen helleren Federspitzchen, 
Bürzel und Oberschwanzdecken rotbraun mit hellen Federspitzen; 
Gesicht gelb, dunkler als bei romaniensis, Wangenumfassung oliv- 
braun, Kinn und Kehle gelb, ein Bartstreif ist nicht vorhanden, 
an den Halsseiten olivbraune Pünktchen und Fleckchen; die Kehle 
ist nicht scharf abgesetzt, sondern es zieht sich die gelbe Farbe 
durch die Brustbänder hindurch auf die Unterbrust fort, die rot- 
braune Farbe auf der Brust ist zu Gunsten der gelblicholivbraunen 
reduziert; Unterseite zitrongelb mit leichtem grünen Schimmer, die 
Seiten rotbraun längsgestreift, diese Streifen mit schwarzem Mittel- 
strich, die Seiten sind leicht weiß überpudert, was aber erst bei 
genauster Untersuchung festzustellen ist; Flügel und Schwanz wie _ 
bei den anderen Formen. Maße: Schnabel 11 mm, Flügel 95 mm, 
Schwanz 73 mm, Lauf 20 mm. 

Man sieht hieraus, wie der Vogel wohl einzelne charakteristi- 
sche Zeichen der Form romaniensis trägt, aber entweder in ver- 
wischter Weise oder mit den Abzeichen anderer Formen vereint, 
so daß er nur als Mischvogel angesehen werden kann. 

Überhaupt muß ich Italien, von dem ja nur ein verhältnis- 
mäßig sehr kleiner Teil im Norden von dem Formenkreis Emberıza 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 89 


citrinella besiedelt ist, als ein geographisches Gebiet betrachten, 
in das der Goldammer erst vor noch nicht langer Zeit eingedrungen 
ist d. h. sich festgesetzt und somit eine feststehende geographische 
Form noch nicht herausgebildet hat. Die jetzt die betreffenden 
Landstriche bewohnenden Vögel neigen aber zweifellos zu den 
hellgefärbten Formen hin oder sind höchst wahrscheinlich Nach- 
kommen hellgefärbter Vögel, die von Osten her vorgedrungen sind. 


Um auf dem Wege nach Westen zu bleiben, will ich mich jetzt 
den Goldammern Frankreichs zuwenden. Aus Savoien und Süd- 
frankreich liegen mir aus meiner Sammlung jetzt noch vor 

& ad. 12. 12. 1913 Voirons, Haute Savoie. 

d& ad. 12. 12. 1913 Voirons, ,, 

d ad. 6. 3. 1906 Toulouse, F rankreich. 

d ad. 6. 3. 1906 Toulouse, 23 

d ad. 6. 3. 1906. Toulouse, 

Alle zweifellos Wintervögel, denn ich glaube garnicht, daß Gold- 
ammern in diesen Gegenden Brutvögel sind. Wenigstens wurde 
mir von den betreffenden Sammlern versichert, daß diese Vögel 
nur zur Strichzeit dort zu finden wären. 


Dazu noch zwei Franzosen 

& ad. 8. 8. 1905 Cöte-d’Or, Frankreich. 

d& ad. 12. 12. 1905 Paris, Frankreich. 

Gleichfalls keine zur Brutzeit gesammelten Vögel, wenn auch der 
am 8. August erlegte Vogel wohl nicht allzu fern seiner Heimat 
gefunden sein dürfte. 

Alle diese Vögel stehen der Form romaniensts ganz außerordent- 
lich nahe, ja die Toulouser Vögel haben die charakteristischen Zei- 
chen dieser Form bis auf den lebhafter gefärbten Bürzel ziemlich 
rein. Die anderen Vögel zeigen nicht mehr die scharf abgesetzte 
Kehle, allen aber fehlt der rote Bartstreif. 


Nun aber weiter in Frankreich in den Nordosten des Landes. 

& ad. 27. 2. 1915 Ecouviez, Frankreich. 

d ad. 18. 3. 1915 Ecouviez, Frankreich. 
Wiederum Wintervögel, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, daß 
der Märzvogel bereits ein am Brutplatz eingetroffenes Männchen 
darstellt. Der Februarvogel zeigt noch Anklänge an romaniensis; 
er hat den roten Bartstreif, aber keine weiße Überpuderung, wäh- 
rend der Märzvogel ein Mischprodukt darstellt aus der westlichen 
und der mitteleuropäischen Form. 

Nun zu den nordostfranzösischen Sommervögeln. 

& ad. 15. 4. 1915 Ecouviez, Frankreich. 

d ad. 11. 5. 1916 Roeulx, R 

d ad. 6. 6. 1916 Roeulx, ” 

Q ad. 5. 4. 1916 Lourches, 8 

? ad. 7. 4. 1916 Lourches, E 
Der Vogel vom 15. April ist vielleicht doch noch kein Brutvogel 
der Gegend, denn er trägt fast den vollen Charakter der Form 


5. Heft 


90 Dr. J. Gengler: 


romaniensis, nur ist das Rotbraun des Bürzels lebhafter, während 
die anderen Männchen reine Westvögel sind, auf die ich später 
zurückkommen werde. 

Von Belgien kann ich nur einen einzigen Wintervogel' 

d ad. 2. 2. 1915 Lamorteau, Belgien 
aufführen, der durch seine weiße Überpuderung Anklänge an roma- 
niensis zeigt. 

So muß ich sagen, daß das ganze Gebiet westlich der Balkan- 
halbinsel von Italien über Südfrankreich bis hinauf in das nörd- 
liche Frankreich von einer noch nicht feststehenden Form bewohnt 
wird, einer Form, die vielfach Anklänge, ja charakteristische Zei- 
chen der Form romaniensis trägt, aber niemals dieselbe rein dar- 
stellt. Also eine Mischform, deren Charakter wegen des noch zu 
kurzen Verweilens in dem von ihr jetzt besiedelten Gebiete nicht 
feststeht. 

Die eigentliche Grenze gegen die Form sylvestris hin scheint 
der Rhein zu bilden, denn ich fand außer solchen Wintervögeln 
auch noch Mischvögel mit romaniensis-Anklängen im Elsaß, in 
Lothringen und in Rheinhessen, wie folgende Belege zeigen. 

& ad. 11. 3. 1918 Finstingen, Lothringen. 

d ad. 5. 4. 1918 Diemeringen, Elsaß. 

g ad. 17. 10. 1918 Bingen a. Rhein, Hessen. 

d ad. 1. 11. 1909 Metz, Lothringen. 

Daraus nun, daß auch in anderen Landstrichen Europas Gold- 
ammern mit oft scharf ausgesprochenem romanitensis-Charakter vor- 
kommen, den Schluß zu ziehen, die Form romaniensis sei gar keine 
feststehende Form, ist vollkommen falsch. Maßgebend bei der Um- 
grenzung einer geographischen Form ist nicht, daß ihr ähnliche 
oder fast gleiche Individuen auch in anderen Landstrichen vor- 
kommen, sondern maßgebend für das Bestehen einer Form ist, 
daß in dem eigentlichen Brutgebiet der Form zur Brutzeit nur 
Individuen dieser Form selbst leben. 

Ich wende mich jetzt den eigentlichen Westeuropäern zu. 
Hiermit wird die Reihe der ganz reinfarbigen Ammern verlassen, 
denn die jetzt aufgeführten Vögel haben meist nicht mehr das so 
ganz reine helle Gelb auf der Unterseite, sondern sind mehr oder 
weniger mit einem unreinen Beiton versehen, der sich am wenig- 
sten bei den Belgiern, mehr bei den anderen auffallend macht. 

Als Belege führe ich aus meiner Sammlung an 
1. Aus Frankreich 

d ad. 11. 5. 1916 Roeulx, Dep. du Nord. 

& ad. 6. 6. 1916 Roeulx, ss Kr # 

2. Aus Belgien 

d ad. 10. 4. 1918 Leers, Prov. Hennegau. 

& ad: 11.4.1918 Tesss, '.;, » 

d ad. 11. 6. 1918 Athus, Prov. Luxemburg. 

d ad. 30. 6. 1918 Marbehan, 4 

d ad. 6. 7: 1918 Marbehan, ir 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 91 


3. Aus Holland 

d ad. 12. 5. 1906 Wageningen, Geldern. 

& ad. 16. 5. 1906 Wageningen, es 
4. Aus England 

d ad. 7. 5. 1905 Berks. 

& ad. 6. 5. 1906 Stalham, Norwich. 

d ad. 7. 5. 1906 Stalham, n: 

g ad. 7. 5. 1906 Stalham, E 
Sämtliche hier aufgeführten Stücke sind Sommervögel und können 
wohl zweifellos mit unbedingter Sicherheit als Brutvögel angespro- 
chen werden. 

Als erstes Kennzeichen fällt ins Auge, daß die so scharf ab- 
gesetzte gelbe Kehle fehlt, die Brust zeigt kein grünliches, dunkler 
geflecktes Band, selten nur einmal eine ganz geringfügige Andeu- 
tung desselben, nur rote Töne sind auf der Brust meist spärlich, 
manchmal stärker aufgetragen. Die belgischen Vögel sind etwas 
reiner im Gelb, die anderen viel mehr überschleiert: Man sieht die 
ganze Zeichnung wie durch einen leichten Nebel. 

Da diese westliche Form wiederum gut kenntlich und geogra- 
phisch begrenzt ist, so will ich sie auch benennen: Emberiza citri- 
nella nebulosa form. noV. 

Das alte Männchen der Form nebulosa im Hochzeitskleid trägt 
folgende Kennzeichen: 

Oberkopf, Kopfseiten und Hinterkopf matt zitrongelb mit 
dunkel olivbraunen Längsstricheln, die sich im Nacken zu kleinen 
Querfleckchen verdichten, die Wangen gelb mit einem olivbraunen 
Band umfaßt, im Nacken ein schmales olivgrünliches Band, Rücken 
ammerfarben, doch mit mehr gelbbräunlichen Tönen ohne das 
hervorstechende Rotbraun der Federmitten, Bürzel und Ober- 
schwanzdecken rotbraun, manchmal mit etwas helleren Federsäu- 
men; Deckfedern und Armschwingen erdbraun mit hellen Feder- 
säumen und dunkelbraunem Mittelstreifen und nur ganz wenig 
rotem Beiton, hellere, nicht weiße, Flügelbinden kaum angedeutet, 
Handschwingen dunkelerdbraun mit gelbgrünlichen Säumen; Unter- 
seite trüb zitrongelb, eine leise Andeutung eines grünlichen oberen 
Brustbandes ist manchmal vorhanden, die Kehle ist nicht scharf 
abgesetzt, sondern geht in das Gelb der übrigen Unterseite über, 
die Brustseiten schwach rotbraun längsgefleckt bis stark rotbraun 
überlaufen, die Seiten braun längsgestreift mit feinen schwarzen 
Mittelstrichen in den Streifen, Unterschwanzdecken gelb mit dunk- 
lem Mittelstrich; Schwanz oberseits erdbraun mit rötlichbraunem 
Schimmer und wenig auffallenden hellen Rändern, unterseits im 
ersten Drittel graubraun, dann weißlichgrau, längs des Schaftes 
graubraun, welche Farbe sich gegen die Spitze hin etwas verbrei- 
tert. Bei einigen Männchen ist ein roter Bartstreif angedeutet, 
bei manchen stärker hervortretend. 

Die Maße sind: Schnabel 10—12 mm, Flügel 88—94 mm, 
Schwanz 70—74 mm, Lauf 18—21 mm. 


5. Heft 


92 Dr. J. Gengler: 


Die größten Maße zeigen die Holländer, die kleinsten die Eng- 
länder. 

Verglichen mit den anderen beiden feststehenden Emberiza- 
Formen ist die Pendelweite etwas geringer, was besonders beim 
Flügel auffällt. Etwaige Schlüsse daraus zu ziehen, ist nicht mög- 
lich. 

Über die Verbreitung der Form nebulosahabeich nicht viel mehr 
hinzuzufügen, denn dieselbe ist ja schon bei der Aufzählung der 
Belegstücke genügend gekennzeichnet worden. Nord- und Nordost- 
frankreich, Belgien, Holland und England werden von ihr als Brut- 
vogel bewohnt. Über die Grenzen nach Norden hin werde ich 
später bei den Nordländern und ihren Mischformen näheres be- 
richten. 

Und nun zurück zum Osten! 


Bisher habe ich von der Urheimat des Formenkreises in Ost- 
asien ausgehend den Weg des Goldammers, den derselbe bei seiner 
Ausbreitung nach Westen südlich genommen hat, verfolgt. Jetzt 
will ich den Weg, den der Formenkreis nördlich genommen hat, 
verfolgen und schildern. 


Dabei muß ich nochmals auf die Form Emberiza citrinella ery- 
throgenys zurückgreifen. 


Von der Westgrenze der Verbreitung dieser Form bis zur Ost- 
grenze der nächsten Form liegen weite Landstriche, deren Bewohner 
als feststehende Form nicht unbedingt festzustellen sind, da aus- 
reichendes Material fehlt. Ich bin der Ansicht, daß es sich hier um 
Mischgebiete handelt, denn die wenigen Belegstücke aus diesen 
Gegenden, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, zeigten ohne 
Ausnahme Mischtypus mit starker Annäherung an erythrogenys; 
so z. B. auch ein Vogel aus den russischen Ostseeländern 


& ad. 16. 3. 1910 Lisden, Livland, 
der seiner Zeichnung und Färbung nach zwischen erythrogenys 
und cifrinella zu stehen kommt mit dem reineren Gelb der ersteren, 
der unreinen Kehle der letzteren Form. 


Daß auch noch andere Mischformen vorkommen, zeigt folgen- 
des. Karl Görnitz sagt in seiner vorzüglichen Arbeit über die 
Pripjet-Sümpfe ‚die Goldammern der Pripjet-Sümpfe unterschei- 
den sich von der Form citrinella auffallend durch die weit schwächere 
Ausbildung des dunklen Brustbandes; sie gleichen darin viel- 
mehr der deutschen Form sylvestris. Von dieser Form unterschei- 
den sich die Russen wieder durch deutlich graue Färbung der 
Oberseite‘, und ‚nach den von mir verglichenen Stücken scheint 
also der Goldammer des Pripjetgebietes zwischen sylvestris und 
erythrogenys zu stehen‘“.8) 


Diese Beobachtung bestätigt meine Ansicht von den Misch- 
gebieten weiter und weitester Ausdehnung. 


8) Beitr. z. Av. Pripjet. 8. O. M. B. 1918 $. 129. 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 93 


Die Ausbreitung des Goldammers nach Westen hat eben aus 
jetzt nur vermuteten Gründen Lücken gelassen oder wieder gebildet, 
die sich erst langsam füllen und noch langsamer zur Ausbildung 
einer geographischen Form den Anstoß geben. Denn,wenn auch 
der Formenkreis selbst jetzt unverrückbar feststeht, so können 
doch durch Verschiebung der bisherigen Verbreitung sich stets 
neue geographische Formen bilden. Mag man das nun Anpassung 
oder sonstwie nennen, es geht vor sich und wir sehen dies ja bei 
verschiedenen Vogelformen wie z. B. dem Girlitz oder anderen 
Tieren wie z. B. beim Apollo (Parnassius apollo L.). 

Ich gelange nun zu der Form Emberiza citrinella citrinella, 
kurz die Nordländer genannt. 

Aus meiner Sammlung liegen mir zur Zeit noch vor 

d ad. 28. 1. 1906 Throndhjem, Norwegen. 

d ad. 2. 2. 1906 Throndhjem, Norwegen. 

d jun. 2. 2. 1906 Throndhjem, Norwegen. 

d ad. Röken, Norwegen. 

Dad. Röken, Norwegen. 

g ad. 11. 4. 1904 Göteborg, Schweden. 

& ad. 25. 4. 1904 Smäland, Schweden. 

g ad. 19. 10. 1903 Göteborg, Schweden. 

& ad. 17. 1. 1906 Forssa, Finland. 

d ad. 6. 7. 1905 Helsingfors, Finland. 

g ad. 7. 7. 1905 Helsingfors, Finland. 

Diese Form zeigt im männlichen Hochzeitskleid folgende Kennzei- 
chen. Oberkopf schön zitrongelb, welche Farbe aber nur in der 
Mitte rein zur Geltung kommt, da der übrige Kopf mit Hinter- 
kopf und Nacken olivbraun längsgestreift und noch schwarz ge- 
strichelt ist; diese Fleckchen und Siricheln bilden auch den Schei- 
telrand, über und hinter dem Auge ein zitrongelber Fleck, Wangen 
olivengelb, olivenbraun umrandet, ein ganz schmales gelblichgrünes 
Nackenband ist fast verwischt, Rücken fahl rötlichbraun, jede 
Feder mit fahlbraunem Rand und breitem, schwarzbraunen bis 
schwarzen Mittelstrich, Bürzel und Oberschwanzdecken rötlich- 
zimmtbraun, jede Feder ganz schmal heller gerandet; Kinn, Kehle 
und Halsseiten lebhaft zitrongelb, bräunlich gestrichelt, ein über 
den Kopf gehendes Band olivengelbgrün bis olivengraugrün, dunk- 
ler gefleckt oder geschuppt, darunter ein geschlossenes blaß bis 
lebhaft orangebraunes Band, Unterseite lebhaft zitrongelb, leicht 
grünlich überhaucht, Seiten mit breiten orangebraunen, schwarz 
geschafteten Längsstreifen, Unterschwanzdecken mehr weißlich- 
gelb mit schmalen dunklen Längsstreifen; Flügeldecken dunkel- 
braun, mittlere und große hellrotbraun gesäumt; Schwingen erd- 
braun, die äußeren mit schmalen hellgelben, die inneren mit schma- 
"len hellbraunen, die innersten Armschwingen mit breiten braunroten 
Außensäumen, alle mit weißlichgrauen Innensäumen; Schwanz- 
federn dunkelerdbraun, lichter gesäumt, die beiden äußersten 
und die folgenden Schwanzfedern mit bald größerem, bald klei- 


5. Heft 


94 Dr. J. Gengler: 


nerem weißen Kielfleck auf der Innenfahne, das äußerste Paar 
mit weißer Außenfahne. Das alte Weibchen hat das Gelb un- 
reiner, mehr grüngelb, Kopf, Wangen, Halsseiten, Kehle und Brust 
dunkel olivbraun, ziemlich stark gefleckt, auf beiden Halsseiten 
einen halbmondförmigen gelben Fleck; Rücken stärker schwarz 
gefleckt, Bürzelfedern mit feinem schwarzen Schaftstrich. Der 
Jungvogel ist wie das Weibchen gefärbt, aber noch viel unreiner. 
Einzelne alte Männchen haben einen roten Bartstreif, aber nur 
einzelne. 

Im männlichen Winterkleid sind Kopf, Gesicht und Kehle 
etwas stärker dunkel gestrichelt, fast gefleckt, die Federn der Unter- 
seite haben von der Oberbrust an feine, weiße Spitzen, so daß diese 
Teile wie leicht überpudert aussehen. Vögel ‚die zu Beginn des 
Winters gesammelt sind, zeigen diese Überpuderung stärker als 
solche vom Ende des Winters. 


Die Maße sind: Schnabel 10—11 mm, Flügel 86—95 mm, 
Schwanz 70—73 mm, Lauf 19—20 mm. ; 

Es sind also die Größenverhältnisse nicht so auffallend wie 
ich früher angenommen hatte. Der Vogel ist wohl im Ganzen stark 
und groß, aber die Flügellänge ist nicht größer als die der anderen 
Formen. 

Die Schnäbel der Norweger und Schweden sind etwas breiter 
als die der anderen Nordländer. 


Es ist dieser Nordländer eben nichts anderes als eine derbere 
Ausgabe der Ostvögel, mit weniger reiner Zeichnung, mit mehr 
grünlichem Gelb, mit gefleckter Kehle und sehr reichlich gestreif- 
ten Körperseiten. Der rote Bartstreifen ist nicht allen ausgefärb- 
ten Männchen eigen, sondern tritt nur vereinzelt auf. 


Die nordischen Goldammern sind selbstverständlich in höherem 
Grade Strich- oder sogar Wandervögel als die anderen Goldammer- 
formen und verlassen ihre Heimat öfters je nach der Intensität 
des Winters und der Nahrungsspende ihrer Heimat. Sie kommen 
daher weit nach Mitteleuropa herein in die Brutgebiete anderer 
Formen, wo sie dann bei kurzsichtigen Ornithologen den Glauben 
auslösen, daß die Goldammern in allerlei Variationen einer Form 
Europa bewohnten. Daß solche Wintergäste manchmal in den 
Brutgebieten anderer Formen zurückbleiben, kommt nicht allzu 
selten vor, wie ich schon weiter oben gesagt habe. 

So möchte ich als Beispiele für den weit ausgedehnten Winter- 
strich der echten Nordländer einige Belegstücke anführen, die sich 
zur Zeit noch in meiner Sammlung befinden. 


d ad. 1. 1. 1906 Saalburg, Reuß. 

d ad. 15. 12. 1912 Erlangen, Bayern. 

g ad. 29. 3. 1914 Erlangen, Bayern. 

& ad. 30. 11. 1915 Schweidnitz, Schlesien. 

& ad. 27. 2. 1916 Frankfurt a. Oder, Preußen. 
d ad. 4. 3. 1917 Quanditten, Samland. 


M Der Formenkreis Emberiza- citrinella L. 95 


Diese Beispiele werden genügen. Auch in der Sammlung Tisch- 
ler’s®) befinden sich solche Nordländer aus Ostpreußen und auf 
der Kurischen Nehrung ziehen fast allwinterlich solche Vögel durch. 

Ich glaubte früher Ostpreußen zum Brutgebiet der Form citri- 
nella rechnen zu müssen, bin aber durch Tischler und Thiene- 
mann eines Besseren belehrt worden, daß nämlich auch Märzvögel 
noch vielfach Strich- und Wandervögel seien und noch nicht am 
Brutplatz angekommene Heimatsvögel. 

Als Verbreitungsgebiet kann ich mit Sicherheit nur den Norden 
Europas, also Nordrußland, Finland, Norwegen und Schweden an- 
geben, sowie die Faeröer.!®) 

Die dänischen Vögel kann ich nicht unbedingt zu der Form . 
eitrinella stellen, da dieselben ganz auffallend intensiver gelb ge- 
färbt sind und die Brustzeichnung sehr zu der von romaniensis 
hinneigt. Auchist der Rücken viel lebhafter gefärbt mit viel mehr 
hervortretenden rotbraunen Tönen, während das grüngelbliche 
Nackenband kaum angedeutet erscheint. Die Maße sind: Schnabel 
11 mm, Flügel 89—90 mm, Schwanz 73—77 mm, Lauf 17—18 mm. 

Diese dänischen Goldammern kann ich nicht als Inselvögel 
oder gar als eigene geographische Form betrachten. Es finden sich 
solche Vögel mit starkem Hinneigen zu der Form romaniensis oder 
erythrogenys auch in verschiedenen Gegenden Mitteleuropas. Es 
ist gerade als wären kleine Inseln, die von helleren Vögeln mit 
östlicher Zeichnung bewohnt sind, zurückgeblieben. Ich werde spä- 
ter noch auf diese auffallende Tatsache zurückkommen. 

Und nun zu den mitteleuropäischen Goldammern, die ich in 
die geographische Form Emberiza citrinella sylvestris zusammenfas- 
sen kann. 

Von der nordischen Form citrinella unterscheidet sich diese 
in folgender Weise. Die zitrongelbe Kehle ist ohne Strichelung, 
reingelb, das Nackenband ist grün in verschiedenen Tönen, das 
obere Brustband schmal, olivgrün, graugrün oder gelblichgrün, 
stetsungefleckt, das untere Brustband breit, orangebraun bis orange- 
rot, so daß ein altes Männchen im Hochzeitskleid folgende Kenn- 
zeichen aufweist. 

Oberkopf licht zitrongelb, am Hinterkopf olivbraun gestrichelt, 
so daß sich dort kleine Fleckenreihen ergeben, Gesicht blaß zitron- 
gelb, Umrahmung der Wangen olivbraun, Fleck hinter dem Auge 
auffallend gelb, Nackenband kaum angedeutet olivengrünlichgelb, 
Rücken fahlbraun mit rotbrauner Zeichnung und dunkelbrauner 
bis schwarzer Federmitte, Bürzel und Oberschwanzdecken lebhaft 
zimmtrotbraun; Kinn und Kehle hell zitrongelb, ein oberes oliv- 
farbenes Brustband kaum angedeutet, ein zweites breites unteres 
orangebraun, Unterseite zitrongelb mit ganz leichtem grünlichen 
Beiton, Seiten orangebraun mit schwarzen Mittelstrichen längs- 


®) Die Vögel der Provinz Ostpreußen, 1914, S. 264. 
10) Fauna Faeröensis von A. Laubmann, 1915. 


5. Heft 


96 Dr. J. Gengler: . 


gefleckt, Unterschwanzdecken gelb mit braunrotem Mittelstrich 
und fahlbraunen Säumen, Schwingen erdbraun mit ganz feinen 
gelblichen Außensäumen; Schwanz erdbraun mit etwas fuchsigem 
Schimmer, heller fein gerandet, die äußerste Feder mit weißem 
Außensaum, unterseits fahlbraun mit weiß in der schon früher be- 
schriebenen Verteilung. Die Maße sind: Schnabel 10-12 mm, 
Flügel 90—95 mm, Schwanz 70—76 mm, Lauf 19—20 mm. 

Das alte Weibchen zeigt alle gelben Töne blasser und unreiner, 
die Fleckung ist besonders am Kopf, auf der Brust und an den 
Seiten stark ausgeprägt, die Kehle ist meist olivgrün überlaufen 
und dunkel gestrichelt. Es zeigt oft, aber nicht immer kleinere 
Maße. 

Die jungen Vögel sind dem Weibchen ähnlich, aber noch un- 
reiner gefärbt und stärker gefleckt. 

Im Winter ist ebenfalls eine weiße Überpuderung, aber viel 
geringer als bei den Ost- und Nordländern, vorhanden, bei vielen 
Stücken nur unter den Flügeln deutlich sichtbar. 

Der weitaus größte Teil der mitteleuropäischen Brutvögel 
gehört dieser Form sylvestris an. 

Aber gerade hier in diesem im Vergleich zu asiatischen Gebiets- 
ausdehnungen engen Gebiet machen sich eine verhältnismäßig große 
Menge von Ausnahmen geltend. Oder ist der Grund hierfür darin 
zu suchen, daß eben Mitteleuropa in den letzten Jahren sehr genau 
durchforscht wurde? Mag dem nun so oder so sein, die Ausnahmen 
sind vorhanden und ich kann nicht umhin, sie eingehend zu be- 
sprechen. 

Anklänge an erythrogenys-romaniensis finde ich besonders an 
Brutvögeln von Böhmen. Diese haben reineres Gelb, ein mehr 
oder minder gut angedeutetes grünes, dunkler geflecktes Brustband, 
hie und da auch einen roten Bartstreifen, aber es fehlt ihnen die 
scharf abgesetzte gelbe Kehle und das Rot auf der Brust ist aus- 
gedehnter. Ähnliche Stücke gibt es auch in Österreich um Frei- 
stadt und Linz, die aber das Gelb nicht so rein haben wie die 
Böhmen. 

Umgekehrt zeigt gerade ein böhmischer Brutvogel die größt- 
möglichste Grünfärbung aller mir bekannt gewordenen Goldammern. 
Kopfplatte grüngelb mit ganz wenigen olivenbraungrünen Stricheln, 
zwei Stirnflecken schwärzlicholivenbraun, Zügel grüngelb, Streifen 
über und hinter dem Auge grüngelb, Ohrgegend ebenso, schwärz- 
licholivenbraun gesäumt; Nackenband grün; Kinn, Kehle, Kropf 
und Oberbrust grüngelb ohne Strichelung oder Fleckung; ohne 
Bartstreifen; Brustband nur angedeutet grün, kaum ein leichter 
orangebrauner Anflug an beiden Brustseiten; Bauch grüngelb, Sei- 
ten fast ganz ungefleckt; Oberschwanzdecken orangebraun. 

Schweizer Brutvögel bilden wieder eine eigene Insel. Sie haben 
folgende Kennzeichen. Oberkopf lebhaft zitrongelb mit einzelnen 
dunklen Stricheln, Hinterkopf und Nacken olivengrün, rotbraun 
gemischt und gelbgrün überpudert, mit vielen schwarzen Stricheln, 


Der -Formenkreis Emberiza citrinella L. 97 


Scheitelrand durch ein breites olivgrünes, schwarz gestricheltes 
Band gebildet; Wangen und Ohrgegend gelblicholivgrün, dunkler 
umsäumt; einzelne Stellen dieser Umsäumung zeigen einen leichten 
Stich ins Rotbraune; Bartstreifen rotbraun, dunkler gefleckt; Kinn 
und Kehle, Halsseiten und Kropf dottergelb, die ersteren mit brau- 
nen Flecken umgeben, auch einzelne Federchen der Kehlmitte sind 
schwarzbraun gespitzt; Nackenband breit, gelbgrün, zieht sich als 
breites oberes Band über Kropf und Oberbrust hin, ist auch etwas 
dunkler grün geschuppt; zu beiden Seiten der Brust zeigen sich 
dreieckige orangegelbliche Flecken, die sich über die Weichen hin- 
ziehen, einen dunkleren Mittelstreif und weiße Federspitzchen haben; 
Unterseite dunkel zitrongelb, Unterschwanzdecken blasser, mit 
schwarzen Schaftstrichen und weißen Federspitzen; Rücken ammer- 
farben; Bürzel und Unterschwanzdecken zimmtbraun, dunkelbraun 
überlaufen, mit schwarzen Schaftstrichen und weißen Federrändern. 

Wintervögel aus dem Kanton Wallis sind sehr stark weiß über- 
pudert und haben eine große Ähnlichkeit mit den oben angeführten 
Wintervögeln aus der Umgegend von Toulouse, was mir den Ge- 
danken nahe legt, daß diese südfranzösischen Goldammern ihre 
Brutheimat in der Schweiz haben und während des Winters nach 
Südwesten streichen. 

Die dunkelsten Vögel fand ich in Galizien in den Föhrenwäl- 
dern um Trzebinia. Bei diesen herrscht ganz auffallend die braune 
Farbe vor und ist die gelbe am unreinsten und am wenigsten ins 
Auge springende. 

Außer solchen Färbungsausnahmen ganzer Gruppen kommen 
natürlich auch rein individuelle Aberrationen vor: z. B. vollkom- 
men zitrongelbe oder grüne Vögel, auch solche mit einzelnen weißen 
Gefiederteilen wie auch vollkommene Albinos. Diese hier alle auf- 
zuführen oder gar zu benennen würde zu weit vom eigentlichen 
Zweck der Arbeit abführen. 

Im Großen und Ganzen zeigen die zu der gleichen Jahreszeit 
gesammelten Männchen aus Schlesien, Rheinhessen, Hessen-Nassau, 
Thüringen, Sachsen, Franken, Bayern, Württemberg, Oesterreich, 
Tirol, Mähren und Steiermark, Ungarn und Galizien dieselben 
Kennzeichen, so daß unbedingt von einer feststehenden geographi- 
schen Form sylvestris gesprochen werden muß. 

Daß im Winter in Mitteleuropa eine Menge von Mischvögeln 
und Nordländern zusammenkommt, erklärt sich eben aus der zen- 
tralen geographischen Lage. Daß auch an den Grenzen manchmal 
einzelne Stücke anderer Formen zurückbleiben, auch manchmal 
weiter im Innern des Gebietes kommt selbstverständlich vor, hat 
aber keinen Einfluß auf das Bestehen und die Verbreitungsgrenzen 
der feststehenden Form. 

Daß aber auch, besonders Nordländer, die während des Win- 
ters zugestrichen sind, durch irgendeinen Grund bewogen in Mittel- 
europa zurückbleiben, ist erwiesen. Durch Vermischung mit der 
einheimischen geographischen Form entstehen dann. Stücke, die 

Archiv für Naturgeschichte 7 5. Heft 
1919. A. 5. 


98 Dr. J. Gengler: 


neben den Kennzeichen der Landesform auch solche anderer For- 
men zeigen und verschiedene Größenverhältnisse aufweisen, kurz 
gesagt Mischvögel darstellen, die in keine feststehende geographi- 
sche Form einzufügen sind. Für die Richtigkeit dieser meiner An- 
schauung möchte ich hier anführen, daß Nordländer sowie Misch- 
vögel fast aus allen Gebieten Mitteleuropas vorliegen, während 
dies umgekehrt gar niemals der Fall ist. 

Die Brutheimat der Form sylöestris verbreitet sich über ganz 
Mitteleuropa, im Westen, Norden, Osten und Südosten von Misch- 
gebieten umschlossen, deren Grenzen nicht so ohne Weiteres zu 
bestimmen sind, die ich aber bei der Besprechung der anderen 
Formen schon ziemlich genau angegeben habe. 

Das in sich gut abgeschlossene Bild, das die anderen Formen 
von Emberiza citrinella zeigen, bringt die mitteleuropäische Form 
nicht so schön zur Darstellung. Die sylvestris-Vögel variieren in 
ihrer Färbung in gewissen Grenzen ganz außerordentlich. Es ist 
schon schwer, zwei Männchen aus derselben Gegend und von der- 
selben Jahreszeit zu finden, die sich ganz und vollkommen gleichen. 
Besonders die Kopffärbung ist ganz außerordentlich variabel. Das 
einzig feststehende Kennzeichen ist neben der Tönung des Gelb 
die Färbung der Kehle und Brust und darin gibt es nur ganz 
wenige Abänderungen. 

Was nun die Größenverhältnisse des ganzen Formenkreises 
im Allgemeinen ohne Rücksicht auf die durch das Meßband fest- 
zustellenden Längen anlangt, so muß ich sagen, daß die nordischen 
Goldammern und die in Gebirgsgegenden lebenden Vögel größer 
und robuster in ihren Formen sind, während die meßbaren Größen 
einen wirklich auffallenden Unterschied der geographischen For- 
men nicht aufweisen. Dies zeigt am besten die Zusammenstellung 
der Pendelweite der fünf feststehenden Formen. 


| erythro- romani- 
| genys ensis 
Schnabel | 10—12 | 10-12 | 10-12 | 10—11 | 10—12 mm 
Flügel | 87-95 88 —00| 88—94 86—98 | 90-95 ‚, 
Schwanz | 70—74 7178 70—74 70-78 2 70-06 
Lauf 20—23 2023.) 20—21 19—20. )19 0 


Es besteht sonach der Formenkreis Emberiza citrinella aus fol- 
genden zur Zeit feststehenden geographischen Formen: 

1. Emberiza citrinella erythrogenys Br. 1855. 

2. Emberiza citrinella romaniensis Gengler 1911. 

3. Emberiza wtrinella nebulosa Gengler 1920. 

4. Emberiza citrinella citrinella L. 1758. 

5. Emberiza citrinella syWwestris Br. 1831. 

Nach genauester Vergleichung aller geographischen Formen 
von Emberiza citrinella komme ich zu dem Endergebnis, daß dieser 
Formenkreis sich zurzeit aus zwei Formenringen zusammensetzt, 


 nebulosa | eitrinella | sylvestris 


„ 


) 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 99 


einem größeren, weiter verbreiteten und einem kleineren mit ge- 
ringerer Verbreitung. 

Zu dem größeren Formenring gehören die Formen erythrogenys, 
romaniensis und citrinella. 

Zu dem kleineren Formenring sind die Formen sylvestris und 
nebulosa zu stellen. 

Das Gemeinsame der Formen des größeren Formenringes ist 
die scharf abgesetzte Kehlfärbung und das dunkler gefleckte 
Brustband. 

Das Gemeinsame der Formen des kleineren Formenringes ist 
die nach unten in die Brustfärbung übergehende, also nicht ab- 
gesetzte Kehlfärbung und das vorherrschende rote Brustband. 

Die Mischformen nach dem Grade ihrer Blutmischung ' zu 
benennen, ist bei den Goldammern nicht so einfach wie bei den 
Schwanzmeisen!!), denn es handelt sich hier um weit kompliziertere 
Färbungserscheinungen als dort. 

Den Ausgang der Untersuchung bildet hier stets die Färbung 
der Kehle. 

Danach muß ich sagen, daß alle Mischformen des Westens, 
insonderheit Frankreichs, sehr viel romaniensis-Blut haben, denn 
alle tragen die charakteristische Kehlfärbung der Formen des 
größeren Ringes, auch zeigen alle die reinere Gelbfärbung. Dann 
aber verwischt sich das Bild wieder: Es kommen Stücke mit der 
Brustzeichnung des Mitteleuropäers wie des Nordländers; ja auch 
solche ohne jegliche Brustzeichnung vor. Noch schwieriger ge- 
stalten sich die Untersuchungen bei den mitteleuropäischen Misch- 
formen. Nur kann ich hier mit Bestimmtheit sagen, daß wohl 
der größte Teil kein Abzeichen der Verwandtschaft mit den Formen 
des größeren Ringes trägt, ausgenommen die aus den Inseln der 
Schweiz, Böhmens und Oberösterreichs stammenden Vögel. 

Es ist also hier unmöglich, Formeln nach der Blutmischung 
mit einiger Sicherheit festzustellen. Deshalb bin ich der Ansicht, 
denn meistens läuft diese Bestimmung doch auch nur auf Hypo- 
thesen hinaus, dies einstweilen zu unterlassen. 

Ich füge nun einen kurzen Bestimmungsschlüssel an. 

1. a) Unreine Gelbfärbung 2a. 2b. 

b) Reine Gelbfärbung 2a. 

2. a) Scharf abgesetzte Kehlfärbung 3a. 3b. 

b) Nicht scharf abgesetzte, sondern in die Brustfärbung über- 

gehende Kehlfärbung 3b. 
a) Kinn und Kehle gestrichelt 4a. 
b) Kinn und Kehle ungestrichelt 4a. 4b. 
4. a) Oberes Brustband gefleckt 5a. 5b. 
b) Oberes Brustband ungefleckt 5a. 5b. 
a) Unteres Brustband ungefleckt 6b. 
b) Unteres Brustband aus Längsflecken bestehend 6a. 6b. 


1) Beitr, z. Zoogeographie d. pal. Reg. Heft I, S. 16. 
7* 5. Heft 


100 Dr. I. 'Gengler: 


6. a) Bürzelfedern trüb braunrot 7a. 
b) Bürzelfedern lebhaft braunrot 7b. 
7. a) Helle Flügelbinden wenig auffallend I. II. 
b) Helle Flügelbinden gar nicht auffallend III. IV. V. 


I. Emberiza citrinella erythrogenys. Il. Emberiza citrinella 
romaniensis. 1II. Emberiza citrinella nebulosa. IV. Emberiza 
citrinella citrinella. V. Emberiza citrinella sylvestris. 


Die Goldammern aus den Mischgebieten und die von den in 
Mitteleuropa, also in das Gebiet der Form syWvestris eingesprengten 
Inseln konnte ich als eben zurzeit noch nicht feststehende geo- 
graphische Formen in diesem Bestimmungsschlüssel nicht berück- 
sichtigen. Ich habe diese Vögel ja, soweit es meine Kenntnisse 
derselben zuließen, bei den einzelnen Formen bereits abgehandelt. 


Es erübrigt sich nun noch, ein Bild zu machen von der Ein- 
wanderung der Goldammern von ihrer asiatischen Urheimat her 
nach den westlichen Ländern. 


Von der Urheimat im äußersten Osten Asiens — nach jetzigen 
geographischen Begriffen aus der Amurprovinz, der Mandschurei, 
Küstenprovinz, aus Korea, Sachalin und den japanischen Inseln — 
verbreitete sich der Goldammer über Transbaikalien und Irkutsk 
bis zum Jenissei, wo höchstwahrscheinlich die endgültige voll- 
kommene Trennung von Emberiza leucocephalos erfolgte. 


Ob eine beiden Ammerformen gemeinschaftliche Stammform 
oder nach der Trennung eine Zwischenform bestanden hat, läßt 
sich jetzt nicht mehr sagen. Wenn aber eine dieser beiden Mög- 
lichkeiten der Fall war, so ist diese Stamm- oder Zwischenform 
wieder verloren gegangen. 


Der Marsch der nun abgetrennten Ammerform, aus dem sich 
allmählich der Formenkreis Emberiza citrinella entwickelte, setzte 
sich dann nach dem Westen fort durch Westsibirien bis zum Ural, 
nach Norden sich ausdehnend bis ungefähr zum 60.° n. Br., nach 
Süden bis zum Altai, also die Länderstriche zwischen dem 50. und 
60.° n. Br. überziehend. 


Der Ural wurde dann in seinem südlichen Drittel, dem mit 
gemischtem Wald bestandenen Gebirge überschritten. Erst nach 
der Überquerung dieses Gebirges scheint von der Westseite des- 
selben aus eine viel weitere Ausdehnung, vielleicht dem Gebirgs- 
‚stock entlang, nach Norden sich angeschlossen zu haben. Es 
müssen also hier die Ansiedelungsbedingungen auch in mehr nörd- 
lich gelegenen Landstrichen viel günstiger gewesen sein als auf 
der Ostseite. Und doch können die Verhältnisse nicht allzu ver- 
schieden gewesen sein, da sich dieselbe geographische Form östlich 
wie westlich des Ural findet. 

Von hier aus geht dann der Weg in bedeutend breiterer Front 
nach Westen weiter und zwar auf zwei Einwanderungsstraßen. 
Die eine führt im Norden über das europäische Rußland, Finland 


Der Formenkreis Emberiza citrinella L. 101 


und Skandinavien bis zum 70.° n. Br., also bis zur Baumgrenze, 
die andere geht im Süden über das kaspische Meer oder viel wahr- 
scheinlicher an seinem Nordufer entlang, über den Kaukasus weg 
bis zum Balkan und an der Westküste des Schwarzen Meeres 
durch Rumänien über die Karpathen nach Mitteleuropa hinein. 


Wo der Vogel sich angesiedelt hat und wirklich bodenständig 
geworden ist, muß sich natürlich mit absoluter Notwendigkeit 
cine oder, besser gesagt, die geographische Form mit der Zeit 
ausbilden. Denn nicht nur das an die Erde gebundene Säugetier, 
sondern auch der flüchtige Vogel paßt sich seiner Heimat aufs 
Beste in seinem eigenen Interesse, nur so sein ferneres Fort- 
bestehen sichernd, an, aus welcher Anpassung eben die geogra- 
phische Form entsteht. 

So wurde allmählich ganz Europa von dem Goldammer über- 
zogen mit möglichster Meidung des gerade diesem Vogel unsym- 
pathischen mediterranen Gebietes, dessen nördlichste Striche er 
nur ganz schwach besiedelt. Der Beschluß seiner westlichen Aus- 
dehnung findet sich in England, Irland und auf den Faeröern. 

Die Besiedelung von Norditalien, Südfrankreich und vielleicht 
auch von Nordspanien, wenn man überhaupt von einer solchen 
schon sprechen kann, ist zweifellos zu einem anderen, viel späteren 
Zeitpunkt in Angriff genommen worden als die des übrigen Europa. 

Die Ammern des Westens sind auch sicherlich nicht von 
Süden her eingewandert, sondern von Osten, wahrscheinlich der 
größere Teil sogar von Norden her. 

Wann nun diese Verbreitung von der ostasiatischen Urheimat 
nach Westen hin begonnen hat, wann überhaupt die Goldammern 
entstanden, wann die Trennung von leucocephalos sich vollzogen, 
diese Zeitpunkte zu bestimmen, wage ich nicht. Und Hypothesen 
halte ich für wertlos. 

Duncker!2) ist der Ansicht, daß die Familie Emberiza über- 
haupt während oder kurz nach der Eiszeit entstanden und daß 
die Ausbreitung nach Westen hin zu einem Zeitpunkt eingesetzt 
habe, an dem die im mittleren Tertiär beginnenden Faltungen 
Innerasiens bereits beendet gewesen seien. Es mögen diese Be- 
hauptungen vollkommen richtig sein, aber ich wage, wie schon 
oben gesagt, dazu nicht Stellung zu nehmen. 

Daß die Ammern schon sehr alt und in den Gebieten, in denen 
feststehende geographische Formen sich gebildet haben, schon 
lange ansässig sind, ist wohl zweifellos richtig. 

Ob der Goldammer aber sich aus asiatischen Steppenvögeln 
zu europäischen Waldvögeln und dann wieder allmählich zu dem 
jetzt hauptsächlich das Kulturland bewohnenden Vogel gewandelt 
hat, möge ebenfalls dahingestellt bleiben. 


12) J. £. O. 1912, 8. 69. 
5. Heft 


102 Felix Bryk: 


Für diese Untersuchungen genügt es, meiner Ansicht nach, 
die jetzt bestehenden festen geographischen Formen des Formen- 
kreises Emberiza cıtrinella L. gezeigt, ihre Verbreitung, so gut es 
zurzeit möglich, festgestellt und auf die Mischgebiete und die noch 
von dem Vogel gar nicht oder sehr wenig besiedelten Landstriche 
aufmerksam gemacht zu haben. 

Zu den Abbildungen seien noch folgende Bemerkungen ge- 
macht. Die abgebildeten Goldammerbälge sind nach typischen 
Stücken der jeweiligen Form hergestellt, Anklänge an Mischformen 
sind dabei vollkommen vermieden. Nur die beiden Vögel der 
Form erythrogenys sind Wintervögel und zwar der erste aus dem 
Osten des europäischen Rußland, der zweite aus Westsibiricn 
stammend. Der dritte Vogel ist ein Sommervogel aus Rumänien, 
der vierte ein solcher aus Nordschweden, der fünfte aus Thüringen, 
der sechste aus Holland. Alle sind alte Männchen. 

Zu der beiliegenden Kartenskizze möchte ich bemerken, daß 
die farbigen Linien die Grenzen der zurzeit feststehenden geo- 
graphischen Formen anzeigen, alle nicht farbig begrenzten Teile 
sind von Mischformen oder noch nicht feststehenden Formen be- 
wohnt oder überhaupt nicht von Goldammern besiedelt. 

Zum Schluß möchte ich noch die Bemerkung anfügen, daß 
die bei den einzelnen Formen aufgeführten Belegstücke selbst- 
verständlich nicht die einzigen von mir untersuchten Goldammern 
darstellen. s 


Bibliotheca sphragidologica. 
3 Von 
Felix Bryk, Stockholm. 


“(Mit 20 Figuren.) 


Einleitung. 


In der lepidoptorologischen Literatur gafft ns eine Lücken 
an. Eine Bibliographie der Sphragidologie wurde bisher mono- 
graphisch nicht behandelt, es sei denn als Abschluß im Literatur- 
nachweise meiner „Grundzüge der Sphragidologic“ [139]. 

Mit der Veröffentlichung der „Bibliotheca Sphragido- 
logica“ geht endlich mein alter Wunsch in Erfüllung, jenem 
Manko abzuhelfen. Als ich mein Manuskript über die Sphragido- 
logie der schwedischen Akademie der Wissenshaften anfangs 
1917 eingereicht hatte, hatte ich bereits im Plane eine derartige 


Bibliotheca sphragidologica 103 


„Bibliotheca“ aufgenommen. Wegen Papiermangel und anderen 
Schwierigkeiten, mit denen die Redaktion des ‚Arkiv f. Zoologi“, 
wie jede andere während des Krieges, zu kämpfen hatte, mußte 
ich mich damals, nur vorläufig, mit dem Aufzählen der betreffen- 
den Literaturangaben in chronologischer Folge begnügen, 


Diese trockenen Literaturangaben sind aber für die Meisten 
von wenig sagendem Werte, weil man meistens unmöglich alle 
dort angeführten Werke, worunter manche ganz unzugäng- 
lich sind, bei der Hand hat; aber auch dann, wenn man in der 
günstigen Lage sich befindet, sie in einer der hervorragendsten 
Bibliotheken nachschlagen zu können, verliert man bei dem an- 
gehäuften riesenhaften Quellenmateriale leicht die erforderliche 
Übersicht. Erst durch Sammlung aller Schriften, wo Anschauung 
gegen Anschauung, Befund neben Befund, Hypothese gegen Hypo- 
these zu Worte kommen, erst durch kritische Sichtung des ge- 
sammelten Materials, durch Anbringung von Marginalnoten sowie 
eines Sachregisters gewinnt man einen klaren Überblick über dieses 
so interessante Kapitel der tierischen Erotik. 


Die ‚Bibliotheca sphragidologica‘“ erspart sohin nicht nur 
dem künftigen Forscher viel Mühe, sondern ersetzt ihm eine der 
kostspieligsten Bibliotheken. In der „Bibliotheca“ habe ich die 
wichtigsten Erscheinungen bis zum Juni 1919 berücksichtigt 
mit Ausnahme der „Grundzüge der Sphragidologie“, um die 
ohnehin sehr umfangreiche Publikation nicht noch umfangreicher 
zu machen!). Die Ikonographie über die Acraeinae habe ich freilich 
etwas stiefmütterlich behandelt, ich kann sagen eigentlich blos 
gestreift; aber sie ist mehr von systematischem als biologischem 
Werte: und die Systematik wollten. wir vorläufig ausschalten, 
ohne jedoch ihre Bedeutung irgendwie verkennen oder schmälern 
zu wollen. 

Ich bin bei dieser Gelegenheit in der Lage, die paläarktische 
Falterwelt um einen ‚neuen“ sphragophoren Schmetterling zu 
bereichern. Bei der Durchsicht der mir freundlichst von Herrn 
Dr. Nordström zur Verfügung gestellten Ausbeute seiner langen 
Serie von Argynnis improba Butl.2), die er anschaulich in ‚Entom. 
Tidskrift“ (1919, Heft 1) beschrieben hat, ist mir bei zwei Weib- 
chen eine leider defekte Sphragis aufgefallen. Bei der ungemeinen 


1) P.S. Ich habe mir aber erlaubt, die umfangreichen Referate der 
Arbeiten Nr. 29 (Siebold), 34 u. 39 (Burmeister), 50 (Elwes), 5l 
(A.Thomson),56 (Grum), 62 (Rogenhofer),64(Sceudder),64bis (Kolbe), 
70 (Cholodkovsky), 74 (Marshall), 103 (Turatiu. Verity),122(Bryk) 
und133 (Fischer)ausfallen zu lassen, zumal diese Arbeiten in leicht zugäng- 
lichen Zeitschriften enthalten sind. Die den Inhalt andeutenden Stichworte 
dieser Referate sind aber im Register mitgenommen worden, so daß die - 
Leser daraus ersehen können, ob sie sich diese Zeitschriften anzusehen 
brauchen. Strand. 

?) Ich lasse es bis auf weiteres dahingestellt, in welcher Beziehung 
Arg. improba Butl. zu Arg. frigga Thnbg. steht; eine kritische Bearbeitung 
beider Falter behalte ich mir vor. 


5. Heft 


104 Felix Bryk: 


Rarität dieses Schmetterlings wird sich der Leser auch damit be- 
gnügen, wenn ich vorläufig nur eine defekte Sphragis in Fig. 1 
abbilde. Der proximale, hervortretende 
Teil der Sphragis ist weißlich, wie mir 
überhaupt die weißliche Farbe als die 
ursprüngliche Farbe der meisten 
Sphragiserscheint. Das Sterigma horn- 
braun in der Farbe, stark entwickelt. 

Unter den Lycaeniden wurden 
bisher sphragophore Arten noch 
nicht signalisiert. Auch ich bin nicht 
in der Lage, hierüber mit Bestimmt- 
heit positive Angaben zu machen. In 
Erinnerung aber, daß Spulers ([89]) 
en Entdeckung von rudimentärer Sphra- 
Fig. gis bei Archon (Doritis) apollinus Hrbst. 
Abderen mit Sphragis von erst nach vielen Jahren zur Fest- 
Argynnis improba Btr. 2 aus stellung der Sphragophorie auch bei 
Schwed. Lappland. (In coll. dieser Art (Buresch [129]) geführt 

nen hat, kann ich nicht umhin, zur Klärung 
der Frage des Vorkommens sphragophorer Lycaeniden auch eine 
scheinbar unbedeutende Beobachtung mitzuteilen. Als ich voriges 
Jahr an der Ostküste auf Gärdsnäs, dem Herrschaftsgute des 
Herrn Direktor Gustaf Cornelius, ein Pärchen von Lycaena 
eumedon bei der Kopula erbeutete und dieses sich in der Tüte 
trennte, so fiel mir am Hinterteile des @ ein sphragisartiges Ge- 
bilde von gleicher celloloidartiger Konsistenz auf, wie sie für die 
Sphragisstruktur charakteristisch ist. Auf Fig. 2 veröffentliche 
ich ein Bild davon, das den Leser zu weiteren Forschungen an- 
regen möge. 

Zur Veranschaulichung des behandelten Themas habe ich 
ferner einige Figuren aus meiner Abhandlung ([139]) übernommen, 
um an der Hand der Abbildungen einige charakteristische Sphragis- 
formen oder Sterigmata zu zeigen. 

Seit dem: Erscheinen meiner „Grundzüge“ ([139]) sind einer- 
seits einige sphragidologische Studien erschienen, andererseits habe 
ich einige übersehen. Ein * zeigt die neu hinzugekommenen Lite- 
raturangaben an. Herr Prof. Poulton, Oxford, hatte die be- 
sondere Liebenswürdigkeit mich u. a. auf die von mir übersehene 
Arbeit von Houlbert ([131]) aufmerksam zu machen, die mir 
später Oberthür zugesandt hat, wofür ich beiden Forschern zu 
besonderem Danke verpflichtet bin. 

Eltringham ([132]) hat inzwischen Houlberts irrige sphra- 
gidologische Ausführungen widerlegt und es tut auch mir leid, 
gewisse Ansichten in der sonst so vortrefflichen Studie von Prof. 
Houlbert nicht akzeptieren zu können. Besonders tut es leid, zu 
sehen, daß Houlbert noch im Jahre 1916 sich davon nicht über- 
zeugen lassen will, daß die Sphragis kein Organ (s. str.), son- 


Bibliotheca sphragidologica 105 


dern bloß ein Kunstprodukt ist. Und ähnlich wie Giacomelli 
([95]) hat er den Fehler begangen, eine phantastische Position 


Fig. 2. 


während der Kopula [l. c. Fig. 14, p. 150] abzubilden, ‚wie sie in 
der Natur uns unmöglich zu sein erscheint, schon aus diesem Grunde, 
weil das Weibchen vor der Begattung keine Sphragis besitzt. 


+ + 
* 


Ich kann nicht umhin, diese Arbeit abzuschließen, ohne zuvor 
meinen verbindlichsten Dank allen jenen freundlichen Herren, 
die mich unterstützt haben, auszudrücken: und zwar Herrn 
Bibliothekarius Dr. Bergstedt, der mir in entgegenkommendster 
Weise die Schätze der Bibliothek der Akademie der 
Wissenschaften zur Verfügung gestellt hat, Herrn Prof. 
Tullgren sowie Herrn Direktor J. Cederquist, der mir 
die Klischees aus seiner graphischen Anstalt unentgeltlich 
zur Vervielfältigung geliehen hat, Herrn Direktor G. Cor- 
nelius mit Frau, der mich wiederholt zur Fortsetzung 
meiner sphragidologischen Studien auf sein Gut eingeladen hat, 
Herrn Dr. Nordström für das interessante Lepidopterenmaterial 
aus Lappland, Herrn Dr. Kemner für die Herstellung der Makro- 
photogramme, den Herren Präsidenten Oberthür und Professor 
Poulton für die freundliche Übersendung seltener Schriften und 
schließlich Herrn Dr. E. Strand für all die Mühe, die er sich 
mit der Abschrift mir unzugänglicher Werke gegeben hat. 

Stockholm, Anfang Juni 1919. 


5. Heft 


106 Felix Bryk: 


Zur Einführung. 

Weibchen gewisser Schmetterlingsarten, die oft in keiner 
näheren verwandtschaftlichen Beziehung zueinander stehen, tragen 
nach Vollendung des Begattungsaktes am Hinterleibsende ein mehr 
oder weniger sichtbares Anhängsel, das seit Poulton (Eltringham) 
den Namen Sphragis trägt. Die Sphragidologie hat sich 
sohin mit den Sphragisbildungen und allen mit ihnen in irgend- 
welchem Zusammenhange stehenden Fragen zu befassen. 

Die Sphragidologie läßt sich in eine morphologische und 
eine biologische einteilen. 

I. Die morphologische Sphragidologie. 
Sie befaßt sich ausschließlich mit dem toten Objekte. 
In ihren Untersuchungskreis fällt: 
a) die Sphragophorie, 


) 

c) das Sterigma, 

d) der männliche Geschlechtsapparat, 

c) der weibliche Geschlechtsapparat, 

f) die Formbeziehungen zwischen dem männlichen und 
weiblichen Geschlechtsapparate, 

g) die Variabilität der Sphragis, 

h) die den plastischen Stoff aussondernden Drüsen, 

i) die chemische Analyse des Drüsenstoffes, 

k) die Entstehung des Sterigmas. 


a) Die Sphragosphorie, d.h. das Vorkommen der Sphragis 
bei gewissen Arten ist zunächst wichtig, festzustellen. 

b) Die Sphragis einer sphragophoren Art muß natürlich 
beschrieben und abgebildet werden. Hierbei empfiehlt es sich, 
die Sphragis von vielen Seiten (ventral, im Profil, frontal, auch 
— insofern es geht — abgelöst abzubilden). Die Farbe soll 
angegeben werden. Ist die Sphragisfarbe während der Kopula 
und nach der Kopula verschieden, so soll womöglich auch dies 
berücksichtigt werden. 

c) Das von uns benannte Sterigma wurde von uns als 
ein sekundäres Geschlechtsmerkmal erkannt. Es ist ab- 
zubilden. Auch soll es auf seine Beweglichkeit hin untersucht 
werden. In einem Falle gelang es uns wenigstens ein bewegliches 
Sterigma festzustellen. (Bryk [139], p. 14, 15). 

d) Der männliche Geschlechtsapparat, der an der 
Formung der Sphragis beteiligt ist, muß genau untersucht, so- 
dann beschrieben und abgebildet werden. 

e) Dasselbe gilt vom weiblichen Geschlechtsapparate, zumal 
u. a. auch behauptet wird, daß das Weibchen: neben dem Männ- 
chen den erhärtenden Drüsenstoff liefere. 

f) Die Formbeziehung zwischen dem männlichen und weib- 
lichen Geschlechtsapparate kennen zu lernen, ist lehrreich für 


Bibliotheca sphragidologica 107 


das Verständnis des Sphragisbaus. Schematische Zeichnungen 
können dabei behilflich zur Veranschaulichung sein, insofern sie 
der Wahrheit nahe kommen und keine kritiklosen -Phantasie- 
produkte sind, wie bei Giacomelli ([95], p. 436ff. Fig. A 5) oder 
Houlbert ([131] p- 150, Fig. 14). 

) Die Variabilität der Sphragisform sollte jeder, der 
sich für die Variabilität der Art interessiert, berücksichtigen. . 

h) Die den plastischen Stoff aussondernden Drüsen 
sind bisher unbeschrieben, was allein schon zu Untersuchungen 
anregen sollte. 

i) Der Drüsenstoff sollte auch chemisch analysiert 
werden. 

k) Die ontogenetische Umbildung des letzten Sternites in 
ein Sterigma wurde ebenfalls noch nicht verfolgt. 


Il. Die biologische Sphragidologie. 
Sie berücksichtigt alle mit der Sphragis im Zusammenhange 
stehenden biologischen Fragen; und beschäftigt sich mit: 
a) Phänologie der Weibchen, 
) Liebeswerben, | 
c) Dauer des Begattungsaktes, 
d) Polyandrie, 
) Begattungsakt, 
f) Eiablage. 

Von besonders großer Bedeutung ist es, genau die Begat- 
tung (e) zu beobachten. Hierbei soll man seine Aufmerksamkeit 
lenken auf: 

1. Die Stellung der Kopulierenden während des Begattungs- 

aktes, 

9. die Funktion der Genitalien, besonders das Ausstülpen des 
Paraplastes während der Begattung, 

3. die Farbe der Sphragis während und nach der Kopula. 
(Beispiel: Parn. apollo, wo die ursprünglich wachsweiße 
Sphragis sich später ganz dunkelschwarzbraun färbt), 

4. den Hochzeitsflug des vereinten Pärchens. 

Schließlich sind zur tieferen Kenntnis der Sphragidologie 
Experimente vorzunehmen. Die von mir vorgeschlagenen Ex- 
perimente (Bryk [139]), 1—5; p. 9, 10, 12), die sich sicher um eine 
ganze Reihe anderer vermehren lassen dürften, könnten uns 
manche rätselhaften Vorgänge während der Sphragisbildung ins 
Klare bringen. Dieser Hilfszweig der Sphragidologie würde so- 
hin das Feld der 


III. Experimentellen Sphragidologie 
umfassen. 

Schließlich würden im Maße der Erforschung und Beant- 
wortung aller von uns aufgestellten Probleme naturphilo- 
sophische Spekulationen über die Nutzanwendung der Sphra- 
gis oder sogar über die Entwicklungsgeschichte der Sphra- 


5. Heft 


108 Felix Bryk: 


gisbildungen, die sich vorläufig noch auf dem geräumigen Felde 
vonyvagen Vermutungen bewegen, dazu beitragen, dem Sphinx- 
mysterium des Liebeslebens im Tierreiche näher zu kommen. 

Aber hierzu ist ein planmäßiges gemeinsames Arbeiten auf 
dem Geleise des eben skizzierten Grundplanes vonnöten, zu dem 
die Geschichte der Sphragidologie — denn dies umfaßt im 
Grunde die „Bibliotheca sphragidologica‘‘ — den Forscher 
anzuregen”sich bemüht. 


Bibliographia sphragidologiea. 

[1] 1745. C. Linnaeus, Gothländska resa (Upsala, Stockholm) ; 
über Pap. hexapus etc. (= Par. apollo). 

& Ge- „De Stiert hade 4 hvassa, härda klor, nästan som katteklor, 
schlechts- hvilka sparrade utifrän hvar andra, mitt emellan dem satt 
apparat en liten spitsig styl.‘““ (Vgl. [9]). 

[2] 1746. C. Linnaeus, Fauna Svecica, p. 246; ab Parn. 
apollo L. 

Sphragis „Sub ano membrana crassa, concava, carinata“ 

[31 1752. De Geer. Memoir p. servir a l’Hist. d. ins. ]J. I, 
VII, p. 288. 

„En dessous de l’extremite du ventre, ces Papillons ont 
Sphragis une appendice &cailleuse, concave & brune, qui paroit 

&tre singuliere & qui merite d’&tre examinee; mais il faut 

avoir des Papillons vivans, pour pouvoir en donner la 

description, & pour examiner son usage, & c’est ce qui 

me manquoit pour lors“. 

p. 649 Tafelerklärung zu T. 18, Fig. 13, p. 

„pP, est une partie Ecailleuse, qu’il porte au derriere, mais 

dont je n’ai ‚pas eu actuellement l’occasion de donner la 

description.‘ 

[4] 1753. Isaacus Uddman, Novae insectorum species, p. 28. 
Über Parnassius mnemosyne L. 

Sphragis „Obs.: Foemina hujus & Alpicolac?) membrana concava 
sub ano gaudent quae in hac albida est, instar cornu curva, 

Zweck apertura capaci ultra anum sursum vergente. In usum, 
jam non obvium, inquirant Entomologi‘. 

15] 1754. Jae. Chr. Schäffer, Neuentdeckte Theile an Raupen 
und Zweyfaltern nebst der Verwandlung der Hauswurzraupe zum 
schönen Tagfalter mit rothen Augenspiegeln. 

p. 46: „Die Männgen und Weibgen unterscheiden sich 
durch zwey Stücke. Einmal durch die schon bekannte 
Gestalt des Leibes, als der bey denen Männgen länger 
und dünner, als bey dem Weibgen ist; zum andern aber, 
welches hier besonders merkwürdig ist, durch einen ge- 
wissen ganz außerordentlichen Theil, der dem Weib- 
Sphragis gen hinten am Leibe ansitzet. Da letzterer eben der 


3) Alpicola ist der ursprüngliche linnaeanische Name für Par. apollo L. 
(Bryk). 


Bibliotheca sphragidologica 109 


Theil ist, den meines Wissens noch kein Naturkündiger 
an irgend einem anderen Zweyfalter bemerket hat; so 
glaube ich um so mehr verbunden zu seyn, davon hier 
eine genauere Nachricht und Auskunft zu geben. — Als 
Verwechs- ich diesen Theil zum erstenmal erblickete, so hielt ich 
nr diejenigen’ Zweyfalter, welchen solcher ansasz, für lauter 
Männgen und vermuthete, dasz ihnen solchere beym Be- 

Zweck gattenetwa nützen mögte. Diese meine Vermuthung schien 
um so mehr Grund zu haben, weil ich in der inneren Höhlung 
desselben ein kleines Stängelgen, wie die Ruthe des Ge- 
schlechtsgliedes, gewahr ward. Als ich aber genauer nach- 
sahe, so fand ich, dasz alle Zweyfalter, die solchen Theil 
hatten, lauter Weibgen waren. Die blosze oben gemeldete 
dickere Leibesgestalt zeigte mir davon schon einigermaszen 
die Gewiszheit; ich wollte aber diesem Merkmaale allein 
nicht trauen, und suchtejmich also dessen noch auf eine 
andere, und auf die untrüglichste, Art zu versichern. — 
Schäffer nahm nun Exemplare, denen die Sphragis fehlte 
und ‚drückte einem nach dem andern das verborgene Ge- 
schlechtsglied heraus, und dieses war bey allen diesen alle- 
zeit das männliche Glied.‘‘ Schäffer beschreibt nun das 

& Ge- Glied des Männchens, ähnlich wie wir es bei seiner Tafel- 

schlechts- erklärung unten wiedergeben. — p. 47: Schäffer fand nun 

apparab das alle sphragislosen Exemplare Männchen waren?) und 
zieht sogar den kühnen Schluß: ‚‚dasz die natürliche 
Abwesenheit des neuen Theiles ein sicheres Merkmaal der 
Männgen sey.‘“ Bei @ deren hintere „Ringe des Leibes 

9 er zusammenpreszte, zeigte sich bey allen das weibliche 

schlechts- Geschlechtsglied in seinen besonderen Theilen. Doch 

apparat mußte ich, solches sichtbar zu machen, den neuen Auf- 
satz abbrechen“. 

Sphragis p. 48: „Es sitzet derselbe (Theil) den zween letztern 
Gliedern des Unterleibes und zwar so fest an, dasz man 
ihn nicht leicht, ohne ihn zu zerbrechen, davon absondern 
kann. Ich wüsste ihn überhaupt mit nichts Besserm im 

“rn Kleinen, als mit dem Hintertheile eines Schiffes, zu ver- 

Est der gleichen, an welchem unten”der Kiel zu schen ist. — Er 

Sphragis ist hornartig und ungemein hart, dabey aber doch sehr 

Variabj. dünn, innwendig hohl, halbdurchsichtig, und meistens von 

lität der dunkelbrauner Farbe. Doch habe ich auch einige gefunden, 

Farbe die ganz schwarz; und wieder andere die ganz weißgrau 
waren. Der Spiegel, um beim Gleichnisse eines Schiffes 
zu bleiben, ist an einigen ganz gerade in die Höhe ge- 
schwungen, an anderen aber ist das oberste Ende des- 
selben auswärts gebogen; und hat in der Mitte einen Ein- 
schnitt, welcher ihn in zween gleiche Theile theilet, die 


4) Obs.: auf Taf. II, Fig. V, widerspricht er sich, weil er dort ein 2 
Abdomen ohne Sphragis abbildet. (Bryk) 


5. Heft 


110 Felix Bryk: 


bey einigen in zwo stumpfe Erhöhungen, bey anderen 
in eine einfache scharfe Spitze, auslaufen. Jeder dieser 
zween Theile ist an dem Rande auf das stärkste verdünnet, 
und gehet in eine scharfe Schneide aus. Wo der Einschnitt 
Carina unten am Ende aufhört, gehet der Kiel an, welcher vom 
erstgedachten Orte, bis er sich unter den Ringen des 
Leibes verliehret, einen halben Bogen macht, und eben- 
falls hornartig, dünn, und an seinem Umfange geschärft 
ist. Der ganze Theil aber verliehret sich unter den Haaren 
der Ringe, so dasz man nicht siehet, wie und wo er eigent- 
lich mit ihnen zusammenhange. — Innwendig zeiget sich 
vom Kiele bis an das äuszerste Ende des Spiegels eine 
Rippe, so unten am stärksten ist, gegen die oberste 
Schärfe aber ebenfalls dünn zuläuft, und den vorgedachten 
Einschnitt macht, der bey einigen nicht einmal sichtbar 
ist. An ihrer statt zeiget sich blosz ein schwarzer Strich, 
oder es scheinet vielmehr die erstgemeldete Rippe durch. 
Der ganze innere Boden ist mit langen Haaren ausgefüllt, 
die von dem letzten Gliede des Leibes ihren Ursprung 
haben. Vor allen aber ist anmerkungswürdig, dasz sich 
aus der Mitte dieses hohlen Bodens gegen das oberste 
Ende des Spiegels ein Stängelgen, wie eine durch- 
sichtige .Borste, so ganz gerade ist, schräge 'empor- 
hebet. Es scheinet zwar keine Glieder oder Absätze zu 
haben; läßt sich aber doch, wie eine Fischgräte, biegen, 
und springt allezeit wieder in seine vorige Richtung 
zurücke. — Diesen itzt beschriebenen neuen Theil hatten 
alle diejenigen Zweyfalter ganz und unverstümmelt, die 
bey mirauskrochen.*) Beidenenaber, die ich auf den Ber- 
gen fangen liesz, war er selten unverletzt; sondern bey 
denen, so, nach Anzeige ihrer zerrissenen, und vom Feder- 
staub oder Schuppen entblöszten, “Flügel, schon lange 
Defekte herumgeflogen waren, fand sich dieser Theil sehr zer- 
Sphragis stijmmelt, so gar, dasz ich bey manchem recht mühsam 
nachsuchen mußte, um nur seiner Ueberbleibsel unter den 
Haaren der letzten Glieder ansichtig zu werden. — Da 
Zweck der gröszte und eigentlichste Endzweck der weyblichen 
Zweyfalter ist, sich zu begatten, und Eyer zu legen, so 
scheinet dieser itztbeschriebene neue Theil ein Werkzeug 
dazu, und zu einem von diese beyden Endzwecken ge- 
Kopula schaffen zu seyn. Zum Begatten und Paaren kann es’ 
wohl nicht dienen, weil, wie ich angezeiget habe, nicht 
nur bey den Männgen und Weibgen die Zeugungsglieder 
vollkommen, wie bey andern sind; sondern weil auch dieser 
Theil dem Begatten mehr hinderlich, als förderlich zu seyn 


*) Schon v. Siebold [29] hat darauf aufmerksam gemacht, dasz Schaeffer 
“entweder /einen-Beobachtungsfehler begangen hat, oder dasz die 99 sich in- 
zwischen nach dem Schlüpfen begattet hatten (Bryk). 


Bibliotheca _sphra gidologica 111 


Zweck der scheinet‘“. „Ich würdealso geneigt seynes vorein Hülfsmittel 
Sphragis und W erkzeug des Eyerlegens anzugeben, wenn ich nur hie- 


Sphragis 


von ein Augenzeuge werden und einen einzigen Zweyfalter 
Eyer legen hätte sehen können.‘ Schäffer hat aber weder 
die Eiabage noch Kopula beobachtet. ‚Ich musz also, 
um von dem anscheinenden Nutzen nur etwas zu sagen, 
es dermalen bey bloszen Muthmaszungen bewenden lassen. 
Mich dünket, man. könnte diesen Theil einem Pfluge ver- 
gleichen. p. 50. Die Pflugscharte ist ein etwas ge- 
wölbtes und vorne spitzig verlaufendes Eisen. Diesem 
scheinet der sogenannte Spiegel jenes neuen Zweyfalter- 
theiles ähnlich zu sein. Die Pflugscharte hat hinter sich 
ein langes, unten mit Eisen beschlagenes Bret. Mich 


‘ dünket, dasz bey jenem Theile der Kiel diese Stelle ver- 


trete. Und vielleicht ist hier auch das Stängelgen das- 
jenige, was bey dem Pfluge das Messer ist. Sollten sich 
die Weibchen nicht etwa dieses Werkzeuges ebenso, wie 


Zweck der wir uns unseres Pfluges bedienen? Sollten nicht die- 


Sphragis 


Eiablage 


Ikono- 
graphie 


jenigen, an welchen dieser Theil zerstümmelt und zer- 
brochen ist, solchen beym Eyerlegen abgenutzt und ver- 
dorben haben? — Da dieser Theil sehr fest am Leibe 
sitzt, so kann das Weibgen ihre ganze Gewalt damit an- 
wenden. Da er an sich hart und fest, dasz man ihn mit 
dem spitzigsten Messer kaum durchstechen kann, undnebst 
dem auf allen Seiten scharf und schneidig ist; so scheinet 
er allerdings geschickt genug zu seyn, die Erde damit auf- 
zuwühlen. Erinnern wir uns hiebey, dasz die Raupen 
dieser Zweyfalter blosz auf der Hauswurz leben, diese aber 
auf alten Gemäuern und Felsen in weniger Erd e wächset, 
welche Erde noch dazu auch fast beständig auf das härteste 
ausgetrocknet ist; so mögte wohl allerdings der Zweyfalter 
eines besonderen Werkzeuges brauchen, diese Erde auf- 
zuarbeiten, wenn er seine Eyer an die Wurzel oder wohl 
gar unter die Erde nahe an dieselben legen will“. ‚Mit- 
hin dünket mich, nichts anderes übrig zu seyn, als zu 
glauben, dasz, da, nach der Ähnlichkeit zu schlieszen, die 
Zweyfalter ihre Eyer nahe bey der Hauswurz legen müssen, 
hiezu kein bequemerer Ort als unter der Erde, die nicht 
gar tief ist, seyn könne. Wollte man sagen, dasz sie die 
Eyer vielleicht an die Stengel klebten; so würde ich, da 
ich nur erst kürzlich an denen Oertern, wo sich die meisten 
Zweyfalter aufgehalten haben, das Kraut, und ausgerissene 
Stengel sorgfältigbeschauet habe, doch wenistens einmalein 
Ey daran gefunden haben, welches doch nie geschehen ist.“ 
Auf Taf. II bildet Schaeffer (J. G. Bez pinx., B. G. 
Friedrich sculps.) unter Fig. VI, VII die Sphragis ab; 
Fig. VIII stellt den männlichen Genitalapparat dar. Auf 
Fig. V ist unter a deutlich das etwas zu schematisierte 


5. Heft 


112 Felix Bryk: 


Sterigma als Abschluss des weiblichen Genitalapparates 
zu erkennen. Schäffer gibt hierzu in den Tafelerklärungen 
p. 53, 59 folgende Schilderung: 
a V. Das weibliche herausgedrückte und vergrößerte 
apparat Geschlechtsglied. a. der letzte Ring (= Sterigma). b. das 
Sterigma Innere dieses letzten Ringes, welchen die eigentlichen Theile 
des Geschlechtsgliedes aufsitzen. c. ein gewisser weiszer 
und häutiger Theil, so sich bey stärkerem Drücken allezeit 
gezeiget, und hierauf wieder verloren hat. d. die bekannte 
Oeffnung zwischen zween fleischigten kissenartigen Theilen 
Ovipositor ee. f. f. die zwo löffelartigen Platten, die oben nicht spitzig, 
wie bey dem männlichen Geschlechtsgliede, sondern rund 
Sphragis zulaufen (= die Klappen des ovipositors). g. der After. 
— Fig. VI. Der neue besondere Theil an dem letzten Ringe 
der weiblichen Zweyfalter, vergröszert, und wie er auf der 
Seite gesehen wird. Ich habe ihn mit einem Schiffe ver- 
glichen. a. der Spiegel. b. die Gegend wo sich dieser Theil 
unter den Haaren.der letzten Ringe verlieret. c. der Kiel. 
d. das schräg emporstehende Stängelgen. — Fig. VII. 
Eben dieser Theil, wie er von oben her sich zeiget. a. der 
Spiegel. b. die Gegend, wo er mit den letzten Ringen ver- 
bunden ist. e. der Kiel. d. das Stängelgen. — Fig. VII. 
Das männliche Geschlechtsglied herausgedrückt, und ver- 
gröszert. a. der letzte Ring. b. die beyden krummgeboge- 
nen und spitzig zulaufenden löffelartigen Platten. e. die 
Scheide des eigentlichen Geschlechtsgliedes, welche bey 
starkem Drücken auf der Seite heraustritt. d. d. die zween 
krummen Hacken, mit welchen das Weibgen vom Männ- 
gen gefasset wird. e. der After. f. zween andere kleine und 
krumme . Häkgen hinter dem After. gg. die Theile, wo die 
löffelartigen Platten aufsitzen.‘ : 

[*6] 1755. Partes quaedam in erucis et papilionibus nouiter 
detectae. Accedit metamorphoseos erucae, in sedo habitantis, de- 
scriptio, in papilionem alis, oculis rubris notatum. Auctore Jacobo 
Christiano Schaeffer in: Commentarii de rebus in scientia naturali 
et medicina Vol. IV. pars I. Lipsiae, p. 719. (Referat). 

„Sexus in aliis, ut in hac, magnitudine discernitur, noua 

tamen in femina et extraordinaria pars huic papilioni data 

Sphragis est, siquidem in iis, quos anatome mares esse indicabat, 
haec deficeret. Adhaeret illa ad duos posteriores annulos, 

a quibus vi tantum separatur, et carinae formam habet. 

Farbe Corneae est substantiae tenere atamen, intus caua, colore 
fusca, nigra, non nunquam cinerea. Principium sacpe 
rectum, non nunquam incuruatam, incisura media diui- 

ditur in duas acquales partes, in obtusum apicem desi- 

nentes, inferior pars, carinam imitans, quandoque arcuata, 
margine acuta est, tota interim pilis tegitur, hinc saepe non 

earina conspicienda. Media etiam ad carinam costa vel eius 


Bibliotheca sphragidologica 113 


loco nigra linea cernitur, ex cuius medio columnula egre- 
ditur setae (p. 720) instar conspicua, elastica quoque. 
Inueniebatur porro in illis, qui circum uolitando per ali- 

Zweck quot tempus vixerant, raro incorrupta, in statu sano 
vomeri similis est. Usus in congrediendo eius nullus esse 
videtur, quum omnium partium, generationi inseruien- 
tium, perfectissima adsit utriusque sexus structura, hinc 
ad recondenda secura oua forte quidquam tribuit, quam 
tamen opinionem meram esse coniecturam adserit Cl. 
Auctor, in rerum naturas inquirendas sollicitus, cuius 
voria eius modi eruditionis specimina alia extant, suo 
tempore cum lectoribus communicanda.‘“ 

Laut Hagen, T. II, p. 113, sind über die Schaeffersche Arbeit 
Referate noch in: Leipz. gel. Zeit. 1755, p. 189; Erlang. gel. 
Anmerk. 1755, p. 26; Goetting. gel. Anz. 1755, p. 35 erschienen. 

[7] 1761. C. Linnaeus. Fauna suecica, (Edit. alt.), p. 269 über 
Parn. apollo L. 

Sphragis „Sub ano membrana crassa, concava carinata.‘ 
Über Sphragis von Parn. mnemosyne L. „Anus organo 
majore cartilagineo singularis structurae in femina.“ 

[*7a] 1761.”!N. Poda, Insecta musei Graecensis, p. 66. 
Sphragis „Cl. Scopoli in epis. dignoscitur squama vomeri formi 

abdomen subtus terminante.‘“ 

[*8] 1764. Jac. Chr. Schäffer, Abhandlung von Insecten, Vol. I, 
p. 103ff., Taf. II. (Neuauflage von Schäffers, Neuentdeckte 
Theile etc. etc. (Vgl. S. [5], p. 108). Aus einer Fußnote p. 60, 
geht hervor, daß Schäffer bei Abfassung seiner bemerkenswerten 
Studie (7154) De Geers Werk: M&m. pour servir etc. etc. 1752 
(vgl. [3], p. 108) nicht kannte, weshalb Schäffer unbedingt die 
Priorität als ersten Ikonographen der Sphragis anerkannt 
werden muß, zumal die Abbildung der Sphragis sowie Beschreibung 
bei De Geer ganz oberflächlich istund De Geer gar nicht angegeben 
hat, daß die Sphragis sich bloß auf das 2 beschränkte, was Goeze 
in der deutschen Übersetzung des De Geer’schen Werkes mit Recht 
kritisiert. Auch Bryk (vgl. 172) hat ohne Kenntnis der Goeze'- 
schen Kritik gleiches De Geer vorgehalten. 3 

*9] 1764. C. v. Linne, Reisen durch Oeland und, Gothland etc. 
(Halle), p. 248; über Par. apollo L. ; 

& Ge- „Am Hintern hatte er vier scharfe harte klauenförmige 
schlechts- auseinander stehende Teile, fast wie Katzenkrallen, zwi- 
apparat ‚schen -denselben in der Mitte sasz ein kleiner spitziger 

Stift“ (übers. von D. G. Schreber). N: 

[*10] 1771.: Charles De Geer, Memoires pour servir a l‘histoire 

des insectes. Vol. II, Stockholm; p. 186—187. 
Über Parn. apollo L.: „La femelle porte au bout du 

Sphragis ventre en dessous, un appendices remarquable, qui est de 
Färbung substance de corne, concave& de - ouleur brune. M. Schaef- 

fer a decrit & donne& des figures de cette piece singuliere 

Archiv a ge 8 5. Heft 


114 Felix Bryk: 


Zweck & il conjecture qu’elle doit servir a la ponte des oeufs; 
Eiablage mais comme il n’est point parvenu & soir cette ponte, 
il n’a pu dix rien davantage sur son usage. Je n’ai pas 
en non-plus occasion d’examiner cette partie comme elle 
semble meriter.“ 
*11] 1777. E. J. Chr. Esper, Die Schmetterlinge in Abbildun- 
gen nach der Natur mit Beschreibungen. Erster Theil, p. 43. 
„In dem Weibchen von Apollo hat Herr Rath Schäffer 
Sphragis ein besonderes Werkzeug bemerkt. Es ist ein eigenes 
Gliedmas an der unteren Seite des Leibs. Hier ragt ein 
hornartiger ungemein harter, aber sehr dünner nachen- 
förmiger, inwendig holer, ohngefähr zwey Linien in der 
Länge betragender Auswuchs von dunkelbrauner, zuweilen 
Farbe auch schwarzer Farbe hervor. Man vermuthet, es möchte 
Eiablage dieses Werkzeug bey Legung von Eyer etwa zu ihrer Be- 
vestigung dienen. Doch da wir noch nicht wissen, ob 
dieser Schmetterling seine Eyer auf Pflanzen, oder in die 
Erde wirft, so müssen wir uns hier blos mit Muthmassungen, 
bis zur Entdeckung des Gewissen, behelfen. Einigen In- 
Zweck secten hat der Schöpfer ähnliche Werkzeuge zum Anhalten 
bey der Begattung gegeben; vielleicht ist es hier eben- 
falls so“. 
I. Teil. Vol. II, p. 48. Über Parnassius Mnemosyne. 
„Das Weibchen allein kam am seltensten vor. Es nimmt 
Sphragis sich durch das besondere Organ auf der Unterseite des 
Hinterleibes vorzüglich vor dem Männchen aus. Eine ge- 
naue Abbildung bedünkt mich daher nöthig, als von 
irgend einer neuen Gattung zu seyn. Linne& hat bereits 
dieses Werkzeug erwähnt.‘ (In Nota a) zitiert Esper die 
Linneische Diagnose (vgl. [7]) und setzt fort: ‚An dem 
Weibchen des P. Apollo ist dieses Werkzeug verschieden. 
Farbe Dorten ist es schwarz und unförmlich gestaltet. Hier aber 
weisz, einer Blase ähnlich, und von regelmäßigem Bau“). 
Außer dem Apollo ist uns kein einziger Falter bekannt, den 
die Natur damit begabt. In beyden ist es aber beträchtlich 
verschieden. Der P. Mnemosyne hat es länger, und in 
grösserer Breite. Es ziehet sich in einer nachenförmigen 
Krümmung bis gegen den Anfang des Hinterleibs herab. 
In beiden ist es angewachsen, gegen den After in beträcht- 
licher Weite offen gelassen. Die pergamentene Substanz 
Farbe desselben ist von vorzüglicher Härte, von vornen weiss- 
lich, gegen die Endspitze aber mehr bräunlich gefärbt. 
Die Absichten und der Gebrauch desselben sind noch so 
Zweck wenig als an dem Apollo entdeckt. Mit Muthmassungen 
ist uns eben nicht gedient, und gründliche Beobachtungen 
sind bey trockenen Exemplaren nicht anzugeben. Es sind 
solche für diejenigen aufbewahrt, welche den Falter in 
ihren Gegenden haben. An einigen Insecten aus den üb- 


Bibliotheca sphragidologica 115 


Eiablage rigen Classen hat man bemerkt, dasz sie ihre Eyer be- 
sonders in einer Membrane umschlossen tragen. Sollte 
etwa der P. Mnemosyne etwas ähnliches haben ? sollte 
diese nachenförmige, so dauerhaft gebaute Höhlung etwa 
selbsten dazu dienen? Sie könnte freylich die künftige 
Nachkommenschaft sehr geräumig enthalten. Diese wären 
dann für die Kälte und den Ungemächlichkeiten der Wit- 
terung dadurch am besten geschützt. Die auskommenden 
Räupgen hätten als Zärtlinge die sicherste Verwahrung. 
Doch dies sind Muthmassungen, und wie weit habe ich 
etwa die wahre Absicht verfehlt. —“ 

[*12] 1778. De Geer, Abhandl. Geschichte der Insekten, über- 
setzt von Goeze I. I, nota. (Vgl. Schäffer, [8]). 

[*13] 1780. Ernst und Engramelle, Papillons d‘Europe, peints 
d‘apres nature I. II, p. 201. 

Sphragis Über das Weibchen von Parnassius apollo L.: „Elle a de 
plus que lui (9), a l’extremit& du ventre, un petit sac qui 

Z a la consistance de la corne. Les Naturalistes ne sont pas 

weck d d 2 

Ikono- daccord sur son usage. Ce sac est represente a la 

graphie Figure 99f‘“ 

(Auf Taf. XLVII wird ein ? im Profil dargestellt, deren Sphra- 
gis ganz übertrieben prononziert ist.) 

Über das 2 von Parnassius mnemosyneL. (p. 203): „La Fi- 

Ikono- gure 100c est le dessous de la femelle, qui ne se distingue 

za du mäle que par le petit sac quelle & l’extremite du ventre, 

PIRSE .omme celle du no. precedent.“ 

(Auf T. XLVIII, Fig. 100c wird die Sphragis von Parn. 
mnemosyne zum ersten Mal ziemlich gut abgebildet). 

[*14] 1780. J. A. B. Bergsträszer, Nomenclatur und Beschrei- 
bung der Insecten in d. Grafschaft Hanau-Münzenberg etc., Vol. IV. 

Über Parnassius apollo L. p. 9. 

„Am Weibchen befindet sich außer den bekannten Unter- 

Sphragis scheidungszeichen, am Hinterleibe, in einem Theil, den 
Herr Superintendent Schäfer zuerst entdeckt, beobachtet, 
und mit dem Hintertheile eines Schiffes, an dem der Kiel 
zu sehen ist, oder mit einem Pfluge verglichen hat. Wahr- 

Zweck scheinlich dient er dem Tierchen beim Legen der Eier 

Eiablage zum Aufgraben der Erde, um sie an Wurzeln der Nahrungs- 
pflanze zu bringen, wo die auskommende Larve ihr erstes 
Futter finden soll.‘ 

[*14a] 1783. G. Fr. Ahrens, Verzeichnis einiger Schmetterlinge 
in: D. Naturforscher. XIX Stück. (Halle) p. 210. (Par. mmemo- 
syne), (Abdruck in Neues Magaz. 1785. II., p. 231.) 

Sphragis „Ein Weibchen hatte das Behältnisz am After, wie es der 

Jungfräu- berühmte Herr Pr. Esper in seinen Beschreibungen an- 
liche $ giebt. Das andere hatte keine Spur davon.“ 

[*15] 1792. J. F. W. Herbst, Natursystem aller bekannten 
in- und ausländischen Insekten etc. (lep.) Vol. 5, p. 43. 


g* 5. Heft 


116 Felix Bryk: 


Sphragis „Das Weibchen hat am After einen sackähnlichen häutigen 
Färbung Fortsatz von brauner Farbe an der Unterfläche des Leibes. 
Er ist, hornartig, hart, dünn, ausgehöhlt und ohngefähr 
zwei Linien lang; ob derselbe zum Eyerlegen nöthig sey, 

Zweck oder bey der Begattung dem Männchen zum festhalten 
diene, ist noch nicht mit Sicherheit ausgemacht“ (Über 
Pap. apollo) p. 48: „Das Weibchen ist gar nicht vom 
Männchen verschieden, als nur dadurch, dasz auf der 
Unterfläche des Hinterleibes ein groszer weisser harter 
Sack am After bevestigt ist, der am Ende offen ist.“ 
(P. mnemosyne). 

[16] 1793. Uddman, Nov. ins. species. p. 28 (Neuauflage). 
Vgl. [4]. RE 
[*17]) 1797. (G. T. Wilhelm.) Unterhaltung aus der Natur- 
geschichte der Insekten. Zweyter Theil (Augsburg), Vol. 12, 

pp. 32—393. 

Sphragis „Am Hinterleibe des Weibchens hat Schäffer einen 
schiffförmigen Theil entdeckt, der ungemein fest ist, und 
von dem man beynahe nichts anderes vermuthen kann, 
als er sey zum Aufwühlen der Erde bestimmt. .Da aber 

- Zweck sein Zweck noch nicht zuverlässig bekannt ist, so hat 
auch hier, wie in gar vielen anderen Dingen, der Freund 
einer sorgfältigen Beobachtung Gelegenheit sich verdient 
zu machen.“ - 


[*17a] 1809. [Quensel] Palmstruch u. O. Swartz, Svensk 
Zoologi, Stockh., Vol. II, p. 65. 
„Honan är derjemte vid bälgens bakända inunder försedd 
Sphragis med ett säcklikt, hinnaktigt bihang. Detta är ungefär 
er 2 lin. längt, och fastän tunt, är det liksom hornaktigt, 
Zweck och tillhör utan tvifvel fortplantnings-ärendena. Men om 
dettjenar vid parningen eller vid eggläggningen, kan icke 
än bestämmas.‘“ 


[17b]1818 [1852]. Meyer-Dür, Verzeichnisd. Schmett. d. Schweiz 

in: Neue Denkschr. allg. schweiz. Ges. Naturw., T. 12, oder Sep., 

Meyer-Dür führt aus dem mir unzugänglichen ‚Natur- 

wiss. Anzeiger“ 1818 Meissners Beschreibung eines Apollo- 

hermaphroditen an: ‚Die rechte Seite ist weiblich, die 

"Jinke männlich.“ ‚Was aber den Hermaphroditismus am 

Sphragis auffallendsten auszeichnet, ist der After, wo nicht nur 

forma. Ger dieser Familie eigentümliche häutige Sack des Weibes, 

phroditen Sondern auch das männliche Glied deutlich hervorstehend 
zu sehen ist.“ 


[18] 1819. Godart (Latreille), in: Enc. meth. Zool. Vol. 9, 
p. 79. Über Parn. apollo L. ur 
Sphragis 

Farbe,Eier,,La femelle a sous de ventre pres l‘anus une poche brune, 


a =. cornee dans laquelle nous avons trouv&@ des oeufs.‘“ 
phragis 


Bibliotheca aphragidologica 117 


[19] 1822. Godart, Hist. nat. Lepid. France. Vol. 2, p. 17. 

Über die Sphragis der P. apollo L. 

Sphragis „la poche qu’elle a vers l’extremit€ du ventre est brune. 

Farbe Cette ‚poche paraitrat etre une sorte d’oviduc, car j’y ai 
trouve& une fois des oeufs. Esperons que, parmi les ama- 
teurs qui sont a m&me d’observer les especes de ce genre, 
il se trouvera quelqu’un qui fera enfin connaitre la v£ri- 

Zweck table destination d’un organ qu’on ne peut pas regarder 
comme superflu“. 

[*20] 1829. Meigen, Systematische Beschreibung der Euro- 

päischen Schmett. p. 8. 

Sphra- In der Gattungsdiagnose Dorilis (= Archon (l) + Par- 

gophorie nassius) wird auch die Sphragis erwähnt: ‚Der Hinter- 
leib des Weibchens unten mit einem nachenförmigen, 
häutigen Anhange“ (p. 9). Über (D.) apollo: ‚Das Weibchen 
hat am Ende des Hinterleibes unten eine schwärzliche 

Zweek nachenförmige Membrane, deren Zweck noch unbekannt 
ist.“ p. (11) P. (D.) mnemosyne: ‚Das Weib hat unter 
dem Hinterleibe eine nachenförmige Membrane, die sich 
fast bis zur Wurzel hinauf verlängert.‘ 

*20a] 1836. (Anonym) in Archiv f. Nat., Kunst, Wissenschaft 

und Leben. Vol. 4, p. 65. 

Sphragis „hinten am Schwanze des Weibchens liegt ein horniges 

Zweck Anhängsel, wahrscheinlich zum Legen der Eier an die 
Wurzeln der Hauswurz“. 

21] 1837. C. F. Freyer, Neue Beiträge zur Schmetterlings- 

kunde, Heft 37, p. 38; über Par. mnemosyne L. 

Sphragis „Letzteres (Q) führt wie Afoll und Delius am After eine 
hornartige Blase.‘ 

[#22] 1839. H. Lucas in: Ann. Soc. ent. franc. Vol. VIII, 
pP: 93,94 TE. VIEH, Fig»1 
Verkannte beschreibt und bildet das & von Euryades (Pap.) Dupon- 
8  cheli als 2! ab. 
*23] 1840. Boisduval, Gen. et Ind. meth. Paris, p. 3. Unter 

(run. Parnassius heißt es: 

Sphragis „Anus feminae valvula magna, coriacea, tectus.“ 

*23a] 1840. Fr. Treitschke, Naturgesch. d. europ. Schmett,, 

Pesth. p. 68. 

„bei den Weibern findet sich am Ende seiner Unfekkkite 

Sphragis der Anfang einer steifen, hautartigen Schale.‘ 

[24] 1844. Höger in: Fünfter Bericht des schlesischen Tausch- 

vereins, p. 3: 

Eiablage ‚Die Legeschaufeln der Weibet bei Apollo u. Mnemosyne 
scheinen erst zum Behufe der Entledigung der Eier aus 
dem Hinterleibe hervorzutreten, denn bei den mir aus 
‘der Puppe gekrochenen Weibern von Apollo und bei ganz 

Jung- frischen Weibern von Mnemosyne waren die Schaufeln 

fräul. ? noch im Hinterleibe verborgen.‘ 


5. Heft 


118 Felix Bryk: 


*25] 1846. Standfuß, in: Stett. Entom. Zeit., p. 381-382. 
„Dass die Weibchen von Apollo und Mnemosyne an der 
unteren Seite des Hinterleibes ein hornartiges, hartes, na- 

Defekte chenförmiges Anhängsel haben, ist bekannt, wiewohl nicht 

Sphragis von allen Schriftstellern erwähnt. Nach einer Notiz in 
dem Berichte des schlesischen Tauschvereins von 1844 soll 
diese Tasche merkwürdiger Weise an erzogenen Weibern 
des erstern nicht sichtbar sein. Bei Mnemosyne ist sie 
einfacher gebildet, verhältnismäßig um vieles größer und 
an der Spitze des Hinterleibes grade in ihrer größten Weite 
glatt abgeschnitten, bei Apollo ragt nach hinten noch eine 
besondere Klappe hervor, welche bei einigen Weibchen, 
heraufgeschlagen, die Tasche schließt, nach vorn ist eine 

Zweck Art Kamm aufgesetzt. Der Zweck dieser Tasche ist, so- 
viel ich weiß, noch nicht entschieden, jedenfalls leistet 
sie irgend einen Dienst zur Fortpflanzung der Art. Ab- 
geflogenen Weibchen, die wahrscheinlich ihre Eier schon 
abgesetzt hatten, fehlte sie; auch fing ich einst ein Weib- 
chen — ob von A2. oder von Mn. weiß ich nicht mehr —, 
in dessen Tasche ein Ei befestigt war. Sollte vielleicht 
dieselbe zur Aufnahme der Eier bestimmt sein und mit 
diesen abgelegt werden ?“ 

[*26] 1846. Joh. X. Gistel, Naturgesch. des Tierreiches, Stutt- 
gart, p. 145. 

Sphragis Bei der Gattungsdiagnose von Parnassius Latr. erwähnt 
Gistel: Hinterleib beim Weib mit kapselartigem Anhange. 

[27] 1847. Doubleday-Westwood-Hewitson, Gen. diurn. lep. 
Vol. I, p. 139 schreibt im Zusammenhange mit der Gattungs- 
Sphragis diagnose von Acraea: „Das am meisten interessante 

Merkmal dieser Gattung ist die Abdominalplatte, die 

9 ohne ich bei Arten aus allen Gruppen beobachtet aber nicht 
Sphragis konstant, auch nicht bei Weibchen derselben Art gefunden 
habe. Wahrscheinlich ist die Legetasche leicht abfallend, 

wie es gewiß ist bei Parnassius. Die Form variiert bei 
Wechgel- verschiedenen Arten; sie ist am meisten entwickelt bei 
beziehung den Arten der ersten Gruppen, welche Parnassius am 
zwischen meisten ähneln; die Kombination von diesem Merkmale 
ee mit einer Klauenbildung, die sonst nur bei Parnassius 
Klauen- und den nächsten Verwandten von Parnassius eigentüm- 
bildung lich ist, ist sehr beachtenswert.‘“ (Originaltext englisch.) 

[28] 1849. D’Orbigny, Diction. Univ. d. hist. nat. Ins. lep. 
T. 1, Fig. 3a, wird zum zweiten Mal die Sphragis von Parnassius 

Ikono- mnemosyne L. im Profil (als von Par. apollo!) anschaulich 
graphie abgebildet. 

[29] 1850. C. Th. v. Siebold, Über den taschenförmigen Hinter- 
leibsanhang der weiblichen Schmetterlinge von Parnassius. In: 
Zeitschrift f. wissensch. Zoologie, Vol. III, 1. Heft, p. 53—61. 

Diese bahnbrechende Arbeit wolle man im Original vergleichen. 


Bibliotheca sphragidologica 119 

[*30] 1853. H. D. J. Wallengren, Skandinaviens Dagfjärilar, 
(Malmö; p. 167) anläßlich der Gattungsdiagnose von Deoritis 
Sphragis (= Parnassius) ‚Honan har wid anus undertill et perga- 

mentartadt, säcklikt bihang“. 
p. 170, über Par. apollo 9. ‚Det pergamentartade bi- 
Färbung hanget wid anus är swartagtigt‘“. 
[31] 1853. Keferstein, Einige Bemerk. über Geschlechts- 
verschied. der Schmetterlinge, in: Stett. ent. Z., vol. 14, p. 351. 
Sphragis „Dagegen zeigen mehrere der Papilioniden-Gattung 
Doritis“ (= Parnassius s. auct.) „zugehörige Arten 
eine andere Eigentümlichkeit, sobald nämlich das Begat- 
tungsgeschäft angeht, bildet sich am Hinterleib eine Art 

Zweck Tasche, die wahrscheinlich zur Aufnahme der Eier be- 
a ist und als ein Anhängsel des Hinterleibs ver- 
bleibt.“ 

[*31bis] 1860. Kayser, J.C. Deutschlands Schmetterlinge ;p.125. 

Anläßlich der Charakteristik der Gattung Doridtis O. 
(= Parnassius Latr. part.). 
Sphragis „Beim Weibe findet sich am Ende des Hinterleibes nach 
der Begattung ein taschenförmiger Anhang.“ 

i*32] 1864. A. Werneburg, Beiträge zur Schmetterlingskunde, 
Vol. I, p. 326 referiert Schäffers Sphragisabbildungen folgend: 

„Auch vergrößerte Abbildungen der Geschlechtsteile der 
Schmetterlinge.“ 

[33] 1867. Bellier de la Chavignerie in: Ann. Soc. Ent. Franc. 
EU Sea Ver ED >BE:; 

Sphragis Anläßlich der Mitteilung Reiches, der bei Dytiscus la- 

b. Käfern fissimus eine membranöse Platte fand, die die zwei letzten 
Abdominalsegmente bedeckt und der annahm, daß In- 
dividuen mit dieser Platte befruchtet wären, aber noch 
nicht Eier abgelegt hätten, während Individuen, denen 
diese fehlte, diese nach der Eiablage verloren hätten, be- 
merkt Bellier de la Chavignerie, er hätte Analoges bei den 
Lepidopteren beobachtet. ‚Unter einer großen Anzahl von 
Parnassius Mnemosyne, dessen Weibchen gewöhnlich einen 

Sphragis sackartigen Anhang unter dem Hinterleibe trägt, beob- 
achtete B., daß einem Teil der von ihm erbeuteten Weib- 
chen diese Tasche fehlte und daß die Weibchen, denen 
dieses Orgen fehlte, seit Langem zerrissen und geflogen 
waren. Daher nahm B. an, daß die Tasche von Parnassius 

Zweck der Mnemosyne eine hervorragende Rolle im Momente der 

Sphragis Eiablage zukäme und daß, nachdem dieser große Akt der 
Natur erledigt wurde, die nun unnütze Tasche abfiele“ 
(Originaltext französisch). Auch Dr. Laboulbene nahm 
an, daß die Sphragis von Parnassius Apollo ein für die 
Eiablage nützliches Organ sei. 

[34] 1870. Burmeister, Über Euryades Feld. In: Stett. ent. 
Zeit. 1870, p. 415. Vgl. Original! p. 12 über Parn. Mnemosyne: 


5. Heft 


120 Felix Bryk: 


Eiablage „Er legt seine Eier wie die vorigen einzeln auf Hohl- 
wurzarten Corydalis cava, intermedia ab.“ 

[35] 1870—76. Ramann, Die Schmetterlinge Deutschlands und 
der angr. Länder (Erscheinungsjahr fehlt!): p. 11 über Parnassier:. 
Zweck der „Am Hinterleibe der Weibchen befindet sich ein eigentüm- 

Sphragis ]icher Hautanhängsel, dessen Bestimmung nicht genau er- 

Eiablage forscht ist.‘“ ‚Der Apollo legt die weißgelben cylinder- 
förmigen Eier auf mehrere Species der Fetthenne ab, na- 
mentlich diejenigen, die auf Höhen von kalkigen Boden 
wachsen, nämlich auf Sedum maximum, telephium, dasy- 
phyllium‘‘. 

[36) 1872. Zeller (Dietze) in: Stett. ent. Z., vol. 33, p. 119: 
Über Eier von Parn. delius: 

„Die Deliuseier sind weiß, kugelförmig, etwas platt ge- 

Eiablage drückt, mit einem braunen Fleck und solchem Ringe. 
Sie werden angeheftet. Vom Apollo 2 vermutete man, 
es trage sie lose in dem eigentümlichen Geschlechtsappa- 
rate umher.“ 

(37) 1872. Guenede, Notice sur divers lepidopt. du Musee de 
Geneve, in: Me&m. Soc. phys. d’hist. nat. Geneve, p. 372, 373, 374 
(Sep. pp: 4, 5, 6) behandelt unter ‚Du groupe represente par le 
Papilhio corethrus Bdv. et voisins“ die Sphragis von Euryades 
und Eurycus. 

Sphragis „Ce sont des dependances du 7me anneau abdominal. Ils 
consistent en deux larges lames corn&es, soudees & cet 
anneau dont elles forment pour ainsi dire le prolongation. 
L anneau lui-m&öme participe de leur nature, c’est-a-dire 
qu’il est corne et denude& presque en totalite et ne porte 
qu’un leger Ecusson dorsal pourvu d’ecailles comme les 
autres segments. Toute la partie laterale en est absolu- 
ment privee et son bord inferieur, legerement releve en 
bourrelet, recouvre l’appendice en question. Les deux 
lames foliacees qui le composent et qui sont presque aussi 
longues que l’abdomen lui-m&me doivent &tre flexibles du 
vivant de l’insecte et ce n’est probablement qu’en se des- 
sechant qu’elles se durcissent et se recroquevillent en 
s’ecortant l’une de l’autre. Libres a leur partie posterieure, 
elles sont soud&es par leur base ou elles forment une sorte 
de couvette. Les deux especes sont munies de cette piece 

Unter- singuliere, mais il y a entre elles cette difference que chez 

schied le Corethrus le fond de la cuvette est uni et deprime, tandis 
qu’il presente chez le Duponchehi une elevation un peu 
rugueuse. De plus, chez ce dernier, la partie dorsal du 
7me anneau est lisse et simplement garnie d’un leger 
rebord, l’anneau suivant &tant uniforme, tandis que chez 
le Corethrus toutes ces parties sont munies d’une fort 
eleEvation rugueuse qui, en se contournant, va rejoindre 
la naissance de la lame & sa partie posterieure. 


Zweek 


Bibliotheea sphragidologica 121 


Examinons maintenant (quels sont les points de difference 
et de ressemblance entre ces appendices et la poche cornee 
qui garni l’abdomen des Parnassiens et des Eurycus. Chez 
les premiers la piece appendiculaire est soudee aussi A un 
anneau depourvu d’ecailles, mais cet anneau est le 8me! 
(Nota! Je n’ai plus en ce moment, ou je mets cette notice 
au net, les objects du musee sous les yeux, ce qui ne me 
permet pas v£rifier cette difference si importante;ilfaudrait 
voir si elle ne serait pas purement apparente comme chez 
le Eurycus, et si toutes ces pieces ne partiraient pas du 
m&me anneau, ce qui me parait plus logique.) — — — 
l’appendice est en forme de sac ellipsoide ouvert en ar- 
riere et sur lequel se rabat une sorte de couvercle — chez 
les Eurycus la piece est aussi une dependance du 8me an- 
neau qui est egalement denude, mais elle est tellement ra- 
menee en avant qu’elle parait provenir des 6meet 7 me. Elle 
consiste en une membrane foliacee, etalee, separee en 
trois lobes dont l’intermediaire bifide et dont Pinterieur 
est muni au milieu d’une car&ne tres-saillante. Ici ce sont 
deux longues lanieres qui n’ont point de forme pre£cise, 
la dessication ayant amene irr&gulierement leur contorsion. 
Mais leur direction est la meme que celle des Euryecus, 
c’est-a-dire en avant; tandis que celle des Parnassius est 
en arriere. J’observe que je ne puis consid£rer ici que la 
forme exterieure et superficielle de ces organes, ne pouvant 
dissequer les femelles appartenant au Musee et n’ayant 
plus pour etudier les Eurycus et les Parnassius de ma 
collection que j’aurais volontiers sacrifies, ni mon micro- 
scope, ni mes autres instruments d’optique que l’invasion 
allemande m’a enleves. — Maintenant quel est l’usage du 
singulier organe que je viens de decrire et qui n’a certaine- 
ment pas e&te& cr&& sans but ? La premiere supposition qui 
vient & l’esprit, c’est qu’il est une dependance soit de 
l’appareil generateur, soit de l’ovaire; dans le premier 
cas on peut penser que ces deux longues lanieres font 
l’office de pinces pour retenir l’abdomen du mäle pen- 
dant la copulation, mais cette supposition, justifiee par 
quelques exemples chez d’autres insectes, a l’inconvenient 
de ne pouvoirs’appliquer aux Eurycus et aux Parnassius. 
Dans le second cas on peut supposer que ces deux valves 
s’appliquent, du vivant de l’animal l’une contre l’autre 
et forment ainsi une sorte de r&servoir, soit pour favoriser . 
’incubation des ceufs, soit pour les conduire dans le 
milieu destine A l’eclosion et & la vie future des jeunes 
chenilles. Mais on ne peut se dissimuler non plus les ob- 
jections que soul&vent ces deux suppositions. En effet, 
s’il s’agit d’une &tuve destinee A la maturation des oeufs, 
pourquoi ces especes ent ont-elles plus besoin que les 


5. Heft 


122 


Felix Bryk: 


autres Diurnes, et a quoi servent les poches de Parnassius- 
et des Eurycus qui ne sont pas fermees? — Si l’organe 
fait le simple office d’un oviducte, il est construit d’une 
maniere toute exceptionelle, car tous ceux que nous con- 
naissons dans l’ordre des L&pidopteres sont invariablement 
compos&s des tubes retractiles que l’insecte darde au fond 
des corolles on sous les couches ligneuses oü 1 oeuf a 
besoin d’&tre conduit pour mettre la jeune chenille ä& 
portee de sa premiere nourriture. Toutefois c’est la la 
supposition la moins forc&ee et celle se justifie un peu 
par la decouverte que j’ai recemment publiee, dans les 
Annales de la Soc. Entom., de l’Oecocecis Gwyonella dont 
la femelle est pourvue d’un oviducte en forme de lame 
on d’ecussonnoir. 
Quoi qu’il en soit, et laissont le champ libre & l’imagina- 
tion de tous ceux qui s’obstineront comme moi a ne pas 
considerer cet organe singulier comme un vain ornement, 
j’aborde sous plus tarder la description de nos deux Pa- 
pihio.“ 


Auf Taf. 1, Fig. 3, 4 wird das @ von Euryades Duponcheli 
und Eur. corethrus mit sichtbarer Sphragis am Abdomen in Profil 
abgebildet. | 

[38] 1872. H. Lucas in Annal. Soc. entom. France (Bull. ent.) 
V. Ser., Vol. II, p. LXXXIX—XC. schreibt über Eurycus cressida: 

Sphragis „Commelesfemellesdugenre Parnassius, celle de l’Eurycus 


Zweck 


Ent- 
stehung 


cressida presente une poche cornee qui differe beaucoup 
par sa forme et sa position de celle que l’on observe chez 
femelles du Parnassius. En effet, chez ces derni£eres, la 
direction de cet organe singulier est posterieur, tandis 
que dans les Eurycus, elle est, au contraire, tout & fait 
en avant. Quand on jette les yeux sur cette organe qui 
d’apres Godart, est distine chez les Parnassius A recevoir 
les oeufs, mais dont l’usage, suivant M. le docteur Bois- 
duval et M. Guenee, serait encore inconnu, on remarque 
que cette poche dans l’Eurycus cressida depend du hui- 
tieme segment; elle est nue, foliacee, plus large que longue 
et tronquee posterieurement. Si ensuite on etudie sa 
partie anterieure, trescurieuse par sa conformation, on 
voit que cette poche presente de chaque cöte, sur ses 
parties laterales, une expansion foliacee, acuminee A son 
extremite et profondement Echancree. Quant a sa partie 
mediane, elle offre une saillie en car&ne creusee dans mi- 
lieu, echancree et dilatee sur les cötes latero anterieurs; 
cette dilatation, qui est biepineuse sur les cötes, ne de- 
passe pas en longueur les expansions laterales. 

Je ne sais si cet organe est caduque et tombe apres la 
ponte ou s’il est d’apres M. de Siebold forme comme chez 
les Parnassius, d’une secretion particuliere que le mäle 


Bibliotheca sphragidologica 123 


depose pendant l’acte de l’accouplement, mais les auteurs 
qui ont fait connaitre la femelle de l’Eurycus cressida 
ne font aucune mentione de cette poche si singuliere par 
sa forme, sa contexture et sa disposition, et qui cependant 
ne peut avoir Echappe aux yeux des observateurs qui 
ont etudie ce curieux Lepidoptere“. 


[39] 1874. Burmeister, Nachtrag zur Beschreibung der Gat- 
tung Euryades Felders. In: Stett. ent. Zeit. 1874, p. 426—428. 
Vgl. die Originalarbeit! 

[40] 1875. Hagen (de Selys) in: Ann. Soc. Ent. Belg., Vol. 18 
Compt. rend., p. LVI (hier übersetzt!). 

Hagen besprichtt die Beobachtungen Burmeisters 

Sphragis über die Sphragis von Euryades, wovon ihm einige 
2 vorliegen und Unterschiede zwischen der von Par- 
nassius und Euryades. ‚Das zweite Weibchen ist sehr 

jung und in einem sehr gutem Zustande und besitzt 
Jungfräu- keinen Apparat. Seineäußerlichen Genitaliensinddeutlich 
liche ? sichtbar, und man sieht ganz gut, daß es nicht be- 
schädigt war. Der Unterschied zwischen Parnassius und 
Euryades beruht einzig darin, daß bei Parnassius der Appa- 

rat ganz ist und die Form einer Tasche hat, während er bei 
Euryades in seiner Mitte in zwei große seitliche Blätter ge- 

Ent- teilt ist, eine Form, die man leicht versteht, wenn während 

stehung der Kopula das Fluidum sich von beiden Seiten ergießt.‘“ 


[41] 1875. D. H. Weyenbergh, Sobre el apendice al ab- 
domen de las hembras del genere Euryades Feld. (in: Periodico 
zoologico II, p. 38—42, mit 2 figg.): 
[p. 38] ,‚El catedrätico von Siebold ha fijado ya en el 

Sphragis ao de 1850 la atencion de los säbios en un apendice que 
se ne al abdömen de las hembras de la mariposa llamada 
Parnassius Apollo L. 
Este apendice se encuentra ä la „bursa copulatrix‘“ que 
existe en las hembras de &sto genero bajo la apertura 
genital, y consiste de un par de orgänos sobre salientes 
cuya significacion en el principio no se pudo esplicar ®). 
Poco tiempo despues se encontrö semejantes apendices 
a lä hembra en otra especie del mismo genero, P. Mnemo- 
syne L., mientras que al mismo tiempo se observö que 
en los individuos los mas lindos, de los cuales se puede 
concluir que no hayan volado todavia, conclusion que se 
puede tomar & causa de la frescura de sus alas y colores, 

Jungfräu- estos apendices todavia no existen $). 

liche $ Por esta observacion ya naciö la presuncion que estos 
apendices se desarrollan durante la nida de la mariposa, 


2i:(1) DE f. wiss. Zool. 1850, T. 3. p., 54. — Stett. ent. Zeit. 
J. 12. 1851. p. 
*%, (2) u Ge la Chavignerie: Bull. Soc. ent. France 1867. p. III. 


5. Heft 


124 


Ent- 
stehung d. 
Sphragis 


Eiablage 


Kopula 


Sphragis 


Felix Bryk: 


es decir que ella no sale de la ninfa con estos Örganos. EI 
estudio del Dr. v. Siebold confirmaba pronto esta pre- 
suncion. 

Este sabio observaba que se forma un exsudato & la 
„bursa copulatrix‘‘ durante y poco despues de la copu- 
lacion y que este secreto [p. 39] secändose y endure 
ciendose queda suspendido al abdömen en la forma de 
estos apendices, tomando pronto un color oscuro. En por 
cierto una cosa estrafia que la forma de estos apendices 
que consisten solamente de un secreto secado y de nada 
mas, es tan regular y simitrica; pero el observador ha 
hecho su estudio con tanta exactitud y tiene una famä 
tan grande en la zoologia, que no se puede dudar del 
resultado de su estudio. 

Bellier de la Chavignerie cree que este Örgano esta 
en una relacion con la postura de los huevos, pero esta 
idea no tiene fundamento. 

Estos mismos apendices se encuentran tambien, pero mas 
grandes en las hembras del genero Euryades, y Dr. Bur- 
meister, fijando la atencion solse este hecho?), dice 
que el no tiene la conviccion que la esplicacion del Dr. Sie - 
bold sobre el origen de estos organos sea exacta, y que, 
por lo menos segun su ‚opinion las hembras de Euraydes, 
salen de los ninfas con estos apendices. Desde el momento 
que leyo esta communicacion del Dr. Burmeister, ella 
no me pareciö muy exacta, ni la esplicacion tan probable 
como la del Dr. Siebold. Preguntö tambien ? c6mo es 
posible la copulacion si existen siempre estos apendices 
desde el nacimiento ? i 

Felizmente pronto tuve ocacion de confirmar mi opinion 
por medio de unas observaciones. 

Hablo acqui de Euryades Dupochelii Luc. 

Mi honorable cölega |Dr. Schulz Sellack me diö la 
primera hembra que he 
nisto de esta especie, en 
el mes de Diciembre 
1872. Een Üeste gjeme 
plar los apendices eran 
estraordinaria mente des- 
arrollados, le he tomado 
de modelo para las fi- 
guras que se nen al 
lado. 

La figura 1] muestra la ultima parte del abdömen y ests 
apendices [p. 40] en tamafio natural, visto de aträs, y la 
figura 2 los mismos visto del lado y aumentados. 


Fig. 3. 


?) (3) Stett. Ent. Zeit. 1870. n. 415. 


Farbe 


Bibliotheca sphragidologica 125 


El abdömen grueso, lleno de huevos, el estado no virginal 
de 165 örganos genitales exteriores y la deterioracion de. 
las alas demuestran que el individua ya era muy viejo, 
en comparacion a la vida corta de estos animales, y que 
ya habia satisfecho bastante a sus pasiones. 

? Cömo se conserva la simetria completa en estos apen- 
dices, tan grandes en nuestro individuo, sino son mas que 
un exsudato sicado? No puedo dar uno contestacion 
a esta pregunta, pero ya & la primera. CGontemplacion 
ni que la teoria de Siebold se confirma. Los partes de 
los apendices los mas alegados del cuerpo eran muy duras 
y negras, mientras que en el lugar de su colocacion al 
cuerpo eran todavia un poco blandos, verde-oscuros y mas 
ö menos trasparentes, se puede concluir por consiguiente 
que esta parte mas blanda es tambien la parte recien 
formada, llevando adelante las partes mas niejas. Despues 
de ser fijado en un alfiler muriö la mariposa y los apendices 
tomaban un color general de pardo-oscuro. 

Apesar que estos apendices sean mas grande que los del 
genero Parnassius, creo que tienen el mismo origen, es 
decir, de un exsudato que se forma en la „bursa copu- 
latrix‘‘, despues/de la copulacion, una teoria que, segun 
me parece, se demuestra tambien por el estado mas Ö 
menos incompleto’y blando de la base, cuando recibi este 
ejemplar. 

El apendice mismo tiene la forma de dos laminas planas; 
un poco en concorvadas, y al punto redondradas, ensan- 
chandose al fin mientras{que} la base es mas angosta y 
solida. EI punto plano ä es un poco doblado häcia atrös 
y todo el apendice torneada & su eje por un medio guin- 
daje. A la parte superior el märgen exterior es el mas 
delgado y A la parte inferior al contrario el märgen interior 
es mas delgado y un poco transparente. A la base se 
tocan [p. 41] entre so aplänandose un poquito y cerrando 
casi la „bursa copulatrix‘“. 

Por consiguiente estän colocados a la parte anterior y 
lateral superior del märgen de realce un poco colorado de 
la bolsa, al segmento octavo. — La colocacion es como 
con cola y no existe una colocacion mas intima. 

No he visto nacer todavia estos apendices pero como un 
estudio microscöpico no muestra una estructura orgänica 
me parece que no puede existir duda alguna mas sobre 
el resultado del estudio de Siebold. 

Un pequefio movimiento, mudando el grandor del angulo 
de los ap@ndices entre si, he observado, pero por lo demas 
son inmovibles. EI movimiento mencionado no puede ser 
mas que un movimiento del segmento en el cual el apen- 
dice se encuentra colocado. 


5. Heft 


126 Felix Bryk: 


La posicion de los dos apendices entre si y la forma de 
ellos hace parecer et orgäno mas 6 menas & un forceps 
(instrumento obstetrico) medio abierto, con cucharas sin 
aperturas. La forma simetrica y, por su torcedura bastante 
complicada es ciertamente una cosa estrafa en un apen- 
Zweck dice de tan sencillo origen. — El uso de estos apendices 
no se puede sospechar todavia. 
Las mariposas recien salidas de las ninfas vo le tienen, 
9 ohne como demuestran algunos ejemplares en mi posesion, sola- 
Sphragis mente se le ne en las hembras que ya han estado en con- 
tacto con machos, es decir despues de la copulacion. 
Pero no en todas las hembras este apendice se desarrolla; 
tengo hembras que han estado en copulacion y sin em- 
bargo no lo tienen, mientras que tampoco este apendice 
tiene siempre el mismo tamaflo; hay muy pequeäos, muy 
grandes y regulares. Estas ultimas observacionee me 
permiten otra pregunta mas. ? Cömo este apendice no 
se forma en todas las hembras, y en unas mas grande 
que en otras? ? seria posible que este ap@ndice sea mas 
ö menos un fenomeno anormal ? 
[p. 42] Estudios contiinuados daran probablemente la 
contestacion & estas preguntas. 
Cördoba, Julio de 1873. 

P. S. Estando imprimiendose este articulo me ninieron & 
manos las ültimas päjinas de la „Stett. Ent. Zeit.‘ de 1874, 
conteniendo un articulo del Dr. Burmeister (p. 427) en que el autor 
comunica que despues de nuevos estudios estä de acuerdo con el 
Dr. Siebold (y por consiguiente tambien con este articulo mio), 
revocando como un error su opinion communicada al mismo 
periödico un 1870. — Julio 1875. 

[42] 1879. Oberthür in: Et. d. Ent. 4 livr. p. 109, über 9 
Euryades Duponcheli: | 
Sphragis „Je possede une seule @ pourvue de ces deux lamelles 

bizarres, parfaitement symetriques et dresses comme deux 
oreilles de lievre. J’ai recu depuis quatre & et quatre 2 
Jungträu- de ’Euryades Duponcheli provenant d’une education de 
liche 2 chenilles faite a la Republique argentine. Pas une de ces 
One s’est accouplee et aucune, par consequent, ne posse 
de les deux lamelles corn&es“. 

[42a] 1879(—1880). Burmeister. Atlas de la descript. phys. 
de la Republ. Argentine. V. Sect., II. Parts, p. 10, Taf. Ill. 
Sphragis Burmeister bildet auf Taf. III, Fig. 2 „die drei letzten 
Baer Abdominalringe des 2“ von Euryades Duponcheli mit 

& Ge. deutlicher Sphragis von unten ab. Fig. 3. Die gleichen Ab- 
schlechts- dominalringe eines ‚niemals berührten Weibchens“. Fig. 5. 
apparat ‚Die letzten Analringe eines 3.“ Fig.6. Ein @von Euryades 
Sphragis Dyponcheli von der Seite (mit Sphragis im Profil). Fig. 8. 

@ von Euryades corethrus von der Seite mit sichtbarer 


Bibliotheca sphragidologica 127 


Sphragis im Profil. Burmeister bemerkt in der Text- 


‘erklärung: ‚‚Les figures 2, 3, 5 representant la portion 


Kopula 
Dauer 


terminale de l’abdomen, augmentee six fois, et vue de 
dessous; 2 et 3 celle de la femelle, 5 celle du mäle. Les 
nombres a cöte des figures correspondent au septieme, 
huitieme et neuvi&me anneaux du corps. La lettre a. 
fig. 2 et 3 represente l’ouverture anale, b. celle des genitaux 
et c. c. les & lamelles appendiculaires de la femelle, fe- 
condee. A la fig. 5. les lettres a a et 5 b indiquent les 
quatre valvules des genitaux masculins externes, et c. le 
crochet & la fin du dernier segment dorsal sous lequel 
se trouve l’ouverture anale. — On voit que ce quatre val- 
vules sont tres-differentes de forme en comparaison des 
deux plus grandes des especes du genre Papilo, figurees 
pl. IV, Fig. 9, A; et cette difference est double au point 
de vue de la forme et de la texture. — Dans le Paprlio 
chaque valvule est une lamelle triangulaire couverte 
d’ecaille au dehors et frangee de poils fins sur le bord 
libre. Chez l’Euryades, il y a de chaque cöt& deux lamelles 
plus petites, lobulaires, et separ&es par un profond sinus; 
leur surface est denuee d’ecailles, luisante et lisse et la 
bordure libre n’est pas frangee de poils denses, mais 
garnie de quelques longues soies distantes. — Cette diver- 
site des organes externes prouve une methode differente 
d’accouplement: cette acte dure assez longtemps, comme 
jai pu l’etudier sur une paire que j’ai prise accomplee, 
et avec assez de pr&caution pour nepas les troubler. J’ai 
pu les conserver presque un jour entier en cet &tat. La 
femelle du genre Euryades ne possede pas de valvules 
au-dessus de la vulve comme le m&me sexe du genre 
Papiho; la vulve rest libre au milicu du huitieme segment 


Jungfräu- abdominal, entour&e d’un groupe des longs poils rouges 


liche 2 


disposes en cöne et qui recouvrent l’ouverture m&me 


Sterigma (fig. 3). -Il est rare de rencontrer des individues avant 


Sphragis 


l’accouplement; on les trouve seulement au commence- 
ment de la saison sexuelle, et bientöt apres les femelles 
se presentant pourvues de deux lamelles obliquement de- 
pendantes de l’abdomen, telles qu’elles sont representees 
fig. 6 et 8. Ces lamelles sortent d’une lame horizontale 
agglutinee au corps, couvrant toute la surface du huiti&me 
segment ventral, Fig. 2. Un petit cöne se trouve place 
sur la vulve, qui occupe le centre de la lame comme une 
el&vation obtuse de la matrice couvrante, et en arriere 
de laquelle se trouve un petit trou, dans la lame, qui es 
comme un prolongement de l’orifice libre des genitaux 
place en arriere (Fig. 2b.) Par ce trou sortent sans doute 


Eiablage Jes oeufs, car il n’existe pas d’ouverture pour les laisser 


passer. De la lame couvrante descendent obliquement 
5. Heft 


128 Felix Bryk: 


les deux lamelles, courbees comme les deux branches 
d’un forceps d’accoucheur, et au-dessus de chaque la- 
melle la matiere de la Jame horizontale ventrale remonte 
‚sur les parties laterales du huitieme segment dorsal d’ab- 
domen jusqu’a une hauteur considerable, s’unissant in- 
timement & la surface des teguments abdominaux, sans 
laisser aucun vestige de la s&paration anterieure. Cette 
maniere d’union des pieces est tout & fait cellefde la colle; 
aussi le manque de quelque sorte de texture dans la sub- 
stance homogene foracante prouve qu’elle est un fluide 
gelatineux coagule, devenu dur par la secheresse. En 
etudiant les differentes proprietes de ces appendices et 
prenant en consideration leur formation; posterieure 
a l’accouplement, on ne peut, douter qu’elles ne soient 
produites, comme la bourse de la femelle du genre voisine 
Parnassius, par une secretion du mäle pendant l’accouple- 
ment, et qu’il existe une complete analogie entre la struc- 
ture interne et la configuration externe pourlesdeuxgenres“. 

[43] 1880. Chr. Aurivillius. Übersekundäre Geschlechtscharaktere 
nordischer Tagfalter in: Svenska Vet. Akad. Handlingar Vol. 5, 
No. 25, p. 30: 

„Die Weibchen der Gattung Parnassius haben doch, so- 
Sphragis bald sie befruchtet sind, einen pergamentähnlichen Sack 

unter und vor der Spitze” des Hinterleibs“. Unter den 

Tagfaltern, deren Geschlechter sekundär unterschieden 

sind, erwähnt Aurivillius p. 38 Parnassius durch ‚einen 

pergamentähnlichen Eiersack bei den befruchteten Weib- 

chen“. Weiter wird dasselbe Genus als ohne sekundäre 
Jungfräu- Geschlechtscharaktere erwähnt (l. c.) „fehlend bei Par- 
liche 2 nassius (so lange die Weiber unbefruchtet sind)“. 

[*44] 1882. O. Staudinger und A. Bang-Haas in: Berl. Entom. 
Zeitschr., Vol. XXVI: 
Varjabili- Über Parnassius Honrathi Stgr. (p. 162): „Die Tasche 

tät der des @ ist klein, bei einem Stück mit ziemlich lang aus- 

Sphragis gezogenem Ende (Spitze)“. 
Über Parn. (Kail.) Staudingeri Haas (p. 164): „Sehr 

Sphragis eigentümlich und fast genau wie bei Delphius gebildet, ist 
die Horntasche der Weibchen. Dieselbe ist von oben nach 
unten zusammengedrückt,, unten in der Mitte dreieckig 
ausgeschnitten, so daß sie geteilt?(oder in zwei Enden 
auslaufend) ‚erscheint. f!Sie”setzt sich auf die Oberseite 
fort und bildet dort einen zusammenschließenden Ring, 
aus dem das behaarte Aftersegment hervortritt. Dies ist 
ganz ähnlich bei Delphius, während alle andern mir be- 
kannten Parnassius-Arten, die oft recht verschiedene 
Tasche mehr oder minder seitlich zusammengedrückt 
‘haben und die Hornsubstanz desselben sich auf der Ober- 
seite des Hinterleibes zeigt. 


Bibliotheca sphragidologica --129 


[*45] 1883. W. H. Edwards, in: Papilio, Vol. III, No. 7-10, 

p. 158. 

Eiablage Mr. Courtis says: ‚Most of these eggs came from females 
that mated after I caught them. The others would not 
lay, although Ikept them -shut up with several males 

Jung- until they nearly starved.‘“ ‚The virgin females seemed 

fräul. 2? to have the end of abdomen of a light green horn, instead 
of black but after mating I noticed they turned black. 
I think they lay on the roots of plants, as the females 
always drop to the ground, climb up a stalk and fly away. 
Those in confinement climbed sticks and window frams, 
laying eggs as they went. They curved their bodies round 
and put an egg on whatever they touched except the 
Sedum“. „I noticed a female Parnassius alight on a 
piece of Sedum, drop to the ground, climb up and lay 
an egg either in the leaves of the roots or on the ground. 
I could not find the egg, and yet Isaw her go through 
the motion of laying. The only ones flying round are 
broken, and few of these.“ 


[46] 1883. Fritz Müller, Der Anhang am Hinterleibe der 
Acraea-Weibchen, in: Zoolog. Anzeiger, vol. VI, p. 415, 416. 


„Das Weibchen von Acraea Thalia besitzt diesen Anhang. 
Sphragis Er hat etwa die Gestalt einer Hohlziegel; ist mit einem 
Ende dicht hinter der Begattungsöffnung befestigt und 
von da nach vorn gerichtet, meist einen sehr spitzen Winkel 
mit dem Körper bildend, seltener fast rechtwinklig ab- 
stehend. Seit ich, vor langen Jahren, die ersten Schmetter- 
Jungträu- linge dieser Art aus Raupen gezogen, wußte ich, daß das 
liche Weibchen den Anhang nicht mit aus der Puppe bringt, 
Weibchen daß derselbe vielmehr wie bei Parnassius, ein Zeichen 
der stattgehabten Begattung ist; doch erst während der 
letzten Flugzeit bin ich dazu gekommen, mich nach seiner 
Herkunft umzusehen. Durch Drücken des Hinterleibes 
Genital- kann man bei den Acraea-Männchen unter dem Hinter- 
er rande der letzten Rückenplatte eine sehr ansehnliche Wulst 
hervortreiben, welche derjenigen sehr ähnlich ist, die die 
“Weibchen der Maracujäfalter (Heliconius, Eucides, Co- 
laenis und Dione) beim Ergriffenwerden an derselben 
Stelle hervorstülpen. Dieselbe ist bald nackt, bald mit 
braunen oder schwärzlichen Schuppen und Haaren be- 
deckt, die schon bei leisester Berührung sich ablösen. 
Aus Schuppen und Haaren derselben Form zeigt sich der 
Anhang der Weibchen zusammengesetzt, wenn man ihn 
nach Behandlung mit heißer Kalilauge zwischen Glas- 
platten zerdrückt. — Hunderte von Männchen, die ich 
darauf untersuchte, zeigten fast all die Wulst entweder noch 
behaart oder schon völlig nackt; nur zweimal fand ich die 
Arehiv für Naturgeschichte j g 5. Heft 
1919. A. 5. 


130 Felix Bryk: 


&mit Haare zu kleineren, noch unverbundenen Platten verklebt 
Sphragis und zweimal dieselben zu einem dem Anhange der Weib- 
chen ähnlichen aber noch dünneren und zerbrechlicheren 

Ent- Gebilde verbunden. Wahrscheinlich ergießt bei der Be- 
stehung d. gattung eines der Geschlechter eine rasch erhärtende 

Sphragis Flüssigkeit, die demselben seine spätere Dicke und Festig- 
keit verleihen“. 

[47] 1884—1883. Schatz (Staudinger), Exotische Tagfalter, 
Vol. I. Schatz, der weder Sphragis bei Eurycus noch Luehdorfia 
erwähnt, schreibt über Euryades Duponcheli, p. 21: 

„Die begatteten 2 haben auch unten am After das eigen- 

Sphragis tümlich wachsartige Anhängsel der Parnassius-Arten, das 
bei diesen meist eine Art Tasche bildet, aber auch bei 
verschiedenen Arten sehr verschieden ausgebildet ist. Bei 
Euryades bildet es zwei nach vorne divergierende lange 
schmale Lappen, die zuweilen bis zu den ersten Leibesseg- 
menten reichen. Über die Bedeutung und sogar Entstehung 
dieses Anhängsels ist man durchaus noch nicht im Klaren“, 

47a] 1887. Trimen, South African butterflies I, p. 129: 
Sphragis „penult segment in 2 often „bearing on its under side a 

Kopula hollowed corneus appendage“. p. 136: Über Kopula von 
Acraea horta, daß dieselbe nach Art der Orthopteren 
seitlich gedreht stattfand (,‚twisted sidewise‘‘). 

[47b] 1888. Elwes, Catal. of the Lepidopt. of Sikkim, in: 
Trans. Ent. Soc., London, p. 334. 

Sphragis Die Gattung Pareba hat ein horniges Anhängsel (,,a cu- 
rious horny appendage‘). Frisch entwickelte augenschein- 

Jung- lich jungfräuliche Weibchen zeigten keine Anhänge, deren 
träul. 2? Entstehung auf vollzogene Begattung wie bei Parnassius 
zurückzuführen sei. 

[48] 1884. Oberthür in Etud. d’Ent. IX., p. 11 schreibt über 
die Sphragis von Tadumia imperator Oberth. die er auf Taf. i, Figg. 
4a, 4b abbildet: 

Sphragis ‚La poche corn&e de la femelle seul sexe que je connaisse 
encore, est formee d’une caverne triangulaire, surmount&e 
par une touffe anale Epaisse, form&e de poils serres, noirs 
et jaunätres. De plus, de chaque cöte de cette caverne, 

Farbe une plaque corne&e, couleur feuille morte, prenant naissance 
au-dessous du dernier anneau abdominal, se deroule de 
facon a former, vue en dessous, comme une espece de paire 
de cornes se developpant de chaque cöte de la caverne 
central j’ai fait figures cette poche cornee tres bizarre, 

Jung- vue de profil et en dessons. J’ai deux 2 vierges depour- 

fräuliche vues de cette poche cornee qui ne se developpe qu’äpre 

Weibchen ]’accouplement“. 

149] 1886. Elwes, On Butterflies of the Genus Parnassius 
In: Proc. Zoolog. Soc. London 1886. Mit 4 Taf. — Vergleiche die 
Originalarbeit p. 12, 14, 40, 45. Die Abbildungen sind sehr exakt. 


Bibliotheca sphragidologica 131 


[50] 1886. Oberthür in Et. d’Ent. XI, p. 15 über jungfräu- 
liche Weibchen von Tad. imperator Obt.: 

Jung- „Dans les femelles vierges, l’abdomen depourvu de la 

fräul. 2? poche cornee n’a pas de villosite comme dans le mäle; 
les anneaux abdominaux sout lisses noirs et anneau est 
inferieurement lisere de blanchätre“. 

[51] 1886. A. Thomson, Notes on the Copulation of Parnas- 
sius apollo. In: Proc. Zool. Soc. London 1886, p. 12, 13, 14. Vgl. 
die Originalarbeit! 

[52] 1887. Aurivillius, Entomologiska anteckningar frän Norra 
Roslagen, in: Entom. tidskrift, vol. VIII (p. 181). Nachdem Auri- 
villius auf Elwes monographische Behandlung des Genus Par- 
nassius, worin dieser „die große Bedeutung des pergamentartigen 
Analanhanges des Weibchens für den Artcharakter hervorhob“, auf- 
merksam gemacht und A. Thomsons Beobachtungen über die 
Bildung der Sphragis gestreift, schildert Vf. die Kopula von Parn. 
apollo L.: 

Kopula „Vid Valmar tog jag den 14/7 i det fria ett par i copula 
och hemförde dem för att göra liknande iaktagelser. 
Nägot spär af analbihang hos honan kunde vid djurens 
infängande ej upptäckas, och ej heller visade det sig se- 
dermera under den 15 Juli, dä jag allt emellanät under- 
sökte honan; men dä jag p& morgonen den 16/7 fann dem 

Dauer ätskilda var honan utrustad med ett färdigt analbihang. 
Dessvärre var jag ej i tillfälle att jaktaga dem i det ögon- 
blick, de ätskildes, och detta synes icke heller nägon an- 

Technikd.nan hava gjort, men efter all sannolikhet mäste saken 
Mn „ förhalla sig sä, att analsäcken kort före eller just dä de 

Sphragis SKiljas bildas af nägon afsöndring frän hanen; ty om den 
bildades sä smäningom under hela parningen, borde jag 
hafva sett nägon anlag till den redan förut. Egendomligt 

Ursache d. är att det af mig instängda paret förblef i copula sä ovan- 
angen ligt länge. Männe detta berodde därpä, att de förvarades 
auer . = 2 
i en mörk ask’? 

Resume ibid., p. 204: 

„Il ajoute qu’il trouva un couple de ces Lepidopteres 
dans l’acte de la copulation au quel ils se livrerent pen- 
dant plus de 24 heures. Cene fut qu’apres la terminaison- 
de cet acte, que M. Aurivillius put decouvrir l’appendice 
anal parchemine de la femelle‘“. 

[53] 1888 (—1891) Aurivillius, Nordens Fjärilar, p. 3 über die 
Gattung Parnassius: 

Sphragis „Q eger efter parningen en egendomlig pergamentartad 
sack, som sitter fäst under bakkroppens spets och bakät 
är öppen; den bildas sannolikt genom nägon afsöndring 

Zweck frän &; dess betydelse är okänd‘“. 

[54] 1887 (—1897) W. Edwards, The Butterfl.of North America 
1887-1897, Vol.3. Edwards zitiert p.52—54 Scudder ausTrans. Ent. 


g* 5. Heft 


132 


Felix Bryk: 


Soc. und fügt Abbildungen bei, so (Fig. i) nach: ‚in Smintheus u. 


Apollo. 
Clodius 


.. as along their dorsal live“, so (Fig. i?2) nach: „In 
etc..., bit by bit.“, so (Fig. i®, it) nach „By uncover- 


ning etc. in opposite senses“, Taf. 4, Konturzeichnung i. Männl. 
Apparat (Profil) mit Peraplast. i? nach Entfernung Peraplast. i®, it. 


Kopula 


gGenital- 
apparat 


Kopula 


p. 51: Professor Howes undertock the task of dissecting 
and examining the specimens sent him by Mr. Thomson 
and is quoted as saying that von Siebold believed the 
secretion was derived from the male and to be functional 
in prolonging the coitus adding: „I cannot agree with 
him that this is the case, the adhesion of the copulating 
individuals being assured by the hook-like claspers of the 
male. The pouch is densest in the vicinity of the female 
genital orifice, and its detailed structure conforms inter- 
nally to the ventro-Jateral parts of the male genital funnel. 
In view of this, the fact that it is impossible in dissecting 
of specimens procured during copulation to remove the 
pouch without bringing away the internal generative ap- 
paratus of the female, points to my mind to a direct con- 
nection between that apparatus and the pouch itself. It 
suggests the probability of an origin of the same from the 
body of the femaly, and not of the male, as is generally 
supposed.‘“ Messrs. Thomson and Howes therefore differ 
diametrically as to the principal point in question. I now 
come to the observation of Mr. David Bruce, on Smintheus. 
He wrote from Denver, 9th. June 1886: „I have lost 
a whole day watching a pair in copulation, and anxiously 
waiting for them to separate. They had been together 
twenty-four hours, and as it was evening, and I was very 
tired, I gently pulled them by the closed wings, when 
they separated, and nothing of the pouch appeared on 
the female. I watched carefully with a glass from day- 
light in the morning till I separated them, and these are 
my conclusions. The pouch is entirely formed from the 
male. Ihave read Mr. Thomsons account. What he terms 
the ‚„membranous covering‘“ is the true pouch itself. 
There is certainly some peculiar organ of the male under 
the pouch (or membranous covering). The semitransparent 
nature membrane enabled me to see this, a V shaped 
organ, which showed itself as nearly white through the 
semi-transparent sheath. It struck me as like the widely 
left point of a quill pen; occasionally, the male would 
work this organ back and forth, one branch of it having 
a piston-like 

(p. 52) movement in each division of the pouch, and the 
pouch was soft and elastic and yielded to the motion. On 
separating the pair, to my surprise, instead of the pouch 
remaining on the female, the whole affair belonged to the 


Zweek 


Bibliotheca sphragidologica 133 


male, and was visible for a mom ent or two, when it gra- 
dually withdrew into the abdomen of the male and dis- 
appeared. On separating, a large drop of green fluid came 
from each of the pair. This dries and leaves a stain on 
paper. The membranous covering yielded to the motion 
of the organ, yet enveloping it closely, and had a laminated 
or folded appearance. The green fluid, when I separated 
the pair, prevented my seeing very distinctly the true 
state of things, and by the time I had turned to the 
table and taken a piece of blotting-paper, the whole, pouch 
and organ, had disappeared. The fluid, I believe — was 
merely a lubricating secretion. I think the retractil organ 
is connected with the clasping apparatus. It seemed to 
me that something was abnormal about the protracted 
coitusin this case, and that the pair were unable to separate 
voluntarily. I have thought it possible that the reason 
for the existence of these pouches in Parnassius is found 
in the fact that they are additional safeguards for pre- 
venting premature separation by the violent storms so 
prevalent in the regions where these insects live.‘ 

Mr. Wright at Maiden says: ‚The pouch is positively 


Jungfräu- absent in the virgin females. Ihave watched several cases 


liche 2 


Ent- 
stehung d 


Sphragis 


Farbe 


of voluntary copulation and find that the pouch begins 
to be visible soon after connection as a web of exceeding 
thinness. Later on it thickens and enlarges, becoming like 
tissue paper by the time copulation ends; then gradually 
and in course of an hour or two, it becomes like a shaving 
of horn, and finally brown or black and rigid.““ 

idem p. 1868—1872, I. Vol. „Mr. B. Mead brought 
me a female Parnassius with an egg adhering to the 


Ovipositor ovipositor and said that it had deposited several eggS 


on a „tuft of grass“. In der Nähe von Sedum fand er viele 
Falter: ‚„Accordingly, on searching, I found on same no- 
merous eggs of Euptoieta Columbina, a species which 


Eiablage swarms everywhere on these hill sides‘. ‚The Parnassians 


Dauer d 
Kopula 


lay eggs freely. I have about 100 laid indiscriminately on 
the box, or the cloth covering it, within I had enclosed 
a female with the food-plant. Very few were on the plant 
itself.“ „My eggs show no sign of hatching, but most 
of them retain there normal contour. In regard to the 
theory of the formation of the pouch, it was suggested 
that the period of connection between the sexes of these 


. butterflies must be very long. In that case I should have 


found many pairs in coitu, whereas I have not so found 
a single pair.“ 

p. 43, Vol. III. Mr. Courtis 4 Juli: ‚A few days ago 
I took a walk and saw hundreds of the Parnassians, and 
caught ten or twelve, all males except one. Today I went 


5. Heft 


134 


Eiablage 


Kopula 


Felix Bryk: 


out and took nearly fifty, and have several pairs tried 
up under netting, with sedum. One pair have mated 
in the net. Juli 8th: ‚I went out this morning, and took 
twenty or more pairs, and watched the females. They 
all seem to fly to the ground, and either lay their eggs on 
the ground or in the grass roots. I could not find eggs, 
though I saw them drop. I have a large number of femmales 
now tied up. Some which were let loose, after refusing 
to lay in confinement, laid at once on the grass and any- 
where. The species is common, by hundred on every 
hillside“. 

Mr. Courtis schickte 140 Eier und sagte: ‚Most of these 
came from females that mated after I caught them. 
I think they lay at the roots of plants, as they always 
drop to the ground, then climb the stalk and fly away. 
Those ın confinement climbed sticks, and the window 
frames, laying eggs as they went, putting one everything 
they touched, except the sedum. I made one lay on 
this by keeping her moving, but she seemed very much 
excited. As soon as I put her on grass and sticks she 
laid every few moments.“ Again „I noticed a female 
alight on sedum, drop to the ground, and climbs up. She 
certainly laid an egg, though I could not find it (p. 44). 
Mr. Wright was at Maiden nearly three weeks. He says: 
„One cannot go far without seeing pairs in copulation, 
during the short season of paring and on the limited areas 
on which the newly emerged imagos appear. Copulation 
takes place immediately on the emergence of the females, 
often while the wings are still limp... Afterwards the 
males fly away, and are seen far beyond the breeding 
grounds, but the females remain there. Most of the 
females I take start up at my feet, and till the eggs are 
laid the female rarely flies. But the males are continually 
on the wing, hovering low to detect the female in hiding, 
or as she suns herself on a bare spot of ground. It is 
nearly impossible to discover them when hidden, even 
though one may know within a few inches where they 
are. When a female is started by the male she flies 
straight and rapidly, and suddenly drops into the grass. 
Apparently this action is for the purpose of misleading 
or eluding the male. In life, especially at pairing time, 
both sexes have a strong odor that, on taking them from 
the net, I often found very disagreable. I have seen the 
females lay eggs on grass, wild rose, blackberry and one 
of the Compositae, but never on Sedum“. 

p. 47: (Bruce) in Gefangenschaft legten sie Eier auf Sedum. 


[*54 bis] 1889. J. H. Leech, Description of a new Luehdorfia 
from Japan, in: The Entomologist, Vol. XXII, Febr. p. 25. 


Bibliotheca sphragidologica 135 


Differenz ‚With regard to the pouch of Z. $uetlot M. Oberthür is 
ot opinion that is probably not developed until pairing 
naheste- has taken place. It this is so, it may account for some 
henden Of the femals, both of Puziloi and japonica being without 


Formen this appendage.‘ 


Er T. 1, Fig. 1 u. 6, c. pouch., Fig. 2a, 6, c. pouch. 


[55] 1889. J. L. Austaut, Les Parnassiens de la Faune Pale- 
arctique. Nachdem Austaut die Sphragis von Parn. apollo, phoebus 
discobolus, apollonius, Bremeri, clarius, Eversmanni, mnemosyne, 
Nordmanni, Tad. delphius, Kail. charltonius näher beschrieben hat, 
sagt Austaut p. 23: 

„car parmi tous les lepidopt£res ils ont le privilege presqu’ 
exclusif d’&tre munis. de cette poche curieuse. Toutefois 
n’oublions pas d’ajouter que toutes les femelles n’en sont 

pas egalement pourvues. On rencontre en effet dans 
Weibehenl’etat de nature, et par suite dans les collections, beau- 
ohne coup d’exemplaires qui n’en montrent aucune trace; et 
Sphragis ’observation semble avoir demontre que cet appendice 
ne se developpe qu’apres le rapprochement des sexes, , 

sans doute parce qu’il est appele a jouer un röle impor- 

tant, soit dans le phenomene de la ponte, soit comme 

Zweck d. organe protecteur des oeufs. Nous pensons neanmoins que 
Sphragis Ja caverne (p. 24) dont il s’agit preexiste deja a l’accouple- 
ment en tant qu’organisme distinct, et que cet acte 
physiologique n’exerce d’autre influence sur elle que de 
determiner son apparition & l’exterieur du corps. Il serait 

facile de verifier l’exactitude de cette hypoth&se en dis- 

aneo sequant des femelles vierges et vivantes encore depour- 

"* vues de leur appareil. Cette experience aurait en outre 

l‘avantage de nous reveler ce qu’est cet organisme lorsqu’il 
est encore, comme nous le supposons, replie@ dans la cavite 
abdominale; mais nous n’avons pas trouv& jusqu’a pre£- 
sent Ja facilite de la re£aliser. 


Toutefois en examinant attentivement le revers du corps 
de deux femelles vierges de Delius qui figurent dans notre 
collection, nous avons remarque, apres avoir opere l’abla- 
tion des poils qui sontsi abondants sur cette partie du corps, 
et dissimule sous un segment plus saillant que les autres, 
Sterigma un ensemble de pieces cornees, brillantes, rendues dif- 
formes par la dessication, que nous considerons comme les 
elements encore impliqu&s de la poche, lesquels se se- 
raient sans doute normalement developpes, si l’acte de 
la fecondation &tait intervenu. Nous ne donnons ces in- 
dications qu’a titre de conjecture, car cette question est 
loin d’&tre Eclaircie, mais par cela m&me qu’elle est ob- 
scure, elle me£riterait de faire l’objet de recherches plus 
approfondies‘“, 


Jung- 
fräul. 2 


5. Heft 


136 Felix Bryk: 


Austaut teilt ferner (pp. 39—42) die ihm bekannten Par- 
nassier nach der Gestalt der Sphragis in 5 Gruppen ein: 
1) cornuti (charltonius); 2) cincti (delphius); 3) carinati 
(apollo); 4) limbati (tenedius); 5) ventricosi (mnemosyne). 
Als Gruppe 6) führt Austaut auf p. 187 valvati (simo- 
Sterigma nius) an, freilich nach der Beschreibung des Sterigmas, 
das er auf Taf. I, Fig. 9, 10 abbildet, in dem Wahne, 
die Sphragis vor sich zu haben. 
p. 187 schreibt Austaut über das Sterigma von Par. simo- 
Sterigma nius!: „En effet, cet appareil (pl. I, Fig. 9 et 10) d’une 
petitesse extreme, cach€ en outre par la pilosite ventralc, 
consiste en une sorte de valve Epaisse, d’un brun ncir 
Farbe brillant, qui surgit au dessous d’un bourrelet plus clair 
que forme le segment abdominal qui lui donne naissance. 
Sa surface, legerement convexe et creusee d’un sillon 
median large et court vers son point d’insertion, est presque 
appliqu&e contre l’abdomen. Son extr&mite posterieure 
un peau arrondie, m@nage une ouverture £troite, de- 
primee, qui donne acc&s & une caverne exique. Cette 
singuliere structure dont nous ne possedons aucun autre 
exemple, et qui semble &tre presque un cas de developpe- 
ment incomplet, necessite, a notre avis, la creation d’un 
ITkono- groupe nouveau parmi les Parnassiens“; außerdem bildet 
graphie Austaut die Sphragis ab: von Parn. apollonius (T. 2, Fig. 
1, 2), discobolus (T. 2, Fig. 3, 4), rhodius (T. 2, Fig. 7, 8), 
apollo, delius, bremeri, tenedius (T. 3, Fig. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 
7, 8), v. nubilosus, mnemosyne, Eversmanni, clarıus (T. 4, 
Fig. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8), Nordmanni, charltonius 
v. Romanovi, v. Staudingeri (T. 5, Fig. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 
7, 8), Graeseri, Eversmanni, tenedius, Stubbendorfi (T. 1, 
Fig. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, ) discobolus v. Romanovi (T. VII, 
Fig. 3, 4). 
[56] 1890. Grum Grshimajlo, Le Pamir et sa faune lepid. 
In: Mem. Romanov, Vol. IV, p. 158. Vgl. die Originalarbeit! 
PP--118 128. 
[57] (1885) —1892. Schatz (RKöber), Die Familien und Gat- 
tungen der Tagfalter, p. 49. Über die Sphragis der Parnassier. 
„Auf eine andere, ebenso interessante Bildung der Par- 
Sphragis nassius-Gruppe, nämlich auf die eigentümlichen Anhängsel 
der 92 Geschlechtsorgane, müssen wir uns leider ver- 
sagen, näher einzugehen, da wir doch nichts Neues, sondern 
nur das allgemein bekannte anführen könnten. Die wahre 
Bedeutung dieses taschenähnlichen Organs, welches sich 
bei den Weibchen erst nach erfolgter Begattung entwickelt, 
ist auch heute noch unaufgeklärt, und es ist nur zu be- 
dauern, daß wir in solchen einfachen biologischen Fragen 
immer noch soweit zurückgeblieben sind, während die 
beschreibende Wissenschaft rastlos vorwärts schreitet“. 


Bibliotheea »phragidologiea 137 


p. 102 über Acraeiden: 

„Es sind dies die eigentümlichen taschenartigen An- 
hängsel, welche die 22 in gleicher Weise wie die Par- 

Zweck nassius-QQ besitzen, und deren Endzweck uns noch ebenso 
unbekannt wie bei diesen ist‘. 

[58] 1891. F. Leydig, Zu den Begattungszeichen der Insekten 
in: Arbeiten aus dem Zoologisch-Zootomischen Institut in Würz- 
burg, Vol. X, Heft I, p. 40 ff. 

Leydig bespricht die Anfänge der Sphragidologie und 
Siebolds grundlegende Ausführungen und setzt fort: 
„Ich empfinde es für mich als wirkliche Lücke, daß ich 
den „taschenförmigen Anhang‘ der Parnassier nicht aus 
eigener Anschauung kenne, da ich in der Zeit, wo ich den 
lebenden Falter hätte vornehmen können, solches ver- 
absäumt habe und jetzt mir die Gelegenheit fehlt.‘ — 
„Siebold, der erfahrene Entomolog, scheint, wie seine Vor- 
gänger, in dem Glauben zu stehen, daß dieser ‚außer- 
ordentlicher Teil‘ der Parnassier etwas ganz vereinzeltes 
sei; wenigstens enthält seine Abhandlung keine Anspielung, 
daß auch sonst bei verwandten Tieren ähnliches von ihm 
oder anderen wäre gesehen worden.“ Leydig spricht da- 

Sphrago- bei die Vermutung aus, daß auch der Laternenträger 

phorie b.d.sphragophor sei, wo ebenfalls ein weißer Analanhang zur 

Insekten Schau getragen wird. „Auch bei Parnassius kann die 
Farbe Farbe ‚‚weißgrau‘ sein, wenn sie auch ein andermal 

dunkelbraun bis schwarz ist.“ 

[*59 bis] 1890—1891. Okberthür, in: Etud. d. Ent. über Acraea 
Igati Boisd. (p. 13): 

&Genital- „Le & que j’ai fait figurer vient de la Grande-Comore; 
apparat il porte a l’abdomen une piece cornee tubulaire, comme 
Sphragis SeTait en tr&s petite, la poche 2 du Parnassius mnemosyne. 

Ent- Les 2 de l’Acraea Igati ont aussi une piece corn&e; je sup- 
stehung pose que, comme pour le Papilio Duponcheli, cette come 

Sphragis-ne se developpe qu’apres l’accouplement; car je possede 
rudiment n echantillon de Madagascar ou cet appareil cest tout 
a ä fait rudimentaire par rapport aux autres 9, et je pre- 

1 Befrueh.Sume que la fecondation doit intervenir pour que la ma- 

tung tiere cornee acquiere toute son Etendue“. 

Über Acraea Damüi Voll. (ibid. p. 12): 

& Genital- „L’AcraeaDamii est fort interessant pour ses organes sexuels. 
apparat Le A montre, en dessous de l’abdomen une plaque d’aspect 

corng, jaunätre de deux pieces separ&es par un trait profond.“ 

[60] 1891. Spuler, Zur Stammesgeschichte der Papilioniden 
in: Zool. Jahrb. Syst., Vol. 6, p. 487. 

Rudi- Bei Besprechung der Parnassius-Sphragis schreibt Spuler: 

Sn „daß bei den Thais auch Spuren davon zu konstatieren 

PEN sind; und in der Tat, diese finden sich, wenn auch in 
äußerst rudimentärer Form“. 


5. Heft 


138 Felix Bryk: 
[61] 1892. Rogenhofer, Neue Lepidopteren des K. K. natur- 
histor. Hofmuseums, in: Annal. k. k. naturhistor. Hofmuseums, 
Vol. VII, p. 574. 
Abbil- R. bildet sehr anschaulich in der Seitenansicht und 
dungen Y- Untenansicht die Sphragis von Telchinia Welwitschi 
PIRSE Roh. 9, Telchinia anemosa Hw., Acraea Buettneri ab. 


[62] 1892. Rogenhofer, Über die taschenförmigen Hinterleibs- 
anhänge der weiblichen Schmetterlinge der Acraeiden. In: Annal. 
k. k. naturhist. Hofmus., Wien VII, p. 579, 580, 581. Vgl. die 
Originalarbeit ! 
[63] 1891—1892. Haase, ‚Untersuchungen über die Mimiery“ 
pP. 9: EI 
„Dagegen sind vom Männchen abgesonderte Begattungs- 

Sphragis zeichen während der Kopulation außer bei Parnassius 
auch bei Eurycus und Euryades, und was Schatz ent- 
gangen zu sein scheint auch bei Zuehdorfia lange bekannt, 
ich glaube aber, daß sie besonders unter den Aristolochien- 
faltern verbreitet, wenn auch meist weit unbedeutend 
entwickelt sind.‘““ Haase nennt erkenntnistief die Sphragis 
„ein biologisches Merkmal“. 

[64] 1892. Seudder, in: Trans. Ent. Soc., Lond., p. 249 — 
253. (Vergleiche die Originalarbeit.) 

[64 bis] 1893. Kolbe, Einführung in die Kenntnis der In- 
sekten. Berlin, 8°. Seite 329—330. (Vergleiche das Original.) 

[65] 1894. Escherich in: Soc. ent. Vol. VIII, p. 178, bespricht 
im Aufsatze ‚Über die ‚Begattungszeichen‘ der Insekten‘ die Ab- 
dominalplatte der begatteten Dytisciden @ und schreibt: 

„Leydig machte darauf aufmerksam, daß der „taschen- 
Sphragis förmige Anhang der Parnassier‘‘, der ‚‚weißliche Anhang“ 
am Hinterleib der Fulgora laternaria, das „weiße Blätt- 
chen‘ bei der Spinnengattun, Argenna, welches den Ein- 
gang zur Samentasche deckt, und endlich der ‚„kreide- 
weiße Fleck‘, welcher sich an der Bauchfläche des weib- 
lichen Flußkrebses (Astacus fluviatilis) befindet, in die 
Kategorie der ‚Begattungszeichen‘“ zu stellen sind.“ 

66] 1896. Rebel in: VII. Jahresb. Wien ent. Verein., p. 52 

(T. 11, Fig. 1b). 
Sphragis Rebel bespricht die Sphragis eines Zwitters von Parn. 
hie var. delius Esp., die er folgend charakterisiert: ‚Das 
Exemplar zeigt eine Tasche, die jedoch von normalen 
Taschenbildungen vor allem dadurch abweicht, daß sie 
schräg angeheftet erscheint, wodurch ihr Kiel mit der 
Längslinie des Hinterleibes einen stumpfen Winkel bildet. 
Die Öffnung der Tasche ist ganz aus der Mittellinie, auf 
die weibliche Seite des Tieres gerückt, während gegen die 
männliche Seite der Erdrand der Tasche in zwei zacken- 
artige Spitzen ausgezogen ist, die selbst bei Daraufsicht 


Bibliotheca sphragidologiea 139 


Sphragis- des Hinterleibes seitlich der männlichen Hälfte bemerk- 

er bar wird. (T. II, Fig. 1). Als Erklärungsgrund für diese 

98 teilweise Mißbildung und abnorme Anheftungsart der 
Tasche kann die Annahme gelten, daß auch die hier 
(zweifellos vorhandene) Bursa copulatrix zufolge der in- 
neren Abnormität der Geschlechtsdrüsen aus der Mittel- 
linie des Hinterleibs gerückt war, wodurch das Männchen 
bei der Copula gezwungen wurde, eine mehr seitliche 
Lage einzunehmen; hierbei werden die taschenbildenden 
Organe (,‚Paraplasten“-Scudder’s) auf dermännlichen Seite 
des Zwitters keinen genügenden Anheftungspunkt mehr 
gefunden haben, was zur Entstehung der Zackenbildung 
am Hinterrande der Tasche geführt haben mag.“ 

[*67] 1898. O. Schultz, Gynandromorphe (hermaphroditische) 
Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna, in: Ill. Zeitschr. f. 
Entomol., Vol. III, p. 86. Über Abdomen eines halbierten Zwitters 
von Par. apollo L. 

Abdomen „Die männliche (rechte) Hälfte des Abdomens zeigt die 
er normale, lange, weiße Behaarung dieses Geschlechts, 
> während die weibliche (linke) Seite des Hinterleibes nur 
kurz und spärlich behaart erscheint. Die äußeren Geni- 
talien normal männlich, ohne jede Spur einer Taschen- 
bildung.“ 
Über halbierten Zwitter von Par. delius L. ‚Hinterleib 
Sphragis mit Begattungstasche, rechtsseitig nur eine deutliche, 
männliche Afterklappe‘“. 

[68] 1899. W. Petersen, Beiträge zur Morphologie der Lepi- 
dopteren, in:' Mem. Ac.' inp. > St. Petersbourg, ‘VIIL . Ser. 
vol. p. 69, behandelt Geschlechtsorgane von Parnassius abollo L. 

„Diese Art habe ich erst nachträglich in der Schweiz 
1896 untersuchen können. In der Hoffnung, unter den 
Papilioniden Formen zu finden, die noch primitiver sind 
als bei Pap. podılarius L. wurde ich nicht getäuscht, denn 
P. apollo L. zeigt Verhältnisse, die denen von Lycaena 
arion gleichwertig sind. 
Ge- Beim d liegen die Hodenkugeln ganz getrennt, die vasa 
schlechts- 7. ferentia sind kurz, der ductus ejaculatorius von 
re circa doppelter Körperlänge, die accessorischen Drüsen sehr 
lang, mindestens vierfache Körperlänge, ganz getrennt 
liegend. 
Ge-- Beim 2 ist die Bursa copulatrix sehr klein, der ductus 
Be seminalis sehr kurz von der Mündung derselbenabgehend. 
En Die glandulae sebuceae sehr lang auf ziemlich langem 
Stiel. Das Receptaculum klein mit einfacher Anhangsdrüse. 
Beiderseits 4 Eiröhren‘“. 
Nach der Hodenbildung gehört neben Parn. apollo, Ly- 
caena arion und orion zu den primitivsten Formen unter 
den Tagfaltern, die Petersen untersuchte. 


5. Heft 


140 Felix Bryk: 


[69] 1899. Rebel, Fossile Lepidopteren aus der Miocänforma- 
tion von Gabbro, in: Sitz. Ver. Math. Nat. Akad. Wiss., Wien, 
Vol. 107, p. 735. 

Fossile Rebel beschreibt eine fossile Parnassiide Dorztites (= Lueh- 

Sphragis dorfia) Bosniackii Reb. die eine Sphragis besitzt. „In 

bereinstimmung mit der Gattung Parnassius Latr. zeigt 

das Abdominalende des (begatteten) 2 einen taschen- 

förmigen Anhang“, p. 737: ‚Ein weiterer mit Parnassius 

übereinstimmender Charakter von großer Bedeutung ist 

das Vorhandensein einer Abdominaltasche im weiblichen 

Geschlechte bei Doritites. Bekanntlich fehlt dieses Be- 

gattungszeichen bei den übrigen recenten Parnassiinae, 

so daß auch also in dieser Hinsicht eine nähere Beziehung 

zwischen Doritites und Parnassius vorliegt“. p. 741: „Was 

schließlich die Form der in mehrfacher Hinsicht so inter- 

essanten (im Abdrucke nur schwer erkennbaren) Abdc- 

minaltasche anbelangt, so läßt sich nur sagen, daß die- 

selbe in ventraler Daraufsicht das Hinterleibsende in Form 

zweier nach hinten convergierender Wülste umfaßt hat 

(Fig. 1).“—,,‚Unterdenrecenten Parnassierarten kommthier- 

bei abermals vor allem jene Taschenform in Betracht, 

wie sie sich bei Parnassius delphius Ev. findet. Auch 

bei dieser Art haben wir (ventralwärts gesehen) zwei durch 

einen tiefen Einschnitt getrennte starke Wülste, respective 

Röhren (Fig. 4b), denen annähernd die bei Doritites vor- 

handen geweseneTaschenbildung entsprochen haben dürfte. 

Dorsalwärts bildet die Tasche bei Parnassius delphius be- 

kanntlich einen vollständigen Ring (,‚cincti‘ Austaut), der 

nur das Analende des Abdomens freiläßt (Fig. 4a). Ob 

eine analoge Ringbildung der Tasche auch bei Doritites 

vorhanden war, läßt sich nach der allein erhaltenen ven- 

Ikono- tralen Ansicht des fossilen Thieres nicht entscheiden.‘ Auf 

graphie Taf. 1, Figg. 4a, 4b bildet Rebel die Sphragis von Tad. 
delphius Ev. ab. 

[*69 bis] 1899. Thiele, Ein männlicher Parnassius Charltonius 
princeps mit Legetasche, in: Berlin. Ent. Zeitschr., Vol. XLIV 
(Sitz.-Ber. für das Jahr 1898), p. 27. 

Thiele erwähnt ein Männchen von Parnassius v. prin- 

& mit ces (= Kail. Romanovi) mit einer Sphragis. „Da die 

Sphragis Legetaschen von den Männchen abgesondert werden, so 

Päderastieist hier also von einem Männchen die Kopulation mit 
einem anderen Männchen versucht worden“. 

[70] 1900. Cholodkovsky, Über den Geschlechtsapparat von 
Parnassius Mnemosyne L. In: Illustr. Zeitschr. f. Entom. V, 
Nr. 5, p. 70—72. Vgl. die Originalarbeit | 

[71] 1900. F. Karsch, Päderastie und Tribadie bei den Tieren 
(Leipzig) [Separatabdruck aus dem 9. Jahrb. f. sex. Zwischenstufen, 
Vol. II, p. 126—160.] 


Bibliotheca sphragidologica 141 


Karsch zitiert Thieles (70) falsche Schlußfolgerung 
Päderastie und setzt p. 28 fort: ‚Direkte Beobachtung einer Kopu- 
lation des in Rede stehenden Männchens mit einem anderen 
Männchen liegt demnach hier nicht vor, es wird nur wegen 
Anwesenheit der Legetasche auf eine solche geschlossen. 

Dieser Schluß entbehrt aber jeglicher Denkfolgerichtig- 

keit, denn wenn das Männchen die Legetasche abson- ' 

dert, so ist durchaus nicht zu verstehen, warum zum 

Behufe der Absonderung derselben gerade in diesem Falle 

die Kopulation mit einem anderen Männchen erforderlich 
gewesen sein soll; es könnte sich ja alsdann um die von 

& mit ihm selbst beim normalen Koitus mit einem Weibchen 
Sphragis abgesonderte Legetasche handeln, welche statt am Leibe 
des befruchteten Weibchens ausnahmsweise einmal am 

Leibe des Männchens haften geblieben wäre. Aber auch 

die Prämisse stellt sich als eine unerwiesene und höchst 
unglaubwürdige Voraussetzung dar. Thomson meldete 
Technik d.zwar bei Elwes (1886) von einer zurückziehbaren 
Spimeis- Membran des Männchens, durch deren Hervorstül- 
“W8 pung die Form der während des Koitus entstehenden 
und sich ausbildenden Legetasche des Weibchens bedingt 

Urheber- werde; jedoch den Beweis der Urheberschaft dieser Tasche 
en der durch das Männchen ist er schuldig geblieben. Und eine 
PNR8N einfache Überlegung unter Berücksichtigung des Baues 
der Geschlechtsorgane bei den Schmetterlingen führt un- 
gezwungen zu der Annahme, das einzig das Weibchen 

das Material zu einer Legetasche liefern kann. Der weib- 
Weibl.Ge- liche Schmetterling besitzt am freien, distalen Hinter- 
schlechts- Jeibsende unterhalb des Afters zwei Geschlechts- 
E0 öffnungen, von denen nur die eine in die Begattungs- 
tasche führt und lediglich zum Einbringen des Penis 
bestimmt ist, wogegen die andere dem Austreten der 

Eier dient; findet nun eine normale Begattung statt, so 

hat das Männchen, mit seinem Penis in der Begattungs- 

tasche des Weibchens steckend, außer seiner Afteröffnung 

keine andere Öffnung mehr disponibel, aus welcher es 

eine durch Erhärtung zur Legetasche werdende Flüssig- 

keit könnte hervortreten lassen; das Weibchen dagegen 

verfügt in der gleichen Lage noch über die freie Aus- 
führungsöffnung seines Eileiters, in dessen Lumen 
verschiedene Drüsen ihre Sekrete ergießen. Im Eileiter 

des Weibchens muß demnach theoretisch der Ursprung 

des Materiales der Legetasche zu suchen sein. Thieles 
hochinteressante Beobachtung gehört demnach nicht in 

das Kapitel Päderastie. Thiele selbst, von mir um ge- 

fällige Aufklärung gebeten, lehnte jede Verantwortung für die 

oben in ‚, “gesetzte Deutung seiner Mitteilung abundüber- 

trug sie auf den Redakteur der Sitzungsberichte W. Dönitz. 


5. Hoft 


142 Felix Brıyk: 


[72] 1900. Chapman, Note on the oviposition of Parnassius 
Apollo, in: The Entomologist, V. 33, p. 282. 
Sphragis „Ihe keel or pouch of female Parnassius seems now to 
be well understood as a structure added by the male 
Zweck during pairing, but what its use is seems to be still quite 
unknown. At least, I can find no satisfactory observation 
or suggestion on the matter. One surmises that it must 
Eiablage be of some use in ovipositing. I made a point several 
occasions this summer of watching apollo to detect the 
mode of oviposition if possible. I only succeded in seeing 
one egg laid, and that I could not find on searching. 
The way in which it was deposited was, however, very 
suggestive. The butterfly alighted on a dead stalk, some 
six or seven inches above the earth, not on or very near 
ony Sedum, and then ejected on egg in such a forcible 
way that it fell, perhaps, an inch and a half away from 
the spot immediately beneath the insect. A solitary ob- 
servation is, perhaps, too small a basis to theorise on; 
“but, as the egg lies unhatched all winter, the object would 
be to send it with some force, so that it would get into 
corner. The mode by which the jerk is communicated 
Zweck Sheltered wouldprobably be by the eggbeingpressed against 
the pouch, the elasticity of which would give it a jerk when 
it slipped free. The egg has a flat base, by which it pro- 
bably becomes attaches when that surface touches any 
object. — 
In searching for any account of the oviposition of Par- 
nassius I find perfunctory allusions to it, implying that 
there is nothing unusual in method of egg laying. The 
fullest reference I find in W. H. Edwards’s account of 
Parn. smintheus, where several different observers note 
the butterfly as laying freely on various objects, and 
especially on anything in preferance to the food-plant. 
He quotes two observers who saw the butterfly laying 
eggs, and who note peculiar about it. It may be, therefore, 
perhaps, that my observation was of an unusual occurence 
— it suggests the desirability of further observations.‘“ 
[*73] 1901. Sharp, The Cambridge natural history. Vol. VI 
(Insecis part II), p. 350; über genus Acraea: 
„Ihe females of some species possess an abdominal pouch 
Sphragis somewhat similar to that of Parnassius“, p. 362; über 
genus Parnassius: 
Sphragis „the females possesses a peculiar pouch at the end of the 
Ent- body; although only formed during the process of coup- 
stehung ling, it has a special and characteristic form in most of 
the species. 
[74] 1901. G. A. K. Marshall, On the Female pouch in Acraea. 
In: The Entomologist 1901, p. 72. (Vgl. die Originalarbeit |) 


‘ 


Bibliotheca sphragidologica 143 


(*75] 1902. Fr. Leydig, Horae Zoologicae, (Jena), p. 125, 


Nota®1. 


Ikono- 
graphie 
der 


Sphragis 


„Ich hatte gelegentlich zu bedauern CIX“ (Errat. an- 
statt CXIX, worunter Leydig seine Studie ‚Zu den Be- 
gattungszeichen der Insekten‘ anführt), ‚39, daß ich den 
„taschenförmigen Anhang der Parnassier nicht aus eigner 
Anschauung kannte, und mich nur auf die”Abbildungen, 
welche de Geer und Schäffer gegeben, beziehen konnte. 
Mit Interesse betrachte ich jetzt die Darstellungen des 
Teils in den nachgelassenen Aquarellen des verstorbenen 
Nürnberger Entomologen v. Praun, auf ‚welche noch 
mehrmals zurückzukommen sein wird. Das Gebilde zeigt 
sich in der Profilansicht deutlich taschenförmig und zwar 
in P. mnemosyne noch mehr entwickelt als bei P. apollo‘“. 


*76] 1902. G. A. K. Marshall, The possible"meaning of the 
Sac of Female Acraeinae, in: Trans. Ent. Soc., London 1902, 


p- 589. 


Sphragis ,„Malvern, May 14, 1897; The species in which the sac ist 


Zweck 


Eiablage 


best developed are Acraea neobule and A. horta. With 
regard to the use of the organ, I remember making some 
observations at Salisbury in 1894 on A. caldarena and 
A. nohara-halalı while ovipositing, and I then came to 
the conclusion that the sac was of an use during laying, 
being apparently rather an obstruction than otherwise. 
I therefore rather incline to your second suggestion, that 
it is probably to prevent copulation a second time. This 
view moreover seems to be borne”out by what I have 


Werbeilug noticed in the courtship of the insects. So far as I have 


Kopula 


at present observed, Acraeas appear to be the only but- 
terflies which indulge in the system of ‚‚marriage by cap- 
ture“. In such of the Nymphalinae as_I have watched, 


the males have in no case attempted to seize the females, 


which when anxious to escape their addresses”did so either 
by dodging among the/;vegetationfor soaring. The fe- 
males of some Pierinae (notably‘ Belenois, Pinacopteryx) 
have a very noticeable method of refusing the males; 
they settle with wings outspread but with fore-wings di- 
rected backwards so as almost to cover the hind-wings, 
and the abdomen is raised in air. This position is pro- 
bably to prevent the male running along the side, for 
copulation is effected from thefside. It might however 
be done in order to allow the male to see by her abdomen 
that she was gravid, for I have a case in my note-book 
(P. pigea) in which the male ran up and felt the abdomen 
with his palpi and then flew off. In the Acraeas however 
I have observed several cases of copulation taking place 
in A. Petraca and A. horta, and in all of them the male 
seized the female on the wing, grasping her with his ir- 


9. Heft 


144 Felix Bryk: 


termediate legs about the thorax or base of the fore-wings, 
and they would fall struggeling to the ground, where 
coition would take place. If this is the normal method 
‘of copulation, and unfortunately my observations have 
been too few to enable me to feel sure of it, then any 
Zweck organ which would protect the female from the attentions 
of an unlimited number af males would not only be useful 
but absolutely necessary. 
Malvern, July 15. 1897 — The other day I saw a pair 
Kopula of Acraea encedon struggling together. on the ground, 
the male clasping the female round the thorax from below. 
Unluckily a second or two after I noticed them they 
separated, so that I had not time to see whether it was 
really the sac which prevented coition. However I caught 
Sphragis the female and found she had the sac fully developed 
and hard.“ 
[77) 1906. Jordan & Rothschild, A revision of the American 
Papilios. In Novitates Zoologicae, Vol. XIII, Nr. 3, p. 437. 
Ge- Über Papilio columbus H. Sch.: „Q. In non-virgin 
schlechts- specimens the vaginalarea is covered with a hardened sub- 
BD stance, which is whitish and has a spongy apearance; 
®? this coital substance has no such definite shape as in 
P. proneus, but it is always constricted in the middle 
and there are also several holes or grooves, which are 
more or less in the same place in different specimens. 
ae In virgin individuals a broad central process is visible 
"* without dissection; this process stands behind the va- 
Vagina ginal orifice, being somewhat curved, subacuminate, con- 
vex on proximal side, hollowed out on hinder side. In 
front of the vaginal orifice there is a heartshaped lobe 
covered with minute hairs.“ 
Über Papilio agavus Drury, p. 439: „Q. In front and 
and at the sides of the vaginal orifice an irregular ridge, 
much folded, being semimembranous, forming a ring which 
is open distally in the’middle; within this ring and just 
behind the vaginal orifice a short process, curved anad, 
being convex ventrally, hollowed out on hinder (or upper) 
side; the membrane strongly chitinised, smooth, rounded 
lobe laterally where this membrane joins the seventh 
Sphragis sternal sclerite; in a non-virgin female the central process 
in enveloped by’a hardened substance blocking up the 
vaginal orifice. Anal segment with numerous short stout 
bristles.‘“ 
Papilio proneus Hübn. (p. 439, 440): „Genitalia dif- 
ferent from those of the allied species, the female bearing 
Sphragis after copulation a kind of pouch, externally visible and 
homologues to the pouch of Euryades, Parnassius, Acraea. 
9. Ina virgin specimen there is at each side of the vagina 


Jung- 


Bibliotheca sphragidologica 145 


a large flap, rounded, asymmetrical, bearing distally se- 


fräuliche@ veral carinae, the two flaps inclining towards each other; 


Sphragis 


Sphragis 


from the slit between them, which widens distally, there 
projects a curved process pointing anad; these organs 
are distinct without dissection, projecting free not being 
covered by the scaling, on dissection the central process 
is found to be situated immediately behind the vaginal 
orifice, being convex ventrally, and channelled on the 
posterior or dorsal side; the apex of the process is slightly 
incrassate giving the process a feebly ladle-shaped outline 
in lateral aspect. The lateral flaps are continuous proxi- 
mally of the vaginal orifice, being the lateral portions of 
a ridge which is almost entirely separated into two halves 
by a deep mesial sinus. In a female, which has copulated 
the central process is enveloped by a hardened substance 
which forms a large irregular cone effectually blocking 
up the vaginal orifice, the lateral flaps remaining free, 
at least distally, the hardened substance covering the 
flaps only proximally.“ 

Papßilio perrhebus Boisd. (p. 441): „Q. Behind vaginal 
orifice a curved, ladle-shaped process, convex ventrally, 
excavate on upper or distal side; curved anad; proxi- 
mally of orifice e low folded ridge extending on each side 
beyond the central process, forming a ring which opens 
behind; this ridge widest behind; at each side of the 
ridge the membrane densley plicate and further laterad 
again raised into a smooth, somewhat rounded ridge.“ 
Papilio montezuma Westw. (p. 445): „Q. Behind the 
vaginal orifice a short, broad process about half as long 
again as it is broad in middle, slightly sinuate}at apex, 
convex on proximal, concave on distal side; a large lobe 
proximally of orifice, emarginate in middle rounded, finely 
hairy, its distal surface concave; in non-virgin females 
these organs concealed under a hardened coital substance.‘- 


[*78] 1906. Stichel, in: Berl. Ent. Zeit., Vol. 21, p. 81: 


Morpho- 
log. d. 
Sphragis 


Archiv 


„Die zur Begründung derselben‘ (= Aufteilung d. Gat- 
tung Parnassius) „benutzte Morphologie der Abdominal- 
(Lege-)Taschen der @ kann als generisches Charakteristi- 
cum ebensowenig anerkannt werden, wie Geschlechtseigen- 
tümlichkeiten (Duftorgane etc.) im allgemeinen und führt 
hier wie in anderen Fällen zu dem Umstand, daß für eine 
einzige Collectiv-Art mit ihrem Formenkreis ein besonderes 
Genus in Funktion tritt (Koramius, Kailasius). Überdies 
sind hier Arten unter der Gattung Parnassius s. s. mit- 
einander vereinigt, die nichts weniger als Übereinstim- 
mung in der Legetasche haben.“ 

p. 83: „Rhodius Honr. und mercurius Gr. Gr. sind aus 
dem Formenkreis von epaphus auszuscheiden und ver- 


für Naturgeschicht 
N aa chte 10 5. Hut 


146 Felix Bryk: 


möge gleicher Struktur der Legetaschen des 9 als Formen 
carina von jacguemontii Bsd. (non Gray) zu behandeln (gekielte 
Tasche). 
(p. 84): Die Unterscheidung der epaphus- und Jacque- 
montii-Formen ist ganz besonderen Schwierigkeiten unter- 
worfen und können manche derselben eigentlich nur nach 
der Struktur der Legetasche objektiv auseinandergehalten 
werden. Namentlich unklar war die Unterbringung von 
poeta Obthr., der nach der Abbildung ganz den Eindruck 
einer jacguemontii-Form macht, dessen Q nach Angabe 
Sphragis von Leech (Butt. Chin. Jap. Cor.) aber ungekielte Lege- 
ohne tasche besitzt, also zu epaphus gehört.“ „Auf flüchtigen 
carina Blick einem kleineren, heller gehaltenen 2 von P. jacque- 
montii tibetanus Ob. ähnlich, dieses aber mit gekielter 
carina Legetasche. Beresowskyi ist nach der Struktur der Lege- 
tasche richtig in die Verwandtschaft von ephus gestellt.‘ 
[79] 1906. Stichel, in Seitz’ Großschmett. d. Erde, Abt. 1, 
Vol. 1, p. 19, Nota **) sagt im Zusammenhange von der vom 
Grum Grschimajlo beobachteten Kopulation zwischen Karlasius 
charltonius und Tadumia delphius: 
Kopula ‚Es mag hier ein ähnlicher unnatürlicher Geschlechts- 
trieb die Ursache der Kopulation gewesen sein, wie in 
Polyandrieanderen Fällen die wiederholte Copula eines 2 mit meh- 
Päderastiereren SS oder selbst der Versuch einer Copula zwischen 
2 d& derselben Art, Vorgänge, die dadurch bewiesen 
werden, das Gr. Gr. charltonius-Q mit 2 Legetaschen 
(eine derselben normal, die andere in Querlage vor dieser 
angeheftet) und dS derselben mit einer anormal oder un- 
vollkommen ausgebildeten Legetasche angetroffen hat‘. 
Sexuelle p. 26. ‚Ihr Paarungstrieb ist hochgradig entwickelt, 
Biologie die Copula erfolgt in der Regel alsbald nach dem Aus- 
schlüpfen des 9, es wird selten ein solches ohne Lege- 
tasche, dem Beweise erfolgter Copulation, in der Natur 
gefangen; dem gegenüber fanden wir wiederholt einzeln 
oder in copula 29, deren Flügel noch feucht und schlaff 
waren mit bereits am Hinterleibe angehefteter Lege- 
tasche.‘ 
[80] 1907. Jordan, in Seitz’ Großschmett. d. Erde, Vol. 1 
(Fauna americana), p. 44. Jordan schreibt über Euryades: 
Genital- Die zweiteiligen Haftklappen des & sind nicht ganz zu- 
Apparat sammenschließend. 


de. m) 45: „Bei gewissen Aristolochienfaltern finden wir auch‘ 


Sphragis schon eine rudimentäre Legetasche.“ 
81] 1907. Seitz, Großschmett. d. Erde (Fauna americana), 
Vol. 1. 
Zweck „Über den Zweck des eigentümlichen Gebildes ist nichts 
dee sicheres bekannt. Man sollte annehmen, daß dasselbe 
Sphragis irgend eine Rolle bei der Eiablage spiele, dem gegenüber 


4 a u 


Bibliotheca sphragidologica 147 


Eiablage steht die Beobachtung Thomsons bei einer Zucht von 
Parn. apollo im Insektarium des zoologischen Gartens 
zu London; derselbe ist der Ansicht, daß die Tasche 
nach der Copulation ohne jede Nutzanwendung sei. Der 
Umstand, daß 22 von Parnassius-Arten gefangen worden 
sind, in deren Taschen man ein loses Ei fand, läßt die 
Vermutung zu, daß das Tier dieses solange mit sich führe, 
bis es einen geeigneten Platz zur Ablage gefunden hat.“ 
(Stichel). 

[82] 1907. Bingham, The fauna of British India, Vol. VII, 

p. 117. Über die Weibchen von Parnassius: 

„Ihe female after fertilization with an extended corneous 

Sphragis anal pouch that varies in shape.‘“ Bingham bildet ferner 
im Profil und in Ventral-Ansicht die Sphragis von Par- 
nassius jacquemonti, ebaphus, hardwickei (Fig. 31a, b, c) 
und von Tadumia hunza Gr. Gr. (Fig. 32a, b) ab. 

[83] 1907. Poulton, in: Proc. of the Entom. Soc. of London, 

Pr xp. 12. Sep.). 
Poulton spricht die Vermutung aus, der Zweck der Sphra- 
gis sei, die Reinheit der Art zu erhalten: ‚Other facts, 

Sphragis and especially the hard, pouch-like structure secreted by 
the male upon the body of the female in Parnassius and 

Zweck in Acraeinae, also support the conclusion that useless 
pairing and attempts to pair are an injury to the species.“ 


[*84] 1907. E. Turati, Nuove forme di Lepidotteri in: Na- 
turalista Siciliano An. XX, No. 1, Palermo, p. 11 (sep.). Conte 
Turati bildet einen Hermaphroditen von Par. delius L. (l) ab 
und schreibt: 

Sphragis „Il sacco corneo particolare della 2 si stacca sotto all’ad- 
eins dome sulla sua metä sinistra, e viene trasversalmente a 
Herma- .oprire complettemente tutta l’estremitä anale. — Il fatto 
phroditen 1; "trovar qui questo sacco corneo, che si afferma formasi 
nelle 92 solo dopo la fecondazione, in un individuo che 

non puö essere fecondo, n& fecondato, potrebbe smentire 

la spiegazione data alla sua genesi. Questo’ & il punto 
interessante che mette in luce l’ermafrodito, che io ri- 
produco, riaprendo la quistione sull’ origine di quel sacco.‘ 

[(*85] 1907. Stichel, in: Sitzungsber. d. Berliner Ent. Ver. 
1906, p. 18)—(20). 

i Stichel resumiert die Untersuchungen von Siebold, Thom- 
son und Scudder und setzt fort: 

& mit „Ferner fand Grum dd derselben Art mit Legetaschen, 
Sphragis wenn auch unvollkommen ausgebildet. Auch hier hat 
Päderastieder Versuch einer Copula mit Passivität eines & statt- 
gefunden, und das in der Geschmacksrichtung verirrte 
aktive $ hat seine Kunstfertigkeit in der Anheftung der 

Tasche nur teilweise produzieren können“. 


10* 5. Heft 


148 Felix Bryk: 


[*86]) 1907. Stichel, in Wytsmans Genera insectorum 58me 
fasc., p. 7 über Parnassius: 


Sphragis „Als besonderer Geschlechtscharakter ist ein dem weib- 
lichen Abdomen gewöhnlich anhaftendes chitinähnliches 
Gebilde, die sogenannte Abdominal- oder Legetasche, zu 

Ent- erwähnen. Dieselbe entsteht während der Copulation der 
stehung Geschlechter aus einem sehr schnell trocknenden Sekret, 
welches aus einer neben oder um den Geschlechtsapparat 

des männlichen Abdomens gelegenen Drüse abgesondert, 

Peraplast mit Hilfe eines besonderen, eigentümlichen Organs, Pera- 
plast genannt, in eine bestimmte Form gebracht und dem 
Abdomen des 2 angeheftet wird (Scudder). Dieses Ge- 
bilde ist in verdünnter Kalilauge zu einer öligbraunen 
Flüssigkeit löslich, also von ganz anderer Beschaffenheit 
als der eigentliche Chitinüberzug der Insekten (Siebold), 
es kann auch nicht als tertiäres Geschlechtskennzeichen 
in gleicher Weise wie Duftorgane und ähnliche Gebilde 
bei Schmetterlingen angesehen werden, hat sich aber 
gleich diesen als sehr wichtiges und nützliches Mittel 
zur Unterscheidung der Arten und Zusammenfügung der 

Konstanz Mäher verwandten Gruppen erwiesen, weil es im all- 

d.Sphragis.gemeinen sehr mannigfaltig bei den einzelnen Arten, aber 

form gleichmäßig ist.‘ 
[*87] 1907. Stichel, in: Wytsmans dGenera insectorum. 

59 me Fasc., p. 19 über Luehdorfia: 


Sphragis Abdomen. ‚‚Letzteres beim Q am Ende ventral nach er- 
folgter Copula mit einem blätterigen Anhängsel, der Ab- 
dominal- oder Legetasche, über deren Wesen zwar noch 

Ent- keine Beobachtungen gemacht worden sind, deren Ent- 
stehung stehung aber auf gleichen oder ähnlichen Vorgängen be- 
ruhen wird, wie bei der Gattung Parnassius geschildert 
worden ist.“ 
[87 bis] 1907. Lampert, Großschmett., Raupen Mitteleuropas, 
p: 78. „Die Weibchen haben eigentümliche Aftertaschen.‘“ 


[88] 1907. Rebel, Lepidopteren aus Südarabien und von der 
Insel Sokötra, in: Denkschrift. mathem. naturwiss. Klasse Kais. 
Akad. d. Wissenschaft., Vol. 71 (Ilter Halbband), p.58 (Sep. p.28). 


Rebel untersucht zum ersten Male den morphologischen 
Genital- Bau des männlichen Genitalapparates von Acraea arabica 
apparat Rbl., worüber er folgende Angaben gibt: ‚Das VIII. Tergit 
De erscheint noch sehr breit entwickelt, das IX. hingegen 
sehr schmal mit einem Borstenbesatze am distalen Rande. 
Die diesen beiden Tergiten ventralwärts gegenüberliegen- 
den Valven sind nun in der Neobule-Gruppe auffallender- 
weise in der Mittellinie verwachsen und nur ihr distaler 
Rand in der Mitte buchtig ausgeschnitten. Aus der Ab- 
dominalöffnung steht der hakenförmige Uncus weit her- 


Bibliotheca sphragidologica 149 


vor. (Vgl. Fig. 1: Männliches Abdomen seitlich; Fig. 2. 
Männliches Abdomen ventral). \ 
Wird der 'Genitalapparat nach Entfernung der letzten 
Tergitstücke und der Valven herauspräpariert, so zeigt 
sich ein sehr langer X. Tergit, der in den schon erwähnten 
hakenförmigen Uncus ausgezogen erscheint und sich auch 
ventralwärts in ein abgegliedertes Seitenstück fortsetzt, 
woran sich proximal der stumpfe Saccus anschließt. Der 
Penis Penis ist sehr lang, mit nadelförmigem Ansatz vor der er- 
weiterten Wurzel. Die Harpes zeigen relativ wenig Skulp- 
tur, nur auf ihrer Innenseite findet sich eine zahnartige 
Verbreiterung“. (Fig. 3. Herauspräparierter Genital- 
apparat, nach Entfernung der Tergite und Valven (seit- 
lich); Fig. 4 (Dorsal); Fig. 5 (Ventral). Auf der farbigen 

Sphragis Tafel 1, Fig. 2a sehen wir eine Sphragis von Acraea 
arabica, die ventral zwischen dem 6. und 7. Sternite der- 

. art angebracht ist, daß ihre Öffnung in einem rechten 
Winkel zur Körperachse angebracht ist. 

[89] 1908. Spuler, Die Schmett. Europas, Vol. I, p. 3 er- 
wähnt anläßlich Besprechung der Artmerkmale von (Doritis) = 
Archon Hübn. ‚Weibchen ohne Aftertasche‘ in einer Fußnote: 

Rudi- ‚‚Nur einmal habe ich Rudimente einer solchen in chiti- 

mentäre nösen Bildungen am Hinterleibende gesehen. Trotz ge- 

Sphragis nauer Untersuchung habe ich derartiges sonst nie wieder 
getroffen, auch bei Weibchen, die sicher geflogen waren, 
nicht“. 

[*90] 1908. Stichel, in: Sitzungsber. d. Berl. ent. Ver., p. (11): 

Kopula „Herr Stichel hält einmalige Copula für die Regel, doch 
kommen zuweilen Wiederholung vor; als Beweismittel da- 
für erwähnt er die bei Parnassier-?2 zuweilen vorkom- 

Doppelte mende Verdoppelung der Legetaschen, die während der 

Sphragis Begattung gebildet werden.“ 

[*90] 1908 A. Klöcker, Danmarks Fauna Sommerfugle p. 40. 
über Parnassius: 

Sphragis „Efter Parringen har Q under Bagkropsspidsen en Horn- 

Ent- skede, som dannes af en af & afsondret Vaedske, der 
stehung stivmer i Luften.“ 

[91] 1908. A. Wagner, Parnassius apollo in Südtirol, in: 
„Ent. Zeitschr., Vol. XXI, p. 269. 

Kopula „Falter in copula findet man öfter auf der Straße, wo 
deren Rand von etwas Gras bewachsen ist, und man kann 
die Tiere ruhig auf die Hand nehmen, wo sie hin und her 

Eiablage taumeln wie betrunken. Ich beobachtete mehrere $2 bei 
der Eiablage und fand, daß die Eier einzeln an nackte 
Steine abgesetzt werden. Das 2 fliegt an die Mauern, 
die aus übereinander gelegten Bruchsteinen bestehen und 
dadurch zahlreiche Lücken und Löcher zeigen, schlüpft 
in ein Loch hinein und krabbelt nach oben wieder her- 


5, Heft 


150 Felix Bryk: 


aus; bevor es das Loch wieder verläßt, klebt es das Ei, 
immer nur eins, an den Stein; dann fliegt es zu einer 
anderen Stelle und wiederholt dieses Verfahren. Die Ei- 
ablage erfolgt in den ersten Nachmittagsstunden. Die 
Futterpflanze ist manchmal weit entfernt von der Ei- 
ablagestelle, so daß die kleinen Räupchen erst eine große 
Wanderung antreten müssen. 

[92] 1909. Peyron, Zur Morphologie der skandinavischen 
Schmetterlingseier, in: Kgl. Svenska Vet. akad. Handl., Vol. 44, 
Nn’3#7p: 48: 

Eiablage „Die Eier werden einzeln auf die Blätter von Sedum 
telephium abgelegt und überwintern‘ (über Parn. apollo). 

[92a] 1916. (M. S.) Bei einem Besuche bei mir gab Dr. Pey- 
ron gerne zu, daß er die Eiablage von Parnassius apollo nicht 
beobachtet hat, bezw. daß er das @ Eierauf Sedum ablegen nicht 
gesehen hat. (Vgl. Bryk in: Arkiv f. Zoologi, Vol. XI, Nr. 18, 
p. 33, Note 1, 1918). 

[*93] 1909. A. Kertesz, in: Archivum Zoologicum, Vol. I. 
Jung- Bei Besprechung der neuen Form Par. delius ab. Ines 
fräuliches Kert., p. 2: ‚Die Größe des gespannten Exemplares, 
Exemplar \„eIches ein unbefruchtetes Weibchen (i)st, beträgt 58 mm“. 
[94] 1910. Rebel (Berge), Schmetterlingsbuch, p. A. 15. 

„Im Anhange an die äußere Gestaltung des Hinterleibes 

Sphragis seien hier auch die an der Bauchseite des weiblichen 

Hinterleibes, erst während der Copula durch ein Männ- 

chen ergossenes Sekret entstehenden taschenförmigen An- 

hänge (Aftertaschen) einiger Tagfalter-Gattungen erwähnt, 

deren bekannteste Parnassius ist. Über den physiologi- 

Zweck schen Zweck dieser sekundären Gebilde sind die Unter- 

suchungen ncch nicht abgeschlossen. Jedenfalls gehören 

die Aftertaschen in die Kategorie der sogenannten Be- 

gattungszeichen, die auch aus anderen Insektenordnungen 
einzeln bekannt wurden.‘ 

ibid. bildet Rebel p. 6, Fig. 3, 4 die Sphragis von Parn. 

Sphragis- adollo-Q, mnemosyne-Q ab und schreibt hierzu: ‚Das be- 

abbildg. gattete @ mit einem ventralwärts am Hinterleibsende be- 

festigten taschenartigen, hornigen Anhang, der sogenann- 

ten Aftertasche, nach deren Form sich natürlich Art- 

gruppen innerhalb der Gattung unterscheiden lassen. 

Dieses taschenartige Gebilde entsteht erst während der 

Copula durch Erstarrung eines vom & ergossenen Se- 

Ent- Kretes und findet sich daher noch nicht bei unbefruch- 

stehung teten 2. Die Aftertasche haftet in der Apollogruppe sehr 

fest, löst sich aber bei geflogenen mnemosyne-? leicht ab. 

Homologe Taschenbildungen treten auch innerhalb an- 

derer Papilioniden-Gattungen (z. B. der ostpaläarktischen 

Gattung Luehdorfia), sowie bei der exotischen Tagfalter- 

familie der Acraeiden auf.“ ‚Gruppe Carinati: After- 


Bibliotheca sphragidologica 151 


Sphragis tasche des Q kurz, dunkelbraun, nur auf die beiden letzten 


Hinterleibssegmente beschränkt in der Mitte abgesetzt, 
und in ihrem vorderen Teile gekielt“. p. 8: „Hinterleibs- 
tasche des Q von phoebus jener bei apollo ? ganz ähnlich“. 
„Gruppe Ventricosi: Hinterleibstasche des $ lang kahn- 
förmig, ungekielt, weißlich, bis nahe an die Wurzel des 
Hinterleibes reichend“ ‚‚ohne Aft.tasche‘““ (Ar. apollinus). 


[95] 1910. Giacomelli, Observaciones y notas sobre el Eu- 
ryades Duponcheli Lucas in: Anal. Soc. cient. Argentina Vol. LXX, 
pp. 436—443. (Ref. Schrottky, 1914 Zeitschr. tInsb. V.X, p. 316). 


Sphragis 


Zweck 


Kopula 


Giacomelli macht auf den bekannten Unterschied zwischen 
dem jungfräulichen und befruchteten Weibchen von E. Du- 
poncheli aufmerksam, der Sphragis nach Angaben der 
Autoren, dieauseinererhärteten flüssigen Masse entstanden 
sein soll. ‚Sin embargo €&sto no ha sido todavia demo- 
strado in natura, y por mi parte, no puedo explicarme 
cömo un liquido de consistencia gomosa, al chorrear y 
secarse por la acciön del aire, pueda asumir una forma 
perfeciamente simetrica como indiscutiblemente tienen las 
läminas genitales ya ‚citadas.‘‘ Professor Stefanelli (Flo- 
renz) schrieb an Giacomelli hierüber 1903: ‚Relativa- 
mente ä su origen, es no solamente extraüo, sino tambien 
ridiculo, creer que puedan ser un producto de la räpida 
solidificaciön del liquido fecundante por efecto del aire., 
Estos apendices probablemente preexisten en otra po- 
siciön, no siendo visibles antes del momento de la cöpula 
y tal vez desde el momento en que las hembras salen de 
la crisälida. De todos modos? para qu& sirven? Podrian 
constituir un ovopositor, pero me inclino mäs vole a creer 
que sean una especie de tenaza de la cual se sirve la hembra 
para sujetar al macho durante la cöpula.“ 

„Despues de siete afios de excursiones y estudios para 
poder sorprender el Euryades Duponcheli Luc., macho 
y hembra in copula, una feliz casualidad hizo que en uno 
de mis paseos a las fincas, un muchacho me trajera un 
macho y una hembra de esa especie que estaban sexual- 
mente unidos. Los observ& diligentemente varias horas 
y si ne he resuelto por completo el problema, creo que 
he llegadoca si & suo soluciön. Aqui van expuestas mis 
observaciones personales y ahado tambien una figura de- 
mostrativa. Que juzguen los estudiosos de esta materia 
y opongan, si lo creen necesario, todas las objeciones que 
les parezcan oportunas, y que yo tendr&@ en cuenta para 
ulteriores observaciones. 1°. Son las välvulas genitales 
de macho las que sujetan & la hembra durante la cöpula, 
como muy bien lo habia observado Burmeister para la 
especie Corethrus Boisd., en el E. Duponcheli aun no se 
habia observado esta funciön; yo la publico por primera 


5. Heft 


152 


Vagina 


Felix Bryk: 


vez dando una sencilla figura que la demuestra con su- 
ficiente claridad aunque de un modo esquemätico (Fig. A) 
y (Fig. B). 

2°. Lahembra no puede estrechar al macho con su aparato 
lamelar en forma de forceps, porque este ültimo es casi 
inmövil y no es una tenaza para al macho sino, mäs bien, 
una prolongaciön del octavo segmento abdominal (Bur- 
meister) (no del 7° como erroneamente dijo Guenee), que 
sirve para ser sujelada ella dor el macho, no par sujetar 
a el. Es claro que el rol fisiologico de la hembra en la 
cöpula debe ser y es en realidad, pasivo, como sucede 
en la mayor parte ö6 quizä en todos los animales a sexos 
separados. 

Y al decir Burmeister ‚‚les valvules du mäle doivent &tre 
mobiles pour accomplir l’acte de saisir et maintenir la 
femelle‘‘ hace una observaciön perfecta; yo mismo -he 
visto en realidad en mis ejemplares macho y hembra de 
E. Duponcheli ın copula, que el macho, aun moribondo, 
movia ritmicamente suas valvas externas, sujetando asi 
el forceps de la hembra en el interior de su proprio cuerpo, 
obligando las dos laminas del forceps de la hembra, me- 
tidas dentro del abdomen masculino a aproximarse entre 
ellas, lo que hacia mäs intimo el contacto y mayor la 
proximidad del orificio genital de la hembra al örgano 
copulador del macho, que como he observado en ejem- 
plares aislados de este sexo, es peniforme y se desen- 
vagina como los vergas de los oeceticus o bichos de canasto 
(Fig. B). Respecto de lo que me escribia mi amigo el 
prof. Stefanelli de que el forceps pudiera ser una teneza 
para sujetar al macho en la cöpula, yo no niego que las 
repetidas contracciones que observe en el abdomen del 
macho y de la presiön externa que ejercen las välvulas 
genitales externas de este, ejerzan tambien un poco de 
presiön en el interior del abdomen masculino y aseguren 
mayormente la intimidad del contacto; pero el rol fisio- 
lögico activo de la cöpula &s evidente que es ejercido casi 
ensu totalidad por el macho y nor po la hembra. El forceps 
es en realidad inmövil, pero siendo las läminas que lo 
constituyen ‘algo blandas y elästicas en los ejemplares 
vivos, como los que yo observ&, estas pueden en realidad 
aproximarse la una & la otra en sus extremos libres, co- 
operando asi ähacer mäs intimo el contacto y maa estrecha 
la uniön. Pero estas observaciones son delicadas y como 
yo pudiera equivocarme en algün detalle, necesitan re- 
petirse y verificarse exactamente, lo que tratar& de hacer 
en lo succesivo, pues me propongo dar & luz en algunos 
Bein mäs una monografiä completa del genero Euryades 

eld, 


Bibliotheea sphragidologica 153 


„3° M. 4. Lucas en su trabajo Quelgues vemarques sur 
les E. corethrus et Duponcheli (oct. 1872), dice & propösito 
de las läminas del forceps de la hembra de E. Duponcheli 
(p. 226. nota): ‚‚on remarque qu’ils sont tres minces, d’un 
Hair Tonce ;...ete,? 

Esto no es exacto; sequramente el naturalista citado, no 
tuvo la ocasiön de ver a la especie en cuestiön al estado 
vivo; esas läminas, cuando la mariposa esta viva, son 
Färbung de un color verde oliva brillante, tanto del lado que 
des miran el abdomen como del exterior; este color se con- 
Sphragis serva atın despues de un afio, pero va gradualmente apa- 
gändose con el tiempo; primero se pone negro el lado 
exterior y despu6s, el que mira al abdomen del insecto; 
sölo en los ejemplares extramadamente viejos, se pone 
todo el forceds completamente negro; asi debian ser los 
que observö M. H.Lucas y que eran del museo de Paris 
Chemische Serid muy interessante conoce la composiciön quimica de 
Beschaf- esas Jäminas, cosa que me propongo hacer analizar, cuando 
fenheit nosea mayor nümero de ejemplares; si resultare ser una 
substancia identica ä la guitina, como las capas externas 
del cuerpo del insecto, quedaria destruida para siempre 
la teoria del fluido gomoso coagulado del macho de que 
anteriormente hablamos, y que sostienen Oberthür, Sie- 
boldt y Burmeister. Pero sobre €sto no se ha dicho aun 
la ultima palabra, y para destruir por completo esas opi- 
niones, hay que estudiar la formacion y evoluciön de esas 
läminas en el cuerpo de la hembra virgen. Probable- 
mente, como opina el profesor Stefanelli, y como puede 
creerse, preexisten en la hembra virgen, y deben estar 
como escondidas 6 enroscados dentro de su abdomen, 
siendo proyectados afuera, sölo al momento oportuno, es 
decir, cuando la hembra virgen va ä efectuar por primera 
viz el himeneo. Pero €sto es un punto obscuro que to- 
davia queda por resolver, y & esto debe dirigirse los es- 
fuerzos de los naturalistas que estudien succesivamente 

la biologia de Euryades. 
4°. Son 6 no las valvas genitales hembras de Euryades 
anälogas fisiolögicamente 6 morfolögicamente & las bolsas 
6 sacos de las hembras del genero Parnassius? Morfo- 
lögicamente, si, no hay duda alguna y si no estä uno con- 
vencido de ello, examine con detenciön las figuras del 
Verity Rhop. pal. pl. XV, y podrä asegurarse del inmenso 
parecido de forma de las läminas del E. Duponcheli hembra 
con la bolsa 6 saco del genero Parnassius, poseido por 
las hembras des sus numerosas especies etc. etc.‘‘ Desde 
el punto de vista fisiolögico nada se puede decir: la bolsa 
ö saco de las hembras del genero Parnassius, es aun para 
la ciencia y tal vez lo serä por mucho tiempo, un örgano 


5, Heft 


154 


Felix Bryk: 


misterioso, y Groum Grschimajlo dice: ‚les poches des 
femelles‘ etc. etc. 

De manera que sölo pueden hacerse sobre &sto conjecturas 
mäs 6 menos probables ö repetir las ideas y teorias de 
los naturalistas anteriores, algunos de los cuales la con- 
sideran como una bolsa incubadora. Pero, repito, nada 
hay seguro al respecto, sino neustra completa ignorancia 
en la materia; asi que seriä arriesgado el comparar fisio- 
lögicamente las bolsas de los Parnassius hembra con el 
forceps de la hembra de los Euryades, & pesar de su pare- 
cido morfolögico. Habria que observar ä las hembras de 


Eiablage E. Duponcheli despues de fecundadas para ver cömo y 


dönde cömo y dönde depositan sus huevos, y ver si el 
forceps sirve 6 no de coadyuvante & la postura, lo que 
dudo mucho; lo ünico que yo he observado (y otros vieron 
antes en Parnassius) es que las hembras muy viejas y 
gastadas pierden 6 rompen & fuerza de volar su forceds 
algun tiempo despues de la fecundaciön, y este queda 
reducido & un residuo.“ 


Auf Fig. A, B bildet Giacomelli schematisch die Kopula von 
Euryades Duponchei ab. Fig. A unterscheidet sich von Fig. B 
bloß dadurch, daß auf Fig. B der Penis hineingezeichnet ist, der 
auf Fig. A fehlt. Da die argentinischen Analen nicht jedem leicht 
zugänglich sind und da wir die Zeichnung für grundaus falsch 
halten, haben wir der Übersichtlichkeit wegen die Giacomelli’sche 
Zeichnung (Fig. B) als Textfigur übernommen. (Vgl. 139), Bryk, 
Grundzüge der Sphragidologie 1918, p. 20, Fig. 1). Erklärung 
laut Giacomelli: 


„1, 1a Valven des & Genitalapparates. 2. ‚‚Forceps“ 
(= Sphragis) des Weibchens. 3. Uncus des äußerlichen 
männlichen Genitalapparates. 4. Tuberculus des männ- 
lichen Genitalapparates. 5. Analöffnung (= echte Vagina). 
6. Vulvaröffnung (= Buisa copulatrix). 7. Penis in seiner 
natürlichen Position im männlichen Hinterleibe bereit in 
Ir Bursa copulatrix (6) einzudringen, die vorne ange- 
racht.‘ 


[*96] 1910. F. Bryk, in: Berl. Ent. Zeitschr., Vol. LV, p. 260: 
Über Parn. apollo L. 


carina 


„Der infolge Eiablage schmale Hinterkörper ist länger als 
bei den übrigen 92 und die schön ausgebildete Legetasche 
weicht schon deshalb von den normalen ab, weil der sie 
teilende chitinöse flache, einem Rasiermesser aus der 
Bronzezeit (Kopenhagen, Prähist. Museum) ähnliche An- 
hang nicht bogenförmig ist, sondern aussieht, wie wenn 
ein Stück ausgebissen wäre.‘ 

[P.S. Allem Anscheine nach handelte es sich um eine 
defekte Sphragis, wobei die Carena sie auf obige Weise 
abgenützt hatte.] p. 261: „Am 26. Juli mittags er- 


Bibliotheca sphragidologiea 155 


Bigamie beutet, in den Apollokäfig gebracht, ließ sich das 9 


Kopula 
Dauer 


am 27. Juli mit einem der dd in eine Kopulation ein, 
die volle 20 Stunden dauerte, obwohl die Legetasche 
schon vorhanden war!! Dieses bigame Ding legte 
dann nur noch spärlich Eier.“ 


[97] 1910. Fritz Hoffmann, Weitere biolog. Mitt. über Parn. 
mmnemosyne, in: Kranchers Entomolog. Jahrbuch, XIX. Jahrg. 
(p. 129). 


Eiablage 


Kopula 


Position 


Dauer 


Zweck 


„Ein im Zuchtkasten zur Kopula gelangendes 2 legte, in 
einem Tüllsack eingesperrt, anfangs Juni 9 Eier und starb, 
ohne weitere abzulegen, in 6 Tagen“. 

p. 130: ‚Mittags beobachtete ich ein ausgeschlüpftes ®, 
wie es, eben der Puppe entstiegen, sofort eine Kopula 
mit einem erwachsenen & einging. Das letztere wurde 
eine Zeitlang von dem unruhigen Q herumgeführt, bis das 
Paar endlich am Deckel des Kastens zur Ruhe kam, wo- 
bei das 3 mit eingezogenen Füßen frei in der Luft am 
Q herunterhing. — Eineinhalb Stunden lang beschaute 
ich nun die Hinterleiber der Falter, mit einer Lupe be- 
waffnet, um die Bildung der chitinösen Tasche zu be- 
obachten, aber es erfolgte nichts; leider mußte ich mich 
um 2 Uhr mittags entfernen, und als ich am Abend um 
6 Uhr nach Hause kam, war die Tasche da und die Tiere 
lösten sich bei Berührung mit dem Finger. — Die Flügel 
dieses @ wuchsen nicht aus und blieben verkrüppelt, ob- 
zwar es später in der Sonne hing.“ 

p. 131. ‚Über den Zweck der weiblichen Tasche sind die 
Ansichten der Forscher verschieden; so soll sie dazu dienen, 
die Eier gewissermaßen durch eine Rinne fallen zu lassen 
oder gar zu schleudern. Diese Ansicht ist falsch, denn die 
Legeröhre befindet sich oberhalb der Tasche und steht 
mit ihr in keinem Kontakt. 

Weiter soll die Tasche den Zweck haben, die Geschlechter 
während der Kopula fester zu verbinden; aber auch diese 
Ansicht ist hinfällig, weil die Geschlechter in den ersten 
2 Stunden der Kopula, wo noch keine Tasche da ist, sehr 
fest zusammenhängen, sie wird erst gegen Ende der Ko- 


is pula verfertigt. Nach einer ferneın Ansicht soll sie den 


Zweck haben, einer zweiten bezw. weitern Kopula einen 
Riegel vorzuschieben, also eine solche zu verhindern. Daß 
das & der Verfertiger der Tasche ist, sollen Beispiele 
beweisen, nach welchem Sg mit solchen Taschen gefangen 
wurden, ebenso 92 mit 2 Taschen.“ 


[98] 1911. Lamborn, Observations on the courtship of Pla- 
nema Alcinoe, Feld. In: The Trans..of the Entomological Society 


London, 


p. (XCV), Sep. (41). Prof. Poulton exhibited four males 


and one female of Planema alcinoe captured Aug. 10th. 1911, in 
the forest one.mile E. of Oni, ncar Lagos, by Mr. W. A. Lamborn, 


5. Heft 


156 Felix Bryk: 


under the conditions described by him in the next paragraph, dated 

August 13th. Prof. Poulton said that he was not aware of si- 

milar observations having been made upon Lepidoptera, in which 

group the unsuccesful males have often been seen to disperse as 

soon as pairing takes place. It is to be noted that in an family of 

P. alcinoe bred by Mr. Lamborn the males emerged Sept. 8th— 

11th 1911, the females not until Sept. 16th—22nd. 

„I found five Planemas in a confused mass on a thin 

Kopula bough. Careful examination revealed that four were males 

and one a female. A male and female were ?n coitu, both 

resting on the upper side of the little boung facing opposite 

ways; another male rested underneath, his head in the same 

direction as that of the female. His claspers gripped her 

abdomen immediality in front of the claspers of his more 

successful rival, the penis of No. 2 being extruded and 

forced to one side. A 3rd male grasped a wing of the 

female so firmly with his legs that the membrane was 

crumpled up: he remained motionless. The 4th male 

grasped and crumpled up the opposite wing in a similar 

way, all the time making efforts to obtain hold of any 
portion at all of her anatomy with his claspers.‘ 

[99] 1911 (—1905). Verity, Rhopalocera palaearctica, p. 301. 

Ent- ‚La formation de la poche corn&e de la Q des Parnassiens 

stehung ayant toujours &t& enveloppee de mystere, je pense qu’il 

Bphragis sera interessant A ceux qui feuilletteront ce livre de savoir 

ce que j’ai pu observer & ce sujet, ayant eu la fortune 

de pouvoir faire accoupler deux apollo sous mes yeux. — 

Kopula Le g avait saisi entre ses deux robustes crochets la moitie 

“ Sterigma inferieure seulement de l’anneauchitineux de la Pet l’ovi- 

positeur de celle-ci se dressait au dessous parfaitement 

Dauer libre; une heure environ apres le commencement de l’ac- 

couplement, en &cartant les longs poils qui rendent l’ob- 

servation assez difficile, j’obseıvai un gros organe d’un 

Peraplastjaune assez vif qui reunissait en dessous les extr&mites 

des deux abdomens, six heures plus tard cette masse 

charnue, qui avait grossi passablement, s’&tait detachee du 

cöte de la 2 et permettait de constater que ce qui s’ob- 

servait etait la surface libre d’une membrane jeune re- 

Sphragis couvrant une masse d’une blancheur de neige, qui main- 

tenant commengait ä apparaitre en dessous; peu & peu 

cette membrane se retira toujours davantage en se plis- 

Farbe sant du cöte du & et decouvrit un poche blanche sans 

Ohne carene; deux heures apres, le d s’eloigna de la 2 et au 

Carina moment oü il se detachait je vis la languette terminale 

de la poche qui sortait d’entre le restant de la membrane 

(tendu transversalment et plissee longitudinalment entre 

les deux valves du 3) en dessous, et les deux crochets 

en dessous; la carene s’ebauchait dejä et quelques heures 


Bibliotheca sphragidologica 157 


Carina apres elle Etait compl&tement forme&e et la poche avait sa 
tainte brune. En examinant la poche des sa formation, 
quand elle est encore blanche, on remarque& facilement la 
fagon dont la substance blanche qui la compose s’est re&- 
pandue, evidemment & l’etat fluide ou gelatineux, sur le 
bord inferieur des derniers segments de la @ et dont, en 

Sterigma remplissant les fentes et les dentelures du bord, elle s’y 
est solidement fix&e. En observant l’interieur de la poche 
on y voit le moulage exact des organes du $: & droite 
et a gauche les deux creux qui contenaient les crochets: 
entre les deux une masse, qui remplissait l’espace entre ces 
crochets, et au milieu de cette masse un fil qui semble 
etre le moulage du conduit excreteur du penis. Il m’a 
ete impossible de decouvrir l’organe qui produit le li- 
quide, qui se r&pand ainsi pendant l’accouplement entre 
la membrane tendue entre les valves du & et les organes 
des deux papillons.‘“ 

Sphragis- Verity bildet Photogramme von Sphragis folgender Par- 
abbildg. nassier ab. T. XV. Fig. 1, 2 von P. abollo; Figg. 3, 4 von 
P. apollonius, Fig. 5 von P. Honrathi; Fig. 6, 7 von P. Bre- 
meri; Fig. 8, 9 von P. discobolus; Fig. 10, 11, 12 von P. ac- 
tius; Fig. 13 P. rhodius; Fig. 14 P. mercurius; Fig. 15, 16 
P. Jacquemonti; Fig. 17 P. thibetanus; Fig. 18, 19 von 
P. nomion; Fig. 20, 21, 22, 23, 24 von P. delius. Auf 


verglichen hat: ‚Si nous observons maintenant acdestis 
Sphragis nous trouvons au contraire un manque absolu du sillon 
longitudinal et des mammelons, car la surface inferieure 
de la poche presente une seule surface arrondie; l’inte- 
rieur de la poche presente une seule grande cavite vide, 
car il n’y a presque aucune trace des deux cornets, qui 
s’observent a droite et ä gauche & l’int@rieur de celle du 
groupe precedent, mais qui se reduisent ici & deux lames 
plates & peine &bauchees; enfin son bord posterieur, sur 
sa partie inferieure, loin d’&tre prolonge en deux pointes 


5. Heft 


158 Felix Bryk: 


aigues assez longues et dirigees verticalement et legere- 

ment en arriere. Ce qui est interessant est que si l’on 

imagine ces appendices tr&s agrandis et qu’on suppose que, 

le pingant entre deux doigts on les retourne en dehors et 

onlestire en m&me temps vers le bas, on reproduit exacte- 

ment la poche de imperator; ajoutons que chez ce dernier 

les deux lames plates de l’interieur de la poche sont bien 

plus developp@es que chez acdestis et semblent disposees 

de facon a suspendre lateralment la poche a l’abdomen.“ 

[100] 1911. Bryk, Über die karelische Mnemosyne in: „Soc. 
ent.‘“, Vol. 26, p. 38. 

Bryk schildert eine Kopula von Parnassius mnemosyne L. 

folgend: ‚‚Einen Julimorgen bemerkte ich im Grase etwas 

Kopu- Weißes. Sachte eilte ich hin: ein Männchen war gefangen. 

lation Es hatte eben ein Weibchen aufgefunden, ‚das aber leider 

schon vergeben war“. Meine Anwesenheit schien die 

Kopulierenden nicht geniert zu haben, sie krochen auf 

meiner Hand ohne Fluchtversuche zu machen. Ich unter- 

suchte genau das Abdomen des 9. Die Legetasche war 

nicht vorhanden. Ich tötete das 9, dann das $ in dieser 

Stellung und tütete darauf beide zusammen ein. Als ich 

& mit zu Hause die Tüte öffnete, fand ich das Ehepaar ausein- 

Sphragis ander und das d mit einer Legetasche. Offenbar kam 

er nicht dazu, als sie auseinander gingen, das Kunstwerk 

seines Geschlechtsapparates seiner Gemahlin zu apli- 

zieren“. (In der Fußnote hierzu: ‚Vielleicht ist der Fall 

von homosexueller Kopula von Parnassius charltonius, 

den Grum Grschimajlo berichtet, auf einen ähnlichen Um- 

Hybrida- stand zurückzuführen.‘“) p. 39. „Bei einem mißglückten 

tions- Hybridationsversuche zwischen einem jungen Apollo und 

versuch mehreren unbetaschten Mnemosyne-99 hatte ich Gelegen- 

Kopu- heit, auch zu Hause ein andermal, einer Mnemosyne-Kopu- 

lation ]ation, die wie eine Apollo-Kopula aussieht, zu beobachten. 

Ein Mnemosyne-g, das ich späterin diesen Harem hinein- 

Dauer ließ, hatte sich bald mit einem der 92 in eine Kopula 

eingelassen, die aber leider kaum eine halbe Stunde 

dauerte, da die übrigen im engen Raume eingesperrten 

Schmetterlinge mit ihrem Hin und Her und flatterndem 

Far Lärme sie störten. Als sie auseinandergingen waren beide 

9 ohne Ehehälften ohne Tasche. Nach ein paar Tagen fand ich 

Sphragis das Weibchen tot, mit dem ungelegten Ei in der Scheide.‘ 

Bryk berichtet ferner über das Mysterium der Eiablage. Das 

Q von Mnemosyne erscheint auf ihren künftigen Brutplätzen, wenn 

die Futterpflanze corydalis ihrer Larve bereits völlig von der Ober- 

fläche verschwunden ist: i 

Eiablage „Kein Botaniker der Erde wäre imstande im Sommer eine 

Lerchenspornknolle herauszukriegen, weil während der 

Flugzeit alle Triebe jenes ausdauernden Gewächses ab- 


Bibliotheca sphragidologica 159 


gestorben sind. Dem gegenüber lassen sich die ?2 so 
sicher auf jene Lerchensporn bewachsene Stellen nieder, als 
hätten sie ein besonderesOrgan, das ihmdie versteckteFrüh- 
lingspflanze herauszufinden hilft. Ein $ gelang mir auf 
frischer Tat zu erwischen: das Ei lag noch in der Tasche.‘ 
[100a1 P. S. In einem Gespräch mit dem leider inzwischen 
verstorbenen Dr. B. Poppius über den seltsamen „botanischen 
Sinn‘‘ der Mnemosyneweibchen sprach mir gegenüber Poppius, 
der aus Erfahrung am Onegasee meine Beobachtungen bestätigen 
konnte, die Vermutung aus, die Weibchen von Mnemosyne ließen 
sich wahrscheinlich vom Geruche der Lerchenspornknollen zum 
Brutplatze ihrer künftigen Larven heranlocken und zur Eiablage 
verleiten. (M. S. 1911.) (Arkiv f. Zool. 1918, V. XI, p. 33, Note 2). 
[101] 1911. Bryk, Apollinische Liebe in ‚Soc. ent.‘, vol. 26, 
. 50—82. 

SEE Bryk bildet zum ersten Mal Kopulation von Parnassıus 
lation apollo L. ab, unter Fig. 1 mit aufgeschlagenen, Fig. 2 mit 
zugeklappten Flügeln ab und berichtet über beobachtete 
PolyandriePolyandrie der 2 (in der Gefangenschaft). Ein bereits be- 
taschtes 2 kopulierte 24 Stunden hindurch, dann wurde 
dasselbe Q@ von einem abgeflogenen $ zum dritten Male 
Paar- begattet. Ein anderes $ mit einem inzwischen gestorbenen 
ungstrieb © in unverkennbarer Absicht zu kopulieren; ein anderes 
d sogar mit einem toten Kohlweißling. Ein jungfräuliches 
Q hatte nach 51, Stunden langer Kopula keine Sphragis, 
Eiablage ‚‚dieses Kunstwerk des männlichen Genitalapparates. War 
nun das Fehlen dieses Anhängsels, das bei der Eiablage 
eine wichtige Rolle zu spielen scheint, schuld daran, daß 
es trotz Anstrengungen keine Eier legen konnte ?‘“ Bald 

fand es Bryk tot, ‚‚das ungelegte Ei in der Scheide.‘ 
[102] 1911. Eltringham, Monograph of the African species of 
the Genus Acraea in: The Hope Reports vol. IX, 1911—1913, 
p. 7 und in: Trans. Ent. Soc., London 1912, p. 1—374, 16 Taf. 
„A very remarkable feature of the genus is the presence on the 
female, in the majority of species, after pairing, of a mass of hard 
wax-like material on the underside of the abdomen. This se- 
cretion or seal as it may be called, occurs also in Planema, Ac- 
tinote, Amauris, Parnassius, Thais, Eurycus and Euryades. It 
seems to be composed of similar material in all the genera men- 
tioned, though in Acraea and Äctinote it frequently also contains 
a mass of hairs and scales derrived from the abdomen ot the male, 
these being often arranged in a beautifully symmetrical manner.“ 
p. 9. „At one time I hoped to find in Acraea some correla- 
tion between the in equality of the male tarsal claws, and the 
occurrence of the sdhragis in the female. I find however that in 
some species in which the male claws are unequal, the sphragis 
is not formed in the female, at least so far as I am able to judge 
from the extensive material which has been at my disposal. I have 


5. Heft 


160 Felix Bryk: 


examined the claws in the other genera mentioned, and find that 
whilst the male Parnassius has unequal claws, thos of Eurycus, 
Euryades and Amauris are equal. Thais has only a slight develop- 
ment of the sphragis, and has unequal claws in the male, whilst 
the genus Doritis has unequal claws in the male, but Ican find no 
secretion in the female. 

The peculiarity of the male tarsal claws is one to which I am 
still unable to assign a satisfactory explanation. The few species 
of the genus which have the claws equal, do not present ony other 
feature which would serve to seperate them, however slightly, 
from the remaining members of the genus. Moreover if, as seems 
inevitable, we are to regard all the examples of the servona form 
as of one species, we have in this one case an instance of unequal 
claws appearing occasionally as on reversion, in a species in which 
the claws are normally equal. 

Whilst the meaning of this structure must for the present 
remain unexplained, a knowledge of it is of material assistance 
in determining the sex of as specimen in the event of the abdomen 
and front-feet being missing, as in a damaged example. In the 
great majority of species the male claws are unequal, and thus 
if a single leg remains, the sex can in those species be determined. 
Probably in no genus is the question of sex more easily decided. 
The female cloacal valves are very different in appearance from 
the arched and hirsute tergite of the male. Should this test fail 
the difference of structure between the fore-feet of male and fe- 
male is easily observed, in many cases even with the unaided sight. 
Finally the tarsal claws are, as stated, a certain guide in the ma- 
jority of species. Inspite of these facts, which are by no means 
new, mony published works abound in errors as to the sex of the 
species therein described, such errors adding greatly to the dif- 
ficulties of the systematist, more especially in cases of unique 
types difficult of access.‘ 

[103] 1911. Conte Turati & Roger Verity, Faunula valderiensis. 
In: Bull. d. Soc. Ent. Ital. Vol. XLII, 1910. (Vgl. die Original- 
arbeit p. 189, 194.) 

[104] 1912. Bryk, in: „Soc. ent.“, Vol. 27, p. 2 richtet an 
alle Autoren im Interesse der Erforschung des Sexuallebens der 
Parnassier eine Bitte: künftighin bei Beschreibungen von 92 bei 
etwaigen ihnen ohne Sphragis vorliegenden Exemplaren dies kurz 
mit der Bemerkung ‚‚unbetascht‘“ hervorzuheben: 

9 ohne Es handelt sich nämlich Stichels kühne Behauptung, 
Sphragis es werden QQ selten ohne Legetasche gefunden, weil etc. etc. 
mit Belegmaterial zu stützen oder stürzen.‘ ‚Beim Apollo- 
weibchen fällt die Tasche niemals ab, wie ich nur zu oft 
bei der Mnemosyne erfahren habe.‘“ Bryk erwähnt weiter 
daß unter 10 ihm leihweise zur Untersuchung geschickten 
Q von Parnassius apollo aus dem Altai, 7 ohne Tasche 
waren. „Ein Umstand, und ich bekenne ihn gerne, könnte 


Bibliotheca sphragidologica 161 


zwar diesmal die Genauigkeit der Daten ins Schwanken 
Rudi- bringen; ganz rudimentäre, kaum bemerkbare Legetaschen 
mentäre (wahrscheinlich Unzulänglichkeit der Kopuladauer) kom- 
Sphragis men in sehr seltenen Fällen vor ; dies bemerkte ich nach- 
träglich, nachdem die untersuchten Falter bereits retour- 

niert waren. 

1105] 1912. Bryk, Prologomena zur Synopsis der asiatischen 
Mnemosyne. Soc. ent. V.27,p. 72. (Sep. 22.) Bryk bespricht die 
Variabilität der Sphragis von Parn. mnemosyne L. und schreibt: 
Variabili-,,Stellen wir uns jetzt die Kopula eines größenwahnsinnigen 

tät des Liliputmännchensmiteinem perversen Goliathweibchenvor: 
Sphragis übertragen wirsie ins Hündische, so wäre sie einer Paarung 
eines Bologneserschoßhündchens mit einer Neufundlände- 
rin adäquat. Und dieses kontrastvolle Bild gibt uns gleich- 
zeitig einen Wink, warum z. B. die Legetaschen der asia- 
Größe tischen Mnemosyneformen um so viel länger sind als die 
der Europäerinnen, — „ferner nicht nur die Länge der Lege- 
Form taschen, sondern auch ihre Gestalt Schwankungen unter- 
liegt, je nachdem ob sie die Hälfte der Hinterleibslänge 
(wie z. B. bei Parn. Felderi, Stubbendorfi, Eversmannı), 
oder den ganzen Hinterleib einnimmt. Ersteres habe ich 
noch niemals bei den Asiaten“ (= mmemosyne vars) ‚fest- 
Variabili-zustellen Gelegenheit gehabt. Die Variabilität der Lege- 
tät des tasche läßt sich natürlich auf die Variabilität der männ- 
a lichen Kopulationsorgane (wahrscheinlich auch auf die 
an Position, d. i. die Art, wie sich die Kopula vollzogen hat) 
organes zurückführen. Die helle pergamentfarbene Legetasche der 
Kopula Mnemosyne ist zuweilen ganz dunkel und da ich bei den 
Färbung wenigen dunkelsten 92 (extreme abs. Hartmanni und 
melaina), die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, auch 
die dunkelsten Taschen gefunden habe, so möchte ich die 
gütigen Leser ersuchen, bei allen melaina-9Q2 nachzu- 
schauen, ob auch ihre Flügel, gleich deren Tasche, immer 
verrußt sind. Vielleicht (???) könnte daraus mancher 
Schluß gezogen werden, der die Entstehung‘ (der Farbe) 
„der Abdominaltasche und auch des Falterkostüms (Urech- 
sche Theorie) von einer neuen Seite beleuchten könnte,“ 
og‘ mit Bryk erwähnt ein $ von P. apollo L. mit einer im Ent- 
rudimen- stehen begriffenen Sphragis, ferner ein betaschtes $ von 
ie, mnemosyne v. Pyrenaiana Trti. und Stubbendorfi v. Stand- 
phragis . 
fussi Bryk. 

[106] 1912. Bryk, Vornehme Parnassier in: Jahrb. Nass. Ver. 

f. Naturk., Wiesbaden, Vol. p. 19. 
Bryk erwähnt ein @ von P. apollo aus Transkaukasien 
Variabili- (Guiag) mit einer Sphragis ‚‚die spitzig fast wie bei Parn. 
tät der nomion F. d. W.9 ist. Würde dieses 9 aus Zentralasien 
Sphragis stammen, so könnte man dieses als „corpus delicti sodo- 
mitici““ für einen Beweis einer vollzogenen Kopula mit 
Archiv für Naturgeschichte 11 5. Heft 
1919 A, 5. 


162 Felix Bryk: 


einem Nomion-$ ansprechen.“ Hierzu Fußnote. ‚Hier- 
nach wäre das Vorkommen einer andersgeformten Ab- 
dominaltasche bei einem neuentdeckten Q immer noch 
kein unanfechtbarer Beweis zu seiner neuen Artberechti- 
gung, da das Q auch eventuell mit einer verwandten Art 
in Kopula eingegangen sein könnte. Die Wahrscheinlich- 
keit einer stattgefundenen sodomitischen Kopula ist zwar 
sicher eine äußerst geringe ..... sollte aber jedenfalls in 
Erwägung gezogen werden“. p. 9. Bıyk erwähnt ein $ 
Jg mit von Kailasius charltonius aus Chitral im defekten Zustande, 
rudimen- das am Addomen ein hornartigesFragment zur Schau trägt, 
Era das man leicht als eine nicht zustande gekommene Sphragis 
PAS 7.) halten verleitet wäre. 
[107] 1912. Bryk in Soc. ent. V. 27, p. 81. 
Bei Besprechung von Turatis Beobachtung über die Ko- 
pula zwischen $ von Parnassius Mnemosyne und Q von 
Sodomiti- Adoria crataegi bedauert Bryk, daß Graf Turati das be- 
sche treffende $ oder 2 auf eventuelle Taschenbildung nicht 
Kopula \ntersucht hat. 
[108] 1912. Fr. Hoffmann in Ent. Rundschau, Vol. 26, p. 120. 
Der Unterschied zwischen der Sphragis von Parn. apollo 
Sphragis- und Parn. phoebus ist laut Hoffmann: beide haben den 
unter-- ganz gleichen Kiel an der Sphragis. ‚Einen Unterschied 
schiede finde ich nur insoferne, als daß das Profil der Tasche des 
stehender «Dollo ein viel geraderes als jenes von Phoebus ist, welches 
Arten zwischen Kiel und nach auswärts gerichteter Spitze eine 
Einsattelung zeigt.“ 
[*109] 1912. A. Pagenstecher, Über Parnassius phoebus Fabr., 
in: Jahrb. Nassau. Ver. f. Naturkunde, Wiesbaden, Vol. 65, p. 69. 
Kopula ‚Die Begattung vollzieht sich bei delius in ganz ähnlicher 
Weise wie bei apollo, und die Hinterleibstasche ist in 
beiden Arten nahezu gleich gebildet.“ Pagenstecher 
bespricht alle ihm aus der einschlägigen Literatur be- 
kannten Hermaphroditen von Parnassius phoebus und be- 
schreibt einen neuen p.71. ‚Der Hinterleib erscheint kräftig 
Sphragis behaart; außer einem zipfelartigen Fortsatz rechts läßt 
sich auf der Photographie nichts deutlich erkennen.“ 
[110] 1913. Aichele, Parnassius apollo in Katalonien, in: 
Ent. Zeitschr., Vol. 26, No. 48. 
„Merkwürdigerweise war auch hier, wie ich bemerkte, 
ein @ trotz der späteren Nachmittagsstunde noch ohne 
9 ohne Legetasche. Es würde dies zur Behauptung, daß das 2 
Sphragis alsbald nach dem Ausschlüpfen, das ja bekanntlich in 
den ersten Morgenstunden geschieht, begattet wird, 
schlecht stimmen. Möglich ist ja allerdings auch, daß 
in höheren Gebirgen Puppen, die an westlich gelegen 
Abhängen liegen, das Schlüpfen auf den Nachmittag ver- 
legen, da das Sonnenlicht, wie ich das von meinen Zuchten 


Bibliotheca sphragidologica 163 


mit Parn. apollo her weiß, einen mächtigen Antrieb zum 
Schlüpfen dieser Art bildet. 

[111] 1913. Haude, Studie über die Entstehung der Lege- 
tasche beim weiblichen Apollo, in Soc. ent. vol. 28, p. 35, 36, 
37, 38 mit 14 Abbildungen. 

Ge- Haude bildet auf 4 und 14 Abdomen eines & von Parn. 
schlechts- apollo L. ab. Wir schen die VIII. Dorsalschuppe mit 
sfr Unkus zwischen seinen Zangen der Penis; ventral und 

lateral umschließen die Dorsalschuppe die Valven, ‚die 
hinten kielartig zusammenstoßen und so die Form eines 
Kahnes bilden.‘ Auf Fig. 3 ist die Vorderansicht des 
männlichen Geschlechtsapparates sichtbar mit den Valven- 
dornen (die hineinretouchiert wurden). Fig. 5 und 6 
zeigen das männliche Abdomen in der Ober- bezw. Unter- 
ansicht. Auf Fig. 7 bildet Haude das Abdomen einer 
Sterigma Jungfrau mit sichtbarer ‚‚ventraler Schuppe VIII“ von 
Sphragis vorne und Fig. 11 dasselbe Abdomen von der Seite ab. 
Fig. 8 zeigt ein Abdomen eines @ mit Sphragis von unten 

co‘ mit (Vorderansicht); Fig. 13 dasselbe von der Seite gesehen. 
zudimen- Figg. 9, 10, 12 stellt ein männliches Abdomen dar, bei 
R es dem die unfertige Sphragis zwischen seinen Valven hängen 
pärag blieb, ‚sie haftete nicht fest genug am 9, was bei Regen- 
Erklärung wetter leicht denkbar ist, weil dann die Taschenbildung 
schwerer erhärtet.‘‘ Haude faßt das aus dem Vergleiche 

dieser Abdomina untereinander gewonnene Ergebnis fol- 

gend zusammen: „Die Tasche ist ein Produkt, welches 
während der Kopula zwischen den Valven des & erzeugt 

wird. Es besteht aus der leicht erstarrenden Flüssigkeit. 

Die beiden Valven, welche unten zusammenstoßen, werden 
während der Kopula etwas voneinander geschoben, wo- 

Ent- durch zwischen ihnen ein schmaler Schlitz entsteht. 
stehung Durch diesen dringt die an der Luft erstarrende Flüssig- 
des Carina keit und bildet den Kiel der Tasche. Die andere Flüssig- 

keit berührt die Innenseite der Valven und nimmt deren 
Sterigma nachenförmige Form an. Die konische VIII. ventrale 
Schuppe des 2 liegt innerhalb der Tasche und trägt mit 
zu deren Form bei, was aus Fig. 7 und 8 ersichtlich ist. 
Durch die konisch in die Tasche eingebaute VIII. Schuppe 
ist die Trennung der Geschlechter nach der Kopula nur 
möglich, wenn die Tasche, welche auch noch am Abdomen 
des 2 festgeklebt ist, aus der Taschenform des & heraus- 
gerissen wird. — Die Tasche ist kein Kunstprodukt, 
Peraplast welches das $ mit einem besonderen Organ, Peraplast 
genannt, herstellt, sondern sie ist der Ausguß aus einer 
vorhandenen Form. Da die Valven ein und derselben 
Verjapjjj. Parnassierart annähernd die gleiche Gestalt haben, stim- 
tät der men auch die Taschen der Parnassier von derselben Art 
Sphragis annähernd überein. Was von der Taschenbildung des 


11* "5. Heft 


164 Felix Bryk: 


Apollo gilt, besteht natürlich für alle anderen Parnassius- 
arten und wahrscheinlich auch für die mit Taschen aus- 
gestatteten Thiere anderer Gattungen.“ 

[112] 1913. Bryk, Über den Ehering von Kailasius Roma- 
novi Gr. Gr. (mit zwei Figg.) in: ‚‚Int. ent. Zeitschrift“, Vol. 7, 
p. 93, 94. 

Bryk beschreibt und bildet ab ein @ von Kailasius Ro- 
manovi (Fig. 1), dessen Hinterleib außer der normalen 
Sphragis, noch eine überschüssige zweite auf dem Bauche 
vor der ersten Sphragis trägt. Die normale Sphragis ist 
als Emblem der ersten normalen Kopula aufzufassen. 
Bryk bespricht die von Grum Grschimajlo abgebildeten 
Sphragiszwillinge eines anderen ® derselben Art und be- 
& der hauptet: ‚‚beide Fälle zwingen zur Annahme, daß das 
Sphragis- $ der Taschenbildner sei. Wie konnte sonst das Weibchen 
fabrikant „17 Herstellung der überschüssigen Sphragis den plasti- 

. schen Stoff beigetragen haben ?“ 

[113] 1913. Haude, Betrachtungen über den Zweck der Lege- 
tasche bei den Parnassierweibchen. In: Soc. ent., Vol. 28, p. 93, 94. 

Haude lehnt die Vermutung vieler Autoren (insbesondere 
Zweck des Stichels), daß die Sphragis bei der Eiablage eine Rolle 
Sphragis spielte, ab und schreibt: ‚Dieser Vermutung kann ich 
mich nicht anschließen, da die Eier nur dann sicher an 
Eiablage einen geeigneten Platz angelegt werden können, wenn sie 
ganz frisch und noch mit dem feuchten klebrigen Über- 
zug versehen sind, wo das @ es für zweckmäßig hält. Ich 
Zweck des habe oft erwogen, ob die Tasche den Zweck haben könnte, 
Sphragis das weibliche Abdomen nach der Begattung in möglichst 
gleichmäßiger Temperatur zu erhalten. Die Parnassier 
sind Gebirgsbewohner und so großen Temperaturschwan- 
kungen oft innerhalb weniger Stunden ausgesetzt. Nun 
ist zweifellos die Tasche ein vorzüglicher Isolator bei 
einem Temperaturumschlag und so imstande, den Tem- 
peraturunterschied erst nach und nach auf das Abdomen 
einwirken zu lassen. Sollte dies vielleicht die Eiablage 
günstig beeinflussen? Wenn nach Ansicht Thomsons die 
Tasche nach der Kopulation ohne jede Nutzanwendung 
sei, dann bleibt immer noch die Frage unbeantwortet, 
welchem Zwecke diente sie während der Kopula; vorher 
existierte sie doch nicht! — Wie fest die in copula be- 
findlichen Apollopärchen halten können, hat schon man- 
cher sammelnder Entomologe erfahren. Die Kopulation 
beginnt vermutlich meist am frühen Morgen und dürfte 
während des Tages nicht gelöst werden, wenn nicht Regen 
oder andere Feuchtigkeit die Trennung erleichtern sollte. 
Sonst hält sie wahrscheinlich an, bis der Nachttau auf 
Pflanzen und Tiere sinkt, um die Tasche aus ihrer Guß- 
form, den Valven des &, zu lösen. Hieraus geht hervor, 


Bibliotheca sphragidologica 165 


daß die während der Kopula entstehende Tasche dazu 
beiträgt, die beiden Geschlechter möglichst fest und lange 
zusammen zu halten, wodurch eine erschöpfende Befruch- 
tung der Eier ermöglicht werden dürfte. Die Legetasche 
kann demnach verschiedenen Zwecken dienen, während 
der Kopula einen festhaltenden und nach der Kopula 
einen isolierenden; vielleicht dient sie beiden.“ 
[114] 1913. Poulton, in: Proc. of the Entom. Soc. of London, 
p. LXXXIV (=.p. 52 Sep.) 
Anläßlich einer Kopula von Metriorrhynchus semiflabel- 
latus Thms. (vgl. 1. c. p. LXXXVII (= p. 54 Sep.)) 
bemerkt Prof. Poulton ‚that these observations might 
Polyandriebe compared with Mr. Lamborn’s eaarlier record, in Proc. 
Ent. Soc. 1911, p. XCV, of three males of the Acraeinae 
butterfly Planema alcinoe Felder, clinging to a female in 
coıtu with a fourth male. The Acraeinae and the Lycidae 
were both distasteful groups with aposematic colours, 
and it was reasonable to suppose that the increased con- 
spicuousness produced by such masses of individuals was 
not harmful tho them as it would be to palatable species.“ 
[115] 1913. Bryk (Ugrjumow) in Berl. ent. Zeitschr., vol. 
LVIII, p. 204. 
Kopula „Die Kopula bei mnemosyne habe ich nur dreimal gesehen, 
das kopulierende Pärchen saß auf dem Grase oder aufeiner 
Blume, das 2 oben, das $ unten; diese 29 habe ich stets 
‘2 ohne auf einer Blume, das Q oben, das $ unten; diese 29 habe 
Sphragis ich stets ohne Legetasche gefunden. ‘Einmal habe ich 
aber eine sehr interessante Szene gesehen; es waren vier 
PolyandrieFalter, die sich einander umarmt hatten und im Grase 
saßen. Als ich sie gefangen hatte, trennten sich davon 
2 8, das Q und ein $ blieben aber unberührt. Sie hatten 
einander mit den Beinen umarmt und beabsichtigten, wie 
ich vermute, zu koitieren. Als ich sie im Äther getötet 
Position hatte, trennten sie sich“. Herr Ugrjumow: zeichnete zum 
anschaulicherem Verständnisse schematisch die Position, 
woraus sich erkennen läßt, daß das noch nicht vereinte 
Pärchen mit aufgeschlagenen Flügeln auf diese Weise 
einander umarmte, daß die Beine des & die Bauch- 
seite des weiblichen Thorax umfaßten, die Hinterbeine 
des @ den Hinterleib des 4. 
[116] 1913. Bryk in: Arch. f. Nat., Vol. 79, Abb. p. 124 über 
Sphragis von Parn. latonius. 
Sphragis „Sphragis leider defekt. Die halbierte Tasche scheint zu 
Parnassius acdestis hinzuweisen“. 
[1117] 1914. Ugrjumow, Etwas über Parn. apollo v. demo- 
cratus in: Entom. Zeitschrift, p. 27, vol. XXVII. 
Kopula „Die Kopulation des hiesigen Apollofalters habe ich leider 
nur drei- oder viermal beobachtet und zwar immer in 


j 5. Heft 


166 Felix Bryk: 


den Stunden am Nachmittag. Fast in allen Fällen waren 
die dd nicht ganz ‚Prima‘ (vielleicht hatten sie schon 
zum zweiten Mal kopuliert ?), folglich waren sie nicht 
in ihren ersten Lebenstagen; ein 9, wie ich mich jetzt 
erinnere, war auch nicht rein. Das vereinigte Pärchen 

Position sitzt gewöhnlich am Boden, an einer Blume usw., wobei 
das Q oben ist und das $ unten hängt, wie es Bryk in 
der ‚‚Soc. ent.‘ abgebildet hat. Aufgeschreckt macht es 
ein ziemlich starkes Geräusch, indem es mit seinen Hinter- 
füßen an den Hinterflügeln reibt, oder die Falter trennen 
sich und suchen in verschiedenen Richtungen das Weite. 
Beim töten, wenn man mit dem & beginnt, trennen sie 
sich ebenfalls; tötet man aber zuerst das 9, so bleiben sie 
vereinigt“. ‚In Gefangenschaft gelang es mir niemals 
die Tiere zur Paarung zu bringen. Wenn das 2 unseres 
Apollofalters mit dem Ablegen seiner Eier beginnt, weiß 
leider nicht; es ist jedoch sehr leicht ein befruchtetes 2 

Eiablage dazu zu bringen, man muß nur im Behälter, wo es sitzt, 
einige frische Sedum telebhium-Sträucher und irgend- 
welches Futter für das Tier (süßes Wasser usw.) stellen. 
Manchmal kommt es vor, daß es das in seiner Legetasche 
liegende Ei abzulegen nicht imstande ist und es dann mit 
den Hinterfüßchen nimmt, wobei das Ei an diese fest- 
klebt, dann fliegt der Schmetterling mit den Eiern an 
den Füßchen davon.“ 


[118] 1914. Bryk in: Mitteil. Münch. ent. Ges., Vol. 5, p. 32 
(sep. 7) 
Eiablage erwähnt einen Scheinzwitter von Parn. actius mit weib- 
9 mit lichen Abdomen, dessen Sphragis schief angebracht ist; 
doppelter ferner ein Q@ von Parn. nomion v. Mandschuriae mit zwei 
Sphragis Yöllig ausgebildeten Sphragis. 
[119] 1914. Bryk in: Soc. ent. Vol. 29, p. 25. Fig. 3a,, az. 


Bryk bildet Sphragis von Tadumia acdestis v. priamus Bryk ab 
und bemerkt hierzu: 
Sphragis „Ob alle priamus-9 solch eine ringlose Sphragis aufweisen 
werden, ist abzuwarten. Das Studium der Variabilität 
Variabili- der Sphragis steckt noch in Kinderschuhen und ist sohin 
tät noch lange nicht abgeschlossen !“ 
[*120] 1914. Strand, Lepidoptera Niepeltiana, p. 56, über 
Sphragis von Parnassius patricius Niepelt. 
Sphragis „Legetasche kurz und breit, schmutzigweiß, in der Mitte 
Farbe gekerbt, wodurch sie die Gestalt zweier nebeneinander 
liegenden Röhrchen erhält; sie schneidet mit dem After 
Ikono- ab, ohne Umklammerung des Abdomens.‘“ — Auf Textfig. 
graphie 1, 2 wird die Sphragis im Profil und von der Unterseite 
abgebildet. (Niepelt) p. 57. Über Sphragis von Parn. 
‚Sphragis Davidis (= Honrathi Stgr.) alburnus: ‚‚Legetasche klein, 


Carina 


Bibliotheca sphragidologiea 167 


mit Kiel an der Breitseite, distal in einem ziemlich langen 
Zipfel ausgezogen‘. (Stichel). 


[121] 1914. Bryk. Ein monogamischer Schmetterling in: 
Umschau, Vol. 18, p. 428, 429, 430 mit acht Abbildungen. Bryk 
schreibt: 

Zweck des „Die Lösung der Zweckfrage von der biologischen Be- 


Sphragis 


g mit 


rudiment. 


Sphragis 


deutung des Hinterleibsanhanges wird sich uns von selbst 
ergeben, wenn wir die Falter im Freien beobachten und 
erst nachträglich im Studierzimmer die ominöse Tasche 
genau untersuchen.“ Bryk bespricht $ mit Sphragis: 
„Phantastische Köpfe haben daraus voreilig den Schluß 
gezogen, daß es sich um homosexuelle Liebesakte 
handle“. Demgegenüber bildet Bryk zum ersten Male 
ein männliches Abdomen von Parn. apollo L. aus den Kar- 
pathen mit deutlicher Sphragis ab (Fig. 3), „die uns keinen 
Augenblick im Zweifel läßt, daß jenes $ während des Be- 
gattungsaktes gestört wurde, da der hervorlugende Teil 
seiner Tasche der Basis der normalen weiblichen Tasche 
entspricht und nicht ihrem Scheitel‘, wie es im Falle 
eines Produktes homosexueller Vereinigung doch sein 
müßte. Aus der Gestalt der Sphragis will nun Bryk auf 
die Position der Kopulierenden schließen und bildet zur 


Abnormaleanschaulichen Demonstration ein @ von Parn. apollo L. 


Position 
bei der 
Kopula 


2 mit 


aus Schweden mit einer um 90° verschobenen Sphragis ab 
(Fig. 4), wozu Bryk auf Fig. 5 die vermutlich unnatürliche 
Position bei Kopulation schematisch rekonstruiert. Bryk 
erwähnt schließlich Weibchen von Parn. activs Eversm. 
und Parn. nomion v. Mandschuriae Obtr. mit über- 


doppelterschüssiger Sphragis; bildet auf Fig. 7, 8 den Hinterleib 


Sphragis 


des letzterwähnten Weibchens ab und stellt fest, daß der 
Ehebrecher die überschüssige Sphragis just vor dem Ovi- 


Ovipositorpositor angebracht hat, so daß diese Sphragis „den Aus- 


gang der Legeröhre verstopfte“. ‚Und jetzt erst 
will ich dem Leser die Topik der Hinterleibstasche, die 
leider kein Forscher zu erkennen sich die leichte Mühe 
gegeben hat, — sonst hätte er ohne weiteres den myste- 
riösen Zweck aus dem Anhängsel ablesen können —, ver- 
raten. Bei allen Taschen der Parnassiiden finden wir 
außer der eigentlichen Sphragis, dem äußeren Teile, einen 
inneren, — ich möchte ihn den Schlüssel nennen —, der 
sich derart an die Bursa copulatrix (d. i. den weiblichen 
Schamteil) anschmiegt, daß ein nachträgliches Eindringen 
in die Scheide ausgeschlossen ist. Eine faktische Bigamie 
ist also bei einem betaschten Weibchen eine physische 
Unmöglichkeit“. „Gelingt es auch bisweilen einem zu- 
dringlichen Freier ein Weibchen zur Polyandrie zu über- 


Polyandriereden, — worüber dann die überschüssige Hinterleibs- 


tasche ein beredtes Zeugnis ablegt —, so ist diese Ver- 
5, Heft 


168 Felix Bryk: 


einigung bloß eine Scheinbegattung, da die legitime erste 
Sphragis einer nochmaligen Kopula ein sich nicht zu be- 
Zweck der seitigen lassendes Hindernis in den Weg legt. Und wie 
Sphragis im romantischen Mittelalter eiserne Keuschheitsgürtel den 
zarten Leib der Gattin umgürteten, wenn der Herr Ge- 
bieter in den Krieg zog, um auf diese Weise die nach Liebes- 
abenteuern lechzenden Edeldamen zur Treue zu zwingen, 
so haben mit der scheinbar ganz harmlosen Hinterleibs- 
tasche die Männchen der Parnassier ihre Weibchen zur 
Monogamie erzogen, um die Reinheit der Art zu erhalten. 


[122] 1914. Bryk, Über das Abändern von Parnassius Apollo 

L. In: Archiv f. Naturgeschichte, Jhrg. 80, Abt. A, Heft 5, p. 154 

bis 160, Heft 6, p. 149—153, 156. — Vergleiche das Original! 

Diese Arbeit ist übrigens auch separat erschienen. Berlin 1919. 

[123] 1914. Standfuß, in Mitt. schweiz. ent. Ges., Vol. XII, 

p. 205, bildet Fig. 8, A, B, C den Penis von Parn. apollo, delius, 
mnemosyne ab und bemerkt: 

Penis „Bei den Parnassiern ist der Penis länger, ventralwärts 

abgebogen und zum teile in eine recht feine Spitze aus- 

gezogen.‘ 


; [*124] 1914. Hoffmann u. Klos, in Mitteil. naturw. Ver. 
Steiermark, Vol. 50 (1915), p. 200. 

Kopula ‚Ich beobachtete ein frisch in copula gefangenes Paar 
durch volle zwei Stunden, konnte aber die Bildung der 
chitinösen Tasche nicht bemerken, sie erfolgt erst gegen 
Schluß der Copula !“ 


*) 1914. K. Uffeln, in Zeitschr. f. wiss. Ins., Vol. X. p. 71 (Pseudo- 
hermaphr. von Parn. apollo L.). 
Variabili- „Am After ist auch die Legetasche vorhanden, doch scheint 
tät des mir letztere etwas kleiner als sonst bei normalen befruch- 
Sphragis teten Weibchen zu sein.“ 


[125] 1914. Moltrecht (Bryk) in: Archiv f. Naturgesch., 
Y.0.80,3A::6 4P:149), N 
Liebes-- ‚Ein Luehdorfia puziloi $ beobachtete ich, wie es mit 
werben u. Feuereifer um ein sehr sprödes, jungfräuliches @ herum- 
Kopula tänzelte, bis ihr schließlich blau vor den Augen wurde; 
dann nahm sie ihn aber in einem Augenblick und maltrai- 
tierte den Liebesritter auf eine so fürchterliche Weise, 
daß der arme, der nach einer halben Stunde mehr als 
genügend hatte, auf den Rücken fiel (anfangs war er 
Herr der Situation) und nur ganz schwach mit den 
Flügeln klappte. Nachher wurde der schwer ohnmächtige 
in einem Wagengeleise auf und abgeschleift und schließlich 
noch der entseelte Leichnam furchtbar mißhandelt, bis 
sie endlich loskam, sich ohne eine Träne zu vergießen 
auf einen Busch schwang und ihren ‚Gebieter‘‘? den 
gierigen Waldameisen überlassend.“ 


Bibliotheca sphragidologica 169 


126] 1915. Zelezny, in: Entom. Rundschau, Vol. 32, p. 59 
g mit erwähnt ein bei Brünn gefangenes $ von Parn. mnemo- 
Sphragis syne L. mit ausgebildeter Sphragis. 
[127] 1915. O. Bang-Haas, in Deutsch. Ent. Z. „Iris“, Vol. 29, 
Pi 96,97: 
Ge- Im Gegensatze zu allen Parnassius-Arten ist der Ge- 
schlechts-schlechtsunterschied bei Parn. simo äußerst schwer fest- 
Pu, zustellen, da die weiblichen Leiber genau so behaart sind 
wie die männlichen und die Legetaschen fehlen. Nur bei 
einem einzigen Weibe konnte ich eine kleine, leider nicht 
Ent- mehr vollständige Legetasche finden. Es ist deshalb wohl 
stehung möglich, daß die Legetasche in seltenen Fällen rudimentär 
R ei j, von d produziert werden, aber infolge ungenügender 
rs Befestigung bald abfallen. 


[128] 1915. Brehms Tierleben, Vol. II, p. 203. 
Abbildung Wird Sphragis erwähnt; Textfigur ibid. von Kail. charl- 
tomius. 
[*129] 1915. Buresch, in: Zeitschr. d. bulg. Akad. d. Wissen- 
schaften, Vol. 12, p. 15—86, 1 Taf. 
Sphragis Buresch behandelt die Sphragis von Archon apollinus 
Herbst: (Mir unzugängliche Schrift!) 
[130] 1916. Stauder, in: Zeitschr. wiss. Insektbiol., Vol. XII, 
p. 14, 301 erwähnt: 
Kopula Kopula von P. apollo pumilus. 


[*131] 1916. C. Houlbert, Contribution A l’&tude des arma- 
tures genitales de deux Especes malgaches appartenant au Genre 
Acraea (Lep. Nymphalidae), in: Etud. d. Lepidopt. comp. p. 
Ch. Oberthür, Rennes, Fasc. XI. p. 135ff. 

Über Acraea Igati Boisd. und Ac. Damii Vollenh.: 
„A. Igati Boisd., et A. Damii Vollenh., ont retenu notre 
attention. Ces deux especes ne comptent certes pas parmi 
les plus rares, mai les femelles presentent, au point de 
vue de (p. 136) la coloration un phenomene de paralle- 
tisme tr&es remarquable qui pourrait entrainer a certaines 
confusions si plusieurs caracteres anatomiques, notam- 
Sphragis ment ceux de l’armure genitale, ne nous permettaient 
de pr£ciser divers faits que la morphologie externe laisse 
indecis.‘““ Im ersten Abschnitte 1) — L’armature g£nitale 
JS‘ Kopu- des Acraea — bildet Houlbert schematisch den Kopu- 
lations- Jationsapparat (Fig. 1, p. 138) des $ von A. Igati ab, 
apparat wobei er sich folgender Nomenklatur bedient. Unter 
„Valves‘ versteht er die Valven (Harpes) der Verfasser. 
„Harpes“ sowie ‚„scaphium‘‘ sei bei Acraea nicht vorhanden; 
„ls sont seulement indiques par les petits tubercules que 
l’on peu voir a la base de l’uncus et ä la base des valves‘“. 
Ganz hinten schließt der Saccus ab. Unter Oedeagus ver- 
steht der Verfasser die von Foudras zum ersten mal für 


5. Heft 


170 


Sphragis 


Färbung 


Vagina 


Felix Bryk: 


die Altisides (Col.) eingeführte Bezeichnung des Futterals 
vom Penis (l’etui p@nial). Nach Houlbert bildet ‚le 
saccus, prolongement du 9e segment abdominal, ’vers 
l’arriere, forme le tube chitineux qui enveloppe tous les 
stylets genitaux & l’exception de l’uncus.‘“‘ Auf Fig. 2, 
p. 140, bildet Houlbert den $ Abdomen mit den Ex- 
tremitäten von A. Igati im Profil und auf Fig. 3 und 4, 
p. 141, die Extremitäten des Abdomens von A. Igati 
und A. Damii von der Bauchseite ab. Desgleichen 
werden uns auf Figg. 5, 6, p. 142, die hinteren $ Extremi- 
täten der beiden Arten vorgezeigt. Fig. 7, p. 143, ist ein 
Pendant zu Fig. 2 und gehört zu Acraea Damii. Fig. 8 
und 9, p. 144, zeigen uns den Saccus beider Arten von 
innen. 


Unter Kapitel 2 behandelt Houlbert folgend die Struktur 
der Sphragis, p. 146. „Structure et röle du Sphragis 
chez les Acraea. L’une des particularites les plus re- 
marquables du genre Acraea reside dans la presence, chez 
les femelles, a l’extr&mit& de l’abdomen, sous les 7e et 
Se sternites (Fig. 11, 12, Pg.), d’une plaque chitineuse 
assez etendue, de forme variable suivant les especes et 
recouverte, a l’Epoque de l’acconplement, d’une membrane 
saillante, de couleur roussätre, plisse@ et chiffonee de la 
fagon la plus complexe qu’on puisse imaginer.“ p. 148: 
„Les organes analogues au sphragis ne sout pas speciaux 
au genre Acraea; on en rencontre de semblables chez un 
certain nombre d’autres Lepidopteres; mais chez aucun, 
le developpement de la membrane g£enitale n’atteint des 
dimensions aussi grandes et ne presente une structure 
compliquee.“ 

Nota 3. ibid „Je nöglige ici les details de technique sui nous ont permis 


de ramollir la membrane sphragienne et de lai rendre momentav6ment 
Vaspect qu’elle doit avoir sur je vivant.‘“ 


Auf Fig. 10, p. 146, Fig. 11, p. 147, wird uns die Sphragis 
von A. Igati im Profil und ventral vorgeführt und in 
Fig..12, p. 147 die Sphragis von A. Damii in ventraler 
Ansicht. Dabei wendet Houlbert folgende Nomenklatur 
an. Die echte Vagina auctorum (= ovipositor) nennt er 
anus. Die Basis der Sphragis, die an das Sterigma sich 
anlehnt, heißt Genitalplatte (Plaque genitales). Die 
Öffnung der Sphragis nennt er ouverture vaginale (!), die 
Seitenöffnungen der Sphragis depressions laterales. Auf 
Fig. 13, p. 149 wird die lose Sphragis von vorne abgebildet. 
Nachdem genau die Topik der einzelnen Sphragisteile be- 
schrieben werden, setzt Houlbert, p. 150, fort: „En 
arriere, la paroi du sphragis est e&galement plisse et dressee 
presque verticalement par rapport & la surface de l’ab- 
domen. La partie haute et legerement rentrante de cette 


Bibliotheea sphragidologiea 171 


Abhängig-face posterieure porte trois ouvertures dont l’importance 
keit der nous semble considerable pour expliquer le fonctionne- 
una ment des stylets genitaux des mäles au mement de l’ac- 
orm von z . 
den complement. Le deux ouvertures laterales (Fig. 13, CH) 
Charak- sont ovoides, ä contours ondules, et l&gerement Evasees 
teren d. ‘en entonnoirs; elles servent incontestablement & l’intro- 
Kopulat. Auction, & l’interieur du sphragis, des valves du $, dont 
apparates | . . ER: x 
es pointes vont se fixer dans deux depressions a fond 
pointille, situees sur la plaque genitale & droite et a gauche 
de l’ouverture du vagin (Fig.11, En). Ainsi fix&es: la pointe 
de l’uncus en avant de la plaque anterieure du sphragis 
et les deux valves dans les depressions de la plaque, [p.151], 
genitale (Fig. 14), les stylets actifs de l’armure jouent bien 
reellement, ainsi que l’a indiqu& M. le Prof. Reverdin 
le röle d’une & trois branches. 
Funktion Lorsque les valves ont ainsi pris place, ainsi qu’il vient 
des g' Ko-d’&tre dit, dans le cavites de la plaque genitale des fe- 
ae melles, l’oedeagus ayant penetre par l’ouverture mediane 
eng du sphragis, se trouve naturellement dirig& vers la gout- 
der Be- tiere qui conduit & l’ouverture sexuelle; dans cette si- 
gattung tuation, il ne peut pas se tromper de chemin; il s’engage, 
en se devaginant, dans le couloir de l’oviducte et le sac 
penial se trouve ainsi amene, sans que la moindre erreur 
soit possible, au voisinage du r&ceptacle seminal oü se 
conservera le produit de sa secretion. 
Ainsi donc, malgre la complication apparente des organes 
copulateurs des Acraea, l’union genitale s’effectue avec 
la plus grande precision; on peut m&me dire que l’ap- 
pareil bizarre qu’est le sphragis favorise cette fonction 
d’une maniere parfaite. 
Il n’y a qu’un point sur lequel il m’a et€ impossible de 
Zweck me faire une opinion; il faudrait, pour cela, examiner 
des insectes vivants; je pense, mai sans pouvoir l’affirmer, 
que la paroi flexible du sphragis ne porte aucune ouverture 
avant l’accouplement; les trois ouvertures, que nous y 
avons observees et representees ci-dessus (Fig. 13, Cl. 
et O.) doivent y &tre produites par l’introduction des 
stylets genitaux des mäles: les deux laterales par les 
valves, la mediane par l’oedeagus. Toutefois, la pr&existence 
de ce trois ouvertures dans la paroi du sphragis est €gale- 
ment possible, je l’admettrais tres volontiers pour l’ou- 
verture mediane, parce qu’elle correspond a un canal in- 
terieur dont l’usage ne saurait pour le moment &tre pre- 
cise, mais que nous supposons tres important. 
En resume, si nous cherchons & interpreter le röle du 
Zweck sphragis chez les femelles des Acraea, nous devons le con- 
siderer comme un organe d’adaption servant & fixer l’ab- 
domen du mäle sur celui de la femelle pendent l’accouple- 


5. Heft 


172 Felix Bryk: 


ment. Ce qui nous dispose surtout a adopter cette ma- 
niere de voir c’est que, tr&s peu de temps apres l’accom- 
plissement des fonctions sexuelles, cet organe tombe; 
la plaque genitale se trouve alors decouverte et les oeufs, 
Eiabläge au moment de la ponte, peuvent alors &tre deposes, sans 
aucune entrave, sur les plantes qui doivent nourrir les 
chenilles. 
Quant & l’origine m&me du sphragis, nous n’avous pas, 
en ce moment, de donnees assez precises; mais nous ne 
desesperons pas de l’expliquer le jour oü il nous sera 
permis de suivre l’evolution de quelques Acraea vivants. 
Bildung Dans tous les cas nous ne pouvons pas accepter l’opinion 
der des auteurs qui considerent le sphragis comme le r&sultat 
Sphragis 4’une secretion deposee par le mäle sur l’abdomen de 
Ikono- la femelle au moment de l’accouplement.“ 
graphie Houlbert bildet ferner die Sphragis folgender Arten ab: 
Sphragis Acraea fornax (Fig. 15, p. 157), Acraea Straitipocles (Fig. 17, 
p. 162; Fig.18, p. 163, stark vergrößert), Acraeca Masamba 
(Fig. 20, p. 166; Fig. 21, p. 167, stark vergrößert), Acraea 
Sıliana (Fig. 24, p. 171; Fig. 25, p. 171, stark vergrößert), 
g Ge- sowie die männlichen Geschlechtsteile von Acraea fornax 
schlechts- (Fig. 16, p. 158), Acraea Strattipocles (Fig. 19, p. 163), 
apparate Acyaca Masamba (Fig. 22, p. 167), Acraea Sıliana (Fig. 26, 
P172). { 
[*132]) 1916. H. Eltringham, in: Trans. of the Entom. Soc. 
of London (p. 289—293). Eltringham referiert Houlberts 
Arbeit [131] und setzt p. 291 fort: 
„Ihe second part of.Professor Houlbert’s interesting con- 
tribution deals with the sphragis, or seal, found on the 
female of most species of Acraea after pairing. That this 
structure is of great interest, and its function somewhat 
obscure. I certainly agree, but I cannot think that Pro- 
fessor Houlbert has thrown much light on the subject by 
declaring, as he does, that the sphragis is not the result 
of a secretion deposited by the ‚male on the abdomen 
of the female. It is true that the process of formation 
has not, so far as I am aware, been actually observed 
in the case of an Acraea“. Darauf zitiert Eltringham 
den bei Parnassius von Elwes mitgeteilten Prozeß der 
Bildung d. Bildung der Sphragis bei Parnassius, sowie die Poly- 
Sphragis sphragophorie von bigamen Acraea-Q, die der Auffassung 
2 mit von Prof. Houlbert schnurstracks widerspricht. p. 292: 
zwei ‚Now, in the first place, the sphragis does not fall off un- 
der normal conditions. It is found on the parent Acraeas 
in the Hope collections at Oxford, from which were 
bred long series of examples. Secondly, there is no ne- 
cessity for its removal, since the external opening of the 
Ovipositoroviduct is not the same as the copulatory opening, but 


Bibliotheca sphragidologica 173 


occupies a posterior position. The insect would be in no 
way inconvenienced in the matter if the copulatory ori- 
fice were hermetically sealed for the rest of its life after 
pairing. This fact of butterfly anatomy has doubtless 
escaped Professor Houlbert’s notice. The remaining point 
whit which I must deal is the statement on p. 158 that 
the uncus of the male is more highly developed in those 
species whose females are found to bear a sphragis, and 
is very small in cases where the genital plate reduced 
or absent. In very (p. 293) many of the smaller Acraeas 
the sphragis is not or scarcely at all developed, yet in 
these the uncus is, in proportion to the claspers, very 

large and well developed. 
In one or two places Professor Houlbert suggests that he 
has had some difficulty in making ont the structure of 
the genital armatures owing to their desiccated con- 
dition. Should he continue his investigations, and I sin- 
cerely hope he will do so, he will find that if the ter- 
minal segments of the abdomen are boiled in caustic 
potash (KHO) for a minute or two all extraneous matter 
is easily removed, and the specimen can be dehydrated, 
cleared in clove oil, and mounted in Canada balsam in 
a cell so that it is not compressed. He will then find 
that the organ can be examined under the most favou- 
rable conditions, and its form easily made out with the 

help of the stereoscopic microscope. 
If he will submit a sphragis to the same treatment he 
will find that it disintegrates and dissolves with great 
rapidity, conclusive evidence that it is of an entirely 
different chemical constitution from that of the organs 
to which he would he seek to ally it.“ 

[133] 1916—1918. E. Fischer, in: Arkiv f. Zoologie XI., 

No. 18, p. 34 (1918). Vgl. 1. c.! 
[134] 1916. F. Bryk (M. S.), in: Arkiv f. Zoologi, Vol. 11, 

No. 18, p. 35, 36 (1918). 

„Am 21. IX. unterhielt ich mich wieder einmal mit Prof. 
Aurivillius über die Sphragisbildung bei den Lepido- 
pteren, wobei ich ihn auf die VIllte Schuppe aufmerksam 
Sterigma machte und fragte, ob für sie ein wissenschaftlicher Termin 
existierte. Prof. Aurivillius pflichtete meiner Meinung 
bei, daß man dieses Organ jedenfalls mit einem neuen 
Namen belegen könnte. Als unser Gespräch später auf 
die mir von Dr. E. Fischer mitgeteilte Sphragis- 
Sphragis bildung bei den Argynniden kam, fragte ich: ob 
Argynnis und Acraea als Nymphaliden in naher Ver- 
> wandtschaft zueinander ständen. ‚Ja, schauen sie sich 
die Cethosia an, die gewissermaßen in vielen Beziehungen 
‚ein Bindeglied zwischen den echten Nymphaliden und 


5, Heft 


174 


Felix Bryk: 


Acraeinen bilden; dort können sie vielleicht auch Sphragis- 
bildungen entdecken.“ Ich nahm mir sofort den betref- 
fenden Kasten des Reichsmuseums heraus, — und 
entdeckte nach langem Suchen bei einem @ von Cethosia 
julia eine Sphragis, deren Abbildung ich auf Fig. 22 
(Taf. 4) wiedergebe. Prof. Aurivillius war so freundlich 
nach Beratung für die als Stützplatte oder Gestell funk- 
tionierende VIIlte Schuppe den Namen Sterigma vor- 
zuschlagen. 


[*135] 1917. Christeller, Die Mißbildungen der Schmetter- 
linge, int Ent, Mitt.”, Vol. VI, p. 24: 


Ab- 
normale 
Sphragis 


„Besonders erwähnenswert scheint es mir zu sein, daß von 
Rebel ein Zwitter von Parnassius delius Esp. beschrieben 
und abgebildet wurde, der äußerlich genau halbiert, eine 
dem 9 zukommende Eiertasche am Abdominalende be- 
saß. Diese, obgleich etwas mißgestaltet und nach der 
weiblichen Seite des Falters hin verschoben, gibt einen 
einwandfreien Beweis dafür, daß das Tier von einem 
& begattet worden war, denn es steht fest, daß die Taschen- 
bildung erst nach erfolgter Begattung vor sich geht.“ 
Nota 2: ‚Man beachte jedoch, daß trotzdem nicht mit 
Sicherheit erkannt werden kann, ob dieser oder ähnliche 
Zwitter auch wirklich als Weibchen sexuell funktionierten. 
Denn erstens ist nicht sichergestellt, ob zur Bildung der 
Eiertasche eine vorausgegangene Befruchtung oder die 
bloße Vollziehung des Kopulationsaktes erforderlich ist, 
und zweitens ist es bekannt, daß die Männchen vieler 
Schmetterlingsarten, wenn sie sich auf der Höhe ihrer 
sexuellen Erregung befinden, häufig statt mit einem 
Weibchen mit einem gerade in der Nähe befindlichen 


Päderastieanderen Männchen eine Kopula eingehen.“ 
[136] 1918. Entomologisk tidskrift (Sitzber. vom 29. Septbr. 
Sphrago- 1917) p. 109 demonstrierte Bryk „sphragis-säckar hos 


phorie 


Satyrus semele“. 


[*137] 1918. F. Bryk, in: Entomolog. Mitteilungen, Vol. VII, 


p: 89. 


Verfasser widerlegt Dr. Christellers unrichtige Angabe, 
daß dem Schmetterlingsweibchen ‚‚keine charakteristischen 
chitinösen Bildungen außer der häutigen Legeröhre“ 


Sterigma (= oVvipositor.= vagina) zukommen“ und weist darauf 


hin, daß ‚das Sterigma von allen Parnassiern in seiner 
Konsistenz mit nichten weniger chitinös als die äußeren 
Geschlechtsteile der Lepidopterenmännchen!“ ist. „Da 
Christeller dabei gerade einen Zwitter von Argynnis 


Sphrago- paphia L., die Dr. E. Fischer als sphragophor zuerst er- 


phorie 


kannt hatte, abbildet, so ist es wohl nicht unangebracht, 
wenn ich in diesem Zusammenhange hier zum ersten Male 
die Sphragis von Argynais daphia L. mit sichtbaren 


Bibliotheca sphragidologica 175 


Sterigma (Fig. 1, Fig. 2) abbilde (p. 89). ‚Die meisten 

Päderastir Daten bezüglich der Homosexualität der Schmetterlings- 
männchen im Freien (in der Domestikation wurde sie 
nachgewiesen) erweisen sich bei kritischer Prüfung als 
nicht stichhaltig. 

[138] 1918. F. Bryk, Zur Ikonographie der skandinavischen 
sphragophoren Rhopalozeren, in: Entom. tidskr., p. 143—147, 
8 Figg. 

In Skandinavien ist mir bisher das Vorkommen von bloß 
vier Schmetterlingsarten bekannt, die sphragophor sind, 
d. h. Arten, deren Weibchen nach dem Begattungsakte eine mehr 
oder weniger ausgeprägte Sphragis zur Schau tragen. Diese 
vier Schmetterlinge, die zu den Tagfaltern gehören, — (unter 
den Heterozeren wurde bisher überhaupt noch kein sphragophorer 
Falter entdeckt!) —, verteilen sich auf folgende drei Genera. 

I. Genus: Parnassius Latr. a) Parnassius Apollo L. Die 
Sphragis von Parnassius apollo L. wurde, soviel mir aus der ein- 
schlägigen Literatur bekannt ist, zum ersten mal von Carl Linnaeus 
in: „Fauna suecica‘ (Editio princeps), p. 246, 1746, beschrieben. 

De Geer ist der erste, der diese Sphragis im Profil auf 
P1. 18, Fig. 13p. in seinem ‚‚Mem. p. servir & l’hist. d. ins.‘ (1752) 
abgebildet hat. Im Texte hierzu (l. c. VIII, p. 288, 649) hebt leider 
de Geer nicht hervor, daß die Sphragis sich einzig auf das weib- 
liche Geschlecht beschränkte. Jacob Christian Schäffer hat 
darauf im Jahre 1754 in seiner bemerkenswerten Studie ‚‚Neuent- 
deckte Theile an Raupen und Zweyfaltern etc.‘ makroskopische 
Abbildungen über die Apollosphragis geliefert (l. c. Tab. II, Fig. 
VI u. VI). 

b) Parnassius mnemosyne L. Isaacus Uddman, der erste 
Beschreiber und Entdecker dieses interessanten Parnassius, hat 
gleichzeitig auch ausführlich die Sphragis beschrieben (Uddman, 
Nov. insectorum species, p. 28, 1753). Deutlich abgebildet wurde 
sie zum ersten Male von d’Orbigny im „Diction. univ. d. hist. 
nat. ins. lep.‘, Pl. I, fig. 3a, 1849 als zum Parn. apollo gehörend (!). 

2. Genus: ArgynnisF. Argynnis pabhiaL. Dr. E. Fischer 
(Zürich) hat die Sphragis von Arg. paphia L. als erster beobachtet 
und mir diesen Befund in Begleitung eines Wachsmodells liebens- 
würdigst mitgeteilt, den ich im „Zool. arkiv‘ No. 18, 1918 ver- 
öffentlicht habe. Ich bin nun in der angenehmen Lage, hier zum 
ersten Male die Sphragis von Argynnis paphia abzubilden. 
Am 25. VIII. 1917 gelang es mir in Kyrkviken auf Lidingö, bei 
Stockholm, ein Pärchen von Argynnis paphia in Kopula zu fangen. 
Im Netze trennten sich die Tiere voneinander; zu meiner größten 
Freude hinterließ das $ dem 9 eine wachsgelbe Sphragis. Obwohl 
ich das betreffende Weibchen sachte in Watte eingebettet hatte 
und obwohl ich sehr behutsam mit dem Exemplare hantierte, ist 
beim Herausnehmen des Stückes aus der Zyankaliflasche die Spitze 
der Sphragis abgebrochen. Dennoch nehme ich keinen Abstand 


5. Heft 


176 Felix Bryk: 


die etwas defekte Sphragis abzubilden, da ich mir dessen wohl- 
bewußt bin, wie schwierig es ein andermal sein wird, ein @ mit 
Sphragis zu erhaschen. Sind doch die Sphragis bei allen 9, die 
Dr. Fischer beobachtet hatte, abgefallen, weshalb er sie nicht 
im Bilde verewigen konnte. 


Auf Fig. 1 sehen wir die Sphragis in Profil. Sie ist unter dem 
letzten Tergite und dem Sterigma (was der Pfeil anzeigt) angebracht 
und lehnt sich überwiegend auf den Ovipositor an. Fig. 2 zeigt 
uns die Sphragis von der Bauchseite. Der Übersicht halber habe 
ich auf Fig. 3 das Sterigma von einem jungfräulichen Paphia- 
Weibchen, nach vorhergehender Mazerierung, abgebildet. Sehr 
charakteristisch sind die männlichen Kopulationsteile (Fig. 4, 
profil; Fig. 5, ventral) wegen des einem Hirschgeweih ähnlichen 
schaıfen Unkus. Zum Vergleiche habe ich .auf Fig. 6 ein mir 
freundlichst von Herrn Dr. Kemner hergestelltes Photogramm, 
wofür ich ihm auch an dieser Stelle danke, des weiblichen Hinter- 
leibes/mit der Sphragis neben Fig. 7, die ein Abdomen eines sphragis- 
losen Exemplares darstellt, veröffentlicht. 

3. Genus: Satyrus Latr. Satyrus semele L. Ihre Sphragis 
habe ich am 19. Juli vorigen Jahres in Slite auf Gottland zum 
ersten Mal beobachtet und in der Herbstsitzung unseres Vereins 
29. IX. 1917 vorgezeigt. Ich habe auf Gottland eine Menge von 
Satyrus semele erbeutet und viele Weibchen trugen stets eine 
Sphragis zum Zeichen ihrer verlorenen Jungfernschaft. Die Sphra- 
gis von Satyrus semele ist ganz unansehnlich, man kann wohl 
sagen rudimentär, wie aus dem unter Fig. 8 mitgeteilten Photo- 
gramme ersichtlich ist. 

[139] 1918. F. Bryk, Grundzüge der Sphragidologie, in: ‚Ark. 
f. Zool.“, Vol. XI, No. 18, p. 1—38 (6 Taf.). (Vgl. Einleitung). 

[*140] 1918. Kungl. Svenska Vetenskapskademiens ärsbok 
för är 1918, p. 44. 

Professor Aurivillius referiert in der Sitzung d. Akad. d. 
Wissenschaften vom 23. V. 1917 Bryks Abhandlung ‚Grundzüge 
der Sphragidologie“. (139). 

*141] 1918. Knoth, in: Int. ent. Zeitschr., Vol.. XII, p. 7. 
(Sitzungsbericht des Ent. Ver. von Hamburg-Altona.) Dr. Knoth 
hielt am 14. Dez. 1917 einen Vortrag über die „Legetaschen- 
träger und ihre nächsten Verwandten unter den Pa- 
pilioriden“, 

„Es ist sehr wahrscheinlich, daß die ganze Gruppe einen 

Futter- gemeinsamen Ursprung hat. Soweit man die Raupen der 
pflanze derexotischen Legetaschenträger kennt, sind sie sämtlich Ari- 
Ne stolochienfresser. Dies läßt auf eine biologische Überein- 
Papilio. stimmung der Gruppe schließen.“ ... Knoth nennt die 
nidn ganze Gruppe der Legetaschenträger sehr treffend die 
„Beuteltiere unter den Schmetterlingen“. Als sphragophor 

führt der Vortragende die indomalayischen Arten vor: 


Bibliotheca sphragidologica 177 


Fig. 2. Ventralansicht ; Sphragis von 
Fig. 1. Profilansicht ; Sphragisv.Argynnis Argynnis paphia L. (vergrößert). 
paphia L. (vergrößert). Del. F. Bryk. Del. F. Bryk. 


N 


ji III 
ll 


af 


Fig. 4. 

Argynnis paphia L. 
Fig. 3. Das Sterigma eines jungfräulichenWeibchens, 
Fig. 3. Fig. 4 Die männlichen Kopulationsteile von der Seite 
und Fig. 5 von unten. Del. F. Bryk. 


Fig. 6-7. Profilansicht eines 
sphragophoren (Fig. 6) undeines 
sphragislosen (Fig.7) Abdomens Fig. 8. Satyrus semele L. (var. tristis 
von Argynnis paphia L. 2 (ver- Wahlgren) mit sphragophorem Abdomen. 
größert) phot. Dr. A. Kemner. 2 (vergrößert) phot, Dr. A. Kemner. 


Archiv a Ike 12 5. Heft 


178 Felix Bryk: 


Sphrago- Pap. polydorus, ceylonica, melanides und Eurycus cressida; 
phore aus dem südamerikanischen Gebiet: Euryades duponcheli 
Arten und corethrus und die Papilioarten Perrhebus, proneus 

und protodamas. ‚Zu unserer palaearktischen Fauna ge- 
hören Parnassius, Doritis, Thais und Luehdorfia.“ INEF TE, 
„Bei Doritis fehlt aber bereits die Legetasche.‘“ 
[*142] 1919. F. Bryk, Linne und die Parnassiologie, in: 
Svenska Linne-Sällsk, Ärsskrift. Vol. II, pı 136. 
Verfasser gibt einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der 
Sphragidologie. 
„Linne ist der erste, der die Sphragis, die bei ihm im 
selben Werke bald membrana bald organum heißt 
(Scopoli nennt sielaut Poda squama vomeriformis,, 
beim Apollofalter entdeckt hat, wodurch er inder Sphragi- 
dologie für alle Zeiten den hervorragendsten Platz einnimmt. 


Autorenregister.*) i 
Ahrens .».. ......20..0 0. 113.2) 2DesGeer 108, Tessa es 


Acheter, "x... 7%, Se, 2102 SDonitz ne 141 
(Anonym). . „©, 117) Doubleday '. 7 gs 
Aurivillius128, 131, 173, 174, 175 | Edwards . .[64] 129, 131, 142 
Ausfaut . ..... 125, 136, 140 | Eltringham . 7. Fasz 
Bang-Haas, A... . . . . 128 | Elwes103 (Nota 1)130, 131, 141 
Bang-Haas, O..'... ..... 169 | Engramelle ‚Tr 115 
Bellier de Chavignerie Ernst... 429 202 Se 115 
119, 123. (Nota 6), 124 | Escherich . ...... 138 
Bergsträßer..*...H, 1202727449 Bepene 114, 115 
Binsham 2 21.7.2. 37947. Stecher E> 103 (Nota 1) 173, 175 
Boisduval." 75. : .'. > 117 | Freyer — V, Wir 117 
Brant. 02... .... [56] | Giacomelli. Ze 
Brehm’? 2 2. %2.'2..'169 | Gistel. .. Ver 
Bu Sr, AIY: .132, 134 | Goeze #25 Serge 413,415 
Bryk ‘103, (Nota 1); 106, 108 Godart ... . Esser 
(Nota 3), 109 (Nota 4), ' Grum-Grschimajlo . . 103 
110 (Nota*),113, 154,158, ' (Nota 1),[56]147,154,158, 164 
159, 160, 161, 162, 164, ı Gmenes.e .120, 152 
165, 166, 167, 168, 173, Haase: se . 138 
174,175, 176, 178 | Hagen. . . ee .118, 123 
Buresch - .. ...... 2.104, 164 | Haude se Pe 
Burmeister 103 (Nota 1),119, | Herbst: 7:77 Prape 
123, 124, 126, 151,. 152,169 | Hewitson. 7,7, 7,2 
Chapman . . 149 | Hoffmann, FÜ ss 
Cholodkovsky 103 (Nota 1) 1701. H@eer.n. . „11 99 
Christeller . . =. Feel Houlbert-. 104, 107, 169, 172 
Come mer 199, 133, 124 ! Howes . . . „en 132 


= Bei den ausgelassenen Arbeiten (cfr. die Einleitung!) ist die 
Nummer der betreffenden Arbeit in eckigen Klammern angegeben, die 
übrigen Zahlen beider Register sind Seitenzahlen vorliegender Arbeit. 


Bibliotheca sphragidologica 


179 


en der Sphragisform von | 


den Charakteren des $ Kopula- 
‚tionsapparates p. 106, 163, 171. 


Acraeap. 118, [74],144, 159, 169,173; 
A. arabica p. 148; A. caldarena 


Jordan 28 2171.12 \, 144, 146 | Schäffer 108, 110, 112,113, 
Karsch 140 | 116, 143, 175 
Kayser . ’ a Schatz, 31930,136,:198 
Keferstein. ... . 119 | Schreber Sur: 
re ER 150 | Schrottky 151 
Klockeraasr 23... 203.8 149 | Schultz, ©... . 139 
Kalle: Kaeecppol. 2 Sr a Fi 
Un Io Se 138 at 10 [64] 139 
Laboulbene . . t95r Setzt. %.: nenn "© 5 
Lamborn . Be San ra rn 142 
sperrt. art. 148 | Siebold, von 103 (Nota 1), 
Latreille EP REIS PSLRLO [29], 123, 124, 125, 126, 
Peech 2, . „124, 146 152, 147, 153 
Leydie .-: 137..138,443: | Spuler 7% 104 138. 37519 
Bannsdeus- 1085113112178 | Stauder + 7.1 ee. 
Fucas, 212.22 116: 192,183: |: Staudinger; -.,:(180) :[501:128 
Marshall 103 (Nota 1) 142, 143 | Standfuß . . 118, 168 
Mara 183,489 | Stefanelli: .'..= ..%151;-152; 153 
Meigen . . . . 117 , Stichel145,146,147,148,149,164 
Meyer-Dür . 116 | Strand 103 (Nota 1), 105, 166 
Molttechttiirr. u. Sul“ 168... Swan u NN REEL: 
Maler. Britz’... ©. 129: Thiele rat 2 140, 141 
Niepeluar. > RAS 45; 166 | Thomson, A. 131, 132, 141, 147 
Oberthür 104, 105,126, 130, Preitschlart. HS rer, 117 
168, 17835153  Trimen 2... 24758. re 
d’Orbigny .118, 175 | Turati, Conte 103 (Nota 1), 
Pagenstecher Se 147, 160, 162 
Paluistrüuch u. .0,,00..0 116  Uddman 108, :116, 775 
‚Detersen‘-. : 139 | Uffeln . 163 
Peyron . 150 E ÜgSTIBImeWmE 7 7.108 
radarz). .113, 178 | Verity 103 Sg 1} 153, 156, 160 
Poppius. 199 | Wagner ar een: 5 > 
Pre ro 143): Wallengren? ri vezen 2eg 
Poulton 104, 105, 147, Werneburg 119 
155, 156, 165 | Westwood 118 
IE #16: Weyenbergh......:..4.1 2,20% 123 
Ramann ER I ER STEDR NEWATBERT 116 
Rebel. . . 158, 140, 148, 150 | Wytsman . 148 
Rogenhofer 103 (Nota 1). 138 | Zelezny 169 
Rothschild, vonzzx! 9.5, 144: Zeilen; mare, 120 
Sachregister. 


[74]p.143; A. Damiip. 137,139; A. 
encedonp. 144; A.fornax p.172;A. 


 horta p.130 [74]; A. Igatip.137,169, 


170; A. masamba p. 172; A. neo- 
bule p. 148; A. nohara —= halali 


12* 5. Heft 


180 Felix 


p. 143, [74]; A. petraea [62], p- 


143, [74]; A. siliana p. 172; A. | 
stratt 'pocles[62] p.172; A. insignes | 


[62]; A. ranavolana [62]; A. man 
jaka [62]; A. Buettneri [62]; A. 


cabira [62]; A. obeira[2]. A. tralia | 


p: 129. 

Acraeinae .p. 103 [62], 43 "47, 165. 

Actinote [62], p. 159. 

Amauris p. 159, 160. 

Anosia |64|. 

Aporia crataegi p. [103] 162. 

Archon apollinus p. 104, 151, [129]. 

Argenna |58] p- !38. 

Argynnis p. 173. 

Argynnis improba p. 103; A. pan- 
dora [133]; A, paphia [133]; p- 
174, 175, 176; Zwitter p. 174; 
A. valesina [133]. A. frigga p. 103 
Nota. 

Astacus fluviatilis [58] p. 138. 

Belenois p. 143. 

Bombycidae [70]. 

Bursa eopulatrix p. 125 [39], 167. 

Carina p. 110, [29], p. 146, 154, 
167, [139]; Entstehung d. C. p. 
[103], 163, [139]; Sphragis ohne 
C. p. 146, 156 [139]; -. 

Carinati p. 136, 150. 

Chemische Beschaffenheit d. Sphra- 
gisstoffes p. 106, [29], 153, [139]. 

Cethosia julia p. 174, (139]. 

Colaenis p. 129. 

Doritis (v. Archon) p. 149 [139]. 

Doritites p. 140. D. Bosniackiip. 140. 

Ductus seminalis p. 139, 171. D. 
ejaculatcrius p. 139. 

Dytiscus latissimus p. 119. 

Eiablage p. 107, 111, 114, 115, 120, 
124, 129, [39], [62], [74], [76], 


p. 142, 147, 149, 150, 154, 155, 


158, 159, 164, [139]. 
Eier in der Sphragis p. i16, 159. 
Erzeuger des Sphragisstoffes [50], 


p: 141, 164, [122]. 
Euecides p. 129. 


Bryk: 


Euryeus p.120, 121, 130, 159,160; E. 
cressida p. [34], 122, 133, [139] 
P..-178 J 

Euryadesp. 119, [34], p. 123,127,144, 
159, 160; E. corethrus p. 119, 120, 
122, 151, 153; EZ. Duponcheli p. 
119, 120, 122, 126, 130, 137, 151, 
152, 153, 178, [139] 

Experimentelle Sphragidologie p. 
107, [139]. 

Farbe des Sphragis p. 107, 112, 113, 
114, [29], p. 125, [39], 130, 133, 
136, !37, [56], [62], [103], p. 166, 
[122], 170, [139]. 

Flügelhaltung während der Kopula 
p. 159, 165, [122]. 

Fulgora laternaria |58] p. 138. 

Funktion des $ Genitalapparates p. 
107, [29],: [34]; p. 153,7165, 171 
[139]. 

Futterpflanze der 
p- 176. 

Heliconius p. 129. 

Hermaphroditen p. 116,138, 13% 147, 
[122], p. 174 [139]. 

Hochzeitsflug p. 107, [74], 155, [122], 
[139]. 

Hoden 139. 

Ikonographie p. 106, 111, 115 [61], 
p. 138, 147, 150, 154, 157,: 166 
[122], :172, 176 J139]: 

Kailasius charltonius [50] [56], p. 
146, 157, 162 [139]. X. Romanowi 
p- 136, 140, 164 [122]; X. loxias 
p:>157: 

Kopula p. 167, 110 [29], [34], [39]; 
p. 124, 130 [50], [51], 132 [74], 
149, 151, 155, 156, 158, 159 [103], 
162, 165, 168, [139]; Dauer der 
K. p. 107, [29], [34], 139), p. 127, 
131, 133, :'155,..156,: 158, 11057 
[139]; Sodomitische K. [56], [62], 
[139], [103], p. 161: 

Lebensdauer der 2 [139]. 

Liebeswerben p. 107, 168, [139]. 

Luehdorfia p. 130, 138, 148, [139]; 
L. japonica p. 135; L. puzilo! p. 
135, 157, 168. 


Sphragophoren 


PETE 


Bibliotheca sphragidologica 


Lyeidae p. 165. 

Lycaena ‘arion p. 130; L. eumedon 
p-. 104; L. orion p. 139. 

Männchen mit Sphragis p. 130, [56], 
141, 147, 154, 157, 161, 162, 163, 
167, 169 [139]. 

Männlicher Kopulationsapparat p. 
106, 108, 109, 113, [34], [50], p- 
132, 137, 139 [62], [64], [76], 146, 


148, 151, 157, 169, 172, [139]; | 


Variabilität des m. K. p. 161. 


Metriorrhynchus semiflabellatus p. 44. 


Nymphalinae [76]. 

Ocdeagus p. 169. 

Orthopteren p. 130. 

Ovipositor p. 112, 139, 147, 151, 167, 
172, [139]. 


Päderastie p. 141, 146, 147,174, 175, 


[139]. 
Penis p. 113, 141, 151, 168. 
Peraplast [64], 148, 156, [103], p. 163 
[139]. 


Phänologie der ? p. 107 [103], [139]. | 
Polyandrie p. 107, 155, 159, 165, 


167, [139]. 

Position während der Kopula p. 105, 
154, 155, 161, 164, 166, [139]; 
Abnormale P. p. [139]. 

Papilio p. [139]; P. agavus p. 144; 
P. ceylonica p. 178; P. columbus 
p. 144; P. chamissonia [139]; P. 
melanides p. 178; P. montezuma 
p. 145; P. perrhebus p. 145; P. 
proneusp. 144, [139], 178. P. proto- 
damas p. 178; P. polydorus p. 178. 
P. pasdalirius p. 139. 

Parnassius p. 118, 119, 121, 122, 
123, [74], p. 144, 146, 147,148, 153, 
159, [132], p.:178. 

Par. actius p. 157, 166, 167; P. apollo 
p- 107, 108, 113, 114, 115, 116, 
117, 118, 119,7 120,..123, [50], 
[51], p. 139, 140, 142, 149, 150, 
154, 157, 159, [103], p. 160; 
162, 165, 168, 175, [139] P. a. pu- 
milus p. 169.; P. apollonius p. 
135. 136, 157; P. Beresowskyi p. 


181 


146; P. Bremeri p. [50], 135, 136, 
157; P. cephalus p. 157; P. clarius 
p. 135, 157; P. clodius [50], [64]; 
P. discobolus p. 135, 136, 157; P. 
epaphus p.146, 147, 157; P. Evers- 
manni[50],p.135, 136, 157, 161; P. 
Felderi p. 161 [139]; P. Jacque- 
monti [50], p. 146, 147, 157; P. 
nomion p. 157, 161; P. n. v. 
Mandschuriae p. 166, [139]; P. 
Hardwicxei [50], 147, [139]; P. 
Honrathi p. 157; P. H. alburnus 
p- 166; P. latonius p. 165; P. 
mercurius p. 157; P. mnemosyne 
p. 108, 113, 114, 115, 116, 117, 
118, 119 [50], 135, 136, [62], 
150, 155, 157, 158, 159, [103], 
160, 161, 162, 165, 168, 175, [139]; 
P.Nordmanni p.135, 157; P.m.v. 
Hartmanni p.161 [139]; P. mn. v. 
melaina p. 161; P. mn. v. par- 
menides [103]; P. mn. v. pyre- 
naiana p. 161; P. phoebus p. 135, 
151, 162; P. ph. v. delius p. 120 
[505.71365138,°1397:147; 157.312; 
168, 174; P. delius ab. Ines p. 
150; P. poeta p. 146; P. rhodius 
p- 136, 145, 157; P. sikkimensis 
[139]; P. smintheus [50], p. 132 
[64]; P. tibetanus p. 146, 157; 
P. Stubbendorfi p. 136, 157; P. St. 
v. Standfussi p. 161; P. orleans 
p. 157. 


ı Pinacopteryx 143. 


Pieridae [74] 143. 

Planema alcinoe [62], p. 155, 159, 
165. 

Satyrus p. 176; S. semele p. 175, 
176, [139]. 

Sekret des $ p. 164, [122]. 

Sexuelle Biologie p. 146, [103]. 

Sphragis p. 106, 108, 112, 114, 118, 
119, 120, 122, 123, 126, 127, 128, 
145,[56],[64],136, [74],p. 145, 146, 
147, 148, 150, 151, 156, 157, 159, 
160, 161, 163, 165, 166, [122]. 
170, 177 [139]; abnormale S. p. 


5. Heft 


_F, Bryk del. 


Bryk: 
Bibliotheca 
sphragidologiea 


Tafelerklärung siehe 
Seite 183. 


Bibliotheca 


139 [139], 174; defekte S. p. 103, 
110, 118; variable S. p. 106, 107, 
128, 161; [133], S. der Herma- 
phroditen p. 116, 138, 147, [139]; 
S. -Unterschiede nahestehender 
Arten p. 162; Entstehung der 8. 
[29]; p. 123, 124, 130, 133, 137, 
142, 156],; [61]; 149, 151; 155, 
156, [103], 163, [122], p. 172, 
[139]; rudimentäre S. p. 137, 
149, 161; fossile S. p. 140; bei 
Käfern p. 119. | 
Sterigma p. 106, 112, [39], p. 127, | 
ı35, 136, 157, [103], 163, 173, 
[139]; bewezliches S. p. 106, [139]; 
Entstehung der S. p. 106, [139]. 
Tadumia acco [50], p. 157; T. ac- 
destis p. 157, 158, 165; T. a v. 
priamus p. 166; T. delphius [50], 
p- 135, 140, [56], p. 146, 157 
[139]; 7. d. Staudinger: [50]; T. 
hunza p. 147; T. patricius p. 166; 
T. imperator p. 130, 131 [50], 
157, 158 [139]; T. simo [56], 157, | 
169; T. simonius p. 136; T, sto- 
liczkanus [50]; T. Szechenyi p. | 
157; T. tenedius [50], p. 136, | 


sphragidologica, 


157. | 
Technik d. Sphragisbildung 131, 141 | 


183 


Uncus p. 145, 154, 165, 169, 173 
[139]. 

Unterschiede, unbedeutende des & 
Kopulationsapparatesi'n Verhält- 
nisse zur Verschiedenheit der 
Sphragisform [50]. 

Vagina p. 144, 147 [139]. 

Vasa deferentia p. 139, 152, 170, 174. 

Variabilität der Sphragisfarbe p. 161, 
[139]; V. der Sphragisform p. 106, 
161, 163, 166, [122], p. 168 [139] 

Verwechslung des @ mit Z p. 109, 
117, [50], [139]. 

Weibchen, jungfräul. p. 115, 117 
[29], p.123, 126, 129, [39], p. 127, 
128, 130, 131, 133, 144, 145, 
[62], p. 145, 150, 159, 162, 172 
[139]; W. ohne Sphragis p. 118, 
135. 158, 160, 162, 165; W. mit 
überschüssiger Sphragis [56], [7£], 
p. 149, 166, 167, 172, [139]. 

Weiblicher Kopulationsapparat p. 
106, 109, 112 [34], p. 139, 141, 
144 [70], [139]. 

Wechselbeziehung zwischen der 
Sphragis und Klauenbildung p. 
118, 159. 

Zerynthia p. 137, 159, 160 [139]. 

Zweck p. 108, 110, 111, 113, 114, 


[139]. 115,2 816, 117, 118,4 [29], p?. 119, 
Telchinia anemosa p. 138, We- | 120;: 121;' 122, 126, -131,:133,.'137 
witschi p. 138. ' [74], p. 142, 146, 147, 150, 155, 
Thais vide Zerynthia. | 164, 168 [122], 171. 
Tafelerklärung. 


(Siehe Seite 182). vr PREN 
Fig. 1. Sterigma von Eurycus Cressida Sw. 2 (profil). Fig. 2, dasselbe 
frontal. Fig. 3: Sphragis derselben Art. Fig. 4. Losgelöste Sphragis von 


Par. mnemosyne L. 2 von oben. Fig. 5. 


mnemosyne L.9. Fig. 6, 7. 


Aberrative Sphragis von Par. 


Sphragis von Euryades Duponcheli Luc. 2 


(Profil- und Frontalansicht). Fig. 8, 9. Sterigma von Par. apollo L. 9. 


Fig. 10. Sterigma von Par. mnemosyne L. 2. 


(Alles vergrößert; nach, 


Bryk [139)]). 


5. Heft 


184 Robert Stumper: 


Ueber einige Anomalien des Ameisenlebens. 


Von 
Robert Stumper, Luxemburg. 


Die theoretische Deutung des Ameiscnlebens hat schon manch 
bunten Wechsel erlebt. Viel Tinte ist schon vergossen worden, um 
das komplizierte Leben und Treiben dieser Insekten unter einem 
allgemeinen Gesetz zusammenzufassen. Bald waren es Soziologen, 
bald Zoologen oder wieder Psychologen und Physiologen, die glaub- 
ten, das Geheimnis des sozialen Lebens der Formiciden entschleiert 
zu haben. So meinte man in einem bestimmten Momente, die 
Ameisen seien lediglich Automaten, oder bald schrieb man ihnen 
die höchsten psychischen Qualitäten zu, oder wieder reihte man 
ihre Handlungen unter den Sammelbegriff der Tropismen ein. Allen 
diesen Synthesen ist ein Moment gemeinsam: die dogmatische 
Verallgemeinerung. Aus etlichen glücklichen. Versuchen zog 
man rasch den allgemeingültigen Schluß. Und nichts ist der 
positiven Wissenschaft, die doch feste Erfahrungen zusammen- 
fassen und erklären soll, schädlicher, wie gerade das rein speku- 
lative Vorgehen. 

Ich will nun in den folgenden Zeilen, an Hand einiger Aus- 
nahmefälle, den dogmatisierenden Tendenzen der heutigen Myrme- 
kologie, einen Dämpfer aufzusetzen, versuchen. Diese anomalen 
Fälle sind für die speziellere Ameisenkunde von recht geringem 
Interesse; es handelt sich schließlich doch nur um sogenannte 
zufällige Erscheinungen, aber nichtsdestoweniger sind gerade 
diese Fälle wie keine zweiten dazu geeignet, die Kompliziertheit 
des Ameisenlebens zu erhärten. Und auch um die enormen Schwie- 
rigkeiteneine seinheitlichen, schematischen Theoretisierensinsrechte 
Licht zu rücken. Gewiß, abstrahierende Denkarbeit gehört zu 
jeder Wissenschaft, selbst zu jedem Spezialfach, aber immer muß 
dieses gedankliche Gerüst auf dem Boden der Realität ruhen blei- 
ben. Diese einleitenden Worte gelten in unserm Spezialfach be- 
sonders für die hypothetischen Stammbäume, die vorzeitigen Ver- 
allgemeinerungen und die voreiligen Spekulationen. Beispiele gibt 
es genügend: die phylogenetischen Theorien der Sklaverei bei den 
Ameisen, die theoretischen Erörterungen über die Ameisenpsyche, 
die rein abstrakten Theorien der Staatenbildung etc. 

Gegenüber diesen Versuchen, eine allgemeingültige Formel des 
Ameisenlebens zu finden, liegt die breite Wirklichkeit mit all 
ihren verwickelten gesetzmäßigen und gesetzlosen Tatsachen. Im 
folgenden wird über solche ungesetzmäßigen Erscheinungen be- 
richtet, die ich mir im Laufe der letzten vier Jahre notiert habe 
und die mich ständig an die ungeheure Mannigfaltigkeit der Amei- 
senbiologie erinnerten. Anlaß zur Veröffentlichung dieser Notizen, 
gab mir die Lektüre des interessanten Werkes ‚Die Formen der 


Über einige Anomalien des Ameisenlebens 185° 


Vergesellschaftung im Tierreiche‘‘ von P. Deegener. Hierbei 
wurde mir so recht das Relative unserer Gedankenarbeit klar und 
auch das Unvollkommene unserer jetzigen Kenntnisse. Meine Be- 
obachtungen handeln sich nämlich fast ausschließlich über Formen 
anomaler Vergesellschaftung, sei es von Ameisensozietäten, sei es 
von Ameisengästen. Ihr Wert für die Myrmekologie ist gering, 
wenigstens ihr direkter Wert. Indirekt mögen sie der Ameisenkunde 
— undauch mir — dahin nützlich sein, daß sie wenigstens mich ver- 
hindern in spekulativem Denken und Forschen aufzugehen. Die 
‚Wahrheit‘ läßt sich meiner geringen Meinung nach nicht durch 
intuitives Einfühlen, wie Bergson es will, finden, sondern durch 
die reichere, fruchtbarere, induktive, wissenschaftliche Kleinarbeit. 
Doch ich konstatiere, daß meine ‚Einleitung‘ eher ein ‚Schluß‘ 
ist und bringe deshalb schnell die Beobachtungen. 


Übersicht: I. Akzidentelle Assoziationen von Ameisenkolonien. 

II. Akzidentelle Dissociation der Lestobiose von Sole- 
nopsis fugax. 

III. Akzidentelle Assoziation von Synoeken. 

IV. UFER: ein akzidenteller Ameisen- 
ast! 

V. Zur lauern von Lasius fuliginosus. 

VI. Formicoxenus nitidulus, ein psychobiologisches Para- 
doxon ? 


I. Akzidentelle Assoziationen von Ameisenkolonien. 


Die letzten Jahrzehnte haben unsere Kenntnisse über die so- 
ziale Symbiose der Ameisen gewaltig gefördert. Biologische und 
psychologische Besonderheiten wurden aufgedeckt, teils um die 
descendenz-theoretischen Erörterungen zu stützen, teils um das 
Gegenteil zu erreichen. Man unterscheidet seit 1874 zwei Formen 
sozialer Symbiose: 1. die zusammengesetzten Nester und 2. die 
gemischten Kolonien. Die ersten sind eine ausnahmsweise Erschei- 
nung; sie werden von Wheeler mit dem Sammelnamen Plesiobiose 
bezeichnet. Wheeler!) schreibt darüber: ‚‚Plesiobiotic, or double 
nests comprise only those cases in which two, or rarely more, colo- 
nies of ants of different species excavate their galleries in close con- 
tact with one another. They are usually established under stones 
or logs.. .. The colonies inhabiting double nests are usually in- 
imical, or at best indifferent to one another. Hence, when living 
under stones or in old logs, they very carefully wall up the inter- 
vening space, so that the galleries belonging to the two households 
cannot inosculate‘““ (p. 517). \Whceler unterscheidet des weiteren 
zwei Klassen der Plesiobiose: Die eine enthält die rein zufälligen 
Associationen von mehreren Arten und die zweite begreift jene 


!) W.M. Wheeler: The Compound and mixed Nests of American 
Ants. In: The American Naturalist, 1901, No. 414ff, 


5. Heft 


186 i Robert Stumper: 


plesiobiosetischen Arten, die minder zufällig sind, d. h. die schon 
öfter vorkommen und denen man deshalb rudimentäre symbiose- 
tische Instinkte zuschreibt. 
Im Laufe der vier letzten Jahre notierte ich folgende Fälle 
von Plesiobiose: 
1. Binäre Nachbargenossenschaft (2 Komponenten): 
Formica pratensis mit Leptothorax muscorum; (Neuenstadt, 
1917). 
Tetramorium caespitum mit Leptothorax unifasciatus; (Lu- 
xemburg, Juni 1916). 
Formica rufibarbis mit Lasius flavus. (Luxemburg, Drei- 
Eicheln 1916). 
Lasius niger mit Lasius flavus; (Hosingen, 1906). 
Lasius flavus mit Tetramorium caespitum; (Neuenstadt, 
1917). 
Lasius PR mit Myrmica rubra,; (Luxemburg, 1916, 
Pulvermühl). 
2. Ternäre Nachbargenossenschaft (3 Komponenten): 


Im Sommer 1919 fand ich auf Schötter-Marial drei Kolonien, 
unter einem Stein. Es waren folgende Arten: Myrmica levinodis, 
Tetramorium caespitum, Lasius niger. Bei Aufdeckung des Steines 
gab es ein wildes Drunter und Drüber, jedoch waren Kampfszenen 
nicht gerade häufig, was vielleicht der allgemeinen Aufregung zu- 
zuschreiben ist. 

Es genügt nicht, diese Fälle als solche hinzunehmen; wir 
müssen uns auchimit der kausalen Fragestellung befassen. Was 
bringen diese akzidentellen Assoziationen zusammen ? Ich glaube, 
man muß unterscheiden zwischen exogenen Ursachen und endoge- 
nen Ursachen. Die Assoziationen der Arten: Lasius niger, flavus, 
Formica rufibarbis, Teiramorium caespitum und Myrmica rubra be- 
ruhen größtenteils auf der Häufigkeit der betreffenden 
Ameisen in dem betreffenden Terrainabschnitt. Es gilt 
hier dasselbe Raisonnement der Wahrscheinlichkeitsrechnung, das 
ich für die primäre Pleometrose gemacht habe?). Die Wahrschein- 
lichkeit einer Assoziation nimmt zu 1. mit der Häufigkeit der be- 
treffenden Ameisenarten und 2. mit der Abnahme des zu Gebote 
stehenden günstigen Terrains. Diese beiden Faktoren bilden die 
exogenen Ursachen der Assoziation. Die endogenen oder instink- 
tiven Ursachen sind nun jene psychischen Besonderheiten, die 
bei den betreffenden Ameisen übereinstimmen und die ihren Aus- 
druck in den gleichen Nistinstinkten finden. Für die Ledto- 
thorax-Arten, die von den Autoren (Wasmann, Wheeler, Esche- 
‚rich) als primitive symbiosetische Arten angesehen werden, kann 
man als endogenen Faktor ihren ruhigen, phlegmatisch-friedfer- 
tigen Charakter annehmen. 


2) Zur Ontogenese der Ameisenkolonien II. (Wahrscheinlichkeits- 
rechnung und Koloniegründung). Archiv für Naturgesch. 1917, A. 7. 


Über einige Anomalien des Ameisenlebens 187 


II. Akzidentelle Dissociation der Lestobiose von Solenopsis fugax. 

Seit 1869 zählt die Diebsameise Solenodsis fugax zu einer un- 
serer interessantesten Ameisenarten. In diesem Jahre veröffent- 
lichte nämlich Dr. Aug. Forel seine Untersuchungen über diese 
Myrmicine?), deren diebisches und räuberisches Strolchdasein 
allgemeines Interesse erregte. Bis heute werden die klassischen 
Beobachtungen Forels in allen größeren biologischen Werkenzitiert. 
„Sowohl in den Bauten größerer Ameisen wie mancher Termiten 
findet sich eine zweite, kleine Ameisenart, die ihre Gänge und 
Kammern in den Zwischenwänden zwischen denen der größeren 
Art anlegt, als Zugänge aber die Gänge dieser mitbenutzt. In den 
Nestern einer Reihe verschiedener Ameisenarten lebt bei uns die 
kleine Solenopsis fugax, in anderen Ländern kommen andere Gat- 
tungen und Arten vor. Diese kleinen Mitbewohner spielen eine 
ähnliche Rolle, wie etwa die Mäuse in unsern Haushaltungen. Sie 
leben auf Kosten ihrer Wohnungsgenossen von deren Larven, 
Puppen und Vorräten; die größeren Genossen sindihnen gegenüber 
machtlos, da sie ihnen, ebenso wenig wie wir den Mäusen, in ihre 
engen Gänge folgen können. Man hat sie Diebsameisen genannt‘%). 
Wheeler nennt dieses gesetzmäßige Verhältnis ‚Cleptobiose‘ 
(loc. cit. p. 528), später nimmt er den Vorschlag Forels an und 
nennt diese bionomische Kategorie „Lestobiose‘‘ (Ants, 1910). 
Im folgenden werden wir einige Fälle sehen, wo Solenopsis als 
selbständige Ameise lebt. 

Der gesetzmäßige Lestobiont Solenopsis fugax kommt auch 
als nichtgesetzmäßiger Nichtlestobiont vor. Also ein Fall von zu- 
fälliger Dissoziation des natürlichen Doppelverhältnisses. Unsere 
Diebsameise ist so ziemlich bei allen größeren Ameisenarten ge- 
funden worden: Formica rufa, pratensis, fusca, rufibarbis, Poly- 
ergus rufescens, F. sanguinea, F. cinerea, Tetramorium caespitum 
und Myrmica rubra. Selbständige, isolierte Kolonien der Diebs- 
ameise sind noch sehr wenig gefunden worden. Diese wenigen 
Fälle sprechen eine desto lautere Sprache für die Anpassungs- 
fähigkeit der Ameise. Sind doch in diesem Falle die Existenzbe- 
dingungen, das struggle for life, ganz andere. 

Ich fand folgende Fälle: 

1. Luxemburg, Pulvermühl, Sommer 1916; 1 Kolonie, 

2. Luxemburg, Kuhberg, Sommer 1916; 1 Kolonie, 

3. Neuenstadt (Schweiz), Sommer 1917; 2 Kolonien, 

4. Saint-Cergues (Schweiz), Sommer 1918; 1 Kolonie, 

5. Luxemburg, Schötter-Marial, April 1919; 1 Kolonie, 

6. Grevemnacher (Luxemburg), August 1919; 1 Kolonie. 

Insgesamt also sieben Fälle, davon drei in der Schweiz und 
vier in Luxemburg. Mithin fällt die Möglichkeit einer örtlichen 
Dissociation weg. Was die Kolonien anbetrifft, so waren so aus- 


8) Observations sur lesmoeurs du Solenopsisfugax. Mitt. d. Schweiz. 
entom. Gesellsch. 1869. *) R. v. Hanstein, Tierbiologie, p. 327. 


5. Heft 


188 Robert Stumper: 


nahmslos kräftige, lebensfähige Kolonien mit Brut, keineswegs also 
kümmerliche und kleine Ameisenschaften. Wie können wohl diese 
sonderbaren isolierten Kolonien zustande kommen ? Ein sekun- 
däres Aussterben der Wirtsameise ist ausgeschlossen, in keinem 
Falle fand ich Ueberreste früherer Mietsgenossen. 

Der Zufall mag wohl eine gewisse Rolle spielen, besonders bei 
der Verbreitung der Art beim Paarungsflug. Jedoch ist darauf 
hinzuweisen, daß die selbständigen Kolonien das primitive Stadium 
darstellen m. a. W. daß diese Kolonien eine Rückkehr zur 
primitiven autonomen Lebensart markieren. Man kann 
deshalb schlußfolgern — und zwar aus der relativen Häufigkeit 
der betreffenden Fälle —daßsich im Sensorium der Solenop- 
sis-Weibchen und Arbeiter Residuen vorfinden, die, im 
gegebenen,akzidentellenFalleinstinktivausgelöst, ihnen 
erlauben, das selbständige Leben zu führen. Die Lebens- 
bedingungen sind im letzteren Falle ungleich schwieriger als im 
ersteren, es ist leichter ein halbes Parasitenleben zu führen wie 
ein selbständiges Dasein, das von Gefahren durchschwängert ist. 
Definitiv ist diese Anomalie aber noch keineswegs ge- und erklärt. 


II. Akzidentelle Assoeiation von Synoeken. 

Bei meinen Neuenstädter Untersuchungen über die Bionomie 
der Gastameise®) (Formicoxenus nitidulus) fielen mir etliche Wirts- 
Kolonien durch die ungewöhnlich hohe Zahl der von ihnen be- 
herbergten Gastameisen auf. Solche Kolonien nannte ich im An- 
schluß an E. Wasmann, Zentralkolonien. Als Ursache dieser 
Erscheinung erkannte ich folgende Faktoren: Inzucht, Infektions- 
dauer, Isolierte Nestlage und Lokale Nistvorteile. Diese Zentral- 
kolonien, die sich auch bei anderen Ameisengästen wiederholen, 
erregten damals mein größtes Interesse und ich versuchte die 
Gesamtheit dieser Tatsachen in folgende Gruppen zu teilen: 


I. Temporäre Zentralisation: 
die wir bei Aiemeles und Lomechusa kennen (Paarungsversamm- 
lungen). 

II. Permanente Zentralisation: 

a) bei Symphilen, wie Atemeles pubicollis und Atemeles Pra- 
tensoides, die man nur in bestimmten Wirtskolonien findet, dann 
aber in größerer Anzahl. Sie beruht auf einer Akkomodation der 
Wirte an die Gäste. (?) 

b) bei Synoeken; der einzig mir bekannte Fall von Asso- 
ziation der Synoeken war eben der oben angedeutete Fund von 
Formicoxenus nitidulus. Mein Freund Alfred Küntgen hat mich nun 
‚auf eine Kolonie der sklavenhaltenden Formica sanguinea aufmerk- 
sam gemacht, die sich durch eine außergewöhnlich hohe Anzahl 
Dinarda dentata kennzeichnete. Diese Kolonie befindet sich in- 
mitten eines F. sanguinea Gebietes, auf einem Abhang bei der 
„Schwarzen Buche“ an der Chaussee Rollingergrund — Bridel. 


5) Biolog. Zentralblatt 1918, No. 4. 


Über einige Anomalien des Ameisenlebens 189 


(Übrigens ist sich dort auch ein neuer Lomechusa-Bezirk im Be- 
griffe zu bilden). Küntgen hat im vergangenen Jahr über 50 Exem- 
plare der Dinarda dentata aus jener Kolonie erbeutet; in diesem 
Jahr entnahmen wir zusammen ungefähr 12—15 Stück. Die Durch- 
schnittszahl der in den Nachbarnestern gefundenen Dinarda den- 
tata, beträgt 5—8. Also eine Differenz von ca.50—60, bei einer 
Entfernung von 2—100 Meter. An der Kolonie bemerkte ich nichts 
auffälliges, es war ein großes Nest, das von Küntgen sorgfältig 
behandelt und mit großen, platten Steinen bedeckt worden war. 
Die Kolonie war etwas größer wie der Durchschnitt der anderen 
Kolonien des Bereiches. Aber nichtsdestoweniger steht man bei 
der Erklärung dieses Phänomens machtlos da. Welches sind die 
Ursachen dieser Zentralisation ? Sind sie sexueller Natur, oder ist es 
reiner Zufall, der die Dinarda dentata gerade in dieser bestimmten 
Kolonie zusammenbrachte, oder befand sich in diesem Neste ein 
besonders fertiles D. dentata-Weibchen oder ist diese Kolonie die 
Zeitälteste ? ? Ich begnüge mich, dieses Problem aufgerollt zu haben. 


IV. Astilbus canaliculatus, ein akzidenteller Ameisengast? 

Astilbus canaliculatus ist ein kleiner Staphylinide, dessen bio- 
logische Stellung noch nicht ganz klar ist. Wasmann rechnet 
ihn zu den fakultativen Myrmekophilen. Er zeichnet sich durch 
eine ziemlich ausgesprochene Myrmekoidie (Synöke Myrmekoidie 
nach A. Jacobi) aus und zwar gleicht er inFarbe und Größe der Myr- 
micavyubra. Ich fand ihn insgesamt fünfmal. Drei Exemplare ent- 
deckte ich auf Schötter-Marial im Sommer 1916. Sie befanden sich 
stets unter dem Steine der ein Myrmica rubra-Nest bedeckte. Die 
zweianderen Astilbus fandichzusammenineinem M yrmica levinodis- 
Nest (Drei-Eicheln, Sommer 1919). Bei der Aufdeckung des Nestes 
liefen die beiden Staphyliniden schleunigst davon. Es ist anzuneh- 
men, daß Astilbus canaliculatus doch ein Myrmekophile ist. Wei- 
tere experimentelle Untersuchungen können uns aber erst über 
die näheren Beziehungen zwischen Wirt und Gast Aufschluß geben. 


V. Zur Koloniegründung von Lasius fuliginosus. 

Die Koloniegründung von Lasius fuliginosus scheint nach 
den neueren Funden nach der abhängigen Richtung zu verlaufen. 
„Auf das Vorkommen der Mischkolonien fulginosus-mixtus wurde 
zuerst von de Lannoy aufmerksam gemacht. Er fand wiederholt 
in starken fuliginosus-Kolonien einige wenige Arbeiterinnen des - 
gelben mixtus, welche mit den schwarzen fuliginosus in voller . 
Eintracht zu leben schienen. Er suchte die Funde so zu erklären, 
daß die Schwarzen bei ihrem Nestbau zufällig auf ein Nest der 
Gelben gestoßen seien, die letzteren vertrieben und die Larven 
und Puppen derselben geraubt hätten. Weitaus die meisten der 
geraubten Puppen seien von ihnen gefressen worden, aber einige 
seien doch aufgezogen und nach ihrer Entwickelung in die fuligi- 
nosus-Kolonie aufgenommen worden. Nach de Lannoy würde es 
sich also um Raubkolonien handeln. 


5. Heft 


190 Robert Stumper: 


Dieser Deutung de Lannoys wurde von Emery, Forel und 
Wasmann widersprochen, die alle in derMeinung übereinstimmten, 
daß es sich um Adoptionskolonien handelte, die durch Aufnahme 
von fuliginosus-Weibchen in mixtus-Kolonien entstanden seien.“ 
(Escherich, die Ameise II. p. 201). Gegen die Allgemeingültig- 
keit der Annahme Wasmanns, Forels und Emerys sprechen drei, 
besonders zwei Funde, die ich im Sommer 1917 zu Neuenstadt 
machte. Dort fand ich nämlich. zwei isolierte fuliginosus-Weib- 
chen in ihrem Kessel. Eine jede hatte sich ihren Kessel unter 
einem Stein angelegt; Brut war noch nicht vorhanden. Die dritte 
Gründungskolonie fand ich unter einem Stein, der ein Lasius mix- 
tus-Nest bedeckte, jedoch war der Kessel der fuliginosus-Weibchen 
separat angelegt und er kommunizierte nicht mit den Gallerien 
der mixtus. Diese Funde schrauben die Wahrscheinlichkeit der 
abhängigen Koloniegründungsart der fuliginosus-Weibchen her- 
unter. Weitere Forschung mag daher entscheiden. 


VI. Formicoxenus nitidulus, ein psycho-biologisches Paradoxon ? 
Zwei interessante psychische Züge der kleinen Gastameise sind 

ihr Spiel und ihr ‚„Scheintod‘“ bei Berührung. Die Spiele sind 
äußerst possierlich, sie gehören zu den Kämpfspielen. Bei Berüh- 
rung duckt Formicoxenus nitidulus sich zusammen und stellt sich 
einigeMomente ‚„tot.‘‘ Andererseits sindihre Beziehungen zur Wirts- 
ameise Formica rufa oder F. pratensis komplett indifferent. Die 
Wirtsameisen scheinen die kleinen Synoeken gänzlich zu ignorieren. 
Diese drei Tatsachen sind nun aber in offenem Widerspruch mit- 
einander, ein Zeichen der Unzulänglichkeit unserer biologischen 
und myrmekologischen Denkesweise. Wie verhalten sich hier Theo- 
rie und Tatsache ? 

Formicoxenus nitidulus verbringt sein ruhiges Leben im dun- 
keln Innern der Ameisenhaufen. Sie finden dort Wärme, Schutz 
vor fremden Feinden und Nahrung. Von seinen Wirten, die ihre 
einzigen Feinde sein könnten, wird das winzige Ameislein völlig 
übersehen. Einerseits wird Formicoxenus nitidulus von den Wirten ig- 
noriert, von ihnen droht also keine Gefahr. Andere Feinde gibt 
es für diese Gastameise nicht und doch stellt sie sich andererseits 
bei geringster Berührung ‚„‚scheintot.‘“ Wie reimt sich dieses Ver- 
halten ? Die Kampfspiele der Gastameisen erhöhen noch den para- 
doxalen Charakter dieser Ameisen. Nach der finalistischen Theorie 
K. Gross’ sind die Spiele der Tiere eine Übung, eine Vorbereitung 
für spätere Gelegenheiten. Kampfspiele haben somit die Bedeutung, 
das Tier auf spätere Kämpfe zu trainieren. Abgesehen von der 
allgemein anthropomorphistischen Anschauungsweise dieses Autors, 
ist sie in unserem speziellen Falle ein direkter Widersinn. Warum 
sich auf spätere Kämpfe trainieren, wenn diese Kämpfe nie stattfin- 
den ? Warum soll Formicoxenus Kämpfe üben, wenn ihre einzig mög- 
lichen Feinde, die rufa oder pratensis-Wirte, sie ignorieren ? Warum 
Kämpfe trainieren, wenn ein anderes passives Verteidigungsmittel 


Ueber einige Anomalien des Ameisenlebens 191 


„das Sich-tot-stellen‘ im Verhaltensbereich der Ameise ist ? Also 
überall Widersprüche. Es muß notgedrungen jetzt folgende Frage 
gestellt werden: Sind diese Widersprüche in der Lebensweise der 
Ameise oder in unserer biologischen Denkesweise begründet ? Man 
kann getrost hierauf antworten: Beides. Die Biologie von Formi- 
coxenus nitidulus ist bis heutzutage noch nicht ganz geklärt, noch 
manches harrt der Lösung. Aber auch andererseits ist unsere 
finalbiologische Forschungsmanie oft verfehlt, das obige Beispiel 
ist treffend genug, um die Aussage zu erhärten. Was nun die 
Spiele der Gastameise anbetrifft, so ist die Schiller-Spencer’sche 
Anschauung der Energieregulierung offenbar richtig. In meiner 
Monographie (loc. cit. p. 168) drückte ich mich hierüber folgender- 
maßen aus: „Wir können sie (die Spiele) als eine Regulation 
der Muskelenergie betrachten und möglicherweise bildet 
die Hitze den äußeren auslösenden Reiz.‘‘ Diese Vermutung 
hat sich in der Folge als richtig erwiesen. Der Berner Arzt Robert 
Staeger hat den experimentellen Nachweis hierzu erbracht: 
Im Schatten zeigte Formicoxenus keine Spiele, während in der war- 
men Sonne die Tierchen sofort ihre lebendigen Kampfspiele auf- 
nahmen (Bel-alfs 1918). Exakte reizphysiologische Forschung mag 
hier noch die Reizschwelle feststellen und eventuell auch die Rolle 
des Lichtreizes analysieren. Für die Spiele der Gastameise ist 
somit der experimentelle Nachweis der Spencer’schen energetischen 
Theorie gebracht worden, aber damit die Allgemeingültigkeit dieser 
Theorie zu proklamieren, ist ebenso falsch und verfrüht, wie die 
Anwendung der K. Gross’schen Theorie auf unseren Spezialfall. 
Die biologische Bedeutung der Kampfspiele von Formicoxenus 
nitidulus ist uns unbekannt, die finale Fragestellung ist aber da- 
mit nicht verboten. 

Ich bin überzeugt, die Liste der Anomalien des Ameisen- 
lebens noch lange nicht erschöpft zu haben — philosophisch an- 
gehauchte Leser mögen sich drüber hinwegsetzen — und verspreche 
mir noch manch interessanten Bericht hierüber zu lesen. 

Zum Schlusse deute ich nochmals auf die ungeheure Mannig- 
faltigkeit des Ameisenverhaltens hin. Selbst in unseren Breiten 
finden wir — ich möchte fast sagen — alle denkbaren Möglich- 
keiten wirklich vertreten und diese Gewißheit kann uns nur nütz- 
lich sein. Wenn die Theoretiker des Ameisenlebens und der Staaten- 
bildung sich stets dieser Mannigfaltigkeit bewußt sind, dann fallen 
sie sicher nicht in solch extreme Anschauungen wie G. Bohn) 
und Waxweiler?) mit ihren ‚„attractions olfactives‘“‘ und Hans 
Henning®) mit seiner Erklärung, das Staatenleben der Ameise 
sei eine „Angelegenheit der Antenne.“ 


°) G. Bohn, La Nouvelle Psychologie animale, Paris 1910. 
Sr ?) Waxweiler, Sur la modification des Instinets Sociaux. Bruxelles 
's) H. Henning, Künstliche Geruchsfährte und Reaktionsstruktur der 
Ameise (Zeitschr. für Psychologie 1915.) 


192 Rudolf Kriesche: 


Neue Batoceriden 
(Col. Ceramb,.) 


Von 


Rudolf Kriesche. 


1. Batocera (Tyrannolamia) laena J. Th. cum subspec. graeilis 
n. subspec. und subsp. papuana n. subsp. 


In meiner Monographie der Gattung Batocera (Arch. f. Natur- 
gesch. 1914, Abt. A 11, S. 111 ff.) erwähnte ich nur kurz, daß bei 
laena Stücke von Aru eine rötliche, solche von Neuguinea eine 
grünliche Behaarung aufweisen, ohne daß ich damals endgültige 
Schlüsse hinsichtlich einer Rassentrennung zog. Erneute Studien 
an vermehrtem Material haben mir aber gezeigt, daß wir es hier 
tatsächlich mit zwar gering, aber deutlich und anscheinend auch 
ständig getrennten Rassen zu tun haben; dasselbe gilt auch von 
der laena-Form, die Kei bewohnt. 


Als laena s. str. ist also nur die Form aufzufassen, die die Aru- 
Inseln bewohnt. Sie zeichnet sich durch einen rötlichen Ton der 
Behaarung aus, der in dieser Stärke bei keinem Stück anderer Her- 
kunft gefunden wird und sehr beständig zu sein scheint ; wenigstens 
zeigt ihn Thomsons typische Abbildung in demselben Maß wie die 
mir vorliegenden Stücke. Ferner fehlt bei dieser Form fast stets 
der Schulterfleck; bei Thomson war dies bei dreien (darunter den 
Typen) von vier der Fall; bei meinen Stücken sogar ausnahmslos. 


Alle Stücke aber, die von Neuguinea, Neupommern, Bougain- 
ville stammen, haben einen andern Ton in der Behaarung: meist 
grünlich oder grüngelblich, seltener rotgelblich, aber dann nie von 
der Stärke wie bei laena s. str., sondern heller und mit einem Stich 
ins Grünliche. Ferner ist in der Mehrzahl der Fälle der Schulter- 
fleck vorhanden; von fünfzehn Stücken fehlt er nur bei dreien. 
Ich nenne die Rasse, die auch etwas breiter und kräftiger ist als 
laena s. str., laena subsp. papuana n. subsp.; ihre Typen (Berliner 
Museum und meine Sammlung) kommen von Kaiser-Wilhelms- 
land (Sattelberg, Astrolabebei, Butauang), Neupommern (Herberts- 
höhe) und Bougainville (Kieta). 

Die Form von Kei hat mit der räumlich am nächsten stehen- 
den Arurasse das Fehlen der Schulterflecke gemein, unterscheidet 
‚sich sonst aber merklich von ihr. Die Behaarung ist grünlich mit 
einem Stich ins Graue und etwas dichter als bei den andern Rassen. 
Die Flecke sind kleiner als sonst und neigen zum Verschwinden 
(v. d. Poll erwähnt ein solches ungeflecktes Stück von Kei, das er 


6. Heft 


Neue Batoceriden 193 


laena sappho nennt). Die Gestalt schließlich ist merklich kleiner 
und namentlich schlanker. Wie anderswo sind auch hierin die 
Männchen charakteristischer; ihre Länge beträgt 38—44, die Breite 
12—14 mm. Das einzige Q ist 49 mm lang und 16 mm breit. Ich 
nenne die Form laena subsp. ‚gracilis n. subsp.; die Typen sind ein 
& des Berliner Museums und ein Pärchen bei mir. 


2. Batocera (Abatocera) leonina J. Th. subsp. Iuzoniea n.subsp. 


Von der auf Zelebes beschränkten Nennform dadurch ver- 
schieden, daß die Körnelung der Decken viel schwächer, lichter 
und weniger ausgedehnt ist. Die Behaarung ist bei dem einzigen 
vorliegenden 2 hellrötlichgrau, was aber bei der starken Veränder- 
lichkeit dieser Art nicht charakteristisch zu sein braucht. 


Länge: 62 mm. Fundort: Luzon. Type im Berliner Museum. 


3. Apriona bicolor n. sp. 


Schwarz; Behaarung oben rostrot, unten hellgrau; ein eben- 
solcher Ring umzieht den Basalteil des 3.—11. Fühlergliedes. Die- 
ser Ring ist beim dritten Glied äußerst schmal, bei den andern 
breiter, jedoch immer noch schmäler als bei den Rassen von A. 
rugicollis. 

Die Gestalt ist der eben genannten Art außerordentlich ähn- 
lich. Die Runzelung des Halsschildes ist jedoch viel unregelmä- 
Biger gewunden und nicht quergezogen. Die Decken sind hinter 
den Schultern etwas eingezogen, parallel, hinten mit je zwei schar- 
fen Spitzen. Im vordersten Teil der Decken befinden sich spär- 
liche nackte Körnchen, die am zahlreichsten auf den Schulter- 
winkeln stehen, wo sie auch am weitesten rach hinten reichen. — 
Die Behaarung der Unterseite, namentlich der Hinterbrust ist 
feiner als bei rugicollis. 

Länge: 33—50 mm. Fundort: Tonkin (Than-moi und Chiem- 
hoa). Typen im Berliner Museum und bei mir. 

Die Art gehört in die nächste Nähe von rugicollis und zwar 
von deren Rasse Parvigranula Th., die ebenfalls aus Tonkin kommt 
und gleichfalls spärliche Schulterkörnelung aufweist. Sie unter- 
scheidet sich jedoch auf den ersten Blick durch die scharf abge- 
setzte Zweifarbigkeit, während bei rugicollis, wo gelegentlich auch 
ein rostiger Ton (aber weit schwächer) auftreten kann, stets die 
Unterseite mit der oberen übereinstimmt. Dazu kommen dann 
noch die Fühler- und Halsschildmerkmale. Die Art hat ein Seiten- 
stück in A. germari Hp., die der im gleichen Gebiet hausenden 
A. rugicollis subsp. deyrollei Kp. ebenfalls äußerst ähnlich sieht. 


4. Apriona elsa n. sp. 

Schwarz, gleichmäßig dunkel schokoladebraun behaart, oben 
stumpf, unten mit seidigem Glanz. Halsschild mit einer schmalen 
tiefen Querrinne vorn und einer doppelten etwas breiteren hinten; 

Archiv uarschiebte 13 5. Heft 


194 Rudolf Kriesche: 


dazwischen in der Mitte flach quergerunzelt; eine stärkere Falte 
zieht jederseits von vorn außen nach der Mitte und hinten; da- 
hinter erhebt sich in der Mitte noch eine schwache, kurze Quer- 
falte, während sich außen von dieser einige Körnchen befinden. Die 
Decken sind walzenförmig, an den Schultern mit kurzem Dorn; 
ihr Seitenrand konvergiert allmählich nach hinten; jede Decke 
endet mit zwei Spitzen, von denen die Nahtspitze ein klein wenig 
stärker ist. Der Anfangsteil der Decken ist etwa im ersten Viertel 
mit gleichmäßiger, ziemlich dichter, mittelstarker, schwarzer Kör- 
nelung bedeckt. 

Länge: 56 mm, Breite 18 mm. 

Fundort: „Sunda-Inseln“ (durch Exz. v. Stüdt). Stücke mit 
diesem Fundzettel kommen fast stets von Sumatra oder Borneo. 

Type im Berliner Museum. 


Die Art steht der subsp. flavescens Kp. von rugicollis nahe, 
unterscheidet sich aber sofort u. a. durch die gleichmäßig dunkle 
Behaarung mit den ungeringelten braunen Fühlern. 


5. Apriona mareusiana n. sp. 

“ Rotbraun, nach vorn dunkler, auf dem Kopf fast schwarz. 
Hinterrand der Augen schwach rostbraun behaart. Mittelteil 
der vorderen und hinteren Querfurchen des Halsschildes dicht 
rostrot behaart. Toment des Schildchens weißlich grau, Decken 
in unregelmäßiger Marmorierung rostrot behaart, doch überwiegt 
der unbehaarte Teil etwas. Unterseite dünn mehlweiß behaart; an 
den Seiten die für Batocera charakteristische weiße Längsbinde, 
die hier kurz vor dem Hinterrand des ersten Hinterleibsabschnittes 
endet. Schenkel und Schienen abnehmend dünn behaart; Fühler 
nackt. 

Stirn zwischen den Augen breit. Halsschildbildung der vorigen 
Art sehr ähnlich; jedoch sind die Querrunzeln etwas stärker und 
die beiden hinteren Querfurchen weiter voneinander getrennt. 
Die Decken sind in ihrem Anfangsteil dicht und grob gekörnelt; 
nach hinten zu nehmen die Körner an Größe ab und gehen auf 
den letzten zwei Dritteln in seichte, z. T. nadelrissige Punktierung 
über. Der Seitenrand der Decken ist etwas paralleler als bei A. elsa; 
ihr Ende trägt nur an der Naht eine Spitze, an Stelle der sonstigen 
äußeren Spitze dagegen nur eine stumpfe Ecke. 

Länge: 56 mm, Breite 17 mm. Fundort: Bandschermasin 
(Borneo). 

Der Typ der Art, die zu Ehren meines Freundes, des Herrn 
Dr. Ernst Marcus, genannt ist, steckt im Berliner Museum. Die 
Art gehört in die Nähe von A. Dunctatissima Kp. 


6. Apriona irma n. sp. 
Schwarz, Decken und Fühler braun; gleichmäßig dünn grau 
behaart. Auf jeder Decke drei Gruppen von kreideweißen Flecken: 
der erste und größte im Basalteil inmitten der Körnelung, der 


Neue Batoceriden 195 


mittelste, kleinste etwas hinter der Mitte, der letzte bald darauf, 
mit seinen letzten Endfleckchen bis in den verjüngten Spitzenteil 
reichend. Jeder dieser Flecken besteht entweder aus einem zu- 
sammenhängenden, unregelmäßig begrenzten Ganzen oder aus meh- 
reren dicht beisammenliegenden Flecken. Das Halsschild trägt vorn 
und hinten eine tiefe Querfurche, zwischen denen sich vorn noch 
eine weitere flache und kurze, dahinter eine längere, tiefere, nach 
hinten ausgebogene, in der Mitte breit unterbrochene befindet; 
über das durch diese Unterbrechung entstandene glatte Feld zieht 
eine seichte Längsmittelfurche. Das Anfangsdrittel etwa der Decken 
ist an den Schultern dicht, nach der Mitte zu lichter gekörnelt; ihr 
Ende mit je zwei scharfen, eng beieinandersitzenden Spitzen besetzt. 
Auf der Unterseite zieht sich die weiße Batocera-Seitenbinde bis 
zum Ende des Hinterleibes. 

Länge: 36 mm, Breite 11 mm. Fundort: West-Sumatra, Sin- 
galang, 2000 Fuß. Type in meiner Sammlung. 

Die Art ist eng verwandt mit gracihicornis Buqu. von Jawa. 
Sie unterscheidet sich durch Folgendes: 1. Das Halsschild ist zwi- 
schen den beiden Querfurchen nicht glatt. 2. Das Schildchen ist 
nicht weiß. 3. Die Flecke sind größer; der dritte Fleck fehlt bei 
gracilicornis anscheinend ganz. 


7. Apriona durga n. sp. 

Schwarzbraun mit senfbrauner Behaarung; diese ist auf Kopf, 
Halsschild, Unterseite und Beinen gleichmäßig dicht und wird auf 
den Fühlern gegen die Spitze hin stetig dünner. Auf den Decken 
ist sie dagegen sehr ungleichmäßig verteilt: einerseits läßt sie die 
unten zu erwähnenden Körnchen und Punkte frei, sodaß diese 
schwarz hervortreten, andererseits verdichtet sie sich zu zahlreichen 
kleinen Fleckchen, die sich als lichtere Stellen vom übrigen Senf- 
braun abheben und unregelmäßig verteilt sind unter Bevorzugung 
der Mitte. Ebenso ist auf der Unterseite das Batocera-Seitenband 
durch dichtere Behaarung, die daher etwas lichter wirkt, in ganzer 
Länge gekennzeichnet. 

Die Gestalt istschlank. Über das Halsschildziehen dreischmale, 
tiefe Querfurchen, deren mittelste in der Mitte nach hinten aus- 
gebogen und verflacht ist. In der Mitte hinter der vorderen Furche 
liegt noch eine flache, kurze Rinne, die mit dem flachen Mittel- 
teil der zweiten Hauptfurche durch einen kurzen niedrigen Längs- 
mittelgrat verbunden ist. 

Die Decken haben einen ganz kurzen stumpfen Schulterdorn, 
ihr Seitenrand konvergiert in seinem Hauptteil langsam nach hinten, 
ihr Ende ist jederseits scharf zweispitzig. Sie sind bedeckt im An- 
fangsteil mit Körnchen, die sich nach der Schulter zu häufen; nach 
hinten gehen diese Körnchen in Punkte über, die am Seitenrand 
stärker, an der Naht schwächer, bis ans Ende reichen. Die Körn- 
chen nehmen an der Naht etwa ein Sechstel, an der Seite ein Vier- 
tel der Decke ein. 


13* 5, Heft 


196 Rudolf Kriesche: 


Länge: 46—48 mm, Breite 14 mm. 

Fundort: 1. Westsumatra, Singalang, 2000 Fuß. 2. Sumatra, 
Siboelangit. 3. Sunda-Inseln (durch Exz. v. Stüdt). 

Typen im Berliner Mus. (2 und 3) und in meiner Sammlung (1). 

Die Art ist eng verwandt mit A. Punctatissima Kp. von Zelebes. 
Sie hat die gleiche Deckenskulptur und muß auch sonst einen sehr 
ähnlichen Eindruck machen. Sie unterscheidet sich von ihr jedoch 
dadurch, daß keine weiße Seitenbinde vorhanden ist, daß die Augen 
nicht kleiner und die Stirn nicht breiter ist als z. B. bei A. rugicollis 
flavescens und daB durga größer ist. Wieviel andere Unterschiede 
noch vorhanden sind, läßt sich aus der unscharfen Abbildung und 
der ganz ungenügenden Beschreibung Kaups nicht feststellen. 

Auch bei A. tigris Th. ist ein weißes Seitenband vorhanden; 
auch ist die Behaarung anders angeordnet und die Deckenskulptur 
verschieden. 

Dasselbe gilt von A. aphetor Newm., die ebenfalls in diese 
Gruppe gehört und auch ein weißes Seitenband zeigt. 

A. durga bildet somit einen Übergang von den ungefleckten 
Formen ohne Seitenband (rugicollis, germari, bicolor, elsa) zu den 
ebenfalls ungefleckten mit Seitenband (marcusiana, Punctatissima, 
aphetor, tigris), an die sich dann wieder die weißfleckigen batoce- 
roiden Formen mit Seitenband anschließen (gracilicornis, irma). 


8. Rosenbergia bismarckiana n. sp. 

& Dunkelrotbraun, oberseits hell graurötlich behaart, auf dem 
Kopf, namentlich zwischen den Augen dunkler, auf der Unterseite 
heller; auf den Fühlern mausgrau, auf den Beinen ebenso mit etwas 
rötlicher Beimischung. 

Kopf kleiner als bei den verwandten Arten (mandibularis, 
vetusta, macrocedhala) aber ihnen ähnlich gebildet, hinter den Augen 
schmal und schwach gekörnelt, auf dem Scheitel zwei, nach hinten 
divergente unbehaarte Streifen. 

Seitendorn des Halsschildes seitwärts und etwas nach oben 
gerichtet; ziemlich schwach. Halsschild in folgender Weise quer- 
gerunzelt: nahe dem Vorderrand ein schmaler, durchgehender 
Wulst; unmittelbar hinter ihm ein ebenfalls schmaler, aber nie- 
derer und sehr kurzer (auf die Mitte beschränkt). Auf der Scheibe 
Runzeln, die sich in zwei Querzüge gruppieren lassen, einen geringe- 
ren vorn und einen stärkeren dahinter. Beide, namentlich der zweite, 
sind in der Mitte etwas unterbrochen und aufgelöst. Nahe dem 
Hinterrand zieht über das Halsschild eine tiefe Querfurche, die 
in der Mitte etwas nach vorn vorgezogen ist; hinter ihr folgen noch 
zwei geringe Querfurchen. Am Fuß der Seitendornen und seitlich 
vor der tiefen Querfurche finden sich einzelne kleine Körnchen. 

Das Schildchen ist breit und hinten nur ganz wenig eingezogen. 

Decken schmal, schwacher Schulterdorn, nach hinten stark 
verjüngt, mit zwei Spitzen endend, von denen die Nahtspitze stär- 
ker ist; zwischen ihnen ist der Rand etwas vorgewölbt. 


Neue Batoceriden 197 


Körnelung nur im ersten Sechstel; an der Naht sehr gering 
und weit getrennt, nach der Seite allmählich zunehmend; auf der 
Schulter am gröbsten und dichtesten; am Außenrand am weitesten 
nach hinten reichend. Auf der übrigen Decke nur noch ganz ver- 
einzelte winzige Punkte. 

Das ganze Tier ist etwas kleiner und schlanker als die Ver- 
wandten. 

9: unbekannt. 

Länge: 45 mm; Breite: 14 mm. Fundort: Neu-Pommern. 
Type im Berliner Museum. 


9. Rosenbergia neopommerania n. sp. 

Der Vorigen sehr ähnlich; durch Folgendes verschieden: 

d: unbekannt. 

8: Behaarung weißgrau. 

Größer und gedrungener. Kopf und Mandibeln groß. Auf dem 
Scheitel vier Linien, die hinten gleichlaufen und sich vorn ver- 
einigen. Seitendornen des Halsschildes stärker, nicht nach oben, 
aber deutlich etwas nach hinten gerichtet. Querrunzelung stärker, 
etwas anders. Erster scHarfer Wulst in der Mitte niedriger und 
ausgeglichener; zweiter länger, nur seitlich unmittelbar hinter dem 
ersten, in der Mitte aber zurückweichend. Die erste Querrunzel 
der Scheibe ist scharf durchgezogen, die zweite seitlich noch stär- 
ker, in der Mitte aber in drei niedere aufgelöst. Hinter diesen bil- 
det die Scheibe eine kleine schmale, bis zur tiefen Querfurche rei- 
chende Hochebene mit einem scharfen Längsgrat in der Mitte. 

Das Schildchen ist schmaler und hinten viel schärfer einge- 
zogen. 

Die Körnelung der Decken hat dieselbe Verteilung, ist aber 
stärker und reicht am Außenrand weiter nach hinten. Der ganze 
äußere Rand ist außerdem mit einem Streifen kleiner, sehr zer- 
streuter Punkte versehen, die aber immer noch viel dichter stehen 
als auf der übrigen Decke. 

Länge: 51 mm; Breite: 17 mm. Fundort: Neu-Pommern. 
‘Type im Berliner Museum. 


10. Rosenbergia papuana n. sp. 

Weiße Form, durch sehr beschränkte Körnelung ausgezeichnet. 

Q: Schwarz glänzend; dicht weiß behaart, auf den Fühlern 
mausgrau. 

Kopf und Mändibeln groß; am Hinterrand der Augen einige 
kleine Körnchen; über den Scheitel ziehen zwei unbehaarte Längs- 
streifen, die nach hinten nur ganz wenig auseinanderweichen. 

Halsschild mit zwei Seitendornen, die seitwärts und etwas 
nach oben gerichtet sind. Über das Schild ziehen zwei tiefe Quer- 
furchen, zwischen denen das Schild zu einem breiten Querwall auf- 
geworfen ist. Dieser trägt auf seiner Oberfläche noch eine seichte 
Querfurche, die aber in der Mitte unterbrochen ist, so daß hier 


5. Heft 


198 Rudolf Kriesche: Neue Batoceriden 


Vorder- und Hinterrand des Walles breit zusammenhängen. Der 
Fuß der Seitendornen und der hintere Abfall des Querwalles Ve 
einige kleine Körnchen. 

Das Schildchen ist nur wenig hinten eingekerbt. 

Die Decken tragen einen schwachen Schulterdorn und enden 
mit je zwei Spitzen, von denen die nahtwärtige länger ist (vgl. aber 
weiter unten!). 

Die Körnelung ist dicht und grob, beschränkt sich aber auf den 
abhängigen Außenrand; sie beginnt an der Schulter und endet ziem- 
lich plötzlich beim ersten Drittel. Über jede Decke ziehen vier Rip- 
pen in etwa gleichen Abständen: eine längs der Naht, zwei über 
die Scheibe und eine über den Seitenabhang durch die Körnelung. 

Länge: 53 mm; Breite 18 mm. Fundort: Bougainville, Salo- 
monen. Type in meiner Sammlung. 

Ein zweites Stück liegt mir vor, nur allgemein ‚Deutsch-Neu- 
Guinea“ bezeichnet. Es zeigt geringfügige Unterschiede (Körne- 
lung schwächer, Halsschilddornen stärker, Deckenendspitzen gleich- 
mäßig lang) ; da es aber ein gist, möchte ich diesem Umstande die 
Unterschiede auf die Rechnung setzen und keine Festlandrasse dar- 
aus konstruieren. Außerdem ist gar nicht gesagt, daß dies Stück 
überhaupt vom Festland Neu-Guineas kommen muß, da ‚„Deutsch- 
Neu-Guinea“, amtlich wenigstens, auch u. a. Bougainville umfaßt. 


| 
| 
| 
; 


Archiv für Naturgeschichte 85.Jahrg. 1919 Abt.A. 


IRB 
Be 


Gengler: Der Fa MT 


(Gengler) Tafel 1. 


H-Kaiserhih.Anst, BrlinS5.02. 


reıs Emberiza. 


7 


a 


Archiv für Nalurgeschichte 85. Jahrg. 1919 Abt. A. | (Gengler) Tafel I. 


nebulosa 
Holland 


syloestris 
Thüringen 


cidrinella 


2 


Sm 


Schmedert 


romaniensis 


KRumanien 


Westsihirien 


erythrogenys 
Ostrußland 


2: e £ HHäiserbih Anst, BerunS 
Gengler: Der Formenkreis Emberiza. 


Nn zz 
USD. 


vr 
m 


in 


® 


ARCHIV 
NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN, 


FORTGESETZT VON 


W.F.ERICHSON, E.H.TROSCHEL, 
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, 
W. WELTNER unDE. STRAND. 


——— — ee 


FÜNFUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1919. 
Abteilung A. 
6. Heft. 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


EMBRIK STRAND 


(BERLIN). 


TE 


| NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER 
Berlin. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 
Verhoeff. Studien über die Organisation und Biologie der Staphy- 


linoidea. IV. Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven. V. Zur 
Kenntnis der Oxyteliden-Larven. (Mit 4 Tafeln) ....... 1] 


Kriesche. Zur Kenntnis der Gattung Rosalia (Col. Ceramb.) .. . 111 
Lenz. Die Metamorphose der Cylindrotomiden. (Mit 18 Textfiguren) 113 
Strand. Bezensionen . „2. u. wel ade a 146 


Studien über die Organisation und Biologie 
der Staphylinoidea. 
IV. Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven. 


Von 
Dr. K. W. Verhoeff, Pasing. 


Dazu 2 Tafeln, 
(Inhaltsübersicht am Schlusse der Arbeit.) 


1. Vorbemerkungen. 


Im II. Aufsatze dieser Studien, ‚‚Zeitschr. f. wiss. Insekten- 
biol.“ 1917, H. 5/6, S. 105—109 habe ich auf die Unhaltbarkeit 
der bisherigen Staphyliniden-Familie hingewiesen und sie in die 
beiden durch wesentlich verschiedene Larven charakteri- 
sierten Familien der Staphylinidae s. str. und der Oxytelidae s. lat. 
geschieden. Auch die im III. Aufsatze, daselbst 1918, H. 3/4, 
S. 42—47 besprochenen Ruhestadien sind von großer Bedeutung 
für diese Auffassung, indem sich die Imagines der ersteren Familie 
aus harthäutigen Puppen, die der letzteren dagegen aus zart- 
häutigen Nymphen entwickeln. Von den „XII Subfamilien“, 
welche Ganglbauer auf S. 15/16 im II. Bd. seiner Käfer von 
Mitteleuropa, Wien 1895 unterschieden hat, habe ich die Micro- 
peplidae als selbständige Familie abgetrennt und im I. Aufsatz 
erörtert, daselbst 1916, H. 9/10 S. 245—249 und H. 11/12, S. 257 
bis 266. Von den übrigen XI Subfamilien bilden neun die Fam, 
Oxytelidae soweit sich überhaupt über dieselben z. Z. ein ent- 
sprechendes Urteil fällen läßt und nur die beiden Unterfamilien 
Staphylininae und Paederinae Ganglb. bilden die Familie der 
echten Staphylinidae m.!) 

Währeng die isolierte Stellung der Micropeplidae auch schon 
in Ganglbauers Gruppenschlüssel hervortritt, gilt das für die 
echten Staphylinidae in keiner Weise, vielmehr hat er ihnen mitten 
unter den Subfamilien der Oxytelidae eine völlig unnatür- 
liche Stellung angewiesen. Zur Charakteristik der Staphyk- 
nidae gegenüber den Unterfamilien der Oxytelidae benutzte Gangl- 
bauer die Gestalt und Stellung der Hüften, d. h. Merkmale, welche 


1) Die Paederiden bleiben vorläufig unberücksichtigt, ich hoffe aber in 

einer besonderen Arbeit näher auf sie eingehen zu können. 
Archiv für Nat 

Te ne Ms u alichie 1 Be 


92 ,„ Dr. K. W. Verhoeff: 


nicht nur an Bedeutung weit hinter den Merkmalen der Larven 
und Nymphen zurückstehen, sondern es auch gleichzeitig an Schärfe 
der Gegenüberstellung und überhaupt an organisatorischem Wert 
fehlen lassen. Dies gilt besonders für seinen Gegensatz N. 2. 

Im folgenden wird-zunächst die Rede sein von den Larven 
der echten Staphyliniden, über welche wir zwar etwas mehr 
wissen wie über diejenigen der Oxyteliden, deren Kenntnis bisher 
aber doch ebenfalls eine recht dürftige ist. 

Meine Auffassung der beiden Familien Staphylinidae und Oxy- 

telidae ist eine Weiterführung der Zweiteilung, welche Schiödte 
Naturhistorisk Tidsskrift, Koppenhagen 1864, S. 133—224 für 
die Larven zum ersten Male begründet hat. Seine Charakteristik 
der Larven ist heute nach mehr als einemhalben Jahrhundert immer 
noch die beste, welche bisher gegeben worden ist und verdient 
daher hier abgedruckt zu werden: 
Staphylinini: Tarsi unguliformes. Instrumenta cibaria exserta, 
libera, membrana articularia maxillari brevissima, car- 
dines non excedente. Mandibulae falcatae, edentulae, integrae. 
Maxillaepone mandibulas insertae,cardine magno, libero,mala 
unica, minuta, tereti, stipiti maxillari inserta. Lingua membra- 
nacea, pulvinata, pilosa, triloba. Lingula cornea, angusta, eminens. 
Antennae frontales, anticae, inter angulum frontalem et clypeum 
insertae, quadriarticulatae, articulo tertio et quarto appendi- 
culatıs. 

Caput porrectum, collo acute constricto, foramine cervicali 
retro vergente, rotundato. Clypeus concretus, late rotundatus, 
multidentatus. (Nicht allgemein richtig.) Hypostoma utrim- 
que dentatum. 

Scuta tergorum thoracis completa, Prosternum scutatum, epi- 
pleurae prothoracicae corneae. Pedes spinulosi, cursorii vel rasorii, 
coxis conicis, elongatis, inclinatis, basi distantibus. 

Abdomen post acuminatum, setis ambulatoriis crebris, cur- 
sorium, scutis tergorum incompletis binis, coriaceis, scutis ventra- 
hibus ternis, coriaceis, pleurae exsertae, scutatae. Cerci setacei, 
biarticulati (nicht allgemein gültig) setigeri. Annulus analis 
exsertus, teres corneus, setiger, ambulatorius. Spiracula annuli- 
formia. 

j I: 

Postterga thoracica cornea. Setae ambulatoriae 
simplices. Ligula gracilis, elongata. 

Staphylinus (Creophilus) maxillosus L. (Bezieht sich nach 
Kemner, 1912 auf die Larve des Emus hirtus L.) Caput magni- 
tudine prothoracis, orbiculatum, vertice bistriato. Clypeus sep- 
temdentatus, dentibus duobus eminentioribus. Pronotum tra- 
pezoideum, transversum. Pedes aequales, rasorii, spinulae ventrales 
femorum extrorsum curvatae, tibiae brevissimae, clavatae, indi- 
geste spinulosae. Cerci articulo secundo tertia parte breviore 
quam primo. 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven a 3 


Ocypus olens Müll. Caput prothorace majus, obcordatum. 
Clypeus novemdentatus, dentibus duobus eminentioribus. Pro- 
notum transversum, trapezoideum. Pedes inaequales, cursorij, 
tibiae cylindricae, sextupla serie spinulosae. Cerci articulo secundo 
triplo breviore quam primo. 

Philonthus nitidus F. Caput prothorace majus, subquadra- 
tum, pone maxillasbistriatum. Clypeus novemdentatus, den- 
tibus quattuor eminentioribus. Pronotum obcordatum, aeque 
longum ac latum. Pedes inaequales, cursorii, tibiae cylindricae, 
sextupla serie spinulosae. Cerci articulo secundotertia parte breviore 
quam primo. 

Philonthus atratus Grav. Larva praecedenti praeter staturam 
sesqui minorem simillima, diagnoscitur capitelaete rufo, infra minus 
rugoso,sulcis occipitis pone maxillas sculptis rugosis, fronte alutacea, 
rugis nullis, dentibus quinque prioribus clypeilinea paula magis ar- 
cuata dispositis, dente medio magis retracto. 

Xantholinus (Nudobius) lentus Grav. Caput prothorace majus, 
subquadratum, deplanatum, infra quadrisulcatum. Caput undecim- 
dentatus, dentibus duobus eminentioribus. Pronotum subqua- 
dratum. Pedes subaequales, rasorii, tibiae subcurvatae, spinulis 
indigeste dispositis. Cerci brevissimi, articulis ejusdem fere 
longitudinis. Hab. sub cortice pini et abietis, larvas xylophagas 
sectatur. 


Er: 


Postterga mesothoracis et metathoracis membrana- 
cea. Setae ambulatoriae abdominis praeter setas annu- 
li analis clavatae, apice multifidae. Labiumlatum, ligula 
brevi conica. 

Pedes tertii paris magis distantes. Abdomen incisuris profun- 
dioribus, pleuris magis prominulis, cerci setis parcioribus. Spira- 
cula minora, 

1. Setae ambulatoriaethoracisetabdominis leviter clavatae, 
gracillimae. 

Quedius (Vellejus) dilatatusF. Caput prothorace minus, cras- 
sum, subquadratum. Clypeus novemdentatus, dentibus duobus 
eminentioribus. Pronotum obcordatum. Pedes graciliores, cur- 
soril. 

2. Setae ambulatoriae thoracis simplices. Setae ambu- 
latoriae abdominis manifeste clavatae, subcapitulatae. 

Quedius fulgidus F. Larva dignoscitur a praecedente praeter 
staturam triplo minorem capite oblongo, paulo longiore quam lati- 
tudine frontali, prothorace aeque longo ac lato, abdomine a basi 
usque sensim acuminato, annulo anali longissimo, annulum 
nonum duplo superante, articulo priore cercorum clavato, triplo 
longiore et crassiore quam articulo altero. 

Da es uns in diesem Aufsatz zunächst auf die Larven der 
echten Staphylinidae ankommt, gebe ich für die zweite 
Familie nur die wichtigste allgemeine Charakteristik Schiödtes: 


1* 6. Heft 


4 Dr. K. W. Verhoeff: 


Oxytelini: Tarsi unguliformes. Instrumenta cibaria rectracta, 
membrana articularia maxillari completa, plicata, pul- 
vinata. Mandibulae dentatae, retinaculo nullo. Maxillae mala 
unica, stipiti concreta, maxima, spinosa vel pectinata. 
Lingua membranacea lata, rotundata, pulvinata integra, brevissi- 
me pilosula. Ligula nulla. Antennae laterales, supra mandibu- 
las insertae quadriarticulae?t) (Sch. sagt irrtümlich ‚‚triar- 
ticulatae‘“) articulo tertio et quarto(!) appendiculatis. Caput 
nutans, collo nullo, foramine cervicali inferiore, triangulo. Hy- 
postoma inerme. Scuta tergorum thoracis integra, incompleta, 
praetergis et posttergis membranaceis. Sterna membranacea. 
Pedes ambulatorii vel fossorii, coxis ovatis, basi distantibus. 

Abdomen lineare vel clavatum, setis gracillimis, ambulato- 
rium, scuta tergorum integra, incompleta, posttergis membranaceis, 
pleurae exsertae, plicatae, scutis carentes, ventralia scutis caren- 
tia?), Spiracula annuliformia. — (Oxyporus, Platystethus und 
Bledius.) 

Schiödte hat keinen Ausweis darüber gegeben, auf welche 
Weise er zu der artlichen Auffassung dieser 7 Staphyliniden- 
Larven-Arten gekommen ist, ob durch Aufzucht oder biocönotische 
Schlüsse. Daß er sich der Aufzucht jedenfalls nicht immer bedient 
hat, geht schon daraus hervor, daß nach Kemner seine Creo- 
phylus-Larve eine Emus-Larve ist. 

In seinem genannten Handbuch hat Ganglbauer zwar auf 
Larvenbeschreibungen für dreizehn Gattungen hingewiesen (näm- 
lich Heterothops, Vellejus, Quedius, Staphylinus, Philonthus, 
Cafius, Othius, Baptolinus, Eulissus, Nudobins, Xanthobinus, 
Leptacinus, Metoponcus) aber er selbst hat offenbar nur sehr 
wenige Larven gekannt, neu beschrieben nur die Larve von 
Metoponcus. Obwohl diese Beschreibung (S. 491) recht sorg- 
fältig ist, hat er doch den Metoponcus nicht gezüchtet, denn er 
sagt ausdrücklich: ‚Die Larve von Metoponcus brevicornts fand 
ich selbst mit dem fertigen Käfer unter Weißtannenrinde in den 


1) Schiödtes Angabe ‚„triarticulatae‘“ wurde von Gangl- 
bauer im Widerspruch mit manchen barvenbeschreibungen die er selbst 
wiedergegeben hat auf S$. 10 seiner Staphylinoidea kritiklos über- 
nommen. Wenn ich hier von einer irrtümlichen Angabe Schiödtes 
spreche, so meine ich das nieht im Sinne meiner Befunde, sondern 
seiner eigenen Angaben! — Man vergl. in Gangelbauers Staphyli- 
noidea auf $S. 10 die abgekürzte und z. T. verunglückte Wiedergabe 
der Gegenüberstellung der Staphyliniden- und Oxyteliden- 
Larven Schiödtes. — 

2) Schiödtes Angabe ‚‚foramine cervicali inferiore, triangulo“ ist 
nicht. stichhaltig, die Hinterhauptöffnung ist mehr oder weniger nach 
hinten gelegen und annähernd rundlich. Die Beschreibung der Tergite 
als ‚„membranaceis‘‘ und des Abdomens als ‚ventralia scutis carentia‘* 
ist irreführend. Die im V. Aufsatz genauer von mir behandelten Oxy - 
teliden-Larven besitzen an Thorax und Abdomen ebenso gut deut- 
lich abgegrenzte Tergite und Sternite wie die Staphyliniden- 
Larven, nur sind dieselben der durchschnittlich geringeren Größe der 
ersteren entsprechend schwächer chitinisiert und weniger pigmentiert. 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 5 


Fraßgängen von Tomicus curvidens.‘“ Er beurteilt diese Larve also 
nach einem biocönotischen Schluß. Alle andern Larvenbeschrei- 
bungen der genannten Gattungen, welche er seinem Handbuch bei- 
gegeben hat, sind lediglich Auszüge aus den Mittteilungen anderer 
Autoren, die besten nach Schiödte. Zu einer diagnostischen 
Klärung der Larven-Charakteristiken hat Ganglbauer gar nichts 
beigetragen, man ersieht vielmehr, daß er über die diagnostische 
größere oder geringere Bedeutung der einzelnen Organe und Merk- 
male im Unklaren ist. Dies gilt hauptsächlich für die Gattungen. 
Aber auch hinsichtlich der Arten, namentlich bei der hervor- 
ragendsten Gattung Staphylinus, befindet er sich wie wir sehen 
werden im Irrtum, wenn er behauptet, ‚die übrigen bekannten 
Staphylinus-Larven unterscheiden sich von der des olens nur un- 
wesentlich.“ .. .. Wenn er sich hierbei nur auf andere Autoren 
bezogen hat, so entschuldigt dieses Urteil allerdings die Dürftig- 
keit der‘ Beschreibungen. 

Hundertfältig wiederholen sich in der Entomologie die Klagen 
über mangelhaft beschriebene Imaginal-Arten, indem die Autoren 
die bereits beschriebenen nicht genügend kannten. Dieses Übel 
wiederholt sich in noch bedeutend verschärftem Grade hinsichtlich 
der Larven-Arten und zu ihm kommt dann noch in zahlreichen 
Fällen das weitere Unheil des mangelnden Zuchtausweises. Aber 
es gibt auch ausführliche Beschreibungen von Larven, die sich 
zugleich auf gelungene Aufzucht stützen und trotzdem mangel- 
haft sind, weil die betreffenden Autoren keine oder nur ganz un- 
zureichende vergleichende Larvenstudien unternommen ha- 
ben. Mit Rücksicht auf derartige Mängel ist ein Eingehen auf 
manche Larvenbeschreibungen mehr oder weniger zwecklos. Erst 
die vergleichende Untersuchung einer Reihe von Larven- 
formen ermöglichte mir ein zuverlässiges Urteil über die größere oder 
geringere diagnostische Bedeutung der verschiedenen Organe und 
Merkmale. Bisher habe ich über ein Dutzend echte Staphyliniden- 
Arten zur Aufzucht gebracht und damit wenigstens einen zu- 
verlässigen Grundstock gewonnen. Was die Untersuchungs-Me- 
thode betrifft, so habe ich meistens die letzte Larvenexuvie, 
eventuell auch noch eine frühere, für mikroskopische Präpa- 
rate verarbeitet. Durch diese Exuvienbenutzung ergeben sich 
zwar insofern Mängel, als es nicht immer gelingt die Exuvie in 
vollständigem Zustande zu konservieren und auch die gestaltlichen 
Verhältnisse nur unvollständig beurteilt werden können, aber diese 
Mängel müssen völlig zurücktreten. gegenüber der nur hierdurch 
zu gewinnenden vollen Zuverlässigkeit der Bestimmung. Andere, 
nicht zur Entwicklung gebrachte Larven, welche teils mit, teils 
ohne Maceration untersucht wurden, habe ich erst dann verwendet, 
wenn sich ihre Bestimmung mit Hülfe jener Exuvien vollkommen 
sicherstellen ließ. Hat man bei einer Art die Identität von einer 
oder mehreren Larven mit einer gezüchteten Exuvie sichergestellt, 
so werden durch deren Benutzung auch jene der Exuvie anhaften- 


6. Heft 


6 Dr. K. W. Verhoeff: 


den Mängel, vorausgesetzt, daß sie überhaupt in Betracht kommen, 
beseitigt. 

Bei zahlreichen andern Coleopteren ist die Bestimmung der 
Entwicklungsformen leichter als bei den Staphyliniden, insofern 
als entweder die Larven gesellig leben, oder Larven und Imagines 
an einem bestimmten Orte gemeinsam vorkommen, oder die Zucht 
aus dem Ei weniger schwierig ist. Die räuberischen Staphylini- 
den dagegen treiben sich als Imagines und Larven meistens ver- 
einzelt umher, oft genug aber bringt der Zufall irgend eine Sta- 
phyliniden-Larve mit der Imago einer andern Staphyliniden- 
Art oder Gattung nahe zusammen, woraus sich dann sehr leicht 
ein falscher Schluß auf deren Zusammengehörigkeit ziehen ließe. 
Sicher ist auch mehr als einmal ein solcher Fehlschluß vorgekommen, 


2. Beurteilung der diagnostischen Larvencharaktere. 


Die Zweiteilung, welche Schiödte in dem oben zitierten Lar- 
venschlüssel unter I und II nach der Beschaffenheit der Tergite 
und der abdominalen Großborsten gegeben hat, ist unhaltbar, denn 
auf den von mir gezüchteten Quedius fuliginosus, welcher also zu 
II gehören müßte, passen die Merkmale von II nur teilweise. Die 
abdominalen Borsten und zwar sowohl die langen als auch die 
kurzen sind teilweise einfach, teilweise am Ende zerschlitzt, also 
„apice multifidae‘‘, aber auf keine dieser Borsten paßt die Bezeich- 
nung ‚clavatae‘, da sie sämtlich gegen das Ende eher verschmä- 
lert als verbreitert sind. Für die Postterga,des Meso- und Meta- 
thorax paßt aber auch die Bezeichnung ‚‚membranacea‘ durch- 
aus nicht. Hinsichtlich der Tergite und Borsten ist Quedius ful- 
ginosus z. B. dem Philonthus decorus höchst ähnlich, auch bei 
letzterem finden sich zahlreiche abdominale Borsten, teils längere 
teils kürzere, welche am Ende zerfasert sind, ganz wie bei dem 
ersteren. Überhaupt stehen Philonthus und Quedius einander nach 
Larven und Imagines entschieden näher als Philonthus und Xan- 
tholinus (Nudobius), sodaß auch in dieser Hinsicht Schiödtes 
Zweiteilung nicht natürlich ist. 

Unter den übrigen, in seinem Schlüssel verwendeten Merk- 
malen kann die Gestalt und Größe von Kopf und Pronotum nur 
wenig in Betracht kommen, zumal die Größe des Thorax bei der 
Weichheit des Rumpfes auch etwas durch den verschiedenen Kon- 
traktionszustand der Larven beeinflußt wird. Hinsichtlich der 
Gestalt der Beine 'habe ich keine namhaften Unterschiede fest- 
stellen können und die Verschiedenheiten der Bedornung kommen 
mehr für Artunterscheidungen in Betracht. Verschiedene Färbung 
darf um so weniger gewertet werden, als sie einmal bei 
den Stadien der Larven ein und derselben Art verschieden sein 
kann (Staphylinus similis z. B. besitzt anfangs einen hellen, später 
einen viel dunkleren Kopf) und dann an den Präparaten nament- 
lich mazerierter Objekte sich mehr oder weniger stark verändert. 
Auf Furchen namentlich am Kopfe ist schon deshalb kein beson- 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 7 


derer Wert zu legen, weil sie meistens an mikroskopischen Präpa- 
raten mehr oder weniger verschwinden. Somit bleiben als wirklich 
bedeutsame Merkmale unter den von Schiödte im zitierten Schlüs- 
sel herangezogenen nur die Bezahnung des Clypeofrons und 
die Gestalt der Pseudocerci übrig. ae 

1912 hat A. Kemner in seinen Beiträgen zur Kenntnis einiger 
schwedischer Coleopteren-Larven (Arkiv för Zoologi, Bd. 7, N. 
31, S. 1-81 und Taf. 2—4) sorgfältige und durch zahlreiche Ab- 
bildungen erläuterte Beschreibungen der Larven von Emus, Creo- 
philus und Leistostrophus gegeben. Obwohl er sich leider auf die 
Beschreibungen als solche beschränkt und keine Vergleiche mit 
den Larven anderer Staphyliniden-Gattungen angestellt hat, 
konnte ich sie doch im Folgenden mit den Objekten meiner eigenen 
Zuchten in Zusammenhang bringen, wobei ich die Gewähr für 
die Richtigkeit der Angaben über die drei genannten Gattungen 
ausschließlich Kemner überlassen muß, da ich selbst die Larven 
derselben bisher nicht gezüchtet habe.!) ; 

Außer den von Schiödte, Kemner u. a. verwendeten diag- 
nostischen Charakteren sind von mir noch folgende herangezogen 
worden: 


1. Die Beschaffenheit der Analschläuche, 

2. Die Zahl der Taste rglieder, 

3. Die Beschaffenheit der Ocellen, 

4, Die Gestalt des Mentum, 

5. Die verschiedene Ausprägung des tibialen Putzapparates, 
6. Die Beborstung der Tarsungula. 

Es ist merkwürdig, daß die Autoren über die Beschaffenheit 
der Analschläuche so vollständig schweigen, selbst Kemner in 
seinen sonst so ausführlichen Larvendiagnosen. Gerade die Anal- 
schläuche sind aber ein hervorragendes Merkmal, indem sie in 
zwei auffallend verschiedenen Typen auftreten, zwischen welchen 
bisher noch kein Übergang beobachtet worden ist. 

Die großen Verschiedenheiten hinsichtlich der Zahlder Ocellen 
können für Gruppen nicht verwendet werden, kommen aber sekun- 
där in Betracht. Leider liegen die Ocellen meistens gerade so 
an den seitlichen Kopfrundungen, daß sie nur dann mit voller 
Sicherheit erkannt werden, wenn die Ocellenfelder isoliert werden 
durch Präparation oder das Ocellenpigment einen sicheren Auf- 
schluß gibt. Die Mandibeln bieten fast gar keine diagnostischen 
Anhaltspunkte, dagegen kommt es vor, daß sie bei ein und der- 
selben Art hinsichtlich Länge und Zuspitzung erheblich variieren. 
Der tibiale Putzapparat an den Vorderbeinen scheint bisher 
allen Autoren entgangen zu sein, ein Zeichen, daß auch der Lauf 
und das Benehmen der Larven nicht die gebührende Beachtung 
gefunden haben. Meines Wissens ist bisher von Käferlarven 


1) Inzwischen gelang mir die Aufzucht von Leistostrophus, wonach ich 
Kemner in der Hauptsache zustimmen kann. 


6. Heft 


8 Dr. K. W. Verhoeff: 


überhaupt noch kein Putzapparat bekannt geworden. Daß sich 
viele Staphyliniden-Larven mit den Vorderbeinen Kopf und 
Mundwerkzeuge säubern, habe ich wiederholt beobachtet, noch 
ehe ich selbst von dem Vorhandensein eines Putzapparates Kennt- 
nis hatte. 

Larvenbeine sind wiederholt zur Darstellung gebracht worden, 
aber zu oberflächlich untersucht, sodaß die wirklich charakteri- 
stischen Eigentümlichkeiten an denselben nicht erkannt wurden. 
Auch Kemner gab 1912 einige Abbildungen von Beinen der von 
ihm beschriebenen Staphyliniden-Larven, aber ich wüßte nicht 
was an denselben Eigentümliches gegeben wäre. 


3. Zweierlei Bewegungsweisen der Staphyliniden-Larven. 


Die beiden im Folgenden erörterten durch verschiedenartige 
Ausprägung der Analschläuche charakterisierten Hauptgruppen 
der Staphyliniden-Larven entsprechen zwei verschiedenen Be- 
wegungsweisen derselben, für welche ich hier als Beispiele eine 
Xantholinus- und eine Siaphylinus-Larve besprechen will, 
erstere als Beispiel für die Formen mit langen und bewaffneten 
Analschläuchen, letztere als Beispiel für die anderen, welche kurze 
und glatte Analschläuche besitzen. 

a) Eine Xantholinus-Larve, welche auf ebener Fläche in 
einer bestimmten Richtung fortläuft, benutzt fortgesetzt nur 
die Beine, das Abdomen dagegen wird einfach nachgeschleppt, 
gestützt auf die wie Sprungfedern wirkenden, längeren sternalen 
Borsten der hinteren Segmente. Stört man aber eine solche rennen- 
de Larve von vorn her, so macht sie sofort einige heftige Sprünge 
nach rückwärts und hierbei erst bedient sie sich des Nach- 
schiebers, der in solchen Fällen also ein Rückschieber wird, 
wobei das beim gewöhnlichen Rennen nach hinten gestreckte und 
also mitgeschleppte 10. Abdominalsegment sich nach unten ein- 
krümmt. (Abb. 13) Bei wiederholter Störung von vorn her sperrt 
die Larve schließlich die Mandibeln drohend auseinander, während 
.beim gewöhnlichen Lauf der suchende Kopf unaufhörlich nach 
rechts und links abwechselnd schwankt. Solange sich die Larve 
auf ebener und trockener Unterlage bewegt, kommen die Anal- 
schläuche nur selten zum Vorschein, nämlich außer den genannten 
Sprüngen nur bei Drehungen des Körpers. Auch als ich die 
Larve über einen kleinen Streifen trockenen Fließpapiers laufen 
ließ und diesen dann emporhob, zeigte sie durchaus keine Neigung 
zum Klettern, sondern ließ sich stets bald wieder herabfallen. 

Dieses Benehmen änderte sich jedoch wesentlich als der Strei- 
fen Fließpapier in Wasser angefeuchtet worden war. Das Wasser 
oder vielmehr die Feuchtigkeit ist das eigentliche Element 
der Analschläuche; die durch die Feuchtigkeit zur Wir- 
kungkommende Adhäsionskrafterleichtert außerordent- 
lich die Tätigkeit der Analschläuche. Demgemäß ließ sich 
die Larve von dem feuchten Fließpapierstreifen nicht sogleich her- 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 9 


unterfallen, sondern betätigte sich mit ihren Analschläuchen, 
indem sie dieselben häufig ausstülpte und an dem Streifen sich 
dadurch anpreßte. Wie stark die Haftfähigkeit der feuchten 
Analschläuche ist, ersieht man daraus, daß sich die Larve mit 
ihrem ganzen Körper an ihnen aufhängen kann, ohne sich der 
Beine als Stützen zu bedienen. Die Schläuche pressen sich an 
die Unterlage nicht mit ihrem Ende, sondern der Länge nach an 
und demgemäß sind sie auch bis fast zum Grunde mit Häkchen 
besetzt. (Abb.10 und 12) Beim Anpressen werden die Analschläuche 
meistens so gehalten, daß die beiden äußersten ungefähr einen 
rechten Winkel miteinander bilden, im übrigen strahlen sie etwa 
wie die gespreizten Finger einer Hand auseinander. 

Schon aus dieser Tätigkeit der Analschläuche wird es leicht 
verständlich, daß die mit ihnen ausgerüsteten Larven feuchte 
Orte aufsuchen und demgemäß ein verborgenes und lichtscheues 
Leben führen. 

Ihr Wasserbedürfnis konnte ich aber auch unmittelbar 
feststellen. Als ich nämlich eine Larve einige Zeit auf trockener 
Unterlage laufend beobachtet hatte und ihr dann einen Wasser- 
tropfen entgegensetzte, sog sie gierig Wasser ein, wobei der 
sonst vorgestreckte Kopf im Winkel gegen den Prothorax einge- 
krümmt wurde. An angefeuchteten Glasstellen fahren die Anal- 
schläuche auffallend zitternd vor- und rückwärts, weil ihre Häk- 
chen an der glatten Fläche keinen genügenden Halt finden. 

Als Ergänzung zu den Beobachtungen über die normale Be- 
wegung der Xantholinus-Larve in der Luft gebe,ich noch folgende 
an der unter einem gestützten Deckgläschen in Wasser ein- 
gebetteten. Offenbar infolge Atemnot zeigt sich die Xantholinus- 
Larve in Wasser auffallend schnell betäubt, so daß sie keine Be- 
wegungen mit Rumpf und Gliedmaßen mehr vollführt und nur 
die Herzpulsationen anzeigen, daß das Leben noch nicht erloschen 
ist. Die Analschläuche wurden aktiv nur einmal und zwar etwa 
zur Hälfte ausgestülpt und wieder eingezogen. Übt man jedoch 
einen leichten Druck auf das Deckgläschen oberhalb des Ab- 
domens aus, so kann man den Vorgang des Aus- und Einstülpens 
mit nach hinten auseinandergespreizten Schläuchen künstlich 
erzeugen und häufig wiederholen. Hierbei erfolgt die Ausstül- 
pung aktiv, die Einstülpung dagegen passiv. Bei jeder Aus- 
stülpung dringt in die Analschläuche ein Schwarm von länglich- 
linsenförmigen Blutkörperchen. Die Retraktoren verlaufen 
genau in der Axe der Analschläuche, sind verhältlich schmal und 
nur am äußersten Ende derselben befestigt. Die beiden Schläuche 
jeder Seite sind am Grunde miteinander verwachsen, werden da- 
gegen von den beiden gegenüberliegenden durch den engen End- 
abschnitt des Rektums und den Anus getrennt. Daß maneinen 
inneren primären von einem äußeren sekundären After zu 
unterscheiden hat, wurde für Käferlarven von Braß ausführlich 
erörtert. 


6. Heft 


10 Dr. K. W. Verhoeff: 


b) Ein wesentlich anderes Benehmen zeigen die Staphylinus- 
Larven, deren After von nur sehr kurzen und unbewehrten Anal- 
schläuchen umgeben wird, die sich nicht fingerartig vorstrecken 
können. Dieses abweichende Gebahren kommt sowohl beim Laufen 
auf trockenem und ebenem Untergrund zur Geltung als auch 
mittelst eines angefeuchteten Fließpapierstreifens. Im ersteren 
Fall macht die Siaphylinus-Larve mit dem 10. Abdominal- 
segment ganz regelmäßige Nachschieberschritte, d. h. 
dieses 10. Segment dreht sich in fortgesetzter Wiederholung in 
der Richtung der Sagittalebene um das 9. Indem die Analhaut 
nur etwa um 1/,—/, der Länge des festwandigen Analsegmen- 
zylinders vorgestülpt wird, dreht sich dieser, nachdem er von der 
Unterlage abgehoben worden ist, um einen bestimmten, spitzen 
Winkel nach vorn und stemmt sich dann abermals auf den Grund. 
Indem inzwischen die Beine den Körper nach vorn weiter tragen, 
drückt nun das als Nachschieber wirkende Endsegment das Ab- 
domen ebenfalls nach vorn und wird dabei selbst mit dem Hinter- 
ende und der angepreßten Analhaut wieder nach hinten gedreht. 
Diese Bewegung wiederholt sich bei gleichmäßigem Rennen der 
Larve in regelmäßigem Rhythmus. Ein Nachschleppen des 
Abdomens habe ich bei der Sitaphylinus-Larve überhaupt 
nicht beobachtet. Als ich eine solche auf einen angefeuchteten, 
schmalen Fließpapierstreifen setzte und diesen hochhob, wurde der 
Nachschieber gar nicht benutzt, sondern die Larve bediente sich 
kletternd ausschließlich ihrer Beine, verhielt sich also in loko- 
motorischer Hinsicht der Xantholinus-Larve a entgegengesetzt. 
Übrigens ließ sie sich bald wieder herabfallen. 

Diese verschiedene Bewegungsweise der Xantholinus- und der 
Staphylinus-Larve wird also bedingt durch die verschiedene Be- 
schaffenheit der häutigen Teile des Analsegmentes, von denen 
oben schon die Rede war. Die kurzen und unbewehrten 
Analsäckchen der Staphylinus-Larven können leicht und schnell 
an die Unterlage gedrückt werden. Die Ausstülpung der 
langen und bewaffneten Analschläuche der Xantholinus- 
Larven dagegen ist viel umständlicher und erfordert mehr Zeit. 
Deshalb bleibt sie auf diebesonderen Umstände beschränkt, 
die im vorigen besprochen wurden, findet also nur Anwendung 
beim Klettern, bei Rücksprüngen und bei Drehungen. 

In der Greifswalder Dissertation von P. Braß über „Das 
10. Abdominalsegment der Käferlarven als Bewegungsorgan“ 1914, 
eine Arbeit, welche ich schon wiederholt gebührend hervorgehoben 
habe, spricht der Autor auf S. 38—42 unter N auch von einigen 
„Staph yliniden“-Larven und deren Bewegung. Es handelt sich 
jedoch nicht um echte Staphyliniden- sondern um Oxyteli- 
den-Larven, nämlich außer zwei Omaliinen-Larven um eine un- 
bestimmte Larve, welche durch einen dorsalen Drüsenhöcker am 
8. Abdominalsegment ausgezeichnet ist. Letztere Larve habe ich 
im V. Aufsatz als Leptusa-Larve eingehend besprochen. 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 11 


Von echten Staphyliniden-Larven hat Braß nur diejenige 
des Nudobius (Xantholinus) lentus erwähnt und sagt von ihr: ‚Sie 
besitzt wie diese (Omalium-Larve) auch 4 mit Höckerchen be- 
waffnete Schläuche, die sie entsprechend jenen Formen bei der 
Rückwärtsbewegung verwertet.“ In Übereinstimmung mit 
meinen Beobachtungen an der Xantholinus-Larve sagt Braß von 
der Omalium-Larve: ‚Es scheint, daß das Tier sich nur mit ihrer 
(nämlich der 4 Schläuche) Hilfe rückwärts bewegen kann.‘ Er 
urteilt aber ferner also: ‚„Läßt man das Tier auf einem Objekt- 
träger laufen, so wird man fast regelmäßig eine Unterstützung 
durch den 7. Fuß beobachten können; ‚selten erfolgt nur ein ein- 
faches Nachschleppen des Abdomens.‘‘ Letzteres bedeutet also 
gegenüber der Xantholinus-Larve ein abweichendes Verhalten, 
ein Umstand, den ich vorläufig um so weniger begründen kann, 
als ich zur Beobachtung der Omalium-Larven noch keine Gelegen- 
heit hatte. Von der unbestimmten Oxyieliden-Larve mit dem er- 
wähnten dorsalen Drüsenhöcker dagegen sagt Braß auf S. 40: 
„Bei der Vorwärtsbewegung gebraucht die Larve das ausstülpbare 
Organ wohl gar nicht, ich konnte jedenfalls eine solche Funktion 

‚nie beobachten, fixiert vielmehr das Hinterende mit Hilfe des 
Borstenkranzes.‘“ Dies steht also mit meiner obigen Besprechung 
der Xantholinus-Larve in Einklang. Der Ausdruck ‚‚fixiert‘“ ist 
für jene Larve allerdings unzutreffend, denn die ventro-abdominalen 
Borsten bilden lediglich eine federnde Stütze für das herabsinkende 
Abdomen. (Man vgl. unten im V. Aufsatz Abschnitt A,'3 und 
H 8.) 


4. Vergleichende Morphologie des Larvenkopfes. 


Der Kopf der Staphyliniden-Larven, als der bei weitem 
verwickelteste Abschnitt des Körpers, erfordert eine besondere 
vergleichend-morphologische Untersuchung, sowohl zur morpho- 
logischen Klärung seiner Bestandteile, als auch zur richtigen 
vergleichend-morphologischen Auffassung derselben, im. Zu- 
sammenhang mit andern Käfer- und Insekten-Gruppen. Die 
vergleichend-morphologische Aufgabe wird mir hier allerdings be- 
deutend erleichtert durch meine früheren Arbeiten, namentlich 
die ‚vergleichende Morphologie des Kopfes niederer Insekten mit 
besonderer Berücksichtigung der Dermapteren und Thysa- 
nuren, nebst biologisch-physiologischen Beiträgen“ Nova Acta, 
Halle 1904 mit 8 Tafeln. Ferner verweise ich auf meine Unter 2 
suchungen ‚Über vergl. Morphol. der Mundwerkzeuge der. Co- 
leopteren-Larven und Imagines, zugleich ein Beitrag zur 
Entwickelung, Biologie und Systematik der Carabus-Larven.“ 
Letztere Arbeit wird voraussichtlich 1920/21, in den Zoologischen 
Jahrbüchern erscheinen, ist aber leider schon seit mehr als drei 
Jahren infolge des Weltkrieges ungedruckt liegen geblieben. In 
den Nova Acta ist namentlich für die beiden Unterkieferpaare eine 
neue Auffassung begründet worden, deren Charakter schon in den 


6. Heft 


12 Dr. K. W. Verhoeff: 


Bezeichnungen Maxillo-und Labiopoden zum Ausdruck kommt. 
In den Zoolog. Jahrbüchern: werden diese neuen Anschauungen 
auch. für die Käfer durchgeführt und wird eine Homologie der 
larvalen und imaginalen Organe gegeben. Man vergleiche auch 
meinen Aufsatz über Organisation und Entwicklung der Melasoma 
pupuli, Archiv f. Nat. 1917, 83. J. A, 4. H. S. 142173. Im 
Abschnitt B ist ferner eingehend die einheitliche Beurteilung der 
Kopfsternite Mentum, Submentum und Gula erörtert worden 
und der bedeutende Einfluß, welchen dieselben auf die mehr primäre 
oder mehr sekundäre Ausprägung der Kopfkapsel ausüben. 

Der in phylogenetischer und vergleichend-morphologischer 
Hinsicht überaus verschiedene Bau der Larvenköpfe der Co- 
leopteren hat mich insbesondere für die Adephaga und Staphy- 
linoidea zur Unterscheidung eines primitiv-primären und eines 
adaptiv-sekundären Larventypus geführt. Beide Larven- 
typen kommen in beiden Familienreihen vor und sind sowohl in 
den Zoologischen Jahrbüchern als auch im II. Aufsatz über die 
Organisation der Staphylinoidea (Zeitschr. f. wiss. Insektenbiologie 
1917, H. 5/6) besprochen worden. Während die Larven der Oxy- 
lteidae m. primär gebaute Köpfe besitzen, kommt allen echten 
Staphyliniden-Larven ein Kopf sekundären Gepräges zu. 

Carabiden- und Staphyliniden-Larven sind bekanntlich 
habituell einander so ähnlich, daß sie leicht verwechselt werden 
können und wohl auch schon oft verwechselt worden sind. Diese 
Ähnlichkeit kommt aber auch bei beiden in den niedergedrückten 
Köpfen und dem in verschiedener Hinsicht auffallend ähnlichen 
Gepräge der Mundwerkzeuge und der Kopfkapsel zum Ausdruck. 
Namentlich stimmen die Larven beider Familien darin überein, 
daß die Maxillopodenbuchten fehlen und die Coxiten der Maxillo- 
poden vollkommen frei sind, d. h. daß die Maxillopoden sich in 
ihren Angeln drehen und nur durch diese mit dem Kopfe ver- 
bunden sind. 

Die Larvenköpfe der Staphyliniden besitzen ein Cranium 
clausum, d. h. ihre Kopfkapsel ist sekundär unten so vollständig 
geschlossen, daß die große Höhlung, in welcher die Mundglied- 
maßen eingewurzelt sitzen, sehr weit von der Hinterhauptöffnung 
entfernt bleibt, um so mehr als auch das Mentum in die Kopf- 
kapsel eingeschmolzen ist. Die Mundwerkzeuge sind überhaupt 
sehr weit nach vorn gerückt, und der abgeplattete Kopf ist hinten 
etwas verlängert. Das hinterste Stück des Hinterkopfes ist in An- 
passung an den es umfassenden Prothorax außerdem durch eine 
Ringfurche stark abgesetzt. Dieser abgeschnürte Hinter- 
hauptring kann also mehr oder weniger in den Prothorax ein- 
gesenkt werden. 

Die Kopfkapsel besitzt in ihrer Hinterhälfte sowohl oben als 
auch unten eine Mediannaht (md Abb. 8), an welche sich so- 
wohl oben als auch unten nach vorn eine Gabelnaht anschließt. 
Die untere Gabelnaht, welche übrigens bei einigen Formen 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 13 


mehr oder weniger verwischt sein kann, meistens aber sehr Seht 
ausgeprägt ist, umschließt das sich vorn in zwei kurze Äste gabelnde 
Mentum (mt 1 und 2 Abb. 3). Die obere Gabelnaht dagegen 
bildet die Grenze zwischen den beiden Hauptabschnitten der 
oberen Kapselwandung, nämlich dem Clypeofrons (b Abb. 5 
und 8) vorn und dem Occiput und den übrigen nach vorn und 
unten mit ihm zusammenhängenden Teilen seitwärts und hinten. 
Sehr wichtig für die Beurteilung dieser Nähte ist der Umstand, 
daß sie nicht nur morphologisch, sondern auch biologisch von 
Bedeutung sind und zwar durch ihr Verhalten bei den Häutungen, 
Die aus einer Exuvie schlüpfende Larve verläßt nämlich die 
Kopfexuvie unter Reißen der oberen Median- und Gabel- 
naht, d. h. die Hälften des Occiput klappen durch Reißen der 
Mediannaht auseinander und der Clypeofrons klappt wie eine 
Maske nach vorn herab durch Reißen der oberen Gabelnaht. Aber 
auch das Mentum löst sich bei vielen Exuvien mehr oder weniger 
von der übrigen Kopfkapsel ab, indem seine Grenznähte reißen. 
Über die Bedeutung der Gabelnähte als wichtiger segmentaler 
Grenzen des Kopfes kann also kein Zweifel bestehen. Daß der 
Clypeofrons aus einer Verwachsung von Clypeus und Frons her- 
vorgegangen ist, habe ich in meiner zitierten 2. Arbeit bereits 
genauer begründet, sodaß ich hier nicht näher darauf einzugehen 
brauche. Die beiden ursprünglich durch Naht und Haut getrennten 
Abschnitte kommen aber immer noch deutlich genug zum Aus- 
druck dadurch, daß sie stark gegeneinander abgesetzt sind und 
zwar durch eine mehr oder weniger tiefe Einbuchtung, 
welche die obere Gabelnaht jederseits erfährt. (a Abb. 2) Diese 
biegt nämlich zwischen den oberen mandibularen Gelenkknöpfen 
(og Abb. 2) stark nach vorn und innen um und krümmt sich dann 
bald abermals nach außen, indem sie vorn am Vorderrande des 
Kopfes unter der Antennenbasis ausläuft. (e) Außerdem stellt aber 
der Frontalabschnitt (Abb. 5b) eine einfache Platte dar, wäh- 
rend der Clypeusabschnitt (a) viel verwickelter gebaut ist und 
einem vorn in Zähne ausgezogenen, zugleich keilartig nach vorn 
verschmälertem Kamme vergleichbar, welcher hinten unten der 
Quere nach tief ausgehöhlt ist, also duplikaturartig gestaltet. 
Demgemäß haben wir am Clypeusabschnitt Ober- und Unter- 
wand zu unterscheiden. Während die Oberwand allmählich in 
den Frontalabschnitt übergeht, ist die Unterwand durch die 
Randkante mit den Zähnen scharf gegen sie abgesetzt. 
Diagnostisch ist der Clypeusabschnitt schon mit Rücksicht 
auf seine charakteristische Bezahnung von besonderer Bedeutung, 
wobei ich gleich auf eine besondere Formel eingehen will, nach 
welcher ich die Zähne des Clypeofrons zum Ausdruck bringe. Wir 
haben nämlich mittlere und seitliche Zähne scharf ausein- 
ander zu halten und zwar sowohl systematisch als auch verglei- 
chend-morphologisch. Bisher wurden die Clypeuszähne immer in 
einfacher Zahl angegeben, z. B. der Clypeus von Quedius als 


6. Heft 


14 Dr. K. W. Verhoeff: 


neunzähnig, von Xantholinus und Nudobius als elfzähnig, 
von Emus und Creophilus als siebenzähnig. Meine Formeln 
für die Clypeusbezahnung lauten dagegen bei Quedius 3+3+3, 
bei Xantholinus 4+3+4 und bei Emus 2+3+2. Hierdurch 
bringe ich zum Ausdruck, daß die drei mittleren Clypeus- 
zähne (soweit sie überhaupt deutlich ausgeprägt sind) immer in 
derselben Weise in die Erscheinung treten, während die 
Zahl der seitlichen Zähne nach Gattungen eine verschie- 
dene ist. Es muß ferner berücksichtigt werden, daß die Seiten- 
ecken des Clypeusabschnittes, (e Abb. 1und 2) welche am isolierten 
Clypeus als Zähne aufgefaßt werden könnten, nicht als solche zu 
gelten haben, da sie nicht nach vorn herausragen, sondern den 
Anschluß an die übrige Kopfkapsel vermitteln. 


Vergleichend-morphologisch ist der mittlere Teil des Cly- 
peus mit den drei mittleren Zähnen aber noch insofern von be- 
sonderem Interesse, als er bei einem Teil der Staphylinus- und 
zwar den Ocypus-Larven olens (Abb. 1m) und similıs (Abb. 11) 
an der Unterwand durch schräge seitliche Leisten auffallend 
deutlich gegen den übrigen Clypeus abgesetzt erscheint. Da nun 
bei sehr vielen Käferlarven, namentlich denen der Oxyteliden, 
eine echte, selbständige Oberlippe vorkommt, die Staphyliniden- 
Larven aber sonst kein auf dieselbe beziehbares Gebilde des Kopfes 
besitzen, so fasseich den mittleren Teil der unteren Clypeus- 
wand der genannten Larven als den Rest eines ange- 
wachsenen Labrums auf, zumal die Lage desselben dieser An- 
schauung durchaus entspricht. Dieser Labralbezirk zerfällt 
übrigens in einen derberen und breiteren Vorderteil, trapezisch nach 
vorn verschmälert, und einen zarteren und schmäleren, gegen ihn 
abgesetzten Hinterteil, den ich wegen seines dichten Haarbesatzes 
als Haarfeld (h Abb. 1, 2, 4, 8 und 11) unterscheiden will. 


Die sichelförmigen, großen Mandibeln (Abb. 6), welche stets 
(und im Gegensatz zu denen der Garabiden-Larven) eines Innen- 
zahnes entbehren, sind dadurch ausgezeichnet, daß sie von der 
Mundöffnung und dem Clypeus auffallend weit nach außen ge- 
rückt sind, weil eben die Beutetiere nur mit den Mandibel- 
spitzen gefaßt werden können. Die Mandibeln drehen sich schar- 
nierartig um zwei fast genau übereinander liegende Gelenkknöpfe 
(ug und og) und zwar greift am oberen (og) ein Höcker der Basis 
in eine Grube der Mandibel, während am unteren (up) umgekehrt 
ein Höcker der Mandibel in eine Grube der Basis greift. Auch 
diese Gelenkknöpfe sind von den Clypeus-Seitenecken sehr weit 
abgerückt. (og Abb. 2). 

Die Antennen dagegen sind (während sie sich bei den Cara- 
biden-Larven zwischen Mandibeln und Ocellen befinden) unge- 
wöhnlich weit nach innen und nahe an den Clypeus gerückt, 
befinden sich daher innen von den Mandibeln. Hiermit har- 
moniert die Beschaffenheit des vordersten Gebietes der Oberwand 


L) 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 15 


der Kopfkapsel, insbesondere ihre starke Umfassung des Frontal- 
abschnittes, welche in den schon genannten tiefen Einbuchtungen 
(a f Abb. 2) zum Ausdruck kommt. 


Die Mandibeln werden nicht nur oben vom Clypeus, sondern 
auch unten von den Maxillo- und Labiopoden durch ein breites 
Feld der Kopfkapsel vollständig getrennt, stehen also ungewöhn- 
lich isoliert: 


Die den Clypeofrons umfassenden, vorderenund oberen Seiten- 
teile der Kopfkapsel sind die Träger der Antennen. Ich 
bezeichne sie kurz als Lateralia oder Seitenstücke. Die- 
selben gehen nach hinten, bei manchen Formen ohne besondere 
Grenze, in die übrige Kopfkapsel über, bei andern dagegen, z. B. 
Staphylinus olens, findet sich eine feine Grenzlinie. (x Abb. 2) 

- Von dieser abgesehen kann aber für alle Staphyliniden-Larven 
als hintere Grenze der Lateralia diejenige Linie gelten, welche 
von den seitlichen Lappenvorsprüngen der Gabelnaht nach außen 
zieht und zwischen den Ocellen durchläuft. Mit einem Innenast 
(a Abb. 2) greifen die Lateralia in die seitlichen Einschnürungs- 
buchten des Clypeofrons, während ein Vorderast die Verbindung mit 
der Anßenecke des Clypeus herstellt. Zwischen Innen-und Vorder- 
ast liegt ein Fenster (f), welches die Verbindung vermittelt zwi- 
schen der Kopfhöhle und einem großen rundlichen Wulst (anb), 
der die Antennenbasis darstellt. Diese ist ein häutiges, die 
viergliedrige Antenne tragendes Kissen, welches nach seiner 
Struktur eine ausgestaltete Verbindungshaut vorstellt, nicht aber 
als Antennenglied betrachtet werden kann. Am Vorderrand der 
Lateralia findet man zwei auffallende Auszeichnungen, näm- 
lich innen einen Knoten (k), welcher nur durch eine nahtartige 
Lücke, in Anpassung an den Kopfhäutungsvorgang, von der Clypeus- 
Außenecke getrennt wird und außen einen großen, fast halbkugeli- 
gen Höcker (og), um welchen sich das obere Mandibelgelenk dreht. 
Außen geht das Laterale ohne besondere Grenze in die übrige 
Kopfkapsel über, doch kann die seitliche Kopfrundung oder der 
Außenrand der beiden unteren Ocellen als Grenze dienen. 


Das untere Gegenstück zu den Lateralia bilden die 
Angelfelder oder Cardinalia (ab Abb. 6), d. h. diejenigen 
Teile der Unterwand der Kopfkapsel, welche sich zwischen Man- 
dibel, Mentum und der außen von ihm abgerückten Gelenk- 
grube des Maxillopod befinden. An diesen Angelfeldern unter- 
scheide ich wieder einen inneren Bezirk (b Abb. 6) zwischen 
Mentum und Maxillopod-Gelenkgrube, sowie einen äußeren Be- 
zirk zwischen Gelenkgrube und Mandibel. £ 


Laterale und Cardinale,* welche also außen in der Kopf- 
wölbung ineinander übergehen, bilden gemeinsam die man- 
dibulare Basis. Sie sind morphologisch und physiologisch Träger 
der’ Mandibeln, ersteres ist zugleich auch Träger der Antenne und 
einer der beiden Verankerungen des Tentorium, 


6. Heft 


16 Dr. K.’W.'Verhoeff:; 


Zwischen den beiden Mandibeln in der Querrichtung und 
zwischen Mentum und Clypeus in der Längsrichtung befindet 
sich das Mundfeld. Es wird flankiert von den beiden Kinn- 
zähnen (z Abb. 8), d. h. von kräftigen, meist zugespitzten Fort- 
sätzen, in welche die Vorderecken des Mentum ausgezogen sind, 
während es vorn quer begrenzt wird von einer zarten Epipha- 
rynxplatte (ep Abb. 4, 5, 8 und 11), die in der Regel von einigen 
Poren (wahrscheinlich des Geschmackssinnes) durchbohrt wird. 
Dieser Epipharynx befindet sich dicht hinter dem schon beschrie- 
benen Haarfeld. 

Zwischen den beiden Kinnzähnen und hinter der Epipharynx- 
platte senkt sich ein querer Spalt ins Kopfinnere, die Mund- 
öffnung. Dicht unter ihr und ebenfalls zwischen den beiden Kinn- 
zähnen, an den seitlichen Enden mit ihnen verwachsen erstreckt _ 
sich als ein queres Band der Hypopharynx, welcher bei den 
meisten Staphyliniden-Larven so dicht mit grannenartigen, 
parallelen und nach vorn gerichteten Haaren besetzt ist, daß durch 
sie eine kammartige Reuse gebildet wird (Abb. 3 und 11), 
die im Verein mit dem Epipharynx und dem Haarfeld 
die flüssige Nahrung allein in den dem entsprechend auch 
sehr engen Oesophagus gelangen läßt, während alle gröberen 
und festen Nahrungsteilchen zurückgehalten werden vor der Mund- 
öffnung. Diese Saugreuse im Zusammenhang mit dem geschil- 
derten Bau und der eigentümlichen Stellung der Mandibeln bezeugt 
auf das Entschiedenste, daß die Staphyliniden-Larven ihre 
Beutetiere nicht verzehren, sondern nur zerreißen oder 
zerdrücken, um die flüssig-weichen Bestandteile dersel- 
selben aufzuschlürfen. Auf den queren Mundspalt folgt ein 
breiter Schlundsack, durch dessen Retraktoren die Flüssigkeit 
eingesogen wird, sobald die Haarmasse in sie eingetaucht worden 
ist. (Man vergleiche in Kapitel 14 die Bedeutung der Speichel- 
drüsen.) Zwischen dem Vorderrand des Mentum und dem Hypo- 
pharynx ist eine nach vorn trapezisch sich verschmälernde, von 
oben nach unten abgeplattete Haut ausgestülpt (h Abb. 3), welche 
die Tragbasis für die Labiopoden darstellt, deren Taster nach 
vorn weit über die Zähne des Clypeofrons hinausragen. Die Hüften 
(,, Stämme“) der Labiopoden sind auch bei den Staphyliniden- 
Larven zu einem vollkommen unpaaren Gebilde, dem Syncoxit 
verwachsen. Die Retraktoren desselben können die Labiopoden, 
vermöge der Länge der Basalhaut ziemlich weit zurückziehen, 
während dieselben passiv sich wieder vorschieben, vermöge der 
natürlichen Elastik der Basalhaut. Auch vor dem unten und seit- 
lich festwandigen Syncoxit ist eine Haut ausgespannt, welche 
jederseits in einem Tasterkissen*(a) vorragt. Zwischen diesen 
ragt nach vorn die Prälingua (prl Abb. 3) hervor, (,Ligula‘) ein 
halbkugelartiges, vorn von einem Zapfen gekröntes. Gebilde. Von den 
Vorderecken des Syncoxit erstrecken sich schräg nach dem Grunde 
der Prälingua Tasterleisten (b), welche sowohl der Prälingua 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 17 


als Stütze als auch den Tastermuskeln zum Ansatz dienen. Prä- 
lingua, Tasterkissen und die obere, häutige Wand des Syncoxit 
sind mehr oder weniger dicht behaart. Die je nach den Gruppen 
zwei- oder dreigliedrigen Taster sind durchwegs schlank gebaut. 
Von der Lage der Maxillopodenwurzel war schon die Rede. 
Ihre Gelenkgrube, in welcher die Cardo eingefügt ist, bildet mit 
Kinnzahn und unterem Mandibulargelenk ein ungefähr rechtwink- 
.liges Dreieck. Die Gelenkgrube der Maxillopoden liegt also 
schräg außerhalb und hinter dem Kinnzahn. (Abb. 6) Die Cardo 
(ca), welche stets erheblich kürzer bleibt als das Coxit, ist wie dieses 
ein abgeplatteter Cylinder, welcher am Grunde so in die Gelenkgrube 
eingelassen ist, daß er hinten von einem Gelenklappen schüt- 
zend überdacht wird. (lo) Letzterer bildet eine kleine, dreieckige 
Falte, welche innen erhoben, nach außen schräg sich abdacht. Vorn 
wird die Angelbasis von einem Gelenkwulst (w) umfaßt, der 
mit dem Gelenklappen gemeinsam die Gelenkgrube umgürtet. 
- Hinten außen wo Wulst und Lappen zusammenstoßen ist ersterer 
zu einem Gelenkknoten (g) verdickt, um welchen sich die Angel 
und damit der ganze Maxillopod dreht. Bei dessen Extension schiebt 
sich die Angel über dem Gelenklappen vor, während sie sich bei 
der Flexion hinter ihn-mit dem inneren Grunde zurückzieht. Schon 
aus der starken Entwickelung der Gelenkgrube der Angel 
ergibt sich, daß sich die Maxillopoden hauptsächlich um diese 
drehen, während dem Gelenk zwischen Cardo und Coxit, das doch 
an primären Larvenköpfen eine so wichtige Rolle spielt, eine nur 
untergeordnete Bedeutung zukommt. 

Auf dem Ende des länglichen Maxillopoden-Coxit (co Abb. 6) 
sind zwei Gebilde eingelenkt, nämlich innen ein eingliedriges, griffel- 
förmiges Coxomerit (com) und außen ein je nach den Gattungen 
4—5 gliedriger Taster. Das einfache und eingliedrige Coxomerit 
gilt für alle bekannten Staphyliniden-Larven. Ein Vergleich 
mit den Carabiden-Larven lehrt uns, daß dieses einzige Coxomerit 
als äußeres zu betrachten und das innere als verkümmert anzu- 
sehen ist, denn je nach den Gattungen ist bei ihnen das innere 
Coxomerit mehr oder weniger entwickelt, während es bei einer Reihe 
von Gattungen ebenfalls vollständig fehlt, z. B. bei Elaphrus, 
Leistus, Broscus und Bembidium. Immer aber ist das innere 
Coxomerit der Carabiden-Larven, soweit es vorkommt, erheblich 
schwächer ausgeprägt als das äußere. 

Die Maxillopodentaster der Staphyliniden-Larven sind 
von den Autoren niemals als fünfgliedrig angegeben, weil sie das 
kurze Grundglied, welches Schiödte ‚‚stipes palpi‘“ nennt, nicht 
mitzählen. Sie bezeichnen es auch als ‚‚Palpiger‘‘, so z. B. Kemner 
a.a. O. Bei einem solchen Verfahren muß man jedoch zweifelhaft 
bleiben, als was dieser ‚‚Palpiger‘‘ vergleichend-morphologisch zu 
betrachten ist, insbesondere ob er als ein Teil des Coxit (Stammes) 
oder des Telopodit (Tasters) zu gelten hat. In meinen genannten 
Arbeiten habe ich mich auch mit dieser Frage schon beschäftigt 

Archiv für Naturgeschichte % 6. Heft 
1919. A. 6. 


18 Dr. K. W. Verhoeff: 


und den ‚‚Palpiger‘ als Grundglied der Taster erwiesen. Wir 
haben in ihm den Trochanter der Urfüße vor uns und müssen 
die vier übrigen Glieder als Präfemur, Femur, Tibia und Tar- 
sus im Sinne der vergleichenden Morphologie der Tracheaten 
betrachten. Kommen nur viergliedrige Taster vor, dann sind die 
beiden letzten Glieder zu einem Tibiotarsus verwachsen. 

Bisher ist von den Autoren das Larven-Tentorium fast gar- 
nicht berücksichtigt worden. Es ist jedoch im Vergleich mit den 
Larvenköpfen der Carabiden von Interesse. In beiden Familien 
istes an zwei Stellen mit der Kopfkapsei fest verwachsen. 
Die untere Anwachsungstelle liegtbei den Staphyliniden-Larven 
stets neben dem Hinterende des Mentum bez. des Mentumstieles 
(tt Abb. 8) und macht sich als ein dunkler, rundlicher bis länglicher 
Knoten bemerklich. In der Nähe dieser Anwachsungsstelle teilt 
sich das Tentorium in zwei Äste, von welchen der hintere, schwä- 
chere einfach ausläuft, während der vordere, stärkere nach oben 
und vorn zieht und sich gabelt. Der kürzere Gabelast endigt - 
wieder frei, der längere zieht nach vorn und ist mit seinem Vorder- 
ende unter blattartiger, bedeutender Verbreiterung teils an den 
Seitenecken des Clypeusabschnittes befes'igt, teils an dem Rahmen 
des an diesen stoßenden, häutigen Feldes (tta Abb. 2). 

Bei den Carabiden-Larven liegt die untere Anwachsungsstelle 
ungefähr in der Mitte der Kopfkapsel jederseits neben der ventralen 
Mediannaht, die obere wieder an der Außenecke des Clypeusab- 
schnittes. Es handelt sich jedoch insofern um ein abweichendes 
Verhalten als das Tentorium durch die abweichenden Lagebe- 
ziehungen von Clypeus, Mandibeln und Antennen beeinflußt wird. 
Die Antennen stehen nämlich, der Clypeusbreite gemäß außerhalb 
der Mandibeln, während diese mit ihrem oberen Gelenkgrübchen 
um den Höcker an der Außenecke des Clypeus artikulieren. (Bei 
den Staphyliniden-Larven bleiben dagegen die oberen Mandibel- 
gelenke, wie wir gesehen haben, sehr weit von der Außenecke des 
Clypeus entfernt.) 

Die im vorigen von mir als Basalhaut beschriebene Ver- 
bindungshaut zwischen Labiopoden und Mentum (h, h Abb. 3) 
hat Kemnera.a. O. 1912 z. B. auf S. 18 als ‚m=Mentum“ und 
das wirkliche Mentum als ‚‚mtp=Mentalplatte‘ beschrieben, ohne 
hierfür eine Begründung zu geben. Deshalb hebe ich nochmals 
besonders hervor, daß diese beiden Abschnitte nicht nur wesentlich 
verschieden sind nach Konsistenz, Bau und Funktion, sondern 
daß auch die Basalhaut als reine Verbindungszone dem 
Mentum nicht zugerechnet werden darf. 

A. Böving hat in seinem Nye Bidrag til Carabernes Udvi- 
klingshistorie (Entomologiske Meddelelser, II. R. III. B. 1910) 
eine morphologische Terminologie der Carabiden-Larven ge- 
geben, die ich hier mit Rücksicht auf die Larvenköpfe erwähne 
und insbesondere auf seine Schemata Fig. 1 und 2 auf S. 365 ver- 
weise. Es handelt sich dabei nicht um eine vergleichend-morpho- 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 19 


logische Erörterung, sondern um eine deskriptive Betrachtung 
der Carabiden-Larven. Besonders vier Termini veranlassen mich 
auf Bövings Darstellung einzugehen, nämlich Antennalsklerit, 
Mandibularsklerit, Ocellarfeld und Pleurostoma. 

Die Bezeichnung ‚‚Antennalsklerit‘‘“ (nach Comstock) ist 
entschieden unzweckmäßig. Gemeint ist damit „Kitinring i Kra- 
niet udenom Antennens basale Ledhud“ also Schiödtes ‚„Annu- 
lus antennalis“. Es handelt sich hier nicht um ein ‚,Sklerit‘“, 
sondern um die auch oben besprochene häutige Antennenbasis. 
(anb Abb. 2) _ 

‘ Das „Mandibularsklerit‘“ (angeblich=anguli frontales, 
Schiödte und lobes externes du labre, Lapouge) wird von Böving 
charakterisiert als ‚Er den Del af Epistoma, der daekker Mandibel- 
basis. Adskilles ved Indsaenkning baade fra Nasale og de pharyn- 
geale Musklers Fixeringsfelt.‘ 

Vom ‚Pleurostoma“ heißt es ‚„Kraniets dorsale og ventrale 
Artikulations steder for Mandiblen,‘“ vom ‚„Ocellarfeld‘ (Ocel- 
lar area, Dimmok und Knab) ‚Baerer Ocellerne, omrammes af 
Ocellarlinien‘“. 

Die Unterscheidung von ‚„Mandibularsklerit‘‘ und ‚‚Pleuro- 
stoma‘‘ scheint mir nicht genügend klargestellt, es unterliegt aber 
keinem Zweifel, daß diese beiden sowohl als auch das Ocellarfeld 
auf diejenigen Gebiete zu beziehen sind, welche ich oben als Late- 
rale und Cardinale charakterisiert habe. Die erwähnten Schema- 
ta Bövings, im Anschluß an seine Terminologie, sind an und für 
sich durchaus nützlich, es treten aber die vergleichend-morpho- 
logisch wichtigsten Organisationsverhältnisse nicht ge- 
bührend vor den mehr nebensächlichen Charakteren hervor. Auf 
einige andere, nur vergleichend-morphologisch zu entscheidende 
Auffassungen Bövings, wie namentlich ‚„Hypostoma“ und ‚„Sub- 
mentum“ gehe ich nicht ein, da ich über diese Verhältnisse mich 
in meinen Aufsätzen über Carabiden-Larven bereits ausgespro- 
chen habe. 

5. Der larvale Putzapparat. 

Über das Vorkommen oder Fehlen des larvalen Putzappa- 
rates bei den einzelnen Formen gibt im Folgenden die analytische 
Übersicht nähere Auskunft. Hier sei mehr im allgemeinen fest- 
gestellt, daß derselbe bei den meisten Staphyliniden-Larven 
vorkommt und sich stets an der Innenfläche der Tibien 
des vordersten Beinpaares befindet. Er wird immer von 
stiftartigen, sehr spitzen, also von dem dickeren Grunde gegen 
das schmale Ende schnell verdünnten Borsten gebildet, welche 
wie die gewöhnlichen Tastborsten in kleinen Grübchen eingelenkt 
sind. Bedeutend überragt werden diese Stiftborsten von 
Stacheln, weiche in einer nach den Arten verschiedenen Zahl an 
allen Beinen verteilt sind. Die Stacheln unterstützen die Grab- 
arbeit der Staphyliniden-Larven, bilden aber an den Vorder- 
schienen gleichzeitig einen Schutz für den Putzapparat. 

2% 6. Heft 


20 Dr. K. W. Verhoeff: 


Nach der Verteilung sowohl als auch nach der Gestalt der 
Stiftborsten haben wir zwei Gruppen von Putzapparaten 
zu unterscheiden: 

a) bei Staphylinus und Trichoderma sind die Stiftbor- 
sten mehr unregelmäßig verteilt und entweder fast über die ganze 
Innenfläche zerstreut oder aber meistens auf die endwärtige Hälfte 
derselben beschränkt. Zugleich haben sie eine gabelige}; Gestalt, 
indem sie mehr oder weniger tief, immer aber bis über die Mitte 
und oft fast bis zum Grunde in zwei Äste zerspalten sind. (Abb. 
14 und 15). 27 

b) bei den übrigen Gattungen (soweit ihnen überhaupt ein 
Putzapparat zukommt) bleiben die Stiftborsten einfach, also un- 
zerspalten, sind aber meistens nicht zerstreut, sondern in einer 
oder auch zwei Gruppen angeordnet. Besonders charakteristisch 
und für die putzende Tätigkeit vorteilhaft ist das Putzkämmchen, 
welches wir bei den Xantholininen und Quedius antreffen. 
Es besteht meistens aus einer annähernd geraden, aber schräg 
gestellten Reihe von Stiftborsten (Abb. 16) und zwar kann diese 
Reihe einfach sein (was meistens der Fall ist) oder doppelt, indem 
in kurzem Abstand voneinander eine grundwärtige kürzere vor 
einer endwärtigen längeren steht. In allen Fällen aber trifft man das 
Kämmchen im inneren Endviertel der Schienen. Einen etwas ab- 
weichenderen Fall beobachtete ich nur bei Pilonthus decorus, d.h. 
auch hier handelt es sich um eine schräge Gruppe einfacher Stift- 
borsten, aber dieselben bilden kein gerades Kämmchen, sondern 
einen aus zwei aneinander gedrängten Häufchen bestehenden Bo- 
gen von unregelmäßig zusammengedrängten Stiftborsten. Noch 
zerstreuter stehen dieselben bei Phil. splendens. Die Lage der 
Putzapparate innen an den Vorderschienen deutet schon darauf hin, 
daß sie hauptsächlich für die Säuberung des Kopfes und 
seiner Gliedmaßen bestimmt sind und in der Tat habe ich auch 
mehrfach Larven beobachtet, welche die Vorderbeine in diesem 
Sinne zur Reinigung des Vorderkörpers von anhaftendem Staub 
und andern Verunreinigungen benutzten. (Vergl. Kapitel 9.) Eine 
ähnliche putzende Tätigkeit habe ich übrigens auch bei Silphi- 
den-Larven festgestellt, obwohl diese keinen Putzapparat (im 
Sinne der Staphyliniden-Larven) besitzen. Ausdrücklich fest- 
gestellt habe ich den Mangel eines Putzapparates für die Larven 
von Silbha, Thanatophilus, Phosphuga und Catops. Das Putzen 
des Kopfes erfolgt also bei den Larven dieser Gattungen einfach 
durch die Stacheln der Beine, sodaß in dieser Hinsicht die Sil- 
phiden-Larven ebenfalls einen primitiven Zustand bewahrthaben., 

Ein Putzapparat fehlt ferner bei den Oxyteliden-Larven, 
wenigstens habe ich ihn bei den Larven von Atheta, Tachinus, 
Oxytelus, Coprobhilus, Leptusa, Phloeonomus u. a. durchgehends 
vermißt. 

Wenn also die Mehrzahl der echten Staphyliniden-Larven 
durch einen tibialen Putzapparat ausgezeichnet sind, so ist damit 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven IH 


ein neuer Charakter festgestellt, durch welchen meine Auffassung 
der phylogenetisch-sekundären Stellung der echten Staphy- 
liniden begründet wird. 


6. Die Beborstung der Tarsungula. 


Die Borsten und Stacheln an den Beinen der Staphyliniden- 
Larven sind teils wegen ihrer unregelmäßigen Anordnung, teils 
wegen ihrer Variabilität schwer systematisch zu verwenden. Eine 
Ausnahme machen hiervon einerseits die Stiftborsten, welche die 
eben besprochenen Putzapparate bilden, anderseits die stets nur 
in Zwei- oder Dreizahl auftretenden Borsten der Tarsun- 
gula. Daß ihr Erscheinen in der Mitte der „Krallen“ ein wichtiger 
Hinweis dafür ist, daß dieselben eben keine einfachen ‚Krallen‘, 
sondern ein Verwachsungsprodukt von Tarsus und Ungulum zu 
einemTarsungulum vorstellen, habe ich schon vor Jahren erörtert 
und verweise auf meinen 4. und 5. Aufsatz ‚über Tracheaten- 
Beine, Chilopoda und Hexapoda‘, Nova Acta d. kais. deutsch. 
Akad. d. Naturf. Halle 1903, Bd. LXXXIN. 4, insbesondere auf 
S. 144-159. Die Zweizahl der Borsten an den larvalen Tar- 
sungula kann ich als Regel für die Staphylinoidea im Allgemeinen 
hervorheben, d.h. sie gilt nicht nur für die Mehrzahl der Staphy- 
liniden-Larven, sondern auch für alle bisher von mir untersuch- 
ten Larven der Oxyteliden und Silphiden sowie Catopsiden. 

Allgemein nehmen die Tarsungula-Borsten der Staphylinoidea- 
Larven eine mehr oder weniger mittlere Stellung ein und bezeich- 
nen dadurch das Ende des ehemaligen Tarsus (Abb. 14). 

Unter den echten Staphyliniden-Larven habe ich drei ver- 
schiedene Ausbildungsweisen der Tarsungula-Borsten oder Stachel- 
borsten festgestellt: 

a) sie treten in der Zweizahl auf und sind einander stark 
genähert, zugleich mehr neben einander gestellt: Creophilini und 
einige Philonthus. 

b) sie treten inder Dreizahl auf und bilden in der Mitte der 
Tarsungula ein Dreieck: Siaphylinini und Mehrzahl der Que- 
diinae. 

c) sie treten in der Zweizahl auf, nehmen aber eine Stellung 
weit hinter einander ein: Xantholininae. 


7. Die Unterfamilien und Gattungen der Staphyliniden- 
Larven. 
Larve von Trichoderma pubescens. 

So lückenhaft unsere Kenntnisse der echten Staphyliniden- 
Larven auch noch sind, sie gestatten trotzdem, auf Grund der im 
vorigen zum Teil schon besprochenen vergleichend-morphologischen 
Studien, eine natürliche Gruppierung der Staphyliniden vorzu- 
nehmen, welche sich auf Larvencharaktere stützt, die den bisher 
verwendeten Imaginalcharakteren mindestensgleichwertigsind, 
an organisatorischer Bedeutung sie jedoch um so mehr übertreffen, 


6. Heft 


pp} Dr. K. W. Verhoeff: 


als die Gruppierung der Imagines mehr nach Lupenmerkmalen 
erfolgt ist, während sich die folgende Übersicht der Larven aus- 
schließlich auf mikroskopische Beobachtungen stützt. Hierdurch 
ist sie nicht nur sicherer fundiert als die Gruppenübersicht, welche 
z. B. von Ganglbauer auf S. 378 im 2. Bd. seiner ‚Käfer von 
Mitteleuropa‘ 1895 gegeben hat, sondern sie enthält auch zahl- 
reichere Merkmale und schärfer ausgeprägte: Gegensätze. 

In phylogenetischer Hinsicht ist diese Gruppierung jener 
der Imagines erst recht überlegen, denn die phylogenetischen 
Abstufungen (z. B. einfache und bewaffnete Analschläuche und 
Fehlen oder verschiedene Ausprägung der Putzapparate, einfache 
oder zerspaltene Borsten, größere oder geringere Zahl der Taster- 
glieder u. a.) liegen so klar, daß über die Mehrzahl derselben kaum 
eine Meinungsverschiedenheit möglich ist. 

Meine folgende Gruppenübersicht bestätigt weder die im 1. 
Kapitel zitierte Larvenübersicht Schiödtes, (denn die isolierte 
Stellung von Quedius ist nicht gerechtfertigt) noch deckt sie 
sich mit der eben erwähnten Gruppierung der Imagines auf S. 
378des Ganglbauer-Werkes. InÜbereinstimmung mit Gangl- 
bauer bin ich allerdings hinsichtlich der Auffassung der Xan- 
tholininen, seine Gruppen der Quediini und Staphylinini dagegen 
sind entschieden unnatürlich, namentlich insofern als die Quedius 
und Philonthus auseinandergerissen wurden, während Formen, 
welche einander viel ferner stehen, wie Staphylinus und Philonthus 
in derselben Gruppe vereinigt wurden. 

A. Die vier Analschläuche sind entweder kurz und besitzen 
keine Häkchenbewaffnung, oder sie sind länger und mit Häkchen 
bewehrt, im letzteren Falle das Mentum nicht stielartig ausgezogen. 
Pseudocerci stets länger als das 10. Abdominalsegment. Jederseits 
mit vier Ocellen. Mentum hinten abgerundet oder dreieckig vor- 
tretend, aber nicht in einen Stiel ausgezogen. Hypopharynx mit 
querer Reuse (Abb. 11). 

1. Unterfamilie Staphylininae m. 

a) Maxillopodentaster viergliedrig, Labiopodentaster zwei- 
gliedrig. Clypeus mit 2+3+2 Zähnen oder Höckern. Pseudocerci 
entweder dreigliedrig und länger als das 10. Abdominalsegment 
oder ungegliedert und von außerordentlicher Länge. Tarsungula 
der Beine mit 2 neben einander stehenden Borsten. Mentum hin- 
ten dreieckig vorspringend. (Analschläuche ?) (Putzapparat ?)!) 


Tribus Creophilini m. 


a Analsegment wenig schmäler als das 9. Abdominalseg- 
ment, auch wenig länger. 2. Antennenglied gegen das Ende all- 


!) Da mir inzwischen die Larve des Ontholestes tesselatus Fourer. 
durch Aufzucht bekannt wurde, sei hervorgehoben, dass’ bei dieser 
1. ein Putzapparat vollständig fehlt. 
2. die Analschläuche mitzahlreichen feinen Hafthäkch en bewehrt sind. 
Im Übrigen kann ich die Angaben von Kemner bestätigen. 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 23 


mählich verdickt. Pseudocerci dreigliedrig, erheblich länger als 
das Analsegment. Emus hirtus L. 
ß Analsegment kaum halb so breit wie das 9. Abdominal- 
segment, aber 1!/, mal länger. 2. Antennenglied gegen das Ende 
schneller, also keulig verdickt. Pseudocerci dreigliedrig, viel länger 
als das Analsegment. Creophilus maxillosus L. 
y Analsegment kaum halb so breit wie das 9. Abdominal- 
segment und fast doppelt so lang. 2. Antennenglied gegen das 
Ende allmählich verdickt. 
Pseudocerci ohne deutliche Gliederung, von halber Körper- 
länge. 
Ontholestes (= Leistostrophus) murinus L. 
b) Maxillopodentaster viergliedrig, Labiopodentaster. zwei- 
gliedrig. Clypeus mit 3+3+3 Zähnen. Pseudocerci dreigliedrig 
und zwar mit sehr kleinem Zwischengliede, länger als das 10. Ab- 
dominalsegment. Tarsungula mit zwei Stachelborsten in der Mitte 
unten, dicht hinter einander. Der Putzapparat der Vorderschienen 
besteht aus tief gegabelten Borsten. Mentum hinten dreieckig 
vortretend. 
Die vier ziemlich langen Analschläuche sind besetzt mit zahl- 
reichen kleinen Häkchen. 


Trichoderma pubescens Deg. (?)?) 


e) Maxillopodentaster fünfgliedrig, Labiopodentaster drei- 
gliedrig. Analschläuche kurz und ohne Häkchenbewaffnung. Cly- 
peus mit 3+3-+3 Zähnen oder Höckern oder ganz abgestumpft. 
Pseudocerci dreigliedrig, mit sehr kleinem Zwischenglied, länger 
als das 10. Abdominalsegment. Tarsungula in der Mitte mit drei 
Stachelborsten, welche quer oder in Dreieck gestellt sind. Der 
Putzapparat der Vorderschienen besteht aus tief gegabelten 
Borsten (Abb. 14 und 15). Mentum hinten abgerundet-dreieckig 
auslaufend. 

Tribus Staphylinini m. 

(Zu der Frage, ob und wie weit die Gatt. Staphylinus s. lat. 
in Gattungen oder Untergattungen zu zerlegen ist, werden die 
Larven zweifellos wichtige Beiträge liefern, 

B. Die vier Analschläuche sind lang und mit zahlreichen, 
spitzen und gekrümmten Hafthäkchen bewaffnet. (Abb. 7, 
10, 12 und 13.) Pseudocerci länger oder kürzer als das 10. Abdo- 
minalsegment. Ocellen jederseits entweder vier oder einer oder sie 
fehlen mehr oder weniger vollständig. 

a) Clypeus mit 2+3+2 oder 3+3+3 Zähnen oder Höckern. 
Der hintere Teil des Mentum ist stielartig ausgezogen, 
(Abb. 3.) Tarsungula meistens in der Mitte mit drei Tastborsten 
im Dreieck, wenn aber nur zwei vorkommen, dann stehen sie 


®) Man vergl. die Bemerkungen über Trichoderma hinter dem 
Larvenschlüssel. 


6. Heft 


24 Dr. K. W. Verhoeff: 


dicht nebeneinander. Es kommen wenigstens am Abdomen 
Tastborsten vor (und zwar je nach den Arten in geringerer oder 
größerer Zahl), welche am Ende abgestumpft und mehr oder weniger 
in Spitzchen zerschlitzt sind (Abb. 9), selten treten dieselben 
nur an den Pseudocerci auf.2) Hypopharynx mit querer Reuse 
(Abb. 3). 

2. Unterfamilie Quediinae m. 


a Maxillopodentaster fünfgliedrig, Labiopodentaster drei- 
gliedrig. Putzorgane meistens fehlend, seltener aus einer zerstreu- 
ten Stiftchengruppe gebildet, deren Stifte einfach sind. 

Philonthus. 

ß Maxillopodentaster viergliedrig, Labiopodentaster zwei- 
gliedrig, die Endglieder bei beiden sehr lang. Putzkämmchen sind 
vorhanden, (immer ?) und bestehen aus tief gespaltenen Stiften. 

Quedius (und Vellejus.) 

b) Clypeus mit 4+3-+4 Zähnen oder Höckern. Der hintere 
Teil des Mentum ist dreieckig, nicht stielartig ausgezogen. (Abb. 
8) Tarsungula mit zwei, weit hintereinander stehenden, also 
durch großen Zwischenraum getrennten Borsten. Körper mit zahl- 
reichen und z. T. recht langen Tastborsten, welche aber auch am 
Abdomen einfach auslaufen. Vorderschienen mit Putzkämmchen. 
Pseudocerci höchstens so lang’ wie das 10. Abdominalsegment, 
zweigliedrig, d. h. also ohne kleines Zwischenglied. Maxillopoden- 
taster fünfgliedrig, Labiopodentaster dreigliedrig. Hypopha- 
rynx ohne Reuse. 


3. Unterfamilie Xantholininae m. 


a Das 2. Antennenglied kaum 1!/, mal länger als das 3. Das 
4. Glied der Maxillopodentaster ohne Borste. Von den vier seit- 
lichen Zähnen des Clypeus ist der 1. und 4. stärker als der 2. und 
3. Vorderschienen nur mit einem Kämmchen. Analsegment we- 
niger verlängert, daher reichen die Pseudocerci bis zuseinem 
Hinterende, Analsegment nicht länger als das 9. Abdominal- 
segment. Xantholinus (einschließlich Nudobius.) 

Nudobius kann höchstens als Untergattung von Xantho- 
linus gelten.) 

ß Das 2. Antennenglied 11/,—1?/, mal länger als das 3. Das 
4. Glied der Maxillopodentaster außen vor der Mitte mit ziemlich 
langer Tastborste. Von den vier seitlichen Höckern des Clypeus 
ist der äußerste am schwächsten. Vorderschienen mit zwei, hinter- 
einander stehenden Kämmchen. Analsegment lang und kegelig, 
die Pseudocerci bedeutend überragend, zugleich länger als 
das 9. Abdominalsegment. . Othius. 


*) Den Gegensatz zwischen einfachen Borsten und zerschlitzten findet 
man u. a. auch in der 1917 erschienenen Arbeit von Saalas „Die Fichten- 
käfer Finnlands‘‘ angedeutet, indem Abb. 19 von Baptolinus affinis-Larve 
einfache und Abb. 20 von Quedius laevigatus am Ende zerschlitzte Borsten 


zeigt. 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 25 


Die Larven von Baptolinus kenne ich in natura nicht, es 
unterliegt aber nach den Beschreibungen keinem Zweifel, daß sie 
unter den Begriff meiner Xantholininae fallen. Dagegen bedarf die 
Meioponcus-Larve, trotz der langen Beschreibung Ganglbauers, 
um so mehr der Bestätigung als er sie nicht gezüchtet hat. Eine 
Staphyliniden-Larve mit einem nur „fünfzähnigen‘“ Clypeus 
habe ich bisher nicht beobachtet. 

In phylogenetischer Hinsicht ist mit Rücksicht auf die 
Larven sovielsicher, daß die Quediinen eine vermittelnde Stellung 
zwischen den beiden andern Unterfamilien einnehmen. Dagegen 
kann man von keiner der drei Unterfamilien sagen, daß sie die 
primitivste wäre. Durch die mehr primären Analschläuche nehmen 
allerdings die Staphylininen eine ursprünglichere Stellung ein, 
auch harmoniert hiermit für einen Teil der Staphylinus-Arten die 
besprochene Andeutung eines Labrum, indessen verhalten sich 
die meisten Philonthus primitiver durch den Mangel eines Putz- 
apparates und die Xantholininen hinsichtlich des Fehlens einer 
Hypopharynxreuse. (Vom primitiven Verhalten der Xantholinus- 
Puppenwird im 12. Kapitel die Rede sein.) Besonders beachtenswert 
ist die verschiedene Gliederung beider Tasterpaare. Durch 
meine Zurückführung der Maxillo- und Labiopoden auf lokomo- 
torische Gliedmaßen hat sich bereits ergeben, daß die fünfgliedri- 
gen Maxillopodentaster und dreigliedrigen Labiopodentaster als 
primärer zu gelten haben wie die vier- und zweigliedrigen. (Ver- 
wiesen sei namentlich auf meine Arbeit: ‚‚Über vergl. Morphol. 
des Kopfes niederer Insekten mit besonderer Berücksichtigung 
der Dermapteren und Thysanuren, nebst biologisch-physio- 
logischen Beiträgen‘ Nova Acta d. kais. deutschen Akad. d. Naturf. 
Bd. LXXXIV, N. 1, 126 S. und 8 Tafeln.) 

An den fünfgliedrigen Maxillopodentastern haben wir also 
Trochanter, Präfemur, Femur, Tibia und Tarsus zu unterscheiden, 
während an den viergliedrigen durch Verwachsung ‚der beiden 
letzten Glieder ein Tibiotarsus entstanden ist. Bestens harmo- 
niert mit dieser Anschauung der Umstand, daß wir die primären 
fünf- und dreigliedrigen Taster in allen drei Unterfamilien antreffen, 
aber auch in zweien derselben die sekundären vier- und zweigliedri- 
gen Taster. Der Vorgang der Reduzierung der Gliederzahl 
hat sich in einer ganzen Reihe von Insektengruppen unabhängig 
von einander vollzogen. 

Triehoderma pubescens Deg. Die Larve, welche ich im vor- 
stehenden Schlüssel unter diesem Namen aufgeführt habe, fand ich 
in Oberbayern Anfang Oktober 1918 in der Nähe des Kreuzeckhauses 
bei Partenkirchen in ungefähr 1650 m Höhe. Obwohl sie lebend 
überwinterte und Ende Februar noch den Inhalt einer Noctuiden- 
Puppe ausschlürfte, auch eine Tipuliden-Larve aussog, ging sie 
Anfang März doch zu Grunde. Die genauere Untersuchung dieser 
etwa 18 mm langen Larve ergab, daß es sich um eine phylogenetisch 
sehr interessante Form handelt, welche eine gewisse Mittel- 


6. Heft 


PP Dr. K. W. Verhoeff: 


stellung einnimmt einerseits zwischen den Creophilin: und Sta- 
phylinus im Sinne des vorigen Schlüssels, anderseits zwischen den 
Creophilini und der Gattung Quedius. 

Schon mit Rücksicht auf ihre bedeutende Größe kann diese 
Larve, da sie von den Larven der Creophilini wesentlich abweicht, 
nur einer Art von Siaphylinus s. lat. angehören. Da wir nun bereits 
wissen, daß nach den Imagines Siaphylinus Pubescens Deg. oder 
vielmehr die Untergattung Trichoderma eine Mittelstellung zwi- 
schen den Creophilini einerseits und den übrigen Staphylinus- 
Gruppen anderseits einnimmt, so ist es höchst wahrscheinlich, daß 
diese eine ganz analoge Stellung einnehmende Larve wirklich die 
Larve des Trichoderma pubescens darstellt. Ihre hervorstechenden 
Charaktere sprechen alsdann für die generische Selbständigkeit 
dieser Gruppe. | 

T. pubescens kommt bekanntlich im Dünger vor. Da ich nun 
meine Larve auf einer Alpenweide sammelte, in welcher sich hier 
und da Kuhfladen vorfanden, so spricht auch dieser Umstand 
für die Richtigkeit meiner Auffassung. 

Die Mittelstellung der Trichoderma pubescens-Larven zwi- 
schen Staphylinus und Creophilini kommt in der deutlichsten Weise 
dadurch zum Ausdruck, daß sie in der Bildung des Clypeus sich 
an einen Teil der Staphylinus-Larven anschließt, hinsichtlich der 
Gliederung der Maxillo- und Labiopodentaster und der Beborstung 
der Tarsunguladagegen mit den Creophilini übereinstimmt, in Bezug 
auf Ontholestes auch hinsichtlich der Analschläuche. 

Da die Trichoderma pubescens-Larve sich durch vier bewehrte 
Analschläuche und die Übereinstimmung hinsichtlich der Taster- 
gliederung an Quedius anschließt, so könnte ein Zweifel entstehen, 
ob überhaupt die oben unterschiedenen beiden ersten Unterfami- 
lien als solche aufrecht zu erhalten seien. Vorläufig scheint mir 
jedoch noch kein ausreichender Übergang vorzuliegen, denn einer- 
seits macht sich die Pubescens-Larve außer ihrer Größe durch die 
Gestalt des Mentum und die kleinen Zwischenglieder der Pseudo- 
cerci als zur Unterfamilie der Staphylininae gehörig kenntlich und 
anderseits gibt es noch mehrere sonstige wichtige Unterschiede 
zwischen beiden Gattungen, die ich durch Gegenüberstellung her- 
vorheben will: 


Trichoderma pubescens: 
2.—4. Glied der Maxillo- 
podentastergedrungengebaut, 
das 2. Glied keulig, das 4. kür- 
zer als das 3. und nur halb so 
breit. 

3. Antennenglied stark keu- 
lig, daher am Ende reichlich 
doppelt so breit als am Grunde. 
(Abb. 52) 


Quedius: 

2.—4: Glied der Maxillo- 
podentaster schlank gebaut, 
das 2. Glied nicht keulig, das 
4. länger als das 3. oder doch 
mindestens ebenso lang. 

3.Antennenglied nicht keu- 
lig, am Ende nicht oder nur 
wenig breiter als am Grunde, 
vielmehr im mittleren Gebiet 
am breitesten. 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 97 


Analsegment weniger schlank, 
nur dreimal so lang wie breit, 
nach hinten entschieden ver- 
jüngt. Pseudocerci mit kleinem 
Zwischenglied. 

Tarsungula mit zwei Borsten, 
indem die obere fehlt. 


Das aus nur wenigen Gabel- 
borsten bestehende Putzkämm- 
chen der I. Tibien reicht nicht 
bis zu deren Innenrand. Beine 
kräftig gebaut, ihre Femora un- 
ten mit zwei Reihen starker 
Stachelborsten und oberhalb 
derselben (vorn und hinten) 
noch mit einer Reihe kleine- 
rerund kürzerer Borsten. Kinn- 
zähne sehr dick. Coxite der 
Maxillopoden ungefähr gleich 
breit. Die unteren Anwach- 
sungsstellen des Tentorium be- 
finden sich neben dem Mentum- 
hinterende. 


Analsegment sehrschlank 
gebaut, mindestens fünfmal so 
lang wie breit. Pseudocerci ohne 
Zwischenglied. 


Tarsungula mit drei Bor- 
sten, von welchen eine oben 
steht. 

Das aus einer kürzeren 
oder längeren Reihe von 
Gabelborsten bestehende Putz- 
kämmchen nimmt wenigstens 
grundwärts am Innenrande 
derI. Tibienteil, dem es mehr 
oder weniger weit entlang zieht. 
An den bald mehr bald weniger 
schlank gebauten Beinen sind 
die Femora unten mit zwei Rei- 
hen spärlicher Stachelborsten 
besetzt und über ihnen befinden 
sich keine kleineren Borsten. 
Kinnzähne mäßig dick. Coxite 
der Maxillopoden nach endwärts 
(vorn) entschieden verschmä- 
lert. Die unteren Anwachsungs- 
stellen des Tentorium liegen 
weit vor dem Mentumhinter- 
ende. 


Als Ergänzung zu den vorstehenden Erörterungen über die 
Stellung der Trichoderma pubescens-Larve gebe ich noch folgende 


Beschreibung derselben: 


Mandibeln sehr dunkel, innen vor der Mitte mit schwachem 


Ansatz zu einem Höcker. Die vier Ocellen liegen so, daß die drei 
vorderen, welche sich berühren sich senkrecht übereinander be- 
finden, während der hintere Ocellus von den drei vorderen deut- 
lich abgerückt ist. Die 3+ 3+ 3 Clypeuszähne sind alle abgerundet, 
die drei mittleren gegen die seitlichen durch Furchen nicht ab- 
gesetzt, der mediane wenig schmäler und kürzer als die paramedia- 
nen; von den drei seitlichen ist der innerste der stärkste. Naht 
zwischen Frons und Vertex hinten seitwärts gerade verlaufend. 
Riechkegel der Antennen recht klein, ungefähr so lang wie breit. 
Das 4. Antennenglied erreicht etwa ®/, des 3. Kinnzähne vorn 
abgerundet. Grundglied der Labiopoden 3!/, mal so lang wie das 
Endglied, am Ende keulig verdickt und hier doppelt so breit wie 
das Endglied. Prälingua lang und schlank, gegen das Ende wenig 
verschmälert, hier abgerundet und mit glasigem, zweizipfeligem 
Läppchen. Mentum hinten unter abgerundet-rechtem Winkel 
vortretend. 


6. Heft 


98 Dr. K. W. Verhoeff: 


Die gedrungenen Tibien an allen Beinpaaren erheblich kürzer 
als die Hüften, Tibia und Femur unten mit zahlreichen, kräftigen 
Grabstachelborsten, oben an der Tibia in ziemlich gleichmäßigen 
Abständen vier Paare derselben hintereinander, außerdem am 
Tibiaende oben 2—3 kräftige Stachelborsten. Pro-, Meso- und 
Metanotum vor dem Hinterrande mit Quernaht. Meso-, Meta- 
notum und 1. Abdominaltergit vorn mit Quernaht. Am Abdomen 
laufen die längeren Borsten mit einfacher Spitze aus, die mittleren 
und kurzen sind am Ende meistens in zwei bis mehrere Spitzchen 
zerschlitzt. Tergit und Sternit des 1.—8. Abdominalsegmentes 
durch breite, helle Medianstreifen in je zwei Hälften geteilt. Wäh- 
rend die Tergite und Sternite mit zahllosen Spitzchen besetzt sind, 
nehmen dieselben auf den Medianstreifen die Gestalt abgerundeter 
und viel blasserer Knötchen an, während sie auf dem Grundglied 
der Pseudocerci teilweise zu winzigen Kämmchen gruppiert sind. 
9. Abdominalsegment oben und unten einheitlich, also ohne hellen 
Medianstreifen. 10. Segment 1?/, mal länger als das 9., Grundglied 
der Pseudocerci ungefähr so lang wie das 10. Segment, leicht nach 
innen gebogen, Endglied sehr dünn und kaum halb so lang wie 
das Grundglied, am Ende mit einfach zugespitzter Makrochäte. 
Grundglied fast gleich breit, nur hinten schnell verschmälert. 

Auf Grund ihrer Larven stellen sich die echten Staphyli- 
niden als eine überaus scharf umgrenzte und höchst einheit- 
liche Familie dar, ja ich muß gestehen, daß, wenigstens unter 
Berücksichtigung der bisher bekannten Oxyteliden-Larven, die 
Kluft zwischen beiden Familien tiefer ist als zwischen vielen an- 
dern Coleopteren-Familien. Hier wie in zahlreichen andern 
Fällen stellt sich heraus, daß die wiederholt geäußerte Meinung, 
den Larven der Holometabolen käme keine phylogenetische 
Bedeutung zu, grundfalsch ist. Oder kann es eine durchschlagendere 
Widerlegung dieser Meinung geben als die, welche aus dem Um- 
stand erhellt, daß die Familie der echten Staphyliniden in ihrer 
natürlichen Einheitlichkeit und isolierten Stellung erst durch 
die Larven ins rechte Licht gerückt worden ist! 


8. Schlüssel für die Larven einiger Staphylinus-Arten 
(Ocypus.) 

Von den folgenden Arten habe ich fulvidennis, similis und 
ophthalmicus durch Aufzucht sichergestellt, olens fand ich ziem- 
lich häufig im Rheintal bei Bonn in einer Gegend, in welcher auch 
die Imagines häufig sind, auch können diese Larven schon mit 
Rücksicht auf ihre Größe nur auf olens5) bezogen werden. Die 
St. globulifer-Larve sammelte ich in Pasing an einem Kiesplatz, 
welcher außer fulvipennis und similis nur diese Art beherbergt. 
St. albestris ist durch seine Verwandtschaft mit olens und Vorkom- 
men über der Baumgrenze sichergestellt. 


5) Meine Auffassung steht aber auch mit derjenigen von Schiödte in 
vollem Einklang. | 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 29. 


a) Clypeofrons mit 3+3+3 deutlichen Zähnen und Lappen: 

a Paramediane Zähne stumpf und breit, außen sehr breit 
abgerundet. Von den drei äußeren Zähnen ist der innerste 
entschieden der größte. (Abb. 1). Hinterrand des Clypeofrons in 
der Mitte bogig abgerundet. Die Seiten des hinteren dreieckigen 
Teiles des Mentum deutlich ausgebuchtet. Mentalzähne dreieckig, 
breit und kräftig. Die Pseudocerci erreichen mit ihrem Grundglied 
knapp das Hinterende des 10. Abdominalsegmentes. 1.olens Müll. 

ß Paramediane Zähne dreieckig, nach außen nicht verbrei- 
tert. Die innersten der drei seitlichen Clypeuszähne sind unter die- 
sen die größten und fast so groß wie die paramedianen. 
Hinterrand des Clypeofrons in der Mitte abgestutzt. Die Seiten 
des hinteren dreieckigen Teiles des Mentum verlaufen fast gerade. 
Mentalzähne schwach. Die Pseudocerci ragen schon mit ihrem 
Grundglied über das 10. Abdominalsegment hinaus. 

2. fulvipennis Er. 

y ParamedianeZähne abgerundet, nachaußen nicht verbreitert, 
auch die drei seitlichen Höcker sind abgerundet, die innersten 
viel niedriger als dieparamedianen. Hinterrand des Clypeo- 
frons in der Mitte abgestutzt. Die Seiten des hinteren dreieckigen 
Teiles des Mentum deutlich ausgebuchtet. Mentalzähne kräftig 
aber stumpf. Die Pseudocerci reichen mit ihrem Grundglied weit 
über das 10. Abdominalsegment hinaus. Die Larven dieser 
Art sind vor denen von N. 2 und 4 durch den entschieden brei- 
teren Kopf ausgezeichnet. 3. globulifer Fourcr. (= morio) 

b) Clypeofrons mit 3+2-+3 deutlichen Zähnen und Lappen, 
indem der mediane vollständig verschwunden ist und an 
seiner Stelle sich eine kleine Einbuchtung zwischen den para- 
medianen findet, welche (ähnlich denen von olens) recht breit 
sind und außen schräg abgedacht. Von den drei seitlichen Zähnen 
sind der innere und. mittlere gleich groß und abgerundet, der 
äußere kleiner und ungefähr dreieckig. Hinterrand des Clypeofrons 
in der Mitte bogig abgerundet. Seiten des hinteren dreieckigen 
Teiles des Mentum leicht ausgebuchtet. Mentalzähne 1—2 spitzig. 
Die Pseudocerci reichen mit ihrem Grundglied etwas über das 
Hinterende des 10. Abdominalsegmentes hinaus. 

4. (macrocephalus) alpestris Er. . 

c) Clypeofrons vorn in drei Abteilungen abgesetzt aber ganz 
ohne Zähne oder nur in den seitlichen Abteilungen mit stumpfen. 
Kinnzähne abgerundet. 

a Clypeofrons in der Mitte abgestumpft und ohne Zähne 
(Abb. 11) an den Seiten mit drei stumpfen, von welchen der 
innerste abgestutzt, die beiden äußeren abgerundet sind. Hinter- 
rand des Clypeofrons an den Seiten ausgebuchtet. 5. similis F. 

ß Clypeofrons sowohl in der Mitte alsin den Seiten ohne Zähne, 
vielmehr überall abgestumpft. Hinterrand des Clypeofrons an 
den Seiten gerade verlaufend. Mandibeln dreimal so lang wie am 
Grunde breit. 6. ophthalmieus Scop. (= cyaneus Payk.) 


6. Heft 


30 Dr. K. W. Verhoeff: 


Nach andern Merkmalen ergibt sich für die Arten N. 1—5 
folgende Übersicht .®) 

a) Die Gliedmaßen des Kopfes sind auffallend lang und schmal 
gebaut: 2. Antennenglied dreimal so lang wie das1. Das 3. Glied 
etwa achtmal so lang wie breit, der Riechzapfen fast so lang wie 
das 3. Glied neben ihm breit. Mandibeln 5—6mal länger als am 
Grunde breit, 2. Glied der Maxillopodentaster viermal so lang 
wie breit. Die Gabelborsten innen an den Vorderschienen sind 
fast über die ganze Innenfläche verbreitet, also fast bis zum 
Grunde verteilt. Am Abdomen sind viele der kleinen und mittel- 
langen Borsten am Ende kurz gegabelt oder fein zerschlitzt. 

1. globuliger Fourcr. 

b) Die Gliedmaßen des Kopfes sind weniger gestreckt, also 
gedrungener gebaut, die Gabelborsten sind auf die Endhälfte der 
Innenfläche der Vorderschienen beschränkt oder es gehen doch 
nur bei similis einzelne über die Mitte hinaus. 


a 2. Antennenglied etwa 214,mal so lang wie das 1. Das 3. 
reichlich dreimal so lang wie breit, der Riechzapfen kaum halb 
so lang wie das Glied neben ihm breit, Mandibeln fast viermal 
länger als am Grunde breit, 2. Glied der Maxillopodentaster drei- 
mal so lang wie breit. Am Abdomen sind die meisten Borsten, 
auch die mittellangen am Ende einfach zugespitzt, nur ein Teil 
der kurzen am Ende gespalten. 2. olens Müll. 


ß 2. Antennenglied doppelt so lang wie das 1. Das 3. etwa 
viermal so Jang wie breit, der Riechzapfen nur halb so lang wie 
das 3. Glied breit, Mandibeln etwa dreimal so lang wie am Grunde 
breit, 2. Glied der Maxillopodentaster doppelt so lang wie breit. 
Am Abdomen sind zahlreiche kurze und mittellange Borsten am 
Ende abgestumpft und zugleich nur andeutungsweise einge- 
schnitten. 3. fulvipennis Er. 


y 2. Antennenglied doppelt so lang wie das 1. Das 3. Glied 
5—6mal so lang wie breit, der Riechzapfen halb so lang wie das 
3. Glied breit, Mandibeln 21/,—2?/,mal so lang wie am Grunde 
breit, also besonders gedrungen gebaut, 2. Glied der Maxillopoden- 
taster dreimal so lang wie breit. Am Abdomen ist ein Teil der 
kurzen und mittleren Borsten am Ende gegabelt oder mehrspitzig. 

4. similis F. 

ö Im Übrigen wie olens, aber die Mandibeln etwa 314mal so 
lang wie am Grunde breit. Am Abdomen sind fast alle Borsten, 
lange, mittlere und kurze am Ende einfach zugespitzt. 

5. (macrocephalus) alpestris Er. 


6%) Die Behauptung Ganglbauers, (auf S. 421 a.a. O.) im An- 
schluß an die nach Schiödte gegebene Beschreibung der olens-Larve, 
daß ‚die übrigen bekannten Staphylinus-Larven sich von der des 
olens nur unwesentlich unterscheiden‘, mag nach den bisherigen Be- 
schreibungen und Untersuchungen derselben gerechtfertigt sein, daß sie 
aber nach den Larven selbst unzutreffend ist, beweist die obige Übersicht. 


PET 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 31 


9. Zur Biologie der Staphylinus-Larven. 

a) Staphylinus similis F. Das vorletzte und letzte Larven- 
stadium sind so verschieden gefärbt, daß man sie für verschiedene 
Arten halten würde, wenn ich nicht wiederholt durch die Zucht 
erwiesen hätte, daß sich die einein die andere verwandelt. Larven 
des vorletzten Stadiums besitzen nämlich einen gelbbraunen 
in der Mitte quer herüber verdunkelten Kopf, während den Larven 
des letzten Stadiums ein ganz schwarzer Kopf zukommt. 

Es ging z. B. eine am 11. V. gefundene Larve des vorletzten 
Stadiums durch Häutung am 22. V. in das letzte Stadium über, 
während dieses sich am 8. VII. in die Puppe verwandelte. Eine 
andere vorletzte Larve am 20. V. gesammelt ging am 31. V. durch 
Häutung ins letzte Stadium über. Der Thorax ist übrigens in 
beiden Stadien übereinstimmend dunkel. 

Eine am 13. VI. mitgebrachte letzte Larve befand sich am 
27. VI. im Pränymphalzustand, verwandelte sich am 2. VII. 
zur Puppe, der am 20. VII. die Imago entschlüpfte. Nachm. 
2 Uhr war die Puppe ganz schwarz, nur das Metanotum und ein 
Stück des 1. Abdominaltergit noch gelbbraun, sodaß man unter 
diesen Teilen die Pulsation der sich zum Schlüpfen vorbereitenden 
Imago erkannte. Das Bevorstehen des Schlüpfens macht sich 
auch dadurch bemerklich, daß hier und da in völlig unregelmäßiger 
Weise grauweiße Fleckchen auftreten. Dieselben entstehen 
dadurch, daß sich zwischen Exuvie und Imago allmählich Luft 
eindrängt. 

Als die Imago um 5 Uhr schlüpfte, war sie ganz schwarz, 
nur die Elytren weiß, die kurzen Flügel vorgestreckt. An der 
Exuvie werden Kopf nebst Antennen und Mundteilen und die 
Vorderbeine als eın zusammenhängender Deckel abgesprengt. 
In diesem Falle war zugleich der Wert derharthäutigen Puppe 
als eines Schutzmittels daran zu erkennen, daß sich die Imago 
normal entwickelte, obwohl ich an der Puppe 

1. drei sich lebhaft bewegende Milben abfing, 

2. an einigen Stellen auch ein leichter Schimmelansatz zu 
erkennen war und 

3. unterder Puppe eine junge Diacanthus latus-Larve offensicht- 
lich vergebens sich abmühte die Puppe zu verletzen. Diese junge 
Elateriden-Larve war zufällig durch einen Zuchtbehälterwechsel 
mit der similis-Puppe zusammengekommen. Daß sie aber längere 
Zeit unter ihr gesessen hat, geht daraus hervor, daß sie sich in 
einem Uhrschälchen unter ihr befand, obwohl sie nicht imstande 
ist, den Rand eines solchen zu erklettern. Die Puppe lag anfangs 
auf Lehm und beim Überführen in das Uhrschälchen ist die Dia- 
canthus latus-Larve anfangs unbemerkt von mir mit in dasselbe 
übertragen worden. 

Ernährung und Putztätigkeit: Die sömtlis-Larven nahmen 
Regenwürmer niemals sofort an, sondern offenbar widerwillig 
nach längerem Zögern und manchmal überhaupt nicht. Dagegen 

6. Heft 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 32 


ergriffen sie verschiedene weiche Insekten, z.-B.. Ameisenlarven 
und zerdrückte Fliegentönnchen sofort und nahmen sie sogar 
aus der Pinzette, mit welcher ich ihnen sie hinreichte. Sie sogen 
an denselben so eifrig, daß sie selbst durch den Wechsel von Hell 
und Dunkel, gegen den sie sonst empfindlich sind, nicht verjagt 
wurden. Als faeces geben die similis-Larven Gruppen von dunklen 
Klümpchen ab, welche in einem Tropfen wässeriger Flüssigkeit 
schwimmen. Die Putztätigkeit läßt sich vortrefflich beobachten, 
wenn man die Larve etwa durch ein ihr gleich großes und ihr 
aufgedrängtes Beutetier, z. B. eine haarige Raupe beunruhigt. 
Die similis-Larve ergreift dieselbe nicht, trotz ihrer großen Man- 
dibeln, sie wirft sich vielmehr auf den Rücken, spreizt die Man- 
dibeln, vollführt aber keine .Bisse. 

Im Vergleich mit vielen Carabiden-Larven sind die Siaphy- 
linus-Larven überhaupt als zaghaft und wenig aggressiv zu be- 
zeichnen. Die Berührung mit dem unerwünschten Beutetier regt 
aber die Putztätigkeit an und bezeugt damit eine im Vergleich 
mit vielen Carabiden-Larven viel größere Empfindlichkeit gegen 
Verunreinigungen. Beim Putzen wird der Kopf häufig recht- 
winklig zum Thorax gekrümmt. Die den ganzen Kopf putzen- 
den Beine drücken denselben trotz seiner Größe oft stark auf die 
Seite. Die Oberfläche des Kopfes putzen die Mittelbeine und 
zwar jedesmal eines derselben, sodaß das Tier alsdann auf drei 
Beinen steht. Die Beine putzen sich aber auch gegenseitig durch 
Reiben aneinander. Die Hauptrolle bleibt jedoch, trotz der 
Beteiligung aller Beinpaare, den Vorderschienen vorbehalten, 
sie sind vor allen Dingen die Putzorgane für die Mundteile und 
Antennen. Indem sie mit ihren Innenflächen wie zwei Bürsten 
gegeneinander arbeiten, werden die Gliedmaßen zwischen ihnen 
durchgezogen. Die Stacheln an allen Beinen dienen zur 
gröberen Reinigung, während die feinere Säuberung der 
einzelnenOrganedesKopfesdurchdieim vorigen beschrie- 
benen, aus Stiftborsten bestehenden, spezifischen Putz- 
apparate vollzogen wird. Da sich nun wieder leicht Fremd- 
körper zwischen den Stacheln und Haaren der Vorderbeine fest- 
setzen, so werden diese wieder zwischen den Mundwerkzeugen 
gereinigt. 

b) Staphylinus ophthalmieus Scop. (=cyaneus Payk.) Im 
Archiv f. Nat. 1896, Bd. I, H. 3 habe ich in meinem IV. Myriapoden- 
Aufsatz ‚Über Diplopoden Tirols, der Ostalpen und anderer 
Gegenden Europas, nebst vergleichend-morphologischen und bio- 
logischen Mitteilungen‘ auf S. 218 über diesen Kurzflügler Fol- 
gendes im Anschluß an Pachyiulus unicolor Koch geschrieben: 

„Als Feinde dieses Juliden beobachtete ich Forficula auri- 
cularia und Ocypus-Larven, indem sie sich bei toten wnicolor-In- 
dividuen aufhielten, letztere auch bei toten Leptoinlus riparius. 
Ich bezweifle aber, daß Forficula lebende Pachyiulus tötet, für 
Ocypus bezweifle ich es nicht wegen folgender Beobachtungen: 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 33 


Am 3. V. sammelte ich bei Arco unter einem Steine eine Ocypus- 
Larve bei totem Pachyiulus. Ich setzte ihr nun einen lebenden vor 
und derselbe wurde alsbald überwältigt. Es geschieht das in der 
Weise, daß die Ocypus-Larve den Pachyiulus in einzelne Segmente 
zerschneidet und jedes derselben aussaugt. Schließlich findet man 
nur noch ein Häuflein rein abgesuchter Einzelringe. Daheim in 
Bonn setzte ich dieser Ocypus-Larve aus Mangel an Pachyiulus 
den Tachypodoiulus albipes lebend vor und auch dieser wurde am 
22. V. getötet und ausgesogen. 26. V. grub sich die Larve in die 
Erde ein, in welcher ich am 15. VI. die gelbliche Puppe fand. Am 
21. VI. entwickelte sich als Imago Staphylinus (Ocypus) ophthal- 
micus. Es ist überraschend, daß diese Ocypus gegen das reichliche 
Giftsekret der Juliden, insbesondere einer so großen Form wie 
Pachyiulus unicolor immun sind.‘ 

Heute erscheint mir das Verhalten der odhthalmicus-Larven um 
so bemerkenswerter, als es von dem zaghafteren Wesen der eben 
besprochenen similis-Larven erheblich absticht, obwohl bekanntlich 
beide Arten durchschnittlich dieselbeGröße aufweisen. Der Gegen- 
satzim Naturell dieser beiden Staphylinus-Larven wiederholt sich 
übrigens bei den Imagines, d. h. auch unter diesen zeichnet sich 
ophthalmicus durch lebhafteres und aggressiveres Wesen vor dem 
mehr scheuen und furchtsamen similis aus. 

c) Staphylinus fulvipennis Er. Diese durch ihren im Vergleich 
mit den anderen Arten schmäleren Kopf ausgezeichnete Larve 
erinnert habituell an die Larven der größeren Philonthus-Arten. 

Eine am 5. V. in einer Kiesgrube gesammelte Larve ist be- 
merkenswert durch zwei auffallend schnell aufeinander fol- 
gende Häutungen, nämlich am 10. V. und nochmals am 20. V., 
obwohl sie anfangs schon halbwüchsig war. 2. VI. Pränymphal- 
zustand. 4. VI. Puppe. Auch hier vollzog sich die Ausfärbung 
innerhalb der Puppe, welche anfänglich chitingelb, schließlich voll- 
kommen schwarz wurde. Die am 30. VI. geschlüpfte Imago war 
vollständig ausgefärbt. Sie verließ die Puppenexuvie durch Ab- 
sprengen des Kopfes und Abstoßen der Hüllen der 1. und 2. Beine. 

Mit Rücksicht auf die Größe der Larve am 5. V. und die schnelle 
Folge dreier Entwicklungsstadien kann mit mindestens fünf 
Larvenstufen gerechnet werden. 

d) Staphylinus alpestris Er. Am 7. Oktober fand ich am Ecken- 
berg bei Partenkirchen in 1750 m Höhe, d. h. oberhalb der Baum- 
grenze, unter einem Stein eine Larve, welche bereits im vorigen 
Kapitel in beiden Schlüsseln als (macrocephalus) alpestris-Larve 
behandelt worden ist. Obwohl mir ihre Aufzucht nicht gelang 
wegen der das Abdomen erfüllenden Schmarotzer, so kann es, einer- 
seits wegen des Vorkommens und anderseits wegen der auch für 
die Imagines geltenden nahen Beziehungen zu olens und similıs, 
doch keinem Zweifel unterliegen, daß es sich um die aldestris-Larve 
handelt. — Anfang Januar brachen aus dem Abdomen der im 
geheizten Zimmer gehaltenen Staph. alpestris-Larve 7 Procto- 

Archiv ns areenebichen ; 


> 


67 6. Heft 


34 Dr. K. W. Verhoeff: 


trupiden-Larven hervor, was den Tod des Wirtstieres herbeiführte. 
Es lag halbkreisförmig gekrümmt auf der Seite und am 10. 1. 
verwandelten sich die mit ihrem Hinterende am alpestris-Abdomen 
haftenden Schmarotzerlarven in weiße, nackte Nymphen, also 
ohne Cocon und auch diese saßen dicht neben einander gedrängt 
mit dem Hinterende am alpesiris-Abdomen. Wurden die Nymphen 
durch Bewegung oder Belichtung gereizt, so vollführten sie stets 
langsame wippende, gemeinsame Bewegungen. Die Nymphen nah- 
men allmählich eine vollkommen schwarze Farbe an und verwan- 
delten sich Ende Januar in Imagines, 48 32. 

Herr Prof. OÖ. Schmiedeknecht, dem ich für die Bestimmung 
dieser Proctotrupiden als Serphus (Phaenoserphus) viator Hal. 
meinen besten Dank ausspreche, teilte mir zugleich mit, daß diese 
Art bisher aus den Larven von Nebria brevicollis und Calosoma 
anquisitor erzogen worden sei. Er schrieb mit ferner, ‘daß der 
etwas zweifelhafte Proctotrupes aier Nees wahrscheinlich auch bei 
Creophilus maxillosus L. lebt“. Im übrigen sei auch ihm kein son- 
stiger Entomophage aus Staphyliniden-Larven bekannt. 


10. Über Segmentaldrüsen bei Staphylinus (Ocypus) 

Unter dem Titel ‚Die Segmentaldrüsen von Ocypus‘“ hat 
I. Georgewitsch 1898 in N. 556 des zoolog. Anzeigers, S. 257 
—261 einige Mitteilungen über 1. Ssegmentaldrüsen und 2. sog. 
Glandulae globiformes nebst 4 Abbildungen veröffentlicht. Er sagt 
„zur Untersuchung habe ich sowohl junge Larven wie ältere schon 
ziemlich fertig ausgebildete Embryonen verwendet“, doch macht 
er keinerlei Mitteilung darüber, ob die Segmentaldrüsen auch bei 
älteren Larven vorkommen, während er ausdrücklich erklärt, daß 
es sich „bei den Glandulae globiformes um ausschließlich embryo- 
nale Gebilde handelt‘. Seine Abb. 1 zeigt eine ‚„‚junge Larve von 
Ocypus olens‘‘ mit Rücksicht auf die Verteilung der Segmental- 
drüsen, deren er außer den ‚‚zur Seite des Oesophagus“ gelegenen 
Speicheldrüsen, auf welche wir im 14. Kapitel: zurückkommen 
werden, 13 Paare angibt, nämlich drei thorakale und zehn ab- 
dominale. Er sagt: ‚‚Bei der jungen, ungefähr 1 cm langen Larve 
von Ocypus tritt die regelmäßige Anordnung dieser Drüsen sehr 
deutlich hervor.‘ 

„Das röhrenförmig gestaltete 10. Abdominalsegment enthält 
keine Drüsen mehr, statt dessen befinden sich aber im 9, Segment 
ım Gegensatz zu allen andern Körpersegmenten zwei Drüsen- 
paare.?) Da das hintere dieser beiden Paare ganz am Hinterrande des 
9 Segmentes liegt, dort wo die zweigliedrigen Hinterleibsfortsätze 
(gemeint sind die Pseudocerci) der Larve entspringen und da die 
Ausführungsgänge nicht mehr im Bereich des 9. Segmentes selbst 
ausmünden, sondern an der Basis der Fortsätze, so läßt sich daraus 
schließen, daß auch das 10. Segment diese Drüsen ursprünglich 
gehabthat unddaß sie erst später nach dem 9. Segment gelangt sind.‘ 


?) Man vergl. auch Ozytelus und Coprophilus ! 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 35 


Georgewitsch zeichnet die einzelnen Segmentaldrüsen un- 
regelmäßig sternartig verzweigt, die prothorakale Drüse als die 
stärkste, während die übrigen nach hinten an Größe allmählich 
abnehmen. ‚Die Drüsen selbst befinden sich innerhalb des Fett- 
körpergewebes in den dorsalen und lateralen Teilen der Segmente.‘ 

Leider hat Georgewitsch keine Auskunft darüber gegeben, 
_ wie er zu der Bestimmung seiner Larven als solche des Staphylinus 
olens gelangt ist und wenn auch seine Fig. 1, entschieden für eine 
echte Staphyliniden-Larve spricht, so ist doch hinsichtlich der 
Gattung (geschweige denn Art) aus seinen Mitteilungen durchaus 
nichts zu entnehmen, auch muß man davon absehen, daß am Kopfe 
zwei Paar Gliedmaßen gezeichnet sind, wie sie überhaupt bei keiner 
Käferlarve vorkommen. Immerhin macht sowohl der Habitus seiner 
Larve in Fig. 1 als auch die Größe der Primärlarven es höchst 
wahrscheinlich, daß ihm wirklich junge Staphylinus-Larven vor- 
lagen. Bisher hatte ich selbst leider noch keine Gelegenheit Sia- 
Dhylinus-Primärlarven zu untersuchen. Da aber über Vorkommen 
von Segmentaldrüsen an älteren Siaphylinus-Larven m. W. bisher 
noch keine Mitteilungen gemacht sind, so dürfte das Folgende nicht 
überflüssig sein: 

An meinen den verschiedenen im vorigen Kapitel besproche- 
nen Arten angehörigen älteren Siaphylinus-Larven konnte ich die 
Poren der Segmentaldrüsen in ganz regelmäßiger Anord- 
nung stets, wenn auch in verschiedener Deutlichkeit nachweisen. 
Sie besitzen ungefähr die Größe von Gelenkgrübchen der kleinen 
bis mittleren Tastborsten, unterscheiden sich aber von diesen 
nicht nur durch ihre Anordnung, sondern auch durch den noch 
feineren Kanal und einen wenigstens bei manchen Individuen auf- 
fallend dunkeln Ring. Schon diese außerordentliche Feinheit der 
Poren zeigt, daß die Segmentaldrüsen während des Larven- 
lebens verkümmern und bei den älteren Larven wahrscheinlich 
überhaupt keine physiologische Bedeutung mehr besitzen. 

Die Poren der reduzierten Segmentaldrüsen finden sich vorn 
in den Seitenteilen der Tergite und zwar am Meso-Metanotum 
und 1. Abdominaltergit, welche allein ein Protergit besitzen in 
den Seiten dieses, mehr als an den folgenden Segmenten nach 
innen gerückt, daher dem Vorderrand näher als dem Seitenrand. 
Am 2.—9. Abdominaltergit liegen die Poren in den seitlichen 
Vorderlappen, vom Vorder- und Seitenrand ungefähr gleich weit 
entfernt, am 1.—8. Segment schräg nach innen und vorn vor den 
Stigmen. 

Es finden sich ferner zwei feine Poren oben am Grunde der 
Pseudocerci, dicht am Hinterrande des 9. Tergit oder etwas 
unter ihm. ; 

Nach Georgewitsch sind die Drüsenmündungen der Pri- 
märlarven schwer sichtbar, ‚weil sie von dem vorspringenden 
Rande des Rückenschildes bedeckt werden.‘ Es ist jedoch un- 
klar, ob mit diesem bedeckenden Rande der Seitenrand des zu- 


3% 6. Heft 


36 Dr. K. W. Verhoeff: 


gehörigen oder Hinterrand des vorhergehenden Tergites gemeint 
ist, zumal aus seiner Fig. 1 über die Lage der Drüsenporen nichts 
Sicheres zu entnehmen ist. Bei den älteren Larven werden wenig- 
stens an Meso-Metanotum und 1. Abdominaltergit die Drüsenporen 
vom Hinterrand des vorhergehenden Tergites mindestens bei nor- 
maler Haltung verdeckt. Hinsichtlich der segmentalen Anordnung 
stimme ich also mit Georgewitsch überein, jedoch mit der Ein- 
schränkung, daß ich am Prothorax keine Drüsenporen beobachtet 
habe. 


11. Sehlüssel für die Larven einiger Philonthus-Arten. 

Von den sieben im Folgenden unterschiedenen Larven-Arten 
habe ich fünf durch Aufzucht sichergestellt, die beiden andern 
wurden nicht gezüchtet, aber durch genauen mikroskopischen 
Vergleich wenigstens als Angehörige anderer Arten ebenfalls sicher- 
gestellt und vorläufig mit Buchstaben bezeichnet. Sie waren schon 
deshalb wertvoll, weil sie dem Urteil über die diagnostisch bedeut- 
samen Charakteren eine erweiterte Unterlage boten. 


Obwohl bisher schon eine ganze Reihe von Larven-Arten be- 
schrieben worden ist, können dieselben hier doch nicht verwendet 
werden, weil die einzelnen Autoren entweder die Unterscheidungs- 
merkmale nicht genügend erkannt haben, oder überhaupt die 
Untersuchung der Larven nicht genau genug war, jedenfalls nicht 
ausgiebig vergleichend. Selbst hinsichtlich der besten bisherigen 
Beschreibung, nämlich der Larve des Ph. nitidus F., welche wir 
Schiödte verdanken und die von Ganglbauer in seine’ Staphy- 
linoidea der Käfer von Mitteleuropa 1895, S. 439 aufgenommen 
wurde, kann ich im Zusammenhang mit meinem folgenden Schlüssel 
nur soviel sagen, daß nach derselben nitıdus am nächsten mit 
decorus und splendens verwandt ist, aber zuverlässige Unterschiede 
von ihnen lassen sich nach der Beschreibung nicht geben. Übrigens 
soll das zweite Glied der Pseudocerei der nitidus-Larve ‚um ein 
Drittel kürzer als das erste‘‘ sein, während es nach der Abb. 6 
auf Taf. IX Schiödtes mindestens ebenso lang ist. Wenn Gangl- 
bauerhervorhebt: ‚Nach Mulsant und Rey differieren die von 
ihnen beschriebenen Philonthus-Larven von einander hauptsäch- 
lich durch die Länge der Cerci, deren erstes Glied bei einigen kürzer, 
bei anderen länger ist als das Analsegment,‘‘ so wird das zwar (wenn 
man das Wort ‚hauptsächlich‘ streicht) durch meine Beobach- 
tungen bestätigt, aber es beweist zugleich, daß die bisherigen 
Autoren die wichtigsten Organ-Differenzen nicht erkannt haben. 

A. Clypeofrons mit 2+3-+2 Zähnen, Tarsungula der Beine mit 
drei Borsten, Vorderschienen ohne Putzapparat. 

a) es ist jederseits ein Ocellus vorhanden. (2?) Pseudocerci 
ungefähr so lang wie das 10. Abdominalsegment, das Grundglied 
also viel kürzer als dieses. Die Borsten des Abdomens, einschließ- 
lich der kurzen laufen einfach aus, nur am Grundglied der Pseudo- 
cerci finden sich einige kurze, welche am Ende gegabelt sind. Vor- 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 37 


letztes Glied der Maxillopodentaster fast doppelt so lang wie 
dasletzte. 2. Antennenglied 1?/, mal länger als das1. Paramediane 
Zähne des Clypeofrons besonders breit abgerundet 1. sp. a. 

b) Ocellen fehlen vollständig. Pseudocerci wie vorher. Ein 
Teil der kürzeren Borsten des Abdomens ist am Ende zerfasert. 
Vorletztes Glied der Maxillopodentaster kaum 1?/,mal länger als 
das letzte. 2. Antennenglied nur wenig länger als das 1. Para- 
mediane Zähne des Clypeofrons spitz. 2. splendidulus Grav, 

B. Clypeofrons mit 3+3 +3 Zähnen®), Putzapparat vorhanden 
oder fehlend. Pseudocerei weit über das 10. Abdominalsegment 
hinausragend. 

a) Ocellen fehlen. Tarsungula aller Beine mit zwei Borsten. 
Vorderschienen ohne Putzapparat. Das Grundglied der Pseudo- 
cerci reicht knapp über das 10. Abdominalsegment hinaus. Am 
Abdomen (Abb. 9) sind zahlreiche Kurze und auch ein Teil der 
mittellangen Borsten am Ende in Fasern zerschlitzt. Paramediane 
Clypeofrons-Zähne spitz, von den drei seitlichen der 1. und 9. 
Zahn spitz, der mittlere abgerundet. Vorletztes Glied der Maxillo- 
podentaster mehrals doppelt solang wie dasletzte. 2. Antennen- 
glied 14,mal so lang als das 1. 3. aeneus Rossi 

b) Jederseits mit vier Ocellen. Tarsungula aller Beine mit 
drei Borsten . . .c,d, i 

c) Vorderschienen mit Putzapparat, vorletztes Glied der 
Maxillopodentaster dreimal so lang wie das letzte. Die kurzen 
und zerstreuten Borsten oben auf dem 10. Abdominalsegment 
laufen alle einfach und spitz aus 


x Am Grundglied der Pseudocerci sind ebenfalls alle Borsten 
einfach zugespitzt. Am Mentum ist der hintere Stiel fast so 
lang wie das dreieckige Vorderstück, der Stiel ist erst kurz vor 
den hinteren Borsten verbreitert. Von den kürzeren und mitt- 
leren abdominalen Borsten ist ein Teil am Ende abgestumpft 
oder zerfasert, die längeren sind alle einfach. Die Stiftborsten 
des tibialen Putzapparates bilden zwei hinter einander stehende 
Häufchen, (umgeben von einigen Stachelborsten) welche dicht 
aneinander gerückt sind und aus dicht zusammengedrängten Stift- 
borsten bestehen. Grundglied der Pseudocerci etwas bis erheblich 
länger als das 10. Abdominalsegment. 2. Antennenglied mehr 
als doppelt so lang wie das 1. 4. decorus Grav. 

xx Am Grundglied der Pseudocerci ist ungefähr die Hälfte 
der kürzeren Borsten am Ende gegabelt oder etwas zerschlitzt. 
Am Mentum ist der Stiel viel gedrungener, schon von der Mitte 
an stark dreieckig verbreitert. Von den kürzeren und mittleren 
abdominalen Borsten ist die Mehrzahl am Ende in 2—4 Spitzchen 
zerfasert und zugleich gegen das Ende deutlich verschmälert. 


®) Bei den drei hierhin gehörigen Arten ist stets der mittlere der 
drei seitlichen Zähnen der kleinste und immer abgerundet, während der 
l. und 3. mehr oder weniger zugespitzt sind. 


6. Heft 


38 DIi.’E. We Verhoeff: 

Die Stiftborsten des tibialen Putzapparates sind mehr zerstreut 
angeordnet und nur zur Hälfte hier und da zusammengerückt. 
Grundglied der Pseudocerci ebenso lang oder deutlich kürzer als 
das 10. Abdominalsegment. 2. Antennenglied gut doppelt so lang 
wie das 1. 5. nitidus F. 

d) Vorderschienen ohne Putzapparat, vorletztes Glied der 
Maxillopodentaster nur zweimal so lang wie das letzte. Die kurzen 
und zerstreuten Borsten oben auf dem 10. Abdominalsegment sind 
alle am Ende deutlich zerschlitzt, ebenso die Hälfte der Borsten 
des Grundgliedes der Pseudocerci. Letzteres ist erheblich kürzer 
als das 10. Abdominalsegment. 2. Antennenglied reichlich doppelt 
so lang wie das 1. 6. sp. b. 

(Als 7. Art vergl. man unten Ph. splendens F.) 

. Anmerkung: Die Zähne des Clypeofrons können bei den 
Philonthus-Larven und denen anderer Staphyliniden, wenn sie 
normalerweise zugespitzt sind, eine Abstumpfung durch Ab- 
nutzung erfahren, teils bei der Nahrungsaufnahme, teils beim 
Graben im Boden. Bewiesen wird diese Abnutzung dadurch, daß 
die Zähne des Clypeofrons an abgelegten Exuvien stumpfer sind 
als bei andern Larven, welche eine Häutung erst seit kürzerer 
Zeit überstanden haben. Abgestumpfte Zähne können also nicht 
als ein diagnostisches Merkmal verwendet werden. Nur bei dem 
Gegensatze von sp. a und splendidulus, wo die Gestalt dieser Zähne 
in dieser Hinsicht besonders verschieden ist, habe ich sie er- 
wähnt. 

Die Larve des mitidus F. steht zweifellos derjenigen des splen- 
dens F. sehr nahe. Da ich jedoch von letzterer Art nur eine un- 
vollständige Exuvie besitze, kann ich über einige im vorigen Schlüs- 
sel benutzte Charaktere keine Auskunft geben und muß mich mit 
der Feststellung begnügen, daß die splendens-Larve in der Gestalt 
des Clypeofrons und dem Besitz von vier Ocellen mit derjenigen 
des nitidus übereinstimmt. 

Im übrigen kann ich für diese beiden Larvenarten vor- 
läufig folgende Unterschiede angeben: 


Philonthus splendens F. 

Der Stiel des Mentum ist ge- 
drungen, schon von der Mitte 
an dreieckig verbreitert, er be- 
sitzt zugleich in der Vorder- 
hälfte deutliche Zellstruktur. 
(Abb. 19). 

2. Glied der Maxilliopoden- 
taster allmählich verdickt, reich- 
lich doppelt so lang wie breit. 

Pronotum der Puppe jeder- 
geits mit zwölf Isolatoren. 


Philonthus nitidus F. 

Der Stiel des Mentum ist 
schlanker, erst kurz vor den 
hinteren Macrochäten verbrei- 
tert und ganz ohne Zellstruktur 
(Abb. 20). 


2.Glied der Maxillopoden- 

taster keulig, reichlich 1 1, mal 
länger als breit. 

Pronotum der Puppe mit 
8—9 Isolatoren. 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 39 


.12. Zur Lebensgeschichte der Philonthus. 

a) Philonthus nitidus F. Am 7. Oktober traf ich auf einer 
Viehtrift bei Partenkirchen erwachsene Larven dieser Art in von 
Aphodius-Larven besetztem Rinderdung. Mehrere Aphodius-Lar- 
ven, welche ich den Philonthus-Larven in einer Kapsel beigab, 
wurden von ihnen zerbissen und ausgesogen. Eine der Philonthus- 
Larven setzte ich isoliert in eine kleine Blechkapsel mit Lehm, 
den ich absichtlich möglichst fest zusammengepreßt hatte, um 
ein Verkriechen zu verhindern. Hier aber bewies mir die Larve 
aufs Schlagendste ihr Grabvermögen. Als ich nämlich am 20. X. 
kontrollierte, war die Larve verschwunden und ein Häufchen los- 
gelösten Lehmes zeigte mir an, daß es ihr dennoch gelungen war 
in den festen Lehm einzudringen. Als ich den lockeren Lehm 
entfernt hatte, war es mir aber nicht möglich die Stelle, an welcher 
die Larve in den Lehm eingedrungen war, festzustellen, ein Zeichen, 
daß sie den von ihr angelegten Gang von innen her wieder fest 
verstopft hatte. Erst als ich den Lehm in kleinen Schollen vor- 
sichtig aufgebrochen hatte, fand sich die Larve in einem von ihr 
gewühlten Kämmerchen. 

Den Lehm preßte ich jetzt abermals und noch stärker als 
zuvor zusammen. Trotzdem fand ich die Larve am andern Tage 
abermals eingegraben und ein hohes Häuflein von Krümchen lag 
neben dem noch offenen Gange, welcher dann abends durch die 
ausgeworfenen Krümchen ganz verdeckt wurde. Nach deren er- 
neuter Entfernung ließ sich nunmehr inmitten des sehr festen 
Lehmes genau die Gangmündung erkennen, welche von innen 
her mit Krümchen wieder verstopft worden war. 

Um die Entwicklung nicht zu gefährden, ließ ich die Larve wäh- 
rend des November und Dezember ungestörtin ihrem Kämmerchen. 

Am 10. I. fand sich in demselben die anscheinend noch recht 
junge fuchsgelbe Puppe. Am 18. I. zeigten die inzwischen schwarz 
gefärbten Augen bereits die schnell fortschreitende Entwickelung 
an. (Aufenthalt in einem tagsüber geheizten Zimmer.) Am 26. I. 
war die Puppe vollkommen geschwärzt, am 27. I. entwickelte sich 
die Imago als ein im übrigen vollkommen schwarzes Tier, dessen 
Elytren jedoch hellgelb erschienen mit einem Stich ins Orangene. 
Die schön bläulich irisierenden Flügel_waren bis zur Mitte des 8. 
Abdominaltergit herausgestreckt. Am 28. I. waren die Flügel 
schon vollkommen unter den nun rötlichgelb gewordenen Elytren 
geborgen. 

Die Puppe des Philonthus nitidus (Abb. 18) ist derje- 
nigen des decorus Grav. (Abb. 17) höchst ähnlich und unterscheidet 
sich von ihr durch Folgendes: 

1. ist der Hinterkopf von oben her ein wenig sichtbar, 

2. bildet die Grenzlinie zwischen Metanotum und 1. Abdomi- 
nalsegment jederseits eine zweimalige, deutlich stumpf- 
winkelige, treppige Einknickung, 

. stehen vorn am Pronotum jederseits nur 8—9 Isolatoren. 
- 6. Heft 


IV») 


40 Dr. K. W. Verhoeff: 


Im übrigen gebe ich in Ergänzung meiner Mitteilungen im 
III. Aufsatz der Staphylinoidea (Zeitschrift f. wiss. Insektenbio- 
logie 1919, S. 42—47 und 167—171) nachfolgende Charakteristik 
der nitidus-Puppe: 

Die Stigmenkegel am 1. Abdominalsegment sind nicht nur 
größer, sondern auch viel dunkler als die des 2.—4. Segmentes. 
Die Hüllen der I. Tibien besitzen nur schwache Knötchen, auf 
denen der II. Tibien stehen drei Längsreihen von Spitzknötchen 
(die mittlere Reihe besteht aus vier Dörnchen), auf denen der III. 
Tibien zwei Längsreihen, die vordere aus vier Dörnchen bestehend, 
deren endwärtiges am Tibiaende deutlich gekrümmt ist und stär- 
ker als alle andern. Hüllen der III. Tarsen etwas längskantig, 
an der Kante einige Knötchen, deren größere im Profil als drei- 
eckige Dörnchen herausragen. Die Hüllen der Maxillopoden 
(mx Abb. 18) schieben sich als zitzenförmige, nach hinten ziem- 
lich spitz auslaufende Wülste zwischen den Decken der I. Tarsen 
soweit nach hinten über diese hinaus, daß ihre Hinterenden un- 
gefähr die Mitte einnehmen zwischen den Hinterenden der I. und 
II. Tarsen. Diese Maxillopodenhüllen werden in der Mitte getrennt 
durch zwei andere, viel schmälere (la), welche in derMediane an- 
einander gewachsen, beträchtlich hinter ihnen zurückbleiben, die 
Labiopodenhüllen.. Vorn werden diese beiden Hüllenpaare ver- 
deckt durch die Mandibeln. 

An der lebenden Puppe sieht man im Bereich des 9. (und 10.) 
Abdominalsegmentes, wo sie am stärksten abgeplattet ist, die 
ausgebildeten Muskelbündel und die imaginalen Borstenmassen 
durchscheinen. Pulsationen konnte ich trotzdem nicht erkennen. 

b) Philonthus decorus Grav. In Eichenjungwald, von mor- 
schen Baumstümpfen durchsetzt, sammelte ich in dem an diesen 
angehäuften Genist im Würmgebiet mehrere Larven, welche sich 
in folgender Weise verwandelten: 

a Larve 14. VII. gefunden, 24. VII. Puppe, 1. VIII. Imago 9. 

ß Larve 28. V. gefunden, häutete sich am 1. VI. und ver- 
wandelte sich 26. VI. zur Puppe, 12./13. VII. Imago $. 

y Larve 28. V. gefunden, verzehrte mit Vorliebe Ameisen- 
larven. 25. VI. Puppe, 14. VII. Imago 9. — Die Schwarzfärbung 
erfolgt auch hier schon in der Puppe. 

c) Philonthus splendens F. Eine in 1200m Höhe in Oberbayern 
Anfang Oktober unter tief in Lehm eingebettetem Stein gefun- 
dene Puppe ergab 7. X. Imago. 

d) Philonthus aeneus Rossi. Erwachsene Larven erzog ich 
28. VI. aus einem stark von Musciden-Larven befallenen Cadaver 
von Turdus merula. 

e) Philonthus splendidulus Grav. ist im Würmgebiet unter 
Fichtenborke nicht selten. Eine am 14. IX. gefundene erwachsene 
Larve setzte ich zwischen Krümchen von Fichtenmulm und be- 
obachtete am Glasboden 19. IX. den Pränymphalzustand, 21. IX. die 
Puppe. An dieser beschränkte sich die Schwarzfärbung auf den 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 41 


Kopf. Die am 11. X. erscheinende Imago war zunächst größten- 
teils hellfuchsiggelb, die Elytren weiß und nur der Kopf braun- 
schwarz. Die Flügel wurden am 1. Tage weit über den Abdominal- 
rücken ausgestreckt. Die Ausfärbung geschah viel langsamer als 
bei allen andern bisher von mir beobachteten Staphyliniden: 
14. X. Imago immer noch vorwiegend fuchsgelb, 16. X. Kopf 
schwarz, Elytren braun, der übrige Körper fuchsgelb. Die voll- 
ständige Ausfärbung erforderte noch eine Reihe von Tagen. 


13.%Die Xantholinus-Puppe. 

Bereits 1864 hat Schiödte in seinem Werk ‚De Metamor- 
phosi Eleutheratorum observationes“, Naturhistorisk Tidsskrift 
und zwar in dem ersten Staphyliniden-Puppen behandelnden 
Schlüssel der Xantholinus-Puppe eine isolierte Stellung angewiesen 
durch folgenden Gegensatz: 

I. „Abdomen supra planiusculum, acie laterali acutissima, 
infra convexum. Stili motorii marginem anticum pronoti coronan- 
tes, scapo brevi, tuberculiformi, acuto.‘“ Hierhin stellte er Creo- 
philus, Philonthus und Quedius, es gehört aber wie ich gleich hinzu- 
fügen will, in diese Hauptgruppe auch Staphylinus. 

II. ‚Abdomen cylindricum, acie lateraliı nulla. Stili motorii 
omnino nulli.‘“ Schiödte nennt hier als Vertreter den Xantholinus 
(Nudobius) Zentus, es gilt aber dasselbe auch für die typischen 
Xantholinus und (soweit ich nach einer allerdings unvollständigen 
Puppenexuvie urteilen kann) für Othius. 

Die charakteristischen Eigentümlichkeiten der Xantholinus- 
Puppe sind aber mit dieser Gegenüberstellung nur teilweise zum Aus- 
druck gebracht worden, weshalb ich sie hier genauer hervorheben will: 


1. besitzt die Puppe die Fähigkeit der Bewegung, d. h. 
die Abdominalsegmente vollführen langsame Drehungen, 
während alle Staphyliniden-Puppen' mit geschärften 
abdominalen Seitenrändern völlig bewegungslos sind. 

2. zeigen die III. Tarsen, in Anpassung an diese Bewegungs- 
fähigkeit, ein abweichendes Verhalten, indem sie sowohl von- 
einander als auch von den Abdominalsterniten weit ab- 
stehen, also frei herausragen. 

3. sind die Ränder des Abdomens völlig zugerundet, d. h. 
die Sternite und Tergite gehen ohne merkliche Grenze in 
einander über, ebenfalls eine Anpassung an die abdomi- 
nalen Drehungen. 

4. ist der Puppenkörper völlig nackt, indem ihm jegliche 
Isolatoren, abgesehen von den Pseudocerci, völlig fehlen. 

5. ist der Hinterkopf derartig tief in das Pronotum einge- 
senkt, daß der Vorderrand des letzteren um ihn eine fast 
halbkreisförmige Einbuchtung bildet. 

Von diesen fünf Eigentümlichkeiten sind also N. 3 und 4 

ın Schiödtes Gegenüberstellung erwähnt worden. Trotz der Er- 
scheinungen N. 1—3 besitzen aber die Xantholinus-Puppen im 


@ Heft 


42 Dr. K. W. Verhoeff: 


übrigen die charakteristischen Merkmale der Staphyliniden-Puppen, 
wie ichsie im III. Staphylinoidea- Aufsatz besprochen habe. (Zeitschr. 
f. wiss. Ins. Biologie 1918, H. 3/4.) Es möge noch folgendes her- 
vorgehoben werden: Von den erwähnten III. Tarsen abgesehen 
sind alle Gliedmaßen mit dem Rumpf verbacken. Die Gestalt des 
Meso- und Metanotum ist ähnlich der von Philonthus, ersteres 
springt also mit abgerundet-dreieckigen Lappen in letzteres ein. 
Das 1.—4. Abdominalsegment besitzen Stigmahöcker, an welche 
man bei der lebenden Puppe deutlich die luftführenden Tracheen 
heranziehen sieht, während sich am 5.—8. Segment nur Stigma- 
narben finden, welche mit dem Tracheensystem in keinem offenen 
Zusammenhang stehen. (Schiödtes Angabe für Xantholinus: 
„sSpiracula abdominalia praeter primum par minuta, magnitudine 
sensim decrescentia“, ist also unzutreffend, ebenso seine Abb. 2 
auf Tafel XII, soweit sie die Zahl der Stigmen betrifft.) Übri- 
gens ist auch die Abgrenzung eines Skutellum nicht so scharf 
wie er es zeichnete.) Bestätigen kann ich nur die Tatsache, daß 
die Stigmen des 1. Abdominalsegmentes erheblich größer sind als 
die untereinander gleichen des 2.—4. Segmentes. 

Pronotum und Kopf auffallend lang. Gliedmaßenhüllen 
nackt, also ohne Dornen und ohne Höcker, dagegen ragen zwei 
spitze Zähne vom Endrand des Labrum nach hinten heraus. 
Die Endhälfte der Antennen liegt zwischen Pronotum und Knieen 
I+II, zugleich in einer bogigen Ausbuchtung des Pronotum-Seiten- 
randes. Das Ende der Antennen reicht nicht bis zum Hinterrand 
des Pronotum, aber gerade bis in die Richtung der Hinterrandlinie 
der II. Tibien. Im übrigen ist das Lageverhältnis der Gliedmaßen 
und der Flügelhüllen dem von Philonthus ähnlich, die Flügelhüllen 
reichen fast bis zum Ende der III. Tibien. 

Durch die unter N. 1—3 hervorgehobenen Eigenschaften 
erhält die Xantholinus-Puppe ein besonderes phylogenetisches 
Interesse, d. h. diese Puppen erweisen sich, viel entschiedener wie 
die Larven, als die primitivsten unter den Staphyliniden- 
Puppen. Wenn auch von einem Übergang zu den Nymphen nicht 
die Rede sein kann, da die Xantholinus-Puppe eine derbe Hülle 
besitzt und alle Gliedmaßen mit dem Rumpf und untereinander 
fest verbacken sind, so bedeuten die Eigenschaften N. 1—3 doch 
eine gewisse Annäherung an die Eigentümlichkeiten der Nym- 
phen, von welchen wir sie phylogenetisch abzuleiten haben. 


°) U. Saalas (Sahlberg) beschrieb in seinen „Fichtenkäfern 
Finnlands‘“ Helsingfors 1917 die Puppe des Quedius laevigatus 
Gyll. und sagt S. 335: „Nur die Stigmen der 1.—4. Segmente sind groß 
und deutlich, die folgenden verschwinden allmählig“. Dem gegenüber 
betone ich, daß der Gegensatz zwischen dem 1.—4. Stigmenpaare einer- 
seits und dem 5.—8. anderseits, wie ich ihn im III. Aufsatz näher be- 
sprochen habe, für alle mir bekannten Staphyliniden-Puppen gilt. Das 
5.—8. Stigmenpaar ‚verschwinden‘ mithin nicht ‚allmählig‘“, sondern 
mit dem 5. Paare beginnen ganz plötzlich die funktionslosen, 
rudimentären Stigmenpaare! — 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 453 


14. Weshalb verkümmerte dasLabrum der Staphyliniden- 
Larven? (Speicheldrüsen der Staphyliniden-Larven.) 

Im V. Aufsatz, Abschnitt E, wird der Gegensatz zwischen 
Staphyliniden- und Oxyteliden-Larven erneut zur Sprache ge- 
bracht und u. a. hervorgehoben werden, daß der ersteren Familie ein 
Labrum fehlt, während es in der letzteren in typischer Weise als 
bewegliche, die Mandibeln überdeckende Klappe ausgebildet ist. 
Die Frage, weshalb bei den Staphyliniden-Larven die Ober- 
lippe reduziert worden, bei den Oxyteliden-Larven dagegen gut 
ausgebildet geblieben ist, kann nur im Zusammenhang mit der 
gegensätzlichen Nahrungsaufnahme beantwortet werden. 
Die Staphyliniden-Larven nehmen nur flüssige Nahrung zu 
sich, die Oxyteliden-Larven dagegen verschlucken außer der 
flüssigen Nahrung hauptsächlich feste Bestandteile. Bei fast 
allen Staphyliniden-Larven finden wir den Vorderrand des Cly- 
peofrons mit Höckern oder Zähnen mehr oder weniger bewaffnet, 
d.h. mit Vorragungen, welche dazu dienen, das mit den Mandibeln 
gepackte Beutetier besonders zu verankern, wenn es gegen den 
Kopf gedrückt wird. Eine der Stellen, an welchen das Beutetier 
verletzt worden ist, wird dicht an den Mund gepreßt und nun tritt 
als einsaugendes Pumpwerk die starke Pharynxmuskulatur 
in Tätigkeit. Indem aus dem Opfer die Flüssigkeit in den Schlund- 
kopf gesogen wird, vermischt sie sich dort mit dem Speichel 
der anscheinend bei allen Staphyliniden-Larven kräftig ent- 
wickelten pharyngealen, im Kopfe verzweigten Drüsen. Ver- 
mutlich hat der Speichel auch eine verdauende Eigenschaft, 
sodaß er die Verflüssigung der Gewebe solcher Beutetiere er- 
leichtert, welche an und für sich nur wenig Flüssigkeit enthalten. 

Die Speicheldrüsen der Staphyliniden-Larven veran- 
lassen mich auf die Dissertation von E. Candelier ‚Beiträge zur 
Kenntnis der Speicheldrüsen der Coleopteren‘ Bonn 1910 ein- 
zugehen, in welcher es auf Seite 45 in der „Zusammenfassung“ also 
heißt: „Im vorhergehenden haben wir kennen gelernt, daß Speichel- 
drüsen bei den Raubkäfern (Carabidae, Dytiscidae, Silphidae und 
Staphylinidae) vollständig fehlen... . Nach unsern Beobach- 
tungen scheint zwischen der Beschaffenheit der Nahrung und dem 
Verhalten der Speichelorgane ein inniger Zusammenhang zu be- 
stehen. Ihre Rückbildung bei den Raubkäfern haben wir 
auf die Anpassung an eine durchaus aus Fleisch bestehende 
Nahrung zurückzuführen versucht, indem wir darauf hinwiesen, 
= dieselben Verhältnisse bei den Raubwirbeltieren anzutreffen 
sind.“ 

Candelier ist der Aufsatz von I. Georgewitsch ‚Die Seg- 
mentaldrüsen der Ocydus‘“ N. 556 des Zool. Anzeig. 1898 un- 
bekannt geblieben. In diesem hat der Verf. nämlich, außer den 
schon im 10. Kapitel von mir besprochenen Segmentaldrüsen des 
Rumpfes, auch im Kopfe gelegene und durch seine Abb. 1 erläuterte 
„Speicheldrüsen‘‘ nachgewiesen, von welchen er S. 257 schreibt: 


6. Hott 


44 Dr. K. W. Verhoeff: 


„Im Kopf befindet sich das Drüsenpaar zur Seite des Oeso- 
phagus und besteht aus stärker verzweigten Drüsenschläuchen als 
dies in den Rumpfsegmenten der Fall ist. Die Mündungen liegen im 
vorderen Drittel der Seitenfläche des Kopfes.‘ 

Wenn auch Georgewitsch seine Untersuchungen lediglich 
an „jungen Larven und älteren Embryonen‘ angestellt hat, so 
kann ich das Vorkommen dieser verzweigten Speicheldrüsen 
doch auch für erwachsene Larven bestätigen und zwar für 
Staphylinus, Quedius und Aantholinus, also Vertreter aller drei 
Hauptgruppen. Geirtt hat sich Georgewitsch jedoch hin- 
sichtlich der Ausmündungen der Speicheldrüsen, da sich dieselben 
nicht ‚an der Seitenfläche des Kopfes‘ befinden (eine solche 
Lage wäre ja auch für Speicheldrüsen höchst unzweckmäßig!), 
sondern am Schlunde. 

Candelier hat auf S. 17 seiner Dissertation ein Verzeichnis 
der von ihm auf Speicheldrüsen untersuchten Käfer gegeben und 
u.a. fünf Sitaphylinus- und Ocydus-Arten genannt, bei welchen er 
keine Speicheldrüsen nachweisen konnte. Es scheint aber, daß er 
nur die Imagines dieser Staphylinıden untersuchte. Die gute 
Ausbildung der Speicheldrüsen bei allen Staphyliniden-Larven 
macht aber den obigen Satz von Candelier, wonach die Rück- 
bildung derselben auf ‚die Anpassung an eine durchaus aus Fleisch 
bestehende Nahrung zurückzuführen‘ sein soll, entschieden hin- 
fällig. Übrigens hätte er schon durch das Verhalten der Cocci- 
nelliden, von welchen die Mehrzahl im Larvenstande ausschließ- 
lich und im Imaginalstande mindestens überwiegend carnivorer 
Natur ist, an einer solchen Schlußfolgerung gehindert werden sollen, 
zumal er selbst S. 26 hervorhebt, daß die schlauchförmigen Speichel- 
drüsen ‚‚bei Coccinella septempunctata den Verdauungstraktus sicher 
sechsmal an Länge übertreffen.“ 

Nach den bisherigen Beobachtungen gewinnt man allerdings 
den Eindruck, daß die ja ganz überwiegend carnivoren Ade- 
phagen allgemein der Speicheldrüsen entbehren. Noch kürzlich 
hat H. Blunck in seinem Aufsatz ‚Das Leben des Gelbrands, 
Dytiscus‘‘ zoolog. Anzeiger 1916, S. 281, hervorgehoben: „Speichel- 
drüsen besitzt der Gelbrand nicht. Die Vorverdauung übernimmt 
das Mitteldarmsekret.“ 

Die besonders hohe Ausgestaltung des Darmkanales, 
namentlich des Vorderdarmes und die von Blunck hervor- 
gehobene Vorverdauung des Mitteldarmsekretes, welches „den 
Kaumagen passiert und weiter nach vorn bis in den Kropf fließt‘, 
sind allerdings Verhältnisse, welche eine Rückbildung von Spei- 
cheldrüsen herbeigeführt haben mögen, aber allgemein für die 
Coleopteren dürfen wir keinen Zusammenhang konstruieren 
zwischen Ausbildung der Speicheldrüsen und carnivorer Lebens- 
weise. 

Da die Speicheldrüsen der Staphyliniden-Larven, wie der 
eben erwähnte Aufsatz von Candelier beweist, noch fast un- 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven j 45 


bekannt sind, habe ich in Abb. 53!) für eine Quedius- und in Abb., 
54 für eine Xantholinus linearis-Larve Darstellungen der Gestalt 
und Lage dieser Organe gegeben. Der unter dem Gehirn nach vorn 
ziehende Oesophagus endet vorn vor und unterhalb desselben und 
zugleich unterhalb des Frontalabschnittes mit dem Pharynx (ph), 
welcher bei Quedius von einer stärkeren und bei Xantholinus von 
einer schwächeren Muskulatur umgeben, wird. Den Gegensatz der 
stärkeren Pharynxmuskulatur von Ouedius im Zusammenhang mit 
dem Vorhandensein einer Hypopharynxreuse und der schwä- 
cheren Pharynxmuskulatur von Xantholinus im Zusammenhang 
mit dem Mangel einer solchen Reuse fasse ich so auf, daß bei der 
ersteren Gattung die aufgesogene Flüssigkeit stärker als bei der 
ersteren filtriert wird. Die unregelmäßig sternförmig verästelten 
Speicheldrüsen münden in beiden Gattungen seitlich in den Pha- 
Iynx ein. 

Der Einmündungskanal entsendet bei Quedius nach vorn einen 
Nebenast, während die Speicheldrüse im übrigen in zwei vordere, 
zwei äußere, drei hintere und einen inneren Arm zerteilt ist. Bei 
Xantholinus fehlt der Nebenast des Einmündungskanales und die 
Speicheldrüse zerfällt im übrigen in einen vorderen, zwei äußere, 
zwei hintere und einen inneren Arm. In der vorderen Gehirn- 
bucht zieht ein Ast desTentorium durch (tt Abb. 54), an welchem 
die Hinterenden langer, antennobasaler Muskeln (antm) befestigt 
sind, die über den inneren Armen der Speicheldrüsen hinstreichen. 
Im übrigen sind die Speicheldrüsen lose angeordnet, d. h. nicht 
von Muskulatur eingeengt, sodaß sie sich sowohl zeitweise leicht 
ausdehnen können, als auch von Leibesflüssigkeit reichlich um- 
spült werden. 


Fassen wir jetzt die Oxyteliden-Larven ins Auge und zwar 
insbesondere die Vertreter der Gattungen Leplusa, Phloeonomus, 
Oxytelus und Coprophilus, so fehlen ihnen allen die verästelten 
Speicheldrüsen vollständig, obwohl man nach der Hypothese von 
Candelier, namentlich bei den beiden letzteren vegetabilienzeh- 
renden Gattungen mit sehr langem Darm, weit eher als bei den 
Staphyliniden-Gattungen Speicheldrüsen hätte erwarten kön- 
nen. Die Oxyteliden-Larven verschlingen aber, dem ganzen Bau 
ihrer Mundwerkzeuge gemäß, Brocken fester Nahrungsteilchen, 
sodaß für sie eine Vorverdauung im Sinne der Staphyliniden nicht 
in Betracht kommt. Die Nahrung wird nicht fest an den Schlund 
gepreßt und ausgesogen, sondern zerstückelt und an dieser 
Zerstückelung nehmen auch die Maxillopoden-Coxomerite teil, 
im Gegensatz zu der anderen Familie, bei welcher die ganzen Maxillo- 
poden nur noch Tastorgane sind. Zwischen Maxillo- und Labio- 
poden unten, sowie Mandibeln und Labrum oben werden die Nah- 
rungskörper zerkleinert und umhergewälzt. Das Labrum ist also 


1) Die III. und IV. Tafel erscheinen mit dem V. die Oxyteliden-Larven 
behandelnden Aufsatz. 


6. Heft 


46 Dr. K. W. Verhoeff: 


bei den Oxyteliden-Larven (wie bei der großen Mehrzahl der 
Käferlarven und Imagines überhaupt) als oberer Antagonist 
gegen die übrigen Mundteile notwendig, um das Entwei- 
chenloser Nahrungskörper nach oben zu verhindern, d.h. 
es ist physiologisch eine wahre Oberlippe. Die St aphyliniden- 
Larven dagegen bedürfen eines Labrums nicht, weil zwischen 
ihren Mundwerkzeugen lose Nahrungsbrocken nicht umher- 
gewälzt werden, sondern wie oben geschildert das Beuteobjekt 
als Ganzes verankert und ausgesogen wird. 


Im Zusammenhang mit diesen-morphologischen und physio- 
logischen Gegensätzen beider Familien möchte ich noch hervor- 
heben, daß der Kopf der Oxyteliden-Larven nicht nur verhältlich 
kleiner, sondern auch relativ erheblich muskelreicher ist als der- 
jenige der Staphyliniden-Larven, daher ist zwischen ihren zahl- 
reichen Kopfmuskeln überhaupt weniger Platz für Organe vor- 
handen, wie es die Speicheldrüsen der letzteren sind. Die Kopf- 
muskulatur hat sogar bei den Oxyteliden-Larven das Gehirn 
mehr nach hinten gedrängt, sodaß wir es z. B. bei Oxytelus, zur 
Hälfte im Hinterkopf und zur Hälfte im Prothorax lagernd an- 
treffen. Schließlich erwähne ich noch einen rundlichen Ballen 
von drüsigem Aussehen im Kopf der Leptusa-Larven, welcher sich 
über den großen Mandibelmuskeln, unter und hinter den Seiten- 
ästen der Gabelnaht und innen vom Ocellus befindet. Er variiert 
in seiner Größe nach den Individuen, indem er die Länge des 1.—2. 
Antennengliedes erreicht. Obwohl ich einen Ausmündungskanal 
nicht finden konnte, vermute ich doch der Lage nach, daß es sich 
hier um eine kleine Speicheldrüse handelt. Bei den andern Gat- 
tungen bemerkte ich nichts von einem derartigen Gebilde. 


Inhaltsübersicht. 


IV. Aufsatz: Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven. 


. Vorbemerkungen, 

. Beurteilung der diagnostischen Larvencharaktere. 

. Zweierlei Bewegungsweisen der Staphyliniden-Larven. 
. Vergleichende Morphologie des Larvenkopfes. 

Der larvale Putzapparat. 

Die Beborstung der Tarsungula. 

. Die Unterfamilien und Gattungen der Staphyliniden-Larven. 
(Larve von Trichoderma pubescens). 

. Schlüssel für die Larven einiger Staphylinus-Arten (Oeypus). 
. Zur Biologie der Staphylinus-Larven. 

10. Über Segmentaldrüsen bei Staphylinus (Ocypus). 

11. Schlüssel für die Larven einiger Phelonthus-Arten. 

12. Zur Lebensgeschichte der Philonthus. 

13. Die Xantholinus-Puppe. 

14. Weshalb verkümmerte das Labrum der Stapkytuz 
Larven? (Speicheldrüsen). 


Zur Kenntnis der Staphyliniden-Larven 47: 


Erklärung der Abbildungen. 


Sämtliche Abbildungen gelten für erwachsene Larven. 
Abb. 1 und 2 Staphylinus olens. 


1. Clypealer Teil des Clypeofrons von unten her dargestellt, 
m Mittelbezirk, 1 Seitenbezirke, e Außenecke, h Haarfeld, x 80. 


2. Vorderer linker Teil der Oberwand der Kopfkapsel von 
unten gesehen, e, m, 1 und h wie vorher, anb Antennenbasis, an- 
schließend das 1. und ein Stück des 2. Antennengliedes, (1, 2) It 
Laterale, og oberer Gelenkknopf desselben für die Mandibel, 
x hintere Grenzlinie des Laterale, a Innenast desselben, f Fenster 
(zwischen Clypeofrons und Laterale ‚) Kinnerer Knoten des letzteren, 
oc Ocellen (es sind nur 2%, eingezeichnet), b Naht, welche den fron- 
talen Teil des Clypeofrons abgrenzt, x 56. 


Abb. 3 Philonthus .decorus Grav. Labiopoden, Hypopharynx 
und Mentum von unten gesehen, 1,2, 3 Taster der Labiopoden, sc 
Syncoxit derselben, prl Prälingua, b Leisten und a Kissen vor dem 
Syncoxit, h Hautfeld vor dem Mentum und zwischen den Kinn- 
zähnen z, mt 1 Hauptteil, mt 2 Stiel des Mentum, c Grenze zwi- 
schen beiden Abschnitten, x 80. 

Abb. 4 Quedius fuliginosus Grav. Clypealer Teil desClypeofrons, 
Epipharynx (ep) und Kinnzähne (z) von unten her gezeichnet, x 125. 

Abb. 5 Philonthus splendidulus Grav. Vollständiger Clypeo- 
frons nebst Epipharynx (ep) von unten her dargestellt, a clypealer, 
b frontaler Bezirk des Clypeofrons, x 125. 

Abb. 6 und 7 Philonthus aeneus Er. 


6. Linke Mandibel und linker Maxillopod, nebst zugehörigem 
Teil der unteren Wand der Kopfkapsel von unten gesehen, 1—5 
Maxillopodentaster, co Coxit, ca Cardo des Maxillopod, lo Lappen 
an der Gelenkgrube der Cardo, w Wulst, g Gelenkknopf an der- 
selben, com Coxomerit, mt 1 ein Stück des Mentum, z linker Kinn- 
zahn, a äußerer, b innerer Teil des Angelfeldes, Cardinale, og 
oberes, ug unteres Mandibelgelenk, s Mandibelsehne, x 125. 


7. Das 9. und 10. Abdominalsegment, Pseudocerci und die 
vier ausgestülpten Analschläuche (a), x 56. 

Abb. 8 Nudobius lentus Grav. Clypeofrons, Epipharynx (ep) 
Kinnzähne (z) und Mentum (mt 1, 2) von unten her dargestellt, 
md Mediannaht, tt untere Ansatzstellen des Tentorium, x 125. 

Abb. 9 und 10 Philonthus aeneus Er. 

9. Verschiedene Tastborsten des 8. Abdominaltergit, die- 
‘selben sind in natura viel weiter auseinandergerückt, x 220. 

10. Einer der ausgestülpten, mit Häkchen besetzten Anal- 
schläuche, x 220. 

Abb. 11 Staphylinus similis F. Clypeofrons, Epi- und Hy- 
popharynx nebst Mentalzähnen von unten gesehen, x 125. 
6. Heft 


48 Dr. K. W. Verhoeff: 


Abb. 12 Quedius sp. Blick von oben auf das Hinterende des 
10. Abdominalsegmentes. Von den vier Analschläuchen sind die 
beiden rechten vollständig, die beiden linken nur halb ausgestülpt, 
x 129. 

Abb. 13 Nudobius lentus Grav. Seitenansicht der hinteren Ab- 
dominalsegmente einer Larve, welche das 10. Segment als Näch- 
schieber herabgekrümmt und die Analschläuche teilweise ausge- 
stülpt hat, x 125. 

Abb. 14 und 15 Staphylinus olens. 

14. Endabschnitt der Tibia und Tarsungulum des rechten 
Vorderbeines von innen gesehen, x 56. 

15. Putzapparat desselben Vorderbeines von innen gesehen, 
x 125. 

Abb. 16 Nudobius lentus Grav. Tarsungulum (tu), Tibia (ti) 
und Teil des Femur (fe) des rechten Vorderbeines von innen her 
dargestellt, a das Putzkämmchen, x 125. b das Putzkämmchen 
isoliert, x 290. 

Abb. 17 Philonthus decorus Grav. Weibliche Puppe, nach dem 
Leben gezeichnet, von oben gesehen, x 10. 

Abb. 18 Philonthus nitidus F. Männliche Puppe, schräg von 
unten und der Seite gesehen, nach dem Leben gezeichnet, I ta, 
II ta, 1. und 2. Tarsus, la Labiopoden, ma Maxillopodenanlage, el 
Elytren, al Flügelhülle, sth Stigmahöcker des 1. Abdominalsegmen- 
tes, x 10. 

Abb. 19 Ph. splendens F. Hinterer Abschnitt des Mentum mit 
dem Stiel, y die Gelenkgrübchen der hintersten Tastborsten, x 125. 

Abb. 20 Ph. nitidus F. Derselbe, x 125. 

Abb. 21 Stilicus rufipes Germ. Männliche Nymphe von oben 
her dargestellt, a vordere, b hintere Isolatoren des Pronotums, 
I—III Kniee der drei Beinpaare, x 10. 

Die Erklärung für Abb. 22—31 findet sich im V. Aufsatz. 


V. Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven. 
Von, 
Dr. K. W. Verhoeff, Pasing, 
Dazu 2 Tafeln und 2 Schemata. 


A. Leptusa-Larven. 


1. Vorbemerkungen. 

Die vermeintliche Larve von Leptusa angusta wurde durch 
Perris in Ann. soc. entom. de France 1853, S.563 (Taf.17), die- 
jenige von Lepfusa haemorrhoidalis durch Fauvel daselbst 1862, 
S. 87 (Taf. 2) beschrieben und mit wenigen Abbildungen erläutert. 
In seinen Staphylinoidea, Wien 1895, urteilt Ganglbauer auf 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 49 


S.273 mit Recht also: ‚Die Unterschiede zwischen der von Perris 
der Leptusa angusta und der von FauvelderL. haemorrhoidalıs 
zugeschriebenen Larve sind so bedeutend, daß bei der nahen Ver- 
wandtschaft beider Arten die Deutung einer derselben jedenfalls 
als unrichtig anzunehmen ist.“ Ganglbauer beschränkt sich e- 
doch auf diese negative Kritik, d.h.er gibt kein Urteil darüber ab, 
welche der von den beiden Autoren beschriebenen Larven nun wirk- 
lich als Leptusa-Larve zu gelten hat. Ich will deshalb gleich her- 
vorheben, daß die Deutung der Laıve ven Perris unrichtig ist 
und eventuell höchstens die Larve Fauvels als wirkliche Ledtusa- 
Larve gelten könnte. Es ergibt sich das allein schon aus dem Um- 
stande, daß bei der Larvevon Perris das 8. Abdominaltergit hin- 
ten gerade abgestutzt ist, während es bei der Larve Fauvels nach 
hinten ‚„kapuzenförmig‘ vorgezogen ist. Der letztere Umstand ist 
aber der Ausdruck desDrüsenappara tes, welcher eine der her- 
vorstechendsten Eigentümlichkeiten der Leptiusa-Larven bildet, 
wie wir im Folgenden sehen werden. Er tritt jedoch auch noch bei 
andern Gattungen der Oxyteliden freilich in z. T. recht ver- 
schiedener Ausprägung auf. Aus Kapitel 6 werden wir ersehen, 
daß auch die Larve Fauvels nicht zu Ledfusa gehören kann. 

Die Larven der Lepfusa angusta Aube sind von mir in einer 
ganzen Reihe zur Aufzucht gebracht worden. Um übrigens jeden 
Zweifel an der Bestimmung der Imagines auszuschlicßen, was 
gerade in dieser systematisch noch keineswegs genügend geklärten 
Unterfamilie besonders wünschenswert ist, habe ich einige der 
von mir gezüchteten Individuen Herrn Wagner (Berlin-Dahlem) 
übermittelt und spreche ihm auch hier für seine Mitwirkung 
meinen besonderen Dank aus. j 

In seiner schon mehrfach von mir besprochenen, hübschen 
Dissertation über ‚Das 10. Abdominalsegment der Käferlarven als 
Bewegungsorgan‘‘ Greifswald 1914 hat sich P. Braß auf S. 40—42 
mit einer vonihm als ‚„Staphylinidarum genus“ oder ‚„Staphylinus 
sp.“ bezeichneten Larve beschäftigt, von welcher er ausdrücklich er- 
klärt: ‚Es gelang mir leider nicht, diese keineswegs seltene Larve zur 
Verpuppung zu bringen.‘ Aus seinen Angaben über das Vorkommen 
„unter der Rinde abgestorbener oder gefällter Kiefern‘‘ und seiner 
Beschreibung der drei letzten Abdominalsegmente und des Drüsen- 
apparates geht jedoch mit aller Deutlichkeit unter Bezugnahme 
auf die von mir gezüchteten Larven hervor, daß es sich um die 
Larven einer Lepfusa-Art oder einer andern nächst verwandten 
Gattung handelt. Wir werden im Folgenden auf die Mitteilungen 
von Braß zurückkommen. 


2. Zur Lebens- und Entwickelungsgeschichte, (Cocon und 
Nymphe) der Leptusa angusta Aube& 
Im oberbayrischen Alpenvorland sind die Larven der Leptusa 


angusta im Herbste unter Fichten- und Kiefernrinde ziemlich häu- 
Archiv a are schichte 4 6. Heft 


50 Dr. K. W. Verhoeff: 


fig und in mehr oder weniger entwickeltem Zustande anzutreffen 
und lassen sich von andern habituell ähnlichen Larven unschwer 
durch einen großen Drüsenhöcker unterscheiden, welcher sich 
im Bereich des 8. Abdominaltergit findet (Abb. 23 und 27) und 
nach hinten über das 9. Tergit in Gestalt eines Lappens vorragt, 
welcher dem Ende eines umgekehrten und abgerundeten Löffels 
"vergleichbar ist. Je mehr sich die erwachsenen Larven der Ver- 
wandlungsreife nähern, um so dunkler und dadurch auffälliger hebt 
sich der Drüsenhöcker und der unter ihm gelegene Drüsenapparat 
ab von dem übrigen, viel helleren Abdomen. 

Am 10. und 14. September brachte ich zehn erwachsene Lar- 
ven mit Fichtenmulm und kleinen Rindenstückchen in eine Glas- 
kapsel, auf deren Boden sie sich sehr bald kleine Kämmerchen an- 
legten, indem sie rund um sich her einen kleinen Bezirk von Mulm- 
krümchen säuberten. In diesem Mulm befanden sich auch zahl- 
reiche zarte Dipteren-Larven (anscheinend von Mycetophi- 
liden), welche den Leptusa-Larven, falls sie räuberischer Natur, 
wahrscheinlich zur Beute gefallen wären. Obwohl nun ein Teil der 
Dipteren-Larven auch in die Leptusa-Kämmerchen eindrang, 
habe ich doch niemals gesehen, daß sie von den Leptusa-Larven 
angefallen worden wären. Vielmehr bin ich zu der Überzeugung 
gelangt, daß sich die Leptusa-Larven von zarten, feuchten Mulm- 
krümchen ernähren, eventuell auch von den Faeces anderer Rin- 
dentiere oder von zarten Pilzbildungen. Mit dieser Auffassung har- 
moniert wenigstens sowohl der braune Darminhalt als auch die 
für eine räuberische Larve zu schwerfällige Bewegungsweise. Man 
vergleiche aber auch im 5. Kapitel die Bemerkungen über den 
Darmkanal. Noch am 16. X. konnte ich sechs Larven in ihren 
Kämmerchen beobachten. | 

Am 10. XI. hatten sich zuerst drei Larven am Boden der Glas- 
kapsel in einen rundlichen, grauweißen, unten flachen und 
oben gwölbten, außen mit zahlreichen Mulmteilchen ver- 
filzten, zähen Cocon eingesponnen. Derselbe ist so geräumig, 
daß sich die Larve in ihm bequem bewegen und drehen kann. 
Tatsächlich habe ich auch von unten her die Larven wiederholt 
bei ihren Bewegungen in verschiedenen Stellungen beobachtet und 
zwar drehte sich hierbei einerseits das Abdomen, anderseits betä- 
tigten sich die Mundwerkzeuge. Die Krümmungen des Abdomens 
in sagittaler Richtung können nur mit einer Betätigung der Drüsen 
am 8. Tergit in Zusammenhang gebracht werden. Sind die Larven 
zur Ruhe gekommen, so liegen sie mehr als halbkreisförmig ge- 
krümmt im Cocon. Das Spinnen einzelner Fäden läßt sich natür- 
lich bei der Kleinheit der Objekte und der Unmöglichkeit mit 
stärkerer Vergrößerung heranzukommen, nicht feststellen. Daß 
aber ein echter, aus zahllosen Fäden gesponnener Cocon 
hergestellt wird, beweist seine tatsächliche Beschaffenheit, denn 
mikroskopisch zeigt er sich zusammengesetzt aus einem Gewirr 
ungemein feiner und blasser Fäden, welche größtenteils zwar ver- 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 51 


worren verlaufen, aber trotzdem in der Verteilung eine erstaun- 
liche Regelmäßigkeit erkennen lassen. Die Fäden laufen teils ganz 
unregelmäßig gewunden, teils so parallel, daß unter rechten 
und schiefen Winkeln ein Gitterwerk entsteht. Außer der Mehr- 
zahl der sehr feinen Fäden gibt es hier und da auch noch etwas der- 
bere. Außerdem werden die Lücken zwischen den Fäden durch 
einen ungemein zarten, glasigen Schleim ausgefüllt. Versucht 
man einen solchen. Cocon mittelst zweier Nadeln zu öffnen, so zeigt 
der Widerstand eine für die Kleinheit des Objektes erhebliche 
Zähigkeit des Gewebes. Die Feinheit desselben beweist eine 
sehr lebhafte und lang andauernde Tätigkeit der spinnenden Larve. 
Wenn es auch keinem Zweifel unterliegt, daß dem Drüsenappa- 
rat des 8. Abdominaltergites der Hauptanteil an der Her- 
stellung des Cocons zufällt, zumal andere Oxyteliden- 
Larven ohne denselben auch keine Cocons anfertigen, so 
ist es doch schwer sich von der Spinntätigkeit eine genauere Vor- 
stellung zu machen, zumal keine Spinngriffel oder ähnliche Organe, 
zum Aussenden dieser feinsten-Fädchen vorhanden sind. 


Es muß dem denkenden Beobachter aber auffallen, daß einer- 
seits am Drüsenapparat (wie wir sehen werden) vier Röhr- 
chen gegeben sind und anderseits auch am Analsack vier 
Dornen vorkommen! 


Es scheint mir daher der Schluß gerechtfertigt, daß wir es 
hier mit einer sekundären neuen Tätigkeit, also mit einem teil- 
weisen Funktionswechsel des Analsackes zu tunhaben, d.h. 
daß dieser bei der Spinntätigkeit beteiligt ist und seine 
vier Hacken die vier Fäden erfassen und verspinnen, 
welche aus den vier Drüsenröhrchen hervorquellen. 


Auch bei einer andern Oxyteliden-Larve, welche in Pferde- 
düngerlebt, deren Aufzucht mirjedoch anfangsnicht gelang, !) kommt 
einerseits unter dem 8. Abdominaltergit ein Drüsenapparat vor, 
während anderseits der Analsack ganz wie bei Lepfusa mit vier 
starken Haken bewehrt ist. Es handelt sich übrigens trotzdem um 
eine Form, welche mit Letusa nicht besonders nahe verwandt 
ist, auch sei hervorgehoben, daß der Drüsenapparat nicht nur 
schwächer entwickelt ist, sondern daß auch zugleich das 8. Tergit 
hinten abgestutzt ist, also nicht in einen vorragenden Lappen aus- 
gezogen. 


Ferner sei darauf hingewiesen, daß bei der von mirals genus 
edb angegebenen Larve einerseits am 8. Abdominalsegment über- 
haupt kein Drüsenapparat vorkommt, während anderseits der Anal- 
sack wieder mit vier Haken bewaffnet ist, die allerdings verhält- 
lich schwächer entwickelt sind wie bei Ledtusa. Jedenfalls geht 
hieraus hervor, daß die Verwendung der Analsackhaken bei der 


!) Inzwischen sind diese Larven als diejenigen von Atheta festge- 
stellt und im Abschnitt FP vorläufig charakterisiert. 


4* 6. Heft 


52 Dr.’ Ri W. Verhoeft: 


Spinntätigkeit erst eine sekundäre Leistung derselben dar- 
stellt. 

Der Grundschleim, welcher das Cocongewebe verklebt, 
kommt aber zweifellos aus einer andern Quelle als die Coconfäden 
selbst, zumal die Drüsen des 8. Abdominaltergit ohnehin im Ver- 
gleich mit der Größe des Cocons klein erscheinen. Spielt aber der 
Analsack die eben geschilderte Rolle, dann liegt der Schluß nahe, 
daß der Darminhalt als Quelle des Cocon-Grundschleimes zu 
betrachten ist, wobei voraussichtlich, wie bei manchen andern 
Larven, den Malpighischen Gefäßen eine besondere Rolle zufällt. 
Die von mir beobachteten Krümmungen des Abdomens 
fasse ich also als den Ausdruck des eigentlichen Spinnens auf, 
während die Tätigkeit der Mundwerkzeuge sich so erklären läßt, 
daß die aus dem After ausgeschiedene Flüssigkeit von jenen, na- 
mentlich den Mandibeln, regelmäßig an der inneren Coconwand 
verstrichen wird, ehe sie vollständig erhärtet. Wenn also beim 
Spinnen der Larve nicht ein Faden abgesetzt wird, sondern vier 
oder doch wenigstens zwei (aus besonderen weiter unten erörter- 
ten Gründen) dann wird dadurch die Arbeit der Larve bedeutend 
vereinfacht, auch zugleich der parallele Verlauf vieler Fädchen 
verständlicher. 

Die vorigen Mitteilungen widerlegen zugleich die Ansicht von 
Braß (S. 41), daß bei den Lepiusa-Larven ‚eine Krümmung des 
Abdomens fast vollkommen ausgeschlossen“ sei, weil sie sich ja 
„in engen Spalten oder in dem Gangmaterial‘ bewege. Wir sahen 
vielmehr, daß sich diese Larven gerade mit ihrem Abdomen aus- 
giebig hin--und herkrümmen und zwar sowohl in ihrem Cocon als 
auch in den weitläufigen Kämmerchen, in welchen sie sich sonst 
aufzuhalten pflegen. Aus diesen Verhältnissen ergibt sich ferner, 
daß auch die Auffassung von Braß (S. 42) ‚das Sekret diene viel- 
leicht der besseren Fixierung des 8. Segmentes bei der Vorwärts- 
bewegung,‘ unhaltbar ist. Es erscheint ganz überflüssig, eine Funk- 
tion, noch dazu eines höchst verwickelt gebauten Drüsenapparates, 
für die ‚Fixierung‘ in Anspruch zu nehmen, da wie wir sehen wer- 
den der Analsack hierfür ausgiebig in Tätigkeit tritt. Eine Brems- 
vorrichtung oben und eine zweite unten wäre im Gegenteil nicht 
nur ein Luxus, sondern geradezu ein Hindernis für eine Larve, 
welche nur über verhältlich schwache Muskelkräfte verfügt 
und zu dem sich fast immer im weichen Mulm bewegt, 
sodaß sie einer Befestigung oben und unten zugleich gar nicht 
bedarf. 

Während des Novembers verwandelten sich (im zeitweise 
geheizten Zimmer) in den Gespinnsten mehrere Larven zu Nym- 
phen, obwohl verschiedene andere Larven sich noch frei in ihren 
Kämmerchen bewegten. Am 13. XII. beobachtete ich die erste 
Imago, welche nach Eröffnung des Cocons sofort lebhaft davon- 
lief. Dasselbe wiederholte sich am 17. XII. mit zwei weiteren 
Imagines. Eine derselben besaß, als Zeichen, daß sie erst am Tage 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 93 


vorher ausgeschlüpft war noch ausgestreckte Flügel, welche 
über etwa 2/3 der Länge des Abdomens reichen. 

19. I. stellte ich fest: 7 Larven, 1 Nymphe und 1 Imago. Die 
früher geschlüpften Imagines waren sämtlich Männchen. Die 
Ausfärbung erfolgt größtenteils im Nymphenstadium. 

Wie sehr die eingesammelten Larven von der Zimmerwärme 
in ihrer Entwickelung beeinflußt werden, geht daraus hervor, daß 
eine andere Serie von Leptusa-Larven, welche erst am 20. X. mit- 
genommen wurde, noch am 10. II. ausnahmslos sich im Larven- 
stadium gehalten hatte. 


Die Nymphe. 

Von’andern mir bekannten Oxyteliden-Nymphen, für welche 
als Beispiel und zum Vergleich in Abb. 21 diejenige des Stzlicus 
rufipes gegeben wurde, unterscheidet sich die Leptusa-Nymphe: 

1. durch ihre Unbeweglichkeit und 2. durch die schwache 
Entwickelung der meisten Isolatoren (Abb. 22). 

Der letztere Umstand ist entschieden eine Anpassung an 
den Coconschutz, denn der Cocon übt fraglos einen Schutz aus, 
welcher denjenigen starker Isolatoren überflüssig macht. 

Die 2%, mm lange Nymphe ist anfangs vollkommen weiß. 
Später bräunen und schwärzen sich die Augen und auch die Man- 
dibeln werden bald gebräunt. Sieistallenthalbenüberausdicht 
mit zahllosen winzigen Häutungshärchen besetzt, während die 
Borsten nur spärlich zerstreut stehen, teils kurz teils mittellang 
sind und nur vereinzelte eine größere Stärke erreichen. Übrigens 
zeigen alle diese Borsten, einerlei ob sie länger oder kürzer sind, 
einen verdickten Grund zur Versteifung und erweisen sich somit 
als Isolatoren. 2-+2 stärkere und längere Isolatoren stehen nur 
vorn und hinten am Pronotum, Außerdem laufen die als kurze Zap- 
fen ausgebildeten Pseudocerciin einen ziemlich langen und nach 
außen gekrümmten Isolator aus. 

Der Nymphenkörper ist inder Längsrichtung alsoliegend S-förmig 
entschieden gekrümmt, indem der Kopf stark herabgebogen, das 
Abdomen aber oben ausgehöhlt und hinten nach oben gebogen ist. 

Die Anlagen der Taster stehen schräg nach unten und hinten 
weit und frei heraus. Die Antennen (Abb. 22) liegen an die Thorax- 
pleuren angelehnt zwischen Pronotum einerseits und den Knieen 
der I. und II. Beine anderseits. Ihre Enden ragen heraus und sind 
fein bestachelt. Die Gliederung tritt um so deutlicher hervor, je 
weiter die Entwickelung der Imago fortschreitet. Von oben her 
erkennt man deutlich, daß die Antennen nur lose neben dem Pro- 
notum liegen. 

Die ebenfalls nach Nymphenart entschieden locker gestellten 
drei Beinpaare sind dem Körper so angelegt, daß sie von einander 
in der Mediane weit entfernt bleiben. Die I. und II. Tarsen sind 
fast parallel nach hinten gerichtet, die etwas schräger gestellten 
III. Tarsen reichen mit ihrem Hinterende nur bis zum Hinterrand 


6. Heit 


54 Dr. K. W. Verhoeff: 


des 4. Abdominalsternit. Während oben neun abdominale Tergite 
frei liegen, sind unten nur das 3.—8. Sternit sichtbar. Die Elytren- 
Anlagen schieben sich mit dreieckigem Lappen unter die Antennen 
und zwischen die II. und III. Kniee. Die großen Flügelanlagen 
weit über die Elytrenanlagen herausgreifend überdecken den Grund 
der III. Beine, reichen bis zum Hinterende der III. Tibien und 
bleiben ebenfalls in der ventralen Mediane weit getrennt. 


Beim Vergleich mit der Stikcus-Nymphe (Abb. 21) fällt uns 
auf, daß die Leptusa-Nymphe (Abb. 22), außer den schon be- 
sprochenen Unterschieden hinsichtlich der Isolatoren und der 
kleinen Pseudocerci, dadurch ausgezeichnet ist, daß die Elytren- 
anlagen nur das 1. Abdominaltergit (bei jener das 1. und 2.) um- 
fassen, während die I. Kniee eine viel verstecktere Lage einnehmen, 
sodaß sie von oben her nur wenig sichtbar sind. (Man vergl. den 
Abschnitt G). 


3. Die Bewegungsweise der Leptusa-Larven (Analsack). 
Die Leptusa-Larven besitzen hinter dem 8. Abdominalsegment 
(Abb. 27) ein noch nicht halb so breites und zugleich kurzes 9. 
Segment mit kleinen zweigliedrigen Pseudocerci, während in dem 
9. Segment ein noch kleineres 10. oder Analsegment steckt, welches 
von oben nach unten niedergedrückt ist, also einen abgeplatteten 
kurzen Cylinder vorstellt, dessen Endrand oben und unten mit 
Borsten gewimpert ist. In diesem Analsegment völlig versteckt 
sitzt der aus- und einstülpbare, schon im vorigen Kapitel erwähnte, 
mit vier hakenartigen, starken Dornen bewaffnete Analsack. 
Abb. 27 zeigt ihn total eingestülpt, während er in Abb. 24 in fast 
vollständig ausgestülptem Zustande dargestellt wurde. 
Die Bewegung des Analsackes von der völligen 
N 7  Einstülpung bis zur totalen Ausstülpung möge das 
xy & nebenstehende Schema A erläutern, in welchem die 
Lage der vier Dornen durch vier Striche zum Aus- 
druck gebracht wird. Die schräg gegeneinander ge- 
| stellten Dornen (a) entsprechen also dem in Abb. 27 
| b dargestellten Zustand der völligen Einstülpung. 
Die parallele Stellung (b) zeigt den Übergang an, 
— — — — ce d.h. den Beginn der Ausstülpung, bei welchem der 
Analsack annähernd dreieckig nach hinten vortritt. 
erg Man bemerkt hierbei zugleich zwei dicht nebenein- 
lee ander sitzende, paramediane Zipfel, welche als der 
Schema A Ansatz zu einer Teilung des Analsackes in 
zwei Analschläuche aufgefaßt werden können. 
Zu jedem Zipfel gehören zwei in dieser Stellung hintereinander 
befindliche Dornen. (Ganz entsprechend der Abb. 61 von Braß.) 
In der Stellung c, welche der völligen Ausstülpung entspricht 
(zugleich der Abb. 62 von Braß), ist der Hinterrand des Analsackes 
quer-abgerundet, die vier Haken ragen über ihn hinaus und stehen 
zu zwei an jeder Seite mit den Spitzen nach außen gerichtet. Bei 


6. Heft 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 55 


dem durch das Schema a, b, c veranschaulichten Stellungs- 
wechseldervierHakenbewegensichalsodiebeidenHaken 
jeder Seite )(-förmig in zwei Kreisbogen erst gegenein- 
ander und dann auseinander. 

Braß hat offenbar den Zustand der völligen Einstülpung des 
Analsackes (entsprechend meiner Abb. 27) gar nicht beobachtet, 
denn er sagt auf S. 40 ausdrücklich: ‚Das Analsegment endigt 
nicht gerade abgeschnitten, sondern mit einem fingerartigen (sollte 
heißen zweizipfeligen!) Gebilde, einem Stück des ausstülpbaren 
Organs, das aber nie (!) vollkommen eingestülpt wird.‘ Auf Grund 
dieser teilweise unzutreffenden Voraussetzung und unter Berück- 
sichtigung der schon im vorigen Kapitel besprochenen unrichtigen 
Annahme der Bewegung in ‚engen Spalten‘, ist es begreiflich, 
daß sich die Anschauung von Braß über die Bewegung der Lep- 
tusa-Larve mit der meinigen nicht deckt. Doch stimmen wir wenig- 
stens darin überein, daß ‚bei der Vorwärtsbewegung die Larve das 
ausstülpbare Organ gar nicht gebraucht“. 

Meine Beobachtungen über die Bewegung der Larve ergaben 
Folgendes: 

Auftrockenem Boden bedient sie sich niemals des Analsackes, 
auch vollführt sie niemals Rücksprünge; sie ist hierfür zu 
schwerfällig, während das Abdomen durch die ventralen Langbor- 
sten eine so ausreichende federnde Stütze erhält, daß es gar keines 
Nachschiebers bedarf, wenigstens nicht unter normalen Verhält- 
nissen. Stört man die Larve durch Berührung oder leichte Stöße 
von vorn her, so bäumt sie das Abdomen auf und legt sich bei- 
stärkerer Störung oft auch gleichzeitig auf die Seite. Auf feuch- 
tem Fließpapier verhält sich die Larve genau ebenso wie auf 
trockenem Untergrund, d. h. der Analsack wird weder beim Laufen 
noch bei Störungen benutzt. 

Bringt man dagegen eine Larve, welche mit einem Wasser- 
tröpfchen in Berührung kam, auf einen trockenen Objektträger, 
so ädhäriert sie durch die vom Analsack angenommene Wasser- 
menge am Glase und versucht anfänglich vergebens sich mittelst 
der am Glase keinen ausreichenden Widerstand findenden Beine 
fortzubewegen. Jetzt aber kann man unter dem Mikroskop die 
Tätigkeit des nervös aus- und einzuckenden Analsackes gut be- 
obachten. Es ergibt sich also, daß die Tätigkeit desAnalsackes 
(seinem einfacheren?) Baue gemäß) beschränkter ist als bei 
Xantholinus und nur in besonderen Fällen eintritt, wenn 
sich die Larve in irgend einer Constellation für ihre Fortbewegung, 
wie im eben genannten Falle besonders anstrengen muß. Daß der 
Analsack auch zur ‚„Rückwärtsbewegung‘“ wie Braß angibt, Ver- 


®) Wenn Braß von der Leptusa-Larven behauptet: (S. 40). Ich 
fand bei ihr den verwickeltesten Mechanismus der Ausstülpung, den ich 
je beobachten konnte“, so kann ich das nur so verstehen, daß er den 
Drüsenapparat des 8. Abdominalsegmentes als einen Bestandteil der 
„Fixierung“ dabei mit ins Auge gefaßt hat. 


6. Heft 


56 Dr..,&K: W: Verhoeff: 


wendung findet, bezweifle ich durchaus nicht, aber dieser Fall kann 
offenbar nur insehrengen Spalten eintreten und wurde von Braß 
dadurch künstlich herbeigeführt, daß er die Larve ‚‚zwischen zwei 
Glasplatten‘‘ beobachtete, ‚‚wobei der Raum so eng sein muß, daß 
die Larve sich eben noch bewegen kann‘. Die sekundäre Rolle des 
Analsackes bei der Herstellung des Cocons wurde im vorigen Ab- 
schnitt erörtert. 

Aus dem Gesagten egibt sich, daß die Leptusa-Larven, ver- 
glichen mit den in Kapitel IV, 3 besprochenen Larven von 
Staphylinus- und Xantholinus, einen dritten Typus der Bewegung 
vertreten, welcher dadurch charakterisiert ist, daß trotz der Be- 
waffnung des Analsackes keine Rücksprünge ausgeführt 
werden können. 


4. Der larvale Drüsenapparat.. 

Braß, welcher m. W. bisher als einziger Autor über den lar- 
valen Drüsenapparat des Leptusa-Abdomens berichtet hat, ist 
mithin als Entdecker desselben zu betrachten. Er schreibt über 
ihn a. a. O. S. 42 Folgendes: 

„Der Drüsenapparat besteht aus einem umfangreichen Sam- 
melraum, vier Drüsenleitern und den Drüsenzellen. Am lebenden 
Tier sieht man das Reservoir durchschimmern, das in seinem Innern 
zwei Systeme von Linien erkennen läßt, die sich in der Mitte des 
Sammelraumes kreuzen, an den beiden Enden aber parallel zu- 
einander verlaufen. Die scheinbaren Chitinbalken des Vorhofes 
sind starke Falten einer Chitinmembran. Die Faltelung ist derart, 
daß dem gefalteten Stück der einen Seite ein glattes Stück der 
andern Seite gegenübersteht. 

Die Spitze des Reservoirs zeigt auf der ventralen Seite eine 
Erhebung, die genau in eine entsprechende Vertiefung der dorsalen 
Fläche eingreift, also einen dichten Verschluß nach außen hin 
ermöglicht. In das Reservoir münden vier Drüsenleiter, von denen 
ein jeder aus einer stark chitinisierten und in 3—5 kreisrunden 
Windungen gebogenen Röhre besteht. Der gewundene Drüsen- 
leiter mündet einerseits in den Vorhof, anderseits steht er mit der 
Drüse durch einen gegabelten Schlauch in Verbindung. Die Drüse 
selbst ist ein einzelliges, verhältnismäßig großes Gebilde. Sie 
liefert ein gelbes, zähflüssiges Sekret von neutralem oder schwach 
saurem Charakter.‘ 

Hinsichtlich der im vorigen schon erwähnten Gestalt des 8. 
Abdominaltergit, der allgemeinen Gestalt des Sammelraumes, den 
ich Drüsensack nenne, der Vierzahl der Drüsen und der geschil- 
derten Windungen der Drüsenröhrchen, stimme ich mit Braß 
überein (Abb. 23). Was die im Verhältnis zur Ausdehnung des 
Drüsensackes kleinen Drüsen betrifft, so hat Braß einen Kern 
derselben weder erwähnt noch gezeichnet, während auch ich nur 
bei einer Larve vier Kerne als Ausdruck der vier Zellen be- 
obachten konnte.. Wie man aus Abb. 23 (dr) entnehmen möge, 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven ag 


sind übrigens die beiden Zellen jeder Seite so zu einem rundlichen 
Ballen vereinigt, daß ich den Eindruck eines zweizelligen Syncy- 
tiums erhalten habe. Die Schilderung von Braß hinsichtlich der 
Struktur des Drüsensackes und seine Darstellung in Abb. 59 kann 
ich insofern nicht bestätigen, als von einem ‚kreuzen‘ der,,Linien“ 
nicht die Rede sein kann. Die Wandung des Drüsensackes 
besitzt vielmehr gebogene, den Spiralverdickungen der Tracheen 
vergleichbare Verdickungslinien, welche sich in Halbkreisen 
teils parallel, teils etwas unregelmäßig erstrecken und zwar so, 
daß sie in der oberen Wand des Drüsensackes, wo sie sich vor- 
wiegend in der Hinterhälfte befinden (Abb. 23 d), nach vorn 
geöffnet sind, während sie in derunteren Wand auf die Vorder- 
hälfte beschränkt und nach hinten geöffnet sind (v). Diese ver- 
schiedene Verteilung der dorsalen und ventralen Verdickungs- 
linien hat Braß in seinem Längsschnittbilde (Abb. 58) ziemlich 
richtig zum Ausdruck gebracht, nur muß ich betonen, daß seine 
Darstellung für die angegebene Vergrößerung (,210 : 1°) nicht 
nur im Ganzen viel zu groß geraten ist, sondern auch die Quer- 
schnitte der einzelnen Linien viel zu grob und anscheinend auch 
durch bestimmte Conservierung verzerrt erscheinen. Nicht er- 
wähnt wurde von Braß ein medianer Strang, (sw Abb. 23), 
den ich bei keiner-Larve vermißt habe und welcher in der 
Vorderhälfte ‘des Drüsensackes eine teilweise Scheidung seiner 
beiden Hälften hervorruft. Zu Gunsten meiner Auffassung des 
Drüsenapparates als Quelle der Coconfäden (wovon im vorigen 
Abschnitt die Rede war) muß ich noch zwei Erscheinungen be- 
sonders hervorheben: 

1. nämlich den eben genannten medianen Strang, durch wel- 
chen die aus den Drüsenkanälchen jeder Hälfte hervorquellenden 
Fäden getrennt werden und 

2. die auffallende Umbiegung der 6—8 langen Borsten (b), 
welche die mundspaltartige Öffnung (oe) des Drüsensackes um- 
geben und geeignet sind, den vorgequollenen Coconfäden einen 
Halt zu bieten. 

Schließlich sei noch das neben Abb. 23 dargestellte Gebilde y er- 
wähnt, welches ich nur bei einer einzigen Larve beobachtet habe und 
über dessen Bedeutung ich im Unklaren geblieben bin. Es handelt 
sich um ein Organ, welches in Konsistenz, Gestalt und röhrig-spi- 
raligem Bau den Drüsenkanälchen ähnelt, aber ungefähr die drei- 
fache Größe derselben erreicht. Es lag im Bereich des 7. Abdominal- 
segmentes, ohne daß ich mit Bestimmtheit seine Verbindung mit 
einem andern Organ feststellen konnte. Anfangs glaubte ich es mit 
dem Kanälchen einer 5. Drüse zu tun zu haben, weil nämlich die 
vier andern, kleinen Kanälchen des betreffenden Individuums nor- 
mal entwickelt waren. Da ich aber bei allen andern Larven nichts 
Entsprechendes nachweisen konnte, wäre, wenn es sich wirklich 
um eine 5. Drüse gehandelt hat, nur an eine Abnormität zu 
denken. 


6. Heit 


58 Dr. K. W. Verhoeff: 


5. Das larvale Tracheensystem u. a. 


Vergleichende Morphologie der Vortracheen. 


Die Leptusa-Larven besitzen, wie die meisten andern Käfer- 
larven neun Stigmenpaare und zwar ein thorakales und acht ab- 
dominale. Die thorakalen Stigmen (Abb. 32, st 1) befinden sich 
im Grenzgebiet von Pro- und Mesothorax und liegen pleural in 
einem Wulst, welcher namentlich bei den lebenden Larven als 
ein abgerundeter Kegel vorragt. Sie münden gerade in der Kuppe 
dieser Kegel. Ein ungewöhnliches Verhalten zeigen dagegen die 
acht abdominalen Stigmenpaare dadurch, daß sie sämtlich 
im Bereich der Tergite liegen (Abb. 27 st und 32 st 2) und 
zwar eine kurze Strecke vom Seitenrande entfernt, am 1.—5. Ter- 
git der Querleiste desselben entschieden näher gelegen als dem 
Hinterrand am 6. und 7. Tergit ungefähr in der Mitte zwischen 
Ouerleiste und Hinterrand und am 8.Tergit (Abb.23 und 27 st) mehr 
dem Hinterrand genähert. Die Stigmen sind rund und am Abdomen 
von fast gleicher Größe oder doch die vorderen nur unbedeutend 
größer. Das Stigma enthält eine kugelige Stigmagrube und erst 
auf deren Grund mündet zentral die Anfangstrachee ein, deren 
Öffnung viel enger ist als die des Peritrema. Wir haben somit ein 
äußeres peritrematisches und ein inneres tracheales Stig- 
ma zu unterscheiden. Die Stigmen der Leptusa-Larven geben mir Ge- 
legenheit zu einigen vergleichend-morphologischen Erörterungen: 


In meinen ‚Beiträgen zur vergleichenden Morphologie des 
Abdomens der Coccinelliden‘“ u. s. w. Archiv f. Nat. 1895, Bd. I, 
H.1, habe ich mich u. a. auf S. 10—12 auch mit den Stigmen und 
ihren Verschlüssen bei den Coccinelliden-Imagines beschäf- 
tigt. Die von mir dort eingeführte Bezeichnung Stigmengrube 
für den Raum zwischen Verschlußapparat und Peritrema ist von 
mehreren späteren Autoren übernommen worden. Der Raum 
zwischen diesen Gebilden ist jedoch bei manchen Insekten, ins- 
besondere bei den Larven der Staphylinoidea (und zwar Staphy- 
liniden, Oxyteliden und Silphiden) von so eigentümlicher 
und von der Mehrzahl der Insekten abweichender Beschaffenheit, 
daß der Begriff der Stigmengruben hier einer erweiterten Klar- 
stellung bedarf. 

Die Stigmen der Ledtusa-Larven undihre Anfangstracheen 
sind so klein und zart, erstere auch außerdem noch so vereinfacht, 
daß wir hier zum Vergleich die Stigmen und Anfangstracheen der 
Staphylinus-Larven heranziehen wollen. Abb. 33 und 34 zeigen 
uns abdominale Stigmen und Anfangstracheen von Staphylinus 
alpestris Er. und ihre eigentümliche Beschaffenheit rückt sofort 
die Frage heran, wo ist hier die Stigmagrube? — Die runde, 
äußere peritrematische Stigmaöffnung führt in einen kurzen, kege- 
ligen Raum, dessen Wände mit zahlreichen winzigen Spitzchen 
und Wärzchen bekleidet sind und der rundliche Eingang in die 
Trachee, also das innere tracheale Stigma, wird außerdem noch 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 59 


durch eine sehr zarte Reuse geschützt, welche durch radienartig 
gestellte, sehr feine Haare gebildet wird. Daß sich das Stigma in 
einem Wulste (w) befindet, welcher nach außen höckerartig vor- 
ragt, sei noch nebenbei bemerkt. 

Der Verschlußbügel (vb), welcher stets nach hinten ge- 
richtet ist, befindet sich nun merkwürdigerweise nicht gleich vor 
dem trachealen Stigma, sondern eine bedeutende Strecke von dem- 
selben entfernt mitten im Bereich der Anfangstrachee, d.h. 
die Struktur-derselben vor und hinter dem Verschlußbü- 
gel ist eine fast vollständig gleichartige, sodaß hier ein 
Tracheenverschluß im vollsten Sinne des Wortes vorliegt. 

Schon mehrfach habe ich darauf hingewiesen, daß die Staphy- 
linoidea (wenigstens teilweise) eine der primitivsten Käfergrup- 
pen darstellen und es unterliegt keinem Zweifel, daß auch diese 
larvalen Anfangstracheen einen primären Zustand vorstellen, 
charakterisiert einerseits durch die Einfachheit des Verschluß- 
bügels, anderseits durch seinen weiten Abstand vominneren 
Stigmaunddie völligtrachealeNaturdesRohres zwischen 
innerem Stigma und Verschlußbügel. 

Wenn ich sagte, daß das Luftrohr vor und hinter dem Ver- 
schlußbügel einen fast vollständig gleichartigen Bau bei den Staphy- 
linus-Larven aufweist, so möchte ich das doch noch etwas genauer 
erläutern. Beiden Larven von Staphylinus albestris (Abb. 33) und 
olens unterscheidet sich das Rohr außen vor dem Verschlußbügel 
von den eigentlichen Tracheen in der Tat nur noch dadurch, daß 
seine Spiralzüge (vtr) kräftiger gebaut sind. Bei Staphylinus 
similis fand ich sie nicht nur kräftiger, sondern auch zugleich weit- 
läufiger angeordnet. Übrigens sei erwähnt, daß ich die Spiralzüge 
bei mittelwüchsigen szmilis-Larven außen vor dem Bügel mit sehr 
kleinen Härchen besetzt fand, die ich an den erwachsenen Larven 
vermißte. Bei der Larve einer unbekannten Sitaphylinus sp. zeigte 
sich der Unterschied zwischen dem Rohr innen und außen vom 
Bügel größer, indem bei dem äußeren Rohr eine netzige Verbin- 
dung der Spiralzüge eingetreten ist und zugleich wieder ein Besatz 
von kleinen Härchen vorkommt. 

Die obige Definition für die Stigmengrube, als Raum zwi- 
schen Peritrema und Verschlußbügel zeigt sich hier entschieden 
als unzureichend, denn wir haben es mit zwei höchst verschie- 
denen Abschnitten zu tun, einem kurzen zwischen äußerem 
und innerem Stigma und einem viel längeren zwischen innerem 
Stigma und Verschlußbügel. Somit kann nur der äußere Raum 
zwischen äußerem und innerem Stigma als Stigmagrube 
bezeichnet werden, während ich den inneren als Vortrachee 
hervorhebe. (vtr Abb. 33—35) 

Im einfachsten, durch Staphylinus vertretenen Falle ist also 
die Vortrachee lediglich das äußere Stück der Anfangs- 
trachee, deren inneres an Struktur mehr oder weniger gleich- 
artiges Stück durch den Verschlußbügel und eine Einschnürung 


6. Heft 


60 Dr. K. W. Verhoeff: 


von ihr getrennt wird. Die Anfangstrachee im engeren Sinne 
(atr) gabelt sich in die beiden nach vorn und hinten ziehenden 
Tracheen, welche Teile der großen Längstracheen sind. 

Bei Leptusa-Larven treffen wir dieselbe Beschaffenheit der 
Vortrachee, Anfangstrachee und des Verschlußbügels, wie bei Sta- 
phylinus alpestris, nur mit dem Unterschied, daß sich die Vor- 
trachee von der Struktur der übrigen, eigentlichen Tracheen schon 
etwas mehr unterscheidet, nämlich durch stärkere und viel. 
weitschichtigere, spiralige Wandverdickung. Hinsichtlich der 
Länge der Vortrachee und mithin des weiten Abstandes des Ver- 
schlußbügels vom Stigma herrscht dagegen Übereinstimmung mit 
Staphylinus. Die Stigmengruben von Ledtusa sind die denkbar 
einfachsten, denn es fehlen ihnen alle reusenartigen Gebilde. 
Diese die Luft von ihrem Eintritt in die Vortrachee reinigenden 
Gebilde sind bei den größeren Stigmen der Staphylinus nützlich, 
bei den winzigen Stigmen der Leptusa-Larven überflüssig, da sie 
schon durch ihre Kleinheit genügend geschützt sind. 

Vortracheen im eben erörterten Sinne kommen auch bei 
den Dytiscus-Larven vor und hat H. Blunck in seiner Arbeit ‚‚die 
Entwickelung des Dytiscus marginalis vom Ei bis zur Imago, 
2. Teil, die Metamorphose‘‘ Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. CXVII, 
H. 1, 1917, S. 89 eine vortreffliche Abbildung einer solchen gegeben, 
aus welcher man ersieht, daß bei der Dytiscus-Larve, ähnlich der 
Leptusa-Larve, die Vortrachee sich zwar strukturell deutlich von 
der Anfangstrachee unterscheidet, aber doch ebenfalls einen ent- 
schieden trachealen Charakter bewahrt hat. Dies gilt schon weni- 
ger für die letzten Stigmen der Dytiscus-Larve, wie sich aus 
Bluncks Abb. 45c auf S. 91 ergibt, denn hier ist die Vortrachee 
schon so verkürzt, daß wir einen Übergang haben zu den Zu- 
ständen, die wir als typische bezeichnen können und bei der großen 
Mehrzahl der Insekten-/magines antreffen, deren Vortrachee mehr 
oder weniger reduziert erscheint. Aus dieser sekundären Ver- 
drängung der Vortrachee erklärt es sich aber, daß sie bisher 
nicht die gebührende Beachtung gefunden hat und damit die not- 
wendige Unterscheidung von Stigmagrube und Vortrachee 
unterblieb. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß Blunck 
in seinen angegebenen Abbildungen die Vortracheen als ‚„Stigmen- 
grube‘“ bezeichnet hat, während die bei Dytiscus-Larven sehr kur- 
zen, wirklichen Stigmengruben unbeachtet blieben. Was Blunck 
in seiner Abb. 45a mit o „Eingang zur Stigmengrube‘“ benannte, 
ist das innere Stigma. 

Die phylogenetische Wandlung der Vortrachee ist 
also folgende: 

1. Strukturelle mehr oder weniger vollständige Überein- 
stimmung mit der Anfangstrachee, bei langer tracheenartiger Ge- 
stalt, 

2. Strukturelle entschiedene Abweichung bei derselben Ge- 
stalt, 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 61 


3. VerkürzungderVortrachee, so daß ihre Länge die Breite nicht 
mehr übertrifft und 

4. ihre fast vollständige Verdrängung. 

Als ein Beispiel für den Zustand N. 4 verweise ich auf Abb. 2 
in dem Aufsatz von W. Alt ‚Über den Bau der Stigmen von Dyitis- 
cus marginalis‘“ Zoolog. Anzeiger 1909, N. 26, S. 79. 

Phylogenetisch ist also in Folge der Reduzierung der Vor- 
trachee aus dem Tracheenverschluß ein Stigmenverschluß 
geworden. 

Das Tracheensystem der Leptusa-Larven will ich nicht 
in allen seinen einzelnen Verzweigungen verfolgen, aber doch die 
hauptsächlichsten Stränge desselben feststellen: Sämtliche Stig- 
men werden mit einander durch zwei große Längstracheen ver- 
bunden (et Abb. 32), welche überhaupt die stärksten Rohre des 
ganzen Tracheensystems vorstellen. Diese Längstracheen ver- 
binden aber natürlich die Stigmen jeder Körperseite nicht un- 
mittelbar, sondern es gehen von ihnen Seitenäste ab, nämlich die 
oben besprochenen Anfangstracheen (Vortracheen). In der 
Vorderhälfte des Rumpfes werden die Längstracheen allmählich 
stärker und ein besonders mächtiges Kaliber weisen die Rohre auf, 
welche den Prothorax durchsetzen. An der Stelle, wo die Anfangs- 
tracheen der Thoraxstigmen in die Längstracheen eintreten, sind 
diese winkelig geknickt. Bemerkenswert ist der Umstand, daß sich 
auch im Grenzgebiet von Meso- und Metathorax von den Längs- 
tracheen Seitenäste (x) abzweigen, verbindende Zwischentra- 
cheen zwischen oberen und unteren Längsanastomcsen. Diese 
sind ein Zeugnis dafür, daß bei den Vorfahren der Leptusen 
auch im meso-metathorakalen Grenzgebiet Stigmen be- 
standen haben. Bei dieser Gelegenheit weise ich darauf hin, 
daß die Staphylinus-Larven, welche sonst dieselbe Stigmenver- 
teilung besitzen wie die Zepfusa-Larven noch Stigmenrudimente 
im mesometathorakalen Grenzgebiet aufweisen, d. h. geschlossene 
Knoten, welche, analog den rudimentären Stigmen am 5.—8. Seg- 
ment der Puppen und Nymphen der Staphylinordea, nur durch 
einen luftleeren Strang mit dem Tracheensystem zusammenhängen. 

Außer den großen Längstracheen, welche man auch untere 
Längsanastomosen nennen kann, gibt es also noch obere 
Längsanastomosen von feinerem Kaliber, welche nur die An- 
fangstracheen der thorakalen Stigmen mit den Seitenästen x 
und diese wieder mit den Anfangstracheen des 1. Abdominal- 
segmentes verbinden. Die Vorderhälfte (le) der oberen Längs- 
anastomose, aus welcher bei der Imago die Elytrentracheen her- 
vorgehen, kann man deshalb auch als mesothorakale oder 
elytrale Längsanastomose und die Hinterhälfte (la), aus 
welcher bei der Imago die Flügeltracheen hervorgehen, als meta- 
thorakale oder alare Längsanastomose bezeichnen. Es 
gibt nur eine einzige dorsale Queranastomose (q 1 Abb. 32) 
und diese, im vordersten Prothoraxgebiet gelegen, verbindet im 


6. Heft 


62 Dr. K. W. Verhoeff: 


queren Bogen die äußeren der beiden Hauptäste, in welche sich 
die vordersten Abschnitte der Längstracheen ungefähr in der Mitte 
des Thorax gabeln. 

Ventrale Queranastomosen sind elf vorhanden, nämlich 
drei thorakale (q 2—q 4) und acht abdominale, sämtlich Verbin- 
dungsrohre zwischen den ventralen Hauptlängstracheen. Die vor- 
derste (q 2) dieser Queranastomosen ist ungefähr in der Mitte des 
Prothorax rechtwinkelig nach vorn geknickt, die mesothorakale 
(q 3) nach vorn gebogen, während die übrigen (q 4, q 5) mehr und 
mehr rein quer verlaufen. 

Der Darmkanal erstreckt sich ganz gerade durch den 
Körper und zwar reicht der Mitteldarm vom Vorderende des Meso- 
thorax bis ins 8. Abdominalsegment. Bei erwachsenen aber noch 
zehrenden Larven fand ich den Mitteldarm in seiner ganzen Länge 
von einer braunen Masse erfüllt, die offenbar von ausgekauten Mulm- 
teilchen herrührt. Der kurze Oesophagus erweitert sich allmählich 
in seiner Hinterhälfte, aber gegen den Mitteldarm ist er dennoch 
scharf abgesetzt. Präpariert man den Darm einer frisch getöteten 
Larve, so erscheint der Oesophagus schlaff, der Mitteldarm dagegen 
wurstartig prall gefüllt, ein Zeichen, daß eine zwischen Vorder- 
und Mitteldarm gelegene Darmklappe durch den inneren Druck 
gesperrt wird. Ebenso geschieht es auch gegen den Enddarm. 
Letzterer ist nicht nur durch die Einmündungsstellen der vier 
malpighischen Gefäße abgesetzt, sondern auch durch seinen 
abweichenden Inhalt. Während der Enddarminhalt durchsichtig 
und gelb erscheint, zeigt sich der Mitteldarm von einer trüben Masse 
erfüllt, welche zahllose feine Körnchen enthält. 

Die Malpighischen Gefäße bilden vier unregelmäßig gebogene 
bei manchen Larven mit kleinen knotigen Erweiterungen versehene 
Schläuche, welche sich vom 2.—8. Abdominalsegment erstrecken 
und vorn umgebogen sind. Hinten liegen sie so, daß der Schein 
erweckt wird als mündeten sie in den Drüsensack, weshalb ich 
sie auch zunächst für die Drüsen dieses hielt. Bei manchen Larven 
stechen sie durch ihre Farbe nicht besonders ab, während sie bei 
andern (mit gefülltem Mitteldarm) vollkommen schwarz erscheinen 
(Abb. 27). Da sie erst im 8. Abdominalsegment in den Darm ein- 
münden, ist mithin der Enddarm sehr kurz. 

Darm und Malpighische Gefäße vollführen lebhafte peristal- 
tische Bewegungen und zwar sind dieselben am auffallendsten 
daran zu erkennen, daß sich die Vorderenden der Malpighischen Ge- 
fäßeumeinganzesSegment verschieben,nämlich vonderMitte 
des2. bis zur Mitte des 1. Abdominalsegmentes und wieder zurück. 

Zwischen den Fettmassen, welche teils aus großen, teils aus 
sehr kleinen Kügelchen bestehen, liegen in den Seiten des 1.—8. 
Abdominalsegmentes gelbliche, fensterartig hell erscheinende Drü- 
sen. Ob es sich um Segmentaldrüsen handelt, muß ich um so 
mehr dahingestellt sein lassen, als ich Ausmündungen derselben 
nicht. beobachtet habe. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 63 


Im Gegensatz zu den sehr schnell ohnmächtig werdenden Xan- 
tholinus-Larven erwähne ich noch, daß die unter Deckglas in 
Wasser beobachteten Ledtusa-Larven sich auffallend zählebig 
erwiesen, sodaß sie auch nach zweimaliger, je etwa !/,-stündiger 
Untersuchung wieder aus dem Wasser genommen sich vollkommen 
erholten. 

Schließlich möge auch noch die Putztätigkeit erwähnt sein: 
Mit den I. und II. Beinen säubern die Larven den Kopf, während 
sie bei eingekrümmtem Körper mit den Mundteilen das Abdomen 
reinigen. 

Im Kapitel A. 2 habe ich mich zwar für die vegetabilische 
oder wenigstens friedliche Lebensweise der Leptusa-Larven aus- 
gesprochen. Es muß aber anderseits betont werden, daß sowohl 
die Bewaffnung des Labrum, als auch der gerade Verlauf des Darm- 
kanales für animalische Kost in Anspruch genommen werden 
können, umso mehr, wenn wir sehen, daß ein bewaffnetes Labrum 
bei den Oxyteliden die Ausnahme bildet und unzweifelhafte 
Vegetabilienfresser wie z. B. die Oxytelus- und Coprophilus- 
Larven einen viel längeren und zweimal umgebogenen 
Darm besitzen. Jedenfalls sind in dieser Ernährungsfrage weitere 
Untersuchungen notwendig. 


| 6. Morphologie des Larvenkopfes. 

Die beiden schon in den Vorbemerkungen (Kapitel 1) erwähn- 
ten Beschreibungen angeblicher Leptusa-Larven durch Perris 
und Fauvel kommen hier als falsche Deutungen nicht weiter in 
Betracht. Daß auch die Larve Fauvels nicht zu Leptusa gehören 
kann, ergibt sich schon aus den viergliedrigen Antennen, während 
die Leptusa-Larven in Wirklichkeit dreigliedrige Antennen be- 
sitzen. Aber auch wenn man annehmen will, daß Fauvel die An- 
tennenbasis als besonderes (4.) Glied mitgezählt hat, bleibt doch 
schon allein nach den höchst abweichend gestalteten Maxillopoden- 
tastern die Möglichkeit einer auch nur generellen Übereinstimmung 
mit meinen wirklichen Leptusa-Larven ganz ausgeschlossen. 


Der Kopf der Leptusa-Larven entspricht dem Oxyteliden- 
Typus, wie ich ihn im II. Staphylinoidea-Aufsatz (Zeitschr. f. wiss. 
Ins. Biologie, 1917, S. 108—109) kurz charakterisiert habe. Er 
zeigt eine abgerundet-viereckige und zugleich niedergedrückte Ge- 
stalt und ist in den Prothorax etwas eingesenkt (Abb. 26). Die Kopf- 
kapsel kann man als ein Cranium pseudoapertum bezeichnen, 
d. h. der Unterkopf (Abb. 28) scheint in der Mediane bei oberfläch- 
licher Betrachtung zu klaffen, eine genauere Beobachtung lehrt 
jedoch, daß dies nicht der Fall ist. Die halbkreisförmige Maxillo- 
podenbucht, in welcher die starken Cardines (ca) durch ein drei- 
eckiges Submentum (sm) getrennt, eingewurzelt sind, ist näm- 
lich sehr breit von der Hinterhauptöffnung (oe) getrennt und zwei 
gebogene, wulstige Leisten (w Abb. 31), welche hinten parallel 
laufen, vorn aber stark auseinanderbiegen und hinter den Cardines 


6. Heft 


64 Dr. K. W. Verhoeff: 


endigen, bilden die paramedianen Ränder der Unterwangen.: Das 
hinten schmale, vorn dreieckig erweiterte Medianfeld zwischen 
den beiden Leisten ist nicht häutiger Natur, sondern stellt eine 
feste Verbindung zwischen den Unterwangen dar, eine 
Unterkopfbrücke und bildet mit seinem scharfen Vorderrand 
dicht hinter dem Submentum die Mitte der Maxillopodenbucht. 
Dieses Medianfeld (mdb Abb. 31) muß aber bei seiner scharfen 
Absetzung gegen die Unterwangen entweder als der Ausdruck 
einer durch sekundäre Chitinisierung entstandenen Verwachsung 
derselben betrachtet werden oder als eine primäre Gula. Die Ränder 
der Hinterhauptöffnung sind zum Ansatz für verschiedene starke 
Muskeln leistenartig verdickt. 


Neben den Seiten der Maxillopodenbucht und der Cardines 
verläuft jederseits eine gebogene Buchtleiste (l Abb. 28), welche 
durch dunkle Pigmentierung scharf abgesetzt erscheint und nach 
vorn bis zur Basis der Mandibeln sich erstreckt, die auf einer vor- 
deren unteren Abstutzung (g) der Kopfkapsel ruht. 


Der Oberkopf (Abb. 26) wird durch die bekannte Gabel- 
naht in Clypeofrons und Vertex geschieden. Die Gabelnaht teilt 
sich vorn unter stumpfem Winkel etwas hinter der Verbindungs- 
linie der Ocellen. Die Gabeläste verlaufen zunächst gerade, biegen 
dann aber plötzlich nach vorn um und verlieren sich hinter der 
Antennenbasis. 

Frons und Clypeus sind nur unvollständig voneinander ge- 
trennt, erhalten aber doch eine deutliche Absetzung gegenein- 
ander durch die Antennenbasen. Diese sind schräg gestellte 
quere Wülste (atb Abb. 26 und 29), welche zwischen den kurzen 
Clypeus und präocellare, stumpfwinkelige Kopfkapselecken (e) 
eingeschoben sind. Kurz hinter diesen Ecken ragen an der seit- 
lichen Biegung des Kopfes die nur in der Einzahl auftretenden 
ziemlich großen Cornealinsen der Ocellen vor, deren Pigment 
sehr scharf abgesetzt ist. Die Antennenbasen besitzen anihrer ° 
Wurzel (atb Abb. 29) jederseits eine knotige Verdickung, durch 
welche sie mit der Kopfkapsel fest verwachsen sind. Dieser 
Umstand sowohl wie die Tatsache, daß sich zwischen den beiden 
Knoten nur eine sehr zarte Grenzlinie findet, beweist, daß die 
Antennenbasis ein ausgestalteter Teil der Kopfkapsel 
ist, aber nicht als ein Antennenglied betrachtet werden darf. Hier- 
zu kommt ferner der Umstand, daß die wirkliche, nur dreigliedrige 
Antenne sehr stark gegen die Antennenbasis abgesetzt ist und sich 
unter ihr in einer Gelenkgrube frei drehen kann. Die Verbindungs- 
linie zwischen den inneren Knoten der Antennenbasen bezeichnet 
also die Grenze zwischen Frons und Clypeus. Der Frons, welcher 
ungefähr doppelt so lang ist wie der Clypeus, geht zwischen dem 
vorderen Enden der Gabelnaht und der Antennenbasis ohne Grenze 
in ei; sfeld über, welches die vordere Fortsetzung des Ver- 
tex bildet. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 65 


Der Clypeus, ein sehr kurzes queres Feld, ist gelenkig gegen 
das Labrum abgesetzt, der breit abgestutzte Vorderrand ist jeder- 
seits unter stumpfem Winkel gegen die Antennenbasis abgeschrägt. 

Das ebenfalls kurze, quere Labrum (la Abb. 29) zeigt sich 
in seiner freien Beweglichkeit als typisch ausgebildete Ober- 
lippe. Es kann, wie man aus Abb. 26 entnehmen möge, soweit nach 
unten umgeschlagen und von den Mandibeln umfaßt werden, 
daß es von oben her überhaupt nicht zu sehen ist. Vorgestreckt 
dagegen zeigt sich sein Vorderrand mit vier stumpfen Zähnen be- 
setzt, doch beobachtete ich bei zwei Larven (Abb. 29 x) auch deren 
fünf, indem der rechte Außenzahn asymmetrisch sich verdoppelt 
zeigte. Innen von der stumpfwinkeligen Vorderrandaußenecke 
sitzt eine Borste auf einem vorragenden Knoten. Die Mitte des 
Labrum wird von zwei paramedianen, kurzen Sinneszapfen ein- 
genommen. 

Die kurzen dreigliedrigen Antennen (Abb. 26 und 30) 
bestehen aus einem kurzen nackten Grundglied, einem kurzen 
schmalen Endglied und dem längeren Mittelglied. Letzteres trägt 
wie bei zahlreichen andern- Käferlarven innen auf kurzem Hals 
einen länglichen Riechzapfen. Außer den langen aus Abb. 30 er- 
sichtlichen Tastborsten findet sich am 2. und 3. Glied noch je ein’ 
Sinnesstab. 

Die Mandibeln (Abb. 25) sind schlank gebaut, säbelig ge- 
bogen und im Grunddrittel innen eckig vorgezogen. Am Innen- 
rande, in beträchtlichem Abstand vom schmal zugespitzten Ende, 
ragen sägeartig vier bis fünf kleine Zähnchen vor. 

Wie gewöhnlich besitzen die Mandibeln am Grunde oben ein 
Gelenkgrübchen (g) und unten einen halbkugeligen Gelenkhöcker. 
Die unteren Gelenke der Mandibeln befinden sich vor den schon 
erwähnten Buchtleisten, während die oberen gerade unter dem 
äußeren Knoten der Antennenbasen liegen, innen neben der er- 
wähnten Kopfkapselecke (e). | 

Die durch das dreieckige Submentum getrennten, die halb- 
kreisförmige Maxillopodenbucht größtenteils einnehmenden Car- 
dines besitzen innen (unten) eine Leiste (lAbb. 31), welche sich 
am Hinterrand entlang zieht und mit ihrem inneren feinen End- 
knopf ein Gelenk mit der Submentumecke (g) bildet. Ein gerade 
nach vorn abbiegender Ast dieser Leiste endet am Vorderrand und 
bildet hier ebenfalls ein schwaches Gelenk mit dem Coxit der 
Maxillopoden. Dieses Coxit (co Abb. 31) ist nach vorn in ein langes, 
leicht nach innen gebogenes Coxomerit ausgezogen, dessen Ende 
mit einigen winzigen Zähnchen bewehrt ist, während die Vorder- 
hälfte des Innenrandes mit einigen stiftartigen Gebilden besetzt ist. 
Außen am Grunde des Coxomerit sitzt in einer tiefen Ausbuchtung 
der viergliedrige Taster, dessen Grurndglied (,,Tasterträger“‘) 
äußerst kurz ist und innen nicht ganz vollständig. Das 2. und 3. 
Glied sind an Größe wenig verschieden, das 4. ist sowohl bei weitem 
das längste als auch das schlankeste, zugleich völlig nackt und in 


Archiv für Naturgeschichte 
1919. A. 6. 5 6. Heft 


66 Dr. K. W. Verhoeft: 


seiner Endhälfte verschmälert. In der zwischen den Stämmen der 
Maxillopoden ausgebreiteten Haut liegt vollkommen isoliert das 
trapezische, vorn tief eingebuchtete Mentum. (mt Abb. 28). Vor 
ihm in beträchtlichem Abstand und zwischen den Coxomeriten 
sitzen die Labiopoden, bestehend aus einem einheitlichen kurzen 
Syncoxit (sco) und zweigliedrigen Tastern. Letztere sitzen auf 
kurzen seitlichen Fortsätzen des Syncoxit, während die lange, zarte, 
vorn abgerundete Prälingua (pl Abb. 28) ungefähr bis zur Mitte 
des 2. Tastergliedes reicht. 

Auf die Beborstung des Kopfes will ich nicht näher eingehen, 
sondern nur bemerken, daß sie in den Abb. 26 und 28—31 möglichst 
genau zum Ausdruck gebracht worden ist. Die Borsten können 
als kurze, mittlere und lange unterschieden werden, sind aber sämt- 
lich einfach, spitz und verhältlich dünn, dasselbe gilt übrigens 
auch für die Beborstung des Rumpfes. Der Epipharynx ist 
mit zahlreichen winzigen Spitzchen besetzt und enthält vier fast 
in einem Quadrat angeordnete größere Sinnessporen und außerdem 
zwischen den beiden hinteren derselben noch eine Gruppe kleinerer. 
Oberhalb der Labiopoden bildet die Mundöffnung einen ein- 
fachen, nackten Querspalt als dessen flankierende Stützen jeder- 
seits ein feines schmales, leicht nach innen gebogenes, von hinten 
nach vorn sich erstreckendes Hypopharynxgerüst erscheint, 
welches sich zugleich in der Falte zwischen Mentum und Maxillo- 
podencoxit befindet, aber oberhalb beider. 


7. Morphologie des Larvenrumpfes. 
Von der Verteilung der Stigmen, der Gestalt des 8. Abdominal- 
tergites und dem Bau des Analsackes ist bereits in den vorigen 
Abschnitten die Rede gewesen, sodaß ich auf diese verweisen kann. 


Meso-Metanotum und 1.—8. Abdominaltergit besitzen vorn 
eine durchlaufende Querleiste (t Abb. 23), durch welche ein 
übrigens stets borstenloses Protergit abgegrenzt wird. Unter 
den zahlreichen dünnen Borsten (Abb. 26 und 27), welche als kurze, 
mittlere und lange zu unterscheiden sind, fällt besonders eine Ma- 
krochäte jederseits in der Nähe der Mitte des Seitenrandes der 
drei thorakalen und des 1.—6. abdominalen Tergites auf, welche 
sich zugleich stets gerade hinter dem Stigma befindet. Am 
7. und 8. Tergit (Abb. 27) ist der veränderten Lage der Stigmen 
gemäß die Makrochäte an die Hinterecke gerückt, am 8. Tergit 
zugleich stark umgebogen. Alle Borsten laufen einfach zugespitzt 
und zugleich sehr fein aus. Zwischen Kopf und Prosternum findet 
sich ein queres, schmales, deutlich abgegrenztes Mikrosternum 
mit vier kleinen Borsten in Querreihe. 

Pro-Meso- und Metasternum tragen paramedian je zwei ziem- 
lich kleine Borsten vor den Hüften, die Pleurite nur vereinzelte. 

Die abdominalen Sternite sind einheitlich gebaut und 
in der Querrichtung nur wenig kürzer als die Tergite (stt und t 
Abb. 27). 1.—8. Sternit mit je zwei Borstenreihen, in der hinteren 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 67 


3+3 besonders lange Borsten, wenigstens am 2.—8. Sternit und 
zwar nehmen sie nach hinten am Abdomen an Länge und Stärke 
allmählich zu. 


1. und 2. Abdominalsternit ohne, 3.—9. mit einer Querleiste, 
welche ebenfalls an den hinteren ‘Sterniten kräftiger ausgeprägt 
ist und seitlich im Bogen nach hinten abbiegt. Die durch diese 
Querleisten abgegrenzten Prosternite sind ebenfalls borstenlos. 


Das kurze und noch nicht die halbe Breite des 8. erreichende 
9. Abdominalsegment (Abb. 27) ist oben seitlich in die unvoll- 
kommen zweigliedrigenPseudocerci ausgezogen, deren schwach 
gebogenes und schnell verschmälertes Endglied außer einer kur- 
zen unteren nur eine lange Endborste trägt. Das kleine, abge- 
plattete 10. Abdominalsegment (Abb. 24 und 27) trägt nur am 
Hinterrand oben und unten eine Reihe feiner Borsten verschiedener 
Länge. Dasam Grunde durchausnicht abgegrenzte Grund- 
glied der Pseudocerci mit einigen langen Tastborsten erscheint 
mithin nur als ein dorsaler Fortsatz des 9. Tergit. Die abdominalen 
Pleurite sind sehr schwach entwickelt. 


Beine lang, mit großen, schräg von außen nach innen ge- 
stellten und gegen das Telopodit allmählich verjüngten in der Mitte 
nur wenig voneinander entfernten Hüften, mit Borsten verschie- 
dener Länge. Trochanteren ungefähr halb so lang wie die Femora, 
letztere nur unten und am Ende mit wenigen mittellangen Borsten. 
Tibien II und III oben mit zwei ziemlich langen Borsten, unten mit 
zwei ziemlich langen und zugleich dickeren Borsten, vorn und hin- 
ten mit einigen Borsten, von welchen zwei vor dem Ende besonders 
kurz und dick sind und ebenso wie die unteren als Grabborsten 
aufzufassen. I. Tibien ebenso, aber oben nur mit einer ziemlich 
langen Borste. Alle Tibien leicht gebogen. Tarsungula halb so 
lang wie die Tibien, mit zwei kurzen Borsten in der Grundhälfte, 
einer kurzen oberen und einer etwas längeren unteren. Ein Putz- 
apparat ist an den Vorderbeinen nicht ausgebildet. 


Anmerkung [Im vorigen habe ich die von Braßa.a. O. be- 
sprochene und als ‚„Siaphylinus sp.‘‘ benamste, durch seine Abb. 
58—62 erläuterte Larve schon mehrfach erwähnt und darauf hin- 
gewiesen, daß es sich entweder um die Larve einer andern Leptusa- 
. Art handelt oder um die einer nahe verwandten Gattung. Da Braß 
nur die drei letzten Abdominalsegmente beschrieben hat, kann ich 
mich auf Unterschiede an andern Körperteilen nicht beziehen. 
Daß Braß jedenfalls keine Larven von Leptusa angusta Aube 
unter Händen hatte, geht mit Sicherheit daraus hervor, daß 

1. der Lappenfortsatz hinten am 8. Abdominaltergit (wie eın 
Vergleich mit meinen Abb. 23 und 27 ergibt) bei gleicher Form 
viel stärker nach hinten herausragt, dem entsprechend auch der 
Drüsensack offenbar länger ist, 

2. das 9. und 10. Abdominalsegment eine sehr abweichende 
Beborstung aufweist. 


5% 6. Heft 


68 Dr. K. W. Verhoeft: 


Insbesondere zeigen die sternalen Teile des 9. und 10. Segmen- 
tes einen Besatz von 545 und 3-+3 starken z. T. stachelartigen 
Borsten, während bei Ledtusa angusta die Borsten nicht nur viel 
feiner gebaut sind, sondern wie 
sich aus Abb. 24 ergibt, auch 
eine sehr ungleiche Länge auf- 


o ; : oO  weisen,indemz.T.kurzeund lange 
o0.0 o0°.0o Borsten abwechseln. Während 
Leptusa angusta. Braß für das9. Sternit seiner Art 
hear (in seiner Abb. 60 und 61) zehn 


starke Stachelborsten angegeben 
hat, kommen bei L. angusta sechzehn dünne Tastborsten von 2—3 
verschiedenen Längen vor, deren Stellung anbei in dem Schema 
B angedeutet ist durch die Angabe der Basalgrübchen. Die 3+3 
stärksten Borsten stehen also in der Hinterrandreihe. 


B. Phloeonomus-Larven. 
1. Biologische Vorbemerkungen. 

In der ersten Hälfte des Juli 1918 traf ich im Pasinger Würm- 
gebiet eine gefällte, dem Boden aufliegende, am Grunde etwa einen 
Fuß starke Fichte, welche überaus stark von Ips typographus L. 
befallen war. Außer zahlreichen Larven verschiedenen Alters, 
Nymphen und jüngeren sowie älteren Imagines gab es auch eine 
Anzahl Clerus-Larven verschiedenen Alters. Besonders interessierte 
mich jedoch eine kleine Oxyteliden-Larve, welche in dem von den 
Ipiden losgearbeiteten Mulm ziemlich häufig war und sich später 
als die Larve von Phloeonomus pusillus Grav. herausstellte.t!) Eine 
Anzahl dieser Larven, welche ich mehrfach auch anderweitig unter 
Fichtenborke antraf, brachte ich in eine Glaskapsel und gab ihnen 
außer einigen Fichtenborkenstückchen ein gewisses Quantum des 
lockeren und feuchten Mulmes. 

Am 24. VII. beobachtete ich außer fünf Larven eine Prä- 
nymphe und drei weiße Nymphen. Letztere liegen ohne Cocon 
frei in Kämmerchen, am Boden der Glaskapsel innerhalb des von 
Ips losgewühlten Mulmes, der z. T. von Mycel durchwuchert ist. 

1. VIII. entwickelte sich die erste Imago, welche mit Aus- 
nahme der Augen noch ganz grauweiß geblieben ist, während die 
ausgestreckten Flügel fast bis zum Hinterleibsende reichen. 

4. VIII. entwickelte sich abermals eine Imago. Am 6. VIII. 
Morgens ist dieselbe halb ausgefärbt, d. h. unten mit Ausnahme 
des dunkeln Kopfes und der rötlichen Beine noch hellweißlichgelb, 
oben Kopf und Elytren braunschwarz, Pronotum gelbbraun, Ab- 
domen hinten dunkler, vorn heller. Interessant ist der Mittelzu- 
stand der Flügel, d. h. dieselben sind nur einmal in der Querrich- 


u) Um jeden Zweifel an der Bestimmung der Imagines auszu- 
schließen, habe ich einige der von mir gezüchteten Tiere Herrn Wagner 
(Dahlem) zugeschickt und erhielt die Bestätigung meiner Bestimmung, 
für welche ich ihm auch hier meinen Dank ausspreche. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 69 


tung eingeschlagen und ragen daher um reichlich die Länge eines 
Tergites über die Elytren hinaus, während außen neben den Elytren 
der dicht gewimperte Rand vorragt. 


2. Nymphen. 

Im Gegensatz zu den unbeweglichen Leptusa-Nymphen zeich- 
nen sich die Nymphen des Phloeonomus pusillus nicht nur durch 
die lebhaft drehenden Bewegungen der Abdominalringe aus, 
sondern auch durch die Fähigkeit sich bei fortgesetzter Bewegung 
in einer bestimmten Richtung fortzurollen. 

Die zarte Nymphenhaut ist mit kräftigen, langen Isolatoren 
bewehrt, von welchen sich 2+2 säbelig gekrümmte und nach vorn 
gerichtete auf dem Pronotum befinden, ihm an Länge gleichkom- 
mend. Sie stehen auf einem kegeligen Sockel, gegen den sie grund- 
wärts allmählich dicker werden. Hinter den vorderen Pronotum- 
Isolatoren 2-++2 kurze, borstenartige in einer Querreihe, desgleichen 
3+3 vor dem Hinterrand. Seitenränder mit je zwei kürzeren Bor- 
sten, von welchen die hintern auf kräftigem Zapfen stehen. 

Meso-Metanotum, Flügelhüllen und alle Gliedmaßen ohne Bor- 
sten. Kopf vorn mit zwei gebogenen Isolatoren und zwei kürzeren 
Borsten, in der Hinterhälfte mit 4-++4 mittellangen Borsten. An- 
tennen am Ende mit einigen Höckern. 5.—7. Abdominalsternit 
mit je vier Borsten, 1. und 3.—’7. Abdominaltergit paramedian mit 
je zwei ziemlich langen, gebogenen, nach hinten gerichteten und 
am Grunde angeschwollenen Isolatoren. Weniger gebogen sind 
dieselben auf den Seitenrändern des 2.—8. Abdominalsegmentes 
und vor der Basis derselben findet sich je eine Borste inseriert, 
viel kürzer als die Randisolatoren. 8. Tergit oben ohne Isol. 9. Tergit 
nach hinten in Pseudocerci ausgezogen welche am Grunde nicht 
abgegliedert und mit wenigen, sehr kurzen Börstchen besetzt sind. 

Ende der Pseudocerci in einen gelben, geraden, nach hinten 
gerichteten Isolator auslaufend, welcher noch länger als das 8. 
Segment, das 10. Tergit kurz und hinten abgestutzt. Ventral ist 
das 9. Segment in zwei in der Mediane aneinander gewachsene, 
nach hinten herausragende Höcker ausgezogen, deren jeder in 
einen gelben Isolator ausläuft, noch nicht halb so lang wie der- 
jenige der Pseudocerci. Alle größeren, eigentlichen Isolatoren sind 
wenigstens in der Endhälfte mit sehr feinen Nebenspitzchen 
besetzt. Von den Borsten abgesehen ist die Haut überall voll- 
kommen nackt, entbehrt also der Häutungshärchen. Die Phloeo- 
nomus-Nymphen sind von den Zeptusa-Nymphen mithin leicht 
zu unterscheiden: 

1. durch den Mangel der Häutungshaare, 

2. die spärlicheren Borsten, 

3. die viel stärkeren und behaarten Isolatoren, 

4. die dickeren Pseudocerci, welche zugleich im Verhältnis 
zum 9. Abdominaltergit viel größer erscheinen. 

Am Abdomen sind Stigmen nur am 1.— 3. Segment geöffnet. 


6. Heit 


70 Dr. K. W. Verhoeff: 


3. Morphologie des Larvenkopies von Phloeonomus. 

Nachdem im Abschnitt A, 6 der Kopf der Lepfusa-Larven 
näher erörtert worden ist, der Kopf der Phloeonomus-Larven 
(Abb. 36—41) aber in den Grundzügen sich an jenen anschließt, 
kann hier eine kürzere Besprechung, unter Bezugnahme auf A, 6 
genügen. 

Das Mentum (Abb. 41 mt) von Phloeonomus pusillus zeigt 
große Ähnlichkeit mit dem von Lepfusa und ist durch Zwischenhaut 
gegen alle Nachbarteile wieder scharf abgesetzt. Die Lagever- 
hältnisse von Mentum, Submentum, Unterkopfbrücke, La- 
bio-Maxillopoden und Cardines zeigen überhaupt bei beiden 
Gattungen große Ähnlichkeit. Das Submentum ist wieder zwi- 
schen die Cardines eingekeilt, zeigt aber nicht dreieckige, sondern 
annähernd viereckige Gestalt (sm). Demgemäß sind die Car- 
dines innen mehr abgestutzt. Die gebogenen wulstigen Leisten (w) 
der Unterkopfbrücke biegen bei Phloeonomus stärker ausein- 
ander und das Medianfeld (gu) ist vorn als ein kurzes, nach vorn 
verschmälertes Trapez stark in der Querrichtung verbreitert, 
enthält auch noch eine quere dunkle Verdickung. Hinten erweitert 
sich das Medianfeld gegen den mit wulstigen Leisten verstärkten 
Hinterhauptrand (hl) dreieckig, auch sitzt in der Hinterecke die- 
ses Dreiecks jederseits ein mit feinem Porus beginnender und in 
eine dünne Sehne auslaufender Zapfen (z). Vorderes Trapez und 
hintere Zapfen fehlen bei Leptusa. 

Die Buchtleisten (l) von Phloeonomus zeigen fast denselben 
Verlauf wie bei der andern Gattung. 

Die Maxillopodentaster (Abb. 37) sind bei Phloeonomus 
nur dreigliedrig, indem das bei Leptusa und andern Gattungen 
kurze 1. Glied (,Tasterträger‘‘) bis auf ein kleines Knötchen ver- 
kümmert ist. Um jedoch eine vergleichend-morphologisch ein- 
wandfreie Bezeichnung zu gewinnen, bezeichne ich auch hier die 
drei Tasterglieder als 2.—4. 

Die Coxomerite sind gegen das Coxit (abweichend von Lep- 
tusa) oben und unten durch Zwischenhaut abgesetzt. Der untere 
Coxomeritgrund (Abb. 37) greift nach hinten weiter zurück als 
der obere. Das Coxit selbst zerfällt (ebenfalls abweichend von 
Leptusa) in einen größeren Hauptteil (co) außen und einen klei- 
neren ovalen (a) innen; letzterer trennt Cardo und Coxomerit. 
Das Vorderende des Coxomerit ist nach unten zapfenartig umgebo- 
gen, sein Innenrand mit einer Reihe von Stachelchen und Borsten 
in loser Anordnung besetzt, unter den Stachelchen ist der vor der 
Mitte stehende stärkste gegabelt. Die Gestalt der drei Taster- 
glieder ergibt sich aus Abb. 37. Am Grunde des Endgliedes findet 
sich nur ein sehr schwaches Stäbchen. An der Stelle, wo der klei- 
nere Coxitteil (a) an das Coxomerit stößt, greift ein kleiner Zapfen 
(b) von innen herein, welcher eine Verbindung zwischen Coxit und 
Hypopharynx hergestellt. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 71 


Die kurzen Labiopoden (Abb. 36) sitzen (wie bei Lepfusa 
Abb. 28) auf einer abgeplatteten häutigen Ausstülpung, sind also 
vom Mentum breit getrennt. Sie bestehen aus einem kurzen Syn- 
coxit (sco) und noch kürzeren, auch hier unbeborsteten, zweiglied- 
rigen Tastern. Zwischen der viereckigen, vorn breit abgerundeten 
Prälingua urd den Tastern bleibt ein deutlicher Zwischen- 
raum. 

Der Oberkopf ist im wesentlichen wie bei Lepfusa gebaut, 
auch treffen wir wieder dieselbe Ausprägung einer schrägen, kur- 
zen Antennenbasis. Ocellen finden sich jederseits vier bis 
fünf, nämlich drei bis vier vorn und ein einzelner dahinter in wei- 
terem Abstand (Abb. 41 oc). Im Vergleich mit dem kräftigen Ein- 
zelocellus von Leptusa sind die Ocellen von Phloeonomus klein, 
ihre Cornealinsen weniger gewölbt. 

Die Seitenäste der Gabelnaht (also die Grenze zwischen Frons 
und Vertex) verlaufen erst schräg nach außen und vorn, dann nach 
vorn gebogen, dann abermals schräg nach außen und vorn, bis sie 
schließlich eine kurze Strecke vor dem inneren Grund der Antennen- 
basis sich verlieren. 

Eine abgekürzte Leiste streicht quer vom inneren Grund der 
Antennenbasis nach innen und bildet eine unvollständige Grenze 
zwischen Clypeus und Frons. Zwischen dem Clypeus und dem 
trapezisch nach vorn verschmälerten Labrum (la Abb. 40) haben 
wir eine quere Gelenkfalte. 


Der abgestutzte Labrumvorderrand trägt jederseits auf einer 
kleinen Vorragung eine Borste, paramedian ein winziges Zäpfchen. 
Die Epipharynxhaut ist jederseits geziert mit zwei schrägen Reihen 
äußerst feiner Knötchen, in der Mitte aber von einigen Sinnesporen 
durchsetzt. 

Die dreigliedrigen Antennen (Abb. 40) unterscheiden 
sich bei sonst sehr ähnlichem Bau dadurch von denen der Ledtusa- 
Larven (Abb. 30), daß der Riechkegel stabartig verschmälert (r), 
das Stäbchen unten vor seiner Basis aber sehr verkürzt ist. 


Die eigenartigste Bildung unter allen Organen des Phloeo- 
nomus-Larvenkopfes zeigen die Mandibeln (Abb. 38) durch den 
Besitz eines inneren, blattartig dünnen, lappenartigen Anhang- 
gebildes, welches ich als Foliolum hervorheben will. Am Innen- 
rande der länglichen, säbelig gebogenen Mandibel findet sich eine 
deutliche, stumpfwinkelige Einbuchtung, welche den breiteren 
Grundteil gegen den schlankeren Endteil absetzt. In dieser Ein- 
buchtung ist das gegen den Grund in einen kurzen Stiel verschmä- 
lerte offenbar bewegliche Foliolum befestigt. Der ganze Innenrand 
desselben (a) ist mit sehr feinen und von vorn nach hinten immer 
schwächer werdenden Spitzchen sägeartig besetzt (b). Eine zarte 
Streifung des Foliolum bemerkt man erst bei stärkerer Vergrö- 
Berung. Eine ähnliche feine Spitzchensäge befindet sich auch am 
Endteil der Mandibel und zwar oben etwas innerhalb des Innen- 


6. Heft 


72 Dr. K. W. Verhoeff: 


randes. Vor dem ziemlich spitzen Mandibelende ragen zwei ab- 
gerundete Zahnhöcker vor. Die Spitzchensäge reicht von diesen 
Zahnhöckern bis zu der eben beschriebenen inneren Einbuchtung. 

Dieser eigentümliche Bau der Phloeonomus-Mandibeln deutet 
auf die Verarbeitung zarter Nahrungsteilchen, als welche außer 
den Abfällen der Ipiden wahrscheinlich die in deren Gängen auf- 
tretenden Cryptogamen in Betracht kommen. 

Der Larvenkopf ist mit spärlichen, einfachen und dünnen, 
kurzen, mittleren und langen Borsten besetzt. Als Macrochäten 
sind am Oberkopf jederseits vier besonders auffallend, nämlich 
je eine an der Grenze von Clypeus und Frons, über dem inneren 
Grund der Antennenbasis, über den vorderen Ocellen und vor dem 
hinteren Ocellus. 


4. Morphologie des Larvenrumpfes von Phloeonomus. 

Die Rumpfbeborstung wird ebenfalls durch kurze, mittlere 
und lange, dünne Borsten gebildet, welche meistens einfach enden, 
z. T. aber am Ende in zwei kleine Spitzen gegabelt sind. Die 
Borsten am Pronotum. stehen in vier Querreihen, von welchen die 
zweite nur aus schwachen Börstchen besteht. Am Meso- und Meta- 
notum, sowie 1.—8. Abdominaltergit sind die Borsten in je zwei 
Ouerreihen angeordnet. An Pro-Meso- und Metanotum jederseit 
eine lange Makrochäte, am 1.—8. Tergit in der hinteren Reihe je 
vier stärkere Borsten. Meso-Metanotum und 1.—9. Abdominal- 
tergit mit sehr deutlicher, ein Protergit abgrenzender Querleiste 
(q Abb. 39). Die Beborstung der abdominalen Sternite ähnelt der 
der Tergite, aber Querleisten kommen (abweichend von Leptusa) 
nur am 8. und 9. Sternit vor. 

Während am 1.8. Abdominalsegment Tergit und Sternit 
deutlich durch Pleurenhaut getrennt sind, stellt (übereinstimmend 
mit Leptusa) das 9. und 10. Segment ein einheitliches Ganzes 
dar. Das 9. und 10. Abdominalsegment sowie die Pseudocerci 
(ps Abb. 39) sind sehr groß im Vergleich mit Leptusa. Während 
bei letzterer Gattung (Abb. 27) das 9. Segment noch nicht die halbe 
Breite des 8. erreicht, beträgt die Breite des 9. bei Phloeonomus 
ungefähr ?2/, von der des 8. Ein Drüsenapparat fehlt vollständig 
und demgemäß verläuft auch der Hinterrand des 8. Tergit einfach 
quer. Die schmal kegeligen Pseudocerci mit mehreren Makro- 
chäten sind durchaus ungegliedert, erreichen annähernd die Länge 
des 10. und übertreffen die Länge des 9. Segmentes. Gegen letzteres 
sind sie durch ein Basalgelenk völlig abgegliedert. Hinterrand 
des sternalen Teiles des 9. Segmentes mit 3+3 Borsten, deren 
mittlere jederseits eine Makrochäte. 10. Segment oben mit 2+2 
kurzen, unten nur mit zwei sehr kurzen Borsten, desgleichen zwei 
am Hinterrand. Der nur in kleinen Läppchen vorstülpbare Anal- 
sack besitzt keine Bewaffnung. > 

Mikrosternum mit 3-+3 kleinen Börstchen, Thoraxsternite 
zwischen den Hüften mit je 2+2 kurzen Borsten. . 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 73 


Die Hüften sind nicht nur viel kleiner als bei Leptusa, son- 
dern alle, namentlich aber die II. und III. stehen auch weiter von- 
einander ab. Während bei Leptusa sich die Hüften II und III in 
der Mediane fast berühren und zusammen ungefähr so breit sind 
wie Meso- und Metathorax, bleiben sie bei Phloeonomus am Meso- 
und Metathorax um ganze Hüftbreite voneinander ent- 
fernt, an beiden zugleich um ein Drittel der ganzen Breite dieser 
Segmente. Trochanteren unten mit einer langen Borste, Femora 
zerstreut beborstet, Tibien oben mit vier, unten mit drei derben, 
ziemlich kurzen Grabborsten, Tarsungula mit zwei kurzen Borsten 
in der Grundhälfte, übereinander. Thoraxstigmen wie bei Ledtusa. 

Die Stigmen des1.—8. Abdominalsegmentes münden in klei- 
nen Zäpfchen etwas unterhalb der Seitenränder der Tergite, am 
1.—6. ungefähr neben der Mitte, am 7. und 8. hinter der Hinterecke. 

Hinsichtlich des Tracheensystems sei Folgendes erwähnt: 

Ventrale Queranastomosen finden sich zwischen und 
über den I. Hüften und über der Mitte zwischen den I. und II. 
sowie II. und III. Diese drei Queranastomosen sind also thorakal, 
während sich außerdem acht abdominale finden und zwar über 
der Mitte des 1.—5. Sternit, vor der Mitte des 6. und ganz vorn 
am 7. und 8. Dorsale Querkommissuren beobachtete ich 
(im Gegensatz zu Leptusa, Abb. 32, mit nur einer) zwei, nämlich 
eine fast halbkreisförmige unter der Vorderhälfte des Pronotum 
und eine quere unter der Hinterhälfte desselben. Diese beiden pro- 
thorakalen Querkommissuren verbinden die starken Längstracheen, 
welche von den vordersten Stigmen in den Kopf abgehen. Nach 
hinten setzen sich diese starken Längsstämme durch den Rumpf 
fort, wobei (ähnlich Lepfusa Abb. 32) Seitenäste (Anfangstracheen) 
von ihnen an die acht abdominalen Stigmenpaare ziehen und zwar 
schräg nach hinten. Schnell dünner werdend setzen sich die großen 
Längstracheen noch ins 9. und 10. Abdominalsegment fort. 


C. Oxytelus-Larven: 
1. Biologische Vorbemerkungen. 

Kaum irgend eine andere Kurzflüglergattung tritt in Deutsch- 
land so massenhaft auf wie Oxytelus in mehreren Arten. Besonders 
im Frühjahr, wenn unsere Äcker mit frischen Düngermassen be- 
schüttet werden, tummeln sich auf denselben Milliarden von Oxy- 
telus, teils an den Dungstoffen selbst, teils wenigstens an milden, 
sonnigen Tagen in der Luft. Unter den zahllosen, schwärmenden 
Frühlingsinsekten finden sich große Mengen von Oxytelus und man- 
ches schmerzende Menschenauge, in welches sich ein solcher kleiner 
Schwärmer verirrte, verdankt seine unfreiwilligen Tränen einem 
Oxytelus, namentlich Vertretern der kleineren Arten. Unsere Rück- 
ständigkeit in der Kenntnis der Käferlarven kann wohl nicht auf- 
fälliger zum Ausdruck kommen als durch den Umstand, daß die - 
Entwickelungsformen solcher legionenhaft auftretenden Käfer 
immer noch so gut wie unbekannt sind. 

6. Heft 


74 Dr. K. W. Verhoeff: 


Es wurden zwar von Chapuis und Cand£ze, sowie Mulsant 
und Rey die Larven angeblicher Oxytelus-Arten beschrieben, aber 
einerseits sind diese Beschreibungen höchst lückenhaft und ander- 
seits stimmen sie mit den von mir zweifelsfrei gezüchteten Oxy- 
telus-Larven in wesentlichen Punkten so wenig überein, daß ich 
ihnen keine Bedeutung beimessen kann. Bei der nahen Verwandt- 
schaft der meisten Oxytelus-Arten halte ich es für ganz ausgeschlos- 
sen, daß eine Larve mit langen Lippentastern und zweigliedrigen 
Pseudocerci zu Oxytelus gehört.’ 

Ganglbauer hat noch Folgendes erwähnt, a. a. O. S. 635: 

„Nach Walt] (Isis 1837, 277), welcher die Larve von Oxytelus 
tetracarinatus zu Hunderttausenden im ersten Frühjahr wohl zu- 
fällig auf Anemone nemorosa fand, können sich die Oxytelus-Larven 
mit dem After an feste Gegenstände anhängen und bleiben an 
glatten Objekten meist festhaften.‘“ — Wie Waltl zu seiner Be- 
stimmung des Oxytelus tetracarinatus gekommen ist, weiß ich nicht, 
aber soviel ist sicher, daß er auf Anemone nemorosa überhaupt 
keine Kurzflüglerlarven gesehen hat, sondern Meloiden-Pri- 
märlarven, die sog. Triungulini! — Hätte ich diese nicht selbst im 
Rheintal oft genug in Anemonen-Blüten beobachtet, dann müßte 
ich schon aus dem biologischen Verhalten der wirklichen Oxytelus 
tetracarinatus-Larven, namentlich ihrem sog. negativen Heliotro- 
pismus, den Schluß ziehen, daß die von Waltl beobachteten Lar- 
ven nichts mit Oxyielus zu tun haben. 

In einem 20cm hohen und 16 cm breiten Glaszylinder wurde 
von mir am 20. V. ziemlich frischer Pferdedünger eingetragen, 
welcher an berastem Platze ungestört gelegen zahlreiche Insekten 
angelockt hatte. Unter und über den Dünger brachte ich eine etwa 
drei Finger breite, lockere Lehmschicht. Außer Musciden und 
Aphodius fimetarius waren besonders zahlreich vertreten Imagines 
von 1. Tachinus flavipes F. 2. und 3. Oxytelus laqueatus Marsh. 
und Zefracarinatus Block, 4. Aleochara curtula Goeze. 

Da sehr bald Pilze aus dem. Dünger hervorwuchsen, wurde 
dieser zusammen mit dem Lehm durcheinandergemischt und bei- 
des fein durchgesiebt. In dem Siebicht fanden sich 1. VI. außer 
zwei kleineren Staphyliniden-Larven (anscheinend einer Pht- 
lonthus-Art) zahlreiche kleine, gelbliche Oxyteliden-Larven. 

Nachdem bis zum 15. VI. keine neuen Pilzbildungen erfolgt 
waren, wurde das Gemenge von Dünger und Lehm nochmals durch- 
gesiebt und außer zahlreichenGamasiden, vereinzelten Imagines 
von Nr. 1 und zahlreichen von Nr. 2 wieder etwa 20 Oxyteliden- 
Larven festgestellt. Letztere gehören zwei Arten an, von welchen 

a) die sich später als Oxytelus tetracarinatus herausstellten, 
nur mäßig schnellfüßig sind und leicht kenntlich an den vom im 
Übrigen gelben Körper tief schwarz abstechenden Pseudocerci. 

„In ein Uhrschälchen gesetzt, aus welchem sie sich nicht heraus- 
bewegen können, zeigen sie sich sehr schwerfällig, putzen aber 
trotzdem den: Kopf mit den Vorderbeinen. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 75 


b) betrifft Atheta-Larven deren Aufzucht!?) mir anfangs nicht 
gelang. Sie waren in geringerer Zahl vertreten, schnellfüßiger als 
die Oxytelus-Larven, schlanker als diese gebaut und mit unpigmen- 
tierten Pseudocerci. Im Gegensatz zu den Oxytelus-Larven, welche 
sich sowohl durch ihr Benehmen als auch durch die Beschaffenheit 
des Darmes als Vegetabilienzehrer zu erkennen gaben, stellten sich 
die Larven b als Räuber heraus, denn sowohl eine der größeren 
Larven fiel über eine erwachsene Oxytelus-Larve her (während 
beide in einer kleinen Glaskapsel mit feuchtem Fließpapier beob- 
achtet wurden); als auch eine der kleineren Larven b über eine 
der kleineren Oxytelus-Larven. 

Am 15. VI. brachte ich elf erwachsene Oxytelus-Larven in eine 
Glaskapsel mit Erde. Obwohl ich dieselbe fest zusammengepreßt 
hatte, gelang es den Lärvchen doch sich in dieselbe einzuwühlen. 
Bereits am 24. VI. stellte ich zwei Nymphen fest, welche ohne 
Cocon in einem Kämmerchen liegen. Sie sind anfänglich voll- 
kommen weiß und nur der Darm schimmert z. T. gelblich durch. 
- Als freie Nymphen besitzen sie auch bewegliche Abdominalseg- 
mente. Übrigens hatte ich auch schon beim Sieben zwei dieser 
Nymphen aufgefunden. 

Am 6. VII. konstatierte ich außer drei noch hellen Nymphen 
und einem gerade schlüpfenden Tier drei entwickelte Imagines: 
Oxytelus tetracarinatus. Die überraschende Erscheinung, daß sich 
in meiner Zucht nur Entwickelungsformen dieser kleineren Oxy- 
telus-Art vorfanden, während die größere (lagueatus), obwohl sie 
mindestens ebenso zahlreich vertreten war, nicht zur Entwicke- 
lung gelangte, führe ich auf die ungünstigen künstlichen Bedin- 
gungen der Zucht zurück und auf noch andere Umstände, die ich 
nicht weiter erörtern will. 


2. Oxytelus-Nymphen. 

Die anfänglich weißen und lebhaft mit den Abdominalringen 
drehenden Nymphen kann ich nicht so eingehend beschreiben wie 
diejenigen der beiden vorbesprochenen Gattungen, da mir nur 
wenige zur Verfügung standen, zwei konservierte durch Schrum- 
pfung deformierten und die Lebenden sehr vorsichtig behandelt 
werden mußten. Immerhin genügen meine Beobachtungen zu 
einer Feststellung der wichtigsten Charaktere. 

° Die Nymphen besitzen lange Isolatoren und zwar sehen die- 
selben an derlebenden Nymphe zweigliedrig aus, indem der Bor- 
stenteil auf einem mehr oder weniger länglichen, z. T. sogar finger- 
förmigen Sockel aufsitzt. Bei den konservierten aber geschrumpf- 
ten Nymphen waren nur noch kurze, knopfartige Sockel zu sehen, 
sodaß ich den Eindruck gewann, daß gerade die fingerförmigen 
Sockel sehr zart sind und infolgedessen sehr stark schrumpfen. 


12) Im Abschnitt F sind diese Larven, welche ich übrigens auch in 
Gemüsekompost gefunden habe, als Atheta sp. mit gemus edb ver- 
glichen worden. 


6. Heft 


76 Dr. K. W. Verhoeff: 


Die Borsten der Isolatoren sind sämtlich nackt, d. h. sie besitzen 
keine Nebenspitzchen. Häutungshärchen fehlen der Nymphe 
fast überall. 

Der scheinbar zweigliedrigen Isolatoren gibt esam Pronotum 
vier am Vorderrand und vier jederseits am Seitenrand, zwei hinter 
dem Vorderrand und vier kürzere vor dem Hinterrand. Ähnliche 
Isolatoren kommen auch den meisten Abdominalsegmenten zu 
und zwar oben je 3+3, nämlich zwei tergale und ein pleuraler. 
Die Pseudocerci sind auffallend kurz, hinten nur in eine kurze 
Spitze ausgezogen, sodaß sie im Ganzen dornartig erscheinen und 
breit getrennt werden durch das abgerundete Hinterleibsende. 
Die großen Flügelanlagen berühren sich unten, innen und hinten 
in der Mediane nur mit einem kleinen Teil ihres Randes. Sie be- 
decken die 3. Beine, deren Tarsenenden etwas hervorschauen. 


3. Morphologie des Oxytelus-Larvenkopfes. 


Bei Betrachtung des Larvenkopfes des Oxytelus tetracarinatus 
von unten her (Abb. 42) fallen uns gegenüber den Larvenköpfen 
von Leptusa und Phloeonomus alsbald mehrere hervorragende Ab- 
weichungen auf, nämlich 

1. eine sehr kurze Unterkopfbrücke und demgemäß eine 
starke Annäherung der Maxillopoden und Maxillopodenbuchten 
an die Hinterhauptöffnung, 

2. eine viel stärkere Überdeckung der Randgebiete der Maxillo- 
podenbuchten durch die Maxillopoden, wodurch bewirkt wird, daß 
die Buchtleisten (l Abb. 42) größtenteils verdeckt werden, 
während sie bei Leptusa (Abb. 28) und Phloeonomus (Abb. 41) 
offen liegen, 


3. eine Vereinigung von Mentum und Submentum zu einem 
Duplomentum, dem die Labiopoden vorn unmittelbar aufsitzen, 


4. eine innere Umfassung der Basis der Coxite der Maxillo- 
poden durch die innen nach vorn lappenartig ausgezogenen Car- 
dines. 

Durch einen Vergleich der kurzen Unterkopfbrücke mit den 
ausgedehnteren Brücken von Ledtusa und Phloeonomus habe ich 
den Eindruck gewonnen, daß bei Oxytelus nicht nur eine mediane 
Verwachsung der) (förmigen Leisten jener Gattungen vorliegt (w), 
sondern auch eine kurze Einstülpung zwischen Brücke und Du- 
plomentum, während gleichzeitig am Rand der Einstülpung eine 
Querleiste (k) zustande gekommen ist. Die Enden dieser Quer- 
leiste bilden Gelenke mit dem Grund der Cardines (g) und zwar 
zugleich mit dem Ende der Cardo-Stützleiste. Letztere bildet 
die Grenze zwischen dem inneren (ca2) und äußeren (ca1) Abschnitt 
der Cardo und streicht schräg nach vorn. und außen. Das Vorder- 
ende der Stützleiste bildet einerseits ein kleines Gelenk mit der 
Coxitbasis, anderseits den Scheitelpunkt eines stumpfen Winkels ° 
mit dem die Cardo jene umfaßt. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 77 


Hinsichtlich der Maxillopoden schließt sich Oxytelus wieder 
mehr an Leptusa an, denn die Coxite sind nicht nur ganz einheitlich 
gebaut, sondern gehen auch ohne besondere Grenze in das Coxo- 
merit über. Am Innenrand ist die Vorderhälfte des Coxomerit 
viel kräftiger als bei jenen Gattungen bewaffnet, nämlich mit einer 
dichten Reihe derber Spitzen und z. T. hakig gebogener Stachel- 
borsten. Die Taster sind rein dreigliedrig, d. h. es fehlt von 
einem Grumdgliede jede Spur. Am Taster ist das 2. Glied durch 
seine Biegung ausgezeichnet, das schlanke Endglied durch einen 
basalen Sinneszapfen (y Abb. 42). Das Syncoxit der Labiopoden 
(sco) ist verhältlich groß, fast quadratisch, viel länger als die kurzen 
und nackten Taster. Das breite Prälingua-Kissen greift seitlich 
bis über die Taster hinaus, sodaß also ein Zwischenraum fehlt. 


Das Labrum (la Abb. 44) ist auffallend tief unter dem vorn 
mit stumpfen Winkeln vortretenden Clydeus (cly) eingewurzelt, 
vorn breit abgestutzt und jederseits tief ausgebuchtet. Der Cly- 
peus ist ungefähr so lang wie das Labrum, wenn man den versteck- 
ten Teil des letzteren mitrechnet. 


Die Antennenbasen entsprechen den bei Leptusa beschriebenen. 
Die Grenze zwischen Frons und Clypeus (y) ist zwar nicht voll- 
ständig, aber doch deutlicher als bei Lepfusa angelegt, indem von 
der inneren Wurzel der Antennenbasis eine Leiste querzieht, welche 
jedoch abgekürzt ist und mehr als die Hälfte der Grenze freiläßt. 
Ähnlich steht es mit den vorderen Ästen der Gabelnaht (gn), 
welche schon in beträchtlichem Abstand von der Antennenbasis 
verschwinden. Die sichelartig gekrümmten Mandibeln (Abb. 45) 
sind am Ende in drei Zähne gespalten, einen oberen und zwei 
untere und ragen innen hinter dem Grunde etwas eckig vor. 


Die dreigliedrigen Antennen sind unter den drei bisher 
genauer erörterten Gattungen am gedrungensten gebaut( Abb. 46), 
stimmen im wesentlichen mit denen der beiden vorigen Gattungen 
überein, unterscheiden sich aber von beiden durch den dicken 
Riechzapfen und von Leptusa außerdem durch den sehr kurzen 
Sinnesknoten, unten vor der Basis des vorigen. 

An den Kopfseiten hinter den Antennen befindet sich ein ein- 
zelner, verhältlich großer Ocellus mit stark gewölbter Cornea- 
linse (Abb. 42). 

Die Beborstung des Kopfes, welche aus Abb. 42 und 44 größ- 
tenteils ersichtlich ist, weicht wenig von der der vorigen Gattungen 
‘ab, eine besonders lange Borste befindet sich innen hinter der An- 
tennenbasis. 


4. Morphologie des Oxytelus-Larvenrumpfes. 


Im Bereich des Meso- und Metathorax ist der Rumpf am 
breitesten, breiter als der Prothorax, dieser wieder etwas breiter 
als der Kopf. 1.—7. Abdominalsegment ungefähr von gleicher Brei- 
te, das 8. etwas schmäler, das 9. noch erheblich schmäler als das 


6. Heft 


783 Dr. K. W. Verhoeff: 


8. (Abb. 43). Alle Borsten des Kopfes und Rumpfes laufen ein- 
fach spitz aus. Man unterscheidet leicht kurze, mittlere und lange 
Borsten, letztere auch als Makrochäten unterscheidbar. An den 
Seiten der Tergite steht je eine Makrochäte uud zwar am Prono- 
tum in der Mitte, am Meso- und Metanotum vor der Mitte, an den 
Abdominaltergiten hinter der Mitte, übrigens um so weiter nach 
hinten gerückt, je näher sich die Tergite dem 9. Segment befinden, 
am 8. Tergit (Abb. 43) ganz an der Hinterecke. Am Pronotum sind 
die Borsten in drei Reihen, am Meso-Metanotum und 1.—8. Ab- 
dominaltergit in je zwei Reihen angeordnet. Die vordere Reihe 
enthält aber am Abdomen nur kleinere Borsten, die hintere zwi- 
schen den kleineren vier Makrochäten, wobei am Abdomen die 
seitlichen mitgerechnet sind. Makro.häten finden sich also am 
Pronotum 4+2-+4, am Meso- und Metanotum je 2+4. 9. Abdomi- 
nalsegment oben borstenlos, 10. oben mit vier Hinterrandborsten. 
Meso-Metanotum und 1.—9. Abdominaltergit mit einer ein Pro- 
tergit abgrenzenden Querleiste, die aber nur an den hinteren 
Abdominaltergiten kräftiger ausgeprägt ist. 

Das Analsegment ist ungefähr so lang wie breit und er- 
reicht etwa %, der Breite des 9., zugleich ist es vorn etwas unter die 
Pseudocerci geschoben. Der Analsack ist unbewaffnet und ragt 
gewöhnlich in zwei Wülsten etwas vor . Die wenig über das Anal- 
segment vorragenden Pseudocerci, welche durch ihre tief- 
schwarze Farbe stark von dem übrigen, mehr oder weniger gelb- 
lichen Körper abstechen, sind lang kegelförmig, völlig eingliedrig, 
am Grunde gänzlich abgegliedert. Sie tragen mehrere Makrochäten 
und ragen am inneren Grunde schwach zahnartig vor. 


Auch am 1.—8. Abdominalsternit sind die Borsten auf zwei 
Reihen verteilt, in der vorderen Reihe finden sich aber nur kür- 
zere, zwei am 1. Sternit und je vier an den folgenden. Je sechs 
(vier) Makrochäten treten dagegen in der Hinterreihe auf. Nur 
das 8. und 9. Sternit mit deutlicher, das 7. mit schwacher Quer- 
leiste. 


Die 1-+8 Stigmenpaare sind nach den Segmenten wie bei 
andern Oxyteliden-Larven verteilt. Alle abdominalen Stigmen 
liegen ın den Tergiten und zwar am 2. — 7. etwas innerhalb 
des Seitenrandes, der schräg hinter dem Stigma etwas einge- 
buchtet, am 1. Tergit etwas weiter nach innen, am 8. umgekehrt 
innen dicht neben dem Seitenrand (Abb. 43), wobei zugleich die 
Einbuchtung fehlt. 

Thorakale Sternite und Gestalt der Hüften wie bei Phloeo- 
nomus. Hüften an allen drei Thorakalsegmenten sehr weit von- 
einander getrennt. Hüften, Trochanter und Femora mit spärlichen 
dünnen Borsten. Tibien oben und unten mit je zwei derben Grab- 
borsten, die II. und III. auch noch mit einer seitlichen, alle Tibien 
außerdem vor dem Ende mit zwei kurzen Grabborsten. Tarsungula 
unten dicht an der Basis nur mit einer Borste. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 79 


5. Segmentaldrüsen und Darmkanal. 


Im Aufsatz IV, Kapitel 10, war bereits von den bei Staphylinus 
vorkommenden Segmentaldrüsen die Rede, deren drei thorakale 
und zehn abdominale zu unterscheiden sind. Von Segmentaldrüsen 
bei irgend einer Oxyteliden-Larve ist mir aus der Literatur bis- 
her nichts bekannt geworden. Unter den von mir in natura unter- 
suchten Oxyteliden-Larven habe ich, außer den noch zu be- 
sprechenden Coprophilus, nur bei Oxytelus diese Segmentaldrüsen 
mit Sicherheit nachweisen können und zwar bei Oxytelus tetracari- 
natus in elf Paaren, einem metathorakalen und zehn abdominalen. 
Sie stechen schon durch ihre braunschwarze Farbe lebhaft von 
dem im Übrigen hellgelben Körper ab. Die metathorakalen Drüsen 
sind die größten, liegen im vordersten Gebiet des Metathorax und 
münden vorn jederseits am Protergit. Die kleineren und zu- 
gleich rundlichen abdominalen Drüsen liegen jederseits unter dem 
Protergit des 1.9. Abdominalsegmentes, während die 10. sich 
neben dem inneren Grund der Pseudocerci befinden. Von den ab- 
dominalen Drüsen sah ich die winzigen Öffnungen nur am hinter- 
sten Paare und zwar am Hinterrand des 9. Tergit, dicht neben der 
oberen, inneren Pseudocercusecke. Die Lage dieser elf Paar Seg- 
mentaldrüsen entspricht also im wesentlichen der der homologen 
Drüsen der Staphylinus-Larven. 


In seiner Beschreibung der Larve von Platysthetus morsitans 
Payk. Naturhistorisk Tidsskrift 1864 sagt Schiödte auf S. 211: 
„segmentis omnibus praeter prothoracicum macuks binis basalibus, 
minutis, rotundatis, fuscescentibus signatus.‘‘ Die Habitusabbil- 
dung 15 der Taf. XI zeigt die Verteilung und Lage dieser maculae. 
Es unterliegt bei der nahen Verwandtschaft von Oxytelus und Pla- 
tysthetus keinem Zweifel, daß diese angeblichen Flecken ebenfalls 
der Ausdruck von Segmentaldrüsen sind. Sie treten also bei 
Platysthetus in zwei thorakalen und neun abdominalen Paaren 
auf. Der Mangel eines 10. abdominalen Drüsenpaares steht offen- 
bar im Zusammenhang damit, daß die Pseudocerci im Vergleich 
mit denen von Oxytelus erheblich kleiner sind. 


Auf eine genauere Untersuchung des Darmkanals der Oxy- 
telus-Larven mußte ich schon mit Rücksicht auf die geringe Zahl 
meiner Objekte verzichten. Trotzdem will ich wenigstens, als einen 
wichtigen Beleg für die vegetabilische Nahrung dieser Larven, 
auf die bedeutende Länge des Darmkanals hinweisen. Der oft 
stark und in seiner ganzen Länge mit Nahrungsteilchen vollge- 
pfropfte Mitteldarm erstreckt sich durch den Thorax in gerader 
Richtung bis ins 7. Abdominalsegment, krümmt sich hier 
plötzlich vollkommen um und zieht links vom vorderen Mittel- 
darmtraktus wieder bis ins 2. Abdominalsegment, in wel- 
chem er dann abermals nach hinten umbiegt. Mit der 2. Umbie- 
gung hört zugleich die zusammenhängende Masse der Nahrungs- 
teilchen auf. 2 


6. Heft 


80 Dr. K, W. Verhoeff: 


D. Tachinus-Larven. 


Die von mir untersuchte Tachinus-Larve habe ich zwar nicht 
zur Aufzucht gebracht, sie stimmt jedoch mit der in Naturhist. 
Tidsskrift 1872 von Schiödte beschriebenen Larve des Tachinus 
rufipes so weit überein, daß kein Zweifel bestehen kann, daß es 
sich um eine Tachinus-Larve handelt, allerdings nicht um diejenige 
des rufipes, sondern wahrscheinlich um die Larve des flavipes F. 
Diese Artfrage ist hier, wo es sich um einen generellen Vergleich 
mit den Larven anderer Oxyteliden-Gattungen handelt, auch 
nicht von Bedeutung, doch sei erwähnt, daß sich meine Tachinus- 
Larve von der des T. rufipes (nach Schiödte) leicht durch den 
Vorderrand des Labrum unterscheidet (Abb. 50), welcher rur para- 
median zwei kurze Zäpfchen besitzt, weiter außen aber in einer 
kurz-lappigen Rundung vorragt. (Bei T. rufides dagegen ist der 
Labrumvorderrand mit vier Zäpfchen besetzt). Während bei T. 
rufipes die Prälingua durch Einschnürung entschieden in einen 
schmalen vorderen und breiten hinteren Teil abgesetzt ist und an 
der Absetzungsstelle jederseits eine Borste vorragt, fehlt bei meiner 
Tachinus-Larve die Einschnürung und an der ihr entsprechenden 
Stelle bemerkt man statt der Borste jederseits nur ein winziges 
Zähnchen. 

Die Bildung des Unterkopfes der Tachinus-Larven ist von 
Schiödte 1872 in der auch von Ganglbauer (S. 330) repro- 
duzierten Abbildung hinsichtlich des Mentum, Submentum, der 
Unterkopfbrücke und namentlich der Cardines nicht richtig dar- 
gestellt worden, wie ja diese Teile überhaupt meistenteils nicht 
die gebührende Bewertungerfahren haben. Schiödtes (undGangl- 
bauers) Abbildung des Unterkopfes muß aber schon deshalb be- 
richtigt werden, weil das innen durch eine Falte (pl Abb. 50 und 
51) begrenzte dreieckige Hautfeld zwischen Coxit und Cardo fälsch- 
lich der letzteren zugeteilt worden ist und dadurch der Schein er- 
weckt, als wären die inneren Cardoabschnitte (ähnlich Oxytelus 
Abb. 42) nach vorn erweitert, während in Wahrheit die ganze Cardo 
vorn quer abgeschnitten ist, also ein Lepfusa und Phloeonomus 
ähnliches Verhalten zeigt. Die Kinnteile sind in Schiödtes Ab- 
bildung offenbar schematisiert. Sie sind nicht nur viel gestreckter 
gebaut, sondern auch Mentum und Submentum deutlich gegen- 
einander abgesetzt (Abb. 51). 

Die Cardines enthalten ein bei Tachinus besonders deutlich 
entwickeltes Gerüst, welches (cag) vorn eine Gelenkstelle mit 
dem Coxit und hinten eine zweite mit der Stelle bildet, an welcher 
es Submentum und Unterkopfbrücke (Maxillopodenbucht) zu- 
gleich berührt (g). 

Die Unterkopfbrücke bildet wieder einen festen unteren Ab- 
schluß der Kopfkapsel, enthält aber keineswegs eine scharf um- 
grenzte Gula, wie man das nach Schiödtes Abbildung annehmen 
sollte, vielmehr eine deutliche mediane Naht (ukb in Abb. 50), 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 81 


während jederseits von ihr die Unterkopflappen wieder mit wul- 
stigen Leisten endigen, welche )( förmig gestellt sind, ähnlich 
denen von Phloeonomus (Abb. 41). 

Tachinus eignet sich besonders zur Beobachtung des Tento- 
rium (Abb. 50), welches unten an den )( förmigen Leisten angewach- 
sen ist, oben aber an den abgekürzten Ouerleisten (y), welche die 
Grenze zwischen Frons und Clypeus bilden. Ein Nebenast von 
diesem Tentorium streicht zum Vorderrand der Antennengrube 
und ein anderer zu der schon erwähnten Falte (pl) vor der Cardo. 

Die Maxillopodencoxite (Abb. 51) sind einheitlich gebaut 
und gehen unten ohne scharfe Grenze in das Coxomerit über, doch 
bildet die große häutige Einbuchtung, in welcher der Taster ein- 
gelenkt ist, eine genügende Absttzung beider Teile. Oben dagegen 
(Abb. 49 com) hört das Coxomerit neben der Tasterbasis auf und 
wird durch ein breites Hautfeld (h) von der schmalen oberen 
Wandung (oco) des Coxit geschieden. Um bei dieser häutigen 
oberen Unterbrechung dem Maxillopodenstamm doch die nötige 
Festigkeit zu bieten, ist unten der Verbindungsrand von Coxit 
und Coxomerit durch eine Spange (y) verstärkt. Die Bewehrung 
des Coxomerit ergibt sich aus Abb. 49. Die nach den Autoren an- 
geblich ‚‚dreigliedrigen‘“ Maxillopodentaster sind auch bei Tachinus 
in Wahrheit viergliedrig, doch ist das Grundglied äußerst kurz, 
spangenartig und nur unten und außen deutlich entwickelt. 

Die Labiopoden (von dem schon genannten Praelingua-Unter- 
schied abgesehen), die Mandibeln und sechs Ocellen entsprechen 
den Angaben Schiödtes. 

Die dreigliedrigen Antennen (schon von Schiödte rich- 
tig als dreigl. aufgefaßt, während Ganglbauer sie fälschlich viergl. 
nannte) sind vor denen der drei im vorigen erörterten Gattungen 
durch Einlenkung in einem einfachen Acetabulum (atg Abb. 50) 
ausgezeichnet, d. h. eine eigentliche Antennenbasis, als ein kragen- 
artig vorgezogener Ring ist nicht zur Ausbildung gelangt. Gleich- 
zeitig sind die Antennengruben von den clypeofrontalen QOuerleisten 
entschieden nach hinten abgerückt, während sich bei Leptusa, 
Phloeonomus und Oxytelus die Antennenbasen dicht an diese Quer- 
leisten anlehnen. Die Seitenäste der Gabelnaht weichen von 
denen jener Gattungen ebenfalls insofern ab, als sie nicht abge- 
kürzt sind, sondern bis in den wulstigen Innenrand des Acetabulum 
fortgesetzt, d. h. sie sind vollständig ausgebildet. 

Das kurze Labrum (la Abb. 50) ist im mittleren Drittel quer 
abgestutzt, in den seitlichen Dritteln ausgebuchtet. Auch in seiner 
Konsistenz erscheint es dreiteilig, indem das Mittelgebiet derber 
gebaut ist als die Seitenteile. 

Auf den Rumpf meiner Tachinus-Larve, welche übrigens 
ungefähr 9 mm Lg. erreicht und Anfang Mai von mir in Kom- 
posterde gefunden wurde, willich nur mit wenigen Worten ein- 
gehen: Gestalt und Bau des Abdomens einschließlich der Pseudo- 
cerci entsprechen Schiödtes Beschreibung der T. rufipes-Larve. 


Archiv für Naturgeschichte 
1919. w: 6 6. Heft 


82 Dr. K. W. Verhoeff: 


Daß das Analsegment ‚‚an der Spitze mit vier Warzen‘ (Gangl- 
bauer) ausgerüstet sein soll, beweist nur, daß die Autoren die 
Analsäcke weder im ein- noch ausgestülpten Zustande gesehen 
haben. Die Tachinus-Larven besitzen vier längliche Anal- 
schläuche, welche sämtlich mit zahlreichen, dornartigen 
Häkchen besetzt sind und somit äußerst ähnlich denen vieler 
Staphyliniden-Larven, z. B. von Quedius (Abb. 12). Ragen 
hinten am 10. Abdominalsegment ‚‚vier Warzen‘‘ vor, so bedeutet 
das nur einen Zwischenzustand zwischen der Aus- und Ein- 
stülpung der Analschläuche. 

Charakteristisch für Tachinus-Larven sind u. a. auch die Quer- 
leisten an Tergiten und Sterniten des Abdomens insofern, als sie 
seitlich ungewöhnlich stark umgebfogen sind. Ferner ist der Vor- 
derrand des Metanotum und 1.—6. Abdominaltergites durch Mus- 
kelleisten ausgezeichnet, welche im mittleren Drittel und an 
den Seitenecken vorragen, dazwischen dagegen stark ausgebuch- 
tet sind. An den hinteren Abdominaltergiten werden diese Mus- 
kelleisten allmählich undeutlicher. Schiödte hat sie zuerst in seiner 
Habitusabbildung des Tachıinus rufipes gezeichnet, jedoch wurde: 
hierbei nicht genügend unterschieden zwischen dem offen lie- 
genden Hinterrand der Tergite und der von diesem ganz verdeck- 
ten Muskelleiste. 


E.Vergleichende Morphologie derOxyteliden-Larven. 


Wenn unsere bisherigen Kenntnisse der Oxyteliden-Larven 
an und für sich schon sehr dürftig genannt werden müssen, so 
kann von einer vergleichenden Morphologie derselben gar nicht 
die Rede sein. Es fehlt damit aber überhaupt die Grundlage 
für einen gedeihlichen Fortschritt. Die vergleichend-morphologi- 
sche Unsicherheit der bisherigen Autoren zeigt sich in einer gan- 
zen Reihe von mehr oder weniger unklaren Larvenbeschreibungen, 
sie kommt aber nirgends deutlicher zum Ausdruck als in Gangl- 
bauers 2. Bande der ‚Käfer von Mitteleuropa“, Wien 1895, in 
welchem er kürzere oder längere Beschreibungen der bis dahin be- 
kannten Larven gegeben hat. Schon seine allgemeine Larvencha- 
rakteristik für die Staphyliniden s. lat. (also im alten Sinne) 
ist höchst mangelhaft, sie lautet auf S. 9 also: 

‚Die Larven der Staphyliniden sind im Allgemeinen durch 
den Mangel einer Oberlippe, durch das Vorhandensein eines An- 
hangsgliedes der Fühler, zweigliedrige, selten eingliedrige, Anhänge 
(Cerci) des 9. Abdominalsegmentes, als Nachschieber dienendes 
Analsegment und wohl entwickelte Beine mit eingliedrigen, klauen- 
förmigen Tarsen ausgezeichnet.“ 

Wir wollen hier nur beiläufig daran erinnern, daß die Pseudo- 
cerci keineswegs „selten‘“ eingliedrig sind und daß sie bei nicht 
wenigen Larven-Gattungen vollständig fehlen, so bei Atemeles, 
Lomechusa, Phytosus und Gyrophaena. Viel wichtiger ist der Irr- 
tum hinsichtlich der Oberlippe und dieser muß hier schon deshalb 


\ 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven‘ 83 


besonders hervorgehoben werden, weil sich an das Labrum ein 
(bisher allerdings ganz verkannter) fundamentaler Gegensatz zwi- 
schen denLarven der Staphyliniden und Oxyteliden knüpft. 
Zwar haben bereits Heeger und Rey bei der Beschreibung von 
Larven richtig von Oberlippe gesprochen. Da sie aber diese Be- 
zeichnung nicht vergleichend-morphologisch begründet haben, so 
ist ihre Anschauung um so weniger berücksichtigt worden, als ein 
so hervorragender Forscher wie Schiödte auch bei den Oxyteli- 
den-Larven fälschlich von Clypeus gesprochen hat, wo es sich in 
Wahrheit um das Labrum handelte. Als ein Beispiel solchen un- 
richtigen Vorgehens sei die Larve von Oxyborus maxillosus L. 
genannt, welche er in der Naturhist. Tidsskrift 1864 auf Taf. XI 
durch Abb. 1—14 erläuterte und deren Labrum (in Abb. 3 teilweise 
dargestellt) er als ‚‚pars dextra clypei‘ beschreibt. Schiödtes ge- 
wichtige Autorität hat aber hinsichtlich der falschen Clypeusauf- 
fassung fortgewirkt nicht nur bis auf Ganglbauer, sondern bis 
in die neueste Zeit, wie man z. B. aus der Beschreibung der Larve 
des Olisthaerus substriatus Gyll. in Saalas’ Fichtenkäfern Finn- 
lands, Helsingfors 1917 ersehen kann, in welcher auf S. 299 wieder 
das Labrum als ‚Clypeus‘‘ aufgeführt wird. 

Eine völlige Unsicherheit herrscht hinsichtlich der Zahl der 
Antennenglieder, was in Ganglbauers Werk besonders auf- 
fallend zum Ausdruck kommt, indem in demselben die Larvenan- 
tennen der verschiedenen Gattungen rein willkürlich bald als 
dreigliedrig, bald als viergliedrig angegeben werden, je nachdem die 
von mir im vorigen besprochene Antennenbasis mitgezählt wird 
oder nicht. Da die Antennenbasis, wie ich bei Leptusa u. a. aus- 
einandergesetzt habe, von den wirklichen Antennengliedern wesent- 
lich verschieden ist, so sind auch alle die angeblich viergliedrigen 
Antennen in Wahrheit dreigliedrig. Es scheinen überhaupt fast 
alle Oxyteliden-Larven dreigliedrige Antennen zu besitzen, 
indem nur diejenigen Formen, bei welchen das Endglied verküm- 
mert ist, wie namentlich bei Atemeles, eine Ausnahme bilden mit 
zweigliedrigen Antennen. 

Ähnlich den Antennen herrscht auch bei den Maxillopoden- 
tastern über die Gliederzahl Unklarheit, hier aber weniger hin- 
sichtlich der Auffassung als bezüglich der Exaktheit der Beobach- 
tung des Grundgliedes, d. h. das letztere ist oft so schwach ent- 
wickelt, daß es leicht übersehen wird. So sind z. B. von Tachinus 
„dreigliedrige‘‘ Taster angegeben worden, während sie in Wirklich- 
keit sich aus vier Gliedern zusammensetzen (Abb. 51). Diesen 
Umständen gemäß habe ich bereits im vorigen betont, daß wir 
die Glieder immer vergleichend-morphologisch als 1.—4. 
bezeichnen müssen, auch wenn im besonderen Falle ein 1. Glied 
nicht mehr vorhanden ist. Würden wir z. B. das durch bestimmte 
Eigentümlichkeiten, wie meistens einen basalen Sinnesstab, aus- 
gezeichnete Endglied der Maxillopodentaster einmal 3. Glied nennen 
(wenn nämlich das Grundglied fehlt) ein anderesmal 4. Glied (wenn 


6* 6. Heft 


84 Dr. K. W. Verhoeft: 


das Grundglied vorhanden ist), so ergäben sich aus solchen Verfah- 
ren falsche Vorstellungen, es könnte z. B. im ersteren Falle die 
Vermutung auftreten, als wären irgendwie zwei Glieder mitein- 
ander verwachsen. 

Nur drei Organe habe ich im vorigen erörtert, über welche 
bisher keine vergleichend-morphologische Klarheit herrschte. Wie 
bedeutsam aber diese Klärung ist, geht schon aus den sich ergeben- 
den Konsequenzen für die Charakteristik der beiden Familien her- 
vor, der Oxyteliden und Staphyliniden; d. h. Organe, welche 
vorher, solange sie vergleichend-morphologisch unklar betrachtet 
wurden, auch larvensystematisch nicht verwendbar waren, ergeben 
sich jetzt plötzlich als höchst bedeutsame Stützen für meine Dar- 
legungen über die völlige Trennung und den weiten Abstand dieser 
Familien: 

Staphylinidae: Labrum fehlt, wenigstens niemals als beweg- 
liches, selbständiges Gebilde angelegt. Antennen viergliedrig, 
das 3. Glied mit Riechzapfen. 

Oxytelidae: Labrum vorhanden und beweglich (immer?), 
Antennen dreigliedrig®"), das 2. Glied mit Riechzapfen, (selten 
die Antennen zweigliedrig, indem das-Endglied verkümmerte). 

Größer noch als die positiven sind die negativen Mängel 
in der bisherigen Behandlung der Oxyteliden-Larven, d. h. es 
gibt eine ganze Reihe von Organisationsverhältnissen, welche bis- 
her überhaupt nicht die gebührende Bewertung gefunden haben, 
sei es, daß sie der Beobachtung an sich Schwierigkeiten bereiten, 
sei es, daß ihre Auffassung mit Umständlichkeiten verbunden ist, 
oder sei es, daß beides zugleich zutrifft. Welche Verhältnisse ich 
hier im Auge habe, ergibt sich aus meinen eigenen Mitteilungen, 
ich möchte aber noch besonders auf den Bau und die Lagebe- 
ziehungen von Mentum, Submentum, Unterkopfbrücke und 
Cardines hinweisen, zumal diese Gebilde bisher sehr vernach- 
lässigt waren. Sie bieten der Beobachtung namentlich bei kleineren 
Larven einige Schwierigkeiten, die aber überwunden werden müssen 
mit Rücksicht auf die Bedeutung dieser Körperteile für die Be- 
urteilung der Verwandtschaftsverhältnisse. 

Es ist höchst wahrscheinlich, daß der im vorigen für Leplusa 
beschriebene Drüsenapparat bei den Larven zahlreicher Oxyte- 
liden vorkommt, jedoch in recht verschiedener Ausbildung, so- 
wohl hinsichtlich des Drüsensackes als auch hinsichtlich desihn be- 
deckenden 8. Abdominaltergites. Die sehr verschiedene Aus- 
bildung geht schon daraus hervor, daß mehrere von mir unter- 
suchte, bisher aber noch nicht zur Aufzucht gebrachte Oxy- 
teliden-Larven einen von Lepfusa erheblich abweichenden Drüsen- 
apparat besitzen. Eine Beschreibung desselben habe ich noch 
in keiner Larvencharakteristik gefunden, abgesehen von den be- 


13) Meine Angabe ‚‚Antennen 3—4 gliedrig“ auf S. 109 in der 
Zeitschr. f. wiss. Ins.-Biologie 1917, in meinem II. Staphylinoidea-Auf- 
satz ist also historisch aufzufassen. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 5 


reits besprochenen Mitteilungen von Braß. Trotzdem kann 
man, nachdem ich einmal die aberrante Gestalt des 8. Ab- 
dominalsegmentesalskorrelativeFolge desDrüsenapparateserwiesen 
habe, aus dem Dasein jenes immer auf das Vorhandensein dieses 
letzteren einen Schluß ziehen. Es ist daher, falls die betreffenden 
Deutungen und Beschreibungen richtigsind, äußerst wahrscheinlich, 
daß auch den Larven von Falagria, Gyrophaena und Oligota ein 
Drüsenapparat am 8. Abdominalsegment zukommt. 

Sehr vernachlässigt wurde bisher auch der Bau des Anal- 
sackes, obwohl doch bereits Schiödte 1864 a. a. O. insbesondere 
für Oxyporus maxillosus durch seine Abb. 14 der Taf. XI auf das 
Vorkommen einer aus zahlreichen Häkchen bestehenden Armatur 
hingewiesen hatte. Im Analsack liegt aber ein Organ vor, welches 
sowohl systematisch als auch physiologisch von hervorragender 
Bedeutung ist. 

Die Angaben über die Pseudocerci (,‚Cerci‘) erschöpfen sich 
bei den Autoren in der Regel in der Beschreibung der Gestalt, 
Größe und eventuellen Gliederung derselben, während die Art und 
Weise, in welcher sie mit dem Abdomen verbunden sind, meistens 
mehr oder weniger unklar bleibt. 

Auf die unrichtigen Angaben von Schiödte und Ganglbauer 
über die sog. ‚„Artikulationsmembran‘‘ der Maxillopoden bin ich 
schon in einem früheren Aufsatz eingegangen. Die verschiedene 
Lage der Hinterhauptöffnung bei den Larven der Staphyli- 
niden und Oxyteliden ist im Allgemeinen wohl nicht zu ver- 
kennen, aber auf diesen Gegensatz kann um so weniger besonderes 
Gewicht gelegt werden, als die Lage der Hinterhauptöffnung inner- 
halb der Oxyteliden-Larven allein nicht unbeträchtliche Ver- 
schiedenheiten zeigt, die übrigens in naher Beziehung stehen zu 
der größeren oder geringeren Länge der Unterkopfbrücke und damit 
zum größeren oder geringeren Abstand der Cardines von der Hinter- 
hauptöffnung. Daß übrigens gerade hinsichtlich der letzteren die 
Larven von Stenus eine besondere ‚Zwischenstellung‘ einnehmen, 
wie Ganglbauer behauptete, kann ich nicht bestätigen. 

In meiner Arbeit ‚Über vergleichende Morphologie des Kopfes 
niederer Insekten mit besonderer Berücksichtigung der Dermap- 
teren und Thysanuren, nebst biologisch-physiologischen Bei- 
trägen‘“ Nova Acta d. kais. deutschen Akad. d. Naturforscher, 
Halle 1904, habe ich u. a. bestimmte, feste Kriterien gegeben 
für die Beurteilung der Abschnitte der Kopfkapsel, im Zusammen- 
hang mit den primären Kopfsegmenten. Es gehören aber zum 

1. Labrumsegment, 
Protocephalon | 2. Clypeo-Pharyngealsegment, 
3. Fronto-Ocellarsegment. 
Die Tergite dieser drei Segmente sind also Labrum, Clypeus und 
Frons. Die hintere Grenze der Frons wird bei zahllosen Insekten 
in deutlichster Weise durch die beiden vorderen Äste der Gabel- 
naht (Abb. 26 und 44 gn) bestimmt. Der Frons ist bei Derma- 


. Heit 


86 Dr. K. W. Verhoeff: 


pteren ferner das zwischen den Augen hinten und den Antennen 
vorn gelegene Tergit. Der Clypeus stellt ein vor den Antennen 
und zwischen den oberen Mandibulargelenken gelegenes Tergit vor, 
während das Labrum den vordersten, frei herausragenden und 
vom Clypeus durch Gelenkhaut getrennten Kopfabschnitt bildet. 

Zahlreiche Coleopteren, sowohl Larven als auch Imagines, 
zeigen ein Verhalten von Labrum, Clypeus und Frons, welches 
uns beweist, daß es sich um Organe handelt, welche denselben der 
Dermapteren durchaus homolog sind. In mehreren neuesten 
Arbeiten habe ich diese Verhältnisse bei verschiedenen Käfer- 
gattungen bereits besprochen, für Larven und Imagines, so im 
Archiv f. Naturgesch. 1919 in meinen Aufsätzen über Cionus und 
Melasoma. Wir finden also die festen Kriterien, die ich zunächst 
von den Dermapteren abgeleitet habe, bei den Coleopteren 
durchaus bestätigt und wenn wir sie jetzt wieder bei den Kurz- 
flügler-Larven in Anwendung bringen, so kann gar kein Zweifel 
darüber bestehen, daß wir es auch am Protocephalon der Oxyte- 
liden-Larven mit Frons, Clypeus und Labrum zu tun haben. 
Der Frons befindet sich wieder vor der Gabelnaht, zwischen den 
Ocellen hinten und den Antennengruben vorn, der Clypeus vor 
den Antennen und zwischen den oberen Mandibelgelenken und 
das Labrum bildet den vordersten, frei herausragenden, und durch 
Gelenkhaut geschiedenen Kopfabschnitt. Wenn trotz dieser un- 
anfechtbar klaren Verhältnisse die meisten Autoren das Labrum 
für einen Clypeus angesehen haben, so muß man vermuten, daß 
bestimmte Umstände eine solche Anschauung veranlaßt haben. 
Solcher Umstände gibt es aber in der Tat mehrere: 

1. haben sich nämlich die Autoren (im Unklaren über die gro- 
Ben Gegensätze der Staphyliniden und Oxyteliden) verlei- 
ten lassen, die Verhältnisse am Kopfder Staphyliniden-Larven, die 
schon wegen ihrer Größe bei vielen Arten sich besonders zum Aus- 
gang der Betrachtung eigneten, ohne weiteres auf die Oxyteliden- 
Larven zu übertragen, während umgekehrt die letzteren die für 
die Beurteilung der ersteren maßgebenden primären Verhältnisse 
darbieten. 

2. nehmen die meistenColeopteren im Vergleichmit den Der- 
mapteren phylogenetisch am Protocephalon eine mehr sekundäre 
Stellung ein, die sich insbesondere auch bei den Oxyteliden- 
Larven darin zeigt, daß Clypeus und Frons nicht durch einen Ge- 
lenkstreifen geschieden und gegen einander beweglich sind, wie 
bei den Dermapteren, sondern so miteinander verwachsen, 
daß der Clypeus einen Bestandteil der fest zusammenhängenden 
Kopfkapsel bildet. Trotz dieser Verwachsung sind uns aber als 
Zeugen der Phylogenese je nach den Gattungen mehr oder we- 
niger deutliche Nähte oder Leisten erhalten geblieben, welche 
neben den sonstigen Lageverhältnissen den Beweis liefern, daß sich 
auch hier zwischen Frons und Labrum ein unzweifelhafter Clypeus 
befindet. Bei manchen Formen z. B. Leptusa ist allerdings die 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 87 


Naht zwischen Frons und Clypeus mehr cder weniger vollständig 
erloschen, bei andern dagegen wie Oxytelus (Abb. 44) und Tachinus 
(Abb. 50 y) sind wenigstens in den seitlichen Dritteln trennende 
Querleisten erhalten. Bei einigen Formen, so nach Schiödtes 
Abb. 16 seiner Taf. XI (1864) für Platysthetus zu urteilen, ist aber 
noch die vollständige Trennungsnaht erhalten. Wenn uns aber 
auch bei keiner Oxyteliden-Larve eine Grenzmarkierung erhalten 
wäre, so könnte doch über die wahre Natur des Clypeus nach sei- 
ner Lage und nach Vergleich mit andern Coleopteren-Larven, 
z. B. denen mancher Chrysomeliden, deren Clypeus scharf und 
vollständig abgegrenzt ist, gar kein Zweifel mehr bestehen. 

3. kommt für die bisherige Verkennung des wahren Clypeus 
der Umstand in Betracht, daß er verhältlich kurz gebaut ist. 
Kommt dann noch ein vollständiges Fehlen der Grenzlinie zwischen 
Frons und Clypeus hinzu, wie z. B. nach Saalas Abbildungen 
1917 auf seiner Taf. I bei den Oksthaerus-Larven, dann ist es aller- 
dings begreiflich, daß sich auch dieser Autor in der Auffassung der 
Tergite des Protocephalon seinen Vorgängern angeschlossen hat. 
Seine Auffassung von Frons und Clypeus als ‚„Epistoma‘‘ (S. 298) 
ist natürlich noch weniger zu billigen und überhaupt ganz unver- 
ständlich. | i 

Auf S. 302 schreibt Saalas hinsichtlich der Olisthaerus- 
Larven Folgendes: 

„Schiödte“ teilt die ihm bekannten Staphyliniden- 
Larven in zwei Haupttypen: 

I. Staphylinini und II. Oxytelini. 

. Die Larve des Olisthaerus unterscheidet sich von den erstge- 
nannten dadurch, daß der Kopf hinten nicht halsförmig einge- 
schnürt, der Clypeus nicht gezähnt ist, die Mandibeln mit einem 
Zahn versehen sind, die Maxillarlade mit Stipes zusammenge- 
wachsen ist usw. Mit den letztgenannten stimmt sie besser 
überein, weicht aber auch von diesen in einigen wichtigen Punkten 
ab: Der Kopf ist vorgestreckt mit hinterständigem Hinter- 
hauptloche (bei den Oxytelinen geneigt, mit unterständigem 
Hinterhauptloche). Dadurch ist der Hinterrand bei Olisthaerus 
von der Basis der Maxillen und des Labiums weit entfernt. Die 
Fühler sind an der Oberseite des Kopfes eingefügt, (bei den Oxy- 
telinen seitlich, über der Basis der Mandibeln) .““ 

Diese Stellungnahme bezeugt aufs neue, wie notwendig meine 
im II. Staphylinoidea-Aufsatz (Zeitschr. f. wiss. Ins. Biol. 1917, 
S. 105—109) beigebrachte neue Begründung der Staphyliniden 
und Oxyteliden hinsichtlich der Larven gewesen ist, denn von 
den wesentlichsten Differenzen beider hat Saalas nur eine 
angeführt. Ein Gegensatz hinsichtlich einer bald mehr unterstän- 
digen, bald mehr hinterständigen Hinterhauptöffnung zwischen 
verschiedenen Gattungen der Oxyteliden ist ja zweifellos vor- 
handen, aber er wird durch Formen wie Phloeonomus u. a. über- 
brückt, hängt auch etwas von der verschiedenen Haltung der Köpfe 


6. Moft 


88 Dr. K. W. Verhoeff: 


in den Präparaten ab. Jedenfalls kann er in dem Sinne, daß etwa 
die Formen mit hinterständiger Hinterhauptöffnung zu den Sta- 
phylinidenüberführen würden, durchaus nicht verwertet werden. 
Was die Antennenstellung von Olisthaerus betrifft, so bedeutet sie 
durchaus nichts Eigenartiges, auch geht schon aus Schiödtes 
Abbildungen von 1864 für Oxyporus hervor, daß bei dieser Gattung 
die Fühler ebenfalls ‚an der Oberseite des Kopfes eingefügt“ sind, 
desgleichen bei der von mir im vorigen besprochenen Gattung 
Tachinus. 

Schließlich will ich nochmals auf die in meinem II. Staphy- 
linoidea-Aufsatz besprochenen Maxillopodencoxite zurückkom- 
men, deren grundverschiedener Bau für die Auffassung der beiden 
Familien der Staphyliniden und Oxyteliden von so einschnei- 
dender Bedeutung ist: 


Der von Ganglbauer a. a. O. S. 10 geprägte Gegensatz: 
„Die Maxillen mit äußerst kurzer Artikulationsmembran“ (Staphy- 
lıninı) und ‚‚die Maxillen mit wohlausgebildeter Artikulationsmem- 
bran“ (Oxytelin:‘‘) ist nicht nur durchaus unverständlich, sowohl 
für den Laien wie den Eingeweihten, sondern drückt die wirklichen 
großen Gegensätze auch nur ganz unvollständig und einseitig aus. 


a) Oxytelidae: Alle von mir untersuchten Larven und alle 
von andern Autoren beschriebenen (soweit sie sich in dieser Hin- 
sicht beurteilen lassen), sind imaginale Larven in dem Sinne 
meines II. Staphylinoidea-Aufsatzes. Sie besitzen eine verhältlich 
weite Mundöffnung, durch welche sie, wie ja auch der Darm- 
inhalt verschiedener Gattungen beweist, größere feste Nahrungs- 
teilchen verschlucken können. Die Maxillopodencoxite sind 
durch Haut und Muskeln direkt mit dem Kopfe verbunden 
und demgemäß gegen die Höhlung desselben nach innen 
weit geöffnet. Die Coxomerite (Laden) sind mehr oder weniger 
gegen die Coxite abgesetzt, erscheinen als Fortsätze derselben und 
bezeugen durch ihre innere Bewehrung ihre Beteiligung an der Ver- 
arbeitung der Nahrung. Die Cardines sitzen niemals in einer ab- 
geschlossenen Gelenkhöhle, sondern lehnen sich an den Rand 
der Maxillopodenbucht, zugleich ist zwischen ihnen das Submen- 
tum eingekeilt. | 

(Abb. 28, 31, 37, 41, 42, 51.) 

b) Staphylinidae: Ihre adaptiven, d. h. in den Mundwerk- 
zeugen den Imagines gegenüber stark umgemodelten Larven kön- 
nen mittelst ihres engen Mundspaltes nur flüssige Nah- 
rungsstoffe aufnehmen. Die Maxillopodencoxite sind 
vom Kopfe völlig losgelöst, d. h. sie werden mit demselben 
nur durch die Vermittelung der Cardines verbunden. Letz- 
tere sitzen indurchaus selbständigenGelenkgruben (Acetabula), 
welche mit einem Submentum nicht in Berührung kommen. Dem- 


gemäß fehlt eine Maxillopodenbucht vollständig. Das Coxomerit 


ist mehr oder weniger schwach, aber vom Coxit abgegliedert 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 89 


und an der Nahrungsaufnahme nicht beteiligt, demgemäß auch 
unbewehrt (Abb. 6). 

(Man vergl.auch oben den Gegensatz hinsichtlich des Labrum 
und der Antennen!) 


Vergleichende Übersicht bedeutsamer Charaktere der Lar- 
ven von Leptusa, Phloeonomus, Oxytelus, Coprophilus, 
Tachinus und Genus edb. 

Die Larven von Leptusa, Phloeonomus, Oxytelus und Tachinus 
sind im Vorigen, von Coprophilus im Folgenden eingehend erörtert 
und bei vier dieser Gattungen auch die betreffenden Arten 
durch Zucht sichergestellt worden. Tachinus ist wenigstens 
generell sichergestellt. Meine Angaben über Genus edb be- 
‚treffen eine Larve von welcher bereits in meiner Arbeit 
„Über vergl. Morphologie d. Mundwerkzeuge der Coleopteren- 
Larven und Imagines‘“ usw. Abschnitt B, 4, d die Rede gewesen 
ist!2), Im Folgenden gebe ich in den einzelnen Übersichten nur 
die Gattung an, da auf artliche Unterschiede einzugehen vorläu- 
fig überhaupt keine Veranlassung vorliegt. Bei den außerordent- 
lich geringen bisherigen Kenntnissen der Oxyteliden-Larven ist 
es zunächst auch ganz selbstverständlich das bei weitem Wich- 
tigste, die hauptsächlichsten Gegensätze der Organisa- 
tion und die verschiedene Ausprägung der wichtigsten Organe 
an der Hand von Gattungsvertretern klarzustellen. 


a) Mandibeln. 
x Innen mit großem, sägezähnigem Blattanhang (Folio- 
lum): Phloeonomus. 
xx Ohne Blattanhang: Leptusa, Oxytelus, Coprophilus, Tacht- 
nus, Genus edb. 


b) Maxillopodentaster. (3—4-gliedrig). 

x 2. Glied nach innen gebogen, mehr als doppelt so lang 
wie das3., am Grunde des 4. ein anliegender großer Sinne szapfen, 
das 4. Glied kaum so lang wie das 2.: Oxytelus. 

xx 2. Glied nicht gebogen, am Grunde des 4. höchstens ein 
schmales Sinnesstäbchen. 

a) 2. Glied wenig länger als das 3., am Grunde des 4. kein 
Sinneszapfen, (höchstens ein Rudiment), das 4. Glied erheblich 
länger als das 2.: Phloeonomus und Leptusa. 

ß) 2. Glied doppelt so lang wie das 3. am Grunde des 4. ein 
schmales Sinnesstäbchen, das 4. Glied länger als das 2.: Genus edb. 

y) 2. Glied nur halb so lang wie das 3., am Grunde des 4. 
ein schmales Sinnesstäbchen, das 4. Glied noch viel länger als das 
3., mehralsdreimalso lang wie das 2., in derEndhälfte auffallend 
schmäler als in der Grundhälfte: Tachinus. 


14) Diese Arbeit wurde von mir zum Druck in den Zoolog. Jahr- 
büchern bereits Februar 1917 abgeschickt, ist aber infolge der Kriegs- 
verhältnisse bis heute noch nicht gedruckt worden. 


6. Heft 


90 Dr. K., W. Verhoeff: 


ec) Maxillopodencoxite. 

x Maxillopodencoxite nebst Cardines so breit, daß sie die 
Buchtenleisten zur Hälfte bis fast vollständig verdecken: Oxy- 
telus und Coprophilus. 

xx Maxillopodencoxite nebst Cardines lassen die Buchten- 
leisten vollständig frei: Leptusa, Phloeonomus, Tachinus, 
Genus edb. 


d) Cardines. 
x Cardines vorn einfach zugerundet: Leplusa, Phloeonomus, 
Genus edb und Tachınus. 
xx C. vorn innen lappig erweitert: Oxytelus, Coprophilus. 


e) Labiopodentaster. 

a) Kurz, das Endglied nur halb so lang wie das Grundglied: 
Oxytelus. 

ß) Kurz, beide Glieder fast gleich lang: Phloeonomus und 
Tachinus. 

y) Ziemlich kurz, das 2. Glied 1?/, mal länger als das 1.: 
Genus edb. 

6) Ziemlich lang, das 2. Glied etwas länger als das 1.: Lep- 
usa. 

&) Kurz, das 2. Glied etwas länger als das 1.: Coprophilus. 


f) Praelingua. 

x Praelingua vorn breit bis sehr breit, abgerundet bis ab- 
gestutzt: 

a) Sehr breit, vorn abgestutzt, denganzen Raumzwischen 
den Tastern einnehmend, bis zum Ende des 1. Tastergliedes 
reichend: Oxytelus. 

f) Breit, vorn abgerundet, von den Tastern etwas abstehend, 
über das 1. Tasterglied etwas hinausreichend: Phloeonomus 
und Coprophilus. 

y) Breit, vorn abgerundet, von den Tastern etwas abstehend, 
über das 1. Tasterglied nicht hinausreichend: Genus edb. 

xx Praelingua vorn zapfen- bis kegelförmig verjüngt: 

a) Lang und schmal, zapfenförmig, bis über die Mitte des 
2. Tastergliedes hinausreichend: Leptusa. 

ß) Kegelförmig, vorn fast spitz auslaufend, über das 1. Taster- 

glied kaum hinausreichend: Tachinus. ' 


g) Antennen, (stets dreigliedrig). 
x Riechorgan des 2. Gliedes schmal und stabförmig: Phloeo- 
nomus. 
xx Riechorgan des 2. Gliedes breit und kegelförmig: Leptusa, 
De Genus edb und Tachinus. 
; < Riechorgan des 2. Gliedes spitz und Copro- 
d Be 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 91 


h) Ocellen. 
a) Jederseits nur ein Ocellus: Lepfusa, Oxytelus, Genus edb. 
ß) Jederseits vier bis fünf Ocellen: Phloeonomus. 
y) Jederseits sechs Ocellen: Tachınus. 
6) Ocellen fehlen: Coprophilus. 


i) Labrum. 

a) Durch Medianleiste zweiteilig, vorn ohne Auszeichnung: 
Genus edb. 

ß) Labrum ohne Medianleiste, unvollständig dreiteilig, indem 
der vorn abgestutzte Mittelteil von festerer Konsistenz als die mehr 
häutigen Seitenteile: Tachinus. 

y) Einheitlich und trapezisch, vorn abgestutzt, ohne Zapfen: 
Phloeonomus, Oxytelus und Coprophilus. 

ö) Einheitlich aber vorn mit vier bis fünf Zapfen: Leptusa. 


k) Mentum und Submentum. 

x Beide sind voneinander und vom Syncoxit der Labiopoden 
durch Haut breit getrennt: 

a) Submentum dreieckig: Lepfusa, 

ß) viereckig: Phloeonomus. 

xx Mentum und Submentum sowohl einander als auch dem 
Syncoxit der Labiopoden dicht anliegend: 

a) Submentum vorn ungefähr parallelseitig, hinten trapezisch, 
nämlich jederseits stark dreieckig erweitert: 

[_] Mentum und Submentum nur undeutlich gegeneinander 
abgeseizt, also fast verwachsen: Genus edb. 

[1] Mentum und Submentum durch Einschnürung deutlich 
gegen einander abgesetzt: Tachinus. 

£) Mentum und Submentum verwachsen, letzteres hinten 
nicht oder nur unbedeutend erweitert: Oxytelus und Coprophilus. 


I) Unterkopfbrücke. 

x Cardines von der Hinterhauptöffnung weit abgerückt, 
indem die Unterkopfbrücke mehr oder weniger lang: Leptusa, 
Phloeonomus, Genus edb und Tachinus. 

xx Cardines bei kurzer Unterkopfbrücke der Hinterhaupt- 
öffnung genähert: Oxytelus und Coprophilus. 


m) Tarsungula. 
x In der Grundhälfte mit zwei übereinander stehenden Bor- 
sten: Phloeonomus, Leptusa, Genus edb, Tachinus, Coprophilus. 
xx Unten dicht an der Basis nur mit einer Borste: Oxytelus. 


n) Tergitvorderränder. | 
x Metanotum und 1.—6. Abdominaltergit in der Mitte des 
verdickten Vorderrandes im Bogen stark vorgezogen und jederseits 
ausgebuchtet: Tachınus. 
xx Vorderrand der Tergite ohne diese Auszeichnung: Genus 
edb, Leptusa, Oxytelus, Phloeonomus, Copröphilus. 
6. Haft 


99 Dr. &. W. Verhoeff: 


o) Abdominale Stigmen. 

x In vorragenden Wärzchen etwas unterhalb der Seiten- 
ränder der Tergite gelegen: Phloeonomus. 

xx Dicht unter den Seitenrändern und zwar unter den ab- 
gerundeten Hinterecken gelegen: Tachinus und Coprophilus. 

xxx Stigmen in den Seiten der Tergite selbst und zwar 
etwas innerhalb der Seitenränder derselben gelegen: Leptusa, 
Genus edb, Oxytelus. 


p) 8. Abdominaltergit und Drüsenapparat. 

x 8. Tergit einfach, unter ihm kein Drüsenapparat: Genus 
edb, Tachinus, Oxytelus, Phloeonomus, Coprophilus. 

xx 8. Tergit einfach, aber unter ihm trotzdem ein Drüsen-. 
apparat: Atheta. 

xxx 8. Tergit mit einem nach hinten vorgezogenem Hinter- 
randlappen, unter ihm ein Drüsenapparat mit großem Drüsen- 
sack: Leptusa. 

q) 9. Abdominalsegment. 

x 9. A.nochnicht halb so lang wie die Pseudocerci: Tachinus. 

xx 9. A. etwas kürzer als die Pseudocerci: Oxytelus und 
Phloeonomus. 

xxx 9. A. ungefähr so lang wie die Pseudocerci: Leplusa. 

xxxx 9. A. fast doppelt so lang wie die Pseudocerci: 
Genus edb. 

r) Pseudocerei. 

a) Nach hinten gestreckt, gerade und nicht zangenartig: 

x Eingliedrig, am Grunde abgegliedert: 

a) Hell wie die Nachbarteile: Phloeonomus. 

ß) Tief schwarz: Oxvtelus (e. p.). 

xx Unvollständig zweigliedrig, am Grunde nicht abgeglie- 
dert, also ohne scharfe Grenze in das 9. Tergit übergehend: Lep- 
usa. 

xxx Sehr deutlich zweigliedrig, am Grunde nicht abgeglie- 
dert: Genus edb. 

xxxx Sehr deutlich zweigliedrig, zugleich auch am Grunde 
vollkommen abgegliedert: Tachinus. 

b) Stark nach innen gebogen, sehr kräftig und zangenartig: 
Copr ophilus. 
s) Analsegment. 
a) Ohne seitliche Fortsätze: 


x Etwa so lang wie breit, ungefähr 3%, der Breite des 9. Ab- 
dominalsegmentes erreichend, unter die Pseudocerci geschoben, 
aber hinter ihnen an Länge zurückbleibend: Oxytelus und Lep- 
lusa. 

xx 1!/, mal länger als breit, parallelseitig, hinten abge- 
rundet-dreieckig vorgezogen, vorn etwas unter die Pseudocerci 
greifend, diese hinten weit überragend: Genus edb. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 93 


xxx Schmal, mehr als doppelt so lang wie breit, noch nicht 
halb so breit wie das 9. Segment, nicht unter die Pseudocerei 
geschoben, nach hinten nur wenig verjüngt, ungefähr bis zum Ende 
der Pseudocerei reichend: Phloeonomus. 

xxxx 11, mal so lang wie breit, etwa ®/, der Breite des 9. 
Segmentes erreichend, trapezisch nach hinten verjüngt, vorn nur 
wenig unter die Pseudocercei greifend, hinten noch nicht das Grund- 
glied derselben erreichend: Tachınus. 

b) Mit queren, seitlichen Fortsatzhöckern: Coprophilus. 


t) Analsäcke. 
x Schwach entwickelt und unbewehrt: Phloeonomus, Copro- 
philus und Oxytelus. 
xx Vier Analschläuche, deren jeder zahlreiche Häkchen 
besitzt: Tachinus. 
xxx Analsack mit vier kräftigen Haken bewaffnet: Genus 
edb und Leptusa. 


Mit diesen 19—20 Organen und Charakteren sind die nach den 
einzelnen Formen verschieden ausgebildeten Körperteile keines- 
wegs erschöpft, auch liegt es auf der Hand, daß wenn zahlreichere 
Gattungen herangezogen werden, sich noch verschiedene andere 
Gesichtspunkte ergeben werden. Die vorstehenden Übersichten 
mögen für den Anfang eine kleine Basis für weitere Forschungen 
liefern. Da ich keine Beschreibung einer Oxyteliden-Larve kenne, 
welche eine zuverlässige Bezugnahme auf alle meine Gegenüber- 
stellungen a—t gestatten würde, so mußte ich mich auf die obigen 
sechs Gattungen beschränken. 

Es wäre verfehlt, jetzt schon ein abschließendes Urteil über 
die größere oder geringere Bedeutung der einzelnen Charaktere 
in systematisch-phylogenetischer Hinsicht zu fällen, aber auf Grund 
von zahlreichen Erfahrungen in andern Gliedertiergruppen kann 
immerhin soviel gesagt werden, daß die Gegensätze a, c, d, 1, k, 1, 
o,p,r, und t sehr ins Gewicht fallen. Verschiedene Merkmale, 
so namentlich Gestalt, und Funktion der Pseudocerci und des 
9. und 10. Abdominalsegmentes stehen fraglos in gegenseitiger 
Beziehung. 


FE Schlüssel für Oxyteliden-Larven. 


Wenn ich mich auch in der vorhergehenden vergleichenden 
Übersicht auf die wenigen mir selbst aus Präparaten genauer be- 
kannten Larvengattungen beschränken mußte, weil in derselben 
eine Reihe von Organen behandelt worden ist, über welche die 
Autoren bisher keine oder nur ungenaue Auskunft geben,”so läßt 
sich doch ein analytischer Schlüssel, in welchem wir uns auf eine 
geringere Zahl von Organen beschränken, schon jetzt für eine nicht 
unbeträchtliche Reihe von Gattungen gewinnen, womit{m. E. 
eine nützliche Unterlage für weitere Fortschritte geboten wird. 


6. Heft 


94 Dr. K. W. Verhoeff: 


Durch diesen Schlüssel werden zugleich einige Organe und Merk- 
male besonders hervorgehoben, deren größere vergleichend-mor- 
phologische und systematische Bedeutung unzweifelhaft ist. 

A. Antennen und Maxillopodentaster viel länger als der 
Kopf, Mentum und Submentum viel breiter als eine Cardo, 
Submentum hinten mit dreieckigem Fortsatz in die Unterkopf- 
brücke gedrängt. Labiopodentaster dreigliedrig, Maxillopoden- 
taster deutlich viergliedrig, also bei beiden die sog. ‚Tasterträger“ 
gut ausgebildet. Prälingua tief ausgeschnitten: 1. Stenus 

B. Antennen und Maxillopodentaster viel kürzer als der 
Kopf, Mentum und Submentum in der Querrichtung höchstens 
so breit wie eine Cardo, Submentum hinten niemals dreieckig in 
die Unterkopfbrücke geschoben. Labiopodentaster zweigliedrig, 
Maxillopodentaster 3—4 gliedrig. Prälingua nicht ausgeschnitten 

°:D 

C. Pseudocerei fehlen vollständig. 

a) Ocellen und Prälingua fehlen, 8. Abdominaltergit hinten 
ohne Höcker oder Fortsatz, Antennen sehr kurz, zweigliedrig oder 
undeutlich dreigliedrig: 2. Lomechusa und 3. Atemeles 

b) Jederseits mit einem Ocellus, (Prälingua ?), Antennen mä- 
Big lang, deutlich dreigliedrig. 8. Abdominaltergit hinten in einen 
Höcker oder Fortsatz ausgezogen. ed 

c) 9. Abdominaltergit in eine lange, feine und bewimperte 
Spitze ausgezogen. Körper einfach beborstet: 4. Phytosus 

d) 9. Abdominaltergit hinten breit abgestutzt, Körper spär- 
lich büschelig beborstet: 5. Gyrophaena 

D. Pseudocerci vorhanden, ungegliedert oder zweigliedrig E, F 

E. Mandibeln mit Foliolum, 4—5 Ocellen, Pseudocerci groß, 
aber eingliedrig, am Grunde völlig abgegliedert: 6. Phloeonomus 

F. Mandibeln ohne Foliolum G, H 

G. Körper schwarz, erzfarbig, Kopf nur halb so breit wie 
der Thorax, auch das Abdomen vorn und in der Mitte von Thorax- 
breite. Pseudocerci ungegliedert und äußerst kurz: 7. Syntomium 

H. Körper hell, nicht erzfarbig, der Rumpf nicht ungewöhn- 
lich verbreitert IR 

I. Coxomerite der Maxillopoden vorn in dreiLäppchen zer- 
spalten, Mandibeln schaufelförmig, am Ende gespalten und vorn 
mit zahlreichen winzigen Spitzchen besetzt. Sechs Ocellen jeder- 
seits, Pseudocerci kurz, zweigliedrig, am Grunde abgegliedert: 


8. Oxyporus 
K. Coxomerite vorn nicht zerspalten, Mandibeln ohne Spitz- 
chenbesatz. K1, K2 


K1.Pseudocerci gerade, weder ungewöhnlich groß, nochzangen- 
artig gebaut. 9. Abdominalsegment nicht länger als die übrigen. 
10. Abdominalsegment ohne seitliche Fortsätze. 

K2. Pseudocerei stark nach innen gebogen, sehr kräftig gebaut 
und zangenartig sich gegeneinander bewegend. 9. Abdominal- 
segment größer als alle übrigen, wodurch das Abdomen im Verein 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 95 


mit den Zangen einen dermapteren-artigen Habitus erhält. 
10. Abdominalsegment verhältlich groß und breit, an den Seiten 
mit seitlich herausragenden Höckern. 2. Glied der Maxillo- 
podentaster gerade. Innerer Teil der Cardines lappig nach 
vorn erweitert. Buchtenleisten von den Maxillopoden nur in 
der Vorderhälfte verdeckt, Unterkopfbrücke recht kurz. Rumpf 
ohne®) dunkle Segmentaldrüsen-Flecke. Ocellen fehlen. Man- 
dibeln am Ende zweispitzig. Abdomen ungefähr so breit wie der 
Thorax. Labrum vorn einfach abgestutzt. 8. Abdominalsegment 
ohne besondere Auszeichnung. 9. Coprophilus 


L. Das 2. Glied der Maäxillopodentaster mit der Endhältfte 
auffallend nach innen gebogen. Innerer Teil der Cardines lappig 
nach vorn erweitert. Buchtenleisten von den Maxillopoden und 
Cardines größtenteils verdeckt, Unterkopfbrücke recht kurz, 
Rumpf mit paarigen, dunkeln Segmentaldrüsen. Jeder- 
seits ein großer Ocellus. Mandibeln am Ende dreispitzig, Abdomen 
nicht breiter als der Thorax. 

a) Labrum vorn einfach, Pseudocerci kräftig, erheblich längre 
als das 9. Abdominalsegment: 10. Oxytelus 


b) Labrum vorn jederseits mit vorragender Spitze, Pseudo- 
cerci schwach, kaum so lang wie das 9. Abdominalsegment: 

11. Platysthetus 

M. Das 2. Glied der Maxillopodentaster nicht auffallend ge- 

bogen, oder doch nur unbedeutend. Buchtenleisten unbedeckt, 

Rumpf ohne dunkle Segmentaldrüsen. N;:Q 


N. Pseudocerci selbst ungegliedert, am Grunde völlig abge- 
gliedert, mehr oder weniger kurz. Drei Ocellen, innerer Teil der 
Cardines lappig nach vorn erweitert, Unterkopfbrücke äußerst 
kurz. Abdomen entschieden breiter als der Thorax. 8. Abdo- 
minalsegment ohne Drüsenapparat, 8. Tergit ohne Fortsatz: 

12. Bledius 

O. Pseudocerei entweder deutlich zweigliedrig oder wenn un- 
deutlich, dann am Grunde nicht abgegliedert. Innerer Teil der 
Cardines nicht nach vorn erweitert, Unterkopfbrücke lang. 


P. Pseudocerci unvollständig zweigliedrig, am Grunde nicht 
abgegliedert. 8. Abdominaltergit lappenartig nach hinten vorge- 
zogen, darunter ein Drüsenapparat, Analsack mit vier kräf- 
tigen Haken. Ein Ocellus; Labrum 4—5 zähnig, ohne Median- 


leiste: 13. Leptusa 
Q. Pseudocerci deutlich zweigliedrig, 8. Tergit hinten nicht 
vorgezogen 3 


15) Die Segmentaldrüsen selbst sind jedoch vorhanden, wie unten 
näher besprocheu werden wird. Sie sind farblos, und daher leicht zu 
übersehen; übrigens besitzen sie eine von Oxytelus abweichende 
Lage, auch kommen sie bei letzteren nur am Methathorax, bei 
Coprophilus dagegen am Meso- und Methathorax vor. 


6. Heft 


96 Dr. K. W. Verhoeff: 


R. Pseudocerci kurz, viel kürzer als das Analsegment, am 
Grunde nicht abgegliedert, Analsack mit vier Haken. Prae- 
lingua breit und vorn abgerundet, ein Ocellus, Labrum durch Me- 


dianleiste zweiteilig ‚ungezähnt: 


genus edb 

Mandibeln vorn zweispitzig, 
vor der inneren Spitze gesägt, 
am inneren Grunde ohne Zahn. 
Labrum mit Medianleiste. 
Prälingua vielbreiteralslang. 
Coxomerite derMaxillopodender 
ganzen Länge nach innen mit 
Borsten gewimpert. Das 7. Ab- 
dominaltergit mit 2+2 Makro- 
chäten, welche nicht dunkler 
sind, wie die obige Beborstung, 
8.TergitganzohneMakrochäten, 
Abdomen mäßig schlank, hinten 


14. genus edb 


Atheta sp.!) 

Mandibeln vorn zweispitzig, 
vor der inneren Spitze mit zwei 
kleinen Zähnchen, innen am 
Grunde mit kleinem Zahn. La- 
brum ohne Medianleiste. Prä- 
lingua ungefähr solang wie breit. 
Coxomerite innenin der Hinter- 
hälfte mit dolchartigen Stacheln. 
7. und 8. Abdominaltergit jeder- 
seits mit je zwei Makrochäten, 
welche durch dunkle Farbe von 
den übrigen Borsten lebhaft ab- 
stechen, die des 9. Tergit rei- 


‚chen bis zum Grunde des 2. Glie- 
des der Pseudocerci. Abdomen 
sehr schlank. 

(Diese lebhaften Lärvchen hal- 
ten sich in Pferdedünger und in 
Composthaufen.) 


S. Pseudocerci lang, viel länger als das Analsegment, am 
Grunde vollkommen abgegliedert. Praelingua vorn Re ver- 
jüngt. Jederseits mit sechs Ocellen. 

a) Die beiden Glieder der Pseudocerci fast gleich lang, A. 
Grundglied ungefähr so lang wie das Analsegment. Analsack in 
vier mit zahlreichen Häkchen besetzte Analschläuche geteilt. 
Vorderrand des Metanotum und der vorderen Abdominaltergite 
verstärkt und in der Mitte bogig vorgezogen. Riechzapfen des 
2. Antennengliedes ziemlich groß, dieses daher noch nicht doppelt 
so breit wie jener lang: 15. Tachinus 

b) Das Grundglied der Pseudocerci mehrmals länger als 
das Endglied, zugleich erheblich länger als das Analsegment (Anal- 
sack ?). Vorderrand der Tergite nicht bogig vorgezogen. Riech- 
zäpfchen des 2. Antennengliedes sehr klein, dieses neben ihm etwa 
viermal breiter als jenes: 16. Olisthaerus 

Die Oxyteliden-Larven sind nicht nur zur Beurteilung 
dieser Familie im Ganzen gegenüber andern Familien von ent- 
scheidender Bedeutung, sondern wir müssen sie auch hinsichtlich 
der Auffassung der Unterfamilien zu Rate ziehen. Vorläufig 
ist allerdings die Zahl der genauer bekannten Larven noch so gering, 
daß wir mit entsprechenden Schlüssen abwarten müssen. Immer- 


tonnenartig verschmälert. 


!) Die Atheta-Larven sind hier nur vorläufig angedeutet, in einem spä- 
teren Aufsatz komme ich auf dieselben zurück. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 97 


hin läßt sich aus den im vorigen Schlüssel behandelten Gattungen 
schon erkennen, daß die beiden hinsichtlich ihrer Imagines be- 
sonders isolierten Gattungen Stenus und Syntomium auch durch die 
Larven als sehr eigenartige Gruppen bezeugt werden. 

Die zur Unterfamilie der Oxytelinae (Oxytelin) gehörigen 
Gattungen Copropdhilus, Oxytelus, Platysthetus und Bledius zeigen 
sich auch nach ihren Larven als in unzweifelhaft naherVerwandt- 
schaft stehend, was besonders in den eingliedrigen Pseudocerci, 
der kurzen Unterkopfbrücke, den nach vorn lappig erweiterten 
Innenteilen der Cardines und dem Mangel eines Drüsenapparates 
am 8. Abdominalsegment zum Ausdruck kommt. Da diese Charak- 
tere auch für Syntomium gelten, scheint die Aufnahme dieser 
Gattung bei den Oxytelinen gerechtfertigt.!%) 


G. Ueber einige Oxyteliden-Nymphen. 


Die Kenntnis der Oxyteliden-Nymphen ist noch viel ge- 
ringer als diejenige der Larven. Dazu kommt als weiterer Übel- 
stand, daß sie im Vergleich mit den Larven arm sind an charak- 
teristischen Merkmalen. Die wenigen Gattungen, für welche ich 
hier einen Schlüssel gebe, habe ich alle auf Grund mikroskopischer 
Präparate geprüft, sodaß keine vagen habituellen Eigentümlich- - 
keiten, sondern unzweifelhafte morphologische Charaktere ver- 
wendet worden sind. 

a) Nymphen in Cocons gelegen. Überall sehr dichter Besatz 
mit Häutungshärchen. Alle Isolatoren zart und ohne Neben- 
spitzchen, Pseudocerci kurz, wenig vorragend, ihr Isolator stark 


nach außen gebogen: Leptusa 
b) Nymphen ohne Cocons, Isolatoren mehr oder weniger 
kräftig. 0.0 


c) Isolatoren zart und mäßig lang, nackt, also nicht mit Spitz-. 
chen besetzt. Pseudocerci kurz, hinten nur in eine kurze Spitze 
ausgezogen. Häutungshärchen fast überall fehlend: Oxytelus 

d) Isolatoren kräftig und mit zahlreichen Nebenspitzchen 
besetzt. Pseudocerci hinten ebenfalls in einen langen und kräftigen 
Isolator ausgezogen. Häutungshärchen vorhanden oder fehlend. 

e, f 

e) Häutungshärchen allenthalben sehr zahlreich. Isolatoren 

stark säbelig gebogen, sehr lang, in der Mitte des Abdomens so lang 


wie dieses breit: Tachyporus 
f) Häutungshärchen entweder ganz fehlend oder nur am Ab- 
domen auftretend. g, h 


g) 1.—4. Abdominalsegment mit Stigmen, diese in vorragen- 
den Kegeln gelegen. Abdomen stellenweise und besonders in der 
Hinterhälfte mit Häutungshärchen oder sehr feinen Knötchen be- 
setzt. Die langen Isolatoren der Pseudocerci schräg nach außen 


16) Ob Syntomium und Verwandte aber nicht doch als besondere 
Unterfamilie aufzufassen sind, dürfte wesentlich von der Beschaffenheit 
der Acrognathus- und Deleaster-Larven abhängen. 


Archiv für Naturgeschichte 5 
1919. A. 6. Hr 6. Heft 


98 Dr. K. W. Verhoeff: 


gerichtet. Auf den Basalsockeln der abdominalen Isolatoren zwei 
bis mehrere sehr kurze Borsten: Stilieus!”) 

h) 1.—3. Abdominalsegment mit Stigmen, diese in den Tergit- 
seiten gelegen, nicht kegelig vorragend. Häutungshärchen fehlen 
vollständig. Die langen Isolatoren der Ps. gerade nach hinten 
gerichtet. Vor der Basis der abdominal-pleuralen Isolatoren nur 
eine mäßig lange Borste: Phloeonomus 


H, Coprophilus-Larven. 


1. Biologische Vorbemerkungen. 

Wenn auch meine Beobachtungen über die Entwickelung des 
Coprophilus striatulus F. augenblicklich noch nicht zum Abschluß 
gelangt sind, so hielt ich es, bei der besonderen Bedeutung, welche 
den höchst eigentümlichen Larven dieser Gattung in biologischer 
und phylogenetischer Hinsicht zukommt, doch für zweckmäßig, 
der vorliegenden Arbeit das Ergebnis der bisherigen Untersuchungen 
beizufügen. — Am 23. II. fand ich in meinem Garten beim Aus- 
nehmen einer sog. ‚‚Miete‘‘ mit gelben Rüben in etwa 1% Fuß 
Tiefe mitten zwischen gesunden eine angefaulte Rübe, besetzt mit 
zwölf Imagines des Coprophilus striatulus F. Dieser glückliche 
Zufall kam meiner Absicht, eines Zuchtversuches dieser häufigsten 
unter den größeren Oxytelinen-Arten entgegen. Die Coprophilus 
wurden sofort in eine Glaskapsel von 15 cm Durchmesser gebracht, 
die angefaulte Rübe in mehrere Stücke zerschnitten und lockere 
Lehmerde beigegeben, Rübenstücke und Erde aber zunächst ge- 
trennt nebeneinander gebracht. In einem ungeheizten aber doch 
mäßig warmen Zimmer trieben sich nun die Coprophilus so lebhaft 
in ihrem Behälter umher, daß die Erde trotz ihrer hohen Feuchtig- 
keit bald siebartig durchwühlt erschien. Trotz der Feuchtigkeit 
von Rübe und Erde zeigte sich keine Spur von Schimmelbildung. 
An ihrem Fundplatze hatten sich die Coprophilus infolge der 
niedrigen Temperatur matt und schwerfällig gezeigt, die höhere 
Temperatur ihres neuen Aufenthaltsortes aber erweckte ihre Kräfte 
zu neuem Leben. Schon deshalb unterliegt es keinem Zweifel, daß 
die Eiablage erst nach dem 23. II. und zwar wahrscheinlich um 
den 11.—13. III. erfolgt ist, nämlich an drei ganz ungewöhnlich war- 
men Märztagen. Bis Anfang April gingen die Rübenstücke in 
einen nassen, faulig-jauchigen Zustand über, der von einem 
Schleimpilz herbeigeführt zu sein scheint, wenigstens zeigten sich 
von den faulen Rübenteilen ausgehend an der Wand der Glaskapsel 
zahlreiche, zierliche, grauweiße, z. T.netzige Verzweigungen eines 
Pilzes, Im übrigen waren die Rübenstücke von großen Kanälen 
durchsetzt. 

Am 6. IV. zeigten sich bereits zahlreiche halbwüchsige 
Larven von 31/,—41, mm, außerdem jüngere von ungefähr 2 mm 


17) Stilicus gehört zu den Paederiden, auf welche ich in einem spä- 
teren Aufsatze eingehen zu können hoffe. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 99 


Länge. Nachdem ich etwa 25 Stück dieser Larven hervorgeholt 
hatte, zeigte sich doch noch eine unbestimmte Anzahl, welche in 
dem naß-fauligen Substrat sich umhertrieb, sodaß auch die Kanäle 
in den Rübenstücken auf die gemeinsame Tätigkeit der Imagines 
und Larven zurückgeführt werden müssen. Daß sich übrigens 
die ersteren an den Aufenthalt in derartigen naß-fauligen Substan- 
zen angepaßt haben, zeigte ihr trotz wochenlangen Verweilens in 
denselben durchaus lebhaftes Benehmen. Zahlreiche andere In- 
sekten würden in einem solchen Medium, zumal in einer nur ge- 
ringen Luftwechsel bietenden Glaskapsel in kurzer Zeit zugrunde 
gehen. Da mir die Nässe des Substrates inzwischen aber schon zu 
groß geworden zu sein schien, setzte ich etwas trockenen, fein 
durchgesiebten Lehm hinzu, sodaß die Rübenstücke teilweise be- 
deckt wurden, auch gab ich einige Stücke einer frischen, gesunden, 
quer durchgeschnittenen gelben Rübe hinzu. 

Bis Mitte April war auch der neu zugegebene trockenere 
Lehm so durchnäßt, daßer sich von dem anfänglich beigegebenen 
nicht mehr unterschied, ein Zustand, welcher teils durch das Wüh- 
len von Larven und Imagines, teils durch das Wuchern der Schleim- 


pilze herbeigeführt worden war. Die gesunden Rübenstückchen 


zeigten sich zwar von zahlreichen kleinen Kotfäserchen bedeckt, 
ein Zeichen, daß die Coprophilus oft über sie hinweggeklettert waren, 
aber von der Anlage von sie durchsetzenden Kanälen war noch 
nichts zu sehen, auch hatte ein Fäulnisprozeß bei ihnen kaum erst 
begonnen. Es ergibt sich hieraus deutlich, daß die Coprophilus 
gesunden Rüben einen Schaden nicht zufügen können. Es müssen 
erst andere Organismen, wie in diesem Falle die Schleimpilze, das 
Gewebe der Rüben zermürben und erweichen, ehe die Copro- 
philus ihre Gänge in ihnen eingraben können. Mitte April waren 
übrigens an den Wänden der Glaskapsel die verzweigten Plasmo- 
dien wieder verschwunden, dagegen machten sich zahlreiche Spo- 
rangien, namentlich unter den Rübenstücken in mehr oder weniger 
entwickelter Form bemerklich und zwar grauweiße, niedrige, also 
ungestielte Körper von sehr verschiedener Gestalt, rundlich, läng- 
lich, an einem Ende keulig, bis bisquitförmig oder fragezeichenartig 
geschwungen. Da sich die Larven besonders in der Nähe dieser 
Sporangien aufhielten, unterliegt es keinem Zweifel, daß sie sich 
nichtnurvondemzersetzten Rübengewebe, sondern auch 
von den Schleimpilzen ernähren. Dies beweist auch der Um- 
stand, daß sich im Darminhalt außer Rüben-Spiraltracheiden 
auch Sporen vorfinden. 

Am interessantesten waren mir bei diesen Untersuchungen die 
Coprophilus-Larven selbst, bieten sie uns doch durch ihren mit 
gewaltigen Zangen bewaffneten Hinterleib ein Bild, wie es bisher 
noch von keiner Käferlarve bekannt geworden ist. Würden sie 
sich nicht durch den Bau ihres Kopfes als unzweifelhafte Verwandte 
der im vorigen berücksichtigten Oxytelinen-Gattungen Oxytelus, 
Platysthetus und Bledius erweisen, so könnte man glauben, es mit 


7+ 6. Heft 


100 Dr. K, W. Verhoeff: 


einem Vertreter der Dermapteren zu tun zu haben, zumal auch 
die Gestaltung der Abdominalsegmente auffallend von derjenigen 
jener Gattungen abweicht. Man darf nach dieser höchst eigenarti- 
gen Larve sehr gespannt sein auf die ebenfalls noch unbekannte 
der Gattungen Acrognathus und Deleaster. Wer etwa vermutet 
hatte, daß die Coprophilus-Larven eine Vermittelung bilden würden, 
zwischen denen von Syntomıum einerseits und denen der typischen 
Oxytelinen-Gattungen anderseits, muß jetzt im Gegenteil sehen, 
daß die isolierte Stellung von Syntomium noch bedeutend ver- 
schärft wird. 
2. Bewegungsweise der Larven. 

Der Umstand, daß die Pseudocerci der Larven des Coprophilus 
striatulus als kräftige Zangen entwickelt sind, legt uns von vorn- 
herein die Vermutung nahe, daß auch ihre Bewegungsweise, ver- 
glichen mit der der Larven von Staphylinus, Xantholinus und Lep- 
tusa, eine abweichende sein werde und so verhält es sich auch in 
der Tat. Wenn man freilich annehmen wollte, daß sich die Coprophi- 
Zus-Larven, ihrem dermapteren-artig gebauten Hinterleib ge- 
mäß, auch in einer den Ohrwürmern ähnlichen Weise bewegen wür- 


den, müßte man von ihrem wirklichen Benehmen sehr überrascht. 


werden. Der Bau der Larvenbeine ist verglichen mit dem der Der- 
mapteren-Beine ein so primitiver, daß sich diese Larven an Ge- 
wandtheit und Schnelligkeit mit den Ohrwürmern gar nicht ver- 
gleichen lassen. Beide Tierformen führen ja eine so außerordent- 
lich verschiedene Lebensweise, daß auch ihre Bewegung notwendig 
eine sehr verschiedene sein muß. Während die Dermapteren 
luftige und trockene Plätze bevorzugen, ist das Leben der Copro- 
philus an dumpfe und sehr feuchte oder gar nasse Orte mit pflanz- 
lichen Zersetzungsprodukten gebunden. Bringt man sie auf eine 
trockene Unterlage, so zeigen sie sich äußerst unbeholfen, ins- 
besondere auf Glas gesetzt, können sie sich kaum von der Stelle 
bewegen, da ihre Beinkrallen fortgesetzt ausrutschen, umsomehr 
als die Beine für den mit einem verhältlich schweren Hinterleib 
belasteten Körper zu schwach sind, wenigstens unter solch unnatür- 
lichen Verhältnissen. 

Die Bewegung der Coprophilus-Larven ist überhaupt eine lang- 
same, auch auf feuchtem oder nassem Fließpapier, das ihren na- 
türlichen Aufenthaltsorten angemessen ist. Befindet sich die Larve 
in einer dünnen Flüssigkeitsschicht, so kann sie sich auch auf 
Glas ohne Schwierigkeit fortbewegen, weil die Beine nicht mehr 
ausrutschen, sondern durch Adhäsion einen Halt finden. Mit der 
Leptusa-Larve stimmt die Coprophilus-Larve insofern überein, 
als ihr die Ausführung von Rücksprüngen unmöglich ist, der 
Coprophilus-Larve bei ihrem schweren Hinterleib natürlich noch 
weniger als jener. 

Die Coprophilus-Larve ist sosehr aneinfeuchtes Medium ge- 
bunden, daßsie sich auch auf einerglatten und selbst auf einerrauhen 
Tischplatte, wenn sie trocken ist, nur ganz unbedeutend von der 


äls 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 101 


Stelle bringen kann. Sie bedarf der Unterstützung des Anal- 
sackesals Nachschieber. Daaber der Analsack unbewaff- 
netist,kannersichnurauffeuchter Unterlageerfolgreich 
anheften. Auf einer trockenen Tischplatte stülpt die Larve den 
Analsack zwar auch hin und wieder hervor, aber ich sah niemals, 
daß sie ihn an der Unterlage angepreßt hätte. Der höchst eigen- 
tümliche, weiter unten erörterte Bau des Analsegmentes gestattet 
keine so ausgedehnte Vorstülpung und Ausbreitung des Analsackes, 
daß er wie ein Saugleder nur durch Luftdruck auch auf trockenem 
Grunde haften könnte. Die Larve, welche auf trockenem Substrat 
keinen normalen Halt findet, macht dann allerlei ihr Unbehagen 
zum Ausdruck bringende Verkrümmungen, bäumt den Vorder- 
körper auf oder vollführt seitliche Drehungen. Packt man sie in 
solcher Lage vorsichtig mit einer feinen Pinzette, so geschieht es 
hin und wieder, daß sie abwehrend einen der Pinzettearme mit 
ihren Zangen erfaßt und sich daran so festhält, daß man 
sie zeitweise emporheben kann. 


Die typische Bewegung der Coprophilus-Larven kommt 
also am besten zur Geltung auf feuchtem Fließpapier, wobei 
der Analsack wenn auch nicht ständig, so doch vorwiegend ziem- 
lich regelmäßig als Nachschieber benutzt wird. Es dreht 
sich einmal das kurze aber kräftige Analsegment um einen klei- 
nen Winkel und dann wird diese Drehung von der Tätigkeit des 
Analsackes begleitet und zwar so,daßer vordemNiedersetzen, 
also mit der Vorwärtsdrehung eingestülpt, mit und nach 
dem Niedersetzen bei der Rückwärtsdrehung dagegen 
wieder ausgestülpt wird. Die Bewegung kleiner, zufällig im 
Rectum zurückgebliebener Teilchen der faeces lassen überaus deut- 
lich erkennen, daß das Aus- und Einstülpen des Analsackes mit 
einer Bewegung des ganzen Enddarmes verbunden ist. 


Im Vergleich mit der Bewegungsweise der Larven der im 
vorigen in dieser Hinsicht besprochenen Gattungen Staphylinus, 
Xantholinus und Leptusa führt uns also die Coprophilus-Larve 
einen 4. Typus der Bewegung vor, charakterisiert dufch den 
Mangel der Analsackbewaffnung und die Unfähigkeit zu Rück- 
sprüngen. Mit Staphylinus herrscht zwar Übereinstimmung hin- 
sichtlich der häufigen Benutzung des Analsackes als Nachschie- 
ber, aber diese Benutzung ist beschränkt auf den Aufenthalt im 
feucht-nassen Substrat. 


Eine fernere Eigentümlichkeit der Coprophilus-Larvenbewe- 
gung wird bedingt durch das Verhalten der Zangen, indem sich 
dieselben reflektorisch um einen allerdings nur kleinen Winkel von 
außen nach innen und umgekehrt und zwar wenigstens zeitweise 
ganz regelmäßig drehen. Es erfolgt nämlich’eine mehr oder weniger 
leichte Flexion gleichzeitig mit der Einziehung des Analsackes 
und Enddarmes und Senkung des Analsegmentes, eine Extension 
umgekehrt mit der Ausstülpung des ersteren und der Hebung des 


6. Heft 


102 Dr. K. W. Verhoeff: 


Analsegmentes.1%) Diese quere Zangen-Zwickbewegung geht aber 
nie so weit, daß sich die Zangenspitzen berühren würden, sie ist 
also lediglich eine pendelnde Zangen-Mitbewegung. 

Anders steht es dagegen mit der Bewegung der Zangen, wenn 
sie als Angriffs- oder Abwehrwaffen benutzt werden. Läuft 
z. B. eine Larve einer andern in die Flanke, so macht letztere, ganz 
ähnlich den Ohrwürmern, mit dem Abdomen eine seitliche Schwen- 
kung und stößt auf diese Weise mit den Zangen gegen den Wider- 
sacher. Ebenso verhält sich eine Larve, welche man von der Seite 
etwa mit einer Pinzettenspitze beunruhigt. Stört man sie energi- 
scher, so packt die Larve auch bisweilen mit ihren Zangen fest zu, 
wie schon erwähnt wurde. Bei solchem Verhalten kann es keinem 
Zweifel unterliegen, daß sich die Coprodhilus-Larven der Zangen 
auch als Wegmacher bedienen, d. h. zur Beseitigung von Hinder- 
nissen in dem faulig-schleimigen Medium, in welchem sie sich auf- 
halten. Dies verhindert übrigens nicht, daß sie eine Putztätig- 
keit entfalten, zeitweise sich seitlich einkrümmen und die Zangen 
mit den Mundwerkzeugen säubern. 


3. Das Tracheensystem der Larven. 


Hinsichtlich der Zahl und Verteilung der 1 + 8 Stigmen- 
paare, aber auch bezüglich der Vortracheen, stimmen die Copro- 
philus-Larven mit denen der übrigen bisher besprochenen Oxyte- 
liden-Larven überein. Im Vergleich mit dem im 5. Kapitel be- 
sprochenen larvalen Tracheensystem von Leftusa finden sich da- 
gegen einige beträchtliche Abweichungen und zwar zeigt sich das 
Coprophilus-Tracheensystem stärker ausgestaltet. 

Die wichtigsten Tracheenverzweigungen stimmen zwar mit 
denen von Leptusa überein, so insbesondere die unteren, alle An- 
fangstracheen verbindenden Längsanastomosen, deren Fort- 
setzungen nach vorn durch Prothorax und Kopf wieder die Atem- 
rohre mit dem stärksten Kaliber des ganzen Tracheensystems dar- 
stellen (pt Abb. 61). Wir treffen auch wieder elf ventrale Quer- 
anastomosen, nämlich drei thorakale (Abb. 61 ug) und acht ab- 
dominale (Abb. 62 ug). Dagegen haben wir bei Coproßhilus drei 
Längsanastomosenpaare zu unterscheiden, nämlich außer den bei- 
den für Leptusa nachgewiesenen noch ein drittes dorsales (olc 
Abb. 61 und 62), sodaß wir untere (ulc), mittlere (mlc) undobere 
(ole) Längsanastomosen in Betracht zu ziehen haben. Die oberen 
verbinden wie die unteren alle Stigmenpaare, während die mitt- 
leren und dies gilt offenbar für die Mehrzahl aller Käferlarven, 
auf Mesö- und Metathorax beschränkt, die Tracheen der Elytren 
und Flügel aus sich hervorgehen lassen. (Zum Vergleich mit dem 
larvalen Tracheensystem der Rüßler verweise ich auf meinen Auf- 
satz über die Cionus-Larven, im Archiv f. Nat. 1917, Abt. A, 1. H,, 
insbesondere auf Abb. 1 und 2). 


18) Man vergl. auch das 6. Kapitel. 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 103 


Die kurzen mittleren Längsanastomosen von Coprophilus 
sind also denjenigen von Leptusa homolog, welche ich dort als obere 
beschrieben habe. (le, la Abb. 32) Die reichlichere Verzweigung 
des Tracheensystems von Coprophilus zeigt sich aber ferner in den 
dorsalen Queranastomosen. Während bei Zedtusa von diesen 
nur eine (91 Abb. 32) vorn im Prothorax vorkommt, treffen wir 
ihrer bei Coprophilus vier und zwar ist die vorderste derselben, 
welche sich über dem halb im Hinterkopf, halb im Prothorax ge- 
legenen Gehirn befindet, der Queranastomose von Lepiusa durch- 
aus homolog, während die beiden folgenden, welche sich zu einem 
xartigen Kreuz vereinigt haben, bei jener Gattung fehlen. Dieses 
Kreuz (k Abb. 61) befindet sich zwischen den vordersten Stigmen 
und liegt zum größeren Teil im Pro-, zum kleineren Teil im Meso- 
thorax. Es verbindet durch seinen Knotenpunkt die vorderste 
Strecke der oberen Längsanastomosen mit den dicken prothora- 
kalen Haupttracheen (pt). Die unteren Längsanastomosen sind 
von den oberen nicht nur durch die regelmäßige segmentale Ver- 
bindung mit den elf genannten Queranastomosen unterschieden, 
sondern auch durch den Verlauf an und für sich. Während die 
oberen Längsanastomosen nämlich ziemlich gerade durch den 
Rumpf hinstreichen, bilden die unteren eine auffallende 
Zickzacklinie (Abb. 62), d. h. die einem bestimmten Segment 
angehörende Tracheenstrecke zieht im Bogen nach hinten bis zur 
nächsten Queranastomose, während sie von dieser aus weiter nach 
hinten erst in einem bestimmten Abstand nach innen, weiter nach 
hinten fortgesetzt wird. 

Im meso-metathorakalen Grenzgebiet finden wir die schon 
von verschiedenen anderen Käferlarven-Gattungen bekannte, auf 
ein verschwundenes Stigma zu beziehende stigmenlose Anfangs- 
trachee oder Zwischentrachee (zt Abb. 61). Beide Zwischen- 
tracheen werden miteinander verbunden durch die 4. und hinterste, 
dorsale Queranastomose (dq). 


4. Vordere und hintere Segmentaldrüsen und Darmkanal. 


Im vorigen ist bereits von den Segmentaldrüsen bei Staphy- 
liniden- und Oxytelus-Larven die Rede gewesen. Bei Coprophilus 
treten sie in einer der letzteren Gattung ähnlichen, aber doch wieder 
erheblich abweichenden Weise auf. Während sich die Segmental- 
drüsen von Oxytelus und Platysthetus schon durch ihre dunkle 
Farbe stark bemerklich machen und lebhaft vom übrigen Körper 
abstechen, sind sie bei Coprophilus von fast glasiger Beschaffenheit 
und daher am lebenden Tier nur unter günstigen Umständen zu 
erkennen. Außerdem handelt es sich um vordere und hintere 
Segmentaldrüsen, welche beide, soviel ich sehen konnte, nur 
aus einer einzigen, großen Zelle bestehen. Die hinteren Seg- 
mentaldrüsen treten auf im Meso- und Metathorax, im 1.—8. 
Abdominalsegment und an der Basis der Pseudocerci, sodaß sie 
an letzteren den Charakter von Gelenkdrüsen annehmen. Da 


6. Heft 


104 Dr. K. W, Verhoeff: 


wir es mit oberen und unteren Gelenkdrüsen (Abb. 55 dr) zu 
tun haben, kommen bei Coprophilus 2+8+2 = zwölf hintere 
Segmentaldrüsenpaare vor. Es sind also rundliche, fast farb- 
lose Gebilde, welche unter Meso-Metanotum und 1.—8. Abdominal- 
tergit hinter der Mitte, dicht am Seitenrande lagern und bei 220f. 
Vergr. eine äußerst zarte, radiäre Streifung schon im lebenden 
Zustande erkennen lassen. Diese Streifung ist gegen einen kurzen 
Ausmündungskanal gerichtet, welcher mit einem feinen, gelblichen 
Porus sich öffnet. Während ich einen Kern nur an den oberen 
Gelenkdrüsen bemerkt habe, konnte ich umgekehrt bei diesen kei- 
nen Porus erkennen, die Gelenkdrüsen münden aber offenbar in 
die Gelenkfalte zwischen den Pseudocerci und dem Hinterrand des 
9. Abdominalsegmentes, zumal sich an diesem neben der unteren 
Drüse eine Einbuchtung vorfindet (a Abb. 56, dr). 


Die vorderen Segmentaldrüsen liegen unter den Vorder- 
ecken der Tergite und zwar am Meso-Metanotum, 1. 2. und 9. 
Abdominaltergit, während ich am 3.—8. keine nachweisen konnte. 
An ihnen habe ich weder einen Kanal noch radiäre Streifung be- 
obachtet, dagegen wenigstens an den im Meso- und Metathorax 
gelegenen Drüsen Kern und Kernkörperchen. Diese ovalen Drüsen 
sind fast ‘doppelt so groß wie die hinteren Segmentaldrüsen, wäh- 
rend am 1. und 2. Abdominalsegment beide ungefähr gleich klein 
und rundlich erscheinen, am kleinsten am 9. Abdominalsegment. 
Der Lage nach müssen die vorderen Segmentaldrüsen mit den 
pigmentierten Drüsen von Oxytelus homologisiert werden, aus- 
genommen die oberen Gelenkdrüsen, welche den hintersten jener 
Gattung entsprechen. 

Ein Vergleich der verzweigten segmentalen Complex- 
drüsen der Staphyliniden mit den einzelligen und in vordere 
und hintere zerfallenden Segmentaldrüsen der Oxyteliden- 
Gattungen Oxytelus und Coprophilus führt mich zu der Anschau- 
ung, daß die Drüsen der letzteren durch Zerfall aus Drüsen, 
welche denen der ersteren ähnlich waren, entstanden zu denken 
sind. 

Der Darmkanal der Copropbhilus-Larven zeigt die größte 
Ähnlichkeit mit dem der Oxytelus-Larven, namentlich hinsichtlich 
der Windungen des sehr langen Mitteldarmes. Dieser, welcher in 
der Regel der ganzen Länge nach mehr oder weniger reichlich mit 
Nahrungsteilchen vollgepfropft ist, reicht zunächst vom Meso- 
thorax bis ins 6., 7., 8. oder den Anfang des 9. Abdominalsegmentes, 
biegt in diesem von rechts nach links um (Abb. 55 md1), zieht 
wieder nach vorn bis ins 1. (seltener 2.) Abdominalsegment (md2) 
und biegt abermals!®), links von der vordersten Darmstrecke sich 
haltend, nach hinten ab und reicht mit seinem dunkeln Inhalt bis 
ins 7., 8. oder 9. Segment (md3).. Im 9. Abdominalsegment mün- 


12) Bei Oxytelus schwankt die Lage der vorderen Darmumbiegung 
vom Metathorax bis zum 2. Abdominalsegmente. 


Zur Kenntnis der "Oxyteliden-Larven 105 


den in den kurzen aber breiten Enddarm die zwei Paare der Mal- 
pighischen Gefäße (vm). Je nach dem Verdauungszustande ist 
die Masse der Nahrungsteilchen im Mitteldarm ziemlich gleich- 
mäßig verteilt oder aber in der Anfangsstrecke (md1) am stärksten 
angehäuft. 

Die Grenze zwischen dem kurzen Ösophagus und dem Mittel- 
darm erscheint bei der lebenden Larve sehr scharf abgesetzt. Sie 
liegt hinter der Mitte des Prothorax und wird sowohl durch die 
plötzliche, sehr starke Erweiterung des prall gefüllten Mitteldarmes 
als auch seinen gelblichen Inhalt angezeigt. Die pralle Vorwöl- 
bung des Mitteldarmvorderendes jederseits der Einmündung des 
Ösophagus bezeugt den vom Inhalt des Mitteldarmes ausgeübten 
Druck, durch welchen eine rüsselartige, in den Mitteldarm vorra- 
gende Klappe gewöhnlich gesperrt gehalten wird. Bringt man eine 
lebende Larve unter Deckgläschen in Wasser, so nimmt sie bis- 
weilen etwas von demselben auf und man sieht deutlich wie der 
Wasserschluck schnell durch den Ösophagus in den Magen rutscht. 


5. Morphologie des Larvenkopfes. 


Der Larvenkopf zeigt eine so weitgehende Ähnlichkeit mit 
dem von Oxytielus, daß wir uns auf die abweichenden Verhältnisse 
beschränken können. Hinsichtlich der Abteilungen des Oberkopfes, 
ferner bezüglich Mentum und Submentum, Unterkopfbrücke und 
Cardines sowie der Verbindung der beiden letzteren miteinander 
herrscht völlige Übereinstimmung, ebenso bezüglich der (wie in 
Abb. 44) stark abgekürzten Äste der Gabelnaht und der kurzen 
Antennenbasis. Die Antennen selbst (Abb. 60) sind unterschieden 
durch die dreieckigen Riechkegel und die ebenfalls dreieckigen 
Sinneszapfen unter denselben. Während bei Oxyielus der Riech- 
kegel noch etwas länger und breiter ist als das Endglied der An- 
tennen, erreicht er bei Coprophilus kaum die halbe Länge und ist 
zugleich vielschmäler als das Endglied. Mandibeln am Ende zwei- 
spitzig (Abb. 57), die untere Spitze ist dunkler und zugleich 
schmäler. 

Läbrum trapezisch (Abb. 60), vorn abgestutzt und unten gegen 
die Epipharynxhaut, welche von Sinnesporen durchsetzt und mit 
zahlreichen Härchen verschiedener Länge bekleidet ist, mit einem 
gelben, kurz Yförmigen Gerüst (Abb. 59). Die auffallendsten Poren 
befinden sich zwischen der Gabel des Gerüstes und dem Vorder- 
rand des Labrum. Coxomerite der Maxillopoden innen mit 13—14 
Stachelborsten, von welchen 4—5 am Vorderende eingelenkte mehr 
oder weniger nach innen gebogen. Maxillopodentaster viergliedrig, 
das Grundglied nur aus einer äußeren, schmalen, halbkreisförmigen 
Spange gebildet, das 2. Glied gerade, etwas kürzer als das 3., 
das 4. oben hinter der Basis mit einem bis zur Mitte reichenden, 
schwach keuligen Sinneszäpfchen. Das kegelige Endglied der La- 
biopodentaster am Ende mit einigen feinen Zäpfchen, etwas länger 
als das Grundglied (Abb. 58). Die vorn breit abgerundete Prä- 


6. Heft 


106 Dr. K. W. "Verhoeff: 


lingua reicht seitlich gerade bis an den Grund der Taster, oben ist 


ihre Haut von zahlreichen Geschmacksporen durchbohrt. Der. 


Hypopharynx besteht nur aus einer einfachen Haut, welche durch 
eine hufeisenförmige Spange gestützt wird, die nach vorn geöffnet 
ist und an den äußeren Grundecken des Syncoxit befestigt. Ocellen 
fehlen. Beborstung des Kopfes ähnlich der von Oxytelus. 


6. Morphologie des Larvenrumpfes. 


Pronotum mit 4-+4, Meso- und Metanotum mit je 2+2 Ma- 
krochäten.20%) Alle Tibien in der Mitte oben mit drei, unten mit 
zwei, vor dem Ende mit vier Stachelborsten. Alle Tarsungula 
oben mit stärkerer, unten mit schwächerer, kurzer Borste. Hüften 
aller Beinpaare beträchtlich voneinander abgerückt. 1.—9. Ab- 
dominaltergit mit Querleiste, welche nach hinten allmählich 
deutlicher wird. Die seitlichen Enden der Querleisten zurückge- 
bogen. Am 9. Segment ist die Querleiste über die Seiten ins Gebiet 
des Sternit herabgekrümmt, zieht ventral schräg nach innen und 
hinten, bis das Ende die Mitte zwischen Vorder- und Hinterrand 
erreicht in einer durch die Seitenecke des 10. Segmentes gelegten 
Sagittalebene. 


4.—7. Tergit ein wenig länger und breiter als das 1.—8., das 
8. schmäler als das 4.—7., aber zugleich etwas länger, das mächtige 
9. Abdominalsegment (Abb. 55) 1?/, mal länger, aber zugleich etwas 
schmäler als das 8. 1.—8. Tergit mit je vier Makrochäten, welche 
dem 9. fehlen. 1.—9. Sternit ebenfalls mit je vier Makrochäten, 
welche am 1. und 2. kürzer sind als an den übrigen. 


Sämtlichen Sterniten fehlen die Querleisten. In der Quer- 
richtung werden die wie auch bei andern Oxyteliden-Larven 
einheitlich gebauten Sternite von den Tergiten bedeutend über- 
ragt. Während am 1.—8. Abdominalsegment Tergit und Sternit 
durch ziemlich breite Zwischenhäute getrennt sind, vereinigen sie 
sich am 9. Segment nahtlos zu einem geschlossenen, abgeplatte- 
ten Cylinder. Die Seiten des 1.—8. Tergit greifen in einer von vorn 
nach hinten zunehmenden Breite als Paratergitlappen auf die 
Ventralseite über. In diesen Paratergitlappen liegen auch die 
abdominalen Stigmen und zwar an den vorderen Tergiten seit- 
lich, an den hinteren mehr und mehr nach hinten geschoben, bis 
sie am 8. sich ganz an den Hinterecken befinden. Die Paratergite, 
welche namentlich in den Seiten des 2.—7. Segmentes als abgerun- 
dete Wülste vorragen (Abb. 55) erscheinen an manchen Segmen- 
ten mehr oder weniger abgesetzt, indem sich zwischen Stigma und 
seitlicher Tergit-Makrochäte ein schwaches Fältchen mehr oder 
weniger bemerklich macht. Hierdurch ergibt sich die Andeutung 
zu einer wirklichen Pleuritbildung. 


2) Bei Ozxytelus tetracarinatus Pronotum mit 4-+2-+4, Meso- und 
Metanotum mit je 2+4 Makrochäten. 


Dt u 


Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 107 


Höchst originell ist bei den Coprophilus-Larven der Bau des 
9. und 10. Abdominalsegmentes. Zwischen dem 9. und 10. Tergit 
ist eine quere, dorsale taschenartige Einsenkung (Abb. 55) 
gegeben, welche sich nach den Seiten verjüngt. Mit einer großen 
dreieckigen, inneren Erweiterung sind die Pseudocerci in dieser 
Tasche eingewurzelt, befinden sich also entschieden dorsal vom 
10. Segment. Dem entsprechend legt sich nur der ventrale Vorder- 
rand des 10. Segmentes dicht an das 9. an (Abb. 56, h 9), während 
der dorsale mit in der Tasche steckt. | 

Die starke, im 9. Segment enthaltene Muskulatur bedient 
in der Mitte das 10. Segment, während zwei schräge Muskeln jeder- 
seits (m1 m2 Abb. 55) Flexoren der Pseudocerci sind, welche 
sich an deren genannten inneren Erweiterungen befestigen. An 
den äußeren Grund der Pseudocerci greift überhaupt kein Muskel. 
Die Zangen werdenalsonurbeim Angriffaktiv und direkt 
durch Flexoren bewegt, während ihre Extension passiv und 
indirekt erfolgt, d.h. die zusammengedrängten Zangen, welche 
zugleich das Analsegment herabgedrückt haben (wie schon oben 
im 2. Kapitel besprochen wurde), werden durch den Druck des 
Analsegmentes wieder auseinandergesperrt, wenn es durch 
seine kräftigen dorsalen Elevatoren (e Abb. 55) emporgehoben 
wird. Wir müssen also als einander begleitende Bewegungen unter- 
scheiden: 

a) Flexion der Zangen, Senkung und Vorwärtsdrehung des 
Analsegmentes und Einstülpung des Analsackes, 

b) Extension der Zangen, Hebung und Rückwärtsdrehung 
des Analsegmentes und Ausstülpung des Analsackes. 

Dem Umstande entsprechend, daß die Vorwärtsdrehung des 
Analsegmentes durch die Flexion der Zangen und die Retraktoren 
des Analsackes unterstützt wird, sind die Muskeln, welche sich 
ventral am Analsegment befestigen (m Abb. 56) schwächer als 
die dorsalen. 

Hinsichtlich der Gestalt der starken und am hornartig ein- 
gekrümmten Ende spitz auslaufenden Zangen sei auf Abb. 55 ver- 
wiesen. Das eigentümliche Analsegment ist nicht nur durch seine 
Seitenfortsätze, sondern auch durch die Subanalplatte sehr aus- 
gezeichnet, indem diese durch zwei Schrägnähte in drei Abtei- 
lungen zerfällt (sp). Seitliche Wülste (w) flankieren die überdachte 
Analgrube (ag). 

Inhaltsübersicht. 
V. Aufsatz: Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven. 
A. Lepiusa-Larven. 
1. Vorbemerkungen. 
2. Zur Lebens- und Entwickelungsgeschichte (Cocon und Nym- 
phe) der Lepfusa angusta Aube. 
3. Die Bewegungsweise der Leötusa-Larven, (Analsack). 
4. Der larvale Drüsenapparat. 
6. Heft 


108 Dr. K. W. Verhoeff: 


5. Das larvale Tracheensystem u. a. Vergleichende Morpho- 
logie der Vortracheen. 
6. Morphologie des Larvenkopfes. 
7. Morphologie des Larvenrumpfes. 
B. Phloeonomus-Larven. 
. Biologische Vorbemerkungen. 
. Nymphen. 
. Morphologie des Larvenkopfes. 
. Morphologie des Larvenrumpfes. 


P-ov- 


| C. Oxytelus-Larven. 
. Biologische Vorbemerkungen. 
. Nymphen. 
. Morphologie des Larvenkopfes. 
. Morphologie des Larvenrumpfes. 
. Segmentaldrüsen und Darmkanal. 


{sb 07 LU Noll 


D. Tachinus-Larven. 
E. Vergleichende Morphologie der Oxyteliden-Larven. 
(Charakteristik der Oxytelidae und Staphylinidae). 
Vergleichende Übersicht bedeutsamer Charaktere der Lar- 
ven von Ledtusa, Phloeonomus, Oxytelus, Coprophilus, Tachinus 
und Genus edb. | 
F. Schlüssel für Oxyteliden-Larven. 
G. Über einige Oxyteliden-Nymphen; 
H. Coprophilus-Larven. 
. Biologische Vorbemerkungen. 
. Bewegungsweise der Larven. 
. Das Tracheensystem. 
. Vordere und. hintere Segmentaldrüsen und Darmkanal. 
. Morphologie des Larvenkopfes. 
. Morphologie des Larvenrumpfes. 


Sm uDe 


Erklärung der Abbildungen des V. Aufsatzes: 
(Fortsetzung der Erklärungen des IV. Aufsatzes.) 


Abb.22 Leptusa angusta Aube. Nymphe von oben gesehen, 
I—III. Kniee der drei Beinpaare, 1, te = 1. Abdominaltergit, x 56. 

Abb. 23—32 Leptusa angusta, erwachsene Larve. 

23. Das 8. Abdominaltergit und der unter ihm gelegene Drü- 
senapparat. dr Drüsenkörper, k Drüsenkanälchen, d Drüsensack, 
sw partielle Scheidewand, oeÖffnung des Drüsensackes, v ventrale, 
d dorsale Wandverdickungen, st Stigmen, ml Längsmuskel, sm 
Seitenmuskel, h Fadenhalterborsten, x 220. 

24. Analsegment und fast vollständig ausgestülpter Analsack 
(a) von unten gesehen, x 220. 

25. Linke Mandibel von oben betrachtet, x 220. 


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Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 109 


26. Kopf, Pro- und Mesonotum von oben gesehen, die Man- 
dibeln sind eingeschlagen (nur die rechte ist sichtbar) und das 
Labrum ist zurückgeklappt, ebenfalls unsichtbar) atb Antennen- 
basis, e Ecke vor dem Ocellus, z Riechzapfen der Antennen, cly 
Clypeus, st thorakale Stigmen, x 125. 


27. Das 7.—10. Abdominalsegment von oben her dargestellt, 
vmp die hinteren Abschnitte der vier Malpighischen Gefäße, d 
Drüsensack, oe dessen Öffnung, a die Haken des völlig eingestülp- 
ten Analsackes, st Stigmen, stt Rand der Sternite, t Tergite, rm 
Retraktor des 9. Abdominalsegmentes, x 125. 


28. Kopf von unten gesehen nach Entfernung eines Teiles der 
Mundwerkzeuge, mt Mentum, sm Submentum, si Rand der Ma- 
xillopodenbucht, 1 Leisten neben derselben, oe Hinterhauptöffnung, 
sco Syncoxit der Labiopoden, pl Prälingua derselben, co Stamm 
des linken Maxillopoden, p Grundglied des Tasters, g unteres Man- 
dibulargelenk, x 220. i 

29. Labrum (la), Clypeus (cly) und rechte Antennenbasis (atb) 
von oben gesehen, rm Labrumretraktoren, x Variation der Labrum- 
bezahnung, x 220. 

30. Linke Antenne von unten her gezeichnet, x 220. 


31. Linker Maxillopod, nebst Cardo (ca), Submentum (sm) 
und der Unterseite des Hinterkopfes von unten her dargestellt, 
h Hinterhauptöffnung, mdh ventromediane Einsenkung, w Wülste 
neben derselben, co Stamm, com Coxamerit des Maxillopod, 1—4 
Tasterglieder, x 220. 


32. Thorax (I—III) und 1. Abdominalsegment mit den Haupt- 
verzweigungen des diesen Segmenten angehörigen Tracheensystems, 
dem thorakalen ‘(st 1) und dem 1. abdominalen Stigmenpaare, 
(st 2) von oben gesehen. q 1 eine dorsale, 9Q—q5 vier ventrale 
Queranastomosen, It die großen (unteren) Längstracheen, le und 
la die kleinen (oberen) Längstracheen, x 125. 

Abb. 33 und 34 Staphylinus (macrocephalus) alpestris Er. 
Erwachsene Larve. 

33. Stigma und anschließende Tracheen aus dem 5. Abdomi- 
nalsegment. p Peritrema, Stigmawulst, vtr Vortrachee, vb Ver- 
schlußbügel, atr Anfangstrachee, tr 1 und 2 Gabelung derselben, 
x 220. 

34. Peritrema desselben Stigmas nebst Stigmahöhle (sth) 
und einem Teil der Vortrachee von der Seite gesehen, i inneres 
Stigma, x 220. 

Abb. 35 Lepfusa angusta Aube. Ein abdominales Stigma (st) 
nebst anschließenden Tracheen einer erwachsenen Larve, vtr Vor- 
trachee, vb Verschlußbügel, x 220. 

Abb. 36-41 Phloeonomus pusillus Grav. erwachsene Larve. 

36. Labiopoden von unten gesehen, sco Syncoxit, x 220. 

37. Linker Maxillopod von unten gesehen, ca Cardo, a und 
co Coxit, x 220. 


6. Heft 


110 Dr. K. W. Verhoeff: Zur Kenntnis der Oxyteliden-Larven 


38. Linke Mandibel von oben her dargestellt, a foliolum, c 
Grundplättchen, x 220, rechts daneben das fokolum isoliert, x 500. 

39. Das 8.—10. Abdominalsegment von oben betrachtet, q 
Querleiste, ps Pseudocerci, x 125. 

40. Labrum (la) und linke Antenne von unten gesehen, r Riech- 
kegel, h Gelenkhöcker für die Mandibel, cly Clypeus, x 220. 

41. Hinterer Unterkopf von unten her betrachtet, oe Hinter- 
hauptöffnung, z Zapfen am Unterrand derselben, hl Randleisten 
derselben, ul Unterkopflappen, w bogige Wülste derselben, 1 Leiste 
an ‘der Maxillopodenbucht, mt Mentum, sm Submentum, gu Gula, 
ca Cardo, oc Ocellen, x 220. 

Abb. 42—47 Oxytelus tetracarinatus Block, erwachsene Larve. 

42. Unterkopf, Labiopoden und linker Maxillopod nebst seiner 
Kopfseite von unten gesehen, Erklärung wie in den vorigen Ab- 
bildungen, x 220. | 

43. Das 8.—10. Abdominalsegment von oben betrachtet, st 
Stismen, x 195:../ 

44. Labrum (la), Clypeus (cly) und Frons nebst rechter An- 
tennenbasis (atb) von oben gesehen, gn Gabelnaht, x 220. 

45. Linke Mandibel von unten betrachtet, x 220. 

46. Rechte Antenne von unten her dargestellt, x 220. 

47. Das 6.—10. Abdominalsegment von oben gesehen, zur 
Veranschaulichung der Lage der fünf Paar hintersten Segmental- 
drüsen, x 56. 

Abb. 48—51 Tachinus sp. erwachsene Larve. 

48. Tibia und Tarsungulum des linken Vorderbeines von außen 
gesehen, x 125. 

49. Ein Maxillopodencoxomerit (com) nebst anstoßender Vor- 
derhälfte des Coxit und dem Tastergrundglied (1) von oben her 
betrachtet, uco untere, oco obere Coxitwandung, h Zwischenhaut, 
x 220. 

50. Kopfkapsel nach Entfernung der Mundwerkzeuge und 
Antennen von oben her dargestellt, an der linken Seite ist das Ten- 
torium und die Cardo, hinten die Unterkopfbrücke (ukb) durch punk- 
tierte Linien angedeutet. pl Falte vor, der Cardo, atg Antennen- 
grube, la Labrum, cly Clypeus, y Leisten zwischen letzterem und 
dem Frons (fr), x 56. . 

51. Mentum (mt), Submentum (sm), Cardines, linker Maxillo- 
pod, linke Mandibel und anstoßender unterer Teil der Kopfkapsel 
von unten gesehen, cag Gardogerüst, g basales Cardogelenk, 1 Bucht- 
leiste, x 125. 

Abb. 52 Trichoderma'pubescens Deg. Linke Antenne der er- 
wachsenen Larve von oben gesehen, x 56. 

Abb.53 Quedius sp. Gehirn (gh), Osophagus (oe), Pharynx (ph) 
niebst Muskulatur, Speicheldrüsen (sd) und rechte Kopfseite nebst 
Ocellen (oc) einer erwachsenen Larve, (aus 1450 m Höhe bei Parten- 
kirchen) von oben her dargestellt, während die Gabelnaht (gb1 und 
2) die Lage dieser Organe andeutet. antm Muskeln zwischen An- 


Rudolf Kriesche: Zur Kenntnis der Gattung Rosalia 111 


tennenbasis und Tentorium, msd Mündung der Speicheldrüsen, no 
nervusopticus, ep Epipharynx, em dessen Retraktor, og oberes Man- 
dibulargelenk, x 80. 

Abb. 54 Xantholinus linearis Oliv. Gehirn, Oesophagus und 
Speicheldrüsen einer erwachsenen Larve von oben gesehen, Be- 
zeichnung wie vorher, tt Teil des Tentorium in der vorderen Gehirn- 
bucht, x 220. 

Abb. 55—62 Coprophilus striatulus F. Halbwüchsige Larve. 

55. Das 6.—10. Abdominalsegment von oben her dargestellt 
mit dem im Bereich derselben gelegenen Darmkanal, md1 vorderer, 
md2 mittlerer und md3 hinterer Teil des Mitteldarmes, vm Mal- 
pighische Gefäße, e Übergang vom Mittel- zum Hinterdarm, m1, 
m2 Muskeln der Pseudocerci, dr Drüsen derselben, x 125 

56. Das 10. Abdominalsegment und ein anschließender Teil 
des 9. von unten gesehen, ag Analgrube, w Wülste neben derselben, 
mp mittlerer, sp seitliche Teile der Subanalplatte, zZ Seitenzapfen, 
re Rektum, m untere Retraktoren des 10. Abdominalsegmentes, 
rm Retraktoren des Analsackes, dr untere Gelenkdrüse der Pseudo- 
cerci, h9 Hinterrand des 9. Abdominalsegmentes, *. 125. 

57. Rechte Mandibel von unten gesehen, x 125. 

58. Labiopoden und Mentum (mt) von unten betrachtet, sco 
Syncoxit, x 125. 

59. Labrum von unten gesehen, x 125. 

60. Labrum (la), Clypeus (cly) und rechte Antenne (1, 2, 3) 
von oben her dargestellt, rm Labrumretraktoren, antb Antennen- 
basis, md versteckt gelegene rechte Mandibel, x Ansatz zu einer 
fronto-clypealen Naht, x 125. 

61. Tracheensystem im Bereich des Pro- und Mesothorax von 
oben gesehen, st Stigmen, a Anfangstracheen, k Kommissuren- 
kreuz, dq obere, uq untere Querkommissur, pt prothorakale, große 
Längstrachee, ulc untere, mlc mittlere, ole obere Längskommissur, 
zt Zwischentrachee, x 125. 

62. Tracheensystem im Bereich des 5.—8. Abdominalsegmen- 
tes von unten gesehen, Bezeichnung wie vorher, x 125. 


Zur Kenntnis der Gattung Rosalia. 
(Col. Ceramb.) 


Von 
Rudolf Kriesche. 


1. Rosalia (Eurybatus) decempunetata Westw. subsp. orientalis 
n. subsp. 

Von der Nennform, die Sikkim, Be Niederbarma bewohnt 

(sie liegt mir aus Tenasserim vor) durch den ständigen Besitz eines 

Flecks unterschieden, der schräg nach außen vom ersten Decken- 


6. Heft 


ED Rudolf Kriesche: Zur Kenntnis der Gattung Rosalia 


fleck liegt und der der Nennform ständig fehlt. Die Deckenzeich- 
nung gleicht damit der von hariola Th.; sie ist übrigens recht ver- 
änderlich. Stücke vom gleichen Fundort haben bald sehr starke, 
bald nur schwache Fleckung; einmal fehlt der letzte Deckenfleck, 
einmal auch der vordere Halsschildfleck. 

Zur Unterscheidung von hariola, der die Rasse oberseits bis 
auf den Besitz des vierten (vorderen) Halsschildflecks sehr ähnlich 
sieht, genügt ein Blick auf die Unterseite. 

Fundorte: 1. Tonkin, Mausongebirge. 2. Oberbarma, Ruby 
Mines. 3. „Himalaya“ (gemeint kann nur der östlichste Teil sein, 
falls die Herkunft sich nicht etwa nach der Bestimmung gerichtet 
hat). Typen im Berliner Museum und bei mir. 


2. Rosalia (Eurybatus) decempunetata Westw. subsp. insulana 
n. subsp. 

Gleicht der vorigen Rasse durch den Besitz des Außenfleckes, 
trägt aber außerdem noch jederseits des Schildchens einen von 
diesem getrennten Fleck. 

Fundort: Hainan. Typ in meiner Sammlung. 


3. Rosalia (Eurybatus) sondaica n. sp. 

Nahe verwandt mit inexpectata Rits. , 

Kopf, Schildchen, Fühler und Beine schwarz; ganze Unter- 
seite rotgelb (vgl. dagegen inexpectata!), ebenso Halsschild und 
Decken; diese beiden mit schwarzer Zeichnung. 

Das Halsschild trägt drei kleine Flecke nach der Art von hariola, 
d. h. einen hinter der Mitte median, die andern beiden seitlich in 
der Mitte; diese sind zu kurzen Dornen ausgezogen. 

Der Typus der Deckenzeichnung gleicht dem von inexpectata; 
nur haben alle Flecke eine andere Ausdehnung. Der erste liegt im 
ersten Viertel, der Naht näher als dem Rand, ist mittelgroß und 
gerundet. - Genau seitlich von ihm liegt auf dem abhängigen Teil 
der Decke ein kleiner runder Fleck. Der dritte entspricht dem 
Bandfleck von inexpectata, hat dieselbe Richtung (etwas nach 
hinten und innen), ist aber kürzer (erreicht nicht den Außenrand) 
und breiter (fast so breit wie lang), etwa einem Rechteck gleichend. 
Die Deckenspitze endlich ist nicht schmal, sondern sehr breit schwarz. 

Das Übrige gleicht im Wesentlichen der inexpeetata. 

Fundort leider allgemein: ‚„Sunda-Inseln‘. Da das Tier in die 
nächste Nähe von inexdectata und borneensis gehört, von denen 
diese von Borneo, jene von Java stammt, so wäre es möglich, daß 
sondaica die für jene eintretende Art von Sumatra darstellt. 

Typ im Berliner Museum. 

4. Rosalia (Eurybatus) formosa Snd. subsp. eonviva Csiki 

Die ‚Art‘ conviva, von Csiki 1911 beschrieben, kann nur als 
Formosarasse von formosa gelten. Da dem Autor anscheinend nur 
ein Stück vorlag, das noch dazu nur halbcharakteristisch war, so 
kennzeichne ich hier noch kurz die Unterschiede an einer Reihe 
von zwölf Stücken. 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 113 


Die schwarze Schulterbinde ist ständig schmaler, besonders 
gegen die Schulterecken hin. Die Stärke dieser Reduktion schwankt ; 
meist ist das Band im Ganzen verschmälert, einmal ist es aber 
längs der Naht so breit wie bei der Nennform, verjüngt sich aber 
bald darauf. Außerdem ist aber auch die hintere Querbinde der 
Decken rückgebildet, ebenfalls wechselnd stark. Meist ist sie längs 
der Naht völlig unterbrochen; es entstehen somit zwei Flecke, 
die vom Außenrand entspringen und kurz vor der Naht abgerundet 
enden. Zuweilen berühren sich diese Flecke auch an der Naht, 
entweder nur mit ihren Polen oder mit einer etwas längeren Strecke. 
Selten aber kommt es vor, daß diese Strecke so lang ist, daß man 
den Eindruck einer einheitlichen Binde erhält (bei Csikis Type war 
dies der Fall); jedoch ist diese dann an der Naht, wenn auch wenig, 
immer noch eingezogen. 

Sonst stimmt alles völlig mit formosa s. str. überein, auch die 
Beine, an denen Csiki Unterschiede gesehen haben will. 

Fundorte: Fuhoscho, Hoozan, Kosempo, Taihorinscho (alles 
Formosa.) 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden, 
Von 
Dr. Fr. Lenz. 
Mit einem Beitrag von Prof. A. Thienemann. 


(Aus der Hydrobiologischen Anstalt 
der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu Plön-Holstein.) 
Mit 18 Abbildungen. 


A. Einleitung. 


Die Familie der Cylindrotomiden zählt bisher 4 Gattungen: 
Cylindrotoma, Liogma, Triogma und Phalacrocera. Die erste und 
die letzte sind seit längerer Zeit — auch hinsichtlich ihrer Jugend- 
stadien — bekannt und mehrfach beschrieben (vergl. Müggenburg 
1901, S. 170). Von Liogma existiert eine vollständige Metamor- 
phosebeschreibung von Müggenburg (1901). Über die Triogma- 
Larve veröffentlichte G. W. Müller (1909) nur eine kurze Fund- 
notiz; hierin identifiziert er die von Steinmann (1907) als Phala- 
crocera spec. nur sehr unvollkommen beschriebene Larve durch 
Vergleich mit den von ihm gefundenen und gezüchteten als eine 
Triogma-Larve. Bei den Untersuchungen norddeutscher Ouell- 
gebiete im Jahre 1919 durch Prof, Dr. A. Thienemann wurden 
von den drei weniger häufigen — Phalacrocera ist nicht selten — 
Cylindrotomiden-Gattungen Larven gefunden und gezüchtet. Die 
beiden Gattungen bzw. Arten, deren Zucht gelang, bestimmte 
Prof. Sack-Frankfurt als Liogma glabrata (Meigen)und Cylndro- 
toma distinctissima (Meigen). Die Identität der 3. mit Triogma 

Archiv or ya 


8 6. Heft 


114 Dr. Fr. Lenz: 


trisulcataSchumm. wurde durch Vergleich mit dem Müllerschen 
Originalmaterial, das Herr Prof. Müller in dankenswerter Weise 
zur Verfügung stellte, erwiesen. Da nunmehr also Larven- und 
Puppenmaterial aller 4 Cylindrotomiden-Gattungen — auch Phala- 
crocera (replicata) -Larvenund-Puppen befinden sich in der Samm- 
lung Prof. Thienemanns — zur Verfügung stehen, erscheint es 
angebracht, einmal alles über die Larven und Puppen dieser Familie 
Bekannte, vervollständigt undberichtigt durch eigene Untersuchung, 
zusammenfassend darzustellen und vor allem die Gesichtspunkte 
für die Unterscheidung, d.h. die Systematik der Larven und Puppen 
dieser Dipteren-Familie zu gewinnen. Ich will dabei keineswegs 
die schon gegebenen Beschreibungen der Cylindrotoma-, Liogma- 
und Phalacrocera-Larven und -Puppen wiederholen; sondern es soll 
zunächst einmalan Hand des vorhandenen Materials einwandfrei — 
soweit möglich — festgestellt werden, um welche Art bzw. Gattung 
es sich bei den verschiedenen älteren Fundnotizen und Beschrei- 
bungen !) handelt; außerdem sollen gewisse kleine Irrtümer in den 
einzelnen Beschreibungen auf Grund meiner eigenen Unter- 
suchungen klargestellt und schließlich aus den verschiedenen Merk- 
malen der Larven und Puppen diejenigen hervorgehoben werden, 
die für die Charakteristik der Familie, insbesondere für die Unter- 
scheidung der 4 Gattungen wesentlich sind. Die noch nicht be- 
schriebene Triogma soll etwas ausführlicher behandelt werden. 
Mit einer kurzen Bestimmungstabelle der Cylindrotomiden-Larven 
und Puppen schließt der spezielle, d. h. beschreibende Teil der 
vorliegenden Arbeit ab. Eine vergleichende Betrachtung ver- 
schiedener morphologischer Einzelheiten im Lichte der Anpassung 
führte zu so naheliegenden Schlüssen, daß ich mir nicht versagen 
konnte, diese Gedanken in einem besonderen Abschnitt zusammen- 
zustellen. Im Anhang wird noch die Bibioniden-Larve Penthetria, 
die durch gewisse Bildungen Ähnlichkeit mit den C ylindrotomiden- 
Larven vortäuscht, kurz vergleichend beschrieben. 


B. Beschreibender Teil. 

Die Cylindrotomiden wurden früher den Tipuliden zuge- 
rechnet. Schon eine oberflächliche Betrachtung der Larven läßt 
uns die Berechtigung erkennen, sie getrennt von jenen zu einer 
besonderen Gruppe d. h. Familie zusammenzustellen. Die Haupt- 
charakteristika der Tipuliden-Larven sind freilich vorhanden: 
12 Gliedrigkeit mit sekundären Einschnürungen, retraktile Kiefer- 
kapsel, metapneustische Atmung und acephale Anordnung der 
Ganglien. Was die Cylindrotomiden-Larven aus der Familie der 
Tipuliden heraushebt, das ist ein zwar mehr sekundäres dafür aber 
umso augenfälligeres Merkmal: die Haut besitzt zahlreiche An- 
hänge, die nicht nur dieser kleinen Familie allein eigen sind — bei 
den Tipuhden-Larven finden wir nur Haare und Borsten — sondern 


*) Eine Besprechung der bis dahin erschienenen Cylindrotomiden- 
Literatur finden wir bei Osten Sacken (1897 S. 362—366). 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 115 


die auch durch ihre besondere Form, Ausbildung und Anordnung 
den Larven jeder der 4 Gattungen ihr ganz charakteristisches Ge- 
präge geben. Diese auf Dorsal-, Lateral- und Ventralpartien der 
Segmente verteilten Hautfortsätze sollen daher auch in den nach- 
folgenden Ausführungen in erster Linie unser Interesse in Anspruch 
nehmen. 

I. Cylindrotoma distinetissima (Mg). 

Larve. Die Körperfortsätze sind bei den Cylindrotoma- 
Larven kurz und stumpf; die Rückenfortsätze bilden auf dem 
5. bis 9. Segment eine mediane unpaare Reihe. Auf jedes Segment 
kommen 4 dieser zapfenförmigen Höcker, und zwar sind alle 4 ver- 
schieden groß, vom vordersten, der ganz klein ist, zum hintersten 


Abb. 2. Cylindrotoma-Larve (VIII. u. IX. Segment) von. der Seite gesehen 
(Seitenfortsätze nicht gezeichnet). 20 x vergrößert. 
wachsend (Abb. 1 u. 2). Die Segmente 1 bis 4 weisen eine andere 
Anordnung der Zapfen auf: das erste trägt zwei auf besonderer 
Wölbung stehende, das 2. — ebenso wie das 3. — besitzt 2 Paar 
ungefähr gleichgroße Rückenfortsätze. Das 4. Segment trägt auf 
der vorderen Hälfte 1 Paar kleine Zapfen und auf der hinteren 
einen einzigen unpaaren größeren Fortsatz, der also den Beginn der 
nach hinten verlaufenden Zapfenreihe darstellt. In seiner recht 
kurzen Beschreibung der Larve von Limnobia (= Cylindrotoma) 
distinctissima Wied (1838, S. 234) spricht Boie von einer ‚Doppel- 
reihe nach hinten geneigter, hörnerartiger Spitzen“. Vermutlich 


8* 6. Heft 


116 Dr. Fr. Lenz: 


handelt es sich hier um eine irrtümliche Beobachtung, fußend auf 
der paarigen Anordnung der „Spitzen“ auf den vordersten Seg- 
menten. Die seitlichen Fortsätze sind nur schwach ausgebildet; 
2 davon stellen sich als kurze Zipfel dar, 2 weitere sind durch Aus- 
buchtungen des Segmentrandes angedeutet (Abb. 2 u. 3). Ventral 
sind 7 Paar stumpfe nach hinten größer werdende Fußstummel 
vorhanden — je ein Paaram analen Ende 
der Segmente 4 bis 10; 2 mehr spitz- 
zapfenförmige Fortsätze am letzten Seg- 
ment dienen wohl als Nachschieber. Die 
Stigmenöffnungen liegen nicht in einem 
Spalt, sondern in 2 ovalen dorsalwärts 
offenen Vertiefungen; sie können also an- 
scheinend nicht abgeschlossen werden 
gegen die Außenwelt. Der ganze Körper 
ist dorsoventral abgeplattet und hellgrün 
gefärbt mit dunkelgrüner medianer 
Rückenpartie. Das letzte Segment läuft 
anal in 4 zapfenförmige Fortsätze aus, 
von denen die mittleren die kleineren sind. 
Bei Wesenberg-Lund (1915, S.335) 
finden wir eine nicht zu verkennende Ab- 
bildung unserer Cylindrotoma-Larven, vom 
Autor indes ‚„Triogma fra Anemoner‘ ge- 
nannt. Die vom dunklen Untergrund 
sich scharf abhebenden Seitenränder und 
überdies auch der ganze Habitus lassen 
uns nicht im Zweifel darüber, daß die 
photographierte Larve, die zudem auf 
Abb. 3. Anemonen lebt, die zu den bereits als 
Oylindrotoma-Larve; Seg- Wohnstätten der Cylindrotoma-Larve be- 
mentrand. (VII. u. VII. kannten Pflanzen gehören, die Larve 
Segment). 35x vergrößert. yon Cylindrotoma distinchissima ist. 
Puppe. Die Puppe ist weißlichgelb gefärbt mit einem Stich 
ins Grünliche. Die prothorakalen Stigmen sind zu kurzen Atem- 
hörnern verlängert. Sonst besitzt der Puppenkörper keinerlei An- 
hänge, die etwa denen der Larve entsprächen. Das Tier hängt sich 
vor der Verpuppung mit dem Hinterende, das durch ein Gespinst 
befestigt wird, am Stengel der Wohnpflanze auf (Boie S. 234). 
Vorkommen und Lebensweise. Die Cylindrotoma-Larve lebt 
auf Phanerogamen, von deren Blättern sie sich auch nährt. Das 
mir vorliegende Material wurde in den Monaten Aprilbis Juli — 
im Oktober wurden junge Larven gefunden —1919in Quellgebieten 
am Ufer holsteinischer Seen gesammelt. (Käfersieb und Insekten- 
netz.) Boie fandsiean Stellarianemorum, Zeller dagegen (1842, 
5.808) an den Blättern der Anemone nemorosa,desgl.—wie oben 
erwähnt — Wesenberg-Lund. Schellenberg (1803, S. 22, 23). 
gibt für die Larve seiner Tipula histrio Fabr., in deren etwas 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden #17 


phantastischer Abbildung (Taf. 37, 1 d—f) Osten Sacken (1869, 

S. 299 u. 1897, S. 263) unsere Cylindrotoma distinctissima wieder- 

erkennt, als Wohnpflanze das gelbe Veilchen (Viola biflora Linn.) 

an. In unseren Zuchten fraßen die Larven an Chrysosplenium. 

Die im Sommer 1920 gesammelten und gezüchtetenLarven lebten auf 

Stellaria nemorum, deren Blätter zahlreiche Fraßstellen aufwiesen. 
II. Liogma glabrata (Mg.). 

Larve. In seiner Metamorphosebeschreibung der Art (1901) 
gibt Müggenburg ihr noch den Gattungsnamen Cylindrotoma. 
Er erwähnt aber (S. 170) den Vorschlag Osten Sackens (1869), 
die beiden Arten Cylindrotoma glabrata (Meigen) und Cylindrotoma 
nodicornis O. S. ‚‚wegen ihres von den anderen Cylindrotomaarten 
etwas abweichenden Flügelgeäders in einem besonderen Genus 
Liogma zu vereinigen.‘“ Die Müggenburgsche Larvenbeschreibung 
ergibt für die beschriebene Art eine ausgesprochene Mittelstellung 
zwischen Cylindrotoma distinctissima und Phalacrocera replicata 
(Lin.). Auf jeden Fall unterscheidet sich die Larve ebenso stark 
von der einen wie von der anderen der beiden genannten Arten. 
Dahingegen weist sie die 
größte Ähnlichkeit auf 
mit der weiter unten zu 
beschreibenden Triogma- 

Larve. Es erscheint also 
vollkommen gerecht - 
fertigt —hinsichtlich der 
Larve —, die Form als 
besondere Gattung Liog- 
ma von den übrigen 
Cylindrotoma-Arten ab- 
zutrennen. Ob auch die 
Larve von Cylindrotoma 
nodicornis O. S. sich in 
gleicher Weise wie gla- 

N Fin an Li Larve Bi von der Seite 

y Togma-LarV . 

Cy lindrotomaarten 2, Ehen ee nicht gezeichnet). 
scheidet, ist nicht fest- 20 >< vergrößert. 

zustellen, da sie noch 

nicht bekannt ist. Die Art soll daher ebenso, wie die anderen Arten 
der Familie, deren Jugendstadien noch nicht bekannt sind, unbe- 
rücksichtigt bleiben.?) 


2) Nach dem Katalog der Paläarktischen Dipteren (1903 S. 346 — 348) 
kommen außer den im Vorliegenden behandelten überhaupt nurmehr 
2 Arten in Betracht : Cylindrotoma diversaW alk und C’ylindrotoma nigriven- 
tris Lov. COylindrotoma nodicornis O. S. ist darin garnicht genannt; eine er- 
wähnte Phalocrocera nodicornisSchum. ist mit Ph. replicata L. identifiziert. 
Die Gattungen Liogma, Triogma und Phalacrocera sind also nur durch je 
eine — in dieser Arbeit behandelte — Art vertreten; nur die Gattung 
Cylindrotoma enthält außer der beschriebenen distinctissima noch 2 Arten 
wit unbekannten Jugendstadien. 


6. Heft 


118 Dr. Fr. Lenz: 


Die Larve unterscheidet sich von der Larve der Cylindrotoma 
distinctissima vor allem durch die Anordnung und Ausbildung der 
. Fortsätze. Die Rückenfortsätze treten nur paarig auf und sind 
länger und spitzer als bei der Cylindrotoma-Larve. Außerdem sind 
sie im Gegensatz zu jenen teilweise verästelt (Abb. 4). Die bei 
Cylindrotoma nur eben angedeuteten Seitenfortsätze sind hier als 
relativ lange spitze Zapfen ausgebildet (Abb. 5). Auch bei den ven- 
tralen Fortsätzen zeigt sich im Vergleich zur anderen Gattung 
das Bestreben zur Bildung von zahlreicheren Fortsätzen: außer 
einem großen stumpfen Zapfenpaar, das demjenigen der Cylindro- 
toma-Larve entspricht, besitzen hier die Segmente 5—10 noch 4 
weitere kleinere Zäpfchenpaare, von denen jeweils das vorderste 
das kleinste ist, während die übrigen 3 nach hinten größer werden 
(Abb. 4). Immerhin bleibt auch das größte von ihnen noch weit 
zurück an Stärke hinter dem obengenannten großen analen Fuß- 
stummelpaar. Segment 4 besitzt außer diesen Hauptfußstummeln 
nur noch zwei kleinere Zäpfchenpaare.. Müggenburg erwähnt 
im ganzen für dies Segment nur 2 Paar Ventralanhänge. Das 2. und 


Abb. 5. 
Liogma-Larve (VI. Segment) von oben gesehen 
(nur Seitenfortätze gezeichnet). 20 x< vergrößert. 


3. Segment besitzen je 2 Paar kleine ventrale Fortsätze, ‚die ein- 
ander so genähert sind, daß die Fortsätze jedes Segmentes mehr 
nebeneinander als hintereinander zu liegen kommen“. (Müggen- 
burg S. 178.) Die Angabe Müggenburgs, daß am 9. Abdominal- 
segment — also 12. Segment — ‚ein Paar kleine Rudimente von 
lateralen Anhängen hinter den bekrallten Zapfen‘ sich befindet, 
möchte ich dahin berichtigen, daß die bekrallten Zapfen an ihrer 
Ventralseite 2 Paar — d.h. jeder Zapfen ein Paar — ganz kleine 
Fortsätze tragen. Ebenso dürfte die Angabe irrtümlich erfolgt 
sein, daß das 8. Abdominalsegment — also das 11. Segment — 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 119 


„nur ganz schwache Rudimente von Ventralanhängen“ aufweist, 
wohingegen die des 9. als deutlich bezeichnet werden, Nach meiner 
Feststellung sind die Ventralanhänge — 1 Paar — des 11. Seg- 
mentes recht deutlich im Verhältnis zu denen des letzten Segmentes 
und jedenfalls größer als diese. Die oben genannten „bekrallten 
Zapfen‘ oder der von Müggenburg sog. Fixierapparat besteht 
aus zwei stumpf-kegelförmigen Anhängen des letzten Segmentes, 
die — anal — ventralwärts gerichtet — an ihrer Spitze je eine kurze 
Chitinkralle tragen und längs ihrer analen Seite durch eine dunkle 
Chitinleiste verstärkt sind. Der Zahl nach verteilen sich die Haut- 
fortsätze wie folgt auf die einzelnen Segmente (vergl. hierzu auch 
das Schema auf Seite 130und die Abb. 4u.5): Dorsal: Segment 1—4 
je 2 Paar (die auf Segment 2—4 mit Seitenästen), Segment 5—10 
je 4 Paar (die beiden hintersten Paare mit 2 Seitenästen), Segment 11 
2 Paar; ventral: Segment 2 und 3 je 2 Paar, Segment 4 3 Paar, 
Segment 5—10 je 5 Paar, Segment 11 1 Paar, Segment 12 2 Paar; 
lateral: Segment 1 jederseits 1, Segment 2 und 3 jederseits 2, 
Segment 4—10 jederseits 3, Segment 11 jederseits 1. 

Bezüglich der Mundteile der Larven erwähnt Müggenburg 
nur die Übereinstimmung mit der von Miall-Shelford und 
Bengtsson beschriebenen Phalacrocera-Larve. Nur die Mandibeln 
würdigt er einer eingehenderen Behandlung. Es erübrigt sich, 
an dieser Stelle eine genaue Beschreibung von Kieferkapsel und 
Mundteilen zu geben, da wir dieselbe Ausbildung dieser Körperteile 
bei der Triogma-Larve feststellen werden, die — da sie bisher noch 
nicht beschrieben ist — etwas eingehender behandelt werden soll. 
Als bemerkenswert zu erwähnen bei Charakterisierung der Liogma- 
Larve wäre noch die Lagerung der Stigmen in einem tiefen Spalt 
am Ende des vorletzten Segmentes sowie Farbe und Form des 
Larvenkörpers. Die Farbe ist ein Grün, das täuschend auf den- 
selben Ton gestimmt ist, wie das als Wohnpflanze dienende Moos; 
dunkle Rückenflecke vervollständigen noch die Ähnlichkeit. Die 
Grundform des Larvenkörpers ist walzenrund, sie wird aber für 
den Augenschein verborgen durch die Kanten bildenden Längs- 
reihen von Fortsätzen. Da mir — wie eingangs erwähnt — auch 
Larvenmaterial von Triogma vorliegt, dürfte nun auch — soweit 
dies bei der unzureichenden Beschreibung möglich ist — die Identi- 
fizierung der rätselhaften de Rossischen Larve (vergl. Müggen- 
burg S. 169) mit einigem Erfolg vorzunehmen sein. Es handelt 
sich um die von de Rossi (1876) aus dem Gedächtnis — da die 
Notizen verloren gegangen waren — beschriebene Larve, deren 
Zucht mißlungen war und die dann später (1878) Osten Sacken 
auf Grund der kurzen Beschreibung als die noch unbekannte Larve 
der Gattung Triogma deutete. Müggenburg (S. 170) dagegen 
hält sie für die von ihm beschriebene Jugendform der Liogma. 
Von den dafür angeführten Argumenten sind einige nicht stich- 
haltig, da sie — wie wir bei der Triogma-Larve sehen werden — 
ebenso für Zugehörigkeit zu jener Gattung sprechen. Ich denke 


6. Heft 


120 Dr. Fr. Lenz; 


vor allem an das ‚aus 4 kurzen Zinken gebildete Krönchen‘‘, das 
beiden Larven eigen ist. Der in dieser Bildung tatsächlich vor- 
handene feinere Unterschied zwischen beiden — bei Liogma sind 
die mittleren Zinken des Krönchens die größeren, bei Triogma die 
äußeren! — ist erst jetzt, da beide Formen zum Vergleich neben- 
einander vorhanden sind, festzustellen. Ein weiteres Beweismittel 
Müggenburgs, die ‚3 fach verästelten Dornen‘ würde sogar bei 
exakter Auffassung eine sichere Identifizierung als Triogma-Larve 
darstellen, wenn wir nicht annehmen könnten, daß de Rossi auch 
die Spitze des Fortsatzes als einen Ast ansieht. Eine Auffassung, 
die verständlich erscheint, wenn man daran denkt, daß de Rossi 
die Charakterisierung des Gebildes aus dem Gedächtnis gibt. Und 
dann ist eben auch der Rückenfortsatz der Liogma ‚3fach ver- 
ästelt“. Die wenigen übrigen Angaben de Rossis über das Aus- 
sehen der Larve erwähnen nur Kennzeichen, die in gleicher Weise 
sowohl der Liogma- als auch der Triogma-Larve zukommen. Als 
ausschlaggebend für die Bestimmung der fraglichen Larve, d.h. die 
Entscheidung, ob Liogma oder Triogma, bleiben noch 2 Punkte: 
die Erwähnung eines Laubmooses (Hypnumart) im Walde als 
Fundort und die grüne Farbe der Puppe. Ich darf vorweg nehmen, 
daß die Triogma-Larven auf Moosen an noch bedeutend feuchteren 
Standorten lebt und daß ihre Puppe braun gefärbt ist. Es dürfte 
sich also in der Tat hier um die Liogma-Larve handeln. 


Puppe. Die Puppe weist im Prinzip die gleichen Fortsätze 
auf wie die Larve, nur sind sie hier dornartig verhärtet und zuge- 
spitzt, sowie an Zahl vermindert (Müggenburg S. 181). ‚Von 
den ventralen Fortsätzen kommen nur noch die letzten Paare 
jedes Segmentes zur Entwicklung. Von den dorsalen Anhängen 
fehlen die vordersten auf den einzelnen Segmenten, und die Fort- 
sätze vierter Größe tragen oft nur einen Nebenast.‘‘ Die prothora- 
kalen Atemhörner sind schlank, distal keulenförmig verdickt und 
mit einer spaltförmigen Einsenkung versehen, die vielfach durch- 
bohrt ist. Die Fortsätze der letzten Segmente werden bei Müggen- 
burg einer besonderen Betrachtung unterworfen, da sie sich als 
deutlich entwickelte Gonopophysen darstellen. Er stellt 3 Paar 
fest, von denen sich eines — der Fixierapparat der Larve — durch 
besondere Größe hervorhebt. Die beiden Zapfen tragen nunmehr 
keine Chitinkrallen mehr, sondern nur einige gerade kurze Spitzen. 
Die lateral-dorsalen Zapfen des vorletzten Segmentes sind ebenfalls 
stark ausgebildet und erreichen das eben genannte Gonopophysen- 
paar an Größe ungefähr. 


Vorkommen und Lebensweise. Das mir vorliegende Liogma- 
Material wurde gesammelt im Quellgebiet am Ufer holsteinischer 
Seen ausfeuchten Laubrnoosen (Hauptart: Brachytherium rivulare, 
vermischt mit Amblystegium filicinum). Fangmethode: Käfersieb. 
Zeit: April, Mai, aber auch Oktober. Müggenburg gibt als Fund- 
ort grasige feuchte Plätze in den Waldungen der Umgebung von 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 121 


Berlin und als Wohnpflanze das Laubmoos Hypnum sqarrosum 
an. Auch de Rossi fand — wie erwähnt — die Larve auf einer 
Hypnumart. Die Puppe liegt im Zuchtglase unbefestigt zwischen 
den Moosästchen und -teilchen am Boden des Gefäßes, in der 
Natur also wohl im dichten Geäst der Wohnpflanze. 


III. Triogma trisuleata Schumm. 

Larve.. Wir haben uns !bei Deutung der de Rossischen 
Larve für Liogma entschieden. Daß aber Osten Sacken nicht 
allzu weit fehlte, als er sie für die noch unbekannte Triogma-Larve 
hielt, zeigt die Betrachtung des nunmehr einwandfrei bestimmten 
Triogma-Materials. Die Untersuchung von Larven und Puppen 
erweist eine überraschende Übereinstimmung zwischen beiden 
Arten. Die Charakteristika, die Liogma — hinsichtlich ihrer 
Larve — aus der Gattung Cylindrotoma ausscheiden, sind auch der 
Triogma-Larve eigen und weisen so beiden Arten bzw. Gattungen 
die bei Osten Sacken erwähnte Mittelstellung zwischen Cylindro- 
toma und Phalacrocera zu. 

Die Anordnung der Fortsätze bei der Triogma-Larve ist von 
ganz geringfügigen Abweichungen abgesehen die gleiche wie bei 
Liogma (Abb. 6). Die seitlichen Anhänge bieten ein etwas anderes 


Abb. 6. 
Triogma-Larve von der Seite gesehen. 10 < vergrößert. 
Bild: die Segmente 4—10 besitzen jederseits außer den 3 größeren 
Zapfen noch einen 4. kleineren, der seiner Stellung nach der vor- 
derste ist (Abb. 7). Das ganze Aussehen aller Hautanhänge ist 
zwar im Grundtypus dasselbe wie bei Liogma, läßt aber dennoch 
einen deutlichen Unterschied zu jenen erkennen. Während dort 
die Tendenz zur Abstumpfung sogar an den doch relativ spitzen 
Rücken- und Seitenfortsätzen deutlich hervortritt, ist bei der 
Triogma-Larve alles spitz: dorsale Anhänge, ihre Nebenäste, laterale 
Anhänge und sogar die ventralen Fortsätze. Bei letzteren ist der 
Unterschied gegenüber denen der Liogma-Larve besonders deutlich 
(Abb. 8). Der hintere bei jener stumpfe Fußstummel jedes Seg- 
mentes ist hier ein kräftiger relativ langer spitzer Zapfen. Die 4 
übrigen — bei Liogma kleinen und stumpfen — Fortsätze sind hier 
viel größer — 1, bzw. 1, der Länge des großen Zapfens — und von 


6. Heft 


122 Dr. Fr. Lenz: 


gleicher Form wie dieser. Das unzweideutigste Unterscheidungs- 
merkmal gegenüber der Liogma-Larve liefern die dorsalen Fort- 


Abb. 7 


Triogma-Larve (VII. Segment) von oben. gesehen 

(nur Seitenfortsätze gezeichnet). 20 x vergrößert. 
sätze in ihren Nebenästen. Bei der andern Gattung fanden wir 
an den beiden hinteren Fortsatzpaaren der Segmente 5—10 — 
sowie an denen der Segmente 2—4 — je 2 kurze stumpfe Ab- 
zweigungen. Bei der Triogma-Larve tragen die entsprechenden 
Rückenanhänge je 3 kurze zugespitzte Nebenäste. Das distale 


Abb. 8. 
Triogma-Larve (VIII. [z. T.] und IX. 
Segment) von der Seite gesehen. 
20 >< vergrößert. 


unverzweigte Ende der Fort- 
sätze erscheint infolgedessen 
nicht solang und gebogen 
wie bei jener Larve (Abb.8). 
Trotzdem aber ist das 
äußerste Ende — wie schon 
erwähnt — spitzer als bei 
jener. Die beiden vorderen 
unverzweigten Fortsätze der 
Segmente 5—10 erscheinen 
durch die spitze Form auch 
länger als die entsprechen- 
den Gebilde bei Liogma. 
Die besonderen Verhältnisse 
hinsichtlich Zahl und An- 
ordnung der Hautfortsätze 
an den 4 ersten Segmenten 
sind bei dieser Larve die 
gleichen wie bei jener: 
dorsal auf dem 1. das 


„Krönchen‘, — das zum Unterschied von dem der Liogma die 
beiden äußeren Zapfen größer ausgebildet zeigt als die mitt- 
leren, — auf dem 2. bis 4. Segment nur zwei Paar verzweigte Fort- 
sätze; lateral am 1. jederseits einer, an dem 2. und 3. Segment 
jederseits 2 und am 4. Segment jederseits 3 Fortsätze; ventral am 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 123 


1. bis 3. 4 ungefähr in einer Reihe stehende — die des 1. Segmentes 
sind ganz stumpf und niedrig — am 4. Segment 3 Paar von vorn 
nach hinten größer werdend. Das vorletzte Segment besitzt ebenso 
wie bei der Liogma-Larve außer je ein Paar kurzen dorsalen, lateralen 
und ventralen Fortsätzen die halb dorsal halb lateral stehenden 
großen Zapfen. Der Fixierapparat des letzten Segmentes ist bei 
Triogma im Habitus zwar derselbe wie bei Ziogma, indes sind hier 
die beiden Fortsätze, ‚die bekrallten Zapfen‘, etwas länger und 
schlanker, die Krallen selbst ein wenig größer und die Chitinleiste 
längs der Analseite jedes Zapfens bedeutend stärker. Von den 
beiden kleinen Zäpfchen an der Unterseite jedes großen Zapfens 
ist nur je einer deutlich ausgebildet, während der andere durch eine 
beborstete Erhebung angedeutet ist. 

Die Kieferkapsel zeigt (Abb. 9 u. 10) dieselben Verhält- 
nisse wie Müggenburg (S. 173—174) sie für die Ziogma-Larve 


Abk. 9. Abb. 10.- 

Kieferkapsel der Triogma-Larve; Kieferkapsel der Triogma-Larve; 
Dorsalansicht. 100 x vergrößert. Ventralansicht. 100 x vergrößert. 
angibt, also ebenfalls große Übereinstimmung mit der Beschreibung 
der Phalacrocera-Larve bei Bengtsson und Miall-Shelford. 
Ganz kurz charakterisiert: eine tonnenförmige Chitinkapsel mit 
2 gewölbten nach hinten abgerundeten Seitenstücken, die ventral 
einen breiten Ausschnitt zwischen sich frei lassen und von dem 
etwas kürzeren dorsalen Mittelstück durch 2 weniger tiefe Aus- 
buchtungen getrennt sind. Diese Chitinplatten gehen nach vorn 
über ineine einheitliche stark chitinisierte Partie, an der die Mund- 
teile inseriert sind. An diesem Teil der Kieferkapsel ist auch die 
intersegmentale Haut angewachsen, die sie mit dem ersten Segment 
verbindet (Abb. 9. u. 10). Die Augen sind schwer festzustellen; 


6. Heft 


124 Dr. Fr. Lenz: 


es sind einfache lose Pigmentanhäufungen an den vorderen Ecken 
der Kieferkapsel hinter den Insertionsstellen der Kiefer, die bei 
der Präparation zerfallen und deshalb am fertigen Präparat meist 
nicht mehr vorhanden sind. Aus diesem Grunde wohl auch erklärt 
Müggenburg (S. 174) — ebenso wie Miall-Shelford für 
Phalacrocera — bei der Liogma-Larve keine Augen gefunden zu 
haben. Bengtsson dagegen gibt in seiner Fig. 4 Taf. 1 für Phala- 
crocera Augen an, die allerdings an der Abbildung nicht zu erkennen 
sind, da sie wohl dicht an der dunklen, stark chitinisierten Partie 
liegen. Bei der Triogma-Larve konnte ich an den Präparaten auch 
“ nur mehr die Reste der Pigmentanhäufungen feststellen; desgl. 
bei der Liogma-Larve. Wir dürfen also wohl für alle 4 Arten der- 
artige Punktaugen als vorhanden annehmen. 

Die Antennen (Abb. 11) bestehen aus einem längeren schlanken 
Glied und einem ganz kurzen stumpf-zapfenförmigen Endglied, 
neben dem noch einige Sinnesstäbchen bzw. Börst- 
chen sitzen. Das ziemlich weit vorragende Labrum 
läßt auf seiner Unterseite eine Anzahl kleiner brauner 
Zähne erkennen. Das Labrum ist von trapezartiger 
Form und besitzt relativ viele Zähne: außer den beiden 
großen Mittelzähnen jederseitsnoch 6 kleinere. Median 
sehen die Zähne einer 2. Labialplatte (Epilabium) her- 
vor (vergl.) Miall-Shelford S. 345). Die Mandibeln 

Abb. 11. haben dasselbe Aussehen wie die für Phalacrocera be- 
a schriebenen und abgebildeten (Miall-Shelford S. 345; 
Tarve Pl. VII. Fig. 5): Hohlmeißel mit distaler Spitze 
100 > vergr. und einer Anzahl Zähne auf den beiden inneren Kanten. 
Das gleiche gilt von den Maxillen, deren kurzer Palpus 

außer einigen auf seinem distalen Ende stehenden Stäbchen und 
Börstchen einen ringförmigen hellen Fleck in halber Höhe des 
Hauptgliedes zeigt. Der ganze sonstige Habitus der Larve ist der- 
selbe wie bei Liogma, so zZ. B. die walzenrunde durch die Fortsatz- 
reihen kantig erscheinende Form und die Lage der Stigmen in 
einem Spalt am Ende des vorletzten Segmentes. Die grüne Farbe 


hat durch ausgeprägtere braune Rückenzeichnung einen dunkleren 


Ton als die der Liogma. 

Wir sehen: so ähnlich die Larven der beiden Gattungen 
auf den ersten Blick zu sein scheinen, es sind doch einige untrüg- 
liche Unterscheidungsmerkmale vorhanden. Und so erkennen wir 
auch ohne Schwierigkeit trotz der sehr unvollkommenen Beschrei- 
bung und etwas phantastischen Abbildung in der Steinmann- 
schen Phalacrocera spec. unsere Triogma-Larve wieder (Steinmann 
1907,5.107—108 und Tafel), können also ihre Deutung durch G. W. 
Müller (1908/09 S. 16) bestätigen. Dieser Autor erwähnt den Um- 
stand, daß das vorderste der Rücken-,, Blättchen“ nicht — wie die 
Steinmannsche Beschreibung annehmen läßt —ebenfalls ,‚gesägt“, 
sondern unverzweigt ist. Müller spricht also auch nur von einem — 
d. h. einem Paar — vorderen unverzweigten Rückenfortsatz; 


et u ri a 


ee 


SE a 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 125 


außerdem hebt er hervor, daß Zahl und Form der Blättchen seines 
Objektes die gleichen seien wie bei Steinmann angegeben. Dieser 
aber spricht nur von 3 Blättern — d. h. 3 Paaren — auf jedem 
Segment. Beide rechnen offenbar den vordersten kurzen Zapfen 
auf den Segmenten 4—10 nicht mit. Indes deutet die Stein- 
mannsche Abbildung auch diesen Fortsatz auf einigen Segmenten 
an, wie sie auch die allgemeine Form der Fortsätze richtig darstellt. 
Auch das Müllersche Larvenmaterial besitzt — ebenso wie das 
unsere — dieses 4. vordere, vom Autor nicht erwähnte Fort- 
satzpaar. Man vergl. hierzu Abb. 8, die nach einem Exemplar 
des — zum Vergleich zur Verfügung gestellten — Müllerschen 
Originalmateriales hergestellt ist. 

Noch eine Triogma-Larve, die in der Literatur unter falscher 
Flagge segelt, ist hier richtig zu deuten: es ist die bei Wesenberg- 
Lund (1915 S. 335) abgebildete und als Cylindrotoma glabrata be- 
zeichnete Larve. Es ist zu verstehen, daß Wesenberg-Lund 
auf Grund der Müggenburgschen Cylindrotoma-Beschreibung bei 
der großen Ähnlichkeit beider Formen seine Larve als Cylindrotoma 
(= Liogma) glabrata identifizieren zu können glaubte; aber da wir 
nunmehr die Unterschiede zwischen Liogma und Triogma kennen, 
läßt sich unschwer — trotz der nicht sehr klaren Photographie — 
erkennen, daß es sich tatsächlich um eine Trigoma-Larve handelt: 
die ventralen Fortsätze — die übrigens wohl durch ein Versehen 
bei der Reproduktion sich oben befinden — sind lang und spitz- 
zapfenförmig. Die — auf dem Bilde nach unten gerichteten — 
Dorsalfortsätze lassen bei genauerer Betrachtung 3 Nebenäste 
erkennen, & 

Puppe. Die Puppe ist etwa 12—13 mm lang und fast 2 mm 
breit. Ihre Farbe ist bräunlich mit kleinen dunkelbraunen Pünkt- 


Abb. 12. 
Triogma-Puppe (Hinterende); Seitenansicht. 20 x vergrößert. 
chen und tiefbraunen dornartigen Fortsätzen auf der dorsalen, 
lateralen und ventralen Partie der Segmente. Nach Anordnung 
und Form entsprechen sie im allgemeinen den Hautanhängen der 


6. Heft 


126 Dr. Fr. Lenz: 


Larve (Abb. 12). Ebenso wie Müggenburg es für die Liogma- 
Puppe beschreibt, fehlt auch hier der vorderste kurze Rückenfort- 
satz. Die übrigen sind sehr spitz, die 3 Nebenäste deutlich vor- 
handen und ebenfalls ganz spitz. Die Seiten der bei der Larve mit 
je 4 Fortsätzen versehenen Segmente besitzen bei der Puppe nur 
mehr je 3 kurze, sehr kräftige Dornen (Abb. 12 u. 13). Von den 


Abb. 13. 


Triogma-Puppe (Hinterende); 
Ventralansicht. 20 x vergrößert. 


ventralen Dornen sind — zum 
Unterschied von der Liogma- 
Puppe, bei der nur 1 Paar deut- 
lich ist — hier zwei Paar — die 
hinteren —als kurze aber kräftige, 
leicht gebogene Spitzen ausgebil- 
det, von denen das letzte Paar 
das stärkste ist; die beiden vor- 
deren Fortsatzpaare sind bei der 
Puppe durch ganz winzige Dörn- 
chen angedeutet (Abb. 12 u.13). 
Die Verhältnisse bei den beiden 
letzten Segmenten liegen fast 
genau so wie Müggenburg sie 
für die Liogma-Puppe schildert 
und abbildet. Vergl. hierzu Abb. 
12 u. 14, mit Müggenburg S. 
182 und Taf. V, Fig.10, 12u. 13. 
Nur die kleinen ventralen Dornen 
bieten, wie aus Abb. 13 hervor- 
geht, bei der Triogma-Puppe 


ein etwas anderes Bild. Die den dorsal-lateralen Fortsätzen 
des vorletzten und den bekrallten Zapfen des letzten Segmentes 


der Larve entsprechenden Gebilde sind 
sehr stark und kräftig. Beide besitzen 


nahe ihrer Basis einen kurzen, kräftigen, . 


spornartigen Seitendorn. Während die 
dem vorletzten Segment angehörenden 
Zapfen gerade sind, zeigen die des letzten 
in ihrem distalen Drittel eine Biegung 
dorsalwärts, während sie bei der Larve — 
wo sie als Fixierapparat fungieren — 
ventralwärts gebogen waren. Statt der 
Krallen, die sie bei der Larve zu dieser 
Funktion benötigten, stellen wir jetzt 
auf der oberen (dorsalen) Seite ihres 
distalen Drittels eine Anzahl kurzer 
Spitzen fest. Die vordere — thorakale — 
Partie mit den Atemhörnern entspricht 


Triogma-Puppe (Hinter- 
ende); Dorsalansicht. 
20 x vergrößert. 


in allem dem für die Liogma-Puppe geltenden. 
Vorkommen und Lebensweise. Die Triogma-Larven, die mir 
vorliegen, wurden Ende September 1919 nahe beim Selenter-See 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 127 


in Holstein gesammelt. Sie leben dort in einem noch nicht näher 
bestimmten Laubmoose, das in einer torfigen Wiesenstelle, die 
durchsickert wird von Wasserrinnen quelligen Ursprungs, wächst 
und dauernd ziemlich stark benetzt wird. Sie sind, ebenso wie die 
Liogma-Larven, kaum zu sehen dank ihrer ausgezeichneten (Schutz-) 
Färbung und Zeichnung und der durch die Fortsätze unregelmäßig 
d. h. pflanzenähnlich — erscheinenden Form. Wie die Larven 
der anderen Gattung wurden auch sie nur in wenigen Exemplaren 
gefunden. Müller sammelte sein Material im Saaltal; über den 
spez. Fundort macht er keine weitere Mitteilung. Steinmann 
dagegen kennzeichnet ihn ganz genau: das Moos Fontinalis anti- 
pyretica; Standort: eine kalte Quelle des Heidenwuhrgebietes bei 
Säckingen. Er spricht ausdrücklich davon, daß das Moos ‚um- 
flutet““ war. Beide Autoren sammelten die Larve im April. 
Sie überwintert also wie die anderen Cylindrotomiden als erwachsene 
Larve (vergl. auch Steinmann S. 108). Wesenberg-Lund 
(5. 348) gibt als Wohnpflanzen der von ihm abgebildeten Cylindro- 
toma glabrata-Larve — die oben als Triogma erkannt wurde — die 
Moose Hypnum und Amblystegium an. 


IV. Phalacrocera replicata KEzdR 


Larve. Aus den Beschreibungen der Larve von Phalacrocera 

durch Bengtsson und Miall-Shelford erwähne ich im folgenden 
nur die Hauptmomente, d. h. diejenigen, die für die Charakteri- 
sierung der Stellung der - 
Gattung im Rahmen der 
Familie maßgebend sind 
— soweit die Larve in 
Betracht kommt.- 

Alle Fortsätze sind 
lang fadenförmig. Dorsal 
tragen die Segmente 2— 
10 nur je zwei Paar (Abb. 
15). Das hintere Paar 
gabelt sich auf Segment 
4—10in2 nahezu gleich- 
lange Aste. Die Segmente 
1 und 11 tragen nur je 1 
Paar dorsale Fortsätze, 
die auf dem 11. außer- Abk. 15. 
ordentlich langsind. Das Phalacrocera-Larve (V1. u. VII. Segment) 
12.trägtanal den Fixier- der Seite gesehen (Seitenfortsätze nicht 
apparat, der aus zwei gezeichnet). 20 >< vergrößert, 


schlanken gebogenen, durch Chitinleiste verstärkten Fortsätzen 
besteht, mit je 2 kleinen Chitinkrallen. Lateral zählen wir an 
Segment 1—3 jederseits einen Fortsatz, an Segment 4 jeder- 
seits 2, an Segment 5—10 jederseits 3 Fortsätze — der mittlere 
etwas länger als die übrigen (Abb.16) — und an Segment 11 jeder- 


6. Heft 


128 Dr. Fr. Lenz: 


seits einen etwas kürzeren Fortsatz. Ventral besitzen die Segmente 
5—10 je 4 Paar dünne Fortsätze — die beiden vorderen Paare 
sind bedeutend kürzer als die hinteren — und median zwischen den 
hinteren beiden — längsten — Fortsätzen einen kurzen unpaaren 


Abb. 16. 
Phalacrocera-Larve (VII. Segment) von oben gesehen 
(nur Seitenfortsätze gezeichnet). 25 x vergrößert. 


Anhang. Segment 4 hat 3 Paar längere ventrale Fortsätze sowie 
den unpaaren. Bei Miall-Shelford Pl. VIII, Fig. 2sind nur 2 Paar 
gezeichnet; vergl. aber auch Bengtsson Taf. I, Fig. 1. Die gleiche 
Figur bei Miall-Shelford läßt an Segment 1—3 nur die kurzen 
ventralen Borstenkegel erkennen; das 2. und 3. Segment besitzen 
außerdem noch in der Mitte der Ventralseite je ein Paar ganz 
dünne Zäpfchen. Auch Bengtssons Fig. 1 weist zu berichtigende 
Unstimmigkeiten auf. Die Segmente 2 und 3 besitzen nicht jeder- 
seits 2 gleich große Seitenfortsätze, sondern nur ein Paar von nor- 
maler Größe, während das 2. Paar durch einen kurzen Stumpf an- 
gedeutet ist. Vergl. hierzu auch Miall-Shelford Pl. VIII, Fig. 1 
u.2. Weiter zeichnet Bengtsson je ein Paar kleine dorsale Höcker 
auf der vorderen Partie der Segmente 7—10. Ich konnte bei dem 
mir vorliegenden Material nur 1 Paar deutlich auf dem 7. Segment 
erkennen, die des 8. fand ich nur eben angedeutet. 

Die allgemeine Form des Larvenkörpers ist walzenrund und 
erscheint nicht in dem Maße kantig durch die Anordnung der Fort- 
sätze wie bei Liogma und Triogma. Die Farbe ist im Verhältnis zu 
jenen dunkel, d. h. nur auf dem Rücken ein tiefes grünbraun; die 
Bauchseite erscheint fast weiß. 

Puppe. Die Puppe hat die Fortsätze an den meisten Segmenten 
verloren; die Stellen, wo sie am Larvenkörper saßen, sind kenntlich 
durch kleine runde dunkle Male. Die Abdominalsegmente 2—6 
besitzen jederseits einen ganz kurzen gebogenen Dorn, etwa an 
der Stelle stehend, wo sich der größte Seitenfortsatz der Larve 
befand. Außerdem sind eine Anzahl ganz winziger kurzer gerader 


u 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 129 


Dörnchen festzustellen, die den übrigen Seitenfortsätzen ent- 
sprechen (Miall-Shelford PI. IX, Fig. 13 u. 14). 

An den letzten 4 Segmenten sind mehrere Fortsätze erhalten 
als kräftige, braune, am distalen Ende mit einer oder mehreren 
Spitzen bewehrte Zapfen. Dorsal befindet sich je ein Paar auf dem 
6. und 8., ventralein Paar am 7. Abdominalsegment. Die Klammer- 
organe der Larve am 9. Segment sind wie bei den beiden anderen 
Gattungen dorsalwärts gebogen und besitzen statt der Krallen 
etliche Spitzen. Die Prothorakalhörner sind relativ lang und schlank 
und distal nicht keulenförmig verdickt. Die Farbe der Puppe ist 
grünbraun mit einigen dunkleren Längsstreifen. 

Vorkommen und Lebensweise. Von den 4 Cylindrotomiden- 
Gattungen ist Phalacrocera wohl die am häufigsten vorkommende. 
Ihre Larve ist fast in allen Ländern Mitteleuropas gefunden. Ihre 
Wohnpflanzen sind vom Wasser überspülte, ‚untergetauchte‘“ 
Moose (Hypnum, Fontinalis, Sphagnum, Amblystegium 
u. a.) cder „other aquatic plants‘ (Miall-Shelford S. 343). 


C. Bestimmungstabellen. 


Bestimmungstabelle der Cylindrotomiden-Larven. 

1. Die dorsalen Fortsätze bilden auf Segment 5—10 eine unpaare 
Längsreihe und sind alle kurz, stumpf und ohne Nebenäste. 
Laterale Fortsätze nur durch kurze Hautzipfel angedeutet. 
Ventral insgesamt nur 7 Paar stumpfe Fußstummel 

Cylindrotoma. 

— Die dorsalen Fortsätze bilden auf allen Segmenten zwei Längs- 
reihen, sind mehr oder weniger lang und spitz; die beiden hinteren 
— oder das hintere — Paare jedes Segmentes bilden Nebenäste. 
Laterale Fortsätze deutlich. Ventral an Segment 5—10 je 4 
oder 5 Paar Fortsätze 2 

2. Fortsätze lang, fadenförmig; dorsal höchstens 2 Paar pro Seg- 
ment; ventral 4 Paar und ein unpaarer Fortsatz Phalacrocera. 

—- Fortsätze von der Form spitzer mehr cder weniger gebogener 
Zapfen, dorsal auf den meisten Segmenten je 4 Paar; ventral 


5 Paar 3 
3. Alle Fortsätze am distalen Ende — die ventralen mehr, die 
dorsalen und lateralen weniger — abgestumpft; die beiden 


hintersten Rückenfortsätze mit nur zwei kurzen stumpfen Neben- 
ästen. Die Segmente 5—10 mit nur 3 Seitenfortsätzen jederseits; 
ein 4. ist an Segment 6 und 7 durch eine Hautausstülpung eben 
angedeutet. Die ventralen Fortsätze bestehen an jedem Seg- 
ment aus einem größeren hinteren ganz stumpfen und 4 um 
vieles kleineren ebenfalls stumpfen gebogenen Fußstummel- 
paaren Liogma. 
— Alle Fortsätze ganz spitz auslaufend; die beiden hintersten 
Rückenfortsätze mit 3 spitzen Nebenästen. Die Segmente 5—10 
besitzen außer 3 größeren Seitenfortsätzen noch einen 4. um 
die Hälfte kleineren vordercn. Ventral sind an den meisten 


Archiv für Naturgeschichte 4 
1919. A. ©. 8) 6. Heft 


130 Dr. Fr. Lenz: 


Segmenten je 5 Paar von vorn nach hinten größer werdender 
Zapfen vorhanden; der vorderste mißt etwa %, des letzten 
Triogma. 


Bestimmungstabelle der Cylindrotomiden-Puppen. 


1. Abdominalsegmente sämtlich ohne dorsale oder ventrale Fort- 
sätze Cylindrotoma. 
— Abdominalsegmente alle oder zum Teil mit dorsalen und ven- 
tralen Fortsätzen 2 


3. Nur die 4 letzten Segmente mit wenigen Paaren großer zapfen- 
förmiger Fortsätze versehen Phalacrocera. 

-- Außer den großen Zapfen der letzten Segmente sind auch die 
übrigen Segmente mit mehr dornartigen, verschieden gestalteten, 
z. T. verästelten Fortsätzen bewehrt 


3. Farbe hellbraun bis grünlich. Dornen nicht oder kaum dunkler 
als die Körperfarbe, dorsal lang und spitz; die beiden hinteren 
größeren jedes Segmentes mit höchstens zwei Nebenästen, die 
bei den größten oft fehlen. Ventralan jedem Segment nur 1 Paar 
kurze gebogene Dornen deutlich zu erkennen Liogma. 


— Farbe bräunlich. Dornen tiefbraun, sehr spitz. Die beiden hin- 
teren größeren jedes Segmentes mit meist 3 kurzen spitzen 
Nebenästen. Ventral an jedem Segment 2 Paar kurze kräftige 
Dornen und 2 Paar ganz kleine auf der vorderen Hälfte der 
ventralen Fläche stehende Triogma. 


Schematische Darstellung der Anordnung der Larven-Fortsätze. 


Anmerkung: Jedes Feld bedeutet ein Segment. Alle Segmente der Larve sind 
mit römischen Zahlen fortlaufend nummeriert. In jedem Feld bezeichnen die oberen 
Zahlen die dorsalen, die seitlichen die lateralen und die unteren die ventraien Fort- 
sätze. Eine Zahl bedeutet unpaare, zwei Zahlen bedeuten paarige Anordnung. 


Cylindrotoma Liogma Triogma Phalacrocera 
Segment BER j EEE nt: FEAR 
117% FRR99r PP FE 
I 2 2 1 1 1 1 1 1 
BE 2 22 22 
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; 22 BERETT PP) 23 
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111 = e 22 : 22 22 
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IV 1 KB 33 331 3 | 
TE unse ERgER 744 2 
2 2 ’ 3 4 4 
V 11 B 55 55 44 
4 44 44 22 
2 2 3 3 4 4 3 3 
vi 11 55 55 44 
a Te 44 44 22 
2 2 3 3 4 4 3 3 
vu 11 55 55 4.0] 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden er 


Cylindrotoma Liogma Triogma Phalacrocera 
Segment NINE 
VII | ie 3 | ee | 3 m 
DIES Pen 5 | LIES BE | 
1 I, 4 et RB 
2 2 | 3 3 4 4 | 3 3 
1% 11 1755 | 55 Be 
RE A MER? ee Ne 
2 2 3 3 4 4 | 3 3 
x 11 | 55 55 44 
Ge Me DD a ER Der 
1 | 1l 1 1.71 1 1 
xl — 11 4 Zn 
Pen Re: PIE Be, 
A er Ber NS 


D. Allgemeines. 

Eine zusammenfassende Betrachtung der morphologischen 
Eigenart der Cylindrotomiden-Laıven und -Puppen bringt uns 
eine Reihe Vergleichsmomente. In erster Linie drängen sich uns 
förmlich auf als Gegenstand des Vergleiches die so verschieden ge- 
stalteten Hautanhänge der Larven. Wir sehen sie bei Cylindro- 
toma kurz, stumpf, in geringerer Anzahl, vielfach nur eben ange- 
deutet. Bei Ziogma und Triogma haben wir schon eine viel kom- 
pliziertere Ausbildung; die bei Cylindrotoma auf den vorderen Seg- 
menten schon angedeutete paarige Anordnung ist hier über die 
ganze Körperlänge ausgebildet. Die Hautzapfen selbst sind viel 
länger als bei jener Art, teilweise verzweigt und auch an den Seiten 
deutlich ausgebildet, sowie an der ventralen Partie in viel größerer 
Anzahl vorhanden. Nehmen wir nun noch Phalacrocera hinzu mit 
ihren zwar nicht zahlreicheren, dafür aber umso längeren faden- 
förmigen Fortsätzen, dann erkennen wir in der Ausbildung der 
Fortsätze eine alle 4 Gattungen umfassende, von Cylindrotoma 
über Liogma und Triogma zu Phalacrocera laufende Reihe, die 
charakterisiert ist durch das wachsende Bestreben, Fortsätze in 
größerer Zahl bzw. von größerer Länge auszubilden. Von diesem Ge- 
sichtspunkt aus betrachtet gewinnen auch die geringen Ver- 
schiedenheiten zwischen Liogma und Triogma eine wesentlich 
andere Bedeutung. Da ist zunächst die Form der Fortsätze. Wie 
uns die Abb. 4—8 zeigen, sind alle Fortsätze der Liogma-Larve 
gegenüber denen der Triogma-Larve mehr oder weniger abgestumpft 
und zwar ventral ganz stark, dorsal und lateral wenig aber immerhin 
noch deutlich. Dazu kommt eine bemerkenswerte Verschiedenheit 
in der Dicke der Cuticula der Hautanhänge (vergl. auch Müggen- 
burg S. 178). Sie ist bei Triogma wesentlich dünner als bei der 
andern, wo sie nicht hell durchscheinend, sondern an manchen 
Stellen bräunlich chitinverdickt aussieht. Erstere gibt durch die 
zahlenmäßigen Abweichungen von Liogma zu erkennen, daß sie 
in der Ausbildung der Fortsätze um eine Etappe weiter gekommen 
ist als die Letztere: die beiden hintern dorsalen Fortsätze tragen 


9* 6. Heit 


132 Dr. Fr. Lenz: 


3 Verästelungen, d. h. Nebenäste; außerdem ist der bei Liogma 
nur eben — durch einen Höcker —angedeutete vorderste Seitenast 
hier deutlich — wenn auch kürzer als die übrigen — ausgebildet. 
Wir sehen: so groß auch auf den ersten Blick die Übereinstimmung 
zwischen beiden Formen zu sein scheint, die geringen vorhandenen 
Unterschiede sind charakteristisch und in gewissem Sinne — d.h. 
im Sinne unserer ‚Reihe‘ — typisch. 

Wie die Phalacrocera-Larve zeigt, äußert sich jenes Bestreben 
nach Ausbildung von Fortsätzen nicht in rein zahlenmäßiger Ver- 
mehrung allein, sondern auch einer Vervollkommnung ihrer Form 
oder einfach in einer Verlängerung. Bei Phalacrocera wurden die 
dorsalen und lateralen Fortsätze als Atmungsorgane angesprochen 
(Müggenburg S. 178), da in ihnen Tracheenäste endigen. 

Müggenburg glaubt diese Deutung für Ziogma ablehnen zu 
müssen in Anbetracht der ungewöhnlichen Dicke der Cuticula. 
Das mag seine Richtigkeit haben was Liogma anbetrifft, bei Triogma 
aber — wie wir oben sahen — und vor allem bei Phalacrocera ist 
die Cuticula der Fortsätze wesentlich dünner, so daß bei diesen 
beiden Arten die Annahme der funktionellen Bedeutung der Haut- 
anhänge als Atemorgane nicht so ganz von der Hand zu weisen ist. 
Damit gewinnt auch die graduelle Verschiedenheit in der Form, 
Zahl und Anordnung der Fortsätze bei den 4 Arten eine erhöhte 
Bedeutung, wenn wir nämlich in Parallele dazu setzen die Nebenein- 
anderstellung der Angaben über Vorkommen und Lebensweise. 
Die vergleichende Betrachtung der Fundstellen zeigt uns, daß die 
Wohnpflanzen der Cylindrotoma ganz im Trockenen, die’der Liogma 
an feuchten, die der Triogma an stärker überspülten Stellen und 
die der Phalacrocera ganz untergetaucht im Wasser stehen. Was 
liegt näher als die Annahme, daß wir in den mit Tracheenästen 
versehenen Hautanhängen ein den besonderen Lebensverhält- 
nissen entsprechendes — um nicht zu sagen: angepaßtes — 2. der 
Atmung dienendes Organ zu sehen haben, ein Organ, das den Gas- 
austausch — etwa auf osmotischem Wege — dann vermittelt, 
wenn die Stigmen durch Überspülung mit Wasser außer Funktion 
gesetzt sind. Unter dieser Annahme ist auch die Lage der Stigmen- 
öffnungen in einem tiefen Spalt verständlich, der sich schließen und 
so die Öffnungen gegen etwaiges Eindringen von Wasser zu schützen 
vermag. Einen Sinn hat diese Überlegung natürlich nur dann, 
wenn wir die Annahme Müggenburgs (S. 179), daß die Stigmen 
offen seien, als richtig voraussetzen. Ganz im Einklang hiermit 
steht die Tatsache, daß gerade die im Trocknen lebende Cylindro- 
ioma keinen Stigmen-Spalt besitzt; sie trägt ihre Stigmen frei in 
2 sich nach oben öffnenden Vertiefungen auf der Oberseite am Ende 
des 11. Segmentes. 

Unter den Charakteristika der Larven, die zum Vergleich 
herausfordern, daıf die Färbung nicht vergessen werden. Wir 
stellten bei Cylindrotoma eine hellgrüne, bei Ziogma eine grüne Farbe 
mit dunklerer Rückenzeichnung fest; bei Triogma nimmt die 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 133 


braune Rückenfärbung viel mehr Raum ein, die Puppe ist gar ganz 
braun, und bei Phalacrocera haben wir — auf der Dorsalseite 
wenigstens — eine ganz dunkle Färbung. Diese Übereinstimmung 
der Farbe des Tieres mit der der Wohnpflanze bzw. der Umgebung, 
wozu hier noch — vornehmlich bei Liogma und Triogma — eine 
gewisse Ähnlichkeit auch der Form hinzu kommt, ist ja etwas 
häufiges und gewissermaßen alltägliches und eine unter dem Namen 
„Mimikry“ in weiterem Sinne oft mißbräuchlich zum Gegenstand 
gewagter Spekulationen gemachte Erscheinung. Vielleicht läßt 
sich denken, daß diese Schutz-Färbung und -Form durch Auslese 
mehr oder weniger herangezüchtet ist, aber die Steinmannsche 
Annahme von der Nachahmung des Mooses sogar in Einzelheiten 
des Baues durch die Triogma-Larve scheint im Einzelnen doch ein 
wenig gesucht und gewollt. Anpassungen an die Lebensweise sind 
ja bei unsern Cylindrotomiden, wie wir bisher sahen, eine Reihe 
vorhanden. Ganz besondere dürften sich noch von einem bisher 
nicht berührten Gesichtspunkt aus ergeben: die durch die beson- 
deren Verhältnisse des Lebensraumes bedingte Art sich zu be- 
wegen oder auch am Orte zu verharren. Hier kommen in erster 
Linie die ventralen Fortsätze in Betracht. Die Cylindrotoma-Larve 
besitzt bei abgeflachter Gestalt nur 7 Paar stumpf-kegelförmige 
Fußstummel; ein 8. Paar am letzten Segment ist mehr spitz- 
zapfenartig und dient wohl als Nachschieber. Diese abgestumpfte 
Form der ‚„Füßchen‘“ zeigt auch die Liogma-Larve; sie hat aller- 
dings auch schon die kleineren Fortsätze — noch je 4 Paar pro 
Segment —, wenn auch unbedeutend und klein und stumpf. 
Eine ganz andere Form haben sämtliche ventralen Fortsätze bei 
Triogma; hier sind sie weit größer und haben das Aussehen von 
spitzen Zapfen. So stellen sie nicht nur Stummelfüßchen zum 
Kıiechen dar, sondern auch längere Hebelarme zur Fortbewegung 
und Haken zur Befestigung im Geäst der Wohnpflanze gegen die 
Gefahr, von dem überspülenden Wasser fortgerissen zu werden. 
Noch besser diesem letzteren Zweck entsprechend und damit weiter 
entfernt von eigentlichen Kriechorgancn stellen sich die faden- 
förmigen Fortsätze der Phalacrocera-Larve dar. Ganz besonders 
und in erter Linie dem Zwecke der Befestigung dienen die ‚‚be- 
krallten Zapfen‘ amletzten Segment, der ‚‚Fixierapparat‘ (Müggen- 
burg S. 180—181). Die verschiedene Ausbildung auch dieses 
Organes bei den 4 Arten läßt sich sofort verstehen, wenn wir auch 
hierfür die vergleichende Betrachtung der Lebensweise zugrunde 
legen. Die ganz im Trockenen lebende Cylindrotoma-Larve hat 
die Klammerhaken nicht in dem Maße notwendig, als die vom 
Wasser mehr cder weniger überspülten Tiere; sie bewegt sich 
kriechend, relativ ungestört auf der größere Flächen bietenden 
Wohn-(Blatt-)Pflanze. Deshalb fehlt ihr der Fixierapparat, d. h. 
er tritt alseinfaches Nachschieberpaar auf. Dahingegen aber bedingt 
für die 3 anderen Arten einmal der Bau der Wohnpflanze (Moos) 
das Vorhandensein von besonderen Klammerorganen und 2. die 


6. Heft 


134 Dr. Fr. Lenz: 


mehr oder minder die Körperlage störende Einwirkung des über- 
strömenden bzw. feuchtenden Wassers. Und so sehen wir denn 
auch hier eine der verschiedenen Stärke der die Wohnstätte über- 
rieselnden Wassermenge parallel laufende verschiedene Ausbildung 
des Befestigungsapparates: Die auf nur feuchten Moosen lebende 
Liogma besitzt den kürzesten; die ganz nasse Moose bewohnende 
Triogma hat viel längere, schlankere, durch Chitinleiste verstärkte 
und somit für ihren Zweck auch viel geeignetere Klammerhaken. 
Bei der im fließenden Wasser vorkommenden Phalacrocera hat 
außerdem noch eine Verdoppelung der eigentlichen Chitinkrallen 
stattgefunden, da bei ihr das Organ entschieden am stärksten in 
Anspruch genommen werden dürfte. Bei der Puppe — von dreien 
der4 Arten —fällt dies aktive Festklammern weg, demgemäßauch die 
gebogenen krallenförmigen Chitinhaken am Ende der Zapfen. 
Letztere sind dafür bewehrt mit einigen kurzen geraden Spitzen, 
dieanihrem aufwärts — nicht mehr abwärts — gebogenen distalen 
Ende stehen und wohl nur eine Schutzvorrichtung der zu Gona- 
pophysen gewordenen Klammerhaken darstellen. Zu einem der- 
artigen Schutzapparat für die ruhende Puppe ist bei Liogma und 
Triogma das ganze System von Larvenfortsätzen geworden, die 
sich in harte spitze Chitindornen umgewandelt haben. Eigen- 
artigerweise nur bei diesen beiden Arten! Bei der Cylindrotoma- 
Puppe sind alle Anhänge in Wegfall gekommen; bei Phalacrocera 
sind nur wenige Paare von kräftigen Zapfen an den letzten Seg- 
menten — von den kleinen seitlichen Dornen abgesehen — übrig 
geblieben. Ziehen wir zur Erklärung die Lebensweise heran, so 
löst sich das Rätsel. Die Cylindrotoma-Puppe kann in der Tat das 
Schutzdornensystem eher entbehren als die beiden anderen Arten; 
wie wir sehen, verbringt die Cylindrotoma das Puppenstadium auf- 
gehängt — durch Festspinnen des Hinterendes — am Stengel der 
Wohnpflanze, vermutlich an besonders geschützter Stelle (Blatt- 
achseln). Es leuchtet ein, daß sie besonderer Sperrvorrichtungen 
gegen ein etwaiges Verschleppen nicht bedarf infolge dieser Be- 
festigung, zumal ihre Wohnpflanze durch Wasserströmung gar 
nicht erschüttert wird. Die Blattpflanze mit ihren größeren Flä- 
chen bietet ihr wohl auch genügend Schutz gegen Gefahren von 
außen her. Liogma und Triogma dagegen liegen als Puppen im 
Geäst oder am Grund der Moose, in denen sie leben. Ihnen sind 
daher die Dornen als Sperrhaken zur Verhinderung der Verschlep- 
pung sowie als Schutzorgane gegen Druck und Stoß von außen 
her von weit größerer Bedeutung. Auffallend scheint es, daß auch 
die am entgegengesetzten — d. h. in bezug auf Cylindrotoma — 
Ende der Reihe stehende Phalacrocera ebenso wie die Cylindrotoma- 
Puppe die meisten der larvalen Fortsätze verloren hat. Aber auch 
das läßt die Lebensweise erklärlich erscheinen. Nehmen wir an, 
daß die langen fadenförmigen Anhänge der im Wasser lebenden 
Phalacrocera-Larve derAtmung dienen, so liegt auf der Hand, daß 
sie entbehrlich geworden sind für die Puppe, die durch verlängerte 


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Die Metamorphose der Cylindrotomiden 135 


Prothorakalstigmen atmet, d. h., die vermittels dieser Atemhörner 
sich die Atemluft an der Wasseroberfläche aus der athmosphärischen 
Luft holen muß. Nach Miall-Shelford (S. 358/59) hält sie sich 
dadurch an der Wasseroberfläche, daß sie sich mit den wenigen 
kräftigen chitinisierten Zapfen der letzten Segmente an schwim- 
menden Kräutern festklammert. Da dies Festklammern gleich- 
zeitig ein Aufwärtsbiegen der vorderen Körperhälfte mit den Atem- 
hörnern zur Wasseroberfläche ermöglichen soll, ist auch die Um- 
formung des Fixierapparates gegenüber seinem Bau im larvalen 
Leben verständlich. Fortsätze an den mittleren Segmenten sind 
bei dieser im Wasser lebenden Puppe nicht in dem Maße zum 
Schutz erforderlich, als bei den in den Moosen bewegungslos 
ruhenden Lriogma- und Triogma-Puppen. Sie wären der sich aktiv 
bewegenden Puppe, die sich selbsttätig gegen Gefahren von außen 
durch Ausweichen schützen kann, eher noch hinderlich bei ihrer 
Beweglichkeit. Wir sehen: nahezu alle Verschiedenheiten im 
äußeren Bau der Cylindrotomiden-Larven und -Puppen lassen sich 
in gewissem Sinne als ‚„Anpassungserscheinungen“ an die be- 
sondere Lebensweise der Art verstehen und erklären. Freilich 
kann man bei dem Versuch, morphologische Besonderheiten so 
zu begründen, auch zu weit gehen, da doch immerhin noch eine 
Reihe anderer Faktoren mitbestimmend sind für die Formbildung. 
Vielleicht schießen auch die vorstehenden Ausführungen hierin 
ab und zu über das Zielhinaus. Indes wäre das doch wohl kein allzu 
schwerwiegender Fehler, wenn im übrigen die ausgeführten Ge- 
danken einen, wenn auch noch so geringen Beitrag darstellten zur 
Erkenntnis der Wahrheit über das Problem der Artbildung. 


E. Anhang: Penthetria holosericea Mg. 


Larve. Im Zusammenhang mit den Cylindrotomiden sei hier 
noch einiges mitgeteilt über eine Dipteren-Gattung, deren Larven 
mit den Cylindrotomiden-Larven gerade in den jene charakteri- 
sierenden Merkmalen und Eigentümlichkeiten konvergiert: die 
Larve der Bibioniden-Gattung Penthetria. Auch sie wurde in Quell- 

sümpfen des ostholsteinischen Seengebietes und zwar im faulenden 
_ Buchen- und Erlenlaub gesammelt. Eine Beschreibung der Larve 
und Puppe hat Zeller (1842 S. 810) gegeben; soweit diese einer 
Vervollständigung bedarf und vor allem soweit eine nähere Charak- 
terisierung von Eigenarten zum Zweck des Vergleiches erforderlich 
ist, werden im Folgenden gewisse morphologische Merkmale näher 
beschrieben. Der ganze Habitus der Penthetria-Larve zeigt in 
demselben Maße, wie er von den übrigen Bibioniden-Larven ab- 
weicht, Übereinstimmung mit den Cylindrotomiden-Larven. Der 
Körper erscheint infolge der in Längsreihen angeordneten Haut- 
fortsätze nicht walzenrund, sondern kantig, also ganz der Liogma- 
und Triogma-Larve entsprechend. Auch die Form der Fortsätze 
ist die der Triogma-Larve, also gewissermaßen der den mittleren 
Typ der Cylindrotomiden darstellenden Gattung. Die Farbe der 


6. Heft 


136 Dr. Fr. Lenz; 


Penthetria-Larve ist allerdings von der ihrer ‚Vorbilder‘ weit 
entfernt; sie ist ganz dunkel, fast schwarz. Die Larve lebt ja auch 
nicht auf grünen Pflanzen, sondern zwischen den schwarzbraunen 
vermodernden Pflanzenresten des Ouellsumpfes. Die Anordnung 
der zapfenförmigen Hautfortsätze ist wie schon erwähnt ähnlich der 
bei den Liogma- und Triogma-Larven gefundenen: 2 dorsale Längs- 
reihen, je eine laterale, aber 4 ventrale Reihen. Alle Fortsätze 
besitzen eine ebenso starke Cuticula, als die übrige Körperoberfläche; 
außerdem sind sie — wie jene — mit kurzen Haaren besetzt. 
Die Rückenfortsätze sind am stärksten entwickelt wie auch bei 
den Cylindrotomiden-Larven (Abb. 17). Die Segmente 3—9 weisen 
je 2 Paar auf, ein kleineres vorderes und ein größeres hinteres Paar. 
Alle Fortsätze sind unverzweigt und mit 
Ausnahme derjenigen der letzten Seg- 
mente nach hinten gebogen. Eine ähnliche 
Gruppierung von Fortsätzen, wie sie das 
„Krönchen‘“ bei Liogma und Triogma dar- 
stellt, ist hier vorhanden in Gestalt von 
4 Querreihen von je 4 Fortsätzen auf 
Segment 1,2 und 3. Eine mittlere Ein- 
schnürung des 11. Segmenteserweckt den 
Eindruck, als ob wir 4 Ringe, d.h. Seg- 
mente mit je einer Querreihe von kurzen 
Zapfen vor uns hätten. Die Größe der 
Rückenfortsätze wächst im allgemeinen 
nach hinten von Segment zu Segment. 
Abb. 17. Das 10. Segment trägt nur 1 Paar, das an 
Penthetria-Larve (IV. Seg- Größe die übrigen übertrifft. Die des 11. 
re 80° Segmentes sind noch etwas stärker und 
wi 2 “ sind analwärts gerichtet. Das ventral- 
wärts davon gelegene letzte Segment trägt nur ein Paar greifer- 
artig gebogene kleinere Fortsätze. 

Lateral hat die Penthetria-Laıve am 1. bis 3. Segment jeder- 
seits 2 Fortsätze, die nicht in gleicher Höhe stehen; an Segment 
4—10 befinden sich jederseits 3, davon ist der mittlere der größte; 
am 11. Segment und zwar an den Analecken steht nur je 1 großer 
Fortsatz. Ventral ist die Anordnung etwas anders als bei den 
Cylindrotomiden: an jedem Segment je 4 Paar von kürzeren Fort- 
sätzen, die 2 Querreihen von je vierenbilden; die medianen Zäpfchen 
sind etwas kleiner als die äußeren. Auffallend bei einer Bibioniden- 
Larve und ebenfalls an die Cylindrotomiden erinnernd muß die Lage 
der Kieferkapsel erscheinen: sie kann bis zur Hälfte ins vorderste 
Segment zurückgezogen werden. Auch Zeller (S. 810) spricht 
davon, daß sie ‚‚nebst den vordersten Gelenken eingezogen werden“ 
kann. Von einer eigentlichen Retraktilität ist natürlich keine Rede, 
sie wird vielmehr nur vorgetäuscht. Die Kieferkapsel ist durch eine 
dünnhäutige Partie, eine Intersegmentalhaut, etwa von der halben 
Länge eines Segmentes, mit dem 1. Segment verbunden. Diese 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden Far 


Haut ist aber zum Unterschied von der echten retraktilen Kiefer- 
kapsel an ihrem hinteren Rande angewachsen. So kann der „Kopf“ 
nur zum Teil — höchstens bis zur Hälfte — ins erste Segment hinein- 
gezogen werden. Also auch hier — wenigstens angedeutet — eine 
gewisse Konvergenz mit den Cylindrotomiden-Larven. 

Die Verhältnisse des Respirationsapparates hingegen sind ganz 
andere, d. h. es sind die für Bibioniden-Larven normale. Die 
Penthetria-Larve ist nicht meta- sondern peripneustisch. Die Stig- 
men sitzen am Ende von kurzen dunklen zylinderförmigen Stümpfen 
also erhöht über die beschuppte und behaarte Haut mit ihrer Ver- 
schmutzung. Wir finden nämlich alle Larven stark mit Erde be- 
haftet, so daß beinahe nur die Spitzen der Fortsätze heıvorragen. 
Es ist erklärlich, daß für die Stigmenöffnungen diese erhöhte Lage 
vorteilhaft ist, da hierdurch eine etwaige Verstopfung des Stigmen- 
spaltes vermieden wird, ohne daß der Bildung der schützenden 
Schmutzdecke irgendwie Abbruch getan würde. 10 Paar Stigmen- 
öffnungen sind vorhanden; das letzte am 11. Segment sitzende Paar 
ist das größte. Am 1. Segment stehen die Stigmen hinten und zwar 
noch hinter der zweiten Fortsatzreihe. Am 2. Segment fehlen sie; 
am 3. und allen folgenden stehen sie vorne und zwar gerade ober- 
halb des vorderen seitlichen Fortsatzes. Die großen Stigmen des vor- 
letzten Segmentes stehen andenanalen Ecken zwischen seitlichenund 
dorsalen Fortsätzen analwärts gerichtet. Vergleichen wir diese 
Charakteristik der Penthetria-Larve mit der von Schultz (1916) 
gegebenen Beschreibung der Larve von Bibio marci, so finden wir 
freilich in den Hauptzügen die Übereinstimmung: peripneustische 
Atmung, Bau der Kieferkapsel; aber auch Fortsätze sind bei der 
Bibio-Larve vorhanden, wenn auch viel kleiner und in anderer 
Anordnung. Gerade hierin zeigt sich bei Penthetria die Konvergenz 
mit den Cylindrotomiden-Larven. Bei der Bibio-Larve stehen die 
Rückenfortsätze in je einer Querreihe auf jedem Segment, während 
hier bei der Penthetria ihre paarige Anordnung ganz dasselbe Bild 
liefert wie bei den Cylindrotomiden-Larven. Nur die vorderen 
Segmente zeigen hierin die Eigenart der Bibioniden-Larven. 
Segment 1 hat 2 — nach Schultz (S. 6) der Beweis, daß ‚‚der 1. 
Ring aus der Verschmelzung des Pro- und Mesothorax heıvor- 
gegangen ist,‘ — und Segment 2 und 3 je eine Querreihe von kurzen 
Fortsätzen. Auch die Verteilung der Stigmen entspricht ganz der 
bei der Bibio-Larve festgestellten: am 1. Segment 1 Paar, am 2. 
keine, dann weiter pro Segment 1 Paar. Wir sehen: in allen wesent- 
lichen Punkten ist Penthetria durchaus Bibioniden-Larve. Die 
Übereinstimmung mit den Cylindrotomiden ist, wie dies ja in der 
Natur der Konvergenzerscheinung überhaupt liegt, eine rein 
äußerliche. Die Ähnlichkeit beschränkt sich auf Form und An- 
ordnung der Hautanhänge, also auf den hierdurch bestimmten 
äußeren Habitus der Laıve. 

Auch die besondere Beschaffenheit der Hautanhänge ist eine 
ganz andere als bei jenen Larven: die Cuticula ist dick und mit 


6. Heft 


138 Dr. Fr. Lenz: 


kurzen Haaren oder Borsten besetzt. Von einer Funktion im 
Dienste des Gasaustausches ist demgemäß keine Rede; sie erscheint 
ja auch überflüssig bei einer peripneustischen Larve, deren Lebens- 
weise eine ganz andere ist als die der Cylindrotomiden-Larven, 
obwohl ihre Wohnstätte in demselben Lebensraum liegt. Während 
indes jene auf grünen Pflanzen in freier Berührung mit der 
athmosphärischen Luft bzw. mehr oder weniger umspült von 
sauerstoffreichem Wasser leben, hat Penthetria ihren Aufenthalt 
zwischen modernden Pflanzenteilen. Ihre Cuticula ist überall 
undurchlässig, widerstandsfähig und zudem noch durch eine dicke 
Schmutzschicht schützend gedeckt; zur Versorgung mit frischer 
- Atemluft müssen die 10 Stigmenpaare ausreichen. 


Es dürfte dergestalt schwierig sein, in der Ausbildung der 
Fortsätze eine besondere Zweckmäßigkeit zu erkennen. 


Abb. 18. 
Eigelege von Penthetria. 10 x vergrößert. 


Puppe. Bei der Puppe gewinnen sie ganz dieselbe Bedeutung 
wie bei der Liogma- und Triogma-Puppe. Auch hier treten sie 
in Gestalt spitzer harter Chitindornen auf, die lediglich Schutzorgane 
für die ruhende Puppe darstellen. Wie bei jenen Arten sind sie 
auch hier an Zahl reduziert gegenüber den Larvenfortsätzen. 
Die Abdominalsegmente — mit Ausnahme des letzten — besitzen 
dorsal und lateral nur jederseits einen solchen Chitinsporn, der 
auf bzw. an der hinteren Segmenthälfte steht und analwärts ge- 
richtet ist. Vorn an der jederseitigen Lateralpartie ist durch eine 


= Re Ri a 


.r 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 139 


kleine Erhöhung ein 2. Fortsatz angedeutet. Die durch den Über- 
gang zum Ruhestadium bei der Verpuppung gegenstandslos ge- 
wordenen ventralen Fortsätze fehlen. Die Atemhörner ragen nicht 
wie bei den Cylindrotomiden-Puppen als schlanke Kölbchen frei 
nach vorne sondern sind seitlich umgebogen, ziemlich dicht an 
die Kopfpartie angelegt und distal etwas verjüngt. Wir stellen 
hierin eine Anpassung an die Lagerung des Tieres zwischen dicht 
undeng liegenden faulenden Blatt- und sonstigen Pflanzenresten fest. 

Vorkommen und Lebensweise. Wie schon erwähnt, wurden 
die Penthetria-Larven im modernden Buchen- und Erlenlaub von 
Quellsümpfen gesammelt. Auch Zeller fand sie „in feuchten 
Erlengehölzen unter faulendem Laub, Gras, Taubnesseln und an- 
deren, die Oberfläche der Erde deckenden vegetabilischen Sub- 
stanzen.‘“ Wie auch dieser Autor erwähnt, kommt sie nicht ver- 
einzelt, sondern ‚‚fast gesellig‘‘ vor. Er fand sie ‚im Spätherbst, 
Winter und Frühjahr bis in den April hinein“. Das mir zur Ver- 
fügung stehende Material wurde im Oktober und April gesammelt. 

Da die Larve sehr anspruchslos und widerstandsfähig ist (vergl. 
auch Zeller S. 810) gelang ihre Züchtung leicht. Die lebhaft um- 
herlaufenden (vor allem $) Imagines kopulierten bald nach dem 
Ausschlüpfen, so daß ich ein typisches Gelege erhielt und ab- 
bilden konnte (Abb. 18). Die länglichen grauweißen etwa 1 mm 
langen Eier sind zu einer einheitlichen Packung zusammengestellt 
bzw. geklebt und an der Unterlage — einem Blattrest — be- 
fertigt. 14 Tage nach der Eiablage schlüpften die jungen weiß- 
lichen später grauen bereits mit Fortsätzen versehenen Larven aus. 


F. Theoretische Bemerkungen zur Morphologie 
der Cylindrotomidenlarven. 
Von August Thienemann (Plön). 

In der Ausbildung ihrer Körperanhänge bilden die Cylindro- 
tomidenlarven eine Reihe: Cylindrotoma — Liogma — Triogma — 
Phalacrocera. Cylindrotoma besitzt, wie aus dem Vorhergehenden 
erhellt, die einfachsten Körperfortsätze, bei Liogma sind sie schon 
bedeutend komplizierter, bei Triogma und Phalacrocera erreichen 
sie den höchsten Grad der Entwicklung. Daß diese Reihe den 
phylogenetischen Werdegang der Larvenentwicklung dieser Familie 
im großen und ganzen wiederspiegelt, scheint mir aus der postem- 
bryonalen Entwicklung der Liogma-Larve — nur bei dieser ist 
etwas hierüber bekannt — hervorzugehen. Müggenburg bildet 
in seiner Fig. 4 eine eben dem Ei entschlüpfte Liogmalarve ab, 
bei der die Abdominalanhänge noch nicht die für die erwachsene 
Larve charakteristische Verästelung zeigen, eine Ausbildung also, 
die dem Bau der homologen Gebilde der erwachsenen Cylindro- 
tomalarve entspricht (vergl. Müggenburg p. 177). Wir sind also 
wohl berechtigt, Cylindrotoma als die nicht nur morphologisch 
einfachste, sondern auch der hypothetischen Stammform der 
Cylindrotomidenlarven ähnlichste Form aufzufassen. 


6. Heft 


140 Dr. Fr. Lenz: 


Parallel mit der Ausbildung der Körpeıfortsätze geht eine 
Veränderung in der Lebensweise der Larve vor sich: Cylindrotoma 
lebt ganz auf dem Lande, und zwar auf den Blättern von Kräutern 
des Waldes, die 3 anderen Arten sind Bewohner von Laubmoosen, 
und zwar findet sich Lrogma in schwach feuchten oder fast trockenen 
Moosen des Waldes, Triogma in überspülten, oft recht nassen 
Moosen am Rande der Gewässer, Phalacrocera in völlig unterge- 
tauchten Wassermoosen. Dabei zeigen diese Moosbewohner, ins- 
besondere Liogma und Triogma, durch ihre plastischen Merkmale 
wie durch ihre Färbung eine derartige Ähnlichkeit mit Mooszweigen, 
daß sie in ihrer Umgebung völlig verschwinden. Sie sind ein Bei- 
spiel von Formähnlichkeit eines Tieres mit Pflanzenteilen, das sich 
den bekannten Beispielen der ‚„wandelnden Blätter“, der Stab- 
heuschrecken usw. ebenbürtig anreiht, und es ist merkwürdig, 
daß die Cylindrotomidenlarven als Beispiele von ‚Formanpassung“ 
noch keine Aufnahme in die Lehrbücher der Ökologie und Descen- 
denztheorie gefunden haben. 

Da erhebt sich nun naturgemäß auch hier die Frage: ‚Stehen 
die beiden Reihen — die morphologische, die sich in der zunehmen- 
den Komplikation der Körperanhänge und der dadurch bedingten 
Ausbildung der Moosähnlichkeit ausspricht, und die ökologische, die 
den Übergang vom Leben auf den Phanerogamenblättern von Land- 
pflanzenunddemLebenzwischen demGewirre der Moospolsteraufder 
feuchten Erde, am Rande der Gewässer und schließlich im Wasser 
selbst zeigt, ohne innere Beziehung neben einander oder sind sie 
irgendwie, vielleicht gar kausal, verknüpft ?“ 

Zweierlei „Möglichkeiten“: 

1. Die Moosähnlichkeit und das Leben in den Moosen stehen 
im Zusammenhang mit einander, sie sind ‚kausal‘ miteinander 
verknüpft, die moosähnliche Form des Larvenkörpers ist hervor- 
gerufen, bewirkt, entstanden durch das Leben in den Moosen. 

2. Die Moosähnlichkeit der Larven steht mit dem Leben in 
den Moosen nicht im Zusammenhang, diese Form ist in bezug auf 
die Lebensweise etwas Zufälliges; die eine Kausalreihe führt zu der 
eigenartigen Form der Larve, eine andere zu dem Übergang der 
höher entwickelten Cylindrotomidenlarıven zum Leben in den 
Moospolstern, aber es ist vom Zufall abhängig, — d. h. von Tat- 
sachen, die außerhalb des Bereichesder Verhältnisse liegen, die durch 
diese Tatsachen zu einander später in Beziehung treten — daß die 
moosähnliche Larve nun auch in der ihr ähnlichen Umgebung lebt. 

Die erste ‚Möglichkeit‘ wird der Darwinist zur Erklärung des 
Problems heranziehen. Er wird Selektion wirken lassen; er wird 
im Übergang vom Leben auf Blätteın zum Leben zwischen Moosen 
— einem Übergang, den er vielleicht ähnlich erklärt, wie wir es’ 
später tun werden — das Primäre sehen, wird Selektion die weniger 
„geschützten“, d. h. weniger moosähnlichen Larven etwa vom 
Cylindrotomatypus ausmerzen lassen und so werden den Larven 
immer kompliziertere Körperanhänge, so wird ihnen eine immer 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 141 


größere Moosähnlichkeit angezüchtet, bis die Liogma-Triogma- 
larve einerseits oder die Phalacroceralarve anderseits — denn 
beide Typen stehen nicht direkt in einer Reihe, sondern erscheinen 
mir als divergierende Äste, die vom C’ylindrotomastamme ausgehen, 
— entsteht. : 

Aber gegen eine solche ‚Erklärung‘ sprechen doch gewichtige 
Tatsachen. ‚Selektion merzt die ungeschützten Formen aus“: 
dafür ist Voraussetzung, daß es Feinde der Cylindrotomidenlarven 
gibt, die ihnen im Moose nachstellen und die weniger moosähnlichen 
besser erkennen als die moosähnlicheren. In Frage könnten wohl 
nur Vögel kommen: ich bin eigentlich sicher, daß jene Moospolster, 
in denen z. B. die Liogmalarven leben, normalerweise nicht von 
Vögeln durchsucht werden. Jedenfalls habe-ich bei meinen vielen 
Exkursionen an solchen Stellen keine einzige entsprechende Be- 
obachtung anstellen können. Und anderseits sind z. B. die großen 
weißen Pedicialarven und viele Tipulalarven, die man zwischen 
dem feuchten Buchenlaub findet, doch ganz ‚‚ungeschützt‘‘, aber 
sie leben gleichwohl in großen Massen am Rande unserer Bäche und 
in unseren Quellsümpfen. 

Dagegen spricht natürlich auch die Schwierigkeit, die der 
Selektionswert der Anfangsstadien solcher Organe, die in extremer 
Ausbildung die sog. ‚‚Formanpassung‘“ hervorrufen, hier wie bei 
jeder selektionistischen Erklärung bietet. Doch wollen wir uns auf 
diese Dinge hier nicht einlassen, sondern nur die Tatsachen, die 
der Einzelfall in seiner Eigenart bietet, zur Widerlegung der dar- 
winistischen Erklärung unseres Problems benutzen. e 


Wenn ‚Moosähnlichkeit‘“ durch das Leben im Moose im 
Sinne der Selektionstheorie hervorgerufen worden sein soll, dann 
ist das Leben moosähnlicher Tiere außerhalb des Mooses unver- 
ständlich, und findet es sich trotzdem, dann spricht es stark gegen 
jenen Erklärungsversuch. 


Es gibt einen Käfer aus der Familie der Halipliden, Cnemidotus 
caesus, dessen Larve durch die Ausbildung langer Abdominalfort- 
sätze der Phalacroceralarve täuschend ähnlich ist.?) Sie lebt aber 
nicht im Moose, sondern in Spirogyrenwatten und zwischen anderen 
Pflanzen unserer Gräben und Tümpel. Zum mindesten müssen 
also ‚‚moosähnliche‘‘ Tiere auch ohne Leben im Moos entstehen 
können; müssen hier also andere Ursachen für die Morphogenese 
dieser Larven verantwortlich gemacht werden, so könnte vielleicht 
auch die besondere Form der -moosähnlichen Cylindrotomiden- 
larven ohne jene darwinistische Erklärung, für die jede tatsächliche 
Unterlage fehlt, dem Verständnis näher gebracht werden. 

Die Cnemidotuslarve und die Phalacroceralarve sind einander 
überaus ähnlich, sie haben genetisch nichts miteinander zu tun, 
gehören sie doch ganz verschiedenen Insektenordnungen an, und 


®) Abbildung z. B. bei Lampert, Leben der Binnengewässer p. 125; 
Wesenberg-Lund, Insektlivet i Ferske Vande p. 216. 


6. Heft 


142 Dr. Fr. Lenz: 


eine solche Ähnlichkeit bezeichnet man als ‚„Convergenz“, Und 
die oben S.136beschriebene Larve von Penthetria holosericea ist in 
ihrer} Form so ähnlich den Cylindrotomidenlarven ZLiogma und 
Triogma, daß ich sie, als ich sie das erste Mal fand, in meinen Notizen 
als 6 ylindrotoma sp.‘ verzeichnete. Aber Penthetria ist eine 
Bibionide, steht also systematisch weit von den Gylindrotomiden 
ab. Auch diese Formähnlichkeit ist eine ‚‚convergente‘“, sie beruht 
nicht auf Descendenz. 

Nun pflegt man die Ähnlichkeit durch Descendenz und durch 
* Convergenz so zu unterscheiden, daß man sagt: ‚„‚Ähnlichkeit zweier 
Formen durch Descendenz beruht auf gleicher Abstammung, 
Ähnlichkeit durch Convergenz auf der Wirkung gleicher Lebens- 
verhältnisse,‘“ So nimmt ja das Säugetier im Wasser im extremen 
Fall, wie ihn der Waal darstellt, die Form des Fisches an. 


Indessen kann die Ähnlichkeit der Phalacrocera- und Cnemi- 
dotuslarve einerseits und die Ähnlichkeit der Penthetria- und Liogma- 
Triogmalarve anderseits nicht auf der Wirkung gleicher Lebens- 
verhältnisse — in unserem Falle gleicher Umgebung durch Moose — 
beruhen. Denn Cnemidotus lebt, wie eben gesagt, nicht zwischen 
Wassermoosen, und die Penthetrialarven finden sich im Mulm von 
Buchen- und Erlenlaub! Es muß also mindestens noch einen 
anderen Weg geben, auf dem solch convergente Formähnlichkeit 
genetisch nicht zusammengehöriger Organismen oder Organe zu- 
stande kommen kann. 

Und gerade unsere Cylindrotomiden- und Haliplidenlarven 
zeigen «diesen Weg. i 

Wıe im Eingang dieses Kapitels gesagt wurde, zeigt die 
Postembryonalentwicklung von Liogma, daß in der Familie der 
Cylindrotomiden kurze einfache Abdominalanhänge, wie wir sie - 
jetzt noch in ähnlicher Weise bei der Cylindrotomalarve sehen, das 
ursprüngliche sind, und daß die komplizierteren der erwachsenen 
Liogma- (und Triogma- und Phalacrocera-)larve jüngere, abgeleitete 
Bildungen sind. Und ebenso haben die normalen Halipluslarven %) 
kurze fingerförmige Abdominalanhänge, die bei der Cnemidotus- 
larve zu jenen langen, den Phalacrocerahabitus verleihenden, faden- 
förmigen Gebilden werden. 


Es besteht also bei diesen Familien das Bestreben, ursprünglich 
einfache Körperanhänge der Larven zu komplizierten, langen 
fadenförmigen oder verästelten Gebilden zu entwickeln, und daß 
diese Erscheinung auch in anderen Insektenfamilien zu beobachten 
ist, zeigt uns die Penthetrialarve, wenn wir sie mit den zweifellos 
um vieles ursprünglicheren Bibiolarven vergleichen. Daß bei diesem 
Entwicklungsgang bei manchen Larven eine täuschende Moos- 
ähnlichkeit herauskommt, ist etwas Zufälliges und hat mit dem 
Leben dieser Formen im Moos nichts zu tun, da diese Ähnlichkeit 


*) Abbildung z. B. bei Kuhnt, Illustrierte Bestimmungstabellen 
der Käfer Deutschlands p. 1075. 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 143 


ja auch Formen besitzen können, die gar nicht im Moose leben. 
Wirführen die Entstehung der ‚‚Moosähnlichkeit‘ mancher Cylindro- 
tomidenlarven also auf eine ‚innere Entwicklungsrichtung‘“, die 
sich indieser Dipterenfamilie zeigt, zurück. Das ist allerdings letzten 
Endesnur eine „Umschreibung der Tatsachen“, aber da wir diese 
Entwicklungsrichtung — die Tendenz, die Körperanhänge der 
Larven immer mehr zu differenzieren — auch bei anderen Insekten- 
gruppen nachweisen können, kommen wir doch zu einer gewissen 
Befriedigung unseres fragenden Verstandes. Eine weitere Analyse, 
eine tiefere „Erklärung“ dieser Tatsache dürfte zur Zeit wenigstens 
kaum möglich sein. 

Die Moosähnlichkeit der Cylindrotomidenlarven ist 
also etwas ‚„Zufälliges“, aus inneren Entwicklungsge- 
setzen sich Ergebendes. 

Merkwürdiger, ja wunderbarer als jede andere Form 
einer Dipterenlarve erscheint sie eigentlich letzten 
Endes nur deshalb, weil diese so moosähnlichen Tiere, 
wie Liogma und Triogma, nun tatsächlich auch zwi- 
schen Moosen leben! 

Wenn die Cylindrotomalarve, die wir als eine ursprünglichere 
Form ansahen, auf Phanerogamenblättern des trockenen Landes 
lebt: läßt essich verstehen, daß die Stammform der Liogma-Triogma 
-Phalacrocera, für die wir doch wohl eine ähnliche Lebensweise, 
wie sie die Cylindrotomalarve heute noch hat, annehmen dürfen, 
zum Leben in den Moospolstern übergingen ? Man kann da natürlich 
nur Spekulationen anstellen. 


Es mag in erster Linie das Feuchtigkeitsbedürfnis der Larven 
gewesen sein, das sie von den Kräutern des Waldes in die Moos- 
polster des Waldbodens trieb, und dieses steigende Feuchtigkeits- 
bedürfnis — es wäre zu gewagt, hier etwa ar klimatische Ver- 
änderungen der Vorzeit anzuknüpfen! — führte die Larven dann 
als Triogma in die tropfnassen Moose am Gewässerrande und als 
Phalacrocera in die eigentlichen Wassermoose. Dazu mögen An- 
forderungen getreten sein, die die Larven an die Nahrung stellten, 
und die sie zwangen, das Zernagen der zarten, feuchten Moosblätt- 
chen dem Skelettieren der Phanerogamenblätter vorzuziehen. 


Aber genug der Spekulationen, denen der Skeptiker nicht gern 
folgen wird! Soviel scheint mir sicher, daß eine darwinistische Er- 
klärung der Form der höheren Cylindrotomidenlaıven nicht an- 
gängigist, daß vielmehrdie oben von uns formulierte zweite ‚‚Möglich- 
keit‘ die ist, die den tatsächlichen Verhältnissen entspricht, Wir 
haben versucht, das Problem durch Analyse und Vergleich mit 
ähnlichen Erscheinungen in anderen Insektengruppen dem Ver- 
ständnis näher zu führen; eine ‚„Erklärung‘‘ im tiefsten Sinne des 
Wortes ist das natürlich nicht. Aber ‚‚Mehr-Erklären-wollen‘ hieße 
den Boden der Tatsachen ganz verlassen und uns ins Reich der 
Phantasie heben! 


6. Heft 


144 Dr. Fr. Lenz: 


Aber eins können wir zum Schluß doch noch fragen: ist nun, 
da die moosähnlichen Cylindrotomidenlarven tatsächlich zwischen 
Moosen leben, diese Form für ihre Träger nicht doch eine ‚‚zweck- 
mäßige‘? Wenn die Moosähnlichkeit auch nicht auf einer ‚An- 
passung‘“ beruht, eine ‚Angepaßtheit‘“ im Sinne von Driesch 
(vergl. Biolog. Zentralblatt 39, 1919, p. 434) könnte sie vielleicht 
doch darstellen? Denn zweifellos sind diese Larven in ihrer Um- 
gebung durch ihre Form und Farbe vor einem ihnen nachforschenden 
Auge, das ähnlich wie das unsere organisiert ist (also auch vor dem 
Vogelauge), trefflich geschützt. Ist das für sie nicht oder kann es 
für sie nicht ‚zweckmäßig‘ d. h. ‚angemessen und geeignet für 
ihr Leben, seine Funktionen und seine Förderung‘ (Erich Becher) 
sein? Gewährt es ihnen keinen Schutz vor Feinden ’? 

Wir sahen oben, daß normalerweise solche Moose wohl nicht 
von Vögeln durchsucht werden. Aber der Fall kann doch einmal 
eintreten und dann werden die Larven sicher dank ihrer Moos- 
ähnlichkeit ihren Feinden leichter entgehen, als etwa eine einfache 
walzenrunde Tipulidenlarve, die im gleichen Moospolster sitzt. 
Nicht, weil die Cylindrotomidenlarve so zu sagen ihren Feinden 
entgehen will, hat sie ihre Form bekommen; nun sie sie aber — aus 
ganz anderen Gründen — bekommen hat, ist sie für sie ‚‚zweck- 
mäßig‘, sie nützt sie gleichsam aus im Interesse ihrer Lebenser- 
haltung. 

Solche Fälle sind ja weit verbreitet in der Natur. 

Sicher ist die Abplattung der Schnecke Ancylus fluviatılis 
keine Anpassung an das Leben im stark bewegten Wasser, vielmehr 
im ‚Bauplan‘ dieser Gruppe begründet ; denn ihre nächstverwandte, 
die noch viel plattere Art Ancylus lacustris lebt im stillen, stehenden 
Wasser. Aber jene genetisch begründete Abplattung gestattet es 
der Mützenschnecke, als fast einzige Schnecke die Steine des Sturz- 
baches des Gebirges und des brandungsumbrausten Seeufers zu 
besiedeln. 

Sicher ist die lange Beborstung der zierlichen Pericomalarven 
unserer Bachmoose und Quellen ein ‚rein morphologisches“Merk- 
mal; wenn aber solche Larven auf lehmige, feuchte Felsen über- 
siedelten da verkleben ihre Borsten mit Erdteilchen und die ganze 
Larve verschwindet im Schutze ihres Lehmkleides in ihrer Um- ' 
gebung. 

Und, wie Wesenberg-Lund gezeigt hat (Int. Revue d. ges. 
Hydrobiologie und Hydrographie III, 1910, p. 93—114) schützt 
die Köcherlarve Glyphotaelius punctatolineatus Retz., die sonst am 
Grunde kleiner Gräben und Teiche kriecht, in manchen dänischen 
Teichen, wo sie zwischen den Blättern des schwimmenden Laich- 
krautes lebt, ihr breites mit flügelförmigen Fortsätzen versehenes 
Gehäuse vor dem Herabsinken und gibt ihr so die Möglichkeit, sich 
zwischen den Gewächsen der Wasseroberfläche zu halten. 

G. W. Müller (Zool. Jahrb. IV. Abt. f. Syst. p. 621) hat 
gezeigt, daß die Wasserraupe von Hydrocampa nymphaeata 


Die Metamorphose der Cylindrotomiden 145 


während der Periode der Wasseratmung eine benetzbare, mit 
niedrigen Höckern versehene Cuticula hat, während der Periode 
der Luftatmung eine solche mit Spitzen, die unbenetzbar ist. 
Solche spitzenbesetzte Haut haben auch viele auf dem Land 
lebende Raupen, „und so haben wir es hier nicht mit einem Bei- 
spiel von Anpassung zu tun, wohl aber mit einem recht typischen 
dafür, wie eine Struktur, die ursprünglich unzweifelhaft ganz 
anderen Zwecken diente, zum mindesten ohne jeden Zusammen- 
hang mit der Function entstanden ist, uns eine vollkommene 
Anpassung an die Funktion vortäuschen kann“. 

Die Form ist nicht durch das Milieu hervorgebracht, sie 
wird aber, einmal entstanden aus ganz anderen Ursachen, vom 
Tier ausgenützt. 

„Unter Millionen von Erscheinungen wird sich immer ein 
Prozentsatz finden, der zu irgend einer Verwendung zufällig, d.h. 
ohne für sie gebaut zu sein, geeignet ist, ja geradezu ‚‚dafür wie 
geschaffen‘ scheint. Und er wird sekundär verwendet werden, 
ohne primär mit der Verwendung in irgend einer Beziehung zu 
stehen“ (Heikertinger in Biolog. Zentralblatt 37. 1917, p. 348). 

Das ist das ‚„Ausnutzungsprinzip“, das Erich Becher 
(vergl. Naturwissenschaften 1918, Heft 16) kurz so formuliert hat 

„Die Lebewesen nutzen ihre Eigenschaften (einerlei, wie diese 
entstanden sein mögen) so gut es geht aus, wenn sie in irgend einer 
Umgebung, zu irgend einem Zwecke, brauchbar sind.‘ 


G. Literaturverzeichnis. 


Bengtsson, S. 1897! Bidrag till kännedomen om larven af 
Phalacrocera replicata (Lin.). — Act. Univ. Lund 1897. 

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flügler. 1. Limnobia distinctissima. — Kröyers Naturh. Tidskr. 
p. 234. Kopenhagen 1838—39. 

Bouche&,P.F. 1834. Naturgeschichte der Insekten. 24. Bibio 
hortulana. S. 42—43. — Berlin 1834. 

Kertesz, K. 1903. Orthorrapha Nematocera. — Katalog der 
Paläarktischen Dipteren. Bd. 1. 1903, S. 346—8348. 

Miall-Shelford. 1897. Thestructure and life-history cf Phala- 
crocera replicata. — Trans. Ent. Soc. London, p. 343—8361, 
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toma glabrata (Meigen) 1818, ein Beitrag zur Kenntnis der Tipu- 
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— Trans. Ent. Soc. London, p. 362-—-366. 

de Rossi, G. 1876. — Entom. Nachr. II. Jahrg. Nr. 2, Ver- 
mischtes, S. 30-31. 


Archiv für Naturgeschichte 
1919. A 6. 10 6. Heft 


146 Embrik Strand: Rezensionen 


Schellenberg, I. R. 1803. Genres des Mouches Dipt£&res. 
Tipula histrio; p. 22, 23. Tab. 37, Fig. 1. Zürich. 

Schultz, F. J. 1916. Über die Larve von Bibio marci. — 
Abh.u. Ber. a. d. Mus. f. Natur- u. Heimatk. u. d. Nat. Ver. Magde- 
burg. III, 2. Inaug.-Diss. Greifswald. 

Steinmann, P. 1907. Die Tierwelt der Gebirgsbäche. — 
Ann. .de-Biol. Mae: T.: 11107, 5: 107-1 a2 

Wesenberg-Lund, C. 1915. Insektlivet i ferske vande. — 
Kopenhagen 1915. 

Zeller, P.C. 1842. Dipterologische Beiträge, 2. Abt. 2. Lim- 
nobia distinctissima; 3. Penthetria holosericea. — Isis, Leipzig 
1842. S. 808—811. 


Inhalt. en: 
A. Einleitung . . . Rn A 
B.Beschreibender Teil .1...2: 1. wre 2 a ae 
I. Cylindrotoma distinctissima (Mg.)i} - u. enaks 
I11..Liogma. glabrata (Mg.) : «..‘- -. +... Wr ss 
III. ; Triogma trisulcata :Schumm:: .. .... alErsgesg 
IV. Phalacrocera;,replieata (L.) =.» 2 2 ver Se 
C. DEE ERIADEEN ee ee 
Dr. Allgemeines > #7, a ee 1a 
E. Anhang: Pentheitier u... una. 135 
F. Theoretische Bemerkungen zur - Morphologie der Cylin- 
drotomidenlarven, von A. Thienemann .......139 
G. ‚Literaturverzeichnis . 2.2 0 u 
Rezensionen. 


Nur Schriften, die zu dem Zweck an die Redaktion des Archivs für Natur- 
geschichte eingesandt werden, können hier besprochen werden. Außerdem 
werden sie in den Jahresberichten behandelt werden. Zusendung von 
Rezensionsschriften erbeten an den Herausgeber des Archivs: 
Embrik Strand, Berlin N. 54, Brunnenstraße 183, 


Bölsche, Wilhelm. Eiszeit und Klimawechsel. 78 pp. Mit 
farbigem Umschlagbild. Stuttgart 1919: Kosmos-Gesellschaft 
der Naturfreunde, Franckh’sche Verlagshandlung. Preis geh. 
M. 1.50, gebd. M. 2.50. 

Der bekannte populär-natuıwissenschaftliche Schriftsteller be- 
handelt die verschiedenen Ansichten der Gelehrten über die Eiszeit 
und ihre Ursachen und schließt mit dem für unsere Nachfahren 
tröstlichen Hinweis, daß wir uns nach einer sehr wahrscheinlichen 
Lehre wieder in aufsteigender Temperaturbewegung befinden, auf 
deren Höhe Palmenhaine von Berlin bis Stuttgart winken. Jeder 
wird das Buch mit Interesse lesen. Strand 


Archiv für Naturgeschichte 8’WJahrg, 1918 Abt.A. 


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Archiv für Naturgeschichte 8%+Jahrg. 1918 Abt.A. 


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Archiv für Naturgeschichte 84.Jahrg. 1917. Abt.A. 


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Tafel IV. (Verhoeff). 


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ARCHIV 


FÜR 


NATURGESCHICHTE, 


GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, 
FORTGESETZT VON 
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL, 
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, 
W. WELTNER UND E. STRAND. 


-- ee — 


FÜNFUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1919 
Abteilung A. 
7. Heft. 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


EMBRIK STRAND 


(BERLIN). 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER 


Berlin. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Steinke. Die Stigmen der Käferlarven. (Mit 15 Figuren und 2 Tafeln.) 1 
Kühnemann. Über Bos taurus longifrons Owen nach einigen noch nicht 
beschriebenen Knochenfunden der Sammlung der landwirtschaftlichen 


Hochschule zu Berlin. (Mit 5 Abbildungen). . . ». »2.2.2..5 
Krausse. .Eine nene Maus von Sardinien: Mus spieilegus nov. subsp. 

Gaoeei m. IN. 2 00 se. in en 22 
Krausse. Über die Zwergmäuse. (Mit 1 Abbildung). . . . EEE REAIE 
Schmidt. Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden.. . . . . 10 


Schmidt. Beitrag zur Kenntnis der Zikadenfauna von Canton (China) . 121 


Die Stigmen der Käferlarven. 


Von 
Gerhard Steinke. 
Mit 15 Figuren und 2 Tafeln. 


(Aus dem Zoologischen Institut der Universität Greifswald.) 


Inhalt. 


Einleitung: Fang, Bestimmung, Technik. 

Geschichtlicher Überblick. 

Übersicht über Zahl, Anordnung der Stigmen, Verschluß- 
einrichtung. 

Spezieller Teil: 

Carabidae: Pterostichus striola F. (= Abaz striola). 

Dytiseidae: Dytiscus marginalis L., Ilybius fenestratus F., Noterus 
crassicornis F. 

Haliplidae: Haliplus ruficollis de Geer, Onemidotus caesus Duft. 

Gyrinidae: Gyrinus natator Ahr. 

Staphilinidae. 

Silphidae: Silpha atrata L., rugosa u. a. Arten. 

Histeridae: Plegaderus discisus Fr., Abraeus globosus Hoffm. 

Lamellicornia: Scarabaeidae: Aphodius fossor L. u. A. fimetarius L., 

Melolontha vulgaris L. 
e Lucanidae: Sinodendron ceylindricum L. 

Cantharidae: Cantharıs sp. 

Lamyridae: Luciola italica L., Lampyris noctiluca L. 

Cleridae: Olerus formicarius L. 

Hydrophilidae: Berosus spinosus Stev., Cercyon litoralis Gyll., Sphae- 
ridium bipustulatum F., Hydrous caraboides L., Hydrophilus 
piceus L., Spercheus emarginatus Schaller. 

Parnidae: Parnus (Dryops) griseus Er., Limnius troglodytes Gyll.? 

Elmidae: Elmis Maugei Bedell. 

Helodidae: O’yphon variabilis Thunb., Helodes sp. 

Nosodendridae: Nosodendron fascieulare Olıv. 

Dermestidae: Dermestes lardarius L. 

Elateridae: Ampedus dibaphus Schi., Cardiophorus asellus Er. 

Buprestidae: Agrilus bigutatus Fabr. 

Lymexylonidae: Lymexylon (Hylecoetus) dermestoides L. 

Bostrychidae, Ptinidae: Zweifelhafte Formen. 

Pyrochroidae: Pyrochroa coccinea L. 

Meloidae: Meloe proscarabaeus L. 

Cistelidae (Alleculidae): Olstela atra F. 

Archiv fär Naturgeschichte 
1919. A. 7. 1 7. Heft 


9 Gerhard Steinke: 


Tenebrionidae: Zenebrio moliüor L. 

Nitidulidae: Soronia grisea L. 

Byturidae: Byturus tomentosus Fabr. 

Cryptophagidae: Cryptophagus subjumatus Kr. 

Coceinellidae: Chzlocorus bipustulatus L. 

Chrysomelidae: Lina popul: L., Cassida viridis L., Orioceris hihi L.. 
Donacia crassipes F. 

Cerambycidae: Saperda populnea L., Rhagium inquisitor F. 

Cureulionidae: Balaninus nuceum L., Hylobius abietis L. 

Scolytidae: Ips sp., Tomicus sp. 

Übersicht über Form und Lage der Stigmen. 


Die Stigmentypen und ihr phylogenetischer Zusammenhang. 
Häutung. Neubildung. Biologische Bedeutung. Stigmenform und 
Verwandtschaft. 


Einleitung. 


Im Sommer 1918 war ich im Zoologischen Institut der Universität 
Greifswald mit der Durchsicht und Bestimmung einer Sammlung 
von Käferlarven beschäftigt. Bei dieser Gelegenheit wies mich mein 
hochverehrter Lehrer, Herr Geh. Rat Prof. Dr. G. W. Müller, auf die 
merkwürdigen Stigmen der Elateridenlarven hin und machte mich 
auf ihre Ähnlichkeit mit den entsprechenden Organen der Fliegen- 
larven aufmerksam. Dieser Hinweis gab die Anregung zur Envstehung 
der vorliegenden Arbeit. Die gleichzeitige Beobachtung der Larve 
von Parnus griseus, bei der sich ganz ähnliche Stigmen fanden, ver- 
anlaßte mich weiterhin, die Verbreitung dieser Stigmenbildung bei den 
Käferlarven festzustellen und ihren Zusammenhang: mit einfacheren 
Formen aufzusuchen. So zog ich nach und nach immer mehr Larven 
in den Bereich meiner Beobachtungen, da die Kenntnis möglichst 
vieler Typen zur Lösung dieser Aufgabe unerläßlich schicn. 


Dem liebenswürdigen Entgegenkommen meines verehrten Lehrers, 
der mir sowohl seine eigene, reichhaltige Sammlung wie die des In- 
stitutes zur Verfügung stellte, verdanke ich einen großen Teil des 
untersuchten Materials. Dazu fand ich durch zahlreiche, zu allen 
Jahreszeiten unternommene Exkursionen so viele Larven, daß ich 
wenigstens von allen größeren Familien einige Arten in frischem 
Zustande untersuchen konnte. Besonders reich war die Ausbeute in 
Wäldern, in modernden Baumstämmen, unter abgefallenem Laub, 
auf Wiesen, hier besonders im Kuhmist, und im Wasser. Die an diesen 
Stellen gefundenen Larven besaßen besonders interessante Stigmen- 
formen. Um eine möglichst vollständige Übersicht über die Stigmen- 
ausbildung auf verschiedenen Altersstufen zu erhalten, wurden, soweit 
irgend möglich, auch Tiere in jüngeren Stadien untersucht. 


Die Stigmen der Käferlarven, 3 


Die Bestimmung der gefangenen Larven bereitete oft Schwierig- 
keiten. Viele Arten ließen sich freilich nach ihrer Beschreibung und den 
vortrefflichen Abbildungen in Schiödtes Werk: De metamorphosi 
Eleutheratorum observationes (46) mit Sicherheit erkennen. Auch 
nach Perris: Larves des Col&opteres (40) konnte ich einzelne Tiere 
der Art, andere wenigstens der Familie nach bestimmen. Häufig 
fanden sich zugleich mit Larven auch Puppen und Imagines, deren 
Größe und regelmäßiges Vorkommen keinen Zweifel an der Zusammen- 
gehörigkeit der 3 Stadien ließen, und deren Artzugehörigkeit sich 
dann durch Bestimmung der Imago ermitteln ließ. In allen Fällen, 
in denen ich unbekannte Larven in genügender Anzahl vorfand, habe 
ich versucht, die Imago zu züchten; die Zucht gelang jedoch bei einigen 
Tieren trotz wiederholter Versuche niemals. 


Technik. 


Untersuchungen am lebenden Tier führten nur selten zum Ziel; 
höchstens einzelne kleine, durchsichtige Larven boten, zwischen 
2 Objektträgern etwas gepreßt, unter dem Mikroskop ein gutes Über- 
sichtsbild. Vielfach ließen sich dadurch brauchbare Präparate ge- 
winnen, daß die Larven zwischen den Objektträgern plötzlich heftig 
zusammengequetscht wurden. Dabei entleerten sie durch Platzen 
der Körperhaut ihren ganzen Leibesinhalt, und nur die Haut mit 
dem Tracheensystem blieb erhalten. Im übrigen wurden die Larven 
durch Einwerfen in heißes Wasser getötet und, wenn es ihre Größe 
erlaubte, als Totalpräparate in der üblichen Weise in Kanadabalsam 
aufgestellt, andernfalls zuerst der Länge nach gespalten, alle Weich- 
teile, Muskeln, Fettkörper soweit als nötig entfernt, schließlich das 
Präparat zwischen 2 Objektträgern eingeklemmt, fest mit Blumen- 
draht umwickelt und in 96 % Alkohol fixiert. Brauchbare Präparate 
gewann ich auch durch Kochen mit Natronlauge, von dunkel gefärbten 
Larven nach Zusatz von Wasserstoffsuperoxyd; doch eignete sich 
_ diese Methode wenig für zartere Tiere, da dann die Chitinteile so 
durchsichtig wurden,. daß ihre Grenzen nicht deutlich genug hervor- 
traten. Soweit es möglich war, wurden auch die Stigmen frei heraus- 
präpariert; im übrigen genügte das Einbetten der Larven in ver- 
schiedener Lage, um ihre Stigmen von außen, innen und in seitlicher 
Ansicht betrachten zu können. Über den feineren Bau einzelner 
Stigmen lieferten Schnittserien gute Aufschlüsse. 


Von Wert waren auch Chitinfärbungen, die nach vorheriger Be- 
handlung mit Alkalilauge angewandt wurden. Haematoxylin färbte 
nur sehr schwach und erst nach langer Einwirkung. Bessere Erfolge 
wurden durch Bleu de Lyon und Patentblau erzielt. Pyrogallol färbte 
mit genügender Zuverlässigkeit selbst dünne Membranen. 


1* 7. Heft 


& Gerhard Steinke: 


Historischer Überblick. 


- Einzelne Angaben über Zahl, Anordnung und Form der Stigmen 
bei Käferlarven finden sich bereits bei Swammerdam (1737), 
Reaumur (1737) und Rösel von Rosenhof (1749. Reaumur 
schreibt: .,..... de chaque cöt& on voit une fille de points noirs; un de 
ces points est plac@ sur chaque anneau sans jambes et sur le premier 
et sur le dernier qui en ont. Ce sont les trach&es, ou les organes de la 
respiration.‘“ (44, P. III, S. 221, Pl. 17). Die Angaben S$wammerdams 
(55, p. 126) und Rösels (45, 7, IL, S. 4) beziehen sich auf die Stigmen 
von Lamellicornierlarven.. Auch De Geer (1774) beschreibt das 
Lamellicornierstigma (17), welches seit dieser Zeit das Interesse der 
Forscher in solchem Maße erregt hat, daß ein bedeutender Teil aller 
über die Stigmen der Käferlarven gelieferten Arbeiten sich mit diesem 
Gegenstand beschäftigt. Daneben- sind es besonders zwei Stigmen- 
formen, das Stigma der Gelbrandlarve und die Abdominalanhänge 
der Donacialarven, die mehrfach sehr eingehend untersucht wurden. 
Alle diese Arbeiten, sowie einige andere, die Stigmen einzelner Larven- 
formen behandeln, sollen im speziellen Teil bei Besprechung der Formen 
angeführt werden, auf welche sie sich beziehen. An dieser Stelle sei 
nur auf mehrere Werke hingewiesen, die eine Reihe von Käferlarven- 
stigmen zusammenfassen oder im Zusammenhang mit anderen Insekten- 
ssigmen behandeln. 

Sprengel beschreibt 1815 in seiner Schrift (54) Stigmen von 
Imagines und Larven einiger Coleopteren. 

Schiödte gibt in seinem 1861 begonnenen Werk über die Käfer- 
larven (46) Abbildungen und Beschreibungen einer ganzen Anzahl 
verschiedener Stigmenformen. 

Krancher (1881) berücksichtigt auch die Käferlarven in seiner 
Arbeit über den Bau der Stigmen bei den Insekten (26). 

‘Fast in jeder Beschreibung von Käferlarven ist die Zahl und An- 
ordnung der Stigmen angegeben, aber nur selten die Form genauer 
beschrieben. | 

Eine Arbeit, die eine einigermaßen vollständige Übersicht über 
die Käferlarvenstigmen bringt, vermochte ich nicht aufzufinden. 


An den Anfang der folgenden Ausführungen seien einige Bemer- 
merkungen über das Respirationssystem der Käferlarven im allgemeinen 
estellt. | i 
e Im, Tracheensystem sind bei sämtlichen von mir untersuchten 
Larven die beiden seitlichen Längsstämme und ihre segmentalen 
Querverbindungen nachzuweisen. Bei Cerambyeiden, Curculioniden, 
Canthariden, Elateriden und auch bei Lamellicomniern fand ich die 
Längsstämme verdoppelt. Ihre Ausbildung bei den einzelnen Familien 
schwankt innerhalb sehr weiter Grenzen. Gut ausgebildet sind sie 
beispielsweise bei den Carabiden, außerordentlich stark erweitert 
häufig bei wasserbewohnenden Larven, bei anderen treten sie nicht 


Die Stigmen der Käferlarven. 5 


besonders deutlich hervor und sind oft durchaus nicht kräftiger ent- 
wickelt, als die übrigen Tracheenäste. Es scheint dann eine Verstärkung 
jener ihre geringere Ausbildung zu ersetzen. . Vielfach lösen sich in 


+ solchen Fällen die Tracheen unmittelbar an den Stigmen in ein reich 


verzweigtes System von Büscheln auf. Da sich diese Einrichtung 
besonders bei wenig beweglichen, madenähnlichen Larven findet, 
steht sie vielleicht mit der geringen Bewegung im Zusammenhang. 
Es zeigen z. B. auch die Cimbexlarven ganz ähnliche Verhältnisse, 
und bei einer in Eichenholz gefundenen Lepidopterenraupe konnte 
ich am letzten. vergrößerten Stigma ebenfalls eine ganz auffallend 
starke büschelförmige Tracheenverzweigung beobachten. | 


Die Stigmen sind bei manchen Larven unmittelbar den Tracheen- 
längsstämmen aufgesetzt, die dadurch eine guirlandenartige Anordnung 
erhalten, bei anderen durch längere oder kürzere Queräste mit ihnen 
verbunden. Wie bei vielen anderen Insektenlarven sind in der Regel 
10 Stigmenpaare vorhanden. Regelmäßig ist von diesen das zweite 
Paar. geschlossen. Es kennzeichnet sich durch eine kleine oft schwer 
nachweisbare Narbe in der Cuticula, die ein luftleerer, zusammen- 
gefalteter Gang mit dem Tracheensystem verbindet. Dies Stigma, 
welches ich ebenso wie andere, ähnlich gebaute als „verborgene“ 
Stigmen bezeichne (vergleiche Fig. 2, +), ist infolge seiner geringen 
Größe oft ziemlich schwer. aufzufinden. Da ihm nach seiner Bauart 
sicherlich keine respiratorische Funktion. zukommt, dienen allein die 
übrigen 9 Paare der Atmung. Von diesen gehört das erste dem Thorax, 
der Rest dem Abdomen an, und zwar gehört stets zu jedem der ersten 
8 Abdominalsegmente ein Paar, während das erste Stigma seine Lage 
auf dem Thorax ändern kann. Für gewöhnlich hat es seinen Platz 
im vorderen Drittel des Mesothorax.(Carabidae, Dytiscidae, Cantharidae, 
Elateridae u. a. m.). Häufig findet es sich jedoch in der Verbindungs- 
haut zwischen diesem und.dem Prothorax (Staphylinidae, Silphidae), 
bei verschiedenen Larven sogar auf dem Prothorax selbst, wenn auch 
in dessen hinterem Drittel (Lamellicornia, Curculionidae, Bostrychidae). 
In seinen Untersuchungen über das Respirationssystem von Dytiscus 
rechnet Alt (1) dies Stigma dem Prothorax zu, trotzdem er es bei.der 
Gelbrandlarve auf dem Mesothorax fand. Demgegenüber halte ich 
aus mehreren Gründen die Lage auf dem Mesothorax für die.ur- 
sprüngliche. Zunächst, weil sie sich bei den meisten und bei.pri- 
mitiven Larvenformen findet, während ein prothoracales Stigmen- 
paar nur wenigen und abgeänderten. Larven zukommt. . 


Außerdem sollte man, gehörte das Stigma dem Prothorax an, 
auf den beiden folgenden Segmenten Reste oder Anlagen zweier weiterer 
‚Stigmenpaare erwarten, denn nach meinen Beobachtungen kommt 
es sonst bei Käferlarven niemals vor, daß ein Stigma mitten aus der 
Reihe:der anderen heraus spurlos schwindet. ; 

. Tatsächlich findet sich stets nur eins davon, eben das geschlossene 
Metathoraxstigma, und es ist interessant, zu verfolgen, wie dieses 
aus seiner gewöhnlichen Lage im vorderen Drittel des Metathorax 


7. Helt 


6 Gerhard Steinke: 


in die Verbindungshaut zwischen diesem und dem Mesothorax rückt, 
wenn sich das erste Stigma auf dem Prothorax findet (Lamellicornia). 

Bei den Imagines der Coleopteren, die als Larven je ein meso- und 
metathorakales Stigmenpaar besitzen, liegen die thorakalen Stigmen 
zwischen dem ersten und zweiten und dem zweiten und dem dritten 
Brustring. Es liegt in diesen Fällen offenbar eine Verschiebung der 
Stigmen nach vorn vor. Diese ist beimanchen Larven an allen Stigmen 
deutlich zu erkennen, indem bei ihnen die sämtlichen Stigmen vom 
Körperende nach dem Kopfe zu immer näher an den Vorderrand der 
Segmente gerückt sind, so daß sich das letzte abdominale Paar hinter 
der Mitte des Segments, das erste (abdominale) davor befindet. 

Auf die wechselnde Segmentzugehörigkeit des ersten und zweiten 
Stigmenpaares bei den Käferlarven hat schon G. W. Müller hinge- 
wiesen und sie durch Verschiebung über die Segmentgrenze hinaus 
erklärt (38, p. 200). Der Grund für die Verlagerung der Stigmen auf 
die Verbindungshaut zwischen erstem und zweitem Brustring mag 
darin zu suchen sein, daß es dort den besten Schutz genießt. 
Dufour (15 u.16), Lucas (31) und Kolbe (23) halten die inter- 
segmentale Lage des thorakalen Stigmas für ursprünglich; doch 
gründet sich die Auffassung wenigstens der beiden ersten Autoren 
nur auf die Untersuchung weniger Larven. 

Das Thorakalstigma zeichnet sich häufig durch besondere Größe 
aus. Diese Erscheinung steht wohl damit in Zusammenhang, daß dies 
Organ den Kopf und die beiden ersten Körperringe zu versorgen hat, 
also besonders stark in Anspruch genommen wird. Eine solche Be- 
ziehung zwischen Tätigkeit und Gestalt tritt deutlicher bei den Larven 
zu Tage, deren letztes Stigma vergrößert‘ist. Hier handelt es sich um 
Wassertiere, die zur Atmung das Hinterleibsende an die Wasserober- 
fläche bringen. Ihre Endstigmen sind an den Hinterrand des 11. Seg- 
ments gerückt oder stehen auf einer Verlängerung desselben, wandern 
aber, soweit meine Beobachtung reicht, niemals auf das 12. Segment 
hinüber. Eine solche Verlagerung ist auch nicht erforderlich, denn das 
letzte Segment ist dann immer sehr weitgehend rückgebildet, mehr 
oder weniger in das vorletzte eingezogen, sodaß infolgedessen die 
Stigmen ganz am Körperende liegen. 

Die vorderen Stigmen dieser Larven, deren Tätigkeit durch die 
Lebensweise ausgeschaltet wird, sind meist klein, haben oft eine andere 
Gestalt als die letzten, oder sie bleiben in den ersten Stadien oder 
während des ganzen Larvenlebens geschlossen. Selten scheinen außer 
den Endstigmen auch noch ein oder zwei Paare am Vorderkörper 
geöffnet zu sein; ich beobachtete nur einen solchen Fall. Ein zweiter 
ist von Blandford beschrieben (3). Käferlarven mit vollkommen 
geschlossenem Tracheensystem (collabierten Stigmen) sind mir nicht 
bekannt. pe 

Die Stellung der Stigmen auf den Segmenten ist sehr veränderlich. 
Sie liegen bald an den Körperseiten, bald am Rücken, oder sogar ventral. 
Wo das Chitinskelett der Larve in Rücken-, Seiten- und Bauchschilder 
gegliedert ist, befinden sie sich in der Regel zwischen Rücken- und 


Die Stigmen der Käferlarven. 7 


Seitenschildern, aber auch am Rande der Rückenschilder. Häufig 
sind sie in die weiche Haut zwischen die härteren Panzerplatten ein- 
gesenkt und von diesen überdeckt, bei anderen J,arven dagegen stehen 
sie in kleinen Papillen über die Körperhaut erhöht. 

Den meisten Larvenstigmen kommt ein Verschlußapparat zu. 

Ein solcher ist von einigen Larvenarten bereits beschrieben worden, 
so von Dytiscus und Hydrophilus durch Krancher (26). Späterhin 
haben Portier (43), Brocher (7) und Alt (1) noch einmal den der 
Gelbrandlarven untersucht. Die ausführlichsten Angaben machten 
Deibel und Boving (11 u. 5) über die Donacia-Larven. 

Wenn sich auch !n eigens auf die Verschlußeinrichtung gerichteten 
Untersuchungen sicher manche Abweichungen finden lassen werden, 
wie solche für die vorderen und hinteren Stigmen von Donacia fest- 
gestellt sind, so gelten doch die in den genannten Arbeiten gegebenen 
Darstellungen für die Mehrzahl der Käferlarven. Wenigstens die 
Chitinteile des Verschlußapparates sind meiner Beobachtung nach 
überall die gleichen. Die Präparation der Verschlußmuskeln erfordert 
ein eingehendes Studium. Da mir das hierzu nötige Material bei den 
meisten Arten nicht zur Verfügung stand, weil die wenigen Exemplare 
die ich besaß, zur Untersuchung der Stigmen verwendet werden mußten, 
so beschränkte ich mich auf die stets in größerer Anzahl zu erhaltenden 
Cerambyecidenlarven. 

In der Bezeichnung der einzelnen Teile des Verschlußapparates 
halte ich mich an die von-Landois gebrauchten Bezeichnungen. Es 
lassen sich danach die folgenden Teile unterscheiden: Die eine Hälfte 
des Stigmenumfanges ist spangenartig verdickt; sie bildet den Ver- 
schlußbügel. Unmittelbar über diesem springen oft lange, häufig 
verzweigte Chitinspitzen oder aus deren Verschmelzung hervorgegangene 
Platten in das Stigmenlumen vor. An die Enden des Verschlußbügels 
setzen sich die Verschlußkegel an, Ausstülpungen der Stigmen- 
wand, die stark chitinisiert und häufig an Größe ungleich sind. 
Den Rest des Stigmenumfanges nimmt ein biegsames Chitinstück 
ein, das Verschlußband. Zwischen den beiden Verschlußkegeln 
spannt sich der Verschlußmuskel aus. Zieht sich dieser zusammen, 
so nähern sich die Enden der Verschlußkegel einander und pressen 
das zwischen ihnen liegende Verschlußband fest gegen den Bügel. 

Der Öffnung dienen (bei den Cerambyciden) zwei weitere Mus- 
keln, ein sehr starker, der sich an den kleineren Kegel ansetzt und in 
größerer Entfernung davon an der Hypodermis endigt, und ein am 
großen Kegel festgeheftetes Band, das sich von einem Muskelbündel 
abzweigt, aber selbst nicht; die typische Muskelstruktur besitzt. 
Es ist ausgezeichnet durch zahlreiche längsgestreckte Kerne, die 
Querstreifung fehlt. In dieser Weise fand ich es auch bei Buprestiden- 
larven ausgebildet, während z.B. Boving an dieser Stelle bei den 
vorderen Stigmen von Donacia einen echten Muskel angibt (6). Die 
Innervierung der Muskel glückte es mir nur einmal bei einer Bu- 
prestidenlarve zu erkennen. Der herantretende Nerv besitzt dicht am 
Verschlußapparat ein Ganglion. 


7. Heft 


8 Gerhard Steinke: 


Den Verschlußapparat in Tätigkeit zu sehen, ist mir trotz wieder- 
holter Beobachtung geeigneter Larven nicht gelungen. Einzig bei 
der Larve von Pyrochroa konnten schwache Bewegungen festgestellt 
werden. 

Bei einer Reihe von Larven ist die Lage des Verschlußapparates 
der thoracalen Stigmen derjenigen der abdominalen entgegengesetzt, 
indem der Verschlußbügel der Bruststigmen von dem nach dem hinteren 
Körperende der Larve gerichteten Teil des Stigmas gebildet wird, der 
Bügel der abdominalen dagegen von der dem Kopfe zugewandten 
Seite. | 


Spezieller Teil. 


Für die Beschreibung der Stigmen erwies sich eine einheitliche 
Benennung ihrer einzelnen Teile als nötig. Um diese verständlich zu 
machen, will ich zunächst die gebrauchten Bezeichnungen an einem 
Schema erläutern. 

Als Stigma bezeichne ich das ganze, distal des Verschlußapparates 
gelegene, bis an die Cuticula reichende Organ. Morphologisch ist 
zwar nach meiner Auffassung das eigentliche ‚‚Stigma““ die an der 
Grenze zwischen Trachee und Stigma obiger Definition gelegene 
Öffnung, weil ich in Übereinstimmung mit Mammen ($. 170) alles, 
was distal der Trachee liegt, für eine sekundäre Einsenkung der Körper- 
haut halte. Allein diese Auffassung ist descriptiv schwer zum Aus- 
druck zu bringen. Die Mündung des Stigmas an der Körperoberfläche 
nenne ich Stigmenöffnung oder, falls sie spaltartig verengt ist, 
Stigmenspalt (0). Das Stigma ist im einfachsten Falle eine zylin- 
drische Röhre, die ich als Stigmengang bezeichne (G), zumeist je- 
doch am Eingang erweitert. Diese Erweiterung nenne ich Stigmen- 
vorraum (A), Atrium (a). An der Grenze von Stigmengang und Vor- 
raum findet sich häufig eine Reuse {(R.) Vielfach bildet der Vor- 
raum Ausstülpungen. Eine solche Ausstülpung bezeichne ich: als 
Stigmenkammer (K). 

Für eine den Rand der Stigmaöffnung überwölbende Chitin- 
membran, die, wie aus Textfig. V ersichtlich, zugleich das Dach der 
Kammer bildet, wurde die Bezeichnung Stigmenplatte gewählt (F). 


Carabidae. 


Die Laufkäferlarven besitzen neun Paar Stigmen. Das erste Paar 
liegt am Vorderrande des Mesothorax; die übrigen gehören dem Hinter- 
leib an und haben ihren Platz an den Seiten der ersten acht Abdominal- 
segmente. 

Die Gestalt der Organe ist eine einfache, glocken- oder kurz 
röhrenförmige. Bemerkenswert ist die Stigmenstruktur der Larve 
von Pterostichus striole, welche ich in einzelnen Stücken vom Herbst 
bis Frühling unter abgefallenem Laub, in Mulm und an ähnlichen 
Fundstellen sammelte. Bei dieser Art (vgl. Fig. 6) ist die Stigmen- 


Die ‚Stigmen der Käterlarven. 9 


‚wand mit kleinen Falten ausgestattet (f), denen zahlreiche, äußerst 
feine Chitinspitzen aufsitzen (sp). Die Falten sind bogig angeordnet 
und greifen derart ineinander, daß sie derWand eine netzartigeZeichnung 
verleihen. Am Außenrand des Stigmas tritt eine Reihe solcher Falten 
besonders gut hervor (F); sie bildet einen Kranz von Bogen, deren 
aneinanderstoßende Enden in starke Chitinbalken ausgezogen sind (B). 
Ein jeder von diesen Balken verbreitert sich nach beiden Seiten in dünne 
Chitinlamellen (L). Die benachbarten Lamellen verschmelzen mit- 
einander bis auf einen schmalen Trennungsspalt (S). Nur am Vorder- 
rand der thorakalen Stigmen ist die Verschmelzung eine vollkommene, 
sodaß hier ein einheitlicher Randsaum gebildet wird. 

Unmittelbar distal des Verschlußapparates springt von der einen 
Seite der Stigmenwand nach der gegenüberliegenden eine Chitinplatte 
vor, die aus zahlreichen, miteinander verschmolzenen Reusenhaaren 
besteht. . | 

Der Verschlußapparat selbst ist nur schwach entwickelt. Offenbar 
kommt der Platte ein Anteil am Stigmenverschluß zu, denn an den 
Stigmen anderer Larven, bei denen sie nicht so ausgebildet ist, sind 
die Chitinteile der Verschlußeinrichtung ungleich kräftiger. 

. Die Stigmen junger Pierostichus-Larven unterscheiden sich etwas 
von denen der erwachsenen. Sie sind verhältnismäßig länger. Die 
Bogen des Stigmenrandes sind weniger zahlreich, dafür aber sehr groß. 


Dytiseidae. 


Die Stigmen der Wasserkäferlarven sind von Krancher (26) 
und später von Alt (1), Portier (43) und Brocher (7) so eingehend 
beschrieben worden, daß den Ausführungen dieser Forscher nichts 
Neues hinzuzufügen ist. 

Wie Alt festgestellt hat, besitzen nur die ausgewachsenen Larven 
neun Paare offener Stigmen, von denen das erste Paar dem Mesothorax 
angehört, die folgenden sieben an den Seiten des ersten bis siebenten 
Abdominalsegmentes liegen und das letzte Paar seinen Platz am 
Körperende auf einer Verlängerung des achten Abdominalsegmentes 
hat. In den früheren Stadien sind nur die beiden Endstigmen ge- 
öffnet, die vorderen geschlossen. Alt hat zuerst auf den Unterschied 
in der Gestalt der Vorder- und Endstigmen aufmerksam gemacht. 
Die Stigmengänge der Vorderstigmen sind lange, durch ihre Spiral- 
versteifung tracheenähnliche Röhren. Die Spiralen unterscheiden 
sich jedoch von denen der Trachee durch ihre kräftigere, aber unregel- 
mäßige Ausbildung. Sie tragen außerdem Chitinspitzen. Die Mün- 
dung der Vorderstigmen wird durch eine Siigmenplatte bis auf eine 
kleine, zentrale Öffnung überwölbt. Die Endstigmen (Fig. 1) sind 
kürzer, aber weiter als die vorderen und in zwei Abschnitte gegliedert, 
deren distaler glatt und zartwandig ist, während der proximale die 
gleiche Beschaffenheit besitzt, wie die Stigmengänge der Vorderstigmen. 

Die Zerlegung der Endstigmen in ihre beiden Abschnitte scheint 
im jüngsten Tarvenstadium noch nicht durchgeführt zu sein, wenigstens 


7. Heft 


10 Gerhard Steinke: 


fand ich bei der Larve von Ilybius fenestratus die Stigmengänge der 
letzten Stigmen einfach lang röhrenförmig wie in den späteren Stadien 
die vorderen. Bei der erwachsenen Larve dieser Art zeichnet sich das 
Endstigma dadurch aus, daß der distale Abschnitt an der Grenze des 
proximalen eine medianwärts gerichtete Erweiterung bildet, die mit 
besonders langen und auffälligen Chitinspitzen ausgestattet ist (Fig. 1, r). 
Die dorsale Wand der Trachee zeigt kurz vor ihrer Einmündung in 
das Stigma nicht die übliche Spiralversteifung, sondern einzelne stern- 
förmige Chitingebilde (Fig. 1, St.). - 

Die Darstellung des Verschlußapparates, wie sie Alt in seiner 
Arbeit gibt (,‚Fig. 3°), halte ich nicht für zutreffend. Alt schreibt: 
„An den Verschlußkegel setzt der Verschlußhebel an, der seinerseits 
an den Verschlußbügel angreift.“ In der Abbildung ist dementsprechend 
der Verschlußhebel als ein vom Tracheenlumen getrenntes, selbständiges 
Stück eingezeichnet. 


Brocher gibtaan (7, p. 127): ‚.... . le crochet — levier est fixe par 
une mince tige chi‘ineuse a ’extremite dorsale de ce m&me arc“ (= Ver- 
schlußbügel). 


Der von den beiden Autoren als selbständiges Stück bezeichnete 
‚, Verschlußhebel“ ist nichts anderes als die einseitig verdickte Wand 
des großen Verschlußkegels. 

Bei einer nach Wesenberg-L:und (57, p. 56 Taf. III) zu Noterus 
erassicornis gehörenden J.arve liest das Endstigmenpaar am Ende 
des spitz ausgezogenen achten Abdominalsegmentes, welches in das 
glockenartig darükergewölbte Randstück des siebenten eingezogen 
werden kann. Nach Wesenbergs Beschreibung lebt die Larve in 
flachem Wasser mit dem Vorderkörper im Schlamm vergraben und 
streckt das Hinterende an die Oberfläche. Möglicherweise aber ent- 
nimmt sie in der Freiheit (ähnlich wie Donacia) die Atemluft den 
Rhizomen und Wurzeln von Phalaris arundinacea und anderen Wasser- 
pflanzen, zwischen denen sie gefunden wurde. Sie würde dann eine 
durch Anpassung an eine besondere Lebensweise entstandene Weiter- 
bildung der Dytiscidentypus darstellen. 


Haliplidae. 


Von den Dytiscidenlarven unterscheiden sich die der Halipliden 
in ihrem Körperbau dadurch, daß bei ihnen das neunte Abdominal- 
segment in vollem Umfange erhalten ist. Die Haliplus-Arten besitzen 
sogar ein zehntes Segment, das in eine lange, am Ende gegabelte Spitze 
ausgezogen ist, die von der Larve als Stütze beim Umherkriechen auf 
dem Grunde des Wassers gebraucht werden kann. Das Tier lebt 
gleich gut im flachem oder tiefem Wasser, in ruhigen Tümpeln wie im 
Küstenwässer von Meeresbuchten, aber auch auf dem Lande an 
feuchten Stellen. 

Im Wasser kommt das Tier niemals zur Atmung an die Oberfläche; 
es muß daher den zur Atmung nötigen Sauerstoff dem Wasser ent- 
nehmen. Besondere, der Atmung im Wasser angepaßte Organe, wie 


Die Stigmen der Käferlarven. 11 


Kiemen oder Tracheenkiemen, fehlen. Für Hautatmung scheint die 
ziemlich derbe Cuticula wenig geeignet. 

Die Stigmen, von denen ein Paar dem Mesothorax, je eines dem 
ersten bis achten Abdominalsegment angehört, sind sehr klein und 
liegen an der Seite des Körpers, die Körperoberfläche wenig über- 
ragend. Sie sind nicht, wie Schiädte (vol. 3, p. 163) angibt, ring- 
förmig, sondern innerhalb eines dunkler gefärbten Chitinringes (Fig. 31, 
p) sind zwei nebeneinanderliegende hellere Membranen erkennbar, 
die sich in der Längsrichtung des Körpers erstrecken. Quer vor ihnen 
liest ein feiner Spalt. 

Betrachtet man die Stigmen von der Seite, bezw. von unten, so 
werden unter den beiden Membranen (der Stigmenplatte) zwei Kam- 
mern sichtbar, die unterhalb des Stigmenspaltes in einen Stigmengang 
münden, der eine weitläufigere Spiralversteifung aufweist als die 
Trachee, in welche er ziemlich unvermittelt übergeht. Ein Verschluß- 
apparat ist nicht aufzufinden, er dürfte aber an der Stelle gelegen 
haben, an welcher die starken Spiralen des Stigmenganges in die 
feineren der Trachee übergehen. 

Deutlicher zeigt sich ein ganz ähnlicher Stigmenbau bei der Larve 
von Unemidotus caesus, da die Stigmen hier größer sind als bei Hali plus. 

In allen Beschreibungen dieser Larve wird das Fehlen der Stigmen 
hervorgehoben, wohl infolge von Schiödtes Angabe: Spiracula nulla 
(vol. 8 p. 203). 

Die Larve, von der ich leider nur ein einziges Präparat unter- 
suchen konnte, besitzt ein Thorakalstigma auf dem zweiten Brustring 
und je ein Paar Stigmen auf dem ersten bis sıebenten Abdominal- 
segment an der Körperseite an der Spitze einer kleinen Hauterhebung, 
die von haartragenden Papillen umgeben ist. Das achte Abdominal- 
stigma war auf dem mir vorliegenden Präparat nicht aufzufinden. 


Gyrinidae. 


Von der Gyxinuslarve gibt Schiödte ebenfalls an: ‚„‚Spiracula 
nulla“ (v. 3, p. 189). 

Im jüngsten Stadium mögen wohl, wie bei anderen Wasserlarven, 
die Stigmen geschlossen sein; für die ausgewachsenen Larven trifft’ 
jedoch Schiödtes Angabe nicht zu. Die Tiere besitzen ein Stigmen- 
paar am Mesothorax und je eines auf den ersten acht: Abdominal- 
segmenten. Die Stigmen liegen dorsal in gleicher Höhe mit der Körper- 
haut. Man bemerkt an ihnen zunächst eine Stigmenplatte von stumpf 
dreieckiger Gestalt (Fig. P). An der nach vorn liegenden Basis des 
Dreiecks fındet sich die vollständig geschlossene Stigmenöffnung (0). 
Die Spitze des Dreiecks ist etwas gegen den Hauptteil abgesetzt und 
bildet eine flache Kammer mit fein geriliten Wänden (K). Ein undeut- 
lich umgrenzter, filzartig mit Chitinspitzen ausgekleideter Stigmengang 
verbindet das Stigma mit dem Tracheenlängsstamm. Diese Einzel- 
heiten sind ziemlich schwer und nicht an allen Stigmen gleich gut 
erkennbar. Das ganze Organ scheint rudimentär zu sein. Es hesitzt 


7. Heft 


12 Gerhard Steinke: 


auch für die Atmung kaum irgendwelche Bedeutung; wenigstens 
sah ich eine Larve, die ich wochenlang in einem Wasserglas hielt, 
niemals an die Oberfläche kommen. Die Atmung erfolgt wohl aus- 
schließlich durch die von Schiödte beschriebenen Tracheenkiemen. 
Die von mir gefangen gehaltene Larve: führte häufig mit dem Ab- 
domen vertikale Schwingungen aus, sobald das Wasser längere Zeit 
nicht erneuert wurde, offenbar um die Sauerstoffzufuhr zu den die 
Atmung vermittelnden Hinterleibsanhängen zu befördern. 


Staphylinidae. 


Die Kurzflüglerlarven haben einfache, offene Stigmen wie die 
('arabiden. Das erste Paar liegt zwischen Pro- und Mesothorax. In 
ihrem Bau weichen die Organe von denen der Carabidenlarven dadurch 
ab, daß der zwischen Reuse und Verschlußapparat liegende Abschnitt 
stark verlängert ist und einen mit Spiralen versehenen Stigmengang 
bildet, der sich nur durch die stärkere und unregelmäßige Ausbildung 
seiner Spiralen von einer Trachee unterscheidet (vgl. Textfig. II). 


Silphidae. 


Die von mir untersuchten Formen der: Aaskäferlarven schließen 
sich in der Anordnung und im Bau ihrer Stigmen eng an die Staphy- 
liniden an. 


Histeridae. 


Unter der Rinde von Kiefern, besonders unter der feuchten, 
mulmigen, bereits von anderen Larven zerfressenen Borke abgeholzter 
Stämme und älterer Strünke fand ich, oft sehr zahlreich in Gesellschaft 
von Staphylinidenlarven usw. zu dieser Familie gehörige Formen, 
die nach Perris als Vertreter der Gattungen Pleyaderus und Abraeus 
bestimmt wurden. Eine andere hierhergehörende Larve, deren Art- 
zugehörigkeit nicht festgestellt werden konnte, wurde im Kuhmist 
gefunden. | | 


Die Stigmen dieser Larven stimmen in ihrer Gestalt überein. Sie 
lassen folgende Teile erkennen vgl. Textfig. IX). Der. proximale 
Abschnitt ist ein Stigmengang von der gleichen Beschaffenheit wie 
der der Staphiliniden und Silphiden. 


Der Stigmengang geht ohne scharfe Grenze in den distalen Stigmen- 
abschnitt, den Vorraum, über. Dieser stellt eine dünnwandige Hohl- 
kugel dar, die durch einen schmalen Stigmenspalt nach außen mündet. 
Die dem Körperende der Larve zugekehrte Seite des Stigmenvorraumes 
verlängert sich in zwei enganeinanderschließende Kammern. die sich 
der Körperhaut so dicht anlegen, daß sie nach außen durch eine dünne 
Chitinmembran (P) abgeschlossen werden. ee 


Die Kammerwände sind entweder durch Querrippen versteift, 
deren Enden in die Membran auslaufen, oder — dies gilt für die unbe- 


Die Stigmen der Käferlarven. 13 


kannte Larve — es sitzen statt; dessen den Rändern der Wände festere 
hohle Chitinfortsätze an, welche die Membran stützen. 

Schiödte hat eine Abbildung und Beschreibung des Stigmas 
von Hister unicolor gegeben, (v. 3, p. 152), die von Böving sehr aus- 
führlich nachgeprüft und verbessert worden ist. Nach den Angaben 
Bövings stimmt das Stigma dieser Larve mit den hier beschriebenen 
Organen im wesentlichen überein. 


Lamellicornia. 


Die Blatthornkäferlarven zeichnen sich sowohl durch die im Gegen- 
satz zu den meisten anderen Käferlarven prothorakale Lage des ersten 
Stigmenpaares, wie durch die eigenartige Gestalt: ihrer Organe aus, 
die von jeher die Aufmerksamkeit der Forscher erregt hat. Die erste 
Angabe über die Zahl, Anordnung und Form der Stigmen stammt von 
Swammerdam (1737, p. 126). Röse! von Rosenhof bringt eins 
ähnliche, kurze Bemerkung (1749, S. 4). Genauer äußert sich De Geer 
(1774) über den Bau des Lamellicornierstigmas: „‚C’est un petit tuber- 
cule hemispherique brun, qui a au milieu une petite fente transversale 
ou. dirigee selon la largeur du corps de la larve. Cette fente donne 
passage a Tair... (17, t.4 p.290 VI. Mem.3 Scarab. auratus). 
Moldenhawer (1812) sieht in den seiner Meinung nach völlig ge- 
schlossenen Organen den Beweis für seine Anschauung, daß die Tracheen 
der Insekten wie die gleichnamigen Organe der Pflanzen Gefäße seien, 
die’den Adern der höheren Tiere entsprächen (37, 1812). Diese Auf 
fassung treten Loewe 1814 und Sprengel 1815 mit eingehenden 
Untersuchungen über das Respirationssystem der Insekten und be- 
sonders der Lamellicornierstigmen entgegen. Sprengel findet die das 
Stigma abschließende halbkreisförmige Membran siebartig von Poren 
durchbrochen, die ebenso wie die Spalte im Mittelstück des Organs der 
Luft Zugang gewähren (54). Dagegen kehrt Treviranus 1831 zu 
Moldenhawers Ansicht zurück, indem er dem Stigma jegliche Öffnung 
abspricht (56). 

Burmeister (1832) leugnet ebenfalls das Vorhandensein von 
Poren in der Membran, erkennt jedoch den Spalt im Mittelstück als 
luftdurchlässige Stigmenöffnung an (8). 

Lacordaire (1833) stützt sich auf Sprengels Arbeit (28). 

Dufour untersucht die Stigmen, ohne zu einem sicheren Ergebnis 
zu kommen (13, 1842). 

v. Siebold (1848) stellt die Existenz de Stigmenspalte i in Abrede 
(51). 


Coquerel und Salle liefern 1862 eine sehr genaue Untersuchung 
des Lamellicornierstigmas, kommen jedock in der Beurteilung der 
Membran zu keinem sicheren Ergebnis (9). 

Krancher, der 1881 das Stigma von Melolontha untersucht, 
widerspricht Burmeister, indem er den Stigmenspalt als Chitin- 
zapfen zur Anhaftung eines Verschlußmuskels deutet und die Membran 
durchbohrt findet (26). rs Sol 


7. Heft 


14 Gerhard Steinke: 


1882 veröffentlicht der dänische Entomologe Meinert eine Arbeit, 
in der er sich gegen Schiödtes Darstellung der L.amellicornierstigmen 
wendet und ruft damit eine rege Diskussion unter den dänischen 
Zoologen hervor (33). 

Meinert behauptet mit aller Bestimmtheit, die von Schiödte 
als „Spirakelpladen“ (= Stigmenplatte) bezeichnete Membran sei 
nicht, wıe Schiödte es ännehme, von Poren durchbohrt, sondern 
auch an ihren dünnsten Stellen von einer feinen ‚„Chitinhaut‘“ über- 
zogen. Veranlaßt durch eine sehr ausführliche Entgegnung Schiöodtes 
(1883, 47) erweitert Meinert in einer zweiten Arbeıt seine Unter- 
suchungen (1883, 34), indem er namentlich die Stigmen der Geotrupinen - 
und Lucaninen, an denen die Membran besonders deutlich sichtbar 
ist, zur Unterstützung seiner Ansicht ausnutzt. Sörensen (52 u. 53) 
und Boas (4) schließen sıch 1895 der Meinung Schiödtes an. Boas 
gibt eine Darstellung des Häutungsvorganges. Als Antwort auf diese 
Arbeiten liefert Meinert eine umfangreiche Untersuchung, die als 
Ergebnis seiner langjährigen Beschäftigung mit den Stigmen einer 
großen Anzahl verschiedener Jarvenformen eine ganz neue Auffassung 
der Lamellicornierstigmen bringt (35). Der Forscher bezeichnet die 
Stigmen als ‚„‚Seitenorgane“ und glaubt ihnen neben der Funktion der 
Atmung die als „‚Gehörorgan‘ zuschreiben zu müssen. Er findet bei 
Melolontha ‚Reihen von Ganglienzellen (Zapfenzellen) mit gut aus- 
geprägten Kernen“, bei Dynastidenlarven eine Nervenmasse mit 
„Gehörstiften und einen Gehörnerv“ (p. 56). i 

In dem gleichen Jahr (1898) wendet sich Meinert (36) in seiner 
letzten Arbeit gegen H. J. Hansen (22), der durch Anwendung von 
Osmiumsäure die Anwesenheit von Poren in der Stigmenplatte nach- 
zuweisen versucht hatte. 

Schon aus dieser kurzen Übersicht läßt sich ersehen, daß trotz 
der vielen Arbeiten über das Lamellicornierstigma der verwickelte 
Bau dieser Organe noch keineswegs klargestellt ist. Besonders Meinerts 
Ausführungen über die ‚‚Seitenorgane“ scheinen mir einer Nachprüfung 
zu bedürfen, die mir selbst nicht möglich war, da es an geeignetem 
Material fehlte. 

Die Grundlagen für meine Untersuchungen der Lamellicornier- 
stigmen bildeten vor allem die Larven der im Kuhmist lebenden 
Aphodiusarten, weil diese am leichtesten von allen Blatthornkäfer- 
larven in größerer Menge und in allen Altersstufen zu finden waren. 

Die kleinsten, noch vor der ersten Häutung stehenden Larven 
maßen etwa 2—3 mm. Von früheren Beobachtern hat anscheinend 
nur Meinert Larven jüngsten Stadiums untersucht. Er hält ihre 
Stigmen für vollkommen geschlossen. Auch mir ist es trotz allen 
Suchens nicht gelungen, die Stigmenöffnung zu finden (vgl. Fig. 40). 
Eine solche muß mit Rücksicht auf die Morphologie des Tracheen- 
systems vorhanden sein, allein infolge der Struktur der Stigmenplatte 
liegen die Verhältnisse für ihren Nachweis sehr ungünstig. 

Ein Schema mag zur Erläuterung des Stigmenbaues einer Aphodius- 
Larve des ersten Stadiums dienen (Textfig. XIII). Der Stigmen- 


Die Stigmen der Käferlarven. 15 


vorraum ist in seinem proximalen Teil eng, gangartig (g), im distalen 
nach einer Seite hin, — und zwar beim thorakalen Stigma nach vorn, 
bei den abdominalen nach hinten — erweitert (a). Die Erweiterung 
ist außerordentlich flach. Von ihrem Grunde ragen eine Anzahl Stütz- 
pfeiler empor (Sp), welche sich mit verbreiterten Enden an die das 
Stigma abschließende Stigmenplatte (P) ansetzen, mit dieser und 
untereinander verschmelzen. So entstehen auf der Stigmenplatte 
kleine Kreise (Fig. 40), deren Fläche also von der dünnen Membran 
der Platte, und deren Peripherie durch die Ansatzstellen der Pfeiler 
gebildet wird. Die Pfeiler, welche dem gangartigen Teil des Stigmas 
am nächsten stehen, greifen nach der ihnen gegenüberliegenden 
Wand des Ganges hinüber. Die Platte ist an dieser Stelle daher 
nicht in Kreise geteilt. Es ist wahrscheinlich, daß hier die Stigmen- 
öffnung bezw. der Stigmenspalt gesucht werden muß (Textfig. XIII, o). 
Die thorakalen Stigmen sind bedeutend größer als die abdominalen, 
ihre Kreise zahlreicher, aber im Verhältnis kleiner. Die abdominalen 
Stigmen besitzen 20—25 Kreise auf ihrer Stigmenplatte. 

Aus diesen Stigmen des ersten Larvenstadiums geht schon bei der 
ersten Häutung ein Organ hervor, das von der Endform nur unwesentlich 
verschieden ist. An Larven, die kurz vor der Häutung stehen, treten 
die Zellen der Hypodermis des Stigmas durch ihre Größe stark hervor. 
Noch auffälliger zeigt sich jene von der übrigen Hypodermis der Haut 
gut abgegrenzte Zellanhäufung um die Stigmenplatte herum. Schon 
eine Zeit lang bevor die Larve ihre alte Haut abstreift, sieht man an 
dieser Stelle die Stigmenplatte des neuen Organes liegen. Die gleiche 
Art der Stigmenneubildung hat Boas bei der Larve von Melolontha 
vuloarıs, Meinert bei weiteren Lamellicornierlarven beobachtet. Die 
beiden Forscher haben auch den Häutungsvorgang beschrieben. Dieser 
findet in der Weise statt, daß beim Abziehen der Cuticula das in den 
Stigmengang des neuen Stigmas steckende alte Organ samt den daran- 
hängenden Tracheen herausgezogen wird. Unmittelbar nach der 
Häutung besitzt daher das frische Stigma eine weite Öffnung (Fig. 39, 0). 

Ein schematischer Schnitt, der in radialer Richtung durch das 
Stigma geführt ist, mag den Bau des Organs veranschaulichen (Text- 
fig. XIV). 

Der Stigmenvorraum (a) hat im Vergleich zu dem in (Text- 
fig. XIII) dargestellten Vorraum des ersten Stadiums erheblich an 
Tiefe und Weite gewonnen, sein gangartiger, proximaler Teil hat sich 
im Verhältnis verkürzt und erweitert. Die Stützpfeiler sind kräftig 
entwickelt (Sp). Die Stigmenplatte setzt sich zusammen aus einem 
nierenförmig gestalteten Stück (P), das aus zwei dicht aneinander- 
liegenden Lamellen besteht, und einem die Begrenzung der Stigmen- 
öffnung bildenden Teil, in dem sich zwischen den beiden Lamellen 
der Platte Gewebe erhält (P}). 

Wenn in den folgenden Ausführungen von der Stigmenplatte 
die Rede ist, so ist mit dieser Bezeichnung — um der Kürze des Aus- 
druckes willen — allein der aus den beiden aneinanderliegenden 
Lamellen bestehende Teil (P) gemeint. 


7. Heft 


16 Gerhard Steinke: 


Unmittelbar nach der Häutung erfolgt der Verschluß der Stigmen- 
öffnung zum Stigmenspalt in der Weise, daß sich die hintere bezw. 
vordere Stigmenwand gegen den Gewebe enthaltenden Teil der 
Stigmenplatte vorwölbt. 

Mit jeder weiteren Häutung vermehrt sich die Zahl der Stütz- 
pfeiler und damit auch die Anzahl der Kreise auf der Stigmenplatte. 
Die Platte selbst vergrößert sich unter Veränderung ihrer Form; 
indem in jedesmal größerem Umfange die ältere Platte von der neu- 
gebildeten umwachsen wird, geht die kreisförmige des ersten Stadiums 
allmählich in eine nieren- bis halbmondförmige über. Der Stigmen- 
. gang verkürzt und erweitert sich gleichzeitig immer mehr, so daß er 
schließlich die Weite des Vorraumes erreicht und in diesem aufgeht. 
Die Tragbalken der Stigmenplatte sind am fertigen Stigma nicht 
mehr einfache, hohle Stäbe, sondern sie haben sich verzweigt, indem 
sie kurze, in regelmäßigen Reihen angeordnete Äste zur Stigmen- 
platte emporsenden, die mit dieser verschmelzen und deren Ansatz- 
stellen die Umrandung der Kreise bilden. 

Die verschiedenen Stufen dieser Entwicklung finden sich auch 
in den Stigmen der übrigen Lamellicornierlarven wieder, und bei den 
meisten Arten geht die Entwicklung noch weiter. 

Schiödte hat die verschiedenen Formen auf einer Tafel zusammen- 
gestellt (vol. 9, Tab. XIX). Bei Sinodendron, Aphodius u. a. hat die 
Stigmenplatte eine nieren- oder halbmondförmige Gestalt; der Stigmen- 
spalt liegt etwas entfernt von ihrer konkaven Seite. Bei Cetonia ist 
sie viel stärker gekrümmt, an ihre konkaven Seite hat die ein- 
gewölbte Wand des Stigmenganges den Gewebe enthaltenden Teil 
der Platte herangepreßt und damit den Spalt nahe an die Stigmen- 
platte gedrängt. 

Den stärksten Grad der Krümmung zeigt Melolontha, bei der 
die Platte die Gestalt eines Hufeisens besitzt, und das eingewölbte 
Mittelstück, die „bulla‘‘ Schiödtes, bis auf eine schmale Brücke von 
ihr umfaßt wird. 

Im Zusammenhang mit der Form der Stigmenplatte steht die 
Ausbildung ihrer Tragbalken und damit zugleich der durch diese 
gebildeten Kreise. | 

' Die Stigmenplatte von Sinodendron stützen einfache, wenig 
verzweigte Pfeiler, die an der Ansatzstelle nicht verbreitert sind. 
Daher ist die Membran nicht in Kreise geteilt, sondern spannt sich 
ganz gleichförmig über den Stigmenvorraum hinweg. Erst eine Färbung 
der Chitinteile macht zwischen den Stützpfeilern kleine Querbalken 
sichtbar. 

Das Balkengerüst der Stigmen von Aphodius steht durch seitliche 
Verbreiterung der Ansatzstellen an der Stigmenplatte miteinander 
in Verbindung; so entstehen die verhältnismäßig großen Kreise. 
Reicher ist die Verzweigung der Tragbalken bei C'etonia und Melo- 
lontha. Hier teilt sich ein jeder der Balken in eine Anzahl von Ästen, 
die einzelnen Äste lösen sich an ihren Enden dicht unter der'Stigmen- 
platte in zahlreiche, kurze Leisten auf, die mit der Platte und unter- 


Die Stigmen der Käferlarven. 17 


einander verschmelzen, sodaß sie selbst die Seitenwände, die Platte, 
die Decke einer Lage eng aneinanderschließender Zellen bilden, die 
Meinert als „Luftkammern“ . bezeichnet. Infolge dieser reichen 
baumartigen Verzweigung der Stützbalken sind die Kreise der Stigmen- 
platte so zahlreich und klein, daß sie von der Mehrzahl der Beobachter 
als Poren in der Stigmenplatte aufgefaßt werden, während wenige 
Forscher sie als dünne Stellen der Chitinmembran ansprechen, und 
einige in ihrem Urteil schwanken. 


Wie schwer die Frage zu entscheiden ist, ob wir es mit Löchern 
oder dünnem Chitin zu tun haben, zeigt am besten die große Zahl 
der darüber gelieferten Arbeiten. Sprengel, Krancher, Schiödte, 
Boas, Hansen und Sörensen sprechen sich für Durchbohrung 
der Stigmenplatte aus, die gegenteilige Auffassung befürworten 
eigentlich nur Treviranus, Burmeister und Meinert. Boas, der 
seine Beschreibung des Stigmas von Melolontha auf Schnittpräparate 
stützte, fügt seiner Arbeit eine Abbildung hinzu, welche die Durch- 
brechungen der Stigmenplatte veranschaulicht. Mir standen ebenfalls 
Schnittserien durch dasselbe Organ zur Verfügung, doch ließen sich 
an ihnen die von Boas bezeichneten Stellen in der Membran nicht 
als Poren, sondern nur als besonders dünne Stellen der Stigmenplatte 
ansprechen. 


Mit Sicherheit läßt sich sagen, daß keineswegs die in der Aufsicht 
als Kreise erscheinenden Räume zwischen den Ansatzstellen der Trag- 
balken in ihrem vollen Umfange Durchbohrungen der Stigmenplatte 
darstellen. Diese sind immerhin so groß, daß sie auf guten Querschnitten 
bei genügender Vergrößerung unschwer als Poren erkennbar wären. 
Aber, wie die Abbildung bei Boas zeigt, besitzen die auf Schnitt- 
präparaten als Poren gedeuteten Stellen einen weit geringeren Durch- 
messer. 


Hansen hat die Durchbrechungen der Stigmenplatte dadurch 
nachzuweisen versucht, daß er die Stigmen mit Osmiumsäure kochte. 
Bei diesem Versuch blieben die Kreise ungefärbt, während ihre Um- 
randung sich dunkel färbte. Auf die Unzuverlässigkeit dieser Methode 
machte Meinert in einer Entgegnung aufmerksam, indem er ein- 
wandte, es könne einerseits so dünnes Chitin wie das in Frage kommende, 
durch scharfe Reagenzien zerstört werden, andererseits die Färbbarkeit 
dünner Chitinlamellen überhaupt bezweifeltee In der Tat wirken 
manche Stoffe wie z.B. Kaliumhypochlorit auf Chitin zersetzend 
ein, und die Färbung dünner Membranen bereitet große Schwierig- 
keiten, allein durch Anwendung des eingangs erwähnten Färbe- 
verfahrens (Kalilauge und Pyrogallol) lassen sich brauchbare Ergeb- 
nisse erzielen. Die auf diese Weise gewonnenen Präparate zeigten 
ein ganz anderes Bild als das von Hansen beschriebene, denn die 
Kreise waren, wenn auch schwach, so doch wahrnehmbar gefärbt. 
Besonders am Rande in die Stigmenplatte gestoßener Risse, welche 
die einzelnen Kreise zersprengt hatten, heben sich die Ränder der 
zerrissenen Membranen durch ihre bräunliche Färbung von dem 

Archiv a eine 


2 7. Heft 


18 Gerhard Steinke: 


hellen Untergrunde ab. Einzig bei Melolontha bleibt die Möglichkeit 
bestehen, daß sich in den vorhandenen Membranen äußerst kleine 
spaltförmige Durchbrechungen finden. Gut gefärbte Präparate dieser 
Stigmen zeigten in jeder der vielen länglich-runden Membranen einen 
in der Richtung des längsten Durchmessers verlaufenden ungefärbten 
Streifen. Etwas Ähnliches vermochte ich an den Stigmen anderer 
Lamellicornierlarven nicht nachzuweisen. Da es unwahrscheinlch 
ist, daß allein Melolontha eine durchbrochene, die übrigen Larven 
eine geschlossene Stigmenplatte besitzen, wird sich die beschriebene 
Erscheinung durch Strukturverhältnisse der Membranen erklären. 
Das Chitin derselben ist an ihrem Ende dicker als in der Mitte. Der 
Rand wird außerdem durch kleine von der festen Umrahmung der 
Kreise ausgehende Zacken gestützt, eine Erscheinung, die bei Cetoni.«a 
am deutlichsten hervortritt. 


Fast ebenso großen Schwierigkeiten wie die Untersuchung der 
Stigmenplatte begegnet die Frage nach der Luftdurchlässigkeit des 
Stigmenspaltes. Den Charakter des Spaltes als der eigentlichen 
Stigmenöffnung hat bereits De Geer richtig erkannt. Wenn 
Krancher (26, 8.556) diesen Stigmenteil .als Chitinzapfen zur 
Anhaftung eines Verschlußmuskels deutet, so ist diese Auffassung 
durch die Beobachtung der Entstehung‘ des Spaltes widerlegt. 
Boas erblickt die Bedeutung des Stigmenspaltes darin, daß er 
dazu dient, bei der Häutung das alte Stigma mit den daranhängenden 
Tracheen aus dem neuen herauszuziehen. Am fertigen Stigma ist 
seiner Ansicht nach der Spalt durch Aneinanderlegen seiner Wände 
vollkommen geschlossen. Meinert teilt die Lamellicornierlarven 
nach der Wegsamkeit ihres Stigmenspaltes in zwei Gruppen: 
1. die Copridinen und Gevtrupinen mit luftäurchlässigem, 2. die übrigen 
mit geschlossenem Spalt und starker Chitinisierung seiner Wände. 


Bezüglich der Stigmen von Melolontha und Cetonia muß ich im 
Gegensatz zu Bcas und Meinert hervorheben, daß ich sowohl auf 
Mikrotom- wie auf Handschnitten die Wände des Stigmenganges 
nicht aneinanderliegend fand. Mag nun auch erst der Druck des 
Messers die Wände voneinander getrennt haben, so spricht der Befund 
doch für die Möglickheit, sie leicht zum Klaffen zu bringen. Ob und 
inwieweit es im Belieben der Larve steht, von der Fähigkeit, ihren 
Stigmengang zu öffnen oder zu schließen Gebrauch zu machen, läßt 
sich kaum entscheiden, da das Objekt für Untersuchung im lebenden 
Zustande bei starker Vergrößerung durchaus ungeeignet ist. Un- 
mittelbar am Spalt ist bei keiner Larve ein Muskel aufzufinden, wenn- 
gleich Meinert bei Copridinen und Geotrupinen einen in dessen Nähe 
sich an die Stigmenwand anhaftenden als Öffnungsmuskel der Spalte 
bezeichnet. Dieser Muskel findet sich auch bei Melolontha. Cetonia 
besitzt an seiner Stelle ein Band, welches in seinem Bau die größte 
Ähnlichkeit mit dem in der Einleitung beschriebenen des großen 
Kegels am Verschlußapparat aufweist. Eine Verschlußeinrichtung 
in der üblichen Ausbildung kommt nur den L.ucaniden zu (Sinodendron). 


Die Stigmen der Käferlarven. 19 


Vielleicht ist der bei den übrigen Lamellicorniern gefundene Muskel 
als Überbleibsel einer solchen aufzufassen. 


Die Larven der Gattungen Aphodius, Cetonia und Melolontha 
zeichnen sich durch eine Eigentümlichkeit ihres Tracheensystems aus, 
die ich bei keiner anderen Käferlarve so ausgeprägt fand wie hier. 
Schon mit bloßem Auge erkennt man bei diesen Tieren einen hellen 
Hof um die Stigmen herum, der, wie eine Betrachtung unter der Lupe 
lehrt, durch einen Kranz unmittelbar unter dem Stigma entspringender 
feiner Tracheen gebildet wird (Fig. 41 und 42.) 


Irgend ein Organ, welches durch diese zahlreichen feinen Trracheen 
besonders reich mit Sauerstoff versorgt wird, ist nicht vorhanden. Sie 
heften sich in der Umgebung, vor allem an den Fettkörper an. Es 
handelt sich hier augenscheinlich um eine Tracheenlunge, ein Organ, 
bestimmt, den Sauerstoff von den Tracheen an das Blut abzugeben. 
Aber eine solche Lunge kann nur funktionieren, wenn durch das Stigma, 
also den Stigmenspalt, atmosphärische Luft aufgenommen wird. So 
spricht auch das Vorhandensein dieser Lunge dafür, daß der Stigmen- 
spalt offen ist. Überhaupt ist nicht einzusehen, wie bei zahlreichen 
Lamellicorniern die Atmung erfolgen soll, wenn das Stigma geschlossen 
ist. 


Canthariden. 


Von Cantharidenlarven untersuchte ich zwei Arten, die einige 
Verschiedenheiten in ihrer Stigmenform aufweisen. Die Stigmen liegen, 
besonders bei der größeren Art (Cantharis sp.) am Grunde einer Ein- 
senkung der Körperhaupt. Das erste Paar gehört dem Mesothorax an. 


Die kleinere, nicht näher bestimmbare Art, von der nur ein Exem- 
plar im Walde unter abgefallenem Laub gefunden wurde, besitzt die 
einfachere Stigmenform (Fig. 30). Das Stigma zeigt einen flach muschel- 
förmigen Vorraum und eine Stigmenplatte von nierenförmiger Gestalt, 
die durch kleine, vom Grund und von den Seiten des Vorraumes aus- 
gehende Balken getragen wird. Am vorderen konkaven Rand dieser 
Platte liegt die Stigmenöffnung als trichterartiger Spalt (0). 


Ganz ähnlich gebaut sind die abdominalen Stigmen der Cantharis- 
larve, nur sind die Stützbalken kräftiger und verzweigt. Das Thorakal- 
stigma dagegen bietet durch die Veränderung in der Lage des Stigmen- 
spaltes ein etwas abweichendes Bild (Fig. 37). Der Spalt (o) greift 
vom Vorderrande der Stigmenplatte zum gegenüberliegenden hinteren 
Rand hindurch und teilt dadurch die Platte in zwei gleich große und 
gleichgestaltete Teile. Einen Verschlußapparat habe ich nicht auf- 
finden können, obwohl nach Haase (20) die Mesothorakalstigmen 
eine starke Verschlußeinrichtung besitzen. Auch bei den Canthariden 
ist die Tracheenverzweigung dicht am Stigma eine ziemlich starke. 


2* 7. Heft 


20 Gerhard Steinke: 


Lampyridae. 


Die drei untersuchten Formen, Luciola italica, Lampyris noctiluc a 
und eine nicht näher zu bestimmende aus einem morschen Fichten- 
stumpf besitzen im wesentlichen gleich gestaltete Organe. Ihr erstes 
Stigma liegt mesothorakal. Es mag das Stigma der größten Larve, 
Luciola italica als Beispiel dienen (Fig. 32). Mit den Canthariden 
hat diese Form nur die Lage der Stigmen am Grunde einer Haut- 
einsenkung gemeinsam; in der Gestalt der Organe entfernt sie sich 
weit von ihnen. 

. Der auffälligste Teil des Stigmas sind zwei Kammern, deren be- 
nachbarte Längswände sich zu einer gemeinsamen Mittelwand zu- 
sammenfügen. Die Decke jeder Kammer setzt sich zusammen aus 
zwei Chitinlamellen, die sich von der Mittelwand und der Seitenwand 
her gegeneinander wölben. ; 

Der an die Seitenränder bezw. an die Mittelwand stoßende Teil 
der Lamellen wird durch je eine Reihe regelmäßig angeordneter Chitin- 
rippen gestützt. Nach dem Körperinnern der Larve zu mündet jede 
der beiden Kammern mit einer weiten, gut umgrenzten Öffnung in den 
gemeinsamen Stigmenraum, eine Halbkugel, an die sich‘ die Trachee 
ansetzt. Bei Zucicola ist der Rand dieser Halbkugel etwas nach innen 
gebogen und durch stärkere Chitinisierung ausgezeichnet, bei der 
unbekannten Larvenform entspringen aus seinem unterhalb der 
paarigen Hohlräume gelegenen Teil einige lange Chitinpfeiler. Eine 
dünne Chitinhaut bildet die Decke des Vorraumes, der nur durch einen 
engen Gang, den Stigmenspalt, mit der Körperoberfläche in Ver- 
bindung steht. Eine erwähnenswerte Abweichung von der eben ge- 
gebenen Beschreibung des Lampyridenstigmas stellt das thorakale 
Stigma der unbekannten Larvenart dar. Statt der gewöhnlichen zwei 
Kammern finden sich hier drei derselben (Fig. 33). 


Cleridae. 


Die Stigmen der unter Kiefernborke den ganzen Sommer hindurch 
häufig anzutreffenden Larve von COlerus formicarius verdienen ihrer 
sehr eigentümlichen Gestalt wegen besondere Beachtung. Das erste 
Stigmenpaar gehört dem Mesothorax an. 

Alle Stigmen sind von gleicher Beschaffenheit. Das Organ besitzt 
eine weite, offene Mündung, deren Rand nach innen umgeschlagen ist, 
die Stigmenplatte (Fig. 18, p). Vom Rande aus erstreckt sich nach 
hinten eine schmale, flache Kammer (K), deren Länge nicht ganz die 
des halben Stigmendurchmessers erreicht. Eine Mittelwand, die sich 
bei einer günstigen Lage der Kammer als Längsfalte ihrer unteren 
Wand (des Kammerbodens) zu erkennen gibt, teilt das ganze Gebilde 
in zwei gleichgroße Räume. Die Decke jeder Kammer wird dadurch 
gebildet, daß die zu einer feinen Membran verlängerten Endflächen 
der Seiten- und Mittelwand umgeschlagen und miteinander 
verklebt sind. 


Die Stigmen der Küferlarven. 21 


Die Kammerwände sind quergefaltet; die Enden der Falten 
- stützen die Kammerdecke. Die Grenze des schalenförmigen Stigmen- 
vorraumes gegen den Stigmengang bezeichnet eine kräftige, aus radialen 
Chitinspitzen gebildete Reuse. Der Stigmengang ist mit einem starken 
Spiralfaden ausgestattet. 


Hydrophilidae. 


- Die Larven leben teils im Wasser, teils auf Wiesen unter ver- 
wesenden Vegetabilien oder im Kuhmist. Der Einfluß dieser Lebens- 
weise macht sich in der Beschaffenheit ihrer Atmungsorgane geltend, 
und es ergeben sich besonders interessante Verhältnisse daraus, daß 
die Anpassung des Respirationssystems an die Lebensbedingungen 
nicht bei allen Larven gleichartig ausgeprägt ist. Bereits Schiödte 
hat Unterschiede in dieser Beziehung festgestellt und hauptsächlich 
die verschieden weit fortgeschrittene Rückbildung des 12. Segmentes 
und die Stigmenform der einzelnen Larven zu ihrer Einteilung benutzt. 

Nach diesen Merkmalen lassen sich zwei Hauptgruppen von 
Hydrophilidenlarven aufstellen. Die eine kennzeichnet sich dadurch, 
daß ihre Stigmen alle gleichgestaltet sind. 

Nach Schiödte gehört hierher die Larve von Helophorus grandıs. 
Leider war mir diese für die Untersuchung der Hydrophilidenstigmen 
wichtige Art nicht zugänglich, doch läßt sich aus Schiödtes Ab- 
bildung (vol. 1, Tab. VII, Fig. 11) ersehen, daß das letzte Stigmenpaar 
der Larve die gleiche Beschaffenheit besitzt, wie sie bei allen Hydro- 
philidenlarven und damit auch bei Helophorus die vorderen acht 
Paare zeigen. 

Ähnliche Verhältnisse finden sich auch bei der Larve von Berosus 
spinosus, von der ich zwei Exemplare untersuchen konnte. Die kleinen, 
wenig auffälligen Vorderstigmen des Tieres liegen an der Spitze’ kurzer 
Erhebungen der Körperhaut (Fig. 24). Der tracheenähnliche Stigmen- 
gang, der am deutlichsten hervortritt, gabelt sich an der Spitze der 
Hauterhebung. Der kürzere von den beiden Ästen (0) besitzt zu- 
sammengepreßte Wände und strebt geradeswegs zur Cuticula empor. 
Er stellt den Stigmenspalt dar. Das andere, längere Spaltstück des 
Stigmenganges, welches besonders in seinem Anfangsteil eine größere 
Weite besitzt, erstreckt sich bis in die Spitze des Hautfortsatzes. 
Sein blind geschlossenes Ende, die Stigmenkammer (K), legt sich 
der Oberfläche desselben an. Die Wand dieses Stigmenteiles ist 
mit spärlichen, undeutlich hervortretenden Querrippen ausgestattet. 

Das letzte Stigma weicht in seiner Gestalt etwas von den vorderen 
ab (Fig. 25). Es erscheint im Vergleich zu ihnen kürzer dadurch, daß 
ihm ein Stigmengang fehlt. Das Organ beginnt über der Trachee mit 
einem weiten Anfangsteil, der sich allmählich verschmälert und mit 
einem kurzen, verhältnismäßig gut abgesetzten Blindsack endigt (K). 
Die Wand ist auch hier mit undeutlichen Rippen und spärlichen Borsten 
ausgestattet. Einen Stigmenspalt konnte ich an dem mir vorliegenden 
Präparat nicht auffinden. Doch ist ein solcher zweifellos vorhanden, 


7. Heft 


22 Gerhard Steinke: 


aber so undeutlich, daß er ohne Färbung nicht sichtbar wird. Es 
kann nicht zweifelhaft sein, daß die vorderen und hinteren Stigmen 
grundsätzlich gleich gebaut sind. 

Die Stigmen der Berosuslarve machen den Eindruck rudimentärer 
Organe; ein Tier, welches ich längere Zeit in tiefem Wasser hielt, kam 
niemals zur Atmung an die Oberfläche. 

Ungleich bedeutender sind die Unterschiede zwischen den vorderen 
und den Endstigmen bei den übrigen Hydrophilidenlarven. Hier ist 
die Divergenz so auffällig, daß sich an demselben Tier zwei ganz ver- 
schiedene Stigmenformen finden. 

Im Gegensatz zu Berosuws nehmen die nun zu besprechenden 
Hydrophilidenlarven durch ihre Endstigmen Luft auf. Diese Organe 
fallen auf den ersten Blick durch ihre Größe auf, eine Erscheinung, 
die Haase zu der Angabe veranlaßt hat, die ausgewachsene Larve 
von Hydrophilus besitze nur ein Stigmenpaar am Hinterleibsende 
(20, p. 51). Soweit meine Beobachtungen reichen, sind bei den Hydro- 
philidenlarven in allen Stadien sämtliche Stigmen sichtbar. Nur die 
Larve von Spercheus emarginatus macht eine Ausnahme. Es wurden 
untersucht die Larven von Cercyon hitoralis, Sphaeridium bipustulatum 
aus Kuhmist, einer dritten Art, die in einem ‚Nest‘ von Algenfäden 
lebt, ferner Hydrous caraboides, Hydrophilus piceus und Spercheus 
emarginatus. 

Die Vorderstigmen der Cereyonlarve liegen an der Spitze von Haut- 
fortsätzen wie die von Berosus, denen sie auch in ihrem Bau gleichen. 
Ein Unterschied besteht nur insofern, als der Blindsack an der Spitze 
der Hauterhöhung durch eine mittlere Längsscheide in zwei Kammern 
getrennt ist. 

Die Endstigmen, welche unter der schildartigen Dorsalplatte des 
achten Abdominalsegmentes versteckt sind (Fig. 9), stellen undeutlich 
geringelte Röhren dar; sie münden im Gegensatz zu den Vorderstigmen 
mit einer etwas erweiterten runden Öffnung nach außen. Bei den 
folgenden Larven kehren die gleichen Verhältnisse wieder, nur finden 
sich geringe Abweichungen in der Form der Endstigmen. So sind die 
beiden letzten Stigmen der in den Algennestern gefundenen Larve 
stark verkürzt und am Außenrande nach der Längsachse des Körpers 
zu auffällig erweitert (Fig. 8). Die Wand ist nicht geringelt, sondern 
mit Chitinspitzen ausgekleidet, die in Querreihen angeordnet sind. 

Die Endstigmen der Sphaeridiumlarve sind flache Schalen mit 
regellos gestellten Spitzen. An dieser Larve läßt sich der Bau der 
verhältnismäßig gut entwickelten vorderen Stigmen besonders schön 
übersehen (Fig. 28 und Textfig. XT). Der Stigmengang wie auch der 
Stigmenspalt ist nicht anders gebildet, wie bei den übrigen Hydro- 
philidenlarven, dagegen erreicht die Ausgestaltung der Stigmenkammer 
eine hohe Vollendung. Die ventrale Wand der Kammer bildet durch 
Einfaltung drei niedrige Längswände, von denen die eine in der Mittel- 
ebene, die andern beiden an den Seiten der Kammer verlaufen. Die 
Wände laufen in schlanke, hohle Stützpfeiler aus, die zur Decke der 
Kammer emporstreben und sich dort mit verbreiterten Enden ansetzen. 


Die Stigmen der Käferlarven, 23 


Entsprechend der größeren Weite der Kammer sind die Pfeiler im 
basalen Teil derselben sehr lang und dabei dünn, während sie nach dem 
verflachten Kammerende zu kürzer werden, dafür aber an Stärke zu- 
nehmen. Die Pfeiler der seitlichen Wände stehen in je einer geraden 
Linie nebeneinander, die der Mittelwand abwechselnd je einer nach 
rechts und links von der Mittelebene. Auf diese Weise erscheinen ihre 
Ansatzstellen an der Chitinmembran der Kammerdecke als vier Längs- 
reihen leuchtender ovaler Plättchen: zwei benachbarte mittlere und 
zwei seitliche. 

Das Innere der Kammer wird dementsprechend in vier Räume 
zerlegt, die durch die Lücken zwischen den einzelnen Pfeilern mit- 
einander in Verbindung stehen. 

Gegenüber diesen hochentwickelten Organen erscheinen die Vorder- 
stigmen der Larven von Hydrous und Hydrophrlus sehr vereinfacht, 
ja unvollkommen entwickelt. Dies trifft besonders für die jüngsten, 
noch in der Eihülle steckenden Larven zu, die ich von Hydrous cara- 
boides untersuchen konnte. 

Von den einzelnen Stigmenteilen ist der Stigmengang, der Vorraum 
und die Kammer deutlich zu erkennen, der Stigmenspalt kaum wahr- 
zunehmen. Der Vorraum wird von feinen Borsten ausgekleidet, die 
Teilung der Kammer durch eine Mittelwand beschränkt sich auf 
ihren Endteil (Fig. 26). 

Bei den erwachsenen Larven tritt der stark zusammengelegte 
Stigmenspalt deutlicher hervor als bei jungen. Die Wandung des 
Vorraumes ist sehr dünnhäutig und die Teilung der Kammer weiter 
durchgeführt (Fig. 27 und Textfig. XI). Die Mittelwand ragt bis zur 
Hälfte der Kammerhöhe in den Raum hinein, die seitlichen Wände 
stellen zwei jederseits dicht unter der Decke des Gewölbes entlang- 
laufende Wälle dar (Textfig. XI). Die an ihren Enden kaum ver- 
breiterten Stützpfeiler unterscheiden sich nur wenig durch ihre Stärke 
von den übrigen in die Kammerhöhlung hineinragenden Chitinspitzen 
Dem Basalteil der Kammer fehlen auch hier die eben beschriebenen 
Einzelheiten. | 

Die Endstigmen sind schon im jüngsten Larvenstadium denen 
der erwachsenen Larve ganz ähnlich, werden also von vornherein als 
offene Schalen angelegt. Bemerkenswert ist an ihnen eine nach der 
Mittellinie des Körpers zu vorspringende flache, schmale Ausbuchtung, 
die am Grunde mit einem lange Spitzen tragenden Wall ausge- 
stattet ist. 

Durch die eigentümliche Beschaffenheit der Tracheenenden in 
unmittelbarer Nähe der Endstigmen zeichnet sich besonders die Larve 
von Hydrophilus piceus aus. Der Spiralfaden ist hier nur in der einen 
Hälfte des Tracheenumfanges ausgebildet, die andere Seite der Tracheen- 
wandung ist weichhäutig und strukturlos. Diese Einrichtung steht 
im Zusammenhang mit der Art des Verschlusses der Atmungsorgane, 
der nicht nur durch den Verschlußapparat, sondern außerdem durch 
Zusammenklappen des Hinterleibsendes (Aneinanderlegen des 11. und 
12. Segmentes) bewirkt wird. Die dabei erfolgende Umbiegung der 


7. Heft 


24 Gerhard Steinke: 


Stigmen wird durch das Fehlen des Spiralfadens auf der einen Seite 
des T'racheenendes erleichtert. 

Von den bisher behandelten Schwimmkäferlarven weicht die 
Spercheus-Larve durch eine Eigentümlichkeit ab, die ich bei keiner 
andern Käferlarve wiederfand. Schiödte gibt von ihr an: Spiracula 
praeter octavum par abdominis nulla (v. 8, p. 217). 


Diese Angabe beruht auf ungenauer Beobachtung. Es sind außer 
dem erwähnten letzten Stigmenpaar noch zwei weitere, und zwar 
das erste auf dem Mesothorax, das zweite auf dem ersten Hinterleibs- 
ring sichtbar, die übrigen Stigmen, also das zweite bis siebente Paar 
des Abdomens, sind geschlossen. Die zwei Paar Vorderstigmen weichen 
in ihrer Beschaffenheit etwas von den gleichen Organen der übrigen 
Hydrophilidenlarven ab (Fig. 22). Sie sind nur wenig über die Körper- 
oberfläche erhöht. Der Stigmenvorraum liegt dicht unter der Outicula 
und mündet durch eine enge, zentrale Stigmenöffnung nach außen. 
Die Stigmenkammern sind gut ausgebildet, ihre Wände mit Quer- 
rippen ausgestattet. 


Das letzte, offene Stigmenpaar besitzt ebenfalls eine sekundäre 
Verschlußeinrichtung, doch von anderer Art als die übrigen Hydro- 
philiden. 


Parnidae. 


Die Larve von Parnus ariseus erhielt ich aus Tümpeln durch Ab- 
sieben von Schlamm und Pflanzenteilen. 


Das Tier lebt gleich gut unter wie über Wasser. Das letzte Segment 
besteht aus einem dorsalen Teil und einer ventralen, beweglich mit 
diesem verbundenen Klappe. Das Verbindungsstück ist sehr weich- 
häutig. Im Wasser wird die Klappe offen gehalten. Da an die weiche 
Haut eine Anzahl von Tracheenbüscheln herantreten, mag sie imstande 
sein, die Atmung unter Wasser zu vermitteln, zumal die außerordentlich 
träge Larve kaum viel Sauerstoff benötigt. Die Luftatmung vermitteln 
die in gewöhnlicher Anzahl vorhandenen Stigmen, welche eine sonder- 
bare Lage am Körper einnehmen. Das mesothorakale Paar findet 
sich ventral, die ersten sieben Paare des Abdomens an den Seiten 
ihrer Segmente, das achte Paar liegt auf dem Rücken und am Hinter- 
rand des achten Abdominalsegmentes. Die letzten beiden Stigmen 
sind etwas größer als die übrigen abdominalen, stimmen aber im Bau 
mit ihnen überein (Fig. 34). Der durch seine dunkle Farbe und starke 
Chitinisierung am deutlichsten hervortretende Stigmenteil ist eine 
aus zwei nebeneinanderliegenden Räumen zusammengesetzte flache 
Kammer. Die Decke der Kammern bildet eine dünne Chitinmembran, 
die von breiten Rändern aus stärkerem Chitin umrahmt wird. Die 
Kammerwände sind quer gerieft. 

Beide Kammern münden in den tiefer gelegenen Stigmenvorraum; 
dieser steht durch einen trichterartigen Gang, den Stigmenspalt, mit 
der Cuticula in Verbindung; nach dem Körperinnern entsendet er eine 
Röhre, die in die Trachee übergeht. ohne einen Verschlußapparat 


Die Stigmen der Käterlarven. 25 


zu bilden, und vollkommen einer Trachee gleicht, aber einen stärkeren 
Spiralfaden besitzt als diese. 

Eine andere hierherzurechnende Larve, die wahrscheinlich der 
Gattung Limnius angehört, fand ich in einem Bach an Steinen. Sie 
gleicht in der Stigmenform der Parnus-Larve, nur sind ihre Organe 
klein und in ihren einzelnen Teilen nicht so wohlentwickelt. Das Tier 
macht wohl auch keinen Gebrauch von ihnen, da es ständig von Wasser 
umspült wird und für die Wasseratmung mit ausstülpbaren Analkiemen- 
schläuchen ausgestattet ist. 


Elmidae., 


Ganz das Gleiche gilt für die bekannte Larve von Elmis Maugei, 
die ebenfalls unter Wasser zwischen Moosrasen sich aufhält. Auch 
die Stigmen dieses Tieres sind von geringer Größe. 


Helodidae. 


Von den zu dieser Familie gehörenden Arten sind C’yphon varia- 
bilis und Helodes sp. als Larven im Frühjahr und Sommer sehr häufig 
in stehenden Gewässern anzutreffen, wo die an ihren langen, viel- 
gliederigen Fühlern leicht kenntlichen Tierchen lebhaft an der Unter- 
seite der Wasserlinsendecke entlanglaufen oder zwischen Wassermoos 
herumklettern. Sie kommen in ziemlich langen Pausen an die Wasser- 
oberfläche, um zu atmen. Während der Atmung sah ich manchmal die 
Cyphon-Larve durch Einziehen und Strecken der Segmente pumpende 
Bewegungen ausführen. Die Luftaufnahme vermittelt ein einziges 
Paar großer Stigmen, das am Körperende liegt (Fig. 2). Die beiden 
Stigmen stoßen aneinander und nehmen die ganze Breite des Hinter- 
randes vom achten Abdominalsegment ein. In ihrer Umgebung stehen 
kleine verzweigte Borsten, die wahrscheinlich zum Festhalten der 
Luft dienen. 

Die Stigmen sind einfache Schalen, deren Wand ein feines, regel- 
mäßiges Maschenwerk kleiner Chitinleisten auskleide. Unmittelbar 
distal des Verschlußapparates steht ein Kranz kurzer Spitzen. Die 
vorderen Stigmen liegen ebenfalls unweit des Hinterrandes ihrer 
Segmente. Sie sind sämtlich geschlossen und schwer aufzufinden; 
ihr erstes Paar gehört dem Mesothorax an. Erwähnung verdient die 
Beschaffenheit des Tracheensystems. 

Dieses besteht in der Hauptsache aus den sehr umfangreichen 
Längsstämmen, denen gegenüber die queren Commissuren und die 
übrigen spärlichen Tracheenäste ganz zurücktreten. 

Den Längsstämmen fehlt der Spiralfaden; sie sind sehr dünn- 
wandige, dehnbare, in jedem Segment zu einer blasigen Erweiterung 
aufgetriebene Schläuche, die, schon dem bloßen Auge sichtbar, als 
silberglänzende Längsstreifen an den beiden Körperseiten hervor- 
treten. Obwohl auch diese Larven am Körperende als Kiemen be- 
zeichnete, ausstülpbare Lamellen besitzen, in denen das Blut lebhaft 


7. Nett 


96 Gerhard Steinke 


zirkuliert und die hervorgestreckt werden, sobald den Tieren der 
Zutritt zur Atemluft verwehrt wird, sind sie anscheinend nicht imstande, 
längere Zeit völlig untergetaucht zu leben, denn auch in sehr sauer- 
stoffreichem "Wasser gingen sie schon nach mehreren Stunden ein, 
sobald ihnen die Möglichkeit genommen wurde, an die Oberfläche 
zu gelangen. 


Nosodendridae. 


Nosodendron fasciculare. Trotzdem sich eine Reihe französischer 
Entomologon mit Untersuchungen dieser Larve und insbesondere 
ihrer Stigmen beschäftigt hat, sind über Stellung, Anzahl und Gestalt 
der Organe bisher nur unzureichende Angaben gemacht worden. 

Chapuis und Cande&ze fanden nur das erste Abdominalstigma 
(10). Dufour (14) zählte sieben Paare abdominaler Stigmen, 
Laboulb£ene (27) sah auch das ganz am Vorderrand des Mesothorax 
gelegene Stigma und behauptete, ebenso wie Perris (41), die Larve 
besäße im ganzen nur acht Paar von diesen Organen statt der sonst 
bei Käferlarven üblichen neun. Die Stellung der Stigmen in kleinen 
Hauterhebungen erklärte er als Anpassung an die Lebensweise der 
Larve, die sich im Baumfluß aufhält. 

Es ist merkwürdig, daß alle diese Forscher das neunte Stigmen- 
paar übersehen haben, da es bedeutend größer als alle übrigen ist. 
Doch erklärt sich dies dadurch, daß es stets an falscher Stelle, nämlich 
in Hauterhebungen auf dem Rücken des elften Segmentes gesucht 
wurde, während es in Wirklichkeit am spitz ausgezogenen Ende des- 
selben liegt (Fig. 30). 

Die Gestalt der Vorder- und Endstigmen ist ganz die gleiche. 
Erinnert schon die Stellung der Organe in Hautfortsätzen, bezw. 
die Verlagerung des letzten Paares ans Körperende an die "Hydro- 
philidenlarven, so erhöht sich die Ähnlichkeit noch durch die nahezu 
gleiche Form der Stigmen. Die Stigmenkammer ist zweiteilig; die 
Membranen ihres Daches werden von den Enden feiner, den Seiten- 
wänden der Kammern ansitzender Rippen getragen. 

Beobachtet man das lebende Tier, so sieht man, daß es meist das 
Hinterende an die Oberfläche bringt, während die übrigen Stigmen 
anscheinend nicht mit der Luft in Berührung gebracht werden. Das 
Hinterende führt häufig langsam pendelnde Bewegungen aus, die von 
Bedeutung für den Gaswechsel sein dürften. 


Dermestidae. 


Die Stigmen der Dermestidenlarven bieten in ihrer Form keine 
Besonderheiten. Es sind offene Röhren von ähnlichem Bau wie die 
Stigmen etwa der Staphyliniden. Eigentümlich ist nur ihre Stellung 
auf den Segmenten, wie ich sie bei Dermestes lardarıus beobachtete. 
Während das thorakale Paar seinen Platz zwischen Pro- und Meso- 
thorax hat, sind die abdominalen Stigmen in der Weise von vorn nach 
hinten und zugleich nach oben verlagert, daß sie auf dem ersten Hinter- 


Die Stigmen der Käferlarven. 27 


leibsring etwa in der Mitte unter der braunen Binde des Rücken- 
schildes, auf dem achten am Hinterrande desselben und nahe dem 
Rücken liegen. 


Elateridae. 


Da die Stigmen der Schnellkäferlarven den Ausgangspunkt 
meiner Untersuchungen bildeten, beobachtete ich von dieser Familie 
eine größere Anzahl Larven. Sie fanden sich teilweise recht häufig 
in morschem Holz, Gartenerde, Kartoffelknollen und Kuhmist. Nach 
Schiödte ließen sich folgende Arten bestimmen: Melanotus casta- 
nipes, Ampedus dıbaphus, Ectinus aterrimus, Agriotes lineatus, Tacto- 
comus tessellatus, Hypogamus cinctus, Cardiophorus asellus. Mehrere 
andere Arten konnten nicht bestimmt werden. 

Die Stigmen aller dieser Larven zeigen untereinander die größte 
Übereinstimmung, nur die von Cardiophorus nehmen eine gesonderte 
Stellung ein. 

Schiödte bildet aber eine Reihe anderer Elateridenstigmen ab, 
deren Formverschiedenheiten so beträchtlich sind, daß sie zur syste- . 
matischen Einteilung der Larven mit herangezogen wurden. 

Die Stigmen der Brust liegen auf dem Mesothorax an der Unter- 
seite, die des Abdomens an der Seite des Körpers, vorn und seitlich 
begrenzt von Chitinleisten, die Schiödte als impressiones muscu- 
lares bezeichnet. Der folgenden Beschreibung liegt die Art Ampedus 
dibaphus zugrunde (Fig. 35). Der am meisten in die Augen fallende 
Teil der Stigmen ist die Stigmenplatte, ein von der gelben Cuticula 
sich durch seine dunklere Farbe gut abhebendes Feld von länglich 
viereckigem Umriß, das sich schon bei schwacher Vergrößerung als 
aus zwei mit ihren benachbarten Längskanten aneinandergefügten 
Stücken zusammengesetzt erweist. Die durch eine feine Linie ange- 
deutete Längsachse (g) des ganzen Gebildes teilt daher dieses in eine 
dorsale und ventrale Hälfte. Die bilaterale Symmetrie der Stigmen- 
platte tritt durch eine Reihe von Einzelheiten im Bau ihrer beiden 
Hälften besonders deutlich in Erscheinung. Das Mittelstück jeder 
Hälfte besteht aus einer dünnen, durchsichtigen Chitinmembran, die 
ihrer ganzen Länge nach von einem Nahtstreifen durchsetzt wird, 
den Schiödte in seinen Abbildungen als Spalt (S) gezeichnet und 
„lima respiratoria“ genannt hat. Der Streifen zeigt an, daß die 
Membran kein einheitliches Stück, sondern durch Zusammenschluß 
zweier Lamellen gebildet ist. Ob diese entlang der Nahtlinie völlig 
miteinander verschmelzen oder, wie es Schiödte darstellt, einen feinen 
Spalt zwischen sich offen lassen, ist eine schwer zu entscheidende 
Frage. 

An Totalpraeparaten sah ich nie einen so breiten Spalt wıe ihn 
Schiödte zeichnet, sondern die Ränder der Lamellen eng aneinander. 
An einzelnen herauspräparierten Stigmen oder stark gequetschten 
Präparaten klaffen zwar häufig die Ränder, doch wird der Spalt hier 
künstlich, durch die Präparation herbeigeführt sein. Jedenfalls gelingt 
es sehr leicht, die Lamellen der Membran entlang der Nahtlinie zu 


7. Heft 


98 Gerhard Steinke: 


trennen. Die beiden Längskanten und die Vorderkante derMembran um- 
gibt ein breiter Rand von festerem, dunkel gefärbtem Chitin. Dieser 
entsendet in die Membran hinein eine Reihe kurzer Chitinspitzen (Sp.). 
Der Rand selbst erscheint quergerieft. Die Riefen der Ränder lassen 
sich bei einer tieferen Einstellung des Mikroskopes in die Tiefe verfolgen; 
es zeigt sich dann, daß sie als Rippen der Wandung zweier unter der 
Stigmenplatte gelegener Kammern aufzufassen sind. 

Die in die Membranen auslaufenden Chitinspitzen erweisen sich 
als die oberste Reihe einer Anzahl kurzer, in die Kammern hinein- 
ragender' Chitinspitzen, mit denen die Seitenwände sehr reichlich, 
der Boden der Kammern nur spärlich besetzt sind. Auch die Wand- 
rippen sind, wie eine Betrachtung der Stigmenkämmern von der Seite 
und von innen lehrt, an den Seitenwänden am stärksten, am Boden 
schwächer ausgebildet, sodaß sie hier nur feine Rillen darstellen. 

Ein sehr anschauliches Bild, das alle diese Einzelheiten im Zu- 
sammenhang übersehen läßt, liefern Querschnitte durch die Stigmen- 
kammern, welche nicht ganz senkrecht zur Stigmenplatte geführt 
sind, sondern diese in etwas schräger Richtung getroffen haben. 
Ein solcher. Schnitt zeigt das herausgeschnittene Stück der beiden 
Kammern als zwei in die untere färbbare Schicht der Cuticula ein- 
gebettete Ringe, deren Chitin von der gleichen Beschaffenheit ist 
wie das der oberen Cuticularschicht und ohne scharfe Grenze in dieses 
übergeht. Zwischen die benachbarten Wände der Kammern ragt 
ein Fortsatz der unteren Cuticularschicht, der als Falte derselben 
bezeichnet werden muß, da sich in seiner Mitte ein spaltartiges Lumen 
findet (Textfig. X. Die Kammerwand läßt auf Schnitten von 
größerer Dicke die oben beschriebene Riefung erkennen. Die Rippen- 
enden legen sich an die Decke der Kammern an, sie bilden auf dieser 
die Riefen der dunkel gefärbten Chitinränder der Stigmenplatte. 

Die Zacken der dünnen Membranen entspringen dicht unter der 
Stigmenplatte aus der innersten Schicht der Kammerwand, der auch 
die oben erwähnten Borsten ansitzen, und dürften daher, wie schon 
bei der Beschreibung der Stigmenplatte hervorgehoben wurde, als 
oberste, etwas veränderte Reihe derselben aufzufassen sein. 

Für diese Auffassung spricht, daß sie bei manchen Stigmen, z. B. 
denen von Ampedus, als vier von den übrigen vier gerieften Streifen 
deutlich unterschiedene Reihen auf. der Stigmenplatte hervortreten. 

Dagegen ziehen sich an anderen Stigmen, etwa bei Melanotus, 
nur vier geriefte Längsstreifen über die Stigmenplatte, und hier sind 
die in die Membranen auslaufenden Zacken offensichtlich nichts 
anderes als die in feine Spitzen ausgezogenen Enden der Wandrippen. 

Endlich gibt ein Querschnitt Aufschluß über die Bildung der 
Stigmenplatte. Bereits aus dem Vorhandensein der Nahtlinien in den 
Membranen ließ sich die Folgerung ziehen, daß die Platte durch Zu- 
sammenschluß von drei Chitinlamellen entstanden sei. za 

Der Schnitt zeigt uns, daß an der Stelle, wo die Kammerwände 
in die Cuticula übergehen, das Chitin der äußeren Schicht eine be- 
sondere Mächtigkeit erreicht: es bildet so die vier dunkel gefärbten 


I 


Die Stigmen der Käferlarven. 239 


Streifen auf der Stigmenplatte, welche die Membranen umranden. 


Die Membranen selbst sind die zu feinen Lamellen verlängerten 


Enden der Ränder, die sich umschlagen und zu einem die Kammer- 
höhlung überbrückenden Dach zusammenschließen (vergl. Textfig. X). 
Auch durch Betrachtung von Querschnitten läßt sich kaum entscheiden, 
ob der Verschluß ein vollkommener ist. In den meisten Fällen klafft 
zwischen den Rändern der Lamellen eine weite Lücke. Diese ist 
aber sicher ein Kunstprodukt, wie daraus hervorgeht, daß die Spalte 
der einen Seite eine andere Weite besitzt als die benachbarte und 
zumeist auch die Wände der Kammern auseinander- oder zusammen- 
geschoben sind. Auf anderen Schnitten liegen die Ränder der Lamellen 
eng aneinander. 

Der Vorderrand der Stigmenplatte ist in die Tiefe versenkt, er 
besteht aus so festem, dunkel gefärbtem Chitin, daß eine Grenze der 
drei Streifen der Platte nicht nachweisbar ist, sondern der ganze 
Vorderrand als einheitliches Stück erscheint. 

‘Die Stigmenkammern sind in ihrem hinteren, dem Körperende 
der Larve zugekehrten Teil flach, nach dem Vorderrande zu gewinnen 
sie allmählich an Tiefe. Gerade unter der Vorderkante der Stigmen- 
platte öffnen sich die Kammern in den gemeinsamen Vorraum. Der 


Vorderrand- desselben steht durch eine Chitinbrücke mit der Mittel- 
wand der Stigmenplatte in Verbindung und sendet zu beiden Seiten 


derselben einige Chitinpfeiler an den Plattenrand. 


Im übrigen ist seine Wandung verhältnismäßig dünn, und es 
fehlen ihr stärker hervortretende Strukturen bis auf eine schwache, 


‚unregelmäßige Querfaltung; nach dem Körperinneren zu geht sie 


unvermittelt in den Stigmengang über. 
Einen Verschlußapparat habe ich bei keiner Larve finden Karin. 


Schiödte schieibt zwar (v. 6, p. 493, zusammenfassend) 
„. . . punetum paulo supra spiraculum situm saepius fuscescens, 
interdum nonnihil eminens vel depressione circulari circumvallatum, 
locum saepissime indicat ‚Iintestinum, ubi ligamentum claviculare 
tracheae primariae figitur.“ | 

Der von Schiödte als ligamentum claviculare bezeichnete 
Stigmenteil hat aber mit einem Verschlußapparat nicht das mindeste 
zu tun; er stellt vielmehr eine gangartige Verbindung zwischen dem 
Stigmenvorraum und der Körperoberfläche dar, ist also nichts anderes 
als der Stigmenspalt. Die stark chitinisierte und gefaltete Wand 
dieses Ganges geht mit einer trichterartigen Erweiterung in die Cuticula 
über, läßt auch noch unterhalb derselben deutlich ein Lumen erkennen, 


verschmälert sich weiter nach dem Vorraum zu allmählich und legt 


sich, bevor sie in diesen einmündet, so eng zusammen, daß sich 
schwer entscheiden läßt, ob der Gang in seiner ganzen Länge wegsam 


‚ist (Fig. 35, 0). Auf Schnitten wird der Spalt,-da er ziemlich stark 


gebogen ist, nie in voller Ausdehnung getroffen. 


Böving bildet einige Stigmen ausländischer, großer Elateriden- 
larven ab, die einen geraden, offenen Stigmenspalt besitzen. 


7. Heft 


BTI) Gerhard Steinke: 


Bei Ampedus dibaphus scheint der Stigmenspalt mit dem Vorder- 
rande durch eine feine, schwer aufzufindende Naht in der Cuticula 
verbunden zu sein (vergl. Textfig. X, x), die sich an einer Exuvie bei 
Betrachtung von innen fand. ‘ 

Die in voranstehenden Ausführungen gegebene Beschreibung 
der Elateridenstigmen gilt für die Larve von Cardiophorus asellus, 
eine Art, die sich noch durch andere Eigentümlichkeiten vor anderen 
Elateridenlarven auszeichnet, nur mit Einschränkungen. Das Organ 
dieser Larve besteht zwar auch aus den beiden Kammern dem Stigmen- 
spalt und einem Vorraum, allein diese Teile sind anders, einfacher ge- 
baut. Die Kammern sind von sehr geringer Größe, flach, und es fehlen 
ihnen die für die übrigen Elateridenstigmen so bezeichnenden Einzel- 
heiten der Struktur. Der Stigmenspalt verläuft in gerader Richtung, 
er tritt durch das starke Lichtbrechungsvermögen seiner Wandung 
sehr gut hervor. Der Stigmenvorsaum hat die Gestalt einer Röhre, 
besitz; deutliche Spiralen und unterscheidet sich infolgedessen nicht 
von der Trachee. Alle Teile des Stigmas bestehen aus dünnem, duıch- 
sichtigem Chitin. 


Buprestidae. 


Obwohl die Stigmen der Prachtkäferlarven eine sehr auffällige 
Gestalt besitzen, hat weniger ihre Bauart, als ihre Lage am Körper 
der Larven im Verein mit der Kopf- und Segmentbildung der Tiere 
die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gelenkt. Goureau (18) 
fand das erste Stigmenpaar der Larve von Agrılus biguttatus auf dem 
Vorderrand des Mesothorax, H. Lucas (31) bei Chalcophora mariana 
zwischen Pro- und Mesothorax, ebenso Dufour (15 u. 16), der eine 
mesothorakale Lage des ersten Stigmas bei Käferlarven bestritt, bei 
vier anderen Buprestidenlarven. Schiödte gibt für die Buprestiden- 
larven allgemein an: Spiracula thoracica omnium maxima, membranae 
articulariae mesothoracis immersa (v.6, p. 633). In seinem Werk 
finden sich eine Anzahl Abbildungen von Buprestidenstigmen und 
Ausführungen über ihre Beschaffenheit. 

Meine Beobachtungen beziehen sich auf das Stigma der Larve 
von Agrilus biguttatus und einer sehr ähnlichen Form, von der nur ein 
Exemplar unter Kiefernrinde gefunden wurde. Bei beiden Arten liegt 
das erste Stigmenpaar auf dem Mesothorax. Beim ersten Anblick der 
Organe überrascht ihre große Ähnlichkeit mit den Stigmen der La- 
mellicornierlarven. 

Der auffälligste Teil des Stigmas der Agriluslarve ist die Stigmen- 
platte. Diese besteht, wie bei den Lamellicorniern, aus einem von zwei 
dünnen Lamellen gebildeten Randteil, der eigentlichen Platte, und 
einem, hier etwas emporgewölbten und gefalteten Mittelstück, in dem 
sich zwischen den Lamellen Gewebe erhält (vergl. Textfig. XV). Der 
Randteil hat die Gestalt eines Hufeisens, das an der konvexen Seite 
feine Riefen aufweist (Fig.38). Die Platte wird durch zahlreiche _ 
Pfeiler gestützt, die zum Mittelstück hinübergreifen und dort mit 


Die Stigmen der Käferlarven, 31 


verbreiterten Enden ansetzen. Die Pfeiler sind zumeist, wie eine 
Gabelung ihres Anfangsieiles erkennen läßt, aus mehreren Einzel- 
stäben verschmolzen. Ihre oberste Reihe, dicht unter der Stigmen- 
platte, ist am kräftigsten entwickelt und durch ihre braune Färbung 
von den tiefersiehenden ausgezeichnet; diese nehmen umsomehr an 
Länge und Stärke ab, je näher sie dem unteren Rande des Stigmas 
stehen und erreichen zuletzt die Stigmenplatte nicht mehr, sondern 
bilden kurze Spitzen, wie sie gewöhnlich die Stigmenwand bekleiden. 

Das Mittelstück stellt sich als Einwölbung des von der Stigmen- 
platte nicht umschlossenen Teiles der Stigmenwand dar. Es wird, 
ebenso wie das Lamellicornierstigma, von dem Stigmenspalt (0) durch- 
setzt, einem Gang, der am emporgewölbten Ende des Mittelstückes 
nach außen mündet, in etwas schräger Richtung mit ziemlich regel- 
mäßig längsgefalteten Wänden hindurch verläuft und an der Unter- 
seite mit einer Querspalte in den Stigmenvorraum führt. 

Das proximale Stück der Wand des Spaltes tritt durch das stark 
lichcbrechende, gelbbraune Chitin gut hervor; im übrigen ist die Wand 
weichhäutig und biegsam. Der Spalt ist sehr wahrscheinlich wegsam 
für die Atemluft, denn seine Wände berühren sich auf Schnitten, die 
ihn in ganzer Länge g.öroffen haben, an keiner Stelle. 

In das Mittelstück hinein erstreckt sich vom Stigmenrande her 
eine eigenartige Epithelbildung, die als eine bis an den Stigmenspalt 
reichende Falte eines von der Hvpodermis des Stigmas abgesetzten 
Zellkörpers bezeichnet werden muß, der wie ein Pfropf vor dem Eingang 
in das Mittelstück liegt. Diese Bildung findet sich bei jungen wie bei 
erwachsenen Larven, hat also keine Beziehung zur Stigmenneubildung. 

Ein etwas anders gestaltetes Stigma als Agrilus besitzt die unbe- 
kannte Buprestidenlarve, welche sich von Agrilus vor allem durch das 
Fehlen der beiden Chitinspitzen am letzten Segment unterscheidet. 
Die Stigmenplatte ist unregelmäßig nierenförmig, der Stigmenspalt 
liegt an der konkaven Seite. Die Membran der Platte besteht aus einer 
dünnen Chitinanlage, die durch eine Anzahl festerer, von einem Rande 
der Platte zum andern hinüberziehender Leisten versteift wird. 

Die Stützbalken sind wenig verzweigt, kräftiger und in geringerer 
Zahl vorhanden als bei Agrilus. Ein ganz ähnliches Stigma bildet 
Schiödte von Euchroma ab, gibt aber insofern eine andere Dar- 
stellung davon, als er die Stellen zwischen den Verteilungsleisten der 
Stigmenplatte als Lücken zeichnet (vol. 6, Tab. I Fig. 12—15), dagegen 
den Stigmenspalt nicht angibt. 

Die an dessen Stelle angedeuteten Wellenlinien beweisen indes, 
daß auch das abgebildete Stigma hier einen Spalt besitzt. 

Die verschiedenen Stigmenformen der Buprestidenlarven sind 
wahrscheinlich Stufen einer ähnlichen Entwicklungsreihe wie bei den 
Lamellicorniern. Das Stigma von Agrilus läßt sich aus dem von Ew- 
chroma durch stärkere Einwölbung des an die Konkavseite der Stigmen- 
platte stoßenden Wandteiles des Stigmas ableiten. 


7. Heft 


BD) Gerhard Steinke: 


Lymexylonidae. 


Von der Art Zymexylon dermestoides konnte ich einige Vertreter 
untersuchen. 

Die Stigmen, deren erstes Paar dem Mesothorax angehört, be- 
sitzen eine quergestellte, langrunde Öffnung, die am Rande von einer 
schmalen Stgimenplatte überragt wird (Fig. 12). Der Stigmenvorraum 
ist reich mit kleinen, spitz ausgezogenen Chitinfalten ausgestattet. 
Er sendet nach hinten einen sehr flachen, an der Oberfläche liegenden 
Vorsprung, der sich aus acht bis zehn Kammern zusammensetzt. 
Diese Kammern sind in ihrem peripheren Teil äußerst flach, im basalen 
am tiefsten. Ihre Wände werden von kleinen Chitinbalken gebildet; 
die Ränder der Wände schlagen sich nach beiden Seiten um und bilden 
die Kammerdächer. 


Bostrychoidea. 


Unter dieser Gruppenbezeichnung fasse ich eine Reihe von Larven 
zusammen, die näher zu bestimmen nicht möglich war. Zur Zucht 
fand ich nicht genügend Tiere. So wurde mir von einigen Arten 
nicht einmal die Familienzugehörigkeit bekannt. Wenn ich sie trotzdem 
hierherrechne, so ist dafür nur die Ähnlichkeit ihrer Stigmen mit denen 
der Bostrychidenlarven maßgebend gewesen. Es kehrt bei allen diesen 
Larven, trotz der in den Einzelheiten weitgehenden Unterschiede, 
immer die gleiche Grundform der Organe wieder. 

Ein verhältnismäßig einfaches Stigma besitzt eine Bostrychiden- 
larve (Fig. 13). Die Stigmen sind verhältnismäßig groß; das thorakale, 
auf dem ersten Segment gelegene Paar hat etwa den doppelten Umfang 
als die übrigen. Die weite, ovale Stigmenöffnung wird am Rande durch 
eine schmale Stigmenplatte überwölbt. Der bei den thorakalen Stigmen 
flach schalenförmige, bei den abdominalen röhrenartige Vorraum ist 
mit kurzen Chitinspitzen besetzt, die in Querreihen so eng aneinander- 
stehen, daß sie der Wand ein tracheenähnliches Aussehen verleihen. 
Die dorsale Seite des Vorraumes bildet eine kleine, flache Aus- 
buchtung, die Stigmenkammer, welche soweit von der Stigmenplatte 
überwölbt wird, daß ihr peripherer Teil vollkommen nach außen ab- 
geschlossen ist. 

Die Kammer der Bruststigmen liegt mehr nach vorn, die der ab- 
dominalen mehr nach hinten. Ein Stigmengang fehlt sowohl den 
thorakalen wie den abdominalen Stigmen, auf den Vorraum folgt 
sofort der Verschlußapparat. 

Eine Piniden- bzw. Anobiidenlarve bietet eine etwas andere 
Stigmenform (Fig. 15). Auch hier liegt das erste Stigma prothorakal. 

Der Unterschied vom Bostrychidenstigma liegt in der stärkeren 
Entwicklung der Kammer. Diese erreicht an Länge etwa den Durch- 
messer der Stigmenöffnung. Ihre Wände bestehen aus starkem Chitin, 
sie sind stark gewölbt und legen ihre umgeschlagenen Ränder — die 


Die Stigmen der Käferlarven, 33 


Stigmenplatte — so eng aneinander, daß sie die Kammer in ihrem 
peripheren Teil vollkommen abschließen, und nur an der Basis ein 
Spalt offen bleibt, der in die ziemlich enge Stigmenöffnung ausgeht. 
Die Kammer tritt durch ihre gelbbraune Färbung stark hervor und 
verleiht dem Stigma ein eigentümliches Aussehen. 

Von drei weiteren Larven, die sich von den eben beschriebenen 
durch ihre Körperform unterscheiden, gleicht die eine in ihrem Stigmen- 
bau den Bostrychiden. Die Stigmen, deren erstes Paar dem Meso- 
thorax angehöıt, besitzen eine weite, runde Öffnung. Eine Stigmen- 
platte fehlt. Die Kammer, die dementsprechend ebenfalls eines Daches 
entbehrt, ist am ersten und zweiten Stigmenpaar am besten entwickelt 
und sehr unvollkommen durch eine Längswand geteilt, nimmt an den 
folgenden Paaren ständig an Umfang ab und ist am letzten nur noch 
durch eine kaum wahrnehmbare Erweiterung des Randes angedeutet. 
Der schalenförmige Stigmenvorraum ist reich mit Chitinspitzen aus- 
gestattet, die sich an der Grenze gegen den Stigmengang zu einer 
Reuse verdichten. 


Bei einer zweiten Larvenform, deren erstes Stigmenpaar dem 
Prothorax angehört, erreicht die Stigmenkammer etwa dieselbe Länge 
wie der Durchmesser des Stigmenvorraumes (Fig. 14). Ihre Tiefe ist 
sehr gering und von den Feinheiten des Baues nur wenig erkennbar, 
da das ganze Organ eine sehr geringe Größe besitzt. Vom Rand der 
Kammer springt eine Reihe radiär angeordneter Chitinleisten vor. 
Zwischen diesen treten winzige, unregelmäßig gestaltete Verdickungen 
der Wand hervor. Ein schmales Feld in der Mitte der Kammer bleibs 
frei von jeder Struktur. 


Soweit es möglich ist, sich aus diesen Einzelheiten eine Anschauung 
über den Bau der Kammer zu bilden, scheint deren Boden aus einer 
dünnen, glatten Chitinwand zu bestehen, während dıe seitlichen Leisten 
als Stützen der Kammerdecke anzusprechen sein dürften, die nur den 
Rand der Kammer umgibt. Der von einer ziemlich breiten Stigmen- 
platte übberwölbte Stigmenvorraum besitzt ebenfalls eine dünne, glaite 
Wandung. ER 

Eine dritte Larvenart erreicht in der Entwicklung der Stigmen- 
kammer die höchste Vollendung. Der Vorraum erscheint hier nur als 
ihr untergeordneter Anfangsteil (Fig. 16 u. 17). Die Kammerdecke 
wird wie bei der Ptinidenlarve durch Zusammenwölben der Kammer- 
wände gebildet. Die Verschmelzungslinie ist durch eine von der 
sehr kleinen Stigmenöffnung ausgehende Naht angedeutet. 


. Pyrochroidae. 


Die unter der Rinde abgestorbener Laubhölzer häufig anzutreffende 
Larve von Pyrochroa coccınea zeichnet sich dadurch aus, daß ihr 
letztes Stigmenpaar etwas vergrößert ist. Das erste Stigma liegt vorn 
auf dem Mesothorax. Die quergestellte, ovale Stigmenöffnung wird von 
einem Kranz plattenartig verbreiterter Chitinvorsprünge überragt. 

Archiv eg 3 in 


34 Gerhard Steinke 


Die Platten sind ungleich groß und teilweise mit ihren Enden unter- 
einander verschmolzen. Der reich mit verzweigten ‘Chitinspitzen 
ausgestattete Stigmenvorraum verengt sich dicht über dem kurzen 
Stigmengang zu cinem Spalt, den besonders lange Spitzen sperren. 


Meloidae. 


An den Larven des Triungulinus-Stadiums von Meloe proscara- 
baeus fällt die Vergrößerung des ersten Abdominalstigmas auf, welches 
selbst das mesothorakale Stigma an Größe übertrifft und fast die 
ganze Breite des ersten Hinterleibsringes einnimmt. Die Stigmen 
sind weit glockenförmig und mit einer schmalen Stigmendecke ver- 
sehen, welche ebenso wie die Stigmenwand eine netzartige Struktur 


zeigt (Fig. 7). 
Cistelidae, 


Die im Weidenmulm häufige Larve von Cistela aira hat einfache, 
röhrenförmige Stigmen, deren erstes Paar dem Mesothorax angehört. 


Sie bieten in ihrer Beschaffenheit keinerlei Besonderheiten. Höchstens 


die Struktur des Stigmenganges verdient Erwähnung. Dieser besitzt 
einen mit Chitinspitzen besetzten Spiralfaden, dessen Windungen 
durch Seitenäste miteinander zu einem weitläufigen Maschenwerk 
verbunden sind. 


Tenebrionidae. 


Die Stigmen der Larve von Tenebrio molitor stimmen in Form 
und Anordnung mit denen von Cistela völlig überein, nur ist ihr Spitzen- 
besatz weitaus spärlicher, 


Nitidulidae, 

Die Larven von Soronia grisea fanden sich sehr zahlreich im aus- 
fließenden Saft alter Weiden. Von ähnlichen Stellen sammelte ich 
eine ganze Reihe anderer Larvenarten, die ihrer Körperform nach in 
diese oder eine nahe verwandte Familie gehören. Über die Stellung 
der Stigmen bei Epuraea schreibt Perris (Ann. Soc. Ent. Fr. 1862, 
p. 186): „‚Ces stigmates offrent une particularit que je n’ai rencontree 
jusqu’ici dans aucune larve de Col&optere; ils sont non pas sessiles 
comme & l’ordinaire, mais pedonculss, c’est ä dire portes sur une petite 
cylindrıque faisant saillie.‘“ Diese Stellung der Stigmen an der Spitze 
von Hauterhebungen, wie ihre Verteilung auf den Körpersegmenten 
und ihre Form ist ganz die gleiche wie bei Nosodendron. Ein Unter- 
schied besteht nur darin, daß bei allen hierhergerechneten Larven das 
letzte Stigmenpaar nicht am Körperende der Larve, sondern wie die 
übrigen seitlich gelegen ist. 


Se u Ve 


Die Stigmen der Käferlarven. 35 


Byturidae. 


Die als Himbeermade allbekannte Larve von Byturus tomentosus 
hat im Bau ihrer Stigmen große Ähnlichkeit mit den Nitiduliden, 
weicht aber dadurch von ihnen ab, daß die Stigmen nicht über die 
Körperhaut erhöht stehen. Ferner ist die Stigmenmündung nicht wie 
bei den Nitiduliden bis auf einen Spalt verschlossen, sondern die den 
Rand überwölbende Stigmenplatte läßt eine runde, zentrale Öffnung 
frei. Dementsprechend ist in diesem Organ eine ausradiären Spitzen 
gebildete Reuse vorhanden (Fig. 21). 


Cryptophagidae. 


Das Stigma der Larve von Uryptophagus subfumatus entspricht 
in seiner Form ganz dem der Byturus-Larve. Auch die Anordnung 
der Organe ist dieselbe. Das Gleiche gilt für eine Anzahl anderer, 
wohl hierher zu rechnender Larvenarten. 


Coceinellidae. 


Von Marienkäferlarven untersuchte ich besonders die eigen- 
artige Larve von Chilocorus bipustulatus. Die Stigmen, deren erstes 
Paar vorn auf dem Mesothorax liegt, sind klein. Ihre Mündung ist 
kreisrund; es fehlt jede Andeutung eines Vorraumes. Das Organ ist 
eine Röbre von überall gleicher Weite, die in ihrer ganzen Länge mit 
einem Spiralfaden ausgestattet ist. 

Der Faden trägt kleine Chitinspitzen, die nach der Stigmen- 
mündung hin immer länger werden. Ihre äußerste, dem Rand an- 
sitzende Reihe legt sich wie eine Reuse über die Stigmenöffnung (vergl. 
Texifig. I). 


Chrysomelidae. 


Innerhalb dieser großen, artenreichen Familie tritt uns eine Reihe 
ziemlich stark von einander abweichender Stigmenformen entgegen. 

Bei allen Larven liegt das erste Stigmenpaar am Vorderrande 
des Mesothorax. 

Einfach gebaut sind die Stigmen von Agelastica alnı, Galerucella 
nymphaeae, der Haltica-Arten und mancher anderer Larven. Sie 
stellen einfache Röhren dar wie die Coccinellidenstigmen; das Stigma 
der Haltica-Larven besitzt einen deutlich abgese:zten Vorraum und 
eine schmale Stigmenplatte. 

Das Stigma von Lina populı (Fig. 5) erinnert sehr an das der 
Chilocorus-Larve. Die Stigmenöffnung überragt die Körperoberfläche 
ein wenig. Ein Stigmenvorraum fehlt; die das. Stigma auskleidenden 
Spiralen sind durch Seitenzweige zu einem weitläufigen Maschenwerk 
verbunden. Das Maschenwerk verdichtet und verstärkt sich nach 
der Stigmenöffnung hin, die ein Kranz von kleinen Chitinspitzen 
umrandet. 


3* 7. Heft 


36 Gerhard Steinke: 


Eine Weiterbildung dieser Stigmenform bietet das Organ der Larve 
von Cassida viridis (Fig. 4 und 5). -Das Stigma überragt die Haut 
stark konisch. Der Rand der Stigmenöffnung besitzt ebenfalls einen 
Kranz von Chitinvorsprüngen, die am Hinterrande am kräftigsten 
sind. Der Eingang ist glockenförmig zu einem Vorraum erweitert, 
dessen Wand ein ganz ähnliches Maschenwerk auskleidet, wie es uns 
am distalen Ende des Stigmas von Lina populı entgegentrat. Den 
Vorraum scheidet eine gut entwickelte Reuse aus dicht zusammen- 
schließenden Chitinspitzen von dem mit starkem Spiralfaden aus- 
gestatteten Stigmengang. 


Eine andere Stigmenform treffen wir bei Crioceris hillii (Fig. 20). 
Das Stigma dieser Larve hat mit denen von Lina und Cassida die 
Gliederung in Vorraum und Stigmengang gemeinsam, es liegt aber 
nicht über die Körperhaut erhaben, sondern in gleicher Höhe mit dieser. 
Den glattwandigen Vorraum überwölbt eine schmale Stigmenplatte. 
Die hintere Seite des Vorraumes bildet eine durch eine Mittelwand 
längsgeteilte Kammer. Die Stigmenplatte, welche die beiden Räume 
der Kammern überwölbt, schließt diese im peripheren Teil vollkommen 
ab, im basalen dagegen nähern sich die Ränder der Decke einander 
soweit, daß zwischen ihnen ein feiner, in die Stigmenöffnung über- 
gehender Spalt klafft. Die Kammerwände sind quer gefaltet. 


- Die in mehr als einer Beziehung bemerkenswerteste Stigmen- 
bildung nicht nur unter den Ohrysomeliden, sondern allen. bekannten 
Käferlarven kommt den Donacia-Larven zu. 


Im Jahre 1842 lenkten zuerst Kölliker, etwas später (1848) 
Perris die Aufmerksamkeit der Forscher auf die am achten Abdominal- 
segment der Larve befindlichen hakenartigen Anhänge, ohne indessen 
ihre biologische und morphologische Bedeutung klarzustellen. Perris 
fand an der Basis der Häkchen ‚‚Pseudostigmen“, Membranen, die den 
Verschluß zweier Tracheenstämme bildeten. Chapuis und Candeze 
(10) sowie von Siebold (1859) (50) wiesen nach, daß es sich um 
wirkliche Stigmen handele, da in der Membran ein Spalt vorhanden 
sei. Siebold gab eine ausführliche Beschreibung des inneren Baues 
der Häkchen. 1887 und 1889 lieferte Schmidt-Schwedt zwei ein- 
gehende Untersuchungen, in denen er zu dem Ergebnis kam, daß 
nicht das Stigma an der Basis der Häkchen, sondern diese. selbst 
die Atmung vermittelten (48 und 49). 


Zu der entgegengesetzten Auffassung gelangte 1888 Dewitz (2. 


Die beiden neuesten Arbeiten sind die von Böving (1906) (5) 
und Deibel (1910) (11). Durch diese beiden Untersuchungen ist 
(die Kenntnis nicht nur des letzten Stigmenpaares, der Abdominal- 
anhänge, sondern auch der vorderen Stigmen in solchem Maße ge- 
fördert worden, daß sich eine neue Untersuchung erübrigt. _ Ich be- 
schränke mich daher darauf, nach den genannten Arbeiten eine kurze 
Übersicht über den Bau-der Stigmen zu geben und die ee a 
Stigmen aulleıpe Chrysomelidenlarven zu vergleichen. er 


Die Stigmen der Käterlarven. 37 


_ Näch Deibel sind die Vorderstigmen der Donacia-Larven in den 
früheren Stadien collabiert und schwer sichtbar; erst bei der letzten 
Häutung erlangen sie ihre Form. Diese läßt sich mit der des Cassida- 
stigmas vergleichen. Das Stigma überragt die Körperhaut bei den 
Donacia-Arten wenig, bei der nahe verwandten Macropleas mutıca 
stärker. Es besitzt einen starkwandigen Vorraum. dem jedoch eine 
Maschenstruktur wie bei Cassida fehlt, und eine starke Reuse. Der 
Verschlußapparat liegt in kurzer Entfernung proximal der Reuse, 
sodaß auch kein Stigmengang vorhanden ist. 

Das Endstigma (vgl. Textfig. XII) kann man sich aus dem Organ 
von Ürzioceris entstanden denken unter der Annahme, daß die Kammer 
der Criocer:s-Stigmen sich von ihrer Unterlage abhebt, indem die 
umgebende Cuticula sich der Kammerwand anlegt. Die bei Crioceris 
runde Stigmenöffnung ist bei Donacia zu einem Längsspalt zusammen- 
gedrängt, der sich an der Basis der Häkchen inmitten einer hellen 
Chitinfläche, dem „Stigmenhof“ Deibels findet. Dieser Stigmenhof 
würde der Stigmenplatte entsprechen. | 

Der Stigmenspalt führt in einen von Deibel als „Trichter“ be- 
zeichneten Vorraum, der eine starke, radiär gestreifte Chitinwand 
besitzt. Die Wand des Häkchens besteht aus zwei Chitinschichten, von 
denen die äußere in die Körperhaut übergeht. Die innere steht im Zu- 
sammenhang mit der hinteren Wand des Vorraumes. Das Häkchen 
ist demnach nichts anderes als eine in einen Hautfortsatz eingebettete 
Stigmenkammer. Sie besteht, ebenso wie die Kammer des Orvoceris- 
Stigmas, aus zwei durch eine Mittelwand getrennten Räumen; 
wenigstens ist dies nach Deibels Untersuchungen bei jungen Larven 
der Fall. Beiälteren Larven tritt dazu im mittleren Teil des Häkchens 
noch eine aus stabartigen Vorsprüngen der Mittelwand gebildete 
Zwischenwand, sodaß die Stigmenkammer der Endform in ihrem 
mittleren Teil sich aus vier Räumen zusammensetzt (vgl. Textfig. 
XII). Die Seitenwand der Kammer ist fein gerieft und auf der 
Innenseite mit Chitinspitzen besetzt, die nach dem Vorraum hin an 
Länge zunehmen, sich verzweigen und schließlich zu einer kompakten 
Masse verschmelzen, welche die Hohlräume völlig erfüllt. 

Im Gegensatz zu den Vorderstigmen besitzen die Endstigmen 
einen mit Spiralfaden ausgestatteten Stigmengang. 


Cerambyeidae. 


Im Anschluß an die Erörterungen über die Lage des ersten Stigmen- 
paares der Buprestidenlarven haben Goureau (18) und H. Lucas (31) 
auch eine Anzahl Bockkäferlarven untersucht und die Stigmen an 
ähnlicher Stelle gefunden wie bei jenen: an der Grenze von Pro- und 
Mesothorax. Während Lucas für intersegmentale Lage der Stigmen 
eintritt, rechnet Goureau sie zum Mesothorax. Schiödte schreibt: 
„Spiraeula prothoracica ‘omnium maxima, 'membranae articulariae 
mesothoracis immersa.‘“ (v. 10, p. 384). Die Lage der Stigmen ist, 
wie meistens bei weichhäutigen Larven, in der Tat schwer zu be- 


7. Heft 


38 Gerhard Steinke: 


urteilen, umsomehr, als es wohl möglich ist, daß bei verschiedenen 
Gattungen dasselbe Stigma nicht an der gleichen Sielle liegt. 


Die Bruststigmen der von mir untersuchten Cerambycidenlarven, 
Arten der Gattungen Rhagium, Leptura und Saperda liegen in der 
Intersegmentalfalte zwischen dem ersten und zweiten Segment. 


Die Grundform der Stigmen scheint bei allen Bockkäferlarven 
die gleiche zu sein. 


Das Organ besitzt eine weite, langrunde Mündung mit umge- 
schlagenem Rand, (der Stigmenplatte), verengt sich nach innen und 
besitzt dicht über dem Verschlußapparat zwei von beiden Längsseiten 
entspringende Platten, welche in die Stigmenhöhle weit hineinragen 
und sie bis auf einen engen, zwischen ihnen klaffenden Spalt ab- 
schließen (Fig. 10). Die Platten setzen sich aus langen, miteinander 
verschmolzenen Chitinspitzen zusammen. Die übrigen Einzelheiten 
des Stigmenbaues ‚sind von außerordentlicher Feinheit. Die Wand 
ist reich besetzt mit kurzen, reich verzweigten Spitzen oder spitzen- 
tragenden Chitinhöckern. Der umgeschlagene Rand des Stigmas 
(die Stigmenplatte) endet bei Saperda mit einer gleichmäßigen, scharfen 
Kante, andere Larven, z. B. die Rhagium-Arten, zeichnen sich durch 
einen sehr zierlichen Bau des Randstreifens aus. Dieser umgibt nur 
den Vorderrand als einfaches Band, die hintere Seite, an den Brust- 
stigmen nur in ihrer oberen Hälfte, ist in eine Reihe kleiner, kammer- 
artiger Abschnitte zerlegt (K). In gleichem Abstand voneinander 
erheben sich aus der Stigmenwand niedrige, radiär angeordnete Chitin- 
balken (Fig. 11, B), deren in die Stigmenhöhle schauendes Ende in 
gleicher Höhe mit dem Randstreifen liegt, während das entgegen- 
gesetzte ein wenig über den umgebogenen Rand erhaben ist. 


Diese Leisten bilden die Seitenwände der Randkammern, jedes 
zwischen zwei Leisten liegende Wandstück den Boden einer Kammer. 
Um die Decken der einzelnen Kammern zu erkennen, ist es nötig, 
den Rand eines Stigmas forgfältig abzutrennen, sodaß die Rand-. 
kammern frei liegen (Fig. 11). Es werden dann auf dem Boden jeder 
Kammer Querleisten sichtbar. Diese ziehen sich an ihren Seiten- 
wänden in die Höhe, biegen am Ende derselben nach innen um und 
laufen in dünne Membranen (L) aus, die sich von den Rändern der 
Seitenwände her über die Kammerhöhle wölben und diese soweit 
überdecken, daß nur in der Mitte ein feiner Spalt offen bleib. Es 
besteht also die Decke einer einzelnen Kammer aus zwei Lamellen. 
Jede Seitenwand sendet nach beiden Seiten von ihrem Rande eine 
Lamelle aus, beteiligt sich also an der Bildung der Decke zweier Nachbar- 
kammern. 


Während die Randkammern der abdominalen Stigmen alle un- 
gefähr dieselbe Größe besitzen, sind an den Bruststigmen die mittleren 
von ihnen am größten, die darangrenzenden nehmen nach den Seiten 
hin an Größe ab. 


Die Stigmen der Käferlarven. 39 


Bei der Präparation der Stigmen fiel mir eine Eigentümlichkeit 
der Tracheen auf. Diese sind eng besetzt mit großen, der Hypodermis 
fest anhaftenden Zellen, welche als veränderte Fettzellen anzu- 
sprechen sind. 


Curculionidae. 


Eine verhältnismäßig einfache Stigmenform fand ich bei einer 
kleinen, in Blattminen von Salıx amygdalina lebenden, in Körper- 
gestalt und Lebensweise den Orchestes-Larven gleichenden Curculionide, 
die wohl ebenfalls der Gattung Orchestes angehört. 

Die Bruststigmen gehören, im Gegensatz zu den prothorakal 
gelegenen der anderen Öurculioniden, dem Mesothorax an, wenn sie 
auch ihren Platz ganz am Vorderande desselben haben. 

Die Stigmen dieser Larven besitzen einen gla,twandigen Vorraum, 
der nach hinsen eine durch einige Falten versteifte Kammer aussendet. 
Die Stigmenplatte ist sehr schmal. Daher besitzt der Vorraum eine 
weite Stigmenöffnung und die Kammer nur an ihren Rändern eine 
Decke. Der Stigmengang ist sehr lang. 

Als Beispiel für eine aus dem eben beschriebenen Stigma durch 
Umgestaltung seiner Teile entstandene Form mag das Organ einer 
in Wurzelgallen lebenden, wohl der Gattung Ceutorhynchus ange- 
hörenden Larve dienen. Der Stigmengang ist im Verhältnis kürzer 
und weiter, die Kammer geräumig und duıch eine Längsfalte geteilt. 
Eine breite Stigmenplatte deckt die Mündung bis auf eine zentrale 
Öffnung zu und schließt sich über jeder Kammerhälfte zu einem Dach, 
das seine Entstehungsweise durch einen in die Stigmenöffnung über- 
gehenden Spalt anzeigt. 


Genau die gleiche Stigmenform findet sich bei der Larve von 
Balanınus nucum. 

Die meisten anderen Curculionidenlarven haben ihre Stigmen 
noch weiter in der gleichen Richtung ausgestaltet. Die zentrale Stigmen- 
öffnung ist weiter verkleinert und bildet nur ein Loch von engem 
. Durchmesser in der Stigmenplatte. Dementsprechend finden sich 
statt der beiden Spalten in den Kammerdecken nur noch Nahtlinien. 

Die Wand der Kammer ist quergefaltet; die Ränder der Falten 
springen von den Seitenwänden her weit in das Innere der beiden 
Räume vor und stützen die Kammerdecke. 

Hylobius abietis besitzt nur je drei solcher Falten, die dafür aber 
sehr groß sind, an den Außenwänden der Ausbuchtung (Fig. 19). 
Bei vielen anderen Larven trägt aurch die Mittelwand vorspringende 
Falten; in diesem Fall sind die Falten zahlreicher, aber kleiner. 


Scolytidae. 


Die Larven dieser Käferfamilie, die ja auch im übrigen denen 
der Rüsselkäfer sehr ähnlich sind, schließen sich in ihrem Stigmenbau 
so eng an diese an, daß sich eine Beschreibung erübrigt. 


7. Heft 


40 Gerhard Steinke: 


Übersicht über Form und Lage der Stigmen. 


Form der Stigmen und Verschlußapparat. 


biforia 
Spiracula: 
uniforia 


Doppelkammer Verschluß- 
Stigmenmündung Apparat 
offene |geschlossene 


Familie forin ‚| Einzel- 


kammer 


| 

| 
Cieindelidae . . . u 
Carabidae.. . ... u + 
Dytiscidae. ... . En 
Haliplidae . . 
Gyrinidae . 
Staphylinidae . . 
Silphidae . 
Histeridae . 
Lamellicornia ; 
Gantharidae . . . 
Lampyridae ... . 
Gleridae.. ... . 
Hydrophilidae . . 
Parnidae i 
Elmidae. ... . 
Helodidae . .. . + 
Nosodendridae . . 
Dermestidae . . . - 
Elateridae. . . . 
Buprestidae . . . 
Lymexylonidae . = 
Bostrychidae : 
Pyrochroidae. . . + 
Meloidae ... . — 
Cistelidae . . . . 
Tenebrionidae . . 
Nitidulidae : 
Byturidae . .. . 
Cryptophagidae . 
Coceinellidae. . . -h 
Chrysomelidae .. | + +!) +!) 
Cerambycidae . . 
Cureulionidae + = 
Scolytidae. . . . = | 


++ 
++ 


+ + 44+ + 


u 


+++ 


DE a a a a a a ee En ee 


Es bedeutet: —+ vorhanden, — fehlt. 

1) Bedeutet, daß sich die Form nicht kei allen untersuchten Vertretern 

der Familie findet, bei den Hydrophiliden nur bei Berosus, resp. BES 
bei den Chrysomeliden nur bei Crioceris, resp. ‚Donacia. rs 


Die Stigmen der: Käferlarven. 4l 


Lage der Stigmen: 


Familie Thorakalsegment Abdominalsegment | 
Er RE I 3. 1 112.13.14.|5:|6|7|8.|: - 
Beer ee 


Carabidae . . . 
Dytiscidae. . 


| 
Haliplidae . . | 


2 
Er 


er | |. ? | Onemidotus 
Gyrinidae . .. . 
Staphylinidae . . 
Silphidae . . . . 
Histeridae ... . . | 
Lamellicornia 
Cantharidae . . . 


Lampyridae . . . 


=]; - De 
Cieindelidae . : . ; 
| 


Cleridae..... . EN bet ee | 
Hydrophilidae . . we A ER I ER a 

. |< |<|< | <|<|<| .Spercheus 
Pamidae .... Sr | . 
Elmidae. ... .. ee | 5 ee ei 
Helodidae .. . . << <|</<|<|</|<|<| . 
Nosodendridae . . We : . 
Dermestidae . . . . .| 


Elateridae. .. . 
Buprestidae . 
Lymexylonidae . 
Bostrychidae .. - 
Pyrochroidae. . . - 
Meloidae .... 
Cistelidae . . . . 
Tenebrionidae . . 
Nitidulidae . . . 
Byturidae .. . . 
Cryptophagidae 
Goceinellidae. . . 
Chrysomeildae . . - 


. Donacia 


Cerambyeidae . . . 
Cureulionidae : e tee ee | s 
Scolytidae. . . . . FE Ra En Mon BEE 

Es bedeutet: . ausgebildetes, < collabiertes Stigma. 


NAAR RA De RANDE IN NASEN ANINENER ASNENENENENZNENZNEN 


7. Nett 


42 Gerhard Steinke: 


Die Stigmentypen und ihr phylogenetischer 
Zusammenhang. 


Trotz aller Formverschiedenheiten, in denen uns die Stigmen 
der Käferlarven entgegentreten, ist es verhältnismäßig einfach, sie 
in mehrere Gruppen verschiedener Stigmentypen einzuordnen. Diese 
Tatsache hat bereits Schiödte bei seiner Bearbeitung der Käfer- 
larven erkannt. Er unterscheidet in seiner Arbeit (47, p. 429): Stigmen 
mit einer Öffnung = Spiracula uniforia, darunter wieder Spiracula 
hiantia und Spiracula bilabiata, je nachdem die Mündung der „Lippen“ 
(= Ränder) entbehrt oder mit solchen ausgestattet ist. Ferner Spira- 
cula biforia (Stigmen mit doppeltem Eingangsspalt) und endlich 


Spiracula multiforia, die er in Spiracula cancellata und cribraria 


einteilt. ‚Alle diese Formen‘, lesen wir p. 429, „lassen sich deuten 
als biologische Anpassungen gewisser Grundtypen mit dem Zweck, 
das Eindringen von Fremdkörpern in die Atemwege zu verhüten.“ 
Die Ableitung der einzelnen Siigmen aus der Grundform, wie er sie 
hier andeute;, hat aber Schiödte nirgends durchgeführt; dazu fehlte 
ihm die Kenntnis der Übergangsformen. 


Als ursprünglich sind die Spiracula uniforia, hiantia Schiödtes 
anzusehen, wie sie sich bei Carabiden, Staphyliniden usw. finden 
(vergl. Textfig. I u. II). Sie bilden die Ausgangsform für alle übrigen. 
Diese Stigmen sind im einfachsten Falle kurze Röhren mit weiter, 
kreisrunder oder ovaler Mündung. Ihre Wand ist gewöhnlich mit 
Spitzen besetzt, eine Reihe derselben am Stigmenrande zeichnet sich 
oft durch ihre Länge aus. Die Spitzen erscheinen häufig als die Enden 
von Falten oder Leisten der Chitin-intima. Die Falten verschmelzen 
vielfach miteinander. Geschieht dies durch bogiges Ineinandergreifen 
ihrer Enden, so erhält die Stigmenwand ein zelliges, wabiges Aussehen 
(vgl. Pterostichus, Tenebrioniden . .), ordnen sich dagegen die Falten 
zu Querreihen an, so wird das Stigma einer Trachee ähnlich (Dytiscus), 
und die Ähnlichkeit wird noch größer, wenn die Querreihen sich zu 
Spiralen zusammenfügen und die ihnen sonst ansitzenden Chitin- 
spitzen geschwunden sind. Aber auch beim Fehlen eines Verschluß- 
apparates, der sonst die Grenze zwischen Stigma und Trachee bildet, 
sind die stärkeren, weitläufigeren Spiralen des Stigmenteiles von den 
feinen, gleichmäßigen der Trachee meist gut zu unterscheiden. 

Ganz allgemein läßt sich sagen, daß die Ausbildung der Spitzen 
zur Faltenbildung in einer Wechselbeziehung steht. _ Je kräftiger die 
Spitzen entwickelt sind, desto mehr treten die Falten bezw. Leisten 
oder Spiralen zurück und umgekehrt. Während die Spitzen für den 
Mündungsteil des Stigmas bezeichnend sind. überwiegen die Falten- 
bildungen weiter im Inneren. Regelrechte Spiralen finden sich nur 
im proximalen Teil des Stigmas, im Stigmengang. 

Es dürfte in diesen Verschiedenheiten der Struktur und der Art 
ihrer Verteilung vielleicht der Übergang der Struktur der Körperhaut 
(Spitzen der Cuticula) in die der Trachee (Spiralfaden) zu erblicken sein. 


3 


Die Stigmen der Käferlarven. 43 


Ihrer Funktion nach sind die verschiedenen Strukturen offenbar 
so zu deuten, daß die Spitzen als Filter, die Falten, Leisten und am 
besten die Spiralen der Versteifung dienen. Es leuchtet dann ohne 
weitere Erklärung ein, daß der Mündungsteil der Stigmen Spitzen 
besitzt, ferner, daß die Stigmen umso besser versteift sind, je länger 
sie sind. Die doppelte Funktion der Stigmen, die Aufgabe der Luft- 
reinigung und Luftleitung hat schon bei ganz einfachen Stigmen- 
formen (z.B. Staphyliniden) zu einer Differenzierung des. Organes 
geführt (vgl. Textfig. II). Der distale Teil, den wir als Stigmenvorraum 
(atrium) bezeichnen (a), sondert sich durch eine Reuse (R) an seinem 
Grunde gesperrt, von dem proximalen, dem Stigmengang (g), der 
den Verschlußapparat dicht über der Tracheeneinmündung bildet (V). 


Es sind die Umformungen des Atriums, die uns weiterhin inter- 
essieren, da aus ihnen alle anderen Stigmenformen entstanden sind. 

In der von Schiödte als Spiracula uniforia bilabiata bezeichneten 
zweiten Stigmengruppe müssen wir die Ausgangsformen sowohl für 
die multiforen wie für die biforen Stigmen suchen. Während nun die 
zur Bildung des biforen Stigmas führend Entwicklung an einer Reihe 
von Übergangsformen fast lückenlos verfolgt werden kann, läßt sich 
die Entstehung der multiforen Formen, die zunächst betrachtet 
sei, nur theoretisch erschließen. 


- Das Kennzeichen der bilabiaten Stigmen ist die aus einer 
Randfalte hervorgegangene, die Stigmenöffnung überragende 
Stigmenplatte (vgl. Textfig. IV, P). Aus dieser ist offenbar die 
Stigmenplatte, wie sie uns am Stigma der Lamellicornier oder Bu- 
prestiden entgegentritt, hervorgegangen. Sie dürfte daraus in folgender 
Weise entstanden sein: Die Randfalte überwölbt den größten Teil der 
Stigmenöffnung und verschließt diese bis auf einen schmalen Stigmen- 
spalt. Während nun in ihrem Randteil die Matrix schwindet und 
sich die beiden Chitinlamellen so eng aneinanderlegen, daß sie eine 
äußerst dünne Membran bilden, erhält sich im Mittelstück Gewebe 
(Textfig. XIV, P!). Die Stützbalken (Sp) sind offenbar aus den der 
Wand ansitzenden Spitzen hervorgegangen. Zwar sind die Spitzen 
massive Chitingebilde und die Tragbalken hohl, allein der Gegensatz 
verliert seine Schroffheit. wenn man beispielsweise die langen Spitzen 
der Dytiseidenstigmen betrachtet. Diese sind nur in ihrem Endteil 
massiv, an der ‘Basis hohl, sie erscheinen, wie schon oben erwähnt, 
als die zu Spitzen ausgezogenen, zusammengelesten Enden von 
Chitinfalten. Andererseits ist in manchen Tragbalken, z. B. am 
Buprestidenstigma, ein Lumen kaum zu erkennen und der Übergang 
von Spitzen in Tragbalken deutlich zu verfolgen. 

Die zur Bildung des biforen Stigmas führende Entwicklung 
läßt sich aus der Betrachtung mehrerer bilabiater Stigmenformen 
recht gut erschließen. Als Ausgangsform darf das Stigma von 
Pterostichus betrachtet werden (vergl. Textfig. III). Der Rand dieses 
Organes zeichnet sich durch seine „Bogenreihe‘“ aus. Diese besteht 
im wesentlichen aus regelmäßigen, starken Chitinvorsprüngen, die 


7. Heft 


44 Gerhard Steinke: 


nach beiden Seiten feine Chitinlamellen aussenden und durch diese 
miteinander in Verbindung treien. Am Vorderrand der Thorakal- 
stigmen ist diese Verbindung eine so vollkommene, daß hier ein 
zusammenhängender Randstreifen gebildet wird. NER TE 
Die nächss höhere Entwicklungsstufe stellt das Cerambyeiden- 
stigma dar (Textfig. V). Hier sind die Bogen des Randes zu Kammern 
geworden. Die Chitinvorsprünge sind nach außen verlängert und zu 
Kammerwänden ausgewachsen, die ihnen anhaftenden Lamellen 
bilden die Kammerdächer. Die Kammern finden sich nur am Hinter- 
rande des Stigmas, der Vorderrand ist ein zusammenhängender Chitin- 
streifen. An den Thoraxstigmen, die in der Entwicklung oft den 
übrigen vorauseilen, beschränkt sich die Kammerbildung auf die 
dorsale Hälfte des Hinterrandes. 
“Bei Zymexylon (Textfig. VI) ist die Zahl der Stigmenkammern 
auf acht bis zehn reduziert. Die Kammern sind dafür in die Länge 
gewachsen, und der von ıhnen eingenommene Abschnitt des Randes 
ist umgeschlagen; er bildet eine flache Ausbuchtung desselben. 

Die Stigmen von COlerus und Crioceris (Textfig. VII) lassen sich 
leicht aus den zuletzt beschriebenen ableiten. Es ist nur nötig, anzu- 
nehmen, daß die Zahl der Kammern weiterhin, — bis auf zwei —, 
reduziert wurde. Diese gewannen dafür stark an Länge und Tiefe. 
Für diese Annahme spricht, daß sich bei einer Lampyridenlarve drei 
Kammern finden. (Fig.33). Der Bau der Doppelkammer stimmt 
in allen Einzelheiten mit dem zweier Nachbarkammern etwa des 
Cerambycidenstigmas überein. 

Die weitere Entwicklung des biforen Stigmas vollzieht sich in der 
Weise, daß die Doppelkammer immer mehr an Umfang zunimmt, 
während gleichzeitig die Überwölbung der Stigmenmündung durch 
die Randlamelle fortschreitet. 

Nicht in allen Fällen vermochte ich eine mittlere Naht der Kammer- 
decke nachzuweisen. (Die einfache Decke dürfte in diesen Fällen 
durch Schwinden des Spaltes vom Grunde aus en.standen sein.) 

Die Byturiden, Cryptophagiden und Rhynchophoren besitzen 
schon eine wohlentwickelie Doppelkammer und eine runde, zentrale 
Stigmenöffnung (Textfig. VIII). Bei den Niüiduliden ist die Stigmen- 
öffnung zu einem Spalt zusammengedrängt. Bei diesen, wie bei andren 
Stigmen, z.B. denen der Histeriden (Textfig. IX), liegt dieser Spalt 


unmittelbar am Vorderrande der Doppelkammer, bei den Elateriden 


dagegen so weit davon entfernt, daß seine Lage der hier vertretenen 
Auffassung des Elateridenstigmas zunächst Schwierigkeiten zu be- 
reiten scheint. Es ließ sich aber eine feine Spalt und Kammern ver- 
bindende Naht am Stigma von Ampedus dibaphus nachweisen. Diese, 
in Textfig. X, mit + bezeichnet, erklärt hinreichend das Znstande- 
kommen der eigentümlichen Lage des Stigmenspaltes. Das ursprüng- 
lich an der Oberfläche des Körpers gelegene Atrium wird in die Tiefe 
versenkt, von der Haut überwölbt (Textfig. IX—XII). Es verliert 
seine Struktur, wird zartwandig, kann mit Spiralen ausgestattet sein 
und geht dann ohne Abgrenzung in die anderen Teile des Stigmas über, 


len 


Die Stigmen der Käferlarven. 45 


-  'Stigmen von dieser Gestalt sind es, nach denen Schiödte den 
Typus der Spiracula biforia gegründet hat. Besonders die Organe 
der Histeriden, Hydrophiliden und Eläteriden dienten ihm als Vor- 
lage. An ihnen ist die Doppelkammer, das sekundäre Gebilde, so 
sehr zur Hauptsache geworden, daß die übrigen Teile des Organes 
ganz zurücktreten. In den Angaben und Abbildungen Schiödtes 
vermißt man vor allem den Stigmenspalt, den der Forscher entweder 
übersehen oder, wie bei den Elateriden, verkannt hat. 

Ihren Höhepunkt erreicht die Entwicklung des biforen Stigmas 
in den Organen von Sphaeridium und noch mehr in den Abdominal- 
häkchen der Donacia-Larven (Textfig. XI und XH). Diese Stigmen 
weichen von den gewöhnlichen biforen einmal dadurch ab, daß sie 
regelrechte Stützpfeiler besitzen, die sonst den Doppelkammern fehlen. 
Außerdem hat sich in jedem Hohlraum der Doppelkammer aus einer 
Einfaltung eine Zwischenwand gebildet, so daß im ganzen vier Räume 
vorhanden sind. Die Zwischenwand kann ventral liegen wie bei Sphae- 
ridium (Textfig. XI, z) oder lateral: bei Hydrophılus (Textfig. XI, z) 
oder schließlich auf die Mittelwand hinaufrücken, wie es bei Donacia 
der Fall ist (Textfig. XII, z). Es bleibt nun noch übrig, die Bildung 
der Stigmen mit einer einzigen Hohlkammer zu erörtern. 

In einzelnen Fällen, bei Berosus und @yrinus ist die Einzelkammer 
zweifellos aus der Doppelkammer hervorgegangen. Die Ausbildung 
der Mittelwand, die bei verwandten Formen vorhanden ist, unterblieb, 
weil die Stigmen zu ‚rudimentären Organen wurden. Die Einzel- 
kammer ist ganz ähnlich gestaltet wie ein Raum der Doppelkammer. 

‘ Anders liegen die Verhältnisse bei den Bostrychoiden. (Fig. 13—17). 
Hier ist offenbar die Einzelkammer ursprünglich. Sie zeigt in 
den Feinheiten ihres Aufbaues wenig Übereinstimmung mit der Doppel: 
kammer und stellt im wesentlichen eine Verlängerung des Atriums vor. 
Im übrigen ist die Entwicklung von einfacheren zu komplizierten 
Formen die gleiche wie bei den eigentlich biforen Stigmen. 

Das Vorkommen --von zweierlei -Stigmenformen bei einer 
Larvenart kann ebenfalls auf zwei Möglichkeiten beruhen. Entweder 
haben die einfachen Stigmen die Umwandlung nicht mitgemacht, 
sie sind also wirklich primitiv; oder sie sind erst wieder aus umge- 
änderten entstanden, und ihre Einfachheit ist eine scheinbare. 

Der erste Fall trifft sicherlich für die Donacialarven zu. Die 
letztere Annahme glaube ich für das Endstigma der Hydrophiliden 
gelten lassen zu müssen. Die sehr variierende Gestalt des Örganes, 
das Vorhandensein einer Randausbuchtung und eines mittleren Längs- 
walles in dieser, vor allem aber der Nachweis eines einkammerigen 
Endstigmas bei der nahe verwandten Berosuslarve sprechen für diese 
Annahme. Jedoch ist zur Entscheidung dieser Frage eine eingehende 
Untersuchung noch zahlreicheren Materiales, besonders der nach 
Schiödtes Angaben wichtigen Gattung Helopnorus erforderlich. 

Die Tabelle 8.40 gibt eine Übersicht über die Verbreitung der 
verschiedenen Stigmenformen bei den einzelnen Familien. Wır sehen, 
daß die biforen Stigmen sich bei einer ganzen Reihe von’ Käferlarven 


7. Heft 


46 Gerhard Steinke: 


finden, während multifore viel seltener sind und auf die Canthariden, 
Lamellicornier und Buprestiden beschränkt zu sein scheinen. 

Bifore Stigmen treten in derselben Familie neben uniforen auf 
(Blattkäfer). 

Die multiforen wahren auch darin ihre Eigenheit, daß sie nicht 
in der gleichen Familie neben uniforen, geschweige denn biforen, ge- 
funden werden. 

Multifore und bifore Stigmenformen sind Endstufen divergierender 
Entwicklungsceihen. Die Spiracula multiforıa stimmen darin überein, 
daß. ihre Bestandteile im wesentlichen aus einer Weiterbildung von 
Teilen der Ausgangsformen (Randfalte, Spitzen) hervorgegangen sind. 
Sie stellen trotz ihres sehr komplizierten Baues die pri- 
mitiveren Stigmen näher stehenden Typen dar. 

Die Spiracula biforia erscheinen ihnen gegenüber viel mehr als 
stark veränderte Neubildungen, wenn sie auch letzten Endes ebenfalls 
in den Grundzügen in der Ausgangsform vorgebildet sind. Der sekun- 
däre Teil, die Doppelkammer, erscheint als Hauptteil des Organes. 
Das ursprüngliche „Stigma“, das Atrium, wird zu einem untergeord- 
neten Stück herabgedrückt. Das bifore Stigma entfernt sich 
am weitesten von dem primitiven Stigma. 

Übergänge zwischen den beiden Gruppen vermochte ich nicht 
aufzufinden. Immerhin steht gerade ein sehr verwickelt gebautes 
bifores Stigma, das von Spnaeridium, durch die Ausbildung von Stütz- 
pfeilern den mul.iforen Organen am nächs:en. 


Diese Beziehung verliert an Wert, wenn man den ähnlichen Bau . 


des Abdominalanhanges von Donacia berücksichtigt. Es mag sich 
hier um eine Konvergenzerscheinung handeln, die in Beziehung steht 
zu der Lage der Doppelkammer, die — sonst der Cuieula dicht an- 
gelagert — hier in Fortsätzen der Körperdecke frei die Haut überragt. 


Häutung. Neubildung. 


Eine zusammenhängende Untersuchung über die Entwicklung 
der Stigmen von ihrer ersten Anlage beim Embryo durch alle Stadien 
bis zum vollendeten Insekt ist bisher wohl noch bei keiner Käferart 
durchgeführt worden. Die Schwierigkeiten, welche sich einem solchen 
Unternehmen entgegenstellen, sind sehr beträchtliche, und das Er- 
gebnis wird in den meisten Fällen in keinem Verhältnis zu ihrer Über- 
windung stehen. Im Embryonalstadium konnte ich nur Hydrous 
caraboides untersuchen, doch waren die Tiere bereits vollkommen 
entwickelt und standen wohl kurz vor dem Ausschlüpfen. Ihre 
Stigmen unierschieden sich nur unwesentlich von denen älterer Larven. 

Etwas beträchtlicher sind die Unterschiede in der Stigmen- 
ausbildung zwischen jüngsten und erwachsenen Lamellieornierlarven. 
Es zeigt sich das Organ im jüngsten Larvenstadium etwa in dem Grade 
von der Endform verschieden, wie einfache Stigmenarten von weiter 
entwickelten bei verschiedenen Lamellicorniergattungen. Die von 


« 
ua, 


Die Stigmen der Käferlarven, 47 


Deibel festgestellte Ungleichheit der Abdominalhäkehen junger 
und alter Donacialarven ist ebenfalls nicht bedeutender. 

Häufig zeichnen sich die Stigmen der jüngsten Stadien dadurch 
aus, daß sie einen unverhältnismäßig langen Stigmengang besitzen, 
‚der bei den erwachsenen Larven entweder viel kürzer oder garnicht 
ausgebildet ist. (Carabiden, Buprestiden, Lamellicornier, Donacia 
und Dyticidenendstigmen.) Daß bei vielen Larven, die im Wasser 
leben, die Vorderstigmen in den ersten Stadien collabiert sind und 
erst im letzten entwickelt werden, wurde bereits mehrfach erwähnt. 

Wenn nach den eben angeführten Tatsachen der Schluß be- 
rechtigt scheint, daß bei den Käferlarven die Stigmenform im wesent- 
lichen schon im jüngsten Stadium die gleiche ist wie bei der erwachsenen 
Larve und nur die letzten kleinen, bis zur Vollendung noch fehlenden 
Einzelheiten im Verlauf ihrer Entwicklung ergänzt werden, so muß 
dabei doch berücksichtigt werden, daß vor jeder Häutung die Zellen 
(der Matrix die Umbildung von neuem vornehmen müssen. Schon 
tagelang bevor die alte Haut abgestreift wird ist das neue Stigma 
unter dieser zu erkennen, jedoch muß die Abscheidung der Chitinteile 
sehr schnell erfolgen, denn Tiere zu finden, die erst in der Anlage des 
neuen Organes begriffen sind, ist ein seltener Zufall. Selbst Meinert, 
der sich jahrelang mit Untersuchungen der Käferlarven beschäftigt 
hat, ist es nicht geglückt, die Bildung der Chitinteile zu verfolgen. 

Bei der Häutung der uniforen Stigmen steckt das alte Organ in 
dem neuen so, daß es vollkommen von ihm umschlossen wird. 

Die Neubildung dürfte in der Weise vonstatten gehen, daß sich 
die Hypodermis des alten Stigma von der Chitinwand ablöst und die 
Chitinteille des neuen Organes ausscheidet. 

Der Längenunterschied zwischen altem und neuem Stigma wird 
zu einem Teil sicher durch die oben erwähnte Verkürzung des Stigmen- 
ganges im Verlauf der einzelnen Häutungen ausgeglichen. 

Wenigstens bei den bilabiaten Stigmen aber beteiligt sich auch 
die angrenzende Hypodermis der Haut an der Neubildung des Organes. 

Die im speziellen Teil besprochene Neubildung des Lamellicornier- 
stigmas weicht von der uniforer Stigmen nicht so sehr ab, wie es bei 
oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat. Der Unterschied 
liegt darin, daß die Stigmenplatte des neuen Organes nicht unter der 
Wand des alten Organes liegt, sondern seitlich davon. Es wird zu ihrer 
Bildung ein jedesmal größeres Stück der angrenzender Hypodermis 
der Körperhaut mitherangezogen. Wie die Abscheidung der Stigmen- 
platte und der Tragbalken vor sich geht, hat auch Meineıt nicht im 
Zusammenhang beobachten können. Boas erwähnt, daß ‚‚Siebplatte‘“ 
und Balken von derselben Matrix g:bildet werden. 

Die Neuanlage des biforen Stigmas hat Böving an den Larven 
von Donacia und Hister beobachtet. Das neue Abdominalhäkchen 
bezw. die Doppelkamnier entwickelt sich aus einem „beuvelartigen 
Auswuchs“ (pouch — like outgrowth), den die von der analen Seite 
des Stigmenvorraumes abgelösten Hypodermiszellen unterhalb des 
alten Häkchens bezw..der Doppelkammer gebildet haben. Dieser 


7. Heft 


48 Gerhard Steinke: 


Auswuchs wächst analwärts weiter. Die in der Symmetrieebene seiner 
Ventralwand liegenden Zellen wachsen in die Höhlung hinein und 
bilden dort eine vertikale Teilwand mit einer flammenstreifigen oberen 
Konturlinie („flamestraked, upper line of contour‘), Die weiteren 
Entwicklungsstufen hat Böving nicht beobachten können, doch 
nimmt er an, daß der Auswuchs, als Ganzes genommen, die Mutter- 
schicht der inneren Chitinlage der Hakenwandung ist, während die 
vertikale Teilwand und ihr oberer Teil die Zwischenwände absondert. 

Auf ganz ähnliche Weise entsteht auch die Doppelkammer des 
Stigmas von Hoster. 

Diese Beobachtungen Bövings stehen mit der im vorhergehenden 
Abschnitt gegebenen Ableitung des biforen Stigmas gut in Einklang. 


Es werden demnach die Hauptzüge der Entwicklung in den Neu- 


bildungen des Organes vor jeder Häutung wiederholt. 

Von der einfachen Häutungsar. der uniforen Stigmen weicht die 
des biforen dadurch ab, daß die neue Doppelkammer nicht um die 
alte herum, sondern unter ihr angelegt wird. 

Um fesizustellen, ob sich Stigmen von ähnlicher Form wie bei 
den Larven auch in den beiden letzuen Stadien der Coleopteren auf- 
finden lassen, untersuchte ich eine Anzahl Puppen und Imagines. Die 
Erwartung besonders bei den wenig bekannten, in der Literatur kaum 
erwähnten Käferpuppen larvenähnliche Stigmen anzutreffen, be- 
stätigte sich indes nicht. Zwar hat nach einer Angabe Bövings (6, 
p. 62) Sanderson ein bifores Stigma bei der Puppe von Hispa ent- 
deckt, doch muß dies ein seltener Fall sein, denn alle von mir unter- 
suchten Käferpuppen besaßen einfache, unifore Stigmen und die Organe 
zeichnen sich durch ihre Einfachheit und Einförmigkeit aus. Die Stig- 
men sind zwar in derselben Zahl vorhanden wie bei den Larven, allein 
die letz,en Paare sind stark verkleinert. Dieses Verhalten leitet über 
zu den Imagines, bei denen gleichfalls die letzten Stigmen gewöhnlich 
stark verkleinert oder sogar völlig geschwunden sind. 

Diese Erscheinung hat offenbar seine Ursache in der Reduktion 
der letzten Abdominalsegmente bei der Mehrzahl der Käfer. Auf- 
fälliger und schwieriger zu erklären ist eine zweite Eigentümlichkeit. 
Bei den Larven war, wie wir sahen, stets das zweite thorakale Stigmen- 
paar geschlossen, beim vollendeten Insekt dagegen ist es geöffnet. 
Vielleicht ist auch die Umwandlung zur Funktion in Beziehung zu 
setzen, da bei der Imago die Flugtätigkeit erhöhte Ansprüche an die 
Luftversorgung der Brustringe stellt. Aber damit ist die weitverbreitete, 
rätselhafte Erscheinung des Verschlusses des zweiten Stigmenpaares 
bei zahlreichen Larven (auch Schmetterlinge, Fliegen, Wespen) nicht 
erklärt. 

Ihrem Bau nach zeigen auch die imaginalen Stigmen wenig Über- 
einstimmung mit denen der Larven. Bifore Stigmen fand ich nicht; 
auch sind solche bisher in der mir zugänglichen Literatur nicht be- 
schrieben. Dagegen besitzen die Stigmen der Blatthornkäfer Ähnlich- 
keit mit denen ihrer Larven. Allerdings ist auch bei ihnen die 
Entwicklung der Organe eine sprunghafte,. denn: zwischen. das 


ee 


ER a Te 


Die Stigmen der Käferlarven. 49 


kompliziert gebaute larvale und imaginale Stigma ist das einfache 
der Puppe eingeschaltet, und es bestehen mancherlei Verschiedenheiten 
auch zwischen den Stigmen der Larve und denen des vollendeten 
Insektes, 


Biologische Bedeutung. 


Die Feststellung, daß die morphologischen Veränderungen der 
Larvenstigmen in den späteren Stadien bei der Mehrzahl der Formen 
wieder rückgängig gemacht werden, weist darauf hin, daß wir in ihnen 
Anpassungen an irgendwelche Bedingungen des Larvenlebens zu sehen 
haben. Lassen wir die anatomischen Einzelheiten außer Acht, so gleichen 
sich die verschiedenen Umformungen darin, daß in allen Fällen durch 
sie ein nahezu vollständiger Verschluß der ursprünglichen Stigmen- 
öffnung herbeigeführt und die Stigmenhöhle durch eine Chitinmembran, 
die Stigmenplatte, abgedeckt wird. 


Diese Übereinstimmung ist es, die Schiödte zu der oben an- 
geführten Deutung veranlaßte, in allen Umformungen Mittel zur Ver- 
hütung des Eindringens von Fremdkörpern i in die Atemwege zu sehen. 
Seine Annahme stützt der Forscher durch die Angabe: ‚Die dazu 
angewendeten Mittel stehen sichtlich immer in geradem Verhältnis 
zu dem Grad von Berührung, in welchen der Körper der Tiere die 
Stigmen mit der Umgebung bringt, und der größeren oder geringeren 
Gefahr, welche die Natur dieser Umgebung für die VeraE der 
Atemlöcher herbeiführen kann.“ (47, p. 429.) 


Der in diesen Worten geäußerten Ansicht muß ich mich auf Grund 
meiner Beobachtungen anschließen. Alle Käferlarven mit veränderten, 
d.h. mehr oder weniger geschlossenen Stigmen leben an Aufenthalts- 
orten, die die Ausbildung besonderer Schutzeinrichtungen für die 
Atemwerkzeuge erfordern. Auch andere ähnlich lebende Insektenlarven- 
z. B. Fliegeniarven haben ihre Stigmen in einer ganz analogen Weise. 
umgestaltet. Die Aufenthaltsorte sind Erde, Schlamm, Mulm, Mist- 
haufen, Pflanzenteile, Baumrinde usw. 


Wohl treffen wir an diesen Stellen auch Larven mit einfachen, 
offenen Stigmen wie die Carabiden, Staphyliniden, Silphiden und auch 
Tenebrioniden, allein dies sind zumeist primitive Formen, bei denen 
überhaupt nur einfache Stigmen vorzukommen scheinen, und die ihre 
Stigmen nur durch Ausbildung einer starken Reuse usw. schützen.‘ 


Dagegen ist es mir nicht gelungen, auch nur bei einer einzigen 
freilebenden Larve veränderte Stigmen nachzuweisen, trotzdem ich 
eine große Zahl von ihnen daraufhin untersuchte. Zwar leben die mit 
biforen Stigmen ausgestatteten Larven von COrzoceris lilii und Cionus 
scrophulariae „frei“ auf ihren Futterpflanzen, allein die Gewohnheit 
der Tiere. ihren Körper mit einer Kot- bezw. Schleimdecke zu über- 
ziehen, birgt die gleiche Gefahr der Verstopfung ihrer Atemlöcher’ in. 
sich wie eine verborgene Lebensweise. Die Curculionidenlarven leben 


vielfach in Pflanzenstengeln, Früchten. Gallen und Blattminen. Hier’ 


Archiv Dr ee iente 
4 7. Heft 


50 Gerhard Steinke 


sollte man sie besonders geschützt glauben; aber ihre Wohnkammern 
sind verunreinigt durch Kot und Futterreste, bedroht durch Feuchtig- 
keit. Die Blattminen sind meist verhältnismäßig sauber und trocken. 
Ob jedoch damit die Einfachheit der Stigmen ihrer Bewohner zu- 
sammenhängt, ist nicht mehr als eine Vermutung. 

Die Larven der Blattkäfer sind ein besseres Beispiel: Die frei- 
lebenden besitzen einfache Stigmen, ÜOrioceris und Donacia dagegen 
veränderte. 

Der Einfluß der Lebensweise erklärt sehr gut die Beschaffenheit 
der Lamellicornierstigmen bei Larve, Puppe und Imago. Von den 
Blatthornkäfern leben viele während ihres ganzen Lebens an der 
gleichen Stätte (die Passalını Brasiliens, die Aphodiinı und Coprin:), 
andere wenigstens zum Teil auch als Imagines (Melolonthini, Lucanini). 
Während nun Larve und Imago unmittelbar mit ihrer Umgebung in 
Berührung kommen, wenn sie sich darin ihren Weg bahnen. liegt die 
Puppe ruhig in einem Gespinst oder in einer Kammer mit glatten, 
harten Wänden. Infolgedessen wird sich bei den schutzbedürftigen 
Larven und Imagines ein überdecktes Stigma herausgebildet haben; 
der besser gesicherten Puppe genügt ein einfach gebautes Organ. 

An dieser Stelle muß auch die Verschiedenheit der Stigmen bei 
den wasserbewohnenden Larven zu deuten gesucht werden. 


Multifore Stigmen finden sich nach meiner Kenntnis bei keinem. 


Wasserbewohner sondern nur unifore und bifore. so daß sich danach 
die im Wasser lebenden Larven in zwei Gruppen scheiden lassen. Beide 
stammen von landlebenden Vorfahren ab. die ursprünglich einfache, 


offene Stigmen besaßen. Den Grund dafür, daß sich bei der einen 
Gruppe die einfache Form erhielt. sehe ich in der verschiedenen Lebens- 


weise. durch die sich die Vorfahren der Tiere dem Leben im Wasser 
angepaßt haben. 
Die Larven mit uniforen Stigmen sind wahrscheinlich unmittelbar 


vom Ufer ins Wasser gegangen und haben die Berührung ihrer Stigmen 


— wenigstens des letzten Paares — mit der Atmosphäre niemals auf- 
gegeben, indem sie wohl anfangs, wie heute noch die Helodiden, unter 


der Wasseroberfläche entlangliefen. dann schwimmen'‘lernten, in die 
Tiefe gingen, nur noch zum Atmen hochkamen und zu so vollkommenen 
Wassertieren wurden, daß sie, dem Lande ganz entwöhnt, dort mehr 


oder weniger hilflose Geschöpfe abgeben (Dytisciden!). 
Ganz andere Lebensformen treffen wir unter den Larven der 


zweiten Gruppe. Welch einen Gegensatz zur leicht im Wasser schwe- 


benden Aciliuslarve bildet etwa der mühsam auf dem Grunde dahin- 


‚stolpernde Haliplus! Schwimmen können die wenigsten Larven aus 


dieser Gruppe (Gyrinus. einige große Hydrophiliden). 


Die Tiere haben sich auf einem ganz anderen Wege an das Wasser 


gewöhnt als die Larven mit uniforen Stigmen. Ihre Vorfahren müssen 


schon auf dem Lande in einer Umgebung gelebt haben, in der sich. 
ihre Stigmen zu biforen umformen konnten, z.B. auf Wiesen, am: 
Uferrande. in Sumpfpflanzen usw. Die Gewöhnung ans Wasserleben’ 
war dann nur ein Übergang, der weniger aktiv als passiv erfolgte. So‘ 


ng 


\ 
| 


‚Die Stigmen der Küferlarven, 51 


leben noch jetzt die Hydrophilidengattungen Cercyon und Sphaeridium 
auf Wiesen zwischen verwesenden Pflanzenresten und im Kuhmist. 
Die Parnidenlarven halten sich unter wie über Wasser auf. Haliplus 
konnte ich monatelang ebenso gut in 15 cm tiefem Wasser wie in 
feuchtem Schlamm beobachten. Sogar die schwimmenden Hydro- 
philidenlarven sind gegenüber den Dytisciden ziemlich unbeholfene 
Schwimmer; sie haben sich noch nicht daran gewöhnt, ihre Beute 
unter Wasser zu verzehren. Viele der in diese Gruppe zu rechnenden 
Tiere kann man als die Amphibien unter den Käferlarven bezeichnen. 

Sehr häufig haben die Larven sekundäre Atemorgane ausgebildet 
(Gyrinus, Elmis, Berosus, Cnemidotus?), doch scheinen diese der 
Haliplus-Larve zu fehlen. Diese Art besitzt dann entweder Haut- 
atmung — die aber der dicken Cuticula wegen unwahrscheinlich ist —, 
oder es muß angenommen werden, daß die biforen Stigmen auch die 
Atmung unter Wasser zu unterhalten vermögen. In diesem Fall ver- 
mitteln wohl die dünnen Membranen der Doppelkammer den Gas- 
austausch, wenngleich dabei zu berücksichtigen ist, daß sie sehr klein 
sind. Wie das Ein- und Ausströmen der Atemgase bei den veränderten 
Stigmen überhaupt erfolgt, läßt sich nur bis zu einer gewissen Grenze 
übersehen. Solange noch der Stigmenspalt wegsam ist, kann die Luft 
durch ihn hindurchtreten. Daneben aber ist sicher auch die Membran 
für die Atemgase durchlässig, ob man ihr nun Eingangsspalten zu- 
schreiben will oder nicht. 

Die Tatsache, daß auf der höchsten Entwicklungsstufe sowohl 
des multiforen wie des biforen Stigmas der Verschlußapparat ge- 
schwunden und beim biforen oft die Reusenvorrichtungen stark rück- 
gebildet sind, beweist, daß diese Einrichtungen durch den Verschluß 
der Stigmenöffnung und die Ausbildung der Stigmenplatte über- 
flüssig geworden sind. 


Stigmenform und Verwandtschaft. 


Ein direkter Zusammenhang zwischen Lebensweise und Stigmen- 
form, derart, daß wir aus der Lebensweise auf die Stigmenform 
schließen können, existiert nicht. Es besteht aber wohl ein Zusammen- 
hang zwischen Stigmenform und systematischer Stellung. 

Die Larven der Scolytiden und Cureulioniden haben, wie schon 
erwähnt, neben anderen Übereinstimmungen im Körperbau auch die 
Stigmenform gemeinsam. Die Imagines beider Familien stimmen in 
so vielen Merkmalen überein, daß die neuere Systematik daraus sehr 
enge verwandtschaftliche Beziehungen herleitet. (Ryhnchophoren.) 

Ebenso verhalten sich Larven und Imagines mancher Corci- 
nelliden und Chrysomeliden. Das Gleiche gilt für die einander ebenfalls 
sehr nahest-henden Nitiduliden, Cryptophagiden und Byturiden. Auch 
die große Ähnlichkeit der Parniden- mit den Elateridenstigmen mag 
auf Homologie beruhen. Die Imagines beider Familien zeigen ebenso 
wie ihre Larven manche Übereinstimmung in ihrem Körperbau. Kolbe 


4 7, Meft 


53 "Gerhard Steinke: 


schreibt (24, S. 250), daß die Sternoxia, zu denen die Elateriden gehören, 
ihre Wurzel anscheinend in den Dascylloidea, wohin die Parniden 
gestellt werden, haben und zwischen beiden Familiengruppen viele 
Beziehungen bestehen. 

Wie wir sahen, sind die Stigmen der Lamellicornier in ihrem Bau 
denen der Buprestiden außerordentlich ähnlich. Es fällt schwer, sich 
vorzustellen, daß die beiden Stigmenformen selbständig entstanden 
sind, daß es sich hier lediglich um eine Konvergenzerscheinung handelt. 
Nach der heute herrschenden Anschauung über Verwandtschaft sind 
aber Buprestiden und Lamellicornier nicht nahe miteinander verwandt. 

Es gehört eine möglichst umfassende Kenntnis der Käferlarven, ein 
gründlicher Vergleich aller Einzelheiten ihres Körperbaues unter 
Berücksichtigung der Imagines dazu, um in jedem einzelnen Fall zu 
entscheiden, mit welcher Berechtigung sich aus Übereinstimmung im 
Stigmenbau Schlüsse auf verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit 
ziehen lassen. Unbedingt nötig sind solche vergleichend morpholo- 
gischen Untersuchungen dort, wo es sich darum handelt, den syste- 
matischen Wert des Vorkommens zweier verschiedener Stigmen- 
formen bei nahe verwandten Larven zu beurteilen. 

Das Auftreten uniforer und biforer Stigmen innerhalb derselben 
Familie ist am Beispiel der Blattkäfer früher erläutert worden, es ist 
ohne systematische Bedeutung, da die bifore Stigmenform sich leicht 
aus der uniforen ableiten läßt und umgekehrt. Immerhin ist die Ver- 
schiedenheit der Stigmen bei den nahe verwandten Dytisciden (unifor) 
und Halipliden (bifor) bemerkenswert. Die Larven wie auch die Ima- 
gines dieser beiden Wasserkäfergruppen weichen in so vielen Merk- 
malen von einander ab, daß die früher mit den Dytisciden vereinten 
Gattungen Haliplus und Cnemidotus neuerdings als eigene Familie 
abgetrennt werden. % 

Besondere Beachtung verdienen die Fälle, wo in zwei Familien, 
die als nahe miteinander verwandt gelten, die Larven der einen multi- 
fore, die der anderen bifore Stigmen besitzen, denn-beide Stigmen- 
formen sind, wie früher ausgeführt, die Endstufen divergierender 
Entwicklungsreihen. | BR 

Die Larven der Canthariden sind, wie wir sahen, mit multiforen, 
die der Lampyriden mit biforen Stigmen ausgestattet. Beide Familien 
werden mit einigen anderen als Malacodermata zusammengefaßt und 
gelten als eng miteinander verwandt. 

Die Buprestiden und Elateriden stellt die Systematik als Sternozia 
zusammen, weil die Imagines beider Familien im Körperbau große 
Übereinstimmung zeigen. Die Buprestidenlarven besitzen jedoch 
multifore. die der Elateriden bifore Stigmen. Hier weichen auch im 
übrigen Körperbau die Larven so sehr voneinander ab, daß Kolbe 
(24, 8.251) urteilt: „Obgleich die Buprestiden den Elateriden an- 
scheinend nahe verwandt sind, so müssen wir doch... . . schließen, 
daß: beide Familien weit genug von einander getrennt sind, um die 
morphologischen Unterschiede ihrer Larventypen verständlich .zu 
IRAchen. 2:2) Pi ee DE 


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#233 


Die .Stigmen der. Käferlarven. 53 


Meinert bildet ein bifores Larvenstigma, der gewöhnlich den 
Lamellieorniern zugerechneten, noch wenig bekannten Art Trox 
sabulosus ab (35, Tab. III Fig. 1). Sollte sich diese Angabe bestätigen, 
so tritt ein neues Merkmal zu den anderen hinzu, die die Gattung 
Trox von den Lamellicorniern entfernen. Jedoch kann Meinerts 
Angabe, die sich auf eine mit dem Käfer zusammen gefundene’ Larve 
bezieht, auf einer Verwechslung beruhen. 

Böving schreibt (6, p. 63): „Schiödte hat... (das bifore 
Stigma) beschrieben bei Hister, Elater und Hydroporus; Rolph hat 
eine Abbildung, aber keine Beschreibung desselben bei C’yphon gegeben. 
In dem Zoologischen Museum der Universität Kopenhagen .... 
wurde es gefunden ... . bei Dermestes. Byturus, Crioceris, Drilus usw.‘ 

Diese Angaben stehen im Widerspruch zu den vorliegenden Unter- 
suchungen. Weder fand ich bei Schiödte eine Angabe, die das Stigma 
von Hydroporus als bifor bezeichnet. noch konnte ich bei U’yphon 
und Dermestes bifore Stigmen entdecken. 


7. Heft 


54 Gerhard Steinke: 


Literaturverzeichnis. 
Die mit * bezeichneten Bücher waren mir nicht zugänglich. 


1. Alt, W. Über das Respirationssystem der Larve von Dytiscus. 
Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 99 (1912) 3 p. 357. 

2. Berlese, A. Gli Insetti, loro organizazione, sviluppo, abitudini 
e rapporti coll’ uomo. Vol. I Milano 1909. 

3. Blandford, W. F. H. On the larva of Rhynchophorus palmarum. 
Trans. Ent. Soc. London Proc. 1893. | 

4. Boas. J. E. V. Über die Stigmen der Melolontha-Larve. Vor- 
läufige Mitteilung Zool. Anz. XVI. Jhrg. 1893, p. 389—91. 

5. Böving, A. 6. Bidrag til Kundskaben om Donaciinlarvernes 
Naturhistorie. Kjobenhavn 1906 (Diss.). 

6. Derselbe. Natural History of the larvae of Donaciinae. Intern. 
Revue d. ges. Hydrobiologie und Hydrographie 1910. 

7. Brocher, Fr. Etude anatomique et physiologique de la systeme 
respitatoire chez les larves du genre Dytiscus (Recherches sur la re- 
spiration des ins. agu.) Ann. d. Biol. lac. T. VI 1913 p. 126—147. 

z er Burmeister. Handbuch der Entomologie Bd. 1 (Allg. Teil) 1832, 
. 172. 

9. Coquerel et Salle. Notes sur quelques larves d’Oestrides. Ann. 
Soc. Ent. Fr. ser. 4. t.2. 1862 p. 781—79. 

10. Chapuis et Canddze. Catalogue des Larves des Col&opteres. 
Liege 1853 in: Mem. Soc. d. Sc. Liege t. VIII. 

11. Deibel. J. Beiträge zur Kenntnis von Donacia und Macroplea 
unter besonderer Berücksichtigung der Atmung. Zool. Jahrbücher, 
Abt. f. Anat. und Ontog. Bd. 31. S. 107—160. 

12. Dewitz. Entnehmen die Larven der Donacien vermittelst 
Stiemen oder Atemröhren den Lufträumen der Pflanzen die sauer- 
stoffhaltige Luft? Berl. Ent. Zeitschr. 1888 Bd. 32 8.5. 

13. Dufour, L. Histoire comparative des metamorphoses et de 
Panatomie des Cetonia aurata et Dorcus parallelodipedus. Ann. de 
sc. nat., ser. 2, t. XVIII 1842 p. 174. 

14. Derselbe. Description de la larve du Nosodendron. Ann. 
Soc. Ent. Fr. 4. ser. t.2 1862. p. 146—148. 

15. Derselbe. Nouvelles observations sur la situation des stigmates 
thoraciques dans les larves des Buprestides. Ann. Soc. Ent. Fr. 2. ser. 
t. II 1844, p. 203—206. | 

16. Derselbe. Encore une notice sur la composition segmentaire 
de quelques larves de Coleopteres et sur la position des stigmates 
thoracigques. Ann. Soc. Ent. Fr. 2. ser. t. III 1845, p. 497—498. 

17. De Geer. M&moires pour servir a ’Histoire des Insectes. Stock- 
holm Bd. 4, p. 290. 

18. Goureau, M. Note pour servir & P’histoire du Morimus lugubris 
et de la Saperda scalaris. Ann. Soc. Ent: Fr. II..ser., t. II 1844. p. 441. 

*19. Gray. E. The spiracles of the Click-beetle (larva of Elateridi). 
Amer. Monthley Microsc. Journ. Rd. 14 Nr. 3 p. 81—84. 


Die Stigmen der Käferlarven. 55 


20. Haase, E. Holopneustie bei Käfern. Biolog. Zentralblatt 
Bd. 7, 1887/88, p. 50—53. 

21. Hagen, H. Einwürfe gegen Dr. Palmens Ansicht von der Ent- 
stehung des geschlossenen Tracheensystems. Zoo!. Anz. 4. Jhrg. 1881 
p. 404—406. 

22. Hansen, H. 3. Opgjsrelse af spergsmaalene Spiracula cri- 
braria — os clausum. Nat. Tidskr. (3) V. 14. 1885 p. 653—665. 

23. Kolbe, H. J. Einführung in die Kenntnis der Insekten, Berlin 
1892. r 
24. Derselbe. Mein System der Coleopteren. Zeitschr. f. Ins, 
Biol. Bd. IV, 1908. 

25. Kölliker, A. Observationes de prima insectorum genesi. Diss. 
inaug. Turici. 1842. 

26. Krancher, 0. Der Bau der Stigmen bei den Insekten. Zeitschr. 
wiss. Zool. V. 35. 1880. p. 555. 

87. Laboulbene, A. Sur les stigmates de la larve du Nosodendron 
fasciculare. Ann. Soc. Ent. Fr. 4. ser. t. Il 1862 p. 149—152. 

28. Lacordaire. Introduction a I’Entomologie II 1833, p. 103. 


29. Landois, H. und Thelen, W. Der Tracheenverschluß bei den 
Insekten. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 17 1867 8. 187—214. 

30. Loewe, €. L. W. De partibus quibus insecta spiritus ducunt. 
Diss. inaug. Halae 1814. 

31. Lucas, H. Observations pour servire a ’Histoire de ’Ergates 
faber. Ann. Soc. Ent. Fr. 2. ser. T. II 1844 p. 161—176. 

32. Mammen, H. Über die Morphologie der Heteropteren- und 
Homopterenstigmen. Zool. Jahrb. (Abt. f. Anat. und Ontog.) 34. Bd. 
1912 8. 121—178. 

33. Meinert. Fr. Spirakelpladen hos Scarabae-Larverne. Vid. 
Medd. Nat. For. Kjobenhavn, Jahrg. 3 1882 p. 289, 

34. Derselbe. Noget mere om spiracula cribraria og os clausum. 
En Replik. Vid. Medd. Nat. For. Kjebenhavn, Aarg. 5. 1883 p. 68. 

35. Derselbe. Sideorganerne hos Scarabae-Larverne. Danske 
Vid. Selsk. Skr. 6 Rackke VIII, 1, 1895 (nat. og mat. Afd.). 

36. Derselbe. Spiracula cribraria hos Oldenborre-Larven. Ent. 
Meddelelse Kjebenhavn. 5. Bd. 1895/96 p. 103—109. 

37. Moldenhawer. Beyträge zur Anatomie der Pflanzen. Kiel 1812, 
p. 314315. 

38. Müller. 6. W. Über einige in Wasser lebende Schmetterlings- 
raupen Brasiliens. Arch. Naturg. Jhrg. 50, Bd. 1. 1884, S. 200. 

; 39. Palmen. Zur Morphologie des Tracheensystems. Helsingfors 
1874, 

40. Perris, E. Larves des Coleopt£res, in: Ann. Soc. Linn. Lyon 
Vol. 22, 1876. 

41. Derselbe. Histoire des Insectes du Pin maritime. Ann. Soc. 
Ent. France (3) Vol.2 1854 u. £. ö 

42. Derselbe. Histoire des m&tamorphoses de la Donacia sa- 
gittariae. Ann. Soc. Ent. Fr. (2) Vol. 4 1848, p. 15. 


7. Heft 


56 Gerhard !Steinke: 


43. Portier, H. Recherches physiologiques sur les insectes aqua- 
tiques. Arch. d. Zool. exp. 5. ser. t. VIII 1911. p.225. _ 

44. Reaumur, R. A. M&m. pour servir & l’histoire des Insectes. 
Paris 1981..1.11L, 9.221. 

45. Rösel von Rosenhof. Der monatlich herausgegebenen Insekten- 
belustigungen 2. Teil. Nürnberg 1749. 8.4. 

46. Sehiödte, I. €. De m&tamorphosi Eleutheratorum observationes 
in: Nat. Tidskr. (3) Bd. 1, 3, 4, 6, 8—12, 1861—80 

47. Derselbe. Spiracula cribraria, os clausum, lidt om natur- 
videnskabelig Methode og Kritik. Nat. Tidskr. (3) vol. 13, 1883 p. 427 
—473. 

48. Schmidt-Schwede, E. Über die Athmung der Larven und 
Puppen von Donacia crassipes, in: Berl. ent. Zeitschr. Vol. 31, 1887, 
p.325—334. 

49. Derselbe. Noch einmal über die Athmung der Larven von 
Donacia crassipes. ibid. Vol. 33, 1889. 

50. v. Siebold, €. Über die Lebensweise der Donacia linearis in: 
Amtl. Ber. 34. Vers. deutsch. Naturf. und Ärzte. (Karlsruhe 1859) 

‚Lt, 
r 51. Derselbe. Lehrbuch der vergl. Anatomie der wirbellosen 
Thiere. 1848, p. 616. 

*52, Sorensen, W. Sur la Faculte des condylopodes de fermer et 
d’ouvrir spontanement leur trachees. Ent. Tidskr. 8. Aarg. 1887, 
p. 71—75. Br 
ii 53. Derselbe. Forelöbig Meddelelse om Spiraclerne hos Insekterne 
in Almindelighed og hos Scarabalerne in Särdeleshed. Kjebenhavn 1895. 

54. Sprengel, K. Commentarius de partibus quibus insecta spiritus 
ducunt. Lipsiae 1815. 

55. Swammerdam. Bibel der Natur. 1737. Leyden. _ 

56. Treviranus, 6. R. Die Erscheinungen und Gesetze des orga- 
nischen Lebens, neu dargestellt. Bremen 1831. 1. Bd. 8. 258. 

57. Wesenberg-Lund. €. Biologische Studien über Dytisciden. 
Intern. Revue d. ges. Hydrobiologie und Hydrographie 1912 S. 56. 


Die -Stigmen- der -Käferlarven. 57 


Erklärung der Abbildungen. 


B: Chitinbalken (Kammerwand). O Stigmenöffnung, = Spalt. 
Ei: - P Stigmenplatte. 

f me r Chitinspitzen tragende Ausweitung. 
G Grenzlinie der Kammerräume. S Naht. 

K Stigmenkammer. Sp Chitinspitzen. 
L--Chitinlamelle (Kammerdecke). St sternartige Chitingebilde. £ 


Fig. 1. Illybius fenesiratus. Endstigma Vergr. 230:1. 
Fig. 2. Cyphon variabilis. 6.—9. Abdominalsegment mit dem letzten Stigmen- 


paar und den mit — bezeichneten kollabierten Stigmen des 6. und 7 
7. Abdominalpaares. 


Fig. 3. Lina populi. Vergr. 230:1 (vgl. Textfig. I). 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 11. 
Fig. 12. 


Fig 


Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 21. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 24. 
Fig. 
Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 


Fig 
Fig 
Fig 
Fig 


4 und 5. Cassida, viridis. Vergr. 230:1. 
6. 
12 
8. 
9. 
10. 


Pterostichus striola. Abdominalstigma. Vergr. 230:1. 

Meloe proscarabaeus. Vergr. 780:1 (Textfig. IV). 

In Algennestern gefundene Hydrophilidenlarve. Endstigma Vergr. 230:1. 
Cercyon litoralis. 8. und 9. Abdominalsegment mit den Endstigmen. 
Rhagium inquisitor. Abdominalstigma Vergr. 230:1 (Textfig. V). 
Randkammern desselben Stigmas. Vergr. 400:1. 

Lymezylon dermestoides. Abdominalstigma. Vergr. 230:1 (Textfig. VI). 


.13—17. Bostrychoidenstigmen. Fig. 13. DBostrychide, Vergr. 400:1. 


. 33. 
. 34. 
.35. 
. 36. 


18. 


19. 
20. 


22. 
23. 


25. 
26. 


27. 
28. 
29. 
30. 
31. 
32, 


Fig. 14. Vergr. 780:1. Fig.15. Ptinide, Vergr. 400:1. Fig.16. Ein 
Stigma von der Oberfläche. Fig. 17. von der Seite gesehen. Vergr. 780:1. 


Clerus formicarius, Thorakalstigmen schräg von der Oberfläche. Vergr. 
230:1. (Textfig. VII). 

Hylobius abietis. Vergr. 230:1 (Textfig. VII). 

Crioceris lilü. Vergr. 230:1 (Textfig. VII). 

Byturus tomentosus. Vergr. 400:1. 

Spercheus emarginatus. 1. Abdominalstigma. Vergr. 230:1. 

Gyrinus natator. Vergr. 780:1. 

Berosus spinosus. Vorderstigma. 

Berosus spinosus. Endstigma. Beide Vergr. 230:1. 

Hydrous caraboide.. Vorderstigma einer jungen Larve. Vergr, 
780:1. 

Hydrous caraboides. Vorderstigma. Endform Vergr. 115:1. 
Sphaeridium bipustulatum. Vorderstigma. Vergr. 230:1. 
Nosodendron fasciculare. Vorderstigma. 

Nosodendron fasciculare. Endstigmenpaar, beide Vergr. 400:1. 
Haliplus ruficollis. Vergr. 780:1. 

Laciola italica. Stigma am Grunde einer Hauteinsenkung. Vergr. 
230:1. 

Stigma einer unbekannten Lampyridenlarve. Vergr. 230:1. 

Parnus griseus. Stigmen des letzten Paares. Vergr. 230:1. 
Ampedus dibaphus. Akbdominalstigma. Vergr. 400:1. 

Stigma einer unbekannten Cantharidenlarve. Vergr. 230:1. 


7. Heft 


38 


Fig. 37. 


Fig. 38. 
Fig. 39. 


Fig. 40. 


Fig. 41. 
Fig. 42. 


Gerhard Steinke, 


Cantharis sp. Thorakalstigma am Grunde einer Hauteinsenkung. 
Vergr. 230:1. Be 

Agrilus biguttatus. Thorakalstigma. Vergr. 230:1. 

Aphodius fimetarius. Stigmen einer Larve im mittleren Stadium, 
unmittelbar nach der Häutung, von innen gesehen. Vergr. 870:1. 
Aphodius fimetarius. Stigmen des jüngsten Larvenstadiums, Vergr. 
780:1. 

Cetonia aurala. Stigma mit Tracheenlunge. - 
Cetonia aurata. Die drei letzten Stigmen der rechten Körperseite mit 
den daranhängenden Tracheen. Lupenvergrößerung. 


Uber Bos taurus longifrons Owen 
nach einigen noch nicht beschriebenen Knochenfunden der 
Sammlung der landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. 
Aus dem zoologischen Institut 
der landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. 
Von 


A. Kühnemann, 
cand. med, vet. et stud. phil. 


— 


Mit 5 Abbildungen, 


Wenn ich zu dem Kapitel der Torfkühe das Wort ergreife, so 
geschieht dies zunächst nicht etwa in der Absicht. hier durchaus Neues 
bringen zu wollen. sondern lediglich zu dem Zwecke, das Material 
der Longifronstorfkuhfunde durch Beschreiben einiger noch nicht 
beschriebener und abgebildeter Reste zu erweitern und durch Zu- 
sammenstellung in Tabellen die bekannten Maßzahlen zu sammeln. 
Es ist dies durchaus nötig, denn trotz der schönen und zahlreichen 
Abhandlungen über Bos taurus longifrons syn. brachyceros, wie sie 
Rütimeyer, David, Adametz, Düerst, Owen, Fiedler, 
Lundwall und andere gebracht haben, ist das Material weit zerstreut 
in Abhandlungen über die Pfahlbauten überhaupt, oder in solchen 
über die Primigerius und Brachyceros-Rassen der Gegenwart. Zu- 
sammenhängende Tabellen sind bisher nicht bekannt. Längere Aus- 
führungen über die Morphologie der Torfkuh sind nach den grund- 
legenden Arbeiten von Owen und Rütimeyer nicht nötig. be- 
sonders auch. da sich in fast allen Arbeiten über die Pfahlbaufauna 
diese Wiederholungen finden. Nur soviel verdient gesagt zu werden: 
gleichviel. ob man nach Rütimeyer die Rinder der Gegenwart auf 
zwei Urformen, Primigenus und Longifrons. oder mit Arenander auf 
eine, Akeratos, oder aber mit Nehring auf Primigen-us, während er 
Longifrons als Kümmerlinge der Primigenius anspricht. zurückführen 
will. die Existenz der Torfkuh und ihre nahen Beziehungen zu den 
kurzhörnigen Rassen der Gegenwart: läßt sich nicht übersehen. Zweifel- 
los ist sie die kleinste der bekanntgewordenen fossilen Rinderformen, 
Daß sie an Größe etwas variierte. zeigen zur Genüge die Funde der 
Schweiz (David) und die von Wollemann Bos prımigenius var. 
minor genannte Form. Andrerseits wieder charakterisieren sie die 
besonderen Schädelmerkmale, Fıontalhöcker, lange und schmale 
Stirn, kurze Hornzapfen. das Loch zwischen Frontale, Nasale und 
Lacrymale und andere Merkmale, der feine. zierliche Bau, der übrigen 
Knochen des Körpers und ihre bedeutend geringere Größe als alle 
bekannten Primigenius-Reste als besondere Rasse. Was ihr Vorkommen 


7. Heft 


60 A. Kühnemann; 


als Haustier anlangt, so ist sie bereits in den frühesten Zeiten, schon 
vor Primigenius, der sicher anfangs nur J agdbeute war, gezähmt 
vorgekommen und ist später bis vor Römerzeit in der Schweiz. an- 
getroffen worden. Was ihre Abstammung und: Verbreitung anlangt, 
will ich hier nur andeuten, daß sie nach unserer ‘jetzigen Kenntnis 
in Europa nicht beheimatet sein kann, von den Iberern und anderen 
Pfahlbauern der Steinzeit gekannt war und ihr Verbreitungsgebiet 
von Schweden und Irland bis Italien und Südgalızien reichte. Nähere 
Kriterien über geographische Verbreitung und Abstammung von 
anderen Formen behalte ich mir als besondere Arbeit im Verein 
mit Schlaglichtern auf die jetzt lebenden. primitiven Brachyceros- 
Rassen vor in Bälde zu publizieren. 

Neubeschrieben und abgebildet werden ‚sollen 4 Schädel- be- 
ziehungsweise Hornreste, 4 Humeri, 5 Radien zum Teil mit Ulna, 
je 3 Metacarpalia und Metatarsalia und 4 Tibien mit Fibula. 

Von den Schädel- und Hornteilen stammen die Nummern 4453 
und b aus dem 10.—12. Jahrhundert aus einer Slavenburg bei Ketzin, 
Kreis Ost-Havelland, gehören also nicht zur eigentlichen Torfkuh, 
sondern zur Wendenkuh und sollen daher gesondert und zuerst be- 
sprochen werdon. Nummer 4453a ist ein Occipital-Interparietal- 
Fröntalrest mit rechtem Hornzapfen, von welchem die Schädelte le 
ziemlich unvollständig erhalten sind. Der Hornzapfen ist dicht ein- 
gesetzt, ohne Hornstiel, schwammig porös (wurmstichigem. Holz 
ähnlich [Rütimeyer!)) und hat einen Basalumfang von. 14.9 cm, 
einen horizontalen Durchmesser von 48cm und. einen vertikalen 
Durchmesser von 3.7 cm. Er ist dachformig von oben nach unten 
abgeplattet. so daß der Hinterrand als ziemlich scharfe Kante hervor- 
tritt. . Seine Krümmung bewegt sich von der Krümmung aus zunächst 
etwas nach hinten und unten, um dann in kurzem Bogen nach vorn 


und oben umzubiegen. Seine Länge ist unbestimmbar, da die Spitze 


abgebrochen ist. Der vertikale Durchmesser verhält sich zum hori- 
zontalen Durchmesser wie 1:1,29. Diese Zahl entspricht völlig der 
von Rütimeyer für den Brachyceros-Typus angegebenen 1:1.23 
bis 1,41. Ebenso entsprechen die Maße für den vertikalen (3.7) und 
den ‚horizontalen (4.8) Durchmesser der Hoınzapfen dem von Rüti- 
meyer in der Pfahlbaufauna festgelegten (3,4—4,3 und 4.3—5.5). 
Die Form des Interparietale entspricht einem Kreissegment und ist 
flach nach vorn ausgehöhlt. ‘Durch die Vergleichszahlen ist der Lonai- 
frons-Typus des Stückes ‚gekennzeichnet. 

Nummer 4453b ist ein linker Hornzapfen. Erst dicht eingesetzt, 
ohne Stiel, schwammig-porös (wnrmstichigem Holz ähnlich), beinahe 
drehrund, kegelförmig und nur sehr wenig von oben nach unten ab- 
‚geplattet. Seine Krümmung. bewegt sich zuerst: nach hinten und 
‚unten, um dann-in langem Bogen allmählich nach oben und vorn 
anzusteigen. Es-ist an der äußeren Krümmung mit Zirkel gemessen 
11,0 cm lang, also’ etwas kürzer als d’e Rütimeyer’schen‘Maße 
(14,5—21.0), stimmt aber mit dem Mittel der Adametzschen Maße 
überein (9,9). Sein Basalumfang 'beträgt 14,0:cm (Rütimeyer 10,2 


u di De En A a du a au 


Über Bos’ tanrus longifrons Owen. 61 


bis 15,5), sein horizontaler Durchmesser 5,1 cm (4,3—5,5), sein verti- 
kaler Durchmesser 3,9 (3,4—4,3). Die Verhältniszahl ist demnach 
1:1,31 (1:1,23—1,41). Dadurch ist auch dieses Stück als zur Longzfrons- 
Form gehörig gekennzeichnet. 

Die beiden anderen Schädelreste stammen aus Kidscbeien und 
zwar Nr. 4693 von dem Bahnbau Naumburg-Artern und Nr. 5346 
aus einer Kiesschicht 1m. unter der Erdoberfläche von Adersleben 
bei Wegeleben im Harz. 

Nummer 4693 ist ein Occipital-, Interperietal-, Frontalrest mit 
vollständig erhaltenem rechten und defekten linken Hornzapfen. Die 
Hornzapfen sind ohne Stiel, dicht eingesetzt, schwammig-poröser 
Natur (wurmstichigem Holz ähnlich), flach von oben nach unten 
abgedacht. Der Verlauf geht von der Basis aus nach hinten und unten 
um dann allmählich nach vorn und oben anzusteigen. Der rechte 
Hornzapfen ist an der Spitze etwas beschädigt, der linke Hornzapfen 


Abb. 1, 


links oben: Nı. 5546, Mitte: Nr, 4453b. 
rechts oben: Nr, 4693, rechts unten: Nr, 4453a. 


völlig defekt. Die Länge des rechten Hornzapfen der äußeren Kurvatur 
folgend beträgt mit Zirkel gemessen 10,1 em, mit Bandmaß gemessen 
10,3cm. Der Basalumfang der Hornzapfen beträgt rechts 14,0 cm, 
links 13,8cm (12,0—15,5). Der horizontale Durchmesser beträgt 
rechts 4,7 ’cm, links 4,6cm (4,3—5,5), der vertikale Durchmesser 
rechts 3, 4 cm, links 3 3,4 cm (3,4—4,3). Die Verhältniszahlen sind rechts 
1:1,38, links 1: LE 35 (1:1,23—1 4), Die Länge der Zwischenhorn- 
linie vorn beträgt 16,0 cm, hinten 11,9 em, Mittel 14,0 cm, was den 
Mäßen von Rütimeyer entspricht. Das Interparietale gleich einem 
‚gleichseitigen Dreieck und ist stark nach vorn ausgehöhlt. Die Höhe 
des Stirnbeinhöckers über die Zwischenhornlinie hinten beträgt 1,6 cm. 
Der Rest ist somit als zur Torfkuh gehörig gekennzeichnet. - 

Nr. 5346 ist ein Schädelfragment ohne Gesichtsteil und Unter- 
kiefer.. Die Hornzapfen. sind. dicht eingesetzt, ‚schwammig-porös 
(wurnistichigem Holz ähnlich), etwas von oben: nach unten abgeplattet, 


7 Isft 


62 A. Kühnemann: 


und nur sehr unvollständig erhalten. Ihr Umfang beträgt links 12,2 cm, 
rechts 12,8 cm (12,0—15,5). Der horizontale Durchmesser der Horn- 
zapfen beträgt links 4,3 cm, rechts 3,9 cm, der vertikale Durchmesser 
beträgt links 3,5 cm, rechts 3,2 cm. Die Rütimeyerschen Vergleichs- 
zahlen betragen für den horizontalen Durchmesser 4,3—5,5 cm, für 
den vertikalen Durchmesser 3,4—4,3 cm. Die Verhältniszahlen bei 
unserem Stück liegen zwischen 1:1,22 und 1:1,23 (1:1,23—1,41). 
Der Richtung der Hornzapfen nach gehört dies Stück einem Stier an. 
Die Länge der Zwischenhornlinie vorn beträgt 17,9 cm, hinten 15,4, 
Mittel 16,2cm. Die Hinterhauptshöhe beträgt 15,0 cm, die Hinter- 
hauptsenge 12,1 cm, die Hinterhauptsbreite 16,0 cm, jedoch sind die 
Ohrhöcker etwas beschädigt; man muß also 2—3 mm zuschlagen. 
Die Höhe des Foramen magnum 3,3 cm, seine Breite zwischen den 
Condylen 3,4 cm, die Stirnenge 15,7 cm, die halbe Sitrnweite 9,5 cm, 
was einer ganzen Stirnweite von 19,0 cm entsprechen würde. Die 
ganze Stirnweite ist aber bei dem Stück nicht meßbar, da der linke 
Augenbogen ausgebrochen ist. Man muß sich also mit dem errechneten 
Maße 19,0 cm begnügen. Alle diese Maße entsprechen durchaus den 
Zahlen von Rütimeyer und denen anderer Auioren. Die Grube 
um die Mittelnaht der Frontalia herum zwischen den Augenhöhlen- 
rändern ist ziemlich groß und tief. Die Höhlung des Interparietale 
ist flach nach vorn gerichtet, seine Gestalt ist die eines rechtwinkligen 
Dreiecks. Die Höhe des Hinterhaupthöckers über die Zwischenhorn- 
lin e hinten beträgt 3,3 cm, ist also eine recht Erhebliche. Die relative 
Hinterhauptshöhe in % der Hinterhauptsenge beträgt 80,67 %, was 
den Maßen von Adametz entspricht und nach Rütimeyer als 
bedeutende Höhe angesprochen werden muß. Am Schluß der 
Untersuchung sind die Maße nochmals in den Tabellen zum Vergleich 
zusammengestellt. 

Aus dem Vorhergesagten ist ersichtlich, daß die beschriebenen 
Schädel- beziehungsweise Hornreste zur Torfkuh Rütimeyer’s ge- 
hören. Danach habe ich dann und aus den Zahlen der anderen Autoren 
Mittelwerte zusammengestellt, soweit sie Neuerungen ergaben. So 
muß also die Schwankung der Verhältniszahlen des vertikalen vom 
horizontalen Durchmesser der Hornzapfen von Rütimeyers 
1:1,23—1,41 gebracht werden auf 1:1,0—2,59. Der Mittelwert der 
relativen Hinterhauptshöhe in % der Hinterhauptsenge, die Adametz 
aus nur d Schädeln auf 91,5 % festgesetzt hat, muß entschieden durch 
das viel bedeutendere Material meiner Tabelle auf 85,9 % festgelegt 
werden für die eine Rasse und auf über 110 % für die andere Gruppe 
der Rassengruppe Bos Tongi/rons. 

Es bleibt noch übrig ein Wort über meine Art und Weise des 
Abnehmens der Maße zu sagen. Die horizontalen und vertikalen. 
Durchmesser der Hornzapfen messt ich an der Wurzel der Hornzapfen 
in der Mitte der betreffenden Flächen oder wenn durch die Ab- 
plattung Kanten zur Ausbildung gelangt sind, von Kante zu Kante 
beim horizontalen Durchmesser, was aber durchaus der Meßweise 
von Mitte der Fläche zur Mitte der Fläche entspricht, da die Kanten 


Über Bos taurus longifrons Owen. 63 


in der Mitte der betreffenden Flächen zur Ausbildung zu gelangen 
pflegen. Die Länge der Hornzapfen messe ich der äußeren Krümmung 
folgend. Die Hinterhauptshöhe messe ich von der Spitze des Inter- 
parietalhöckers bis zum Unterrand des Foramen magnum, was der 
sogenannten großen Hinterhauptshöhe anderer Aucoren entspricht 
und von Autoren, die nur Hinterhauptshöhe als Maß angeben, ebenso 
gemessen wird. Als Hinterhauptsenge bezeichne ich die Breite des 
Oceiput zwischen den Orbitalrändern an der engsten Stelle der Ränder, 
als Hinterhauptsweite die Ohrhöckerweite. Die Breite des Foramen 
magnum messe ich von Mitte zu Mitte der Innenränder der Condylen. 
Die Stirnenge ist die geringste Breite der Stirnbeine zwischen den 
Schläfengrubenrändern über der Stirn gemessen, die Stirnweite der 


Abh. 2. 


Jinks: Nr. 5546 Seitenansicht. 

Tibia: Nr. 2854 435h rechte Tibia von vorn. 
Tibja: Nr. 2855 436h linke Tibia v. d. Seite, 
Tibia: Nr. 2856 437 h rechte Tibia von vorn. 


Abstand der äußersten hintersten Ränder der Augenhöhlen von Seite 
zu Seite. Die Zwischenhornlinie vorn messe ich als Abstand der 
vordersten Linie der Hornzapfenbasis in der Horizontalebene von Seite 
zu Seite, die Zwischenhornlinie hinten als den Abstand der ent- 
sprechenden Punkte der hintersten Horizontalen. Ich entnehme also 
die Maße durchaus in der gewöhnlichen Art. 

Nunmehr komme ich zur Beschreibung der Extremitätenknochen. 
Laut Bemerkung im Hauptkatalog der osteologischen Sammlung der 
landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin befanden sich diese Knochen 
ehemals im Besitze des Herrn Prof. Dr. R. Hensel und „stammen 
angeblich aus Schlesien.“ Wie mir Herr Prof. Matschie mitteilt, 
gehörten die Stücke zur osteologischen Sammlung Hensels und da 


7. Heft 


64 A. Kühnemann: 


diese zum allergrößten Teile in der Umgebung von Proskau in Schlesien 
gesammelt wurde, wäre auch für diese Stücke mit größtmöglichster 
Wahrscheinlichkeit Proskau als Fundort anzugeben. Das ist in 
sofern von besonderem Interesse, als Schlesien als Fundort von Torfkuh- 
resten bisher nicht bekannt war, sondern nur jenseits des Gebirges 
- Troppau, Olmütz usw. Es sind zusammen 19 Knochen und zwar 
4 Humeri, 5 Radien, je 3 Tibien und Metatarsalien und 4 Metacarpalı :n. 
Sie entstammen 3 oder gar 4 Tieren, was allein durch die Duplizität 
linker beziehungsweise rechter Extremitätenknochen begründet er- 
scheint; es kommt hinzu die Variation in der Größe, was bei den 
betreffenden Stücken besonders hervorgehoben werden soll. Im 
allgemeinen ist sonst von den Knochen zu sagen, daß sie sehr schlank 
und zierlich gebaut sind ihrer Größe nach einer sehr kleinen Rasse 
zugehört haben müssen. Daß hierfür nur die Torfkuh in Frage kommt, 
werde ich im folgenden zu beweisen versuchen. 

Tibia Nr. 2854 435h ist eine rechte Tibia; nur die vordere Ecke 
der oberen äußeren Gelenkfläche ist abgebrochen. Nr. 2855 436h ist 
eine linke Tibia; auch bei ihr sind die Ränder der oberen inneren 
Gelenkfläche zerstört, aber die untere Gelenkfläche fehlt völlig. Bei 
Nr. 2856 437h einer rechten Tibia ist die obere Gelenkfläche völlig 
zerstört. Man neigt ja im allgemeinen zu der Ansicht, derartige Zer- 
störungen der Gelenkfläche auf das Jugendstadium von Tieren be- 
schränkt zu wissen, allein ich kann bei diesen beiden Stücken nicht 
zu diesem Schlusse gelangen. In ihrem ganzen Habitus, der Ausbildung 
von Ernährungsrillen, Krusten und Kanten nach, machen sie den 
Eindruck ausgewachsener Tiere. Die Zerstörungen mögen wohl durch 
andere Einflüsse hervorgerufen worden sein. "Die Stücke haben 


folgende Maße: 
435h 436h 437h 


1. Größte Länge 282 2742 — 
2, Breite der oberen Gelenkflächen 716.692 — 
3. Breite der äußeren Gelenkflächengrube 371.31 — 
4. Breite der inneren Gelenkflächengrube 35 — — 
5. Volle Breite des unteren Kopfes 490 — 47 


Die größte Länge wurde von der äußersten Kante der oberen bis 
zur entsprechenden unteren Gelenkserhebung genommen. Die Maße 


2—5 an den äußersten Ecken der Gelenkflächen. Daß die Differenzen. 
der größten Längen dieser 3 Knochen mit den von David und: 


Rütimeyer angegebenen Maßen eine ziemlich bedeutende ist, kommt 


wohl hauptsächlich daher, daß die Maße dieser beiden Autoren Höchst- 
maße einer ganzen Reihe von Tibien darstellen. Daß es sich aber bei: 


unseren Stücken nicht doch etwa um Jugendformen handeln kann, 
beweißt schon daß Übereinstimmen der übrigen Maße mit denen 
ander:r Autorın, wobei hervorzuheben gestattet sei, daß die Maßzahl 


der Knochenreste aus Modena nach Canestrini noch nicht bedingt, 
daß diese nicht erwachsenen Individuen angehört haben. -da Zwerg- 
formen in .der Torfkuhrasse u. a. auch aus Olmütz und Troppau be- 
kannt sind (Jeitteles). Unsere 3 Tibien. können wir also getrost 


N Se a ee ee ee 


[13 N r ; ee e 
Über Bos taurus longifrons Owen. 65 


zur Torfkuh rechnen, besonders auch, da die beigefügten Maße der 
Primigenius-Rasse nach Rütimeyer den beinahe doppelt so großen 
Unterschied deutlich vor Augen führen. 

Neben Aufzählung der Maßzahlen der 5 Reste von Radius und 
Ulna ist folgendes zu erwähnen. Nr. 436d 2855 ist ein rechter Radius; 
die Ulna ist nur teilweise erhalten; dasselbe gilt von Nr. 435e 2854, 
einem linken Radius. Bei diesem Stück wie bei Nr. 437e 2856, einem 
linken Radius, sind Teile des Carpalgelenkes erhalten. - Völlig ab- 
gebrochen ist die Ulna bei Nr. 437d 2856, Nr. 436e 2855, Nr. 437 e 
2856. Bei Nr. 437d 2856, einem rechten Radıus, sind Teile des 
Carpalgelenkes erhalten. Das untere Gelenk ist völlig abgebrochen 
bei dem rechten Radius 436e 2855, teilweise abgebrochen bei Nr. 437 e 
2856. Die Möglichkeit, daß es sich bei diesen beiden Stücken um noch ° 
nicht völlg ausgewachsene Individuen handelt, kann auch hier nicht 
außer Acht gelassen werden. Die Länge ist nicht meßbar, da ja die 
erwähnten Gelenkenden fehlen, jedoch sprechen die Maße der anderen 
entnommenen Maße durch ihr Überemstimmen mit den anderen 
Maßzahlen entschieden gegen die Annahme von Jungvieh. Wir 
dürfen fraglos auch diese beiden Knochen zur erwachsenen Torfkuh 
rechnen; denn daß eine andere Rasse, vor allem nicht Primigenius, 
auch bei den 3 anderen Radien hier nicht in Frage kommen kann, 
zeigt die Vergleichung der Maßzahlen mit denen von David, Nau- 
mann und Canestrini und schließlich die Kontrastzahlen der 
Primigenius-Reste nach Rütimeyer. Erwähnt sei noch die Art der 
Maßabnahme. Die volle Länge der Ulna entspricht der größten 
Länge überhaupt und wurde beim Fehlen genommen an den äußersten 
Stellen der erkennbaren Ansatzstellen am Radius. Das Maß der Länge 
des Radius am Innenrand wurde genommen als die äußerste Maßzahl 
seiner Entfernung der oberen Gelenkfurche von der unteren Gelenk- 
fläche, beziehungsweise der Außenränder der betreffenden Gelenk- 
flächen bei den Stücken, wo das Carpalgelenk erhalten ist. Die Breiten- 
maße der Gelenkflächen sind die größtmöglichsten Maße. 

436d 437d 436e 435e 437e 


1. Volle Länge der Ulna 5,8 .— — 16 — 
2. Länge des Radius am Innenrand 21,7 21,4 — 214? 21,5 
3. Breite seiner oberen Gelenkflächen 6,0 60 61 62 6,1 
4. Breite des Carpalgelenkes 52.57. — 52 — 
5. Volle Breite des unteren Kopfes 

zwischen den Condylen 54:88... —: 6,0---5,8 


Die Art der Meßweise bei Metatarsal- und Metacarpalknochen sei 
vorausgeschickt ihrer Betrachtung, da sie für beide gemeinschaftlich 
ist. Die volle Länge der Knochen und Breite ohne die untere Gelenk- 
rolle gemessen von der Erhöhung zwischen den oberen Gelenkflächen 
bis zur Furche zwischen den unteren Rollen. die auch dann erhalten 
ist, wenn die Rollen selber fehlen. Die größte Breite der oberen Gelenk- 
flächen quer wird genommen an den äußersten Ecken der oberen 
.Gelenkflächen, dasselbe Maß der unteren Breite an den Ansätzen der 
Gelenkrollen hinten. Der Durchmesser der Diaphyse entspricht 


Archiv für Naturgoschichte 
A. T. 5 7. Heft 


66 A. Kühnemann: 


der engsten Stelle. Die größte Länge wurde gemessen von der Er- 
höhung zwischen den oberen Gelenkflächen bis zum Außenrand der 
inneren Rolle. 

Bei den Metacarpalien haben die Nummern 437 £ 2856, ein rechter, 
und 437g 2856 ein linker Metacarpus keine unteren Rollen. Sie dürfen 
aber trotzdem nicht zu Jungtieren gerechnet werden, da ihre sonstigen 
Maßzahlen durchaus die erwachsener Tiere darstellen. Nr. 436f 2855 
ist ein rechter Metacarpus und besitzt die untere Gelenkrolle ebenso 
der linke Metacarpus 436g 2855; dieses Stück ist angebrannt. Was 
die Gestalt der Stücke anlangt, verdienen ihre ziemlich hohen Ver- 


Abb. 3. 


Nr, 2856 437d rechter Radius mit Carpalgelenk von vorn. 

Nr. 2854 435e linker Radius mit Ulna-Carpalgelenk von hinten. 
Nr. 2856 437e „ 
Nr, 2855 436d rechter „ “ 
Nr. 2855 4366 „ » mit Ulnarest von vorn. 


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r) 4 ” e) 


hältniszahlen der Länge zur kleinsten Breite hervorgehoben zu werden. 
Diese Zahl besagt ja nach Arenander die Feinheit der Knochen. 
„Je größer dieses Maß ist, desto feiner die Knochen.“ Da nun als 
Mittelzahl für Metacarpalia nach Arenander 3,63 anzusehen ist, 
unsere Stücke aber die Zahlen 7.2, 7.2, 6.4? und 6,67? aufzuweisen 
haben, müssen wir es mit sehr feingebauten Knochen zu tun haben, 
um so mehr als die von mir bezeichneten Zahlen für dieses Maß bei 
den anderen Autoren gewöhnlich zwischen 5.19 und 6,7 schwanken 
und nur in zwei Fällen höhere Zahlen erreicht werden, nämlich bei 
einem Stück aus Lund 7,6 und bei einem Stück aus Sutz 7,1. Außer- 


Über Bos taurus longifrons Öwen, 67 


dem muß bei unseren Zahlen 6,4 und 6,67 beachtet werden, daß dies 
noch nicht einmal die Höchst- und Wirklichkeitswerte sind, da ja die 


unteren Rollen fehlen. 
436f 4368 437f 437g 


1. -Volle Länge ohne Rolle 19.6 °:15.6 2 16,0::-:166 
2. Obere Gelenkflächen quer 4,4 4,5 4,6 4,7 
3. Untere Gelenkflächen quer 4,3 4,0 4,6 4,7 
4. Durchmesser der Diaphyse 2,4 2,4 2,5 2,5 
5. Größte Länge 170.162 _ — 


Das Übereinstimmen der Maßzahlen unserer Stücke mit denen 
anderer Autoren ermöglicht es, auch die Metacarpalia zur Torfkuh 


zu rechnen. 
Abb. 4. 


Nr. 2855 436 f rechter Metacarpus von vorn. 
Nr.2856 437 f „ „. von der linken Seite, 
Nr. 2856 437g linker 3 von hinten, 


Nr.2855 436g „ “ n 

Nr. 2855 436i rechter Metatarsus von vorn. 

Nr. 2856 437k > R von der linken Seite, 
Nr. 2856 437 i linker ä von hinten, 


Bei den Metatarsalien hat nur Nr. 436i 2855, ein rechter Meta- 
tarsus, noch die unteren Gelenke. Bei den Nummern 437k 2856, 
einem rechten und 4371 2856 einem linken Metatarsus sind sie ab- 
gebrochen. Auch diese beiden Stücke können wir nicht zu Jungtieren 
rechnen, da ihre Maßzahlen sonst denen ausgewachsener Individuen 
entsprechen. Was den zierlichen Bau der Stücke anlangt, ist zu be- 
merken, daß die Verhältniszahl, die Arenander auf 8,7 festsetzte, 
wieder von allen 3 Stücken übertroffen wird, denn die Zahlen 8,5? 
und 8,9? sind, da die unteren Gelenke diesen Stücken fehlen, noch nicht 


br 7. Feft 


68 A. Kühnemann: 


als Höchst- und Wirklichkeitsmaßzahlen anzusehen. Nr. 436i 2855 
ragt aber mit der Zahl 10,15 über alle bekannten Metatarsalia hinaus 
und dürfte demnach wohl den schlanksten und zierlichsten aller bisher 


bekannt gewordenen Metatarsalien darstellen. 
4361 4371 -437k 


1. Volle Länge ohne untere Rolle 17,7 187 18,7 
2. Obere Gelenkflächen quer 31 3,6 31 
3. Untere Gelenkflächen quer 4,1 435 45 

- 4, Durchmesser der D,aphyse 19 2,1, ‚2 
5. Größte Länge 19,3 — —_. 


Der Vergleich unserer Maßzahlen mit den Zahlen der anderen 
Autoren bestimmt die Zugehörigkeit unserer Stücke als zur Torfkuh 
gehörig. | 

Der Betrachtung der 4 Humeri seien die Maße vorangestellt. 
Nr. 436b 2855 und Nr. 435d 2854 sınd linke Humeri, Nr. 436c 2855 
und Nr. 437c 2856 sind rechte Humeri. Die Gelenkränder und das 
obere Gelenkrollenende ist bei Nr. 437c 2856 defekt. 

436b 436c 437c 435d 


1. Größte Ausdehnung 22,9 22,75 — 25,9! 
2. Quere Ausdehnung der unteren Rolle 621: 106 
3. Volle Breite zwischen den Condylen 6,0 6 Del 
4. Längsdurchmesser der äußerenCondylen 48 .4,4248 49 
5. Längsdurchmesser der inneren Condylen 6,1 62 68 6,4 
6. Distanz der Condylen in der Fossa posterior 1,8 17 2J 17 
7. Längendurchmesser der Gelenkrollen 5.5 54: 64078 
8. Durchmesser dieser am Außenrand 3,0:.31723,307230 
9. Durchmesser in der mittleren Rirne 2:5: 24 SDR 
10. Durchmesser auf dermittleren Erhöhung 3,1 32 36 3,4 
1l. Durchmesser am Innenrand 6,0. :61 6.7 963 


Die Maße werden wie folgt genommen: Die quere Ausdehnung 
der unteren Rolle wird an den äußersten Spitzen gemessen; die volle 
Breite zwischen den Condylen in der. Horizontalebene des untersten 
Randes der Condylen; die Längsdurchmesser der inneren und äußeren 
Condylen in der Horizontalebene von den äußersten Rändern vorn 
nach denen hinten; die Distanz der Condylen in der Fossa posterior 
an den Innenrändern der Condylen; der Längsdurchmesser der Gelenk- 
rollen vom Condylus an der Fossa posterior bis zum Innenrand der 
äußeren Rolle. Der Durchmesser der Gelenkrollen am Innenrand 
in der Vertikalebene vom Rollenrand zum Rollenrand; der Durch- 
messer auf der mittleren Erhöhung in der Vertikalebene, der Durch- 
messer am Außenrand in der Vertikalebene. Bei allen Maßen wird 
Vertikalstellung der Humeri vorausgesetzt. 

Was die Auswertung der Humerusmaße anlangt, fällt zunächst 
auf, daß Nr. 437 ce 2856 im Gegensatz zu den 3 übrigen Stücken klobig 
gebaute Gelenke besitzt. Das Gegenteil ist der Fall bei Nr. 435d 2854, 
die trotz seiner erheblichen Größe, die um 3 cm über das gewöhnliche 
Maß hinausragt, außerordentlich feingebaute Gelerike besitzt. Was 


Über Bos taurus longifrons Owen, 69 


nun die erhebliche Größe dieses Stückes anlangt, wies Herr Prof. 
Matschie .‚mch auf die Möglichkeit eines sexuellen Unterschiedes 
hin. Man könnte in dem Stück also etwa einen jungen Stier erblicken, 
worauf Größe und Feinheit der Gelenke schließen. lassen könnten. 
Leider ist über sexuelle osteologische Differenzierungen bei der Torf- 
kuh noch nicht gearbeitet worden, auch solche Maßangaben bei Primi- 
genius mir nicht bekannt, sodaß ich mich an dieser Stelle mit dem Hin- 
weis darauf beschränken muß. Über Humeri der Torfkuh sind über- 
haupt nur wenig Maße bekannt, sodaß es notwendig sein wird, eine 
solche Spezialarbeit zu machen. Die paar bekannten Maße nach 


Abb, 5, 


Nr. 2854 435d rechter Humerus von hinten. 


Nr. 2855 436b ” = von vorn. 
Nr.2856 437c linker } von hinten, 
Nr.2855 436c „ “ von der Seite, 


David und Rütimeyer aber stimmen mit denen unserer Stücke 
gut überein, sodaß wir die Stücke getrost zur Torfkuh rechnen dürfen. 

Hinzuzufügen habe ich noch, daß die Farbe der Extremitäten- 
knochen eine bräunlich- bis ins lehmgelbe hinüberspielende ist und 
schon dieser Umstand genügen dürfte, auszuschließen, daß die 
Knochen etwa jetzt lebenden Rinderrassen zugesprochen werden 
müßten. Inwiefern noch sonst neben der Größe, die doch bei einzelnen 
brachyceros-Rassen nicht als Unterscheidungsmerkmal dienen kann, 
Unterschiede zwischen der Torfkuh und jetzt lebenden Rinderrassen, 
was die Skelettknochen und .die eventuellen sexuellen Unterschiede 


7. Heft 


70 A. Kühnemann: 


anlangt, bestehen, wird Aufgabe einer meiner nächsten Untersuchungen 
sein. Für diese Arbeit genügt es festzustellen, daß die von mir be- 
sprochenen Rinderknochen zur Torfkuh zu rechnen sind. 


Noch eine nomenklatorische Bemerkung hinzuzufügen, sei ge- 
stattet. Zwei Namen für die kleine, langstirnige, kurzhörnige Torfkuh 
gehen durch die Literatur. Owen hat als erster das Interesse darauf 
gelenkt und in seinem Werk ‚‚a history of British fossil mammals and 
birds 1846‘ dem Tier den Namen Bos long:frons Ow. gegeben. Rüti- 
meyer hat dann in seinen ‚Untersuchungen‘ 1860 den Namen ‚,‚Torf- 
kuh“ und in seiner „Pfahlbaufauna“ 1862 den Namen Bos brachy- 
ceros Rütimeyer eingeführt, aus Gründen, die er dort in Kürze ausführt; 
so als hauptsächlichsten, daß die Kurzhörnigkeit das Tier mehr charak- 
terisiere als die Langstirnigkeit. Durch die Arbeiten von Dürst ist 
nun insofern einige Verwirrung in diese Nomenklatur gekommen, 
als Dürst als Bos brachyceros auch kurzhörnige Rinder anderer Zeiten 
und Völker bezeichnet als die ursprünglich als Bos longifrons gekenn- 
zeichnete Rasse; so z.B. nennt Dürst kleine, kurzhörnige Rinder 
Babyloniens und Assyriens, ja auch Rinder der Gegenwart, deren 
Kurzhörnigkeit den Namen verführerisch nahelegt, Bos brachyceros, 
sicher doch ohne etwa die Absicht zu haben, damit dasselbe Tier wie 
Bos longifrons bezeichnen zu wollen. Allgemein aber hat sich der 
Name Bos brachyceros für Torfkuh wie andere kurzhörnige Bos taurus- 
Rassen so eingebürgert, daß eine klare Sichtung ein für alle Male durch- 
geführt werden muß. Ich schlage daher vor, zu dem doch sicher, wie 
selbst Rütimeyer es zugibt, gut gewählten Namen Bos taurus longi- 
frons Owen oder überhaupt nur Bos longifrons Owen zurückzukehren, 
soweit die Bezeichnung sich auf die Torfkuh dieser Art beziehen soll, 
den Namen Bos taurus brachyceros auf die jetzt lebenden Taurinen, 
deren Charakteristik es zuläßt, anzuwenden. 


Es bleibt noch übrig, ein Wort über die Tabellen und die Literatur 
zu sagen. Wo bei den Zahlen ein Fragezeichen (?) steht, bedeutet 
dies, daß das Maß in irgendwelcher Form ungenau ist, daß also Stücke 
abgebröckelt waren, oder bei den betreffenden Autoren bereits mit 
ungenau gekennzeichnet waren. Was die Zusammenstellung der 
Tabellen anlangt. war es aus technischen Schwierigkeiten nicht 
möglich, die Zahlenreihen einzelner Autoren ohne sie zu trennen, 
aufzustellen; wegen Raummangel war es auch unmöglich. zu jeder 
Zahl und jedem Autor die betreffende Anführung der Seite seiner 
Arbeit durchzuführen; dies kommt aber kaum als Verlust in Betracht, 
da das Literaturverzeichnis die für die Tabellen in Betracht kommenden 
Arbeiten mit * besonders hervorhebt, die anderen Arbeiten aber für 
diese Abhandlung in Betracht kommende Neuerungen nicht bringen, 


textlich nicht benutzt wurden und nur der Vollständigkeit halber. 


aufgeführt wırden. So sind hier zum ersten Male alle Maßzahlen der 
angeführten Knochen der bisher erschienenen und mir nur irgend 
zugänglichen Arbeiten tabellarisch zusammengestellt, was sicher eine 
große Erleichterung. für- Arbeiten auf. diesem Gebiete schaffen wird, 


.. D . 
nn. EN EV 


Über Bos taurus longifrons Owen. 71 


da es das so überaus lästige Wälzen von vielen Einzelabhandlungen 
zum größten Teil zu unterlassen ermöglichen wird, auch wenn diese 
Arbeit nicht den Anspruch völligster Vollkommenheit erheben daıf, 
was schon aus dem Verzeichnis der nicht zugänglichen Literatur 
hervorgeht. Ob in den dort angeführten Arbeiten Bos longifrons in 
irgendwelcher Reihenfolge genannt wird, oder nur etwa Bos »primı- 
genius oder antigwe brachycere-Rinder entzieht sich meiner Kenntnis. 
Beim Aufsuchen der Literatur durfte ich aus irgendwelchen An- 
deutungen schließen, daß auch in diesen Arbeiten Bos longifrons Er- 
wähnung findet. 


Zuletzt sei es mir vergönnt, auch an dieser Stelle den Herren 
Professoren R. Heymons und Matschie sowie Herrn Dr. M. Hilz- 
heimer meinen besten Dank für ihre liebenswürdige Unterstützung, 
sei es beim Messen, Literatur oder sonstigen Hinweisen, auszusprechen. 


Literaturverzeichnis. 


1. A. Leith. Adams. On the recent and extinct Irish Mammals, 
Proceedings of the Royal Dublin Society vol. II, 1880, p. 45—86. 


2. Derselbe. Explorations in the bone cave of Ballynamintra, 
near Cappagh, Cownty Waterford. Report on the animal remains. 
Scientific Transactions of the Royal Dublin Society vol.I, 1881, 
ser. II, p. 185—197. 


3. * Adametz. Studien über Bos brachycerus europaeus. die wilde 
Stammform der Brachyceros-Rassen des europäischen Hausrindes. 
Journal für Landwirtschaft, 1898, p. 218—319. 


4, Derselbe. Nowy diluvialny gatunek rogatego bydla. (Bos 
brachyceros europaeus n.sp.) Anzeiger der Akademie der Wissen- 
schaften in Krakau 1898. | 


5. *F. von Alten. 1. Die Kreisgruben in den Watten der Nordsee, 


6. Derselbe. 2. Die Ausgrabungen im Jeverland bei Haddien. 
Beide in Bericht über die Tätigkeit des oldenburgischen Landes- 
vereins für Altertumskunde, 1881, III. Heft. 


7. Derselbe. Mitteilungen von in friesischen Landen des Herzog- 
tums Oldenburg vorkommenden Altertümern vorchristlicher Zeit. 
I. Die Kreisgruben in den Watten des Herzogtums Oldenburg. 
II. Ausgrabungen bei Haddien im Jeverlande nebst einigen Nach- 
richten über ähnliches im Herzogthum Oldenburg. Archiv für Anthro- 
pologie, 1874, p. 157—198. 

8. Joseph Anderson. Notice of a cave recently discovered at 
Oban, containing h“man remains and a refuse-heap of shells and 
bones of animals and stone and bone implements. Proceedings of the 
society of Antiquaries of Scotland, vol. XXIX, 1895, p. 211—230. 


7. Hefi 


72 A. Kühnemann: 


9. *Arenander. Studien über das ungehörnte Rindvieh im nörd- 
lichen Europa unter besonderer Berücksichtigung der nordschwedischen 
Fjell Rasse. Berichte des physiologischen Laboratoriums des land- 
wirtschaftlichen Institutes Halle, 1897, 13. Heft, p. 43—179, 
p. 180—184. 


10. Bakker. Nochmals zur Abstammung des schwarzweißen 
Rindes. Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft, 
1912, Nr. 39, p. 547—550. 


11. R. Ball. On the bones of oxen found in the bogs of Ireland. 
Journal of the geological Society of Dublin, 1844, vol. IH, p. 50—51. 


12. Derselbe. On the Collection of the fossil mammalia of 
Ireland in the Science and Art Museum Dublin. Transactions of the 
Royal Dublin Society, vol. III, 1885, p. 343. 

13. Derselbe. Race of ox from Irish Bog. Proceedings of the 
Royal Irish Academy, 1839, January, p. 253—254. 


14. Baranski. History a bydla Krajowego, Lwow 1887. 


15. *W. la Baume. Beitrag zur Kenntnis der fossilen und sub- 
fossilen Boviden mit besonderer Berücksichtigung der im west- 
preußischen Provinzial-Museum zu Danzig befindlichen Reste, 
Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig, 1909, 13. Jhg., 
3. Heft. 


16. Bennie. On the occurence of Bos longifrons and Bos primi- 
renius in the ancient Drift of the Clyde. Transactions of the geological 
Society of Glasgow, vol. Il, 1867, p. 152—154. 

17. Charles Carter Blake. On the Crania of the most ancient 
“races of men. The Geologist, 1862, p. 316. 

18. Eduard Blyth. On the anımal inhabitants of ancient Ireland. 
Proceedings of the Royal Irish Academy, vol. VIII, 1864, p. 472—476. 

19. Derselbe. On the anımal Inhabitants of ancient Ireland. 
The Dublin quarterly Journal of Science, 1864, 4, p. 149—152. 

20. *Boy-Dawkins. On the British fossil oxen. The quarterly 
Journal of the geological Society of London, 1866, p. 391. 

21. *Derselbe. On the British fossiloxen. The quarterly Journal 
of the geological Society of London, 1867, p. 176—184, 

22. Derselbe On a Romano-British Cemetery and a Roman 
Lamp at Hardham in West Sussex. Sussex Archeological Society 
vol. XVI, 1864, p. 52—64. 

23. Derselbe Die Höhlen und die Ureinwohner Europas. 
Übersetzt von Spengel 1876. 

24. Derselbe und Sanford. A monograph of the British Pleisto- 


cene Mammalia. Transactions of the Palaeontographical Society. 


Part A., 1878, pg. XVII—XXVIII 


Über Bos taurus longifrons Owen. 13 


25. L. Broekema. Reste von Rinderschädeln und Röhrenknochen 
in den niederländischen Terpen. Mitteilungen der deutschen Land- 
wirtschafts- Gesellschaft. Referat. 1909, Stück 32, p. 507/09. 


26. Derselbe. Reste hornlosen Viehes in den niederländischen 
Terpen. Mitteilungen der deutschen Landwirtschafss- Gesellschaft. 
Referat. 1909, Nr. 3, p. 35/36. 


27. N. 6. Bruzelius. Die antiquarischen Funde im Hafen von Ystad 
(Schonen). Archiv für Anthropologie, 1872, p. 55. 


28, *Canestrini. Ogetti trovati nelle Terremare del Modenese. 
Estratto dell’Annuario della Societa dei Naturalisti. Modena, 1866, 
p. 111-125. 


29. Derselbe. Ogetti delle Terremare Modenesi. Annuario della 
Societa dei Naturalisti. Modena, 1866, pn. 1—7. 


30. Chantre. Surles palafittes du lac de Paladru (Isere). 
Materiaux pour l’histoire de P’homme, 1870, VI, 2 serie, p. 177—181.. 


3l. E. Cornalia. Di una terramare. Atti della societa italiana di 
sciense naturali, 1864. 


32. *Ch. Cornevin. Notes sur les boewfs decouverts dans les feuilles 
executees Rue de Trion ä Lyon Fourviere 1885. Bulletin de la Societe 
d’Anthropologie 1885, p. 182—187. 


33. *David. Beiträge zur Kenntnis der Abstammung des Haus- 
rindes gegründet auf die Untersuchungen der Knochenfragmente 
aus den Pfahlbauten des Bielersees. Landwirtschaftliches Jahrbuch 
der Schweiz, 1897. 


34. *Duerst. Notes sur quelques Bovidees prehistoriques. L’An- 
thropologie, 1900. 


35. Derselbe. Betrachtunegn über die Entstehung der so- 
genannten Niederungsschläge des Hausrindes. Illustrierte land- 
wirtschaftliche Zeitung. 23. Jahrgang 1903, Nr. 63/64. 


36. Derselbe. Ein Beitrag zur Erforschung der Geschichte der 
ältesten Haustiere auf Grund der neuesten amerikanischen, Aus- 
grabungen in Zentralasien. Deutsche Landwirtschaftliche Tierzucht, 
X. Jahrgang, Nr. 33/34. 


37. Derselbe. Über die ältesten der bis jetzt bekannten 
subfossilen Haustiere (Asiens) und ihre Beziehungen zu praehistorischen 
und frühgeschichtlichen Haustierschlägen- unter besonderer Berück- 
sichtigung der deutschen Vorzeit. 4. Flugschrift des deutschen 
Gesellschaft für Züchtungskunde, 1907. 


38. *Derselbe. Animal Rcemains from the excavations at Anau 
and the horse of Anau in its relation on the races of domestie horses. 
‘In: Pompelly Explorations in Turkestan. Expedition of 1904. Pre- 
historie Civilisation of Anau. Part VI. Carnegie Institution of Wa- 
shington. Washington 1908. 


7. Heft 


14 A, Kühnemann: 


39. *Derselbe. Die Rinder von Babylonien und Assyrien und 
Ägypten und ihr Zusammenhang mit den Rindern der alten Welt, 1899. 

40. *Derselbe. Die Tierwelt der Ansiedlungen am Schloßberge 
zu Burg an der Spree. Archiv für Anthropologie, 1904, p. 230-294. 

41. Derselbe. Martin Wilkens Grundzüge der Das liehte 
der Haustiere, 1905. 


42. R.C. Ewart. On skulls of oxen of the Roman military Station 
of Newstead Melrose. Proceedings of the zoological Society of London. 
191 


43. A. Favre. Station de ’homme de l’age de la pierre, Archives 
des Sciences de la b blioth&que universelle. Zürich 1868. 


44. *Fiedler. Über Säugetierreste aus braunschweigischen Torf- 
mooren. Zeitschrift für Anthropologie 1907. 


45. Fitzpatrick. Notice in Nature vol. XLVI, 1892, p. 521—522. 


46. *O. Fraas. Beiträge zur Culturgeschichte aus schwäbischen 
Höhlen entnommen. Archiv für Anthropologie, 1872, p. 194—1%6. 


47. Derselbe. Bos brachyceros am Schussenried. Württem- 
bergische naturwissenschaftliche Jahreshefte, 25. Jahrgang, 1869, p. 225. 


48. J. Fraipont. Les Cavernes et leurs habitants. Paris, 1895. 


49. *Gottiried Glur. Beiträge zur Fauna der schweizerischen Pfahl- 
bauten. Inaugural-Dissertation. Bern 1894, 


50. *Ludwig Greve. Vergleichende Untersuchungen, der in den 
Kiesgruben zwischen Erdschichten und im Moore des Herzogtums 
Oldenburg aufgefundenen Rindsknochen mit denen der zur Zeit 
daselbst vorkommenden Rindviehrasse. Oldenburg 1881. 

5l. Max Hilzheimer. Die in der Ansiedelung bei Hasenfelde ge- 
fundenen Haustierknochen. Praehistorische Zeitschrift, IIL, 1911, 
Heft 3/4, p. 297/30. 

52. Derselbe. Referat über Duerst Anau Arbeit. Archiv für 
Rassen und Gesellschaftsbiologie 1909/10, p. 106—108. 

53. Derselbe. Die Haustiere inAbstammung und a 
Naturwissenschaftlicher Wegweiser 1909. 


54. *L. H. Jeitteles. Die vorgeschichtlichen Altertümer der Stadt 


Olmütz und ihrer Umgebung. Mitteilungen der anthropologischen 


Gesellschaft in Wien. 1872, p. 162—167. 


55. €. Keller. Die Abstammung der ältesten Haustiere, 1902. 

56. Derselbe. Das afrikanische Z-bu-Rind und seine Beziehung 
zum europäischen Brachyceros-Rind. Festschrift der naturforschenden 
Gesellschaft in Zürich, 1746—1896, 1896. 

57. Derselbe. Studien über die Haustiere der Mittelmeerinseln. 


Neue Denkschriften der schweizerischen naturforschenden Ge- 
sellschaft 1911. 


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; 


Über Bos taurus longifrons Owen. 75 


58. ©. Keller. Die antike Tierwelt, 1909.. 
59, Kinberg. Undersögninger rörande djurens historia. Öfversigt 
af Kongl. Vetenskap-Akademiens Förhandlingar. Stockholm, 1869, 
p. 854. 
60. *L. Knoop. Bos brachyceros aus dem altalluvialen Moor von 
Börssum. Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthro- 
pologie, Ethnologie und Urgeschichte, 1910, Nr. 1—3, p. 2—5. 


“61. W.J. Knowles. The third Report on the prehistoric Remains 
from the Sandhills of the Coast of Ireland. Proceedings of the Royal 
Irish Academy, vol. III, 1895, p. 650—663. 

62. Kraemer. Die Haustierfunde in Windonissa. Revue Suisse. de 
Zoologie, 1899. 

63. *Laurer. Streitfragen aus dem Gebiete der Abstammungs- 
und Rassenlehre des Rindes. Deutsche landwirtschaftliche Tierzucht, 
18. Jahrgang, Nr. 48 und 49. 

64. *Lundwall. Studien über das irrländische Kerry-Rind. Mit- 
teilungen der landwirtschaftlichen Lehrkanzeln der k. und k. Hoch- 
schule für Bodenkultur in Wien, 1913, p. 340—370. 

65. *Madsen, Müller usw. Affaldsdynger fra Stenalderen i Dan- 
mark. Kopenhagen 1900. 

66. A.v. Middendorf. Über die Rindviehrassen des nördlichen 
Rußlands und ihre Veredlungen. Landwirtschaftliche Jahrbücher 
1888, 27. Band. 


67. Franz Mohapl. Untersuchungen über das prähistorische Rind 
Mährens. Mitteilungen der landwirtschaftlichen Lehrkanzeln der 
k. und k. Hochschule für Bodenkultur in Wien, 1913, p. 75—77. 

68. 6. de Mortillet. Le pröhistorique. Antiquite de !’homme. 
Paris 1885. 

69. *Naumann. Fauna der Pfahlbauten im Starnberger See. Archiv 
für Anthropologie. 8. Band, 1875. 

70. Nehring. Bos primigenius, insbesondere seine C: öxistenz mit 
dem Menschen. Verhandlungen der Gesellschaft für Anthropologie, 
Ethnologie und Urgeschichte, 1888, p. 222—231. 

71. Neumann. Studien über die geschichtliche Entwicklung der 
Einteilung der Rinder in Rassen und Vorschlöge zu einer synoptischen 
Übersicht der Rinderrassen Europas. Vet.-med. Dissertation Bern 1910. 

72. Nilsson. Skandinavisk Fauna 1820. 

73. Derselbe. On the extinet and existing Bovine Animals 
of Scandinavia. Annals and Magazine of natural history, IV, 2 serie, 
1849, p. 351. 

. 74. *Owen. A History of British fossil mammals and birds. 
1846, p. 508—514. 

75. A. Pagenstecher. Studien über den Ursprung des Rindes. 
Frühlings landwirtschaftliche Zeitung, 1878, 2. Heft. 


7. Heft 


76 A. Kühnemann: 


76. E. Regalia. Sulla fauna delle grotte di Frola e Zachito. 
Archivio per Anthropologia el’Etnolog a, vol. XXXIIL, 1903, fasc. 30, 
'p. 225—236. 

77. Ronneberger. Studien über die Geschichte, Entwieklung 
und den heutigen Zustand des Schweizer Rindes unter besonderer 
Berücksichtigung des gegenwärtigen Standes der Zucht und Maßnahmen 
zur Förderung derselben. Med.-vet. Dissertation, Berlin 1919. 

78. A. Roujou. Station des Hautes Bornes (Seine) äge de la 
pierre polie materiaux pour l’'histoire de ’homme, 1870, p. 194—200. 


79. *Rütjmeyer. Fauna der Pfahlbauten in der Schweiz. Neue 
Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die 
gesamten Naturwissenschaften, Zürich 1862. 


80. Derselbe. Über Art und Rasse des zahmen europäischen 
Rindes. Archiv für Anthropologie, Bıaunschweig 1866, II. Heft, 
p. 245— 247, 

81. Derselbe. Einige weitere Beiträge über das zahme Schwein 
und das Hausrind. II. Teil. Über Prof. Wilkens Brachycephalus- 
Rasse des Hausrindes, p. 499—5)5. Nachtrag dazu 515. Verhandlungen 
der naturforschenden Gesellschaft Basel, 1878, 6. Band. 

82. Derselbe. Über die Renntierstation von Veyrier am Saleve. 
Archiv für Anthropologie 1873, p. 59—73. 

83. Derselbe Zur Frage über Torfschwein und Torfrind. 
Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesellschaft, 1888, 
p. 550—556. 

84. Derselbe. Versuch einer natürlichen Geschichte des Rindes.. 
Referat. Göttingsche gelehrte Anzeigen, Zürich, 1867. 

85. Derselbe. Versuch einer natürlichen Geschichte des Rindes. 
Neue Wochenschrift der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für 
die gesamten Naturwissenschaften, Zürich 1867. 


86. Derselbe. Untersuchungen der Tierreste aus den Pfahl- 
bauten der Schweiz. Se der antiquarischen Gesellschaft in 
Zürich 1860,, XIIL, 2. Heft. 


87. L..M.R. Rutten. Die diluvialen Säugetiere der Niederlande. 
Inaugural-Dissertation, Utrecht 1909. 

88. H. de Saussure. La Grotte de Sc& pres Villeneuve. Station 
suisse du Renne. Archives des Sciences de la bibliotheque universelle. 
Zürich 1870. 

89. *Otto Schoetensack. Beiträge zur Kenntnis der neolithischen 
Fauna Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Funde 
am Mittelrhein. Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen 
Vereins. Heidelberg 1904, VIII. Band, 1. Heft. 

90. *Hans Siegfried. Der Rinderschädel von Pasquart und deren 
Stellung zu den subfossilen und recenten Rinderrassen. Abhandlungen 
der schweizerischen palaeontologischen Gesellschaft, vol. XXXIV, 
Zürich 1907. 


Über Bos taurns longifrons Owen, 77 


90. .*John Alexander Smith. Notices of various animal remains, 
as Bos longifrons ete., found with Roman Pottery etc. Edinburgh 
New Philosophical Journal, 1853, p. 122, 

92. *Derselbe. Notice of two additional crania of the anc’ent 
shorthorned ox (Bos longifrons Owen) etc. Edinburgh New Philo- 
sophical Journal, 1854, p. 162. 

:93. Staring. De veenen en de veen wording van Neederland. 
Verhandl. d. comm. v. d. geol. beschr. een kaart. v. Neederland, I, 
1853, p. 57—102. 

94, Derselbe. Voormals en thans. Opstellen over Neerlands 
Grondgestellhird. 2e druck, bewerkt door F. J. von Pesch, 1878, p. 59, 

95. Derselbe. Notice in Versl. Med. Mon. Ak. v. Wet. Afd. 
Nat. Amsterdam, 12, 1861, p. 262. 

96. Steenstrup. Om Bos longifrons Owen, funden i Danmark. 
Skandinavisk Naturf. Forhandl. 1847, p. 946. 

97. Stoppani. Palaeontologie Lombarde. Milan, 1858—1871, 
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98. 8. Strobel. Raccolti nelle Terremare e Palafitte dell’Emilia. 
Avanzi preromani. Parma 1869. 

99. Derselbe. Avanzi preromani. Atti della societa italiana 
di science natural. Parma 1864. 

100. Derselbe e Pigorini. Le Terremare e le Palafitte del 


Parmese. Atti della societa italiana di science naturali. Parma VII, 
1864, p. 53. 


101. €. Struckmann. Die Einhornhöhle bei Scharzfeld am Harz. 
Archiv für Anthropologie, 1883, Band XIV. 

102. Derselbe. Die Einhornhöhle bei Scharzfeld am Harz. 
Archiv für Anthropologie, 1884, Band XIV. 

103. Derselbe. Über die bisher in der Provinz Hannover auf- 
gefundenen fossilen und subfossilen Reste quartärer Säugetiere. 


Jahresberichte der naturhistorischen Gesellschaft Hannover, 33. 
und 34. Jahresbericht 1884, p. 21—54. 


104. *Studer. Die Tierwelt in den Pfahlbauten des Bielersees. 
Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern, 1882. 


105. *Derselbe. Über Tierreste der Pfahlbaustation Lüscherz. 
‚Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft zu Bern, 1874, p. 281. 


106. Derselbe. Die Tierreste aus den pleistocenen Ablagerungen 
des Schweizerbildes bei Schaffhausen. Denkschriften der schweize- 
rischen naturforschenden Gesellschaft, vol. XXXV, 1896, p. 31. 


107. Derselbe. Über die Tierreste der Pfahlbaustationen 
Lüscherz und Möringen. Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft 
Zürich XIX, 1875, Heft 3, p. 66—69. 


168. F. Thioly. _L’Epoque du Rhen au pied du Mont Saleve. 
Revue Savoisienne 1868, p. 21—25. 


7. Heft 


18 A. Kühnemann: 


109. W. Turner. On humain and animal remains found in caves 
at Oban, Argylishire. Proceedings of the society of Antiquaries of 
Scotland, vol. XXIX, 1895, p. 410—438. 

110. E. Vital. Abstammung und Heimat des Rindes. 27. Jahres- 
bericht der landwirtschaftlichen Lehranstalt Francesco- Josephinum 
zu Mödling, 1896. 


111. F. Wahlgren. Om benen of oxartade djur, jemte nägra 
anteckningar om Dvergoxen (Bos longifrons Ow. Nielss.) i Sverige. ‘ 
Lunds Universitets ärsskrift. Tom. IX, 1872, p. 1—27. 

112. Werner. Ein Beitrag zur Naturgeschichte des europäischen 
‚Hausrindes. Naturwissenschaftliche Wochenschrift, 1892. 


113. €. F. Wiepken. Über Säugetiere der Vorzeit, die ausgestorben 
und von denen Reste im Herzogtum Oldenburg gefunden oder deren 
Nachkommen noch existieren. Bericht über die Tätigkeit des olden- 
burger Landesvereins, 1883, Heft IV. 


114. W. Wilde. On the ancıent and modern Races of oxen in 
Ireland. Proceedings of the Royal Dublin Society, vol. VII, 1862, 
p. 695—75. 


115. Derselbe. On the animal remains and antiquities recently 
found at Dunshoughlin, in the county of Meath. Proceedings of the 
Royal Irish Academy, vol. I, 1840, p. 422. 


116. Derselbe Upon the unmanufactured animal remains 
belonging to the academy. Proceedings of the u! Irish academy, 
vol. VII, 1859—1861, p. 181—212. 


117. Derselbe. -On the ancient and modern races of oxen in 
Ireland. Proceedings of the Royal Irish academy, vol. VII, 1862, 
p. 6475. - 


118. Wilkens. Rinderrassen Mitteleuropas, 1876, 


119. Derselbe. Grundzüge der Naturgeschichte der Haustiere. 
Dresden 1880. 


120. Derselbe. Übersicht über die Forschungen der Palae- 
ontologie der Haustiere. 3. Teil. Die Abstammung des Rindes und 
die tertiären Formen desselben. 4. Teil. Die Rinder des Diluviums 
und der Pfahlbauten. p. 749—766, p. 79—95, p. 102—123. Biologisches 
Zentralblatt, Band IV und V, 1885/86. 


121. Johann N. Woldrich. Beiträge zur Urgeschichte Böhmens, 
III. Teil. Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien, 
1886, p. 72—79. 

122. Derselbe. Fauna kicmenjacka, ripacke sojenice. Glasnick 
zemaljskog museja v Bosni i Hercegovini. Sarajevo VII, 1895. Referat 
darüber in I’Anthropologie, 1896, p. 573—79 von Th. Volkov. 

123. *Derselbe. Wirbeltierfauna des Pfahlbaues von Ripa@ 
bei Orhad. Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herze- 
gowina. Wien 1897, V. Band. 


Über Bos taurus longitrons Owen. 79 


124. A. Wollemann. Über Bos taurus primigenius minor, eine 
von Bos primigenius abstammende Zwergrinderrasse. X. Jahres- 
bericht des Vereins für Naturwissenschaft in Braunschweig. 


125. Derselbe. Ein domestierendes Zwergrind der Primigenius- 
Rasse. Korrespondenzblatt der deutschen anthropologischen Gesell- 
schaft, 1899, p. 50. 


126. *D. Zengel. Die praehistorischen Rinderschädel im Westen 
der Schweiz und deren Bedeutung für die Geschichte für die mecklen- 
burgische Rindviehzucht. Archiv für Anthropologie, 1910. 


127. Zittel. Die Bärenhöhle am Schelmengraben. Archiv für 
Anthropologie, 1872, p. 325. 


Nachtrag. 


1. Adametz. Die Abstammung unseres Hausrindes. Öster- 
reichische Molkerei- Zeitung 1899. 

2. Derselbe. Artikel in Österreichische Molkereizeitung 1901. 

3. Derselbe. Artikel in Österreichische Molkereizeitung 1909. 

4, Antonius. Artikel in Die Naturwissenschaften, 24. X. 1919. 

5. Anutschin. Zur ältesten Geschichte der Haustiere. Citiert 


nach C. Keller, Kaukasustiere. aber nicht am angegebenen Orte: 
Arbeiten des VI. russischen Archäologen-Kongresses in Odessa 1884, 


6. M. Atkinson. Artikel in the Journal of the Royal historical 
and archaeological Association, vol. II, 4. seric., p. 258. 

7. 3. H. Blasius. Bemerkungen über die naturhistorische Stellung 
und das Alter des bei Bortfeld gefundenen fossilen Stieres. Braun- 
schweigisches Magazin oder Journal, 1881, Stück 22. 

8. Bakker. Studien über die Geschichte, den heutigen Zustand 
und die Zukunft des Rindes und seiner Zucht in den Niederlanden. 
Dissert. Bern. Maastricht 1909. 

9. Busk. Artikel im Etnological Journal No. VIL, 1867?, p. 43. 

10. James Davis. Artikel in Natural Science, 1892, p. 40. 


11. Delgado. Da Existencia do homen ete, Estuelos Geologicos 
‚1867. Commissao Geologica di Portugal. 

12. Duerst. Wilde und zahme Rinder. Natur und Schule, II. Bd., 
1903, I. Heft, p. 31. 

Fitzyatrick. Artikel in Liverpool geological society, part 4, 

vol. VI. 

14, Lane Fox. Artikel in Journal of the Anthropological Society 
XVII, 1867?, p. 71. 


7 Heft 


en) A. Kühnemänn! 


15. Gozzadini. Di una antica necropoli a Marzabotto. Bologna 
1865, p. Tl. 

16. 6. J. Hengeveld. Het Rundvee. Harlem 1865. 

17. Mac Kennie T. Hughes. On the more important Breeds of 
cattle which have been recognised in the British isles in successive 
periodes and their relative to other archaeological and historical 
Discoveries. Archaeologia or Miscellanneos Transact. relating Antiquity. 
Published by the Society of Antiquities of London, Vol. LV, 1896, 
p. 125—158. 

18. €. Keller. Die Haustierfunde von La Tene. Jahresberichte 
der Thurgauischen naturforschenden Gesellschaft Frauenfeld 1913., 

19. Kinberg. Artikel in Tidskrift för Veterinärer 1876. 


20. M. Mieg und H. 6. Stehlin. Sur l’age et la faune de la Station 
prehistorique d’Isteins Bull. Bulletin de la Societe des sciences de 
Nancy 1901. 

21. Meek and Gray. Archaeologia aelıana. 

22, J. Nüesch. 2. Aufl. Das Schweizerb'ld, eine Nieder- 
lassung aus der neolithischen und palaeolithischen Zeit. Neue Denk- 
schriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesamten 
Naturwissenschaften, Zürich 1902. 


23. Robert Müller. Die geographische Verbreitung der Wirt- 
schaftstiere. Lepizig 1903. 

24. A. Otto. Zur Geschichte der ältesten Haustiere. Breslau 1890. 

25. Owen. Report of British association, 1843, p. 235. 


26. Pomel, Thomas. Artikel in Annales de la Societe geologique, 
XIV, 1883, p. 13. 


27. Rütimeyer. Über die Ausdehnung der pleistocenen oder 
quaternären Säugetierfauna, speziell über die Funde der Thaynger 
Höhle. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesell- 
schaft, 57. Bd., 1874, p. 143—152. 


28. A. Sanson. Trait& de zootechnie. Tome IV, 1903, p. 33, 97. 

29. Seharff. European Animals. Their geological history and 
geographical Distribution. 

30. Eekroyd Smith. Limestone Caves of Cravon. Transactions 
of the Historical Society of Lancashire and Ceshire, 1866. 


31. Strobel. Artikel in Bolletino palaeontologica, 1890, p. 167 
—175. | 


32. F. Thioly. Documents sur les epoques du Renne et de la 
pierre polie dans les environs de Geneve. Revue Savoisienne 1869? 


33: €. Ubaghs. Artikel in Handelung 2e Nat. Geneesk‘ Congres, 
1889, p. 244—259. Ri: | | Br 


£ 
ee 


Über Bos taurus longifrons Owen. si 


34. R. J. Ussher. Artikel in Journal of the Royal geological 
Society of Ireland, 1879, vol. XV, p. 177. 
35. Wilkens. Über die Schädelknochen des Rindes aus dem 


Pfahlbau des Laibacher Moores. Mitteilungen der anthropologischen 
Gesellschaft Wien, 1877. 


36. Woldrieh. Beste diluvialer Faunen und des Menschen aus 
dem Waldviertel Niederösterreich. Denkschriften der kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften Wien, LX. Band, 1893. 


37. Derselbe. Fauna kicmenjacka Ripacke sojenices Glasnik 
zemalsjskog museja v Bosni i Hercegowini, VII, 1895, Serajewo. 


Verfasser unbestimmt. 


38. Artikel in Bolletino di paletnologia italiana, Parma 1890. 

39. Artikel in Proceedings geological and Polytechnical Society 
of West Ridsney of Yorkshire, 1859, p. 45. 

40. Notiz über Bos longifrons aus Warffun (Holland) in Groninger 
Courant. 30. August 1870. Zitiert Rutten, Diluviale Säugetiere. 

41. G. Laurer. Beiträge zur Abstammungs- und Rassenkunde 


des Hausrindes. Berichte des landwirtsehaftlichen Institutes der 
Universität Königsberg i. Pr., 1913. 


Archiv für Naturgeschichte 
1919, A. 7. 6 7. Heft 


82 


des vertikalen zum horizontalen Hornzapfendurchmesser. 


47. 
48. 
49. 
50. 
5l. 
52. 
53. 
54. 
55. 
56. 
57. 
58. 
59. 
60. 
61. 
62. 
63. 
64. 
695. 
66. 
67. 
68. 
69. 
71. 
24: 
72. 
73. 
74. 
75. 
76. 
1. 
78. 
79. 
80. 
8l. 
82. 
83. 
84. 
85. 
86. 
87. 
88. 
89. 
9%. 
91. 


A. Kühnemann: 


Tabelle der Verhältniszahlen 


1. nach Uhlmann. . . 1:1,0—1,70 
2. nach Rütimeyer . . 1:1,23—1,41 
3: nach/Dayvida 7477: 1:71,31 
4. bei Nr.5346. . . „ 1:1,22—1,23 
5. bei Nr.4693. . . . 1:1,35—1,38 
6. bei Nr.4453a . . . 1-1.29 
7. bei Nr. 4455b . 1:1,31 
8. nach Kraemer 1. . 1:1,28 
9, nach Kraemer 2... 31331 
10. nach Kraemer 3... 1.1525 
11. nach Kraemer 4. . 1:1,28 
12. n. Jeitteles (Olmütz) 1:1,38 
13. n. Jeitteles (Olmütz) 1:41,17 
14. n. Jeitteles (Troppau) 1:1,18 
15. n. Jeitteles (Troppau) 1:1,07 
16. nach Canestrini 1:1,38 
17. nach Mohapl 2 1:1,67 
18. nach Mohapl 3 1:41:18 
19. nach Mohapl 4 1:1,30 
20. nach Mohapl 5 1:1,19 
21. nach Mohapl 6 1:1,22 
22. nach Mohapl 7 1:1,30 
23. nach Mohapl 8 1:1,23 
24. nach Mohapl 9 . 1:15,16 
25. nach Mohapl 11. 1:1,33 
26. nach Mohapl 12. 12.1417 
27. nach Mohapl 13... 1:1,08 
28. nach Mohapl 14 ... 1.1552 
29. nach Mohapl 15. . 1:1,22 
30. nach Mohapl 16 .. . 1:1,14 
31. nach Mohapl 17... 1:1,18 
"32. nach Mohapl 18. . 1:1,125 
33. nach Mohapl 19. . 4:1, 1 
34. nach Mohapl 20 . . 1:1,43 
35. nach Düerst 1. . . 1:2,59 
36..nach Düerst' 2. , 1:1,74 
31. naeh Düerst 3... 1:1,58 
38. nach Düerst 4. . 1:1,72 
39. nach Düerst 5. 1:1,63 
40. nach Düerst 6. 1:1,25 
41. nach Düerst 7. . . 1:1,83 
42. nach Düerst 8. . . 1.1557, 
43. nach Düerst 9. . . 1:1,47 
44. nach Düerst 10 1:1,44 
45. nach Düerst 11 1:1,57 
46. nach Düerst 12 11531 


92. 


nach Düerst 13 
nach Düerst 14 
nach Düerst 15 


nach Düerst 16 


nach Düerst 17 


nach Düerst 18 . . 
nach Düerst 19 . . 
nach Düerst 20 . . 


nach Düerst 21 


nach Düerst 22 


nach Düerst 23 


nach Düerst 24 . . 


nach Düerst 25 
nach Düerst 26 
nach Düerst 27 
nach Düerst 28 


nach Düerst 29 . . 


nach Düerst 30 
nach Düerst 31 
nach Düerst 32 
nach Düerst 33 


nach Düerst 34 . . 


nach Düerst 35 


nach Düerst 36 : 


nach Düerst 37 
nach Düerst 38 
nach Düerst 39 


nach Düerst 40 . . 


nach Düerst 41 
nach Düerst 42 
nach Düerst 43 


nach Düerst 4 .. 


nach Düerst 45 
nach Düerst 46 
nach Düerst 47 
nach Düerst 48 
nach Düerst 49 
nach Düerst 50 
nach Düerst 51 


nach Woldfich 1. . 
nach Woldfich 2. . 


nach Knoop. . 
nach Greve 1. 


nach Greve 2... 
nach Greve 3... 


nach Zengel 1. 


17 
1:.1;11 
1:1,23 
1:1,19 
1231521 
1:1,19 
1:1,31 
1:1,42 
11321 
1:1,54 
1:1,28 
1:1,08 
1:1,15 
1:1,48 
1:1,29 
1:1582 
1:1,24 
1:1,24 
1:1,14 
1:1,18 
1:25 
1:1,39 
112 
1 
1 
1 
1 
il 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 


1,31 


1,32 


:1,46 
1-10: 
1227, 
1501. 
:1,07 
:1,31 
:1,42 
:1,38 
:1,16 
1,13 
:1,48 
:1,27 
:1,16 
:1,15 
:1,31 
1,32 
:1,28 
:1,23 
:1,26 
:1,43 
:1,17 
:1,38 
:1,14 


a a 2 ud 


“ 
e 


ein 4 a ces a 


Über Bos taurus longifrons Owen. 83 


93. nach Zengel 2... 1:1,19 | 105. nach Siegfried 1... 1:1,28 
94. nach Zengel 3.. 1:1,57 | 106. nach Siegfried 2. 1:1,2 

95. nach Zengel 4... 1:1,23 107. nach Siegfried 3. 1:1,28 
96. nach Zengel 5... . 1:1,03 108. nach Siegfried 4 . 1:1,28 
97. nach Zengel 6... . 1:1,13 | 109. nach Siegfried 5 . 1:1,11 
98. nach Zengel 7 .. 1:1,21 110. nach Siegfried 6 . 1:1,25 
99. nach Zengel 8. . . 1:1; 111. nach Siegfried 7 . 1:1,25 
100. nach Zengel 9... . 1:1,29 112, nach Siegfried 8. 1:1,15 
101. nach Zengel 10 1:1,30 113. nach Siegfried 9 . 1712 
102. nach Zengel 11 1:1,12 114. nach Siegfried 10 1:1,48 
104. nach Rutten ... 11.222 

Tabelled.relativen Hinterhauptshöhe in °/, d. Hinterhauptsenge. 
1. Bos taurus brachycerus europaeus nach Adametz . . . 2... 09% 
2. Schwedische Torfkuh 1 nach Adametz . . . : : 2 2202. 64,3% 
3. Schwedische Torfkuh 2 nach Adametz. . . . 2... 222... 72,2% 
4. Schwedische Torfkuh 3 nach Adametz . . . 2.2.22... 71,5% 
5. Torfkuh aus Wismar nach Adametz . .. ... ... 2... 79,3% 
6. Torfkuh aus Wolfsburg nach Adametz . . . .: . 2.2 .2.2.. 96,1% 
7. Torfkuh aus den Marschen bei Glückstadt nach Adametz . .. 93,1% 
8. Torfkuh aus dem Bussenseeried nach Adametz . . ...:... 94,4% 
9. Torfkuh aus der Lippe bei Recklingshausen nach Adametz . . 109,1% 
10; "Mittel für Torfkühe nach Adametz . X.» .. ....... 91,5% 
14° Rortkuh Hl: aus Irland nach Imndwall > 2%.-22.2...0.20. 2. 80,1% 
12:2 Torfkuh's aus, Irland nach «Lumdwall. 7: 222 Sen.n: v) 29, 
13. Torfkuh 4 aus Irland nach Lundwall . ... . 2.2.2.2... 79,3% 
14. Torfkuh 5 aus Irland nach Lundwall ... 2... 2.2202... 68,7% 
15: Torfkuh76, aus. Irland. nach Bundwall ur Sen ne 78,0% 
16. Altägyptisches Kurzhornrind, Opferstier des Mentuhotep n. Düeıst 87,8% 
17. Nr. 5346 aus dem Harz nach Kühnemann . . ........ 80,7% 
18. Torfkuh von den Shetland-Inseln nach Smith . . 2... .... 138,6 %, 
19. Torfkuh aus Newstead nach Smith . ....: 2222220. 168,6 % 
20. Mittel für Torfkühe nach Kühnemann . ...... über 110,0—85,0 % 
21. Torfkuh aus dem Fedderwardersiel nach Greve . . . . 2... 37,0% 
22. Torfkuh aus Börssum nach Knoop . ....... RA N 0 
23. Torfkuh aus Jeseritz nach LaBaume . . ... 22.22 2.0. 76,4% 
24. Torfkuh aus Münsterwalde nach La Baume. ...... SR EIN 
25. Torfkuh aus Lunau nach La Baume . . . . . 2222 22. 76,0% 
26. Torfkuh aus Rugkamp nach Zengel . . ... 2.222220. 87,107 
27. Torfkuh aus Zarrentin nach Zengel . ... 2... 2. 2... 76,3% 
28. Torfkuh der Wolfsburg bei Wismar nach Zengel ....... 73,6% 
29. Torfkuh aus Müggenburg nach Zengel . . .... 222.2... 82,6% 
350. Forikuh aus Dubz nach Zengel 41 ..". .. ar. 2. 2 81,0% 
81... Tovrikub aus Gnsieninach Zengel zn N 2. 76,9 % 
32. Torfkuh aus Groß-Woltersdorf nach Zengel. . . .2...... 72,4%, 
33. Torfkuh aus Pasquart nach Siegfried . . . .» 2222... 88,3% 
34. Torfkuh aus Pasquart nach Siegfried . . . .. 2.2 22... 138,7% 
35. Torfkuh aus Pasquart nach Siegfried . . . . 2 22220. 124,7 % 
36. Torfkuh aus Zehdenick nach Siegfried . . . . 2 2.2.20. 123,3% 
37. 


Torfkuh aus Pasquart nach Siegfried . ... :» 220.2 .. 74,4% 


Ä. Kühnemann: 


Schädelmaße in cm 


a 8-f 0 Perg 
5 | - 
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Ss .. .. ...|&9 on I 
88/8] 8. | 
5: se 0 
© He) [eb] 
313/58 salsaldlje 
2 el Bee 
BE. |.8.) Sea een 
NIH aARs,kBE la. 
Hlaıs | | I=® | [6 ) 
Knoop, aus Börssum . . 110.5| 11.0] 10.4| 16.4] 3.8 | 3.4 | 13.3] 17.4 
La Baume, aus Jeseritz . : . 115.6] 13.8] 10.5] 17.3] 2.2| —.|14.4| 18.4 
La Banme, aus Münsterwalde . . 113.9 11.8) 8.71 16.8) 2.6) — | 14.3| 18.6 
“ La Baume, aus Altmark . "1154| —"]:91 I ar ar 
La Baume, aus Lunow . 114.5] 12.5]: 9.5 15.5] 2,4| — |13.8| 16.8 
Zengel, aus Rugkamp . 117.5| 15.4! 13.4] 17.7| 3.2| — 1145| 18.4 
Zengel, aus Zarrentin .. 16.1| 17.7) 13.51 19,0] 2.2] — |14.7|19.5 
‚Zengel, aus der Wolfsburg bei Wismar 12.5] 12.9) 9.5] 16.0) 2.3 | — |11.517.0 
Zengel, aus der Müggenburg bei Wismar [12.0] 11.5] 9.51 15.01 2.1| — |12.0| 16.7 
Zengel, aus Lübz we . - [1055| 11.6] 10.01 11.0| 2.1] — !10.5| 13.0? 
Zengel, aus Gnoien . . - 112.0) 13.0] 10.0 11.0 2.8) —  — | — 
Zengel, aus Groß-Woltersdort . 4 12.5) 15.6. 11.3) 11.5) 26 | — | — | — 
Nr. 5546, aus dem Harz nach Kühnemann 16.2] 15.0] 12.1| 16.0] 3.3 | 3.41 15.7190 
Adametz; bei Wismar gefunden . - [11.8|12.1) 9.6,15.9) 84 | — |12.5/ 17.1 
Adametz; bei Konstanz gefunden . 114.0] 12.5] 11.8) 17.0] 3.1) — |13.5) 18.1 
Mittel nach Adametz . E . 112.1| 12.5] 11.2] 16.45) 3,1] — |13.5| 179 
Lundwall; Nr. 1 aus Irland . | 12,2) 14.6) 11.7] 17.9] 3.1| —.)14.4| 18.2 
Lundwall; Nr. 3 aus Irland . . 113.1) 14.7 13.5] 19.3] 3.1 | — | 12.6) 19.9 
Lundwall; Nr. 4 aus Irland . 114.3] 15.5) 12.3) 22.0) 3.3] — |17.5/22.3 
Lundwall ; Nr. 5 aus Irland . 115.8] 36.0] 11.0) 20.01 3.7 | — |16.1|20.3 
Adametz; "Wildrind aus Krescowice . 11.6] 13.2] 12.0) — | 3.4| — |14.,5|18.2 
'Lundwall; Nr, 6 aus Irland. . + 113.2|14.1| — [18.7] 3.0| — | 14.9] 18.8 
Adametz; bei Glückstadt gefunden . . 10.5) 13.01 12.11 — .|.34| — |14.5| 18.6 
Adametz: Nr. 1 aus Schweden . 111.4] 14.0) 9.0) — | 32] — |13.8| 17.2 
‚Greve, aus dem Eckwardersiel. - 1 — 113.5] — |17.6| 4:0 | 3.8 | 14,52] 17.7 
Greve, aus dem Fedderwardersiel. - 1 — [13.1[11,5, 17:5) 39] 3.8]16.1) — 
Siegfried, aus Pasquart , | — |} 9.811.1954.—) ZI er 
‚Siegfried, aus Pasquart . . 112,8) 15.4] 11.1 12.7| 3.6 | 2.8] 13.6) 16.9 
Siegfried, aus Pasquart . -| — 33.1 9.7 — 37] 927] Das 
Siegfried, aus Zehdenick .)- 27103 — 37)—- | — | — 
Siegfried, aus Pasquart X 1 _1.10.2] 18:7) 18.80 
Adametz; Nr. 3 aus Schweden Ä 12.01 13.0) 9.3) — >— | — |12.1| 15.2 
Adametz; MittelausNr 1-3ausSchweden 11.7113.4 931 — | — | — [129] 170 
Lundwall; Nr. 2 aus Irland. =: . 112.5) — |10.3)18.9) — | — |14.8[19.1 
Smith; von den Shetland-Inseln . - 115.0] 11.4) 15.9] 9.7] — | — |14.1| — 
Smith; No. 1 bei Newstead gefunden . [15.9 10.21 17.1 98 — | — |171] — 
Fiedler; B1 aus Braunschweig . 1115] 9.3] — |18.2) — | — |135) — 
Fiedler; B3 aus Braunschweig . 113.8 11.3) — |198| — | — [17.0 — 
Fiedler: B4 aus Braunschweig - 113.7 11.2) — 120.8) — | — 1165| — 
Düerst, aus dem Bieler See - 1 | — /10.21140, — | — |13.4| 13.7 
Düerst, aus der Höhle von Laugres .— | — 11.1145) — | — | 13.6 17.1 
Düerst, bei Vetschau, Prov. Brandenburg —-4  |.35) — —] =112830 152 
Adametz ; Nr. 2 aus Schweden 4133 96 — | — | — } — 18.0 
Lundwall; Nr. 7 aus Irland . 154 — | — | — | — | — [16.0 20.4 
Mohapl; ZN Nr.1 aus Olmütz . - 110.8) — | 12.0) — )— 1 — [1481 — 


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Über Bos taurus longifrons Owen. 85 
Schädelmaße in em 
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Mohapl; & Nr. 2 aus Olmütz.. . . . 1116| — | 88| — | — | — I12.7| — 
Mohapl; @ Nr. 3 aus Olmütz . .-. . [114 — |22 — | — | — 164] — 
Mohapl; 2 Nr.5 aus Olmütz . ...411.6| — |112) — | — | — |144| — 
Smith; Nr. 2 aus Newstead. 113.9 — |165| — — | — 1152] — 
Smith; Nr. 3 aus. Newstead .. .1144 — 1159| — '— | — 171 — 
Smith: Nr, 4 aus Newstead al a | Fe 19 
Ghr . ® Far ...1-|-|—- 1122 — | — |125 — 
Rutten, aus Maastricht : .„[1183 — | — | — | — | — t145 — 
Boy-Dawkins, aus der Themse 1127] — li — ı— | — | 1163 
Mohapl, aus Znaim Burg in Mähren . 112.71 — | — | — | — | — 1148| — 
Mohapl; Q Nr. 14 aus Olmütz . . .11031 —| — | — | — | — /130| — 
Mr. Ball, aus Westmeath nach Owen . [122] — |165| — ' — | — | — | — 
Owen, aus Hunteria Irish Bx . . . 1122| — |171| — a 
Studer, aus Lüscherz . . 1 |10.0 — | — | — | — 194 — 
Lundwall; Nr. 8 aus Irland . - .1108 — | — | —  — | — /133| — 
Zengel, aus Wismar 5 ..%,1159 — I — | —|— | — | — 1155 
Zengel, aus Penzin . Ka OLE — | en WE NT5:02 
Zengei, in Gnoien . ... [JB — | — F— 1) — I [180 
Zengel, aus Rehna 1154 — | — 1. —.[—.l — | — > 
Zengel, aus Schwerin . 12001 — | — 1—I-|1-|1—-|— 
. Zengel 1186 — 1 — I — | — | — | — 18 
Zengel . 142] — | — | — var A a Per 
Kühnemann, Nr, 4693 aus der Nähe von 
Naumburg E ...114.0) — | — | — | || | — 
David, aus der Schweiz . EL El He re 
Mohapl, aus Mähren . . ....1136 — | — | —- | — 11-1 — 
Mohapl; @ Nr.18 aus Olmütz., .. 114 —!'—- 1-1 —-|1-1-|— 
Kraemer; Nr. 1 aus Vindonissa . .11283 — | — Ze N 
Kraemer: Nr, 2 aus Vindnissa . . . 13.6 —  — | — | —I1— | —-|1—- 
Kraemer: Nr. 3 aus Vindonissa . . . [14.5 — —Il—'1-|- | - 
Kraemer; Nr. 4 aus Vindonissa . . . 115.01 — — al ee ae a 
Mohapl; e) Nr. 8 aus Olmütz . EL N 
Mohapl; 2 Nr. 13 aus Olmütz. . . .|]20 — —-— -|—-— | —-—ı —-|— 
Mohapl; & Nr. 15 aus Olmütz ee BT a BE ee a 
Mr. Brown, aus Clacton, vach Owen 122! —- — | —- | —-|1-|-—-|-— 
Mr. Woods, Bridgewater Box, nach Owen [22 —  — | — |— | - | — 
Woldrich, aus Ripad ee a 11.005 ae ee 
- Knoop, aus Groß- Vahberg 15 = | —- | —-—I|- | - 1—[- 
Zengel, aus Grob- Woltersdorf . .[—'!—1| — | -—[.— | —|:— 1180 
Jengel, aus Zarrentin . ; | —2:— Lo — | — | —.119%5: 
Zengel, aus Rügkamp, & ..1-1-|1-|1—-|-|-—- | - 1184 
Zengel, aus Zarrentin, J' .1— 1-1 | - | - | -—- 1195 
Zengel, aus Wismar, er . .I- 1-1 -|1-1|1-|- | -— [1167 
v. Alten, aus Fedderwardersiel .139 — | - | - | — || — 
v. Alten, aus Eekwardersiel . a ee an — I — | — | — |179 
7. Heft 


86 A. Kühnemann: 


Humerus 


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Nr. 486b 28555 . .|29|61|60148[/61118|55|30|25| 31 | 60 
Nr.436c 285 ..129271|62|61| 442 62|117|54|131|124|32| 61 
Nr. 437 c 2856 — | 612 5.92] 4.8 | 6.8 1 2.1| 64, 33 | 3.0 | 3.6 | 6.7 
Nr.435d 2854 . .125.9 | 69 | 6.1/149164|17/158130|27|34 | 6.3 
Primigeniusnach Rüti- | | 
meyer — | — 112.0 111.8 | 7.7 | 29 1104 | 63 | 48 | 58 | 40 
—85 —5.11—6.01—5.0 
Torfkuh aus Schaffis 
nach David 24.021 60| — | — | =- | — 1 = era Z 
Primigenius var. minor | 
nach Wollemann . 268 |: 7.14. —rl: = — I — 1 a 
Torfkuh nach Rüti- 
meyer j —.170.| =] =] — 11 Pe Me 
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Düerst; Torfkuh vom 
Schloßberg zu Burg | 
an der Spree | | y 
Nr. 71 2440| —- | —| — | —-|— 68 199] = Zi 
Nr. 77 — .—-l1- | —| — 1165| 387 = 
N. d5 ...1-1-| —-|—-| — | - [67138] 2)7 270842 
Nr. 3 :.,.1-| =) || - 1681437 28 
Nr. 74:..:.. —1—-| -1-| | — 165136] — 29 
Nr. 9... 1. br 10T a ee 
Torfkuh nach Cor- : z 
BEVIRZ EN er NEO ee el a rl Be = 
Torfkuh nach Hilz- | 
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Torfkuh nach-Kunoop, 120.2 1.6.0.) 1°. — |, ”— |. —. |! Tine 


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Nr. 436d 2855 18517 27 6.0 5.2 5.4 
Torfkuh nach Naumann 28.8 |. 21.6 6.2 5.4 a 
Primigenius nach Rütimeyer . °. | 47.0 | 37.0? 10.3? \9.3—10.210.2—10.3 
Torfkuh aus Schaffis nach David 6.2? 23.9 7.9 Dr in ee 
Nr. 435e 2854 Dee 17.6. | 21.4? 6.2 5.2 6:0 
Torfkuh aus Börssum nach Knoop 30.7 23.0 6.5 = 9.8 
Nr. 437 d 2856 SR S ra 6.0 5.7 9.8 
Nr. 437 e 2856 = De — 5.8? 
Primigenius var. minor nach | 
Wollemann re BE. Br 2 — 
Torfkuh aus Modena n. Canestrini had | 
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Bue maggiore . — |... |% 78 er e. 
Nr. 436e 2855 e — ie | ie lee 
Düerst; vom Schloßberg zu Burg 
an der Spree, Torfkuh 
Nr, Boll, — 22.87 2,1.%:6.8 _ 7.7 
Nt. 194 . — 17.3? 53 Ei 5.5 
Nr, 132%: = — _ o 8.0 
Nr..133 4 — u _ _ 6.4 
Nr. 132... _ — — — 13 
Nr. 136 .. — En E 6.3 
N:1297 0,8%. = — _ — 6.3 
Torfkuh nach Studer —_ 24—26 — = = 
Tibien 
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Primigenins nach Rütimeyer . — 113.0—13.2 6.3 3.9 1.6—8.2 
Sr. 136323805 3.9.5, 27.42. |. 6.9? 31 = — 
Düerst-Pompelly, Torfkuh . 30.7 7.3 — —_ 5 
lorfkuh..nach Glur. . . . — 7.7 3.9 3.0 == 
Forfkuh nach Knoop . 27.9 8.2 == == 5.9 
lorfkuh nach Rütimeyer 42.0 8.7 — — 4.0 
lorfkuh nach David , er 34.0 _ En 6.2 
Primigenius var. minor nach Wollemann 32.2 9.2 = = —- 
Da. Br 2896: 7 EN en — — — — 4.7 
Torfkuh aus Modena nach Canestrini 
Bue agile. — = = — 3.3—3.6 
| Bue tozza DE — Z— _ = 3.8—4.3 
Nr. 899 Düerst-Pompelly - -- = = 4.5 
Torfkuh nach Cornevin . 40.0 — = = Zip 


88 A. Kühnemann 


Metacarpalknochen 
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NASE REDE ler 17.2 4.5 4.0 2.4 1 
NT A371 + BagHD a ee 16.0? 4.6 4.6 2.5 6.4? 
Nr. 437g 2856 . 16.6? 4.7 4.7 2.5 6.67? 
Rütimeyer nach David . . Br 17.8 2.6 6.0 382 5.56 
Tortkuh aus Ripa@ nach Woldrich SR 16.88 4.42 4.38 3.20 5.3 
Torfkuhaus FedderwardersielnachGreyve 17.5 5.0 5.4 2.8 6.2 
Torfkuh aus Bardewich nach Greve . 18.8 5.1 Hal DM 6.96 
Torfkuh aus Schaffis nach Studer . . |19.0—20.0| 33—5.5 52 2.8 6.7—T1 
Torfkuh aus Börssum nach Knoop . . 15.9 4.7 5.1 24 6.9 
Torfkuh nach Glar, 20.0 6.8 6.6 3.7 5.5 
Primigenius var. minor nach Wollenand 18.4 5.1 5.8 2.8 6-57 
Torfkuh aus Lund nach Kinberg . . 19.0 4.7 4.7 2.5 7.6 
Torfkuh aus Lund nach Kinberg ar 192 5.1 5.83 2.3 6.62 
Torfkuh aus Olmütz nach Jeitteles R 17.8 5.6 6.0 29 5.56 
Torfkulı nach Arenander aus Schaffis 19.0 5.8 6.3 3.3 5.7 
Torfkuh nach Arenander aus Lüscherz 18.4 5:3 6.0 De 5.4 
Torfkuh aus Lüscherz nach Arenander 18.7 5.3 5.4 20 6.4 
Torfkuh aus Sutz nach Arenander . . re! 5.0 5.0 2.6 6.6 
Torfkuh aus Sutz nach Arenander . 19.8 5.3 5.6 3.0 6.6 
Torfkuh aus Sutz nach Arenander . . 19.5 5.7 5.4 29 6.7 
Torfkuh aus Sutz nach Arenander . . 19.9 5.5 55 2.8 7.1 
Torfkuh nach Rütimeyer . . . . . 117.9-—182| 4.5—5.0 | 4.6—5.3 | 2.6—2.8 | 6.4—7.0 
Torfkuh aus Schaffis nach David . . |174—19.0) 5.3—6.0 | 6.0—6.4 | 3.2—3.3 | 5.3-5.9 
Torfkuh der Roseninsel nach Naumann | 16.0—16.8) 4.2—5.2 | 4.1—4.6 | 24—2.6 | 6.2—7.0 
Primigenius nach Rütimeyer . . . . 116.9-18.1| 52—6.0 | 5.1—6.0 | 25-35 | 487.2 
Torfkuh aus- Parma nach Strobel und 
Pigorini 
Bue minore 
delle mariere 
VAT, OZZU ee DS — 5.7—6.I9 | 2.9-—3.5 | 4.6—6.4 
varızsnella. rm IR Bun Ts — 4.5—5.1 | 2.3—9.7 | 6,0—8.0 
delle torbiere var. tipo . . . . 1172-182 — 4.6—5.3 | 2.6—2.8 | 6.1—7.0 
Bue minore mezzano . . . . . 116.3—-%90.0 u 5.0—6.2 | 23-35 | AT—7.1 
Bue maggiore 
dellemiapierert. 1257 „Pre Nenn 21.2 = 6.9 4.1 5.19 
delle; torbiere '.. 0... 27...22 1O14- 950 — 6.8 4.0—4.1 | 5.2—5.5 
Mittel nach Arenander . . . . Ä 15.94 — — 3.0 6.35 
Torfkulı aus Modena nach nnestzind Rh 
Bue agile . .: ». 2.2.20 2020 2.%.116.8—16.9| 4.5—49 | 4.7—5.0 a: 
Bue tozza.. RL NAT N 17.2—185| 5.0—5.5 | 5.5—5.8 —_ Fa 
Bue magginer. sa. i 20.0 5.9 5.8 2 a 
Torfkuh aus Schwaben nach 0. Herann 149 — 1 _ _ 
Torfkuh aus Schweden nach ne 
Schoonen . . . . i 19.0 = v— Zr 
Schoonen . 19,2 — —— == er 


piecolo var. ausParman. Strobelu. Pigorini 17,8 


Über Bos taufus longifrons Owen 89 


Metacarpalknochen- (Fortsetzung) 


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Torfkuh nach Arenander! . . ; _ —_ = 2.5 _- 
Düerst, Nr. 185, Schloßberg zu Burg ! 19.0 5.3 3.0 2.8 6.8 
Düerst, Nr. 189, Schloßperg zu Burg : 2 rare 5.5 2.9 25, 71 
( — 270 at —_ — 
_ 1:25 et — — 
— 6.75 7.0: — — 
Madsen u. Müller, Aalborg . ; — 6.5 6,4 a ar 
_ 6.05 5.9 E — 
- 5.9 555 — — 
L — —_ 55 — — 
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Madsen u. Müller, Vejleby . —_ 979 52 — u 
( — 51 5.15 — — 
Madsen u. Müller, Vordingborg Slot . _ 5.25 4.75 =: en 
Metatarsalknochen 
FE | „’ Ü 3 
© | = | E - © 8 ‘8 
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Torfkuh der Schweiz nach te 
gemessen von Studer 
Schatfis BER NL RENT 21.0 41 4.8 23 9.1 
Innscherzpa- Has mr 3 21:5 3 5.0 2.6 8.5 
Sutz EEE TER 21.0 4.3 5.3 2.4 8.8 
d!Bonb 2. 8842; 12 21.8 43 4.8 2.2 8.7 
Torfkuh aus Börssum ach Karab RL 20.3 3.5 4.6 2.2 9.2 
Torfkuh aus Schaffis nach Studer . . 21—24 4.7 5.5 — — 
Torfkuh aus Eckwardersil nach Greve 23.0 5 5.6 >71 8.5 
Torfkuh aus Wilhelmsbaven nach Greve 19.9 3.9 4.5 22 902) 
“ Torfkuh aus Ripa& nach Woldrich . . 18.70 3.44 4.03 it 10.6 
- Torfkuh aus Hasentelde nach Hilzheimer 20.7 4.7 5.6 27 Te 
_Torfkuh nach Ghur. .„ . .....1202—22.4| 4.1—44 | 4.7—4.9 | 2.:3—25 | 8.8—9.2 
Prinigenis nach Rütimeyer ..2.....1192—20.6| 3.7—4.2 | 5.0—5.2 | 2.428 | 6.9—8.5 
dark aus Schaffis nach,David . . |21.8—22.5| 40—44 | 2.3-3.7 | 4.6—5.5 | 3.9—4.9 
Torfkuh der Roseninsel nach Naumann |17.8—20.0| 2.7—3.3 | 3.8—44 | 1.8—2.2 | 81—11.1 
7. Heft 


24 


90 A. Kühnemann: 


Metatarsalknmochen (Fortsetzung) 


4 = u 2 
& 2 u. ee 
= 5 oE-> 5 EN= 
a Sa. | Se Tee 
N =. zZ 
> eE: BE | As |S32 
£ 
Torfkuh aus Schoonen nach Kinberg . 21.2 4.1 4.5 2.1 10.1 5 
Torfkuh aus Parma nach Strobel und 4 
Pigorini j : 
Bue minore | 5 k 
delle mariere Pe 
var. 10270 2.2... 50.77.20, 1198 91.0 E= 6.2—6.6 | 2.5—2.6 | 7.6—8.5 : 
var. mella . . . . ... 1183-212 - 4.3—4.9 | 2.0—2.4 | 7.6—10.6 
mezzano. . . 118.3 21:65 2 5.0—5.7 12.325 | 73-935 
Bue maggiore delle mariere . . 121.6—21.9  — 5.8—6.1 2.8 TAT 
Mittel nach Arenander . a ee — 2.4 8.7 
Torfkuh aus Olmütz nach Jeitteles. . 203-1 De 24 8.54 
Torfkuh aus Modena nach Canestrini | 
Bue agile. . . . 2.2.2.2... .1192—20.8| 3.8—4.0 | 4.4—4.6 eg Een 
Bue maggiore -. . . . 2... [21.0—212| 43—4.4 | 5.1-5.5 Ar 
Torfkuh nach Rütimeyer . . — la 2.6 5.2 
Torfkuh aus Schweden nach ©. 'Fraas 20.0 = 4.4 = — 
Torfkuh aus Hohlefels nach O. Fraas ID 4.0 — a 
Tipo var. aus Parma nach Strobel und | 
Pigorini . . ER — —_ 52 2.6 = 
Torfkuh ans Ystadt nach Kinbere ; 19.4 E= — =; 
Torfkuh aus Ystadt nach Kinberg Een DOSE] _ _- — = 
piccolo var. aus Parma nach Strobel und | 
Pigorini . EEE NH 214 | — ne == => 
Torfkuh nach Arenander . . . : — | — = 21 
Düerst, Schloßberg zu Burg an dr‘ 
pree 5 
NE: 7338.h0! ner m I De ee 20.2 er] 4.7 2.1 96 = 
Ne BI TR 19.8 3.4 4.2 22 90. 
re ee er. 18.6 3.9 4.6 2.1 8:9 
Ni BAD II Er 4.0 3.3 2.0 — 
Nr, a0 en 5} 3.8 1.8 ze 
Te 7.2 = = 
5; — 6.4 — Sur 
Madsen u, Müller, Aalborg. . . . = = BB) x TR 
— — 3 _ — 
Tr 2 5 51 gi 27 
| — — 1.49 an Ei 
Madsen u. Müller, Vejleby . 5 FRA = Er 0 
| _- — 4.7 “ ei & 
— = 5.8 a 
| = = 5.5 
Madsen u. Müller, Vordingborg Slot 5.35 ne a 


Über Bos taurus longifrons Owen. 91 


Hornzapfenmaße in cm 


1? 2. 3. 4, 
Umfang ı Länge so. Vertikal. 

der | der Durch- | Durch- 
Horn- | Horn- messer | messer 
zapfen | zapfen | derselben ‚derselben 


Kühnemann; Nr, 4693 aus dem Haız . 13.9 10.2 4.65 3.4 
Be Nr. 4453b, links, Osthavelland- 14.0 10.4 Fl 3.9 
Rütimeyer, aus der Schweiz ah 12.0—15.5114.5— 21.0) 4.3—5.5 | 3.4—4.3 

David; aus der Schweiz . . . ... 13.0 15.0 4.2 32 
Uhlmann; aus der Schweiz. . . . . 112.0—15.5114.5—21.0| 43—5.5 | 32—4.3 
Jeitteles; aus Olmütz . a 10.6 14.1 3.5 3.0 
Jeitteles: Zwergform aus Troppau TE 8.9 8.0 32 Br 
Jeitteles; Zwereform aus Troppau . | IA 12 3.0 2.8 
Strobel u. Pigorini; aus Parma 
Bue minore 
a Le 9.0—10.5,11.0—17.0) 3.1—4.0 | 2.6—2.8 
ver. tPp0. . . » 2 2.2. 1125—15.5114.5— 21.0] 43—5.5 | 34-43 
delle mariere . . . .. 2... 1108—12.1112.7—13.8| 3.1—45 | 3.0—3.6 
Bue maggiore - 
delle mariere . . . . . .. 1145—185|19.5—28.0| 5.3—7.6 | 4.5—5.6 
delle torbiere . . : 13.0—18.223.0— 33.6) 4.2—6.4 | 3.9—5.1 
Canestrini; aus Modena, Bue agile s 10.5—13.2]113.1—16.1] 3.3—4.8 | 2.7— 3.5 
Mohapl; aus Olmütz unter dem 
Narödni dum 
R . Nr. I [133—134 6.9 4.2—4.4 | 3.73.83 
ea Ale er ONE 9.4—10.1 6.4 3.85 23 
links 6 RE ER N er 14.3 119 4,8 3.9 
rechts ER RE NIE 10.8 u, 3,8, 3.0 
INEAEN IT ENVB 11.4 10.4 3.8 32 
ID ee NE 6 11.0 11.8 3.8 3. 
HER ee RS Ze N 13.0 8.9 4.7 3.6 
links 92 IR ENE NIS. 8 10.4 9.0 3 3.0 
rechts To 3ER LEER: 11.0 9.4 3.6 3.1 
rechts 2 2 A: rg 10.8 10.6 4.0 3.0 
links 8 REN N an 14.3 8.5 4.8 4.1 
rechts er er 1 89 1.5? 23.8 2.6 
unka# 92 73249: 552. .NI14 11.6 13.0 4.1 DA 
Pe Ei 5 NIS 15.8 6.5? 5.5 4.5 
= Fe Do ken Re NTE16 10.9 19:9 3.65 3.2 
UNS ST re Ns 1% 14:5 13.0 3.9 3.3 
Pk Fe NEE 10.9 12.6? 3.6 3.2 
Inka 9 Sei ar. 9 NT 8.9 11.6? 31 2.8 
links 9 . Nr. 20 7.9 10.2? 3.0 DE 
Maßzahlen nach Düerst aus ee Tierwelt 
der Ansiedelungen am Schloßberg zu 
Burg a.d. Spree. Archiv für Anthro- 
pologie 1904. p. 251—252. . 
Abgeflachte Hornzapf. v. Schloßberg 
%% DIE 280 wa 16.5 14.5? Bl 3 
2 Nr. 49. 21.5 10.5? 4.0 23 
3 Nr. 49 . 11.0 13.0 4.1 2.6 
4 Nr. 489. 18.0 17.0 4.8 2.8 
5 Nr. 490. 13.0 12.0? 4.9 3.0 
6 Nr. 49. . 11.5 195 4.0 32 
7 a Nr. 30 14.5 15.0 5.5 3.0 


_ 
- 
© 

F 


92 A, Kühnemann: 


Hornzapfenmaße in cm 


1; 2, | 5} | 4. 
Umfang | Länge | Horizont.| Vertikal. 
der ‘der Durch- | Durch- 
Horn- | Horn- messer | messer 
zapfen | zapfen derselben derselben 
Mabßzahlen nach Düerst aus der Tierwelt | | 3 
der Ansiedelungen am Schloßberg zu | | 
Burg a. d Spree, Archiv für Anthro- | 
pologie 1904, p. 251—252, 
Abgeflachte Hornzapf. aus England 
S Walthamstow by G. Wood . 14.8 19:8 5.5 3:D 
9 London Wall . 2 i 13.0 135 4.4 3.0 
10 London Wall . 2 12.8 13.0 4.6 3.2 
11 Swinscombe bei Gravesend . 12.5 14.0 4.7 3.0 
NormaleHornzapfen,vom Schloßberg | 
42° INE- ABER, 11,5 8.9 3.8 29 
13 Nr. 492. u 11.0 10.0? 3.8 2.) 
14. Nr. 502 . 10.0 36 5) 3.0 DE 
13: Nr. 300, ; 11.5 13.0 AB 35 
16 Nr. 485. tal 14.0? 5.0 4.2 
17.87.4917. 15.0 14.0? 5.3 4.8 
18 Nr. 497. 12,.5:59741585 3.8 32 
19 Nr. 498, 13% 17.0? 4.6 35 
PDS FAR NEE SR ET 14.8 17.02 5.4 3.8 
DIENT AD EL RN EN 15.3 17.0? 5.2 4.3 
22 veNBchirag Nr. 35: DR 95 16.0? 3.4 2.2 
Hornzapfen aus England, aus dem 
Brit Museum 
23 No.40197 Moorfields London 1.5 6.5 DAT, 2 
24 Nr. 40197 Movrfields London 8.8 7.0 DU 2.5 
25 Nr. 40197 Moorfields London 92 7.0 3.0 26 
26 Nr. 41597 Walthamstow 10,57.772, 80 an 2.5 
27 Nr. 40197 Moorfields 8.8.5 85 34 A 
28 Nr. 40197 Moorfields. 10.074583 3.2 Et 
29 Nr. 40197 Moorfields. 10.3 8.5 3.6 29 
30 Dr. F. Corners Samml. 2 
London Wall . . 9.0 9.5 3 9:5 
31 Moorfields . 10.5 9:5 32 2.8 
32 Moorfields . 9.5 10.5 32 2.7 
33 Clements Lane London 10.5 10.5 3.5 28 
34 Moorfields . . en 9a 11.0 2 2 
35, DR, Corner-Samml., Essex . 10.0 11.0 3 2.8 
36 Nr. 38128 Grenwich (Kent) 10.5 11.5 3.8 2.6 
37 Nr, 38129 Plumsteadb. Wool- | 
wich (Kent) . 110 717.320 3.6 31 
38 Nr. 33924 Irland. Dr. Wilde 122 12.0 42 38 
39 Nr.33925 Irland. Dr. Wilde 13.5 12.5 5.0 3.3 
40 Nr.40197 Moorfields . ‘. . 14.0 12.5 44 4.1 
41 Nr.40198 Moorfields. : . 3310. 212.:14.0 4.6 33 
42 8. Kennards Sarml. Wait- 
hamstow . 16.2 16.0 5.7 40 
43 Dr. Corners Samml. "Themse 1.D 17.0 4.7 3.4 
44. Nr. 36267 Lapebeon Br 
(Limerick) Re Ba 16.1 19.0 o.1 4.4 


Über Bos taurus longifrons Owen. 93 


Hornzapfenmaße in cm 


| a 3% 4. 
Umfang | Länge | Horizont.) Vertikal. 
der | der | Durch- | Durch- 
Horn- | Horn- messer | messer 
zapfen zapfen |derselben | derselben 
Maßzahlen nach Düerst aus der Tierwelt 
der Ansiedelungen am Schloßberg zu 
Burg a. d. Spree. Archiv für Anthro- | 
pologie 1904, p. 251—252. 
aus Schweizer Pfahlbauten 
45 Bieler See, Pasquart links 10.3 6.5 I 39 
46 & rechts 11.2 9.5 Bl 2.5 
47 g' rechts 11.0 6.5 3.8 3.0 
48 links 11.0 3.5 3.6 3.1 
49 Q rechts 12.1 15.0 3.8 3.3 
50 Bieler See, Schaffis . . . 13.0 15.0 4.2 3.2 
51 Bieler See, Lathrigen J. . 18.0 23.0 6.6 4.8 
12.:Woldrieh, aus. Bipa& -." Ha. -. 16.0 18.5 5.50 4.28 
Bu Wohltiel, aus Ripge..u..,. ul, 11.0 == 3.90 >17 
Knoop, aus Groß -Vehberg . . . . _ 30.0 3.3 2.6 
l Greve, aus dem Fedderwardersiel . 12.3 13.5 5.0 3.5 
2 Greve, aus Wilhelmshaven, d . : 12.5 12.0 4.2 3.6 
37 GIENe -Aus»Bramen- 2... u.) 10.0 10.0 3.6 2.6 
Glur, aus der Schweiz . . . . 3 15.0 21.0 = I 
Knoop, aus Börssum‘ „= . 1.7... _ 12.2 2.8 — 
1 Zengel, aus Rügkamp . 15.0 8.0 4,9 4.4 
RUHE, AUS ZArTEnUNn ante 16.8 18.0? 5.6 4.7 
3 “ ausd. Wolfsburg b. Wismar 10.7 15.6 3.3 2.1 
4 % a.d.Müggenburgb. Wismarll 165) 6.2 2.7 2.2 
5 “ a Te 10.0 12.6 3.3 3.2 
6 “= aus Wismar IIl 11.5 8. 3.3 3.1 
7 R aus Penzin . 10.0 10.9 5 #5, 2.9 
(6) Mn aus Rehna Es, — 3.5 3. 
5) BA aus Gägelow 15.8 15.3 5.4 4.2 
10 a aus Wismar IV ; 13:9 - 4.7 3.6 
ER; unbekannter Fundort == we 2.7 2.4 
12 ” aus Penzin . 122 _ — — 
Ice aus..Gnolem,.E. ..i.....,.. 10.0 11.2 wu 7” 
14 e aus Groß-Woltersdorf . 18.5 —_ _ 
RER aus Schwerin 19.2 19.6? — —_ 
16 a unbekannter Fundort 16.2 20.0 —_ — 
1 Siegfried, aus Pasquart 9.7 — 3.6 2.8 
2 „ RER 10.0 8.2 3.6 3.0 
3 r 2 P 37 8.4? 3.6 2.8 
4 » N . 9.7 8.2 3.6 2.8 
5 5 ‚„ Zehdenick 8.5? 10.2? 3.0 2.7 
6 > „ Pasquart 12.1 16.0 4.0 3.2 
7 „s » » 11.1 6.2 4.0 3.2 
8 „ REN ES 10.2 6.8 3.8 3.3 
() * Mittel von Pasquart . 10.6 9,3 3.6 3.0 
2 aus Pasquart j — — 15.5 10.5 
Kühnemann, aus dem Harz Nr. 5346 125 —...t .41. :1.39-85 
a Nr.4153 a, rechts, Osthavelland 14.9 — 4.8 7 
Mohapl, links, 2, Nr. 10, aus Olmütz . E= 14.3,.-: ..44 „| .— 
1 Kraemer aus Windonissa ; —_ 8.5—15.2| 2755 


94 


A. Kühnemann. 


Hornzapfenmaße in cm 


ET TE EEE TE —————— 700] 


1. 2, 3. 4. 

Umfang | Länge | Horizont.| Vertikal. 

der der Durch- | Durch- 

Horn- Horn- messer | messer 

zapfen | zapfen derselben | derselben 

10.5? 

2 Kraemer aus Windonissa . z _ — 15.0? 46 MI 
3 do. ; —  113.5-19.0? 50.040 
du. —  ,95—165 5.0 °|..39 
Jeitteles, Zwergtorm aus Olmütz 9,9 2m San 

1 Canestrini, aus Modena (Bue tozza) BEIN: 4.8—5.2 | 4.1—43 
2 Mn ER ANETTE BR EEE ARE 16.1 35 5.6 42 

3 BE RER ee .. 114.9—16.5 == 5.2—5.3 13845 
1 Lundwall, aus Irland . 12,2 95—11.2 —_ = 
2 do, : 12.9 39-47 — > 
3 do. ß 14.2  113.4—16.5 _ ET 
4 do. { 19.0 _17,2—180 — Se 
3 do. : 15.5. -|16.3—216 Z =; 
6 do. i 12.3. 41728 S= 
7 do. 10.2 20.0 | — En 
8 do. 2 10.8 192 
Fiedler, Bl aus Biauusälweik . 9.6 15.5 = Fox 
Fiedler, B3 aus Braunschweig . 22.0 25.2 rt 
Adametz, bei Wismar gefunden . . 8.3 7.8 SF 
Adametz, bei Konstanz gefunden . 10.0 13.0 a 
Mittel nach Adametz . ; 4 9.15 99 Er FE 
Owen, aus Hunteria Irish Bas. ua 10.2 10.2 EZ = 
Mr. Ball, aus Westmath nach Owen - 8.9 8.9 = 
Mr. Brow n, aus Clacton, nach Owen . 11.43 10.2 E= 
Boy-Dawkins, aus Richmond 13.3 10.2 — —_ 
Boy-Dawkins, aus Richmond ß 9.5 ID — = 
Boy-Dawkins, aus Hardham in Sussex 6.9 8.5 —_ — 
Boy-Dawkins, aus Hardham in Sussex 41.7 12.9 = — 
Mohapl, aus Mähren, rechts ! 16.0 23.3. ER 
Mohap), aus Zuaim Burg in Mähren . [11.8—12.09.3?—10. 2 — 52 
Mohapl, aus Znaim Burg in Mähren . 11.3? 12.0:54 19 Kar 
Boy-Dawkins, aus der Themse j 11.6 8.1: I ee en 
E von den Shetland-Inseln . A 16.1 16.5 = Fe 
1 Smith, aus Newstead . . 17.1 15.2 —_ er 
do. . 12.7 10.4 — == 
3 Re: . 9.8 8.9 — Er 
4 . Sl 71.6 — Sr 
Mohapl, links "2 Nr. 21 aus Olmütz - 15.2 — = 57 
Mohapl, aus Mähren, rechts 18.8 — — 
Mr. Wood, ausBridgewaterBox, nachOwen — 10.2 = nn 
Fiedler, B4 £ ; 16.5 — u zuen 
Adametz, Wildrind von Krescowice . .. 114.0—14.4 rn le Ve re 
Stoppani, aus der Lombardei . 19.0 117.0—21.0) — = 
Greve, aus Wilhelmshaven . ER A Mearr — 3.4 
Zengel, aus Groß-Woltersdorf . 2 18.5 — — ag 
Zengel, aus Zarrentin. .-. . 193... 16:8: ee Er 
Madsen und Müller, Aalborg ; a = _ 6.2 4.4 
do. Aalborg . —_ —_. 4.5 
do. Vejleby i — —.1.. Aa 3.6 
do. Vejleby . : —_ — 1,048 35 
Rutten aus Maastricht ! = um 4.4 3.6 


f 


Eine neue Maus von Sardinien: 
Mus spicilegus nov. subsp. Caoceii m. 


Von 


Dr. Anton Krausse, 
Eberswalde. 


Einige Jahre vor dem Kriege hatte ich unter anderem zoologischen 
Material Herrn Gewerberat Franklin Müller auch einige Felle von 
Ratten, Mäusen und Spitzmäusen von Asuni, Zentral-Sardinien, 
zugeschickt. Dieses Material erhielt ich von dem genannten Herrn 
in diesem Jahr gütigst wieder zugesandt. Da ich vor einigen Jahren 
hier in Eberswalde eine Maus entdeckte, die ich nicht als Hausmaus, 
sondern als Mus spicrlegus ansah, und die Herr Prof. Noack (‚Über 
einige in und bei Eberswalde gefundene Muriden“, Zeitschrift für 
Forst- und Jagdwesen 1918) als Mus spieilegus germanicus nov. subsp. 
beschrieben hat, hatte ich Gelegenheit, mich über die Rassen (spier- 
legus, germanicus, lusitanicus, hispanicus, mogrebinus) dieser zierlichen 
Mus-Spezies zu orientieren. Auch die vorliegende sardinische Maus, 
von mir bei Asuni gesammelt, gehört zu dieser Art, die bisher von 
Sardinien noch nicht erwähnt zu sein scheint (vide Trouessart). 
Die vorliegenden Tiere von Asuni (3 Exemplare) stehen nach der Be- 
schreibung Millers dessen Mus spicilegus hispanicus (von den Ba- 
learen und aus Spanien) am nächsten, unterscheiden sich indes deutlich 
besonders durch .die Färbung des Bauches, sodaß ich sie besonders 
bezeichnen möchte; ich nenne diese neue sardinische Subspezies 
nach dem Kenner und Sammler der sardischen Literatur, Herrn Dr. 
med. Luigi Caocei zu Aritzo, Mus spieilegus Caoccii m. — Die Tiere 
sind auf dem Rücken dunkelbraun gefärbt, in der Mittellinie mit 
ziemlich viel Schwarz; die Seiten sind heller gelblichbraun; der Bauch 
ist weißlich; mit wenig Grau, ohne Gelb; die braune und weißliche 
Färbung folgen scharf abgesetzt aufeinander. Die Haare des Schwanzes 
sind oben dunkelbraun, unten weißlich, die der Beine gelblich. Die 
Ohren sind dunkelbraun behaart, wie die Oberseite des Kopfes und 
der Rücken; die Kehle weißlich, wie der Bauch. Die oberen Schnurr- 
haare sind schwarzbraun, die unteren weißlich. Die oberen Nage- 
zähne sind hellgelb, die unteren dunkelgelb. — Die Mäuse von Asuni 
unterscheiden sich aber leicht von dem ihnen nahestehenden Mus 
spicilegus hispanicus Müller durch die Färbung der Bauchseite, die 
bei hispanicus gelblichgrau ist, bei Caoccii dagegen weißlichgrau. 
— Kopf und Körper mißt bei den drei sardischen Tieren 9.3 cm — 
8,7cm — 8cm, der Schwanz 6,5 cm — Tem — 6cm. — Das Nest 
dieser Maus ist es, das ich seiner Zeit an Herrn Prof. Antonio Ber- 
lese gesandt hatte zwecks Durchsuchung auf Milben hin; unter 


7. Heft 


96 Dr. Anton Krausse. 


anderen stammt die von Herrn Prof. Berlese ı.l. erwähnte neue 
Milbenart Myonyssus Krausseı Berlese aus diesem Neste des Mus 
spieilegus Caoceiı m. Ich hoffe von derselben Lokalität weiteres und 
frisches Material zu erlangen, um über weitere Einzelheiten berichten 
zu können. 


Literatur. 
E. L. Trouessart. Faune des Mammiferes d’Europe; Berlin 1910. 


6. S. Miller. Twelve new European Mammals; Ann. and Mag. 
of Nat. Hist. III, 8; London 1909. 


A. Cabrera. Un nuevoratöa de Marruecos; Bol. de la R. Soc. 
Esp. de Hist. Nat. XI; Madrid 1911. 


Th. Noack. Über einige in und um Eberswalde gefundene Mu- 
riden; Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen, 1918. 


Anton Krausse. Über die Eberswalder Mäuse aus dem Subgenus 
Mus. Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen, 1918. 


—— 


Über die Zwergmäuse. 
Von 


Dr: Anton Krausse, 
Eberswalde, 


Mit 1 Abbildung. 


Trouessart erwähnt in seinem Conspectus 1910 die von Prot. 
Hermann (1804) eingehend beschriebenen Mäuse: Mus soricinus, 
Mus pendulinus und Mus parvulus nicht. Schäff, 1911, stellt die 
Hermannschen Formen einfach als Synonyme zu Mus minutus Pall. 
Daß diese drei Formen unter dem Begriff der /wergmaus fallen, nehme 
auch ich an, wenn schon bei genauerer Untersuchung des Schädels 
von Soricinus die Möglichkeit vorhanden sein dürfte, ihn sogar als 
selbständige Art abtrennen zu können. Barret-Hamilton, 1900, 
hat den typischen minutus auf Sibirien beschränkt, nach Trouessart 
gehören vielleicht auch Stücke aus Ciskaukasien dieser Form (Mus 
[Apodemus] minutus minutus Pall.) an; vergl. die Beschreibung bei 
Trouessart. 

Aus Nord- und Mitteleuropa führt Trouessart zwei Formen 
an — agilis Dehne und campestris Desm., von denen die letztere 
mit pumilus‘ Geoffr. et Cuv. identisch sein soll; diese beiden Formen 
unterscheiden sich vom typischen minutus durch den langen Schwanz 
besonders; die Unterschiede zwischen agilis und campestris sind subtil, 
sodaß Schäff sagt: „Untereinander sollen sich die beiden Subspezies 
eigentlich nur dadurch unterscheiden, daß bei M. min. campestris 


S A > 


Über die Zwergmäuse. 97 


die Oberseits lebhaft rostrot ist, bei M. min. agilis dagegen matter. 
Ich halte diese Angelegenheit für noch nicht genügend geklärt.“ Der 
Umstand, daß der einzelne Bearbeiter meist immer nur vereinzelte 
Stücke in die Hände bekommt, macht die systematische Arbeit hier 
recht schwer. Bestehen diese beiden eben genannten Formen indes zu 
Recht, sa dürfen die drei oben erwähnten Hermannschen Arten nicht 
einfach übergangen werden. 


Da das Hermannsche posthume Werk schwer zugänglich sein 
dürfte, möchte ich das Wichtigste aus den drei Beschreibungen hier 
anführen, damit jeder selber urteilen kann. 


Hermann, vol. I, pag. 57/58: 


„Mus soricinus. Nobis. 

Cauda mediocri subspilosa, rostro subproducto, palmis tetra- 
dactylis cum tuberculo pollicuri; plantis pentadactylis; auriculis 
orbiculatis vestitis; velleris dorso flavicante gryseo, abdomine albido. 

A D. Gall 1778 fine Octobris magnae inundationis tempore ex 
extremis fortificationibus vivus domum reportatus. 

Dimensiones in recente factae: Longitudo tota quatuor pollicum 
et dimidii. Caudae solius duorum pollicum, trium linearum. Tarsi 
posterioris cum digitis sex linearum cum dimidia. Tarsi anterioris cum 
digitis trium linearum. Diameter auricularum trium linearum. Distantia 
baseos auricularum quatuor linearum. A posteriore margine auriculae 
ad canthum oculi posteriorum septem lineae. Fissura oculorum unius 
liniae ed dimidiae. A cantho oculi anteriori ad apicum nasi tres lineae. 
Ab uno angulo oris ad alterum duae lineae. Ab extremitate incisorum 
superiorum ad extremitatem nasi duae lineae cum dimidia. Pedum 
anteriorum extensorum distantia unius extremitatis ab altera duorum 
pollicum, unius lineae. Posteriorum duorum pollicum, novem linearum. 

Color flavicante gryseus. Abdomen album. 

Maxilla superior subelongata, labium superius fissum. 

Dentes pallide flavicantes. Mysta-um ordines sep em erecti. 
Auriculae eminentes, orbiculares, vestitae. 

Digiti palmarum quatuor eum tuberculo pollicari; planta um 
quinque. Uagues brevissimi. 

Cauda sensim attenuata, unicolor, squamoso-verticillata, sub- 
pilosa, subtus paulo magis, lateribus subtusque subcompressa, subtus 
sulco obscuro exurato.‘ 

Das Tier brachte 5 Junge zur Welt. 


Diese Form erwähnt auch Shaw, II, 1 (1801!) [auch diesen Autor 
zitiert Trouessart nicht]: 


„„Sor’eine Mouse. 

Mus sorieinus. M. cauda mediocri subpilosa, rostro producto, 
- auriculis orbicu'atis vestitis, velleris dorso flavicante griseo, abdomine 

albids. Lin. Syst. at. Genel. p. 130. 
Yellowish grey Mouse, with long snout, round furred ears, and 
hairy tai' of moderate ‚length. 
Archiv für Naturg>schichte “ : 
1919. A. 7. 7 1. Heit 


98 Dr. Anton Krausse: 


This is an extremely smallspecies, and has the general appearance 
of a Sorex or Shrew, having a long and slender or sharp-printed snout. 
It is a native of Strasburg, where it was first discovered by Professor 
Herman: its colour is a pale yellowish or subferruginous .brown, 
whitish beneath: the ears are short and rounded, and are covered with 
hair. It measures two inches from nose to tail, and the tail is nearly 
of similar length, or rather a trifle longer.“ 

Die Shawsche Figur (Tafel 133 ].c.) erlaube ich mir hier zu 
reproduzieren. 


Hermann, vol. I, pag. 61: 

„Mus pendulinus. Nobis. 

Cinereo-ater, subtus albus, cauda corporis longitudine. Similis 
muri musculo, sed minor. Dispiciendum adhuc quo vero et genuino 
“ charactere possit distingui. Differt antem omnino, vel sola vitae 
ratione et nido.“ . 

„Missus Ao. reip. 3 (1795. Septembri) a Schroedero, pastore 
Schillersdorfiano.“ 

Hermann, vol. I, pag. 62/63: 

„Mus minutus? Pall. 
Parvulus? Nobis. 

Caput magnum, rostro obtuso, occipite prominente. Auriculae 
pilosae, parvae, supra caput non eminentes. Color. fusco-cinereus. 
Abdomen albicans. Pedes delicatuli, carnei coloris, unguibus albis 
minimis. In anterioribus tuberculum muticum loco pollieis, interiore 
latere auctum alio: huic oppositum alıud in latere paturae externae. 
Practerea tuberculum ad basin singulorum digitorum. In pedibus 
posterioribus pentadactylis, tuberculum pariter ad basin singulorum 
digitorum, ut tamen digito medio et quarto unum solummodo commune 
sit. Supra haec duo alia tubercula, illo quod est supra pollicem paulo 
altius locato. Haec plantarum tubereula nigricant, quum palmarum 
sint alba. Cauda sesquipollicaris, corpore extenso brevior, sed longi- 
tudine corporis contracti. Annulos habet ultra centum quinquaginta. 
Pellucere mihi videntur vertebrae cireiter viginti sex.“ 

Prope Argentoratum repertus. 

Pendulinus unterscheidet sich als einereo-ater von soricinus und 
parvulus,; und parvulus von soricinus durch das rostrum obtusum. 


Über die Zwergmäuse, 99 


Schäff stellt Mus messorius Shaw (nicht messarius) als Synonym 
zu M. minutus Pall.; diese Form, messorius Shaw 1801, ist synonym 
mit messorius Kerr 1792 und minimus W hite 1789, es ist die in England 
und Nordwest-Frankreich vorkommende Form der Zwergmaus. 


Aus Westungarn und Rumänien wird pratensis Ockskay 1831 
(ob identisch mit arundinaceus Petenyi?) von Trouessart erwähnt, 
aus Nord- und Mittelitalien meridionalis Costa. 


Wie ersichtlich, bleibt auch hier bei der Rassenfrage der Zwerg- 
mäuse noch das meiste zu tun übrig. Die Hermannsche Formen 
dürfen nicht einfach übergangen werden. Ein Tier als Zwergmaus 
— Mus minutus im weiten Sinne — zu bestimmen, ist im allgemeinen 
nicht schwer, hinsichtlich der Kenntnis der Rassen jedoch sind wir 
noch bei ersten Anfängen. 


Es ergibt sich bisher folgende Übersicht der europäischen 

Zwergmausarten: 
Mus (Apodemus) minutus minutus Pall. 

r Y 5 agilıs Dehne. 

ae * „ campestris Desm. [= pumilus Geoffr. et Cuv.] 

x Er ur soricinus Hermann. 

s * 5“ pendulinus Hermann. 

a x Y parvulus Hermann. 

R en 2 minimus White [= messorius Kerr.]. 


2 > „ pratensis Ockskay [= arundinaceus Pet.]. 
5 > > mertidionalis Costa. 
Literatur. 


Johannis Hermann Observationes Zoologicae quibus novae 
complures, aliaeque animalium species desceribuntur et illustrantur 
opus posthumum edidit Fridericus Ludovicus Hammer; pars prior; 
Argentorati, Parisiis 1804. 

George Shaw. General Zoology or Systematic Natural History ; 
vol. II, part 1; London 1801. 

E. L. Trouessart. Conspectus Mammalium Europae, Faune de 
Mammiferes d’Europe, Berlin 1910. 

Ernst Schäff. Die wildlebenden Säugetiere Deutschlands, Neu- 
damm 1911. 


7* 7. leit 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer 
Zikaden. 
(Rhynchota, Homoptera.) 
Beitrag VI—-XIMWV'). 
Von 
Edmund Schmidt, Stettin. 


TI: 


Amberana pygmaea, eine neue Cercopide von 
Madagascar. 


Familie Cercopidae. 


Subfamilie Cercopinae. 


Genus Amberana Distant 


Dist., Ann. Mag. Nat. Hist. (8) Vol. 2, p. 313 (1908). 

Lall., Gen. Insect. Cercop. p. 113 (1912). 

Jac., Die Zikadenfauna Madagascars und der Comoren, p. 542 
und 543 (1917). 


Typus: Amberana elongata Dist. 


In der oben angegebenen Arbeit gibt Jacobi einen Zusatz zur 
Gattungsbeschreibung Amberana Distant (l.c.), indem er einige 
Merkmale in zwei Sätzen aufführt, welche ich nachstehend wörtlich 
wiedergebe: „Letztere sind darin zu ergänzen, daß neben 
der langen Fühlerborste eine zweite, kurze vorhanden isö, 
auch ist Distant’s Beschreibung des Schildchens un- 
zulänglich. Dieses hat an der Spitze eine kegelförmige 
Erhebung, die nach hinten in einen Kiel ausläuft.“ 

Zu diesen Zusätzen erlaube ich mir einige Bemerkungen zu machen. 
Jacobi weist im ersten Satz darauf hin. daß die Fühler bei dieser 
Gattung zwei Fühlerborsten tragen, eine lange und eine kurze. Diese 
Äußerung zeigt, daß Jacobi sich geirrt hat. Die Fühleruntersuchungen, 
die ich vor mehreren Jahren bei meinen systematischen Arbeiten 
über Cercopiden vornehmen mußte, haben stets ergeben, daß nur 
eine Fühlerborste vorhanden ist. Ferner ist mir aus der Literatur 
nicht bekannt, daß ein Autor zwei Borsten erwähnt. Die Fühler der 
Cercopiden sind viergliedrig; Glied drei ist in einen feinen faden- 
förmigen Fortsatz verlängert, der in der Länge und Stärke variiert; 
Glied vier ist stets die Fühlerborste, welche gleichfalls verschieden 


1) Beitrag I—V. Stett. Ent. Zeit. 80. p. 365 (1919). 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 101 


lang und an verschiedenen Stellen des dritten Gliedes eingesetzt ist; 
der Anhang des dritten Gliedes entspringt auch nicht immer am Ende 
des Gliedes. Im Jahre 1851 (List of Hom. Ins. III, p. 672) beschrieb 
Walker eine Triephora bella = Pachacanthocnemis bella von Ko- 
lumbien und sagt dort über die Fühler folgendes: „third joint emitting 
a bristle, which is longer and more slender than fourth joint.‘‘“ Schon 
aus der Walkerschen Beschreibung geht klar und deutlich hervor, 
daß der Anhang des dritten Gliedes nichts mit dem vierten Gliede 
zu tun hat. Man muß sich wundern, daß der vielgeschmähte und von 
Jacobi abfällig behandelte Walker schon im Jahre 1851 trotz 
seiner wenigen und mangelhaften Hilfsmittel erkannt hat, wie es mit 
dem fadenförmigen Gebilde des dritten Gliedes bestellt ist. Seine Auf- 
fassung ist auch heute noch maßgebend. zwei Fühlerborsten gibt es 
nicht. . Die Fühlerborste, wie schon gesagt, ist stets das vierte Fühler- 
glied und ragt aus der sogenannten Fühlerborstengrube bald mehr, 
bald weniger hervor (die Fühlerborste oder viertes Fühlerglied ist 
deutlich vom dritten Glied abgesetzt) und erreicht zuweilen die Länge 
“des Anhanges von Glied drei. der eben zum dritten Glied gehört, 
weil er nicht abgesetzt ist, und somit als Fühlerborste nicht gedeutet 
werden kann. 

Daß die kegelförmige Erhebung, wie Jacobi sagt. nach hinten 
in einen Kiel ausläuft, trifft nicht immer zu. Die Erhebung vor der 
vertieften Schildchenspitze tritt auch bei anderen Gattungen in ver- 
schiedener Entwickelung auf. 


Amberana pygmaea n.sp. 


Q. Kopf, Pronotum, Schildchen und Hinterleib schwarz und 
glänzend; Augen grau und schwarz 'gefleckt; Ocellen glasartig und 
gelblich; Fühler schwarz, die fadenförmige Verlängerung des dritten 
Gliedes und die Fühlerborste (Glied 4) sind schmutzig weiß gefärbt; 
Rostrum, Brust und Beine schwarzbraun; die Hintercoxen und die 
Hinterbrust sind stellenweise heller oder dunkeler blutrot getönt. 
Vorderflügel- blutrot mit breitem schwarzem Apikalsaum. der im 
Apikalteil des Clavus beginnt und am Costalrande, von der Apikal- 
ecke an zur Vorderflügelbasis hin sich verjüngend, bis über die Vorder- 
randmitte reicht, etwa bis zum Ende der Subcostalfalte. Hinterflügel 
hyalın mit braunen Adern, in der Mitte weißlich, am Hinterrande 
rauchschwarz getrübt mit blutroter Wurzel. Abgesehen von der Größe 
und der Färbung unterscheidet sich die neue Art von A. elongata Dist., 
A. marginata Fallou und A. fissurata Jac. durch nachstehende Merk- 
male: Kopf, Pronotum und Schildchen sind spärlicher behaart, die 
Erhöhung vor der vertieften Schildchenspitze ist weniger hoch und 
trägt keinen Kiel und die Fühlerborste (Glied 4) ist kaum so lang 
wie das dritte Fühlerglied ohne den fadenförmigen Anhang. 

Körperlänge 6 mm; Länge mit den Vorderflügeln 8 mm; Vorder- 
flügellänge 6!/, mm, größte Breite 2 mm. 

Madagaskar: Ambergebirge. 

Typus im Stettiner Museum. 


7 Hsit 


102 Edmund Schmidt: 


vo. 


Drei neue Cercopidengattungen von der Insel 
Neuguinea. 


Genus Augustohahni2 n. gen. 


Vorderflügel doppelt so lang als an der breitesten Stelle breit, 
am breitesten vor der Flügelmitte, apikalwärts verschmälert mit schräg 
nach vorn und hinten gestutztem Apikalrande; der Costalrand ist 
in der Basalhälfte, nach der Wurzel zu, stark vorgewölbt; Cubitus 
und Media sind eine kurze Strecke verschmolzen, beide Adern trennen 
sich am Schluß des Basaldrittels, der Radius in der Flügelmitte; der 
Apikalteil ist vor dem Apikalrande netzmaschig geadert; Clavus lang, 
so lang wie-der Hinterflügel mit deutlicher Annalis, welche vor der 
Clavusspitze in den Clavushinterrand mündet, die Axillaris ist ganz 
undeutlich. Hinterflügel breit mit normalem Geäder, Radius 2 
(4. Längsader) gabelt sich in der Flügelmitte, ist kurz vor der Gabelung 
durch eine Querader mit dem Radius 1 (3. Längsader) verbunden. 
Rostrum bis zum Hinterrande der Mittelhüften reichend, Endglied 
etwas kürzer als das Basalglied. Schildchen dreieckig, in der Mitte 
so lang wie an der Basis breit mit grubigem Eindruck auf der Scheibe 
und einem Längseindruck vor der Schildchenspitze. Pronotum ge- 
wölbt mit feinem Mittellängskiel im Mitteldrittel und tiefem, schrägem 
Quereindruck auf jeder Seite hinter dem Vorderrande, 11/,mal so 
breit wie in der Mitte lang mit längerer. abstehender Behaarung; die 
seitlichen Vorderränder sind blattartig flachgedrückt und auffallend 
weit vorgerundet. die seitlichen Hinterränder flach ausgeschnitten; 
der Vorderrand ist fast gerade und der Hinterrand in der Mitte aus- 
geschnitten. Kopf nach unten geneigt. von der Seite betrachtet, mit 
gleichmäßig abgerundetem Vorder- und Unterrand. Scheitel doppelt 
so breit wie in der Mitte lang, in der Mitte mit einer rundlichen Längs- 
erhöhung, woran auf jeder Seite eine Ocelle steht, die kurz hinter 
der Mitte eingesetzt ist; die wulstige Mittelerhöhung ist nicht gekielt 
und nicht so breit, wie der Raum zwischen der Erhöhung und dem 
Auge; Ocellen klein, Abstand der Ocellen voneinander kaum halb 
so groß als die Entfernung der Ocelle vom Auge; Schläfen schmal, 
Schläfenvorderrand flachgedrückt und: vorgerundet und kaum so 
lang als die Augenlänge; Stirnscheitelteil gut doppelt so breit an der 
Basis. wie in der Mitte lang. leicht gewölbt. glatt und durch Eindruck 
vom Scheitel und den Schläfen gut getrennt; Stirnfläche durch zwei 
scharfe seitliche Längskiele in eine vordere und zwei seitliche Flächen 
geteilt, die Seitenflächen sind schwach gewölbt und gerieft, die Vorder- 
fläche wird von einer überall gleichbreiten Längsfurche eingenommen, 
welche den Clipeus nicht erreicht; der Kopf ist mit langen und ziemlich 
dicht stehenden Haaren versehen, die auf der unteren Stirnhälfte 
besonders dicht und lang sind. Clipeus seitlich abgeflacht. in der Mitte 
aber nicht gekielt. Die Hinterschienen tragen unterhalb der Mitte 
einen Dorn und sind doppelt so lang als die Hinterschenkel. 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 103 


Typus: Augustohahnia barbata n. sp. 


Diese Gattung benenne ich zu Ehren des Herrn Stadtschulrat 
A. Hahne in Stettin. | 


Augustohahnia barbata n.sp. 


d, 2. Vorderflügel und Schildchen schwarz und matt glänzend. 
Hinterflügel hyalin, rauchbraun getrübt mit braunen Adern. Pronotum, 
mit Ausschluß des Vorderdrittels in Kopfbreite, schön ockergelb. 
Kopf, Pronotumvorderdrittel und die Rückensegmente des Hinter- 
leibes indigoblau und glänzend; Brust, Beine, Rostrum und der Hinter- 
leib auf der Unterseite sind braun, letzterer mit bläulichem Glanz. 
Ocellen glasartig, dunkel mit bräunlich ockergelbem Ring. Augen 
grau. Die Behaarung ist schwarz. auf den Vorderflügeln kürzer, auf 
Schildehen, Pronotum und Kopf lang und dicht und besonders zottig 
auf der Unterstirn vor dem Qlipeus; der schön gefärbte ockergelbe 
Teil des Pronotum ist mit langen und lichter stehenden Haaren besetzt. 
Gonapophysen des & schräg nach oben und hinten aufgerichtet, apikal- 
wärts verschmälert und in einen längeren, gekrümmten Dorn endend, 
die Dorne sind horizontal nach rückwärts umgebogen und gekreuzt. 
Beim © ist das letzte Bauchsegment vor der Legescheide hinten gerade 
gestutzt, in der Mitte länger als an den Seiten und kaum halbsolang 
als das vorhergehende. 

Körperlänge 1O mm; Länge mit den Vorderflügeln 15 mm; 
Vorderflügellänge 11 mm, größte Breite 5!/, mm. 

Neu-Guinea: Moroka, 1300 m, 7.—11. 93 (Loria). 

Typen: Q im Stettiner Museum; 3 im Genua Museum. 


Genus Hemicercopis n. gen. 


Vorderflügel 21/, mal so lang als an der breitesten Stelle breit, 
am breitesten vor der Mitte, nach hinten verschmälert und abgerundet 
mit breiter abgerundeter Apikalecke; der Clavushinterrand von der 
Schildchenspitze ab und der Suturalrand hinter der Clavusspitze 
bilden eine gerade Linie, der Costalrand ist schwach gewölbt; Cubitus 
und Media trennen sich vor der Flügelmitte. der Radius gabelt sich 
weiter apikalwärts; vor dem Apikalrande befinden sich vier längliche 
Zellen und zwischen Radius 1 und dem Costalrande vor der Apikalecke 5 
verschieden große und geformte Zellen. Im Clavus sind zwei Längs- 
adern, die Annalis ist deutlich und geht kurz vor der Olavusspitze 
in den Hinterrand, die Axillaris undeutlich an der Wurzel erkennbar. 
Im Hinterflügel ist die vierte Längsader (Radius 2) einfach. 
wie bei der Gattung Jacobsoniella Mel. und nicht gegabelt. Kopf nach 
vorn geneigt mit abgerundetem Vorderrand; Scheitelhinterrand 
doppelt so breit als der Scheitel in der Mitte lang; die Ocellen stehen 
in der Scheitelmitte, genähert, seitlich der Mittel-Längswölbung; 
Abstand der Ocellen von einander kaum t/, mal so groß. als die Ent- 
fernung eines jeden Auges von der Ocelle. Stirnscheitelteil in der 


7. left 


104 Edmund Schmidt: 


Mitte kürzer als breit, rechteckig, so breit wie die einzelne Schläfe 
d.h. wie der Raum zwischen Auge ‚und dem Stirnscheitelteil. Stirn- 
fläche vorn gerade nach unten und rückwärts gestutzt mit einer tiefen, 
am Grunde rundlichen, gleichbreiten Längsfurche, welche vor dem 
Clipeus in eine glatte, fein seitlich gekielte Fläche endet; Stirnseiten 
flach und gerieft und so breit wie die Vorderfläche. Clipeus seitlich 
ganz flachgedrückt, daher stark aufgehoben mit scharfem Mittelkiel; 
von der Seite betrachtet, bilden der Stirnvorderrand und der Clipeus- 
rand (Kopfunterrand) fast einen rechten Winkel mit abgerundeter 
Ecke. Rostrum bis zum Hinterrande der Mittelhüften reichend, beide 
Glieder gleich lang. Pronotum punktiert quergerunzelt, sechseckig 
mit einem undeutlichen Längskiel auf dem Grunde des Längseindruckes 
durch die Mitte. welcher hinter dem Vorderdrittel beginnt und den 
Hinterrand nicht erreicht und drei Grubeneindrücken auf jeder Seite, 
dem Vorderrand genähert. hinter jedem Auge; die seitlichen Vorder- 
ränder sind gerade und die seitlichen Hinterränder leicht aus- 
geschnitten. der Hinterrand in der Mitte rundlich ausgeschnitten, 
die Hinterecken sind abgerundet. Schildchen dreieckig. so lang wie 
an der Basis breit mit großem grubigem Eindruck auf der Fläche 
und Vertiefung vor der Schildchenspitze. Die Hinterschienen tragen 
im unteren Drittel einen Dorn. 


Typus: Hemicercopis simplex n. sp. 


Hemicercopis simplex n. Sp. 


d. Vorderflügel lehmgelb mit zwei schmalen und schrägen braunen 
Querbinden, von denen die erste vor der Flügelmitte und die zweite 
kurz dahinter vom Vorderrande zum Clavushinterrand verlaufen. 
Hinterflügel hyalin, glashell mit lehmgelben Adern und leicht lehm- 
gelber Trübung im Apikalteil. Schildchen, Kopf, Brust, Pronotum- 
Vorderdrittel. Hinterleib und Beine lehmgelb: braun gefärbt sind ein 
Schildchen-Mittelfleck, das Pronotum mit Ausschluß des Vorder- 
drittels, die vorderen Pronotum-Seitenränder und Flecke der Vorder- 
und Mittelbrust. Augen grau und braun gefleckt, Ocellen glasartig 
auf gelbem Grund. Vorder- und Mittelschenkel und Schienen in 
der Mitte durch dunkele Trübung undeutlich gebändert. Die Spitzen 
der Dornen, der Hinterschienen und Tarsen und die Krallenglieder 
der vier vorderen Beine schwärzlich. Gonapophysen blattartig, schräg 
nach oben und hinten aufgerichtet, ungefähr doppelt so lang als breit 
und laufen in eine nach innen und vorn gerichtete kurze Spitze aus. 
Die Innenränder schließen nicht aneinander und sind in der Apikal- 
hälfte ausgeschnitten, die Außenränder sind in der Apikalhälfte breit 
abgerundet. Die Vorderflügel sind deutlicher lehmgelb behaart als 
die übrigen Teile. 

Körperlänge 7 mm; Länge mit den Vorderflügeln 10 mm; Vorder- 
flügellänge 81/, mm. größte Breite 31/, mm. 

Neu-Guinea. 

Typus im Stettiner Museum. 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 105 


Genus Pseudocercopis n. gen. 


Vorderflügel 21/, mal so lang als an der breitesten Stelle breit, 
am breitesten vor der Flügelmitte mit zur Basis gewölbtem Costal- 
rand und gleichmäßig abgerundetem Apikalteil, dichter und deutlicher 
Punktierung und kurzer Behaarung; Cubitus und Media trennen sich 
vor der Flügelmitte, Radius 1 und 2 gabeln sich hinter der Mitte; 
im Apikalteile befinden sich drei deutliche Zellen und zwischen dem 
Radius und dem Costalrande eine Anzahl kleinerer. Clavus verhältnis- 
mäßig lang, so lang wie die Hinterflügel mit deutlicher Annalis, welche 
vor der Clavusspitze in den Clavushinterrand mündet, die Axillaris 
ist nicht wahrzunehmen. Hinterflügel mit normalem Geäder, 
Radius 1 und 2 (3. und 4. Längsader) sind vor der, Gabelung' des 
Radius 2 durch eine Querader verbunden. Schildchen und Pronotum 
deutlich punktiert und steller weise spärlicher behaart, ersteres mit 
flacher Grube auf der Scheibe und einem Längseindruck vor ‘der 
Schildehenspitze, letzteres mit schwachem Mittel-Längskiel und 
deutlichen, glatten Grubeneindrücken auf der Vorderhälfte; die 
seitlichen Pronotum-Vorderränder sind vorgerundet, flachgedrückt 
und scharfkantig. die seitlichen Hinterränder und der Hinterrand 
in der Mitte flach ausgeschnitten. Kopf kurz, nach vorn stark 
geneigt mit breit abgerundetem Vorderrand; Scheitel zwischen den 
Augen dreimal so breit als im der Mitte lang, mit einem 
Mittelkiel und zwei nach vorn divergierenden Längseindrücken; 
die Ocellen stehen auf der Scheitelmitte Abstand der Ocellen 
von einander !/, mal so groß als die Entfernung eines Auges 
von der Ocelle; Stirn-Scheitelteil kurz und breit, viermal so breit 
als in der Mitte lang, mit einem deutlichen Mittel-Längskiel, die 
Schläfen daher kurz; Stirnfläche aufgetrieben, fast glatt, durch 
schwache Seitenkiele dreiteilig mit stumpfwinkelig gebrochener 
Vorderfläche; die Vorderfläche ist so breit wie die beiden Seitenflächen 
zusammen und trägt auf der Umbiegungsstelle zwei warzenartige 
Höckerchen. Clipeus gewölbt. in der Endhälfte gekielt. Rostrum lang, 
den Hinterrand der Hinterhüften fast erreichend, Basalglied doppelt 
so lang als das Endglied. Die Hinterschienen tragen im Enddrittel 
einen Dorn. 

Typus: Pseudocercopis longirostris n. sp. 


Pseudocercopis longirostris n. Sp. 


©. Kopf, Pronotum, Schildchen und die Vorderflügel sind braun 
gefärbt und stark glänzend. Jeder Vorderflügel trägt auf seinem 
Basaldrittel drei milchweiße, blutrot gekernte kleinere Flecken, 
welche wie folgt verteilt stehen: ein Fleck in der Subcostalfalte hinter 
der Mitte, die beiden anderen Flecke stehen vor der Gabelung des 
Cubitus und der Media in den Zellen, dem gemeinsamen Stamm an- 
liegend. Hinterflügel hyalin mit braunen Adern und rauchbrauner 
Trübung, welche in der Mitte, dem Vorderrande genähert, eine Stelle 
freiläßt und blutrot gesprenkelter Wurzel. Stimfläche und Clipeus 


7. Heft 


106 Edmund Schmidt: 


rotbraun, der Olıpeus und die warzenartigen Höckerchen der Stirn- 
fläche mehr rötlich. 1.Rostrumglied und Hintertarsen blaßgelb, 
2. Rostrumglied braun, Beine rotbraun. Hinterleib rot, Legescheide 
blaßgelb. Augen braun, Ocellen glasartig auf gelbem Grund. Letztes 
Bauchsegment vor der Legescheide in der Mitte mit einem Einschnitt 
am Hinterrande und !/, mal so lang als das vorhergehende. 

Körperlänge 9mm; Länge mit den Vorderflügeln 12 mm; 
Vorderflügellänge 10 mm, größte Breite 4 mm. 

Neu-Guinea. 


Typus im Stettiner Museum. 


vi. 


Notoscarta biplagiata, eine neue Cercopide von 
D. N. Guinea. 


Genus Notosecarta Breddin 
Bredd., Soc. Ent. Zürich, Vol. 17, p. 59 (1902). 


Typus: Notoscarta croceonigra Bredd. 


Notoscarta biplagiata n. sp. 


Q. Vorderflügelmitte hyalin, glashell mit schwärzlichen, pech- 
braunen Adern,; Basalteil und Apicalteil pechbraun; im Clavus, 
der Clavuswurzel anliegend, liegt ein größerer, orangegelber Fleck. 
Hinterflügel hyalin, glashell mit bräunlichen Adern und rauchgrau 
getrübtem Hinterrandsaum und braun getrübter Wurzel. Kopf und 
Pronotum schwarz und glänzend; eine breitere Vorderrandbinde 
und eine schmalere vor dem Hinterrande auf dem Pronotum und eine 
Querbinde vor den Augen auf dem Scheitel, welche die Schläfen 
mitfärbt, sind orangegelb gefärbt. Basaldrittel der Stirnfläche, Clipeus, 
Rostrum. Brust und Beine blaßgelb; Vorder- und Mittelschienen und 
Tarsen und die Spitzen der Dornen und die Krallen der Hinterbeine 
pechbraun. Schildchen orangegelb, die Vorderecken pechbraun, 
Schildchenspitze angedunkelt. Augen braun und grau gefleckt, Ocellen 
glasartig auf gelblichem Grunde. Das Geäder und die Form der Vorder- 
und Hinterflügel sind wie bei den Arten der Gattung. welche vier Apikal- 
zellen im Vorderflügel besitzen. Rostrum den Hinterrand der Mittel- 
brust fast erreichend, Endglied so lang wie das Basalglied. Stirnfläche 
gleichmäßig gewölbt, glatt und glänzend; eine flachgrubige Senkung, 
welche nach unten breiter wird und zu Beginn des hlaßgelb gefärbien 
Basaldrittels der Stirnfläche, wo letztere stumpfwinkelig gebrochen 
ist, endet, ist deutlich, auf derem Grunde einige Eindrücke wahrzu- 
nehmen sind. Die Form und Bildung des Pronotum und des Schildchens 
zeigen keine besonderen Eigenschaften. 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 107 


Körperlänge 6 mm; Vorderflügellänge 7!/;, mm, größte Breite 
2!/, mm. 
; D.N. Guinea, Standlager b. Malu, 12.—13. III. 1912 (Dr. Bürgers 
8. G.). = 
Typus im Berliner zoologischen Museum. 


IX. 


Zwei neue Arten des Cercopidengenus Literna Stal 
von Kamerun nebst Bemerkungen zum Genus 
Pogonorhinella Schmidt. 


Genus Literna Stäl 


Stä!, Hem. Afr. Vol. 4, p. 63 (1866). 
Lall., Gen. Ins. Cer., p. 112 (1912). 


Typus: Literna nigra Deg. 

In der Arbeit ‚Verzeichnis der von Yngve Sjöstedt im nord- 
westlichen Kamerungebiete eingesammelten Hemipteren‘‘ beschreibt 
C. J. Emil Haglund (Oefv. Kong. Vet.-Ak. Forh. Vol. 56, p. 51, 
1899) eine neue Art des Genus Zaterna Stäl und nennt sie L. intermedia 
Hgl. Bei der Bestimmung der mir vorliegenden Literna-Arten finde 
ich, daß Haglund zwei Formen unter den Namen ‚‚intermedia‘“ ver- 
einigt, die in der Beschreibung von ihm als junge Tiere und besser 
ausgefärbte angesehen werden. Diese beiden Formen liegen mir in 
Anzahl vor, und ich habe mich davon überzeugt, daß es zwei gute 
Arten sind. Die von Haglund in der Beschreibung an zweiter Stelle 
genannte Form (individua bene colorata tegminibus fere 
totis rufescentibus, dimidia parte postica solum di- 
lutiore) ist eine neue Art, die ich zu Ehren des Autors „L. Haglundi“ 
benenne. 

Literna Haglundi n. sp. 

3, 2. Durchschnittlich etwas kleiner als L. intermedia Hel. 
Vordeıflügel kräftig rot mit schwach bräunlicher Einmischung gefärbt, 
im Basalteil kaum merklich heller mit einer schmalen aus Härchen 
gebildeten silbergrauen Querbinde vor der Mitte, welche bei nicht 
frischen Stücken undeutlich ist oder ganz fehlt. Schildchen. Kopf 
Pronotum und Beine gewöhnlich von der Grundfarbe der Vorder- 
flügel mit leicht ockergelber Aufhellung, welche bei einigen Stücken 
nicht vorhanden ist. Hinterflügel hyalin, rauchgrau getrübt mit 
roten Adern und roter Wurzel. Sonst wie L. intermedia Hgl. gebildet. 

Länge mit den Vorderflügeln 6—7 mm. 

Kamerun. Barombi (L. Conradt S.) und Fernando Po (I.. Conradt S.). 

Im Stettiner Museum. 

Togo, Bismarkburg 9.—11.5.93 und 21.—20.4.93 (L. Con- 
radt S.). 

Im Zoologischen Museum in Berlin. 

7. Bert 


108 Edmund Schmidt: 


var. obscurata n. var. 


3. 9. Diese Varietät ist dadurch ausgezeichnet, daß die Vorder- 
flügel hinter der Binde, abgesehen vom Costal- und Apikalrand, braun 
gefärbt sind. 


Fernando Po (L. Conradt). Im Stettiner Ma 
Typen im Stettiner und Berliner Museum. 


Literna limbata n. sp. 


d. Verwandt mit L. intermedia Hgl. und in der Verteilung der 
Farben sehr ähnlich. Vorderflügel blaßgelb, Basalteil des Costalrandes 
bis zur Subcosta blaß ockergelb, mit blaß blutrotem Randband, 
welches vor der Mitte des Costalrandes beginnt und sich verschmälernd 
bis zur Clavusspitze fortsetzt. Hinterflügel hyalin mit blaßgelben 
Adern. Kopf. Pronotum, Schildchen, Beine und Hinterleib sehmutzig 
blaßgelb. stellenweise, besonders in den Pronotumgruben hinter dem 
Vorderrand, mit einer Beimischung von hellem Olivengrün. Krallen- 
glieder schwarzbraun. Augen grau, Ocellen rötlich. Gonapophysen 
aufgerichtet, doppelt so lang als an der hreitesten breit; im Akipal- 
teil sind die Innen- und Außenränder, die äußeren tiefer, gebuchtet 
und enden auf der Außenseite in einen längeren. horizontalen Dorn, 
auf der Innenseite in flachgedrückte, am Ende knotig gerundete, 
sich kreuzende Fortsätze, welche kaum dreimal so lang als breit sind. 
Bei L. intermedia Hgl. gehen von den Innenecken auffallend lange 
Dorne aus, die Außenecken sind nicht in Dornform vorgezogen und 
die Seitenränder sind weniger gebuchtet. 


Körperlänge 5 mm; Spannweite 16 mm. 
N. Kamerun, Joh. Albrechtshöhe. 
Typus im Stettiner Museum. 


Jacobi, Die Zikadenfauna Madagaskars und der 
Comoren 1917. 


In dieser Arbeit auf Seite 341 äußert sich Jacobi über die von 
mir aufgestellte Gattung Pogonorhinella und nicht Pogorhinella, wie 
Jacobi irrtümlicher Weise angibt, und vergleicht meine Gattung 
mit der Gattung Locris Stäl. Dem Nichteingeweihten muß es so 
erscheinen, als ob ich die Stälsche Gattung als die am nächsten ver- 
wandte herangezogen hätte, und geht in seinen Ausführungen so weit, 
daß er angibt die Zeichnung bei Lallemand (Gen. Ins. Cer.) sei 
verzeichnet und die Punkte 21 bis 23 im der Bestimmungstabelle 
seien nicht zutreffend, weil ich in meiner Gattungsbeschreibung die 
Form der Stirn in starker Übertreibung niedergeschrieben habe. Die 
Gattung Pogonorhinella Schmidt habe ich niemals mit Zoeris Stäl 
verglichen, auch niemals angedeutet, daß sie in die Verwandtschaft 
mit Zocris Stäl gehört: sie "gehört. wie aus dem Namen ersichtlich 
ist, in die Verwandtschaft mit Zxorhinella Hagl., d. h. sie gehört einer 
anderen Tribus an. | 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 109 


Was die Zeichnung und die Bestimmungstabelle bei Lallemand 
betreffen, so brauche ich mich garnicht eingehender hierzu zu äußern, 
denn nicht nach meinen Angaben (Gattungsbeschreibung) ist die 
Zeichnung ausgeführt worden, sondern nach einem wirklichen Exem- 
plar, einem Tier, das dem Zeichner vorgelegen hat. Für falsche W ieder- 
gaben an der Zeichnung ist daher nur der Autor und in diesem Falle 
Herr Dr. Lallemand als Verantwortlicher zu bezeichnen. Ferner 
ist nach meiner Ansicht, ich habe den Typus mit der Abbildung ver- 
glichen, die Zeichnung des von Jacobi bekrittelten Merkmales ganz 
richtig; dagegen scheint Jacobi eine durchaus falsche Wiedergabe 
der Hinterschienen des Tieres, die klar und deutlich auch für die 
Augen eines Laien sichtbar sind, nicht aufgefallen zu sein. Meine An- 
gaben decken sich genau mit dem Typus. Die Hinterschienen tragen 
einen Dorn, wie in der Gattungsbeschreibung steht und nicht zwei, 
wie die Abbildung zeigt. 


X. 


Jacobsoniella Bakeri, eine neue Cercopide von den 
Philippinen. 


Genus Jacobsoniella Melichar 


Notes from the Leyden Museum, 36, p. 118, Pl. 3, Fig. 19 (1914). 
Typus: Jacobsoniella elegantula Mel. 


Jacobsoniella Bakeri n. sp. 


2. Vorderflügel 21/,mal so lang als an der breitesten Stelle 
breit, am breitesten in der Mitte mit breiter abgerundeter Apikalecke 
und drei Zellen vor dem Apikalrande; der Radius gabelt sich in der 
Mitte, Cubitus und Media trennen sich vor der Mitte, Radius und 
Media verlaufen geschwungen mit offenem Bogen nach vorn zum 
Apikalrand, Cubitus mit offenem Bogen nach hinten: Clavus lang 
und breit um eine Wenigkeit länger als die Hinterflügel mit deutlicher 
Annalıs, welche in der Mitte zwischen Schildchenspitze und Clavus- 
spitze in den Hinterrand mündet. Im Hinterflügel sind die Adern 
nicht gegabelt, sondern einfach, dritte und vierte Längsader sind in 
der Mitte durch eine Querader verbunden, kurz darauf auch die 
zweite und die dritte Längsader. Schildchen dreieckig mit scharfer 
Spitze und einer tiefen Längsgrube von der Basis zur Mitte. Pronotum 
in der Mitte länger als der Kopf, kürzer als breit, punktiert quer- 
gerunzelt mit flach gerundetem Vorderrand und flach ausgeschnittenem 
Hinterrand, die seitlichen Vorderränder sind gerade und verlaufen 
konvergierend nach vorn. Rostrum bis zum Hinterrande der Mittel- 
hüften reichend, Endglied kürzer als das Basalglied. Kopf mit den 
Augen nicht ganz so breit als das Pronotum in der Mitte, in der Mitte 
kürzer als zwischen den Augen breit mit scharfem durchlaufendem 


7 Heft 


110 Edmund Schmidt: 


Mittelkiel und feinem scharfem Vorderrandkiel. Ocellen groß, einander 
und dem Scheitelhinterrande genähert. Stirnfläche gewölbt, äußerst 
zart ziseliert mit einem angedeuteten Fiachdruck vor dem Qlipeus. 
Hinterschienen mit einem Dorn in der Mitte. Basaldreifünftel der 
Vorderflügel schwarzbraun mit hyalinem Costal-Längsstreif, der sich 
nach hinten verbreitert, einem hyalinen kleinen Fleck im Corium, 
dem Ende des Costalfleckes anliegend und einem verkürzten Olavus- 
Hinterrandfleck; Apikalzweifünftel hyalin, von den schwarzbraun 
gesäumten Adern durchzogen und dadurch in drei Felder geteilt; 
ferner ist das Clavnsende hyalın. Hinterflügel hyalin mit braunen 
Adern und rauchig getrübtem Wurzelfeld. Kopf, Pronotum und 
Schildchen schwarz; ockergelb beziehungsweise blaßgelb gefärbt sind 
der Spitzenteil und eine schmale Basalbinde des Schildchens und vor 
jedem Auge ein großer Schläfenfleck. Stirnfläche, Vorderbeine, 
Mittelbrust und Mittelschenkel glänzend schwarz. Ocellen glasartig 
auf blaßgelbem Grund, Augen braun. Hinterleib braun, Hinterbrust 
und Hinterbeine und Mittelschienen gelblich, Hinterschienen stellen- 
weise bräunlich. Dornspitzen und Krallen schwarz. 

Körperlänge 31/,mm; Spannweite 11mm; Vorderflügellänge 
43/), mm, größte Breite 2 mm. 

Philippinen: Mt. Makiling, Luzon (Baker) Nr.4160. Diese 
Art bennene ich zu Ehren des Herrn Universitätsprofessors Baker 
in Los Baüos (Philippinen). 

Typus im Stettiner Museum. 


XI. 
Zwei neue Cercopidengattungen. 


Genus Hemiaufidus n. gen. 


Kopf mit den Augen um eine Wenigkeit schmaler als das Pro- 
notum an der breitesten Stelle, vorn breit abgerundet mit scharfem 
durchlaufendem Mittelkiel über Scheitel und Stirn-Scheitelteil und 
feinem Vorderrandkiel; die Ocellen sind normal d.h. mittelgroß und 
stehen in der Mitte des Scheitels, seitlich des Mittellängskieles. die 
Entfernung der Ocellen von einander ist halb so groß wie-der Abstand 
der Ocelle vom Auge; Stirn-Scheitelteil so lang wie in der Mitte breit, 
nach vorn breiter werdend und am Vorderrand so breit wie die Schläfen- 
ränder bis zum Augenvorderrand; Stirnfläche gewölbt, zart längs- 
ziseliert mit angedeuteter Längslinie bis zum Clipeus. letzterer seitlich 
flachgedrückt und in der Mitte scharf gekielt. Rostrum bis zum 
Vorderrande der Mittelkoxen reichend. beide Glieder gleichlang. 
Pronotum gewölbt und fein quergerunzelt, der Vorderrand ist breit 
abgerundet, der Hinterrand in der Mitte und seitlich flach gebuchtet, 
die seitlichen Vorderränder sind leicht vorgerundet, fast gerade. 
Schildchen länglich dreieckig, in der Mitte so lang wie das Pronotum, 
länger als an der Basis breit mit einer größeren Längsgrube auf der 


EZ 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 111 


Scheibe und vertiefter Schildchenspitze. Vorderflügel dreimal so 
lang als an der breitesten Stelle breit, am breitesten in der Mitte, 
der Costalrand ist schwach gewölbt und der Apikalrand gleichmäßig 
abgerundet mit vier Zellen im Apikalteil; Cubitus und Media trennen 
sich kurz vor der Flügelmitte und der Radius gabelt sich zu Beginn 
des Apikaldrittels, die von den Radialästen eingeschlossene Zelle 
ist Zelle 1 der vier Apikalzellen und doppelt so lang als die übrigen. 
Geäder der Hinterflügel normal, d.h. die vierte Längsader (R. 2) 
ist hinter der Mitte gegabelt und kurz vor der Mitte durch eine Quer- 
ader mit der dritten Längsader (R. 1) verbunden. Hinterschienen 
mit einem Dorn. 

Diese Gattung ist dem Genus Jacobsonzella Mel. nahe verwandt, 
sie unterscheidet sich von ihr durch ein anderes Geäder im Vorder- und 


Hinterflügel und durch die Größe und Stellung der Ocellen, 
Typus: Hemiaufidus Gerda n. sp. 


Hemiaufidus Gerda n. sp. 


992. Vorderflügel braun, im Apikalteil lichter mit einem breiten, 
schön gelben Längsstreif im Clavus, der dem Hinterrande anliegt 
und die Einmündungsstelle der Annalis in den Hinterrand fast erreicht 
und einem blasseren Costalstreif vor der Flügelmitte. Hinterflügel 
hyalin. braun getrübt mit braunen Adern. Pronotum und Schildehen 
schwarzbraun, eine breite, seitlich sich verschmälernde Querbinde 
des Pronotums .und zwei Längsstreifen auf dem Schildchen, welche 
nach hinten schmaler werden, schön gelb gefärbt. Scheitel blaßgelb, 
Stirn und Stirn-Scheitelteil schwarz und glänzend. Clipeus, Hinter- 
brust und Beine gelblich; Rostrum, Vorderschienen, Vorder- und 
Mitteltarsen und Vorderschenkelmitte bräunlich; Hinterleib und 
die Spitzen der Dornen der Hinterschienen braun. Ocellen glashell 
auf gelbem Grund, Augen grau und braun gefleckt. 

Körperlänge 4!/, mm; Länge mit den Vorderflügeln 6 mm; Vorder- 
flügellänge 5 nım, ‚größte Breite 11/, mm. 

Sumatra: Mte. Singalang, Luglio 1878 (0. Beccari). 

Sumatra: Pancherang-Pisang X. 90 e. III. 91 (E. Modiglianı). 


Typen im Stettiner Museum und dem Museum in Genua. 
Diese Art bennene ich zu Ehren meiner ältesten Tochter Gerda. 


Hemiaufidus Eisa n.sp. 


©. Diese Art ist der vorherbeschriebenen sehr ähnlich, unter- 
scheidet sich von ihr jedoch in der Größe und der anders gefärbten 
Stirnfläche. Vorderflügel braun, im Apikalteil lichter; der schön 
gelb gefärbte Clavusstreif ist so lang, wie bei der vorherbeschriebenen 
Art, dagegen sehr schmal und der Costalstreif reicht bis zur Mitte. 
Schildehen und Pronotumfärbung wie bei Gerda, nur ist die gelbe 
Mittelquerbinde des Pronotum schmaler und gleichbreit. Scheitel 
blaßgelb, Stirn-Scheitelteil mit braunem Fleck; Stirnfläche, Clipeus, 


7. ITeft 


112 Edmund Schmidt: 


Rostrum und Vorder- und Mittelbeine blaß ockergelb; Hintercoxen 
und Hinterbeine blaßgelb; Vorder- und Mitteltarsen, Rostrumspitze, 
die Krallen und die Spitzen der Hinterschienendorne angebräunt 
und braun. Ocellen, Augen, Hinterflügel und Hinterleib wie bei @erda 
gefärbt. 

Körperlänge 3!/,mm; Jänge mit den Vorderflügen 5 mm; 
Vorderflügellänge 4 mm, größte Breite 11/, mm. 

Sumatra: Soekaranda (Dr. H. Dohrn). 

Typus im Stettiner Museum. 

Diese Art benenne ich zu Ehren meiner jüngeren Tochter Elsa. 


Hemiaufidus mentaweiensis n. sp. 


Q.  Vorderflügel braun, im Apikalteil aufgehellt mit breitem 
weißem (elfenbeinfarbig) Clavusstreif und blaßgelbem Costalstreif 
wie bei Gerda; der Vorderrand und der Hinterrand der Apikalhälfte 
sind aufgehellt, blaß bräunlichgelb. _ Schildehen weiß mit schmalem 
dunklem Mittel-Längsstreif vom Vorderrand bis zur Mitte. Pronotum 
schmutzigweiß, Vorderdrittel schmutzig gelbbraun. Scheitel blaßgelb; 
Stirnfläche ockergelb, an den Seiten braun; Clipeus braun mit ocker- 
gelbem mittlerem Querfleck. Brust und Beine schmutzig blaßgelb, 
Vorderschenkel und Schienen in der Mitte gebräunt, Spitzen der. 
Dornen und Krallen schwarzbraun. Augen braun, Ocellen glashell 
auf gelbem Grund. Hinterflügel hyalin, rauchbraun getrübt mit 
braunen Adern. Hinterleıb braun, Hinterränder der Segmente und 
die Legescheide gelblich. 

Körperlänge 31/;mm; länge mit den Vorderflügeln 5 mm; 
Vorderflügellänge 4 mm, größte Breite 11/, mm. 

Mentawei: Sipora, Sereinu V.—VI. 94 (Modiıgliani). 


Typus im Museum in Genua. 


Genus Pseudaufidus n. gen. 


Vorderflügel lang und schmal, nach hinten verbreitert, fast fünf- 
mal so lang als an der breitesten Stelle breit, am breitesten zu Beginn 
des Apikalteiles mit gleichmäßig abgerundetem Apikalrande, deutlich 
punktiert und fein behaart; Cubitus und Media sind eine Strecke 
verschmolzen, beide Adern trennen sich vor der Flügelmitte; der 
Radius gabelt sich zu Beginn des Apikaldrittels, vor dem Apikalrande 
sind vier Zellen wahrzunehmen. zwischen Radius 1 und dem Costal- 
rand ist die Zellbildung undeutlich; Clavus mit deutlicher Annalıs, 
welche kurz vor der Clavusspitze in den Hinterrand mündet, und 
undeutlicher Axillaris am Grunde. Hinterflügel lang, normal, nur 
die vierte Längsader (R.2) ist zu Beginn des Enddrittels gegabelt; 
dritte und vierte Längsader (R. 1 und 2) sind in der Mitte durch eine 
Querader verbunden. desgleichen Längsader zwei und drei (Subcosta 
und R. 1) im Apikaldrittel. Schildchen dreieckig, so lang wie an der 
Basis breit mit dreieckiger Grube auf der Scheibe und scharfer 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 113 


Schildchenspitze. Pronotum flach gewölbt, punktiert, quergerunzelt 
in der Mitte länger als der Kopf, aber kürzer als in der Mitte breit 
mit leicht gerundetem Vorderrand und flach ausgeschnittenem Hinter- 
rand; die seitlichen Vorderränder sind gerade und scharf und in der 
Vorderhälfte blattartig, die seitlichen Hinterränder gerade. Kopf 
vor die Augen vorgezogen, in der Mitte so lang wie zwischen den 
Augen breit mit feinem scharfen Randkiel und scharfem durch- 
laufendem Mittelkiel; Ocellen genähert kurz hinter der Mitte des 
Scheitels, Abstand der Ocellen von einander so groß wie der Durch- 
messer der einzelnen Ocelle, die Entfernung der Ocelle vom Auge 
viermal so groß als der Abstand der Ocellen von einander. Stirn- 
Scheitelteil in der Mitte so lang wie an der Basis breit und grubig 
vertieft, wodurch der Vorderrandkiel recht deutlich hervortritt; 
Stirnfläche’blasig aufgetrieben, glatt und nicht gekielt; Clipeus kurz 
und rundlich gewölbt. Rostrum bis zur Mitte der Mittelcoxen reichend, 
Endglied kürzer als das Basalglied. Die Hinterschienen tragen zwei 
Dorne, der kleinere befindet sich im Basaldrittel und der größere, 
doppelt so lange unterhalb der Mitte. 


Typus: Pseudaufidus tonkinensis n. sp. 


Pseudaufidus tonkinensis n. sp. 


&, 9. Vorderflügel braun, im Basalteil lichter mit spärlicher 
blutroter Sprenkelung. Hinterflügel hyalin mit braunen Adern, im 
Basalteil weiß, im Apikalteil rauchbraun getrübt. Schildchen braun, 
in jeder Vorderecke steht ein rotbrauner Fleck. Pronotum braun, 
die seitlichen Vorderränder heller. Scheitel, Stirn, Clipeus, Hinter- 
brust, Mittelcoxen und Schenkel, Hintercoxen und Beine und erstes 
Rostrumglied bräunlich ockergelb; Vorder- und Mittelbrust, Vorder- 
beine mit Ausnahme der hellen Schenkelbasis, Mittelschienen und 
Tarsen und der Hinterleib braun; Hinterflügelwurzel und das ersie 
Rückensegment des Hinterleibes rötlich. Augen braun, Ocellen glas- 
hell mit rötlichem Ring. Gonapophysen des $ nach hinten und oben 
schräg aufgerichtet und am Ende knotenähnlich abgerundet. die 
Innenränder treten apikalwärts stark auseinander. Letztes Bauch- 
segment des @ vor der Legescheide t/, mal so lang wie das vorher- 
gehende mit geradem Hinterrand. 


Körperlänge 3!/, —4mm; Länge mit den Vorderflügeln 5—5!/, mm; 
Vorderflügellänge 41/,—5 mm, größte Breite ungefähr 1 mm. 

Tonking: Montes Mauson,“ April-Mai, 2—3000 Fuß (H. Fruh- 
storfer S.). 


Typen im Stettiner Museum. 


Archiv für Naturgeschichte } 
1919 A. 7. 8  7.Heft 


114 Edmund Schmidt: 


XI. 


Hemibandusia Baetkei, eine neue Cercopidengattung 
und Art von der Insel Fernando Poo. 


\ . 
Hemibandusia n. gen. 


Vorderflügel dreimal so lang wie an der breitesten Stelle breit, 
am breitesten in der Mitte mit gleichmäßig abgerundetem Apikal- 
rand und gewölbtem Costalrand bis zur Wurzel; Cubitus und Media 
trennen sich vor der Mitte und der Radius gabelt sich kurz hinter 
der Mitte, die Zellen vor dem Apikalrand sind verschieden geformt 
und so lang wie breit; Olavus dem Vorderflügel entsprechend lang 
und schmal, fast so lang wie der Hinterflügel mit deuilicher Annalis, 
welche vor der Clavusspitze in den Hinterrand mündet. Im Hinter- 
flügel ist die vierte Längsader (Radıus 2) hinter der Mitte gegabelt 
und vor der Mitte durch eine Querader mit der dritten Längsader 
(Radius 1) verbunden, zweite und dritte Längsader sind durch eine 
Querader hinter der Mitte verbunden. Schildchen dreieckig, kürzer 
als an der Basis breit mit dreieckiger Grube auf der Scheibe. Pro- 
notum sechseckig, gewölbt und fein punktiert gerunzelt mit einem 
größeren Eindruck auf jeder Seite hinter jedem Auge; der Vorder- 
rand ist gerade und der Hinterrand schwach abgerundet; die Schulter- 
ecken sind scharf und treten etwas vor, die Entfernung der Schulter- 
ecken größer als das Pronotum in der Mitte lang; die seitlichen Hinter- 
ränder sind nach den Seitenecken hin ausgeschnitten, die seitlichen 
Vorderränder verlaufen konvergierend nach vorn und sind hinter 
den Vorderecken deutlich flachgedrückt verbreitert und mit ge- 
schärften Rändern versehen. Kopf in der Mitte so lang wie zwischen 
den Augen breit, vor die Augen stark vorgezogen und abgerundet, 
mit gerundeter Mittel-Längserhöhung auf dem Scheitel, welche nicht 
gekielt ist; Scheitel halb so lang als zwischen den Augen breit mit 
seitlichen Längseindrücken, welche hinter dem Schläfenrand flach- 
grubig enden; ÖOcellen genähert, die Entfernung der Ocellen von 
einander so groß wie der Durchmesser der einzelnen Ocelle, kaum 
!/, mal so groß als die Entfernung der einzelnen Ocelle vom Auge; 
Stirn-Scheitelteil so lang wie an der Basis breit mit nach vorn diver- 
gierenden- Seitenrändern und flachem Eindruck vor dem Hinterrand. 
Die Schläfenränder sind oberhalb der Fühler scharf, vor den Fühlern 
am Stirn-Scheitelteil, vorn flachgedrückt und so lang, wie der Vorder- 
rand des Stirn-Scheitelteils; Stirnfläche gewölbt. fast blasig aufge- 
getrieben. glatt mit flacher Längsfurche in der Mitte, welche unter- 
halb des Kopfvorderrandes beginnt (in Höhe der Augenmitte) und 
vor dem Clipeus endet; zweites Fühlerglied kaum merklich länger 
als breit dreimal so lang als das Basalglied mit verjüngter Basis, 
drittes Glied so lang wie breit, apikalwärts schräg gestutzt mit langem 
Anhang und kurzer Fühlerborste (Glied 4) am Grunde des Anhanges. 
Clipeus apikalwärts seitlich flachgedrückt und in der Mitte nicht 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 115 


gekielt. Rostrum bis zum Vorderrand der Mittelhüften reichend, 
Endglied kaum merklich kürzer als das Basalglied. Hinterschienen 
mit einem Dorn unterhalb der Mitte. 

Typus: Hemibandusia Baetkei n. sp. 

Diese Gattung ist durch die Kopf- und Pronotumbildung aus- 
gezeichnet und von Bandusia Stäl (Hem. Afr. Vol.4, p. 62 (1866); 
Lall., Gen. Ins. Cerc. p. 110 (1912)], der sie unter den afrikanischen 
Gattungen am nächsten steht, auffallend verschieden. 


Hemibandusia Baetkei n. sp. 


Q. Vorderflügel schön blutrot,. im Clavus und im Corium den 
Clavus anliegenden Teil hell bräunlichgelb (ochraceus) mit stellen- 
weise zarter hellblutroter Einmischung und ebenso gefärbten Adern. 
Hinterflügel hyalin, getrübt mit ockergelben Adern und rötlicher 
Wurzeladerung. Schildehen und Pronotum schwach rötlich ockergelb 
Kopf und Pronotumvorderdrittel ockergelb. Die seitlichen Vorder- 
ränder nach vorn verbreitert, zwei Punktflecke vor der Pronotum- 
mitte, die Schläfen, die Krallen und die Spitzen der Hinterschienen- 
dorne pechbraun; Fühler, Vorder- und Mittelschienen, zweites 
Rostrumglied und Tarsen braun; Brust, Schenkel, erstes Rostrum- 
glied, Hinterschienen und Hinterleib rötlich ockergelb. Augen 
schwärzlich, durch hellbraune Linien maschig gefleckt. Ocellen glas- 
artig auf rötlich ockergelbem Grund. 

Körperlänge 5!/;,mm; Länge mit den Vorderflügen 7 mm; 
Vorderflügellänge 6 mm, größte Breite 2 mm. 

Is. Fernando Poo, Musola, 500—800 m.s.m. Januar 1902 (L. 
Fea S.). 

Typen: 12 im Stettiner Museum, 1 © im Museum in Genua. 

Diese kleine, schlanke und schön gefärbte Art benenne ich zu 
Ehren der Schulleiterin Fräulein Oberlehrerin M. Baetke in Stettin. 


. XIH. 
Preis bivittatus, ein neuer Ptyelus von Kamerun. 


Familie Cercopidae. 
Subfamilie Aphrophorinae. 
Tribus Ptyelini. 
Genus Piyelus Lep. et Serv. 
Ene. Meth. Vol. 10, p. 608 (1825); Lall., Gen. Ins. Cer. p. 30 (1912). 
Typus: Ptyelus flavescens F. 
Ptyelus bivittatus n. sp. 


3, 2. Kopf. Pronotum, Schildehen und Vorderflüge schwarz 
und glänzend; Scheitelvorderrand blaßgelb; Augen grau, Öcellen 
vlasartig auf gelblichem Grund; auf jedem Vorderflügel zieht eine 


8* 7. Heft 


116 Edmund Schmidt: 


ockergelbe Längsbinde, fast parallel zum Hinterrande, durch den 
Clavus in das Corium und erreicht die gedachte Linie, welche von der 
Einmündung der Annalis in den Clavushinterrand über den Gabelungs- 
punkt des Radius an den Costalrand verlaufen‘ würde. Hinterflügel 
hyalin, rauchig getrübt, im Basalteil glashell, miv schwarzbraunen 
Adern. Beine braun, Kniee gelblich; Hinterleib braun; Mittelbrust 
gelblich. Scheitel und Stirn-Scheitelteil in der Mitte gleich lang, 
Scheisel und Stirn-Scheitelteil bis zum Vorderrand kürzer als der 
Scheitel zwischen den Augen breit, flach und fein punktiert; der 
Kopfvorderrand von Auge zu Auge ist verdickt und leicht kielartig 
aufgehoben; Absöand der Ocellen von einander so groß wie die Ent- 
fernung der einzelnen Ocelle vom Auge; zwischen Ocelle und Auge 
befindet sich dem Hinterrande genähert ein Quereindruck. Pronotum 
in der Mitte so lang wie der Kopf, fein punktiert mit einem Längs- 
eindiuck in der Mitte und drei mehr rundlichen Eindrücken auf jeder 
Seite hinter dem Vorderrand; der Pronotumhinterrand ist tief und 
rundlich ausgeschnitten, die seitlichen Hinterränder flach ausgeschniöten. 
Gonapophysen der SS nach hinten senkrecht aufgebogen, aneinander- 
schließend, apikalwärts verjüngt und am Ende gleichmäßig abgerundet. 


Körperlänge 7—8 mm; Länge mit den Vorderflügeln &1/, -10'mm; 
Vorderflügellänge 7—7!/, mm, größte Breite 21/,—3 mm. 


Kamerun: Lolodorf; Jaunde-Station (Zenker S8.). 
Typen im Berliner zoologischen Museum. 


XIV. 

Zur Kenntnis der Tribus Sudrini. 
Familie Jassidae. 
Subfamilie Gyponinae. 

Tribus Sudrini. 


In meiner Arbeit „Zwei neue Jassiden aus dem Stettiner Museum“, 
Stett. Ent..Zeit. 70, p. 262 (1909) habe ich mich schon dahin geäußert, 
daß die Unterbringung der Gattungen in Divisionen, wie sie Distant 
vorgenommen hat. insofern als unglücklich zu betrachten ist, als durch 
Distant verwandte Gattungen getrennt und nicht verwandte zu- 
sammen gefügt wurden. Die Gattung Balalı Dist. gehört nicht in die 
Division „‚Penthimiaria“. ferner das Genus Sudra Dist. nicht in die 
Division „‚Hylicaria “. Ich finde, daß Sudra notanda Dist. der Typus 
einer neuen Tribus ist (Sudrini), und die Gattungen Balala Dist., 
Hemisudra Schmidt. Parasudra Schmidt und Pseudosudra n. gen. 
in diese Tribus gehören, weil sie verwandte Beziehungen zu ein- 
ander haben und Charaktere zeigen, die sie auffallend von den anderen 
trennen. | 


Beiträge zur Kenntnis außereuröpäischer Zikaden. 117 


Die Arten der Gattungen zeichnen sich alle dadurch aus, daß 
sıs ein auffallend langes Schildchen und verbreiterte Vorderschienen 
besitzen. 

Typus: Sudra notanda Dist. 


Genus Sudra Distant 


The Fauna of British India, Ceylon and Burma. Rhynchota, 
Vol. IV, p. 257 (1907) 


Typus: Sudra notanda Dist. 


Sudra notanda Dist. 
Dist. (l. ec.) Hab. Burma; Karen Hills (Doherty). 


Sudra insularis n. sp. 


Q. Die neue Art ist der S. notanda Dist. sehr ähnlich und unter- 
scheidet sich von dieser durch die Größe, die andere Gestaltung des 
Kopffortsatzes und die Färbung des Schildchens. Der Kopffortsatz 
ist im Endteile mehr rundlich aufgebogen und am Ende nicht abge- 
gestutzt. wie die Abbildung von Distant zeigt. sondern vorgezogen 
abgerundet. ferner auf der Vorder- und Rückseite abgeflacht. Kopf- 
fortsatzspitze schwarz, glatt und glänzend; Kopf mit dem Kopffortsatz, 
Pronotum. Schildchen zum größten Teil die Beine und der größte 
Teil des Hinterleibes rotbraun mit gelblicher und schwarzer Be- 
haarung und gelblicher Bestäubung auf der Unterseite des Hinterleibes; 
vor der Schildchenspitze ist das Schildchen blaß ockergelb gefärbt. 
Die gelb und schwarz gefärbten Schuppenhaare des Pronotum sind 
so geordnet. daß schmalere schwarze und breitere rostgelbe Längs- 
streifen zu sehen sind. Kopf und Pronotumbehaarung rostgelb. 
Rückensegmente des Hinterleibes rotbraun. zwischen den gelben 
Flecken des vierten und fünften Segmentes braun. Vorderflügel 
bräunlich ockergelb mit breiter brauner Querbinde in der Mitte die 
am Clavushinterrand einen gelblichen Fleck einschließt größerem 
braunen Fleck vor dem hyalinen Apikalteil und rostgelber und 
schwarzer Behaarung. welche dem Grunde angepaßt ist; Apikal- 
saum an zwei Stellen rauchschwarz verdunkelt; Aderung bräunlich 
ockergelb. im Bereich der dunkelen Querbinde des Coriums braun. 
Dornen der Hinterschienen schwarz. 

Körperlänge 18 mm; Vorderflügellänge Il mm, größte Breite 
31/, mm. 


Sumatra: Deli, Ober-Langkat, 1894 (M. Ude S8.). 
Typus im Berliner zoologischen Museum. 


Genus Balala Distant 


Dist. (1. c.) p. 250. 
Typus: Balala fulviventris Walk. 


7. Heft 


118 Edmund Schmidt: 


Balala fulviventris Walk. 


List of Hom. Ins. III, p. 841 (1851). 

Dist. (l. c.) p. 251. : 

Das mir vorliegende Material sind ein $ von Tonking und ein 2 
von Sumatra. Da beide Tiere etwas verschieden sind. so glaube ich 
nicht. daß sie $ und ® einer Art sind. Ob das Tonking-Exemplar 
oder das Stück von Sumatra zur Walkerschen Art gehören (B. fuln- 
ventris Walk.). ist mir nicht möglich zu entscheiden, da die Be- 
schreibungen von Walk. und Dist. über die Färbung der Rücken- 
segmente des Hinterleibes keinen Aufschluß geben — möglicherweise 
ist B. fulvinentris W alk. eine andere Art. Das Exemplar von Tongking 
hat in der Mitte des zweiten Rückensegmentes des Hinterleibes. dem 
Segment-Hinterrande anliegend einen grünlichgelben Fleck, der bis 
zur Mitte des Segmentes reicht; ferner trägt das vierte Rückensegment 
auf jeder Seite einen großen grüngelben Fleck ($ Tonking: Than-Moi, 
Juni-Juli H. Fruhstorfer S$.). 

Bei dem Stück von Sumatra fehlt der Mittelfleck des zweiten 
Segmentes. dagegen tragen das vierte und fünfte Rückensegment 
auf jeder Seite einen großen grüngelben Fleck (Q Sumatra: Soeka- 
randa, Dr. H. Dohrn). 


Genus Hemisudra Schmidt 
Stett. Ent. Zeit. 72, p. 228 (1911). 
Typus: Hemisudra borneensis Schmidt 


Hemisudra borneensis Schmidt 
Schmidt (l.c.) p.230. Hab. Borneo: Klingtiang, Januar 1901. 


Genus Parasudra Schmidt 


Stett. Ent. Zeit. 70, p. 263 (1909). 
Typus: Parasudra sumatrana Schmidt 


Parasudra sumatrana Schmidt 


Schmidt {l. ce.) p.265. Hab. Sumatra: Soekaranda, Januar 1894 
(Dr. H. Dohrn). 


Genus Pseudosudra n. gen. 


Kopf in einen konischen Fortsatz verlängert, der vorn rundlich 
gestutzt ist und einen oberen Vorderrandkiel trägt, vor dem Kiel 
ist die Oberseite flachgedrückt und flachgrubig eingedrückt; Kopf 
mit dem Fortsatz etwas länger als die halbe Pronotumlänge, kürzer 
als der Kopf an der Basis, die Augen mit eingerechnet. Stirnfläche 
gewölbt, unterhalb der Augen etwas flach gedrückt. Die Ocellen 
stehen in der Nähe der Augen, dem Augenvorderrand genähert. 


Beiträge zur Kenntnis außereuropäischer Zikaden. 119 
Rostrum bis zur Mitte der Mittelbrust reichend, Glied zwei schlanker 
und so lang wie das Basalglied. Pronotum länger als der Kopf, so 
lang wie das Schildchen, punktiert quergerunzelt mit kurzem Mittel- 
kiel vor dem Hinterrand, welcher breit und rundlich ausgeschnitten ist. 
Schildchen 1!/, mal so lang als an der Basis breit, punktiert quer- 
gerunzelt mit flacher Vertiefung vor der Schildchenspitze und flach- 
grubig eingedrücktem Basalteil; apıkalwärts reicht. das Schildchen 
bis zum Hinterrande des zweiten Rückensegmentes und am Clavus- 
hinterrand bis zur Mtte zwischen den Einmürdungen der Annalis 
und der Axillaris in den Hinterrand — die Schildchenspitze erreicht 
das OClavusende nicht. Die Vorderschienen sind schwach verbreitert. 
Vorderflügel gut dreimal so lang als breit, länger als die Hinterflügel, 
das Geäder ist typisch. 
Typus: Pseudosudra borneensis Schmidt 
Von der Gattung Sudra Dist. (l. c.) unterscheidet sich die neue 
durch die anders gebildeten Vorderschienen und das anders gestaltete 
Schildehen worin sie sich der Gattung Parasudra Schmidt (l. c.) 
nähert. Von Parasudra Schmidt unterscheidet sich das neue Genus 
durch die Kopfform hierin ist eine Annäherung an Sudra Dist. zu 
sehen. und die Schildchenbildung insofern als das Schildchen in der 
Mitte keine buckelige Aufschwellung aufweist und die Schildchen- 
spitze die Clavusspitze nicht erreicht, was in beiden Fällen bei Para- 
sudra Schmidt der Fall ist. 


Pseudosudra borneensis Schmidt 


Sudra borneensis Schmidt Stett Ent. Zeit. 70, p. 265 (1909). 

Als ich im Jahre 1909 die Art beschrieb. war ich im besten Glauben; 
eine Sudra Dist. vor mir zu haben. Nachdem mir im Laufe der Jahre 
weiteres Material vorgelegen hat. bin ich dazu veranlaßt worden, 
die von mir beschriebene Art nochmals eingehend mit der Gattung 
Sudra Dist. zu vergleichen. und zu der Überzeugung gekommen daß 
sie nicht in die Distantsche Gattung gehört. Da die Verschieden- 
heiten zwischen Parasudra sumatrana Schmidt und Sudra borneensis 
Schmidt trotz verwandtschaftlicher Bildungen doch zu groß sind, 
so hielt ich es für besser auf diese Art eine neue Gattung zu begründen. 
Letztes Bauchsegment vor der Legescheide so lang wie die beiden 
vorhergehenden. an den Seiten des Hinterrandes flach ausgeschnitten 
mit abgerundeten Außenecken. 


Hab. Nord-Borneo (Waterstradt). 


# 7 lleit 


120 Edmund Schmidt: 


Verzeichnis der Gattungen und Arten. 


Seite Sei'e 

Amberang DEb. P aee 100 | Hemiaufidus n.gen. ...... 110 
elongata Dist. . . . „1... 100 Gerda n: Ep. Sm De rn, 111 
pygmaea n.8Pp. .» ...... 10 Elsa n.ep. ve 111 
Augustohahnia n.gen. ..... 102 mentaweiensis D.SP. . . . . 112 
barbata n.8P- 2.2... 103 | Pseudaufidus n.gen....... 112 
Hemicercopis n.gen...»..... 103 tonkinensis n.SP. . . . . - 113 
simplexz n.SP- : : 22... 104 Hemibandusia n. Bene, ee 114 
Pseudocercopis n.gen. . .. . . 105 Baeikei, n.2p a 
longirostris n.8P.. =... 105 | Piyelus Lep. et Serv. ..... 115 
Jlavescens TE..." See 115 

Notoscarta Bredd REIT: 106 bivittatus n.sPp- = seen 115 
croceonigra Bredd. . ... . 106 Südra Dist. 7 a 116 
biplagiale n.sp. . . . . . - 106 notanda Diet. wa ee 117 
Literna BB. We 107 insularis n.sSP- - 2.2... 117 
nigra Deg. . . 2... 107.| Balala Diet! Nam 117 
Haglundi n.sp. ...... 107 fulviventris Walk. . .. . . 118 
var. obscurata n. var. . 108| Hemisudra Schmidt ...... 118 

limbata n.sSPp.. 2...» - 108 burneensis Schmidt .... . 118 
Pogonorhinella Schmidt. . . . . 108 | Parasudra Schmidt . ..... 118 
Jacobsoniella Mel. ....... 109 sumatrana Schmidt ... . . 118 
elegantıula:.Mel-. .- 7: 109 | Pseudosudra n.gen. ...... 118 


Bokers DEP. „msn 109 borneensiss Schmidt... . 119 


DL Ko 


Beitrag zur Kenntnis der Zikadenfauna 
von Canton (China). 


Von 
Edmund Schmidt, Stettin, 


Das Berliner Staatsmuseum hat von Herrn Mell eine Anzahl 
Zikaden erworben, die von ihm in der Umgebung von Canton gesammelt 
worden sind. Mit der Bearbeitung dieser kleinen Sammlung wurde ich 
betraut. Ich lasse hier ein Verzeichnis des Materials und die Be- 
schreibungen von fünf neuen Arten und einer neuen Gattung folgen, 
die in der Ausbeute vorhanden waren. Herr Kustos Dr. G. Enderlein 
am Berliner Museum hatte die Freundlichkeit das Material seiner Zeit 
zusammen zu stellen, und ich sage ihm an dieser Stelle für seine Mühe 
und Bereitwilligkeit. mit der er sich im Interesse der Bearbeitung dieser 
Sachen zur Verfügung stellte, meinen aufrichtigsten Dank. 


Familie Cicadidae. 
Subfamilie Cicadinae. 


Tribus Platypleurini. 


1. Platypleura Kaempferi F. 
2 88. China. Canton 1912. 
2. Platypleura hilpa Walk. 
1 8. China, Ting-wu-Azi 3.7.1909. 1 2. China, Yüh-Sa-Tam 
£7.-6..- 191]. 
Tribus Cicadini. 


3. Rihana ochracea Walk. 

4 dd. China, Tsha-jiu-san 25.7.1910 und 10.5.1911. 

4. Cryptotympana acuta Sign. 

1&, 12. China, Canton 14. 6. 1910. 

5. Cryptotympana pustulata F. 

2 84. 1 2. China. Canton 12. 6.1910. Am Stamm einer jungen 
Akazie. 2 Puppenhüllen. 


Tribus Dundubiini. 


6. Dundubia manifera L. 

1&. China. Canton 4. 8. 1911. 

7. Meimuna opalifera Walk. 

1 &. China, Canton 11.8.1912. 

8. Meimuna silhetana Dist. 

2&d&, 19. China. Canton. 19. China, Tsha-jiu-san 25.9.1911. 
9. Pomponia fusca Oliv. 

18,1%. China, Canton. 19. China, Tsha-jiu-san. 


7. Het 


122 Edmund Schmidt: 


Subfamilie Gaeaninae. 
Tribus Gaeanini. 


10. Gaeana maculata Drury 
3g, 29. China, Wa-Scha-Tai (Ostfluß). Im April 1911 häufig. 


Tribus Moganniini. 


ll. Mogannia eyanea Walk. 
233, 1 9.. China, Tsha-jiu-san 2. 3. 


12. Mogannia hebes Walk. 
388.229. China, Canton 1912. 149,2 99. China, Yüh-Sa-Tam 
11.,.0:.1914. 


13. Mogannia conica Germ. 
238. China, Canton. 13. China Ting-wu-san (Berggebirge am 
Westfluß) 25.6.1910. 1 3. China, Tsha-jiu-san 5. 1912. 


Subfamilie Tibicininae. 
Tribus Huechysini. 


14. Huechys sanguinea Deg. 
322. China Canton 1912. 2549,19. China, San Tjum 30. 4. 1910. 
1 &. China. Canton 27.4.1910. 


15. Seieroptera orientalis Schmidt 
288, 12. China, Canton Mai 1912. 


In ‚‚Stett. Ent. Zeit. 79 p. 292 (1918) [1919]‘“ habe ich diese een 
nach einem 2 von Tonking beschrieben. ich lasse hier die Beschreibung 
der letzten Hinterleibs-Segmente des & folgen. 


Der apikale Fortsatz des 9. Rückensegmentes. vor der Afterröhre, 
ist pyramidal nach aufwärts verlängert und seitlich betrachtet länger 
als an der Basis breit; die seitlichen Fortsätze überragen nach hinten 
die Afterröhre und reichen bis zum Endviertel der Subgenitalplatte, 
sind am Ende leicht aufwärts gebogen und abgerundet —-- die inneren 
Ecken sind aufgebogen und abgerundeter als die weiter nach hinten 

"eichenden Außenecken. welche weniger abgerundet sind. Subgenital- 
platte länger als das vorhergehende Bauchsegment, gleichmäßig ge- 
wölbt und hinten abgerundet. 


Länge des Körpers 19 mm. Vorderflügelläinge 20 mm, größte 
Breite 6 mm. 


Die Bildung der letzten Hinterleibssegmente des 3 zeigen, daß 
. diese Art zwischen Se. flavipes Schmidt und Sc. niasana Schmidt 
(l. e.) zu stellen ist. Sie nähert sich mehr Sec. flavipes Schmidt, ist aber 
gut von ihr zu unterscheiden durch die längere Subgenitalplatte. die- 
längeren und anders geformten seitlichen Fortsätze des 9. Rücken 
segmentes. 


Beitrag zur Kenntnis der Zikadenfauna von Canton (China). 123 


16. Seieroptera Distanti n. sp. 

Diese Art unterscheidet sich von Se. splendidula F. durch die 
schwarze Fleckenbinde auf dem Rücken des Hinterleibes. 

9.  Vorderflügel schwarzbraun mit schwärzlichen Adern und 
schwachem kupfrigem Schiller. Hinterflügel hyalıin, glashell mit braunen 
Adern; der äußerste Apikalrand ist leicht grau getrübt, die Flügel- 
wurzel orangerot. Hinterleib orangerot mit einer schwarzen Flecken- 
binde auf dem Rücken, welche die Hinterrandsäume der Rücken- 
segmente und das letzte Segment nicht färbt; die Bauchsegmente 
sind bis auf die Hinterrandsäume gebräunt. Scheidenpolster braun 
mit dunkeler. abstehender Behaarung. Basis der Legescheide gelblich. 
Schwarz und glänzend sind der Kopf, die Brust. die Vorderfläche 
der Vordercoxen. die Schienen und die Tarsen; die Schenkel sind lack- 
rot. ferner Flecke auf den Mittel- und Hintercoxen, Apikalteile der 
Schenkel mehr oder weniger dunkelbraun: Rostrum dunkelbraun. 
Augen braun; Fühler gelb; Ocellen glashell, rubinrot. Färbung von 
Pronotum und Schildchen wie bei Sc. splendidula F. Letztes Bauch- 
segment vor der Legescheide mit tiefem Einschnitt in der Mitte. ın 
der Mitte 1/, mal so lang wie das vorhergehende Bauchsegment. Letztes 
Rückensegment in der Mitte des Hinterrandes vor der Afterröhre 
mit einem kurzen. oben abgerundeten. schräg nach hinten und auf- 
wärts gerichteten Fortsatz versehen der. seitlich betrachtet die After- 
röhre überragt; der Apikalrand der Afterrähre liegt in gleicher Höhe 
der nach hinten verlängerten Rückenlinie des 9. Segmentes. Körper- 
länge 15 mm. Vorderflügellänge 18 mm, größte Breite 5!/, mm. 

China. Tsha-jiu-san. 14.7.1910. & unbekannt. 

Zu Ehren des bekannten Hemipterologen W. L. Distant benannt. 

Typus im Berliner zoologischen Museum. 


Familie Cercopidae. 


Subfamilie Cercopinae. 


17. Callitettiv versicolor F. 
1 ©. China. Canton. 


18. Leptataspis fulviceps Dall. 
1&. China, Canton. Ting-wu-Tsi 3. 7.1909. 1 9. China, Canton. 


19. Cosmoscarta heros F. 

7Tdd.2 22. China. Canton. 1 Q. China. Canton 2.9.1911. 18. 
China Canton Pak-wan-san 9.6.1911. 14.19. China. Canton, Wa- 
Seha-Toi 21.8.1909. 1 3. China. Canton Tsha-jiu-san 7.5. 1910. 
1g. China. Canton Tsha-jiu-san Anfang September 1910. 1%. China, 
Canton Ting-wu-san Anfang Juni. 


20. Cosmoscarta mandarina Dist. 
‚3.88, #4 92. China, Wan-tsi-san. 2 3. China, Tsha-jiu-san 
Mai 1911. 1 2. China, Tsha-jiu-san Juni 1911. 


7. Heft 


124 Edmund Schmidt: 


21. Cosmosearta confinis Schmidt 
259,5 22. China, Tsha-jiu-san. Juli 1910. 


22. Cosmoscarta bispecularis White . 


Viele $5$ und 29. China. Canton. In den beıden Monaten Mai 
und Juni hauptsächlich gefangen. Einige Stücke tragen nachstehende 
drei Fundorte: Kun-yam-san, Ting-wu-san und Pak-wan-san. 


23. Eoscarta Melli n. sp. 

92. Kopf, Pronotum, Schildchen, Rostrum, Brust und Beine 
scherbengelb, Schildehen, Pronotumhinterdrittel, Kopfunterseite und 
Brust rötlich überlaufen; zweites Rostrumglied, Vorder- und Mittel- 
schienen, Endhälfte der Hinterschienen und Tarsen schwarz. Hinter- 
Jeib schwärzlich, die basalen Rückensegmente und die Hinterrand- 
säume der Bauchsegmente sind rötlich. Augen grau, braun gefleckt; 
Ocellen glashell. gelblich. Basalfünftel der Vorderflügel scherbengelb, 
die Adern zuweilen rötlich überlaufen: ein breiterer Apikalrandsaum 
bis zur Clavusspitze und am Costalrand, basalwärts sich verjüngend, 
bis zum scherbengelben Basalteil rosa; der Rest schwarzbraun. apikal- 
wärts lichter. Hinterflügel hyalin. glashell mit gelben Adern (im 
Apikalteil dunkel). leichter rauchiger Trübung im Apikalteil und 
roter Wurzel (in der Nähe der Wurzel sind die Adern rötlich). Die 
abstehende. rostgelbe Behaarung ist auf der Unterseite spärlicher. 

Gestalt und Form wie bei E. semirosea Walk.. aber etwas größer. 
Vorderflügelgeäder und Form, wie auch das Geäder der Hinterflügel, 
wie bei der Walkerschen Art. Der Kopfvorderrand ist bei E. semi- 
rosea Walk. breiter abgerundet als bei der neuen Art. daher erscheint 
bei ihr die Mittellänge der Kopfoberseite im Verhältnis zur Scheitel- 
breite etwas länger als bei der Walkerschen Art. Die Subgenital- 
platte ist gleichfalls bei der zum Vergleich genommenen Art breiter 
abgerundet. 

Die auffallende Färbung unterscheidet diese Art sofort von allen 
bis jetzt bekannten Arten der Gattung. 

Körperlänge 6—7 mm. Länge mit den Vorderflügeln 10—11?/, mm. 
Vorderflügellänge 71/,-9 mm. größte Breite 3—4 mm. 

China, Canton 4. 6.11. Ting-wu-san, 30. 5.69 und 9. 6.11. T. W. 
2 T!2:6.9% 

d unbekannt. 


Typen im Berliner zoologischen Museum. 
Zu Ehren des Sammlers benannt. 


24. Eoscarta Karschi n. sp. 

22. Kopf, Pronotum, Schildchen, Rostrum, Brust und Beine 
schwarz und g’änzend; H'nterbrust und Hinterschienen bräunlich 
gelb; Hinterschenkel braun. Hinterleib braun, an der Basis rötlich. 
Augen grau, braun gefleckt; .Ocellen glashell auf gelblichem Grunde. 
Fühler dunkelbraun, der Anhang des zweiten Fühlergliedes bräunlich 
gelb. Vorderflügel purpurrot; Hinterflü_ el hyalin, rauchig getrübt, 


Beitrag zur Kenntnis der Zikadenfauna von Canton (China). 125 


in der Nähe der Wurzel lichter, mit dunkelen Adern und roter Wurzel 
(die Adern sind im hellen Basalteil rot). 

Diese Art ist schlanker als die vorherbeschriebene, die Vorder- 
flügel sind schmaler und der Apikalrand der Vorderflügel weniger 
gestutzt; das Geäder im Vorder- und Hinterflügel ist der vorher- 
gehenden Art gleich. Länge mit den Vorderflügeln 9!/, bis 10 mm. 
Vorderflügellänge 8—-8!/,mm, göß e Breite 3—3t/,mm. Körper- 
länge 6 mm. { 

China, Canton, Wa-Seka-Toi 4. 4. 11. 

g unbekannt. 

Diese Art ist genau so gefärbt wie Locris halurga Karsch von Afrika 
und kann ıeicht, d.h. oberflächlich betrachtet, für diese gehalten 
‚werden. 

Ich benenne diese schöne Art zu Ehren des Herrn Prof. Dr. 
F. Karsch, dem verdienstvollen Meister der Insektenkunde im 
Berliner zoologischen Museum. 

Typen im Berliner zoologischen Museum. 


25. Philagra quadrimaeulata n. sp. 


Q. Vorderflügel braun mit braunen Adern; auf jedem Vorderflügel 
stehen zwei größere gelblich weiße Flecke, welche dunkelbraun ge- 
säumt sind; der kleine Fleck befindet sich auf der Mitte der Clavus- 
Coriumnaht, reicht im Clavus durch die erste Zelle bis an die erste 
Längsader und im Corium bis zur Media; der zweite Fleck steht in der 
Mitte des Costalrandes und reicht leicht schräg apikalwärts in das 
Corium bis zum Radius 2; die Adern im Bereich der Flecke sind gelb- 
weiß gefärbt; Apikalspitze angedunkelt. Hinterflügel hyalin, glashell 
im Basaldrittel, mit ockergelber Wurzel und Aderung; der Apikal- 
teil ist leicht rauchbraun getrübt mit rauchbraunen Adern. Hinter- 
leib, Mittel- und Hinterbrust und die Beine sind ockergelb: die Mittel- 
und Hintertarsen und das letzte Hin ertarsenglied sind pechbraun; 
Brust, Mittel- und Vorderbeine sind leicht bräunlich verdunkelt; 
Schildchen, Pronotum und Kopf braun, Kop fortsatz pechbraun. 
Augen g au und braun gefleckt; Ocellen glasartig auf gelbem Grund. 
Fühler gelbbraun, Anhang des zweiten Gliedes dunkeler. 

Vorderflügel dreimal so lang als an der breitesten Stelle breit, 
am breitesten in der Mitte, gewölbt mit stark gewölbtem Costal:and. 
Der Vorderflügel ist schlanker als bei Ph. fusiformis Walk. Hinter- 
flügel typisch geformt und gebildet. Kopf mit dem Kopffortsatz 
länger als der Hinterleib; der Fortsatz verläuft schräg nach vorn und 
oben, ist am Ende gestutzt abgerundet und dort oben und unten 
leicht flachgedrückt; von oben betrachtet, verlaufen die Seitenränder 
des Fortsatzes konvergierend bis zur Mitte, von da ab parallel nach 
vorn. Pronotum 1!/, mal so lang als das Schildehen mit seitlichen 
Quersindrücken hinter dem Vorderrand und einem, vorn und hinten 
abgekürzten, Längseindru k in der Mitte. Endglied des Rostrum 
we als das Basalglied. Die Hinterschienen tragen zwei kräftige 

orne. 


7. Hof: 


126 Edmund Schmidt: 


Länge von der Kopffortsatzspitze bis zur Hinterleibsspitze 13 mm. 
Kopf mit dem Fortsatz 5 mm. Hinterleibslänge 4 mm. Spannweite 
21 mm. Vorderflügellänge 9 mm, größte Breite 3 mm. 

China, Tsha-jiu-san 15.7. 1910. 

& unbekannt. 

Typus im Berliner zoologischen Museum. 


26. Philagra fusiformis Walk. 
1 2. China, Canton 1912. 


27. Aphrophora bipunctata Mel. 
1 $. China, Tsha-jiu-san 28. 7. 1910. 


28. Aphrophora bizonalis Mats. 

1g. 19. China 21.5.1910. 1. China, Tsha-jiu-san 8. 1910. 
1 &. China, Tsha-jiu-san 19. 7. 1910. 1 2. China, Tsha-jiu-san 
20.7.1910. 1 9. China, Tsha-jiu-san 6. 1911. 


29. Clovia multilineata Stäl 
1 9. China, Canton. 19. China, Canton 14. 3.1909. 1 19. China, 
Canton 21.5.1910. 


Familie Fulgoridae. 


Subfamilie Fulgorinae. 


30. Fulgora candelaria L. 

Viele 4 und 29. China, Canton. Die Stücke wurden in den 
Monaten Januar, März, April, Mai und August gefangen. 

31. Fulgora Lathburi Kirby 

18. China, Canton. 


Subfamilie Ricaniinae. 
Tribus Ricaniini. 
32. Pocharzia eonfusa Dist. 
3 dd. China, Canton 1912. 


Subfamilie Flatinae. 
33. Cerynia Maria \W hite 


var. rosea Mel. 
14,2 99. China, Canton. 3 dd. China, Canton. Tsha-jiu-san 
Mai 1911. 


34. Cryptoflata guttularis Walk. 
1 &. China, Tsha-jiu-san, Mai 1911. 


35. Phyliyphanta sinensis Walk. 
1 2. China, Canton 1.8. 1912. 1 9. China, Canton 10. 8. 1912. 


Beitrag zur Kenntnis der Zikadenfauna von Canton (China). 127 


Familie Jassidae. 
Subfamilie Gyponinae. 


Tribus Melliini. 

Mellia n. gen. 

Vorderflügel lang und schmal, im Mitteldrittel kaum merklich 
schmäler, ungefähr fünfmal so lang als breit mit gestutztem Apikal- 
rand und längerer, dichter Behaarung, wie bei der Gattung Sudra Dist. 
und verwandten Gattungen; im Apikalteil befinden sich vier Zellen, 
Zelle vier ist etwas mehr als doppelt so lang wie Zelle drei. Das Geäder 
im Hinterflügel weicht etwas von dem der Gattungen Balala Dist., 
Hemisudra Schmidt, Parasudra Schmidt und Sudra Dist. ab, da die 
Media leicht geschwungen bis an den Apikalrand reicht und nicht in 
der Mitte die winkelige Biegung aufweist wie bei den genannten 
Gattungen. Kopf in einen horizontalen Fortsatz nach vorn verlängert, 
der schr an die Form der Fortsätze der großen Fulgoridengattungen 
erinnert und gewisse Ähnlichkeit mit dem der Gattung Datua Schmidt 
von Borneo zeigt. 

Obwohl der Kopf in den Kopffortsatz übergeht, sind deutlich 
zwei Teile zu unterscheiden, ein kürzerer Kopfteil und ein längerer 
Fortsatzteil; Kopf (Kopfteil) oben flach mit drei scharfen und hohen 
Kielen, welche sich als Mittelkiel und Seitenkiele auf den Fortsatz 
verlänzern; Kopfunterseite (Stirnfläche) gewölbt, nach vorn leicht 
gehoben und an dieser Stelle flach gewölb ; die Kiele des Fortsatzes 
ragen nach oben und seitlich stark vor. sind blattartig flachgedrückt 
und schließen eine untere und zwei seitliche konkave Flächen ein; 
die Seitenkiele biegen vorn fast rechtwinkelig nach oben um und treffen 
mit dem oberen Mittelkiel wie auch dem vorderen Mittelkiel, der am 
Ende der unteren Fläche beginnt und über die gestutzte Vorderfläche 
verläuft, in dem äußersten Punkt des kalösen Apikalteiles des Fort- 
satzes undeutlich zusammen; Kopfunterseite und Kopffortsatz sind 
gekörnt; die Ocellen stehen dem Augen-Vorderrand stark genähert 
auf der Außenseite der Scheitel-Seitenkiele.e Pronotum in der Mitte 
so lang wie das Schildchen mit rundlich ausgeschnittenem Hinterrand 
und einem kräftigen Mittelkiel in der Vorderhälfte; die Seiten sind 
vor der Mitte leicht eingedrückt, und von hier ab laufen scharfe Seiten- 
kiele zum Hinterrande, die ganze Fläche ist wie beim Kopf und 
Schildchen punktiert und gerunzelt. Der Hinterleib ist lang und schmal 
und erinnert lebhaft in der Form an die Bildung des Hinterleibes der 
Coreidengattung Hoplaphthonia Schmidt; die Seitenränder sind blatt- 
artig und treten mehr seitlich heraus in horizontaler Lage am 6. und 
7. Segment. Mit Ausnahme der Hinterschienen sind die Beine flach- 
gedrückt, die Vorderschienen nach außen verbreitert und abgerundet. 
Rostrum bis zur Mitte der Mittelbrust reichend, Endglied kaum merk- 
lich länger als das Basalglied. 

Typus: Mellia granulata n. sp. 

Zu Ehren des Sammlers benannt. 


7. Heft 


128 Edmund Schmidt. 


36. Mellia granulata n. sp. 


d. Schwarz gefärbt sind: Kopf und Kopffortsatz, Brust in der 
Mitte, Pronotum in der Mitte, Schildehen und der Hinterleib oben; 
unten ist der Hinterleib braun, stellenweise gelbbraun; das 3. und 
4. Rückensegment sind bis auf schmale, schwarze Ränder gelbgrün 
gefärbt. Schenkel und Schienemrotbraun, ockergelb gefleckt, wodurch 
eine ockergelbe Bänderung hervortritt; die Hinterschienen sind hell 
bräunlich ockergelb, am Ende braun und tragen rötliche und braune 
Dorne. Brust- und Pronotumseiten und Vorderflügel hell bräunlich 
ockergelb mit dichter rostgelber und hell bräunlicher Behaarung; 
die auf den Vorderflügeln braun gefärbte Behaarung tritt auf rauch- 
braunem Grunde auf, welche in den Endteilen der Discoidalzellen 
und im Apikalteile der Vorderflügel vorhanden ist. Hinterflügel 
hyalin, glasartig mit schwärzlichen Adern und rauchgrauem Hinter- 
randsaum. Gonapophysen dreieckig, am Ende klaffend und den. 
Hinterrand des 7. Rückensegmentes überragend, erreichen ihre Apikal- 
spitzen den Hinterrand der Afterröhre nicht. Der Hinterrand des 
7. Rückensegmentes ist seitlich zweimal gebuchtet, wodurch auf jeder 
Seite ein Sägezahn gebildet wird. Die Körnung der Stirnfläche ist 
schwarz, die des Fortsatzes rötlich. Der Mittelkiel auf der gestutzten 
Vorderfläche des Kopffortsatzes, einige Flecke den Seitenkielen an- 
liegend und das glatte, kalöse Ende sind weiß gefärbt (elfenbeinfarbig). 

Körperlänge 181/, mm; Länge des Kopfes und des Kopffortsatzes 
6 mm; Hinterleibslänge 71/, mm; Vorderflügellänge 10 mm; größte 
Breite 2 mm. 


China, Tsha-jiu-san, August 1910. 


Archiv für Naturgeschichte, 85. Jahrg. 1919, Abt. A., Heft 7. 


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Archiv für Naturgeschichte 85. Jahrg. 1919 Abt.A. 


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Archiv für Naturgeschichte 85.Jahrg. 1919 Abt.A. 


(Steinke) Tafel Il. 


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ARCHIV 
NATURGESCHICHTE 


GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN 
FORTGESETZT VON 


W.F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL 
 E.VON MARTENS, F. HILGENDORF 
W. WELTNER und E. STRAND 


m 


FÜNFUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. 


1919 
Abteilung A 
8. Heft 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


EMBRIK STRAND. 
(BERLIN) 


NICOLAISCHE 
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER 
ER Berlin Ar 


Inhaltsverzeichnis 


Kleine. Der Brenthidenflügel. (Mit 27 Textfiguren) ..... u. 

Kleine. Die Gattung Jonthocerus Lacordaire. (Mit 14 Textfiguren) 

Busch. Beitrag zur Kenntnis der Coccolithophoridae. (Mit 2 Text- 
figuren).. „ 2. 0 a 00. a era en a 

Knisch. Die exotischen Hydrophiliden des Deutschen Entönnlo: 
gischen Museums (Col.) .-%. 2 - u. ....2 0. 0 ee 

Tölg. Eine naturwissenschaftliche Studienreise in das Amanus- 
Gebirge (Alman Dagh). (Mit 11 Textfiguren). Bearbeitet von 
Prof. Dr. Josef Fahringer.. , „.. .. sa. A Speer . 

Tölg. Ergebnisse einer mit Unterstützung der Kais. Are der 
Wissenschaften in Wien ausgeführten zoologischen Forschungs. 
reise nach Kleinasien (Amanus-Gebirge). 

Erster Teil. 
I. Reptilien u. Amphibien bearbeitet von Prof. F. Werner. 
II. Skorpione u, Solifugen bearbeitet von Prof. F. Werner. 
III. Araneiden determiniert von E. Reimoser. 
IV. Neuropteren 
u. Pseudoneuropteren determiniert von Prof. F. Klapälek. 


V. Rhynchoten determiniert von Prof. G. v.Horväth. 
Vl. Orthopteren bearbeitet von Prof. R. Ebner. 
(Mit 3 Textipuren) . 2 . 7 2 nee 2 


Druck von Julius Brandstätter, Leipzig, Querstraße 13 


55 


88 


Der Brenthidenflügel. 
Von f 
R. Kleine, Stettin. 
(Mit 27 Texttiguren. YR 


Gelegentlich : meiner et atischen Studien habe ich mehr- 
fach meine Ansicht dahin geäußert, daß die Einteilung der Bren- 
thidae wie sie.in den Genera Insectorum gefaßt ist, nicht mehr den 
heutigen Anforderungen entspricht. Je mehr ich mich mit dem 
Stoff befasse, umso stärker wird die Überzeugung und ich erachte 
es für geboten, diagnostische Merkmale herbeizuziehen, die von 
früheren Forschern unbeachtet geblieben sind. 

Eines der wichtigsten Organe, der Begattungsapparat, läßt 
unsleider vollständig im Stich. Die Verschiedenheiten selbst inner- 
halb einer Gattung sind sehr groß; über den Wert eines Gattungs- 
charakters hinaus geht er nicht. So muß man darauf also ver- 
zichten. 

Ich habe dann den Stridulationsapparat und die Entwicklung 
der Deckenzeichnunguntersucht undglaube damit die systematische 
Erkenntnis gefördert zu haben. 

Dem schließe ich nun die Untersuchung des Hautflügels an. 
Etwas über 100 Gattungstypen konnte ich benutzen, und denke 
darauf schon ein bescheidenes Urteil wagen zu dürfen, umsomehr, 
als der Brenthidenflügel, wie ich zeigen werde, ziemlich einförmig 
ist. Daß es sich trotzdem gelohnt hat, die Arbeit zu unternehmen, 
hoffe ich in den nachstehenden Ergebnissen zu beweisen. 

Öb meine Auffassung über die Natur der Adern unbedingt 
richtig ist, wage ich nicht zu entscheiden. Die Radial- und Median- 
adern sind nur schwer zu deuten, wie überhaupt der Brenthiden- 
flügel, stark abgeleitet, wenig Angriffspunkte zur Kritik bietet. 
Vielleicht geben die Untersuchungen aber doch Ausblicke, die es 
unter Berücksichtigung verwandter Formen ermöglichen, auch das 
reduzierte Geäder nun einwandfreier Erklärung näher zu bringen. 


Figurenverzeichnis. 
Abb. 1 Schmale Flügelform 
„ 2 Breite Flügelform 
ee | Radiusverdickung der Taphroderini 


„8-11 = »  Trachelizini 

EVER 07 IRRE TE „„ Arrhenodini und Belodherini 

„eis en ‚„ Brenthini, Ithystenini und Ne- 
matocephalini 


Archiv für Naturgeschichte 
1919. A. 8. T 8 Heft 


9 R. Kleine: 


Abb. 14 Analis von Zemioses 


15 $ „ Cyphagagus 

16 = „.. Paraclidorrhinus 
17. 2 „„.. Oncodemerus 

18 „ Achrionota 


19 Normale Axillaris 
20 Axillaris von Paraclidorrhinus u. A. 
ee „.. Oncodemerus 
„ 22 Analis (A) mit den beobachteten Aderrückschlägen (R) 
zwischen Analis und Cubitus. 
»„ 23 Querader zwischen Radius 1—Media2 bei Tychaeus 


1] 24 > ’, 3 ı»r 3) I} > , Uropterus 
3.4: 28 7 er le se as so BRREREELS 
5] n 26 > ’, be] >) > Ei; », , Diurus 


Äußere Gestalt, Umrandung, Form. 

Schon bei meinen systematischen Untersuchungen ist mir auf- 
gefallen, daß die Flügelform nicht einheitlich sein könne. Bei 
vergleichenden Beobachtungen an Flügeln der Ithystenini sah ich 
neben schlanken Flügeln auch +eckige. Bei den Ceocephalini trat 
dieser Typus ganz allgemein zu Tage und ich war der Meinung, 
daß die Tribus möglicherweise in der Flügelform getrennt seien. 
Das hat sich, wie ich noch zeigen werden, nicht bestätigt. Es 
kommen beide Formen vor. 


A. Die schlanke Form. 
Ich fand sie bei folgenden Tribus; 


Taphroderini 

Gattung: Cypdhagogus, Sebasius. 
Trachelizini 

Gattung: Hypomiolispa, Anocamara, Cerobates, Carcinopisthius. 
Ithystenini 


Gattung: Bolbogaster, Achrionota, Heteroplites, Cediocera, 

Die schlanke Form kommt dadurch zustande, daß im Basal- 
teil eine auffällige Verschmälerung des Flügels eintritt und jede 
Lappenbildung vollständig fehlt. In diesem Fall fehlt die hintere 
Analis auch gänzlich. Meist verläuft der Flügel schmal und glatt- 
randig. nach vorn zu. Zuweilen kommt es aber auch zu Einbuch- 
tungen an der basalen Unterseite (Cyphagogus). Diese Art der 


_ 


<a 


| Abb. 1. Abb. 2. 

Verschmälerung wird nicht durch den Körperbau bedingt. Das 
kann aber auch vorkommen, wenn auch nur selten, so bei Bolbo- 
gaster. Dannliegt die Einbuchtungaber aufder Oberkante und es sınd 


Der Brenthidenflügel 3 


die starken Vorderrandsadern in Mitleidenschaft gezogen. Jeden- 
falls konnte ich keine, im Bau des Insektenkörpers selbst begründete 
Ursache finden, aus der sich die Verschmälerung erklären ließe. 
Bei den Ithystenini wäre es verständlich, denn die Gestalt ist sehr 
schlank, auch für CyPhagogus will ich das noch gelten lassen. Die 
Trachelizini und Sebasius geben dazu aber keine Veranlassung. 
Übrigens gibt es auch ganz schlanke Ithystenini mit großen Flügel- 
lappen. 
B. Die breite Form. FOR 
Sie ist die verbreiteste. Ich fand sie unter ca. 100 untersuchten 
Gattungen bei den i 
Taphroderini: 10mal bei 12 untersuchten Gattungen. Es’ waren 
alle Tribusformen von Calodromus bis Anisognathus vertreten. 
Ischnomerini: Die einzige Gattung. 
Ephebocerini: Alle untersuchten Gattungen. 
Trachelizini: Miolispa, Calyptus, Hoplopisthius, Ceunonus, Higonius, 
Araiorrhinus, Cordus, Symmorphocerus, Trachelizus, Stereo- 
dermus, Myrmecobrenthus, Amorphocephalus, Gynandrorrhyn- 


chus. 
Arrhenodini: Alle untersuchten Gattungen. 
Belopherini: Desgleichen. 
Eutrachelini: Desgleichen. 
Tychaeini: Desgleichen. 
Brenthini: Desgleichen. 
Ceocephalini: Desgleichen. 


Nematocephalini: Desgleichen. 

Ithystenini: Teramocerus, Phocylides, Diurus, Ithystenus, Ozo- 
dezerus, Lasiorrhynchus, Prodector Homales. 

Ulocerini: Alle Gattungen. 


Der robuste Bau dieser Flügelform kommt dadurch zustande, 
daß der hinter dem Cubitus liegende Hinterrandsteil nicht gegen 
den Vorderrand gebogen ist, sondern entweder mit diesem parallel 
läuft oder selbst nach unten erweitert ist. Bei manchen Gattungen 
kommt es direkt zur Ausbildung eines Lappens, der zwar nur selten 
nach der Basis zu bogig ausladet, aber nach der Unterseite oft 
besonders stark entwickelt ist. Je nach Stärke der im Lappen vor- 
handenen Analis (Axillaris) ist auch die Gesamtentwicklung. 


Eigentümlich bleibt bei dieser Tatsache der Umstand, daß 
auch ganz schmale Arten, wie die Ithystenini, Gattungen mit 
breiten Flügeln und kräftigen Lappen haben. Die Gestalt allein 
kann also für die Ausbildung nicht maßgeblich sein. Die Aderung 
wird durch die verbreiterte Flügelfläche nicht beeinflußt, außer 
der im Lappen liegenden Axillaris, die bei den schmalflügeligen 
Gattungen immer fehlt. Bei breiten Flügeln verläuft die Analis 
immer steil von der Basis zum Rande, bei schmalen Flügeln ist sie 
oft von stark wagerechtem Verlauf, also mehr in die Flügelmitte 
gedrückt. 


1* 8. Heit 


4 R. Kleine: 


C. Intermediäre Formen. 

Die in A und B besprochenen Formen sind ziemlich einheitlich. 
Namentlich die breite Flügelform ist so fest umschrieben, daß 
keinerlei Neigung, sich der schmalen zu nähern, zu bemerken ist. 
Die schmale Form ist lange nicht so konstant, denn neben direk- 
ten Einbuchtungen sind auch schlanke gerade Linien zu beob- 
achten. 

Nun kommen sicher auch Formen vor, die auf der Grenze liegen 
und wo Zweifel entstehen könnten, zu welcher Kategorie sie ge- 
hören. Hierher zähle ich z. B. die Gattung Mesetia aus dem Tribus 
Ithystenini. Bei dieser Gattung kann man deutlich die Bildung 
eines Hautlappens verfolgen. Es ist aber merkwürdigerweise nicht 
die Basalseite, nach der sich der Lappen erweitert, sondern die 
Ausbuchtung liegt auf der basalen Unterseite und ist so deutlich, 
daß sie sofort auffällt. Von den breitflügeligen Formen ist sie 
trotzdem scharf getrennt, denn im Lappen ist niemals eine Ader 
zur Ausbildung gekommen. 

Es läßt sich leider nur schwer sagen, wie die beiden Flügel- 
formen zu erklären sind, denn, da sie in mehreren Tribus neben- 
einander vorkommen, bei ganz gleichen Tierformen, sogar bei so 
eng Verwandten, daß sie früher in einer Gattung vereinigt waren, 
so kann ich keine Unterlagen finden sie stammesgeschichtlich zu 
erklären. 

Zur Festlegung systematischer Einheiten, die größer sind als 
Gattungen, scheint mir die Flügelform daher nicht geeignet. 


Deckenstärke, Pigmentierung. Beborstung. 
Die Intensität der Pigmentierung ist sehr wechselnd. 


Äußerst zart, fast Mittlere Stärke. Tief dunkel, 
durchsichtig. schwärzlichbraun. 
Taphroderini: 

Paraclidorrhinus, Sebasius, 

Bolbocranius, Cormopus, 

Zemioses, Oncodemerus, 

Calodromus, Taphroderes, 

Anisognathus, 
Cypbhagogus, 
Pseudocyphagogus, 
Anomalopleura. 
Ischnomerini: 
Die einzige Gattung. 
Ephebocerini: 
Alle untersuchten Gattungen. 
| Trachelizini: 
Ceunonus, Carcinopisthius, Stereodermus, E 


Higonius, Hoplopisthius, Miolipsa, 


Der Bfenthidenflügel 


Araiorrhinus, 
Cordus, 
Symmorphocerus, 
M yrmecobrenthus, 
Cerobates, 
Tryachelızus, 
Hypomiolispa, 
Calyptus, 
Amorphocephalus, 
Gynandrorrhynchus. 
Arrhenodini: 
Debora, Eupeithes, 
Eupsalıs, Pseudorychodes, 
Orychodes, Schoenfeldtia, 
Stratiorrhina, 
Belopherini: 
Anepsiotes. Desgodinsia, 
Belopherus, 
Elytracantha, 
Eutrachelini: 
Tychaeini: 
Brenthini: 
Ceocephalini: 
Apterorrhinus, Piazocnemis, 
Paryphobdrenthus, Rhytidocephalus, 
Pseudoceocephalus, _Stroggylosternum, 
Hadramorphocephalns, 
Opistenoplus, 
Isoceocephalus, 
Heterothesis, 
Rhinopteryx, 
Schizotrachelus. 
Nematocephalini: 
Acratus, Nematocephalus, 
5 Ithystenini: 
Teramocerus, Bolbogaster, _ 
Achrionota, 


Anocamara, 


Spatherrhinus, 
Estenorrhinus, 
Arrhenodes, 
Baryrrhynchus, 
Agriorrhynchus, 
Ubanius, 
Episphales, 
Cyriodontus, 
Prophthalmus. 


Henarrhenodes, 
Raphidorrhynchus, 
Ectocemus. 


Eutrachelus 
Tychaeus. 
Alle Gattungen. 


Storeosomus, 
Temnolaemus, 
Eubactrus, 
Autarcus, 
Hormocerus, 
Uropterus, 


“ Amerismus, 


Zetophloeus. 


Lasiorrhynchus, 
Mesetia, 


8. Heft 


6 “OR. Kleine: 


Diurus, Heteroplites, 

Homales, _ Phocylides, 

Cediocera, Ithystenus, 
Ozodecerus, 
Prodector. 


Eremoxenini: 
Nicht gesehen. 
Ulocerini: 
Ulocerus, 
Pholidochlamys. 

Wie aus der Aufstellung hervorgeht ist die Pigmentierung 
durchaus wechselnd und richtet sich wenig nach der Größe der 
Tiere an sich. Nur die Taphroderini und Ephebocerini sind durch- 
gängig von sehr zarter Pıgmentierung, auch die Aderung ist teil- 
weise so zart, daß sie nur mit Hilfe guter Instrumente genau fest- 
stellbar ist. Auch die Trachelizini gehören noch übeıwiegend zu 
den Schwachpigmentierten, doch ist schon Neigung zur Ver- 
dunkelung vorhanden. Daß Miolispa zu den stark pigmentierten 
Gattungen gehört, Hypomiolispa, die ich daraus entfernt habe, zu 
den zarter pigmentierten, bemerke ich nur nebenbei. 

Bei den Arrhenodini herrschen die dunklen Gattungen schr 
vor, daß aber die Flügelgröße tatsächlich von nebensächlicher 
Bedeutung ist geht daraus hervor, daß z. B. die große Stratiorrhina 
sich unter den durchsichtigen Gattungen findet. Die Belopherini, 
die ich überhaupt mit den Arrhenodini für identisch halte, zeigen 
dieselben Eigentümlichkeiten. 

Bei den Ceocephalini liegen dieDinge wieder fast umgekehrt, 
die hohe Zahl an zartflügeligen Gattungen ist auffällig. Auch hier 
sind öfter recht ansehnliche Käfergrößen darunter. Das kleine 
Tribus Nematocephalini umfaßt auch alle 3 Gruppen. 

Auffallend ist die hohe Zahl dunkelpigmentierter Gattungen 
bei den Ithystenini; diese schlanken, langflügeligen Tiere könnten 
auch mit zarten Flügeln auskommen, wie dies bei Teramocerus 
tatsächlich der Fall ist. 

Eutrachelini, Tychaeini und Brenthini haben nur dunkel- 
flügelige Gattungen. 

Das Bild ist also ein recht buntes und würde auch mit Ver- 
stärkung des Untersuchungsmaterials kaum anders werden. Die 
Pigmentierung ist kein Tribuscharakter und läßt sich höchstens 
für die Gattungscharakteristik verwenden. Es ist daher auch. 
nicht möglich, stammesgeschichtliche Schlüsse daraus herzuleiten. 
Die Gesamtausfärbung des Tieres spielt keine Rolle, denn einfarbig 
schwarze Tiere können die zartesten Flügel haben. 

Alle Brenthiden haben feinbeborstete Flügel. Je nach Ver- 
tiefung der Pigmentierung nimmt auch die Intensität der Flächen- 
beborstung zu. Die Borsten sind immer kurz, keilförmig, anliegend.- 
Ihre Verteilung auf der Flügelfläche ist nicht einheitlich. 


Der Brenthidenflügel 7 


Der im Faltungsfeld liegende obere Teil ist ebenso wie der 
außerhalb desselben liegende Oberrandteil sehr zart und dicht 
beborstet, die gesamte andere Flügelfläche hingegen hat einheit- 
liche, weitläufige Beborstung. 

In dieser Anordnung sah ich in der Familie volle Einheitlichkeit- 

Mit der Pigmentierungsstärke geht die Membranstärke einher. 
Zartpigmentierte Gattungen haben so zarte Membran, daß sie 
keinerlei Berührung vertragen und nur im heißen Wasser bewegt 
werden können, starke Pigmentierung bedingt auch dicke Flügel 
und die Widerstandsfähigkeit kann so weit gehen, daß man auch 
die Flügelfläche ohne den Flügel zu zerreißen, mit der Nadel be- 
handeln kann. 

Danach wären dunkle Flügel überhaupt ein Zeichen von 
Kraft. Es ist daher auch verständlich, daß wir diese Erscheinung 
so häufig bei großen Formen antreffen. Es sei aber nochmals 
darauf hingewiesen, daß dies Gesetz keine absolute Gültigkeit 
besitzt und daß systematische Schlüsse daraus nicht zu ziehen 
sind. Stark entwickelte Flügel bedingen keineswegs gleiche pro- 
gressive Erscheinungen an anderen Körperteilen. Ob intensive 
Pigmentierung überhaupt als Progression der Gesamtent wicklung 
anzusehen ist, bleibt dahingestellt. Es lasscn sich dagegen auch 
wichtige Einwände erheben. Ich halte die soeben besprochenen 
Eigenschaften nur für sekundäre Wertfaktoren. 


Die Nervatur. 


A. Allgemeines. > 
Je älter die Insekten phylogenetisch sind, um so komplizierter 
ist das Flügelgeäder. Die Rhynchophoren als junger Zweig am 


REN 


Typus des Brenthidenflügels. 

großen Coleopterenstamme haben demnach ein reduziertes Ge- 
äder. Die Reduktion ist so stark, daß eigentlich nur die Hauptadern 
übrig geblieben sind. 

Mit dem Rhynchophorengeäder stimmen die Brenthiden voll- 
ständig überein. Vergleicht man eine Curculionide, z. B. einen 
Lepyrus, so bestehen keine prinzipiellen Unterschiede. Der Lepyrus- 
Flügel ist kürzer als der Brenthidenflügel, eine Folgerung des dort 
gedrungenen, hier schlanken Körperbaues. 


8. Heft 


3) R. Kleine: 


Die Hautflügel sind größer als die Elytren und müssen mehr- 
fach gefaltet werden, daher findet auch eine Trennung des Flügels 
in zwei Teile statt. Im Basalteil sind die Adern mit Ausnahme 
der Analis sehr stark entwickelt, auf der Mitte findet die erste 
Faltung statt, hier wird der Vorderteil nach innen untergeschlagen. 
Diese Faltungsstelle ist scharf markiert, selbst durchgehende 
Adern setzen hier ab. Diese Stelle (also vor dem Faltungsfeld 
gelegen), ist auch nach Ausbreitung des Flügels klar erkennbar. 
Der Spitzenteil wird dann noch einmal umgeschlagen; die Stelle 
der zweiten Faltung ist nicht besonders kenntlich. Endlich kann 
auch der Basalteil, soweit er unterhalb des starken Cubitus liegt, 
nach unten umgeschlagen werden. Die Analis mit ihren Anhängseln 
liegt also unter dem starken Faltungsfeld verborgen. Gehört der 
Flügel zum breiten Typus und hat er einen starken Flügellappen, 
so ist auch dieser nochmals eingeschlagen. Hebt man also die Decke 
auf, so ist nur derjenige Teil sichtbar, den ich als Faltungsfeld 
bezeichne; nur er trägt die starken Adern. Bei den Brenthiden 
nimmt das Faltungsield ungefähr den halben Flügel (in der Längs- 
ausdehnung) ein, bei Curculioniden ist es größer als der vor dem 
Faltungsfeld liegende Teil. In wieweit das Faltungsfeld die Nervatur 
beeinflußt, werden wir noch sehen. 

Nach den neueren Forschungen durchlaufen zwei Tracheen- 
stämme den Insektenflügel. Ein größerer vorderer; er entsendet: 
Costa, Subcosta, Radius und Media, und ein kleiner hinterer, der 
Cubitus und Analis umfaßt. Wie die einzelnen Adern verlaufen 
und wie sie m. E. zu beurteilen sind, will ich im Nachstehenden 
zeigen. 


B. Die Costa. 

Die Costa liegt in jedem Fall auf dem Vorderrand selbst. 
Sie ist immersehr kurz und verläuft steilzur Subcosta (Taphroderini), 
einen kleinen + keilförmigen Raum zwischen sich lassend, oder auch 
etwas schlanker (Trachelizini, Arrhenodini). Bei robusten Arten 
(Eutrachelus, T ychaeus) ist die Natur dieser Ader bestimmter zu er- 
kennen. Inunmittelbarer Nähe der Basisist sie mit der Subcosta durch 
cine kurze, aber sehr kräftige Querader verbunden. Ich muß 
hierin eine Unterstützung des Vorderrandes zur besseren Über- 
windung des Luftwiderstandes erblicken. Im basalen Teil ist die 
Costa durchaus röhrig. Noch vor der Hälfte plattet sie plötzlich 
ab und springt etwas nach außen über den Vorderrand vor, um dann 
in der platten Gestalt der Subcosta zuzueilen. 

In Form und Anlage besteht bei allen Gattungen volle Über- 
einstimmung. 

C. Die Subeosta. 

Die Subcosta entspringt gleich der Costa aus der Basis. Sie 
berührt die Costa nicht außer durch die Basalquerader und läuft. 
direkt neben der Costa her dem Flügelrande zu. Zunächst läuft‘ 
sie am Flügelrande entlang und bleibt fast von gleicher Stärke 


Der Brenthidenflügel 9 


wie an der Basis. Nachdem die Costa überschritten ist, bewegt 
sie sich gegen den Vorderrand, erreicht ihn aber nicht, sondern 
bleibt, auch wenn sie ganz nahe daran entlang läuft, doch etwas - 
davon entfernt. Plötzlich biegt sie + steil gegen den Radius ab, 
läßt also zwischen sich und dem- Vorderrand einen langelliptischen 
Raum frei. An dieser Stelle verschmälert sich die Ader auch sehr 
stark. Nach und nach strebt sie dem Vorderrand wieder zu und 
verläuft darin ohne sich mit dem Radius zu verschmelzen. 

Diese Art des Aderverlaufes ist äußerst konstant und ich sah 
nur geringe Abweichungen. 

So kann die Ader einen ganz allgemein gestreckten Charakter 
haben; die Biegung gegen den Radius kann sehr flach sein, so daß 
die ganze Subcosta mehr den Eindruck einer flach-geschwungenen 
Linie macht. In diesem Fall sind auch die Stärkendifferenzen 
der Ader selbst nur gering. Das ist z. B. bei Rhytidocephalus der 
Fall. Noch stärker sah ich diese Tendenz bei Taphroderes aus- 
geprägt; hier bleibt die Ader überhaupt weit vom Radius ent- 
fernt und lehnt sich scheinbar ganz an den Vorderrand an. 

Die Unterschiede sind aber nur von geringer Bedeutung und 
können systematisch keinen Einfluß ausüben. Über den Rahmen 
der Gattungsdiagnose kann ihr Wert nicht hinausgehen. 

Jedenfalls bietet die Subcosta keine Handhabe zur Klärung 
systematischer Fragen. 


D. Der .Radius. 


Der Brenthidenflügel hat m. E. zwei Radialadern. Die Deutung 
stößt zwar an sich auf keine direkten Schwierigkeiten, doch liegen 
‘ die Dinge keineswegs ganz klar zu Tage. 

Der erste Radius entspringt nicht unmittelbar aus der Basis, 
sondern mit der Subcosta, und nimmt erst, nachdem er eine Strecke 
neben oder vielleicht auch unter derselben hergelaufen ist, feste 
Gestalt an. Er begleitet die Subcosta und erreicht vor derselben 
den Flügelrand. An dieser Stelle verdickt bzw. verbreitert sich 
die Ader beträchtlich und biegt nach innen, also in das Faltungs- 
feld um, vor dem Faltungsfeld bricht die Ader dann plötzlich ab 
und ist als tiefe, aus der rücklaufenden Ader Br aufsteigende 
Faltung zu erkennen. 

Die Art und Weise der Adernverdickung im Faltungsfeld 
ist sehr verschieden. Ich denke hier nur an die Form selbst, nicht 
an den Verlauf der rücklaufenden Ader. Darauf komme ich noch 
zu Sprechen. 

Betrachtet man von diesem Gesichtspunkt aus die Taphro- 
derini, so ist zwar auch gerade keine Einheitlichkeit festzustellen, 
aber doch die unverkennbare Tendenz, die Verbreiterung in engen 
Grenzen zu halten. In Abb. 3—7 ist der Radius 1 im Faltungsfeld 
dargestellt. Trotz der großen Ähnlichkeit sind doch ziemliche 
Abweichungen vorhanden. 


8. Heft 


10 R. Kleine: 


So ist in Abb. 3 die Ader selbst sehr robust, der Rücklauf 
aber zart und scharfeckig umbiegend. In 4 ist alles mehr gerundet, 
während in 5. die Grundform sehr schlank und der Haken dadurch 


Abb. 3. Abb. 4. Abb. 5. Abb. 6. Abb. 7. 


recht groß ist. In 6 hat das Organ mehr keulige Gestalt, während 
in 7 eine noch ganz andere, auch schlanke Form entwickelt ist. 
Von Einheitlichkeit ist also selbst innerhalb des Tribus keine 
Rede. 

Der Taphroderini sind die Ephebocerini gleich. 

Eines großen Formenreichtums erfreuen sich auch die Trache- 
lızini. Die Taphroderiniformen findet man z. T. auch wieder, dazu 


gesellen sich eine Anzahl neuer. In Abb. 8—11 sind die verschie- 
denen Figuren wiedergegeben, zum Teil von so abweichender. 
Gestalt, daß sie direkte Extreme bilden. 

In Abb. 12 ist der Grundtypus der Arrhenodini abgebildet. 
Wenn naturgemäß auch hier Variationen vorhanden sind, so sind 
sie doch nur gering und der Typus bleibt streng gewahrt. Er ist 
dadurch gekennzeichnet, daß das Organ auffällig keulig wiıd und 
diese Grundform bei allen Genera +beibehält. Die Arrhenodini sind 
also eine geschlossene Verwandtschaft. 

Dem Arrhenodinitypus in allem gleich sind die Belöpherini. 
Ich vermochte keine trennenden Merkmale aufzufinden. 


Abk. 12. Abb. 13. 


In Abb. 13 ist eine Form dargestellt, die in der Familie weit 
verbreitet ist, So fand ich sie bei folgenden Tribus durchgängig: 
Eutrachelini, Brenthini, Ithystenini. Auch die Nematocephalini 
sind hierher zu rechnen. 

So blieben denn nur noch die Ceocephalini zu besprechen. 
Bei ihnen finden sich alle Formen vor. Wie äußerst wechselnd die 
einzelnen Figuren auftreten, mag durch das folgende illustriert sein. 
Nach Abb. 6 sind gebaut die Gattungen A#terorrhinus, PIRROERIAR, 
nach Abb. 5 ist gebaut die Gattung Storeosomus, 


Der Brenthidenflügel 11 


nach Abb. 12 in reinster Form die Gattungen Rhinopteryx, Pseudo- 
ceocephalus, Opisthenoplus; | 

nach Abb. 12 in wenigstens ähnlicher Form die Gattungen Pary- 
phobrenthus, Temnolaemus, Stroggylosternum. 

Endlich nach Abb. 13 die Gattungen Rhytidocephalus, Urobterus, 

Schizotrachelus und Hormocerus. 

So ganz ohne Erfolg scheint mir also die Schatzgräberei doch 
nicht gewesen zu sein. Das Gesamtbild ist folgendes: : 

 Taphroderini und Ephebocerini sind einander ähnlich, natürlich 
unter Berücksichtigung bestimmter Schwankungen. Die Trache- 
lizini sind ein Konglomerat von Einzelformen, teilweise ganz 
heterogener Natur. Ihre Einheitlichkeit ist stark zu bezweifeln; 
ihre heutige Zusammenfassung mehr ein Akt der Verlegenheit. 
Arrhenodini und Belopherini sind vollständig einheitlich, ihre 
Trennung ist auch von anderen Gesichtspunkten aus leicht zu 
widerlegen. Die Ceocephalini sind.ein Konglomerat von Formen, 
sie können in der heutigen Fassung m. E. kaum aufrecht erhalten 
werden. Die Nematocephalini mögen abgerundeter sein. Schön 
und fest umschrieben sind die Ithystenini, die, wie ich noch zeigen 
werde, auch sonst eine ganz besondere Stellung einnehmen. Die 
Resttribus sind klein und kommen nicht in Frage. 

Die außerhalb des Faltungsfeldes liegende kurze, zum Vorder- 
rand aufsteigende Falte ist bei allen Gattungen einheitlich. 

Ich hatte schon angedeutet, daß ich die Radialadern für 
doppelt halte. Der Radius 1 ist soeben besprochen. Es wäre nun 
auseinanderzusetzen, was ich für Radius 2 halte. 

Betrachtet man das Faltungsfeld, so bemerkt man in einiger 
Entfernung von der Basis, daß sich eine Falte nach oben scharf 
aufwölbt. Nach und nach verstärkt und verdichtet sich dieselbe 
und wird schließlich zu einer regulären, wenn auch nur schwach 
entwickelten Ader, die auf die rücklaufende Ader des Radius 1 
zuläuft und sich mit ihr vereinigt. Sie läuft dann an der Aderver- 
dickung des Radius 1 entlang’ und wendet sich dem Vorderrand zu, - 
den sie an der äußersten Spitze erreicht. Der zweite Radius ist 
außerhalb des Faltungsfeldes keine eigentliche Ader mehr, sondern 
nur noch eine tiefe Flügelfurche, die im Gegenteil zur umgebenden 
Membran aufgehellt ist. Diese Art der Anordnung außerhalb des 
Faltungsfeldes ist bei allen Brenthiden ganz gleichmäßig. Ein 
systematischer Wert kommt ihr also nicht zu. Dagegen verdient 
die schwache Ader im Faltungsfeld noch eine kurze Besprechung, 
da sie in sehr verschiedener Stärke auftreten kann. 

Die zweite Radialader im Faltungsfelde ist: 


kurz, manchmal breit fast ganz fehlend, schr kräftig bis fast zur 


+ obsolet 5 gering Mitte reichend 
\ _  Taphroderini: 
Zemioses, :  Pseudocypbhagogus, Sebasius, 
CyPhagogus, ‚ Anomalopleura, Taphroderes, 


8. TTelt 


12 R. Kleine: 


Cormopus, Calodromus, 
Bolbocranius, Parachdorrhinus, 
Anisognathus, Oncodemerus, 

Ischnomerint: 

Ischnomerus. 
Ephebocerini: 
alle untersuchten Gattungen. 

Trachelizini: 
Stereodermus, M yrmecobrenthus, Gynandrorrhynchus, 
Miolispa, Amorphocephalus, Trachelizus, altwelt- 
Anocamara, Cerobates (fehlt ganz) lich), 
Symmorphocerus, Carcinopisthius, | 


Tyachelizus (neotropisch), 
Hypomnolispa (fehlt ganz), 


Calyptus, 
Hoplopisthius (ganz fehlend), 
Ceunonus > .= 
Higonius 2: 2 
Ararorrhinus ” Ai 
Cordus, 
Hadramorphocephalus. 
Arrhenodini: 
Alle Gattungen sind 
in diese Abteilung zu 
bringen. 
Belopherini: 
desgleichen. 
Eutrachelini: 
desgleichen. 
Tychaeini. 
Etwa hierher gehörig 
Brenthini: 
Sehr ausgeprägt bei 
allen Gattungen,meist 
bis zur Basis reichend. 
Ceogephalini: 
Uropterus, Apterorrhinus, 
Schizotrachelus, Piazocnemis, 
Stroggylosternum, ‚Storeosomus, 
Rhytidocephalus, 
Paryphobrenthus, 
Temnolaemus (sehr 
kräftig), 
Rhinopteryx, 
Hormocerus, 
Pseudoceocephalus, _ 


Opisthenoplus. 


Der Brenthidenflügel 13 


Nematocephalini: 
Alle Gattungen dürfen 
hierher gezählt wer- 
den. 
Ithystenini: 
Lasiorrhynchus, Bolbogaster (fehlt Mesetia, 
Diurus, ganz), Achrionota, 
Heteroplites, 
Teramozerus, 
Phocylides, 
Ithystenus, 
Ozodecerus, 
Prodector, 
Homales, 
Cediocera. 
Ulocermi: 
Ulocerus, 
Pholidochlamys, 

Die Ergebnisse dieser Untersuchung decken sich also mit 
denen der bei Radius 1 gewonnenen vollständig. Der zwischen 
Radius 1 und 2 liegende Teil im Faltungsfeld ist oft stark pigmen- 
tiert. Die Intensität des Pigmentes ist aber nicht von der Stärke 
der zweiten Radialader abhängig, denn sehr starke, bis zur Basis 
reichende Aderung kann ein ganz pigmentfreies Feld einschließen. 
Andererseits sind stark pigmentierte Flächen auch ohne nennens- 
werte Aderung. Diese beiden Erscheinungen sind m. E. ganz unab- 
hängig von einander. 

E. Die Media. 

Im Brenthidenflügel wird nur eine vollständige Media ent- 
wickelt.” Im Basalfeld läßt sich der Ursprung nur undeutlich er- 
kennen.& Es gibt aber doch einzelne Gattungen, die den Verlauf 
schärfer verfolgen lassen. 

Die Media ist zunächst noch gar keine Ader, nicht einmal ein 
pigmentiertes Rudiment derselben. Hat man stark pigmentierte 
Flügel vor sich, so ist der ursprüngliche Aderverlauf deutlich 
dadurch zu erkennen, daß derselbe erheblich aufgehellt ist. 

Im Faltungsfeld bleibt dieser Zustand auch ganz allgemein 
bestehen und erfährt eine Verstärkung oft dadurch, daß die ehe- 
malige Ader sich als aufgewölbte Falte kennzeichnet. Die Faltung 
ist von wechselnder Stärke, nicht selten scharf und spitz. Erst am 
Ende des Faltungsfeldes ist zuweilen + deutliche Pigmentierung 
in streifenförmiger, dem Aderverlauf homologer Anordnung zu 
sehen. Mag die Pigmentierung nun auch so stark sein wie immer, 
niemals wird eine richtige Ader ausgebildet. 

Die Media wird am Ende des Faltungsfeldes durch die ‚Brücke‘ 
(siehe Abschnitt: K. Queradern) beeinflußt. Eine Unterbrechung 
findet eigentlich nicht statt; man kann deutlich feststellen, an 

8. Heft 


14 ....Bı. Kleine; 


welcher Stelle die Media die Brücke schneidet. Ist der Aderverlauf 
mit Pigmentierung verbunden, so bleibt dieselbe auch bis zur 
Brücke, ja reicht nicht selten etwas darüber hinaus. Hinter dem 
Faltungsfeld liegt dann die Stelle, an der sich der Flügel tatsächlich 
faltet und an dieser Stelle ist dann die Pigmentierung in jedem Fall 
unterbrochen. Die Unterbrechungsstelle ist nur klein. Von der 
Unterbrechungsstelle aus verläuft die Ader dann bis zum Rande 
und bildet sich bei manchen Gattungen, nach dem Rande zu, zur 
regulären Ader aus. Beianderen Gattungen bleibt sie durchgängig 
flach. In der Nähe des Randes findet sich oberhalb eine + dunkle 
Partie, die die Media auf eine Strecke hin begleitet. Auch unterhalb 
sind zuweilen ähnliche Ansätze erkennbar. 

Anordnung und Ausbildung ist bei allen Tribus ganz einheitlich, 
diagnostischen Wert hat die Media daher nicht. 

Daß ursprünglich wenigstens noch eine weitere Media vorhanden 
gewesen sein muß, halte ich für gewiß. Aus folgenden Gründen: 

Das Faltungsfeld wird unten durch die Cubitalader begrenzt, 
die, nachdem sie das Feld überschritten hat, dem Flügelrande 
zuläuft. Am Ende des Faltungsfeldes befindet sich eine geigen- 
bogenähnliche Aderfigur, die sich nach innen, d. h. also im Faltungs- 
feld gegen die Basis fortsetzt. Der innere Teil dieses Geigenbogens 
ist schwächer, ‚verliert schließlich seine Adernatur ganz und wird 
zu einer Falte, die an der begleitenden Pigmentierung erkennbar ist, 
Auch die Falte verläuft endlich zu einer feinen Linie und man 
kann im basalen Flügelteil dann die Vereinigung mit der regulären 
Media verfolgen. 

Auf jeden Fall ist dies Adergebilde sehr wechselnd in Stärke 
und Länge und was von größter Wichtigkeit ist: über das Faltungs- 
feld hinaus ist die Ader nicht mehr zu verfolgen. Sie ist also ein 
‚ganz rudimentäres Organ und verdient eine Beachtung nur insoweit, 
als sie später bei Besprechung der Queradern voo Bedeutung ist. 

Taphroderini, Ephebocerini und Trachelizini. 

Die Ader ist nur sehr vereinzelt und auch dann schwierig nach- 
zuweisen, meist fehlt sie ganz. 

Arrhenodini bis Bichtkänr 

Bei manchen Gattungen trat die Falte durch intensive Pig- 
mentierung der umliegenden Partien deutlich hervor. 

Ceocephalini. 
Bei Opisthenoplus und Autarcus ist die Ader bis weit in den 
Basalteil deutlich zu sehen. 
Nematocephalini. 
Für Zetophloeus gilt dasselbe. 
Ithystenini und Ulocerini. 

Ganz allgemeine schwache Ausbildung. 

Jedenfalls ist die zweite Media nur cine ganz nebensächliche 
Erscheinung, die den Brenthidenflügel in keiner Weise beeinflußt 
und keinen systematischen Wert besitzt. 


ns 


Der Brenthidenflügel 15 


F. Der Cubitus. 

Der Brenthidenflügel hat nur einen Cubitus. An der Flügel- 

basis fängt er schon scharf umrissen als reguläre Ader an, bildet 

die untere Ader des Faltungsfeldes und reicht in dieser starken 

Ausbildung bis an das vordere Ende des Faltungsfeldes selbst. Von 

hier aus bildet sich eine rücklaufende Ader ähnlich wie beim Radius, 

so daß ein +geigenbogenähnliches Gebilde entsteht. Vom Faltungs- 

feld aus streicht die Ader dann gegen den Flügelrand, die ver- 

schiedensten Formen annehmend. Diese sind nun zu besprechen: ' 
Taphroderini. 

Zemioses: Die Ader ist sehr schwach, geht in eine Falte über und 
erreicht den Flügelrand nicht. 

Cyphagogus: Die Ader bricht am Faltungsfeld ab, vor demselben 
eine dreieckig pigmentierte Stelle, nach dem Flügelrande zu 
nur eine, durch Pigmentierung kenntliche, flache Falte. 

Anomalopleura: Deutliche, kräftige Ader bis zum Flügelrande. 

Calodromus: Gleich Zemioses, aber noch zarter. 

Paraclidorrhinus: Ganz obsolet und nur als Vertiefung sichtbar, 
bis zum Flügelrande reichend. 

Sebasius: Zwar nicht besonders kräftige, aber doch deutliche, pig- 
mentierte Ader bis fast zum Flügelrande reichend. 

Oncodemerus: In direkter Fortsetzung des Basalteils bis zum Flügel- 
rand, sehr kräftig. 

Taphroderes: Der kräftige Basalteil setzt sich noch außerhalb des 
Faltungsfeldes fort, schlägt dann in eine pigmentierte Falte 
um und verläuft so bis fast zum Rande. 

Cormopus: Ähnlich Taphroderes, aber allgemein zarter. 

Bolbocranius: Zustände wie bei Taphroderes, die Falte ist aber eine 
deutliche Ader. 

Anisognathus: Desgleichen. 

Die Vielseitigkeit der Aderausbildung ist also schon innerhalb 
des Tribus sehr groß, alle Entwicklungsstadien sind beieinander 

Ischnomerini. 

Die Ader ist außerhalb des Faltungsfeldes sehr kräftig, etwa 
in der Mitte ziemlich gebogen, erreicht den Flügelrand aber nicht. 
Ephebocerini. 

Die Ader ist außerhalb des Faltungsfeldes sehr obsolet, z. T. wie 
bei Jonthocerus noch klar erkennbar, z. T. aber auch (EPhebocerus) 
sehr verschwommen. Sonstige Anordnung = Taphroderes. 

_Trachelizini. 


Amorphocephalus: Die Ader setzt sich ohne Unterbr un deutlich 
bis zum Rande fort. 

Gynandrorrhynchus: Desgleichen. 

M yrmecobrenthus: Die Ader verschwindet etwa 14 ihrer Länge vor 
dem Faltungsfeld und geht dann in eine pigmentlose Falte 
über. 


8. Heft 


16 R. Kleine: 


Trachelizus (tropisch, altweltlich): Ganz flache Falte. 

Cerobates: Desgleichen. 

Stereodermus: Deutliche, fast bis zum Rand gehende normale Ader. 

Carcinopisthius: Desgl. Die Ader erreicht in voller Stärke den Rand. 

Trachelizus (neotropisch): Gleich Stereodermus. 

Hoplopisthius: Die Ader setzt sich über das Faltungsfeld hinaus 
fort, geht aber bald in.eine Falte über, bisan den Rand reichend. 

Miolispa: = Amorphocephalus. 

- Anocamara: Der Absatz gegen den Basalteil ist deutlich, die Ader 

setzt sich flach aber kräftig pigmentiert bis zum Rande fort. 

In der Nähe des Faltungsfeldes liegt eine stark Bee 

Beeietualte, 


Calyptus: = Amorphocephalus, wenn auch allgemein zaıt. 

Hoplopisthius: = Stereodermus. 

Ceunonus, Higonius: = Amorphocephalus. 

Araiorrhinus, Cordus, Symmorphocerus: = ähnlich Myrmeco- 
brenthus. 


Die Unausgeglichenheit des Tribus macht ER auch beim 
Cubitus wieder deutlich bemerkbar. Es ist ganz unmöglich, ein 
System zu schaffen. Wie wenig fest umschlossen die Gattungen 
sind, geht z. B. daraus hervor, daß bei genauer Untersuchung die 
Trachelizus der alten Welt erhebliche Differenzen gegen die neu- 
tropisehen Arten aufweisen. Das kann kein Zufall sein. 


Arrhenodini. 


- Alle Arrhenodini sind einheitlich im Bau des Cubitus. Die 
aus dem Faltungsfeld kommende Ader setzt sich in gleicher Stärke 
in den Flügel fort bis etwa % der außerhalb des Faltungsfeldes 
liegenden Länge. Spitzt keilförmig zu und verschwindet. Schon 
vor Obliteration legt sich hinter der Ader eine tiefe Falte an, die von 
einer flachen, pigmentierten, aderartigen Wölbung bis zum Rand 
begleitet wird. Die Falte löst also die Aderab. Alle Gattungen sind 
einheitlich. 


Belopherini. 
Gleich den Arrhenodini. 

Eutrachelini. 
Desgleichen. 

Tychaeini. 
Desgleichen. 

Brenthini. 
Desgleichen. 

Ceocephalini. 


Uropterus: Arrhenodinitypus. 

Temnolaemus: Von ähnlicher Form, doch geht die Ader direkt in 
die Falte über. 

Schizotrachelus: Außerhalb des Faltungsfeldes wird nur eine scharfe 
aufgekielte Falte gebildet ; die Ader selbst endigt im Br 
feld. 


Der Brenthidenflügel 17 


Rhinopteryx: Arrhenodinitypus. 

Hormocerus: Die Ader setzt sich bis zum Rande in gleicher Stärke 
fort. 

Aptenorrhinus: Langsames Verschwinden gegen den Rand. 

Piazocnemis: Die Ader setzt sich bis zum Rand fort, läßt aber an 
Stärke nach. 

Storeosomus: Reiner Arrhenodinitypus; die Falte entfernt sich 
auffällig weit von der Ader selbst, das Gesamtbild wird dadurch 
ein anderes. 

Rhytidocephalus: Arrhenodinitypus. 

Paryphobrenthus: = Prazocnemis. 

Pseudoceocephalus: Desgleichen. 

Opisthenoplus: Außerhalb des Faltungsfeldes ist zwar eine normal 
verlaufende Ader vorhanden, aber dieselbe ist flach und wird 
nach dem Rande zu zart und spitz. 

Stroggylosternum: Desgleichen. 

Isoceocephalus: Schwacher Arrhenodinitypus, allgemein zart. 

Heterothesis: Zunächst direkte Fortsetzung der alten Aderstärke, 
Anlagerung einer feinen Falte wie bei den Arrhenodini, keine 
Aufwölbung neben der Falte, sondern unpigmentierter ader- 
artiger Verlauf gegen den Rand. 

Eubactrus: Arrhenodinitypus. 

Autarcus: Desgleichen. 


Nematocephalini. 
Im großen und ganzen Arrhenodinitypus. 


Ithystenini. 
Arrhenodinitypus. Die, die Ader ablösende Falte bzw. Linie 
kann nach Art der Arrhenodini hinter der Ader beginnen und 
sich als Aufwölbung fortsetzen, sie kann aber auch in direkter 
Fortsetzung des Cubitus laufen. 


Ulocerini. 
Ulocerus: Die Ader setzt sich, wenn auch nach und nach schwächer 
werdend, in direktem Verlauf bis gegen den Rand fort. 
Pholhidochlamys: Desgleichen. 

So einheitlich also auch die Cubitalader im Bereich des Fal- 
tungsfeldes bleibt, so erhebliche Schwankungen zeigt sie im Verlauf 
außerhalb des Feldes. Ganz ohne Frage ist der Arrhenodinitypus 
schr verbreitet und dürfte wohl den größten Teil der Brenthiden 
ausmachen. Welch hohe Wandelbarkeit aber möglich ist, ergibt 
sich aus der Vielseitigkeit bei den Taphroderini, Trachelizini und 
Ceocephalini. Der verschiedene Bau ist mit anderen Merkmalen 
des Flügels in Vergleich zu setzen und bei einer systematischen 
Grundregelung ernstlich zu berücksichtigen. Im übrigen verweise 
ich auf die Zusammenfassung am Schluß. 


Archiv für HE er 
1919. A. 8, 2 8. left 


18 R. Kleine: 


G. Die Analis. 

Von allen Adern ist die Analis am stärksten der Veränderung 
in Gestalt und Verlauf unterworfen. Das hat seinen Grund darin, 
daß, wie schon eingangs besprochen, der Flügellappen sehr stark 
ausgeprägt sein, aber auch fehlen kann. Je nach den Verhältnissen 
ist dann die Ader auch beeinflußt. 


Taphroderini. 

Zemioses: Die Ader entspringt schmal und zart, ist im Basalteil 
nicht sicher doppelt, verstärkt sich nach 
dem Flügelrande zu, erreicht ihn aber 
nicht. Die sonst meist gut ausgeprägte 
Doppelader im Basalteil ist nur als feine 

Abb. 14. Linie sichtbar. BAR 
Cyphagogus: Infolge des gänzlich fehlenden 
Basallappens ist der Flügelrand in seinem basalen Teil ganz 
gerade und erweitert sich erst weit nach vorn. Die Analis 
ist dem Randverlauf durchaus 
angepaßt, beginnt mit nur 
kurzer Verdickung, streicht 
ABLE, dann am Außenrand hin und 
erreicht den Rand selbst an der 
Stelle, wo er sich erweitert. Eine Verdoppelung der ‘Ader 

an der Basis konnte ich nicht feststellen. 


Anomalopleura: = Zemioses. Im Basalteil verläuft die Ader zu- 
nächst gerade, biegt dann nach unten um, erreicht den Rand 
aber nicht. Mit dem geraden Basalteil läuft die Teilader einher 
und trifft erst bei der Biegung mit der Hauptader zusammen. 

Calodromus: = Zemioses. 

Paraclidorrhinus: Eine eigentliche Ader ist nicht mehr vorhanden, 

nur unmittelbar am Ansatz der Haupt- 

J trachee ist die Röhrennatur noch er- 

Rn kennbar. Von hier aus macht die Ader 

mehr den Eindruck einer offenen Mulde 

Abb. 16 mit schwachgezackten Rändern und 

MET, geht dann in eine obsolet werdende 

Linie über, die den Flügelrand nicht erreicht. Eine Neben- 

ader konnte ich nicht wahrnehmen. 

 Sebasius: = Zemioses. 

Cormopus: = Zemioses. Die Ader ist sehr schwach, wenig pigmen- 

tiert und hat mehr Gestalt einer 

offenen schmalen Mulde.‘ Keine 
zu Nebenlinie sichtbar. 

a Oncodemerus: Die Ader beginnt spitz, 

Abb: 4y geht parallel über den Flügellappen 
RE und wendet sich dann steil nach 

unten, ohne den Rand zu berühren. Sie ist bis zum Ende 
kräftig und läßt auch deutlich die unter der Hauptader 


Der Brenthidenflügel 19 


liegende Hilfsader erkennen, die meist: nur in der Gestalt 
‘ der Falte auftritt und schließlich ganz verschwindet. 

Taphroderes: Die Analis ist lang und dünn. Die lange Gestalt 
wird nicht durch den Flügel selbst gebildet. Sie könnte, da ein 
deutlicher Lappen vorhanden ist, steil verlaufen. Trotzdem 
geht sie ganz allmählich dem Flügelrande zu und erreicht etwa 
die Länge des halben Faltungsfeldes. Gestalt schmal undschlank 
aber kräftig, Nebenader kurz und zart, aber eine normale Ader. 

Bolbocranius: = Taphroderes. 

Anisognathus: Desgleichen. Nebenader getrennt, deutlich. 

Die Analis ist also schon in ein und demselben Tribus den 
größten Variationen unterworfen. Zum Teil, wie bei Cyphagogus, ist 
das auch durchaus zu verstehen, bei anderen Gattungen liegt aber 
kein plausibler Grund für die seltsamen Bildungen vor. Während 
durchgängig noch eine tatsächliche Ader vorhanden ist, kann es 
andererseits auch vorkommen, daß dieselbe zur einfachen Linie 
verflacht. Sehr beachtenswert erscheint mir auch der Umstand, 
daß die Nebenader oftmals fehlt, daß sie auch den Taphroderini 
ursprünglich eigen gewesen ist, kann man daran erkennen, daß sie 
bei manchen Gattungen noch vorhanden ist. Jedes Maß von Ein- 
heitlichkeit fehlt also. 

Ischnomerini. 

Analis sehr langgestreckt, kräftig, an der Basis doppelt, fast 
bis zum Flügelrande reichend, die zwischen Analis und Cubitus 
liegenden Adernfragmente einzeln aber von normaler Form und 
Anordnung. 

Ephebocerini. 

Bei allen untersuchten Gattungen fand sich eine + gerade, 
steil zum Flügelrand verlaufende Analis. Der Flügelrand wurde 
nicht erreicht. Die Ader war von normaler Stärke. Nebenader 
vorhanden. 

Trachelizini. 

Myrmecobrenthus: Steil, + schräg zum Flügelrand verlaufende 
kräftige Ader; Nebenader nicht sicher festgestellt. 

Amorphocebhalus: Desgleichen. Die Ader endigt schon vor dem 
Flügelrande, Nebenader scharf und deutlich. 

Trachelizus: Desgleichen, Nebenader nur als gebogene Falte vor- 
handen. 

Cerobates: Kein Flügellappen, die Analis daher sehr gestreckt 
aber doch nicht so eng am Rande liegend wie etwa Cyphagogus. 
(Etwa Oncodemerus-Lage, nur keine Knickung.) Nebenader 
schr schwach. 

Stereodermus: Desgleichen. Gegen den Flügelrand obliteriert die 
Ader. 

Carcinopisthius: Cerobates-Gestalt, schr kräftig ausgebildet, den 
Rand nicht erreichend. An der Basis geschwungen und:hier die 
a laufend. Nach Vereinigung der Adern von a 
Gestalt | 


IF 8. Heft 


20 R. Kleine: 

Hypomiolispa: Lange, flachverlaufende, bis zum Rande gehende 
kräftige Analis. Nebenader groß und breit, von der Hauptader 
weit getrennt. 

Miolispa: Desgleichen. 

Anocamara: Flügellappen fehlt, die kräftige Ader verläuft fast wie 
bei Cyphagogus. Gegen den Rand obsolet. -Nebenader ganz 
undeutlich. 

Ceunonus: Zemiosestypus. 

Higonius: Desgleichen. 

Araiorrhinus: Desgleichen. 

Cordus: Desgleichen. 

Symmorphocerus: Desgleichen. 

Hadramorphocephalus: Desgleichen. Die Ader endigt weit vor dem 
Flügelrande. 

Die Trachelizini lassen also dieselbe Vielseitigkeit erkennen 
wie die Taphroderini. Im allgemeinen herrscht aber der einfache 
Typus: die schräg gegen den Rand verlaufende Analis mit + deut- 
licher Nebenader vor. Bei Veränderung des Flügelschnitts dieselben 
Erscheinungen wie bei den Taphroderini. 


Arrhenodini. 

Der Typus dieser Gattung ist ganz klar ausgeprägt: Die Analis 
läuft etwa wie bei Zemioses allmählich schräg zum Rande ohne ihn 
zu berühren. In seltenen Fällen läuft die Ader bis dicht heran. 
Immer ist sie von kräftiger Gestalt. Die Nebenader ist immer + 
kräftig, jedenfalls deutlich vorhanden. Ausnahmen habe ich nicht 
gesehen. 


Belopherini. 
Keine Differenz gegenüber den Arrhenodini. 
Eutrachelini. 
Desgleichen. 
Tychaeini. 
Desgleichen. 
Brenthini. 


Auch in diesem Tribus besteht kein Unterschied, es ist nur zu 
bemerken, daß die Ader weniger steil verläuft, also allgemein länger 
ist und bis zum Rande reicht. 

Ceocephalini. 

Der grundsätzliche Bau ist durchaus einheitlich und entspricht 
dem der Brenthidae am ersten. Von sehr wechselnder Bildung ist 
nur die Nebenader. Es kommen dicht anliegende normale Adern 
zur Ausbildung, aber auch weitgetrennte. Bei manchen Gattungen 
ist sie lang und + obliteriert oder auch scharf. Es sind alle Über- 
gänge zu finden. 

Nematocephalini. 
Acratus: An der Wurzel stark gegen den Cubitus ausgebogen. Die 

Nebenader, nur von sehr schwacher Gestalt, hat die Aus- 

biegung nach der anderen Seite. 


Der Brenthidenflügel 6 


Nematocephalus: Zarte, längere aber deutliche Nebenader. Analis 
selbst fast ganz gerade. 
Amerismus: Nebenader lang NR 

und deutlich, fast so 

stark wie die Analis 

selbst. 
Zetophloeus:Nebenaderlang, 

ee z. T. obsolet. 2 A 


Ithystenini. 

Dem schlanken Habitus dieser Tiere gemäß ist die Analis sehr 
gestreckt, etwa wie bei Oncodemerus, und mehr gerade. Nebenader 
+ deutlich vorhanden. Hierher zähle ich die Gattungen: Teramo- 
cerus, Phocylides, Diurus, Ithystenus, Prodector, Homales, Lasior- 
rhynchus und Mesetia. Eine zweite Abteilung mit ganz zugespitzter 
Flügelbasis hat die Analis aber unmittelbar am Rande liegend. 
Hierher sind zu rechnen: Bolbogaster, Achrionota, Heteroplites und 
Cediocera. 

Es kommen also zwei vollständig getrennte Typen vor, die 
möglicherweise auch systematisch zu trennen sind. Auch die 
schlanken Analisformen haben eine + deutliche Nebenader. 


Ulocerini. 


Ulocerus: Etwa nach dem Brenthinitypus gebaut. 
Pholidochlamys: Desgleichen. 


H. Die Axillaris. 


Es ist nicht absolut notwendig, daß alle Arten mit Flügel- 
lappen eine Axillaris besitzen. Meist ist es aber der Fall. Da sie 
auch von sehr wechselnder Gestalt sein kann, will ich sie kurz be- 
sprechen. 

Taphroderini. 
Zemioses: Trotz des Flügellappens keine Axillaris. 
Anomalopleura: Undeutliche, pigmentierte Randverdickung des 

Flügellappens hinten. 

Calodromus: Kleine, keulige Ader, die bis zur Mitte des Lappens 
reicht. 

Parachdorrhinus: Desgleichen. 

Sebasius: Ganz ähnlich, die Ader liegt aber mehr auf dem Hinter- 
rande und ist nicht keulig verdickt. 

Cormopus: Keine Axillaris trotz des Flügellappens. 

Oncodemerus: Keine eigentliche Ader, sondern nur tiefe, keilförmige 

Aushöhlung, die spitz verläuft. 

Taphroderes, Bolbocranius, Anisognathus: Normale Ader am Hinter- 
 rand des Flügellapens. 
Ischnomerini. 


Ischnomerus: Axillaris sehr stark und breit, keilförmig, dicht am 
Hinterrand gelegen. 
8. Heft 


22 R. Kleine: 


Ephebocerini. 
Ephebocerus: Schwache Randader im Lappen. 
Jonthocerus: Keine Flügellappen. 


I 


Abb. 19, App. 130; Abb. 21. 


Trachelizini. 

Alle Gattungen, die überhaupt einen Flügellappen haben, sind 
übereinstimmend gebaut. Kein Lappen ist ohne Axillaris. Die 
Form ist durchaus einheitlich: die Ader liegt + lang am Hinterrand 
des Lappens. 

Arrhenodini. 

Alle Gattungen haben die normale Axillaris als Ader im 
Hinterrandteil des Lappens. Die Ader ist immer recht kräftig, z. T. 
gerade, z. T. geschwungen. 


Belopherini. 
Gleich den Arrhenodini. 
Eutrachelini. 
Desgleichen. 
Tychaeini. 
Desgleichen. 
Brenthini. 
Desgleichen. 
Ceocephalini. 
Desgleichen. 
Nematocephalini. 
Desgleichen. 
Ithystenini. 


Es kommt bestimmt zur Ausbildung einer normalen Axillaris, 
so Zz. B. bei Diurus, Ithystenus, Lasiorrhynchus. Keine sichere 
Axillaris trotz eines, wenn auch nur schwachen Flügellappens: 
Mesetia. Alle schlanken Flügel haben natürlich keine Axillaris. 


Ulocerini. 


Ich konnte keine Axillaris sicher nachweisen: Ulocerus. 
Die Axillaris ist stark entwickelt: Pholidochlamys. 


J. Andere Adern. 


Trotz des äußerst reduzierten Geäders finden sich doch noch 
einige Adern im Brenthidenflügel, die nicht unmittelbar zu den 
Hauptadern gehören und eine Besprechung verlangen. 

In der Abbildung des Brenthidenflügels finden sich zwischen 
Cubitus und Analis zwei Aderrudimente. Ich habe sie bei meinen 


Der Brenthidenflügel 23 


systematischen Arbeiten immer in gleicher Form und Gestalt ge- 
sehen und bin der Meinung gewesen, es handele sich um Abkömm- 
linge des Cubitus. Diese Ansicht hat sich als irrig erwiesen. Die 
Untersuchung von 100 Brenthidengenera hat ergeben, daß diese 
Aderfragmente in den Bereich der Analis gehören. Nachstehend 
die Untersuchungsergebnisse. 


Taphroderini. 


Zemioses: Es ist nur das hintere Fragment entwickelt und auch 
nur sehr schwach, aber in normaler Länge. Keine Neigung zur 
Verschmelzung mit der Analis. 

Cyphagogus: _Desgleichen. 

Das Fragment ist nur L 
noch als schwache Pig- N 
mentierung sichtbar. 

Anomalopleura: Nur das = 
vordere Aderfragment U R 
ist vorhanden, die Aus- Abb. 22. 
bildung ist kräftig, am 
Rande ist die Ader dick, nimmt nach innen zu ab und geht in 
eine verloschene Ader(Linie) über. Diese läßt sich bis zur 
Mündung in die Analis deutlich verfolgen. 

Calodromus: Nur das vordere Fragment ist vorhanden und nur als 
Linie, nicht als Ader. 

Paraclidorrhinus: Desgleichen. 

Sebasius: Beide Fragmente sind als zarte Linien erkennbar. 

Oncodemerus: = Anomalopleura. 

Taphroderes: Beide Fragmente sind nicht nur sehr scharf ent- 
wickelt, sondern lassen auch deutlich ihre ursprüngliche 
Natur erkennen. Das der Analis am nächsten liegende Frag- 
ment ist mit der Analis noch verbunden. Allerdings nur durch 
eine zart pigmentierte Linie, aber doch ganz scharf erkennbar. 
Selbst die Stelle, an der diese Ader auftreffen würde, ist erkenn- 
bar. Die Analis ist an dieser Stelle verdickt. Das vordere Frag- 
‘ment läuft auf dem hinteren zu; der Verlauf ist genau zu ver- 
folgen. Aus dem Befund kann man sich ein einwandfreies Bild 
über den ursprünglichen Zusammenhang machen. 

Bolbocranius und Anisognathus: Es werden zwei gleichgroße und 
gleichgeformte Aderfragmente entwickelt. 


Ischnomerini. 
Ischnomerus: Beide Aderfragmente sind entwickelt, Gestalt normal. 


Ephebocerini. 

Ephebocerus: Es ist nur ein schwaches, kurzes, linienartiges 
Fragment vorhanden, ob es das vordere oder hintere ist, kann 
ich nicht entscheiden. 

Jonthocerus: Beide Fragmente sind vorhanden. Das hintere ist 
deutlich noch mit der Analis durch linienartige Aderrudimente 
verbunden. 


8, Heft 


24 R. Kleine: 


Trachelizini. 

Ceunonus: Nur das vordere Fragment vorhanden. 

Higonius: Desgleichen. 

Araiorrhinus: Desgleichen. 

Cordus: Erstes Fragment kurz, zweites lang, nicht verbunden, 

Symmorphocerus: Desgleichen. 

Hypomiolispa: Beide Fragmente in gleicher Länge entwickelt. 
An der Analis die ev. Ansatzstelle knotig verdickt. 

Anocamara: = Cordus. 

Calyptus: Vorderes Fragment nur als pigmentierte Stelle vor- 
handen, hinteres fehlt. 

Hoplopisthius: = Hypomiolispa. 

Trachelizus (altweltlich): Desgleichen. 

Stereodermus: Die Fragmente sind vollständig miteinander ver- 
bunden und lassen über ihre Natur keine Zweifel aufkommen. 
Es handelt sich um eine reguläre Nebenader der Analis, deren 
basaler Teil unterhalb des Cubitus verläuft, sich dann gabelt 
und so bis zum Flügelrand reicht. 

Carcinopisthius: Ein ganz ähnliches Bild. Die Fragmente sind 
undeutliche, von starker Pigmentierung umgebene Gebilde, 
die in der eben beschriebenen Weise sich vereinigen und dann 
gemeinsam der Analis zustreben und sie auch erreichen. 
Von dem hinteren Fragment spaltet sich noch ein weiteres, 
mehr der Analis zu gelegenes, ab. 

Trachelizus (neotropisch): Nur ein, aber normal entwickeltes 
Fragment. 

M'yrmecobrenthus: Desgleichen. 

Amorphocephalus: = Cordus. 


Arrhenodini. 

Eußeithes: Nur das hintere Fragment grob und robust vorhanden. 

Spatherrhinus: Vorderes Fragment kurz, hintereslang; Verlängerung 
in Linie gegen die Analis, diese an der Ansatzstelle verdickt. 

Estenorrhinus: Unklares Bild. Hinteres Fragment normal, vorderes 
dem hinteren eng anliegend und in der Nähe des Flügelrandes 
dieses begleitend. Dann wendet es sich ab und ist als glatte 
Linie, auf die Analis zustrebend, zu beobachten. 

Debora: = Spaterrhinus, keine Verlängerung gegen die Analis. 

Eupsalis: Desgleichen. 

Pseudorychodes, Arrhenodes, Orychodes: Desgleichen. 

Baryrrhynchus: Ähnlich wie bei Estenorrhinus. Die beiden Frag- 
mente sind vor dem Flügelrande vereinigt, so daß sie als eine 
Ader den Rand erreichen. 

Schoenfeldtia: = Debora. 

Agriorrhynchus: = Baryrrhynchus, aber die Analis selbst ist am 
Flügelrande gegabelt. 

Ubanius: Das hintere Fragment ist am Flügelrande gesabelt, von 
der Gabelung will sich eine Querader nach dem vorderen 
Fragment abzweigen. 


Der Brenthidenflügel 25 


Stratiorrhina: Spatherrhinus-artig. 
Episphales, Prophthalmus: = Debora. 


Belopherini. 
Alle untersuchten Flügel einheitlich: vorderes Fragment kurz. 
hinteres lang. 
Eutrachelini. 
Desgleichen. 
Tychaeini. 
Die Vereinigung der Aderfragmente mit der Analis ist zwar 
noch nicht lückenlos, aber schon so weit gediehen, daß die Natur 
der Aderung genau erkennbar ist. 


Brenthini. 

Claeoderes: Die Fragmente sind noch getrennt, sonst normal. 
Brenthus: Nur das hintere Fragment entwickelt und im Verlauf 
auf die Analis zu erkennen, vorderes fehlt vollständig. 
Cephalobarus: Die Fragmente zu Adern entwickelt und in die 

Analis mündend, diese am Flügelrande gegabelt. 


Ceocephalini. 

Uropterus: Vorderes Fragment ganz klein und isoliert, hinteres mit 
der Analis verbunden. 

Temnolaemus: Die Fragmente sind zwar noch isoliert, aber sie 
sind sehr kräftig und lang und an ihnen wie an der Analis sind 
überall die Ansatzstellen ganz klar ausgebildet. 

Schizotrachelus: Keine Fragmente vorhanden. 

Rhinopteryx: 2 zarte, isolierte Fragmente. 

Hormocerus: = Urofterus. 

Apterorrhinus: = Schizotrachelus. 

Piazocnemis: Zwei kurze, isolierte Fragmente. 

Storeosomus: Ein neues Bild. Zwischen den normalen Fragmenten 
liegt nach dem Flügelinnern zu noch ein kurzes drittes. 


Rhytidocephalus: = Piazocnenus, nur etwas länger. 

Paryphobrenthus: = Piazocnemis. 

Opisthenoplus: Desgleichen. 

Stroggylosternum: = Temnolaemus. 
Nematocephalini. 


Bei allen Gattungen fand ich zwei scharfe Fragmente vor, 
die bei manchen Gattungen noch ihren einstigen Zusammenhang 
erkennen lassen. Sonst ohne Besonderes. 


Ithystenini. 
Prodector: Vorderes Fragment sehr klein, hinteres sehr lang und 
am Rande gegabelt. 
Homales: Die beiden Adernfragmente sind in der Nähe des Flügel- 
randes durch eine Querader verbunden. 
Cediocera: Beide Aderteile ganz rudimentär aber noch als deutliche 
Ader zu erkennen. 


8. Heft 


6 R. Kleine: 


Phocylides: Mit der Analıis verbunden. 

Diurus: Desgleichen. 

Ithystenus: = Prodector. 

Ozodecerus: = Phocylides. 

Bolbogaster, Mesetia, Achrionota: = Prodector. 

Heterophtes: Nur das vordere Fragment ist lang und kräftig und 
deutlich bis zur theoretischen Vereinigung mit der Analis zu 
verfolgen. Der hintere Aderteil ist nur angedeutet. Trotzdem 
läßt sich doch gut verfolgen, wo derselbe in das vordere Frag- 
ment einmündet. 

Ulocerini. 

Ulocerus: Zwei normale, kräftige, aber getrennte Fragmente. 

Pholidochlamys: Die Fragmente der Analis sind fast verschmolzen, 
die Analis mit Ansatzstelle der Fragmente versehen, also weit- 
gehende Verschmelzung. 

Die Untersuchung hat also zu interessanten Resultaten ge- 
führt. Es ist ohne Frage, daß sich in allen Tribus die gleiche Tendenz 
zeigt: Neigung, diese Aderfragmente mit der Analis zu vereinigen. 
Ich möchte nicht mißverstanden sein: Die Neigung ist nicht positiv, 
sondern negativ. Mit der Evolution geht die Geäderreduktion 
. einher. Trotzdem will ich nicht diejenigen Gattungen, bei denen 
die Fragmente ganz erloschen sind, etwa als phylogmetisch am 
jüngsten bezeichnen. Das wären voreilige Schlüsse. Wir kennen 
zu wenig Formen erst. Es ist auch durchaus nicht gesagt, daß sich 
alle Arten einer Gattung, ja nicht einmal alle Individuen einer Art 
gleich verhalten. Die Umwälzung, die Tendenz, das Geäder zu ver- 
einfachen, ist noch nicht zu Ende. Alles ist noch in Fluktuation. 
Wenn ich deshalb bei den einzelnen Gattungen den Befund angebe, 
so geschieht das nicht um die Gattung zu charakterisieren, sondern 
um das Faktum festzulegen. Daher lehne ich es auch prinzipiell 
ab, irgend welche Schlüsse aus der Untersuchung zu ziehen, ob- 
schon es gewiß kein Zufall ist, daß z. B. die Taphroderini und 
Arrhenodini usw. so geringe Neigung zur Vereinigung der Aderrudi- 
mente haben, die Ithystenini aber so starke. 

Viel wichtiger erscheint mir die Tatsache, daß wir durch die 
Untersuchung überhaupt einen Einblick in die Natur des Brenthi- 
denflügels gewinnen. Ich bin immer der Meinung gewesen, diese 
sonderbaren Adergebilde gehören dem Cubitus an, während sie in 
Wirklichkeit doch zur Analis gehören. Ich sah sie bei manchen 


Ithysteniniso nahe an den Cubitus herangehen, daß nur etwa ein 


Aderdurchmesser dazwischen lag und doch fand keine Vereinigung 
statt. 

Weiter sind die Ergebnisse aber auch insofern von Interesse, als 
sie direkt die von Comstock und Nedham verteidigte Natur des Flügel- 
geäders der Insekten bestätigen. Wir sahen nicht nur die Analis 
selbst sich gabeln, sondern auch die, ich will sie nur einmal so 
nennen, Subanalis. Undauch diese gabelt sich wieder am Flügelrande 
und bildet an ihrer Basis noch weitere zum Rande strebende Adern, 


| 


Der Brenthidenflügel 27 


die sich wahrscheinlich auch gegabelt haben. Dazu noch die Quer- 
adern zwischen den Gabelungen. Hier liegt es doch klar zu Tage, 
daß wir ohne Frage atavistische Erscheinungen in der mannig- 
fachsten Form vor uns haben. 


K. Queradern. 


Systematischen Wert kann ich ihnen nicht beimessen. 

In dem schon mehrfach erwähnten Faltungsfeld finden die 
dasselbe berührenden Adern nicht ihr Ende, sondern sie wechseln 
nur ihre Gestalt. Das Faltungsfeld ist nun dadurch von Bedeutung, 
als es nach der Flügelmitte zu durch eine Querader von sehr ver- 
schiedener Gestalt abgeschlossen wird. In der Regel verläuft diese 
Ader vom Radius 2 bis zur Media 2, kann aber auch in seltenen 
Fällen, bis zum Radius 1 vordringen, also bis zum Flügelrande, 
niemals berührtsie aber den Cubitus. Alle Brenthiden haben diese 
Querader, von welcher Form und Gestalt sie sind, will ich nun 
zeigen. 

Taphroderini. 

Zemioses: Die Ader ist fast ganz verloschen, jedenfalls äußerst 
schwach und zum Teil kaum erkennbar. Das für Zemioses 
Gesagte gilt auch für CyPhagogus, Pseudocyphagogus, Anoma- 
lopleura, Calodromus, Paraclidorrhinus, Sebasius, Cormopus. 
Sicher auch noch für nicht untersuchte Gattungen des Tribus. 

Oncodemerus: Die Ader ist zwar kurz und verbindet R.(adius) und 
M.(edia) gerade, läßt sich aber genau fixieren. Für Taphroderes 
gilt dasselbe. 

Bolbocranius, Anisognathus: Die Ader verläuft nicht so gerade wie 
bei den vorherigen Gattungen, sondern lehnt sich mehr den 
Längsadern an. Die Verbindungsbrücke bleibt natürlich. Es 
kann sich aber nur um sehr schräg liegende Queradern handeln. 


Ischnomerini. 
Ischnomerus: Die Ader ist von mittlerer Stärke und etwas nach 
innen gebogen. 
Ephebocerini. 
Der Queradertypus ist nicht einheitlich. So ist Ephebocerus 
nach dem Bolbocranius-Typus gebaut, Jonthocerus = Tapbhroderes. 
Also selbst in diesem kleinen Tribus keine Einheitlichkeit. 


Trachelizini. 

Das Bild ist kein einheitliches. Die lange QOuerader (= Taphro- 
deres) findet sich bei Ceunonus, Higonius, Hoplopisthius, Trachelizus, 
Cerobates, Stereodermus, Carcinopisthius. Den Bolbocranius-Typus 
sah ich bei Araiorrhinus, Cordus (hier auffallend spitz), Symmorpho- 
cerus, Miolispa, Calyptus, Myrmecobrenthus. Ganz auffallend kurz 
aber gerade war sie bei Hypomiolispa. Weniger scharfkantig als 
mehr gerundet: Gynandrorrhynchus. Übergangsformen, deren 
2. ROUEReU nicht sicher festzulegen war: Anocamara, Amor phoce- 
Phalus. 


8. Heft 


98 R. Kleine: 


Arrhenodini. 
Es sind auch in diesem Tribus alle Übergänge und Formen zu 
finden, ohne daß irgend ein Anhalt für Einheitlichkeit systema- 
tischer oder geographischer Gruppen festzustellen wäre. 


Belopherini. 


Vornehmlich Taphroderes-Typus, nur mehr rundlich, vereinzelt 
(Henarrhenodes) auch eckige‘, Form. 


Eutrachelini. 

Taphroderes-Typus. 

Tychaeini. 

Die Querader ist kurz und liegt weit im Faltungsfeld, also 
basalwärts. Beachtenswert ist’der Umstand, daß zwischen Radius 1 
und 2 noch eine kleine Querader liegt. Es sind also in Wirklichkeit 
zwei Queradern, beide kurz, vorhanden, die aber seitlich verschoben 
sind. Eine Erscheinung, die sich auch bei anderen Insektenflügeln 
nicht selten findet. Die Lage;der oberen Querader ist öfter so, das 
ist nicht absolut nötig, wie ich noch zeigen werde. 


Brenthini. 


. Einheitliche Anordnung bei allen untersuchten Gattungen 
nach dem Taphroderes-Typus. 


Abb. 23. Abb. 24. Abb. 25. 


Ceocephalini. 
Uropterus: Lange Querader bei geringer Einbuchtung, in direkter 

Fortsetzung gleich starke Ader zwischen Radius 1 und 2, — 
Temnolaemus: Gleiche Grundform. Die kleine Querader zwischen 

den Radialadern nicht in direkter Fortsetzung der großen 

Querader, sondern schräg dazu. 

Hormocerus: = Uropterus. 

Opisthenoplus: Querader wie bei Temnolaemus. Kleine Querader 
auch ähnlich wie dort, aber viel schräger. 

Stroggylosternum: Desgleichen. 

Alle anderen mir vorgelegenen Gattungen hatten keine kleine 
Querader. Vom Bolbocranius-Typus waren nur die Gattungen 
Isoceocephalus und Heterothesis. Alle anderen hatten Taphroderes- 
Typus, meist ganz scharf und eckig ausgeprägt. Mehr rundlich 
waren Adterorrhinus und Pseudoceocephalus. Sehr flach Rhytido- 
cebhalus. Sehr schwach, fast nur als Linie oder Aufhellung des 
Pigmentes sichtbar bei Eubactrus und Autarcus. 


Der Brenthidenflügel 29 


Nematocephalini. 


Alle Gattungen mit eckiger, kräftiger Querader. Zetophloeus 
mit Querader zwischen den Radialadern nach Lage von Tychaeus. 


Ithystenini. 


Prodector: Eckige Form der Querader, zwischen Radius 1 und 2 
eine vor der großen Querader basalwärts stehende kleine Quer- 
ader' 

Homales: = Temnolaemus. 

Diurus: Die große Querader steigt schräg z 
Radius 2auf und setzt sich in direktem Verlauf 
bis zum Flügelrande fort. Die, Knickung’der 
großen Ader ist dadurch bis zum Radius 2 Abb. 26 
herangezogen. Ein sehr seltener Fall. Kos 
Von diesen Ausnahmen abgesehen, sah ich bei allen Gattungen 

fast stets eine eckige Form. In einzelnen Fällen waren die Ecken 

etwas rundlich. 


Ulocerini. 

Querader groß, stumpfeckig. 

Ohne Zweifel sind die Queradern äußerst interessant. Solange 
die große Ader zwischen Radius und Analis gerade bleibt, scharf- 
kantig umbiegt und nicht zu tief im Inneren des Faltungsfeldes liegt, 
ist ihr Charakter ganz klar. Die Schwierigkeit des Erkennens wird 
erst größer, wenn die Lagerung schräg wird. Und in der Tat kann 
sie so schräg werden, daß sie wenigstens auf eine kurze Strecke hin, 
mit Radius2 bzw. Media 2 ein und dieselbe Bahn hat. Ist das der 
Fall, dann verkürzt sich die Ader wohl, bleibt aber doch noch immer 
erkennbar. Nicht immer ist sie aber scharfkantig, es kommt auch 
vor, daß sie mehr rundliche’Gestalt annimmt, das sind Ausnahmen. 
Im übrigen ist die Grundgestalt natürlich auch der Variation 
unterworfen. Der Charakter bleibt aber auf jeden Fall gewahrt. 

Sehr wichtig ist auch die kleine Querader zwischen den Radial- 
adern. Ob es rein zufällig ist, daß sie nur bei einigen Tribus vor- 
handen sind, lasse ich dahingestellt. Eigentümlich bleibt die Er- 
scheinung auf jeden Fall. Daß die Ader die Fortsetzung der großen 
Querader ist, halte ich für ganz gewiß. Mehrere Gattungen be- 
weisen das. Andererseits ist zu beachten, daß sowohl Verschiebung 
gegen die große Ouerader sowohl nach vorn wie hinten stattfinden 
kann. 

L. Verloschene Adern und Falten. 

Wohl alle Insektenflügel mit reduziertem Geäder lassen noch 
durch verloschene Adern, Linien und Falten den einstigen Verlauf 
erkennen. Auch beim Brenthidenflügel ist das der Fall. 

Im Faltungsfelde sind Rudimente noch am wenigsten wahr- 
zunehmen. Hauptsächlich sind die unsicheren Reste von Media 2, 
die hier zu finden sind. 

Über das Faltungsfeld hinaus setzt sich die rudimentäre 
Media 2 nicht eigentlich fort, es sei denn, daß man eine ganz kurze, 


8. Heft 


30 R. Kleine: 


möglicherweise zu Media 1 gehörige Beifalte hierher zählen könnte. 
Zwischen Cubitus und den Analadern sind konstant Falten zu 
sehen; die stärkste zieht sich von der Mündung des Cubitus am 
Flügelrande bis zur Basis der Ader hin. Ich vermag sie aber nur 
als Zugfalte, d. h. als Gegenspannung gegen den Druck der Ader 
selbst auf die Flügelfläche anzusehen. Das gilt auch von den Falten 
zwischen den Analadern. Irgendwelche Rudimente von Bedeutung 
konnte ich nicht nachweisen. 


* * 
* 


Übersieht man die Ergebnisse, so ergibt sich die betrübende 
Tatsache, daß keine Momente scharf genug zu Tage treten um 
eventuell auf die verwandtschaftlichen Verhältnisse Licht zu werfen. 
Es gibt keine klare umschlossene Gruppe, keine Eigenschaft, die 
nur einem Tribus oder einer zoogeographischen Gemeinschaft 
eigen wäre. Die Brenthiden sind noch ein junger Zweig am Coleo- 
pterenstamme, die Einheitlichkeit ihres Gesamtcharakters ist, was 
den Flügel anlangt, sehr groß und nur geringen Spaltungen unter- 
worfen. Was wiran den Nebenadern variabel sahen, bestätigt eben 
nur die Erfahrungen früherer Beobachter: Es kommen atavistische 
Erscheinungen vor, die in allen Tribus auftreten können. Da sie 
nur Sporadismen sind und vielleicht sogar nur von individueller 
Bedeutung, so sind sie für die Systematik wertlos. Es müßten 
ganze Genera durchgearbeitet werden, wie groß etwa die Differenz 
innerhalb derselben ist. Ja noch mehr: an häufigen Arten sollte 
man einmal einige Hundert Individuen opfern, um die Schwan- 
kungen in der kleinsten systematischen Einheit kennen zu lernen. 
Für Festlegung größerer systematischer Einheiten ist der Flügel 
ohne Belang. Damit können die Untersuchungsergebnisse natürlich 
nicht wertlos sein, denn sie lassen uns einen Einblick in den morpho- 
logischen Aufbau der Brenthiden tun. 


Die Gattung Jonthocerus Lacordaire. 
Von 


R. Kleine, Stettin. 
(Mit 14 Figuren.) 


Die Gattung enthält keine Arten, die vor ihrer Begründung 
bekannt gewesen wären. Es genügt also auf Lacordaires Original- 
Diagnose zu verweisen!). Ich konnte alle Arten, bis auf drei, 
untersuchen und habe trotz der weiten Verbreitung doch voll- 
ständige Einheitlichkeit gefunden. Es erübrigt sich also auf die 
Gattungsdiagnose selbst einzugehen, da keine Erweiterung der- 


!) Gen. Col. VII, 1866, p. 415. 


Die Gattung Jonthocerus Lacordaire sl 


selben zu erwarten ist. Jonthocerus ist eine der wenigen Bren- 

thidengattungen, die bei weiter Verbreitung streng einheitlichen 

Charakters ist. 

Es sind folgende Arten (chronologisch geordnet) beschrieben: 
1866. crematus Lacordaire (Typus), 

1872. ophthalmicus Pascoe, 

1884. nigripes Lewis, 

1886. Dapuensis M’Leay, 

1893. foveolatus Senna, sondaicus Senna, 

1894. carinensis Senna, 

1898. angulaticedps Senna, Conradti Senna, mentaweicus Senna, 
mimus Senna, Modighanii Senna, Pasteuri Senna, zanzi- 
baricus Senna, 

1916. bicolor Heller, 

1920. laticostatis Kleine, astaticus Kleine. 

Die Einheitlichkeit der Arten ist sehr groß, die Unterschei- 
dung der Geschlechter oft nicht leicht. Weiber trifft man äußerst 
selten an, da sie scheinbar nicht als zu Jonthocerus gehörig er- 
kannt worden sind. Nur von nigrides sah ich sie in: größerer 
Anzahl. 

Zum allgemeinen Gattungscharakter sind noch einige Hin- 
zufügungen zu machen. 

Da die Unterscheidung nach den äußeren Merkmalen auf 
jeden Fall nicht leicht ist, so habe ich den Begattungsapparat mit 
herangezogen. Die Untersuchungen sind nicht ohne Erfolg ge- 
blieben. Zunächst hat sich ergeben, daß Jonthocerus keine ge- 
spaltenen Parameren besitzt, eine Eigenschaft, die ich schon bei 
einer anderen Gattung dieses Tribus nachgewiesen habe. Sollte 
sich dies Merkmal etwa nur für die Ephebocerini als positiv er- 
weisen, wäre es von größter systematischer Bedeutung. Es ist 
der Befund auch darum von Wichtigkeit, weil er bei allen Arten, 
von Australien bis Westafrika wiederkehrt und die Einheitlich- 
keit des Gattungsmassivs beweist. Einigen Arten scheint die Be- 
haarung an der Spitze der Parameren zu fehlen (crematus, angu- 
laticeps, nigripes), es kann aber auch sein, daß sie in so zarter 
Verfassung vorhanden sind, daß ich sie nicht sicher feststellen 
konnte. Im allgemeinen ist die Behaarung nämlich äußerst ge- 
ring und zart und besteht nur in einem kleinen Büschel Haare, 
die selbst nur wie ein einziges Haar aussehen. Hierher sind die 
meisten Arten aus allen Faunengebieten zu zählen; wahrschein- 
lich gehören die Haarlosen auch hierher. Nur in einem Falle 
fand ich starke Behaarung (laticostatis); da waren die Parameren 
vorn auch nicht spitz oder doch wenigstens gerundet, sondern 
breit abgeplattet. Also: individuelle Verschiedenheit ist vorhanden 
und für Feststellung der Art ist die Form der Parameren von Be- 
deutung, den Gattungscharakter beeinflussen sie nicht. Es ist 
merkwürdig, daß die abweichende laticostatis-Parameren eine Art 
treffen, die nicht an den Grenzen der Verbreitungsgebiete liegt, 


8. Heft 


32 R. Kleine: 


sondern sozusagen mitten darin. Das beweist zur Genüge, daß 
man den Parameren nur artlichen Unterscheidungswert beimessen 
kann. Die Abspaltung ist rein zufällig. Laticostatis kommt mit 
nigripes zusammen vor, dessen Parameren dem Grundtypus ent- 
sprechen, der aber mit Zaticostatis durch die eigenartige Rippen- 
bildung auf den Decken verwandt ist. 

Kein so einheitliches Bild gewährt der Penis. Allerdings 
herrscht auch hier eine Grundform vor, die viele Arten umfaßt 
(crematus, nigripes, angulaticeps, Pasteuri, Conradti, zanzıbaricus, 
sondaicus und wahrscheinlich auch noch weitere). Hiervon habe 
ich einige abweichende Formen gesehen. 

Der Grundtyp ist durch seine Keulenform und die Art seiner 
Chitinisierung gekennzeichnet. Auf jeden Fall läuft das Prä- 
putium vorn + spitz aus, wenigstens ist es niemals gerade ab- 
gestutzt. Zu den Arten mit spitzen Präputialteil gehört auch 
der neue asiaticus. Er hat ein noch spitzeres Präputium als die 
anderen Arten, ist aber sonst von ganz anderer Gestalt. Während 
sich bei der Grundform der Penis hinter dem Präputium ver- 
engt, erweitert er sich zunächst und wird dann erst wieder enger. 
Diesen spitzen Formen stehen diejenigen gegenüber, deren Prä- 
putium abgeflacht ist: ophthalmcus und laticostatis. Würden 
beide Arten näher zusammenliegen, könnte dies Merkmal Be- 
deutung haben, erstere Art kommt aber nur in Australien vor, 
letztere auf Formosa. 

Mit Ausnahme von ophthalmicus, dessen Penis an den Rän- 
dern am intensivsten gefärbt ist und nach dem Innern an Tiefe 
nachläßt, ist bei allen anderen Arten das Gegenteil der Fall. 
Nicht daß die Ränder etwa ohne tiefere Pigmentierung wären, 
im Gegenteil, mit Ausnahme von asiaticus, ist das bei allen der 
Fall, aber es findet sich im Innern noch eine stärker pigmentierte 
Mittellinie, die sich bei den Formosaarten und sonst keiner an- 
dern, am Grunde des Präputiums gabelt. Zur Trennung von 
Gruppen ist der Begattungsapparat nicht verwendbar, weil sich 
die einzelnen Merkmale der Parameren und des Penis so durch- 
einander verbunden finden, daß kein System hineinzubringen ist. 

Die Parameren haben also in ihrer Grundform für den Gat- 
tungsbegriff Bedeutung, in ihrem speziellen Aufbau, wie auch der 
Penis, nur Wert für die Arttrennung. 

Beachtenswert ist die Art der Rippenbildung der Elytren 
und die Ausfärbung. Was die Rippenbildung anbelangt, so stehen 
zwei Typen gegenüber, die sich in folgendem charakterisieren: 
1. die neben der Sutura liegende Rippe (2) ist auf der Mitte nicht 
unterbrochen, die auf der Oberseite der Decken liegenden Rippen 
sind daher auch nur wenig geschwungen, und 2. die Rippe 2 ist 
immer, meist in größerem Umfange, unterbrochen, die Rippen 
der Oberseite sind daher stärker nach innen geschwungen. Die 
erste Gruppe umfaßt vier Arten, von den zwei (nigripes, lati- 
costatis) auf Formosa vorkommen, und zwei (Conradti, zanzi- 


Die Gattung Jonthocerus Lacordaire 38 


barıcus) in Afrika. Trotz der scheinbaren Abgeschlossenheit inner- 
halb bestimmter Gebiete kann diesen Merkmalen doch keine 
höhere systematische Bedeutung beigelegt werden, weil auf For- 
mosa auch Arten mit unterbrochener zweiter Rippe unter den 
anderen vorkommen. 

Endlich wären auch über die Deckenzeichnung noch ein 
paar Worte zu sagen. 

In meinen früheren Arbeiten habe ich derselben stets die 
nötige Beachtung geschenkt, weil mir die Zeichnung an bestimmte 
Gesetze gebunden schien. Meine Beobachtungen habe ich in 
einer besonderen Arbeit niedergelegt?). Jonthocerus gehört in 
Abt. 1, bei der dieZeichnung nicht an bestimmte Skulpturelemente, 
nämlich die Rippen, gebunden ist, im übrigen aber auch be- 
stimmten Gesetzen unterliegt. Eines dieser Grundgesetze be- 
steht nun darin, daß sich an der Sutura eine postmediane Makel 
bildet, die als primäres Zeichnungselement anzusprechen ist. 
Diese Primärzeichnung fehlte nun der Gattung vollständig, wie 
mir das bei meinen Zeichnungsstudien schon unangenehm Auf 
gefallen war. 

Betrachtet man die Zeichnungen der Jonthocerus- Arten, so 
scheint jede Einheitlichkeit zu fehlen. Die Unsicherheit wird 
noch erhöht, als auch einfarbige, d. h. solche Arten vorkommen, 
deren Decken überhaupt keine Zeichnung besitzen. Teils ist die 
Grundfarbe hellrotbraun, so z. B. foveolatus, laticostatis, mimus, 
Modiglianii, ophthalmicus und Papuensis, oder sie vertieft sich 
ganz allgemein, Pasteuri, oder kann auch tiefschwarz sein: bicolor. 
Man beobachtet hier die interessante Erscheinung, daß der Über- 
gang von hell zu dunkel nicht nur dadurch entsteht, daß sich 
einzelne schwarze Partien bilden, sich vergrößern und endlich 
die Decken umfärben, sondern daß die Dunkelfärbung ganz all- 
gemein und nach und nach stattfinden kann, 

Vergleicht man nun die Arten mit bunten Decken, so treten 
uns eigentlich nur zwei Grundtypen entgegen, deren eine durch 
die Afrikaner repräsentiert wird und seinen Ausdruck darin findet, 
daß die schwarze Zeichnung an der Basis beginnt und gegen die 
Spitze ausläuft, während beim anderen die Zeichnung von der 
Spitze ihren Ausgang nimmt. Dieser Typus ist auch nicht so 
einheitlich. Die schwarzen Partien können die ganze Decke bis 
auf den Humerus umfassen und nur diesen selbst freilassen: angu- 
laticeps, oder die Spitzenhälfte in + großem Umfang, nicht aber 
bis zur Mitte, bedecken: crematus, sondaicus, asiaticus, oder auch 
nur ganz unbestimmt umgrenzt sein: migripes. 

. Bei Durchsicht des immerhin ansehnlichen Materials fand 
ich bei Conradti, von dem ich über hundert Individuen sah, daß - 
in der Tat doch Anlehnung an den Grundtyp vorhanden ist, 
d. h. die postmediane Makel an der Sutura war nachweisbar 
.. *) Archiv für Naturgeschichte in Druck. 


Archiv für Nat hichte ; 5 
a 1919, An Bar 3 8. Heft 


34 R. Kleine: 


und wurde zuweilen sogar sehr deutlich. Die Gattung Jonthocerus 
durchbricht also den von mir angenommenen Entwicklungsgang 
nicht. Die Makel ist auch hier das Primäre und damit verbunden: 
die Entwicklung der schwarzen Zeichnungselemente nimmt an 
der Basis ihren Ausgang. Über die Arten mit größter Ausdehnung 
der Zeichnung im Spitzenteil kann ich mir vorläufig noch kein 
Urteil erlauben.®) 
Geographische Verbreitung. 

Wenige Gattungen der Brenthiden sind so weit verbreitet 
wie Jonthocerus. Die Feststellung ist um so wichtiger, als die 
Einheitlichkeit der Gattung durch meine Untersuchung sicher ge- 
stellt ist. 

Von Neusüdwales läuft die Verbreitungslinie über Queens- 
land, um dann unter Umgehung von Neuguinea und Celebes 
nach den Philippinen überzuspringen. Der hier fehlende Zusammen- 
hang wirkt störend. Ich bin der Meinung, daß auch Neuguinea 
und Celebes noch besetzt sein kann, denn der auf den Philippinen 
gefundene bicolor ist in der Ausfärbung ein reines Neuguineatier, 
bedenkt man ferner, daß von den Philippinen erst in letzter Zeit 
Jonthocerus bekannt geworden sind und dann gleich in mehreren 
Arten, so ist mein Vorbehalt berechtigt. 

Von den Philippinen zweigt sich eine Linie nach Norden ab, 
läuft über Formosa nach Japan und erreicht hier die Nordgrenze. 
Die Hauptmasse wendet sich nach Westen. Ich konnte Vertreter 
über Palawan nach Borneo verfolgen, auf Java und Sumatra 
findet sich die Hauptmasse. Eigentümlich bleibt das Fehlen auf 
den Molukken. Von Sumatra aus geht ein kleiner Zweig nach 
den Andamanen, ein anderer wendet sich nach Norden und 
ist in Birma wiederzufinden. Wieviel Arten sich in Indien selbst 
finden, bleibt der zukünftigen Forschung überlassen. In Ceyion 
ist eine gute Art mehrfach gefunden worden und endlich ist die 
(rattung in Afrika, sowohl an der Ost- wie Westküste bis Fer- 
nando,Poo gefunden. 


Verteilung auf die Faunengebiete. 
1. Mandschurisches Gebiet. 
Japan: nigribes. 
2. Ceylonisches Gebiet. 
Ceylon: crematus. 
3. Indochinesisches Gebiet. 
Birma: carinensis. Andamanen: Modigliamii. 
Formosa: nigripes, laticostatis, asiaticus. 
4. Malayisches Gebiet. 
Sumatra: angulaticeps, sondaicus, Modiglianii, foveolatus, 
mentaweicus, mimus. 
Java: angulaticeps, Pasteuri. 


®) Die Variation in der Ausdehnung der schwarzen Zeichnung ist ziem- 
lich bedeutend, hauptsächlich durch die Intensität der Farbentiefe bedingt. 


3. 
6. 
je 


Die Gattung Jonthocerus Lacordaire 35 


Borneo: asiatıcus. 

Philippinen: bicolor, asiaticus, Modiglianii (?). 
Australisches Gebiet. 

ophthalmicus, papuensis. 

Westafrikanisches Gebiet. 

Togo, Kamerun, Span. Guinea: Conradti. 

Ostafrikanisches Gebiet. 

D.O.A., Zanzibar: zanzıbaricus. 

Ophthalmicus von Si Rambe& bleibt fraglich, wahrscheinlich 


wird es sich um asiaticus handeln, der offenbar die weiteste Ver- 
breitung hat. 


ss 


Bestimmungstabelle der Arten.?) 


Zweite Rippe (erste neben der Sutura) auf der Deckenmitte 
mehr oder weniger, meist aber beträchtlich unterbrochen 5 
Zweite Rippe nicht unterbrochen > 


Beine und Fühler schwarz nigripes Lewis 


- Beine und Fühler wie das ganze Tier braun 


Prothorax mit ganz obsoleter oder zarter Längsfurche 
Conradti Senna 
Prothorax kräftig, durchgehend gefurcht 4 
Einfarbig hellbraune Art, Parameren vorn breit und kräftig, 
behaart, Penis vorn abgeflacht, hinter dem Präputium er- 
weitert laticostatis n. Sp. 
Elytren im basalen Teil schwarz, auf den Innen- und Außen- 
rand desgleichen, Spitzenteil braun, Parameren löffelförmig, 
zugespitzt, mit feinem Haarbüschel, Penis vorn gerundet, 
hinter dem Präputium nicht erweitert zanzibaricus Senna 
Prothorax ungefurcht oder nur an der Basis undeutlich ein- 
gedrückt 6 
Prothorax kräftig gefurcht oder an der Basis tief grubig ein- 
gedrückt 8 
Decken tiefschwarz, Halsschild rot bicolor Heller 
Decken und Halsschild von rotbrauner Grundfarbe 7 
Kopf und Rüssel zusammen kaum so lang wie der Prothorax, 
derselbe völlig glatt papuensis M’Leay 
Kopf und Rüssel zusammen länger als der Prothorax, der- 
selbe an der Basis zart, undeutlich eingedrückt 
mentaweicus Senna 


Kopf hinter den Augen bestimmt winklig ) 
Kopf hinter den Augen gerundet oder höchstens mit ganz 
undeutlichen stumpfen Ecken 12 
Augen groß, Stirn schmal 10 
Augen mittelgroß, Stirn breit 11 


4) Senna hat in Not. Leyd. Mus. 1898/99 p. 186 eine Übersicht der damals 
bekannten Arten gebracht; soweit möglich habe ich dieselbe hier mit 
verwandt, 


y= 8. Heft 


36 BEL - R. Kleine: 


10. Schwarz, matt, Elytren nach der Spitze bräunlich,: Meta- 
tarsus der Hinterbeine länger als das 2. und 3. Glied 

carinensis Senna 

Dunkelbraun, Metatarsus der Hinterbeine nicht ‚länger wie 

das 2. und 3. Glied zusammen Modiglianii Senna 

11. Schwarz, Kopf, Rüssel, Fühler, 'Prothorax und Humerus 

rotbraun, Prothorax vorn stark verschmälert, Basis des Ab- 

domens einfach eingedrückt, nicht gefurcht 

angulaticeps Senna 

Rotbraun Prothorax vorn breiter, Abdomen an der Baäsis 


gefurcht mimus Senna 
12. Prothorax nur an der Basis grubig eingedrückt foveolatus Senna 
Prothorax + gefurcht 13 
13. Scheitel und Hinterhaupt nicht gefurcht | Pasteuri Senna 
Kopf + gefurcht ® 14 
14. Augen groß, Stirn sehr schmal 15 
- Augen klein, Stirn breiter r 17 


15. Einfarbig rotbraun, -Penis vorn eckig, Elytren am Hinter- 
rande dreieckig eingeschnitten, Außenecken stumpflich vor- 


stehend ophthalmicus Pascoe 
Elytren im Spitzenteil + schwarz, Penis vorn zugespitzt, 
Elytren am Hinterrande wenig eingeschnitten 16 


16. .Prothorax, Basis der Elytren und die Körperunterseite rot- 
braun, sonst schwarz, Parameren unbehaart, Penis keulig 
crematus Lacord. 

Rotbraun, nur die Elytren im Spitzenteil + dunkler, Para- 
„meren behaart, Penis nicht keulig, vorn: spitz, hinter dem - 


Präputium erweitert asiaticus n. SP. 
17. Rotbraun, zuweilen etwas dunkler, Spitzenteil der Elytren 
geschwärzt sondaicus Senna 


Jonthocerus nigripes Lewis. 

Journ. Linn. Soc. Lond. Zool. XVII, 1884, p. 298, t. 12, 
F.-5 85.6. 2. 

Die Lewis’sche Diagnose ist von spartanischer Ri Ba 
die Art nicht glücklicherweise schwarze Extremitäten, so könnte 
man sie auf jede beliebige Art anwenden. | 

Grundfarbe ein helles Kastanienbraun. Auf den Elytren ist 
die 1. und 2. Rippe etwas verdunkelt, an der Basis weniger; Decken- 
rand bis zum Absturz auch + angedunkelt; Fühler und Beine 
schwarz; Körperunterseite schwarzbraun, Glanz mäßig. 

Kopf oberhalb einzeln zerstreut punktiert, in den Punkten 
zuweilen behaart. Mittelfurche normal, tief, Seitenfurchen schwach. 
Unterseite tief grubig, nach dem Metarostrum zu mit deutlicher 
Mittelfurche, in den Gruben lang, zottig behaart. 
| Metarostrum wie der Kopf skulptiert, Prorostrum nur am 
Vorderrand mit einigen kräftigen Punkten; Vorderrand +. ge- 
rade,. Unterseite grob, grubig punktiert, in den Punkten einzeln 
aber lang behaart. 


Die ne Jonthocerus Lacordaire 37. 


10. Fühlerglied kürzer als das 9:  Apicalglied wis 
länger wie das 9. Behaarung schwarz. 

Prothorax am Halse schmaler als am Hinterrande, 
vorn etwas stärker zusammengeschnürt als hinten, 
oberseits tief gefurcht, vor. dem Hinterrande ver- 
schmälert sich die Furche oder verschwindet ganz; 
Hinterrand nicht aufgebogen oder abgeschnürt; Skulp- 
tur aus zerstreuten Punkten bestehend. 

Elytren breiter wie der Prothorax, parallel, 
am Absturz wenig verengt, Hinterecken gerundet, 
Hinterkanten fast gerade, zusammenstehend. Sutura 
erhaben, nur an der Basis flach, 2. und 3. Rippe apb. 1. 
vertieft, scharf convex, von der 4. ab flach. 1.—9. 

Furche schmaler wie die Rippen, die übrigen breiter. Auf den; 
Rippen zerstreute Punktierung. 

Schenkel an der Basis lang, hell behaart, sonst mit hellen, 
anliegenden Härchen besetzt; Schienen desgl. bis zum Innenzahn 
unterseits nur einzeln zart behaart, von dort 
ab stark; Tarsen gleichfalls mit langen, einzelnen 
Haaren von etwas dunklerer Farbe. 

Metasternum durchgehend breit gefurcht, 
1. und 2. Abdominalsegment breit gefurcht, QOuer- 
naht deutlich, 3. größer als das 4., letzteres 
hinten- halbelliptisch nach innen geschwungen, 
Apicalsegment daher etwas vorgebogen, hinten 
+ abgestutzt, mit schwachem Mittelkiel. Skulp- 
tur sehr gering, 4. und 5. Segment am Rande 
+ lang, einzeln behaart. 

Parameren klein, Lamellen verwachsen, Seiten 
stärker chitinisiert und dunkler gefärbt, nach 
. vorn erweitert sich die chitinisierte Fläche, Innen- 
partie hyalin, Behaarung fehlt, hinter den La- 
mellen taillenartig erweitert. 

Penis löffelförmig, vorn zugespitzt, Ränder 
ähnlich den Parameren stärker chitinisiert, innen Abb. 2. Abb. 3. 
hyalin. 

2 durch die Fühlerform, die kleinen Augen und den. ae 
gedrungenen Bau gekennzeichnet. Metasternum und Abdomen 
durchgehend, schmal aber deutlich längsgefurcht. 

Länge total: $9 7 mm mit geringen Abweichungen. 

Breite: (Thorax) $9 ca. 3/„—1 mm, Decken 1—1,5 mm. 

Heimat: Japan (Autor), Formosa, Kosempo, März 1908, 
1909 (Juni), 1912. Von Sauter gesammelt. 

Die Art ist so charakteristisch, daß nichts hinzuzufügen 
bleibt. Die Variationsbreite ist gering, die Ausfärbung, wie ich 
sie angegeben habe, sehr einheitlich. i 

v. Schoenfeldt hat in Sauters Formosaausbeute diese Art 
nicht aufgenommen, obschon er Stücke von daher selbst be- 


S. Ileft 


38 BR. Kleine: 


zettelt hatte (Dahlemer Museum). Das Vorkommen in Formosa 
ist natürlich. Es gibt mehrere Brenthiden, die Japan und For- 
mosa eigentümlich sind. Im Catal. Col. ist ferner als Patriaangabe 
noch Penang, Ceylon und Zanzibar zu finden. Diese Fundorte 
lehne ich, bevor nicht einwandfreie Belege vorliegen, ohne 
Diskussion ab. Eine derartige Verbreitung einer Brenthide gibts 
einfach nicht. Es bleibt vorläufig bei den de facto festgestellten 
Fundorten. Vielleicht hat v. Schoenfeldt die Mitteilung von Le- 
wis, Journ. Linn. Soc. Zool. XVII, p. 299, hierherbezogen. Cfr. 
Senna, D. E. Ztg. 1898. p. 334, Fußnote. 


Jonthocerus laticostatis n. sp. 


Diese neue Art ist nur mit nigripes Lewis zu vergleichen 
und sicher nahe damit verwandt. 

Einfarbig rotbraun, die Rüsselkanten und Vorderkanten der 
Fühlerglieder schwärzlich, Schenkel an Basis und Spitze, Schienen 
an der Spitze und Körperunterseite, etwas angedunkelt, Glanz 
mittelstark. 

Augen groß, Kopf hinten gerundet, Furche über den ganzen 
Kopf gehend, tief. Metarostrum breit und kräftig gefurcht, an 
den Seiten auffallend stark nach unten gewölbt, auf dem Meso- 
rostrum verflacht und verbreitert sich die Furche und verschwindet 
auf dem Prorostrum ganz. 

Fühler = nigripes, die einzelnen Glieder aber mehr walzig, 
weniger gebogen, Behaarung hell. 

Prothorax = nigripes. 

Elytren:esist dieselbe Rippenverbreiterung 
wie bei nigripes, infolgedessen sind die Rippen 
auch nicht so stark nach innen geschwungen 
wie bei den meisten Arten. 

Beine in der Behaarung = nigribes. 

Metasternum, 1. und 2. Abdominalseg- 
ment kräftig gefurcht, 3. und 4. an den 
Seiten kräftig punktiert, Apicalsegment am 
ganzen Rand dicht chagrinartig punktiert 
und kräftig einzeln behaart, kielartige Auf- 
wölbung nur im hintern Teil. ° 

Parameren ungespalten, vorn verwachsen, 
lang behaart; Penis vorn gerade abgestumpft, 
seitlich parallel. Näheres Abb. 4. u. 5 

Länge (total): 6,5 mm. Abb. 4. Abb. 5. 

Breite (Thorax): 1 mm circa. 

Heimat: Formosa, Sokutsu, Banshoryo Distr. 7, VI. 1912. 

Von Sauter gesammelt. Typus im Deutschen Ent. Museum, 
Dahlem. 

Von nigripes schon durch die mit der Grundfarbe gleich- 
gefärbten Beine leicht zu trennen, sonst damit durchaus überein- 
stimmend. 


Die Gattung Jonthocerus Lacordaire 39 


Jonthocerus Conradti Senna. 
Deutsche Entomol. Zeitschr. 1898, p. 374. 

Sennas Typen gesehen. 

d. Hellkastanienbraun, Kopf und Thorax verdunkelt, Elytren 
an der Basis und in der Suturalregion schwarz, sonst + ange- 
dunkelt, nur auf der Mitte und am Absturz rotbraun. Am ganzen 
Körper glänzend. 

Kopf mit nur zarter Mittelfurche, Unterseite von der Augen- 
mitte an mit einer groben Punktreihe jederseits, Behaarung darin 
sehr zart, Mittelfurche im Basalteil fehlt. 

Metarostrum kräftig, mit sehr zarter Mittelfurche, daneben 
je eine kürzere, breitere, die vorn rundlich beginnend, nach dem 
Kopf offen spitz auslaufen, voranliegend je eine 
noch längere, am Mesorostrum beginnende, gleich- | 
gestaltene Furche, die bis zum den Augenrändern FEN 
reicht. Vor dem Mesosternum ist der Rüssel wulstig- Fi} 
platt, nur von der schmalen Mittelfurche getrennt. e:$& 
Am Mesorostrum erweitert sich die Mittelfurche plötz- ' 
lich bis zu den Seitenrändern. Auch auf dem Pro- il 
rostrum bleibt das so, sodaß derselbe als glatt mit fi 
erhabenen Seitenkanten zu bezeichnen ist. Unter- y4 EN 
seite ohne Besonderes. ° 

Fühler = nigripes, Behaarung hell. Abb. 6, 

Prothorax nur sehr zart aber deutlich gefurcht. 

Elytren = nigripes, die zweite Rippe also nicht unterbrochen 

Beine = angulaticeps, also wenig behaart. 

Metasternum, 1. und 2. Abdominalsegment zart gefurcht. 
Skulptur aus feiner Punktierung bestehend, in den Punkten ein- 
zeln behaart. 4. Abdominalsegment hinten gerade. 

Parameren nicht gespalten, Lamellen verwachsen. 
Organ von spatelförmiger Gestalt, hinten taillenför- 
mig erweitert, vorn mit einem nadelartigen Fort- 
satz, der aber ein Haargebilde ist. Näheres Abb. 6. 
Penis ohne besondere Merkmale. 

Senna gibt als Größe 7 mm an. Als mittlere 
Länge ist das richtig. 

Kamerun. Lolodorf! Buca 1000 m Höhe. 2—7. 
III! Ebolowa 700 m Höhe 8. IV. Johann Albrechts- 
höhe! Bipindi, XII, Tico I, Moliwe b. Victoria III 
—IV, Spanisch Guinea, Nkolentangan, XI—V, Fer- 
nando Poo IV! Togo, Bismarckburg! 

Am meisten ändert die Ausfärbungab. Ganz ein- 
farbig braune Stücke kommen ziemlich häufig vor, auch Kopf und 
Thorax sind dann hell. Beiderartigen Stücken ist als letztes Zeich- 
nungsrudiment auf den Elytren eine + deutliche postmediane Makel 
zu sehen. Es ist von Bedeutung, daß die Makel auch hier das 
primäre Element ist, denn von der Makel aus ist die Entwicklung 
der Zeichnung zu denken. Nimmt die Ausfärbung zu, so erreicht 

8. Heft 


Abb. 7. 


40 R. Kleine: 


dieselbe einen Umfang wie in Abb. 7 dargestellt. Derartige 
Stücke haben auch Senna bei Abfassung der Diagnose vorgelegen. 
Die Verdunkelung kann aber so weit fortschreiten, daß nur noch 
der Deckenabsturz freibleibt, dann ist auch der Kopf dunkel, 
während der Thorax nicht mehr an Tiefe der Ausfärbung zunimmt. 
Da das Material, das mir vorlag, von vielen Fundorten stammte, 
so ist nicht anzunehmen, daß etwa nur ein Fund mit halbreifen 
und fertigen Tieren vorlag. Ich habe auch bei den abweichenden 
Tieren den Begattungsapparat ‘untersucht und vollständige Über- 
einstimmung mit der Nominalform gefunden. 

Bei Bestimmung ist auf diese große Variationsbreite Rück- 
sicht zu nehmen. 


Jonthocerus zanzibaricus Senna. 
Notes Leyd. Mus. XX, 1898, p. 198. 

Es ist nur mit Conradti zu vergleichen, mit der große Ähn- 
lichkeit besteht, Ausfärbung gleich dieser Art. 

Kopf mit kräftiger Mittelfurche, auch an den Augenrändern 
vertieft, sonst gleich Conradti. 

Rüssel ohne besonderes, Fühler desgleichen. 

Prothorax mit kräftiger, vom Halse bis fast zum Hinterrand 
reichender Mittelfurche. 

Alles Andere, auch der Begattungsapparat, ist gleich Conradt:. 

Die mir vorliegenden Stücke stammten direkt von Zanzibar, 
ich sah sie aber auch aus D.-O.-A. 

Die Übereinstimmung in beiden Arten ist außerordentlich 
groß. Die Conradti-Diagnose würde auch in den meisten Teilen 
für zanzibaricus Geltung haben, und es wäre zuweilen ganz un- 
möglich die Arten zu trennen, wenn die Verbreitungsgebiete nicht 
so weit räumlich getrennt wären. In den Zwischengebieten habe 
ich noch keinen Jonthocerus gefunden; es ist möglich, daß die 
Trennung seit längerer Zeit besteht und zur Spezialisierung ge- 
führt hat. Sollten sich aber Jonthocerus noch in. Zentralafrika 
finden, in Westafrika Individuen mit stark gefurchtem, in Ost- 
afrika solche mit schwach gefurchtem oder gar ungefurchtem 
Prothorax, so sind die Arten zu vereinigen. 


Jonthocerus bicolor Heller. 
Deutsche Entomolog. Zeitschr. 1916, p. 297. 

Eine ganz eigentümliche, mit keiner anderen zu verwechselnde 
Art. Durch die Ausfärbung als zur Neuguinea-Fauna gehörig zu 
erkennen. Bisher nur von den Philippinen bekannt, möglicher- 
weise auch auf Celebes und vielleicht selbst auf Neuguinea zu 
finden, ee 
. Ich gebe Hellers Diagnose wieder. a 

. „Dunkelrotbraun, Kopf und Halsschild rot. Flügeldecken 
tief mattschwarz, infolge des ungefurchten Halsschildes zunächst 
mit mentaweieus Senna verwandt. Kopf (einschl. Rüssel) deutlich 


Die Gattung Jonthocerus Lacordaire 41 


länger als der Halsschild, Scheitel gleichmäßig gewölbt, ohne 
Längseindruck, Rüssel mit zwischen die Augen heraufreichender 
Mittelfurche. Erstes und zweites Fühlerglied rot, die übrigen 
schwarz, lang weiß bewimpert. Halsschild nicht ganz doppelt 
so lang wie breit (2,5:4), nur mit undeutlicher Andeutung einer 
Mittellinie. Flügeldecken mit 5 Dorsalstreifen, das 2. Spatium 
nur bis zur Deckenmitte hin deutlich; Spitzenrand der Decken 
flach ausgebreitet und gerade abgestutzt. Vorderbeine dunkel- 
rot, die hinteren 2 Paare schwärzlich braun. Metasternum nach 
dem Hinterrand zu so wie die 3 letzten Ventralsternite dunkelrot, 
im übrigen sowie die vorderen 2 Ventralsternite tief schwarz. 
Analsternit mit scharfem Mittelkiel, Hinterbrust mit tiefer auf 
das Abdomen sich fortsetzender und bis zum Hinterrand des 
2. Ventralsternites reichender Mittelfurche. Erstes Glied der 
Hintertarsen so lang wie die beiden folgenden zusammen. 

Länge 5 mm. 

Heimat: Luzon, Mt. Banahao. 


Jonthocerus papuensis M’Leay. 
Proc. Linn. Soc. N. S. Wales (2), 1, 1886, (1887), p. 194—19. 

Die Art scheint keinem späteren Bearbeiter vorgelegen zu 
haben, ich habe sie auch nicht kennen gelernt und lasse die Ori- 
' ginaldiagnose folgen. 

Entirely of a nitid pale piceous red. Head and rostrum to- 
gether scarcely equal in length to the thorax, all of these per- 
fectly smooth; the rostrum is flat and a little curved downwards 
towards the apex, the antennae rise from about the middle of 
the rostrum and are short for the genus, reaching to the base 
of the elytra. The thorax has no median line, but is transversely 
constricted at the apex.and base. The elytra are rather flattened 
on the disk, with a raised suture and a depressed space on each 
side, broadest at the base and running out before the apex, with 
two fine carinae in them. The tooth on the inside of the fore 
tibiae is very large. 

Length, 2 lines. 

Heimat: Neu-Süd-Wales, 

Verwechslung mit odhthalmicus ist nicht gut möglich, da bei 
dieser der Prothorax gefurcht ist, während er bei Hapuensis voll- 
ständig glatt ist. 

Jonthocerus mentaweicus Senna. 
Ann. Mus. Stor. Nat. Gen. XIX (XXXIX), 1898, p. 228. 

Ich habe die Art nicht gesehen. Nachstehend Sennas Ori- 
ginaldiagnose: 

d. Testaceo-rufus, sat nitidus, elytris infuscatis. Capite pone 
. oculos rotundato, basi impresso, vertice sublaevi, fronte' modice 
angusta, sulcata, oculis basin capitis haud attingentibus; meta- 
rostro subconico, sulcato; prorostro breviore, apice rapide dila- 
tato. Antennis corporis longitudine paullo brevioribus, flavido pi- 


8. Heft 


42 R. Kleine: 


losis. Prothorace oblongo-ovato, antice fortiter constricto, dorso 
convexo, laevi, basi obsoletissime subimpresso. Elytris striatis, 
striiss suturalibus. curvatis, lateribus sat distincte striatis, apice 
explanato-marginato in medio inciso, angulis externis rotundatis. 
Tibiis anticis fortiter dentatis, dento recurvo et intus piloso; 
metatarso postico duplo articuli sequentis breviore. Infra capite 
lateribus dimidio antico punctato, medio subcarinato; rostro ex- 
cavato, lateribus punctato; abdomine basi subsulcato, segmento 
apicali brevi, biimpresso. 

Long: 5 mm. 

Heimat: Mentawei, Sı Oban. 

Bei genauer und vor allem Dingen sicherer Fundortsangabe 
ist die Feststellung der Art leicht, da engere Verwandtschaft nur 
mit Dapuensis besteht. Während mentaweicus aber noch Spuren 
einer Thoraxlinie besitzt, fehlt diese bei Papuensis vollständig. 
Es ist ferner auf die Längenverhältnisse zwischen Kopf—Rüssel 
einerseits und Thorax zu achten. Da ich keine der beiden Arten 
sehen konnte, war leider keine Gelegenheit, den Begattungs- 
apparat zu vergleichen. Sicher liegen darin sehr bedeute de 
Unterschiede. (Cfr. ophthalmicus und die ihr ähnlichen Arten.) 


Jonthocerus carinensis Senna. 
Ann. Soc. Ent. Belg. XXXVIII, 1894, p. 362. 


Ich habe die Art nicht gesehen. Nachstehend Sennas Ori- 
ginaldiagnose: 

d. Niger, opacus, rostro, antennis tarsisque testaceo-rufis, 
elytrorum declivitate apicali fulva. Capite in medio sulcato, 
marginibus sulci elevatis, angulis posticis minutis, subrectis; 
oculis magnis, basin capitis non attingentibus, prominentibus, 
semiglobosis; rostro quam capite longiore, gracili, in medio sul- 
cato, marginibus elevatis; antennis corporis longitudine, longe 
pilosis, articulis cylindricis; prothorace gracili, antice fortiter 
constricto, lateribus arcuato, in dorso tenuiter sulcato; elytris 
elongatis, prothorace latioribus, lateribus in medio vix angustatis, 
apice emarginatis, angulis externis explanatis, obtuse mucronatis; 
Supra prope suturam fere excavatis, tristriatis, striis undulatis, 
lateribus minus fortiter striatis; metatarso gracillimo, valde 
elongato. 

Q. Magis robusta, brunneo-nigra, nitida, capite et rostro, 
antennis tarsisque brunneo- rufis, elytrorum declivitate apicali 
fulva. Capite latiore, basi exciso, supra sulcato, oculis minoribus 
(ut in Cerobate); rostro late sulcato, apice ampliato; antennis 
magis robustis, longitudine rostri cum capite et prothorace, arti- 
culis ovato-elongatis, breviter pilosis; prothorace lätiore, sulco 


profundiore; elytris itidem latioribus, satis nitidis, apice mar- . 


ginato-rotundatis; metatarso breviore et validiore.. — Long: d 
61,-81, mm, 2 6—9 mm. 
Mines de Rubis, 1200-2300 metres (Haute Birmanie). 


09 EEE RER. 


Die Gattung- Jonthocerus Lacordaire 43 


Jonthocerus Modiglianii Senna. 
Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova, XIX (XXXIX), 1898, p. 228. 


Modiglianıi ist eine absolut einfarbige erdbraune Art. 

Augen sehr groß, auf der Stirn fast zusammenstoßend, Kopf 
hinten abgerundet, keine Hinterecken, Mittelfurche auf Hinter- 
haupt und Scheitel flach, auf der Stirn vertieft, Metarostrum 
vor den Augen punktartig vertieft, Mittelfurche schwach, Meso- 
und Metarostrum ohne Besonderes. 

Fühler von üblicher Gestalt, lang, weiß behaart. 

Prothorax vorn stärker zusammengeschnürt als hinten, Mittel- 
furche kräftig, vor dem Hinterrande grubig abgebrochen. 

Elytren: Sutura erhöht, 2. Rippe hinter der Mitte unter- 
brochen, in der Gegend der fünften Rippe nimmt die Schärfe 
plötzlich ab, Randrippen wieder kräftiger. 

Beine sehr schwach behaart, Schenkel an der Wurzel un- 
behaart 

Metasternum und 1. Abdominalsegment tief, 2. etwas flacher 
gefurcht, 3. und 4. an den Seiten dicht punktiert, Apicalsegmente 
desgl., sehr scharfer Mittelkiel vorhanden, Behaarung am Hinter- 
rand in normaler Weise vorhanden. 

Begattungsorgan = nigripes. 

Länge (total): 4%, (Senna) bis 5 mm. 

Brefte (Thorax): ca. 1 mm, 

Heimat: Si Oban, Mentawei (Senna), Si Rambe, Sumatra, 
XII. 90—III. 915), Andamanen, Mindanao, Butuan, Philip- 
‚pinen (?), Heller. 

Jonthocerus angulaticeps Senna. 
Notes Leyd. Museum, XX, 1898—99, p. 53. 


Ein von Senna selbst bezetteltes Stück lag mir vor. 

d. Grundfarbe ein helles Kastanienbraun am ganzen Körper; 
die Elytren sind einfarbig schwarz bis auf den Humeraus. 

Mittelfurche des Kopfes von normaler Form aber 
sehr flach. Unterseite basal bis zur Augenmitte ohne 
grubige Skulptur, mit feiner Mittelfurche, von der Augen- 
mitte mit breiter, flacher Mittelfurche, nur neben den 
Augen je eine Reihe grober Punkte; Behaarung äußerst 
spärlich. 

Rüssel gegen nigrides nicht verschieden. 

10. Fühlerglied wenig kürzer als das 9. Behaarung in 
üblicher Weise, hell. 

Prothorax wie nigripes gefurcht, zart chagriniert. 

Grundform der Elytren = nigripes, in der Rippung 
aber verschieden. Sutura platt, 2. Rippe eingesenkt, auf 
der Deckenmitte deutlich unterbrochen, auf dem Ab- Abb.8. 
sturz breit und flach, 3. gleichfalls niedergedrückt, schon 


5) Mit Etikettierung von Modigliani, also ein sicheres Stück (im Deut- 
schen Museum, Dahlem). 


8. Teft 


44 ; -  R. Kleine:- 


hinter der Mitte verbreitert. Die folgenden verflacht; namentlich 
von der 5. ab auf den mittleren Deckenteil sehr obsolet; Rand- 
rippen wieder deutlich. 

Beine ohne Besonderes. Behaarung sehr mäßig; die starke 
Schenkelbehaarung an der Basis nicht vorhanden, 

Metasternum gewölbt, sehr zart, z. T. direkt undeutlich 
gefurcht. 

1. Abdominalsegment kräftig gefurcht, 2. ungefurcht, 3. —. 
— nigripes, nur ist das 4. an der Hinterkante wenig stark ein- 
gebuchtet. 

Begattungsapparat mit nigrüpes durchaus übereinstimmend, 
nur im allgemeinen viel weniger intensiv pigmentiert, daher an 
den Pigmentstellen auch weniger stark. 

Länge wie bei Senna angegeben 5—61% mm. 

Thoraxbreite 0.75 mm circa, Elytren 1.25 mm circa. 

Die meisten bekannten Stücke scheinen von West Java zu 
stammen; ich sah aber auch Stücke von Sumatra, Manna, von 
M. Knappert gesammelt im Mus. Leiden. 

Eine Senna’sche Cotype hat mir vorgelegen. 


Jonthocerus mimus Senna. 

Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova, XIX (XXXIX), 1898, p. 229. 

d. Ferrugineo-rufus; capite basi pone oculos conspicue angu- 
lato, occipite impresso, fronte modice angusta, canaliculata, oculis 
mediocribus; metarostro sulcato, marginibus sulci carinatis, meso- 
rostro dilatato, prorostro apici latiora quam basi, breviore quam 
metarostro. Antennis corporis longitudine brevioribus. Prothorace 
dorso canaliculato, canaliculo antice angustiore. Elytris sat dis- 
tincte striatis etiam lateribus, apice explanato-marginatis, inmedio 
paullo emarginatis. Metasterno dimidio apicali abdomineque basi 
sulcatis, segmento apicali subimpresso. 

Long: 5 mm. 

Heimat: Mentawei, Sereinu. 

Ich habe die Art nicht gesehen. Verwandtschaft mit ab 2er 
ficefs und Modighianii sehr nahe. 


Jonthocerus foveolatus Senna. 
Bull. Soc. Ent. Ital. XXV, 1893, p. 300. 
Foveolatus Senna ist eine kleine Art, die durch folgende Haupt- 
eigenschaften gekennzeichnet ist: 

Grundfarbe ein einfaches helles Rotbraun; Prothorax, Kopf 
und Rüssel sind verdunkelt. 

Kopf hinten gerundet, Mittelfurche mäßig tief über den 
ganzen Kopf gehend, Augen groß. Metarostrum schmal aber 
scharf gefurcht, auf den Außenseiten eine breite, etwas abschüssige, 
furchenartige Abflachung. 10. Fühlerglied etwas kürzer als das 9. 

Prothorax gewölbt, ungefurcht, nur gegen den Hinterrand 
cin flacher, punktförmiger Eindruck. u: 


Die Gattung Jonthocerus Lacordaire 45 


Die neben der Sutura liegende Rippe auf der Mitte unter- 
brochen..t..e:. 
Senna gibt als Länge 41% mm an, ich muß das bestätigen. 
Heimat: Sumatra. Ich sah im Leidener Museum ein von 
Senna mit der Type verglichenes Stück mit der Bezeichnung: 
„mit Tabak von Sumatra‘“, 


Jonthocerus Pasteuri Senna. 
Not. Leyd. Mus. XX, p. 55. 


Von dieser Art sagt Senna, daß sie J. ophthalmicus Pascoe 
von Australien sehr ähnlich sei. Das ist richtig. Es scheint ge- 
nügend, auf die wichtigsten Eigenschaften hinzuweisen. 

Grundfarbe: ein einfarbiges, + tiefes Kastanienbraun und 
dadurch von dem hellbraunen ophthalmicus unterschieden. 

Kopf hinten gerundet, auf dem Hinterhaupt immer unge- 
furcht, Scheitel glatt, Stirn zwischen den Augen immer kräftig 
gefurcht; Augen groß, auf der Stirn nur die Furche zwischen sich 
lassend, vor den Augen ein eingestochener Punkt. 

Rüssel = nigripes. 

Fühler ohne besondere Merkmale, das 9. Glied kaum kürzer 
als das 10., Behaarung weiß. 

. Prothorax mit zarter Mittelfurche, die sich ziemlich weit vor 
dem Hinterrande zu einer Grube vertieft und dann abbricht. 

Elytren mit rundlichen Hinterecken, 2. Rippe zwar hinter 
der Mitte unterbrochen, aber nur auf einer ganz kurzen Strecke. 
Senna sagt: ‚‚indistinct behind the middle“... 

Beine sehr gering behaart. 

Parameren schlank, mehr vom Conradti-Typus als vom nı- 
grißes-Typus. In der Form etwa zwischen beiden stehend; vorn 
zwar weniger spitz wie Conradti, aber auch nicht so stumpf wie 
nigripes und andere. Ganz deutlich ist die feine haarborstige 
Behaarung wie bei Conradti zu sehen. Im übrigen ist das Organ 
sehr zart und hyalin, in Seitenaufsicht löffelförmig. Der Penis 
stimmt im wesentlichen mit nigripes überein. Abdominalsegment 
1 und 2 gefurcht, Quernaht deutlich, 4. am Hinterrande gerade, 
Apicalsegment in der Mitte scharf gekielt. 

Länge (total): $ 5—7 mm, Breite 0,75 mm circa. 

Heimat: West-Java (Senna) Preanger, Java! 


Jonthocerus ophthalmieus Pascoe. 
Ann. Mag. Nat. Hist. (4), X, 1872, p. 320. 
Ophthalmicus muß in der Auffassung der bisherigen Autoren 
mehrere Arten einschließen. Es ist von vornherein verdächtig, 
daß eine Art von N.-S.-Wales über den Philippinen und For- 
mosa nach Sumatra verbreitet sein soll. Es ließe sich nur 
ein Analogon in Trachelizus‘ bisulcatus F. ins Feld führen, der 
aber vom australischen Festlande nur von dessen nördlichster 
Spitze (Cap York) bekannt ist und sich dann in ununterbrochener 


8. Heft 


46 R. Kleine: 


Folge bis Ceylon verfolgen läßt. Auf Neu-Guinea scheint bis 
jetzt aber noch kein Jonthocerus gefunden zu sein, auch von den 
Molukken sah ich keine Art, erst auf den Philippinen trifft man 
die ersten Ausläufer der Gattung. 

Ich habe, um diesen Zwiespalt zu lösen, eine größere Anzahl 
von Individuen, die als ophthalmicus bezeichnet waren oder es 
nach Sennas Tabelle®) sein mußten, untersucht. Die Jonthocerus- 
Arten sind nach ihren äußeren Merkmalen nicht immer leicht zu 
trennen, obschon uns Senna eine vorzügliche Bestimmungstabelle 
gegeben hat. Für ophthalmicus wird als letztes trennendes Mo- 
ment angegeben, daß die Elytren hinten „fortiter excisus“ seien. 
Das trifft auch vollständig zu und ist als trennendes Moment 
wohl zu gebrauchen, sofern man die von ihm im Gegensatz ge- 
stellten Artenin Vergleich zieht, es gibt aber noch andere Arten, 
wo dies. Merkmal versagt und der Begattungsappardt zum Ver- 
gleich unerläßlich ist. 

Das Ergebnis der Untersuchung ist dahin zusammenzufassen, 
daß einerseits die australischen Individuen eine Art für sich sind, 
andererseits die Tiere von Formosa und den Philippinen eine eigene 
Art darstellen. Diese mag auch wohl bis nach Sumatra verbreitet 
sein. Analoge Fälle in anderen Gattungen sind hinreichend be- 
kannt. Ich gebe nun das Charakteristikum nach einem Stück 
von Queensland (Gayudah): 

Einfarbig rotbraun, Elytren ohne dunkle Partien. 

Kopf hinter den Augen gerundet, vom Halse bis zum Rüssel 
mit schmaler, gleichbreiter, aber deutlicher Mittelfurche, Skulptur 
sehr undeutlich. 

Prothorax tief längsgefurcht, den Hinter- 
rand nicht ganz erreichend. Am Halse kräftig 
eingeschnürt. 

Elytren am Hinterrande kräftig, segment- 
artig ausgeschnitten, Außenecken daher ziem- 
lich vortretend. Sutura mit Ausnahme des 
basalen Teiles dachförmig, 2. Rippe unter- 
brochen und wie die 3. niedergedrückt, alle 
andern Rippen ganz obsolet, fast fehlend, die 4. 
Furche in der hinteren Hälfte noch volltsändig, 
in keiner Furche Punktierung. 

1. und 2. Abdominalsegment breit und 
kräftig längsgefurcht, 2. am 3. mit einem 
schmalen, platten, nicht gewölbten Streifen. 

#9 Apicalsegment in der Mitte scharf gekielt; 
Abb. 9. Abb.1o. Skulptur überall nur einzeln, auf dem 3. bis 
5. auch mit einigen Härchen. 

Parameren nicht geteilt, vorn etwas stumptflich, Pigmentierung 

zart, an den Rändern dunkler als in der Mitte, keine besonders 


6) Leyd. Mus. 1898/99, p. 186. 


Ba a Baal 


Die Gattung Jonthocerus Lacordaire 47 


abgesetzten, dunkleren Partien, Spitze mit zartem Haarbüschel. 
Penis+ parallel, vorn abgestumpft, Seiten kräftig pigmentiert, 
naeh dem Innern zuan Färbung apnehmene in der mittleren 
Partie keine Verdunkelungen. 

Länge (total) 7 mm circa. 

Heimat: Queensland, Gayudah, N.-S.-Wales, Tweed and Rich- 
mond River (nach Lea). 


Jonthocerus erematus Lacord. 
Gen. Col. VII, 1866, p. 416, nota 1. 


Die Art ist durch die eigenartige Verteilung der Grundfarben, 
braun und schwarz, leicht zu erkennen. Lacordaires kurze Dia- 
gnose ist hinreichend. 

Von brauner Grundfarbe ist der Prothorax, der Basal- 
teil der Elytren und die Körperunterseite,alles andere ist 
von schwarzer Farbe. Glanz mäßig. 

Kopf und Rüssel = nigripes. 

Fühler von üblicher Gestalt, Behaarung hell. 

Prothorax ohne Besonderes. 

Elytren: Sutura beträchtlich erhöht, 2. Rippe hinter 
der Mitte unterbrochen. 

Beine wenig behart. 

Metasternum und Abdomen wie nigripes gefurcht 
und behaart. 

Begattungsorgan im wesentlichen mit nigripes über- 
einstimmend. Bei den Parameren ist die Pigmentierung 
im allgemeinen heller, die Ränder sind weniger dunkel. App. 11. 
Im Übrigen aber keinerlei Unterschied. 

Länge (total) 6—7 mm. 

Breite (Thorax) 1 mm circa. 

Heimat: Der Autor beschrieb die Art von Ceylon; ich sah 
auch nur Stücke von dorther. Im Cat. Col. ist auch noch Su- 
matra angegeben. Ich fürchte, daß Verwechslungen_mit son- 
daicus Senna vorgekommen sind und kann daher Sumatra nur 
mit Fragezeichen anführen. 


Jonthocerus asiaticus n. Sp. 


Ich trenne also die falschen odhthalmicus ab, fasse sie unter 
obigem Namen zusammen und lasse die Beschreibung hier folgen: 

d Grundfarbe rotbraun, Kopf und Rüssel zuweilen etwas 
dunkler, Elytren in der Spitzenhälfte + geschwärzt, wenigstens 
aber bestimmt dunkler als der übrige Teil des Körpers. 

Kopf mit stumpflichen Hinterkanten, + eckig vom Halse 
abgesetzt, vom Hals bis zum Rüssel gefurcht, Furche nach hinten 
keilförmig erweitert, überall tief und deutlich. Augen sehr groß, 
vorn nur eine schmale Brücke lassend. 

Prothorax gefurcht, Furche kräftig, vor dem Hinterrande ab- 
gebrochen, 


8. Heft 


48 4 R.- Kleine: 


Elytren hinten nur schwach nach innen ceingeschnitten, 
Außenccken stumpflich, 2. Rippe unterbrochen, 2. und 3. nieder- 
gedrückt; die seitlichen Rippen zwar verschwommen aber deutlich 
erkennbar (also nicht verschwunden wie bei odhthalmicus).- 

Metasternum am Grunde tief, grubig ge- 
furcht, 1. und 2. Abdominalsegment sehr tief 
4 und breit gefurcht. Apicalsegment nicht kiel- 
artig aufgewölbt, sondern mit einer etwas 
erhöhten, punktgrubigen Platte versehen. 

Parameren nicht gespalten, vorn gerundet, 
mit feinem Härchenschopf, Außenränder tiefer 
pigmentiert, innen heller. Penis zart, vorn 
spitz, Spitze mit verdunkelten stärkeren Rän- 
dern, Präputialteil mit keilförmig gegabelter, 
pigmentierter Verdunkelung, hinter dem -Prä- 
J putiumetwaserweitertunddann wieder verengt. 

' Länge (total) 4.5—5.5 mm, Breite (Thorax) 
Abb. 12. Abb. 13. circa 3, mm. 

Heimat: Philippinen, P. Princesa Palawan, Davao Mindanao 
(Nr. 1366), Butuan, Mindanao (Nr. 5947), (Dresden) von Baker 
gesammelt, Luzon (Hamburg) von Röseler gesammelt, Formosa; 
Hoozan und Fuhosho, von Sauter gesammelt (Dresden). Taiho- 
rinsho, Formosa (Dahlem) von Sauter gesammelt. Insel Banguey 
bei Borneo (Nr. 3931), Dresden. 

Die Differenzen gegen ophthalmicus sind also sehr beträchtlich, 
abgesehen von dem ganz verschieden gebäuten Begattungsapparat 
kommen folgende Merkmale in ee 


ophthalmicus. 


Kopf schmal gefurcht‘ gleich- 
breitbleibend; 

Elytren hinten + tief, dreieckig 
eingeschnitten. Seiten glatt, 
keine deutliche Rippung. 

Grundfarbe des ganzen Tieres 
einheitlich rotbraun. 


Abdominales Apicalsegment lei- 
stenförmig aufgewölbt. 


asiaticus. 


Kopf nach hinten, breit keil- 
förmig gefurcht. 

Elytren nur flach eingeschnit- 
ten, Seiten bestimmt, wenn 
auch schwach gerippt. 

Grundfarbe wenigstens auf den 
Elytren von verdunkelten 
Partien auf dem Spitzenteil 


verdrängt. 
Abdominales Apicalsegment 
nicht leistenförmig aufge- 


 wölbt, sondern mit einer 
punktierten, erhabenen Platte 
versehen. 


Jonthocerus sondaicus Senna. 
Bull. Soc, Ent.-Ital/ XXV/ 189, p.'302: T. 2 
Sondaicus Senna hat große "Ähnlichkeit mit crematus Lacord. 
und ich halte die Patriangabe Sumatra für diese a auch 2 


zweifelhaft. (Siehe crematus.) 


ee ee 


de ee re 


Die Gattung Jonthocerus Läacordaire 49 


Grundfarbe rotbraun, ziemlich hell, Elytren im hinteren Teil 
schwärzlich, nach der Basis zu nach und nach an Tiefe abnehmend. 
Augenränder, Rüssel- und Fühlerkanten (vorn) schwärzlich; mäßig 
glänzend. 

Augen auffällig weit getrennt, überhaupt nur klein, daher die 
hinter den Augen liegende Partie größer als bei den meisten Arten, 
Hinterecken + scharfkantig. Kopffurche flach, dreieckig, auf der 
Stirn zuweilen verloschen; Skulptur sehr schwach. 

Metarostrum vor den Augen mit einer punktartigen Ver- 
tiefung, in der ein Härchen steht; Rüsselfurche schmal und flach, 
Prorostrum = nigripes. 

“ Fühler ohne besondere Merkmale, Haare lang, weißlich. 

Pröthorax schlank, hinten und vorn stärker zusammenge- 
schnürt, Furche schmal; Skulptur kaum wahrnehmbar. 

Elytren: 2. Rippe auf der Mitte unterbrochen. 
Im allgemeinen sind die Rippen, auch an den Seiten, 
schärfer als bei den meisten Arten. 

Beine sehr spärlich behaart. Schenkel an der 
Basis nicht auffällig behaart. 

Metasternum und Abdominalsegmente 1 und 2 
gleich nigripes, Segmente 3 und 4 an den Seiten, das 
Apicalsegment auch am Hinterende stark, dicht punk- 
tiert, letzteres weniger behaart als bei den meisten 
Arten und in der Mitte keilartig ausgewölbt. 

wen = nigripes. 

Länge (total) 415 mm (Senna 41/, mm). 

Breite 0,75 mm circa. Er 

Es handelt sich also um eine kleine zarte Art. dt: 

Heimat: Sumatra (Senna). Ich sah Stücke von Tebing-tinggi, 
N.-O.-Sumatra, aus Sammlung Schultheiß. 

Ein von Senna selbst bezetteltes Stück gesehen. 


Katalog. 
Nachdem schon Heller”) die falschen Zitate richtig gestellt 
hat, ist nichts weiter hinzuzufügen. 


Figurenverzeichnis. 
ne } von nigripes, crematus, angulaticeps u. a. 
. Deckenzeichnung von nigribes. 
Parameren \ von laticostatis. 
Penis 
Parameren von Conradti und zanzibaricus. 
Deckenzeichnung von Conradtt. 


nenmon.- 


Archiv für Naturgeschichte 
1919. A. 8. 4 8. Heft 


7.D. E. Z. 1916, 9.297... ._ I SRen 2 


Bi) Dr, Werner Brsch: 


Fig. 3. Deckenzeichnung von angulaliceps. 
9, Parameren \ 

„„.10. Penis ) 
„ 11. Deckenzeichnung von crematus u. asiaticus. 
„12. Parameren \ yon asiaticus. 
„13. Penis AR- 


„ 14. Deckenzeichnung von sondaicus. 


von ophthalmicus. 


Beitrag zur Kenntnis der Coccolithophoridae. 
Von 


Dr. Werner Busch, Kiel. 
(Mit 2 Textfiguren.) 


Bei der Durchsicht von zentrifugiertem Material aus Schöpf- 
proben, die gelegentlich einer Fahrt mit dem Reichsforschungs- 
dampfer Poseidon nach dem Irmingerstrom Juli 1914 mit Flemming- 
schen Gemisch konserviert waren, fielen mir zwei Coccolitho- 
phoridae-Exemplare auf, die im folgenden genauer beschrieben 
sind. Leider‘konnte ich in den Schöpfproben verschiedener Ticfe 
weder derselben noch den der übrigen Stationen gleiche Individuen 
antreffen. Die Schiffsposition dieser Station war: 600 8° nördliche 
Breite, 6034’ westliche Länge. Die Temperatur der Meeresober- 
fläche betrug 10,7°C. Die Schöpfprobe wurde am Nachmittage bei 
Nebel und schwachem Winde entnommen. Sie entstammt der 
Meeresoberfläche. Leider sind auf dieser Fahrt Salzgehaltsbe- 
stimmungen nicht ausgeführt worden. Jedoch geht schon aus den 
Temperaturen mit genügender Sicherheit hervor, daß in den oberen 
Schichten warmes Golfstromtriftwasser vorhanden gewesen ist. 

Von Wulff (6, S. 4) ist an zahlreichen Schöpfproben-Unter- 
suchungsergebnissen festgestellt worden, daß die von Gran (1) 
im Anschluß an Hensen (2, S. 14) empfohlene Konservierung von 
Nannoplankton mit Flemmings Gemisch für alle Plankten mit 
kalkhaltiger Schale unbrauchbar ist. Von ihm sind daher auf der 
in Frage stehenden Poseidon-Fahrt gleichzeitig Schöpfproben mit 
Sublimat konserviert worden. Jedoch habe ich auch in diesen 
Proben keine weiteren Exemplare finden können. Da aber in den 
mit Sublimat konservierten Proben zahlreiche Individuen anderer 
Coccolithophoridae-Arten vorhanden sind, die in den mit Flemmings 
Gemisch konservierten fehlen, während in letzteren mehrere. kleine 
Coccolithophoridae-Individuen vorkommen, die vollkommen un- 
verändert sind, so halte ich das Erhaltenbleiben der Coccolithen 
mancher Arten im Flemmingschen Gemisch für keinen Zufall und 
werde bei der Artbeschreibung einen Erklärungsversuch geben. 


Die Konservierung mit Flemmings Gemisch hat den Nachteil, 


Beitrag zur Kenntnis der Coccolithophoridae 51 


dab die Chromatophoren unkenntlich werden. Diesem Nachteil 
steht aber der große Vorteil gegenüber, daß alle zarten Strukturen, 
insbesondere die etwaig vorhandenen Pseudopodien, Schleim- und 
Gallertfäden, zarten Membranen usw. fast momentan und recht 
naturgetreu fixiert werden. Wie langsam die Konservierung von 
Tieren, die an eine wässerige Lösung von hohem osmotischen Druck 
gewöhnt sind, mit Sublimat vor sich geht, habe ich bei der Kon- 
servierung von Artemia salina aus einigen Salzteichen Siebenbürgens 


a 
INASSS 
POS 

SR) 


Fig. 2. 


zur Genüge kennen gelernt. Stundenlang schwammen diese 
Phyllopoden anscheinend ohne große Beschwerden in der starken 
Sublimat-Salzlösung umher. Andererseits werden marine Ciivaten, 
Monadinen, Gymnodinien mit Gallerthülle und auch solche mit 
relativ fester Membran meist vollkommen durch Sublimat zerstört. 
Syracosphaera atlantica nov. spec. (S. spec. Lohmann?). 

Von dieser Art habe ich nur einin Teilung begriffenes Exemplar 
gefunden. Der größte Durchmesser der einen Hälfte beträgt 14,5 u, 
der der anderen 19,5 u. Beide Teilungshälften sind mit Coccolithen 


4* 8. Hell 


52 Dr. Werner Busch: 


besetzt, die sich überall berühren aber nicht überlagern. Die Cocco- 
lithen sind 4,4 w lang und 3,7 u breit. Sie zeigen einen sehr deutlich 
hervortretenden Randwall und einen zentralen Buckel. Sie sind 
undurchbohrt. Daß die Struktur der Coccolithen so deutlich her- 
vortritt, trotz der Konservierung in Flemmings Gemisch, glaube 
ich darauf zurückführen zu können, daß die Coccolithen dieser Art 
ein organisches Gerüst aufweisen, in das die Kalksalze dann erst 
eingelagert sind. Leider liegen bisher über die Bildung der Cocco- 
lithen noch keine Beobachtungen vor. Gegen die Annahme als 
einfache Ausscheidung spricht die oft fehlende Auflösung in Säuren 
enthaltenden Konservierungsgemischen (Essigsäure) und besonders 
die oft recht gute Durchsichtigkeit dieser Gebilde. Die Beob- 
achtung Lohmanns (3, S. 118 ff), daß manchesmal Cocco- 
lithen im Binnenplasma angetroffen werden, spricht für eine Bil- 
dung im Plasma mit nachfolgender Verlagerung und Anordnung 
an der Oberfläche. Dabei wird bei den meisten Arten diese Bildung 
in der oberflächlichsten Plasmaschicht vor sich gehen, wie ja auch 
Lohmann (S. 119) die Bildung der Ceccolithen an der Oberfläche 
als die Regel ansieht. Auch die Angabe Lohmanns (S. 117), daß 
bei Schalenneubildung anderer Arten, so z. B. bei Pontosdhaera 
inermis die alten Coccolithen ‚stark gedehnt und blaß“, die jungen 
aber kleiner und stark lichtbrechend waren, spricht für das Vor- 
handensein einer organischen Gerüstsubstanz in den Coccolithen. 
An der Teilungsschnürfurche stoßen die Coccolithen ohne scharfe 
Grenze aneinander. Lohmann (3, Taf. 6, Fig. 68) hat dasselbe 
beobachtet. Die Teilungsebene liegt wie bei allen Coccolitho- 
phoridae in der Hauptachse des Körpers, die durch die Austritts- 
stelle der Geißel gegeben ist. Es ist nur eine Geißel vorhanden, 
deren Insertion an der kleineren Hälfte ich nicht habe beobachten 
können. Anscheinend ist der Geißelpol frei von Coccolithen ge- 
wesen, so daß ich die Art entsprechend der systematischen Ein- 
teilung Lohmanns zu der Gattung Syracosphaera stelle. Auf Taf. 6, 
Fig. 68 hat Lohmann ein in Teilung begriffenes Exemplar auf- 
gezeichnet, daß große Ähnlichkeit mit der eben beschriebenen 
Art aufweist. Jede Hälfte mißt aber nur ca. 10 u im Durchmesser. 
‘Die Coccolithen stimmen in der Form und Anordnung vollkommen 
mit denen von S. atlantica überein. Die weite, unregelmäßig be- 
grenzte Mündung aber, die Lohmann gefunden hat, kann auch 
ein Schalendefekt gewesen sein, da der Zellinhalt größtenteils 
zerstört angetroffen wurde und auch die Geiße] fehlte, Ich halte 
mich deshalb für berechtigt, eine neue Art auizustellen, die ich 
Syracosphaera atlantica nov. spec. nennen will, wobei ich aber aus- 
drücklich bemerke, daß infolge der mangelhaften Beobachtung 
der Geißelinsertion die Berechtigung der Unterordnung unter die 
Gattung Syracosphaera als nicht ganz gesichert betrachtet werden 
muß. Von großem Interesse scheinen mir folgende Beobachtungen 
zu sein, die an demselben Exemplar gemacht werden konnten, 
An zwei Stellen der Teilungsfurche, nahe dem Geißelpol und diesem 


Beitrag zur Kenntnis der Cvecolithophoridae 55 


gegenüber, tritt je ein Bündel von gleichmäßig lichtbrechenden 
mehr oder weniger dicken Fäden hervor. Diese Fäden schienen 
größtenteils miteinander verschmolzen zu sein, so daß das Bild 
einer gallertigen, herausgequollenen und dann unregelmäßig er- 
starrten Masse entsteht. Zunächst macht es den Eindruck, als 
wären an beiden Stellen Pseudopodienmassen hervorgequollen, 
die ja von dem Flemmingschen Gemisch ohne wesentliche Ver- 
kürzungen konserviert zu werden pflegen. Jedoch glaube ich mehr, 
daß es sich um die von Lohmann zuerst beschriebenen Gallert- 
massen handelt, die er als Werkzeug zum Entfernen der alten 
Schalen ansieht. Es scheinen diese Gallertmassen bei der Teilung 
wichtig zu sein. Vielleicht dienen sie dazu, die Hälften mechanisch 
unter Drück voneinander zu treiben. Das schließt jedoch das 
Vorhandensein von gelegentlicher Pseudopodienbildung bei Cocco- 
lithophoridae nicht aus, wie sie z. B. Pascher (5) für andere 
Chrysomonadinen beschreibt. 


Coceolithophora leptopora (Muw. u. Blackm.) Lohmann. 


Lohmann (3, .S. 138) gibt einen Schalendurchmesser von 
14--26 u an. C. leptopora kommt im atlantischen Ozean und im 
Mittelmeer vor. Eine Geißel haben Lohmann und die übrigen 
Untersucher nicht finden können. 

In derselben Oberflächenschöpfprobe, in dem das Exemplar 
der oben beschriebenen Art aufgefunden ist, habe ich ein Exemplar 
von C. leptopora angetroffen. Auch dies ist merkwürdigerweise 
- in Teilung begriffen. Beide Teilungskugeln hängen der Fläche nach 
zusammen. Als Durchmesser habe ich bei jeder Hälfte 9—10 u 
im Hauptdurchmesser (dem der Teilungsebene) und 12—-14 u im 
„queren Durchmesser‘ (der auf der Hauptachse senkrecht steht) 
gemessen. Die Coccolithen, fast kreisrund, sind ca. 4 u lang und 
3,8 u breit (Lohmann gibt 3—10 u als Durchmesser an). Die 
zentrale Pore ist schwer sichtbar. Auch hier haben die Coccolithen 
trotz der Einwirkung des Flemmingschen Gemisches ihre Gestalt 
unverändert beibehalten. Ich glaube deshalb, daß ebenfalls hier 
das Grundgerüst der Coccolithen von einer organischen Substanz 
gebildet wird, der die Kalksalze dann eingelagert werden. Es ist 
deshalb vielleicht nicht vorteilhaft, von ‚Kalkplättchen“ zu reden, 
wie cs Lohmann (3) tut. Die schmälere und längere Teilungshälfte 
trägt eine 27 u lange, im ganzen Verlauf ziemlich starre und gleich- 
mäßig dicke Geissel, die also bei dieser Art in der Einzahl vor- 
handen zu sein scheint und’ bei der Teilung von der einen Hälfte 
mit übernommen wird. 

Dies Exemplar ist aber auch noch in anderer Hinsicht inter- 
essant. Die Teilungsfurche ist ringsum von einem dichten Gewirr 
schräg nach außen und dem Pole einer Teilungshälfte zugewandter 
sehr feiner und glasklarer Fäden wie von einem Pelzmantel um- 
geben. Zunächst macht es den Eindruck, sehr feine Pseudopodien- 
netze vor sich zu haben und es läßt sich auch nicht feststellen, ob 


8. Heft 


54 Dr. Werner Busch: Beitrag zur Kenntnis der Coceolithophoridac 


es sich hierbei um übereinander gelagerte Fäden oder um ein Netz- 
werk verschmolzener Fäden handelt. Ich möchte diese Fäden aber 
als Gallertfäden ansehen, so verlockend die andere Deutung auch 
sein mag. Auch hierbei mag der bei der Teilung vermutlich wirk- 
same ' Quellungsdruck gallertiger Massen diese durch feine Poren 
in Gestalt von Fäden hervorgepreßt haben. Daß Poren in der 
Membran von Coccolithophoriden vorhanden sind, hat Lohmann 
(3, S. 134) an mehreren Arten nachgewiesen. Bei der Schilderung 
von Syracosphaera tenuis spricht er von feinen Poren, die er zwischen 
den Coccolithen gefunden habe. Nicht ganz erklärlich scheint 
aber das ausschließliche Vorhandensein in der Teilungsebene. Es 
wäre ja denkbar, daß gleichzeitig mit dem Teilungsvorgang eine 
Lädierung der Membran vielleicht durch irgendwelche Sekrete 
stattgefunden hat. Daß es sich höchstwahrscheinlich um Gallert- 
fäden handelt, zeigt das Durchschnittsbild, das Lohmann (4, S.146) 
von Coccolithophora leptopora veröffentlicht hat. Hierbei ist der 
eigentliche Zellkörper von einem dicken Mantel gallertiger Substanz 
umgeben. 

Ob mit der Bildung dieser Gallertfäden möglicherweise zu- 
gleich (entsprechend den ‚‚Gallertcilien‘“ anderer Plankten) auch 
eine Verbesserung der Schwebfähigkeit einhergeht oder die Fäden 
zur Anheftung an flottierende Gegenstände und damit zur weiteren 
Verbreitung der Art dienen könnten, wage ich nicht zu entscheiden. 

Leider konnte ich die Arbeit von Schiller, Botanische Be- 
obachtungen der Terminfahrten usw., 1912, nicht einsehen. 


Literatur. 


(Die ausländische Literatur der Kriegsjahre konnte nur sehr lücken- 
haft benutzt werden.) 


. Gran, 1912, Publications de circonstance, No. 62, Kopenhagen. 
. Hensen, 1887, Über die Bestimmung des Planktons. 5. Ber. 
d. Komm, f. wiss. Utschg. d. d. Meere, Berlin. i 
3. Lohmann, 1902, Die Coccolithophoridae, eine Monographie 
„ der Coccolithen bildenden Flagellaten. Archiv für Protisten- 

kunde, Bd. 1. 
. — 1913, Über Coccolithophoriden; Verhdlgn. D. zool. Ges. 
. Pascher, 1917, Flagellaten und Rhizopoden in ihren gegen- 
seitigen Beziehungen. Arch. f. Protistenkunde, Bd. 39. : 
6. Wulff, 1914, Über das Kleinplankton der Barentssee, Wiss. 
Meeresutschgn. Abtlg. Helgoland. Bd. XIII H. 1. 


[oT 


oe 


Alfred Knisch: Die exot. Hydrophiliden d Deutsch Ent. Mus. 55 


Die exotischen Hydrophiliden 
des Deutschen Entomologischen Museums 
(Col.) 


Von 


Alfred Knisch (früher Kniz) in Wien, 


In den letzten Jahren hatte ich, dank dem liebenswürdigen 
Entgegenkommen seitens der Leitung des Deutschen Entomolo- 
gischen Museums die Gelegenheit, die gesamten Hydrophiliden- 
schätze dieses Institutes zu studieren. Das einschlägige paläark- 
tische "Material entstammte meist altbekannten, gut durchge- 
arbeiteten Sammlungen und beanspruchte daher weniger Interesse ; 
eine trockene Arteraufzählung wäre wohl zwecklos Die Exoten 
hingegen boten Anlaß zu eingehendem Studium, schon deswegen, 
weil unter ihnen viel typisches Material ist, welches zum größten 
Teil den Sammlungen Dr. G. Kraatz und R. von Bennigsen 
entstammte. Die Sautersche Formosaausbeute wurde bereits 
durch A. d’Orchymont!) einer sehr fleißigen Bearbeitung unter- 
zogen und sei letzteres Material hier nur erwähnt, um mit der vor- 
liegenden Arbeit ein vollständiges Bild des derzeitigen Museal- 
bestandes an exoiischen Hydrophiliden zu bieten. Einige wenig 
charakteristische Arten, die mir nur in Einzelstücken vorlagen, 
wurden nicht berücksichtigt, da Unica meist kein klares Bild einer 
Art zu geben vermögen. 

Es sei mir hier gestattet, der Leitung obigen Museums meinen 
verbindlichsten Dank für die Überlassung der Materialien zum 
Studium abzustatten. 


HYDROPHILIDAE. 
Subfamilie Helophorinae. 
Helophorus. 


Atractelophorus. 


H. inquinatus Mannerh. — Bei dieser Art variiert die "Form des 
Halsschildes bedeutend. Bald ist derselbe an den Seiten 
gleichmäßig gerundet, bald vor der Mitte am breitesten,und 
nach hinte:: etwas stärker als nach vorn verengt, was wohl 
Mannerheim hauptsächlich veranlaßt haben mag die . Art 

zweimal (als inguinatus und consimihs) zu beschreiben. Die- 
selbe steht- unserem europäischen H. arvernicus Muls. tat- 
sächlich sehr nahe. Die Musealstücke aan aus Alaska: 
Sitka. (Cotypen). 


!) Supplementa Entomologica Nr. 2, 1913, Sep. b; 1-18. Entomol; 
Mitteilungen III, 1914, 322 —328. 


8. Heft 


56 Alfred Knisch: 


Helophorus s. str. 
H. lineatus Say — America bor. 


"Subfamilie Hydraeninae. 


Hydrochous. 
H. seabratus Muls. — America bor. 
H. rugosus Muls. — America bor. 
H. metallipes Knisch nov. spec. 


H. colydioides Reg. i. 1. _.__ 

Dem nearktischen H.rugosus Muls. zunächst verwandt, jedoch 
von schlankerer, weniger breiter Körperform, außerdem durch dic 
weniger dichte und etwas weniger.grobe Punktierung von Hals- 
schild und Flügeldecken, sowie durch die fchlenden Höcker des 
4. u. 5. Zwischenraumes der Flügeldecken leicht zu trennen. 
Langgestreckt, die ganze Oberseite metallisch grün, kupfrig oder 
schwärzlich, matt glänzend, die Fühler rotgelb oder braungelb mit 
dunklerer Keule, die Palpen rotgelb mit dunkler Spitze des End- 
gliedes. Die Schenkel lebhaft grün, schwärzlich oder kupfrig, 
metallglänzend, die Schienen mehr cder weniger braunrot, außen 
meist metallisch grün, die Tarsen rotgelb mit dunkler Spitze. Der 
Kopf auf dem Clypeus grob und nicht sehr dicht, auf der drei Ein- 
drücke zeigenden Stirn sehr grob und zerstreut, in den Eindrücken 
selbst bisweilen gedrängter punktiert. Der Halsschild 5/, mal so 
lang als breit, viel schmäler als die Flügeldecken, in .der vorderen 
Hälfte parallelseitig, oder nach vorne nur sehr wenig verengt, von 
der Mitte nach rückwärts wenig stärker und geraglinig oder nur 
schwach ausgebuchtet verengt. Die Vorderecken desselben schmal 
aber deutlich abgerundet. Derselbe trägt vor der Mitte zwei größere, 
flache, seitliche, und zwei kleinere, ticfere, mittlere Eindrücke, 
hinter der Mitte zwei mittelgroße Grübchen. Die Punktierung des 
Halsschildes ist äußerst grob, auf der Scheibe sehr spärlich, gegen 
den Seiten- und Vorderrand verhältnismäßig dichter. Die Flügel- 
decken langgestreckt, ziemlich parallelseitig, hinter der Mitte nur 
äußerst wenig bauchig erweitert, grob gereiht-punktiert, gegen die 
Spitze und Seiten zu seicht gestreift punktiert. Die Intervalle 7 
und 9 hinter der Mitte wenig stärker hervortretend. Der bei 
rugosus Muls. auf dem 4. und 5. Zwischenraum deutlich ausge- 
bildete Höcker fehlt dieser Art, oder ist nur sehr schwach ange- 
deutet. Die Intervalle sind den Punktreihen gleich breit. Die 
Beine ziemlich kräftig, mit grünen, schwärzlichen cder kupfrigen, 
metallisch glänzenden Schenkeln, braunroten, außen metallisch 
grünen oder kupfrigen Schienen und rotgelben dunkelspitzigen 
Tarsen. Die ganze Oberseite im Grunde äußerst fein schagriniert und 
mit sehr feinen dicht stehenden borstentragenden Pünktchen über- 
sät. Besonders zu bemerken ist bei dieser Art der Halsschild, welcher 
wie geschildert sechs deutliche Vertiefungen (sonst nur fünf) zeigt. 
Long. 4.9—5.5 mm. : 
Patria: Paraguay leg. Dr. Drake. 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutschen Ent. Museums 57 


‘ Brasilia: Corumba (Matto Grosso). In: Anzahl aus einer 
Sendung der Firma Dr. ©. Staudinger und A. Bang- 
Haas. In meiner Sammlung. 
‚H., Drakei Knisch nov. spec. 

H. Drakei Reg. ı.]. 

Kleiner als die vorige Art, weniger langgestreckt, die Flügel- 
decken hinter der Mitte etwas bauchig erweitert. Oben grün, blau- 
grün oder schwärzlich glänzend, metallisch. Die Schenkel und 
die Schienen braunrot, die Kiefertaster einfarbig gelbrot, die 
Tarsen gelbrot, das Endglied derselben an der Spitze, sowie die 
Spitze der Schenkel angedunkelt. Der Kopf grob und nicht dicht 
punktiert mit drei punktierte Längseindrücke zeigender Stirn. 
Der Halsschild kaum länger als breit, vor der Mitte am breitesten, 
von da nach vorne nur wenig, nach rückwärts etwas stärker und 
ziemlich geradlinig verengt. Die Vorderecken des Halsschildes 
schmal gerundet. Derselbe zeigt fünf seichte, muldenförmige Ein- 
drücke, ist sehr grob und auf der Scheibe wenig dicht, gegen die 
Seiten sehr dicht punktiert; die Erhabenheiten zwischen den Ein- 
drücken jedoch ohne grobe Punkte. Die Flügeldecken viel breiter 
als der Halsschild, nicht sehr langgestreckt, hinter der Mitte etwas 
bauchig erweitert, sehr grob punktiert gestreift, die Punktstreifen 
jedoch besonders auf der Scheibe sehr seicht. Die Zwischenräume 
etwas schmäler als die Streifen, Intervall 5 und 7 sind hinter der 
Mitte, Intervall 9 in der ganzen Länge etwas kielförmig erhoben. 
Die Erhabenheit des 5. Zwischenraumes ist am Beginn des letzten 
Drittels beulig ausgebildet. Die Oberseite zeigt bei mikroskopischer 
Betrachtung wohl zwischen der geschilderten Punktierung äußerst 
feine Borstenpunkte, aber keine deutliche Schagrinierung des 
Grundes. Die Beine ziemlich kräftig ohne besondere Auszeichnung. 
Long. 3—4.3 mm. 
 Patria: Paraguay leg. Dr. Drake. Ein einzelnes Exemplar. 

Brasilia: Corumba (Matto Grosso). In Anzahl in meiner 
Sammlung. 
H. purpureus Knisch nov. spec. 

Dem H. Drakei m. zunächst stehend, gestreckter, heller gefärbt, 
auf dem verkehrt trapezförmigen Halsschild dichter punktiert, mit 
deutlicher gekielten abwechselnden Intervallen der Flügeldecken. 

Ziemlich gestreckt, die Flügeldecken hinter der Mitte sehr 
schwach verbreitert, daher vorne fast parallelseitig, nach rück- 
wärts geradlinig verengt. Die ganze Oberseite lebhaft metallisch 
grün oder bräunlichgrün, stellenweise purpurfarbig glänzend. 
Die Fühler, Taster und Beine rötlichgelb, die Spitzen der End- 
glieder der Kiefertaster und der Schenkel meist, jene der Tarsen- 
endglieder stets schwärzlich. Der Kopf auf der Stirn mit drei, 
nicht immer deutlichen Längseindrücken, grob und dicht punktiert. 
Der Halsschild wenig länger als breit, viel schmäler als die Flügel- 
decken, in der Anlage verkehrt trapezförmig, nach hinten gerad- 
linig oder schwach ausgebuchtet verengt, mit fünf muldenförmigen 


8. Heft 


58 Alfred Knisch: 


Eindrücken, von welchen die zwei seitlichen oft weniger hervor- 
treten, grob und dicht, auf der Scheibe bisweilen etwas spärlicher 
punktiert. Die Flügeldecken viel breiter als der Halsschild, ziem- 
lich gestreckt, hinter der Mitte nur sehr schwach verbreitert, 
vorne fast parallelseitig, nach rückwärts geradlinig verengt, deren 
Spitzen gemeinsam gerundet abgestutzt, punktiert gestreift, 
die Streifen den Intervallen ungefähr gleichbreit, die letzteren, 
besonders 3, 5, 7- und 9 deutlich gekielt. Zwischenraum 5 trägt 
außerdem am Beginn des letzten Viertels ein kleines Höckerchen. 
Die Beine normal. 
Long. 3—4.4 mm. 
Patria: Argentina, Prov. Buenos Aires leg. C. Bruch. 

Brasilia: Corumba (Matto Grosso). In meiner Sammlung. 
H. exeavatus Lec. — America bor. 
H. corruseans Bruch 

H. corruscans Reg. ı. 1. (ex. p.). 

Wohl dem zentralamerikanischen H. debilis Sh. zunächst- 
stehend. Mäßig gestreckt, besonders auffällig durch die meist 
goldgrüne, oft dunkelgrüne, kupfrige oder purpurfarbene, lebhaft 
metallglänzende Oberseite. Die Kiefertaster und die Beine hellgelb, 
erstere meist mit schwarzer Spitze des Endgliedes, letzter. mit 
dunklen Knien und schwarzer Spitze des Klauengliedes. Der Kopf 
sehr deutlich mehr oder weniger dicht punktiert, auf der Stirn mit 
drei meist deutlichen Längseindrücken. Der Halsschild bis kurz 
vor der Mitte mehr oder weniger parallelseitig, nach rückwärts 
etwas ausgeschweift verengt, oder verkehrt trapezförmig, mit den 
normalen fünf muldenförmigen Vertiefungen, durchwegs grob und 
dicht, nur auf den Erhabenheiten zwischen den Mulden weitläufig 
punktiert. Die Punkte in den Mulden gröber als die übrigen. 
Die Vorderecken des Halsschildes recht- oder schwach stumpf- 
winklig. Die Flügeldecken vie] breiter als der Halsschild, hinter 
der Mitte am breitesten und daselbst etwas bauchig erweitert, 
grob punktiert-gestreift, die Streifen mit dicht auf einander folgen- 
den Punkten. Die Intervalle schmäler als die -Punktstreifen, 
ziemlich gleichmäßig schwach gekielt, nur der dritte Zwischenraum 
tritt im vorderen Drittel bisweilen etwas deutlicher hervor. Die 
Beine normal. Von dem lebhaften Metallglanze abgesehen, fehlen 
dieser Art besonders charakteristische Merkmale. Es gelang mir 
nicht die kleinen, dunkelfarbenen Stücke, welche ein sent differentes 
Aussehen haben, spezifisch zu trennen. ö 
Long. 1.5—3.2. mm. r Zu i 
Patria: Argentina: Prov. Buenos Aires ke 2: Bruch, Einige 

Stücke (Cotypen). 
Paraguay leg. Dr. Drake. Ü 
. Brasilia: Corumba (Matto Grosso). In Anzahl in meiner 
Sammlung. 
Von Regimbart wurden diese Art und pumihiom.als „corruscans Reg.‘ 
bezettelt. Übergangsformen zwischen beiden sind mir nicht bekannt. 


f: 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutschen Ent. Museums 59 


H. Richteri Bruch | PR; 

Klein, mit länglich-ovalen Flügeldecken, Kopf schwärzlich 
oder dunkel metallisch, Halsschild braunrot, oft mit geschwärzter 
Mitte, die Flügeldecken einfarbig braunrot, die Kiefertaster ein- 
farbig gelbrot, die Beine’ rötlichgelb mit angedunkelten - ‚Knien, 
schwach glänzend, bisweilen etwas metallisch. Der Kopf mäßig 
grob und ziemlich dicht punktiert, mit undeutlichen Eindrücken; 
der Halsschild vor der Mitte ziemlich parallelseitig, nach rückwärts 
(von oben gesehen) schwach gerundet verengt, die Vorderecken 
desselben schmal abgerundet, mit fünf muldenförmigen Vertie- 
fungen, grob und dicht punktiert. Die Flügeldecken länglich-oval, 
ziemlich stark gewölbt, hinter der Mitte am breitesten, grob punk- 
tiert gestreift, mit nur schwach gekielten, sehr schmalen Intervallen, 
von welchen 3, 5 und 7 stärker hervortreten. Charakteristisch ist 
die weniger gestreckte Körperform, die geschilderte Färbung und 
die Skulptur der Flügeldecken. 

Long. 1.9—2.3 mm. 
Patria: Argentina (ohne Detail, Coll. Kraatz.). Ein einzelnes 
Stück. 
Nachträglich erhielt ich die Art aus Brasilien: Corumba 
(Matto Grosso) durch die Firma Dr. O. Staudinger u. 
A. Bang-Haas. 
H. pumilio Knisch nov. spec. 

H. corruscans Re£g. i.]. 

Dem A. corruscans Bruch sehr nahe verwandt, jedoch durch ge- 
strecktere Körperform, Differenzen in der Form des Halsschildes, 
andere Färbung und durch weniger intensiven Metallglanz der 
ganzen Oberseite verschieden. Kopf und Halsschild grün oder 
schwärzlichgrün, matt oder nur wenig glänzend, die Flügeldecken 
purpurfarbig bis schwärzlichgrün oder bräunlich, metallisch 
schimmernd. Die Kiefertaster rötlichgelb mit schwarzer Spitze 
des Endgliedes, die Beine rötlichgelb, nur die äußerste Spitze der 
Knie und der Klauenglieder dunkel. Auf dem Kopfe der Clypeus 
grob und dicht, die Stirne noch gröber aber weniger dicht punktiert. 
Die Mittelfurche der Stirn sehr deutlich, die beiden Seiteneindrücke 
weniger hervortretend. Der Halsschild von außerordentlicher 
Form, fast regelmäßig trapezförmig, am Vorderrande am breitesten, 
nach rückwärts (von oben gesehen) ziemlich stark und fast gerad- 
linig verengt. Die Vorderecken desselben deutlich spitzwinklig 
vorspringend. Die obligaten Vertiefungen des Halsschildes sind 
sehr seicht. Die Punktierung desselben ist grob und besonders gegen 
die Seiten zu dicht. Die Flügeldecken schmäler und gestreckter 
als bei corruscans, jedoch viel breiter als der an der Basis 
schmale Halsschild, regelmäßig dicht und ziemlich grob punktiert 
gestreift, mit schmalen gleichmäßig gekielten Intervallen. 

Long. 2.1—2.5 mm. 
. Patria: Paraguay leg. Dr. Drake. Wenige Stücke. 


8. Heft 


60 \ Alfred Knisch: 


Die Gattung Hydrochous war bisher aus Südamerika noch nicht 
nachgewiesen. Die nunmehr aus diesem Erdteil bekannt ge- 
wordenen Arten lassen sich nach folgender Übersicht separieren: 


1. Die Flügeldecken gereiht punktiert, die Intervalle zwischen den 
Punktreihen etwa so breit als die Reihen selbst, Käfer 
größer, gestreckter, die ganze Oberseite desselben im Grunde 
fein schagriniert 1 metallipes 

— die Flügeldecken gestreift punktiert, die Intervalle den Punkt- 
streifen gleichbreit oder schmäler, die Oberseite im Grunde 


nicht schagriniert; mittelgroße oder kleinere Käfer 2 
2. Die Zwischenräume der Flügeldecken sehr schmal, Körper 
klein 


— die Zwischenräume der Flügeldecken mäßig schmal, die Ober- 
seite des Käfers grün, blaugrün oder purpurfarben, fast 
immer metallisch glänzend 3 

3. a) Käfer größer, grob skulptiert, die Flügeldecken hinter der 
Mitte deutlich bauchig erweitert, Schenkel und Schienen 

- braunrot 2 Drakei 
b) Käfer größer, Flügeldecken hinter der Mitte weniger ver- 
breitert, Beine rötlichgelb, die abwechselnden Intervalle 
der Flügeldecken deutlich gekielt 3 purpureus 

— Käfer kleiner, lebhaft goldgrün bis dunkelgrün, kupfrig oder 
purpurfarbig, metallisch 4 eorruscans 

4. Oberseite braunrot, nur der Kopf schwarz, nicht oder nur 
schwach metallisch 5 Richteri 

— Kopf und Halsschild grün oder schwärzlichgrün, Flügeldecken 
purpurfarben, bräunlich oder schwärzlichgrün, weniger 


lebhaft metallisch 6 pumilio 
Ochthebius. 
Ochthebius s. str. 
O. seulptus Lec. — California. 


OÖ, Holmbergi Mannerh. — Alaska: Sitka. (Cotypen). 
Ist nach meiner Ansicht von O. marıinus Payk. nicht spezifisch 
trennbar, 
Hydraena. 
Hydraena s. str. 
H, Sauteri d’Orch. — Formosa (Typen). 


Subfamilie Spercheinae. 


Spercheus. 
Sp. platycephalus Mac Leay — Borneo, Sumatra. 

Sp. Mulsanti Perr. (priscus Sharp) dürfte nach der Beschrei- 
bung zu schließen von platycephalus nicht spezifisch verschieden 
sein. : 
Sp. senegalensis Cast. — Kamerun, Togo, Ashantıi. 


i 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutsch, Ent. Museums 61 


Subfamilie Hydrophilinae. 
Berosus. 
Enoplurus. 


B. obseurifrons Knisch nov. spec. 

B. obscurifrons Reg. 'i. 1. 

Einer der größten Enoplurus. Körper gerundet-oval, stark 
gewölbt. Die Oberseite schmutzig rotbraun, matt glänzend, die 
Flügeldecken an den Seiten und gegen die Spitze heller. Auf dem 
Kopf der größte Teil der Stirn und die Mitte des Clypeus schwarz. 
Der Halsschild mit einem ganz, oder zumindest in der Basalhälfte, 
durch die rotbraune Mittellinie geteilten schwarzen, seitlich ver- 
schwommenen Längs-Diskalfleck. Kopf und Halsschild ohne 
Metallglanz. Das Schildchen schwarz. Die Flügeldecken mit un- 
bestimmten, verschwommenen, schwarzen Flecken, von welchen 
der Schulterfleck noch am deutlichsten hervortritt. Die Fühler, 
Kiefertaster und Beine rötlichgelb, die äußerste Spitze der Palpen- 
endglieder, sowie die Mittel- und Hintertarsen etwas’ geschwärzt. 
Die Unterseite und ein großer Teil der Schenkel schwarz. Der 
Kopf kräftig und mäßig dicht, nach vorne allmählich feiner punk- 
tiert, der Scheitel in der Mitte äußerst fein gekielt. Der Halsschild 
doppelt so breit als lang, mit stark abgerundeten Vorder- und noch 
stärker gerundeten Hinterecken, weniger grob als die Stirn und 
ziemlich zerstreut punktiert. Der Kopf, besonders aber der Hals- 
schild und beim @ auch die Flügeldecken deutlich schagriniert. 
Die Flügeldecken gerundet-oval, hoch gewölbt mit langem, spitzen 
äußeren und kürzeren und stumpferen inneren Apicalzahn, sehr 
seichten und feinenPunktstreifen, deren Punkte gegen die Seiten und 
Spitze zu etwas größer werden. DieZwischenräume der Flügeldecken 
sehr breit und flach beim 9 schagriniert, fein und ziemlich zerstreut, 
nur die äußeren in einfacher unregelmäßiger Reihe punktiert. 
Intervall 3, 5 und 7 mit sparsam eingestreuten größeren Punkten. 
Die Mesosternallamelle mit einem kräftig vorspringenden, meist 
nach rückwärts gerichteten sehr variablen Zahn. Das Metasternum 
stark erhoben, in der Mitte in eine hinten offene Grube vertieft, 
die Erhabenheit nach rückwärts in zwei kräftige, aufgerichtete 
Zähne auslaufend. Die Vorderschenkel bis zur Mitte, die Mittel- 
und Hinterschenkel in größerer Ausdehnung punktuliert und 
pubeszent. Der erste Ventralbogen an der Basis gekielt, das letzte 
Abdominalsternit tief gerundet ausgeschnitten und daselbst im 
Grunde mit zwei kleinen, scharfen Dornen besetzt. Beim & ist 
diescs Sternit vor den Dornen gekielt. Die Beine lang und ziemlich 
kräftig. Beim & das zweite Glied der Vordertarsen erweitert, 
länger und gröber behaart als beim 2. 

Long. 6—7 mm. 

_ Patria: Brasilia: Theresopolis leg. Fruhstorfer. 

Brasilia: Santa Catharina (Staudinger) in Anzahl in 
meiner Sammlung. 


8. Heft 


62 Alfred Knisch: 


B. truncatipennis Cast. — Mexico, Guatemala. 
B. retieulatus Knisch nov. spec. 
B. reticulatus Reg. ı. 1. 


Leicht kenntlich durch die bei beiden Geschlechtern besonders 
am Halsschild hervortretende Schagrinierung der ganzen Oberseite. 
Oblong-oval, ziemlich gewölbt, der Kopf dunkel metallisch grün 
schimmernd. Der Halsschild mit rötlich gelber Grundfarbe, auf 
der Scheibe mehr oder weniger ausgedehnt und verwaschen 
schwärzlich grün, daselbst schwach metallisch schimmernd; meist 
tritt jedoch in der Mittellinie die Grundfarbe zum Vorschein, so 
daß diese Makel mehr oder weniger geteilt erscheint. Die Flügel- 
decken heller oder dunkler graugelb mit konstant schwarzer Schulter- 


beule und einer größeren Anzahl unbestimmter, verschwommener, 


schwarzer Flecken, welche häufig zusammenfließen. Die ganze Ober- 
seite matt glänzend. Die Brust schwarz oder teilweise rötlich, 
das Abdomen schwarz. Die Kiefertaster und die Beine rötlichgelb. 
erstere stets mit schwarzer Spitze desEndgliedes. Der Kopf zwischen 
der Schagrinierung ziemlich fein und mäßig dicht, auf der Stirm 
etwas kräftiger und‘ weitläufiger punktiert. Der Scheitel in 
der Mitte longitudinal sehr fein gekielt. Der Halsschild mindestens 
doppelt so breit als lang, verhältnismäßig klein, nach vorne stark 
gerundet verengt, die Hinterecken etwas stärker als die Vorder- 
ccken abgerundet, bei beiden Geschlechtern dicht und deutlich 


schagriniert, ziemlich zerstreut und fein punktiert. Die Flügel- 


decken länglich-oval, ziemlich gewölbt, an der Spitze mit einem 
mäßig langen und scharfen äußeren, und einem meist kürzeren, 
aber breiteren inneren Dorne, ziemlich fein punktiert-gestreift, 
die Streifen gegen rückwärts schärfer eingeschnitten und daselbst 
deren Punkte wenig deutlich. Die Intervalle zwischen der Scha- 
grinierung deutlich und dicht, unregelmäßig zwei- bis dreireihig, 
nur der Nahtzwischenraum ein- bis zweireihig punktiert, ohne ein- 
gestreute größere Punkte; die Punkte besonders hinter der Mitte 
deutlich härchentragend. Das Kinn stark glänzend, die Meso- 
sternallamelle mit einem nach unten gerichteten Zahn. Die er- 
hobene Medianpartie des Metasternums schmal, hinten mit einem 
Längsgrübchen, nach vorne verbreitert und in deutliche Schenkel- 
linien auslaufend. Das Abdomen runzelig punktiert, etwas glän- 
zend, das 5. Abdominalsternit beim & tief ausgeschnitten und im 
Grunde mit zwei sehr unscheinbaren Zähnchen besetzt. Beim 2 
ist dieses Sternit einfach gerundet oder nur sehr flach ausgebuchtet. 
Die Beine mäßig lang. 
Long. 4.4—4.7 mm. 
Patria: Paraguay leg. Dr. Drake. 

Paraguay: Centurion leg. Reimoser im Wiener naturh. 

Museum. 
Argentina: Nord du Chaco de Sta Fe, Bordo du Rio Las 
Garzas leg. Wagner Brothers (detto). 


en er ee ee 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutsch, Ent, Museums. 63 


Brasilia: Corumba (Matto Grosso) in meiner Sammlung: 
Die Art scheint weit verbreitet und häufig zu sein. 
B. patruelis Berg (B. spinulosus Reg. i. 1.) — Paraguay leg. 
Dr. Drake. 
B. Fairmaitei Zaitz. (acutispina Fairm. 1888) — Formosa. 
B. indieus Motsch. — Ceylon, Tonkin, Formosa, Sumatra. 
B. punetatissimus Lec. — California. Diese Art stellt eine Über- 
gangsform zwischen den beiden Subgattungen dar. 


. Berosus s. str. 


B. faleatus Sh. — Mexico. 
“ B. striatus Say — California. 


B. infuseatus Lec. — California, Mexico. 
B. aeuleatus Lec. — New York. 
B. bonaerensis Berg (?) — Zwei Stücke (SF) aus Argentinien, 


Prov. Buenos Aires leg. C. Bruch (als Berosus Bruchi Reg. 
bezettelt) glaube ich auf diese, nach einem einzigen Exemplare 
beschriebene Art beziehen zu müssen. Von Regimbart wurde 
kein Berosus Bruchi beschrieben. 


B. vittieollis Boh. — Madagaskar. 
B. pubescens Muls. — Sumatra. 
subspec. deerescens Wlkr. — Ceylon. 


Regimbartia (Volvulus). 
R. stagnieola Muls. — Madagaskar. 
R. attenuata F. (aenca Br.) — Tonkin, Sumatra, Queensland. 


Derallus. 
D. angustus Sh. — (bezettelt Camposi Reg.) — Buenos. Aires. 
D. rudis Sh. — Buenos Aires. 

Globaria. 


. Gl. Leachi Latr. — Sumatra. 
Gl. Mülleri Kirsch — (bezettelt brachiicollis Reg.) — Sumatra. 
Hydrous. 
Temnopterus. 
H. aculeatus Sol. — Brit. Ost Afrika, Dar-es-Salaam. Die einigen 
Stücken beigegebenen Fundorte ‚Is. Philipp.“ und ‚Siam‘ 
- sind zweifellos unrichtig. 


Hydrous s. str. 


H. senegalensis Perch. — Deutsch-Südwest-Afrika, Deutsch- 
Ostafrika. Ein Stück trägt die schr fragliche Patriaangabe 
Ha 

H. olivaceus F. — Madras, Malacca. 


H. eashmirensis Redt. — Ceylon, Annam, China. Einige Stücke 
tragen die falsche Fundortbezeichnung ‚‚Australien‘“. 
subspec. birmanieus Reg. — Carin, Asciuli Cheba (Type). 

8. Heft 


64 : Alfred Knisch: 


Zu dieser Art wäre zu bemerken, daß die Stärke der Ausschweifung 
der Flügeldeckenspitze sehr variiert. Viele in meiner Sammlung 
befindliche Stücke aus Laos (Tonkin) zeigen in der Mitte der Basis 
der Ventralbögen außer der obligaten Pubeszenz noch längere 
Goldhaare und scheint die Art somit mit hastatus Hbst. verbunden 
zu sein. Die extremen Formen allerdings sind weit different. 

H. pieieornis Chevr. — Luzon, Philippinen, Java. Ein Stück trägt 
die Patria ‚‚Australien‘, deren Richtigkeit sehr zu bezweifeln ist. 


H. rufieornis Klug — Madagaskar. 
H. albipes Cast. — Neu-Holland, Australien, Victoria. 
H. brevispina Frm. — Süd-Australien: Finke-Revier. 
H. latipalpus Cast. — Australien: Brisbane. 
H. aeuminatus Motsch. — Japan, Korea, China, Formosa. 
H. gansuensis Sem. — Tsingtau. 
H. insularis Cast. — Mexico. 
H. foveolatus Reg. — Venezuela: Merida. 
H. triangularis Say — Texas, California, Mexico. 
H. ater Ol. — Mexico, Santos. Ein Stück ist mit „Australien“ 
falsch bezettelt. 
Dibolocelus. 
H. ovalis Zgl. (ovatus Gemm. u. Har.) — Ex coll. Rivers ohne 
Patria. 
H. palpalis Br. — Paraguay, Argentina. 
- Hydrophilus. 
Neohydrophilus. 
H. rufiventris Nietn. — Mahe£. 
H. elongatus Reg. — Ceylon. 
H. deplanatus d’Orch. — Dar-es-Salaam. 
H. Wehnckei Paul. d’Ol. — Togo, Dar-es-Salaam. 
Hydrophilus s. str. 
H. obtusatus Say — Buffalo N. Y. 9 
H. fulvofemoratus subspec. uniformis Fairm. — Dar-es-Salaam, 
Tropisternus. 


Sharp hat in seiner Monographie dieser Gattung (Trans. Ent. 
Soc. London 1883, p. 91—117) zweifellos eine Anzahl überflüssiger 
„Arten‘ aufgestellt und übrigens die meisten Spezies zu kurz 
charakterisiert. Die Gattung bedarf noch eines sehr eingehenden 
Studiums an der Hand eines umfangreichen Materials ihres ganzen 
Verbreitungsgebietes. 

T. collaris (? subspec.) seutellaris Cast. -- Argentina: Prov. Buenos 
Aires. Ist zweifellos keine selbständige Art. 

T. collaris aberr. parananus Sh. — Paraguay leg. Dr. Drake. Ist 
gewiß nur eine Farbenabänderung und nicht wie Sharp aus- 
führt, eine selbständige Art. Sharps Beschreibung fußt auf 
einem einzelnen Stücke. Ich besitze in meiner Sammlung ein 
umfangreiches Material, das alle Übergangsformen aufweist. 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutsch. Ent. Museums 65 


T. mexieanus Cast. — Mexico: Oaxaca; Paso Antonio. Ich be- 
zweifle auch hier die Artberechtigung. Die Untersuchung 
eines großen Materials (auch der Zwischenfundorte) dürfte 
wohl ergeben, daß dieselbe nur eine Rasse des überaus vari- 
ablen collarıs F. ist. 


T. oeulatus Sh. — Brasilia: S. Catharina, Theresopolis. 

T. latus Br. — Brasilia: S. Catharina, Theresopolis; Argentina: 
LaxPlata\ 

T. apieipalpis Chevr. — (bezettelt Drakei Reg.) — Mexico: Jalapa. 

T. ehalybaeus L. — Birasilia: Rio Capivary; Sta. Catharina, 
Theresopolis. Bei dieser Art zeigen die Flügeldecken wie 
bei apicidalpis Chevr. feine Punktreihen; es ist übrigens 
fraglich, ob selbe nicht etwa nur eine Farbenabänderung 
desselben ist. 

T. nitens Cast. — Mexico, Paraguay. 

T. ovalis Cast. — Paraguay; Argentina: Prov. Buenos Aires 

T. eoneolor Sh. — Mexico: Hacienda de Bleados; S. Luis Potosi. 
Ich bezweifle die Artberechtigung und halte selbe für 
ellipticus Lec. 

T. elliptieus Lec. — California: El Monte; Neu-Mexico, Guatemala. 
T. nigrinus Boh. — Brasilia: Sta. Catharina Theresopolis; Para- 
guay. | 

T. oehripes Curt. — Argentina, Chile. 

T. ealifornieus Lec. — California. . 

T. lateralis F. — Nebrasca; Mexico, Brasilia. 

T. xanthopus Sh. — Neu-Mexico. Halte ich nur für eine Form des 
T. ochripes Curt. 

T. fuseitarsis Sh. — Mexico. 

T. ignoratus Knisch nov. spec. 


Gerundet-oval, gleichmäßig gewölbt, schwarz, mit dunkel- 
grünem Schimmer, die Ränder des Halsschildes meist schmal 
rötlich, ebenso der Seitenrand der Flügeldecken, besonders hinter 
der Mitte meist rötlich. Bei frisch entwickelten Stücken die ganze 
Oberseite rötlich durchscheinend. Die Fühler und die Kiefertaster 
gelbrot, die Beine braunrot, mit etwas geschwärzten Schenkeln 
und Tarsen. Die Unterseite schwarz, der Brustkiel braunrot, die 
Abdominalsegmente meist mit rötlichen Seitenflecken und schmal 
rötlichem Hinterrande. Der Kopf fein und sehr dicht punktiert, 
auf der Stirn, innerhalb der Augen mit einer länglichen Punkt- 
gruppe und stark hervortretender, jederseits vor den Augen dichter, 
dann gegen die Stirn winklig umgekehrter und allmählich zerstreut 
punktierter, vor der antenno-frontalen Naht endigender Punkt- 
reihe. Der Halsschild wie der Kopf fein und sehr dicht punktiert, 
mit weitläufig eingestreuten, etwas deutlicheren Pünktchen mit 
kurzer, aus wenigen groben Punkten bestehender Seitenrand-Punkt- 
reihe und innerhalb derselben mit flach grubenförmiger Punkt- 
reihe, außerdem hinter dem Innenrande der Augen mit einer 
kürzeren Punktgruppe. Auf der Scheibe zeigen sich bei manchen 


Archiy für Naturgeschichte 
1919. A. &. 5 8. Heft 


66 Alfred Kinisch: 


Stücken vereinzelte größere Punkte. Die Flügeldecken feiner 
und etwas weniger dicht als Kopf und Halsschild punktiert, 
gegen die Naht zu mit je zwei breit getrennten, und gegen 
den Seitenrand mit je einer aus sehr groben, härchentragenden, 
aus nur etwa 6—10 weitabstehenden Punkten bestehenden Punkt - 
reihe. Der Epipleuralrand, ausgenommen die Spitze, in seiner 
ganzen Länge deutlich punktiert und bei frischen Stücken die 
Punkte mit feinen scharfen Dornen besetzt. Der in der Mitte 
flach konkave Brustkiel reicht ungefähr bis zur Mitte des zweiten 
Ventralbogens, er ist in der Mesosternalpartie breit lamellenförmig 
ausgebaut und daselbst sehr grob —, in der rückwärtigen Hälfte 
aber feiner und schuppenförmig punktiert. Die Mittel- und Hinter- 
schenkel sehr grob und ziemlich zerstreut punktiert und höchstens 
bis zum ersten Drittel pubeszent. Die Hinterschiene an der oberen 
Innenseite mit einem Saum feiner Schwimmhaare (Sharps SectionB. 
Long. 6.7—7.3 mm. 

Patria: Argentina: Prov. Buenos Aires leg. C. Bruch. Einige 
Stücke. Ein Exemplar vom gleichen Fundorte in coll. 
Jensen-Haarup (Silkeborg). 

Von nitens und ovalis Cast. durch die mit Schwimmhaaren 
besetzten Hinterschienen und anders punktierten Kopf, von letz- 
terem außerdem durch bedeutendere Größe, von ellidticus Lec. 
durch weniger gerundete Körperform, geringere Durchschnitts- 
größe und durch längere Punktgruppen auf dem Halsschilde ver- 
schieden. 

Die Stücke des Museums sind als Pleurhomus Sahlbergi Sharp 
bezettelt, was es allerdings nicht sein kann. 


Sternolophus. 
Neosternolophus. 
St. tenebriecosus Blackb. — Mulgrave R.; Java occ: Sukabumi. 
St. nitidulus Mac Leay — Queensland. 
St. immarginatus d’Orch. — Australien: Northern Territory; 


Brisbane. 
Sternolophus s. str. 
St. angolensis Er. — Kamerun. 
St. brachyacanthus Reg. — Ceylon, Tonkin, Annam, Sumatra. 
St. Solieri Cast. — Kamerun, Deutsch-Südwestafrika, Deutsch- 
Ostafrika, Madagaskar. 
St. rufipes F. — Ceylon, Madras, Carin, Tonkin, Annam, Formosa, 
Sumatra, Java. 


Hydrobius. 

H. melanus Germ. (chobosus Say) — America bor. 
Anacaena. 

A. infuseata Motsch. — California. 
Paracymus. 


P. subeupreus Say — California, 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutsch. Ent. Museums 67 


P. solstitialis Kirsch (?) — Argentina: Buenos Aires. 


P. evanescens Sh. — Ceylon, Sumatra. i 
P. minor Reg. (cybocephaloides Reitt. i. 1.) — Ada (Goldküste). 
Helochares. 


Hydrobaticus (Grapidelochares). 


H. crenatus Reg. expansus Knisch nov. subspec. 

H. expansus Re£g. i. 1. 

Von der Nominatform nur durch bedeutendere Größe, längere 
Kiefertaster und gröbere Punktierung der Zwischenräume der 
Flügeldecken verschieden. 

Long. 7 mm. 

Patria: Neu-Guinea. Ein einzelnes Stück aus der Sammlung Kraatz. 
H. melanophthalmus Muls. — Usaramo, Madagaskar. 

H. anchoralis Sh. — Madras, Ceylon, Sumatra. 

H. lentus Sh. (densus Sh.) — Ceylon, Formosa. 


Helochares s. str. (Sindolus). 


H. ellipticus F. — Togo, Kamerun. 

H. longipalpis Murray — Transvaal. : 

H. atropieeus Reg. (nigropiceus Reg. i. 1.) — Sumatra. 

H. pallipes Br. — Buenos Aires. Mit dieser Art, welche in der 
Färbung sehr variiert, ist möglicherweise H. Championi Sh. 
aus Guatemala identisch. Leider liegt mir nur ein einzelnes, 
sehr defektes Exemplar des letzteren vor. 

H. gravidus Bruch 
H. gravidus Reg. 1. ]. 

Ziemlich klein, eiförmig, stärker gewölbt als die meisten Arten 
dieser Gattung. Die Oberseite rötlich-gelbbraun, die Stirn, stellen- 
weise auch der Halsschild und die Flügeldecken schwach ange- 
dunkelt, stark glänzend. Die Fühler, Taster und Tarsen rötlichgelb, 
die Schenkel und die Schienen schwärzlich-braunrot. Kopf und 
Halsschild mäßig dicht und mäßig fein punktiert. Der letztere 
nach vorne stark verengt mit breit abgerundeten Vorder- und 
schwächer abgerundeten Hinterecken. Die Punktellipse besteht 
nur aus zerstreut angeordneten Punkten. Die Flügeldecken seitlich 
stark gerundet, hinter der Mitte am breitesten, stärker als jene 
der meisten verwandten Arten gewöibt, in der Punktierung variabel, 
meist jedoch etwas feiner und zerstreuter als der Halsschild punk- 
tiert. Von den dreiReihen größerer Punkte ist meist nur die mittlere 
deutlich. Das Kinn vorne schwach gerundet ausgehöhlt. Das Meso- 
sternum in eine scharfe, fast rechtwinklige Lamelle erhoben, deren 
vorderes Ende ein kurzes Zähnchen trägt. Das letzte Abdominal- 
sternit mit einem kleinen runden Ausschnitt. 

Long. 4—4.2 mm. 

Patria: Argentina; Prov. Buenos Aires leg. C. Bruch. Einige 

Stücke (Cotypen). 
Paraguay leg. Dr. Drake. 


5* 8. Heft 


68 Alfred Knisch: 


H. guatemalensis Knisch nov. spec. 

H. guatemalensis Re£g. i. 1. 

Dem H. gravidus Bruch. sehr ähnlich, jedoch durch viel ge- 
ringere Größe, viel feinere Punktierung der ganzen, Oberseite 
stärker hervortretende transparente Punktlinien auf den Flügel- 
decken, deren Punkte besonders gegen die Seiten und gegen die 
Spitze zu fensterartig ausgebildet sind, verschieden. 

Long. 3.2—3.5 mm. 
Patria: Guatemala (ohne Detail) ex Coll. Kraatz. Wenige Stücke. 


H. minutissimus Kuw. — Sumatra. 


Chasmogenus (Crepidelochares). 
H. abnormalis Sh. 


Philhydrus mollis Reg. Ann. Soc. Ent. Frange LXXII, 1903, 32. 
Philhydrus rubricollis Reg. 1. c., p. 58. 


Oblong-oval, schwach gewölbt, die ganze Oberseite stark 
glänzend. Der Clypeus und der ganze Halsschild braunrot, die 
Oberlippe meist etwas heller rötlich, die Stirn schwarz, die Flügel- 
decken braunrot oder schwärzlich, an den Seiten etwas heller, die 
Fühler, Kiefertaster und die Tarsen hellgelb oder rötlichgelb, 
die Fühlerkeule gleichfarbig oder nur wenig dunkler, die Schenkel 
und die Schienen rotbraun. Der Kopf fein und weitläufig aber 
deutlich punktiert, der Clypeus hinter dem Vorderrande mit einigen 
größeren Punkten, von welchen besonders zwei in der Mitte hervor- 
treten. Die vordere Hälfte der Stirn, besonders innerhalb der Augen 
mit einer größeren Anzahl größerer Punkte. Der an der Basis sehr 
fein gerandete Halsschild nach vorne ziemlich stark gerundet 
verengt, mit in der Anlage ziemlich rechtwinkligen, schmal abge- 
rundeten Hinterecken und breit abgerundeten Vorderecken, sehr 
fein und weitläufig punktiert, mit der usuellen Gruppierung größerer 
Punkte an den Seiten, häufig mit vier kleinen, schwarzen, trapez- 
förmig angeordneten Flecken. Die Flügeldecken an der Basis 
etwas breiter als der Halsschild, mit einem bis ins vordere Drittel 
reichenden Nahtstreifen, sehr fein und weitläufig punktiert; die 
Reihen größerer Punkte nur undeutlich. Das Kinn vorne tief aus- 
geschnitten. Das Mesosternum in der Mitte wie bei vornicus Kuw. 
in eine deutliche, bogenförmig begrenzte Längslamelle erhoben. 
Long. 2.4—83.4 mm. 

Ich erhielt diese Art seinerzeit von der Firma Dr. O. Staudinger 
u. A. Bang-Haas in größerer Anzahl aus Gabun (französisch 
Äquatorial-Afrika) und habe dieselbe damals als Creprdelochares 
rutilus m. (i. 1.) bezettelt in Unkenntnis der Tatsache, daß Sharp und 
Regimbart selbe bereits als ‚Philhydrus‘ beschrieben. Das zweite 
Glied der sehr langen Kiefertaster ist hinter seiner Basis nach unten 
gebogen, dann gegen die Spitze zugerade, beieiner gewissen Stellung 
jedoch kann es fast den Eindruck erwecken, als ob es hinter seiner 
Basis schwach nach vorne gebogen wäre, was aber nicht zutrifft. 


EN > 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutschen Ent. Museums 69 


Dieses Faktum und der vorhandene Nahtstreifen der Flügeldecken 
hat Sharp und Regimbart warhscheinlich veranlaßt, das Tier als 
„Philhydrus“ (rect. Enochrus-Lumetus) anzusprechen. Einenbesseren 
Beweis der Zugehörigkeit zu Chasmogenus bietet das vorne stets tief 
ausgeschnittene Kinn, sowie der für diese Subgattung charakte- 
ristische besonders lebhafte Glanz der Oberseite. Reitter hat 
dieses Subgenus (Fn. Germ. II, 363), alseigene Gattung von Helo- 
chares separiert. 

Die Musealstücke stammen aus N. O. Sumatra: Tebing tinggi 
und eines hiervon ist mit Regimbarts Handschrift als „‚rubricolls 
Reg.“ bezeichnet. Die Richtigkeit des Fundortes Sumatra, welche 
wohl nicht zu bezweifeln ist vorausgesetzt, ist selber für die ur- 
sprünglich aus Madagaskar beschriebene, und wie es scheint über 
Afrika weiter verbreitete Art sehr bemerkenswert. Im übrigen 
spricht bereits der Autor von der Möglichkeit der Identität seiner 
rubricollis und mollis und verweise ich auf seine diesbezüglichen 
Ausführungen. 

H. livornieus Kuw. — Gabun. Die Art war bisher nur von Livorno 
und vom unteren Narenta-Gebiete bekannt; ihr Vorkommen 

im tropischen Afrika ist jedenfalls sehr interessant. An der 

Richtigkeit des Fundortes hege ich keinen Zweifel, da die 

meisten Helochares- Arten ein weites Verbreitungsgebiet 

aufweisen. 


Helogeltis (Helobata). 
H. larvalis Hom. (sig. cossyphoides Reg. i.1.) — Buenos Aires. 


Enochrus (Philydrus). 
Lumetus. 


E. Alluaudi Reg. — (det. Regimbart) — Usambara. Die Art ist, 
wie der Autor selbst sagt, unserem bicolor-halophilus Bed. 
sehr ähnlich. Ein wesentlicher Unterschied besteht aber bei 
vorliegenden Stücken in der Bildung des Mesosternums; dieses 
ist bei unserer europäischen Art in einen sehr kräftigen, drei- 
eckigen Zahn ausgebildet, bei Alluaudi aber hat es die Form 
einer stumpfwinkligen Lamelle, welche nur an ihrem vor- 
deren Ende ein nach unten gerichtetes, kleines aber scharfes 
Zähnchen trägt. 

. ellipsoideus Reg. — Kamerun; Lolodorf. Zu bemerken ist 
hier die sehr feine, fast nur mikroskopisch erkennbare Punkt- 
ierung des Halsschildes. 

. diffusus Lec. — Arizona. 

. anticus ab. fulvescens Reg. — Transvaal. 

. mexieanus Sh. — Mexico. 

. earinatus Lec. — California. 

. obseurus Sh. — Mexico. 

. nigellus Sh. — Mexico. 

. vulgaris Steinh. — Prov. Buenos Aires, Paraguay. 


{7 


Bebsbnhı 


8. Heft 


70 Alfred Knisch: 


E. obsoletus Bruch 
Philydrus obsoleius Reg. i. 1. 

Klein, oval, pechschwarz, an den Seiten etwas heller durch- 
scheinend, sehr stark glänzend, die Fühlergeißel, die Kiefertaster 
und die Tarsen schmutzig rötlichgelb. Kopf uhd Halsschild sehr 
fein und undeutlich punktiert, auch die Punktellipse auf letzterem 
nicht besonders hervortretend. Die Flügeldecken etwas zerstreuter 
und deutlicher punktiert mit unregelmäßigen, schwach hervor- 
tretenden Reihen größerer Punkte. Das Prosternum ohne scharfen 
Mittelkiel, das Mesosternum mit einer sehr kräftigen, rechtwinklig 
angelegten, am Vorderrande schwach zahnförmig ausgebildeten 
Lamelle. 

Long. 2.3—3 mm. 

Patria: Argentina: Prov. Buenos Aires leg. C. Bruch. Einige 
Stücke (Cotypen). 

. fragilis Sh. — Ceylon. 

. Sauteri d’Orch. — Formosa (Type). 

. flaviecans Reg. — Formosa. 

. parvulus R. — Transvaal, Madagaskar. 

. eseuriens Wlkr. — Ceylon, Sumatra. 


Cymbiodyta. 


. dorsalis Motsch. — California. 
. imbellis Lec. — California. 


Laccobius. 


Eier 


RU 


L. elliptieus Lec. — California. 
L. reetus Sh. — Ceylon. 
Amphiops. 

A. globus Er. — Madagaskar. 
A. mirabilis Sh. — Ceylon. 
A. pisiformis Fairm. — Sumatra. 

Subfamilie Sphaeridiinae. 

Kurze Gattungsübersicht. 
1. Die Fühler achtgliedrig, die Augen vorne durch die Wangen 


eingeschnitten, die Flügeldecken verworren punktiert oder 
mit Längsreihen größerer Punkte. Der Prosternalfortsatz 
lang dreieckig zugespitzt, der erste Ventralbogen in der Mitte 
ohne Längskiel 5 Sphaeridium 
/—- Die Fühler neungliedrig, durch Absetzung des Endgliedes oft 
scheinbar zehngliedrig 2 
2. Die Augen vorne durch die Wangen mehr oder weniger deutlich 
winklig eingeschnitten 3 
— Die Augen durch die Wangen nicht winklig eingeschnitten, 
die Flügeldecken regelmäßig gereiht punktiert, gestreift 
oder gefurcht, der erste Ventralbogen in der Mitte der Länge 
nach meist gekielt, selten ungekielt 6 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutschen Ent. Museums 11 


.- / 3. Die Flügeldecken mit regelmäßigen Punktstreifen oder Punkt- 
| reihen, das Prosternum in der Mitte dachförmig oder gekielt, 
der erste Ventralbogen in der Mitte mit einem deutlichen 
Längskiel 1 Daetylosternum 

— Die Flügeldecken verworren punktiert, höchstens mit einem 
Nahtstreifen, der erste Ventralbogen ohne Längskiel 4 

4. Die Flügeldecken mit einem Nahtstreifen, das Mesosternum 
mit einem unten rautenförmigen, vorne gerandeten Fort- 


satz 2 Coelostoma 
4. Die Flügeldecken ohne Nahtstreifen, das Mesosternum anders 
gebildet h) 


5. Das Metasternum mit einem gegen die Mittelhüften gerichteten 

Fortsatz, das Mesosternum nicht rautenförmig ausgebildet. 

3 Phaenonotum 

— Das Metasternum ohne gegen die Mittelhüften gerichteten 

Fortsatz 4 Hydroglobus nov. gen. 

6. a) Das Prosternum in der Mitte der Länge nach einfach, oder 

gekielt, nicht in eine Platte erhoben, der Halsschild vor dem. 

Hinterrande ohne grobe Punktreihe 7 

b) Das Prosternum zum großen Teile durch die nach vorne 

stark winklig erweiterten Vorderschenkel verdeckt. Die 

Mesosternalplatte breit fünfeckig. Die Mittel- und Hinter- 

schenkel nach rückwärts winklig erweitert. Der Halsschild 

mit grober Punktreihe vor dem Hinterrande 

13 Peratogonus 

#- Das Prosternum stets ineine, der Form nach sehr veränderliche 
N Platte erhoben 

7. a) DieMesosternallamelleineine Fläche (Platte) erhoben, welche 

schmäler oder breiter oval oder länglich sein kann und ent- 

weder vorne und rückwärts abgerundet oder zugespitzt, 

seltener vorne gerundet, hinten spitz ist. Das rückwärtigeEnde 

derselben liegt frei; seltener ist es in einen dreieckigen Aus- 

schnitt des Metasternums eingekeilt (Paracercyon) 6 Cereyon 

b) Die Mesosternalplatte ist nurnach vorne zugespitzt, rückwärts 

parallelseitig und eng an das Metasternum anschließend, 

von welchem es nur durch eine feine Quernaht getrennt 

ist 7 Pelosoma 

Die Mesosternallamelle nur mäßig verflacht, zweiteilig, der 

vordere Teil in der Mitte konkav und vom rückwärtigen 

> „isoliert. Der erste Ventrolnogen ung.kielt 9. Omierogiton 

/8. Die Mesosternalplatte kurz-oval, die Prosternalplatte unregel- 

mäßig geformt und in der Mitte der Länge nach gekielt. 

Der Halsschild vor dem Hinterrande mit einer groben Punkt- 

reihe 8 Oosternum 

— Die Mesosternalplatte verschieden geformt, in der Anlage drei- 
oder fünfeckig 

9.a) Die Mesosternalplatte länglich fünfeckig, so lang oder 

länger als breit, nach vorne zugespitzt. Der Halsschild 


8. Heft 


[@) 
= 


72 


10. 


11. 


12. 


KatsaKinisch: 


an den Seiten gerundet, am Hinterrande ohne grobe 
Punktreihe, Mesosternalplatte nicht gerandet 
10 Cereillum nov. gen. 
b) Der Halsschild mit gerundeten Seiten, am Hinterrande mit 
grober Punktreihe, Mesosternalplatte vorne gerandet 
11 Pigrillum nov. gen. 
c) Der Halsschild seitlich nach unten winklig erweitert, daselbst 
nach rückwärts gerade, nach vorne konkav verengt. Meso- 
sternalplatte vorne mit abgerundeter Spitze 
12 Cyerillum nov. gen. 
Die Mesosternalplatte breit dreieckig oder breit fünfeckig, die 
Mittelhüften hierdurch sehr breit getrennt 10 
Die Prosternalplatte in der Anlage annähernd verkehrt drei- 
eckig, vorne bogenförmig begrenzt. Die Mesosternalplatte 
sehr breit fünfeckig, das Metasternum flach. Die Vorder- 
schenkel nach vorne, die Mittel- und Hinterschenkel nach 
rückwärts winklig erweitert 14 Neteropagus 
Die Prosternalplatte anders geformt, stark quer oder in der 
Anlage recht- oder fünfeckig, stets deutlich hervortretend. 
Die Schenkel einfach 14 
Die Vorderschienen im apikalen Drittel an der Außenseite 
ausgeschnitten, an der Spitze daher viel schmäler als an der 
breitesten Stelle, die Seiten des Halsschildes einfach gerundet, 
der Hinterrand desselben ohne grobe Punktreihe, die Flügel- 
decken gereiht punktiert, das Metasternum flach 
15 Megasternum 
Die Vorderschienen einfach oder höchstens am Außenrande 
vor der Mitte kurz und flach ausgebuchtet, die Spitze der- 
selben mit der breitesten Stelle ungefähr gleichbreit, der 
Seitenrand des Halsschildes nach unten vorgezogen, der 
Hinterrand desselben mit einer groben Punktreihe 12 
Der Seitenrand des Halsschildes nach unten abgerundet drei- 
eckig vorgezogen, die Oberseite nicht deutlich behaart 
16 Pachysternum 
Der Seitenrand des Halsschildes stark winklig nach unten 
vorgezogen, die Flügeldecken pubeszent, gestreift oder 
gefurcht. 17 Cryptopleurum 
Aus vorstehender Tabelle ist ersichtlich, daß die Brustbildung 


der Sphaeridiinen weitgehenden Modifikationen unterworfen ist 
und Merkmale von hohem diagnostischen Wert abgibt. 


Bu 000 


Dactylosternum. 


. diaperinum Klug — Madagaskar. 
. dytiseoides F. — Sumatra, Mentawei, Neu-Guinea. 
. hydrophiloides Mac Leay (rubripes Boh.) — Fokien, Annam, 


Formosa, Sumatra, Borneo, Mentawei. 


. subdepressum Cast. — Mexico, Guatemala, Panama. 


insulare Cast. — Madagaskar, Neu-Guinea. 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutschen Ent. Museums 73 


D. depressum Klug — Madagaskar, West-Usambara, Ceylon. Von 
insulare Cast. durch gröbere, tiefere und mehr distante Punkte 
der Punktreihen der Flügeldecken getrennt. An Größe sehr 
variabel. Da aber die Stärke der Reihenpunkte bei beiden 
„Arten‘ sehr variiert, bezweifle ich die Möglichkeit, die Art 
als solche aufrecht erhalten zu können. Regimbart hat übrigens 
die von W. Horn auf Ceylon gesammelten, mit madagassischen 
depressus völlig übereinstimmende Stücke als ‚ensulare‘“ be- 
zettelt. Ich besitze auch welche von Asmara-Erythräa und ver- 
mute, daß wir esin depressum Klug nur mit einer, mit kräftiger 
gereiht punktierten Flügeldecken ausgestatteten Form des 
insulare Cast. zu tun haben. Allerdings hätte der Klugsche 
Name, da er älter ist, für die Art einzutreten. 

D. seutellare Reg. — Kamerun. 

D. profundum Reg. — Einige aus Kamerun, Lolodorf leg. L. 
Conradt stammende Stücke glaube ich auf diese, von der 
Insel S. Thomas beschriebene Art, deren Typus derzeit leider 
nicht zugänglich ist, beziehen zu können. 

D. eycloides Knisch nov. spec. 

D. cycloides R&£g. i. 1. 
. Breit gerundet, stark gewölbt. Die Oberseite rotbraun bis 
schwärzlich, nur der Vorderkopf, das Kinn, die Schenkel und Schie- 
nen, bei weniger ausgereiften Stücken auch ein großer Teil der 
ganzen Unterseite rötlich; die Fühler, Kiefertaster und Tarsen 
gelbrot. Die ganze Oberseite glänzend. Der Kopf fein und wenig 
dicht punktiert, die Basis des Scheitels im Grunde mikroskopisch 
fein querrissig skulptiert. Unmittelbar vor den Augen eine lange, 
schmale Gruppe sehr feiner aber tiefer und dicht gestellter Punkte. 
Die Augen durch die Wangen weniger tief als bei den großen Arten 
dieser Gattung ausgerandet. Der Halsschild zirka dreimal so breit 
als lang, nach vorne stark und gerundet verengt, am Vorderrande 
zur Aufnahme des rückziehbaren Kopfes stark und einfach aus- 
gebuchtet. Die Flügeldecken nur wenig länger als zusammen breit, 
stark gewölbt, an den Seiten und rückwärts steil abfallend mit 
feiner Seitenrandkehle, mit zehn, an der Basis erloschenen, vorne 
schwächer, nach rückwärts allmählich stärker ausgebildeten Punkt- 
reihen, von welchen die ersten auf der Scheibe wenig deutlich her- 
vortreten; die Reihen 5 und 6 stärker, reichen aber nicht bis zur 

Spitze, sondern vereinigen sich vorher, die Reihen 7, und besonders 

8 bis 10 bestehen aus sehr groben Punkten und divergieren gegen 

die Basis immer mehr vom Seitenrande, sich der Schulterbeule 

nähernd. Die zehnte Reihe kurz. Die Zwischenräume derselben 
ungefähr dem Halsschilde gleich fein punktiert, nur der äußerste 

Zwischenraum bis zum Seitenrande mit groben Punkten verschie- 

dener Größe dicht übersät. Das Kinn vorne tief ausgehöhlt, dicht 

und deutlich punktiert. Die Fühler in tiefer Furche gelegen, un- 
gefähr doppelt so lang als die Kiefertaster, neungliedrig. Das Pro- 
sternum kurz, in der Mitte flach gerundet, nur am Vorderrande kurz. 


8. Heft 


74 Alfred Knisch: 


gekielt, der Mesosternalfortsatz in der Anlage (von der Seite ge- 
sehen) recht- oder nur schwach stumpfwinklig, von rückwärts 
unter etwa 45° betrachtet, gerundet-pfeilspitzförmig, hinter der 
Mitte am breitesten, in der Mitte der Länge nach gerundet-gekielt, 
die Konturen kräftig aufgebogen. Der Aufbug an der Spitze (von 
der Seite gesehen) zahnförmig erscheinend. Das Metasternum an 
den Mittelhüften kurz und stumpf gekielt, gegen rückwärts platten- 
förmig erweitert, dicht punktiert und pubeszent, nur die Platte vor 
den Hinterhüften geglättet. Das Abdomen dicht punktuliert und 
pubeszent, der erste Ventralbogen in der ganzen Länge fein aber 
deutlich gekielt. Die Schienen nach rückwärts nur schwach ver- 
breitert, vor der Spitze wieder etwas verschmälert. Die Tarsen 
mehr als halb so lang wie die Schienen, mit langen, goldgelben 
Borsten besetzt, ihr erstes Glied länger als das zweite und viel 
kräftiger, das zweite, dritte und vierte Glied ungefähr gleichlang, 
das fünfte hingegen länger aber schlanker als das erste. 
Long. 4.2—4.4 mm., Lat. 2.5—2.6 mm. 
Patria: N. O. Sumatra: Tebing tinggi leg. Dr. Schultheiss. Einige 
Stücke. 
Mentawei: Sipora Sereinu leg. Modigliani. 
D. inaequale Knisch nov. spec. 

D. inaequale R&g. i. 1. 

Von D. cyclordes m. durch geringere Größe, weniger stark 
gewölbte Körperform, besonders gegen die Spitze breit abgesetzten 
Seitenrand der Flügeldecken, sowie durch gröber punktierte Flügel- 
deckenintervalle verschieden. 

Breit gerundet, mäßig stark gewölbt, schwärzlich-rotbraun, 
mit etwas hellerem Vorderkopf, die Unterseite rotbraun oder 
schwärzlich, die Fühler Kiefertaster und Tarsen rötlichgelb, erstere 
mit dunkler Keule, das Kinn, die Vorderhüften, die Schenkel und 
Schienen bräunlich-rot. Der Kopf deutlich und mäßig dicht punk- 
tiert, unmittelbar vor den Augen mit einer langen Gruppe feiner 
aber tiefer, dicht gestellter Punkte. Die antenno-frontale Naht 
wenig deutlich, der Scheitel fein querrunzelig skulptiert. Der 
Halsschild in der Anlage wie bei der vorigen Art, feiner und zer- 
streuter als der Kopf punktiert. Die Flügeldecken mäßig stark 
gewölbt, weniger steil abfallend, mit besonders gegen die Spitze 
flach abgesetztem Seitenrande, mit zehn, an der Basis erloschenen, 
gegen die Spitze gröberen und daselbst etwas vertieften Punkt- 
reihen, die Zwischenräume derselben von der Naht gegen die Seiten 
und von der Basis gegen die Spitze allmählich gröber punktiert. 
Zwischen der achten Punktreihe und dem Seitenrande sind die 
Punkte auf den Intervallen jenen der Punktreihen fast gleichgroß, 
so daß die drei äußeren Punktreihen nur wenig hervortreten und 
die Flügeldecken daselbst mehr oder weniger verworren punktiert 
aussehen. Kinn und Fühlerfurchen wie bei cycloides. Das Pro- 
sternum nur in der Mitte des Vorderrandes kurz gekielt. Das Meso- 
sternum wie bei der vorigen Art. Das Metasternum endlich mit 


EREEN E R! ei 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutschen Ent. Museums 75 


einem breiten flachen Längskiel ohne besonders wesentliche er- 
habene Verbreiterung vor den Hinterhüften. Der erste Ventral- 
bogen in der Mitte gekielt. Die Schienen nur wenig gebogen und 
gegen die Spitze sanft verbreitert. Die Tarsen mehr wie halb so 
lang als die Schienen, an der Unterseite mit goldgelben Haaren 
besetzt, ihr erstes Glied wesentlich länger und kräftiger als das 
zweite, das dritte und vierte Glied kürzer als das zweite, das End- 
glied derselben so lang oder etwas länger aber viel schwächer als 
das erste. 
Long. 3—3.2 mm. 
Patria: Sumatra: Si-Rambe& leg. Modigliani 
Mentawei: Sipora Sereinu leg. Modigliani. Je ein Exem- 
plar. 
D. Wagneri Knisch nov. spec. 

D. reflexiteum Reg. 1. 1. 

Leicht kenntlich an den in der Basalhälfte fast parallelseitigen 
Flügeldecken, an dem hinter der Mitte bis zur Spitze breit abge- 
setzten Seitenrande derselben, besonders aber charakterisiert 
durch die zehn, in feinen, scharf eingeschnittenen Streifen liegenden 
Punktserien der Flügeldecken, und hierdurch von den nächstver- 
wandten Arten (inaequale u. seriatum m.) leicht trennbar. 

Kurz-oval, mäßig stark gewölbt. Die Oberseite glänzend, 
schwärzlich rotbraun mit etwas hellerem Vorderkopf, die Fühler 
und die Kiefertaster rötlichgelb, die Unterseite braunrot mit dunk- 
lerer Medianpartie des Metasternums. Der Kopf deutlich und mäßig 
dicht punktiert, vor den Augen ohne besonders auffällige Gruppe 
tiefer Punkte. Die Augen durch die Wangen nur sehr mäßig aus- 
gerandet. Der Halsschild mehr als dreimal so breit als lang, an den 
Seiten nach vorne sehr stark und gerundet verengt, am Vorder- 
randezur Aufnahme desKopfes sanfter als bei cyclordes und inaequale 
und fast doppelbuchtig ausgerandet, ziemlich dicht, aber weniger 
deutlich als der Kopf punktiert. Die Flügeldecken etwa ein Viertel 
länger als zusammen breit, in der Basalhälfte ziemlich parallel- 
seitig, mit hinter der Mitte bis zur Spitze breit abgesetzten Seiten- 
rande, seitlich und rückwärts nicht sehr steil abfallend, mit zehn 
scharf und schmal eingeschnittenen Punktstreifen, deren sehr ent- 
ferntliegende Punkte breiter als die Streifen sind und somit auf 
die Zwischenräume übergreifen. Die Punkte der Streifen sind von 
der Naht gegen den Seitenrand und von der Basis gegen die Spitze 
zu allmählich stärker, jene der Streifen 8 bis 10 sind besonders in 
und hinter derMitte sehr grob. Streifen 1 und 2 sind in Schildchen- 
gegend fast erloschen, 9 und 10 divergieren in ihrer vorderen Hälfte 
vom Seitenrande. Die Punktierung der Intervalle ist feiner als 
jene des Halsschildes. Das Kinn tief ausgehöhlt. Die Fühler in tie- 
fer Furche gelegen, fast doppelt so lang als die Kiefertaster, neun- 
gliedrig. Das Prosternum in der Mitte der ganzen Länge nach fein 
und scharf gekielt, der Kiel am Vorderende zahnförmig vorgebaut. 
Der Mesosternalfortsatz in der Anlage (von der Seite gesehen) fast 


‚8. Heft 


76 Alfred Knisch: 


rechtwinklig, von rückwärts unter einem Winkel von zirka 45° be- 
trachtet, pfeilspitzförmig, kurz vor der Mitte am breitesten, scharf- 
spitzig, in der Mitte longitudinal fein und scharf dachförmig gekielt, 
die Seiten der vorderen Partie und die Spitze aufgebogen. Das 
Metasternum nicht kielförmig, sondern nach rückwärts verbreitert, 
plattenförmig erhoben, daselbst glänzend und mikroskopisch fein 
punktiert. Der erste Ventralbogen der ganzen Länge nach fein 
und scharf gekielt. Die Schienen nach rückwärts nur sehr schwach 
erweitert. Die Tarsen an der Unterseite fein und kurz, gelb be- 
haart. 

Long. 3 mm. 

Patria: Mentawei: Sipora Sereinu leg. Modigliani. Ein einziges 

Stück. 

Ich widme diese interessante Art Herrn Assistent Hans Wagner 
zum Danke für mir freundlichst gewährte vielseitige Unterstützung 
meiner Studien. 

D. seriatum Knisch nov. spec. 

D. seriatum Reg. i. 1. 

Durch die unbedeutende Ausrandung der Augen, die geringe 
Größe und die Färbung dem D. Wagneri m. zunächststehend, 
jedoch durch die Bildung der Vorder- und Mittelbrust, sowie durch 
die auffallende Differenz in der Skulptierung der Oberseite, be- 
sonders der Flügeldecken sofort leicht zu trennen. 

Kurz-oval, mäßig stark gewölbt, rückwärts jedoch ziemlich 
steilabfallend. Die ganze Oberseite glänzend, rotbraun oder schwärz- 
lich mit etwas hellerem Vorderkopf. Die Unterseite schwärzlich- 
rotbraun mit rotem Kinn und ebensolchen Schenkeln, die Schienen 
rotbraun oder rot; unausgefärbte Exemplare etwas heller gefärbt. 
Die Fühler, Taster und Tarsen rötlichgelb. Der Kopf fein, wenig 
deutlich und ziemlich dicht punktiert, undeutlich, nur mikrosko- 
pisch erkennbar genetzt, vor den Augen ohne besonders auffällige 
Längsgruppe tiefer Punkte. Die Stirnnähte sehr unscheinbar. 
Der Halsschild wie bei Wagneri m. angelegt, vorne einbuchtig 
ausgerandet, wie der Kopf skulptiert. Die Flügeldecken in der 
Basalhälfte ziemlich parallelseitig, hinter der Mitte mit stark ab- 
gesetztem Seitenrande, rückwärts ziemlich steil abfallend, mit zehn, 
ander Basis verkürzten Punktreihen (nicht Streifen), deren ziemlich 
dicht gestellte Punkte von der Naht gegen die Seiten und von der 
Basis gegen die Spitze an Größe allmählich zunehmen. Die Punkte 
der Reihe 8 bis 10 in und hinter der Mitte sehr grob. Die erste 
Reihe rückwärts gegen die Spitze furchenartig vertieft, die Reihen 
3 bis 4 sowie 5 bis 6 und 10 weit vor der Spitze endigend, Reihe 7 
bis 10 von der Mitte nach vorne vom Seitenrande divergierend. 
Die Zwischenräume sehr subtil punktiert. Das Kinn vorn sehr breit 
ausgehöhlt, rückwärts deutlich punktiert. Die Fühler bald doppelt 
solang als die Kiefertaster, intiefer Furche liegend. Das Prosternum 
mehr oder weniger abgerundet, in der Mitte ohne scharfen Längs- 
kiel, nur am Vorderrande kurz dreieckig erhoben. Der Meso- 


i 
3 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutsch. Ent. Museums er 


sternalfortsatz in der Anlage schwach stumpfwinklig, oben der 
Länge nach abgerundet, die Vorderpartie breit pfeilspitzförmig 
ausgebildet und der Rand daselbst aufgebogen, so daß er von der 
Seite betrachtet zahnförmig erscheint. Die Mitte des Metasternums 
von den Mittelhüften nach rückwärts schmal und divergierend 
verflacht, ohne eine ausgesprochene Platte zu bilden. Der erste 
Ventralbogen gekielt. Die Schienen schwach gebogen, nach rück- 
wärts mäßig verbreitert, vor der Spitze wieder etwas verengt. 
Die Tarsen mehr als halb so lang wie die Schienen, unten gelb be- 
haart. Die drei ersten Glieder anscheinend ziemlich gleichlang, das 
vierte kürzer, das fünfte am längsten. 
Long. 2.5 mm. 
Patria: Sumatra: Padang leg. Modigliani 

Mentawei: Sipora Sereinu leg. Modigliani 

Mentawei: Si Oban leg. Modigliani 

Eine kleine Reihe. 

Diese Art dürfte wohl mit der von A. d’Orchymont (Suppl. 
Entom. II. 1913, Sep. p. 10) erwähnten unbeschriebenen Art aus 
Mentawei und Engano identisch sein. { 

D. abnormale d’Orch. — Formosa (Type). 


Coelostoma (Cyelonotum). 


. subsphaeroides Reg. (haemisphaeroides Reg. i. 1.) — Kamerun: 
Lolodorf (Type). 

. punetulatum Klug — Madagaskar, Süd-Afrika. 

. stultum Wlkr. (simplex Sharp.) — Ceylon, Saigon, Formosa, 

Sumatra. 

. orbieulare F. — Die von Regimbart als C. Horni bezeichneten 
und aus Ceylon beschriebenen Stücke können von dieser Art nicht 
spezifisch getrennt werden. Sie zeichnen sich wohl durch rötlich- 
gelbe Kiefertaster und bräunlichrote Beine aus, die Stärke ihrer 
Punktierung sowie die Größe sind aber sehr vage Merkmale, die 
zur Aufstellung einer Art nicht dienen können. Da die Farbe der 
Extremitäten auch bei palaearktischen Stücken nicht unerheblich 
abändert und somit kein durchgreifendes spezifisches Merkmal 
vorhanden ist, kann ich C. Horni Reg. (Ann. Soc. Ent. Frange, 
LXXI, 1902, 474) höchstens als eine geographische Form von 
orbiculare F. auffassen. Ich besitze in meiner Sammlung ein um- 
fangreiches Material dieser Art aus der indo-malayischen Region 
und von Ostasien, aus welchem die Variabilität der angeführten 
Merkmale ersichtlich ist. Die Art ist über die palaearktische Region, 
einen großen Teil von Afrika und das indo-malayische Gebiet 
verbreitet und wurde von Regimbart selbst (Ann. Soc. Ent. Frange 
LXXII, 1903, 63) aus Indien angeführt. 


a ee 


Phaenonotum. 


Ph. tarsale Sh. — Buenos Aires, 
Ph. laevicolle Sh. — Buenos Aires. 


8. Heft 


78 Alfred Knisch: 


Hydroglobus Knisch nov. gen. 

Der Gattung Coelostoma und besonders Phaenonotum äußerst 
nahestehend und nur durch die Bildung der Hinterbrust wesentlich 
verschieden. Diese ist nur einfach erhoben, ohne gegen die Mittel- 
hüften verlaufenden Fortsatz. Die Flügeldecken verworren punk- 
tiert ohne Nahtstreifen. 

Genustype: 

H. punetieollis Bruch 

Phaenonotum puncticolle Bruch (Reg. i. 1.) 

Einem kleinen Phaenonotum äußerlich ungemein ähnlich. 
Ziemlich kurz, hochgewölbt, schwarz, die Ränder des Halsschildes - 
rotbraun durchscheinend, die Fühler und die Taster rötlichgelb, 
erstere mit dunkler Keule, die Beine bräunlichrot mit schwärz- 
lichen Schenkeln und helleren Tarsen; unausgefärbte Stücke auch 
mit gelbbrauner Oberseite. Der Kopf verhältnismäßig klein, im 
Grunde äußerst dicht schagriniert, mikroskopisch fein und zer- 
streut punktiert. Der Halsschild kurz, nach vorne wesentlich ver- 
engt, dessen Seitenrand fein gerandet, Die Randung um die Vorder- 
ecken bis hinter die Augen fortgesetzt, fein und zerstreut punktiert, 
matt glänzend, im Grunde nicht schagriniert. Die Flügeldecken 
ziemlich stark gewölbt, viel gröber und dichter punktiert als der 
Halsschild, stark glänzend, ohne Nahtstreifen. Das Kinn in der 
vorderen Hälfte eingedrückt, die Kehlnähte erscheinen als zwei 
glatte, glänzende Längsstriemen. Das Prosternum kurz, einfach, 
in der Mitte ungekielt. Das Mesosternum in der Mitte gegen die 
Mittelhüften longitudinal erhoben, ohne rautenförmige Verbrei- 
terung, gegen die Vorderecken zu schräg grubenförmig vertieft. 
Das Metasternum in der Mitte einfach erhoben ohne Coxalfortsatz. 
Die Vorder- und Mittelschenkel dicht punktuliert und pubeszent, 
die Hinterschenkel einfach punktiert, glänzend. Die Tarsen an 
der Unterseite lang und fein beborstet. 

Long. 2.3 mm. 
Patria: Argentina: Prov. Buenos Aires leg. C. Bruch. Zwei Stücke. 

(Cotypen). 


Sphaeridium. 


Sph. eireumeinetum Reg. — Kamerun: Lolodorf (Typen). 
Sph. Thomsoni d’Orch. nom. nov. 
Sph. pictum Thoms. 1858. — Togo, Kamerun. 
Der Thomsonsche Name ist bereits durch Sph. Pietum Men., 
einer Farbenaberration von sarabaeoidesL. vergeben, weshalb bereits 
d’Orchymont einige gesehene Stücke des Museums mit ‚Thomsont 
Bet nov.‘“ bezeichnete, welchen Namen ich auch hier annehmen 
will. 
Sph. dimidiatum Cast. —Ceylon, Madras, Bengalen, Luzon, Formosa. 
Unter dieser Art steckte ein Exemplar von Sph. scarabaeoides 
L. mit der Patriaangabe ‚‚Madras“‘, welche sicher eine falsche ist. 
Sph. seriatum d’Orch. — Fokien, Formosa (Typen), Sumatra. 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutsch. Ent. Museums 79 


Sph. quinquemaeulatum F. — Ceylon, Madras, Tonkin, Annam, 
Formosa, Sumatra. Eine große Serie aller erdenklichen Farben- 
abänderungen bis einfarbig schwarz. 

Sph. eaffrum Cast. — Zanzibar. 

'Sph. obseurum Reg. — Madagaskar: Antongil. Es ist leider nur 
ein Einzelstück vorhanden, so daß ich die Artberechtigung, 
welche ich stark bezweifle, nicht klarstellen kann. 


Cereyon. 
Paraliocercyon. 
C. depressus Steph. — California. 


Cercyon s. str. 


. ustus Sh. — Formosa. 

. fimbriatus Mannerh. — California, Alaska: Sitka (Cotypen). 
Sowohl schwarze Exemplare mit hellen Rändern, als auch 
schmutziggelbe mit einer verschwommenen dunklen Makel vor 
jeder Flügeldeckenspitze. 

. eribriceeps Reg. — Kamerun (Type). 

. praetextatus Say — America bor. 

. dieganus Reg. — Madagaskar. 

. Junulatus Gemm. u. Har. nom. in cat. — Ceylon. 

C. lunigerum Motsch. 1863. Dieser Name ist bereits von 

Mannerheim 1853 an eine nearktische Art vergeben. 

. pietus Reg. — Kamerun (Type). 

. fuseostriatus Fairm. — Madagaskar. 

. lateralis Marsh. — California, Alaska: Sitka. 

. fulvipennis Mannerh. — California. 

armatus Sh. — Guatemala. 

. variegatus Sh. — Guatemala (Cotypen). 

. erenulatus Reg. — Sumatra. ? 

Schenklingi d’Orch. — Formosa (Typen). 

. uniformis Sh. — Ceylon, Sumatra. 

. Jutosus Reg. — Kamerun (Typen). 

. latieollis Reg. — Zanzibar, Madagaskar. 

. obeonieus Reg. — Ein einzelnes, sehr defektes Exemplar dürfte 

wohl dieser Art angehören. 

. subsignatus Sh. — Guatemala. 

. vieinalis Wlkr. — Ceylon, Formosa. 

. punetigerum Knisch nov. spec. 

Kleiner und gedrungener als vicinalis Wlkr. Oval, ziemlich 
gewölbt, einfarbig rötlichgelb. Die Kiefertaster und die Beine 
blaßgelb, die Fühler mit etwas dunklerer Keule. Kopf und Hals- 
schild in gleicher Weise ziemlich grob und mäßig dicht punktiert, 
der letztere an den Seiten stärker gerundet und daselbst bis um 
die breit abgerundeten Hinterecken deutlich gerandet, jederseits vor 
dem vierten Punktstreifen der Flügeldecken mit einem Grübchen. 
Die Flügeldecken von der Basis an tief furchenförmig punktiert 


8. Heit 


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EICHE AAAAIIIAIEAHN 


s0 Alfred Knisch: 
+ 

gestreift, der achte und neunte Streifen gegen die Basis nicht ver- 
tieft und hier nur als Punktreihe fortgesetzt. An Stelle des zehnten 
Streifens zeigt sich nur eine verkürzte Punktreihe. Die Intervalle 
gewölbt, deutlicher als bei vicinahs Wlkr., aber wesentlich feiner 
als der Halsschild punktiert. Die Fläche der Mesosternallamelle 
kurz gerundet-oval, deutlich punktiert, die Medianpartie des 
Metasternums glänzend glatt, grob und weitläufig punktiert, ohne 
Schenkellinien-Begrenzung. 
Long: 1.9 mm. 
Patria: Ceylon: Weligama leg. W. Horn. Ein einzelnes Stück in 

der Musealsammlung. 
C. nigriceeps Marsh. — Zanzibar, Formosa. Ein einzelnes Stück 
aus Ceylon: Mihintale von Regimbart als ‚Drobablement nowvelle‘‘ 
bezeichnet, gehört ohne jeden Zweifel dieser weit verbreiteten 
Art an. / 


Die Sammlung enthält weiter zwei als „C. Niasensis R£g. n. 
sp. typ.“ (i. 1.) bezeichnete Cercyonen von der Insel Nias leg. 
J. W. Thomas 1892. Dieselben sind etwas breiter gebaut, etwas 
dunkler (gelbrot) gefärbt als Zunctigerum m., mit undeutlichem 
schwarzen Fleck auf der Scheibe der Flügeldecken. Kopf und Hals- 
schild sind gleichstark punktiert, letzteres ist an der Basis jeder- 
seits gerandet, die Flügeldecken sind weniger tief gefurcht, das 
Metasternum ohne Schenkellinien. Die Art steht aber auch crenu- 
latus Reg. nahe, von welchem sie sich jedoch durch gleichstarke 
Punktierung von Kopf und Halsschild, die abweichende Flügel- 
deckenfurchung, stärker und dichter punktierte Zwischenräume 
der letzteren und im allgemeinen auch durch die einfach gelbrote 
Färbung unterscheidet. Ich halte das vorliegende Material für 
ungenügend, um die Art durch Verleihung eines Namens festlegen 
zu können. 


Paracercyon. 


Von dieser Subgattung ist bisher nur eine einzige palaearktisch- 
nearktische Art bekannt geworden, und begegnet die Auffindung 
zweier weiterer Arten um so höherem Interesse. 

C. fulvus Knisch nov. spec. 

C. fulvus Reg. i. 1. 

Oval, mäßig gewölbt, die Scheibe der Flügeldecken etwas 
flach gedrückt. Das ganze Tier braunrot. Die Beine heller rot, 
die Taster und die Fühler hellgelb, letztere mit etwas angedunkelter 
Keule. Kopf und Halsschild mäßig stark und ziemlich dicht 
punktiert, der letztere an den Seiten nur flach gerundet, die Ecken 
daher fast rechtwinklig. Die Flügeldecken auf der Scheibe depress, 
mit seichten, nur gegen die Spitze etwas vertieften Punktstreifen, , 
deren Punkte dichtstehend, nach den Seiten und gegen die Spitze 
zu allmählich gröber. Die Streifen 6, 8 und 9 an der Basis verkürzt, 
sämtliche Seitenstreifen gegen vorne als Punktreihen ausgebildet 


Die exotischen Hydrophiliden des .Deutschen Ent. Museums s1 


Die Zwischenräume der Streifen sind feiner als der Halsschild, 
aber immer noch deutlich, ziemlich zerstreut punktiert. Der 
Mittelkiel des Prosternums vorne etwas zahnförmig vorgetrieben. 
Die Fläche der Mesosternallamelle sehr schmal, etwa fünfmal so 
lang als breit, parallelseitig, vorne und hinten zugespitzt, rückwärts 
eng in den Ausschnitt des Metasternalfortsatzes passend, fein 
punktiert und glänzend. Die pentagonale Scheibe des Metasternums 
scharf begrenzt ohne nach vorne verlängerte Schenkellinien, fein 
und weitläufig punktiert, glänzend. 
Long. 2—2.5 mm. 
Patria: Mentawei: Si Oban leg. Modigliani 

Sumatra: Fort de Kock leg. Modigliani. Einige Stücke. 
C, vitalis Knisch nov. spec. 

Von €. fulvus m. durch bedeutendere Größe, stark gerundete 
und viel gewölbtere Körperform und durch die Färbung wesentlich 
verschieden. Kopf und Halsschild braunrot, die Flügeldecken bei 
vorliegendem Unicum auf der Scheibe braunrot, an den Seiten 
bis hinter die Mitte schwarz, die Apicalpartie derselben in größerer 
Ausdehnung scharf begrenzt rötlichgelb, die Naht daselbst bis 
zur Mitte schwarz. Der Kopf fein und mäßig dicht punktiert. Der 
Halsschild sehr kurz, an den Seiten flach gerundet, mit schwach 
stumpfwinkligen Hinterecken, mäßig fein und weitläufig punktiert. 
Die Flügeldecken mit zehn nirgends vertieften Punktreihen, deren 
Punkte an der Basis, besonders auf der Scheibe fein und jenen der 
Zwischenräume an Größe nur wenig verschieden, nach den Seiten 
zu aber allmählich gröber werden. Die Reihen 4 und 5 divergieren 
an der Basis, die äußeren Reihen sind daselbst mehr oder weniger 
erloschen. Die zehnte Reihe reicht nur bis kurz hinter die Mitte. Die 
Fläche der Mesosternallamelle ist sehr schmal, etwa sechsmal so 
lang als breit, ziemlich parallelseitig, vorne und rückwärts zuge- 
spitzt, in der Mitte der Länge nach muldenförmig vertieft und mit 
einigen Punkten übersät, glänzend. Die Medianpartie der Hinter- 
brust fein und weitläufig punktiert, vorne zwischen den Mittel- 
hüften dreieckig ausgeschnitten, zur Aufnahme der rückwärtigen 
Spitze der Mesosternallamelle. Schenkellinien fehlen. 

Long. 2.7 mm. 

Patria: Sumatra: Si-Rambe leg. Modigliani. Ein einzelnes charak- 
teristisches Stück. | 

C. analis Payk. (flavipes Thunbg.) — Dallas Texas. 


Pelosoma. 
P. earinatum Sh. — Buenos Aires. 


Oosternum. 
O. Horni d’Orch. — Formosa (Typen), Ceylon leg. W.Horn. Ein 
einzelnes Stück von letzterem Fundorte, dessen Richtigkeit nicht 
zu bezweifeln ist, weist außer der geringen Größe (nur 1.1 mm lang) 
kein nennenswertes spezifisches Merkmal auf und stimmt speziell 
Archiv für Naturgeschichte 
1919. A. 8. 6 8. Heit 


82 Alfred Knisch: 


in der Brustformierung mit Formosa-Exemplaren vollständig 
überein. Da d’Orchymont die Art auch aus Hongkong anführt, 
könnte sie wohl über Südostasien weiter verbreitet sein. 


Omierogiton. 
O. insularis d’Orcch? — Cochinchina (ohne Detail). 


Cereillum Knisch nov. gen. 

Regimbart sagt anläßlich der Beschreibung seines ‚Cercyon“ 
setuliger (Ann. Mus. civ. Genova, 1907, 59) „Il est probable que le 
C. setuliger devra &tre incorpcre dans le genre Megasternum.‘‘ Wenn 
man das Tier wie Regimbart nur von der Oberseite betrachtet, 
könnte man sich dieser Meinung sofort anschließen, da dasselbe 
unserem Meg. boletophagum Mısh. sehr ähnelt. Beim Studium der 
Unterseite gelangt man jedoch zu dem Schlusse, daß die Art keinem 
der beiden vom Autor genannten Genera angehört, sondern viel- 
mehr als neue Gattung ausscheiden muß. Ich benenne selbe 
Cercillum. Die neue Gattung hat einfache, nicht wie bei Mega- 
sternum stets vor der Spitze ausgeschnittene Vorderschienen. Von 
Cercyon ist dieselbe durch die ähnlich wie bei den Megasternen 
gebildete Brust wesentlich verschieden. Der Kopf mit unterbro- 
chener, glatter Ouerfurche zwischen den Augen. Der Clypeus mit 
winklig erweiterten Seiten. Die Fühler neungliedrig mit sehr 
langem Basalglied. Der Halsschild an den Seiten bis um die Vor- 
derecken breit gerandet, am Hinterrande ohne eine grobe Punkt- 
reihe. Das Prosternum ist in der Anlage unregelmäßig fünfeckig, 
nach rückwärts zwischen die Vorderhüften gezogen und an der 
Spitze dreieckig ausgeschnitten, zur Aufnahme der Spitze der Meso- 
sternalplatte; die’ Mesosternalplatte ist ebenfalls fünfeckig, nach 
vorne stark zugespitzt, rückwärts vom Metasternum nur durch 
eine Quernaht getrennt. Die Gattung kommt auch Deltosthetus Sh. 
nahe, von welchem sie sich u. a. durch die plattenförmig ausge- 
bildete Vorderbrust leicht trennen läßt. Von Pemelus G. H. Horn, 
welche Gattung mir de natura unbekannt ist, ist sie durch die 
nicht rippenförmig erhobenen F ügeldeckenintervalle getrennt. 
Genustype: C. setuliger Reg. 

Cercyon (? Megasternum) setuliger Reg. 1907. 

Breit gerundet, hoch gewölbt. Kopf ziemlich fein und wenig 
dicht punktiert mit äußerst subtilen Härchen. Der Halsschild 
(von oben gesehen) an der Basis doppelt so breit als in der Mitte 
lang, nach vorne stark und gerundet verengt, die Seiten bis um 
die Vorderecken gerandet, dessen Punktierung ziemlich fein, nur 
mäßig dicht und tief, sehr feine Härchen tragend. Der Hinterrand 
desselben ohne grobe Punktreihe. Die Flügeldecken etwas länger 
als breit, vorne gereiht, rückwärts gestreift punktiert; deren In- 
tervalle flach, feiner als der Halsschild und mäßig dicht punktiert, 
härchentragend. Das Kinn in der Anlage trapezförmig, dessen 
Vorderrand in der Mitte breit vorgezogen, vorne gerade abge- 
stutzt. Die Vorderecken desselben stumpf zahnförmig; zwischen 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutsch. Ent. Museums 83 


diesen ist es niedergedrückt, ferner ist es mäßig grob und dicht 
punktiert, unbehaart. Die Prosternalplatte ist stark quer, fünf- 
eckig, die Vorderecken derselben stark abgerundet, an ihrem rück- 
wärtigen Ende?) ist sie scharf eingeschnitten; in der Mitte ist sie 
der Länge nach deutlich gekielt, sonst gerunzelt; die Fühlergruben 
sind sehr breit, vorne offen. Die Mesosternalplatte ist länglich 
fünfeckig, nach vorne stark zugespitzt, grob und dicht punktiert, 
nicht gerandet. Das Metasternum ist in der Mitte erhoben, daselbst 
glänzend und weitläufig punktiert; die Erhabenheit ist seitlich 
durch scharf kielförmige Schenkellinien begrenzt und schließt vorne 
eng an das Mesosternum an. Vor dem Hinterrande des Metaster- 
nums zeigt sich eine kurze Reihe grober Punkte und die Seiten 
desselben, sind dicht runzelig punktiert, matt. Die Episternen vorne 
schmal, nach rückwärts konkav verbreitert. Der erste Ventral- 
bogen ist sehr grob, viel gröber als die übrigen punktiert und trägt 
in der Mitte einen scharfen Längskiel. Die Mittel- und Hinterschen- 
kel im Grunde fein längsrissig, sonst weitläufig fein und härchen- 
tragend punktiert. Die Schienen kräftig. Die Tarsen unten be- 
haart, fünfgliedrig, ihr erstes Glied viel länger als das zweite. 

Die Musealstücke etwa 2 mm lang; es sind Cotypen aus Ka- 
merun: Lolodorf leg. L. Conradt. Zwei Exemplare (Gattungs- 
typen) in meiner Sammlung. 


Pigrillum Knisch nov. gen. 

Der Gattung Cercillum nahestehend, jedoch durch sehr breit 
gerundete Körperform, äußerst breiten, und besonders seitlich sehr 
kurzen Halsschild, das konstante Auftreten einer groben Punkt- 
reihe auf dem Hinterrande desselben und durch vorne kielig ge- 
randete Mesosternalplatte verschieden. 

Sehr breit gerundet, die Flügeldecken kaum länger als breit, 
mäßig hoch gewölbt. Der Kopf zwischen den Augen mit in der 
Mitte unterbrochener, glatter Querfurche. Die Fühler neunglied- 
rig mit sehr langem Basalglied, ihre Keule plump und eng gegliedert. 
Die Kiefertaster wie bei Cercillum mit kurzem Basalgliede, das 
zweite Glied sehr lang und gegen die Spitze zu keulig ver dickt, 
das dritte etwas kürzer und mäßiger verdickt, das Endglied lang, 
spindelförmig. Der Halsschild mit konvexem Hinterrande, die 
Seiten desselben viel kürzer als die gedachte Mittellinie, nach 
vorne stark gerundet verengt; etwas nach unten gebogen und bis 
um die Vorderecken gerandet; am Hinterrande desselben eine 
Reihe grober Punkte. Die Flügeldecken punktiert gestreift, deren 
Epipleuren ziemlich breit und eng an die Brust anliegend ohne sie 
zu umfassen. Das Kinn trapezförmig angelegt, mit zahnförmigen 
Vorderecken, zwischen diesen eingedrückt, vorne konvex, gegen 
die Vorderecken zu konkav begrenzt. Prosternum mit breit fünf- 
eckiger Platte, welche in der Mitte longitudinal gekielt, mit rück- 


2) Das rückwärtige Ende d. h. die dreieckig ausgeschnittene Spitze 
gilt für mich als eine Ecke des „Fünfeeks“. 


6* 8. Heft 


84 Alfred Knisch: 


wärts dreieckig ausgeschnittenem Fortsatz und seitlich des Kiels 
etwas abschüssig ist; die Punktierung derselben ist grob und run- 
zelig. Die Fühlergruben breit und tief, vorne offen. Das Meso- 
sternum mit einer länglich-fünfeckigen, die Mittelhüften wie bei 
Cercillum ziemlich breit trennenden Platte, welche nach vorne 
stark zugespitzt, daselbst kielig gerandet und in ihrer ganzen Aus- 
dehnung sehr grob punktiert ist. Das Metasternum mit flach er- 
hobener, seitlich durch nach vorne verlängerte Schenkellinien be- 
grenzter Mittelpartie. an den Seiten grob gerunzelt, auf der Me- 
dianpartie grob und weitläufig mit setigeren Punkten übersät, 
mehr oder weniger glänzend. Am Hinterrande des Metasternums 
tritt eine, seitlich verkürzte Reihe grober, grubenförmiger Punkte 
hervor. Die Episternen vorne ziemlich schmal, nach rückwärts 
konkav verbreitert. Am Abdomen der erste Ventralbogen in der 
Mitte mit einem Längskiel. 

Genustype: P. villosum Reg. 

Cercyon villosus Reg. 1907. 

Megasternum villosum Reg. i. 1. (bezettelt). 

Sehr breit gerundet, mäßig hoch gewölbt, rückwärts gerundet 
zugespitzt. Kopf mäßig grob, dicht und tief punktiert. Der Hals- 
schild vor dem Seitenrand etwas nach unten umgebogen und bis 
um die Vorderecken gerandet; die Seiten nicht winklig erweitert. 
Die Punktierung desselben grob, dicht und tief. Die Flügeldecken 
mit zehn, gegen die Spitze etwas mehr vertieften Punktstreifen, 
deren Zwischenräume flach, wesentlich feiner als der Halsschild 
punktiert. Die Epipleuren gut ausgebildet. Die ganze Oberseite 
spärlich mit gelben Härchen besetzt. Das Kinn grob und dicht 
punktiert im Grunde fein quer gerunzelt. Am Abdomen der erste 
Ventralbogen grob punktiert härchentragend, die folgenden Seg- 
mente mit Ausnahme ihres Hinterrandes feiner und ziemlich dicht 
punktiert. Die Vorderschenkel sehr grob punktiert, die Mittel- und 
Hinterschenkel viel feiner und weitläufig mit härchentragenden 
Punkten übersät und im Grunde mikroskopisch fein querrissig. 
Die Schienen gebogen, gegen die Spitze stark verbreitert. Die 
Tarsen an ihrer Unterseite behaart, an den Hintertarsen das erste 
Glied viel länger als das zweite, die folgenden Glieder allmählig 
kürzer, das Endglied jedoch länger als das zweite. 

Die Musealstücke 2.3—3 mm lang, stammen aus Kamerun: 
Lolodorf (Cotypen). Zwei Exemplare (Gattungstypen) in meiner 
Sammlung. 

Cyerillum Knisch nov. gen. 

Form mäßig breit, ziemlich stark gewölbt, rückwärts zuge- 
spitzt. Kopf zwischen den Augen mit glatter, wenig hervortreten- 
der Mittellinie, welche in der Mitte breit unterbrochen ist. Fühler 
neungliedrig, ihr erstes Glied mäßig langgestreckt und ziemlich 
dick, das zweite länger als breit und konisch, die folgenden Glieder 
an Länge ungefähr gleich, die Keule enggegliedert, plump. Die 
Kiefertaster mit kleinem Basalglied, das zweite Glied sehr stark 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutsch. Ent. Museums 85 


verdickt, das dritte kürzer und konisch, das Endglied spindel- 
förmig. Der Halsschild breit, an den Seiten nur halb so lang als 
in der Mitte, mit abgesetztem Seitenrande, welcher in der Mitte 
nach unten winklig erweitert, nach rückwärts gerade und nach 
vorne stark konkav verengt ist, gewissermaßen als Fortsetzung 
der Fühlergrube.‘° Die Skulptur desselben sehr eigentümlich. Die 
Flügeldecken rückwärts zugespitzt, scharf eingeschnitten gestreift, 
deren Intervalle etwas gewölbt. Die Epipleuren geschwunden. 
Das Kinn trapezförmig, dessen Vorderecken nicht zahnförmig aus- 
gezogen. Prosternalplatte länglich-fünfeckig, wenn man den zwi- 
schen den Vorderhüften gelegenen Teil (Fortsatz)als eine Ecke be- 
trachtet. Das Ende dieses Fortsatzes ist flach bogig, nicht dreieckig 
ausgeschnitten. Die Vorderpartie ist trapezförmig, seitlich ge- 
randet. In der ganzen Länge der Platte ein feiner Kiel. Die Fühler- 
gruben sehr breit und flach. Die Mesosternalplatte fünfeckig, 
kaum länger als breit, die Mittelhüften durch sie ziemlich breit ge- 
trennt, nach vorne zugespitzt, mit abgerundeter, dem Ausschnitt 
des Prosternalfortsatzes entsprechender Spitze. Seitlich ist die 
Platte fein gerandet, rückwärts breit gemeinsam mit dem Meta- 
sternum begrenzt. Das letztere mit flach erhobener, durch nach 
vorne verlängerte Schenkellinien begrenzter Mittelpartie, am Hin- 
terrande ohne eine Reihe grober Punkte. Die Episternen sind 
vorne von den Epipleuren der Flügeldecken umschlossen und nur 
rückwärts kurz hervortretend.. Am Abdomen der erste Ventral- 
bogen gekielt. 
Genustype: C. strigieolle Sh. 

Megasternum strigicolle Sh. 

Wie der Autor (Biol. Centr. Amer. I, 1882, 113) selbst ver- 
mutet, gehört diese Art nicht der Gattung Megasternum an. Sie 
ist recht charakteristisch, Kopf und Halsschild überaus auffällig 
nadelrissig punktiert, feine Härchen tragend. Die Flügeldecken 
scharf eingeschnitten gekerbt, punktiert — gestreift. Nur Streifen 
1 und 9 reichen bis zur Spitze, 2—5 und 7 sind rückwärts durch 
den neunten Streifen begrenzt. Der 6. und 10. Streifen rückwärts, 
der 7. und 8. vorne verkürzt. Die Intervalle etwas gewölbt, äußerst 
subtil punktiert= Das Kinn im Grunde gerunzelt, grob und un- 
deutlich punktiert. Die Prosternalplatte ohne grobe Skulptur, die 
Mesosternalplatte groß punktiert und im Grunde schagriniert. Die 
Medianpartie des Metasternums mäßig grob und wenig dicht, här- 
chentragend punktiert. Die Seiten des Metasternums infolge Scha- 
grinierung des Grundes weniger deutlich punktiert. Am Abdomen 
der erste Ventralbogen gekielt, grob und mäßig dicht, die übrigen 
feiner und weitläufig punktiert. Die Mittel- und Hinterschenkel 
im Grunde fein längsrissig, nur die ersteren weitläufig und fein 
punktiert. Die Schienen gegen die Spitze verbreitert und daselbst 
mit einer Anzahl kleiner Dornen besetzt im Gegensatz zu Sharps An- 
gabe ‚the middle and hind tibiae are quite unarmed.‘‘ Die Tarsen 
an ihrer Unterseite behaart, das’erste Glied länger als das zweite. 


8. Heft 


86 Alfred Knisch: 


Long. 1'5—1'8 mm. 

Patria: Guatemala (ohne Detail) leg. Conradt: Ein Exemplar 
(bezettelt ‚Central America‘‘) als’ Gattungstypus in meiner 
Sammlung. 

Peratogonus. 

P. reversus Sh. — Formosa. 

Bei dieser Art ist das Prosternum infolge den stark winklig 
erweiterten Vorderschienen unscheinbar; nur ein sehr kräftiger 

Mittelkiel und je ein kurzer Seitenkiel treten hervor. 


Noteropagus. 


N. politus d’Orch. 

P. congruens m. i.. 

Sehr breit-oval, stark gewölbt, schwarz oder rotbraun, die 
Fühler und die Palpen rotgelb, die Beine rot. Kopf und Halsschild 
im Grunde mikroskopisch äußerst fein gerunzelt; aber nicht ge- 
netzt, sehr fein und zerstreut punktiert. Die Flügeldecken im 
Grunde glatt und daher glänzender als Kopf und Halsschild mit 
regelmäßigen, nicht vertieften Punktreihen, deren Punkte 
vorne an der Basis fein, nach rückwärts allmählich etwas gröber 
sind. Die äußeren Punktreihen sind gegen die Schulter zu er- 
loschen. Die Intervalle aller Punktreihen sind fein und wenig 
dicht, aber etwas deutlicher als der Halsschild punktiert. Das 
Kinn ist unter der Behaarung sehr grob und runzelig punktiert. 


Die Prosternalplatte ist in der Anlage annähernd verkehrt drei- - 


eckig, mit der Spitze zwischen die Vorderhüfte geschoben, vorne 
in der Mitte (Basis des Dreiecks) etwas vorgebaut. Die Seiten- 
flügel derselben schmal gerundet, in der Mitte trägt sie drei 
deutliche, ziemlich breit getrennte Längskiele. Die Mesosternal- 
platte sehr breit fünfeckig, daher die Mittelbeine sehr breit ge- 
trennt, deren drei vordere Ecken zahnförmig vorgebaut; rückwärts 
ist selbe durch eine Quernaht vom erhobenen Mittelfeld des Meta- 
sternums getrennt. Die Seiten des letzteren sind sehr grob punk- 
tiert. Am Abdomen der erste Ventralbogen mit einem feinen 
Längskiel in der Mitte, sehr deutlich, die folgenden Sternite all- 
mählich etwas feiner punktiert. Sämtliche Schenkel flach, breit 
und winklig erweitert, die Tarsen kurz. 

Long. 1.4 mm. 

Patria: Mentawei: Sipora Sereinu leg. Modigliani, 

Si Oban leg. Modigliani. Je ein Exemplar. 


’ 


Megasternum. 
M. postieatum Mannerh. — California. 


Pachysternum. 


Diese Gattung wurde von Motschoulsky (Bull. Soc. Imp. Nat. 
Moscou, XXXVII, II, 1863, 446) mit P. nigrovittatum Motsch. 
aus Ceylon und vom indischen Kontinent als Type gegründet, 


Die exotischen Hydrophiliden des Deutschen Ent. Museums 87 


und gleichzeitig eine zweite Art apicatum Motsch. aus Indien kennt- 
lich gemacht. Seither wurde die Gattung nicht mehr vollauf 
gewürdigt. Sharp (Trans. Ent. Soc. Lond. 1890, 358) erklärt selbe, 
da sie der Autor nur kurz mit Cryffobleurum, aber nicht auch mit 
Megasternum verglich, als der letzteren Gattung identisch, von 
welcher sie sich durch nichts unterscheiden soll. Auch Regimbart 
(Ann. Soc. Ent. Frange 1902, 475) erwähnt die Art nur kurz als 
Megasternum und setzt Pachysternum als synonym in Klammer. 
Nur Kuwert (Best. Tab. eur. Col. XX, 1890, 16) nimmt sich dieser 
Gattung an, obwohl seine Artbeschreibungen dringend einer Nach- 
prüfung bedürfen. 

Bei Betrachtung von P. nigrovittatum ergeben sich gegenüber 
Megasternum Muls. (Type: boletophagum Mısh.) folgende wesent- 
liche Unterschiede: 

Der Halsschild bei Pachysternum an den Seiten nach innen 
umgebogen, sehr deutlich gerandet, der Rand nach unten abge- 
rundet-dreieckig vorgezogen (bei Megasternum an den Seiten nicht 
nach innen umgebogen, einfach gerundet, nicht nach unten vor- 
gezogen. — Die Vorderschienen nicht im apicalen Drittel, sondern 
an der Außenseite vor der Mitte und nur flach ausgebuchtet oder 
gerade, so daß die abgerundete Spitze der Mitte der Schienen an 
Breite ungefähr gleich ist. Der Außenrand der Vorderschienen 
u. z. von der breitesten Stelle in der Mitte derselben bis zur Spitze 
mit etwa sechs bis acht starken Dornen besetzt, von welchen einer 
bei der Tarseneinlenkungsstelle besonders kräftig ist. (Bei 
Megasternum sind die Vorderschienen erst vor dem apicalen 
Drittel am breitesten, dann bis zur Spitze meist tief bogenförmig 
ausgeschnitten und daher an der Spitze viel schmäler als an der 
breitesten Stelle, ebenfalls mit Dornen besetzt.) Die Prosternal- 
platte ist in der Anlage mehr oder weniger rechteckig, nach rück- 
wärts in einen hinten dreieckig ausgeschnittenen Coxalfortsatz 
erweitert, in welchen bei Normallage die Spitze des Mesosternums 
eingepaßt ist. Sie ist am Seiten- und Vorderrande, sowie in der 
Mitte der Länge nach gekielt. (Bei Megasternum ist die Prosternal- 
plattemehr oder weniger sechseckig oder etwas gerundet, rück- 
wärts mit einem scharfen dreieckigen Ausschnitt). 

Von den mir bekannten Cryptopleurum-Arten ist die Mot- 
schoulskysche Gattung durch weniger scharf winklig nach unten 
vorgezogene Seiten des Halsschildes, die in der Apicalhälfte an 
der Außenseite nicht einfach bogigen, sondern flach ausgebuch- 
teten oder geraden Vorderschienen, schmälere und anders ge- 
formte Prosternalplatte, bedeutendere Größe, robustere, höher 
gewölbte Körperform und nicht deutlich pubeszente Oberseite 
verschieden. Im übrigen steht sie aber der Gattung Crypto- 
pleurum Muls. sehr nahe und besitzt wie diese auf dem Kopfe 
innerhalb der Augen flache, glatte Querfurchen und eine dichte 
Reihe größerer Punkte am Hinterrande des Halsschildes. Sie ist 
vielleicht nur als Subgenus von Crypdtopleurum aufzufassen, das 


8. Heft 


88 Prof. Dr. Franz Tölg: 


vorliegende Material ist aber zu ungenügend, um diese Frage zu 
klären. Jedenfalls bedürfen die in Zaitzevs Katalog (Horae Soc. 
Ent. Ross. 1908, 417) unter Pachysternum ne weiteren 
Spezies einer eingehenden Prüfung. 

P. nigrovittatum Motsch. — Ceylon leg. W. Horn. 

Der verhältnismäßig guten Original-Beschreibung dieser sehr 
charakteristischen Art wäre noch hinzuzufügen, daß der Hals- 
schild zwischen der feinen Punktierung noch WOane ein- 
gestreute größere Punkte aufweist. 

P. apieatum Motsch. 

Cercyon Rouyeri Reg. i. 1. 

Dieser mit wenigen Worten beschriebenen Art, deren Typen 
wohl kaum jemals erreichbar sein werden, dürften einige Museal- 
stücke folgender Fundorte angehören: 

Sumatra: Fort de Kock leg. Modigliani. 

. Mentawei: Sipora Sereinu leg. Modigliani 


Cryptopleurum. 
Cr. ferrugineum Motsch. — Ceylon, Formosa, Sumatra. 
Gr. pygmaeum d’Orch. — Formosa (Typen). 


Eine naturwissenschaftliche Studienreise 
in das Amanus-Gebirge 
(Alman Dagh.) 
Von 


weiland Prof. Dr. Franz Tölg. 
(Mit 11 Textfiguren.) 
Bearbeitet und mit einem Vorwort versehen 
Von 


Prof. Dr. Josef Fahringer, Wien. 


Vorwort. 

Am 8. April 1917 ist Prof. Dr. Franz Tölg einem Eisenbahn- 
Unfall bei Divaca (Istrien) zum Opfer gefallen. Es war ihm nicht 
mehr vergönnt, die reichen Ergebnisse seiner letzten, im Frühjahr 
und Sommer 1914 unternommenen naturw. Studienreise in das 
wenig bekannte Amanusgebirge, persönlich einer. wissenschaft- 
lichen Verwertung zuzuführen. Der Bitte seiner Witwe folgend 
habe ich, da ich durch mehr als 10 Jahre mit ihm in engster Freund- 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 89 


schaft gelebt und an allen seinen wissenschaftlichen Bestrebungen 
teilgenommen habe, den Versuch unternommen, einen Bericht über 
seine Reise zu geben. Diesem Berichte ist das von ihm selbst 
verfaßte Diarium seiner Reise, ein kurzer Anhang mit den von 
ihm selbst gemachten Beobachtungen, ein Literaturbericht und 
einige von dem Verstorbenen selbst aufgenommene Landschafts- 
bilder beigegeben. Vor mir lag als Behelf ein unvollendetes Manu- 
skript, eine Anzahl Hefte mit flüchtigen Notizen (eine Art Tage- 
buch) u. dgl. Eine brauchbare Karte hatte Prof. Dr. Tölg leider 
nicht hinterlassen. Ich habe das vorgefundene Manuskript unver- 
ändert in den Bericht aufgenommen und den fehlenden Teil des 
Berichtes aus den Tagebüchern, die leider sehr wenige genaue 
Daten enthalten, ergänzt. Inwieweit ich allen an mich gerichteten 
Anforderungen bei der Durchführung dieser schwierigen Aufgabe 
nachgekommen bin, mögen die nachfolgenden Zeilen ergeben. 
Zu größtem Danke bin ich in erster Linie der Witwe meines toten 
Freundes und Herrn Prof. Dr. Heinrich Jungwirth, der mich 
in der Übersetzung der fast unleserlichen stenographischen 
Manuskripte wesentlich unterstützte, verpflichtet. 


Wien, am 21. Dezember 1919. 70; 
Dr. Josef Fahringer. 


| Inhalts-Verzeichnis. 
I. Kapitel. Von Fundukpunar über Alexandrette nach seite 
Jarbasche u. 2 2 FE EEE > 200 
II. Kapitel. In Jarbaschi (Ausrüstung der Expedition, Aus- 
flüge GE DET TEN RR 2 UI RI 
DIR Kapitel; Yen TJarbaschi-näch' Bagdsche: 7.0.5293 7.722200 
IV. Kapitel. Von Bagdsche nach Hasanbulei, Toprakale, 
Dörtjol und Jarbaschi (südl. Amanus) . . . . . .. . 106 
V. Kapitel. Von Jarbaschi nach Jarpuz (zentrale Gipfel- 
eruppe: des Amanuahn #2. 1. UV et 
VI. Kapitel. Von Jarbaschi über Bagdsche nach Marasch 
und Umgebung (nördlicher Amanus) . . . ....115 
VII. Kapitel. Von Marasch und Zeitun in das Gebirgsland 
Südarmeniens (Jedikardasch, Göksin, Anderum). 
Rückkehr’nach ;Jarbaschi, Heimreise. ... ::.. se 
Anhang I. Verbesserungen der Kiepertschen Karte . . . . 123 
„ II. Höhenlage verschiedener Örtlichkeiten 
(Messungenle nt mr an IE 
‚„ l1I. Bestimmung der Temperaturverhältnise . . . 126 
„ IV. Niederschlagsmengen im Amanusgebirge. ... . 127 
",. . V. Vegetationsstufen im Bereiche des Amanusgebirg(s 128 
a Br Eiteratur-Verzeichnis.27 7: PER DEZE 


8. Heft 


90 Prof, Dr. Fränz Tölg: 


I. Kapitel. 


Von Fundukpunar über Alexandrette nach Jarbaschi. 


Eben als die Schneefelder des Taurus im Abendgruße der 
scheidenden Sonne erglühten, standen wir gegenüber dem Gebirgs- 
zug Fundukpunar, von diesem durch ein tiefeingeschnittenes 
Hochtal getrennt. Unser Weg folgt der Höhenlinie der diesseitigen 
Talseite bis zum Talende, umgeht diese und erreicht so nochmals 
sanft ansteigend, die Ortschaft. Die zerstreut liegenden Holz- 
häuser mit ihren Giebeldächern aus Schindeln und Veranden, 
erinnern lebhaft an Gebirgsdörfer unserer Gegenden. Viele der 
Häuser sind einstöckig und nur im Sommer bewohnt. Sie gehören 
reicheren Bürgern aus Mersina, die hierher auf Sommerfrische 
gehen. Ganz im Vordergrunde der Ortschaft fällt sofort beim 
ersten flüchtigen Blicke, das im Schweizerstil gehaltene Landhaus 
des Herrn Siehe auf. Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude sind von 
einem wohlgepflegten, eingezäunten Garten umgeben, außerhalb 
desselben schließt sich eine Baumschule an. Mit Ausnahme einiger 
Vorfrühlingspflanzen steckt noch alles im Winterschlaf, selbst die 
Haselnuß und Siyraxsträucher stehen noch im Winterkleid, so 
daß, abgesehen von jungen Pflänzchen des Hortus orientalis noch 
wenig zu sehen ist. Merkwürdig fremd und ungewohnt muten uns 
Birken und Trauerweiden in ihrer orientalischen Umgebung an. 
Im Spätfrühling und Vorsommer müßte die ganze Gegend einem 
Gebirgsgarten gleichen, würden nicht die Ziegenherden vorzeitig 
so manche Alpenknospe vernichten, ehe sie noch recht zu leben 
angefangen hat. Wie herrlich müßte sich ein Naturschutzpark 
in dieser Gegend ausnehmen. Doch das wird noch geraume Zeit 
dauern, sind wir ja noch lange nicht diesem viel ersehnten Ziele 
nahegekommen. Herr Siehe, der von meiner Ankunft nichts wußte, 
war höchst überrascht, mich in seinem Sommersitz begrüßen zu 
können. Er war eben mit der Ordnung von Herbarien, für Wien, 
London und Petersburg bestimmt, beschäftigt, als ich mit seiner 
Frau und seinem Diener eintraf. Zunächst galt es natürlich das 
Wie und Woher meiner plötzlichen Ankunft, das Wann und Wohin 
meiner Reise zu erklären. Dann machten wir, solange es noch Tag 
war, einen flüchtigen Rundgang um Haus und Hof und durch die 
Ortschaft. Als wir zurückkehrten, fanden wir bereits ein vorzüg- 
liches Abendessen vor, welches in der schönen Umgebung doppelt 
gut schmeckte; nur allzu rasch entflohen die Stunden, und kaum, 
daß ich das Wichtigste von den botanischen Sammlungen und den 
zahlreichen Photographien aus dem Taurus gesehen hatte, war 
die zweite Stunde nach Mitternacht herangekommen. In An- 
betracht dessen, daß ich schon in aller Frühe wieder die Rückreise 
antreten wollte, war es höchste Zeit, einige Stunden der Ruhe zu 
pflegen. Für den Rückweg schlug ich die Straße über Apsun durch 
das Tal des Haknum Tschay ein, den man durch ein Seitental 
oberhalb der Ortschaft Apsum am rechten Ufer des Baches er- 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 9 


reicht. Dieser Weg ist viel schattiger, als der schon skizzierte; 
solange er die Höhenlinie benutzt, führt er durch alte Bestände von 
Pinus brutia, abwärtssteigend durch Macchien und endlich im Tal 
durch junge 4—5 m hohe Laubwaldbestände. Bei einer Mühle 
unterhalb Apsun wechselt der schmäle Reitpfad das Ufer des 
Baches, steigt am gegenseitigen Hange empor, um auf kurzem Wege 
die Ortschaft Emirler zu erreichen. Infolge längeren, durch 
Sammeln und Photographieren bedingten Aufenthaltes, langte ich 
erst 3 Uhr nachmittags in Mersina an. | 

Am nächsten Tage um 7 Uhr 30 Min. früh, fuhr ich wieder nach 
Adana zurück. Mittlerweile hatte ich vom Wali und Herrn 
Dir. Winkler die nötigen Empfehlungsschreiben erhalten, so 
daß ich mich auf Grund meiner Kreditbriefe bei der Orientbank 
mit Geld versorgen konnte und meinem Vorhaben bezüglich des 
Reisegebietes nichts mehr hindernd entgegenstand. Der Flügel 
der Bagdadbahn, welcher das Amanusgebirge im sogenannten 
Baghic-Tunnel bei Airan durchsetzt, waren damals bis Marmure 
zwei Stationen nach Toprakale, wo die Bahnlinie nach Alexan- 
drette abzweigt, ausgebaut. Von Marmure bis Airan ver- 
kehrte eine Materialbahn, die Reisende mit besonderer 
Erlaubnis der Direktion benutzen durften, da nur ein einziger 
Zug um 3 Uhr 10 Min. nachmittags in der Richtung Toprakale mit 
Anschluß nach Marmure einerseits und Alexandrette ander- 
seits abging. Es war gerade der 1. Mai, als ich die Fahrt nach 
Marmure antrat, um von da mittels der Materialbahn bis nach 
Jarbaschi, damals XI. Sektion der Bagdadbahn, zu gelangen, 
wo ich mit besonderer Erlaubnis des Herrn Direktor Winkler 
mein Standquartier aufzuschlagen beabsichtigte. Die Landschaft, 
welche die Bahn bei Marmure durchfährt, ist an einigen meist 
kahlen, unvermittelt aus der Ebene sich erhebenden Vulkankegeln 
mit Burgruinen-geziert. Abgesehen davon ist die Ebene überaus 
fruchtbar und verhältnismäßig gut bebaut, insbesondere wird 
Weizen und Gerste neben Baumwolle kultiviert. Die Bäche sind 
in dem tiefgründigen Lehmboden stark eingeschnitten und ver- 
ändern in dem lockeren Erdreich, zumal die Ufererde selten durch 
Strauchwerk oder Bäume gefaßt wird, ständig ihren Lauf. Baum- 
wuchs sieht man hauptsächlich nur in der Nähe der Ortschaften, 
deren steter Begleiter die weißrindige Pyramiden-Pappel ist. Die 
zu Hügelzügen gruppierten, bald unvermittelt als kegelförmige 
Kuppen aufragenden vulkanischen Massen sind mit niederen 
macchienartigen Gestrüpp, in dem Quercus coccifera oder calliprıinos 
vorherrscht, bestanden. Die Vegetation steht, trotzdem die Sonne 
mit 28°C. im Schatten niederbrennt, im allgemeinen noch im voll- 
sten Blütenschmucke des Frühlings, nur auf den Vulkanbergen, 
die zum ersten Mal südlich der Station Indjirlik auftreten, in 
deren Nähe, da, wo sich einst die Lava über die Ebene verteilt hat, 
sieht es schon recht sommerlich aus. Die Gerstenfelder sind meist 
schon gelb und gehen der Reife entgegen. Eine Art Asyl für die 


8. Heft 


92 Prof. Dr. Franz Tölg: 


verschiedensten wildwachsenden Pflanzen stellen die Bahndämme 
vor, weil diese vom Weidevieh meist nicht betreten werden. Eine 
weihevolle Stimmung lag über der Landschaft, als der Zug die 
Gegend von Misis erreichte. Die Sonne glutete mit gemäßigter 
Kraft über die blühende, lautlos stille Ebene, in der die Pracht 
des Frühlings waltete. Zur Linken erheben sich majestätisch, in 
weite Ferne gerückt, die kleinasiatischen Alpen, wenn man so 
sagen darf, zur Rechten begrenzen kahle, im Bogen ziehende Hügel 
vulkanischer Natur, den Horizont. Ihrem Ostrande entlang wälzt 
der Djihan träge zwischen steilen, vielfach eingestürzten Lehm- 
ufern sein trübes Wasser dem Meere zu. Wir halten in der Station 


T 


u a 
To - 


Fig. 1. . 
Am Ufer des Djihan. Fähre über den Fluß. 


Misis am Djihan. Eine Brücke übersetzt hier den Fluß, dessen 
Ufergebiete auf weite Strecken versumpft sind. Wasserbüffel und 
Störche beleben die träumende Landschaft. Große Tümpel sind 
mit Wasserhahnenfuß und Laichkraut wie besät. Von Misis bis 
Djihan folgt die Bahnlinie dem Flußlauf des Djihan, denselben 
öfters übersetzend. Die Vulkanberge von Misis schieben sich von 
Süden hart an den Flußlauf heran. Einige kahle, kegelförmige 
Ausläufer treten auch auf das rechte Flußufer über. Gut erhaltene 
Burgruinen zieren die dunklen Ränder des ehemaligen Kraters. 
Am Fuße liegt bei Iylan-Kalesi, genannt Schlangenburg, ein 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 03 


nach den Burgruinen benanntes, ärmliches Dorf. Noch hängt der 
Blick rückwärtsschauend an der Schlangenburg, als unweit der 
Station Djihan plötzlich im Vordergrunde das Amanusgebirge 
mit einigen schneebedeckten Gipfeln sichtbar wird. Die Vulkan- 
berge zur Rechten treten weit zurück im großen Bogen einen weiten 
Kessel bildend, den wir erst bei der Station Vasir, wo die ehe- 
malige Straße und Bahnlinie das Tal des Kara-Su betritt, wieder 
verlassen. Das Bergpanorama vor uns vervollständigt sich. Un- 
mittelbar vor uns liegen noch zahlreiche niedere Vulkanberge, die 
Ebene wird immer mehr und mehr von Bergen eingeschnürt, und 
in der Richtung der Bahnfahrt taucht zum ersten Mal als charak- 
teristische Bergform, die alles überragende Spitze des Dülldüll 
auf. Aber auch die Dörfer nehmen einen anderen Habitus an. Die 
Häuser haben Giebeldächer, welche mit Stroh gedeckt sind. Es 
sind Mohadjir Dörfer. Ansiedelungen von Auswanderern aus der 
Europ. Türkei, mit denen aber auch ein Stück europäische Kultur 
mit in den Orient geraten ist. Allgemein treten die Berge südwärts 
ein wenig auseinander, ein großer, von einer gut erhaltenen Burg- 
ruine gekrönter Tumulus fesselt den Blick. Es ist Toprakale. 
Einst bewachte die Burg den Landweg nach Syrien und den wich- 
tigsten Karawanenweg nach Hoch-Armenien. Wie Vorposter 
nehmen sich die über die Ebene, nördlich von Toprakale ver- 
teilten Bergkuppen aus. Schon die Römer erkannten die Bedeutung 
der Örtlichkeit und hatten in der Gegend ein ständiges Lager. 
Toprakale ist auch die Pforte des Amanus. Die Ausläufer des 
Gebirges treten in Erhebungen bis zu 200 m hart an den Kara-Su 
heran und greifen mit einem niedrigen Hügelzug noch nördlich 
über denselben hinaus. Auch der Kara-Su ist bereits ein Kind des 
Amanus. Seine Queliengebiete sind einige der bis zu 2000 m sich 
erhebenden Gipfel, welche bis Ende Juni .noch Schnee auf ihrem 
Haupte tragen. Bis dahin ist der Bach noch verhältnismäßig 
wasserreich, um dann beinahe zu versiegen. Bis in die letzte Zeit 
war Toprakale mehr oder weniger ein historischer Name, wie so 
viele andere, verblaßt im Laufe der Zeiten. Der Burghügel war 
berüchtigt durch zahlreiche Schlangen, die Ruine als Versteck für 
Leute, denen man nicht trauen darf, die Gegend spärlich bebaut 
und besiedelt, nur einige ärmliche Hütten umlagern das Land 
nordöstlich der Burg. Eine düstere Stimmung liegt auf der Ruine 
und ihrer dunklen, wenig fruchtbaren Umgebung. Steinige Hänge 
mit vulkanischen Blöcken und dazu leicht gewelltes Terrain zum 
Teil mit stachlicnem Gestrüpp überwuchert, zum Teil magere 
Weidelandschaft, die nur auf kurze Zeit im Frühling mit einigen 
an bescheidene Nahrung gewöhnten Pflanzen, unter denen Salvia 
tofarana mit ihren schönen, blauen Blüten anfangs Mai dominiert. 
Gegenwärtig hat deutscher Schaffungssinn und Unternehmüngs- 
geist Toprakale wieder aus seinem langen Schlafe aüufgerüttelt, 
es ist eine wichtige Station der Bagdadbahn, auf der neues Leben 
für Land und Leute pulsiert, gleichzeitig Endpunkt der Flügelbahn 


8. Heft 


24 Prof. Dr. Franz Tölg: 


nach Alexandrette. Ein modernes Stationsgebäude, hinter dem 
sich einige vom Bahnbau herrührende Holzbaracken verstecken, 
die gegenwärtig als Verkaufsbuden für Brot, Käse, Eier, Kaffee, 
Limonade dienen, machen den bescheidenen Anfang des zu- 
künftigen Toprakale. Noch ruft niemand die Station aus; jeder 
muß sich selbst orientieren. Bis jetzt bewegt sich der Hauptstrom 
der Reisenden allerdings noch nach Alexandrette. Die Bagdad- 
bahn ist nur bis zu der ca. 40 Min. Fahrzeit entfernten Station 
Marmure, am Eingang in das östlichste Tal der Osmanje Ebene, 
dort wo die Bahnlinie die Ausläufer des Amanus-Gebirge betritt, 
ausgebaut. Auf der Strecke Toprakale—Marmure durchfahren 
wir die schon genannte Osmanje-Ebene, so benannt nach dem 
gleichnamigen Ort, am Südostrande der Ebene, von wo einerseits 
die Hauptstrecke nach Armenien abzweigt, anderseits eine wenig 
gekannte Gebirgsstraße nach dem Djebel-Bereket (Jarpuz), 
dem Herzen des Amanus führt. Die Osmanje-Ebene ist rings 
von Bergen umschlossen. Im Süden und Osten der Amanus mit 
seinen waldreichen Tälern. Im Westen von den schon genannten 
vulkanischen Kuppen, im Norden vom Das dagh. Zahlreiche 
Gebirgstäler münden hier aus und dies alles hat die Ebene stets 
zu einem Anziehungspunkte für Hirten gemacht, die sich hier im 
Winter niederlassen, um dann mit zunehmender Jahreszeit, wenn 
glühende Sonne über der teilweise versumpften, fieberhauchenden 
Ebene lagert, höher in das Gebirge emporzusteigen. In letzter 
Zeit sind auch’ hier zahlreiche Mohadjir-Dörfer türkischer Aus- 
wanderer ‘aus dem Balkan entstanden. An ihre frühere Heimat 
erinnert manches. So die Bauart der Häuser, Geflügel, be- 
sonders Gänse, die Art der Feldbestellung und vieles andere. 
Neben Weizen, Gerste, Mais und Baumwolle wird auch Hafer 
gebaut. Einzelne Gipfel in der Umgebung von Jarpuz 
steigen bis 2200 m an, sind bis Anfang Juni mit Schnee bedeckt 
und von der Bahn aus sichtbar, sobald der Hügelzug östlich von 
Toprakale durchfahren ist. Um 6 Uhr 30 Min. abends war die End- 
station Marmure erreicht. Das Tal des Hamus Tschai ist hier 
noch über 1 km breit. Der Talboden ist nur teilweise bebaut, zum 
größten Teile Viehweide. Die sanft ansteigenden Bergrücken in 
der Nähe der Station haben lockere Kiefernbestände, sonst Macchie. 
Tiefer gelegene Stellen, dem Amanus zugehörig, sind ebenso wie 
die bedeutend höheren des gleichen Gebirgszuges zum Teil gut 
bewaldet. 

Damals wütete ein Waldbrand in den schönen Forsten. Große 
Flächen waren bereits vom weithinziehenden Flammenmeer nieder- 
gelegt worden, ohne daß seitens der Regierung etwas getan wurde, 
trotzdem das Feuer schon einige Tage wütete. Solche Waldbrände 
sind an der Tagesordnung. Häufig entstehen sie durch unvor- 
sichtiges Umgehen mit dem Lagerfeuer, oft sind sie auch ab- 
sichtlich gelegt, von den Hirten, um Weideplätze für das Vieh zu 
schaffen. Millionenwerte werden auf diese Weise vernichtet, ab- 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 95 


gesehen von der Rückwirkung der waldlosen Gebiete auf die Um- 
gebung. Ein Aufkommen des Waldes an solchen Stellen ist aus dem 
Grunde unmöglich, weil nirgends Pflanzungen angelegt werden 
und eventuelle durch natürlichen Nachwuchs zum Vorschein 
kommende Pflänzchen durch Ziegenherden an ihrem Aufkommen 
verhindert werden. Die Bahnhofsanlage besteht aus dem Stations- 
gebäude und einem einstöckigen villenartigen Gebäude mit Be- 
amtenwohnungen, deren Zimmer aber vorläufig von den durch- 
reisenden Beamten der im Bau befindlichen Strecken zur Nächtigung 
bestimmt werden können. Mittels eines mir von der Direktion in 
Adana ausgestellten Erlaubnisscheines konnte auch ich hier über- 
nachten. Wie beiden meisten Stationen der Bagdadbahn ist auch 
hier in unmittelbarer Nähe. der Station keine Ortschaft. Dieselben 
sind zumeist 2 km voneinander entfernt; man ist eben auf das 
angewiesen, was man mit sich führt. Die Ortschaften liegen in den 
andas hier ca. 2km breite Tal des Hamus Tschaianschließenden 
Berghängen meist in einem Einschnitt versteckt, so daß man sie 
während des Tages nur an den nie fehlenden Pyramidenpappeln 
ausnehmen kann. Der Hamus Tschai bildet viele Tümpel und 
versumpfte Stellen, in denen ein Heer von Fröschen ihr monotones 
Liebeskonzert veranstaltet, sobald die Dämmerung hereinbricht, 
welche das nicht minder monotone Zirpen von unzähligen Zikaden 
und Grillen auf den nach Süden gewandten spärlich bewachsenen 
Hängen, in unmittelbarer Nähe der Station nach einiger Zeit zum 
Verstummen bringt. Wenn dann vollends die Nacht herein- 
gebrochen und man im Zelte allein, und winzige aber helle Lichter 
von den ärmlichen Hütten am Bergabhange jenseits des Talbodens 
kaum durchdringen, wenn Eulen beutelüstern kläglich rufen, 
Fledermäuse und Ziegenmelker vorbeihuschen, die mit geister- 
haftem Fluge die Dunkelheit durcheilen, wenn Schwärme fieber- 
bringender Mücken aus den Tümpeln und den täglichen Verstecken 
sich erheben, wenn alles fehlt, was die Gewohnheit uns geheiligt, 
dann plagt uns diese Ursprünglichkeit der Natur, der wir ent- 
wachsen. Doch wenn der neue Tag erwacht, dann reizt uns all 
das Neue, nie Gesehene, nie Empfundene und mit verjüngter Kraft 
und Freude nehmen wir so manche Unannehmlichkeit in Kauf, 
um Erfahrungen und Erinnerungen zu sammeln, die erst dadurch 
unser volles Eigentum werden, daß wir sie mit anderen teilen. 
Marmure war damals nicht die Endstation der ausgebauten Strecke. 
Diese ist vielmehr noch eine Gehstunde von Marmure entfernt 
und allmorgendlich um 5 Uhr früh wurde das Material für in Bau 
befindliche Strecken mittels Bahn dahin verschoben. Diese Ge- 
legenheit benutzte ich, um mit dem Gepäck bis zur Kopfstation 
‚der Materialbahn zu gelangen. Dieselbe liegt schon am Eingange 
ins Bergland von der nördlichen Talseite gegenüber dem tief- 
eingeschnittenen Tal, welches nach Jarpuz führt. Hier herrscht 
lebhaftes Treiben. Eine Anzahl von Holzbaracken dient zur not- 
dürftigen Unterkunft für das hier beschäftigte Personal. In 


8. Heft 


66 Prof. Di.- Franz Tölg: 


anderen Baracken werden Getränke und landesübliche Speisen 
feilgeboten, sonst ist für Unterkunft der Pferde notdürftig gesorgt. 
Den Reisenden überraschen hohe Holzgestelle, auf denen man an- 
geblich im Sommer von Mücken und Hitze unbehelligter schlafen 
kann. Bahnmaterial, Material für Tunnelbauten und Bohr- 
maschinen werden aufgespeichert und nachher auf die eigens ge- 
baute schmalspurige Materialbahn verladen. Dieselbe besteht aus 
Kippwagen mit verschiedener Belastung und einigen Wagen, 
welche an Stelle derselben je ein Holzgestell mit 2 Bänken und zum 
Schutze gegen Sonne und Regen ein Dach aus Segeltuch besitzten. 
Dies ist die ganze Einrichtung eines ärmlichen Salonwagens. Es 
ist eine recht rumpelige, anstrengende Fahrt; besonders, wenn 
bei den Serpentinen die Salonwagen, weil sie am Schluße angehängt 
sind, hin und her geworfen werden und man sich anhalten muß, 
um nicht herauszufallen, oder mit dem Gegenüber zusammen zu 
stoßen. Es kann leicht passieren, daß man sich dabei unvorsichtiger 
Weise in die Zunge beißt, falls man nicht rechtzeitig ein schon 
begonnenes Gespräch einstellt, von Entgleisungen natürlich ab- 
gesehen. Doch hier im Orient bedeutet ein Menschenleben nicht 
besonders viel. Nur die Europäer scheinen größeren Wert darauf 
zu. legen. Allenthalben werden mächtige Dämme aufgeführt, um 
Seitentäler zu überqueren, in anderen Orten Querriegel mit Tun- 
neln durchsetzt, kurz Arbeiten, wie es eine Gebirgsbahn erfordert. 
Nadelholz und Laubholz, lockere Bestände mit Macchie durchsetzt, 
in welcher Iuniderusarten, Erica arborea, Styrax und Eichengebüsch 
die Hauptrolle spielen, bedecken die sanft gewölbten Bergkuppen. 
Gegen 7 Uhr früh langte ich in Jarbaschi, damals XI. Sektion 
der Bagdadbahn an, wo ich mein Standquartier aufzuschlagen 
beabsichtigte. Es war ein herrlicher Sonntagsmorgen, das Thermo- 
meter zeigte 25 C. in der Sonne. 


II. Kapitel. 

In Jarbaschi (Ausrüstung für die Expedition). | 
Sektionsingenieur Raabe erwartete mich bereits und wies 
mir in der von ihm bewohnten Baracke, der größten von allen, die 
das Büro und ein gemeinsames Speisezimmer der Beamten enthält, 
ein Zimmer zur ständigen Benutzung an. Sodann wurde ich durch 
ihn mit Herrn Ing. Schmidt und Ing. Seebald, sowie mit den 
übrigen Beamten der Sektion bekannt gemacht und von allen in 
der denkbar freundlichsten Weise aufgenommen. Mittlerweile 
hatte Herr Ing. Raabe mein Gepäck herbeibringen lassen, worauf 
ich daran ging, das mir zugewiesene Zimmer als Standquartier für 
längere Zeit, entsprechend einzurichten. Noch war ich nicht fertig, 
als schon eine große Glocke zum gemeinsamen Mittagstisch der 
Beamten einlud. Der mir zuteil gewordenen Einladung folgend, 
nahm ich an der Ing.-Messe teil. Hier lernte ich die einzelnen 
Herren und ihr Arbeitsgebiet näher kennen. Es ist ein außer- 
ordentlich erhebendes Gefühl, fern von der Heimat im Kreise 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge G7 


deutscher Männer zu weilen, die im gemeinsamen Zusammen- 
arbeiten jeder nach seinem Spezialwissen in Vollendung eines 
Werkes tätig waren, das dazu berufen ist, deutschem Geist und 
deutscher Kultur den Einzug in ganz fremdes Gebiet zu verschaffen. 
Welch einen großartigen Eindruck dies auf die, deutschen Ernst 
und Gründlichkeit, eine angelegte Arbeit und Zeiteinteilung absolut 
nicht kennenden Türken gemacht hat, als sie zum ersten Male wie 
auf ein Machtwort plötzlich alles elektrisch beleuchtet und Ma- 
schinen sich in Bewegung setzen sahen, ohne sich nur die mini- 
malste Vorstellung zwischen Ursache und Wirkung machen zu 
können, außer die, daß alles vom Teufel sein muß, ist ganz erstaun- 
lich. Kein Wünder, daß selbst die stolzen Kurden aus ‚den ent- 
legensten Gebieten wochenlange Reisen machten, um sich als Ar- 
beiter aufnehmen zu lassen. Der Name Alemanja, Deutscher, 
wirkt denn auch tatsächlich auf jeden Orientalen, der mit deutscher 
Kultur Bekanntschaft gemacht, wie ein Zauberbann. Ihre Hoch- 
schätzung und Bewunderung der Deutschen geht sogar soweit, 
daß sie schließlich annehmen zu müssen glauben, ein Deutscher 
muß alles imstande sein. Kurz, der Deutsche, den manche in 
Europa hassen zu müssen glauben, ist im Orient wohlgekannt und 
wohlgelitten und ich glaube, man kann als Deutscher in der ganzen 
Türkei, sogar in den entlegensten Gebieten sicherer reisen, als irgend- 
woanders. Die improvisierte Materialbahn verkehrt von Marmure 
bis Airan, berührt nach Überwindung des Berglandes nordöstl. 
von Marmure bei Jarbaschi das Südwestende der überaus frucht- 
baren, ca. 550 m hoch gelegenen Hochebene von Charunje, durch- 
setzt dann, dem tief eingeschnittenen Tale des Horus Tschai 
folgend, neuerdings gut bewaldetes, nordsüdlich streichendes 
Mittelgebirge, worauf sie in östlicher Richtung das Talbecken von 
Bagdje durchfährt. An der Endstation Airan stößt die Bahn in 
das Urgebirge des Amanus, durch den hier ein mehrere Kilometer 
langer Tunnel gebaut wird. Sitz der Sektionsleitungin Jarbaschi, 
nordöstlich des Zusammenflusses des Horus Tschai und Hamus 
Tschai. Von Bergen rings umrahmt, unter denen der eine Tage- 
reise entfernte, bis Juni schneebedeckte kleine Düldül im Norden 
jenseits der Charunje-Ebene besonders auffällt. Aber nur der 
Das Dagh (Dschebel Mussa) beherrscht hier die Gegend. So be- 
nannt nach gleichnamigen, aus wenig ärmlichen Hütten bestehenden 
Ortschaften, welche ca. 18 Min. östlich davon liegen. Die Station 
Jarbaschi ist ein ansehnliches Barackenlager, welches den Eindruck 
eines Dorfes macht; ca. 30- Holzbaracken sind hier auf einem 
Raume vereinigt. Die große Zahl der Baracken findet ihre Er- 
klärung darin, daß sowohl das östliche als westliche die Charunje- 
Ebene begrenzende Bergland von der eigentlichen Bahntrain 
durch je einen Tunnel durchsetzt wird. Durch solche Tunnelbauten 
wird der ganze Apparat der Bauleitung viel komplizierter und von 
längerer Dauer, denn Gebäude für Unterbringung der Beamten 
und Kanzleien, Magazine, Maschinenhallen, Baracken für Arbeiter 


Archiv für Naturgeschichte 
1919. A. S. 7; 8. Heft 


Ss Prof. Dr. Franz Töleg: 


sind notwendig. Dazu gesellen sich dann noch flüchtig hergestellte 
Krämcerläden, ° welche für die täglichen Verpflegs- und Bedarfs- 
artikel der Käufer Sorge tragen, und auf diese Weise entsteht binnen 
kurzer Zeit eine Siedlung ganz eigener Art, in der eine Zeitlang 
frisches, schaffendes Leben pulsiert,- das zusammengesetzt ist aus 
Elementen der verschiedensten Bevölkerungsschichten. Bei sölchen 


Fig. II. 
Blick von Jarbaschi auf das Amanus-Gebirge (Dülldüllgruppe). 
Im Vordergrunde die Charunja-Ebene. 


Tunnelbauten trifft man gewöhnlich Leute aus allen Ländern der 
Welt, die der meist recht hohe Verdienst anlockt. Diese Oasen 
europäischer Kultur in Gegenden, wo bis dahin kaum europäische 
Erzeugnisse bekannt sind, machen so auf den Einheimischen einen 
großartigen Eindruck, selbst den Europäer beschleicht ein eigen- 
tümliches Gefühl, wenn inmitten der Wildnis der natürlichen Wäl- 
der ein Hebeldruck die Elektromotoren in Bewegung setzt oder 
ein einsames Gebirge plötzlich mit elektrischem Licht durchflutet 
erscheint. 

Sobald der Bahnbau vollendet, erlischt die ganze Siedlung 
ebenso schnell, wie sie entstanden ist. Ein großer Teil Baracken 
wird abgetragen und die Leute, welche sie bewohnten, zerstreuen 
sich oder siedeln sich an einem anderen Punkte zu neuer Arbeit an. 

Montag, den 4. Mäi, benutzte ich dazu, die Umgebung von 
Jarbaschi genau kennen zu lernen. Ein tief eingeschnittenes Tal, 
das Haman Dere, welches nur eine halbe Stunde entfernt ist, 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 99 


trennt Jarbaschi von der daran anschließenden Charunje-Ebene 
vom südlichen halbwegs gut bebauten Hügelland. Die Hänge des 
Haman Dere tragen üppige Macchien, darunter Sdartum junceum 
(bis2 mhoch), wiederErdbeerbaumeine große Rolle spielt. Auffallend 
ist hier die große Menge der Landschildkröten (Testudo ibera L.). 
Höher hinauf treten am Ufer des Baches Platanen, Siyrax-Sträucher, 
Sumach und Judasbaum sogar noch in Blüte auf. Folgt man dem 
Bache talaufwärts bis zu seinem Ursprung, so erreicht man noch 
höher ansteigend eine Bergkuppe ca. 800 m hoch, welche eine herr- 
liche Rundschau bietet. Im Südosten schließen die zu dieser Zeit 
noch schneebedeckten Kämme des Göv. Dagh bzw. Das Dagh den 
Horizont. Im Süden beherrschen die seitlich aufstrebenden Wände 
des Dschebel Mussa (Has D.), in westlicher Richtung eröffnet 
das Tal des Homus Tschai den Blick in die Adana-Ebene, mit 
ihren längst erloschenen Vulkankegeln. In nördlicher Richtung 
sieht man an klaren Tagen die Schneefelder der cilikischen Rand- 
gebirge, diesen vorgelagert die Berge von Anderum nördlich des 
Djihan und ganz im Vordergrunde breitet sich die Charunje-Ebene 
aus, deren lockere, bisweilen in Gruppen vereinigte Eichenbestände, 
welche sich zwischen Felder und Viehweiden einschieben, der 
Gegend einen parkartigen Habitus verleihen. Die Aussicht ist 
durch vorgelagerte Bergrücken gehemmt. Die Berge von Jar- 
baschi passen nicht recht in die Landschaft. Die neue Bahntrace 
ist bald durch aufgeworfene Erddämme, welche Seitentäler über- 
setzen und bald durch tiefe Einschnitte an den Stellen, wo zunächst 
große Erdmassen aufgehäuft sind, gekennzeichnet. Von den Ex- 
kursionen zurückgekehrt, war meine größte Sorge einen ständigen 
Begleiter zu finden und ein Reitpferd zu kaufen. Es wäre leicht 
gewesen in Adana einen türkischen Gendarmen als ständigen Be- 
gleiter zu erhalten, doch sah ich davon aus mehreren Gründen ab. 
Nicht nur, daß man mit diesen Herren unsicherer reist, als wenn 
man allein ist, weil sie alle sehr ungebildet sind, sondern weil die- 
selben einen auch in der Durchführung des Planes behindern, 
wenn nicht anders so dadurch, daß sie alles, was ihnen unangenehm 
ist, überaus schwierig oder gar als unmöglich hinstellen. Selbst 
‚die Ingenieure beim Bahnbau nehmen ihren Dienst nichtin Anspruch. 
Wenigstens standen hierin Jarbaschi fast ausschließlich berittene 
Tscherkessen als eine Art Sabtieh (Gendarm) zur Verfügung. Sie 
sind vorzügliche Reiter und in ihrer eigenartigen Tracht mit ihrem 
selbstbewußten Benehmen, das einer gewissen Schneidigkeit nicht 
entbehrt, machen sie einen recht guten Eindruck. Nicht nur die 
Ingenieure, sondern auch die besser gestellten Beamten setzen 
einen gewissen Stolz darein, einen Tscherkessen zu halten. Dieser 
hat dann seinen Herrn, so oft er sich auf die Strecke begibt, zu 
Pferde zu begleiten, für gute anständige Haltung der Pferde zu 
sorgen und führt, da er im übrigen kaum etwas anderes zu tun hat, 
ein recht angenehmes Leben. Wie die übrigen Arbeiter, so kommen 
auch sie zum Bahnbau — Haus und Hof werden der Frau und den 


7 ' 8. Heft 


100 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Kindern überlassen — um hier in bequemer Art und Weise auf 
Grund ihres guten Rufes Geld zu erwerben. Der Zufall wollte es, 
daß damalsin Airan, eine Tagereise entfernt, einer der Tscherkessen 
disponibel war und sich noch am Nachmittag desselben Tages 
in Jarbaschi einfand und gegen Bezahlung von 5 türk. Pfund 
(108 Kronen) per Monat nebst Verpflegung sich entschloß, mich 
auf meinen ferneren Touren zu begleiten. Er erhielt den Auftrag, ein 
gutes Reitpferd für mich ausfindig zu machen. Diesem Auftrag 
kam er schneller, als ich erwartet hatte, nach. Noch am Abend des- 
selben Tages machte er eine Anzahl Pferde aus der Umgebung 
stellig, unter denen ich einen Schimmel um 18 türk. Pfund kaufte, 
so daß die Karawane bis auf das Tragtier beieinander war. Dieses 
mietete ich nebst Begleiter von Fall zu Fall, was sich als sehr 
praktisch erwies, da ich auf diese Weise immer ortskundige Leute 
auf meinen Touren zur Verfügung hatte. 


III. Kapitel. 
Von Jarbaschi nach Bagdje. 

Nördlich von Jarbaschi, 2 Reitstunden entfernt, am Fuße 
des Kurtlar Kala, nahe dem Sabu Su, über den der kleine Dül- 
düll emporragt, liegt ein armenisches Dorf nämlich Charunje, mit 
einer von einer deutschen Mission für den Orient geschaffenen 
Waisenanstalt für Knaben. Diesem Ziele galt der nächste Tag. 
Kaum daß die Sonne sich erhoben, trabte ich mit meinem Tscher- 
kessen durch die Charunje-Ebene auf halbwegs gut erhaltenem 
Fahrweg nordwärts stets dem kleinen Düldüll entgegen, dessen 
schroffe Hänge zu dieser Zeit noch ansehnliche Schneefelder trugen. 
Der Weg führt dirckt nach Norden. Ihn benutzten die Bewohner 
der Osmanje-Ebene, wenn sie beim Eintritt der sommerlichen Dürre 
— Ende Juni — mit ihren Herden die saftigen Hochweiden des 
Düldüllgebietes aufsuchen. Ebenso machen es auch die Holz- 
macher (Tachtadji), um im Gebiete des Djihan und Sabu Su 
Bretter und Pfosten auf Maultieren in die holzarmen Gebiete der 
Ebene zu transferieren. Gegenwärtig ist der Holztransport zu dem 
Bau des Tunnels bei Jarbaschi überaus rege. Der Weg benützt 
den Ostrand der Ebene stets am Fuße des die Ebene im Osten ab- 
schließenden bewaldeten Berglandes, welches sich bisin die Gegend 
von Bagdje zieht. Mehrere Bäche in ganz flachen Rinnsalen und 
Öleandergebüsch queren den Weg. Ihr Wasser wird mannigfach 
durch einfache Gräben auf die Felder der Ebene geleitet. Die ein- 
zelnen Bäche haben ganz den Charakter unserer Gebirgsbäche. 
Wenn starke Regengüsse im Gebirge niedergehen, führen sie ge- 
waltige, schlammige Wassermengen der Ebene zu und einige der- 
selben können dann nur in Furten nicht ohne Gefahr überquert 
werden, da’ die rollenden Steine leicht die Hufe und Beine der Reit- 
tiere verletzen. Infolge der Versandung, welche bei einer Über- 
schwemmung entsteht, sind die Bäche, welche die Ebene durch- 
furchen, meist von einem Streifen nicht kultivierten Gebietes 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 101 


begleitet, das teils Viehweide, teils von Gestrüpp bewachsen ist. 
Letzteres bildet eine Art Au. Der dunkle, lehmige Boden ist auch 
gut bebaut, nämlich mit Weizen, Gerste und Baumwolle. Auf den 
fruchtbaren Stellen breiten sich lockere Eichenbestände oder eine 
Art Macchien-Gebüsch, bestehend aus Paliurus, Styrax, Cra- 
taegus und Phyllirheasträuchern. Die wenigen Dörfer liegen zumeist 
am Rande der Ebene, dort wo ein Bach aus den Bergen austritt, 
oder eine seichte Bodenwelle die Ebene durchschneidet. Von Jar- 
baschi nach Charunje braucht man 2 Reitstunden. Am Bergrand 
wenige Minuten von der Station entfernt, passiert man einen Bach, 
und von hier aus ein etwa 15 Häuser zählendes Dorf Jarbaschi. 
Wenn im Sommer das Wasser dieses Baches versiegt, leuchtet über 
den weißen Steinen des Bachbettes das Feuer der Oleanderblüten. 
Breitkronige V allonea-Eichen vereinigen sich zu größeren Beständen. 
Paliurus, Rhus, Styrax und Crataegus-Sträucher mischen sich 
unter die Eichen, deren Bestände sich nur mehr über kleine Flächen 
ausdehnen, während sie einst die ganze Ebene bedeckten. Jenseits 
des Eichenwaldes hart am Wege, ca. 20 Min. von Jarbaschi ent- 
fernt, liegt die armenische Ortschaft Karadjörenler, von mäch- 
tigen Pyramidenpappeln beschirmt. Die steinigen Felder mit leben- 
den Zäunen aus Brombeerranken, Pahiurus und Crataegus, dehnen 
sich in der Umgebung aus. Armenische Frauen mit weißer turban- 
artiger Kopfbedeckung hüten die Häuser und Felder, die Kinder 
ziehen mit ihren Ziegenherden in den naheliegenden Eichenbestän- 
den herum, ihre Schutzbefohlenen unter den Klängen der Schal- 
meien (Holzpfeifen) zusammenhaltend, hierbei unterstützt von 
großen Schäferhunden. Nur wenn sie auf die Singvögel Jagd 
machen, vergessen sie ihre eintönigen Weisen. Männer sieht man 
kaum. Sie sind beim Bahnbau beschäftigt, dessen pulsierendes 
Leben sie mit der für sie neuen Kultur ganz aus ihrer beschaulichen 
Lebensweise herausgerissen hat. Rechts vom Weg am Eingang in 
einen Taleinschnitt, nur wenige Minuten entfernt, liegt Karad- 
jörenler. Hier wohnen Türken. ‘Ein vollständig verwahrloster 
Friedhof zieht sich von der Ortschaft bis zum Wege heraus. Die 
Gräber nur durch einige Steine umfaßt, tragen meist eine ganz 
einfache Steinplatte, selten einen behauenen Stein als Grabstein. 
Keine liebevolle Hand schmückt hier die Gräber. Kaum daß die 
Blumen, die die Natur hier ausgestreut, von den Rinderherden des 
Ortes verschont bleiben. Keine Bäume beschatten die Gräber. 
Nur einige Feigenbäume und Granatäpfel haben sich aus dem be- 
nachbarten Garten des Ortes hier angesiedelt. Ringsum sind künst- 
lich bewässerte Felder. Das Wasser des Baches wird zweckent- 
sprechend in kleinen Furchen bald dahin bald dorthin geleitet. 
Bei Charunje nimmt die Gegend immer mehr den Charakter der 
Getreidelandschaft an. Nur da und dort ist noch ein Eichbaum mit 
breitausladender Krone zu sehen. Der Boden ist vielfach recht 
steinig und wird nur wenig bearbeitet und kaum jemals gedüngt, 
von Fruchtwechsel gar nicht zu reden, trotzdem gedeiht noch 


8. Heft 


102 Prof. Dr. Franz Tölg: 


prachtvoll die Gerste. Ihre Halme beginnen zu dieser Zeit eben 
die Ähren aus den Blattscheiden herauszustecken. An Kulturboden 
ist keine Not. Seltener sind Roggenfelder. Diese blühen bereits. 
Das Feld, welches heute bebaut ist, liegt dann mindestens ein Jahr 
brach, oder es wird hier eine zeitlang wieder als Weide benutzt. 
Weideflächen solcher Art sind dann gewöhnlich mit einer niedrigen 
Chrysanthemum-Art besiedelt, so daß diese Brachfelder jetzt über 
und über mit einem weißen Blütenflor überstreut sind. Dazu 
mischen sich die roten Fackeln der Blüte des Klatschmohn, hier 
und da hat sich auch eine Kolonie blauer Kornblumen angesiedelt. 
Nach kaum einer Reitstunde passiert man neuerdings Bewässerungs- 
gräben. Naturgemäß sind die meisten Dörfer Randsiedelungen 
und nur dort, wo hinreichend Wasser zu finden ist. Nur wenige, 
zumeist ältere Siedlungen liegen in der Ebene selbst, und aueh nur 
dort, wo Wasser zu finden ist. Von den alten Wohnstätten der 
Charunje-Ebene ist Charabköj zur Linken des Weges kaum 4 
Stunde von Dschinilerentfernt. Hohe uralte Platanen beschatten 
die wenigen Häuser. Unterirdische Gänge und Gewölbe, von denen 
die meisten verschüttet sind, sollen von der einst hier stehenden 
Stadt Charab herrühren. Eines dieser Gewölbe war von Tausenden 
von Fledermäusen bewohnt, die nicht wenig erschreckt waren, 
als ich mit meinem Schmetterlingsnetz über die Decke fuhr und 
mit einem Schlage das ganze Netz anfüllte. Eine heillose Auf- 
regung kam dann unter die ganze Gesellschaft. Einige suchten den 
Ausgang, andere flatterten wirr aneinander. Die Weibchen trugen 
fast durchwegs Junge mit sich. Die Bewohner des Ortes konnten 
sich nicht genug wundern. Charabköj ist von Charunje nur 
mehr 1% Stunde entfernt. Ebenso wie einst Charab, so ist heutzutage 
Charunje eine der größten Ortschaften im Gebiete der Ebene. 
Das Dorf liegt malerisch auf der in die Ebene vorspringenden Berg- 
nase. Die Bewohner sind fast alle Armenier. Das schönste Ge- 
bäude ist das Waisenhaus, ein auffallender, weithin sichtbarer Bau. 
Es ist eine Stiftung des ‚Deutschen Stiftsbundes für christl. Liebes- 
werke im Orient‘ und erbaut anläßlich der Armenierverfolgungen 
im Jahre 1908. Waisenhäuser derselben Stiftung befinden sich 
noch in Maraseh, Mescreh, Musch und Wan. Von diesen aus 
entfalten auch deutsche Missionen ihre Tätigkeit. Die Anstalt in 
Charunje zählte 400 Zöglinge, Knaben und Mädchen. Den Unter- 
richt besorgt ein armenischer Lehrer und deutsche Schwestern. 
Das Dorf überragt eine weithin sichtbare Burgruine, von Kreuz- 
fahrern zerstört, Kurtlarkale, auch Charunje Kale genannt. 
Von der einst stattlichen Burg sind nur mehr Mauerreste und Ge- 
wölbe erhalten. Die Ruine bietet einen prächtigen Blick auf die 
Charunje-Ebene und die von ihr durch niedrige Gebirgsrücken 
getrennt, tiefer liegende Wana-Ebene und Ausläufer ds Amanus- 
gebirges. Gegen Osten steigt das gut bewaldete Bergland von 
Bagdjezu einer Höhe von 1600 man. Von diesem durch den schäu- 
menden Sabu Su (Seifenbach) getrennt, erhebt sich das Massiv 


« Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 103 


des kleinen Düldüll mit seiner weithin sichtbaren Spitze. Un- 
mittelbar zu Füßen der Burg liegen zerstreut wie bei einem Ge- 
birgsdorf die ärmlichen Häuser vonCharmeAcilyflach aufeinemin 
der Ebene auslaufenden Bergrücken, teils in einem versteckt ost- 
westlich verlaufenden Taleinschnitt.Von Charunje getrennt am 
Berghange, hart am Sabu Su liegt die aus ca. 15 Häusern be- 
stehende türkische Ortschaft Göwtsche. Die Bewohner des 
Ortes beschäftigen sich mit Ackerbau und Viehzucht. Im untersten 
Teile der Ortschaft befinden sich auch cinige Geschäftsläden 


A 


Fig. II. 
Pinus brutia. Sterbender Hochwald bei Chanziri. 


Über Einladung des Direktor des Waisenhauses kehrte ich erst am 
nächsten Tage nach Jarbaschi zurück. Hier traf ich meine Vor- 
bereitungen zur Rundtour auf den Amanus über Chanziri und 
Dschebel bereket zurück nach Jarbaschi. Airan, Entili, 
Islahie sind Stationen der Bagdadbahn in der Richtung Neppe, 
das Kloster Schechle ist ca. 5 Reitstunden von Islahie 
entfernt, so daß ich bis dahin eine- Begleitung, außer meinem 
Tscherkessen Achmed nicht notwendig hatte. Das aller- 
notwendigste Gepäck wurde vorderhand in Satteltaschen unter- 
gebracht — für den letzten Teil der Tour hatte ich durch Vermitt- 
lung der Ingenieure einige Leute als Begleiter aufgetrieben, womit 
allerdings Achmed zunächst nicht recht einverstanden war, sich 


8. Heft 


104 Prof. Dr. Franz Tölg: 


aber schlienlich doch in das Unvermeidliche fügte. So treu und 
anhänglich auch ein Tscherkesse sein mag, so stolz ist er auch. 
Achmed wollte ausschließlich als Begleiter fungieren. Von Jar- 
baschi bis Airan hätte ich auch die damals in Betrieb stehende 
Materialbahn benutzen und die Pferde vorausschicken können, 
doch zog ich es vor zu reiten, zumal mich Herr Jngenieur Raabe 
bis Bagdje begleitete, da er gerade auf der Strecke zu tun hatte. 


Po, IV. 
Haus in Chanziri (Lehmhütte einer Tscherkessenfamilie). 


Es war bereits 3 Uhr nachmittags, als wir von Jarbaschi aufbrachen. 
Um diese Zeit (8. Mai) war es schon sehr heiß, 27° C. und ich mußte 
womöglich schon die Morgen- oder die Nachmittagsstunden aus- 
nützen, wollte man nicht unnützer Weise sich selbst und die Tiere 
zu stark ermüden. Einer jener echt orientalischen Reitwege führt 
über die mit Macchie bewachsenen Berghänge am rechten Ufer 
des Horutschai mehrmals kleine Seitentäler überquerend, folgt im 
allgemeinen der Bahnstraße bis dahin, wo der Fluß tief einge- 
schnitten, den nordsüdlich - streichenden Höhenzug durchbricht, 
welcher das Bagdje-Becken von der tiefer liegenden Charunje- 
Ebene trennt. Es ıst ein ganz merkwürdiger Anblick, das tief ein- 
geschnittene Flußtal sich plötzlich flußaufwärts zu einem weiten 
Becken erweitern zu sehen. Dort, wo der Fluß aus der Bagdje- 
Ebene in eine Art Defile eintritt. mündet auch die von Osmanje 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 105 


kommende alte Straße, welche die linksseitigen Höhen benutzte. 
Entsprechend den geschilderten Terrainverhältnissen hat die neue 
Bahnliniebiszum Bagdje-Sattel nicht unbedeutende Schwierigkeiten 
zu überwinden. Erddämme, welche die Seitentäler des Horutschai 
überqueren und Tunnels, welche die sie begleitenden Bergrücken 
durchsetzen, waren notwendig, um die Bahnlinie im Tale des 
Horutschaiin das Bagdje-Becken einmünden zu lassen. Nach kaum 


Kiorave 


Armenische Frauen aus der Gegend von, Bagdje (mittl. Amanus). 


11, Stunden Ritt erreicht man eine Terrainstufe, oberhalb welcher 
an Versteinerungen reiche Kalkfelsen (Hippuritenkalk) zu Tage 
treten. Die rote Verwitterungserde ist mit Getreide, insbesondere 
Roggen bebaut. Einzelne Äcker liegen noch brach. Von der einsti- 
gen Bodenbedeckung haben sich nur noch einzelne meist blühende 
Crataegusbäume und Styraxsträuche erhalten. Rückwärtsschauend 
eröffnet sich eine herrliche Aussicht auf die noch schneebedeckten 
Bergkuppen des Amanus im Süden, die Osmanje-Ebene im 
Westen, die Charunje-Ebene im Nordwesten, nach Osten ist 
der Blick noch gehemmt durch einen senkrecht zum Horutschai 
streichenden, ca. 650 m hohen Höhenrücken, erst auf diesem wird 
auch die Aussicht nach Osten in das Bagdsche Becken frei. 
Man ist überrascht, wenn man plötzlich ein weites Talbecken vor 
sich sieht, der Talgrund ist gut bebaut, viele Getreidefelder ziehen 
8. Heft 


106 Prof. Dr. Franz Tölg: 


sich selbst auf die das Tal einschließenden Hänge hinauf. Da- 
zwischen dehnen sich Weideflächen aus, die nach rückwärts durch 
Hochwaldabgelöst werden. Derstark mäandernde Flußbildet Sand- 
bänke, hieunddagibtesnoch kleinere Auen mit baumartiger Macchie, 
sonst begleiten Platanen, Erlen, Weiden, Eschen, teilweise auch 
Ostr yaseine flachen Ufer. Von Ortschaften ist kaum etwas zu sehen, 
sie liegen an den das Becken in Norden und Süden anschließenden 
Berghängen mitunter recht versteckt. Auch Bagdcheam Ostende 
des Tales ist im Vordergrunde nicht zu sehen, Die ärmlichen Lehm- 
hütten wird man oft kaum in der Nähe sehen, wenn sie nicht die 
hochaufragenden, weißrindigen Pyramidenpappeln verraten würden. 


IV. Kapitel. 

Von Bagäsche nach Hasanbeili, Toprakale, Dörtjol und Jarbaschi. 

Diese Reittour nach Bagdche hatte große Ermüdung gebracht. 
Längere Fußmärsche, ungenügende Bekleidung und Verpflegung, 
das fortwährend schlechte Wetter, die durch rastloses Sammeln 
hervorgerufene Überanstrengung mit Rücksicht auf die in diesen 
Gegenden überhaupt nicht zuträgliche Tageszeit (von 11 Uhr vor- 
mittags bis 4 Uhr nachmittags) zwangen mich zu einem zwei- 
tägigem Aufenthalt in Bagdsche. Am Tage der Ankunft hinderte 
überdies ein überaus heftiger Gewitterregen jedwede Tätigkeit. 
Am Vormittag blieb dann weiter das Wetter durchaus drohend und 
so konnte mich nichts von der langersehnten Ruhe abhalten. Die 
Umgebung von Bagdsche ist durch ziemlich ausgedehnte Buchen- 
wälder gekennzeichnet, die ich am Tage nach meiner Ankunft 
auisuchte. Der Weg führt nur längs des Flußufers gegenüber von 
Airan fort, links davon liegt das Dorf Örendjik. Hoch oben am 
Berghange das Dorf Lapaschli mit weithin sichtbarer Kirche 
(Armenisch). Felder bedecken die Talsohlen in der Nähe dieser 
Dörfer und machen dann an den Hängen der Berge Kieferbeständen 
Platz, die allmählich immer stärker von Eichen durchsetzt werden, 
weiter oben gehen dann auch diese Baumgruppen in ausgedehnte 
Buchenhaine über, die fast bis zu den Gipfel der das Tal begleitenden 
Berge reichen (ca. 630 m). Nach dieser zweitägigen, nur durch den 
soeben geschilderten Ausflug in der Umgebung von Bagdsche 
unterbrochenen Rast ging es am nächsten Tage wieder weiter. 
Unser Weg überquert einen langgestreckten Hügelrücken, der die 
Wasserscheide zwischen dem Horu Tschai und Hamus Tschai 
in der Richtung nach Hasanbeili bildet. Dieses Hasanbeili, 
ein ziemlich großes, im Tale des Hamus Tschai gelegenes Dorf 
erinnert mit seinen gelblichen niedrigen, zwischen anmutigem Grün 
versteckten Häusern sehr an Bagdsche. Die gegenüberliegende 
Hügelkette, namentlich der östliche Teil dieser zeigt vulkanischen 
Charakter und weist auch nur spärliche Vegetation auf. Nach zwei- 
malig schlecht verbrachter Nacht in Hasanbeili erfolgte längs des 
Hamus Tschaitales der Rückweg nach Jarbaschi, der sich zwischen 
Feldern und von Viehherden abgegrasten Wiesen eintönig dahin- 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 107 


schlängelt. Am 25. Mai fesselte mich ein den ganzen Tag andauern- 
der Regen an das Haus und erst am Nachmittag ermöglichte mir 
. das besser veränderte Wetter einen kurzen Ausflug nach dem 
1 Stunde entfernten, am Zusammenflusse des Hamus Tschai 
und Hornus Tschai gelegenen Dorf Kanegedjid. In Jarbaschi 
benutzte ich die Gelegenheit, ein neues Pferd um 181, Pfund zu 
erstehen und meine Ausrüstung zu ergänzen. Am 26. d. M. um 
2 Uhr brach ich auf schon bekannten Wegen nach Toprakale auf, 
erreichte diesen Punkt nach 6stündigem Ritt und traf dort 
zu meiner großen Freude mit Herrn Siehe zusammen. Der Weg 
von Marmure nach Toprakale folgt zunächst dem Lauf des 
Hamus Tschaian dessen linken Ufer und biegt dann, ein kleines 
Flüßchen überquerend nach Nordosten ab und mündet, teilweise 
. von üppigem Pflanzenwuchs begleitet, in die immer weiter sich 
öffnende Osmanje-Ebene ein. Die Pflanzenwelt dieser Gegend 
gehört fast ausschließlich der Macchie an. Um Marmure herum 
fesseln uns besonders riesige Büsche von Oleander, zahlreiche 
Kreuzblütler und Flockenblumen bilden mit dem fetten Grün der 
Wiesen vermischt ein überaus prächtiges Landschaftsbild. Die 
Osmanje-Ebene ist überdies zum größten Teile bebaut. Die Bauern 
des sogenannten Mohadjirdortes kultivieren ganz besonders Hafer 
und Mais. Auch Haustiere aller Art, darunter Gänse, die man hier 
ziemlich häufig hält, was sonst nicht der Fall ist, kommen uns zu 
Gesicht. In der Nähe dieser aus armseligen Lehmhütten bestehen- 
den Örter finden sich Reste altrömischer Lager (2 Säulenfragmente). 
Allmählich wird es dunkel und immer zahlreicher flackern gespensti- 
sche Lichterchen auf. Es sind Leuchtkäfer, Verwandte unseres 
heimischen Johanniskäfers (Zuciola sp.), die in außerordentlicher 
Menge hier vorkommen, nur noch von unseren allbekannten Mai- 
käfer an Zahl übertroffen, der hier erschreckenden Kahlfraß an 
allerlei Laubhölzern verursacht. Hierzu kommen noch die überaus 
gefräßigen Heuschrecken (besonders Decticus und Platycleisarten) 
als Dritte im Bunde. Die in der Nähe befindlichen Sümpfe be- 
herbergen eine Unmasse Frösche, die im Verein. mit Zirpen und Heu- 
schrecken ein respektables Abendkonzert anstimmen, das weithin 
hörbar ist. Um 8 Uhr abends ist Toprakale erreicht. Nach gut 
verbrachter Nacht machte ich mich schon um 5 Uhr früh auf, um 
in der Nähe der Station zu sammeln. Groß ist die Zahl der ver- 
schiedenen Bienenarten, die in trockenen Distelstengeln nisten 
und auf den Bäumen zirpen zahllose Zikaden. Sehr häufig beob- 
achtete ich an Eichenstümpfen die großen goldglänzenden Pracht- 
käfer (Julodissp). Unter den Bienen fielen mir die prächtige Woll- 
biene (Anthidium Bartholomei) und eine langrüsselige Mörtelbiene 
(Osmiamacroglossa) auf, diein Stengeln vonGunderaTornefortirnisten. 
Als Einmietler verlassener Nester kommen Ceratina chrysomalla und 
chalcites in Betracht. Überall begegnet man hier dichtem Gestrüpp 
von Vitex agnus castus, dem Keuschbaum, der von winzigen prächtig 
gefärbten Bienen (Nomioides dulchellus) besucht wird. Xylocopa 


8. Heft 


198 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Olivier, eine den Hummeln an Größe und Farbe ähnliche Hoiz- 
biene sieht man häufig auf Leontocephalum und Erianthus Ravenae- 
blüten Honig sammeln. Großartig ist hier auch die Fernsicht von 
den die Station umgebenden Hügeln, über welche uns ein schmaler 
Pfad zur Wasserleitung von Epiphania führt, wo ich um 12 Uhr 
mittags eintraf. Dieser alte römische Bau liegt in der Nähe des 
kleinen Dörfchens Baschlamych. Die Pflanzendecke dieser 
Gegenden macht ganz den Eindruck, den wir von allen Mittelmeer- 
küsten haben, ist also vorherrschend Macchie. Fast alle in diese 


=. ” 


Fig, Vi. 
Umgebung von Dörtjol (Macchienvegetation). 


vorkommenden Gebüsche stoßen uns hier auf, z. B. Pistazia, 
Palaertina, Arbutus Andrachie, Quercus calliprinus, Pirus salicifolia 
und andere mehr. 

Erzin, ein großes Dorf unweit von Baschlamych, gefällt uns 
durch seine gute Straße und die vielen prächtigen Gärten mit ihrer 
üppigen Mittelmeerflora. Ceratonia siliqua, Punica granatum, 
Myrte u.a. sind hier am häufigsten zu sehen. In der nächsten Um- 
gebung tritt dann auch Oleandergebüsch massenhaft auf. Inmitten 
dieser herrlichen Macchien und Gärten schlängelt sich der Weg 
nach Dörtjol, einem niedlichen Dörfchen aus einfachen Holz- 
und Lehmhäusern inmitten herrlicher Örangenkulturen. In 
Dörtjol, wo ich abends eintraf, übernachtete man in einem Chan 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 109 


gegen Bezahlung von 1 Medjidje und 3 Piaster (ca. 5 Kr.) ganz, 
gut. Außer den schon erwähnten Orangerien sieht man hier auch 
Lupinen angebaut, deren Ernte gerade in dieser Zeit war. Etwas 
fremdartig in dieser Umgebung nehmen sich die in der Nähe der 
Häuser gepflanzten Pappeln, Erlen und Epheu aus, die vielfach 
von einer Clematisart überwuchert sind. Auch Wein wird auf sol- 
chen Bäumen (Fraxinus ornus) gezogen. Ausgesprochene Süd- 
länder sind der Paternosterbaum (Neria acedra), die schon erwähnten 
Granatäpfelsträucher und die Orangenbäume, Pistazien und 
Johannisbrotsträucher. Der ganze Weg von Dörtjol bis Paja am 
Golf von Alexandrette führt durch solche hier und da von 
Feldern unterbrochenen Macchienlandschaft, deren Bild durch das 
häufige Auftreten von weißen und violetten Cistrosen und Cam- 
panulaarten ganz besonders farbenprächtig wirkt. Styraxsträucher 
und Myrte werden stellenweise vorherrschend. Ebenso Paliurus 
und Pistazia, doch auch mitunter Rubusgebüsch und mit gelben 
Blütenflor übersät zahlreiche Sträucher von Spartum jJunceum. 
Ölbäume finden sich gleichfalls überall und geben der Gartenland- 
schaft ein eigenes Gepräge. Interessante Kinder der hiesigen Flora 
sind beispielsweise unter andern Acacia farnesiana, Melia azederah, 
Abrus praecatorius, Obuntia Ficus indica, Arumarten. Bei Paja 
sieht man in den Gärten auch die Kartoffel kultiviert neben ihrer 
Verwandten Solanum melongena. An Bäumen neben Ceratonia 
siligua auch Laurus überall im prächtigen Gedeihen, wie uns ein 
Rundgang in die Umgebung belehrte. Schon am 28. machte ich 
mich auf den Weg nach Alexandrette. Um 11 Uhr vormittags 
erreichte ich eine der berühmtesten Stätten des Altertums, das 
Schlachtfeld von Issus, wo einst Alexander der Große die Perser 
besiegte. Ein scharfer Ritt bei großer Hitze ließ mich 6 Uhr abends 
Alexandrette erreichen. Hier traf ich mit dem Herrn Ingenieur 
Drechtler und Herrn Baumeister Albrecht zusammen. Im 
Hotel Europa glänzend untergebracht und verpflegt, wurde der 
Tag aufs beste beschlossen. Über Alexandrette selbst näher zu 
sprechen, halte ich für nicht notwendig, da diese Hafenstadt 
schon oft in allen möglichen Reisehandbüchern beschrieben wurde. 
Selbstverständlich unterließ ich es nicht, in der Umgebung eifrig 
zu sammeln, während mich die Stadt diesmal] weniger interessierte, 
die ich bereits im Vorjahre besucht hatte. Pfingstsonntag konnte 
ich zu einem Ausflug in das Gebiet des Das Dagh verwenden. 
Die Hänge längs des Reitweges sind mit ziemlich dichtem Pflanzen- 
wuchs überdeckt, unter denen als vorherrschend Rubra tinctoria 
und Rhammnus bezeichnet werden müssen. Weißer Oleander, ferner 
an Sümpfen dichte Massen von Arundo donax, T yphaund Scirpussind 
hier zu finden. Bei Dörfern sieht man lebende Zäune von Oduntien, 
Silberlinde, Maulbeere und Granatäpfel, endlich auch die Dattel- 
palme und den Paternosterbaum. Eigentümlich ist die Sitte der 
Frauen, sich mit Henna die Haare rot zufärben. In Feldern ist oft 
auch massenhaft Datura zu finden, sehr zum Schaden der Eigentümer. 


8. Heft 


110 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Um diese Zeit findet überall bereits die Ernte statt, ist stellenweise 
sogar vorüber. Das Getreide wird durch mit Steinen oder mit dem 
Lenker selbst beschwerten Dreschschlitten, die von Pferden, 
Büffeln oder Ochsen gezogen werden, so lange im Kreise herum 
befahren, bis es ausgedroschen ist. Dieses einfache Verfahren führt 
zwar zur raschen Gewinnung der Getreidekörner, doch ist das 
Stroh gänzlich zerstampft und zerschlissen und von minderer 
Qualität. In der Nähe von Atyk werden als Hauptgetreidearten 
Mais, Roggen und Weizen kultiviert. Hier befinden sich Kalk- 
und Marmorsteinbrüche, die vielfach das Baumaterial zu Häusern 
und dergleichen liefern. In den zahlreichen prächtigen Gärten 
sieht man auch hier besonders häufig Ceratonia siligua, daneben 
unter anderen Eriobothrys japonica und Convolvulus stamonium 
mit herrlichen Blüten. Der Pfingstsonntag sah mich auf dem Wege 
zum Gipfel des Das Dagh (1140 m). Beistarkem Sturm und Nebel- 
reißen und empfindlicher Kälte gehörte dieser Ausflug zu den un- 
angenehmsten meiner ganzen Reise. Auch waren die Höhen dieser 
Gebirgszüge in den oberen Partien schon unweit von Atyk ganz 
kahl. Sehr spärliche Bestände von Schlehdorn und zwischen den 
Kalkfelsen eine Helloborusart sind allenthalben zu finden. Die 
letztere Pflanze wird von Tenthredinidenraupen ganz kahl gefressen. 
Der Mangel an warmer Kleidung machte den Aufenthalt im Zelte 
geradezu unmöglich und war ich daher gezwungen, in einem Pferde- 
stall mein Nachtlager aufzuschlagen. Eine Unmasse von Läusen 
und Flöhen ließ mich erst spät nachts vor Erschöpfung den mir 
so notwendigen Schlaf finden, der dann auch nur von sehr kurzer 
Dauer war. Schon am frühesten Morgen wurde ich durch vehemente 
Klagelaute aufgeschreckt. Es war in einem der Hirtenzelte eine 
alte Frau gestorben und die Angehörigen veranstalteten die Toden- 
klage, wobei ein Priester die Klagegebete laut vorsprach (ärmenische 
Sitte). So schnell als möglich verließ ich diesen mir zur Qual ge- 
wordenen Ort und ein vierstündiger Ritt brachte mich wieder nach 
Alexandrette zurück. Meine große Ermüdung durch die 
stundenlangen Ritte, die fast ganz schlaflosen . Nächte und 
ein immer stärker fühlbar werdender Fieberanfall zwangen mich nun 
den Dienstag nach Pfingsten als Rasttag einzuschalten. Es galt 
auch die Korrespondenzen zu erledigen und ein bißchen Ordnung 
in die Sammlungen zu bringen und so konnte ich mich in meinem 
Hotel, zumal bei dieser Arbeit umso wohler fühlen, als ja das trübe 
regnerische Wetter, die ganz verhüllten Berge, mir den sonst zur 
Gewohnheit gewordenen Spaziergang durchaus nicht verlockend‘ 
erscheinen ließen. Mochten nun auch die Frösche in den umliegenden 
Sümpfen noch so laut quaken, Mosquito und Wanzen sich mit 
Pünktlichkeit sonder Zahl zur Behelligung der schlafenden Rei- 
senden einstellen, nichts vermochte mich diesmal aus den bleiernen 
Schlaf der Übermüdung aufzurütteln. Und so konnte ich beim 
Morgengrauen neugestärkt den Marsch nach Toprakale antreten. 
Schon kurz nach 6 Uhr früh ward es trüb und ein heftiger Regenguß 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 111 


durchnäßte mich gründlich und die Berge verschwanden in Nebel, 
als ich mich anschickte, den Weg nach Paja längs des Meeres ein- 
zuschlagen. In der Ferne erblickt man in der Richtung auf Sakyt 
Schotterterrassen, die das Ufergelände einiger Höhen längs großer 
ausgedehnter Sümpfe begleiten. Über dem Meere erhob sich ein 
herrlicher Regenbogen als ersehnter Vorbote des baldigen Ein- 
tretens besserer Witterung, die nun auch bis Toprakale anhielt. 
Die ausgedehnten Gärten in der Umgebung von Paja und Dörtjol 
ließen diese hübschen Dörfer erst knapp vor deren Eingang vor 
unseren Augen auftauchen. Von Dörtjol ist nur ein großes kasernen- 
artiges Gebäude sichtbar, die übrigen kleinen Häuser liegen unter 
grünen Gartenanlagen vergraben und sindauch unter hohen Pappeln 
fast vollkommen versteckt. Von Dörtjol führt ein hübscher Pfad 
zwischen Macchien ununterbrochen durch bebaute Flächen nach 
Erzin,einer Station unweit derschonerwähntenalten Wasserleitung 
von Epiphania. Trotz der Getreidereife entfaltet sich hier dieVege- 
tation in einer Üppigkeit, wie ich sie sonst nirgends mehr antraf. 
Ein tropisch warmer Gewitterregen hat leider die Aussicht aufs 
Meer verhindert. Daher fesseln die gelben und roten Blüten von 
Verbascum und Malven den Blick des Wanderers. Kopfschüttelnd 
sieht man einen großen Teil der Felder durchwuchert mit Unkraut 
(Pteridium aquilinum, Sambucus ebulus, Cirsiumarten), so wenig 
Sorgfalt verwendet der Bauer auf die Arbeit, die auch verhältnis- 
mäßig geringen Ertrag liefert. Nach eintägigem Aufenthalt in 
Toprakale wurde die Rückkehr ins Standquartier nach Jar- 
baschi angetreten (4. VI.). 


V. Kapitel, 

Von Jarbaschi nach Jarpuz (zentrale Gipfelgruppe des Amanus). 

Am Morgen dieses Tages überraschte uns ein fürchterlicher 
Gewitterregen, der mich vollständig durchnäßte und die Unvor- 
sichtigkeit, ohne Regenmantel Ausflüge zu machen, schwer büßen 
ließ. Es handelte sich um eine kleine Partie nach Alhani, ein kleines 
Dörfchen mit einem großen Meierhofe (Indjarab Tschifflik), 
dessen Eingang von riesigen Platanen beschattet wird. In den 
Zweigen halten sich tausende von Sperlingen auf, deren lärmendes 
Gezwitscher die Stille der Natur jäh unterbricht. Nicht unerwähnt 
soll der Pflanzenwuchs dieser Gegend bleiben. Wir sahen auf unsere 
Weg längs der Uferhänge eines in den Kara Tschai einmündenden 
kleinen Flüßchens Aphodill, verschiedene Cardaminearten, Anchusa 
italica, Pimpinella, Daucus, ferner eine Althaeaart, Echium altısst- 
mum, Inula und Hypericum, alles in schönster Blüte. Auf Feldern 
steht der Mais in Blüte, Weizen ist fast überall geerntet. Spät 
abends in Jarbaschi wieder eingetroffen, erfuhr ich, daß meine 
zwei Pferde sich verlaufen hatten. Wahrscheinlich sind sie ge- 
stohlen worden. So blieb mir nichts anderes übrig, als Ersatz zu 
beschaffen. Nach diesem unangenehmen Zwischenfall, der mich 
mit Rücksicht auf die besondere Gleichgültigkeit meines Führers 

8. Heft 


TI2 Prof. Dr. Franz Tölg: 


(dieser sagte auf meine Frage, was mit den Pferden geschehen sei, 
achselzuckend: ‚‚Weiches Wasser trinken deine Pferde nicht gern,“ 
was heißen sollte, sie haben einen besseren Herrn gefunden), be- 
sonders erbitterte, trat ich am 5. Juni die Fahrt über Marmure 
und Osmanje nach Jarpuz an. Um eine Vorstellung landes- 
üblicher Preise zu machen, seien sie hier erwähnt. Transport meines 
Gepäckes, bestehend aus großen Reisekoffern und 2 Kisten 4 Piaster 
(1 P. = 20 h.), 10 Tassen Gerste (2 kg) 28 Piaster, 10 Laib Brot 
10 Piaster, 2 Oka Zucker (21, kg) 5 Piaster. Dies war mein Reise- 
vorrat. Die Steigung des Weges bei Tschandak betrug auf 
1 Stunde 200 m, bei Derelli 1 Std. 30Min. 600 m, von da auf etwa 
2Std.15Min. 600m. Der Pflanzenwuchs in dem umliegenden Gelände 
gestaltete sich folgendermaßen: 200 m Grenze von Ficus carica, 
300 m Grenze von Punica granatum. Bei 600 Laubhölzer (Plantane, 
Hopfenbuche, Wallnuß, Erle, Ölbaum, Kornelkirsche, Sumach, 
Buche, Eiche, Styrax, Cercis, Fraxinus und Crataegus. Von 
600 m an Kiefer und Lärche ?)!) und nur wenige Laubhölzer 
(Ouercusarten). ‘Von Nadelhölzern sind in der Höhenlage von 
600 —1200 m hauptsächlich Pinus brutia, seltener ist Pinus 
nigra und von Laubhölzern nur nach Quercus cerris v. dseudocerris. 
Von ca. 1200 m an tritt dann erst häufiger Prnus nigra an ihre 
Stelle. In dieser Höhe fand ich auch verschiedene, teilweise alpine 
Pflanzen vor, z. B. Anacamptus pyramidalıs, Orchis comperiana, 
Limodorum abortivum, Orchis augustifolia, Sternbergia Chusii. Auf 
einem Hügel von 104 m Höhe bei Dorf Karatasch finden sich 
Einschlüsse von Rötel (Haematit) eingelagert in. Schichten von 
Serpentin, Quarzitschiefer und palaeozoischen Kalken (Giaur Dagh). 
Zwischen gewaltigen Felsmassen rauscht in großer Tiefe der 
Djihan. Steigen wir nun gegen das Tal-herunter gegen Jarpuz, so 
kommen wir in eine Gegend von macchienartigen Pflanzen- 
wuchs; wobei einzelne Arten sogar in Höhen von 1500 m noch vor- 
kommen. Zedern und Baumwachholder (Juniderus oxycedrus) 
wachsen hier häufig und erinnern an syrısche Landschaftsbilder. 
In Jarpuz, einem großen Dorfe (Städtchen), dessen gelbe Lehm- 
hütten von Tscherkessen und Armeniern bewohnt sind, wurde 
ein dreitägiger Aufenthalt bei zumeist regnerischem Wetter zu 
Ausflügen in die Umgebung und zwar auf die Gipfel des Kösut 
Dagh (2140 m) und des Dümanle Dagh benützt. Während die 
Gegend von Jarpuz durch die vorhin geschilderte Vegetation 
gekennzeichnet ist, die nur in der Tiefe an den Flußufern von Mais-, 
Weizen- und Hirsefeldern unterbrochen ist, seltener auch Gras- 
flächen (Viehweiden) Platz macht (Hänge), erscheint hier die Berg- 
region als ausgedehntes Waldgebiet, wenn auch nicht von dem 
Aussehen unserer Wälder, da die Raubwirtschaft der einheimischen 


!) Dr. Tölg gibt an anderer Stelle an, daß die Lärche fehle, es scheint 
sich also wohl nur um Kulturen zu handeln, da der Baum wildwachsend 
in diesen Gebieten nieht vorkommt. 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanmus-Gebirge 113 


Bevölkerung die Bestände lichtet und dem Untergange rapid 
näher bringt, wodurch die Verkarstung des Terrains stellenweise 
erhebliche Fortschritte macht. Im allgemeinen treffen wir in der 
Region von 1500—1600m noch Zedern, Zitterpappeln, auch Buchen 


Fig. VI. 
Zedernıeste bei Jäarpuz im zentralen Amanusgebiete. 


und viel Unterholz von Crataegus und Sambucus. Bei 1600 m er- 
scheint die Edeltanne (Abies alba ??) und im Unterholz bemerken wir 
blühende Paeonien. In 1900 m Höhe erblickt man ın blendendem 
Weiß leuchtend das erste der den Gipfel umgebenden Schneefelder, 
des Dümanle (Das) Dagh, bestehend aus einer von Osten nach 
Westenstreichenden Reihe von Berggipfeln, die durch kurze tiefein- 
geschnittene Täler getrennt sind, Kusdolu, Alendick, Tscha- 
kardje, Das Dagh, Gedi Dagh, Kara Göss, Demirtasch 
mit einem kleinen Dorf, Gedje Jaila nahe dem letzten Gipfel. 
Die Baumgrenze geht bis fast 2100 m (beobachtet an dem 2140 m 
hohen Kösut Dagh). Über 2100 m finden wir noch Wachholder- 
büsche. Bei 1940 m in der Nähe der ersten Gipfel gibt es an den 
Hängen der Täler Felder mit Sorghum-Anbau und Weidland, das 
oft bisin die Gipfelregion reicht. Hier ist wohl der höchste Standort 
der Zeder zu suchen (1910 m)., während Craetagus nur bis 1860 m 


2?) Dürfte wohl Abies nordmanniana bezw. cilicica gemeint sein. 
Archiv für Naturgeschichte 
1919. A. 8. 8 8. Heft 


114 Prof. Dr. Franz Tölg: 


gcht, der sonst überall das vorherrschende Unterholz bildet. Der 
Weg führt am Hange steilabfallender Täler und gestaltet sich 
stellenweise sehr gefährlich und beschwerlich. Eine Quelle mit 
frischem klaren Wasser gibt uns Gelegenheit zu kurzer Rast. 
Anfangs begleitet von Eichen und Kiefern machen diese allmählich 
der Tanne Platz und an sonnigen Lichtungen blühen Orchideen. 
Cerinthe und Verbascumarten, die uns an heimische Wälder er- 
innern. Fremdartig sehen nur die breitkronigen, mit weit aus- 
ladenden Ästen versehenen Zedern aus und mahnen an die Nähe 


Fig. VII. 
Kurden im Amanusgebiete in der Gegend von Geben. 


Syriens. Die Baumgrenze geht bis 2000 m, die Höhen nehmen dann 
karstartigen (alpinen) Charakter an und tief eingeschnittene Aus- 
buchtungen des Bodens, mit Terra rossa bedeckt, verstärken die 
Ahnlichkeit mit Balkanlandschaften. Sieht man dann noch auf 
bedeutender Höhe Felder und steinige Wiesen, so glaubt man sich 
nach Istrien versetzt. Euphorbien, Eryngien, stellenweise Sedum 
und Saxifragopolster, weißblühendes Alyssum, bilden hier den 
spärlichen Pflanzenwuchs. Das unangenehme Krächzen zahl- 
reicher Krähen, die hier sehr häufig vorkommen, überall hört 
man diese und Eichelhäher werden häufig durch Schüsse 
aufgescheucht, sie bilden das Jagdwild für die Bewohner, 
Kurden, die hier auf den Höhen lagern. Am 12. Juli ent- 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 115 


schloß ich mich wieder nach Jarbaschi in das Standquartier 
zu gehen. Der Rückweg erfolgte in südöstlicher Richtung 
im Adaunn dere, ein tiefer Einschnitt zwischen Dorf Kaipak und 
dem Dozaklik-Berge. Auf der Ostseite dieser Bergkuppen, längs 
welcher der Weg allmählich vom Tale aus ansteigt, stoßen wir auf 
geschlossenen Buchenwald ohne Unterholz wie in unserer Gegend. 
Hierzu noch Kinder unserer Wienerwaldflora, wie Tulipa Gess- 
neriana, Epipactis, Orchisin mehreren Arten, Corydalis und andere. 
Weiter gegen das Tal zu, wo der Weg sich wieder senkt, laden uns 
breitkronige Eichen zur Rast ein. Hier standen auch zahlreiche 
Zelte nomadisierender Kurden. Die Leute sind freundlich und 
entgegenkommend. Wir schenken ihnen Kaffee und Zucker, deren 
ersteren sie einfach aber schmackhaft zubereiten, sie warten uns 
mit Milch und Joghurt auf. Ihr ‚„Inschallah‘ tönt uns noch lange 
nach, während sie schon längst unseren Blicken entschwunden sind. 
In Jarbaschi am 12. d. M. eingetroffen, wurde eine zweitägige Rast 
eingeschaltet, die zur Ordnung und Sichtung des Materials ver- 
wendet wurde. Auch regnete es beständig und zwang mich wieder 
die außerordentlich schlechte Witterung, diese Rast auf weitere 
8 Tage zu verlängern, umso mehr, als ich mich unpäßlich fühlte. 
Doch besuchte ich in dieser Zeit vorübergehend Charunje, 
Charab Köj (15. VI.), abermals den kleinen Düldüll (17. VI.) 
und die Gegend von Kara Gedek (19. VI.), Gegenden, die ich be- 
reits beim ersten Eintreffen bereiste und jetzt nochmals zwecks 
Vervollständigung meiner Aufsammlung zum Ziel von kurzen 
Touren machte. 


VI, Kapitel. 


Von Jarbaschi über Bagdsche nach Marasch und Umgebung 
(Aghyr Dagh). 

Am 21. Juni, Sonntag, ging es wieder nach Marasch. Der 
Weg nach Bagdsche führte diesmal über jene Höhen, welche die 
Wasserscheide zwischen den Sabu und Hormus Tschai bilden. 
An den Hängen dieser Höhen liegen in Einschnitten die Dörfer 
Barugt-Dermen, Bileilik und Hadj-i-bel. Der mächtige Höhen- 
rücken (1220 m) ist mit schütteren Gruppen von Pınus brutia 
bewachsen und fällt gegen das Tal des Sabu sehr steilab. In dem 
Seitentale des Fundschak, an dessen Einmündung in den Sabu 
das gleichnamige Dörfchen liegt, sind die Hänge des Kuru Dagh 
ganz kahl. Nur vereinzelt sieht man Bäume, wenn man von den 
in der Nähe der Dörfer geplanzten Maulbeerhainen absieht. 
Überall in der Nähe der Dörfer ist die Bevölkerung mit der Ernte 
(Weizen und Mais) beschäftigt. In dem sumpfigen Talboden wim- 
melt es von Eidechsen und Schildkröten (Agama und Clemysarten). 
Spärlich ist der Pflanzenwuchs selbst in der Nähe der Gewässer, 
da überall das Vieh Zutritt hat. Einige wenige Malvenarten, 
Echium, wilde Rosenarten und ein H ydericum stehen noch in Blüte. 
Die Ufer des Sabu Tschai, dem wir jetzt folgen, sind mit dichtem 


g* S. Heft 


116 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Erlengestrüpp (Alnus orientalis) bedeckt, daß uns stellenweise 
willkommenen Schutz gegen die Sonnenstrahlen bietet. Bei dem 
Dörfchen Hordu-jary verlassen wir das Flußtal und steigen nun 
gegen die Höhen von Tschatal-Olyk (1500 m) empor, die am 
rechten Ufer des Flusses liegen. Diese von Südwest nach Nordost 
streichenden Höhenrücken führen der Reihe nach entsprechend 
den in der Nähe liegenden Ortschaften die Namen Hereket, Aghyr, 
Ziarat und Tschatalkaja. Das linke Ufer des Flusses bildet der 
schon erwähnte, fast ganz kahle Kuru Dagh. Die am rechten Ufer 
gelegenen, vorher erwähnten Höhen sind an den Hängen gut be- 
baut (Roggen und Weizen) und stellenweise findet man auch kleine 
Eichenwälder (Das Tepe bei Derecky). Sie bilden eine für das 
Auge angenehme Abwechslung auf dem gelben Einerlei des Weges 
nach Marasch, das wir am 22. VI. erreichten. 

Der flüchtige Anblick der Höhenrücken des Aghyr Dagh 
und seine nächst gelegenen Gipfel, deren Hänge wir auf dem Wege 
nach Marasch passiert hatten, ließ mir die Notwendigkeit erkennen, 
diesen und auch den weiter westlich gelegenen Gipfel des Tartar 
Depe (2120 m) zu besuchen. Im Dörfchen Ermelan am Aghyr 
Dagh traf ich mit den Herren Dr. Müllerleine und H. Blank zu- 
sammen, die mich nach Marasch zurück begleiteten. Überall sind 
hier die Böschungen nach dem Tale zu dicht bebaut mit Roggen 
und Mais, stellenweise sehen wir Eichenwälder und Weideland. 
Höher hinauf wird die Gegend ganz kahl und karstartig (1800 m). 
Diese, in all diesen Gegenden immer sich gleichbleibenden Vege- 
tationsverhältnisse, die unser nach Abwechslung lechzendes Gemüt 
immer mehr bedrücken, machen diesen Ausflug eigentlich wenig 
interessant und nur die gute entcmologische Ausbeute brachte mich 
wieder in gehobene Stimmung. Ich entschloß mich daher schon 
nach zweitägigem Aufenthalt in Marasch, diesmal dem Tale des 
Hormus Tschai folgend, nach Bagdschezurückzugehen, während 
wir am Herwege das Tal des Sabu und die begleitenden Höhen als 
Route gewählt hatten. Hier, zu beiden Seiten des Hormus Tschai 
ist der Pflanzenwuchs üppiger, wieam Sabu Tschai. Wirerblicken 
dichte Eichenbestände mit Unterholz von Crataegus, und nur da, 
wo sich Ansiedlungen, die kleinen Dörfer Göck Pernar, Kolli 
oglu, Tadjale ausbreiten, mußte der Wald den Feldern weichen, 
ebenso gegen den Gipfel der Berge zu, die stets kahl und karst- 
artig aussehen. Der Wald selbst ist schütter, die meisten Stämme 
sind krank und wipfeldürr, viele von Sturm und Blitz geknickt, 
geborsten, stehen als Ruinen zwischen moedernden gefallenen 
Stämmen, ein trauriges Bild ganz verwahrloster Waldwirtschaft. 
In solcher Umgebung erreichen wir gar bald Bagdsche und begeben 
uns nach einem kurzen Abstecher über Charup auf bekannten 
Wegen nach Jarbaschi zurück (29. VI.). Der nächste Tag wurde 
als Rasttag zur Erneuerung des Proviantes und Ordnen der Samm- 
lung benutzt. Am 1. Juli machten wir uns zur längeren Tour nach 
Airanauf, zunächst abermals dem Tale des Horu Tschai am linken 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 117 


Ufer folgend und zwar bis in die Gegend von Sarelar (500 m). 
Hier passierten wir die kleinen, in dichten Maulbeerhainen ver- 
steckten Dörfer Kasanberli, Topek,Schekerovaundschließlich 
Sarelar selbst. Auf den Höhen von Sarelar erblicken wir präch- 
tige Edeltannen und weiter unten gegen das Tal zu wieder Eichen- 
gestrüpp, aus deren Ästen das schrille Gezirpe einer großen Zikade 
(Tibicen haematodes) unablässig ertönt. Sonst auch hier das ewige 
Einerlei von ausgedörrten Weiden und Stoppelfeldern. Gar bald 
treffen wir auf unsere alte Route über den Durmaly Dagh aufden 
Aghyr Dagh und von da bringt uns ein kurzer Ritt nach Marasch, 
ohne vorläufig die Tour nach Airan zu beendigen. 

Schon unterwegs litt ich an immer stärker werdenden Fieber 
(Malariaanfall), das mich zu dreitägiger Rast (von 7.—10. VII.) 
in Marasch zwang. Die ersten Fieberanfälle begannen schon in 
Durmaly Dagh sich einzustellen, wo ich deshalb zwei Tage blieb 
(5.—7. VII.) und nur, weil ich in Marasch auf bessere Erholung 
hoffen konnte, ritt ich mit Aufbietung aller meiner Kräfte dorthin, 
wo ich mich wirklich bald bedeutend besser fühlte. 


- VII. Kapitel. 


Von Marasch und Zeitun in das Gebirgsland Südarmeniens (Jedi- 
kardasch, Göksin, Anderum). Rückkehr nach Jarbaschi, 
Heimreise. 

Am 10. Juli konnten wir durch das Tal des Djihan eine Tour 
nach Zeitun unternehmen. Der Weg, den wir längs des Djihan 
einschlugen, steigt allmählich gegen die Höhen des Aghyr Dagh}?) 
(750 m), an dessen Fuß das Dörfchen Indüb liegt. Auf dieser 
Route begegneten uns, so lange wir dem Flusse folgten, viele 
Brettertransporte nach Kurtül. Nach Überquerung des Aghyr 
Dagh kamen wir bald wieder in das Tal des Djihan herab, längs 
dessen Ufer die Straße breit und bequem zu werden beginnt. In der 
Ferne gegen Südosten zu, ragen die Gipfel der Höhenrücken des 
Ziaret und Aghyr Dagh empor, gehüllt in finstere Wolken. 
Gegen Nordosten dehnt sich das Hochland von Göksin und Deil 
Herekel aus. Schnitter, von der Feldarbeit kommend, grüßen uns 
freundlich und halten uns die Hände hin, um den üblichen Bak- 
schisch entgegenzunehmen, Im Ufergestrüpp des Flusses lassen 
die Rotkelchen ihr zierliches Gezwitscher ertönen. Es ist das der 
einzige häufigere Singvogel der Gegend. In der Nähe des Dorfes 
Djilavus überschreiten wir eine 150 m lange Steinbrücke, unter 
welcher der, Fluß tief eingeschnitten zwischen gewaltigen Conglo- 
meratbanken dahin rauscht. Der Pflanzenwuchs ist sehr spärlich, 
meist Stoppelfelder und Schutthalden, bewachsen mit Echium und 
Paliurus. Nur auf den Bergrücken oberhalb des Flußbettes, sieht 
man einzelne schüttere Bestände von Pinus brutia. Weit üppiger 
wird-aber der Pflanzenwuchs, wenn wir uns Zeitum .nähern,. 

3) Auch bei Marasch liegt ein Berg gleichen Namens! 

8. Heft 


118 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Überall längs des Flusses wechseln Platanen, Steineichen, 
Styraxsträucher, der vorher erwähnte Paliurus, Juniperus, 
Pistazien, Rhus, Cercis ab. Die Gegend links vom Fluß heißt 
hier Ala kaja und rechts davon Güridün Kala, sanfte 
Terainwellen mit gleichnamigen Dörfern, in deren Nähe Crataegus 
und Populusarten die macchienartige Flora unterbrechen. Hoch 
oben in den Bergen von Zeitun selbst treten uns wieder Gruppen 
von Pinus brutia entgegen. Bei Aladkaja sah ich zum erstenmale 
wieder Zedern, die in der Gegend bis 1424 m hinauf gehen. Der 
Weg von Alad kaja nach Zeitun schlängelt sich malerisch am 
Flusse dahin und überquert denselben einigemal, so daß wir in 
kurzer Zeit die 3. Brücke (lauter Steinbrücken) über den Fluß 
überschritten haben. In Zeitun, einem größeren armenischen 
Dorf, hielt ich einen Tag Rast, um die Gegend näher zu betrachten. 
Am nächsten Tage setzte ich aber die Reise nach Jedikardasch 
fort, das ich, zunächst einem Nebenflusse des Djihan folgend, 
dann allmählich an den Hängen dieses Tales ansteigend, am 13. Juli 
erreichte. Der Weg am Ufer des Flusses, der sich in zahlreichen 
Kaskaden über mächtige Felsblöcke stützt, ist eingeschnürt 
zwischen steile Felswände, gehört zu den landschaftlich schönsten, 
die ich auf meiner ganzen Reise durchzogen habe. Der Aufenthalt 
in Jedikardasch, einer jener zahlreichen armenischen Ansied- 
lungen, die mit ihren Holz- und Lehmhäusern in ganz Kleinasien 
und Armenien überall das gleiche Aussehen haben, sowie der Aufent- 
halt in Zeitun wurde nebst einem (schon vorher beschriebenen) 
Ausflug nach Aladkaja zueiner Tour auf den 3280 mhohen Berut 
Dagh verwendet. In diesem Gebirgsstock treffen sich die östlichen 
Ausläufer des Taurusberges mit nordöstlich streichendem Falten- 
zug des Amanusgebirge zu einem Kulminationspunkt von be- 
deutender Höhe. Die Hochebene von Süssülik, über die unser 
Marsch führt, bietet nun einen prachtvollen Fernblick auf diese 
gewaltige Gebirgslandschaft nordöstlich von Jedikardasch. 
Allmählich auf schmalem Pfad ansteigend erreichen wir die Paß- 
höhe (2000 m) von Süssülik und steigen nun zunächst in das Tal 
des Balugh tessere hinab auf steilen, holprigen Serpentinen, bis 
wir um Mittag im Talboden (637 m) Rast machen können. Um 
andere Hänge führt ein womöglich noch schlechterer Saumpfad 
zu dem Dörfchen Jasdy punar (1400 m) an der Einmündungs- 
stelle eines Quertales, dessen steile Wände aus Kalk bestehen. 
Um 3 Uhr 45 Min. ist das Ufer des Suluklu Göl beim Dörfchen 
Otamisch erreicht, das ebenso wie das vorher erwähnte, einen 
schrecklich ärmlichen und schmutzigen Eindruck macht. 

Rings auf den Wiesen um das Dorf sind die Leute mit der 
Heuernte beschäftigt. Von hier an steigt der Weg stellenweise 
ziemlich steil zwischen kleinen Wäldchen von Edeltannen und 
üppigem Gestrüpp von Wachholder immer höher an bis in die kahle 
Gipfelregion, deren zackige Felsformationen an der Nordseite 
tiefe Schneelöcher tragen. Nach kurzer Rast am Gipfel kehren 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 119 


wir wieder nach Jedikardasch zurück voll Befriedigung über diese 
herrlich schöne Tour in die Hochgebirgswelt an der Südpforte 
Armeniens. Ein Fieberanfall zwang mich zu eintägiger Ruhe, und 
am 16. Juli erst entschloß ich mich nach Göksin zu gehen. 
Zunächst folgten wir dem alten Weg zum Aufstieg auf den Berut 
Dagh, den wir am Ufer des schon früher erwähnten Suluklu 
Göl bei dem Dorfe Kyrylös Jaila verlassen, um am Hange der 
Hochebene, die das linke Ufer des Sees bildet, die Richtung nach 
Göksin (642 m) einzuschlagen. Allenthalben sieht man auf 


f 


Fig. IX. 
Göksin. Typische Siedlung im nördl. Amanus. (Süd-Armenien). 


Dächern, verfallenen Türmen, Baumsträuchern u. dgl. Störche 
nisten, die nirgends so häufig sind wie in dieser Gegend. Schwere 
mit Heu beladene Wagen fahren langsam unter entsetzlichem 
Geknarre der Räder ins Tal hinab. Auf einzelnem rundlichen Fels- 
stücke arbeitet emsig eine Biene an ihrem Bau, dessen Zellen aus 
zerkauten Blättern kunstvoll ausgearbeitet werden (Osmia emar- 
gintaa). Im sumpfigen Ufergelände des Suluklu Göl fanden 
zahlreiche Wasserbüffel, die hier als Haustiere gehalten werden, 
ein willkommenes Schlammbad. Die Felder, zwischen denen sich 
der breit getretene Pfad dahin zieht, sind gut bebaut mit Hirse, 
zwischen deren Halmen Fisolen ranken. Das Dörfchen Taschu 
lugh, inmitten dieser Felder halbwegs gegen Göksin gelegen, ist 


8. Heft 


120 Prof. Dr. Franz Tölg: 


ein aus ärmlichen Lehmhütten bestehendes Tscherkessendorf von 
so elendem Aussehen, daß ein Nachtlager im Zelte vorgezogen 
werden mußte. Die Gegend um dieses Dorf und bei Göttsin 
mit seinem sich allmählich abflachenden Gebirgsmassiv löst, was 
Pflanzenwuchs anbelangt, heimatliche Erinnerungen aus. Achillea, 
Cichorium, Galium, Onsonis, Anchusa, Carduus, Cirsium, Coro- 
nılla, Verbascum, Stachys, Hypericum, Centaurea, Euphorbia und 
Trifoliumarten blühen auf den Wiesen, also alles bekannte Wiesen- 
blumen, die auch unseren Wiesen im Gelände des Wienerwaldes den 


‚Big. 2% 
Der Berut Dagh mit seinen Schneefeldern. 
Im Vordergrunde Astragalus-Vegetation. 


sommerlichen Schmuck verleihen. An einer kleinen Quelle halten 
wir mit einer Tscherkessenfamilie, deren Mitglieder ihre schwer- 
mütigen und für unsere Begriffe ungemein eintönigen Gesänge 
erschallen lassen, Rast. Die Leute kamen von Tschukurowa 
(Osmanje), einem kleinen Dörfchen, das auch wir bald erreichen. 
Kurze Zeit darauf istauch die Paßhöhe vonMenescheBeili (614m) 
zwischen den Höhenrücken des Karany Dagh überschritten, in 
das Dorf Geben passiert. Ausgedehnte Kiefernwälder mit gipfel- 
seits starken hervortretendem Wuchse von Juniperus, dazwischen 
einige Zypressen, erquicken mit ihrer tiefgrünen Farbe unser 
Auge. Indiesen Wäldern befinden sich Brettersägen, die von hier 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 121 


Bretter nach Marasch liefern (1 Stück kostet 41, Piaster = 90h). 
Die hohen zerklüfteten Felswände der nahen Gebirge geben der 
ganzen Landschaft ein eigenartiges, wildromantisches Aussehen, 
deren Eindruck sich noch steigerte, als wir uns Kala näherten und 
hier in die Ebene hinaustraten. Die Felsen im Nordosten bestehen 
aus verwittertem Kalk und alten Konglomeraten, gegen Norden 
fast nur karstartiger Kalkfels. Im Süden erblickt man die weite 
Ebene. Die vorher erwähnten Berge am Eingang in diese Ebene 
sind fast völlig kahl, selbst das Unterholz fehlt gänzlich. Auch 


Fig. XI. 
Tacherkoksöndorf Taschulugh bei Göksin (nördl. Amanus). 


die Ebene ist gänzlich baumlos. Nur die weiter nach NO. zu ge- 
legenen Gipfel nördlich von Kala sind mit Kiefern und Eichen be- 
wachsen, während auch das breite Bett des Kursulu Su fast 
ganz ohne Baumwuchsist. Am 18. Juli bekamen wir in einem Dorfe 
einen Wagen zur Fahrt nach Anderum. Die Bevölkerung dieser 
Gegenden ist eine gemischte, es sind Tscherkessen und Türken, 
vereinzelt Armenier. Alles ist noch vollauf beschäftigt. mit der 
Bergung des Restes der Ernte. Die Häuser der zahlreichen Dörfer, 
die‘ wir ‘passieren, sind mit ‘wenigen Ausnahmen einzimmerige 
Lehmhütten, selten Steinbauten.. An den sumpfigen Ufern des 
Flusses blüht noch Butumoss umbellatus und einige andere -Sumpf- 
pflanzen : weiter vom Ufer:sieht man spärliches Weiden- und 


8. Heft 


122 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Tamariskengebüsch. Die Leute sagen, daß hier der Winter, der 
5 Monate andauere, sehr strenge sei und sich die Landschaft tief 
mit Schnee bedecke. Auch zeigen sie mit Stolz ihre primitiven 
Schneeschuhe her, um diese Behauptung zu bekräftigen. Auf 
diesen harten Winter folgt unvermittelt ein überaus heißer Sommer 
mit einer ihresgleichen suchenden Fliegenplage. Diese Dörfer, 
die wir da durchfuhren, heißen der Reihe nach Senak, Chalbaru, 
Asgyt,undendlich werden auch die HäuservonAnderum zwischen 
dem lichten Grün der Bäume sichtbar. Auch diese Ortschaft 
gleicht im allgemeinen den typischen Ansiedlungen der Gegend mit 
seinen terrassenförmig angeordneten flachdachigen Lehmhäusern, 
zwischen denen hier und da ein Steinhaus oder ein hölzerner Giebel- 
bau hervorleuchtet. In der Umgebung von Anderum ist die 
Vegetation wenig abwechselnden Charakters und gleicht mehr oder 
weniger der pontischen Flora. Erst in der Tiefe der Talböden 
beginnt der Planzenwuchs üppiger zu werden und als wir in das 
Tschiwilji Tal hinabsteigen, weht uns heißfeuchte tropische Luft 
entgegen. An den Hängen dieses Tales stehen Edeltannen und 
Kiefern, die tiefer hinab dem Laubwalde mit seinen schütteren 
Gruppen von Eichen und Buchen Platz machen, während im Tale 
selbst herrliche Platanen stehen. Die umliegenden Kuppen sind 
fast ganz kahle, verwitterte, karstartige Kalkmassen und machen 
den Eindruck hochalpiner Landschaft im schroffen Gegensatz zu 
dem Talboden selbst, der sich im Verlaufe des ihm folgenden 
Weges mit dem Tale des Kursulu Tschai vereinigt. An dieser 
Stelle liegt das Dorf Tschiwiljiam Fuße des Aluma Dagh, wo 
wir kurze Rast halten. Häufig wächst hier Styrax officinalis als 
Unterholz nebst zahlreichen Zedern und Verwandten unserer 
Hainbuche (Carpinus duinensis). Der Baumwachholder, der noch 
in der Umgebung von Göksin und Jedikardasch vorherrschend 
war, tritt hier gegen die Styraxsträucher ganz zurück. Wie schon 
vorher erwähnt bestehen die Berge, die bis an das rechte Ufer des 
Flusses hereinbrechen, durchaus aus karstartigem Kalkstein, 
stellenweise von Vegetation bedeckt, während das linke Ufer von 
Sandstein gebildet, der an den Wiener Flysch erinnert. Der Wind 
schlägt jetzt um und bald braust ein heftiger kalter Windstoß 
über uns hinweg, der uns frösteln macht. Umso empfindlicher wird 
diese Kälte, je mehr .wir uns der Ebene nähern, an deren Eingange 
wir 4 Uhr nachmittags beim Dorfe Baschkourus kurzen Halt 
machen. Die Berge, die diese Ebene umsäumen, sind zum großen 
Teil kahl, es sind im wesentlichen zwei voneinander getrennte 
Höhenrücken, zur linken der Kurudju, zur rechten der Terell 
Dagh. An diese Höhen setzt sich weiter gegen Süden zu der 
Chastyren Kalas und rechts hiervon durch einen Taleinschnitt 
getrennt der Ak Kala. Zwischen den letzten genannten Höhen- 
zügen und den vorhin genannten AlmaDagh und denangrenzenden 
Höhen dehnt sich die weite Asgyl-Ebene aus, die von einem klei- 
nen Flüßchen durchschnitten wird. An den Ufern dieses stehen 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 123 


Lorbeer, Granatäpfel, Kornelkirschen, Paliurus, Cercisgebüsche 
mit Unterwuchs von Ruscus im Bereich des Flußbettes 
selbst, während weiterhin sich Feld an Feld reiht, jetzt allerdings 
gelbe Stoppelfelder, in denen es von Unmassen von Heuschrecken 
wimmelt, Das vorher erwähnte Flüßchen fließt in den Djihan ab 
und je näher wir diesem kommen, desto abwechselnder wird der 
Pflanzenwuchs, zu dem sich noch massenhaft Gestrüpp von Stein- 
eichen hinzugesellt. Der Weg bringt uns sanft ansteigend zu den 
Dörfern Topmakli und Ubeilik. In der Nähe entdecken wir 
eine kalte Quelle, an der wir zwischen schattenspendenden Platanen 
und Weiden, Eichen und einzelnen Kiefern unser Nachtlager auf- 
schlagen, und die nimmermüden Zikaden singen uns ihr eintöniges 
Schlummerlied. Früh morgens betreten wir nach kurzemMarsch das 
DorfDorkyButlyandem 720m hohenEl Beili, einer dem Djihan- 
flusse vorgelagerten Terrainwelle, über die wir das Tal des Flusses 
mit seinen hier stark versandeten Ufern bald erreichen. Nun sind 
wir in bekannten Gegenden und trafen, längs des Djihan unseren 
Weg nehmend, am 20. Juli in Charunje ein. Am 21. Juli begab 
ich mich dann ins Standquartier nach Jarbaschi zurück. Hier 
beschäftigte ich mich zunächst mit der Sichtung, Ordnung und 
Signierung all des Materials, das ich auf meinen letzten Touren 
gesammelt hatte und mußte nun auch daran denken, alles für die 
Heimreise herzurichten und einzupacken, eine Arbeit, die volle 
8 Tage in Anspruch nahm. Am 29. Juli begab ich mich über Alexan- 
drette nach Beirut, wo ich am 31. d. M. eintraf. Am 8. August 
brachte mich der Dampfer wieder nach Triest, dem Heimatshafen. 
Am 15. April hatte ich diese Reise angetreten, am 10. August be- 
fand ich mich mitten im vollsten Kriegslärm am Ausgangspunkt 
meiner Reise, die mir trotz mancher Strapazen und Entbehrungen 
eine der schönsten Erinnerungen meines Lebens bleiben wird. 


Anhang. 
Enthält verschiedene Beobachtungen und Untersuchungen nebst 
einem Literatur-Verzeichnis. 


Anhang I. 
Verbesserungen der Kiepertschen Karte.*} 
A. Besondere Bemerkungen. 


I. Es ist zweifelhaft, ob das alte Antiochia ad taurum im 
Norden von Marasch liegt. Es liegt vielmehr im Osten entweder 
bei Nastae oder noch wahrscheinlicher bei Adattha nördlich von 
Tsehrynar Göl, wo Reste von Aquädukten und Kolonnaden zu 
sehen sind. 

II. Die Ebene im Süden von Marasch heißt nicht Tschakal, 
sondern Tscheher ovasi. Im Südwesten der Ebene tritt aus dem 


*) Anmerkung: Vergleiche hierzu: Kiepert K. v. 1 Kleinasien in. 24. 
Blatt. Maßstab 1:400000. Berlin 1912. 


S. Heft 


124 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Gebirge ein sehr gut bebautes Tal Hortschan mit 4—5 Dörfern, 
in welchem der Weg aufsteigt, der nach Murad oglu tschiftligi, 
Hadj beili Bagtche führt. Es ist dies der alte Weg von Marasch 
nach Alexandrette über das Gebirge. Dieser Weg wird heute 
außer in Kriegszeiten kaum mehr benutzt. Westlich wird das Tal 
von Ziarel Dagh, nicht Jauschan Dagh begrenzt. Im oberen 
Hortschan Tal ist ein kleiner Tumulus, auf welchem einst eine 
kleine Festung war, welche den Übergang über den Fluß schützte. 

III. Die Stadt Marasch liegt auf einem Vorberge des Acher 
und hat ein aus dem Mittelalter stammendes Kastell. Das ehe- 
malige Germanicia ist weiter in der Ebene auf dem Wege von 
Marasch nach Aintab gelegen gewesen. Es ist ein großes Rechteck, 
welchesdurch eine Art von Verschanzung gebildet wird (Römerlager). 

IV. Die Topographie der Berge zwischen Marasch und der 
Bazardjik-Ebene läßt viel zu wünschen übrig. Die ganze Berg- 
gruppe nordwestlich von Bagdsche müßte neu aufgenommen werden 
da nicht einmal die Wasserläufe stimmen. 

V. Sairanly Kale ist nichts anderes als Sarvantikar, die Burg 
des Teutonicus über dem Ufer des Hamus Tschai. Der Berg im 
Westen der Festung heißt Djebel-Moussa und nicht Has Dagh. 
Auch dieses ganze Gebirgssystem wäre neu aufzunehmen. In der 
Karte ist ein Wasserlauf eingezeichnet, wo tatsächlich Gebirge ist, 
dann auch die Straße von Jarpuz nach Osmanje nicht eingezeichnet. 
Frenk Kale scheint nach der Karte hoch am Gebirge zu liegen. 
Die Festung liegt auf dem nördlichen Abhange eines Bergrückens, 
ist noch sehr gut erhalten und nach der Bauart ein Werk der Kreuz- 
fahrer. Sicherlich ist die Burg nicht Pindenissus, denn diese lag 
nicht im Gebirge, sondern in naher Entfernung vom Gebirge, wie 
Cicero sagt. Pindenissus kann nur mit Toprakale identifiziert 
werden. Esist diesein großer Tumulus, auf welchem die Kreuzfahrer 
eine Festung erbaut haben, welche schon sehr stark beschädigt ist. 

VI. Turkunun Jazi liegt auf dem Wege von Jarpuz nach 
Karajethi. Kosut Dagh ist identisch mit Bezilik®) Dagh. 
Hanzirli ist nicht ein Berg, sondern ein Tal. Der Das Dagh 
heißt richtig Dümanle Dagh. 

VII. Nordwestlich von Akbes gibt es kein Dorf mit Namen 
Chrychat, der Bach, welcher das Tal von Akbes durchströmt, 
heißt Delitschai. 

VIII. Sout liegt nicht auf dem Berge, sondern in einem Tale, 
welches östlich von Sout nach Süden umbiegt und bei Hadjilar 
in die Ebene ausmündet. Anstatt Stralan Kale ist Chifflern 
Kale zu setzen. 

IX. Kör oglu Dagh südöstlich von Hadjilar heißt Aw tepe. 
Kör oglu Dagh liegt nordöstlich davon und zwar im Osten vom 
Hopunun Tschai. Statt Damryk südöstlich von Katranlyk, 
welchen Berg man von Aleppo aus sieht, soll es heißen Darmeuk.- 


5) Anmerkung: Bezlemeh heißt in deutscher Sprache: Weiden (zeito.) 
dümen — Nebel. 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 125 
Karabaha Daglu existiert nicht. Karababa, welches als Ort- 
schaft eingezeichnet ist, ist nur ein ganz kleiner Weiler. 

X. Die frühere Stadt Alarıia, welche auf der Karte am 
Gipfel des Ziaret vor den des Heukechieeingezeichnet ist, kann 
nicht mit diesem Platze identifiziert werden. Zwar kamen die Kreuz- 
fahrer, als sie von Marasch nach Antiochia zogen, auch nach 
Alaria, welches ihnen seine Tore öffnete. Der Gipfel des Heu- 
kechie hat aber nur 200—300 m Durchmesser, es ist daher nicht 
genug Platz für eine, wenn auch noch so kleine Stadt. Die richtige 
Lage der Stadt ist heute kaum mehr mit Sicherheit zu bestimmen. 

B. Allgemeine Gesichtspunkte. 

1. Flüsse fehlen oder sind falsch eingezeichnet. 

2. Berge zeigen ganz falsche Richtungen oder falsche Be- 
zeichnungen. 

3. Viele Wege fehlen. 

4. Dörfer fehlen oder sind zu viele, darunter mit unrichtigen 
Namen eingezeichnet; auch sind Dörfer als Städte markiert etc. 
Die Lage der Orte ist meist nicht richtig angegeben. 


Anhang II. 
Höhenlage verschiedener Punkte im Amanusgebirge, gemessen mit 
einem Taschenuhr-Barographen. Talstufen, Höhenrücken wurden 
an 3 verschiedenen Punkten (Süden nach Norden) gemessen. 


Nine Höhe (m) Res Höhe (m) 
THE ll en eg U 
Djihan unterhalb | | Baal 2.87377..13381.2 11389 

TE 170 | 175.6 | 200 Zedernwaldbei Zeitun |1424 1425.2| — 
Dortiy-Butly #. . .. ‚| 2891 291:2| 310 PGsksin 1.23 #12 ... 1450| 1374 13% 
Anderum.‘. .-. ». 344 | 341.3) 380 | Geben-Ebene (Kala ./1374' 1500 |1450 
Djihan bei Marasch .| — | — |855 IKala ....... — !1500 | — 
Kanon des Tschakyt.. 8000| — |, 350 ]Sabun Su (Wasser-) | | 
Chakler u 4 :\,.: _ — | 450 seheide)a..; #731.,21 — 1.1500 
Horutschai (Brücke). — | — , 550 | Balyk tenere dere . . 1437, 1453 1600 
Barelar am 1, 455. | 451.7 | 500. 1Kyıyl ös .. ". ..- .|1615 1655.9 1700 
ER Bet =) 10: :..; 455 | 451.7! 560 [Chalbur .... .. 1462 1465.4 1610 
Belan VS ER 2 —. ; 560 $Meremischa Bel 
Kasanali vr. 4.... io | 6 EN 1732. 1736.3 1800 
Bagdsches ii. ..%.-. 1 .— | 630 | DasDagh (Schneeield) = — . 11900 
Cheker-ova...... ı— 1! — 600 Das Dach (Gipfel). .| — 2140 
Sattel Jarbaschi- Dumanle Dagh . . .: — — 2160 

Bagdsche ..— | — 600 JTartar Tepe . — — 12128 
Bolsa rl. — | — 1! 800 JAcher Dash _ — 598 
N 850| 750 | 805 |kala. . .. .... a Ra ee 
Aura dus... 940 | 840 | 850 JAladkaja . 2.608 |, _ 
Koushdjular . . 1050 — | 950 J$ Jedikardasch- Jaila 1957 1657.2 3100 
Bergrücken Jarpuz- | Paß Aladkaja-Ke- 

Kaipakz 4%... 1000| — | 950 mersegül. . 2025 2067.4 2200 
ZEIDUN SE Sr ale 678 | 1000 11040 | Jedikar dasch W asser- | 
Fundakpunar. ....|— | — 1200 lettung u. #4... 2286, 2388.7 3150 
Hada Belo, 2. |— | — 11220 |Schneefeld von Jedi- | 
Chanziri (Aolugh) ... —  — 1250 kardasch (Berut | 
Aolugh-Jarpuz . . . 1500 — 1350 Dash) 10 12899 2898.8 3280 
Tschewilet ana s... '13 24 1524.9 ‚1574 


Ss. Heft 


126 Prof. Dr. Franz Tölg: 
Anhang III. 
Bestimmung der Maximal- und Minimaltemperatur in den ein- 
zelnen Stationen der Reise, gemessen mit 2 käuflichen Quecksilber- 
Thermometern nach den üblichen Methoden. 


. Datum | Max. ! Min. Ä Datum | Max. | Min. 
Station Mon. Tag] Cels. | Cels. Station "Mon. Tag, Cels. | Cels. 
Afiun-Karahinar |April| 19. | 20° 10° | Dümanle Dagh . | Juni |10.| 24° | 15% 
Kontat ;nesset. „20.210 9,50] Jarpuz „ |11.|24 |15 
Karapounar. . . ne 21.1180 99 Yareschi E25 
Kushdjular . 22.50 6° x > a5 Pole 
Ak Köprü „.r28.| 200 | 9,50 A ei .,0 005. 
Kushdjular . . „ |34.| 220 9 ECharunje . . . TS Mae 
hs „.125.| 20° | 10° H Dülldüll „1.185127, 450 
Adana). 22, „ 126.|25° | 9 Ämidje.... .. „. |17.) 29.50 | 17 
N 27.1209 70° BCharunje . . % . 12, als nz BE 
Mersina 1284159 7° I Kara Gedik. . .| „ 119] 2707716 
ne a Er 40. FBagdje . IE Pr en a 16° 
Adanas su. »»..1,80;],220 6° I Hazy bel... 2 ms 1.| 270 | 170 
Marmure . . . . | Mai | 1.| 220 | 100 SMarasch ., . .| „ 2 2272160 
Jarbaschi. . . . B% 2. 26° | 120 fAchyr Dagh „1280| aBBe 
> “ 3.| 26° | 120 fMarasch . . ..| ©, 124.370 27460 
% „| 4.| 27° | 10° IGiaur Göl ...| „ 125.|260 | 160 ° 
ar > 5; 3001 1000 Sarelar Fr 1.26.1289] 216P 
r r 6.| 27° | 12,50] Charunje . 128.190 4170 
Alran 1. Rn 3 7. 27° | 11.50 a 
BE RVER > le 5 | 13.500 Jarbaschi. . . .| „ 129.) 260 | 1% 
Fe ARTE .179,1230 1720 8 .. 1,80.|.280° 1,168 
Islahie .. ..... „ [10.1200 |130 fAiran ..... Juli | 1.260 |1m 
en „ 11.) 24° | 13.50 Marasch . . „12.1270 |160 
ES el RE = ERER2 BEA: 0, 
Halan: .2' AiE ser! „ 1183.[23% | 10° fDurmaly . .. 2 1e Ss oe 
Schechle . „. |14.| 230 | 130 „(AcherDagh)| ,„ | 5.| 27.50] 170 
Jappniz. Soc Ne „ |15.120 |13.51 en ee io. 
BE: 182 „. 116.]1 24° | 13.5Marasch . . ...| , 4 23082217300 
Jarbaschi . „ 117..25° |14° IAlodkaja . a N. 
» „ |18.| 26° | 13° fMarasch-Djihan .| „ | 9./300 | 18.50 
n „ |19.| 29° | 12.500 Zeitun, Alodkaja | „ |10.| 30.50 | 200 
Bagdje ‘201... „20. 270 | 12,50] Jedikardasch . . | „ 11.290 20.50 
EUER RUTNERE „ |21.) 15° | 120 ÜBerut Dach. . .| ;, 112.290 718 
AH BE „ 122. 20° |1% |Aladkaja . „ |18.| 27.50 | 200 
Hasanbeili „.123.| 26° | 120 % „. 114.) 300 17209 
Jarbaschi. ... . | „ 1|24.| 22° |11° [Göksin ....| ,„.15.| 300 "| 200 
» ur: „ 25.) 220 | 10.500 Tascholugh-Geben | ,, |16.| 29.50 | 20.50 
Toprakale . . » 26.1 24° 1120 ÄGeben-Anderum. | „ 117. 30,50 210 
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Dörtjol > 2.| 250° [150 I Jarbaschi. . „» 22. Ben 
Brain EN sEr: a Ai “ „ 124.1 32.50 | 19.50 
Osmanje 1 As At Hr „ |25.| 32.20 | 21° 
Jarpuz..... + 5.! 21° | 14 * „». |26.| 32:50 22.59 
Djebel Bereket . | „ | 6.!250 | 170 » | Sa u% 
Kösut Dagh = 7.1250 21,938 „ „1 28. pe 
Aolugh . ” 8.| 250 | 140 „ » 129. = % 
Chanzın „22 uaree 9.| 30° | 159 


Anmerkung: Mittlere Monatstemperaturen: April12*, Mai 18.4*, Juni 20.4°, Juli 23.3*. 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge #23 


Anhang IV. 
‚Niederschlagsmengen im Bereiche des Amanusgebirges, gemessen 
mit Auffangflaschen (vol. = 29.8 Liter). 


er: Datum | Mengen Se | Datum Mengen 
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er Mon.|Tag. in em.’ | ie Mon.|Tag. in em.? 
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Djebel Bereket . Dr 6 180... A en lat _ 
Kösut Dagh .. | „ | 7. |schwacher 
| Regen? 


Anmerk.: Mittlere Niederschla gsmengen : April 523 cm®, Mai 232 em®. Juni 330 em®, Juli 
8. Heft | 


128 Prof. Dr.‘ Franz Tölg: 
Anhang V, 
Vegetationsstufen im Bereiche des Amanusgebirges. 

a ı 2 500—1200 m 

0—500 m Macchie. Grenze BE Waldregion | Grenze 
(Juereus calliprinos. Alnus sp. ..... | 400— 300 
Laurus nobilis . ......500-— 700 | Ostrya carpinifolia . ....2% | 750-1300 
Cistus sp. . . .., 400— 750 | Corylus avellana . .. | 800— 1200 
Pistacia lentucus — 750 | Carpinus duinensis.. . 500-1400 
Rhus sp. SER — 750 # Quercus ee : 800— 1500 
Paliurus aculeatus . 550— 600 | Salix sp. . | 500— 1400 
Rubus sp. 550-1240 | Platanus orientalis . x — 1200 
Poterium spinosum. ı 200— 450 | Hedera colchica . . — 750 
Genista.sp.:.-. . . 500— 800 | Tamarix sp. 500 —1450 
Spartium junceum . ' 500 700 # Rosa canina 340 —1100 
Caragana sp. — 700 | Prunus spinosa _940— 1500 
Myrtus sp. — 600 | Perus salieifolia 850 —1250 


Arbutus Andr achne 


Styrax offieinalis 500-1200 f Cerces siliquatrum . .. 550— 850 
Nerium oleander . -— 550 .J Daphne sp. 300— 950 
Vitex agnus castus . — 760 4 Glyeirhira sp. . 
Jasminium sp. — 630 | Cornus mas.. — 750 
Olea europaea.. . . — 750 | Fraxinus ornus 300— 1240 
Ruseus aculeatus za — 600 | Sambucus ebulus 500 —1500 

Lonicera etrusca . . | — 1500 

Pinus brutia. 

Juniperus drupacea | 

onge edrus | 

l IH | 
et rein Grenze Kultur \ Grenze 

Quercus sp. . z Juglans regia . 5 24— 1000 
Fagus silvatica 1300 — 1900 Populus pyramidalis . 2... 1500-1700 
Salix caprea . 1200-2000 f Morus alba ı -0—1000 
Populus tremula . .-' 1500-1700. f Fieus earica. ...» . 0—1000 
Viscum album | — 1500 | Capparis spinosa — 500 
Aces monspessulanum — 1300 | Citrus sinensis . . 
Borbus aria . , 1000-1900 | Rhamnus tinetoria . —1581 
Pinus Larieio . ei — 1050 | Amygdalus eommunis — 750 
Cedrus Libani . ... 1000-1400 | Prunus Persica 
Abies eilicaica . 1600-2000 9 — Armenica . . ... — 750 
Juniperus exelsa . , 1050-2000 | Cerasus vulgaris ... . . . — 750 

Eriobotrya japonica | 

Pirus malus . 

Mespilus sp. . . 

Vetis venifera . . «| —1100 

Ceratonia siliqua . | — 550 

Punica granatum | — 550 

Anhang VI. 
Literatur.?) 


500 — 800 


Crataegus . 


"| '550-—-1700 


1. Banse, E., Auf den Spuren der Bagdadbahn. Wien, Dunker, 
1913. Pag. 199—223. | 
®») Anmerkung: Dieses Verzeichnis macht natürlich nicht den Anspruch 


auf Vollständigkeit und enthält mit wenigen Ergänzungen die von Tölg 
gegebene Literatur. 


> 0 


24. 


Eine naturwissensch. Studienreise in das Amanus-Gebirge 129 


. Bauer, Karte vom Amanusgebirge, gez. v. Dormayer. Berlin 


1898. 


. Blankenhorn, M., Syrien, Arabien, Mesopotamien. Hand- 


buch der regionalen Geologie, Band. V., Abtlg. 4. Heidel- 
berg 1914. 


. Biberstein-Marschall, J. J. B., Flora taurico-caucasiae, 


Vol. I/II. 1818—1819. Charkoveae. 


. Boissier, E., Flora orientalis. Vol. I—V. Geneve e Baseliae 


1867 —1884. 


. Claus-Grobben, Lehrbuch der Zoologie, Marburg i. H. 1917. 
. Fitzner, R., Kleinasien und Syrien. Rostock 1903 n. a. 


Arbeiten a. Verfassers. 


. Frech, T., Geologie Kleinasiens im Bereiche der Bagdadbahn, 


Zeitschr. deutsch. zool. Ges. Bd. 68, Heft 1—2. 


. Hann, ]J., Handbuch der Klimatologie, 2. Aufl. Stuttgart 


1897, n. a. Arbeiten d. Autors. 


. Humank und Puchstein, O., Reisen in Kleinasien und Nörd- 


syrien. Berlin 1890. 


. Kannenberg, K., Kleinasiens Naturschätze. Berlin 1897. 
Riepert, K;, Karte des osmanischen Reiches in Kleinasien. 


Berlin 1869, und Kleinasien in 24 Bl. Berlin 1902. 


. Kobelt, W., Die Verbreitung der Tierwelt. Leipzig 1902. 
. Kober, L., Geol. Forschungen in Vorderasien. Denkschrift 


Ak. Wiss. Wien 1915, math. nat. Kl. B. 11. 


5. Kotchy, Th. von, Reise in dencilikischen Taurus. Gotha 1859. 
. Moltke, H. v., Briefe über die Zustände und Begebenheiten 


in der Türkei. Berlin, E. S. Mittler & Sohn, 1911. 


. Naumann, E., Vom Goldenen Horn bis zu den Quellen des 


Euphrat. München und Leipzig 1893. 


. Oberbrunner, R. u. Zimmerer, A., Durch Syrien und Klein- 


asien. Berlin 1899. 


. Oppenheim, Fr. Vom Mittelmeer zum persischen Golf. 


Berlin 1899/1900. 


. Penk, W., Die 'tektonischen Grundzüge West-Kleinasiens. 


Stuttgart, Engelhorn, 1918. (Enthält die wichtigste geolog, 
Literatur.) 


. Post, Dr.,?) Flora of Syria, Palaestina and Sinai, Beirut. 
. Ratzel, F., Völkerkunde. 2. Auflage. Leipzig 1894—1895 


n. a. Arb. d. Verf. 


. Rebel, H.,1%) Eine Lepidopterenausbeute aus dem Amanus- 


gebirge (Alman Dagh). Sitzungsber. Ak. Wiss. Wien, math. 
ar Kl Abt: 2.B: 126.4 u, 5: St. 

Rikliı, M., Natur- und Kulturbilder aus den Kaukasus- 
ländern und Hocharmenien. Zürich, Fuessli, 1914. n. a. Arb. 
d. Verf. 


E ®) Genauere Daten über diese von Dr. Tölg angegebene Literatur 
vermochte ich nicht zu ermitteln. 


10) Die erste wissenschaftl. Bearbeitung der Alan ge Dr. Tölgs. 
Archiv für SE ee 9 8. Heft 


150 Prof. Dr. Franz Tölg: 


25. Rohrbach, Die wirtschaftliche Bedeutung Westasiens. Halle 
1902. 

26. Schaffer, F.H., a) Geologische Studien im südöstl. Kleinasien. 
Sitzungsber. Ak. Wiss. Wien, math. nat. Klasse B. 110. 
b) Cilicia, Erg.-Heft z. Petermanns Mitteilungen 141. 
Gotha 1902. 

27. Suess, E., Das Antlitz der Erde. Prag-Wien 1895—1901 (3 Bd.) 
28. Tchichatcheff, P. v., a) Reisen in Kleinasien und Armenien. 
Erg.-Heft zu Petermanns Mitteilungen. Gotha 1867. 

b) Asia mineure. 8 Bde. u. 3 Atlanten. Paris 18661869 


Ergebnisse einer mit Unterstützung der 
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien 
ausgeführten zoologischen Forschungsreise 


weiland Prof. Dr. Franz Tölg 
nach Kleinasien (Amanus-Gebirge). 


Erster Teil. 

I. Reptilien u. Amphibien bearbeitet von Prof. F. Werner. 

II. Skorpione u. Solifugen bearbeitet von Prof. F. Werner. 
III. Araneiden determiniert von E. Reimoser. 
IV. Neuropteren 

und Pseudoneuropteren determiniert von fProf. F. Klapälek, 

V. Rhynehoten determiniert von Prof. G. v. Horväth. 
VI. Orthopteren bearbeitet von Prof. R. Ebner. 


(Mit 3 Textfiguren). 


I. Reptilien und Amphibien aus dem Amanus-Gebirge. 
| Bearbeitet von F. Werner (Wien). | 
(Mit 1 Textabbildung.) 


Unter dem obigen Titel möge eine Anzahl von Arbeiten zur 
Veröffentlichung gelangen, die auf dem zoologischen Material be- 
ruhen, daß von dem am 8. April 1917, durch einen Eisenbahn- 
zusammenstoß tödlich verunglückten Mitgliede der zool.-bot. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 131 


Gesellsch. Wien, Herrn Prof. Dr. Franz Tölg!) auf seiner mit 
Unterstützung der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien 
ausgeführten Forschungsreise nach dem östlichen Kleinasien, 
namentlich dem Amanus-Gebirge und dem nördlichen Syrien ge- 
sammelt worden war. Es war dem unermüdlichen und kenntnis- 
reichen Sammler nicht mehr vergönnt, die Publikation seiner 
Reiseergebnisse zu erleben, und ebenso war es ihm nicht mehr 
möglich, seine zahlreichen sorgfältigen biologischen Beobachtungen 
namentlich an Dipteren und Hymenopteren, an denen ein besonders 
reiches und schönes Material vorliegt, verwerten zu können?), so 
daß also das Hauptziel seiner Reise, da die sorgfältig geführten 
Tagebücher Prof. Tölgs bei der Eisenbahnkatastrophe in Verlust 
geraten zu sein scheinen, nicht erreicht werden konnte. 


Immerhin können wir auch jetzt noch eine ansehnliche Ver- 
mehrung unserer Kenntnisse über die noch wenig bekannte Fauna 
des anatolisch-syrischen Grenzgebietes aus den Reiseergebnissen 
des Dahingeschiedenen entnehmen. 


Herr Professor Dr. Franz Tölg, welcher seine erfolgreiche 
zoologische Forschungsreise in den Amanus im Sommer 1914 aus- 
führte, sammelte in diesem außerordentlich wenig bekannten Ge- 
biete Kleinasiens u. a. auch eine größere Menge von Reptilien und 
Amphibien, die ausnahmslos der Fauna des cilicischen Taurus ent- 
sprechen. Unter ihnen sind namentlich Lacerta danfordi und 
Latastia (Apathya) cappadocica als spezifische Taurus-Bewohner 
bemerkenswert, ferner der erst einmal aus Kleinasien genannte Eu- 
meces schneideri und schließlich Salamandra maculosa, deren 
östlichste bisher bekannten Fundorte im Amanus gelegen sind. 


Ich habe in der folgenden Aufzählung nur meine Arbeit über 
die Reptilien und Amphibien Kleinasiens (s. unten?), in der alle 
mir damals bekannt gewesenen Fundortsangaben verzeichnet sind, 
sowie die seither erschienenen Publikationen zitiert und zwar 
diese letztgenannten meist mit genauerer Angabe der betr. Zeit- 
schrift, nur die Arbeit von Steindachner (s. unten?) in abge- 
kürzter Form. 

Eine schr schöne Arbeit über die Reptilien- und Amphibien- 
fauna des cilicischen Taurus von Gerhard Venzmer (1. SB. Ges. 


!) 8. den Nachruf aus der Feder von H. Prof. J. Fahringer in 
Verhandl. d. zool.-bot. Ges. Wien Heft 7—10, 1897 (Band LXVII) S. (220). 

?2) Die Bearbeitung der Lepidopteren-Ausbeute durch H. Prof. H. 
Rebel ist in den Sitzungsberichten der Kais. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien Bd. 126, 1917 erschienen. 

..?) Werner, die Reptilien- und Amphibienfauna von Kleinasien. (SB. 
Ak. Wiss. Wien Bd. CXI. Abt. 1, Dee. 1902 p. 1057—1121 (S. A. p. 1—65) 
> (Zitiert als „Werner, Rept. Kleinas.‘“ mit der Paginierung 

es S. A. K 

‚. 4) Steindachner, Eidechsen, Schlangen, und Batrachier in: Er- 
gebnisse einer naturwissenschaftlichen Reise zum Erdschias-Dagh (Klein- 
asien), ausgeführt im Jahre 1902 von Dr. Arnold Penther u. Dr. Emerich 
Zederbauer, I. Zool. Teil Wien 1907. 


9* 8. Heft 


132 Prof. Dr. Franz Töleg: 


naturf. Fr. Berlin 1918 Nr. 7; 2. Archiv f. Naturg. 83. 1917 A. 
11. Heft [1919]; 3. SB. Ges. naturf. Fr. Berlin 1919 Nr. 4) konnte 
ich nicht mehr benutzen. 


Latertilia. 


1. Gymnodaetylus Kotschyi Stdchr. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 9; Steindachner, in Penther, 
Erdschias p. 307. 

Je ein $ von Jarbaschi und vom Amanus. Letzteres mit vom 
Grunde aus regeneriertem Schwanz; dieser mit in schiefen Reihen 
stehenden Schuppen, sehr dunkel gefärbt und hell reticuliert. 

Geckonen scheinen in Kleinasien recht spärlich zu sein. 


2. Agama stellio L. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 10; Zool. Jahrb. Syst. XIX, p. 331; 
Steindachner, in Penther, Erdschias p. 307. 

5 vom Amanus (215 mm lang bei 98 mm Kopfrumpflänge). 
Kehle dunkelgrau mit hellen Tropfenflecken. 


3. Ophisaurus apus Pall. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 10; Zool. Jahrb. Syst. XIX, 1903, 
p- 331, 344. - 

Von den vier vorliegenden erwachsenen Exemplaren ist eines 
durch sehr ansehnliche Rudimente von Hintergliedmaßen aus- 
gezeichnet. Dieselben sind 4 mm lang, platt und am Ende ab- 
gerundet, mit mehreren Schuppen «bedeckt und erinnern an die 
Hinterbeinstummel von Pygopus. Die Länge dieser Stummel 
variiert bei O. apus sehr, sie können ausnahmsweise vollkommen 
fehlen Bei einem zweiten Ex. sind sie ungleich groß, links wenig 
kleiner als beim vorigen, aber mehr a 


4. Blanus strauchii Bedr. 


‚Werner, Rept. Kleinas. p. 11. 
Mehrere Exemplare, das größte, vom Amanus, 21 cm lang. 


Rumpfringel Schwanzringel Präanalporen 


99 2-18 22 

Atyk Köj 100 2 +21 4—4 

Jarbaschi 100 24% 4 —4 

102 ASt 2:22 

Amanus | 102 2+18 3 —93 
103 21 Me ? 

Kushdjula 103 2+5 nt 

(eilic. Taurus, 950 m) 107 2 + 20 ar, 


Das Frontale ist in einem Falle breiter als lang, in vier Fällen 
ebenso lang wie breit und in drei Fällen länger als breit. Die Zahl 
der Segmente in einem Ringel beträgt stets 1°/,.. 

Die Zahl der Rumpfringel ist also konstant unter der von 
Boulenger angegebenen Zahl und nähert sich bei drei Exemplaren 
der von mir für B. aborus angegebenen Zahl. ; 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 133 


5. Lacerta viridis Laur. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 15 (vaillanti u. major); Zool. 
Jahrb. Syst. XIX, 1903, p. 331; Zool. Anz. XXVIII, 1904, p. 81 
(major); Steindachner in Penther, Erdschias p. 307 (strigata). 

Ein $ aus Schechle (450 m), 445 mm lang (Kopfrumpflänge 
140 mm), gleicht in jeder Beziehung einer typischen major Blngr., 
aber es sind nur 6 Längsreihen von Ventralen vorhanden (die des 
äußersten, 4. Paares sind klein, schuppenförmig). Interparietale 
und Occipitale durch die median aneinanderstoßenden Parietalia 
voneinander getrennt. Supratemporalia vom Tympanicum durch 
1--2 Schildchenreihen getrennt. Schläfenschilder groß, ein Masse- 
tericum aber trotzdem durch besondere Größe auffällig, links von 
Supratemporale und Supralabiale, rechts nur von diesem durch 
eine Schildchenreihe getrennt. Gularschuppen in 17 Querreihen; 
11 Halsbandschidchen, sehr groß; Ventralen in 30 Ouerreihen, die 
vordersten sehr groß, die hintersten sehr klein; Anale sehr groß, 
zweimal so breit wie lang, von 8 Präanalen umgeben, das vordere 
Paar sehr groß. Femoralporen 17—18. Backengegend stark auf: 
getrieben. 

Ein 2 vom selben Fundorte, 307 mm lang (Kopfrumpflänge 
96 mm), hat keine Ähnlichkeit mit einer major-2. Beiderseits nur 
eine Schildchenreihe zwischen Supratemporale und Tympanicum; 
jederseits ein ansehnliches Massetericum, ganz so wie beim & ge- 
legen. Halsbandschildchen 10, Ventralen 28 x 6; für beide gilt 
das oben vom $ Gesagte; Präanalschildchen 10, vordere nicht auf- 
fallend vergrößert; Anale groß, aber wenig breiter als lang. Femoral- 
poren: Oberseite dunkelgrün, mit nur 2 weißen Streifenpaaren, 
also ohne Medianlinie (bei major sehr selten!), ziemlich reichlich 
dunkel gefleckt, auch noch an der Schwanzwurzel. Kopf fast 
einfarbig olivengrün. Dieses 2 wäre eher als sirigata-? anzusprechen. 

Ein 2 vom Daz Dagh, Jarpuz, 327 mm lang (Kopfrumpflänge 
105 mm), hat nur eine Schildchenreihe zwischen Supratemporalen 
und Tympanicum. Ein großes Massetericum, durch eine Schildchen- 
reihe von Supratemporalen und Supralabialen getrennt. 19 Quer- 
reihen von Gularschuppen. 9 Halsbandschildchen, Ventralen 32 x 6; 
auch für diese gilt das beim $ Gesagte; Anale sehr groß, von 6 Prä- 
analschildchen umgeben, das vordere Paar sehr groß, die seitlichen 
sehr klein; Femoralporen 18—17. Dunkelgrün, mit 5 sehr scharf 
begrenzten Streifen; Kopf ungefleckt. Auch dieses 2 ist als sirigata 
anzusehen, obwohl es in der Färbung mehr als das vorige an major 
erinnert Ein junges Ex. mit 5 weißen Längsstreifen auf dunkel- 
grünem Grunde, 6 Vestialehlenpsreiken und 2 Schildchenreihen 
zwischen Supratemporalen und Tympanicum, aus Kurdjula 
stammend, ist gleichfalls der sirigata-Form zuzurechnen, die 
zweifellos im südöstlichen Kleinasien der major den Ursprung ge- 
geben hat. Ein zweites, etwa gleichalteriges Tier hat nur ein 
Schildchen zwischen Supratemporalen und Tympanicum, sonst 
wie voriges. 

8, Hett 


134 Prof. Dr. Franz Tölg: e 


. Lacerta danfordi Gthr. 

Boulenger, Cat. Liz. III, p. 37 (part.), Taf. I, Fig. 2; Werner, 
Zool. Anz. XVII, 1904, p. 225; Mehely, Ann. Mus. Nat. Hung. 
1909, p. 451, Fig. 6, Taf. XIII, Fig. 4, 5, Taf. XIV, Fig. 5—8. 

Ein $ aus Kushdjula (cilic. Taurus) von 216 mm Gesamt- 
länge (Kopfrumpflänge 65 mm) ist durch die sehr stark verbreiterte 
Schwanzbasis auffällig, in Färbung und Zeichnung ganz typisch. 
21 Gularschuppenreihen, Halsbandschildchen 13; Ventralia 27 x 8 
(äußere klein); Anale zweimal so breit wie lang, von 2 Halbkreisen 
von Präanalschildchen umgeben, deren innerer aus 6 Schildchen 
besteht. Occipitale länger als breit, ?/;, der Länge des Interparietale. 
Nasenloch vom Rostrale getrennt; 5 Supralabialia vor dem Sub- 
oculare. Massetericum klein; Tympanicum deutlich; 22 Femoral- 
poren. Kopf ziemlich niedergedrückt, Supralabialia unregelmäßig 
dunkel gefleckt. — Ein 2 hat kein Massetericum, 10 Halsband- 
schildchen, 28x6 Ventralia; Anale von 7 Präanalschildchen um- 
geben, die drei vordersten größer als die seitlichen. Occipitale 
ebenso breit aber nur halb so lang wie das Interparietale. Kopf 
stark niedergedrückt. Oberseite mit zwei hellen, undeutlich be- 
grenzten Dorsolateralstreifen. Rückenzone vorn mit spärlichen 
schwarzen Punkten, nach hinten etwas größere Flecke, z. T. in 
Ouerlinien angeordnet. Seiten mit einer Reihe dunkler gesäumter 
Augenflecken, deren Oberrand an das helle Dorsolateralband an- 
stößt. Kopf und Schwanz einfarbig; Hinterbeine dunkel genetzt. 


7, Latastia (Apathya) cappadoeica (Wern.) (Fig. 1). 

Werner, Rept. Kleinas. p. 30 (Anm.); Zoolog. Jahrb. XIX, 
1903, p. 332, Taf. 23, Fig. 1 u. 2, Taf. 24, Fig. 6, 9, 13 (Zaceria); 
Steindachner inPenther, Erdschias p. 308 (Laceria); Mehely, 
Ann. Mus. Nat. Hung. 1909, p. 426, 431, Taf. XI, Fig. 1, 2; 4—7. 
Taf. XII, Fig. 1—7. 

Ein 3 von ungewöhnlicher Größe (252 mm, Kopfrumpflänge 
76 mm) aus Schechle. 27 Gularschuppen bis zum Halsband, dieses 
mit 9 Schildchen; 6x28 Ventralia, Anale zweimal so breit als 
lang, von einem Halbkreis von 6 Schildchen umgeben. 21—20 
Femoralporen. Schwanz an der Wurzel sehr breit. Sonst in der 
Pholidose und Gestalt mit meinen Beschreibungen überein- 
stimmend. 

Oberseite auffallend durch ein breites, dunkles Rückenband 
(braun, vorn so dicht schwarz gefleckt, daß der Vorderrücken fast 
ganz schwarz erscheint); jederseits davon ein breiter, hellbläulich 
grüner Streifen, fast halb so breit wie das mediane Rückenband; 
ein dunkles Lateralband, vom Hinterrand des Auges beginnend, 
vorn ebenso breit wie das dorsale (das nach vorn etwas verschmälert 
ist), hinten schmäler als dieses; darin blaue, breit schwarz gesäumte 
Ocellen in einer Reihe. Alle Bänder verblassen schon in der Schwanz- 
wurzelgegend bedeutend und verschwinden dann vollständig; 
Schwanzoberseite undeutlich dunkel geringelt. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 135 


Unterseite einfarbig grünlichweiß. Die Seitenränder der dunk- 
len Dorsalzone erstrecken sich nach vorn über die Medianhälfte der 
Parietalia und des Discus palpabralis, das helle Grenzband über 
die Außenhälfte derselben Schilder. Kopfoberseite sonst braun, 
schwarz gefleckt. Unterhalb des nach unten undeutlich abgegrenz- 
ten Lateralbandes eine schmale dunkle Linie, von diesem und den 
Ventralen gleichweit entfernt. 


Fig.T. 
Latastia cappadocica (Werner). 


Ich will die Frage nicht erörtern, ob diese interessante Ei- 
dechse in die äthiopische Gattung Latastia eingereiht werden soll 
oder eine besondere Gattung Apathya repräsentiert; in jedem 
Falle stellt sie eine geographisch vollständig isolierte, dem tau- 
rischen Gebirgszuge eigentümliche Form vor. 

8. Ophiops elegans Men. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 35, Zool. Jahrb. XIX, 1903, 

p- 334, 344; Steindachner in Penther, Erdschias p. 308. 


8. Heft 


136 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Mehrere Exemplare von Airan, Atyk Köj, Kushdjula, Jarpuz, 
Charunje. Die $g außer den beiden hellen Längsstreifen jeder Seite 
mit schwarzen Flecken, die 22 ohne solche. Femoralporen beim 
d 9-—12, beim 2 8. 

9. Mabuia vittata Ol. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 36; Zool. Jahrb. Syst. XIX, 1903, 
p. 344; Steindachner in Penther, Erdschias p. 308. 

Alle Exemplare (von Atyk, Kushdjula, Alexandrette) mit 
32 Schuppenreihen, alle mit zwei Ausnahmen mit vielkieligen 
Nuchalen, Frontonasale und Frontale in verschiedenem Ausmaße 
ın Kontakt. Zehen- und Fingerspitzen erreichen einander bei 
keinem Exemplare und sind bei einigen sogar weit getrennt. 

Die größten Exemplare sind 245 mm lang. 

2 helle Seitenstreifen jederseits und Medianbinde 

‚deutlich dunkel gesäumt. 

Seitenstreifen ebenso, aber Rückenbinde sehr 

undeutlich, Dorsalzone mit dunklen Flecken. 

3. Alexandrette: Seitenlinien ebenfalls dunkel gerändert, Median- 
binde undeutlich. 


1. | 
( Kushdjula: 


ID 


4. Streifenzeichnung an den Seiten nur angedeutet, 
| dunkle Zeichnung auf die Schuppenränder be- 
' Atyk Köj: | schränkt. 

A) | Streifenzeichnung kaum erkennbar, auch keine 


) schwarzen Flecken. 
10. Ablepharus pannonieus Fitz. 

Werner, Rept. Kleinas.: p. 38; Zool. Jahrb. Syst. XIX, 
1903, p. 344. 

Zwei Exemplare von Jarpuz, mit einfarbig hell bronzebrauner 
breiter Rückenzone (1, + 4 + 1, Schuppenreihen). 

Ein Ba UDIe von Kushdjula; Rücken und Schwanzoberseite 
mit ", + Y, Schuppenreihen breiterem, dunkleren, dunkel ge- 
säumtern Medianband; zwischen ihm und dem Lateralband eine 
dunkle Längslinie, von beiden gleichweit entfernt. 


11. Eumeces schneideri Daud. 
Werner, Zool. Jahrb. Syst. XIX, 1903, p. 344. 
Je zwei große Exemplare von Jarbaschi und Bagdje. 

1. 145 + 255 mm. Helle Seitenbinde schwach ausgeprägt; Ober- - 
seite mit der Jugendzeichnung (helle, dunkel gesäumte Median- 
striche der Schuppen) aber diese wenig deutlich — also trotz 
der Größe des Ex. noch im Übergangskleid. 

2. 165 + 220 mm. Helle Seitenlinie sehr scharf, darunter eine 
dunkle (blaugraue) Zone mit einer Reihe schwarzbrauner 
Punkte. Rücken mit deutlichen Tropfenflecken, die namentlich 
auf dem Schwanz zahlreich sind und in Querreihen stehen. 

3. 145 + 170 mm. Ähnlich dem vorigen; Kopfschilder z. T., wohl 
infolge Verletzung in der Jugend, unregelmäßig in kleinere 
Stücke gespalten. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 137 


4. 144 + ?mm. (Schwanz abgebrochen.) Rückenflecke weniger 
deutlich, auf dem Schwanzstummel ganz verschwommen. 
Frontoparietalia durch Frontale und Interparietale voneinander 
weit getrennt. Dieses Ex. hat 26, die übrigen 24 Schuppen um 
die Rumpfmitte. 

Rhiptoglossa. 

12. Chamaeleon vulgaris Dand. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 38 u. Zool. Jahrb. Syst. XIX, 

1903, p. 335; Zool. Anz. XXIX, 1905, p. 411. 

Zwei ganz typische Exemplare (2) aus Jarbaschi. 


Ophidia. 
13. Typhlops vermiecularis Merr. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 39; Zool. Jahrb. Syst. XIX. 
1903, p. 335; Steindachner in Penther, Erdschias p. 309. 

Mehrere Exemplare von Jarbaschi, Atyk Köj, Kushdjula. 
Das große, von Jarbaschi, mißt 295 mm. Ein kleines Ex. vom 
selben Fundorte mit sehr deutlichen Augen und einer unregel- 
mäßigen weißlichen Nackenzeichnung. 

14. Eryx jaeulus Pall. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 40; Zool. Jahrb. Syst. XIX, 
1903; p. 335, 344. 

Ein starkes Ex. von Jarpuz, Daz Dagh, von 430 a Ge- 
Auer (Schwanz 38 mm). Sq: 45. V. 170, Ss. 5+%+2 
+ 1, +18. Supralabialia 10 — 10; Augenkranzschildchen S— 10. 
Die Pileusschilder entsprechen der Primitivpholidose der Boideını, 
wie ich sie festgelegt habe: Ein Paar Internasalia, zwei Paare 
von Praefrontalen, außerdem noch ein Intercalarschildchen Zwi- 
schen dem zweiten Praefrontalpaar. Das Frontale ist vollkommen 
deutlich und groß, wenn auch unregelmäßig in den Konturen 
und vom Rande aus eingeschnitten: zwischen ihm und dem Auge 
wenige (2—3) Schildchen in einer Längsreihe (Supraocularia). 


15. Tropidonotus natrix L. var. bilineatus Pall. 

Werner, Rept. Kleinasiens p. 40; Zool. Jahrb. Syst. XIX, 
1903, p. 335, 344 

Alexandrette. Ziemlich erwachsenes & ohne helle Halsband. 
*zeichnung. Dunkle Nackenflecke nicht größer als die darauf 
folgenden Rumpfseitenflecke und daher als dunkles ‚Halsband‘ 
nicht unterscheidbar. Unterseite mit 2 Reihen von schwarzen 
Flecken, auch Schwanzunterseite nicht einfarbig schwarz, sondern 
mit schwarzen, unregelmäßig alternierenden Ouerflecken von der 
Breite eines Subcaudale. Helle Streifen der Oberseite breit, weiß, 
schwarze Flecke ziemlich groß. 
16. Tropidonotus tessellatus Laur. 

Werner, Rept. Kleinas p. 40; Zool. Jahrb. Se XIX, 
1903, p. 336, 344. 

Mehrere junge Exemplare. 


8. Heft 


138 Prof. Dr. Franz Töleg: 


Praeocularia: 2—2, 3—3, 2—3, 3—4. 

Postocularia: meist 4, nur einmal (bei dem Ex. mit 4 Prä- 
ocularen einerseits) 5. 

Alle Exemplare entsprechen dem in Mitteleuropa (z. B. 
Niederösterreich), Südosteuropa (Balkanhalbinsel), Kleinasien und 
Syrien verbreiteten Typus, von dem die Form ‚hydrus‘“ un- 
möglich abgetrennt werden kann. 


17. Zamenis caspius Iwan subsp.asiana Bttgr. forma taurieaVenzmer. 

Werner, Rept. Amph.-Fauna Kleinasiens, p. 41 (gemonensis 
var.), Zool Jahrb. Syst. XIX, 1903, p. 336, 345. 

Es liegen zwei sehr große $$ und ein halbwüchsiges und ein 
junges 2 dieser Form vor (Charumje, Marrasch, Airan). 

1..g.ad. V. 202, Sc. 118/118 + 1, Temp. 2 7.3 72,279: 

Long. tot. 1815 mm, caudae 500 m. 
2..8.ad. V. 200, Sc. 113/113 + 1; Temp. 273 29 2 7277 2 


Long. tot. 1730 mm; caudae 510 m. = 1 
3. 2 semiad. V. 200, Sc. 110/110 +1; Temp. 2+3+3, —— 
Free). 


4. 2.juv.. V. 202,:Sc. 116/116 4 1, Temp 2 u 
Färbung: 1. Oberseite schwarz; Kopfseiten schwarz, braun- 
rot gefleckt. Kehle gelblichweiß Kehlschuppen und hintere Sub- 
labalia größtenteils rostrot, hinten schmal schwarz gesäumt. 
Vordere 3 Ventralia hellgelbbraun; die folgenden grauschwarz, 
dunkler vermikuliert; nach hinten zu aber rotbraun retikuliert. 
Hintere Subcaudalia immer mehr rotbraun gefleckt, schließlich 
ganz gelbrot. Zwischenhaut zwischen den Rückenschuppen rein weiß. 
2. Oberseite wie voriges Ex., aber Kopfseiten eher rotbraun, 
schwarz gefleckt. Kehle gelblich, vordere Ventralia gelbrot, die 
folgenden rotbraun, schwarzgefleckt, dann schwarz, rötlich reti- 
kuliert. Hintere Subcaudalia wie beim vorigen Ex., aber in der 
Mittellinie mit dunkler Fleckenbinde. | 
3. Kehle gelblich; Sublabialia und Kehlschuppen schmal 
schwarz gesäumt. Vordere Ventralia gelblich-rötlich, einfarbig, 
die folgenden immer stärker schwarz gefleckt, schließlich schwarz, 
rötlich retikuliert, Hinterränder stets hell; die hinteren Ventralia 
wieder mehr rötlich, dunkel gefleckt; gegen die Schwanzspitze 
einfarbig rötlichgelblich. Die Oberseite läßt noch die typische” 
Linienzeichnung von caspius, wenngleich stark verdunkelt, erkennen. 
Ich betrachte in Übereinstimmung mit L. Müller und G. 
Veith Z. caspius als besondere Art neben Z. gemonensis, von 
der sie sich durch die konstant höhere Zahl der Ventralen und 
Subcaudalen sowie durch die vollständig verschiedene Jugend- 
färbung abtrennen läßt. Wir sehen aber auch an der verschiedenen 
Färbung der Bauchseite der melanotischen Form, daß es sich um ' 
eine andere Art handelt. Die ‚‚carbonarius‘‘-Form von gemonensis 
ist auf der Bauchseite niemals gefleckt oder retikuliert, dagegen 
in der Bauchmitte in der Regel durch ein ölgrünes unregelmäßiges 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 139 


Längsband ausgezeichnet. Asianus ist direkt von caspius abzu- 
leiten; die Jugendzeichnung ist die gleiche und die Fleckenzeich- 
nung des Bauches ist der einzige Unterschied beider Formen, 
wenn man von der deutlicheren und in der Ontogenie sich länger 
erhaltenden Ouerbänderung der asianus-Form absieht. Auch in 
den gewaltigen Dimensionen stimmen beide Formen überein. 


Es besitzt also sowohl Z. gemonensis als Z. caspius eine me- 
lanotische Form und es ist bemerkenswert, daß beide lokalisiert 
sind; ebenso wie Z. carbonarius eine für Südtirol, das Küstenland 
Istrien und West-Kroatien charakteristische Form des gemonensis 
vorstellen, bildet Z. tauricus eine Charakterform der Gebirgs- 
gegenden von Südkleinasien, sowie die angrenzenden Teile von 
Nord-Syrien. Neben ersterer gibt es aber dunkle Lokalrassen von 
geringer Verbreitung, die selbständig entstanden sind; so die 
dunkel kaffeebraune, carbonarius-ähnliche aber kleine Form von 
Pelagosa, die auch im erwachsenen Zustande noch die gemonensis- 
Zeichnung aufweist (wohl deswegen, weil sie nicht so groß wird, 
wie carbonarius, bei der ja auch die letzten Spuren der Zeichnung 
erst an größeren Exemplaren völlig verschwinden) und eine im 
Tessin und wohl auch in den angrenzenden Teilen von Norditalien 
lebende Form von Z. gemonensis subsp. viridiflava, die gleichfalls 
stets deutliche Spuren heller (gelber) Zeichnung aufweist, aber 
nicht braun, sondern wirklich schwarz ist. 


Melanismus ist anscheinend bei Zamenis ebenso verbreitet, 
wie etwa bei den Feliden. Außer von den vorerwähnten Arten 
kennt man melanotische Formen noch von Z. constrictor L., dia- 
dema Schleg., als ganz regelmäßige Lokalformen (bei ersterer ist 
Melanismus sogar die Normalerscheinung). 

Die beiden alten Männchen von caspius, die vorliegen, dürften 
bei weitem noch nicht das Maximum der Größe dieser Art im 
Gebiete vorstellen. Die enorme Schnelligkeit der Bewegungen und 
die undurchdringlichen Fels- und Buschwildnisse Kleinasiens er- 
möglichen es diesen Schlangen, die nur an einigen Raubvögeln und 
Raubsäugern Feinde haben, ein hohes Alter zu erreichen. Kein 
Wunder, wenn die stark übertreibende Phantasie der Orientalen 
von Schlangen ‚mit einem Kopf, so groß wie der eines Hundes‘ 
zu erzählen weiß, wie mir z. B. meine Wirtin in Magnesia seiner- 
zeit berichtete. 


18. Zamenis ravergieri Men. 

Werner, Zool. Anz. XXVIII, 1904, p. 79 und XIX, 1905, 
p. 411. 

9-2d.:Sq. 23, V>208,,56,»53/38 2 

2 Supralabialia am Auge; Praeocularia 3 — 2; Postocularia 
2—2. Ziemlich dunkel gefärbtes Ex, in der hinteren Rumpf- 
gegend sind die Zwischenräume zwischen den Dorsalflecken auf- 
fallend hell gefärbt. Diese Art ist außerdem von Gülek, Derinde, 
Eregli, Adana bekannt. 


&. Heit 


140 Prof. Dr. Franz Tölg: 


19. Zamenis dahlii Fitz. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 41, Zool. Jahrb. Syst. XIX, 
1903, p. 336, 344. 

Zwei große Exemplare von Kaipak, eines vom Amanus. Sie 
sind durchweg in der Halszeichnung typisch. 

20. Contia collaris Men. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 44; Zool. Jahrb. Syst. XIX, 
1903, p. 337, 345. 

Airan, Atyk Köj. 

Diese häufige kleinasiatische Natter ist auch in der vorliegen- 
den Sammlung gut vertreten und zwar in allen Altersstadien. 
Da diese Ex. in der Pholidose gar nicht variieren, auch in der 
Zeichnung ganz typisch sind, so ist sonst über sie nichts zu sagen. 
Das größte Exemplar, mit ganz erloschener Kopfzeichnung, mißt 
405 + 155 mm. 

21. Tarbophis fallax Fleischm. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 45; Zool. Jahrb. Syst. XIX. 
1903, p. 337, 345. 

Ein 2 Ex. vom Amanus. 

Sq. 19, V. 204, A. !/,; Sc. 58/58 +1. 

Von den 8 Supralabialen das 3.—5. am Auge. 

Färbung ziemlich dunkel, daher Fleckenzeichnung undeutlich, 

Amphipbia. 
1. Rana ridibunda Pall. 

Werner, Rept. Kleinas p.51 (esculenta var.); Steindachner. 
in Penther, Erdschias p. 309. 

383,3 92 und ein jüngeres Tier vom Amanus (355 —75, 275mm). 

2 38 von Charumje, das größere 87 mm lang (Fuß bis zur 
Spitze der 4. Zehe 56, Tibia 38, Inn. Metatarsaltuberkel 6 mm). 

2 jüngere Tiere von Alexandrette. 

Die vorliegenden Exemplare tun neuerdings dar, daß bei 

‚dieser Art die 3 ebenso wie in Mitteleuropa den 92 an Größe 
nichts nachgeben. Die Färbung der Oberseite ist hellolivenbraun 
bei den jüngeren Tieren von Alexandrette dunkler) mit oder 
ohne helle Spinallinie In allen morphologischen Merkmalen gleichen 
diese Frösche sehr ihren Artgenossen aus Süddalmatien und Monte- 
negro, so daß — da auch die Färbungsunterschiede der südost- 
europäischen von den mitteleuropäischen Exemplaren nicht er- 
heblich sind, die Art eigentlich konstanter ist, als esculenta. Am 
meisten weichen noch die westlichen (nordwestafrikanischen und 
canarischen), die auch niemals die Größe der östlichen erreichen, 
von ihnen in der Färbung ab 

Drei weitere Exemplare vom Amanus (2 $& 1 2), leider sehr 
schlecht erhalten, sind durch einförmig tief dunkelbraune Färbung 
der Oberseite und vollkommen glatte Haut auffällig. 

2. Hyla arborea L. v. savignyi Aud. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 52; Zool. Anz. XXIX, 1905, 

p: 411; Steindachner in Penther, Erdschias p. 309. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 141 


&34, 231 mm, aus Alexandrette. Hüftschlinge beim 2 von dem 
in der hinteren Rumpfhälfte sehr undeutlichen dunklen Seitenbande 
als länglicher Fleck abgetrennt, davor 1—2 runde dunkle Flecke. 
Beim $ Hüftflecke kaum erkennbar, auch sonst keine Flecke. 

3. Bufo viridis Laur. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 52; Zool. Jan Syst. XIX, 
1903, p. 337. Steindachner in Penther, Erdschias p. 309. 

6 Exemplare von Jarbaschi und Schechle (3 dd, 3 2). 

Davon 2 dd, 57—60 mm lang, mit sehr stark vortretenden 
Warzen mit Hornspitzen, Brunstschwielen. 

1 & 73 mm lang, oberseits fast einfarbig hellgrau, nur Glied- 
maßen gefleckt. Parotoiden sehr deutlich begrenzt; Warzen wenig 
ausgeprägt, abgerundet, ohne Hornkuppe; auffallend große Warzen 
bilden eine Reihe vom Mundwinkel, unter den Parotoiden ver- 
laufend, an den Rumpfseiten entlang. 

2 292, 77—90 mm lang, das kleinere mit sehr großen, dunkel- 
grauen, mehr weniger zusammenfließenden Inselflecken auf 
grauweißem Grunde; das größere mit kleineren, olivengrünen 
Flecken, die meist rund und voneinander getrennt sind, auf hell- 
bräunlichem Grunde. 

2 1 2 59 mm lang, mit sehr großen, fast stachelartigen Warzen, 
Flecken vielfach zusammenfließend. Bei den kleineren Exemplaren 
(25312) sind diehellen Teile der Parotoiden rötlichbraun angeflogen. 

1 2 von Atyk Köj. Grauweiß, mit graugrünen Inselflecken. 
Auch hier hat der helle Teil der Par toiden einen Stich ins Röt- 
liche. Warzen abgerundet, ohne Hornspitzen. 

1 halbwüchs Ex. von Charunje. Dunkelgrau, Warzen weiß- 
lich, Zeichnung kaum unterscheidbar. 

4. Salamandra maculosa Laur. 

Werner, Rept. Kleinas. p. 46, Zool. Anz XXIX, 1905, p: 411. 

Drei erwachsene Exemplare aus einem Buchenwald oberhalb 
Bagdsche (112 + 80, 103 + 75, 98 + 65 mm). Rückenflecke ver- 
hältnismäßig klein, rund, nur ausnahmsweise (die der Parotoiden 
durch ein Nackenquerband hufeisenförmig) zusammenhängend. 
Schwanz ziemlich stark seitlich kompreß. — Ein junges Tier mit 
sehr viel Gelb, noch mit Kiemenrudimenten, von Kushdjula. 


II. Skorpione und Solifugen aus dem 
Amanus-Gebirge 
bearbeitet von F. Werner (Wien). 


Die Ausbeute von Herrn Prof. F. Tölg umfaßt je zwei Arten 
von Skorpionen und Solifugen, die in mancher Beziehung von 
Interesse sind; eine der beiden Arten von Walzenspinnen. möchte 
ich als neu für die Wissenschaft betrachten. 


8. Heft 


142 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Buthus gibbosus (Brulle). 

Kraepelin in: Das Tierreich, 8. Lief. 1899, p. 23. 

Birula in: Horae Soc. Ent. Ross. XXXIII, p. 133. u. Ann. 
Mus. Zool. Ac. Imp. Sc. St. Petersbourg VIII, 1903, p. 296. 

Penther in: Verh. Zool bot. Ges. Wien XLVI, 1906, p. 60. 

Werner in: Verh. Zool. bot. Ges. Wien LII, 1902, p. 597 
u. Ann. Naturhistor. Hofmus, Wien XX. 

Von dieser Art liegt mir eine größere Zahl von Exemplaren 
aus Atyk Köj vor, von denen einige zu den größten gehören, die 
mir je untergekommen sind und ein $ mit 93 mm Gesamtlänge 
das größte überhaupt bekannte Exemplar sein dürfte. Ich möchte 
bei diesem Anlasse folgende Bemerkungen machen. Vor allem hat 
Penther mit Recht darauf hingewiesen, daß Exemplare mit der 
höchsten Zahl von Kammzähnen als $$ anzusprechen sein werden; 
die von Kraepelin angegebenen Zahlen 21—23 können sich nur 
auf 22 beziehen und es scheint demnach, daß diesem Forscher 
keine dS vorgelegen haben. Nach meinen Erfahrungen beträgt 
die Zahl der Kammzähne für das $ 27—-30, für das 2 20—25 und 
zwar für das ganze Verbreitungsgebiet der Art. 

Ferner konnte ich, da Birula wegen Fehlens von griechischen 
Exemplaren in der Petersburger Sammlung nicht feststellen konnte, 
ob zwischen griechischen und kleinasiatischen sich ein Rassen- 
unterschied erkennen lasse, wie ihn z. B. Buthus occitanus oder 
Scorpio maurus so deutlich aufweist, durch Vergleich zahlreicher, 
zum großen Teil selbst gesammelten Exemplare aus Griechen- 
land (Sta. Maura, [leg. Werner], Pentelikon [leg. Ebner], Delphi 
leg. Wettstein], Tripolitsa i. Arkadien [leg. Werner], Cerigo 
leg. Storch], Kreta [leg. Holtz]), Albanien (Marmirojt, leg. Kop- 
stein) und Kleinasien (Smyrna, Burnabat, Ephesus, Aidin, Ala 
Schehir [leg. Werner], Adana [leg. Tanbe] feststellen, daß diese 
Art von Albanien bis zum Amanus in keiner Beziehung irgend- 
welche wesentliche Verschiedenheit aufweist, also eine Aufteilung 
in Lokalrassen sich nicht durchführen läßt. Bemerkenswert ist, 
daß beim & stets ein sehr deutlicher, beim 9 meist ein schwächerer 
Lobus am beweglichen Finger der Hand des Maxillarpalpus vor- 
handen ist, daß auf der Dorsalfläche der Caudalsegmente die Körn- 
chen ein Paar von sekundären Kielen bilden können, die auf dem 
Segment 1—2 am wenigsten, auf Segment 4—5 am deutlichsten 
erkennbar sind und hier niemals völlig fehlen Beim 2 ist die Cauda 
kürzer und dicker als beim &, natürlich sind auch die Kämme und 
Kammzähne kürzer. Sehr auffällig sind die einzeln stehenden 
langen schwarzen Haarborsten auf den Kämmen. 

Junge Exemplare lassen stets die dunkle Längsstreifenzeich- 
nung erkennen, die bei erwachsenen meist völlig verschwindet; 
am ehesten erhält sich noch die dunkle Färbung an den Körnchen- 
kielen des Cephalothorax. Die Gliedmaßen und die Blase sind 
stets hellgelb. | 

Nachstehend die Maßtabelle für 21 gemessene Exemplare. 


143 


h Kleinasien 


sreise nac 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschung 


(BETZ LET) YET: 5 (BIT 16°0: 0) 66°0:1 P wwey :yyyden 
(39-09: 7) vg:T & (19-89: T) E9:T 2 :epneg "yyydeg 
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8. Heft 


144 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Scorpio maurus L. 
Birula in: Horae Soc. Ent. Ross. XXXIX, 1910, p. 115—192, 

Taf. X— XII. 

Es liegen mir drei 22 vor, die der Unterart S. maurus fuscus 
Hemprich u. Ehrenberg (Birula, p. 173, Taf. XI, fig. 9—10, 
Taf. XIII, fig. 13, 15) am besten zuzurechnen sein dürften, aber 
immerhin auch in mancher Beziehung an die mesopotamische Form 
5. maurus Kruglowi Birula (p. 180, Taf. XI, Fig. 11—12, Taf. XII, 
Fig. 12, Taf. XIII, Fig. 14, 16, 21) erinnert. 

Das größte Exemplar mißt 85 mm; Cephalothorax 10, Cauda 
38, Maxillarpalpus 32, Hand 15,5, bewegl. Finger 9, Handbreite 9, 
Kämme 4,5 mm; 1. Caudalsegment 5,4 mm lang, 5,2 mm breit; 
5. Caudalsegment 8 lang, 3,4 breit; Blase 8 lang, 4,2 breit. 


Cheliceren, Maxp., Beine und Cauda hellrotbraun, beiden; 


beiden kleineren Exemplaren ist die Cauda dunkler rotbraun 
die Blase bei allen dreien hell. Finger, Cephalothorax und Ab- 
domen dunkelrotbraun; der äußere distale Endlappen der Tibien 
aller Beine mit einem dunklen Fleck. 

Die vorliegenden Exemplare stimmen überein mit Aruglowi. 
(Vergleichstabelle Birula’s p. 182 [S. A. p. 68]) in Punkt 1, 2; 
mit fuscus in Punkt 3, 4, 5, 8; dazu ist weiter zu bemerken: Der 
Handballen ist unterseits nur auf seinem kleineren, vorderen 
Teile, also gegen die Figur zu, gekörnt, in seinem größeren Teile 
glatt; die Giftblase ist zwar wie bei fuscus, der Giftstachel aber 
wie bei Kruglowı;, die Zahl der Kammlamellen (10—11) steht zwi- 
schen der von Aruglowi (9) und fuscus (13); ebenso die der Be- 
waffnung der 4. Fußsohlen (außen bei Kruglowi 6, bei fuscus 7, 
bei den Amanus-Exemplaren 6—7; innenseits bei k. und f. 9, 
bei den Amanus-Ex. 8—9. Die Femora sämtlicher Beine sind 
außen fast glatt, mit sehr verstreuten, winzigen Körnchen; die 
Intercarinalflächen des Schwanzes großenteils glatt, mit sehr ver- 
einzelten nur auf dem 5. Segment zahlreicheren Körnchen. 


Galeodes graeeus (C. Koch). 
Kraepelin in: Das Tierreich, 12. Lief., 1901, p. 20. 

Die vorliegenden Solifugen waren leider durchwegs einge- 
trocknet und zum Teil zerbrochen, doch waren bei allen die zur 
Bestimmung wichtigen Teile intakt, daher ließen sie doch er- 
kennen, daß es sich um zwei verschiedene Arten handelt, die zwar 
beide in die graecus-Gruppe (s. Birula, Ann. Mus. Zool. Ac. Imp. 
Sc. St. Petersbourg IX, 1904 [1905] p. 402—405) gehören, von 
denen aber nur eine wirklich graecus ist, die andere aber als neu 
beschrieben wird: 

Galeodes tölgi n. sp. 
Diese Art unterscheidet sich von G. graecus, der sie sehr nahe 


steht, sofort durch die viel stärkeren und längeren Maxillarpalpen, 


deren Tibia länger ist als die Mandibel und an deren Femur die 
Dornborsten auffallend lang und dick sind (beim @ doppelt so 


m N 
Bin m 
N 


Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise nach Kleinasien _145 


lang [6 mm] und viel dicker als-bei: dem von graecus). Dagegen 
sind die Mandibeln schlanker als bei dieser Art. 
= liegen r mir von dieser Art 2 33 und 1 2‘ vor. 


Maßtabelle: 
Galeodes tölgi. .Galeodes graecus. 
I($) H(@) III($) | Burnabat (2) Adana (2) Amanus (9) 
Truneus 3b \ :29 29 36 ? 32 30 
Cephalothorax 9,4 7 7 6 6 72 Y 
Mandibel lang 15,1,.712 12 12,8 10,2 136 183,6 
Mandibel breit 5,1 4 3,9 4,7 341 5,0 4,8 
Maxillenpalpus 59 48 50 31 30 37 u 
Tibia desselben 20 15 15 10 10 12 — 
Mandibellänge letzen lest PERS DD Dre 
zur Breite 

„zur Länge 0,75:1 0,8:1 0,8:1' roaT al at 

der Tibia des Mxp. 


Ill. Araneida. 
Determiniert von E. Reimoser, Waidhofen a. d. Thaya. 


Dysdera crocata C. L. Koch 

Uloborus plumibes Luc. 

Holocnemus pluchii (Scop.). 

Argyope lobata (Pall.). 

Argyope bruennichii (Scop.). 

Argyope trifasciata Forsk. 

Aranea adianta Walck. (Alexandrette). 

Aranea diadema L. 

Aranea circe (Sav.). 

Aranea foliata Fourer. \ 

Aranea armida (Aud.). 

Mangora acalypha (Walck.). 

Misumena calycina (L.). 

Pistius truncatus Pall. 

Runcinia lateralis (C. L. Koch). 

Synaema globosum (Fabr.) (Alexandrette). 

Xysticus gallicus E. Sim. (Berut-Dagh). 

Philaeus haemorrhoicus (C. L. Koch). ; 

Tarentula vultuosa (C. L: Koch). 

Tarentula praegrandis (C. L. Koch) (Daz Dagh). 

Tarentula ruricola De Geer (Berut-Dagh). 

Tarentula albofasciata (Brulle). 

Agelena labyrinthica (L.) (Alexandrette). 

Oxyopes lineatus Latr. 

Oxyopes heterophthalmus (Latr.). 

Chiracanthium seidlitzi L. Koch 

Pisaura listeri (Scop.). 

(Anhang: Opilionida: Zachaeus crista Brull& var., det. Roe- 
wer, aus Beirut). E 


Archiv ae 10 8. Heft 


BR ea: Prof. Dr. Franz Tölg: 


IV. Neuroptera und Pseudoneuroptera (. 1) 
(exel. Odonata) 


determiniert von } Prof. Franz Klapälek in Karolinenthal. 


Ephemeroidea. 

Ecdyurus sp. 
Plecoptera (Perlaria). 

Perla barcinonensis R. 

Perla abdominalis Burm. 

Chloroperla vividinervis R. 

Nemura sp. 2 (Schechle 14. V., beim Sumpf in der Ebene). 


Neuroptera. 
Rhaphidia adanana Alb. Jarbaschi. 
Palpares libellulordes Dalm. 
Creagris plumbeus Ol. Jarbaschi oder Marasch. 
Myrmecaelurus trigrammus. 
Formicaleo tetragrammicus Fabr. 
Macronemurus bilineatus Br. Jarbaschi. 
Ascalaphus macaronius Scop. 
Ascalaphus kolyvanensis Laxm. Jarbaschi 13. VI.; Chanziri. 
Ascalaphus rhombicus. 
Ascalaphus syriacus Mc’L. 
Ascalaphus lacteus Brulle. Jarpuz. 
Bubopsis hamatus Klug. Entili. 
Nemoßtera sinuata Ol. 
Chasmoptera oxtensa Ol. 
Osmylus multiguttatus Me.’L. Jarpuz- Quelle. 
Chrysopa vulgaris Schn. 
Chrysoba flavifrons Br. 


V. Rhynchota 
determiniert von Prof. G&za v. Horväth in Budapest. 


I. Hemiptera. 
1. Notonecta fuscata Fabr. Marasch. 
2. Nepa cinerea L. 
3. Gerris gibbifer Schum. 
4. Monanthia echii Schrk. Chanziri, Jarbaschi. 
5. Oncocephalus biguttula Horv. 
6. Rhinocoris Punctiventris H. S. 
7. Rhinocoris ibericus Kol. (kolenatii Reut.). 
8. Lygaeus pandurus Scop. Harunje. 
9. Lygaeus equestris L. 
0. Lethaeus syriacus Horv. 
1. Coriomeris hirticornis Fabr. 


90. 


53a. 


54. 
99. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 147 


Stenocebhalus albipes Fabr. 

Camptopus lateralis Germ. 

Mesocerus marginatus L. 

Syromastes rhombeus L. 

Calocoris hispanicus Gmel. (sexdunctatus Fabr.). 
Chrysocoris meyeri Kol. 

Lopus infuscatus Brulle 

Utopnia torguata Put. 

Stagonomus italicus Gmel. 

Staria lunata Hahn 

Dolycoris baccarum L. 

Carpocoris pudicus Poda (purpureibennis De Geer). Göksün. 
Palomena prasıina L. 

Eurydema festiva L. u. var. Picta H. S. 

Mustha spinosula Lef. 

Sciocoris macrocephalus Fieb. var. luteolus Fieb. Atyk. 


. Geotomus elongatus H. S. 


Macroscytus brunneus Fabr. 
Eurygaster integriceds Put. Aolugh. 


. Graphosoma semipunctatum Fabr. 
. Graphosoma ttalicum Müll. 


Trigonosoma trigonum Kryn. 


. Ancyrosoma albolineatum Fabr. 


Psacasta exanthematica Scop. 


II. Homoptera. 
Cicada plebeja Scop. Marasch. Jarbaschi, Bagdsche. 
Tettigia orni L. Djihan, Jarbaschi, Marasch. 
Tibicen haematodes Scop. Marasch. 
Melampsalta dimissa Hag. Bagdsche, Zeitun. 


. Melampsalta sibilatrix Horv. Entili, Marasch. 


Cicadatra lineola Scop. Jarbaschi. 
Cicadatra alhageos Ol. Konia, Marasch. 
Cicadatra atra Ol. Göksün, Zeitun. 


. Cicadatra atra v. tau Fieb. Bagdsche. 


Cicadatra hyalina. Fieb. Entili, Göksün, Marasch, Zeitun. 
Tettigometra depressa Fieb. 


. Obiarius leporinus L. Jarbaschi. 


Mycterodes confusus Stäl. Jarbaschi. 

Centrotus cornutus L. Jarbaschi. 

Lepyronia coleoptrata L. Jarbaschi. 

Triecphora mactata Germ. 

Triecphora sanguinolenta L. Jarbaschi. 

Triecphora fasciata Kb. 

Philaenus impictifrons Horv. var. arcifer Horv. 

Philaenus impictifrons Horv. var. vestitus Horv. Marasch. 
Aglena ornata H. S. Marasch. 

Acocephalus nervosus Schrk. Chanziri. 


128228 .. Prof: :Dr.. Franz. Tölg::- 


VI. Orthopteren aus Kleinasien. 
Bearbeitet von R. Ebner, (Wien). 
Mit 2 Abbildungen im Text. 


Die nachstehende Arbeit wurde bereits im Sommer 1916 ab- 
geschlossen, doch verzögerte sich die Drucklegung beträchtlich, 
sodaß im Dezember 1919 einige durch die neue Literatur bedingte 
Angaben beigefügt werden mußten. 

Während mehrerer zoologischer Studienreisen nach Klein- 
asien in den Jahren 1909—1914 haben sich die Herren Prof. 
Dr. J. Fahringer und Prof. Dr. F. Tölg auch mit dem Sammeln 
von Orthopteren beschäftigt und mir ihre Ausbeuten zur Be- 
arbeitung übergeben. Ich spreche hier beiden Herren nochmals 
meinen besten Dank aus für die viele Mühe, die sie sich im Inter- 
esse der wissenschaft damit gegeben haben, sowie auch dafür, 
daß sie mir in überaus entgegenkommender \Weise einen sehr 
großen Teil des von ihnen gesammelten Materiales — darunter 
Vertreter aller wertvolleren Arten — geschenkweise überlassen 
haben. Eine kleine Ausbeute erhielt ich auch von Herrn Dr. 
A. Rogenhofer, dem ich dafür ebenfalls zu Dank verpflichtet 
bin. Das Material stammt von verschiedenen Gegenden Klein- 
asiens, namentlich aus der Umgebung des Bosporus, aus Zentral- 
Kleinasien und aus dem Amanusgebirge*). Ich habe auch die 
Fundorte aus der europäischen Türkei aufgenommen, da aus 
diesem Gebiet bisher verhältnismäßig wenig bekannt geworden ist. 


Als Grundlage für meine Studien benützte ich die vortreff- 
liche zusammenfassende Arbeit von Werner (1901), sowie die 
seitdem erschienenen Arbeiten, die ich auch später genau an- 
führe, soweit sie Kleinasien betreffen. Als Ergebnis der eifrigen 
Sammeltätigkeit der genannten Herren bringe ich eine Liste von 
120 Arten, von denen eine (Nocarodes tölgi) ganz neu ist, während 
Gryliomorpha sp., Pholidoptera fallax, Medecticus assimilis, Tet- 
tigonia cantans, Duroniella laticornis, Stenobothrus lineatus, Stauro- 
derus vagans var. lesinensis und Stauroderus cognatus für Klein- 
asien zum ersten Male angegeben werden. Eine Art (Platycleis 
pulchra), die bisher nur aus Kleinasien bekannt war, wurde auch 
für Europa nachgewiesen. 

Die Orthopterenfauna zu beiden Seiten des Bosporus ist natur- 
gemäß eine sehr ähnliche, sie ändert sich aber im Innern Klein- 
asiens und erinnert im östlichen Teil schon sehr an die Fauna 
von Syrien. Im nordwestlichen Teile von Kleinasien trifft man 
auf eine Orthopterenfauna, die in den höheren Erhebungen manche 


*) Genaueres über die Fundorte der Reise von Prof. Tölg im Jahre 
1914 und über den Faunencharakter des Amanusgebirges findet sich bei 
H. Rebel, Eine Lepidopterenausbeute aus dem Amanusgebirge (Alman, 
Dagh), Sitzungsker. k. Akad. Wissenschaft. Wien, math.-naturwiss. I 
Abt. I, 126. Bd., Wien i917, p. 249. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 149 


Übereinstimmung mit unserer heimischen Tierwelt aufweist: Auch 
lassen sich an manchen Bergen faunistische Höhenzonen unter- 
scheiden, wofür ich als Beispiel den Bithynischen Olymp anführe. 
Fahringer konnte daselbst (13. —15. VIII. 1910) folgendes fest- 
stellen: 

300—800 m: Mantis religiosa, Acheta burdigalensis?, Chort- 
hippus parallelus, Aiolopus strebens und thalassinus, Orthacanth- 
acris aegyptia, Paracaloptenus caloptenoides. 

800—1200 m: Ectobia sp., Hololampra graeca, Poecilimon 
flavescens. 

1200-1700 m: Acrida turrıta, Gomphocerus maculatus, Stauro- 
derus vagans var. lesinensis, 5. cognatus, 5. variabilis, Chorthippus 
dorsatus, Avolopus strepens, Oedipoda coerulescens, Nocarodes cya- 
nipes, Orthacanthacris aegyptia, Calliptamus italicus. 

1700-1900 m: Forficula auricularia, Gomphocerus maculatus, 
Stenobothrus lineatus, Oedipoda coerulescens, Acrotylus Ppatruelis, 
Nocarodes cyanipes. 

2300 m: Anterastes serbicus, Pholidoptera sp. (Larven). 

Wenn auch diese Zusammenstellung kein vollständiges Bild 
der Orthopterenfauna des Bithynischen Olymps gibt, so erkennt 
man doch unschwer einige Stufen: eine untere mit vorwiegend 
mediterraner Tierwelt, eine mittlere und eine obere Stufe. In 
letzterer erscheinen einige Decticinen als echte Gebirgsformen, 
während andererseits auch manche südliche Arten sehr hoch 
emporsteigen. Ähnliche Beobachtungen konnte Werner für den 
Erdschias-Dagh feststellen, wo nur Nocarodes cyanipes als eigent- 
liches Gebirgstier anzusehen ist, während die übrige Orthopteren- 
fauna dieses Berges wenig charakteristisch ist. 


Verzeichnis der orthopterologischen Literatur über Kleinasien und 
die europäische Türkei seit dem Jahre 1901. 
Bredemann, G. Die Heuschreckenplage in Anatolien und Nord- 
syrien und ihre Bekämpfung im Jahre 1916. — Zeitschr. f. 

ang. Entom., III, 1916, pp. 398 —404. 

Bredemann, G. Die Heuschreckenplage in Kleinasien und ihre 

Bekämpfung im Jahre 1916. — Die Umschau, XXI, Frank- 
furt a. M. 1917, pp. 29—34. 

Bücher, H. (unter Mitwirkung von V. Bauer, G. Bredemann, 
E:. Fickendey, W. La Baume und ]J. Loag), Die Heu- 
schreckenplage und ihre Bekämpfung. Auf Grund der in 
Anatolien und Syrien während der Jahre 1916 und 1917 ge- 
sammelten Erfahrungen dargestellt, und im Auftrage des 
Kaiserlich Osmanischen Landwirtschaftsministeriums heraus- 
gegeben. — Monographien zur angewandten Entomologie, 
Beihefte z. Zeitschr. f. angew. Entom., Nr. 3 (Beiheft 1 zu 
Band V), 1918. 

Ebner, R. Ein Beitrag zurOrthopterenfauna der europäischen Tür- 
kei. — Zool. Jahrb., Abt. f.Syst., XXIX,. Jena1910, pp. 401 —414. 


$. Heft 


150 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Giglio-Tos, E. Dermaptera et Orthoptera in: Escursioni Zoo- 
logiche del Dr. Enrico Festa nell’Isola di Rodi. — Boll. Mus- 
Zool. Torino, XXIX, Nr. 680, 1914, 7 pp. 

. Jacobson, G. G. und Bianchi, V. L. Die Orthopteren und 
Pseudoneuropteren des russischen Reiches und der angrenzen. 
den Länder. — St. Petersburg 1905 (Russisch). 

Kuthy, D. Orthoptera ex Asia-minore. — Ann. Mus. Nat. 
Hung., V, 1907, pp. 430—432. 

Werner, F. Die Dermapteren- und Orthopterenfauna Kleinasiens. 
— Sitzber. k. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Cl., CX, Abt. I, 
1901, pp. 259—306, tab. I—II (mit Literaturverzeichnis). 

Werner, F. Neue Locustiden aus Westasien. — Zool. Anzeig., 
XXVI, 1903, pp. 528—531. 

Werner, F. Neue Beiträge zur Kenntnis der Reptilien- und 
Orthopterenfauna Kleinasiens. — Zool. Anzeig,, XXVIII, 
1904, pp. 79-82. » 

Werner F. Dermaptera und Orthoptera in: Ergebnisse einer na- 
turwissenschaftlichen Reise zum Erdschias-Dagh (Kleinasien). 
— Ann. Naturhist. Hofmus. Wien, XX, 1905, pp. 168—170. 


DERMAPTERA. 
Labidura Leach 
1. L. riparia Pall. 

Werner, Dermapteren- und Orthopterenfauna Kleinasiens, 
1901, p. 7. 

Göksün oder Göksun (1420 m), 16. VII. 1914, (T.)*). 

Auch bei Kilia am Schwarzen Meer, 1911 und VIII. 1913 (F). 

Anechura Scudd. 
2. A. bipunctata Fabr. 

Bormans und Krauss, Forficulidae und Hemimeridae, 1900, 
p. 101; Werner, Derm.- und Orth. Kleinasiens, p. 9. 

Koschan, VIII.1913, in ca. 3000 m Höhe, (T.) ; Bagdje, 1914, (T.). 

Die gelben Flecken auf den Elytren und Flügelschuppen sind 
sehr deutlich, sodaß die Exemplare der in Südosteuropa und West- 
asien heimischen var. orientalis Krauss (l. c., p. 102) entsprechen 
würden, umsomehr als auch die Zangenarme des einzigen vorlie- 
genden 3 ziemlich schwach sind. Doch habe ich auch in der Um- 
gebung von Wien wiederholt männliche Exemplare gefunden, bei 
denen die Zangenarme ebenso beschaffen waren; allerdings waren 
bei diesen Tieren die Flecken auf den Elytren meist klein und un- 
deutlich. 

Forftieula L. 
F. aetolica Br. 

Brunner, Prodromus, p. 18; Bormans und Krauss, For- 
ficulidae und Hem., p. 125; Semenov-T.-Sh., Revue Russe d’En- 
tom., VIII, 1908, p. 167; Burr, Dermaptera, Gen. Ins., 1911, 
P- BE HB SE I8 > 


*) Die Buchstaben T, Fund R sind die Anfangsbuchstaben der Sammler. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 151 


Kütchük Tschekmedje, europ. Türkei, 1911, (F.). $Q in Blüten- 
knospen von Artischocken. 
 Zangenarme des $ an der ganzen Innenseite einander berüh- 
rend, an der Spitze leicht gekreuzt. 


2 
Körperlänge 6,5 mm 8,0 mm 
Pronotum 2,2063 
Elytren E07 220%, 
Zange nn 7: 


Sonstige Verbreitung: Aetolien (Brunner), Kreta (Kuthy), 
Rußland [Krim] (Adelung, Semenov-T.-Sh.,, Schugurow, 
Stsherbakov), Kaukasus (Burr), Kleinasien (Brunner), Rhodos 
(Giglio-Tos), Cypern (Burr). 


3. F. aurieularia L. 

Werner, Derm.- und Orth. Kleinasiens, p. 8. 

Bithyn. Olymp, 14.—15. VIII. 1910, 17C0—1900 m Höhe, 
(F.), 1 & (macrolabia Fieb.). 
4. F. lurida Fisch. var. 


Werner, Derm.- und Orth. Kleinasiens, p. 8; Burr, Ann. 
Mag. Nat. Hist., VI, 1900, p. 82, pl. 4, f. 7 (orientalis).; Burr, 
Dermaptera, Gen. Ins., 1911, p. 82. 

Jarbaschi, 1914, (T ): Bagdje, 1914, (T.); Jarpuz, VI. 1914, (T.). 

Die meisten Exemplare stimmen mit der Hauptform nicht 
ganz überein, sondern gehören einer sehr dunklen Varietät an, 
da namentlich die Flügelschuppen und das Abdomen fast schwarz 
sind. Sie erinnern daher mehr an F. orientalis Burr,welche indessen 
vom Autor selbst mit F. lurida vereinigt wurde. Nur einige dd 
stimmen im allgemeinen wegen der helleren Grundfarbe besser mit 
der Hauptform überein, aber auch bei diesen Tieren ist die Farbe 
nicht als gelb, sondern nur als dunkelbraun zu bezeichnen.. 


5. F. smyrnensis Serv. 

Werner, Derm.- und Orth. Kleinasiens, p. 9. 

Polnisch. Tschiflik (Adampol), 13. VIII. 1911, (R.); Bagdje 
(630 m), 27.. VI. 1914, (T.). 

Zu dieser Art gehört auch das Q, das Werner bei Brussa ge- 
sammelt hat und in seiner Arbeit (1901) bei Anechura bipunctata 
anführt. Herr Prof. Werner hat mir das Exemplar zur Nachbe- 
stimmung im Hofmuseum übergeben. 


BLATTIDAE. 


Ectobia Westw. 


6. E. perspieillaris Herbst ? 
Werner, Derm.- und Orth. Kleinasiens, p. 9 (livida). 
Bithynischer Olymp, 14. VIII. 1910, 8001200 m Höhe, (F.), 
1 Larve. 


8. Heft 


152 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Vom gleichen Fundort liegt auch 1 $ von .Ectobia vor, 
das vielleicht zu E. lapponica L. gehört, sich aber von mitteleuro- 
päischen Exemplaren dieser Art durch geringere Größe und etwas 
hellere Färbung der sonst schwarzen Körperstellen unterscheidet. 
E. lapponica ist aus Kleinasien bisher noch nicht bekannt ge- 
worden. 
Hololampra Sauss. 

7. H. marginata Schreb. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 10 (Aphlebia). 

Biledjik (Anatolien), Frühjahr 1910, leg. Betsch (F.). 

Auch im Belgrader Wald bei Konstantinopel, 23. VII. 1910 (F.). 
7a. var. erythronota Br. 

Brunner, Prodromus, p. 39 (Ahlebia). 

Bidedjik, Frühjahr 1910 (F.). 

8. H. punetata Charp. var. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 9 (Aphlebia). 

Bagdje, 1914 (T.), 1 2 mit Eikapsel; Amanusgebirge, V. bis 
VIII TE 

Bolivar erwähnt diese Art aus Akbes und Marasch, .gibt 
aber einige Besonderheiten in der Färbung des Pronotums an. 
Auch bei meinen Exemplaren ist der Hinterrand des Pronotums 
deutlich weiß gesäumt und sein Discus rötlich. Die Längsstreifung 
der Eikapsel ist etwas dichter als bei solchen von mitteleuro- 
päischen Exemplaren. 

9. H. graeea Br. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 9 (Aphlebia). 

Bithynischer Olymp, 14. VIII. 1910, 800—1200 m Höhe (F.). 

Verbreitung: Kleinasien, Griechenland (Brunner), Herze- 
gowina (Ebner, Karny). 


Loboptera Br. 
10. L. deeipiens Germ. 
Werner, Derm.- und Orth. Kleinasiens, p- 10. 
Jalova, 31. VII. 1910, (F.); Halki (Insel im Marmarameer), 
Strandwiesen, 1911, (F.); Feneraki, Uferwiesen (Meeresstrand), 
1911; (F.); Prinkipo, VIII, 1913, (E.). 


Blatta L. 

11. B. orientalis L. 
- Werner, Derm.- und Orth. Kleinasiens, p. 10 (Stylopyga). 
Harunje, Ebene, Anfang Juli 1914, (T.), 2 SS, ziemlich klein 

und schlank, auffallend dunkel gefärbt; Jarbaschi, 13. VI. 1914, 

(T.), in der Nacht, 1 Q-Larve. 

Auch in Konstantinopel, 8. VII. 1911, (Ro): 


Polyphaga Bırulle. 
12. P. aegyptiaca L. 
Brunner, Prodromus, p. 52 (Heterogamia); Werner, Derm.- 
und Orth. Kleinasiens, p. 10 (Heterogamia). 
Prinkipo, 1913, (F.). 


Ergebnisse einer zoolögisch. Forschungsreise nach Kleinasien 153 


Stambul, 25. VIII. 1910, (F.); Pera (Teutonia), 12. VIII. 
1910, (F.). 
13. P. livida Br. 
Werner, Derm.- und Orth. Kleinasiens, p. 10 (Heterogamia). 
Marasch oder Göksün, 1914, (T.), 1 &. 
Hierher stelle ich auch 32%, eines von Harunje und zwei vom 
Amanusgebirge ohne näheren Fundort, 1914, (T.). 


MANTIDAE. 
Parameles Sauss. 
14. P. heldreichi Br. 

‚Brunner, Prodromus, p. 67, t. III, f. 18 (Ameles); Werner, 
Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 12 (Ameles). 

Aidos Dagh (Bithynien), (530 m), 28. VIli. 1910 (F.), 3 &G, 
davon eines mit namentlich auf der rechten Seite verkrüppelten 
Flugorganen; Gök Dagh, 1911 (F.), 1 3; Cartal, 1911 (F.), 1 &. 

Die Spitzen der Augen sind ziemlich schwach, sodaß die 
Unterscheidung von Ameles decolor Charp. nicht leicht ist. 


Mantis L. 


15. M. religiosa L. 


Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 11. 

Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.), 1 Larve; Binnen 
Olymp, 13. VII. 1910, 300—800 m höhe (F.), 1 große Larve. 

Auch bei Jarim Burgas, 7. VIII. 1910 (F.), 1 große Larve. 


Iris Sauss. 
16. I. oratoria L. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 11. 

Aidos Dagh (Bithynien) (530 m), 28. VIII. 1910 (F.), 1 2 
(grün) und 2 Larven (braun); Armudli, 1911 (F.), & 2; Marasch, 
1914 (T.), 2 22. 

Auch bei Kütschük Tschekmedje, 1911_(F.), 1 2. 


” Fischeria Sauss. 
17. F. baetica Ramb. 

Werner, Derm.- u: Orth. Kleinasiens, p. 12. 

Marasch (750 m), VI.—VII. 1914 (T.), 2 22. 

Obwohl Bolivar von demselben Fundort nur F. caucasica 
Sauss. anführt, stelle ich die beiden mir vorliegenden Exemplare 
doch zu F. baetica, mit welcher Art sie im Geäder der Hinterflügel 
besser übereinstimmen; das eine 2 entspricht links F. baetica, 
rechts F. caucasica. Am besten wäre es, die beiden Arten mit- 
einander zu vereinigen, da die bisher angegebenen Unterschiede 
nicht genug deutlich und zu wenig konstant sind. Ich schließe 
mich diesbezüglich vollkommen Uvarov an (Hor. Soc. Ent. Ross., 
XL, Nr. 3, 1912, p. 8).*) 


2} Neuestens zieht Uvarov tatsächlich F. baetica Ramb. 1839 und F. can- 
easieq Sauss. 1871 zusammen (Bull. Mus. Caucase, XII, 1919, p. 155). 


8 Heit 


154 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Die Dimensionen betragen: 
Körperlänge 54—55 mm 
Pronotum 16,5 3 
Elytren 16 » 
Vorderhüften 10,5—11 ‚, 
Hinterschenkel 18—19 ,, 


Bolivaria Stäl 
18. B. brachyptera Pall. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 11. 
Eski Chehir, 1911 (F.), 2 9. 
Beide Exemplare bleiben etwas hinter den von Brunner 
mitgeteilten Größenangaben zurück. 


Empusa Illig. 
19. E. faseiata Brulle 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 13. 

-Aidos Dagh (Bithynien), 28. VIII. 1910 (F.), 1 Larve; Cartal, 
1911 (F.); Marasch, 1914 (T.), SS, 29; Jarbaschi, Anfang Juli 
1914 (T.), 1 Larve. : 

Auch im Belgrader Wald, 15. VIII. 1911 (R.), 1 Larve. 

2 Larven zeigen noch die eigentümliche Biegung des Abdo- 
mens nach oben und vorne bis zum Hinterrand des Mesonotums. 


ACHETIDAE. 
Gryllotalpa Latr. 
20. G. gryllotalpa L. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 46 (vulgaris). 
Polnisches Tschiflik, Riva, 1913 (F.), 1 Larve. 
Auch im Belgrader Wald, 23. VII. 1910 (F.), 2 Larven. 


Tridaetylus Oliv. 
21. T. variegatus Latr. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 46. 
Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.); ebenda, Riva, 1913 
(F.); Biledjik, Frühjahr 1910 (F.). 


Nemobius Serv. 
22. N. heydeni Fisch. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 45. 
Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.), 2 Larven. 
Auch im Belgrader Wald, 23. VII. 1910 (F.), 3 92. 


Liogryllus Sauss. 

23. L. eampestris L. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 45. 

Biledjik, Frühjahr 1910 (F.); Gök Dagh, 1911 (F.); Marasch, 
1914 (T.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.), 1 2; Göksün, 1914 (T.). 

Bei dem 2 von Marasch sind die Elytren vollständig schwarz, 
auch bei dem $ vom gleichen Fundort ist die Aufhellung (Gelb- 
färbung) an der Basis der Elytren nur sehr schwach ausgeprägt. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 155 


Acheta Fabr. 
24. A. deserta Pall. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 45 (Gryllus). 
Anatoli Hissar, 18. VIII. 1910 (F.); Armudli, 1911 (F.); 
Jarbaschi (550 m), V.—VII. 1914 (T.). 
1 & von letzterem Fundort mit auffallend breitem Kopf. 


24a. var. deserta Pall. (macropter). 
Saussure, Mel. Orth., V, Gryllides, 1877, p. 330 (Gryllus desertus 
var. desertus). 
Gebse (Anatolien), VIII. 1913 (F.), 1 2. 


25. A. domestica L. 

Brunner, Prodromus, p. 432, t. XI, f. 99 (Gryllus); Kuthy, 
Ann. Mus. Nat. Hung., 1907, p. 432 (Gryllus). 
Marasch, 1914 (T.), 1 2. 

- Erst von Kuthy aus Kleinasien angegeben. 

26. A. burdigalensis Latr. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 46 (Gryllus). 
Hierher gehören vielleicht einige Larven vom Bithynischen 

Olymp. 14. VIII. 1910, 300—800 m Höhe (F.), und von Sekerieköi, 

15.. VIII. 1911 (R.). 

26a. var. cerisyi Serv. 

Konia, VL 1913 (T.). 1%. 
Auch bei Kilia, 21. VIII. 1910, 1 2, das sehr gut flog und 

daher schwer zu fangen war (F.). 


Gryllomorpha Fieb. 


Pantel, An. Soc. Esp. Hist. nat., XIX, 1890, p. 335; 
Ebner, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst., XXIX, 1910, p. 409. 


G. dalmatina Ocsk. 


Brunner, Prodromus, p. 444, t. XI, f. 103; Werner, 
Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 46. 

Belgrader Wald bei Konstantinopel, 23. VII. 1910 (F.), 14. 
27. G. sp. 

Airan, 1914 (T.), 4 99. 

Mittelgroß, braun, dunkler marmoriert. Kopf glänzend, oben 
schwarz, unten dunkelbraun. Der zwischen den Antennen be- 
findliche Kopfteil ist nur wenig schmäler als das Basalglied der 
Fühler. Seitliche Nebenaugen den Komplexaugen näher stehend 
als dem medianen Nebenauge. Letztes Tasterglied länger als das 
vorletzte, etwas hinter der Mitte am breitesten. Pronotum wenig 
breiter als der Kopf, an den Rändern mit schwarzen Borsten um- 
säumt, in der Mitte mit feiner Längsfurche, hinten undeutlich ge- 
randet. Meso- und Metanotum und die Abdominalsegmente fein 
behaart, braun, namentlich die Seiten- und Hinterränder dunkler 
punktiert, in der Mitte mit undeutlicher heller Längslinie. Elytren 
fehlen. Beine braun; Mitteltibien dreispornig. Hintertibien nicht 
gefurcht, der 4. Dorn der äußeren Reihe länger als der darauf- 


8. Heft 


156 Prof. Dr. Franz Tölg: 


folgende Sporn; erstes Tarsenglied der Hinterbeine mit 2 Reihen 
feiner Zähnchen. Subgenitalplatte kurz, in der Mitte ausgerandet. 
Ovipositor die Cerci deutlich überragend. 


Körperlänge 11—13 mm 
Pronotum 2—2,5 ,;, 
Hinterschenkel 7,5—9 Re 
Ovipositor 7,5—9 S, 


Im allgemeinen stimmen die 4 Exemplare nach 3 Bedornung 
recht gut mit G. krüperi Pant. überein. Diese Art lebt in Griechen- 
land und vielleicht auch in Syrien; das @ ist noch nicht sicher be- 
kannt. Pantel stellt G. krüperi in das Subgenus Discoßtila und 
vermutet nach der Anordnung in seiner Tabelle (l. c., p. 352), 
daß das @ wenigstens kleine schuppenartige Elytren besitzt. Da 
mir leider kein $ vorliegt und ich an den 4 $2 keine Elytren er- 
kennen kann, muß die sichere Bestimmung der vorliegenden 
Exemplare bis zur Auffindung eines zugehörigen 3 offen bleiben. 
Wenn dieses von G. krüperi abweicht oder wenn sich herausstellen 
sollte, daß das typische 2 von G. krüperi Elytrenschüppchen be- 
sitzt, dann gehören die 4 vorstehend beschriebenen ?2 einer neuen 
Art an. Diese ist für Kleinasien neu, da aus diesem Gebiete 
bisher nur G. dalmatina Ocsk. angegeben wird. 

Seit meiner kleinen Schrift über die Gattung Gryllomorpha 
ist eine neue Art (G. minima Wern.) aus Algerien bekannt ge- 
worden, die sich an G. uelensis Pant. anschließt (Werner, Sitzber. 
k. Akad. Wissensch. Wien, math.-naturwiss. Kl., CXXIII, 1914, 
p. 389.). Bolivar beschreibt aus Marokko mehrere neue Arten 
(Mem. R. Soc. esp. Hist. nat., VIII, 1914), doch ist meine Art 
mit keiner davon identisch. ER 

Arachnocephalus Costa 
28. A. vestitus Costa 

Brunner, Prodromus, p. 449, t. XT,£.106.; Ebner, Zool. Jebrh, 
Abt. f. Syst., XXIX, 1910, p. 409. 

Anatoli Hissar (Bosporus), 18: VIIL.-1910.8% 

Belgrader Wald, 23. VII. 1910 und VIII. 1913 (F.). 

Oecanthus Serv. 
29. Oe. pellucens Scop. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 45. har sn 

Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.); Anatoli Fener, 
8. VIII. 1909 (F.); Pendik—Aidos Dagh (Anatolien), 3. VIII. 1913, 
(F.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.). 

“Auch im Belgrader Wald 23. VII. 1910 (F.) und bei Seke- 
rieköi, 15. VIII. 1911 (R.). Ye 


TETTIGONIIDAE. 
Rhacoeleis Fieb. 

30. R. germanica Herr.-Schäff. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 34 nr ö 
Gök Dagh, 39118). 
Kilia, VIII: 1913 (F.). 


EEE 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 157 


\ Anterastes Br. 
31. A. serbieus Br. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 34. 
Bithynischer Olymp, 15. VIII. 1910 (F.), 1 2 in 2300:m Höhe. 
Verbreitung: Gebirge von Serbien und Kleinasien. 


Pholidoptera \esm. 


P. smyrnensis Br. 

Brunner, Prodromus, p. 336 (Thamnotrizon) , Werner, Derm.- 

u. Orth. Kleinasiens, p. 35 (Thamnotrizon). 

Kurlia, 1911 IR.) 1 &: 

32. P. annulipes Br. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 35 (Thamnotrizon). 
Jarbasehı, 'V11. 1914 (T.), 1:2. 

33. P. signata Br. = indistineta Bol. 

Brunner, Prodromus, p.337 (Thamnotrizon signatus) ‚Werner, 
Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 35 (Thamnotrizon signatus); Bo- 
livar, Ann. Soc. Ent. Belg., XLIII, 1899, p. 601 (Olynthoscelis 
indistinctus),;, Burr, Ent. Rec., XXV, 1913, p. 12 (Olynthoscelis 
indistincta),; Burr, Mitteil. Kaukas. Mus. VII, 1913, p. 181, t. 
7, £. 7—9 (Olynthoscelis indistincta). 

Jarbaschi, VII. 1914 (T.), 2 38, 2 92. 

Nach Vergleich der Typen Brunners und seiner Beschreibung 
mit der Beschreibung von P. indistincta glaube ich die beiden 
Arten vereinigen zu können. Die Färbung des Kopfes der Exem- 
plare aus der Brunner-Sammlung ist so, wie sie auch von Bo- 
livar für seine Art angegeben wird: die Oberlippe ist nur an der 
Basis mit einem schwarzen Punkt versehen. Auch ragen bei 
P. signata die Elytren nicht über das Pronotum. hervor, wenn 
das Abdomen an das Pronotum angelegt wird; sie kommen nur 
dann zum Vorschein, wenn das Pronotum etwas hinaufgebogen 
wird. Auch der Unterschied an der Subgenitalplatte des 3 läßt 
sich nach Untersuchung der Exemplare Brunners kaum auf- 
recht erhalten, sodaß Bolivar zur Aufstellung seiner neuen Art 
vollständig berechtigt war, wenn er keine Exemplare von P. 
signata zum Vergleich vor sich hatte. In Bezug auf die 22 scheinen 
die Unterschiede viel schärfer zu sein, falls man nicht etwa an- 
nehmen wollte, daß Bolivar auffallend kleine Stücke vor sich 
hatte. 

"P. signata ist in der Brunner-Sammlung von folgenden 
Orten vertreten: Taurus,‘ Gebellie und Jerusalem; außerdem ist 
diese Art noch von Alayund (Werner) und Cypern (Brunner) 
bekannt. P. indistincta kennt man von Marasch, Bimbogha-Dagh 
(Bolivar) und aus dem Kaukasus (Burr). 

34. P. bucephalus Br. 

Brunner, Prodromus, p. 338 (Thamnotrizon); Werner, 
Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 35 (Thamnotrizon); Ebner, Zool. 
Jahrb., Abt. f. Syst., XXIX, 1910, p. 412 (buceplala). 


ö. Heft 


158... Prof. Dr. Franz Tölg: 


Aidos Dagh (Bithynien), 28. VIII. 1910 (F.), 1 $; Gebse 
(Anatolien), VIII. 1913 (F.), 1 2 in einem Erdloch. 

Kütschük Tschekmedje, 1911 (F.); Floria, VIII. 1913 (F.); 
Belgrader Wald, VIII. 1913 (F.). 

Alle diese Exemplare haben an der Oberseite der Vorder- 
tibien 4 Dornen, was der Gattungsdiagnose widerspricht. Falls 
diese Eigenschaft auch bei anderen Exemplaren zu beobachten 
ist, wäre vielleicht eine generische Trennung dieser Art von Pholi- 
doptera gerechtfertigt, da auch andere auffallende Unterschiede 
bestehen (cf. Brunner, l. c., p. 339). 

35. P. fallax Fisch. 

Brunner, Prodromus, p. 342 (Thamnotrizon). 

Tschausch Bachi, 1911 (Uferwiesen), (F.), 1 2. 

Neu für Kleinasien. 


Platycleis Fieb. 

36. P. truncata Wern. 

Werner, Derm.-u. Orth. Kleinasiens, p. 38, t. I, f. 3; Ebner, 
Zool. Jahrb., Abt. f. Syst., XXIX, 1910, p. 412. 

Harunje oder Charunje, Ebene, VII. 1914 (T.), 1 8. 
37. P. intermedia Serv. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 36. 

Gök Dagh, 1911 (F.); Aidos Dagh, VIII. 1913 (F.). 


P. affinis Fieb. 


Brunner, Prodromus, p. 349; Werner, Derm.- u. Orth. 
Kleinasiens, p. 36; Ebner, Zool. Jahrb., Abt. f. Syst., XXIX, 
1910, p. 412. 

Sekerieköi, 15. VIII. 1911 (R.); Belgrader Wald, VIII. 1913 
(F.), Größe der Tiere ziemlich gering, Höcker auf der Unterseite 
des 7. Abdominalsegmentes sehr deutlich und schlank; Floria, 
VIII. 1913 (F.), 2 große 22 mit deutlichem und sehr breitem Höcker 
auf der 7. Bauchplatte. 


d& von Platycleis-Arten aus der grisea-Gruppe liegen mir 
von nachstehenden Fundorten vor: Gebse (Anatolien), VIII. 
1913 (F.); Göksün, 1914 (T.); Harunje, Ebene, VII. 1914 (T.). 
Eine sichere Bestimmung ohne die zugehörigen 92 ist nicht möglich. 


P. nigrosignata Costa 

Brunner, Prodromus, p. 351; Werner, Derm.- u. Orth. 
Kleinasiens, p. 36. 

Floria, VIII. 1913 (F.), 1 2 von gelbbrauner Farbe. 
38. P. schereri Wern. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 36, t. II, £. 8. 

Göksün, 1914 (T.), 1 2. 

Diese Art scheint im männlichen Geschlecht von P. taurica 
Bol. gut unterscheidbar, während die 22 beider Arten nach den 
Beschreibungen ziemlich ähnlich sein dürften. Besonders auf- 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 159 


fallend erscheint mir die Färbung der Legeröhre, die auch von 
Werner genau beschrieben und abgebildet wird. Weitere Unter- 
schiede betreffen die Färbung der Hinterschenkel und der Elytren. 


P. pulchra Wern. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 37, t. II, £. 9. 
Kilia, 1911 (F.), 1 2. 
Bisher nur aus der Umgebung von Smyrna bekannt, neu 
für Europa. 
Decticus Serv. 
39. D. verrueivorus L. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 39. 
Aidos Dagh, 28. VIII. 1910 und VIII. 1913, 628 m Höhe (F.). 
Kütschük Tschekmedje, 1911 (F.). Dieses Exemplar ist sehr 
groß und daher der folgenden Art ziemlich ähnlich. 
40. D. albifrons Fabr. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 39. 
Gebse (Anatolien), VIII. 1913 (F.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.); 
Marasch, 1914 (T.); Giaur Gök, 1914 (T.). 
Kütschük Tschekmedje, 1911 (F.); Floria, VIII. 1913 (F.) 


Medecticus Uv. 


Uvarov, Revue Russe d’Entom., XII, 1912, p. 214. 
41. M. assimilis Fieb. 

Ebner, Ann. Nat. Hofmus. Wien, XXVI, 1912, p. 448; 
Krauß, Verh. Nat. Ver. Karlsruhe, XXI, 1909, p. 39 (Decticus) ; 
Burr, Mitteil. Kaukas. Mus., VII, 1913, p. 182; Uvarov, Bull. 
Mus. Caucase, X, 1916, p. 194. 

Jarbaschi, VII. 1914 (T.), & 2. 

Zu den von mir zusammengestellten Gebieten, in denen diese 
interessante Art vorkommt, ist noch Palästina und Kurdistan 
nachzutragen. 

Neu für. Kleinasien. 

Tettigonia L. 

Karny, Zool. Ann., II, 1908, p. 202. 
42. T. viridissima L. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 32 (Locusta). 

Touzla (Anatolien), Frühjahr 1910, leg. Betsch (F.); Ma- 
rasch, 1914 (T.). 

43. T. eantans Fuessly 
Brunner, Prodromus, p. 309 (Locusta); Kirby, Syn. Cat. 
Orth., II, 1906, p. 218 (Phasgonura). 

Marasch, 1914 (T.), 1 £. 

Das einzige Exemplar weicht durch etwas kürzere Hinter- 
flügel und ziemlich deutliche schwarze Flecken an der Basis der 
Dornen an der Unterseite der Hinterschenkel von mitteleuropäi- 
schen Stücken etwas ab, stimmt aber sonst gut damit überein. 
Diese Art ist für Kleinasien neu, wird aber aus dem Kaukasus 
(Lutshnik) und von Kirby für Armenien angegeben. 

8. Heft 


160 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Saga Charp. 


Saussure, Ann. Soc. ent. France, (6) VIII. 1888, ‘p: 129. 
44. $. ephippigera Fisch.-W. = syriaca Luc. 

Werner, Zool. Anzeiger, XXVI, 1903, p. 529; Ware 
Zool. Anzeiger, XXVIII, 1904, p. 82; Ebner, Ann. Nat. Hofmus. 
Wien, XXVI, 1912, p. 443 (syriaca). 

Harunje, Ebene, VII. 1914, (T.), 1 8; Amanus-Gebirge (ohne 
genaueren Fundort), 1914 (T.), 1 8. 

In Übereinstimmung mit Werner und im Anschluß an eine 
eigene Arbeit vereinige ich auch hier die beiden Arten. Anzahl 
der Tibialdornen beim &: 1. Beinpaar links außen 10, innen 10, 
rechts außen 11, innen 10; 2. Beinpaar links außen 11, innen 10, 
rechts außen 11, innen 10. Anzahl der Tibialdornen beim Q: 
1. Beinpaar links außen 11, innen 11, rechts außen 11, innen 11; 
2. Beinpaar links außen 11, innen 10, rechts außen 12 (der erste 
von diesen ist aber sehr klein), innen 10. 


45. $. natoliae Serv. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 48. 
Aidos Dagh (Bosporus), 12. VII. 1909 (F.), 1 &. 
Belgrader Wald, 23. VII. 1910 (F.), 1 £. 


Homorocoryphus Karny 


Karny, Copiphorinae, Gen. Ins., 1912, p. 36. 
46. H. nitidulus Scop. . 

Brunner, Prodromus, p. 304, t. VIII, £. 71 (Conocephalus 
mandibularis). 

Jalova (Bithynien), 31. VII. 1910. (E.), 12% 

Neu für Kleinasien, aber aus Transkaukasien, Syrien und 
Turkestan bereits bekannt (Adelung, Giglio-Tos, Dr 


Xiphidion Serv. 
Karny, Conocephalinae, Gen.-Ins., 1912, p. 10. 
47. X. fuscum Fabr. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 32 (Xiphidium). 
Gok Dash, 1911 (T.), 105. FR 


‚ Theeoxiphidion Karny 
Karny, Conocephalinae, Gen. Ins., 1912, p. 12. 

48. T. hastatum Charp. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, 32.( (Kiphidium). 
Gök Dagh, 1911 (F.), 1 $ und 1 Larve; Cökstin‘ 1914, (T.), 

1 Larve. 

Aus Kleinasien zwar schon bekannt, aber ohne genauere 

Fundortsangaben. 


. Poeeilimon Fisch. 
49. P. syriaeus Br. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, Ba 30. 
Göksün, 1914 (T.). 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 161 


50. P. flavescens Herr.-Schäff. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 29. 
Bithynischer Olymp, 14. VIII. 1910, in 800—1200 m Höhe (F.). 


P. bosphoricus Br. 


Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 29.; Ebner, Zool. 
Jahrb., Abt. f. Syst., XXIX, 1910, p. 411. 

Belgrader Wald, 26. VII. 1910 (F.). 
51. P. sp. = bosphoricus Br. var.? 

Ebner, Zool. Jahrb., Abt. f.. Syst., XXIX, 1910, p. 411. 

Jalova, 31. VII. 1910 (F.); Gök Dagh, 1911 (F.). 

Jarim Burgas, 8.—12. VIII. 1909 (F.); Kütschük Tschek- 
medje, 1911 (F.); Kilia, 1911, (F.); Floria, VIII. 1913 (F.). 

Hier vereinige ich vorläufig mehrere Exemplare, die aber 
etwas voneinander abweichen. Wie ich schon früher einmal an- 
gedeutet habe, erinnern die Tiere wegen der feinen und meist 
zahlreichen Zähnchen an den Cerci am ehesten an P. bosphoricus, 
unterscheiden sich aber davon, indem sie daselbst nie den für die 
genannte Art charakteristischen größeren Endzahn besitzen. Die 
dd weichen voneinander durch ungleiche Anzahl und Größe der 
Zähnchen an den Cerci, sowie durch verschiedene Ausbildung des 
Mittelkieles und des Hinterrandes der Subgenitalplatte ab. Diese 
Platte ist in den meisten Fällen deutlich ausgerandet und nur bei 
einem Exemplar dreieckig ausgeschnitten. Außer P. bosphoricus 
wären namentlich noch P. flavescens Herr.-Schäff., similis Ret. 
und eventuell noch P. caucasicus Adel. zu berücksichtigen, die 
aber durch etwas andere Beschaffenheit der früher genannten 
Körperteile ausgezeichnet sind. Bei: der Schwierigkeit, die bei 
der Bestimmung von Odonturen herrscht, möchte ich auch dies- 
mal von einer Neubenennung absehen und die vorliegenden Tiere 
in den Formenkreis des P. bosphoricus einreihen. Die Variabilität 
dieser Art scheint nach den Angaben von Retowski eine sehr 
große zu sein. Vielleicht würde man auf Grund eines reichlichen 
und sorgfältig konservierten Materials eine bessere Bestimmung 
vornehmen können. Die 99 lassen sich von P. flavescens durch 
die etwas kürzere Legeröhre unterscheiden; ihre Zugehörigkeit 
läßt sich aber nur dann mit einiger Sicherheit feststellen, wenn 
von demselben Fundort auch d& vorliegen. 


Isophya Br. 

52. 1. amplipennis Br. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 30. 

Koschan, VII. 1913 (F.), 1 sehr dunkles 9. 
53. I. rodsjankoi Bol. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 31. 

Jarbaschi, VI: 1914 «T.), 1 8. 

Stimmt mit Bolivars Beschreibung sehr gut überein, ist 
aber ein wenig kleiner und dunkler. 


Archiv für Naturgeschichte 
1919 11 8. Heft 


162 Prof. Dr, Franz Töleg: 


54. 1. sehneideri Br. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 30. 

Göksün, 1914 (T.), 1 8. 
55. 1. savignyi Br. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 31. 

Göksün, 1914 (T.), 1 &. 

Viel dunkler als die Exemplare in der Brunner- Sammlung, 
aber sonst gut damit übereinstimmend. 


Leptophyes Fieb. 
56. L. albovittata Koll. 
Werner, Ann. Nat. Hofmus. Wien, XX, 1905, p. 170. 
Jalova, 31. VII. 1910 (F.), 1 $; Polnisches Tschiflik, Riva, 
1913 (F.), 1 &. 


Acrometopa Fieb. 


57. A. syriaca Br. 


Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 31. 

Jarbaschi, VII. 1914 (T.); Marasch, 1914 (T.); Göksün, 
1914 (T.). 

Das $ von letzterem Fundort weist zwei Mißiee auf, 
die bei Orthopteren übrigens öfters zu beobachten sind. Der 
Schenkel des linken Vorderbeines ist etwas kürzer als jener der 
anderen Seite. Die linke Vorderschiene ist ebenfalls verkürzt, 
an der Spitze abgerundet und dunkel, ihre Gehörorgan ist aber 
normal ausgebildet; die Tarsen fehlen vollständig. Noch auffallen- 
der ist das rechte Mittelbein: sein Schenkel ist dünn und sehr 
kurz, die Tibia stellt nur einen an der Spitze dunkleren Stummel 
dar, die Tarsen fehlen natürlich ganz. Nachstehende Tabelle gibt 
die Größenangaben der beiden ersten Beinpaare an. 


Bear NUT =3 ink rechts 
erstes | Femur Ri 5 ımm 13 mm 
Beinpaar |  Tibia 6 mm — 15 mm 
zweites Femur ws 17,5 nn mm 
Beinpaar | Tibia | 19 mm 0,5 mm 


Es handelt sich wenigstens beim rechten Mittelbein um eine 
Regeneration. Ähnliche Beispiele bringen auch MeguS& Sar und 
Griffini. 


| Phaneroptera Serv. 
58. P. quadripunctata Br. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kläinssiens, PR 
Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909. (F.). 
PR ee Wald, 93. VII. 1910 (F.); Kütschük Tschekmedje, 
14. (89). 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 163 


Tylopsis Fieb. 
59. T. thymifolia Petagna 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 31 (liliifolva). 

Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.) und 13. VIII. 1911 
(R.); Jalova, 31. VII. 1910 (F.); Aidos Dagh (Bithynien), 28. VIII. 
1910 (F.); Armudli, 1911 (F.); Gebse, VIII. 1913 (F.). 

Belgrader Wald, 26. VII. 1910 (F.); Jarim Burgas, 7. VII. 
1910 (F.); Kilia, 1911 (F.); Sekerieköi, 15. VIII. 1911 (R.). 

Die Exemplare sind recht verschieden gefärbt: grün, dann 
meist mit dunklerem Mittelstreifen, seltener mit dunkelgrün mar- 
morierten Elytren; einfärbig gelbbraun (gracilis Germ.); gelbbraun 
mit dunkler gefleckten Elytren (margineguttata Serv.). 

Eine Larve aus dem Belgrader Wald, die ich inzwischen an 
anderer Stelle abgebildet habe (R. Ebner, Asymmetrie bei In- 
sekten, Naturwissenschaftliche Wochenschrift, N. F., XVII, 1918, 
p. 234, f. 4), mit regeneriertem rechten Mittelbein. Die Größen- 
angaben für dieses Beinpaar lauten wie folgt: 


Zweites Beinpaar | links rechts 
Femur | 8 mm 3 mm 
Tibia RT 53 10 Fe | 3,5 mm 
Tarsus | 2,5 mm | Me 12 an = 


Tibia des rechten Mittelbeines etwas gekrümmt, drehrund und 
fast unbedornt; Anzahl der Tarsenglieder und Krallen auf beiden 
Seiten gleich. 


ACRIDIDAE (= LOCUSTIDAE). 


Paratettix Bol. 
60. P. meridionalis Ramb. 


Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 27. 
Gök Dagh, 1911 (F.); Polnisches Tschiflik, Riva, 1913 (F.). 


Aerydium Geoffr. 
61. A. subulatum L. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 27 (Tettix). 
Gök Dagh, 1911 (F.); Eski Chehir, 1911 (F.). 
Belgrader Wald, 1911 (F.). 


var. attenuatum Sel.-L. (= sahlbergi Saulcy). 
Karny, Wien. Ent. Zeit., XXVI, 1907, p. 272. 
-  Jarim Burgas, 1911 (F.); Belgrader Wald, 1911 (F.). 

62. A. depressum Bris. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 27 (Teitix). 
Beikos, 1911( F.); Adana, 1911 (F.); Jarbaschi, VII.1914(T.). 
Belgrader Wald, 23. VII. 1910 (F.). 


11* 8. Heft 


164 Prof. Dr. Franz Tölg: 


62a. var. acuminatum Bris. 
Karny, Wien. Ent. Zeit., XXVI, 1907, p. 272. 
Jarbaschi, VII. 1914 (T.); Göksün, 1914 (T.). - 
Belgrader Wald, 1911 (F.). 


Acrida IL. 

63. A. turrita L. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 13 (Tryxalis na- 
suta); Burr, Trans. Ent. Soc. London, 1902, p. 164 (nasuta). 

Feneraki (auf Wiesen), 22. VII. 1909 (F.), Larven; Anatoli 
Fener, 8. VIII. 1909 (F.); Polnisches Tschiflik (auf Wiesen), 
15. VIII. 1909 (F.); Bithynischer Olymp, 15. VIII. 1910, in 1200 
bis 1700 m Höhe (F.); Aidos Dagh (Bithynien), 28. VIII. 1910 
(F.); Skutari, 6. VIII. 1911, (R.), Larve; Kandillü, 15. VII. 
1911 (R.); Cartal, 1911 (F.); Armudli, 1911 (F.); Marasch, 1914 (T.). 

Sekerieköi, 15. VIII. 1911 (R.). 


Acridella Bol. 


64. A. nasuta I. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 14 (Tryxalis un- 
guiculata); Burr, Prans. Ent. Soc. London, 1902, p. 172 (Acrida 
variabilis). 

Jarbaschi, VII. 1914, (T.); Göksün, 1914 (T.); Marasch, 
1914 (T.). 

Duroniella Bol. 
65. D. latieornis Krauß 

Krauß, Verh. Nat. Ver. Karlsruhe, XXI, 1909, p. 42, 
f. 11—12 (Duronta). 

Jarbaschi, VII. 1914 (T.); Göksün, 1914 (T.); Marasch, 
INAAT): 

Diese Art unterscheidet sich von D. fracta Krauss durch ge- 
ringere Größe sowie durch andere Form des Pronotums und na- 
mentlich der Antennen. D. laticornis ist nur aus Palästina 
bekannt, doch scheinen einige Exemplare in der Brunner- 
Sammlung, die bei D. fracta stecken, ebenfalls hieher zu gehören 
(z. B. von Beirut). Die typische D. fracta scheint demnach vor- 
wiegend den Westen von Kleinasien zu bewohnen, während sie 
im Osten und in Syrien durch die ihr sehr nahestehende D. latı- 
cornis ersetzt werden dürfte. Falls man D. laticornis als eigene 
Art aufrecht hält, so sind die aus der Literatur zusammengestellten 
Fundortsangaben von D. fracta bei Krauß sorgfältig auf ihre 
Richtigkeit zu prüfen, da sich manche auf D. laticornis beziehen 
könnten. 

Bei einigen 2? von Jarbaschi sind die Antennen etwas länger 
als bei normalen Stücken, ohne daß aber die betreffenden Exem- 
plare zu D. fracta gehören dürften. Ein 2 vom gleichen Fundort 
mit Mißbildung: beulenförmige Auftreibung an der rechten Seite 
des Pronotums hinter der Ouerfurche. 


| 


{er} 
[it 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 1 


Paracinema Fisch. 
66. P. trieolor Thunb. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 14. 
Eski Chehir, 1911 (F.). 


Doeiostaurus Fieb. 
67. D. maroceanus Thunb. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 17 (Stauronotus) ; 
Bücher, Die Heuschreckenplage und ihre Bekämpfung (Stauro- 
nobus). 

Harunje, Ebene, VII. 1914 (T.); Giaur Gök, 1914 (T.); Göksün, 
1914 (T.). 

68. D. hauensteini Bol. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 17, t. I, f. 5 (Stau- 
ronotus). 

Koschan, VII. 1913 (F.), 2 22, davon eines mit heller Längs- 
linie über Kopf und Pronotum und mit FE gefärbtem Axillar- 
feld der Elytren; Göksün, 1914 (T.), 3 22. 

69. D. brevicollis Eversm. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 17 (Stauronotus). 

Aidos Dagh (Bithynien), 28. VIII. 1910 (F.); Konia, VI. 
1913 (T.); Koschan, VII. 1913 (F.); Harunje, Ebene, VII. 1914 
(T.); Göksün, 1914 (T.). 

D. sp. | 

Göksün, 1914 (T.), 1 8. 

Dieses Exemplar hat helle Hintertibien, welche keine Spur 
von Rot aufweisen. Knie der Hinterbeine schwarz, Tibien im 
Basalteil mit hellem Ring. Da ich nicht weiß, ob es sich nur um 
ein entfärbtes Stück von D. brevicollis oder um D. genei Ocskay 
handelt, so führe ich das einzige Exemplar gesondert an. D. genei 
wird von Redtenbacher aus Kleinasien angegeben und kommt 
auch in Syrien vor (Brunner, Giglio-Tos). 


70. D. anatolieus Krauss 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 17 (Stauronotus). 
‚Aidos Dagh (Bithynien), 28. VIII. 1910 (F.); Eski Chehir, 
1911 (F.); Gebse (Anatolien), VIII. 1913 (F.); Harunje, Ebene, 
V1I. 1914 (T.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.); Giaur Gök, 1914 (T.); 
Göksün, 1914 (T.). = 
0a. var. castaneo-pieta Krauss 
. Werner, Derm.- u. Orth.. Kleinasiens, p. 17 (Siauronotus). 
Harunje, Ebene, VII. 1914 (T.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.); 
Göksün, 1914 (T.). 
Diese hübsche Varietät liegt mir nur in wenigen Exemplaren 
vor. Sie ist schon im Nymphenstadium leicht zu erkennen. 


- Die kleinasiatischen und syrischen Dociostaurus-Arten lassen 
sich in folgender Weise unterscheiden: 


8. Heft 


166 Prof. Dr. Franz Tölg: 


1. Hintertibien rot. 
2. Elytren das Abdomen deutlich überragend, Scheitelgrüb- 
chen trapezoidförmig. maroccanus Thunb. 
2’. Elytren das Abdomen nicht überragend, Scheitelgrübchen 
mit nahezu parallelen Rändern. 

3. Größer und plumper. Elytren die Spitze des Abdomens 
nicht erreichend. Letztes Abdominaltergit des Z am 
Hinterrand mit zwei großen Lappen. 

4. Hinterschenkel stark verdickt, Lappen am Hinter- 
“  rand des letzten Abdominaltergits beim g innen 
durch eine Naht verbunden. hauensteini Bol. 
4’ Hinterschenkel weniger verdickt und schmäler. Lap- 
pen am Hinterrand des letzten Abdominaltergits 
beim & innen einander berührend, aber nicht ver- 
bunden. kervillei Bol.*) 

3’. Kleiner und schlanker. Elytren meist bis zur Spitze 
des Abdomens reichend. Letztes Abdominaltergit des $ 
in der Mitte ausgerandet, jederseits mit einem kleinen 
Lappen. brevicollis Eversm. 

1’. Hintertibien bläulich oder blaugrau. 
2. Größere Art. Hinterschenkel oben undeutlich gefleckt. 
anatolicus Krauss 
9'. Kleinere Art. Hinterschenkel oben deutlich gefleckt. 
genei Ocskay 


J. Azam (Notes orthopterologiques, Bull. Soc. ent. France, 
Paris 1913, p. 219) beschreibt außerdem noch Docvostaurus cras- 
siusculus Pantel var. cappadocicus Az. aus Kleinasien, doch dürfte 
_ diese Varietät eher zu D. hauensteini gehören. Diese Art variiert 
sehr in Bezug auf die Länge der Elytren, worauf schon Werner 
hingewiesen hat. 


Gomphocerus Thunb. 
71. G. maeulatus Thunb. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 16. 
Bithynischer Olymp, 15. VIII. 1910, in 1200—1900 m Höhe (F.). 


Stenobothrus Fisch. 
72. S. lineatus Panz. 
Brunner, Prodromus, p. 104. 
Bithynischer Olymp, 15. VIII. 1910, in 1700—1900 m Höhe 
(F.), 1 9. Neu für Kleinasien. 
73. S. fischeri Eversm. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 19. 
Göksün, 1914 (T.). 
Re *) Bolivar 1., Bull. Soc. des Amis des Sciences Nat. de Rouen, 


5. Serie, 1911, 47. Annde, Rouen 1912, p. 36. — Die genannte Art stammt. 
aus Syrien. 


Ergebnisse einer zoolegisch. Forschungsreise nach Kleinasien 167 


Omocestus Bol, 
74. O. petraeus Bris. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleasiene p. 15 (Stenobothrus). 
Aidos Dagh (Bithynien), 28. VIII. 1910 (F.); Cartal, 1911 
(F.); Eski Chehir (Gebirgswiesen), 1911 (F.). 
Kütschük Tschekmedje, 1911 (F.); Floria, VIII. 1913 (F.). 


75. O0. ventralis Zett. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 15 (Stenobothrus 
rufipes). 

Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 und 1911 (F.); Aidos Dagh 
(Bithynien), 28. VIII. 1910 (F.); Cartal, 1911 (F.). 

Belgrader Wald, 21. VIII. 1910 (F.); Kilia, VIII. 1913 (F.). 

In der Farbe sehr veränderlich. Während das eine © von 
Poln. Tschifl. größtenteils schwarz ist und keine Spur von grün 
aufweist, sind die Exemplare vom Belgr. Wald sehr hell mit fast 
rotbrauner Grundfarbe. 


Stauroderus Bol. 

76. S. vagans Eversm. var. lesinensis Krauss 

Brunner, Prodromus, p. 118 (Stenobothrus vagans). 

Bithynischer Olymp, 14. VIII. 1910 (F.), 1 2 in 800—1200 m 
Höhe; Aidos Dagh, 28. VIII. 1910 (F.), 1 2; Cartal, 1911 (F.), 
mehrere Exemplare. 

Neu für Kleinasien. Die Unterscheidung dieser Art von 
S. variabilis ist namentlich bei den $& oft recht schwierig. 


77. S. cognatus Fieb. 

Brunner, Prodromus, p. 119 (Sienobothrus). 

Bithynischer Olymp, 13. VIII. 1910 (F.), 1 2 in 800—1200 m 
Höhe. 

Neu für Kleinasien, sonstige Verbreitung: Südrußland, 
Kaukasus, Kurdistan, Nordpersien. Transkaspien, Sibirien, Amur. 


78. S. variabilis Fieb. (= bicolor Charp. + biguitulus L.). 


Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 15 (Stenobothrus 
bicolor); Ebner, Mitteil. Nat. Ver. Univ. Wien, VIII, 1910, p. 149. 

Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 und 1911 (F.); Bithyni- 
scher Olymp, 14. VIII. 1910, in 800—1200 m Höhe (F.); Aidos 
Dagh, 28. VIII. 1910 und 1913 (F.), (bicolor); Kandillü, 15. VII. 
1911 (R.); Gök Dagh, 1911 (F.), (bicolor und biguttulus) ; Eregli, 
VI. 1913, (T.); Ackermann Tschiflik, Riva (Anatolien), 19.—20. 
VII. 1913 (F.); Das Dagh, VI. 1914 (T.), (bicolor); Marasch, 1914 
(T.), (bicolor) ; Jarbaschi, VII. 1914 (T.), (bicolor); Harunje, Ebene, 
VII. 1914 (T.); Göksün, 1914 (T.). 

Wie ich schon an anderer Stelle ausgeführt habe, sind die 
beiden „Arten“ bicolor und biguttulus zu vereinigen. S. vartabilis 
bicolor ist in Kleinasien weit verbreitet, während S. variab. bigut- 
Zulus aus diesem Gebiete noch nicht bekannt war. 


8. Heft 


168 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Chorthippus Fieb. 

79. C. pulvinatus Fisch.-\Valdh. 

Werner, Ann. Nat. Hofmus. Wien, XX, 1905, p. 169 (Steno- 
bothrus). 

Aidos Dagh, 28. VIII. 1910 und 1913 (F.); Cartal, 1911 (F}). 

Sekerieköi, 15. VIII. 1911 (R.); Kilia, 1911 (F.), 1 2; Bel- 
grader Wald, VIII. 1913 (F.). 

Mit Ausnahme des einzigen Exemplares von Kilia, bei dem 
die Elytren die Spitze der Hinterschenkel fast erreichen, gehören 
alle anderen der var. dechivus Bris. an. 


80. C. dorsatus Zett. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 16 (Stenobothrus). 

Bithynischer Olymp, 13. VIII. 1910, in 800-1200 m Höhe 
(F.); Cartal, 1911, (F.); Tschausch Bachi, 1911 (F.); Adampol, 
41917 (E.); Poln. ie Riva, 1913 (F.); Giaur Gök, 1914 (T.); 
Göksün, 1914 (T.); Jarbaschi, 1914 (T.). 

Belgrader wald) 21. VIII: 1910, 1911: und VINZ 3812 77% 
Sekerieköi, 15. VIII. 1911 (R.); Kilia, 1911 (F.); Kütschük Tschek- 
medje, 1911 (F.). 

Die vorliegenden Exemplare sind in mehrfacher Hinsicht 
untereinander sehr verschieden. Die seitlichen Pronotumkiele 
sind zwar meist etwas gekrümmt, in einigen Fällen aber fast ge- 
rade. An den Elytren ist das Costalfeld bei einigen ?? ziemlich 
schmal und mit einem weißlichen Längsstreifen versehen. Da- 
durch werden solche Stücke dem €. albomarginatus de Geer außer- 
ordentlich ähnlich, doch stimmt der Verlauf der Radial- und 
Discoidalader eher mit €. dorsatus überein. Andererseits erinnern 
jene Exemplare mit stark bogenförmig gekrümmten Pronotum- 
kielen sogar etwas an Stauroderus apicalis Herr.-Schäft. 


81. C. parallelus Zett. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 16 (Sitenobothrus). 
Bithynischer Olymp, 13. VIII. 1910, in 300--800 m Höhe 
(F.); Giaur Gök, 1914 (T.); Göksün, 1914 (T.). 
Belgrader Wald, 26. VII. 1910 (F.). 


Pallasiella Kirby 
82. P. turcomana Fisch.-Waldh. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 18 (Stethophyma 
turcomanum). 
- Aidos Dagh, VIII. 1913 (F.); Harunje, Ebene, VIl. 1914 (T.); 
Jarbaschi, VII. 1914 (T.); Göksün, 1914 (T.); Marasch, 1914 (T.). 
Floria, VIII. 1913 (F.). 


Areyptera Serv. 
83. A. labiata Brulle 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 18 (Stethophyma 
labiatum). less 
Harunje, Ebene, VII. 1914 (T.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.). 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 169 


Aiolopus Fieb. 

84. A. strepens Latr. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 18 (Epacromia). 

Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.); Gebse (Anatolien), 
Frühjahr 1910, leg. Betsch (F.); Bithynischer Olymp, 14.—15. 
VIII. 1910, in 300—1700 m Höhe (F.), Larven und Imagines; 
Cartal, 1911 (F.). 

Belgrader Wald, 23. VII. 1910 (F.). 


85. A. thalassinus Fabr. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 19 (Epdacromia 
thalassina). 

Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.), eine Larve und ein 
noch nicht ausgefärbtes $, dessen Zugehörigkeit zu A. thalassinus 
nicht sicher ist; Feneraki (südlich von Skutari), Uferwiese, 22. VII. 
1909 (F.), 1 grüne Larve mit hellem Mittelstreif über Kopf und 
Pronotum; Bithynischer Olymp, 13.—14. VIII. 1910, in 300 bis 
800 m Höhe (F.), einige Larven; Armudli, 1911 (F.), 1 einfärbig 
grüne Larve im letzten Stadium; Aidos Dagh, 1913 (F.), 1 Larve; 
Jarbaschi, 1914 (T.); Giaur Gök, 1914 (T.). 


Pyrgodera Fisch.-Waldh. 


86. P. armata Fisch.-Waldh. 


Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 22. 
Konia, VI. 1913, (T.), & 9: Göksün, 1914 (T.), 48 9. 


Celes Sauss. 

87. C. variabilis Pall. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 20. 

Göksün, 1914 (T.), 2 3d. 

Eloria, -V111..1913: (E;), 1-8. - 

Alle 3 Exemplare sind etwas größer ©1s mitteleuropäische 
Stücke und haben hellrote Hinterflügel (rhodoptilus Charp.). 
Apikalteil der Flügel bei den 2 SS aus Kleinasien sehr dunkel. 


Oedaleus Fieb. 


88. Oe. nigrofaseiatus de Geer 


Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 22. 

Aidos Dagh, 28. VIII. 1910 und VIII. 1913 (F.); Eski Chehir, 
1911 (F.); Giaur Gök, 1914 (T.); Göksün, 1914 (T.). 

In grünen und braunen Exemplaren vorliegend. 


'Pachytylus Fieb. 


89. P. danieus L. 


Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p: 22; 
-: Prinkipo, 1911, (F.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.): 


8. Heft 


170 Prof. Dr. Franz Töle: 


Oedipoda Serv. 
90. Oe. miniata Pall. var. flava Sauss. 

Brunner, Prodromus, p. 163; Saussure, Prodr. Oedip., 
1884, p. 149; Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 21; Kuthy, 
Ann. Mus. Nat. Hung., 1907, p. 432. 

Göksün, 1914 (T.), 2 3G. 

91. Oe. eoerulescens L. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 21. 

Anatoli Fener, 8. VIII. 1909 (F.) ; Polnisches Tschiflik, 15. VII. 
1909 (F.); ebenda, 13. VIII. 1911 (R.), var. collarıs Karny; Bi- 
thynischer Olymp, 14.—15. VIII. 1910, in 1200—1900 m Höhe 
(F.); Aidos Dagh, 28. VIII. 1910 und VIII. 1913 (F.); Kandili, 
- 15. VIII. 1911 (R.); Harunje, Ebene, VII. 1914 (T.); Jarbaschi, 
VII. 1914 (T.), var. collaris. 

Belgrader Wald, 23.—26. VII. 1910 (F.); ebenda, 15. VII. 
1911 (R.); Sekerieköi, 15. VIII. 1911 (R.); Kütschük Tschekmedje, 
1911 (F.), var. ferrugata Karny. 

92. Oe. salina Pall. = 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 21 (gratiosa). 

Feneraki, 22. VII. 1909, auf Uferwiesen (F.); Jalova (Bithy- 
nien), 31. VIII. 1910 (F.); Armudli, 1911 (F.); Konia, VI. 1913 
(T.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.); Giaur Gök, 1914 (T.); Göksün, 
1914 (T.). 

Belgrader Wald, 26. VII. 1910 und VIII. 1913 (F.); Kilia, 
1911 (F.); Floria, VIII. 1913-(F.). 

Die Varietäten sind dieselben, wie sie Karny für Oe. coeru- 
lescens zusammengestellt hat: cruciata, marginata (Floria) und 
collarıs (Giaur Gök). 

93. Oe. sehochii Sauss. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 21. 
Eski Chehir, 1911 (F.), 1 2. 


Acrotylus Fieb. 


94. A. insubrieus Scop. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 20; Ebner, Zool. 
Jahrb., Abt. f. Syst., XXIX, 1910, p. 405 (versicolor). 

Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.); ebenda, Riva, 1913 
(F.); Biledjik und Gebse (Anatolien), Frühjahr 1910, leg. Betsch 
(F.), 8 2; Aidos Dagh (Bithynien), 28. VIII. 1910 (F.), 1 2 und 
2 Larven; Cartal, 1911 (F.); Koschan, VII. 1913 (F.); Jarbaschi, 
VII. 1914 (T.).; Marasch, 1914 (T.). 

Kütschük Tschekmedje und Belgrader Wald, 1911 (F.). 

Bei einem 9 von Jarbaschi ist der linke Fühler viel kürzer 
als der rechte und zählt auch weniger Glieder, das Endglied ist 
aber normal abgerundet. 

Ich stelle nunmehr auch die Exemplare aus Albanien, die 
ich früher als A. versicolor Burr bestimmt habe, zu A. insubricus. 
Übrigens vereinigt Krauß (1909) die beiden Arten miteinander. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 171 


95. A. patruelis Herr.-Schäff. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 20. 

Bithynischer Olymp, 15. VIII. 1910, in 1700—1900 m Höhe 
(F.), 1 $; Harunje, Ebene, VII. 1914 (T.); Jarbaschi, VII. 1914 
(T.); Göksün, 1914 (T.). 

Belgrader Wald, 26. VII. 1910 (F.). 

96. A. longipes Charp. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 20. 

Jalova, 31. VIII. 1910 (F.); Aidos Dagh, 1913 (F.). 

Belgrader Wald, 26. VII. 1910, 1911 und VIII. 1913 (F.); 
Kütschük Tschekmedje, 1911 (F.); Floria, VIII. 1913 (F.). 

Flügel an der Basis gelblichweiß oder zitronengelb, seltener 
rötlichgelb. 

Sphingonotus Fieb. 
S. eoerulans L. 


Brunner, Prodromus, p. 150; Werner, Derm.- u. Orth. 
Kleinasiens, p. 19. 

Klar stt.t), 

Das sehr große Exemplar ist auf den Elytren und auf der 
Innenseite der Hinterschenkel sehr undeutlich gefleckt. Flügel 
an der Basis schwach bläulich. 

Körperlänge 32 mm 

Pronotum 6% 

Elytren 34; 

Hinterschenkel 15 , 
97: 8. sp. ig. 2): 

Göksün, 1914 (T.), 1 2. 

Da die Spezies-Systematik dieser Gattung trotz der Tabellen 
von Saussure wegen der beträchtlichen Variabilität einzelner 
Arten sehr schwierig ist, so will ich das einzige Exemplar, das ich 
bei keiner bekannten Art mit Sicherheit unterbringen kann, nur 
beschreiben, von einer Neubenennung aber absehen. 

Mittelgroß; braungrau, dunkler gefleckt. Pronotum vor den 
Querfurchen schwach gekielt, hinter diesen ebenfalls mit deut- 
lichem Längskiel. Elytren mit zwei nicht scharf begrenzten dunk- 
leren QOuerbinden, Apikalteil dunkel gefleckt. Vena intercalata 
gerade, der Media näher als der Ulnaris. Flügel glashell, gegen 
die Basis sehr schwach bläulich; mit undeutlicher grauer Ouer- 
binde, welche eigentlich nur in ihrem mittleren Teil besser sicht- 
bar ist. Hinterschenkel schlank, außen in der zweiten Hälfte 
dunkler, innen daselbst ebenfalls dunkler, gegen die Basis zu aber 
hell. Hintertibien schmutzig-bläulich, unter dem Knie mit schma- 
lem schwarzem Ring. Tarsen so wie die Tibien gefärbt. 


Körperlänge 28 mm 
Pronotum Dr 
Elytren ee 


Hinterschenkel 15 ,, 
8. Heft 


172 Prof. Dr. Franz Tölg: 


Diese Art, die vielleicht nur eine Varietät von S. coerulans 
ist, erinnert durch die angedeutete Flügelbinde an S. arenarius 
Luc. aus Algier und an S. cyanopterus Charp. aus Nord- und 
Mitteleuropa. 


Abb. 2. Sphingonotus sp. von Göksün, vergrößert 
(phot. Dr. K. Miestinger). 


88.- S: Sp. 


Eski Chehr, 1911. (P), 21°. 

Das einzige Exemplar erinnert durch seine geringe ‚Größe 
und den Kiel auf der Prozona des Pronotums an S. callosus Fieb., 
während der Verlauf der Vena intercalata besser mit $. azurescens 
Ramb. übereinstimmt. Da das Pronotum hinten etwas verletzt 
ist, kann ich die Art nicht sicher feststellen. 


Körperlänge 15 mm 
Elytren 11.04 
Hinterschenkel 8 _,, 


Professor Werner, der von demselben Fundort die letzt- 
genannte Art angibt (p. 19), hatte die Freundlichkeit, mir das 
von ihm bei Eski Chehir gefangene ? von S. azurescens zu zeigen. 
Ich kann seine Bestimmung nur bestätigen. Das betreffende 
Exemplar ist etwas kleiner als spanische Stücke, aber nach der 
Beschaffenheit des Pronotums kaum davon zu unterscheiden. 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 173 


5. callosus ist aus Spanien, Algerien, Sarepta an der Wolga, 
Transkaspien und Syrien bekannt, aus Kleinasien aber bisher 
noch nicht angegeben. 

99. S. nebulosus Fisch.-Waldh. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 19. 
Göksün, 1914 (T.), $ 2. 


Tmethis Fieb. 
100. T. eseherichi Krauss 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 23 (Eremobia). 

Eski Chehir, 1911 (F.). 

Beim & sind die Hinterschenkel und die Hintertibien innen 
rot, erstere nahe der Basis mit einem großen dunkleren Fleck; 
beim 2 ist die Rotfärbung weniger lebhaft, der basale Fleck an 
der Innenseite der Hinterschenkel ist fast schwarzviolett. 


Pyrgomorpha Serv. 
101. P. eonica Oliv. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 24 (grylloides). 
Fresk, V1. 1913 77T.); 1 2. 
Paranocarodes Bol. 

Bolivar, Gen. Ins., Fasc. 170, Pamphaginae, 1916, p. 22. 
102. P. straubei Fieb. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 24 (Nocarodes). 

Polnisches Tschiflik, Pendik und Cartal, 1911 (F.); Tschausch 
Bachidere, 1911 (F.), 1 Larve; Adana, 1911 (F.), 1 Larve; Kush- 
djula (Taurusgebiet), 1914 (T.), 1 &, var. 

Kütschük Tschekmedje, 1911 (F.); Sekerieköi, 15. VI. 
1911 (R.). 

Bei den Larven ist der Pronotumkiel teilweise oder ganz von 
einer feinen Längsfurche durchzogen, doch unterscheiden sie sich 
durch die Beschaffenheit des Kopfes und den hohen, konvexen 
Kiel des Pronotums trotzdem gut von den anderen Arten. 

Das einzige Exemplar von Kushdjula weicht von der Be- 
schreibung Brunners (Prodromus, p. 189) etwas ab: Farbe 
braun, Mittelkiel des Pronotums vorn sehr fein gefurcht, Hinter- 
tibien nur an der Innenseite rot und daselbst an der Basis schwarz. 
Erinnert etwas an var. swlcatus I. Bol. (Trab. Mus. Cienc. Nat., 
Nr. 6, p. 28, Madrid 1912), ohne aber vollständig damit überein- 
zustimmen. 

Nocarodes Fisch.-Waldh. 

Bolivar, Gen. Ins., Fasc. 170, Pamphaginae, 1916, p. 24. 
103. N. tölgi n. sp. (Fig. 3). 

d. Grau, teilweise schwarz oder braun. Scheitel ungefähr 
ebenso lang wie breit, eingedrückt. Stirnleiste zwischen den Augen 
wenig vorgezogen. Pronotum stark gekörnelt, mit mehreren längs- 
gerichteten weißlichen Flecken, wenig seitlich zusammengedrückt, , 
vorne in einen stumpfen Winkel vorgezogen; Seitenränder nicht 


8. Heft 


174 Prof. Dr. Franz Tölg: 


hell gesäumt, Hinterrand etwas geschweift und in der Mitte kaum 
nach hinten verlängert. Mittelkiel des Pronotums nicht stark er- 
hoben, stumpf, kaum 
gefurcht; Pronotum von 
der Seite gesehen oben 
fast gerade. Prosternum 
mit einem spitzen Zahn. 
Meso- und Metanotum 
sowie das erste Abdo- 
minalsegment schwarz 
und rauh. Hinter- 
schenkel dick, oberer 

Kiel fast gerade und 
Fig. 3. 


Nocarodes tölgi n. sp. S von Konia. Etwas namentlich Sen die 
vergrößert. (Phot. Dr. K. Miestinger.) >Pitze fein gesägt; un- 
terer Kiel in der Mitte 
etwas vorgezogen und fast ganzrandig. Farbe der Hinterschenkel 
außen hellgrau, innen größtenteils braunschwarz, nur der obere 
Teil und das Knie sind hell. Hintertibien außen ebenfalls hellgrau, 
oben und innen rötlich. Abdomen braun, oben mit zwei seitlichen, 
nach unten verwaschenen Längsstreifen; erstes Abdominalsegment 
mit Tympanum. Subgenitalplatte gekielt. 
Körperlänge 23,5 mm 
Pronotum 6 
Hinterschenkel 17 

Konia, VI. 1913 (T.), 1 £&. 

Nächstverwandt mit Nocarodes odacus Br. und teilweise auch 
mit Paranocarodes fieberi Br. Von ersterem durch den eingedrück- 
ten Scheitel und den ungefurchten, gerade verlaufenden Mittelkiel 
des Pronotums, sowie durch die an der Basis kaum verdunkelten 
Hintertibien verschieden; von letzterem durch die Gattungsmerk- 
male, ferner durch das Pronotum, das weniger hoch gekielt sowie 
vorn und hinten weniger vorgezogen ist, und endlich auch durch 
die Farbe der Tibien gut zu unterscheiden. 

Leider war es mir nicht möglich, meine neue Art mit den Be- 
schreibungen von Noc. gotvendicus Bol. und Noc. aßicalis Bol. 
zu vergleichen. Da mir die betreffende Zeitschrift (Trab. Mus. 
Cienc. Nat., Nr.6, p.29, Madrid 1912) nicht zurVerfügungsteht, kenne 
ich die Arten nur aus dem Zitat in den Gen. Ins. Beide stammen aus 
Persien, weshalb die Wahrscheinlichkeit, daß meine Art aus Zentral- 


») 


» 


Kleinasien mit einer von ihnen identisch ist, ziemlich gering ist.*) 


Die neue Art ist ein echter Nocarodes und von den Gattungen 
Paranocarodes Bol., Eunothrotes Adel. und Vachushtia Shug. gut 
zu unterscheiden. 


*) Inzwischen habe ich diese Arbeit gesehen und festgestellt, daß 
N. tölgi von den beiden genannten Arten gut zu unterscheiden ist. Auch 
N. schelkovnikovi Uvarov (Bull. Mus. Caucase, XII, p. 59, 1918) kommt 
hier nicht in Betracht. | 


© WC IR RE 


Ergebnisse einer zoologisch. Forschungsreise nach Kleinasien 175 


104. N. eyanipes Fisch.-Waldh. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 24. 

Karakeuy (Anatolien), Frühjahr 1910, leg. Betsch (F.), 12. 
Hierher stelle ich auch mehrere kleine Larven vom Bithynischen 
Olymp, 14. VIII. 1910, in 1200—1900 m Höhe (F.), die an einem 
Regentage unter Steinen gefangen wurden. 


Pezotettix Burm. 
105. P. giornae Rossi 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 26 (Platyphyma). 
Jalova (Bithynien), 31. VIII. 1910 (F.); Polnisches Tschiflik, 
13. VIII. 1911 (R.); Armudli, 1911 (F.). 
Belgrader Wald, 21. VIII. 1910 (F.); Sekerieköi, 15. VIII. 
1911 (R.). 


Tropidopola Stäl 
106. T. eylindriea Marsch. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 27 (Opsomala). 
Göksün, 1914 (T.), 1 2. 


Orthacanthaecris Karsch 


107. O. aegyptia L. 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 25 (Acridium 
aegyptium). 

Bithynischer Olymp, 14. VIII. 1910, in 300—800 m und 
1200—1700 m Höhe je eine kleine Larve (F.); Pendik, 1911 
(F.); Prinkipo 1911 (F.); Jarbaschi, VII. 1914 (T.), $ 2. 


Calliptamus Serv. 
108. C. italieus L. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 25 (Caloptenus) ; 
Pantel, Bol. Soc. esp. Hist. nat., 1908, p. 349 (Caloßtenus) ; 
Kheil, Internat. Entom. Zeitschr., 9, 1915, p. 89 (Caloptenus). 
Feneraki, 22. VII. 1909 (F.), 1 Larve; Anatoli Fener, 8. VIII. 
1909 (F.); Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 und 13. VIII. 1911 
(F. und R.); Bithynischer Olymp, 15. VIII. 1910, in 1200—1700 m 
Höhe (F.); Aidos Dagh, 28. VIII. 1910 und 1913 (F.); Jalova, 
31. VIII. 1910 (F.), Larven und Imagines; Armudli und Gök Dagh, 
1911 (F.); Harunje, Ebene, VII. 1914 (T.), Larven und Imagines; 
Jarbaschi, VII. 1914 (T.); Giaur Gök und Göksün, 1914 (T.). 

Belgrader Wald, 23. VII. 1910 und 15. VIII. 1911 (F. und 
R.); Sekerieköi, 15. VIH. 1911 (R.); Kilia, 1911 (F.). 

Diese häufige Art variiert sehr in Bezug auf Färbung, Form 
und Größe des Körpers und der Elytren. Die var. marginella Serv. 
ist von folgenden Orten vertreten: Aidos Dagh, Poln. Tschiflik, 
Belgr. Wald, Sekerieköi und Kilia. Eine hierher gehörige Nymphe 
von letzterem Fundort ist besonders auffallend gefärbt: Kopf mit 
weißen Backen, Pronotum jederseits mit weißem Längsstreifen 
und zwischen diesen ebenfalls sehr hell, Seitenlappen des Pro- 


8. Heft 


176 Prof. Dr. Franz Tölg: Ergebnisse einer zool. Forschungsreise usw, 


notums hinten weiß gerändert. Von den beiden 99 aus Göksün 
ist das eine sehr typisch die var. waitenwyliana Pant., das andere 
bildet einen Übergang zwischen dieser Varietät und der typischen’ 
Form. 
109. C. coelesyriensis Giglio-Tos 

Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 25 (Caloptenus). 
Kirby, Syn. Cat. Orth., III, 1910, p. 549 (Sphodromerus). 

Göksün, 1914 (T.), 1 2. 

Diese Art ist ein echter Calliftamus und von C. italicus haupt- 
sächlich durch die auffallend dunkle Farbe verschieden. 


Paracaloptenus Bol. 

110. P. ealoptenoides Br. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 25 (brunneri). 
Polnisches Tschiflik, 15. VIII. 1909 (F.); Bithynischer Olymp, 

14. VIII. 1910, in 300—800 m Höhe (F.); Aidos Dagh, 28. VII. 

1910 und VIII. 1913 (F.). 

Belgrader Wald, 26. VII. und Jarim Burgas, 7. VIII. 1910 (F.). 


Thisoicetrus Br. 
111. T. dorsatus Fisch.-Waldh. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 26; Uvarov, Hor. 
Soc. Ent. Ross.;, XL, Nr. 3, 1912, p. 33. 
Jarbaschi, VII. 1914 (T.), 1 £. 


Euprepoenemis Fieb. 


112. E. plorans Charp. 
Werner, Derm.- u. Orth. Kleinasiens, p. 26. 
Adana, 1911 (F.), 3 Exemplare im letzten Larvenstadium. 


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| | Abteilung A. . 
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Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist x 
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zugänglich. Be 
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| XIV. 
XV. 

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1. XV. 


Mammalia. 

Aves, 

Reptilia und Amphibia. 
Pisces. 

Insecta. Allgemeines. 
Coleoptera. 

Hymenoptera. 
Lepidoptera. 

Diptera und Siphonaptera. 
Rhynchota. 

Orthoptera— Apterygogenea. 
Myriopoda. 

Arachnida. 


.  Prototracheata. 


Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Gigantostraca, 
nichts [Pyenogonida. 
Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora. 
Brachiopoda, 

Bryozoa. 

Vermes, 

Echinodermata. 

Coelenterata. 


Spongiae. 


. Protozoa. 


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Entomologie 


1838-1862 25 Jahrgänge je 10M. 250 M,, einzeln je, 1 = 
1863-1879 10 „ a TER I & 


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1900-1909 10 „3 7,3100 3: 1000,00, 0 00 
1910 3 RR 
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Die ganze Sammlung 2350. m. 


Der Bericht enthält Arbeiten von: 


Erichson, Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau, von Martens 
RL Kolbe, Stadelmann, Verhoeft, Wandolleck, R. a v 


Ber. Stendell, Nur Illig. 


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1919. 
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8. Heft. 


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Berieht —— 


über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der 


Entomologie 
1838-1862 25 Jahrgänge je 10 M. = 250 M., einzeln . 
1863-1879 10 : „20, = 200 „ N 


1880-1889 10 , 30 ee 
1890-1899 10 „ 40 0 EM 
1900-1909 10 R „100 „. =1000%,, 0.00 0008 
1910 ' ER OR 


1911 er 
Die ganze Sammlung 2350M 


Der Bericht enthält Arbeiten von: 


Erichson, Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau, von Martens, - ‚Eon 
Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeft, Wandolleck, R. Lucas, von Seid 
Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume, Hennings, ke 

Stobbe, Stendell, ‚Nägler, Nie. e 


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